9
A. Kamphaus 1  · M. Rapp 2  · L.M. Wessel 3  · M. Buchholz 4  · E. Massalme 1  ·  D. Schneidmüller 5  · C. Roeder 6  · M.M. Kaiser 1 1 Klinik für Kinderchirurgie, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Universität zu Lübeck, Campus Lübeck 2 Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Universität zu Lübeck 3 Klinik für Kinderchirurgie, Universitätsmedizin Mannheim 4 Abteilung für Kinderradiologie, Klinik für Radiologie und Nuklearmedizin, Universität zu Lübeck 5 Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Universitätsklinikum der J.W. Goethe Universität Frankfurt, Frankfurt am Main 6 MEM Forschungszentrum, Institut für Evaluative Forschung in Orthopädischer Chirurgie, Universität Bern LiLa-Klassifikation für Frakturen  der langen Röhrenknochen  im Wachstumsalter Intra- und Interobserverreliabilität Hintergrund und Fragestellung Im Kindes- und Jugendalter sind 80–90% aller Verletzungen an den Extremitäten lokalisiert, wovon wiederum 60–75% die langen Röhrenknochen betreffen und ein Viertel mit einer Fraktur einhergehen [6, 11]. Nach Kontusionen und offenen Wun- den bilden Frakturen die dritthäufigs- te Unfallfolge bei Kindern und Jugendli- chen [12]. Klassifikationen von Erkrankungen oder Frakturen ermöglichen es, Therapie- studien und die Qualität der Behandlung international und national zu vergleichen [3]. Auch im klinischen Alltag kann eine geeignete Klassifikation als Kommunika- tionshilfe und Grundlage für Therapie- entscheidungen dienen [17]. Neben der Reliabilität ist eine leichte Verständlich- keit und gute Anwendbarkeit ausschlag- gebend für die Etablierung. Für einzelne Frakturtypen existieren bereits spezielle Klassifikationen; in der Kindertraumato- logie häufiger eingesetzt werden die Klas- sifikation nach Salter und Harris für Ver- letzungen der Epiphysenfuge [21, 22] so- wie die Klassifikation nach von Laer [15] oder nach Gartland [9] für suprakondylä- re Humerusfrakturen. Viele der frakturspezifischen Klassifi- kationen werden zwar im klinischen All- tag angewendet, wurden aber vor der Ein- führung häufig nicht validiert [27] oder erfüllten in späteren Untersuchungen die Testgütekriterien nur unzureichend [2, 5, 29]. Wird eine nicht validierte Klassi- fikation eingesetzt, kann dies zu verzerr- ten Ergebnissen in Studien [1] oder so- gar zu Behandlungsfehlern führen, wie es eine Analyse von Arzthaftpflichtverfahren über Frakturen bei Kindern veranschau- licht [28]. Um die Behandlung von Kindern und Jugendlichen zu optimieren und mög- lichst kindgerechte Konzepte zu erstellen, bedarf es einer Frakturklassifikation, die alle Besonderheiten kindlicher Frakturen im Wachstumsalter berücksichtigt. Vor diesem Hintergrund entstanden parallel die „AO-Klassifikation für Frakturen im Wachstumsalter“ (PCCF, „Pediatric Com- prehensive Classification of Long-Bone Fractures“ [24]) und die „LiLa-Klassifi- kation für Frakturen der langen Röhren- knochen im Wachstumsalter“ [14, 16] so- wie erst in diesem Jahr in Norwegen die „Classification of children’s fractures ac- cording to the comprehensive classificati- on of long bone fractures by Müller“ [18]. Die „LiLa-Klassifikation für Frakturen der langen Röhrenknochen im Wachs- tumsalter“ wurde von dem Verein „Licht und Lachen für kranke Kinder – Effizienz in der Medizin e. V.“ (LiLa) in Zusam- menarbeit mit dem Institut für Evalua- tive Forschung in Orthopädischer Chir- urgie (IEFO) der Universität Bern entwi- ckelt [14] und in einer vierstufigen Vali- dierungsstudie für die praktische Anwen- dung modifiziert [23]. Beide Klassifika- tionen beruhen auf dem Prinzip der 1987 für Erwachsene veröffentlichten Klassifi- kation der Arbeitsgemeinschaft für Os- teosynthesefragen (AO). Die wesentli- chen Unterschiede liegen in der Einord- nung der Fugenlösungen zu den Schaft- bzw. Gelenkfrakturen, der Definition spe- zieller Frakturformen, den jeweils unter- schiedlichen Sonderregelungen für selte- nere Frakturen im Wachstumsalter sowie der Bewertung der Frakturdislokation in der LiLa-Klassifikation [23]. Fragestellung Unter praxisrelevanten Rahmenbedin- gungen wurde der Frage nachgegangen, ob die LiLa-Klassifikation eine sinnvolle und anwenderfreundliche Option für die Unfallchirurg 2013 DOI 10.1007/s00113-013-2496-9 © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2013 1 Der Unfallchirurg 2013| Originalien

LiLa-Klassifikation für Frakturen der langen Röhrenknochen im Wachstumsalter; LiLa classification for paediatric long bone fractures;

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Page 1: LiLa-Klassifikation für Frakturen der langen Röhrenknochen im Wachstumsalter; LiLa classification for paediatric long bone fractures;

A. Kamphaus1 · M. Rapp2 · L.M. Wessel3 · M. Buchholz4 · E. Massalme1 · D. Schneidmüller5 · C. Roeder6 · M.M. Kaiser1

1KlinikfürKinderchirurgie,UniversitätsklinikumSchleswig-Holstein,UniversitätzuLübeck,CampusLübeck2KlinikfürKinder-undJugendmedizin,UniversitätzuLübeck3KlinikfürKinderchirurgie,UniversitätsmedizinMannheim4AbteilungfürKinderradiologie,KlinikfürRadiologieundNuklearmedizin,UniversitätzuLübeck5KlinikfürUnfall-,Hand-undWiederherstellungschirurgie,Universitätsklinikum

derJ.W.GoetheUniversitätFrankfurt,FrankfurtamMain6MEMForschungszentrum,InstitutfürEvaluativeForschunginOrthopädischerChirurgie,UniversitätBern

LiLa-Klassifikation für Frakturen  der langen Röhrenknochen im WachstumsalterIntra- und Interobserverreliabilität

Hintergrund und Fragestellung

Im Kindes- und Jugendalter sind 80–90% aller Verletzungen an den Extremitäten lokalisiert, wovon wiederum 60–75% die langen Röhrenknochen betreffen und ein Viertel mit einer Fraktur einhergehen [6, 11]. Nach Kontusionen und offenen Wun-den bilden Frakturen die dritthäufigs-te Unfallfolge bei Kindern und Jugendli-chen [12].

Klassifikationen von Erkrankungen oder Frakturen ermöglichen es, Therapie-studien und die Qualität der Behandlung international und national zu vergleichen [3]. Auch im klinischen Alltag kann eine geeignete Klassifikation als Kommunika-tionshilfe und Grundlage für Therapie-entscheidungen dienen [17]. Neben der Reliabilität ist eine leichte Verständlich-keit und gute Anwendbarkeit ausschlag-gebend für die Etablierung. Für einzelne Frakturtypen existieren bereits spezielle Klassifikationen; in der Kindertraumato-logie häufiger eingesetzt werden die Klas-sifikation nach Salter und Harris für Ver-letzungen der Epiphysenfuge [21, 22] so-wie die Klassifikation nach von Laer [15] oder nach Gartland [9] für suprakondylä-re Humerusfrakturen.

Viele der frakturspezifischen Klassifi-kationen werden zwar im klinischen All-tag angewendet, wurden aber vor der Ein-führung häufig nicht validiert [27] oder erfüllten in späteren Untersuchungen die Testgütekriterien nur unzureichend [2, 5, 29]. Wird eine nicht validierte Klassi-fikation eingesetzt, kann dies zu verzerr-ten Ergebnissen in Studien [1] oder so-gar zu Behandlungsfehlern führen, wie es eine Analyse von Arzthaftpflichtverfahren über Frakturen bei Kindern veranschau-licht [28].

Um die Behandlung von Kindern und Jugendlichen zu optimieren und mög-lichst kindgerechte Konzepte zu erstellen, bedarf es einer Frakturklassifikation, die alle Besonderheiten kindlicher Frakturen im Wachstumsalter berücksichtigt. Vor diesem Hintergrund entstanden parallel die „AO-Klassifikation für Frakturen im Wachstumsalter“ (PCCF, „Pediatric Com-prehensive Classification of Long-Bone Fractures“ [24]) und die „LiLa-Klassifi-kation für Frakturen der langen Röhren-knochen im Wachstumsalter“ [14, 16] so-wie erst in diesem Jahr in Norwegen die „Classification of children’s fractures ac-cording to the comprehensive classificati-on of long bone fractures by Müller“ [18].

Die „LiLa-Klassifikation für Frakturen der langen Röhrenknochen im Wachs-tumsalter“ wurde von dem Verein „Licht und Lachen für kranke Kinder – Effizienz in der Medizin e. V.“ (LiLa) in Zusam-menarbeit mit dem Institut für Evalua-tive Forschung in Orthopädischer Chir-urgie (IEFO) der Universität Bern entwi-ckelt [14] und in einer vierstufigen Vali-dierungsstudie für die praktische Anwen-dung modifiziert [23]. Beide Klassifika-tionen beruhen auf dem Prinzip der 1987 für Erwachsene veröffentlichten Klassifi-kation der Arbeitsgemeinschaft für Os-teosynthesefragen (AO). Die wesentli-chen Unterschiede liegen in der Einord-nung der Fugenlösungen zu den Schaft- bzw. Gelenkfrakturen, der Definition spe-zieller Frakturformen, den jeweils unter-schiedlichen Sonderregelungen für selte-nere Frakturen im Wachstumsalter sowie der Bewertung der Frakturdislokation in der LiLa-Klassifikation [23].

Fragestellung

Unter praxisrelevanten Rahmenbedin-gungen wurde der Frage nachgegangen, ob die LiLa-Klassifikation eine sinnvolle und anwenderfreundliche Option für die

Unfallchirurg2013DOI10.1007/s00113-013-2496-9©Springer-VerlagBerlinHeidelberg2013

1Der Unfallchirurg 2013  | 

Originalien

Page 2: LiLa-Klassifikation für Frakturen der langen Röhrenknochen im Wachstumsalter; LiLa classification for paediatric long bone fractures;

Klassifikation von Frakturen der langen Röhrenknochen im Wachstumsalter dar-stellt. Hierzu wurden an einem klinischen Patientenkollektiv die Intra- und Interob-serverreliabilität ermittelt.

Methodik

Studienpopulation

Prospektiv wurden alle Fraktur der lan-gen Röhrenknochen bei Kinder und Ju-gendlichen (<16 Jahre) erfasst, die inner-halb eines Jahres ambulant oder stationär in einem Kindertraumazentrum behan-delt wurden. Die mündliche und schrift-liche Aufklärung der Eltern und der Pa-tienten erfolgte bei der Erstuntersuchung. Zwei Kinder, bei denen die Vorstellung unter dem hochgradigen Verdacht auf eine schwere Kindesmisshandlung er-folgte, wurden nicht in die Studie aufge-nommen.

KlassifikationderFraktur

Die Fraktur wurde radiologisch nach der 2. Version der „LiLa-Klassifikation für Frakturen der langen Röhrenknochen im Wachstumsalter“ unabhängig durch zwei Kindertraumatologen, einen Kinderra-diologen und eine Medizinstudentin klas-sifiziert [14, 16, 23].

Die LiLa-Klassifikation umfasst in ihrem fünf-/sechsstelligen Klassifizie-rungscode die Frakturlokalisation, das be-troffene Knochensegment, die Festlegung auf Gelenk- oder Schaftfraktur, die Zu-ordnung des speziellen Frakturtyps und des Dislokationsgrads (. Tab. 1, [16, 23]):

LiLa-Klassifikation:1. Lokalisation im Skelett:

F Die 1. Stelle des Klassifikationscodes bezeichnet den betroffenen langen Röhrenknochen: 1= Humerus, 2= Radius, 3= Femur und 4= Tibia. Nur der tragende Knochen (Tibia bzw. Radius) wird klassifiziert, bei

isolierten Frakturen von Ulna oder Fibula wird an die 6. Stelle ein „U“ für Ulna oder „F“ für Fibula an-gefügt.

2. Lokalisation im Knochen:F Mit der 2. Ziffer wird das betroffene

Knochensegment von proximal nach distal definiert: 1= proximal, 2= zentral (diaphysär), 3= distal. Das proximale und distale (me-taphysäre) Segment werden „mit dem Quadrat über der zugehörigen Fuge“ definiert [16, 22].

3. Morphologie (Frakturtyp):F  An 3. Stelle der LiLa-Klassifikation

erfolgt die Unterscheidung zwi-schen Gelenk- („a“) und Schaft-fraktur („s“). Epiphysenfrakturen werden zu den Gelenkfrakturen und Epiphysenlösungen sowie metaphysäre Frakturen zu den Schaftfrakturen gezählt, da beide die Gelenkfläche nicht tangieren.

4. Spezifizierung der Morphologie (spezieller Frakturtyp):F An 4. Stelle erfolgt die genaue

Differenzierung der Gelenk- oder Schaftfrakturen:

1B.ei Gelenkfrakturen:1 1 = epiphysäre Frakturen bei

offenen Fugen (Salter-Harris-III-Fraktur),

1 2 = epimetaphysäre Frakturen bei offenen Fugen (Salter-Harris-IV-Fraktur),

1 3 = epiphysäre Frakturen bei beginnendem Fugenschluss (Two-plane-Übergangsfraktur),

1 4 = epimetaphysäre Fraktur bei beginnendem Fugenschluss (TriplaneI/II-Übergangsfraktur),

15 = andere.1 Ausnahme: Artikuläre Frakturen

des distalen Humerus (1.3.a.):1 1 = Fraktur des Condylus radialis

humeri,12 = Y-Fraktur,1 3 = Fraktur des Condylus ulnaris

humeri,

14 = unbelegt,15 = andere.1Bei Schaftfrakturen:1 1 = Epiphysenlösungen (Salter I

und II),1 2 = Metaphysäre bzw. diaphysäre

Grünholz- und Wulstfraktur,1 3 = Quer-, Schräg-, Torsions-

fraktur,14 = alle Mehrfragmentfrakturen,15 = andere.

5. Dislokationsausmaß:F  Mit der 5. Ziffer wird die Fraktur-

dislokation beurteilt: „0“ steht für keine Dislokation, „1“ für eine tolerable, jedoch nicht interven-tionsbedürftige Dislokation und „2“ für eine nicht tolerable und somit interventionsbedürftige Dislokation. Dies beinhaltet eine Entscheidung über das geplante therapeutische Vorgehen gründend auf den kindertraumatologischen Kenntnissen und der persönlichen Einschätzung der Frakturschwere durch den Klassifizierenden.

DokumentationderDaten

Die Dateneingabe erfolgte online pseudo-nymisiert in die Datenmaske des MEM-doc-Systems, ein Onlinedokumentations-portal entwickelt vom IEFO der Univer-sität Bern. Die Berechnungen der In-ter- und Intraobserverreliabilität wurden an der Universität Bern mit dem Makro MAGREE von SAS (SAS Institute Inc., Cary, NC, USA) durchgeführt. Nach Ab-schluss der Datenerfassungsphase wurden alle Rohdaten als Datensatz (SPSS® Ver-sion 17) zusammengefasst und zur Aus-wertung an das Studienzentrum zurück-gesendet.

EvaluationderKlassifikation

Zur Beurteilung der Frakturbilder er-hielten alle Untersucher eine schriftli-che und visuelle Anleitung zur Anwen-

Tab. 1 ÜbersichtüberdieLiLa-KlassifikationkindlicherFrakturen.(Nach[19,22])

1. Stelle 2. Stelle 3. Stelle 4. Stelle 5. Stelle 6. Stelle

LokalisationimSkelett:(1–4)

LokalisationimKnochen(Segment):(1–3)

Morphologie:–Gelenk(a)–Schaft(s)

SpezifizierungenMorphologie:–Gelenk(1–5)–Schaft(1–5)

Dislokationsausmaß:–undisloziert(0)–tolerabel(1)–nichttolerabel(2)

(Ausnahme)paarigerKnochennichttragend–Ulna(U)–Fibula(F)

2 |  Der Unfallchirurg 2013

Originalien

Page 3: LiLa-Klassifikation für Frakturen der langen Röhrenknochen im Wachstumsalter; LiLa classification for paediatric long bone fractures;

dung der LiLa-Klassifikation. Die Teil-nehmer waren ein kindertraumatologi-scher Experte mit >10 Jahren Berufserfah-rung (KCh1), ein kinderchirurgischer Ex-perte mit >5 Jahren Expertise in Kinder-traumatologie (KCh2), ein Kinderradio-loge (Rad) und eine Medizinstudentin ohne spezielle Traumatologiekenntnisse (Laie). Ein spezielles Training wurde bei geplanter Simulation einer realitätsnahen klinischen Anwendung nicht durchge-führt. Ebenso wurden alle Röntgenbilder

mit allen Frakturtypen des 12-monatigen Zeitraums ohne Selektion eingesetzt. Da-mit eine unabhängige Klassifikation der Frakturen durch mehrere Untersucher möglich war, wurden alle Röntgenbilder digitalisiert und vervielfacht. Die Frak-turklassifikation wurde allein aufgrund des Röntgenbildes gewählt. Epidemiolo-gische Daten und Angaben über den kli-nischen Befund, die Behandlung oder den Unfallhergang wurden den Klassifizieren-den nicht zur Verfügung gestellt.

Zur Ermittlung der Intraobserverre-liabilität fand 6 Monaten nach der ersten Beurteilung eine zweite schriftliche Be-urteilung der entsprechenden Fraktur-bilder durch jede der 4 Personen (KCh1, KCh2, Laie, Rad) statt. Nach Abschluss der zweimaligen Beurteilungen aller Röntgenbilder wurden zur Analyse von Intraobserverabweichungen 65 Fälle mit Abweichungen als Stichprobe zufällig ausgewählt, erneut von allen Ratern be-trachtet und die Ursachen für die jeweili-

Zusammenfassung · Abstract

Unfallchirurg2013·[jvn]:[afp]–[alp] DOI10.1007/s00113-013-2496-9©Springer-VerlagBerlinHeidelberg2013

A. Kamphaus · M. Rapp · L.M. Wessel · M. Buchholz · E. Massalme · D. Schneidmüller · C. Roeder · M.M. Kaiser

LiLa-Klassifikation für Frakturen der langen Röhrenknochen im Wachstumsalter. Intra- und Interobserverreliabilität

ZusammenfassungHintergrund. NebenderAO-KlassifikationfürFrakturenimWachstumsalter(PCCF,„PediatricComprehensiveClassificationofLong-BoneFractures“)gibtesdieLiLa-Klassi-fikationfürFrakturenderlangenRöhrenkno-chenimWachstumsalter(LiLa-Klassifikation).LetzteresollteimRahmendieserArbeitunterklinischrelevantenBedingungenaufihreReliabilitätundPraktikabilitätgeprüftwer-den.Methode. ProspektivwurdenineinemKindertraumazentrumüber12Monatesämt-licheFrakturenderlangenRöhrenknochenerfasstundunabhängigvonExpertenundLaiennachderLiLa-KlassifikationkodiertunddieIntra-/InterobserverreliabilitätnachCohen(Kappa,κ)berechnet.Ergebnis. Klassifiziertwurden408Fraktu-ren.DieIntraobserverreliabilitätfürFraktur-lokalisationundKnochensegmentergabein

„almostperfectagreement“(κ=0,91–0,95),ebensodieAngabehinsichtlichGelenk-oderSchaftfraktur(κ=0,87–0,93).AufgrundderofthöhergradigenEinstufungdesDislokations-ausmaßesinder2.BeurteilunglagbeiderIntraobserverbetrachtunginsgesamtein„moderateagreement“(κ=0,53–0,58)vor.DieInterobserverreliabilitätfürdieGesamt-klassifikationzeigteein„moderateagree-ment“(κ=0,55);dieswarimWesentlichenderProblematikqualitativschlechterRöntgenbil-derundderKlassifikationseltenerFrakturengeschuldet,hinzukamdieunterschiedlicheInterpretationenderLängederMetaphyse.Schlussfolgerung. DieLiLa-KlassifikationistfürdieKlassifikationderFrakturenlangenRöhrenknochenimKindesaltergeeignetundweitestgehendanwenderfreundlich;einzigdieEinschätzungdesDislokationsgradeserfordertspezifischekindertraumatologische

Kenntnisse.DieReliabilitätisthöheralsbeianderenetabliertenfrakturspezifischenKlassifikationenundvergleichbarmitderAO-KlassifikationfürFrakturenimWachs-tumsalter,könnteallerdingsdurcheineexak-tereDefinitionderMetaphysenochdeutlicherhöhtwerden.KlassifikationsunabhängigeFehlerentstandendurchqualitativunzurei-chendeRöntgenbilderundseltene,nichtein-deutigzuklassifizierendeFrakturen.Insge-samtkanndieLiLa-KlassifikationweiterhinalsOptionzurKlassifikationvonFrakturenderRöhrenknochendesKindesaltersgese-henwerden.

SchlüsselwörterMetaphyse·Intraobserverbetrachtung·Reliabilität·Kindertraumatologie·Frakturklassifikation

LiLa classification for paediatric long bone fractures. Intraobserver and interobserver reliability

AbstractBackground. Therearetwochild-specificfractureclassificationsystemsforlongbonefractures:theAOclassificationofpediatriclong-bonefractures(PCCF)andtheLiLaclas-sificationofpediatricfracturesoflongbones(LiLaclassification).BotharestillnotwidelyestablishedincomparisontotheadultAOclassificationforlongbonefractures.Methods. Duringaperiodof12monthsalllongbonefracturesinchildrenweredocu-mentedandclassifiedaccordingtotheLiLaclassificationbyexpertsandnon-experts.IntraobserverandinterobserverreliabilitywerecalculatedaccordingtoCohen(kappa).Results. Atotalof408fractureswereclassi-fied.Theintraobserverreliabilityforlocation

intheskeletalandbonesegmentshowedanalmostperfectagreement(K=0.91-0.95)andalsothemorphology(joint/shaftfracture)(K=0.87-0.93).Duetodifferentjudgmentofthefracturedisplacementinthesecondclas-sificationround,theintraobserverreliabilityofthewholeclassificationrevealedmoderateagreement(K=0.53-0.58).Interobserverreli-abilityshowedmoderateagreement(K=0.55)oftenduetothelowqualityoftheX-rays.Furtherdifferencesoccurredduetodifficul-tiesinassigningtheprecisetransitionfrommetaphysistodiaphysis.Conclusions. TheLiLaclassificationissuitableandinmostcasesuser-friendlyforclassifyinglongbonefracturesinchildren.Reliability

ishigherthaninestablishedfracturespecificclassificationsandcomparabletotheAOclas-sificationofpediatriclongbonefractures.SomemistakeswereduetoalowqualityoftheX-raysandsomeduetodifficultiestoclassifythefracturesthemselves.Improve-mentsincludeamoreprecisedefinitionofthemetaphysisandthekindofdisplacement.OveralltheLiLaclassificationshouldstillbeconsideredasanalternativeforclassifyingpediatriclongbonefractures.

KeywordsMetaphysis·Intraobservercomparison·Reliability·Pediatrictraumatology·Fractureclassification

3Der Unfallchirurg 2013  | 

Page 4: LiLa-Klassifikation für Frakturen der langen Röhrenknochen im Wachstumsalter; LiLa classification for paediatric long bone fractures;

ge Abweichung zwischen 1. und 2. Urteil analysiert.

Statistik

Die Inter- und Intraobserverreliabilität wurde mittels des Kappa-Koeffizienten (κ) nach Cohen berechnet [7] und nach Landis u. Koch interpretiert (. Tab. 2, [13]).

Der κ-Koeffizient gibt das Maß der Übereinstimmung zweier Beobachter be-züglich einer Alternative an und berech-net sich aus κ=(po−pe)/(1−pe). p0 ist der Anteil der übereinstimmenden Urteile und pe der Anteil, der der Zufallswahr-scheinlichkeit entspricht. Bei vollständi-ger Übereinstimmung wäre κ=1, bei einer Übereinstimmung in Höhe der Zufallser-wartung κ=0 [30]. κ misst nur die Über-einstimmung zwischen ≥2 Bewertern und trifft keine Aussage darüber, ob die Be-wertung an sich korrekt ist. Deshalb muss zuvor ein Goldstandard als „richtiges Er-gebnis“ definiert werden, in der vorliegen-den Studie die Klassifizierung der Fraktur durch KCh1. Zur Berechnung der Inter-observerreliabilität wurde jede Stelle der Frakturklassifikation einzeln betrachtet und die Übereinstimmung in den voran-gehenden Stellen vorausgesetzt. So wur-de für die Berechnung der Konkordanz an 3. Stelle der Klassifikation nur diejenigen Fälle mit übereinstimmender Kodierung der 1. und 2. Ziffer herangezogen. Die Sensitivitätsanalysen erfolgten mit dem „alternativen Goldstandard“ (KCh2). Für die Berechnung der Intraobserverreliabi-lität zwischen 1. und 2. Klassifizierungs-runde wurden die Frakturcodes jedes Be-werters für die jeweils selbe Fraktur ver-glichen.

Ein positives Votum der zuständigen Ethikkommission lag vor (Aktenzeichen 06-060).

Ergebnis

Im Untersuchungszeitraum stellten sich 516 Kinder mit Frakturen der langen Röh-renknochen im Kindertraumazentrum vor. Von diesen wurden 89 (17%) Kinder nicht in die Studie eingeschlossen: bei 30 war fälschlicherweise initial eine Fraktur der langen Röhrenknochen diagnostiziert und im Verlauf ausgeschlossen worden, 23 Kinder wurden nur zur Einholung einer Zweitmeinung vorgestellt, 22 Fälle waren in Bezug auf Patientendaten wie Name oder Anschrift mangelhaft im Kranken-hauskommunikationsystem dokumentiert, so dass keine Einverständniserklärung ein-geholt werden konnte und 14 Familien wollten nicht an der Studie teilnehmen. Somit standen 425 Patienten mit potentiell 438 Frakturen der langen Röhrenknochen für die Klassifikation der Fraktur zur Ver-fügung. Von diesen konnten 30 Frakturen ohne oder mit ungenügender Qualität der Röntgenbilder nicht ausgewertet werden.

Intraobserverübereinstimmung

Jeder Betrachter (KCh1, KCh2, Rad und Laie) klassifizierte den betroffenen Kno-chen in beiden Klassifizierungsrunden korrekt (κ=1). Eine „beinahe perfekte“ Übereinstimmung ergab sich sowohl für die Angabe des Knochensegments (proxi-mal, zentral, distal; κ=0,91–0,95), als auch des Frakturtyps (Gelenk-/Schaftfraktur; κ=0,87–0,93). Bei der Analyse der vierstel-ligen Klassifikation inklusive des speziellen Frakturtyps ergab sich in der Intraobser-verreliabilität eine „wesentliche“ Überein-stimmung (κ=0,67–0,72). Betrachtet man alle Ziffern der LiLa-Klassifikation inklusi-ve der Angabe des Dislokationsausmaßes, lag eine „mittelmäßige“ Intraoberverrelia-bilität vor (κ=0,53–0,58). Insgesamt traten 60% der Abweichungen zwischen 1. und 2.

Beurteilungsrunde durch Wechsel in der Klassifikation als „Wulst- und Grünholz-Frakturen“ oder „Quer-, Schräg- oder Tor-sionsfrakturen“ auf. Ebenso wurde in der 2. Klassifikationsrunde in 62% die Disloka-tion von den Betrachtern höhergradig ein-gestuft als im 1. Klassifikationsdurchgang. Die höchste Intraobserverreliabilität hat-ten die kindertraumatologischen Exper-ten: KCh1 und KCh2.

In der speziellen Fehleranalyse an den 65 Frakturen der Zufallsstichprobe konn-ten folgende Ursachen für eine fehlende Übereinstimmung in der Intraobserver-reliabilität festgestellt werden:F  In 43% lag ein grenzwertiger Befund

der Fraktur selbst vor, was in 21,5% zu einer Abweichung in der Klassi-fikation des speziellen Frakturtyps (4. Ziffer) führte (. Abb. 1) und in 21,5% zu einer Änderung des Dis-lokationsausmaßes mit Wechsel von „undisloziert“ zu „tolerabel disloziert“ (5. Ziffer) (. Abb. 1, 2).

F  In 8% war die Metaphyse von den Betrachtern zwischen 1. und 2. Klas-sifikationsdurchgang jeweils unter-schiedlich bestimmt worden und so-mit ein Wechsel zwischen distal und zentral bzw. proximal und zentral er-folgt (2. Ziffer; . Abb. 3).

F  In 11% kam es zu einer Änderung der Einschätzung des Dislokationsaus-maßes von „tolerabel“ zu „nicht tole-rabel“ disloziert.

F  In 24% ergab sich die fehlende Über-einstimmung durch eindeutig dem Betrachter und nicht der Klassifika-tion zuzuordnende Fehler:

1 in 5% traten Fehler in der Unter-scheidung zwischen distal und zen-tral gelegener Fraktur auf (2. Ziffer),

1 in 5% war ein Zahlendreher zwi-schen 4. und 5. Ziffer ursächlich,

1 in 5% schwankte die Bewertung des Dislokationsausmaßes zwischen „nicht-disloziert“ und „nicht-tole-rabel disloziert“ (5. Ziffer) und

1  in 9% wurde das „U“ für isolierte Ulnafrakturen falsch eingesetzt.

F  In 8% bestand eine schlechte Qualität der nachträglich digitalisierten Röntgen-bilder, die auch in einer erneuten Be-trachtung keine sichere Aussage zuließ.

F  In 10% waren die Fehler nicht sicher einer Kategorie zuzuordnen.

Tab. 2 Interpretationdesκ-KoeffizientennachCohen(mod.übernommenausKochetal.[13])

κ Interpretation Deutsche Entsprechung

<0 „Pooragreement“ SchlechteÜbereinstimmung

0,0–0,20 „Slightagreement“ GeringeÜbereinstimmung

0,21–0,40 „Fairagreement“ AusreichendeÜbereinstimmung

0,41–0,60 „Moderateagreement“ MittelmäßigeÜbereinstimmung

0,61–0,80 „Substantialagreement“ WesentlicheÜbereinstimmung

0,81–1,00 „Almostperfectagreement“ BeinaheperfekteÜbereinstimmung

4 |  Der Unfallchirurg 2013

Originalien

Page 5: LiLa-Klassifikation für Frakturen der langen Röhrenknochen im Wachstumsalter; LiLa classification for paediatric long bone fractures;

Interobserverübereinstimmung

Für die Angabe des frakturierten Kno-chens ergab sich bei den 408 Fraktu-ren eine „perfekte“ Übereinstimmung. Es handelte sich um 105 Oberarm-, 228 Unterarm-, 19 Oberschenkel- und 56 Unterschenkelfrakturen.

Bei der Unterscheidung zwischen pro-ximaler, zentraler und distaler Fraktur betrug die Interobserverreliabilität κ=0,81 (0,65–0,91). Dies entspricht nach Landis u. Koch [13] einer „beinahe perfekten“ Übereinstimmung für die ersten beiden Stellen der LiLa-Klassifikation, obwohl insgesamt 82 der 408 Frakturen durch mindestens einen der 4 Betrachter unter-schiedlich klassifiziert wurden. Die meis-ten Abweichungen traten zwischen KCh1 und Rad auf.

Von KCh1 (Goldstandard) als proximal definierte Frakturen wurden von KCh2, Laie und Rad in 81–96% der Fälle eben-so klassifiziert, ansonsten abweichend als zentrale Frakturen. Als zentral von KCh1 klassifizierten Frakturen wurden in 96–99% von den anderen identisch bewer-tet: Laie stufte abweichend 5 als proximal und 10 als distal ein, während KCh2 und Rad je 5 Frakturen als distal klassifizier-ten. Bei den von KCh1 als distal klassifi-zierten Frakturen ergab sich eine Überein-stimmung von 77–96%. 17 Frakturen (4%) wurden von Laie, 34 (8%) von KCh2 und 94 (23%) von Rad als zentrale Schaftfrak-turen gewertet.

In der Sensitivitätsanalyse („alternati-ver Goldstandard“: KCh2) zeigte sich ten-denziell eine größere Interobserverreliabi-lität zu Rad und Laie.

Für die Auswertung der 3. Stelle der Frakturklassifikation (Gelenkfraktur „a“ vs. Schaftfraktur „s“) verblieben 326 Frak-turen nach Ausschluss der an den ersten beiden Stellen unterschiedlich klassifizier-ten Frakturen. KCh1 stufte 23 Frakturen als Gelenkfrakturen ein. Eine identische Klassifikation lag durch Laie und KCh2 je-weils 17-mal (77%) und durch Rad 11-mal (48%) vor (. Tab. 3). Bei den 303 Schaft-frakturen wurden von KCh2 302 Fraktu-ren (99%), von Laie 298 Frakturen (98%) und von Rad 295 Frakturen (97%) ebenso eingestuft. Eine „beinahe perfekte“ Über-einstimmung bestand zwischen KCh1 und KCh2 mit κ=0,84, ansonsten handelte es

Abb. 18a,bBeispielfüreineIntraobserverabweichungbeiderKlassifikationdesspeziellenFraktur-typs(Ziffer4)unddesDislokationsausmaßesbeieinerFrakturamdistalenHumerusschafteines5JahrealtenMädchens:1.Klassifikationsrunde(1.3.s.2.1.)und2.Klassifikationsrunde(1.3.s.3.0.)

Abb. 28a,bBeispielfüreineIntraobserverabweichungmiteinerunterschiedlichenBewertungdesDislokationsausmaßeseinerdistalenRadiuswulstfraktur:1.Klassifikationsrunde:„nicht-dislozierte“Fraktur(2.3.s.2.0.)und2.Klassifikationsrunde„tolerabeldislozierte“Fraktureines4JahrealtenJungen(2.3.s.2.1.)

5Der Unfallchirurg 2013  | 

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sich um eine „wesentliche“ Übereinstim-mung κ=0,67 (0,53–0,84).

Aufgrund divergenter Klassifizierun-gen der ersten 3 Ziffern verblieben 302 Frakturen zur Auswertung der 4. Stelle der Klassifikation des kinderspezifischen Frakturtyps. Bei diesen ergab sich nur bei 148 eine Übereinstimmung aller 4 Be-trachter in der Frakturklassifikation, was einer „mittelmäßigen“ Übereinstimmung entspricht κ=0,57 (0,57–0,58). Die größ-te Übereinstimmung bestand zwischen KCh1 und Laie. In der Sensitivitätsana-lyse („alternativer Goldstandard“: KCh2) bestand die geringste Übereinstimmung mit Rad (κ=0,47).

Von den 10 von allen 4 Betrachtern übereinstimmend als Gelenkfrakturen bezeichneten Frakturen, wurden durch KCh1 4 Frakturen als epiphysäre Fraktu-ren bei offenen Fugen (x.x.a.1.) und 6 als „andere“ Frakturen (x.x.a.5.) klassifiziert.

Bei den 220 distalen und proximalen Schaftfrakturen (x.1/3.s.x.) wurden von KCh1 41 als Epiphysenlösung (x.1/3.s.1.), 109 als Grünholz-, Wulst- oder Bowing-Fraktur (x.1/3.s.2.), 67 als Quer-, Schräg- oder Torsionsfraktur (x.1/3.s.3.), eine als Mehrfragmentfraktur (x.1/3.s.4.) und zwei als „andere“ Frakturen (x.1/3.s.5.) eingruppiert.

Von den 72 zentralen Schaftfrakturen (x.2.s.x.) waren 30 Wulst- und Grünholz-Frakturen (x.2.s.2.), 40 komplette Frak-turen (x.2.s.3.) und 2 „andere“ Frakturen (x.2.s.5.).

Die Beurteilung des Dislokationsaus-maßes (5. Stelle) ergab bei den 148 ver-bleibenden Frakturen eine „mittelmä-ßige“ Übereinstimmung κ=0,55 (0,29–0,70). Gemäß Einschätzung von KCh1 la-gen 59 „nicht dislozierte“ (x.x.a/s.x.0.), 36 „tolerabel“ (x.x.a/s.x.1.) und 53 „nicht to-

lerabel“ (x.x.a/s.x.2.) dislozierte Fraktu-ren vor. Eine „wesentliche“ Übereinstim-mung κ=0,70 bestand zwischen KCh1 und KCh2. Wurden in der Analyse „nicht dis-lozierte“ (x.x.a/s.x.0.) und „tolerabel dislo-zierte“ (x.x.a/s.x.1.) gegenüber „nicht tole-rabel“ dislozierten Frakturen (x.x.a/s.x.2.) zusammengefasst, trat eine „beinahe per-fekte“ Übereinstimmung zwischen KCh1 und KCh2 (κ=0,87) sowie KCh1 und Laie (κ=0,85) auf, eine „wesentliche“ zwischen KCh1 und Rad (κ=0,64).

Diskussion

Die Evaluation der LiLa-Klassifikation an 408 Frakturen der langen Röhrenkno-chen zeigte insgesamt eine gute Intra- und Interobserverreliabilität, welche die Klas-sifikation im klinischen Alltag anwend-bar macht. Bei dem Intraobservergleich bestand bei der Kodierung des betrof-fenen Knochens, des Knochensegments und des Frakturtyps eine Übereinstim-mung von >90%. Größere Abweichun-gen (25–40%) traten bei der Bewertung des speziellen Frakturtyps (4. Stelle) und des Dislokationsausmaßes (5. Stelle) auf. Diese Abweichungen beruhten z. T. auf einem positiven Lerneffekt, andererseits traten auch Schwierigkeiten bei der Klas-sifikation sehr seltener Frakturen (z. B. Olecranonfrakturen) und des Disloka-tionsausmaßes bezüglich „nicht dislozier-ter“ und „tolerabel dislozierter“ Frakturen auf. Des Weiteren waren Verwechslungen und Eingabefehler für immerhin ein Vier-tel aller Abweichungen ursächlich.

Die Interobserverreliabilität schwank-te zwischen einer lediglich „ausreichen-den“ (Rad zu KCh1) bis hin zu einer „we-sentlichen“ Übereinstimmung (KCh2 zu KCh1 und Laie zu KCh1). Bei der Analy-

se von Schwierigkeiten in der Klassifizie-rung ergaben sich z. T. Unstimmigkeiten in der Zuordnung proximale oder zentrale sowie zentrale oder distale Fraktur. Wur-den zudem „nicht dislozierte“ und „to-lerabel dislozierte“ Frakturen aufgrund derselben therapeutischen Konsequenz zusammengefasst, ergab sich eine deut-lich verbesserte Reliabilität mit einer ins-gesamt „wesentlichen“ Übereinstimmung (κ=0,77; KCh2 zu KCh1 sogar κ=0,87 mit ‚beinahe perfekter‘ Übereinstimmung). Hervorzuheben ist allerdings auch, dass die Übereinstimmung zwischen den bei-den kinderchirurgischen/-traumatologi-schen Experten (KCh1 und KCh2) und der Medizinstudentin (Laie) stets deutlich höher lag als die Übereinstimmung die-ser drei Personen zu dem Kinderradiolo-gen (Rad). Hierfür konnte keine schlüs-sige Erklärung gefunden werden, da kei-nem der Bewerter weitere klinische oder sonstige Informationen außer den Rönt-genbildern vorlagen.

VergleichmitfrakturspezifischenKlassifikationen

In der vorliegenden Studie wies die Li-La-Klassifikation insgesamt eine „mittel-mäßige“ Intra- und Interobserverüber-einstimmung (κ=0,56 bzw. 0,55) auf, selbst wenn die nahezu sichere Klassifika-tion der 1. Stelle (Knochen) und 2. Stel-le (Segment) nicht mit eingerechnet wur-de. Zum Vergleich wurden z. B. in gut do-kumentierten Studien bei der Klassifi-kation nach Neer für proximale Hume-rusfrakturen Interobserverübereinstim-mungen von κ=0,27 [5] bis κ=0,54 [4] erhoben. Für die Klassifikation von dis-talen Radiusfrakturen bei Erwachsenen nach der Müller-AO-Klassifikation erga-ben sich je nach Studie κ-Werte zwischen 0,23 [8], 0,37 [10] und 0,65 [19]. Eine ak-tuelle Studie von Randsborg u. Sivertsen [20] zeigte in der Bewertung von distalen kindlichen Radiusfrakturen durch Exper-ten und Laien, dass sogar bei der allei-nigen Unterscheidung zwischen „buck-le fracture“, „greenstick fracture“, „com-plete fracture“ und „physeal fracture“ nur eine Interobserverreliabilität von κ=0,59 (0,50–0,70) sowie eine Intraoberserverre-liabilität von κ=0,73 (0,66–0,77) erreicht werden konnte. Somit liegt die Reliabili-

Tab. 3 ÜbereinstimmungdereinzelnenBewerterbeidemFrakturtypinBezugzumGold-standard(KCh1).(AbsolutzahleninKlammern)

Bewerter Fraktur Goldstandard

A [% (n)] S [% (n)]

KCh2 a 74,0(17) 1,5(4)

s 26,0(6) 98,0(266)

Laie a 74,0(17) 0,5(1)

s 26,0(6) 99,5(269)

Rad a 52,0(12) 2,5(7)

s 48,0(11) 97,0(263)a Gelenkfraktur, s Schaftfraktur.

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Originalien

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tät der LiLa-Klassifikation für Fraktur-typ und spezielle Morphologie der Frak-tur höher als bei vielen etablierten frak-turspezifischen Klassifikationen.

VergleichmitderAO-KlassifikationfürFrakturenimWachstumsalter(PCCF)

Beim Versuch eines direkten Vergleiches der LiLa-Klassifikation und der AO-Klas-sifikation für Frakturen im Wachstums-alter (PCCF) zeigte sich, dass ein derarti-ger Vergleich nicht mit den jeweils voll-ständigen Klassifikationen möglich ist. Zum einen wurden von der AO-Klassi-fikation für Frakturen im Wachstums-alter nur die vollständigen Validierungs-daten bis zur 3. Stelle des vierstelligen Codes veröffentlicht [2, 3], zum anderen weichen beide Klassifikationen bei der Beschreibung der Frakturmorphologie deutlich voneinander ab. Die AO-Klassi-fikation für Frakturen im Wachstumsalter unterscheidet bei der Frakturmorpholo-gie bis zu neun unterschiedliche kinder-spezifische Frakturmuster pro Lokalisa-tion, denen ein dreistufiger Schweregrad (einfache Fraktur, Biegungsfraktur oder komplexe Fraktur) zugeordnet wird und zusätzlich eventuelle Ausnahmen erfasst werden. Ein direkter Vergleich der Relia-

bilität der Bestimmung der sogenannten „Frakturmuster“ der AO-Klassifikation (PCCF) mit der 4. und 5. Stelle der LiLa-Klassifikation „spezieller Frakturtyp und Dislokationsausmaß“ erscheint deshalb nicht sinnvoll [26].

Bei der Beschreibung der Frakturlo-kalisation (1. bis 3. Stelle) codieren beide Klassifikationen zunächst an der 1. Stelle den betroffenen Knochen. Die AO-Klas-sifikation (PCCF) definiert dann die Lo-kalisation der Fraktur am Knochen (1 pro-ximale Epiphyse/Metaphyse, 2 Diaphyse, 3 distale Epiphyse/Metaphyse) und führt bei paarigen Knochen eine Zusatzbe-zeichnung (r Radius, u Ulna, f Fibula, t Tibia) ein. Mit der 3. Codierziffer legt sie dann die genaue Frakturlokalisation fest (E Epiphyse, M Metaphyse, D Diaphyse [24]).

Für die Angabe der Frakturlokalisa-tion und somit der ersten drei Ziffern beider Klassifikationen ist die Interobser-verübereinstimmung „beinahe perfekt“ κ>0,8. Allerdings liegt diese bei der LiLa-Klassifikation mit κ=0,81 an der Grenze zu einer „wesentlichen Übereinstimmung“, während die AO-Klassifikation (PCCF) mit K=0,98 einen höheren Wert erzielt, wobei bislang keine Evaluation der AO-Klassifikation (PCCF) zur Validität oder Praktikabilität außerhalb des Entwickler-feldes publiziert wurde [3, 24, 25, 26, 27].

Betrachtet man auch das Design der AO-Validierungstudie(n) für die PCCF, zeigen sich einige weitere Besonderhei-ten, die in der Bewertung der Reliabili-tät beider Klassifikationen berücksichtigt werden müssen [3]:a) An der 4. Validierungsstudie der AO-

Klassifikation für kindliche Frakturen nahm eine homogene Gruppe aus 5 kindertraumatologisch sehr erfah-renen Chirurgen teil.

b) Die klinisch bereits sehr erfahrenen Teilnehmer wurden nochmals speziell in der Anwendung der Klassifikation anhand eines Probedurchgangs ge-schult.

c) In die Analyse der Reliabilität wurden nur die häufigsten Frakturlokalisatio-nen einbezogen; seltene Frakturen und sogar Femurfrakturen wurden bereits im Vorfeld ausgeschlossen, so dass insgesamt nur 267 Frakturen ausgewertet wurden.

d) Als in die Analyse ausgewählter Frak-turen auch weniger erfahrene Chirur-gen einbezogen wurden, sanken die κ-Werte für die Interobserverrelia-bilität in Bezug auf die ersten 3 Stel-len der AO-Klassifikation für Fraktu-ren im Wachstumsalter deutlich auf κ=0,66–0,91 [25].

In dieser vorliegenden Studie wurde da-her größter Wert darauf gelegt, die LiLa-Klassifikation in einem klinisch relevan-ten Setting zu prüfen. Trotzdem konnte auch ohne spezifische Vorbereitung unter Verwendung aller aufgetretenen Fraktu-ren mittlere κ-Werte von 0,67–0,81 er-reicht werden. Somit weist die LiLa-Klas-sifikation eine vergleichbare Reliabilität zur AO-Klassifikation für Frakturen im Wachstumsalter auf. Einige Schwankun-gen in der Intra- und Interobserverrelia-bilität können jedoch noch als zu hoch eingeschätzt werden z. B. bei der Bestim-mung des betroffenen Knochensegments mit κ-Werten von 0,65–0,91 und des Dis-lokationsausmaßes mit κ-Werten von 0,29–0,70. Entsprechend unserer Analyse wären einzelne Modifikationen denkbar.

EtwaigeModifikationsmöglich-keitenfürdieLiLa-Klassifikation

Die Varianz in der Angabe des Fraktur-segments (proximal, zentral oder distal) lag in einer unterschiedlichen Interpreta-tion der Länge der Metaphyse (. Abb. 3). Die Metaphyse selbst ist röntgenmorpho-logisch nicht sicher abgrenzbar und in der 2. Version der LiLa-Klassifikation als „Quadrat über der Epiphysenfuge“ defi-niert [16, 23]. Konstruiert man nun das „Quadrat“ – wie in der LiLa-Klassifikati-on beschrieben – so erhält man allerdings ein Rechteck (. Abb. 4).

Des Weiteren wird im Unterschied zur AO-Klassifikation [24] bei der LiLa-Klas-sifikation auch bei paarigen Knochen nur die Breite der Epiphysenfuge des jeweili-gen Knochens als Basis für das „Quadrat“ genommen [16, 23] und nicht die Brei-te der Epiphysenfugen beider Knochen, was die Länge der Metaphyse am Unter-arm und Unterschenkel vergrößern wür-de. Ob dies eine „bessere“ Definition dar-stellt, kann aufgrund der vorliegenden Studie nicht beurteilt werden. Allerdings

Abb. 38FrakturimmetadiaphysärenÜber-gangsbereichMetadiaphysedesRadius,welchezunächstalsdiaphysär(2.2.s.2.0.)dannalsme-taphysärklassifiziertwurde(2.3.s.2.0.;Fraktureines15JahrealtenJungen;EinzeichnungdesQudratesüberderEpiphyse,sowieeinesRecht-eckesderKonstruktiongemäßderLiLa-Klassifi-kationfolgend)

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führte dieser Wechsel in der Definition zwischen der 3. und 4. AO-Validierungs-studie der AO-Klassifikation zu einer Er-höhung der Übereinstimmungsrate von κ=0,78 auf κ=0,98 [3]. Zusätzlich wur-de in der 4. Studie erstmalig eine Schab-lone mit vorgefertigten Quadraten unter-schiedlicher Größe für die Anwendung am Röntgenschirm bzw. am Monitor an-gefertigt, um die Ungenauigkeiten in der Quadratberechnung zu verringern. Die-ses vereinfacht sicher die Bestimmung der Metaphyse und verbessert somit die Relia-bilität und den Einsatz der Klassifikation im klinischen Alltag.

Ebenfalls konnte in der vorliegenden Studie durch die Zusammenfassung von „nicht dislozierten“ und „tolerabel“ dislo-zierten Frakturen die Interobserverrelia-bilität deutlich erhöht werden. Durch die Angabe des Dislokationsausmaßes ist bei der Konzeption der LiLa-Klassifikation eine Festlegung der therapeutischen Kon-sequenzen vorgesehen, wobei die Einstu-fung als „tolerabel“ oder „nicht tolerabel disloziert“ nicht immer einfach zu treffen ist, da dies eine größere klinische Erfah-rung mit der Behandlung aller Frakturen des wachsenden Skeletts als auch deren Korrekturmöglichkeiten bezogen auf Lo-kalisation, Dislokationsgrad und Alter des Kindes voraussetzt. Erschwerend kommt hinzu, dass hier bisher kein weltweiter Standard existiert.

Allgemein ist es bei der Anwendung der LiLa-Klassifikation insbesondere bei den seltenen kombinierten Frakturen an

paarigen Knochen (z. B. Monteggia- oder Galeazzi-Fraktur) (noch) nicht möglich, diese mit einer einzigen Codierung ad-äquat zu beschreiben. Als Möglichkeit bleibt in der aktuellen 2. Version der Li-La-Klassifikation nur, sich nach dem stär-ker dislozierten Knochen zu richten oder einen zweiten Code für Ulna bzw. Fibula zu vergeben.

Fazit für die Praxis

Die LiLa-Klassifikation ist aufgrund ihrer logischen Struktur sowohl von Spezialis-ten bzw. Fachärzten als auch mit gewis-sen Einschränkungen in Bezug auf die 5. Klassifikationsstelle von medizinisch ge-bildeten Laien leicht erlernbar und be-schreibt fast alle Frakturen mit hinrei-chender Genauigkeit. Die exakte Lokali-sation einer Fraktur ist durch die Anga-be der ersten drei Klassifikationsziffern möglich, ebenso die Klassifikation des speziellen Frakturtyps. Unter dem Ge-sichtspunkt einer einfachen und für kli-nische Zwecke bestimmten Klassifika-tion bietet die LiLa-Klassifikation bei gu-ter Intra- und Interobserverrelabilität eine unkomplizierte und ausreichend ge-naue Beschreibung der Frakturen für die wissenschaftliche und klinische Anwen-dung. Basierend auf unseren Daten und der Analyse der Differenzen in der Klas-sifikation könnte die Reliabilität durch eine modifizierte Definition der Meta-physe als auch eine Überarbeitung der Bewertung des Dislokationsausmaßes 

erhöht werden. Auch im Vergleich mit anderen Klassifikationen bleibt die hier evaluierte LiLa-Klassifikation eine inter-essante Option.

Korrespondenzadresse

PD Dr. M.M. KaiserKlinikfürKinderchirurgie,UniversitätsklinikumSchleswig-Holstein,UniversitätzuLübeck,CampusLübeckRatzeburgerAllee160,23538Lü[email protected]

Einhaltung ethischer Richtlinien

Interessenkonflikt. A.Kamphaus,M.Rapp,L.M.Wes-sel,M.Buchholz,E.Massalme,D.SchneidmüllerundC.Roederan,dasskeinInteressenkonfliktbesteht.AlleimvorliegendenManuskriptbeschriebenenUntersu-chungenamMenschenwurdenmitZustimmungderzuständigenEthik-Kommission,imEinklangmitnatio-nalemRechtsowiegemäßderDeklarationvonHelsin-kivon1975(inderaktuellen,überarbeitetenFassung)durchgeführt.VonallenbeteiligtenPatientenliegteineEinverständniserklärungvor.

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Abb. 48aKonstruktiongemäßderDefinitionderLiLa-Klassifikation[16,22].DieseentsprichtjedocheinemRechteckundkeinemQuadrat.bGeometrischkorrekteKonstruktioneinesQuadratesüberderEpiphyse

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