1
LOKAL – OSTSCHWEIZ WERDENBERGER Die schweisstreibende Arbeit des Blues Bei Miggi im Hirschensaal in der Weite war Larry Schmuki zu Gast. Mit dabei Markus Fritzsche, Bass und Gesang, und Beat Aschwanden am Schlagzeug. Alle drei sind gestandene Schweizer Blues- musiker und gehören zur oberen Liga des Metiers. Von Pius Bamert Weite. – Donatella Rasi, die gute Fee und Musikbetreuerin der Bluescrew Oberschan, verteilt den Musikern auf der Bühne vor Beginn des Konzerts Frottiertücher, ein «Muss» bei Blues- konzerten. Den Blues zu spielen ist harte, schweisstreibende Arbeit. «Die erste halbe Stunde geht noch an, nachher sind wir bachnass». «Good mornin' blues, blues how do ya do?» singt Larry Schmuki. Seine Stimme ist rau, tief, guttural, geprägt von 40 Jah- ren Bühnenpräsenz. «Good morning, Blues – bonjour Tristesse –Montag- morgen Blues». War es Absicht, mit dieser «Nummer» zu beginnen oder Zufall? Wie auch immer. «Went to eat my breakfast and the blues was all in my bread – schon beim ersten Bissen ins Brot riechst du ihn, diesen Blues, hast du das Gefühl, jeder Morgen ist ein Montagmorgen. Den Blues hat man nicht, er hat dich» erklärte ein- mal der grosse Bluessänger Leadbelly (30 Jahre Zwangsarbeit wegen Mor- des). Nein, dieser Musikstil kommt nicht aus den Chefetagen, nicht von den Musikschulen. Diese Art des Ge- sangs, diese Musik entstand bei der harten Arbeit auf den Baumwoll- feldern des Südens der Vereinigten Staaten von Amerika. Irgendwann in den 60er Jahren be- gann die Geschichte von Larry Schmuki. Es war die Zeit der Beatles und der Rolling Stones, die Zeit einer neuen Musik. Eric Clapton, der Rock and Roller Chuck Berry und auch El- vis Presley weckten sein Interesse für den allgegenwärtigen Blues. «Ich brauche Freunde als Musiker» 2001 löste er die damalige Band auf, fing neu an, holte den Profibassisten Markus Fritsche und den Schlagzeu- ger Beat Aschwanden mit ins Boot. «Netto-Blues» nennen sie seither ih- re Band-Philosophie. «Netto» steht für ehrlich, unsterilisiert und direkt. «Wir machen keine Show, sondern wir sind wir selbst auf der Bühne». «So long, Darling», singt Fritsche, begleitet sich und seine Freunde auf dem fünfsaitigen Bass. Es ist wirklich «Drin», was Drauf steht, ehrlicher, di- rekter Sound. «500 Miles» und «Me And My Son». Die meisten Songs sin- gen Schmuki und Fritsche gemein- sam, eine Seltenheit in der Szene, prä- sentiert sich doch üblicherweise der Sänger, meistens zugleich noch Band- leader, zuvorderst, gefährlich am Bühnenrand. Schmuki und Fritsche geben sich Raum, musikalisch und bühnenmäs- sig. Sie verhalten sich so, wie man mit Freunden umgeht. Sie vergessen auch nicht, ihren Schlagzeuger zu loben und zu erwähnen, der im Hinter- grund, zwangsläufig hinter seiner «Küche» sitzt, manchmal leise, manchmal etwas lauter bestimmt,wo- hin der «Drive» geht, das Ganze rhythmisch zusammenhält. Ehrlich, unsterilisiert und direkt: Harry Schmuki spielte und sang mit seinen Freunden den Blues. Bild Pius Bamert

LOKAL – OSTSCHWEIZ WERDENBERGER & … · Semester sind es heute,2110 Franken ab dem Frühlingssemester 2012. Die höheren Studiengebühren spülen 3,8 Millionen Franken pro Jahr

  • Upload
    others

  • View
    3

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: LOKAL – OSTSCHWEIZ WERDENBERGER & … · Semester sind es heute,2110 Franken ab dem Frühlingssemester 2012. Die höheren Studiengebühren spülen 3,8 Millionen Franken pro Jahr

LOKAL – OSTSCHWEIZ WERDENBERGER & OBERTOGGENBURGER | DIENSTAG, 18. JANUAR 2011 16

Höhere Gebühren für mehr LehrstühleDie Studiengebühren an derUniversität St. Gallen sollen er-höht werden. Die Mehrein-nahmen fliessen in die Lehre –es werden mehr Lehrstühle ge-schaffen. Mit einem Professorpro 57 Studierende ist das Be-treuungsverhältnis an der HSGschlechter als an andern Unis.

Von Regula Weik

St. Gallen. – 1020 Franken zahlt einSchweizer Student heute pro Semes-ter an der HSG; künftig werden es1220 Franken sein. Mehr – und künf-tig deutlich mehr – bezahlen auslän-dische Studierende: 1170 Franken proSemester sind es heute, 2110 Frankenab dem Frühlingssemester 2012. Diehöheren Studiengebühren spülen 3,8 Millionen Franken pro Jahr zu-sätzlich in die Kasse der Universitätund des Kantons – je hälftig.

Die weitaus höchsten Studienge-bühren kassiert in der Schweiz dieUniversität Lugano (2000 Franken).Dahinter folgt die HSG; das Studiumin St. Gallen ist heute bereits teurerals an den meisten anderen SchweizerUniversitäten.

Infrastruktur hinkt hintennachDie Pläne für höhere Studiengebüh-ren publik gemacht hat diese Wochedie St. Galler Regierung, als sie ihrSparpaket präsentierte. Aber: Ent-lastet sich der Kanton damit oder generiert er vielmehr einfach Mehr-einnahmen für die Staatskasse?

Bildungschef Stefan Kölliker er-klärt: «Dieses Jahr zahlt der Kanton

41 Millionen Franken an die HSG, ab2012 werden es 50 Millionen sein.Dank der höheren Studiengebührensind es effektiv noch 48 MillionenFranken – so gesehen ist es eine Ent-lastung der Staatskasse.» Für den Bildungschef ist unbestritten: «Wennwir heute nicht in den Lehrkörper und die Infrastruktur der Universitätinvestieren, ist die Qualität der Aus-bildung gefährdet.»

Die Zahl der Studierenden ist ander Universität St. Gallen in den ver-gangenen Jahren rasant angestiegen.Heute sind es 6700; vor fünf, sechsJahren waren es noch 4500 gewesen;in drei Jahren werden gegen 8000 er-wartet. Wenn die Qualität der Lehre«auf dem Niveau einer führenden europäischen Wirtschaftsuniversität»gehalten werden solle, seien zusätz-liche finanzielle Mittel nötig, hält dieUniversität St. Gallen fest.

Qualität der Lehre verbessernFliessen die Mehreinnahmen durch höhere Studiengebühren tatsächlichzurück an die Universität? «Zu 100Prozent», versichert der Bildungschef.Und er zeigt auch auf, wozu das Geld eingesetzt werden soll: in eine Verbesserung des Betreuungs-verhältnisses für die Studierenden –1:57 lautet es heute an der UniversitätSt. Gallen. «Nirgendwo sonst ist es so schlecht wie an der HSG», sagt Kölliker.

Der Bildungschef spricht von 25 zusätzlichen Lehrstühlen, die geschaf-fen werden – «nicht alle morgen, son-dern verteilt auf die nächsten fünf bis zehn Jahre». Er gibt zu beden-ken: «Das Einstellungsverfahren füreinen renommierten Professor dauert

bis zu zwei Jahre.» Wie reagiert dieUniversität auf diese Idee? Das Rek-torat hält knapp fest: «Wir werden diezusätzlichen Mittel in erster Linie zurweiteren Verbesserung der Qualitätder Lehre verwenden. Das ist für unszentral.» Weiter: Das Rektorat setzesich auch dafür ein, allfällige «finan-zielle Härtefälle» aufzufangen. Sowird die Schaffung eines Fonds ge-prüft.

Studenten: «Fragwürdig»Weniger zurückhaltend ist der Vor-stand der Studentenschaft. Er taxiertin einer ersten Stellungnahme dieIdee der Regierung als «fragwürdig».Präsident Christian Funk führt aus:«Wenn nun die aufgrund des Wachs-tums der Universität nötigen zusätz-lichen Mittel des Kantons durch eineErhöhung der Studiengebühren zu-mindest teilweise gegenfinanziertwerden sollen, so ist das fragwürdig.»Die HSG habe bereits heute diezweithöchsten Studiengebühren derSchweiz – «auch wenn diese inter-national eher durchschnittlich sind».

Meinungen gehen auseinanderFür den Vorstand der Studentenschaftist eine Erhöhung der Gebühren – fallsüberhaupt – «generell allerhöchstensdann diskutabel, wenn sie der Weiter-entwicklung der Universität dienensoll und nicht der haushaltspolitischenEntlastung des Kantons». In den Forender Studierenden gehen die Meinun-gen auseinander.Viele Stimmen haltendie Erhöhung der Studiengebührenfür akzeptabel – unter der Vorausset-zung, dass die zusätzlichen Gelder der«Qualität der Lehre» zugute kom-men.

Die schweisstreibendeArbeit des BluesBei Miggi im Hirschensaal inder Weite war Larry Schmukizu Gast. Mit dabei MarkusFritzsche, Bass und Gesang,und Beat Aschwanden amSchlagzeug. Alle drei sindgestandene Schweizer Blues-musiker und gehören zuroberen Liga des Metiers.

Von Pius Bamert

Weite. – Donatella Rasi, die gute Feeund Musikbetreuerin der BluescrewOberschan, verteilt den Musikern aufder Bühne vor Beginn des KonzertsFrottiertücher, ein «Muss» bei Blues-konzerten. Den Blues zu spielen istharte, schweisstreibende Arbeit. «Dieerste halbe Stunde geht noch an,nachher sind wir bachnass». «Goodmornin' blues, blues how do ya do?»singt Larry Schmuki. Seine Stimme istrau, tief, guttural, geprägt von 40 Jah-ren Bühnenpräsenz. «Good morning,Blues – bonjour Tristesse –Montag-morgen Blues». War es Absicht, mitdieser «Nummer» zu beginnen oderZufall? Wie auch immer. «Went to eatmy breakfast and the blues was all inmy bread – schon beim ersten Bissenins Brot riechst du ihn, diesen Blues,hast du das Gefühl, jeder Morgen istein Montagmorgen. Den Blues hatman nicht, er hat dich» erklärte ein-mal der grosse Bluessänger Leadbelly(30 Jahre Zwangsarbeit wegen Mor-des). Nein, dieser Musikstil kommtnicht aus den Chefetagen, nicht vonden Musikschulen. Diese Art des Ge-sangs, diese Musik entstand bei derharten Arbeit auf den Baumwoll-feldern des Südens der VereinigtenStaaten von Amerika.

Irgendwann in den 60er Jahren be-gann die Geschichte von Larry

Schmuki. Es war die Zeit der Beatlesund der Rolling Stones, die Zeit einerneuen Musik. Eric Clapton, der Rockand Roller Chuck Berry und auch El-vis Presley weckten sein Interesse fürden allgegenwärtigen Blues.

«Ich brauche Freunde als Musiker»2001 löste er die damalige Band auf,fing neu an, holte den ProfibassistenMarkus Fritsche und den Schlagzeu-ger Beat Aschwanden mit ins Boot.«Netto-Blues» nennen sie seither ih-re Band-Philosophie. «Netto» stehtfür ehrlich, unsterilisiert und direkt.«Wir machen keine Show, sondernwir sind wir selbst auf der Bühne».

«So long, Darling», singt Fritsche,begleitet sich und seine Freunde aufdem fünfsaitigen Bass. Es ist wirklich

«Drin», was Drauf steht, ehrlicher, di-rekter Sound. «500 Miles» und «MeAnd My Son». Die meisten Songs sin-gen Schmuki und Fritsche gemein-sam, eine Seltenheit in der Szene, prä-sentiert sich doch üblicherweise derSänger, meistens zugleich noch Band-leader, zuvorderst, gefährlich amBühnenrand.

Schmuki und Fritsche geben sichRaum, musikalisch und bühnenmäs-sig. Sie verhalten sich so, wie man mitFreunden umgeht. Sie vergessen auchnicht, ihren Schlagzeuger zu lobenund zu erwähnen, der im Hinter-grund, zwangsläufig hinter seiner«Küche» sitzt, manchmal leise,manchmal etwas lauter bestimmt,wo-hin der «Drive» geht, das Ganzerhythmisch zusammenhält.

KINOTIPP

«You will meet a talldark stranger» im Kiwi

Werdenberg. – In diesem Film widmetsich Woody Allen einmal mehr seinemLieblingsthema, dem Liebeslebenverwirrter Grossstädter. Dabei ziehter verschiedene Register und lässtleicht verzwickte Geschichten mit einem Schuss Romantik daraus ent-stehen. So dass am Schluss ein nichtgerade meisterhafter, aber doch ty-pisch Allen-neurotischer Streifen vor-liegt. Woody-Allen-Fans werden «Yowill meet a tall dark stranger» unbe-dingt sehen, auch wenn einem man-ches aus früheren Filmen leicht be-kannt vorkommt. Übrigens: es ist sein41. Kinofilm.

Die leicht verwirrliche Geschichtein Kürze: Der alternde Alfie (Antho-ny Hopkins) verlässt nach vielen Jah-ren seine Frau Helena (Gemma Jo-nes), um mit dem kessen CallgirlCharmaine (Lucy Punch) sein neues

Glück und seine verlorene Jugend zusuchen. Helene flüchtet sich derweilin die billigen Ratschläge einer Wahr-sagerin. Und Helenas Tochter Sally(Naomi Watts) ist in ihrer Ehe auchnicht glücklicher. Denn ihr EhemannRoy (Josh Brolin) ist ein vom Glückverlassener Schriftsteller, der zudemein Auge auf ein nebenan wohnendes,bildschönes Mädchen (Freida Pinto)geworfen hat. Sally wiederum hat sichin ihren Chef, den erfolgreichen Gale-riebesitzer (Antonio Banderas) ver-liebt. Alles zusammengerechnet: Bisalle von ihren Träumen und Wünschenvon der Realität eingeholt werden,flimmern viele typische, tragikomischeWoody-Allen-Meter Film mit zahl-reichen überraschenden Einfällen überdie Leinwand.

Der neue Woody-Allen-Film «Youwill meet a tall dark stranger» ist imKiwi-Kino Werdenberg am Mittwoch,19. Januar,um 20 Uhr sowie am Sams-tag, 22. Januar und Sonntag, 23. Ja-nuar, je um 17 Uhr zu sehen. (H.R.R.)

Der besondere Film im Kiwi: Szene mit Anthony Hopkins im neuen Werk vonWoody Allen.

LESEN SIE DEMNÄCHST IM W&O:

Reportage: In Grabs zeigen Kinder und Jugendliche, dass ein Rad zurFortbewegung völlig ausreicht.

Der Alvier: Im Toggenburg wurden einst mindestens sechs Menschen wegen «Hexenwerks» und Teufelsbund hingerichtet.

Sport: Julie Zogg aus Weite nimmt erstmals an Weltmeisterschaftender Aktiven teil.

W&O-Journalisten vor Ort:• Coop modernisiert die Verkaufsstelle in der Buchser Bahnhof-strasse für 4,5 Mio. Franken.• Beim Skiball des Skiclubs Gams wird ein «Ladysitter« benötigt.

Wenn Sie nichts verpassen wollen, abonnieren Sie den «Werdenberger & Obertoggen-burger» (per Telefon 081 750 02 00 oder per Internet unter www.wundo.ch).

WAS WANN WO

Schaan: Zwerglitreff im «Müze»Das Mütterzentrum («Müze») inSchaan führt wieder den beliebtenZwerglitreff durch. Ab dem 21. Ja-nuar können Kinder ab zweieinhalbJahren vielfältige Erfahrungen mitFarbe, Kleister und Papier sammeln.Lustige Lieder und Fingerspiele run-den die bunten Treffen ab.Zwerglitreffan fünf Freitagnachmittagen ab 21. Ja-nuar von 15 bis 15.45 Uhr. Anmel-dung unter [email protected] oder perTelefon 078 721 38 86.

Altstätten: Les trois Suisses mit«Herzverbrecher» im DiogenesDie populäre Musikcomedy-BandLes trois Suisses ist mit dem neuenProgramm «Herzverbrecher» zu-rück auf den Schweizer Konzert- undTheaterbühnen. Am Freitag 21. undam Samstag, 22. Januar, um 20 Uhrauch im Diogenes Theater Altstätten.Drei charmante, lebenserfahreneHerren versuchen die Klippen derMidlife-Crisis zu umschiffen und las-sen ihr Liebesleben Revue passieren.Sie sinnieren über die kleinen, feinenUnterschiede zwischen Mann undFrau, Trieb und Treue, Single- und

Paarleben. Fazit: Die Sehnsucht nachglücklicher Zweisamkeit lässt die liebenswürdigen Casanovas erneutCharmeoffensiven auf die begehrteDamenwelt starten. Die Besucher erwarten herzzerreissende Szenen,selbstironische Komik und berühren-de Momente, eingebettet in einen be-törenden musikalischen Soundtrackaus Perlen der letzten 30 Jahre Pop.Vorverkauf und Reservation bei derBoutique Gwundernase, Obergasse,Altstätten,Telefon 071 755 19 65.

Mauren: Referat über die Sammlungen der FürstenAm Donnerstag, den 20. Januar, re-feriert um 15.15 Uhr in der Aula derPrimarschule Mauren Dr. JohannKräftner, Direktor der Sammlungendes Fürsten von und zu Liechten-stein, zum Thema «Die Sammlungender Fürsten von Liechtenstein –Schönheit, Vielfalt, Qualität». Im Anschluss an die Vorlesung bestehtdie Gelegenheit zur Fragestellungund Diskussion. Der Eintritt kostetzehn Franken. Für Senioren mit Hö-rerausweis des Senioren-Kollegs istder Eintritt frei.

Ehrlich, unsterilisiert und direkt: Harry Schmuki spielte und sang mit seinenFreunden den Blues. Bild Pius Bamert