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Die Datierung des Sehiffswraeks von Uluburun riiekte 1987 in den Fokus des wissenschaftliehen Ioteresses, als in einer Ausgabe des National Geographic Magazine Uber die aufregende Ladung des Schiffs berichtet wurde (Bass 1987). Zu Recht wurde das Schiff Dieht nur als ein Meilenstein der UOlerwasserarehaologie, sondem auch der Arehaologie der Splitbronzezeit im gesamten Mittelmeerraum bezeichnet: Es gibt Auskunft tiber die Verbindungen und Beziehungen der Kulturen in dieser Region, so z. B. zwischen Mykenem, Agyptem und Kanaanitern. 1997 publizierte Cemal Pulak, der Ausgraber des Sehiffs- wracks, eine dendrochronologische Datierung, die gut mit den historischen Daten der Konigin Nofretete (1360-1335 v. Chr.) korrespondierte. Von ihr wurde bereits in den ]980er Jahren ein Skarabaus auf dem Schiff gefunden, so dass sich alles zu einer erfolgreichen Geschiehte zusammenfiigte, in der die Historie, die Arcbaologie und die natwwissenschaft- liehe Datierung zusarrunenpassten (Pulak ] 997). Diese offenbar zutreffende Datierung wurde schlieBlich hin- terfragL Das dendrochronologische Datum verschob sich plotzlich urn 22 Jahre (Manning et al. 2001). Nach neuen Messdaten der Holzproben vom Schiff (sie bestanden aIle aus cedrus libarn), und mittels der Anwendung der "wiggle rnatching"-Methode mit Radiokarbondaten wurde ein neues Datum gemessen. Das Ergebnis bestand darin, dass die Daten der zwei Proben, die von Pulak als dunnage (Stauholz - bestehend aus Teilen der Schiffsplanken) bezeichnet werden, alter sind als er- wartet. Da aber an keiner der beiden Proben Rinde erhalten war, konnte das Datum des letzten noch erhaltenen Rings aber le- Abb. I: SelmiLt dllreh eille Holzprobe vom Kielho/z (cedrus liboni) des Sehiffswraeks. Das gesQlllte Holz des Sehiffs isl, genQuso wie alle anderen IInbe/ulIldelten Holzer VOIl Schiff en, die illl MiLJe/llleer geSltllkell Silld, durer. die TiitigkeiL des Teredo- W'II"Ins durell/oehert (Vorlage der Allwrell). diglich als ein terminus post quem flir das Schiff angesehen werden. Dagegen ist ein anderes dendrochronologisches Datum, das vom letzten Wachstumsring eines Kielholzes des Schiffs stammt, vie! relevanter. Leider fehlt auch diesem Holz - eben- falls cedrus liban; - eine unbekannte Zahl von Wachstums- ringen an der AuBenseite. Es ist aber trotzdem interessant zu sehen, dass dieses Stiick Holz, das wohl a priori eher dem Konstruktionsdatum des Schiffs entsprechen sollte, tatsiich- lich jUnger ist als das von dem Feuerholz, das in den 1990er Jahren gemessen wurde. Ein Schnitt durch das Kielholz ist in Abbildung I zu sehen, und die Passgenauigkeit nach einem "wiggle matching" mit Radiokarbondaten ist in den Abbil- dungen 2 und 3 dargestellt. 115

liJrr - Cornell UniversityF lir d ie H ilfe bei d er K O IY ektur d es G ew ich tsfeh lers in < !em O xC al-M o d ell d an k en w ir P ro fesso r S tu art M an n in g von d er U niversilit

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Page 1: liJrr - Cornell UniversityF lir d ie H ilfe bei d er K O IY ektur d es G ew ich tsfeh lers in < !em O xC al-M o d ell d an k en w ir P ro fesso r S tu art M an n in g von d er U niversilit

Die Datierung des Sehiffswraeks von Uluburun ����� riiekte 1987 in den Fokus des wissenschaftliehen Ioteresses, als in einer Ausgabe des National Geographic Magazine Uber die aufregende Ladung des Schiffs berichtet wurde (Bass 1987). Zu Recht wurde das Schiff Dieht nur als ein Meilenstein der UOlerwasserarehaologie, sondem auch der Arehaologie der Splitbronzezeit im gesamten Mittelmeerraum bezeichnet: Es gibt Auskunft tiber die Verbindungen und Beziehungen der Kulturen in dieser Region, so z. B. zwischen Mykenem, Agyptem und Kanaanitern.

1997 publizierte Cemal Pulak, der Ausgraber des Sehiffs-wracks, eine dendrochronologische Datierung, die gut mit den historischen Daten der Konigin Nofretete (1360-1335 v. Chr.) korrespondierte. Von ihr wurde bereits in den ]980er Jahren ein Skarabaus auf dem Schiff gefunden, so dass sich alles zu einer erfolgreichen Geschiehte zusammenfiigte, in der die Historie, die Arcbaologie und die natwwissenschaft-liehe Datierung zusarrunenpassten (Pulak ] 997).

Diese offenbar zutreffende Datierung wurde schlieBlich hin-terfragL Das dendrochronologische Datum verschob sich plotzlich urn 22 Jahre (Manning et al. 2001). Nach neuen Messdaten der Holzproben vom Schiff (sie bestanden aIle aus cedrus libarn), und mittels der Anwendung der "wiggle rnatching"-Methode mit Radiokarbondaten wurde ein neues Datum gemessen.

Das Ergebnis bestand darin, dass die Daten der zwei Proben, die von Pulak als dunnage (Stauholz - bestehend aus Teilen der Schiffsplanken) bezeichnet werden, alter sind als er-wartet.

Da aber an keiner der beiden Proben Rinde erhalten war, konnte das Datum des letzten noch erhaltenen Rings aber le-

Abb. I: SelmiLt dllreh eille Holzprobe vom Kielho/z (cedrus liboni) des Sehiffswraeks. Das gesQlllte Holz des Sehiffs isl, genQuso wie alle anderen IInbe/ulIldelten Holzer VOIl Schiffen, die illl MiLJe/llleer geSltllkell Silld, durer. die TiitigkeiL des Teredo-W'II"Ins durell/oehert (Vorlage der Allwrell).

diglich als ein terminus post quem flir das Schiff angesehen werden.

Dagegen ist ein anderes dendrochronologisches Datum, das vom letzten Wachstumsring eines Kielholzes des Schiffs stammt, vie! relevanter. Leider fehlt auch diesem Holz - eben-falls cedrus liban; - eine unbekannte Zahl von Wachstums-ringen an der AuBenseite. Es ist aber trotzdem interessant zu sehen, dass dieses Stiick Holz, das wohl a priori eher dem Konstruktionsdatum des Schiffs entsprechen sollte, tatsiich-lich jUnger ist als das von dem Feuerholz, das in den 1990er Jahren gemessen wurde. Ein Schnitt durch das Kielholz ist in Abbildung I zu sehen, und die Passgenauigkeit nach einem "wiggle matching" mit Radiokarbondaten ist in den Abbil-dungen 2 und 3 dargestellt.

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Page 2: liJrr - Cornell UniversityF lir d ie H ilfe bei d er K O IY ektur d es G ew ich tsfeh lers in < !em O xC al-M o d ell d an k en w ir P ro fesso r S tu art M an n in g von d er U niversilit

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Abb. 2: Die Lage vOllfiinf Dekadell, die von delll 66 JaJ,re !tlllfas-sendell Kielllolz des Scllifftwracks VOII Ulub,UUII gel/Jessen IPllrdell, eingetragell al/! die il/teTl/alUmnI allerkanllte KalibrieTllngskurve INTCAL04.

Das Radiokarbondatum des letzten Wachstumsrings des Kiel-holzes liegt bei 1364 +15 J. 26 v. Chr. (Standardabweichung 20 = 95.4 % Wahrscheinlichkeit)'. Da das Holz aber nur 66 Wachstumsringe aufweist, ist eine dendrochronologische Einordnung leider nicht moglich.

Andere kurzlebige Materialien yom Schiff, etwa Oliven-keme, Terebinthenharz, auch StUcke des Stauholzes, aus sich leichter zersetzendem Eichenholz (quercus sp.) (im Ge-gensatz zu dem langlebigen Stauholz der cedrus libani, das altere Datierungen ergab) ergaben Alter, die mit den histo-rischen Daten ligyptischer Objekte (vor allem mit dem Ska-rabaus der Nofretete) und der Keramik an Bord vergleichbar waren. Letztere stammen immerhin aus drei verschiedenen Kulturen.

Diese hier dargelegten naturwissenschaftlichen Datierungen, die aus verschiedenen verftigbaren Daten und Techniken zu-sammengestellt wurden, sollen zu dem beitragen, was die Ausgrliber des Schiffs bereits durch archaologische Tech-niken herausgefunden haben, urn die Datierung des Schiffs von UJuburun zu bestiltigen, das vor etwa 3300 Jahren vor der siidwestlichen Kiiste der Ttirkei gesunken ist.

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Event Laresr Ring i/l Keel ��

1700BC 1600BC ISOOBC 1400BC 1300BC I200BC !I00Be Calendar dale

Abb. 3: ZlIsammengesetzte WahrscheillIicllkeitsplols der Posterior-Verteilltllg der RtuIiokarbOlvdaJierten Dekadell nach delll DWM· ModelL D;e offenen, weiten Histogramme im Hilltergrulld zeigell die gesalllie DatierttllgslPahrscheinlichkeit filr jede e;JlzeIl/e Probe. Die gedriillgUlI schwcuulI HistograJIIllle zeigell sie nach der " Wiggle· AllpasSUllg" (die WahrscheinlichkeitsverteiluIIg ist filr aUe Dekll-dell identischi sie spiegelJ den Fehler des Wiggle-MatchiJlgs wider). Die oberell IIIld llllterell Liniell /11llerhalb der schwar:z eingeflirbltR Hislogramme gebell die Datellbreitefdrjede Probe IUlch dem Wiggle-Match be; eu,em Vertrauellsbereich VOII 1U (68.4%), 2u (95.4%), luuJ 3u (99.7%) wieder.

Anmerkungen Flir die Hilfe bei der KOIYektur des Gewichtsfehlers in <!em OxCal-Modell danken wir Professor Stuart Manning von der Universilit Toronto.

Bibliographie

BASS.G.F.: 1987 Oldest known shipwreck reveals Bronze Age splendors. National Geo-

gr.Jph.ic Magazine, 172(6),692-733. MANNING, S. W., KROMER. B.• KUNIHOLM, P. L & NEWTON, M. W.: 200 I Anatolian Tree Rings and a New Chronology for the Easl Medilena-

nean Bronze·Iron Age. Science. 494 (21 Dec. 200 I). PULAK,C.: 1997 The UJoburun Shipwreck. In: S. Swiny, R. L. Hohlfelder, & H. W.

Swiny (Hrsg.), Res Maritimae: Cyprus and the Eastern MeditetraaeaR from Prehistory to LaIC Antiquity, 233-262.

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