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ILoNa Innovative Logistik für Nachhaltige Lebensstile Inhalt ILoNa.............................................................. 1 Innovative Logistik für Nachhaltige Lebensstile....................1 Vorstellung der Innovationsplattform.............................1 Zielstellung des Projektes ILoNa.................................1 Innovationsplattform und erste Ergebnisse........................2 Causal Loop Diagramm............................................ 11 Vorstellung der Innovationsplattform Die Auftaktveranstaltung der Innovationsplattform innerhalb des BMBF geförderten Forschungsprojektes ILoNa (Innovative Logistik für nachhaltige Lebensstile) fand am 4. Oktober in Duisburg statt. Zu Gast waren Logistikunternehmen, Verbraucherorganisationen, Wissenschaftspartner und NROs, um mögliche Lösungsstrategien in Bezug auf nachhaltige Logistik und nachhaltigen Konsum zu diskutieren. Durch den Aufbau einer Innovationsplattform als Akteurs-Netzwerk zwischen Wissenschaft und Praxis wird die frühzeitige Einbindung von Wirtschaft und Gesellschaft in die Projektbearbeitung gewährleistet. Operativ gelingt dies über die gemeinsame Entwicklung einer sequentiell angelegten Roadmap zur Logistikinnovation hinsichtlich nachhaltiger Lebensstile. Ziel der Roadmap ist es, die gemeinsam mit den Stakeholdern erarbeiteten Projektergebnisse in die Umsetzung zu bringen. In diesem Sinne stellt die Roadmap eine gemeinsame Entwicklungsagenda für Politik, Verbände und Logistikwirtschaft dar und plant demensprechend als white paper die Implementierung in wirtschaftliche und gesellschaftliche 1

logistik-lebensstile.de€¦  · Web viewAbb. 3: Relative ... Ebenfalls wurde in der Arbeitsgruppe über gewisse Kompensationsmaßnahmen nachgedacht, etwa in Form von finanziellen

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ILoNa

Innovative Logistik für Nachhaltige Lebensstile

InhaltILoNa.....................................................................................................................................................1

Innovative Logistik für Nachhaltige Lebensstile....................................................................................1

Vorstellung der Innovationsplattform.................................................................................................1

Zielstellung des Projektes ILoNa........................................................................................................1

Innovationsplattform und erste Ergebnisse.........................................................................................2

Causal Loop Diagramm....................................................................................................................11

Vorstellung der Innovationsplattform

Die Auftaktveranstaltung der Innovationsplattform innerhalb des BMBF geförderten Forschungsprojektes ILoNa (Innovative Logistik für nachhaltige Lebensstile) fand am 4. Oktober in Duisburg statt. Zu Gast waren Logistikunternehmen, Verbraucherorganisationen, Wissenschaftspartner und NROs, um mögliche Lösungsstrategien in Bezug auf nachhaltige Logistik und nachhaltigen Konsum zu diskutieren. Durch den Aufbau einer Innovationsplattform als Akteurs-Netzwerk zwischen Wissenschaft und Praxis wird die frühzeitige Einbindung von Wirtschaft und Gesellschaft in die Projektbearbeitung gewährleistet. Operativ gelingt dies über die gemeinsame Entwicklung einer sequentiell angelegten Roadmap zur Logistikinnovation hinsichtlich nachhaltiger Lebensstile. Ziel der Roadmap ist es, die gemeinsam mit den Stakeholdern erarbeiteten Projektergebnisse in die Umsetzung zu bringen. In diesem Sinne stellt die Roadmap eine gemeinsame Entwicklungsagenda für Politik, Verbände und Logistikwirtschaft dar und plant demensprechend als white paper die Implementierung in wirtschaftliche und gesellschaftliche Prozesse. Bestenfalls sollen im Rahmen der letzten Innovationsplattform hierfür Meilensteine für die Zeit nach dem Projektabschluss definiert werden.

Für die teilnehmenden Unternehmen der Innovationsplattform ergibt sich die Möglichkeit, sich angesichts der zunehmenden Anforderungen im Nachhaltigkeitsbereich innovativ mit neuen Marktlösungen auseinanderzusetzen, neue Ansätze der Interaktion mit den Kunden kennenzulernen und sich damit an die Spitze notwendiger Innovationsbewegungen zu setzen.

Zielstellung des Projektes ILoNa

Lebensstile stehen in einem engen Zusammenhang zu modernen Logistikdienstleistungen. Dies gilt im Grunde umfassend für alle Aspekte von Lebensstilbetrachtungen, insbesondere

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aber für den Konsum. Die Entwicklung hin zu einem nachhaltigen Konsumsystem hängt von nachhaltigen Lebensstilen, aber auch zu einem bedeutenden Teil von der Wahrnehmung und dem Leistungsangebot des Logistiksektors ab. Es ist deshalb nicht nur eine gesellschaftliche, sondern auch eine betriebs- bzw. gesamtwirtschaftliche Notwendigkeit, dass sich die Logistik auf innovative Weise mit der Transformation zu einer nachhaltigen Gesellschaft und Wirtschaft auseinandersetzt. Deshalb liefert das Projektvorhaben ILoNa verbindende Forschungsansätze und integriert sozioökonomische und ökologische Aspekte systematisch, indem es den stationären Handel, Internethandel und auch neue Formen der Sharing Economy in den Blick nimmt. Im Projekt Vorhabens ILoNa sind zwei Fragestellungen von zentraler Bedeutung:

1. Wie sollten innovative Logistikdienstleistungen gestaltet sein, die sowohl sozio-ökologischen Anforderungen gerecht werden als auch nachhaltige Lebensstile von Konsumenten fördern und ermöglichen?

2. Wie können andererseits Veränderungen auf der Konsumentenseite aussehen, um nachhaltige Logistikstrukturen zu unterstützen?

Innovationsplattform und erste Ergebnisse

Während des Treffens wurden zunächst erste Ergebnisse vorgestellt (Agenda des Workshops und Vorträge sind in der Anlage beigefügt). Dabei handelt es sich im Wesentlichen um die vom ILoNa-Forschungsteam identifizierten Kernthemen (im Kontext des Forschungsprojekts titulierte „Key Points") und sinnvolle Maßnahmen – einerseits in Bezug auf nachhaltige Logistik und andererseits in Bezug auf nachhaltigen Konsum. Im Rahmen der Innovationsplattform wurden diese mit den Teilnehmern diskutiert und Innovationsfelder ausgewählt, die für die Expertenrunde am relevantesten/ interessantesten in Bezug auf Implementierung in der Logistikbranche erschienen. Hierzu wurden zunächst fünf Key Points vorgestellt.

Tim Gruchmann von Zentrum für Nachhaltige Unternehmensführung (ZNU) stellte zwei Key Points und Maßnahmen der nachhaltigen Logistik vor:

» Key Point 1: Wahl des nachhaltigen Distributionskanals

Innerhalb der Last Mile steht die Distributionslogistik im Vordergrund, da die Übergabe des Produkts an den Endkunden stattfindet. Hier bestehen aber auch Gelegenheiten zur direkten Interaktion des Logistikdienstleisters mit dem Endkonsumenten. Eine Einbindung des Endkonsumenten zur Konfiguration nachhaltigerer Logistikprozesse innerhalb der Last Mile ist somit möglich. Als mögliche Distributionskanäle wurden Paketbriefkästen, Paketstationen und Click & Collect bzw. Dark angesprochen. Die diskutierten Konfigurationsmöglichkeiten zeigten, dass eine nachhaltigere Gestaltung der Last Mile möglich ist, wenn insbesondere das Mobilitätsverhalten des Endkonsumenten mit einbezogen werden kann. Aus rein

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ökonomischen Gründen getriggerte Distributionskanäle zur Übertragung der Verantwortung an den Endkunden wird entsprechend keine nachhaltigere Distribution zur Folge haben. Auf der anderen Seite bietet der Übergang der Last-Mile-Verantwortung an den Kunden auch Chancen. So könnten durch innovative Ansätze der Sharing Economy (Mitnahmezentrale oder Ähnliches, siehe Key Point „Sharing-Lösungen“) eine positive Entwicklung in Richtung einer nachhaltigeren letzten Meile realisiert werden.

Abb. 1: Konfigurationsmöglichkeiten der Last Mile

» Key Point 2: Lösungen der Sharing Economy

Auch das Konzept der Sharing Economy birgt Potentiale für eine nachhaltigere Gestaltung der Supply Chain im Allgemeinen und der letzten Meile im Speziellen. Als Basis für einen stärkeren gemeinsamen Konsum sehen die Beteiligten ein verändertes Wertebild, welches Vertrauen in den Mitmenschen betont und den Nutzungswert gegenüber dem den Eigentumswert eines Objektes voranstellt. Nichtsdestotrotz ist eine durchdachte Konfiguration dieser Angebote notwendig, um die gewünschten Nachhaltigkeitseffekte zu erzielen. So sollten zum einen günstige Transportversicherungen für den Privaten als Subunternehmer durch die Logistikdienstleister angeboten werden, um den notwendigen Versicherungsschutz zu gewährleisten. Zum anderen müssen die beschriebenen Bedenken einer möglichen De-Professionalisierung an dieser Stelle explizit berücksichtigt werden, um Bündelungseffekte einer gewerblichen Distribution nicht zu verlieren sowie soziale Mindeststandards (Lohn, Maßnahmen zur Unfallverhütung, etc.) nicht zu untergraben.

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Abb. 2: Logistisches Model der Sharing Ökonomie

Key Point 1 und 2 zusammenfassend sind folgende Kernpunkte festgehalten worden:

» Konsumenten die Wahloptionen für „grüne“ Lieferungen geben.

» Hybridmodelle, in denen Online-Bestellungen beispielsweise an die Adresse von Supermärkten geliefert werden, und Kunden sie dort abholen können (wie Cewe Fotobuch und dm).

» Potenziale liegen im Hinblick auf Verbraucher in erster Linie in Peer-to-Peer Lieferungen und der Mitnahmen von Produkten für Nachbarn etc.

» Startups bieten bereits Plattformen für solche Konzepte an (Beispiele dafür sind Doordash (https://www.doordash.com/), bringbee (http://bringbee.ch/en), PiggyBaggy (http://piggybaggy.com/).

Drei weitere Key Points mit Bezug zum Thema „Nachhaltiger Konsum“ wurden von Thomas Wagner vom CSCP identifiziert und auf der Innovationsplattform vorgestellt:

» Key Point 3: Sichtbarmachung und Kommunikation» Key Point 4: Anreize für nachhaltige Konsumentscheidungen» Key Point 5: Zielgruppendefinition und -ausrichtung

Für Key Point 3 „Sichtbarmachung und Kommunikation“ wurden einerseits ein geringes

Bewusstsein von Konsumenten zur Nachhaltigkeit in der Logistik und andererseits die

Tendenz zur Überforderung der Konsumenten durch zu viele Informationen als Probleme

identifiziert. Die vorgeschlagenen Maßnahmen zu diesem Key Point waren:

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» Logistik in den „Container“ Nachhaltigkeit aufnehmen, also Logistikaspekte gemeinsam mit anderen Nachhaltigkeitsthemen wie Herkunft oder Verarbeitung behandeln.

» Integration von Logistik in die Marke des Unternehmens.

» Integration von Logistik in Bewertungen von Unternehmensanstrengungen in puncto Nachhaltigkeit.

» „Grünes“ Logistik-Label als Option, Anstrengungen seitens der Unternehmen transparent zu kommunizieren.

Für Key Point 4 „Anreize für nachhaltige Konsumentscheidungen“ wurden die Gründe des hohen Aufkommens von Retouren und damit einhergehender Umweltbelastungen analysiert:

» Service ist oft kostenlos und wird großzügig genutzt.

» Online-Handel animiert eher dazu, viel einzukaufen, wodurch Versand und Retouren ansteigen.

» Die Hemmschwelle, Güter zurückzugeben, ist im Online-Handel geringer als im stationären Handel.

» Geringes Bewusstsein von Konsumenten über Nachhaltigkeit der Logistik, jedoch besteht ein größeres Bewusstsein für Verpackung.

Um das hohe Aufkommen von Retouren zu vermeiden und das Bewusstsein der Konsumenten für nachhaltigen Online-Handel zu schärfen, wurden folgende Maßnahmen vorgeschlagen:

» Onlinehändler können einen Preis für Retouren einführen (die CBCA zeigt, dass zumindest bei der befragten Zielgruppe der 20-40-Jährigen mit überdurchschnittlich hohen Bildungsabschlüssen die Kosten für die Retouren bei der Entscheidung im Online-Shopping eine eher untergeordnete Rolle spielen).

» Versandunternehmen könnten bei Retouren stärker kooperieren, um die Effizienz auf der letzten Meile zu erhöhen. Hier sind Kunden vermutlich weniger zeitsensibel.

Beim Key Point 5 „Zielgruppendefinition und -ausrichtung“ wurden die Ergebnisse aus der Auswahlbasierten Conjoint Analyse (CBCA) präsentiert, welche vom Fachbereich Kognitive Psychologie der Universität Duisburg-Essen durchgeführt wurde (Gerrit Stöckigt) (Abb. 3).

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Abb. 3: Relative Wichtigkeit der Logistischen Funktionen für die Zielgruppe „20- bis 40-Jährige mit überdurchschnittlichen Bildungsabschlüssen in Deutschland“

Im Rahmen des ILoNa Projektes wurde die Zielgruppe auf 20- bis 40-Jährige festgelegt. Wie aus Abbildung 3 abzuleiten ist, hatten die logistischen Funktionen „Lieferzeitpunkt“, „Geschwindigkeit des Warenerhalts“, „Kosten für Retouren“ sowie der „Ort des Warenerhalts“ für die Befragten der CBCA (gut ausgebildet und in der Stadt lebend) eine geringere Relevanz als „Arbeitsbedingungen“, „Umweltbelastung“ und „Versandkosten“. Basierend auf diesen Ergebnissen, wurden die folgenden Maßnahmen vorgeschlagen:

» Flexiblere Handhabung der Attribute Lieferzeitpunkt, Geschwindigkeit des Warenerhalts, sowie der Ort des Warenerhalts, um damit die Logistik im Online-Versand nachhaltiger zu machen (Paket-Boxen, Packstationen, keine Lieferungen über Nacht).

» Wichtig ist allerdings, dass durch Veränderungen dieser Elemente der Preis für die Dienstleistung nicht ansteigt.

» Eine Kommunikation der Verbesserung von Arbeitsbedingungen und Umweltbelastung des Versands kann mögliche Einschränkungen in den oben genannten Attributen kompensieren.

Im Anschluss an den Keypoint 5 gibt Sarah Lubjuhn (CMH) einen ersten Einblick in das im Juni 2016 gestartete Arbeitspaket „Zielgruppenspezifische Kommunikationsstrategien ILoNa für Behavioural Change“ und beschreibt u.a. die Zielgruppendefinition, die zum Einsatz kommen wird. Auf der Basis von verschiedenen Vorergebnissen und Erkenntnissen wird die Zielgruppe neben dem Alter (20-40 Jahren), über die Kriterien ‚Online-Kleidung bestellen‘ und/oder ‚Interesse an nachhaltigem Lebensmittelkauf und Logistik (Supermarkt)‘ selektiert. Darüber hinaus soll auch der Unterschied ‚Stadt/Land‘ und das ‚Bildungsniveau‘ eine Rolle spielen. In diesem Arbeitspaket werden den

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Zielgruppenmitgliedern konkrete und alltagsnahe Varianten von nachhaltigen Logistikinnovationen im Bereich Onlinekleidung und stationärer Lebensmitteleinkauf vorgelegt und es wird herausgestellt, welche Varianten sie ansprechen. Dies stellt eine Basis für das Herauskristallisieren von verschiedenen Kommunikationsszenarien dar.

Die Teilnehmer des Workshops stimmten über eine Auswahl von drei aus den fünf vorgestellten Key Points ab, die für sie von besonderer Relevanz in Bezug auf Nachhaltigkeitspotenziale in der Logistikbranche sind:

» Key Point 1: Wahl des nachhaltigen Distributionskanals» Key Point 2: Lösungen der Sharing Economy» Key Point 3: Sichtbarmachen und Kommunizieren der Nachhaltigkeitsauswirkungen

von Logistikkonfigurationen

Nach der Auswahl der Key Points, wurden die Teilnehmer mit der Methode „Participatory

System Mapping“ (Abb. 4) vertraut gemacht, bevor die Teilnehmer in drei Gruppen aufgeteilt

wurden.

Maßnahmen zur Implementierung der Nachhaltigen

Logistik für Nachhaltige Lebensstile

Akteure

Erfolgsfaktoren

Barrieren

Abb. 4: Ansatz der Methode „Participatory System Mapping“

Mit der Methode „Participatory System Mapping“ wurden in Gruppenarbeiten Maßnahmen bzw. Kommunikationsstrategien zur Implementierung der nachhaltigen Logistik für nachhaltige Lebensstille identifiziert. Dabei wurden zunächst Akteure, Erfolgsfaktoren und Barrieren für die jeweiligen Key Points von den Arbeitsgruppen definiert. Diese Herangehensweise macht die eigentliche Problemstellung und Lösungsansätze für die Teilnehmer zugänglicher, da durch eine Verknüpfung zwischen den einzelnen Vorfaktoren Lösungsansätze entstehen oder Ideen schnell entkräftet werden können. Basierend auf diesem Ansatz, wurden die Diskussionen in den jeweiligen Arbeitsgruppen mit der aktiven Gestaltung von Flipcharts untermauert, auf der die einzelnen Punkte des „Participatory System Mapping“ festgehalten wurden. Dabei sind die folgenden Ergebnisse erstanden:

» Workshop-Ergebnisse zu Key Point „Wahl des nachhaltigen Distributionskanals“

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Abb. 5: Akteure, Erfolgsfaktoren, Barrieren und Kommunikationsstrategien beim Key Point „Wahl des nachhaltigen Distributionskanals“

Fokus des Workshops lag auf dem Konsum von Lebensmitteln. Innerhalb des Workshops vereinbarten die Teilnehmer die Unterscheidung zwischen zwei Konsumstilen. Zum einen wurde ein Konsument betrachtet, der aufgrund beruflicher bzw. familiärer Belastung nur wenig Zeit für den Einkauf hat und deshalb sehr geplant die Erledigungen macht (z.B. Berufstätige, junge Eltern). Für diese Zielgruppe seien Distributionskanäle des Click & Collect innerhalb des Quartieres oder auf dem Arbeitsweg sowie die Lieferung direkt nach Hause besonders interessant, da hierdurch der Einkauf sehr effizient erledigt werden kann. Anbieter solcher Kanäle könnten durchaus ein reduziertes Angebot besitzen, sollten aber hohe Qualität (u.a. auch Bio, Fair-Trade und Regional) achten. In Bezug auf die Lieferung der Lebensmittel direkt nach Hause sehen die Workshop-Teilnehmer den klassischen Paketversand als nicht ausreichend an. Zum einen ginge die Markenidentität des Handelshauses verloren, zum andern seien weitere Service (wie z.B. ein Beanstandungsmanagement) verloren. Aus diesem Grunde müssten „persönlichere“ Lieferdienste (wie z.B. bei REWE digital) geschaffen werden, bei denen auch Lösungen der Sharing Economy zum Einsatz kommen könnten, aber auch Logistikdienstleister ein neues Betätigungsfeld finden können. Als zweiten Konsumstil wurde ein Konsument betrachtet, der wenig bis keine Zeit in die (Vor-)Planung des Einkaufes investiert, mehr Zeit für den Einkauf selbst besitzt und sich vom Angebot zum Kauf inspirieren/animieren lassen möchte (Hausfrauen/-männer, Alte). Für diese Zielgruppe sei der konventionelle Einzelhandel mit einem Vollsortiment immer noch am interessantesten. Vor dem Hintergrund des (ggf. eingeschränkten) Mobilitätsverhaltens dieser Zielgruppe seien jedoch begleitende

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Maßnahmen (Kommunikation, Anreize für ein nachhaltigeres Mobilitätsverhalten) notwendig. Weiterhin seinen für Ältere mit eingeschränkter Mobilität Lösungen der Sharing Economy eine beachtenswerte Alternative.

» Workshop-Ergebnisse zu Key Point „Lösungen der Sharing Economy“

Abb. 6: Akteure, Erfolgsfaktoren, Barrieren und Kommunikationsstrategien beim Key Point „Lösungen der Sharing Economy“

Als Akteure wurden hier Kunden, Service Anbieter, Händler, Kommunen und P2P Lieferer (also die Person welche mir die Sachen bringt) genannt. Zur Erfolgsfaktoren zählen Lokalisierung der Dienstleistungen (wie beispielsweise lokale Lieferservices; Geringerer Preis), Vertrauen, Reputationsmechanismen, Betreiber- und Verleihmodelle.

Barriere: Art des Gutes (z.B. Lebensmittel kritisch wegen Frische und Hygiene); Räumliche Barrieren (auf dem Land schwieriger); Digitales Know-How Notwendig (schließt Senioren teilweise aus, weil alles über Apps läuft) Als Barrieren wurden begrenzte Sortimentsgröße (auch für Kunden: zu großer zeitlicher Aufwand), rechtliche Rahmbedingungen als auch geringe Flexibilität (Verlässlichkeit) angemerkt.

» Workshop-Ergebnisse zu Key Point „Sichtbarmachen und Kommunizieren der Nachhaltigkeitsauswirkungen von Logistikkonfigurationen“

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Abb. 7: Akteure, Erfolgsfaktoren, Barrieren und Kommunikationsstrategien bei Key Point „Sichtbarmachen und Kommunizieren der Nachhaltigkeitsauswirkungen von Logistikkonfigurationen“

Wie in Abbildung 7 dargestellt, sind die wichtigsten Akteure für die Workshop-Teilnehmer im Rahmen dieses Key Points Kunden, Logistikdienstleistern, Produzent, Händler, Verbraucherzentrale, Forscher der angewandten Wissenschaften), Normgeber, NGOs, Kommunen und Medien. Zahlungsbereitschaft für nachhaltige Produkten wurde sowohl als Erfolgsfaktor als auch als eine Barriere von den Teilnehmern angesehen. Ein Erfolgsfaktor deshalb, weil der Kunde, der bereit ist für nachhaltige Produkte mehr zu zahlen (Kunde ist nachhaltigkeitsaffin), wahrscheinlich auch für nachhaltige Logistikdienstleistungen mehr zahlt. Eine Barriere deshalb, da Kunden mit begrenzten finanziellen Ressourcen diese Zusatzkosten womöglich vom Kauf der logistischen Zusatzleistung abschrecken könnten.

Um Nachhaltigkeitsauswirkungen in der Logistik zu kommunizieren, müsste Nachhaltigkeit in der Branche messbar werden, nämlich, indem Nachhaltigkeitsfaktoren klar definiert werden, entschied die Arbeitsgruppe unisono. Damit wäre insbesondere eine zugeschnittene Informationsübermittelung zu logistischen Nachhaltigkeitsbestrebungen des Unternehmens an den Kunden einfacher. Andererseits gaben die Teilnehmer des Workshops zu bedenken, dass zu viel Informationsbereitstellung an den Kunden auch nicht zwangsläufig zielführend sei und

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es sogar eine Barriere hinsichtlich einer Kaufentscheidung des Produkts oder einer Zusatzleistung werden könnte. Trotz des Deutungszwiespaltes ist die Bereitstellung von Informationen rund um nachhaltige Logistik als mögliche Kommunikationsstrategie/ Maßnahme von der Gruppe identifiziert worden.

Mit Informationsbereitstellung ist auch die Transparenz verbunden, die ebenfalls als Erfolgsfaktor von der Gruppe bestimmt wurde.

„Auswahlmöglichkeit der Logistische Dienstleistungen“ ist ebenfalls als Erfolgsfaktor der Arbeitsgruppe genannt worden. Aber auch hier gaben die Teilnehmer zu bedenken, dass der Wettbewerb sicherlich eine Barriere darstellt. Als eine weitere Barriere wurde die „Bequemlichkeitszunahme“ bei Kunden (Home-Delivery-Service) genannt. Immer mehr Kunden bestellen online (E-Commerce) und lassen die Ware bis zur Haustür liefern. Für den Online-Handel besteht die Gefahr, dass die Ware doch nicht den Erwartungen des Konsumenten entspricht. Deshalb entsteht zusätzliche Logistik bedingt durch die Zunahme an Retouren, gaben die Teilnehmer zu berücksichtigen.

Eine weitere von der Arbeitsgruppe festgehaltene Maßnahme war die Idee des „Labeling“ von nachhaltigen Supply-Chains eines Produktes. Dabei waren sich die Teilnehmer bewusst, dass dies kein einfaches Unterfangen ist. Nicht nur, weil die gesamte Supply-Chain auf Nachhaltigkeit zu prüfen, einen hohen Aufwand verlangt, sondern auch, weil, wie beim bereits diskutierten Thema der „Überinformation“, ein zusätzliches Eco-Label für Logistik den Kunden überfordern könnte. Ebenfalls wurde in der Arbeitsgruppe über gewisse Kompensationsmaßnahmen nachgedacht, etwa in Form von finanziellen Anreizen, im Falle, dass der Kunde sich für eine nachhaltige Lieferung entscheidet. Für eine visuell zugängliche und vereinfachende nachhaltige Kaufentscheidung wurde auch über die Einführung eines "Nachhaltigkeitsbuttons" in der Gruppe beraten, das als Kontrast bzw. Alternative zu "Same-Day-Delivery"-Option bestünde. Weiterhin wurden die Maßnahmen "Click & Collect" und „Quartierisierung“ (Abholung der Pakete durch die Nachbarn) genannt.

Causal Loop Diagramm

Basierend auf den Inputs der Teilnehmer zu den einzelnen Key Points wurden die Zusammenhänge zwischen allen Parametern (benannt in die drei Tabellen) systematisch analysiert und in einem Causal Loop Diagramm (CLD) für den E-Food Bereich dargestellt (Abb. 8).

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+

+

+

+

+

+

+

+

KundennachhaltigeLebensstile

KonsumentenBewusstsein

Wahrnehmung für Log.Nachhaltigkeitsaspekten

Zahlungsbereitschaftfür Log.

Dienstleistungen

NachhaltigkeitsperformanceLog. Dienstleistungen

Preis von Log.Dienstleistungen

+

Gesetzgebung inRichtung

Nachhaltigkeit

+

-

Einkommen

+

Nachfrage annachhaltigenProdukten

+ Angebot fürnachhaltigenProdukten+

"SustainabilityContainer"

+

+

Nachhaltigkeitsimagedes Unternehmens

+Sortimentsgrösse

+

KapazitätRessourcen

+

Ausweitung derInvestitionen

+

+

-

Größe desWarenkorbs

+Autonutzung +-

"Convenience ofDelivery"

-

Nachfrage an log.Dienstleistungen +

+

Angebot"Mischdienstleistungen"

+ Ausweitung Investitionenin gemischten Log.Dienstleistungen

+

Kap.Ressourcen -

+

-

-

-

-

+

Reputation

Arbeitsbedingungen +

Kommunikationsmaßnahmen

+

Zahlungsbereitschaft

Investition in Infrastruktur

Wahl des Distributionskanals

Nachhaltigkeitsimage

InvestitionILoNa

Abb. 8: Causal Loop Diagramm

Wie in der Abb. 8 zu sehen ist, gibt es sechs Feedbackschleifen, die die Dynamik des Systems beeinflussen. Die mit "Zahlungsbereitschaft" benannte Schleife beschreibt den ausgleichenden Zusammenhang zwischen Zahlungsbereitschaft, Performance und Preis einer nachhaltigen Logistikdienstleistung abhängig vom Einkommen der Konsumenten. Die Schleife "Investition in Infrastruktur" zeigt den positiven Einfluss der nachhaltigen Nachfrage an logistischen Dienstleistungen auf die Investition in die Logistische Infrastruktur, abhängig von den vorhandenen Ressourcen. Weiterhin verdeutlicht die Schleife "Wahl des Distributionskanals" die Entscheidung zwischen private Autonutzung und der Inanspruchnahme von logistischen Dienstleistungen. Besonders wichtig für das Angebot nachhaltiger Produkte ist das Image des Unternehmens, was Schleife "Nachhaltigkeitsimage" zeigt. Auch im Bereich des Angebots von nachhaltigen Produkten ist die Investition in dessen Ausweitung positiv korreliert mit der Nachfrage. Alle obengenannten Schleifen sind in der Hauptschleife "ILoNa" mit einander verbunden. Diese verknüpft das Bewusstsein und damit einhergehende Zahlungsbereitschaft für nachhaltige Logistikdienstleistungen mit dem Image und der Reputation des Unternehmens und fördert damit einen nachhaltigen Lebensstil.

Zukunft der Innovationsplattform

Im weiteren Projektverlauf sind vier Multistakeholder Expertenworkshops vorgesehen. Nach einer eingehenden Analyse und Feedbackrunde zum Kickoff werden Programm und

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Zusammensetzung der TeilnehmerInnen im Detail geplant. Die Workshops sollen im ersten, zweiten und vierten Quartal 2017, sowie im zweiten Quartal 2018 stattfinden. Sie bilden den hauptsächlichen Arbeitsraum für das Ziel der Innovationsplattform: Eine kollaborative Roadmap einer Logistik für nachhaltige Lebensstile. Die TeilnehmerInnen werden aus den folgenden Stakeholdergruppen akquiriert: Logistikunternehmen (KEP, Logistikdienstleister, Transporteure), Handelsunternehmen ((Lebensmittel-)Einzelhandel, Onlinehandel), Onlinedienstleister, Startups, Unternehmen der sharing economy, Verbraucherorganisationen sowie Wissenschaftspartner und NROs.

Inhaltlich bieten sich folgende Schwerpunktsetzungen für die jeweiligen Workshops an, die im Konsortium noch final diskutiert werden müssen:

1.Q 2017: Leitplanken der Roadmap einer Logistik für nachhaltige Lebensstile – Strategie und Handlungsfelder

2.Q 2017: Kommunikationsstrategien für einen Behavourial Change bei Verbrauchern UND Logistikern / Maßnahmen im Rahmen der Handlungsfelder

4. Q 2017: Betreibermodelle einer Logistik für nachhaltige Lebensstile 2. Q 2018: Verabschiedung der Roadmap

Der Mehrwert für die teilnehmenden Unternehmen und weiteren Stakeholder liegt im LeadUser-Ansatz der Workshops. So haben die Workshops eine Wissenstransfer- und Ergebnissichtungsfunktion. Es werden neben der Diskussion und Erarbeitung der Schwerpunkte stets die aktuellen Arbeitsstände vorgestellt und von den TeilnehmerInnen gechallenged. Weitere Best Practice Beispiele werden gesammelt und auf eine breitere Basis gestellt. Zugleich werden Zukunftstrends berücksichtigt, die das zunehmende E-Commerce und das Home-Delivery adressieren und im Sinne des Nachhaltigkeitsprinzips weiterentwickelt. Ebenso ist für die Branche zu prüfen, welche nachhaltigen Lösungen angeboten werden können, um das steigende Interesse der Konsumenten in Bezug auf Tauschen, Teilen und Leihen zu adressieren, bei der die Logistik eine zentrale Funktion übernehmen kann. Die Rolle von Logistikdienstleistern ist zu definieren, Ideen für Erweiterungen des Servicemarktes zu sammeln, zu diskutieren und zu bewerten. Mit fortlaufendem Projektfortschritt werden die Ergebnisse aus allen Arbeitspaketen in einem iterativen Prozess diskutiert und in der Roadmap berücksichtigt. Die Betreibermodelle und die Behavourial Change-Kommunikation spielen hierbei eine besondere Rolle. In einem Abschlussworkshop steht die Verabschiedung einer gemeinsamen Roadmap einer Logistik für nachhaltige Lebensstile an. Diese stellt eine gemeinsame Entwicklungsagenda dar und plant als white paper die Implementierung in wirtschaftliche und gesellschaftliche Prozesse.

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