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LOB Nr. 2, März/April/Mai 2013 Bremen & Bremerhaven „Familienfreundlichkeit ist ein Wettbewerbs und Standortfak tor! Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist seit Jahren ein (zunehmend) wichtiges Thema in Bremer Unternehmen und in der bremischen Verwaltung. Famili enfreundlich aufgestellte Unter nehmen sind hier eindeutig im Vorteil.“ Senator Martin Günthner Senator für Wirtschaft, Arbeit und Häfen sowie Senator für Justiz und Verfassung der Freien Hansestadt Bremen

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Regionale Ausgabe für Bremen und Bremerhaven

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LOB Nr. 2, März/April/Mai 2013 Bremen & Bremerhaven

„Familienfreundlichkeit ist ein Wettbewerbs-­ und Standortfak-­tor! Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist seit Jahren ein (zunehmend) wichtiges Thema in Bremer Unternehmen und in der bremischen Verwaltung. Famili-­enfreundlich aufgestellte Unter-­nehmen sind hier eindeutig im

Vorteil.“

Senator Martin Günthner

Senator für Wirtschaft, Arbeit und Häfen sowie Senator für Justiz und Verfassung der Freien Hansestadt Bremen

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LOB Nr. 2, März/April/Mai 2013

„Nach dem Ende der Elternzeit war mir nicht klar, was genau ich beruflich machen wollte. Ich wusste nur, dass die Wiederauf-nahme meiner al-ten Tätigkeit nicht möglich war und dass ich kein In-teresse mehr an Wirtschaft hatte,“ erzählt Anne, die heute in einer Zerti-fizierungsstelle für die Organisation und die Kundenbe-treuung zuständig ist. Es war das ESF-Modellprogramm

„Perspektive Wie-dereinstieg“ (PWE),

welches Anne die Bedenken genommen und die Augen geöffnet hat. Das ESF-Modellprogramm ist „Herzstück“ des im Jahr 2008 vom Bundesfamilienministerium und Bundesagentur für Arbeit ins Leben gerufene bundesweite Aktionsprogramm „Perspek-tive Wiedereinstieg“. Wiedereinsteigerinnen und -einsteigern werden hier am Modellstandort Bremen/Bremerhaven unter-schiedliche und individuell ausgesuchte Qualifizierungs- sowie Coachingangebote gemacht. Diese reichen vom Eintagessemi-nar bis zur mehrmonatigen Fortbildung. Die Teilnahme steht allen offen, die mindestens eine dreijährige familienbedingte Er-werbsunterbrechung haben. Auch Frauen und Männer, die noch

keinen konkreten Plan für den Wiedereinstieg haben und nicht arbeitssuchend gemeldet sind, finden Unterstüt-zung. So wie Anne.

Die ausgebildete Wirtschaftssinologin hatte sich schon ein hal-bes Jahr auf Stellen beworben. Ohne Erfolg. „Die Seminare, aber auch der Austausch mit den anderen Teilnehmerinnen haben mir ein ganz anderes Bild von mir selbst und meinen Qualifika-tionen eröffnet. Bei Bewerbungen hatte mein Fokus immer auf meinen formalen Qualifikationen gelegen. Um als Quereinstei-gerin Fuß zu fassen, musste ich den Fokus aber auf die Fähigkei-ten setzen, für die ich keinen „Schein“ hatte,“ so die Mutter von drei Söhnen. „Mit diesem Wissen im Hinterkopf konnte ich mich mit einem ganz anderen Selbstbewusstsein bewerben. Und es hat geklappt!“

Ausgestiegen war Anne gleich mit der Geburt des ersten Sohnes. Zum einen, weil sie und ihr Mann mit der Gründung der Familie auch ihre Wochenend-Pendel-Beziehung beenden wollten, aber auch weil Anne in ihrem Beruf nicht mehr zufrieden war und Frank ein attraktives Angebot erhalten hatte. „Die Entscheidung, zuhause zu bleiben, fiel mir daher nicht schwer. Die „Pause“ wurde dann aber schnell länger als geplant. Tom war nach der Geburt nicht ganz gesund, bald folgte Jonas, und als ich dann wieder einsteigen wollte, wurde ich schwanger mit Matti.“ So wurden aus den geplanten sechs Jahren elf. Aber auch Anne hat diese Zeit intensiv genutzt, um sich weiterzubilden. „Dass ich wieder einsteigen würde, war immer klar gewesen. Aber nicht um jeden Preis.“ Da aber die Familie erst vor wenigen Jahren nach Bremen gezogen ist, weder Annes noch Franks Eltern in der Nähe wohnen und sie somit im Notfall nicht über ein stützendes Netzwerk verfügen, war es wichtig, den richtigen Zeitpunkt für Annes Wiedereinstieg zu wählen. „Ich wollte, dass die älteren Jungs – wenn ich wieder einsteige – groß genug sind, um not-

„Die Seminare der Perspektive Wieder-einstieg haben mir die Augen geöffnet.“ Von Nicole Beste-Fopma

Anne Bäume-Steffe (42), Wirtschaftssinologin, verheiratet mit Frank (43), Ökonom. Kinder: Tom (13), Jonas (11) und Matti (6)

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Der Erfolg des Wieder-einstiegs hängt maß-geblich von der Unter-stützung des Partners ab. Deshalb werden im Bremer Projekt „Gesucht! Gefunden!“ die Familien möglichst von Anfang an mit einbezogen.

Silke Steckel, Beauftragte für Chancengleichheit, Agentur für Arbeit Bremen-Bremerhaven

falls auch mal einige Stunden alleine sein zu können, sollten sie krank werden.“

2012 war es dann soweit. Anne ist wieder eingestiegen: 20 Stunden pro Woche, jeweils von 8:30 Uhr bis 12:30 Uhr. Zuhause läuft alles reibungslos. Frank hat zuverlässig den Kita-Bringdienst übernommen und ermöglicht Anne so, mor-gens pünktlich und entspannt in den Arbeitstag zu starten.

„Die Kinder hatten während der Phase der Begleitung durch das ESF-Modellprogramm „Perspektive Wiedereinstieg“ am Standort Bremen/Bremerhaven Gelegenheit, sich von einigen gewohnten Abläufen zu verabschieden. Nach Beendigung des Projektes haben wir den Rhythmus dann beibehalten, so dass der Start in den Job für die Kinder keine Umstellung bedeutete. Hilfreich für den erfolgreichen Wiedereinstieg ist aber auch der Austausch sowie die Vernetzung mit Gleichge-sinnten“, verrät Anne. Ein Mal im Monat trifft sie sich im Er-folgsteam mit anderen Wiedereinsteigerinnen, und gemein-sam wird dann über berufliche Herausforderungen diskutiert und gegenseitig Unterstützung gegeben. „Ein solches Erfolg-steam kann ich jedem nur wärmstens empfehlen,“ sagt die erfolgreiche Wiedereinsteigerin. ᅝ

„Netzwerke knüpfen“ gewinnt immer mehr an Bedeutung. Unsere Angebote für Berufs-rückkehrerinnen haben da-her auch zum Ziel, Frauen zu vernetzen.

Jana Latzel, Beauftragte für Chancengleichheit, Agentur für Arbeit Bremen-Bremerhaven

Weitere Informationen zum Aktionspro-gramm „Perspektive Wiedereinstieg“ sowie konkrete Tipps und praktische Hilfestellun-gen finden Sie auf dem Internetportal www.perspektive-wiedereinstieg.de

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Das Pferd als CoachWas Wiedereinstieg mit Pferden zu tun hat

Von Nicole Beste-Fopma

LOB Nr. 2, März/April/Mai 2013

Weltana weigert sich standhaft, über eine Plane geführt zu werden. Gutes Zureden. Hart-näckiges Ziehen. Nichts. Wel- tana bewegt sich nicht vor und nicht zurück. Sylvia ist

verzweifelt und will aufgeben. Weltana ist eine statt-liche, dunkelbraune Stute. Sylvia eine von sieben Teilnehmerinnen des eintägigen Gruppencoaching „Coaching by Horse“ im Rahmen des Bremer Projekts „Gesucht!Gefunden!“ des ESF-Modellprogramms „Per-spektive Wiedereinstieg“, welches Herzstück des im Jahr 2008 vom Bundesfamiienministerium und der Bundesagentur für Arbeit ins Leben gerufenen bun-desweiten Aktionsprogramms „Perspektive Wieder-einstieg“ ist. Angetrieben durch die Ermutigungen der anderen Teilnehmer und unter Anleitung von Pferde-Coach Karin Rathje versucht Sylvia es erneut. Ohne zu zögern, läuft Weltana bereits beim zweiten Versuch über die Plane. Was ist passiert? Ist Sylvia innerhalb von wenigen Minuten zur Pferdeflüsterin geworden? Nein. Ist sie nicht. Sie hat ein mentales Hindernis über-wunden und so die Stute dazu gebracht, das Hindernis

„Plane“ zu überwinden.

Ein altes englisches Sprichwort besagt: „Nichts ist so gut für das Innere eines Menschen wie das Äußere eines Pferdes.“ Pferde verfügen über ein fein entwi-ckeltes Wahrnehmungssystem, mit dem sie jedes Detail im bewussten und unbewussten Verhalten ihres Gegenübers wahrnehmen und spiegeln. Unbe-

stechlich im Hier und Jetzt reflektiert das Pferd die Ausstrahlung, Energie und Überzeugungskraft ei-ner Person. Diese Eigenschaft der Pferde macht sich das „Coaching by Horse“ zunutze. Sylvia ist unsicher. Das Pferd nimmt diese Unsicherheit wahr und wird ebenfalls unsicher. Es weigert sich, über die Plane zu gehen. Karin Rathje empfiehlt Sylvia: „Stell’ Dir ganz fest vor, wie Du das Pferd erfolgreich über die Plane führst und geh’ dann zielstrebig los!“ Sylvia nimmt die Anregung beherzt auf, und endlich überquert Weltana die Plane.

„Wer über viele Jahre nicht erwerbstätig gewesen ist, zweifelt oft an den eigenen Fähigkeiten. Viele Frau-en wissen nicht, welches Potential, welche Ressour-cen eigentlich in ihnen stecken. Sie haben Angst vor potentiellen Hindernissen und davor, sich in der Ar-beitswelt Respekt zu verschaffen. Viele sind sich auch ihrer Ziele nicht sicher und hadern mit sich“, so Bir-git Kausch, Casemanagerin von Frauen in Arbeit und Wirtschaft eV.. „Das Coaching mit Pferden hilft dabei, diese Fragen zu er- und bearbeiten.“

Auch Claudia wird von dem ihr anvertrauten Pferd an ihre Grenzen gebracht. Claudia soll ihr Pferd dazu bewegen, einen Regenschirm über dem Kopf zu ak-zeptieren. Was sich zunächst einfach anhört, gestal-tet sich in der Umsetzung zu einer unlösbaren Aufga-be. Aber Claudia gibt nicht auf. Fast schon verbissen versucht sie es immer und immer wieder. Die Lern-botschaft für sie: Nur die Wenigsten schaffen es mit

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LOB Nr. 2, März/April/Mai 2013

Sie möchten nach der Familienphase wieder ins Be-rufsleben einsteigen und wissen nicht wie? Lernen Sie in der Seminarreihe „Auf in den Beruf“ mehr über:• Zeit- und Selbstmanagement• Vereinbarkeit von Beruf und Familie• Gesundheitsvorsorge und Stressprävention• Aufbau von Netzwerken• Kommunikationstraining• Erstellen von Bewerbungsmappen am PC• Bewerbungsgespräche und SelbstpräsentationSeminarstart ist im März und nach den Sommerferien. Die Teilnahme ist kostenfrei.Weitere Informationen erhalten Sie bei Wiebke Davids, Telefon: 0421-346 15 26, E-Mail: [email protected].

Bereit für neue Wege – Frauen zurück in den Beruf

dem Kopf durch die Wand. Manche Ziele lassen sich nicht um-setzen sondern müssen neu überdacht werden. Und manchmal muss man auch mit einer 80-Prozent-Lösung zufrieden sein. Das schont die Nerven und somit die eigenen Ressourcen.

Wessen Verhalten nicht unmittelbar im Umgang mit den Coach-Pferden gespiegelt wurde, erhält das Feedback spätestens bei der gemeinsamen Analyse der Videoaufnahmen. Alle Teilnehmerin-nen können per Video verfolgen, welche ungeahnten Stärken in ihnen schlummern und welche Verhaltensweisen ihnen mögli-cherweise Schwierigkeiten bereiten. Sowohl Sylvia als auch Clau-dia und die anderen Teilnehmerinnen des zweiten „Coaching by Horse“-Seminars haben mithilfe der Pferde gelernt, alte Verhal-tensmuster zu durchbrechen und neue auszuprobieren. ᅝ

„Unbestechlich im Hier und Jetzt reflektiert das Pferd die Ausstrahlung, Energie und Überzeugungskraft einer Person. Diese Eigen-schaft der Pferde macht sich das „Coaching by Horse“ zunutze.“

Erfolgreich WiedereinsteigenSie haben Ihre Berufstätigkeit aus familiären Gründenunterbrochen und möchten wieder in den Beruf zurück?Machen Sie den ersten Schritt und besuchen Sie unsereInfoveranstaltung!Wann: Jeden 3. Dienstag im Monat von 9.30 - 11.00 Uhr(nicht in den Schulferien)Wo: Berufsinformationszentrum (BiZ)in Bremen, Doventorsteinweg 44

Wir freuen uns auf Ihr Kommen!Beauftragte für Chancengleichheit am ArbeitsmarktJana Latzel und Silke [email protected]

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LOB Nr. 2, März/April/Mai 2013

Bremer Familien tendenziell besser gestellt als im Rest Deutschlands Ergebnisse einer StudieVon Nicole Beste-Fopma

Die Zahl der Beschäftigen im Nied-riglohnsegment ist in den letzten Jahren stark gestiegen. Immer we-niger Menschen können von ihrem Einkommen leben und sind auf Zu-satzleistungen angewiesen. Armut

ist kein gesellschaftliches Randphänomen mehr. In Bremen ist fast jeder fünfte von Armut bedroht. In-wiefern betrifft diese Entwicklung auch Gruppen der gesellschaftlichen Mitte wie beispielsweise Normal-arbeitnehmer (unbefristet Vollzeit Beschäftigte) mit berufsfachlicher Ausbildung? Können diese Arbeit-nehmer noch mit einem Einkommen eine Familie er-nähren? Diesen Fragen ist das Institut für Arbeit und Wirtschaft der Universität Bremen im Auftrag der Arbeitnehmerkammer in der Studie „Das Ernährer-modell als Armutsrisiko? Eine Bestandsaufnahme zu Entwicklung familiarer Erwerbsmuster und Armuts-risiken in Erwerbstätigenhaushalten am Beispiel Bre-men“ nachgegangen. Um Antworten auf die Fragen zu erhalten, haben die Wissenschaftler über einen Zeitraum von 13 Jahren (1996 - 2006) die Entwicklung familialer Erwerbsmuster und das Armutsrisiko von Alleinverdienerhaushalten in Bremen untersucht und mit Daten für Deutschland verglichen.

Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass die Frage in mehreren Schritten beantwortet werden kann:1. Der Anteil der Beschäftigten im Normalarbeits-verhältnis – einer unbefristeten Vollzeittätigkeit – hat abgenommen. 2009 waren noch 60 Prozent der Männer und 32 Prozent der Frauen „Normalarbeit-nehmer“. 2. Ein Familienlohn, berechnet anhand der Armuts-schwelle für eine vierköpfige Familie (2009 ent-sprach dies laut Mirkrozensus 1649,99 Euro im Mo-nat), wird insgesamt immer seltener erzielt. Männer erreichen einen entsprechenden Nettolohn noch zu rund 60 Prozent, während dies nur noch 40 Prozent der Frauen gelingt.

Dabei gilt es allerdings zu berücksichtigen, dass die entsprechende Ausweitung der unteren Lohngrup-pen nicht unmittelbar mit einem Anstieg der Armut von Familien einhergeht. Vor allem Frauen in Voll-zeittätigkeit leben oft allein und müssen daher nur den individuellen Bedarf und nicht den einer Familie decken.Legt man daher die ‚realen‘ Haushaltskontexte der Bremer Normalarbeitnehmer zu Grunde und fragt, wer ‚arm‘ wäre, wenn er/sie allein mit dem individu-ellen Einkommen den Bedarf aller Haushaltsmitglie-der decken müsste, wären knapp elf Prozent arm. Tatsächlich müssen jedoch immer weniger Haushalte von nur einem Einkommen leben. In Bremen sind in über 50 Prozent der Paarhaushalte beide Partner er-werbstätig. Auch dann, wenn Kinder in der Familie leben. Einzige Ausnahmen: Eltern mit Kindern jünger als drei Jahre. In dieser Phase entscheidet sich rund die Hälfte der Eltern dafür, dass ein Elternteil das Familieneinkom-men allein verdient. Aber auch dieser Trend nimmt im Zeitverlauf ab. Da die reale Armutsquote in Haushalten von Nor-malarbeitnehmern in Bremen unter drei Prozent liegt (gegenüber acht Prozent in der Bundesrepublik) kann festgehalten werden, dass die damit skizzierte Gruppe der gesellschaftlichen Mitte kaum armuts-gefährdet ist. Zum einen, weil die Größe der Haus-halte sinkt und zum anderen, weil, auch in Familien mit Kindern, eine Abweichnung vom Ernährermodell stattfindet. Dabei wird die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zumeist über eine Teilzeittätigkeit der Frau in Verbindung mit der Vollzeittätigkeit des Mannes gewährleistet. Entsprechend sind auch unter den Normalarbeitnehmern vor allem alleinerziehende El-tern – insbesondere Mütter – armutsgefährdet.

Die Studie ist in Kürze über die Homepage des IAW und der Arbeitnehmerkammer abrufbar. ᅝ

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Die Vereinbarung von Beruf und Familie ist eine Standortfrage

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Interview mit Ulrike Hauffe, Landesbeauftragte für Frauen, über erwerbs-

tätige Mütter und die Möglichkeiten der Vereinbarkeit von Beruf und

Familie im Land Bremen

Wie ist das Land Bremen denn aufgestellt in

Bezug auf die Kinderbetreuung? Sowohl U3 als

auch Ü3?

Bei den unter Dreijährigen liegt Bremen bei 21,2 Prozent. Rund 80 Prozent der Kinder zwischen drei und sechs Jahren werden sechs Stunden oder länger in einer Einrichtung betreut.

Eine ganz besondere Herausforderung ist be-kanntlich auch die Schulkindbetreuung. Welche

Angebote bietet das Land Bremen hierzu?

Es gibt immer mehr Ganztagsschulen und an den anderen Schu-len ein Hortangebot für den Nachmittag.

Welche Unterstützung bietet das Land Bremen

Müttern, die nach einer längeren Kinderzeit wie-­

der in den Beruf zurückkehren möchten?

Wir sind Modellstandort für das ESF-Modellprogramm „Per-spektive Wiedereinstieg“, das Frauen durch Beratung und Quali-fizierung unterstützt, nach einer längeren Familienphase wieder in die Arbeitswelt einzusteigen. Außerdem gibt es in Bremen und Bremerhaven jeweils eine Beratungsstelle für Frauen, die bei allen Fragen rund um den Beruf unterstützt. Anlaufstellen in den Stadtteilen sind die Mütterzentren, von denen es in Bremen einige gibt.

2003 wurde das Verbundprojekt Beruf und Fami-­

lie für Unternehmen im Land Bremen gegrün-­

det. Welche Rolle hat die ZGF in diesem Projekt

gespielt? Welches Ziel verfolgte das Projekt?

Die ZGF hat maßgeblich an der Konzeption mitgearbeitet und den Weg für die Anschubfinanzierung bereitet. Entstanden ist ein Projekt, das erstmalig innovative Ansätze zur Vereinbarkeit in den unterschiedlichen Unternehmen anstoßen konnte. Durch die Vernetzungsarbeit können die Unternehmen in diesem Feld viel voneinander lernen.

2011 wurde aus dem Verbundprojekt der „Im-­

pulsgeber Zukunft e.V.“. Hat sich durch diesen

Wandel an den Zielen etwas geändert?

Nein, die Ziele sind gleich geblie-ben: Wenn wir die Vereinbarkeit von Familien und Beruf in Bremen weiter voranbringen wollen, müs-sen wir die Unternehmen aktivieren und mit ins Boot holen. Mittlerweile zeigen viele Best-Practice-Beispiele, wie das geht.

In wieweit widmet sich der Verein dem Thema

Das Stichwort hierzu heißt lebensphasenorientierte Personal-politik. Die Pflege der eigenen Eltern ist ein Thema, dem sich immer mehr Unternehmen stellen. Wer seinen Mitarbeiterin-nen und Mitarbeitern dabei Unterstützung und Informationen anbietet, bindet sie auch damit ans Unternehmen. Die vom Bund initiierte Pflegezeit, die das Problem der Pflege privatisiert, ist für Berufstätige nicht ausreichend. Die in der Mehrzahl weib-lichen Pflegenden sollen aus dem Job aussteigen. Das Risiko der verminderten Einkünfte und geringerer Rente müssen sie im jetzigen Modell selbst tragen. Da ist keine zukunftsweisende Lösung in Sicht!

Gibt es im Land Bremen auch Unterstützung für

Väter? Eine Anlaufstelle, wo Väter sich Rat holen

können?

Die Väter in Bremen können sich mit ihren Anliegen an Impulsge-ber Zukunft wenden und sind dort gut aufgehoben.

Welche Pläne haben Sie für die Zukunft der ZGF

in Bezug auf die Vereinbarkeit von Beruf und

Familie?

Wie Sie schon sagten, ist die Vereinbarkeit von Beruf und Familie kein Frauenthema. Daher wünsche ich mir eine Verortung des Themas nicht in der Frauenförderung, sondern in der Wirtschafts- und Arbeitsmarktpolitik. Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist auch eine Standortfrage. Natürlich befördern wir es aber wei-terhin, wo wir können. ᅝ

LOB Nr. 2, März/April/Mai 2013

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Das Projekt „Gesucht!Gefunden!“ setzt als einer von 18 Projektträgern das ESF-Modellprogramm „Perspektive Wiedereinstieg“ des Bundesfamilienministeriums in Kooperation mit der Bundesagentur für Arbeit um und wird im Rahmen des Aktionsprogramms „Per-spektive Wiedereinstieg“ aus dem Europäischen Sozialfonds der Europäischen Union kofinanziert. Das im März 2008 erfolgreich gestar-tete Programm ist eine breit angelegte Initiative des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend in Kooperation mit der Bundesagentur für Arbeit. Die Projekte und Initiativen unter dem Dach des Aktionsprogramms „Perspektive Wiedereinstieg“ richten sich an Frauen, die nach einer längeren Unterbrechung wieder in den Beruf einsteigen wollen, aber auch an deren Lebenspartner und an Personalverantwortliche in Unternehmen.Der Europäische Sozialfonds ist das zentrale arbeitsmarktpolitische Förderinstrument der Europäischen Union. Er leistet einen Beitrag zur Entwicklung der Beschäftigung durch Förderung der Beschäftigungsfähigkeit, des Unternehmergeistes, der Anpassungsfähigkeit sowie der Chancengleichheit und der Investitionen in die Humanressourcen.

Ihr „Gesucht!Gefunden!“ Team in Bremen und Bremerhaven

gefördert von

Hella Grapenthin, Dipl.-Pädagogin, ist im Projekt „Gesucht!Gefunden!“ verantwortlich für das Programm und die MittelbewirtschaftungTel: 0421 361- 97946

Mail: [email protected]

Birgit Spindler, Dipl.-Pädagogin, verantwortet im Projekt „Gesucht!Gefunden!“ die Öffentlichkeitsar-beit, Veranstaltungen, Förderberatung Betriebe und Matching Tel. 0421 361- 97947

Mail: [email protected]

Elfriede Dieke, Dipl.-Sozialpädagogin, Senator für Wirtschaft, Arbeit und Häfen, Abtlg. Arbeit, Referat bba, Referentin Bundesprogramme Tel. 0421 361- 97940

Mail: [email protected]

Wiebke Davids, Kulturwissenschaftlerin/Bildungs-referentin, verantwortlich für die Seminarreihe

„Auf in den Beruf“, Frau und Arbeit im Ev. BildungswerkTel. 0421 346- 1526

Mail: [email protected]

Christiane Goertz (li.) Dipl.-Sozialpä-dagogin und Birgit Kausch (re.), Dipl.-Psychologin sind Casemanagerinnen im Projekt „Gesucht!Gefunden“, Frauen in Arbeit und Wirtschaft e.V.Tel: 0421 16937- 22 oder -23

Mail: [email protected] [email protected]

Annette Tahden, M. A. Soziologie, Casemanagement und Betriebliches matching am Standort Bremerhaven,Arbeitsförderungs-Zentrum im Lande Bremen GmbH

Tel. 0471 958977-11Mail: [email protected]

Annedore Marscheider, Dipl.-Ökonomin/Selbständige Personalberaterin, Firma Stellenwert ist im Projekt zuständig für das Profiling und die „Schnittstelle“ zwi-schen Casemanagement und der Vermitt-

lung in Betriebe, BewerbungsberatungTel: 0421 361-97945 Mail: [email protected]

Koordination des Projektes: Senator für Wirtschaft, Arbeit und Häfen im Lande Bremen sowie die Arbeit-nehmerkammer