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393.1 Grundlagen und Chemie
In der Prüfung wird möglicherweise verlangt, dass Sie berechnen, wie lange ein vorgegebenes Glykogendepot bei einem Marathonlauf den Muskel mit Energie versorgt.
RechenbeispielAngenommen, es liegt am Anfang einer Ausdauerleistung ein Glykogen-vorrat von etwa 100 mmol Glucose pro Liter Muskel vor. Wenn 1 Liter Muskelgewebe etwa 50 mmol ATP pro Minute verbraucht und wenn man annimmt, dass nur aerober Abbau aus Glykogen erfolgt, wie lange wird dann der Glykogenvorrat des Muskels ausreichen?
lösungsweg: 1 mmol Glucose ergeben beim Abbau 32 mmol ATP, 100 mmol ergeben dann 3200 mmol ATP. Da der Muskel pro Minute 50 mmol ATP verbraucht, reichen die Reserven für 3200 mmol/50 mmol pro min, also für ca. 60 Minuten.
→ Lösung: 60 min
Fazit – Das müssen sie wissen
– ! Die akute Giftwirkung von blausäure (HCN) ist auf die hemmung von Komplex iV (Cytochrom-c-Oxidase) der Atmungskette zurückzuführen. HCN bindet an das häm-eisen des Enzyms.
– ! entkoppler vermindern die atp-synthese, indem sie Protonen durch die innere Mitochondrienmembran transpor-tieren und den H+-Gradienten zusammenbrechen lassen.
– !! Üben Sie das Rechnen mit Stoffmengen in Stoffwechselbi-lanzen:
– Insgesamt entstehen beim vollständigen abbau eines Glucosemoleküls 32 atp.
– Um 1 mol Glucose vollständig zu CO2 und H2O zu oxidieren, sind 6 mol O2 notwendig, wie aus der Reaktionsgleichung c6h12O6 + 6 O2 → 6 CO2 + 6 h2O hervorgeht.
3 Lipide und ihr Stoffwechsel�3.1 Grundlagen und ChemieLipide erfüllen im Körper vielfältige Aufgaben. Sie
▪ werden vom Organismus gespeichert und dienen der ener-giegewinnung, ▪ sind wichtige Bestandteile der phospholipidmembran, ▪ dienen als Vorstufe für die Synthese von steroidhormonen und Gallensäuren.
Prinzipiell kann man drei Gruppen von Lipiden unterscheiden (Abb. 3.1).
Lipide sind lipophil (fettliebend) und damit hydrophob (wasserabweisend). Sie lösen sich gut in organischen Lösungsmitteln wie Benzol oder Ether, sind aber schlecht wasserlöslich und müssen im wässrigen Medium wie Blut mithilfe von Proteinen transportiert werden.
3.1.1 Fettsäuren
Fettsäuren sind Monocarbonsäuren, enthalten also eine Carboxylgruppe (–COOH) und einen Kohlenstoff-„schwanz“, der bei den einzelnen Fettsäuren unterschiedlich lang ist. Die meisten
Thie
me
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ket
2
Fettsäuren haben eine gerade Anzahl von Kohlenstoffatomen. Man unterteilt Fettsäuren in verschiedene Gruppen:
▪ gesättigte Fettsäuren: ohne Doppelbindung ▪ ungesättigte Fettsäuren: mit einer oder mehreren Doppelbindungen
– nicht essenzielle Fettsäuren (z. B. Ölsäure): werden vom Körper synthetisiert,
– essenzielle Fettsäuren (z. B. Linolensäure): müssen vom Körper aufgenommen werden.
Die Doppelbindungen von mehrfach ungesättigten Fettsäuren sind fast nie konjugiert (Einfach und Doppelbindungen wechseln sich ab), sondern nahezu immer isoliert (durch eine Methylengruppe getrennt; z. B. bei Linolensäure). Je nachdem, ob die Wasserstoffatome bei ungesättigten Fettsäuren auf der gleichen oder auf verschiedenen Seiten der Doppelbindung stehen, ist die Doppelbindung cis(Z) bzw. trans(E)-konfiguriert. Die Doppelbindungen der essenziellen ungesättigten Fettsäuren besitzen eine cis-(Z-)Konfiguration.
Wichtige Fettsäuren sind in tab. 3.1 zusammengestellt.
3.1.2 Aufbau von Lipiden
Lipide lassen sich, je nachdem, ob sie sich von Glycerin oder vom Sphingosin (Abb. 3.2) ableiten, in 2 Gruppen aufteilen:
aus: Endspurt Vorkl�inik – Biochemie 1 (ISBN 9783131534125) © 2013 Georg Thieme Verl�ag KG
40 3 Lipide und ihr Stoffwechsel�
▪ Glycerolipide: Grundbaustein Glycerin; einfache und komplexe Lipide. ▪ sphingolipide: Grundbaustein Sphingosin; komplexe Lipide.
Die einzelnen Fettsäuren sind mit Glycerin bzw. Sphingosin verestert.
3.1.3 Triacyl�gl�ycerine
Die einfachsten aus Fettsäuren aufgebauten Lipide sind triacyl-glycerine (Triglyceride, Neutralfette; Abb. 3.3). Die Hydroxylgruppen des Glycerinmoleküls sind mit drei Fettsäuren verestert; triacylglycerine sind daher unpolar und nicht in Wasser löslich, sie sind unpolarer als Glycerophospholipide (s. u.). Sie können daher wasserfrei und platzsparend gepackt werden und dienen im Körper typischerweise als langfristige Energiespeicher. Je nach Art der Fettsäuren unterscheidet sich die
Kephaline
Cerebroside
Sulfatide
Ganglioside
Glycero-glykolipide
Sphingo-glykolipide
Abb. 3.1 überblick über die lipide.
tab. 3.1 wichtige Fettsäuren (Fs).
name struktur anzahl c-atome
anzahl Doppelbindun-gen (Konfiguration)
bemerkungen
Buttersäure COOH 4 – kürzeste FS in Lipiden
Palmitinsäure COOH 16 – häufige FS
Stearinsäure COOH 18 – häufige FS
Ölsäure COOH 18 1 (cis) nicht essenziell
Linolsäure (ω6-Fettsäure)
COOH 18 2 (cis; isoliert) essenziell
Linolensäure (ω3-Fettsäure)
COOH 18 3 (cis; isoliert) essenziell
Arachidonsäure (ω6-Fettsäure)
COOH 20 4 (cis; isoliert) aus Linol- oder Linolensäure synthetisiert; Vorstufe der Eicosanoide
C
C
H C2 CH2
2HC H
H C2 H
OH NH
OHOH
OH HO
Glycerin
Sphingosin
Abb. 3.2 Grundbausteine der lipide. Glycerin und Sphingosin.
R1
R2
R3
O
O
O
C
C
C
O
O
O
H C2
HC
H C2
Triacylglycerin (TAG)
Abb. 3.3 triacylglycerin (R1–3 = Fettsäuren belie-biger Länge; verestert).
aus: Endspurt Vorkl�inik – Biochemie 1 (ISBN 9783131534125) © 2013 Georg Thieme Verl�ag KG
413.1 Grundlagen und Chemie
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2
Konsistenz der Triacylglycerine: Lange und gesättigte Fettsäuren erhöhen die Festigkeit (festes Fett). Sie kommen z. B. im sog. baufett vor, das u. a. die Festigkeit des Nierenlagers erhält. Je mehr Fettsäuren die Triacylglycerine jedoch enthalten und je weniger diese gesättigt sind, umso niedriger ist ihr schmelz-punkt (flüssiges Öl).
apROpOswachse sind Ester eines einwertigen Alkohols mit einer langkettigen Fettsäure.
Fazit – Das müssen sie wissen
– !! Ölsäure ist eine ungesättigte Fettsäure mit 18 c-atomen. – !! linolensäure ist eine ω3-Fettsäure. – ! arachidonsäure ist eine 4-fach ungesättigte ω6-Fettsäure mit 20 c-atomen.
– ! Im triacylglycerin sind die Fettsäuren mit den Hydroxyl-gruppen des Glycerins verestert.
3.1.4 Phosphol�ipide
Phospholipide enthalten folgende Bausteine: ▪ Glycerin oder Sphingosin ▪ Fettsäure(n) ▪ Phosphorsäure ▪ organische Verbindung.
Phospholipide sind amphiphile Moleküle, d. h., sie besitzen einen polaren (hydrophilen) und einen unpolaren (hydrophoben) Bereich. Die polare Kopfgruppe wird durch die Phosphatgruppe und den damit veresterten organischen Substituenten gebildet, der unpolare Bereich durch die Kohlenwasserstoffketten der Fettsäuren.
Zu den Phospholipiden gehören die Glycerophospholipide und die Sphingophospholipide.
leRntipp
Die Struktur der Phospholipide ist ein wichtiges Prüfungsthema. Machen Sie sich klar, wie die Phospholipide aufgebaut sind, und schauen Sie sich auch die Ladungsverteilung innerhalb der unter-schiedlichen Moleküle bei physiologischem pH-Wert an.
Gl�ycerophosphol�ipideGlycerophospholipide (Abb. 3.4), auch phosphoglyceride genannt, bestehen aus dem Grundbaustein Glycerin, zwei Fettsäuren, Phosphorsäure und einer organischen Verbindung.
Am Glycerinmolekül stehen drei Oh-Gruppen zur Esterbindung mit einer Säuregruppe zur Verfügung. Mit dem C1 und dem C2Atom des Glycerinmoleküls wird jeweils eine Fettsäure verestert und mit dem c3 eine phosphorsäure. Diese Grundstruktur bezeichnet man als Glycerophosphatid oder phospha-tidsäure (Phosphatidat). Die organische Verbindung ist wiederum mit der Phosphorsäure verestert – es entsteht eine Phosphorsäurediesterbindung. Die Einteilung in die verschiedenen Glycerophospholipide erfolgt nach der organischen Verbindung.
Glycerophospholipide können sehr spezifisch durch vier verschiedene Phospholipasen (A1, A2, C und D) gespalten werden.
▪ Phospholipase A1 spaltet die Fettsäure an C1 ab, ▪ Phospholipase A2 die Fettsäure an C2 des Glycerins. ▪ Phospholipase C und D spalten jeweils eine der Phosphodiester bindungen in der Kopfgruppe:
– phospholipase c spaltet die Phosphorsäurediesterbindung zum c3 des Glycerins und
– Phospholipase D die Diesterbindung zu Lecithin, sodass Phosphatidat und Cholin entstehen (Abb. 3.5).
leRntipp
Schauen Sie sich genau an, wo die Phospholipasen spalten, und lesen Sie in der Prüfung die Frage genau, denn sowohl PLC als auch PLD sind Phosphodiesterasen, die Bindung zum C3 des Glycerins spaltet jedoch nur die PLC.
▶cholin als organische Verbindung. Cholin ist eine hydrophile und damit polare Substanz, die aus der Aminosäure Serin (tab.
R
R
R
R
R
R
R
R
R
O
O O
O
O
O
O
O
O
O
O
O
O
O
P
P P
P
C
C
C
C
C
C
C
C
CO
O O
O
O
O
O
O
O
O
O
O
O
O
O⊖
O⊖ O⊖
O⊖
O⊖
H2C
H2C CH2
H2C
HC
HC CH HC
HC
H2C
H2C H2C H2C
CH2
H2CCH2 CH2 CH3O
CH3
CH3
N
OOH
OH
OH OH
OH
R
R
O
O
O
P
C
CO
O
O
O⊖
H2C
HC
H2C CH2 CH2 NH3O
R
R
O
O
O
P
C
CO
O
O
O⊖
H2C
HC
H2C
O
O CH2
H2C
HCOH
CH2 NH3
NH3
CH2P
CH CH RO
CHCH2 COO⊖O
a
e
b
f
Lecithin= Phosphatidylcholin
ein Plasmalogen
c
Phosphatidylethanolamin
Ethanolamin
d
PhosphatidylinositolPhosphatidylserin
Cholin
Cardiolipin
GlycerinGlycerophosphatid GlycerophosphatidInositol
⊕ ⊕ ⊕
⊕
Abb. 3.4 Glycerophospholipide. a Lecithin. b Plasmalogen. c Phosphatidylethanolamin. d Phosphatidylserin. e Phospatidylinositol. f Cardiolipin.
aus: Endspurt Vorkl�inik – Biochemie 1 (ISBN 9783131534125) © 2013 Georg Thieme Verl�ag KG
42 3 Lipide und ihr Stoffwechsel�
5.2) gebildet wird. Ist Cholin die organische Verbindung am Glycerophosphatid, so entsteht Lecithin (= Phosphatidylcholin, Abb. 3.4a). Lecithin ist eine amphiphile Substanz mit polaren (Cholin) und unpolaren (Fettsäuren) Gruppen. Es ist Bestandteil von Zellmembranen. Das Molekül besitzt ein quarternäres Stickstoffatom und dadurch eine stark positive Gesamtladung.
plasmalogene sind Etherlipide, die ähnlich wie Lecithin aufgebaut sind. Statt der Fettsäure ist jedoch an das c1 des Glycerins ein langkettiger alkohol gebunden, wodurch die Etherbindung entsteht (Abb. 3.4b).
▶serin/ethanolamin als organische Verbindungen. Serin und Ethanolamin sind polare Substanzen. ethanolamin ist das biogene Amin von Serin (Tab. 5.2) und entsteht in einer pyrido-xalphosphatabhängigen Reaktion aus Serin. Sind Serin und Ethanolamin an Glycerophosphatide gebunden, entstehen die Kephaline Serinkephalin bzw. Ethanolaminkephalin (= phos-phatidylserin bzw. phosphatidylethanolamin, Abb. 3.4c, d), amphiphile Substanzen mit polaren und unpolaren Gruppen.
Die polaren Gruppen sind bei physiologischem pHWert von 7,4 geladen – eine Säuregruppe der Phosphorsäure (und bei Phosphatidylserin die freie Carboxylgruppe) ist deprotoniert, die Aminogruppe ist protoniert. phosphatidylserin trägt daher zwei negative ladungen und eine positive, insgesamt ist die polare Kopfgruppe des Phosphatidylserins also einfach negativ geladen.
▶inosit als organische Verbindung. Inosit ist ein sechswertiger zyklischer Alkohol. Ist Inosit am Glycerophosphatid gebunden, so entsteht das Glycerophospholipid phosphatidylinositol (Abb. 3.4e), aus dem der Second Messenger ip3 (Inositoltrisphosphat) gebildet wird. Durch die Phospholipase C wird Phosphatidylinositol in Phosphoinositol (das zu IP3 wird) und Diacylglycerin (DAG) gespalten. IP3 und DAG sind beides Second Messenger.
▶Glycerin als organische Verbindung. Glycerin ist ein dreiwertiger Alkohol. Dient Glycerin als Verbindung zwischen zwei Glycerophosphatiden, so entsteht cardiolipin (Abb. 3.4f), das ausschließlich in der Mitochondrienmembran vorkommt.
Sphingophosphol�ipideDie Sphingophospholipide bestehen grundsätzlich aus dem Grundbaustein sphingosin (einem langkettigen Aminoalkohol, der aus PalmitoylCoA und Serin gebildet wird), einer Fettsäu-re, einer phosphorsäure und einer organischen Verbindung.
sphingosin liegt als Grundbaustein der Lipide immer als ce-ramid (s. u.) vor, d. h., es ist über eine Amidbindung mit einer Fettsäure verbunden. Das Ceramid wird mit der Phosphorsäure verestert, und eine zweite Esterbindung entsteht zwischen Phosphorsäure und organischer Verbindung. Es liegt also ebenfalls eine Phosphodiesterbindung vor.
Ein wichtiges Sphingophospholipid ist sphingomyelin (Abb. 3.6), das als organische Verbindung cholin enthält. Sphingomyelin kommt in der äußeren Schicht der Lipiddoppelschicht (s. u.) vor und ist in myelinscheiden des ZNS besonders häufig.
Fazit – Das müssen sie wissen
– ! Bei Glycerophospholipiden ist mit dem c3-atom des Glyce-rinmoleküls eine phosphorsäure verestert.
– ! phospholipase c spaltet die Phosphorsäurediesterbindung zwischen Kopfgruppe und Glycerin.
– ! Glycerin ist ein Baustein von lecithin, plasmalogenen, phosphatidylinositol und cardiolipin.
– ! ethanolamin entsteht in einer pyridoxalphosphatabhän-gigen Reaktion aus serin.
– ! Bei einem physiologischen ph-wert von 7,4 trägt der hydrophile Teil des phosphatidylserins zwei negative und eine positive Ladung;
– !! insgesamt ist die polare Kopfgruppe daher negativ geladen. – ! cardiolipin kommt nur in der mitochondrienmembran vor. – ! sphingosin ist ein Baustein von ceramid. – !! Die Fettsäure im sphingomyelin ist über eine amidbin-dung gebunden.
3.1.5 Gl�ykol�ipide
Glykolipide enthalten einen Lipid und einen Kohlenhydratanteil, aber im Gegensatz zu den Phospholipiden kein Phosphat.
Bei Glyceroglykolipiden besteht der Lipidanteil aus Diacylglycerin (Glycerin + zwei Fettsäuren), bei den sphingoglykoli-piden (Glykosphingolipide) – den in tierischen Zellen vorkommenden Glykolipiden – besteht der Lipidanteil aus Ceramid (Sphingosin + 1 Fettsäure). Je nach Art des Kohlenhydrats, das mit dem Ceramid verknüpft ist, unterscheidet man drei Klassen von Sphingoglykolipiden:
▪ cerebroside = Ceramid + Monosaccharid (meist Galactose, Abb. 3.7a) ▪ sulfatide = Ceramid + Schwefelsäureester des Monosaccharids ▪ Ganglioside = Ceramid + komplexer Kohlenhydratanteil mit Sialinsäurerest(en) (Abb. 3.7b).
R1
O OP
O
OH
C
CC
CH2
H
CH2
CH2
CH3
N CH3H C3
N
HHO
O H
Ceramid
Sphingosin
FSCholin
Abb. 3.6 sphingomyelin. Das Molekül besteht aus Ceramid + Phos-phorsäure + Cholin. Die Fettsäure (FS) ist über eine Amidbindung an das Sphingosin gebunden.
R
R
O
O
O
P
C
CO
O
PLA1
PLDPLC
PLA2 O
O
H2C
HC
H2C RO
Abb. 3.5 spaltstellen der phospho-lipasen (pl).
aus: Endspurt Vorkl�inik – Biochemie 1 (ISBN 9783131534125) © 2013 Georg Thieme Verl�ag KG
433.1 Grundlagen und Chemie
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2Sphingoglykolipide sind über den hydrophoben Ceramid„anker“ in der Plasmamembran befestigt. Dabei sitzt der hydrophile Kohlenhydratanteil immer auf der extrazellulären Seite der Membran und dient der Zellerkennung. So sind z. B. die Blutgruppenantigene Sphingoglykolipide mit Ceramidanker.
▶lysosomale speicherkrankheiten. Phosphatide, Sphingosine (Cerebroside, Ganglioside, sulfatide) und andere Moleküle können nur in lysosomen abgebaut werden. Katalysiert wird ihr Abbau durch verschiedene spezifische saure Hydrolasen.
Besteht aufgrund eines Gendefekts ein Mangel an diesen lysosomalen Hydrolasen, können die Substrate in den Lysosomen und schließlich an bestimmten Stellen des Organismus wie Nervensystem, Haut, Leber, Milz, Knorpel und Knochen akkumulieren. Folge sind Erkrankungen, die zur Gruppe der lysosomalen Speicherkrankheiten (S. 24) zusammengefasst werden
und die sich wiederum in Sphingolipidosen, Mucolipidosen, Mucopolysaccharidosen, Oligosaccharidosen oder auch Glykogenosen einteilen lassen. Die Erkrankungen gehen einher mit schweren geistigen und/oder körperlichen Behinderungen. Bei sphingolipidosen z. B. reichert sich eine ceramidhaltige Ver-bindung vorwiegend im zentralen Nervensystem an.
3.1.6 Eigenschaften kompl�exer Lipide
Die komplexen Lipide, besonders die phospholipide, sind aufgrund ihres amphiphilen charakters mit der polaren Kopfgruppe und den unpolaren Fettsäuren in der Lage, sich im Wasser zu strukturieren. An Grenzflächen zwischen Wasser und Luft bzw. Öl liegen die hydrophilen Anteile im Wasser, und die lipophilen Anteile orientieren sich zur Luft bzw. zum Öl (Abb. 3.8). Phos
a
N
H OO
OH
OH
HO O
CH2OH
CH
CHO
CH2
extrazellulär Membran
Cerebrosid
extrazellulär Membran
N
O
H
C
H O
O
O
O
O
OH
OH
H
NH
OH
OHO O
O
O
CH2OH
CH2OH
CH2OH
CH
C
C
CH3
CH2
HO
b
Gangliosid Ceramidanker
N-Acetyl-galactosamin
Glucose Glucose Sphingosin Fettsäure
H
C
...
Abb. 3.7 sphingoglykolipide. a (Galacto-)Cerebrosid. b Gangliosid.
Abb. 3.8 Strukturierung von Lipidmolekülen an Grenzflächen.
aus: Endspurt Vorkl�inik – Biochemie 1 (ISBN 9783131534125) © 2013 Georg Thieme Verl�ag KG
44 3 Lipide und ihr Stoffwechsel�
pholipide können in wässrigen Medien verschiedene Strukturen ausbilden.
▶micellen. Die lipophilen Anteile der Phospholipide umschließen einen nicht wässrigen Innenraum, die hydrophilen Anteile bilden die äußere Hülle (s. Abb. 3.8). Micellen spielen eine wichtige Rolle bei der Verdauung von lipophilen Substanzen.
▶lipiddoppelschicht. Bei der Lipiddoppelschicht zeigen die hydrophilen Anteile der Phospholipide nach außen, während die lipophilen Anteile einander zugewandt sind. Sie stellt eine Begrenzung zwischen zwei wässrigen Medien dar. Das bekannteste und gleichzeitig wichtigste Modell einer Phospholipidanordnung stellt die zellmembran dar. Sie besteht häufig vorwiegend aus Phospholipiden, enthält aber auch Cholesterin, Glykolipide und Proteine. Die Membranfluidität wird durch die Zahl der Doppelbindungen der am Membranaufbau beteiligten Fettsäuren beeinflusst.
▶liposomen. Sie bestehen aus einer oder mehreren lipiddop-pelschichten, die eine wässrige phase umschließen und sich so z. B. als Träger für hydrophile Medikamente verwenden lassen.
3.1.7 Isoprenoide
Aus Isoprenoideinheiten (Abb. 3.9) aufgebaute Substanzen sind lipophil; Beispiele für diese Gruppe sind u. a. verschiedene Vitamine und Hormone.
▶terpene. Sie entstehen aus mehreren Isopreneinheiten (Abb. 3.9a, polymere Isoprene). Zu den Terpenen zählen:
▪ fettlösliche Vitamine: Tocopherol (Vitamin E), Phyllochinon (Vitamin K), Retinol (Vitamin A, Abb. 3.9b) ▪ Dolichol: enthält etwa 10–20 Isoprenuntereinheiten (Abb. 3.9c) und spielt bei der Synthese von Glykoproteinen eine Rolle ▪ Ubichinon: ist Elektronenüberträger in der Atmungskette (S. 35).
▶steroide. Sie entstehen durch Zyklisierung aus dem Triterpen Squalen und sind daher ebenfalls Derivate des Isoprens. Sie sind leicht am steran-(Gonan-)gerüst aus 17 CAtomen zu erkennen.
Das Sterangerüst besteht aus vier Ringen – drei Cyclohexanringen (A, B, C) und einem Cyclopentanring (D). Diese Grundstruktur ist lipophil. Die wichtigste Struktur mit Sterangrundgerüst ist das Cholesterin (Abb. 3.10).
Fazit – Das müssen sie wissen
– ! cerebroside, sulfatide und Ganglioside enthalten als Struk-turbestandteil ceramid und somit auch sphingosin.
– ! sulfatide gehören zu den Lipiden, die normalerweise ausschließlich in lysosomen abgebaut werden.
– ! Bei sphingolipidosen reichert sich eine ceramidhaltige Verbindung an.
– ! liposomen besitzen eine hülle aus einer oder mehreren lipiddoppelschichten.
– ! Dolichol enthält etwa 10–20 Isoprenuntereinheiten.
3.2 Stoffwechsel� der Fettsäuren
Fettsäuren können vom Körper als Triacylglycerine in fast unbeschränkten Mengen gespeichert werden. Ihr Stoffwechsel ist deshalb auch eng mit anderen Stoffwechselwegen gekoppelt. Beim Abbau der Triacylglycerine entsteht AcetylCoA, das dann über den Citratzyklus und die Atmungskette zu CO2 und H2O abgebaut werden kann.
3.2.1 Abbau der Triacyl�gl�ycerine (Lipol�yse)
Den größten Triacylglycerinspeicher bilden die Fettzellen. Dort werden Triacylglycerine durch die hormonsensitive triacylgly-cerinlipase (TAGLipase) in Glycerin und drei Fettsäuren gespalten. Diesen Vorgang nennt man lipolyse. Lipolytische Hormone wie Adrenalin aktivieren die TAGLipase und stellen so Energie dem Körper in Form von Fettsäuren zur Verfügung. Die freien Fettsäuren können direkt in der Zelle abgebaut oder von den Fettzellen ans Blut abgegeben werden, wo sie an Albumin gebunden zu den verschieden Geweben gelangen.
Lipide aus der Nahrung werden in der Darmmukosa in Lipoproteine (Chylomikronen) verpackt und gelangen über die Lymphe ins Blut. Mithilfe der lipoproteinlipase (S. 58) werden Fettsäuren im Blut aus den Lipoproteinen gespalten und in die Zelle aufgenommen.
3.2.2 Abbau der Fettsäuren (β-Oxidation) ▶aktivierung der Fettsäuren. Da freie Fettsäuren reaktions
träge sind, werden sie vor ihrem oxidativen Abbau durch die Reaktion mit freiem coenzym a (CoA) und atp aktiviert. CoA enthält eine Sulfhydrylgruppe/Thiolgruppe (SH) und kann so eine energiereiche thioesterbindung mit der Säuregruppe der Fettsäure eingehen. Dabei entsteht über das Zwischenprodukt Acyladenylat (Aktivierung mittels ATP) das acyl-coa (aktivier-te Fettsäure, Abb. 3.11). Diese Reaktion wird durch die Thiokinase katalysiert und findet im zytosol der Zelle statt.
▶lokalisierung des Fettsäureabbaus. Der eigentliche Abbau der Fettsäuren, die β-Oxidation, findet in den mitochondrien statt.
C
C
H
H
2
2
17
O
O
H
H
Isopren
Retinol= Vitamin A
Dolichol
a
b
c
Abb. 3.9 isoprenoide. a Isopren. b Retinol. c Dolichol.
HO
17
CholesterinA B
C D
Abb. 3.10 cholesterin. Das Sterangerüst ist farbig mar-kiert.
aus: Endspurt Vorkl�inik – Biochemie 1 (ISBN 9783131534125) © 2013 Georg Thieme Verl�ag KG
453.2 Stoffwechsel� der Fettsäuren
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2
apROpOsNervenzellen und Erythrozyten bauen keine Fettsäuren ab. Den Nerven-zellen fehlen die entsprechenden Enzyme, und die Lipide können die Blut-Hirn-Schranke nicht überwinden, die Erythrozyten haben keine Mito-chondrien.
Während der abbau von Fettsäuren mit bis zu 18 c-atomen (z. B. Stearinsäure) vorrangig in den mitochondrien stattfindet, werden Fettsäuren mit mehr als 20 c-atomen zunächst in den peroxisomen auf eine Länge von 8 CAtomen verkürzt. Dabei werden im ersten Oxidationsschritt die Elektronen auf O2 übertragen, und es entsteht H2O2. Anschließend werden sie dann weiter in den Mitochondrien abgebaut.
▶transport der Fettsäuren vom zytosol ins mitochondrium. Die Aktivierung der Fettsäuren zu acyl-coa findet im zytosol statt, doch kann AcylCoA die innere Mitochondrienmembran nicht durchdringen (Abb. 3.12). Für den Transport überträgt die carnitin-acyltransferase 1, die sich an der äußeren Seite der inneren Mitochondrienmembran befindet, den Acylrest von Acyl-CoA auf carnitin. Der entstehende Carnitinester acylcarnitin gelangt dann über die acylcarnitin-translokase in der inneren Mitochondrienmembran in den Matrixraum des Mitochondriums. An der Innenseite der inneren Mitochondrienmembran sitzt die carnitin-acyltransferase 2 (CarnitinPalmitoyltransferase 2), die den Acylrest des Acylcarnitins wieder auf coen-zym a (CoA) überträgt. Das frei gewordene Carnitin wird im Antiport gegen Acylcarnitin wieder aus dem Mitochondrium hinaustransportiert.
Fazit – Das müssen sie wissen
– ! Bei der Aktivierung der Fettsäuren vor dem oxidativen Abbau entsteht das Zwischenprodukt acyladenylat.
– ! Der abbau von Fettsäuren mit bis zu 18 c-atomen findet vorrangig in den mitochondrien statt.
– !! Der Abbau von sehr langkettigen Fettsäuren (> 18 C-Atome) findet in den peroxisomen statt. Dabei werden im ersten Oxidationsschritt die Elektronen auf O2 übertragen, und es entsteht h2O2.
– !! acylcarnitin (ein Carnitinester) wird durch einen Trans-porter, die acylcarnitin-translokase, über die innere mitochondrienmembran in die Matrix des Mitochondriums transportiert.
Reaktionen der β-OxidationDer Name „β-Oxidation“ für die Reaktionskette des Fettsäureabbaus weist darauf hin, dass dabei eine Oxidation am β-C-atom der Fettsäure stattfindet (zur Nomenklatur der C-Atome s. Abb. 3.13). Als Zwischenstufen entstehen dabei β-Hydroxy bzw. β-Ketoacyl-Verbindungen. Der Begriff „Oxidation“ kann hier auch synonym mit „Dehydrierung“ verwendet werden.
In der β-Oxidation wird Acyl-CoA in einem Kreislauf, der wiederholt durchlaufen wird, zu mehreren AcetylCoA abgebaut. Pro „Durchlauf“ wird die Fettsäure um zwei C-Atome (entspricht einem AcetylCoA) gekürzt. Neben AcetylCoA, das
O O OO O SAMPCoA
C C C
C C C
R R R
H H H2 2 2
Fettsäure
Mg2+ Mg2+
ATP AMPCoAAcyladenylat Acyl-CoA
Thiokinase Thiokinase
P P
Abb. 3.11 aktivierung der Fettsäuren durch coa. Die Thioesterbindung ist farbig unterlegt.
Acyl-carnitin
Acyl-carnitin
Zytosol äußereMitochondrien-membran
Acyl-CoA Acyl-CoA
CoA CoA
Carnitin-Acyltransferase 1
Carnitin Carnitin
Acylcarnitin-Translokase
Carnitin-Acyltransferase 2
innereMitochondrien-membran
β-Oxidation
Matrix
Einbahnstraße!
Acylcarnitin
H3C
CH3
CH3
N CH2 CH2 COO⊖CH
O
O C
⊕
Abb. 3.12 transport von acylcarnitin durch die innere mitochondrienmembran.
COO
CH3
CH2
CH2
C1
CαC2
CβC3
CγC4
Abb. 3.13 nomenklatur der c-atome. Die C-Atome werden von 1 bis n durchnummeriert, wobei beim höchstoxidierten C-Atom begonnen wird. Bei der Bezeichnung mit griechischen Buchstaben fasst man die Carboxylgruppe als funktionellen Rest auf, sodass das darauf folgende C-Atom das erste, also α, ist.
aus: Endspurt Vorkl�inik – Biochemie 1 (ISBN 9783131534125) © 2013 Georg Thieme Verl�ag KG