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LRS – aktueller Forschungsstand
Fortbildung im Rahmen der Regionalen Lehrerfortbildung
des Schulamts Nürtingen
04.02.2009 14.30 -17 Uhr
Claudia Schliehe (Dipl.-Psych.)
Schulpsychologische Beratungsstelle EsslingenAugustinerstraße 573728 Esslingen
Tel.: 0711 / 31 05 80 30E-Mail: [email protected]
Gruppengespräch
In welchem Zusammenhang steht das Thema LRS mit ihrer Arbeit?
Welche Aspekte interessieren Sie heute besonders? Was sollte heute angesprochen werden, damit Sie zufrieden aus dem Vortrag gehen können? Bitte auf insgesamt 3 Karten notieren!
Überblick
1. Daten, Definition
2. Frühe Prävention – phonologische Bewusstheit
3. Erstleseunterricht
4. Leseförderung
5. Rechtschreibförderung
6. Computergestützte Verfahren
7. Fragen
1. Daten, Definition
1. Definition2. Daten zur LRS3. Stufenmodell des Schriftspracherwerbs
1. Daten, Definition, Diagnostik2. Frühe Prävention:
phonologische Bewusstheit3. Erstleseunterricht4. Leseförderung5. Rechtschreibförderung6. Computergestützte Trainingsprogramme
Daten, Definition
1. Definition
- in Literatur verschiedene Begriffe u. a. Legasthenie, Lese-Rechtschreibschwäche, Lese-Rechtschreibstörung
1. Legasthenie (Linder 1951):
- Diskrepanzdefinition, Teilleistungsschwäche, d. h. Diskrepanz zwischen mind. guter Intelligenz und stark ausgeprägten Lese-Rechtschreib-Problemen
- Entspricht ICD 10 der WHO (Lese-Rechtschreibstörung)
- Häufigkeit: ca. 3-5 Prozent
Daten, Definition
2. Kinder mit besonderen Schwierigkeiten im Lesen und / oder Schreiben
- Grundlage: Kultusministerkonferenz 1978
- umfasst alle „Kinder mit besonderen Schwierigkeiten im Lesen und Rechtschreiben“ unabhängig von ihrer Intelligenz
- Lese-Rechtschreibschwäche / -störung
Daten, Definition
Unterscheidung ist in neuerer Zeit umstritten
- keine typischen „Legastheniker-Fehler“, häufig werden die gleichen Wörter immer wieder anders geschrieben
Förderung ist bei allen Kindern gleichermaßen sinnvoll!
- allerdings in Baden-Württemberg laut LRS-Erlass: ab der 7. Klasse spezifische Vorteile nur bei einer „Teilleistungsstörung“ aus medizinischen Gründen
Daten, Definition
2. Daten zur LRS (Überblick: Schulte-Körne, 2004)
- ca. 15 % der Schüler
- Typen: isolierte Rechtschreibstörung, isolierte Lesestörung, kombinierte LRS
- besonders oft bei Jungen
- ca. 43 % der 8 bis 13 Jährigen Betroffenen haben zusätzliche psychische Probleme
- davon ca. 15 – 20% Aufmerksamkeitsstörungen
- häufig graphomotorische Probleme
- häufig Sprachentwicklungsstörungen vorausgehend
Stufenmodell des Schriftspracherwerbs (u. a. Frith, 1985)
Hintergrund:
- Entwicklungsprozess, den auch LRS-Kinder durchlaufen
- Kinder können auch zwischen 2 verschiedenen Stufen stehen oder auf 2 Stufen parallel
- Denken wird auf jeder Stufe neu organisiert
- Förderansatz orientiert sich an der jeweiligen Entwicklungsstufe des Kindes!
Stufenmodell des Schriftspracherwerbs (u. a. Frith, 1985)
1. Logographische Entwicklungsstufe
- Kinder merken sich Buchstaben in einer Reihenfolge (wortspezifische, lexikalische Speicherung),
- Schreiben als reiner Abrufprozess
- keine Konstruktion von unbekannten Wörtern möglich
Stufenmodell des Schriftspracherwerbs
2. Alphabetische Entwicklungsstufe
- in der ersten Klasse
- Laut-Buchstaben-Beziehungen, Lauterkennung, Lautunterscheidung
- lautgetreue Schreibungen
- Lesen: einzelne Buchstaben, zu Wort verbunden
- bei Stufenbeginn konsonantische Skelettschreibungen (Bl statt Ball)
- Buchstabenauslassungen und -umstellungen
Stufenmodell des Schriftspracherwerbs
3. Orthographische Entwicklungsstufe
- Beginn Mitte Klasse 1, ab Klasse 4 voll entwickelt
- Kinder internalisieren strukturelle Regelmäßigkeiten, Abweichungen vom Lautsprachlichen (Verlängerungsregel)
- Erwerb von Lernwörtern deutlich erleichtert
- Einsicht Dehnungs-h, Konsonantenverdopplung
- zuletzt überwiegt Abruf von Lernwörtern über Konstruktion
Stufenmodell des Schriftspracherwerbs
4. Morphematische Entwicklungsstufe
- Kind erkennt Gliederung von Wörtern in Morpheme (Vorsilbe, Wortstamm, Endung)
- Buchstabenverbindungen, Lautsegmente automatisiert, als Ganze verarbeitet (Bsp: Vorsilbe ver)
- kognitive Entlastung, Lesen und Schreiben wird schneller
Stufenmodell des Schriftspracherwerbs
Kinder mit LRS:
- durchlaufen ebenfalls die genannten Entwicklungsstufen nur oft viel langsamer (z. T. noch alphabetische Stufe in weiterführender Schule)
- brauchen oft besondere Hilfen beim Übergang von einer Stufe zur nächsten
Informationsverarbeitung beim Lesen
- komplexe Verarbeitungsprozesse beim Lesen
- Unterschiede zwischen geübten, ungeübten Lesern werden deutlich
Informationsverarbeitung beim Lesen
a. Modell des zweifachen Zugangsweges
Geschriebenes Wort
Analyse der Graphem-
Phonem Beziehungen
Direkter Zugang bei
bekannten Worten
Wortidentifikation,
Zugang zum Lexikon
Informationsverarbeitung beim Lesen
b. Netzwerkmodelle
- Informationen über Wörter sind vernetzt gespeichert (Orthographie, Phonologie, Bedeutungen)
- Wortbild aktiviert verschiedene sich überlappende Lautfolgen
- bei geübten Lesern:
- komplexeres Netz gespeichert
- größere Wortsegmente gespeichert
- Lesen ist weniger störanfällig, fällt leicht
Informationsverarbeitung beim Lesen
b. Netzwerkmodelle
Beispiel:
- geschriebenes Wort: Sprungbrett
- geübter Leser aktiviert Segmente „sprung“; „brett“; schnelle Verarbeitung
- wenig geübter Leser aktiviert „sp“ , „br“ als Segmente
- Leseanfänger liest Buchstabe für Buchstabe, produziert zunächst Gesamtlautbild
Matthäus-Effekt: Wer hat, dem wird gegeben werden.
Informationsverarbeitung beim Lesen
zu Beginn: genaues Lesen, häufiges Aktivieren der Verbindung von Lauten- und Buchstaben wichtig für spätere Verarbeitung in Segmenten
Erst wenn einfache Prozesse (Buchstabe-Laut-Verknüpfung; Zusammenschleifen) automatisiert sind, sind Ressourcen frei für weitere Verknüpfungen „Netzbildungen“
Verarbeitung von Wortsegmenten
Bedeutungszugang
Frühe Prävention – Phonologische
Bewusstheit
1. Phonologische Informationsverarbeitung, Gedächtnismodelle
1. Phonologische Bewusstheit im Vorschulalter2. Phonologische Bewusstheit in der ersten Klasse3. Förderdiagnostik
1. 1. Daten, Definition, Diagnostik2. Frühe Prävention:
phonologische Bewusstheit3. Erstleseunterricht4. Leseförderung5. Rechtschreibförderung6. Computergestützte Trainingsprogramme
Frühe Prävention – Phonologische Bewusstheit
verbale
Informationsverarbeitungs-
geschwindigkeit
Phonologische Bewusstheitsprachgebundenes
Arbeitsgedächtnis
Phonologische Informationsverarbeitung
Frühe Prävention – Phonologische Bewusstheit
Phonologische Informationsverarbeitung:
1. Sprachgebundenes Arbeitsgedächtnis
- auditive Merkfähigkeit
- Informationen sind präsent
- Bsp: 2 Laute vor Zusammenschleifen
- kaum trainierbar
2. Verbale Informationsverarbeitungsgeschwindigkeit
- z. B. Abruf von Buchstabenbildern aus dem Langzeitgedächtnis
- kaum trainierbar als Vorläuferfertigkeit!
Stufenmodell des Schriftspracherwerbs
Ultra-Kurzzeitgedächtnis
ArbeitsgedächtnisLangzeit-
gedächtnis
Speicherungszeit:Sekundenbruchteile
Begrenzte Kapazität
Speicherungszeit: Sekunden bis Minuten
Nahezu unbegrenztes
Aufnahmevermögen
Aufmerksamkeit Wiederholung
Stufenmodell des Schriftspracherwerbs
Langzeitgedächtnis
Speicherung
Automatisierung
häufige, fehlerfreieWiederholung
Frühe Prävention – Phonologische Bewusstheit
Phonologische Informationsverarbeitung:
Schüler mit LRS benötigen besondere Unterstützung und Lernmethoden, um die Gedächtnisdefizite zu kompensieren!
Frühe Prävention – Phonologische Bewusstheit
Phonologische Informationsverarbeitung:
3. Phonologische Bewusstheit:
- Fähigkeit von Kindern die Lautstruktur der gesprochenen Sprache zu erfassen und zu manipulieren
- sehr gut trainierbar
- Auseinandersetzung mit Sprache unabhängig von ihrer Bedeutung
Frühe Prävention – Phonologische Bewusstheit
Phonologische Bewusstheit
- Beispiele:
- Anfangs-, Endlaute hören, vergleichen (Was hörst Du vorne bei Esel? Beginnen Maus und Meer gleich?)
- Laute verbinden (Was ergibt L-a-m-a?)
- Reime: Klingen Hand und Sand gleich?
Frühe Prävention – Phonologische Bewusstheit
Phonologische Bewusstheit:
Identifizierung von Risikokindern möglich:
- hoher Zusammenhang zwischen phonologischer Bewusstheit im Kindergarten und späteren Leistungen im Lesen und Rechtschreiben
- Testverfahren: Bielefelder Screening (BISC)
- Intelligenz ist vergleichsweise weniger bedeutend!
Frühe Prävention – Phonologische Bewusstheit
Phonologische Bewusstheit im Vorschulalter
- Übungen zur phonologischen Bewusstheit erleichtern das Lesen und Schreiben erheblich, (Würzburger Trainingsprogramm, Küspert und Schneider, 2000)
- Effekte bis zur vierten Klasse nachweisbar
- Risikokinder entwickeln nach Training keine LRS
- bes. große Effekte bei Kombination mit Buchstaben-Laut-Training (Überblick: Schneider u. Küspert, 2006)
Hintergrund: Buchstabenkenntnis zu Beginn der ersten Klasse ist wichtiger Prädiktor für Rechtschreibleistungen bis Klasse 4
Frühe Prävention – Phonologische Bewusstheit
Phonologische Bewusstheit erste Klasse:
- Trainingsprogramm: Leichter lesen und schreiben lernen mit der Hexe Susi (Forster, Martschinke, 2001)
- Aufgaben zur phonologischen Bewusstheit
- Leseübungen
- geringere Effekte als im Vorschulalter (Überblick Einsiedler et. al. 2002)
Frühe Prävention – Phonologische Bewusstheit
Fazit:
- Kooperation mit Kindergarten; Elternaufklärung: frühzeitige Übungen zur phonologischen Bewusstheit von immenser Bedeutung, bes. bei Risikokindern (Migranten, Kinder mit Sprachproblemen; Familienbelastung durch LRS)
- auch Überprüfung zu Beginn Klasse 1 hilft Risikokinder früh zu identifizieren
- im Anfangsunterricht Übungen zur phonologischen Bewusstheit sehr früh einsetzen, Eltern einbeziehen
3. Erstleseunterricht
1. Synthetisch-lautorientierter vs. ganzheitlich-wortorientierter Unterricht
2. LolliPop vs. Rechtschreibwerkstatt3. Offene Konzepte vs. Fibelunterricht4. Unterrichtsorganisation5. Elternarbeit
1. 1. Daten, Definition, Diagnostik2. Frühe Prävention:
phonologische Bewusstheit3. Erstleseunterricht4. Leseförderung5. Rechtschreibförderung6. Computergestützte Trainingsverfahren
Einflüsse des Erstleseunterrichts
In Deutschland gibt es wenige Studien zur Wirksamkeit bestimmter Unterrichtsansätze.
Einflüsse des Erstleseunterrichts
1. Synthetisch lautorientierter vs. ganzheitlich wortorientierter Unterricht (Wiener Längsschnittuntersuchung, Schabmann, 2007)
- Anfang Kl. 1 (Dezember), weniger Kinder mit Leseproblemen in Klassen mit:
- synthetisch lautorientiertem Unterricht,
- Bearbeitung vieler Fibelübungen
- Hausaufgaben zur phonologischen Bewusstheit, Buchstaben-Laut-Verbindung
- Verwendung weiterer Materialien (Computerprogramme, Montessouri-Materialien..) zeigt keinen Effekt
- aber Nivillierung der Unterschiede in Kl. 2-4
Einflüsse des Erstleseunterrichts
2. LolliPop vs. Rechtschreibwerkstatt (Deimel, Ziegler, Schulte Körne 2005):
Rechtschreibwerkstatt (RWT; Sommer-Stumpenhorst):
- Kinder bleiben auf einem Lernbereich, z. B. lautgetreues Schreiben, so lange, bis sie diesen wirklich beherrschen
- Phasen falscher Schreibweisen werden akzeptiert
- viel Selbstständigkeit und Entscheidungsfreiheit bzgl. des Lernprozesses, Lehrer „berät ohne zu bevormunden“ bzgl. weiterer Lernschritte
- häufige konkrete Rückmeldung bzgl. Kompetenz und Lernzuwachs; Verzicht auf Fehlerkritik
-
Einflüsse des Erstleseunterrichts
2. LolliPop vs. Rechtschreibwerkstatt
Sprach-Sachbuch LOLLIPOP (Cornelsen Verlag):
- viele Begleitmaterialien (Lesematerialien, Schreibübungshefte…)
- Übungen zur phonologischen Bewusstheit integriert
- Berichtigungszettel, intensive Fehleranalyse
Bsp: Du hast das Wort groß geschrieben, obwohl es ein Tunwort ist. Mache die Tunwortprobe (Er arbeitet, er kocht)… Schreibe das Tunwort richtig und suche noch 3 weitere aus der Wortliste dazu!
Einflüsse des Erstleseunterrichts
2. LolliPop vs. Rechtschreibwerkstatt
Evaluation:
- Ende 2. Klasse deutlich Überlegenheit von LolliPop im Rechtschreiben, beim Lesen keine bedeutsamen Unterschiede
- Ende 4. Klasse Annäherung aller Gruppen, keine eindeutigen Effekte mehr
- bei beiden Ansätzen findet sich der zu erwartende Anteil rechtschreibschwacher Kinder, etwas mehr Kinder der RWT
LolliPop erleichtert das Lernen korrekter Schreibungen zu Beginn, aber nicht langfristig
Einflüsse des Erstleseunterrichts
3. Offene“ Konzepte vs. Fibelunterricht (Übersicht: Schründer-Lenzen, 2007)
Offener Unterricht (Spracherfahrungsansatz, Lesen durch Schreiben)
- große Variationen in Güte der Umsetzungen, Einfluss Lehrerpersönlichkeit z. B. weitere Studie zur RWT zeigt sehr gute Ergebnisse
- Kombination mit Übungen zur phonologischen Bewusstheit führt zu besseren Ergebnissen (Überblick: Tacke, 2003)
Einflüsse des Erstleseunterrichts
3. Offene“ Konzepte vs. Fibelunterricht (Übersicht: Schründer-Lenzen, 2007)
Offener Unterricht (Spracherfahrungsansatz, Lesen durch Schreiben) :
Kritik:
- Fehler durch Schreiben nach Gehör
- visuelles Einprägen korrekter Wortbilder wird erschwert
- Gefahr von Vermeidungen bei schwachen Schülern
Einflüsse des Erstleseunterrichts
3. Offene“ Konzepte vs. Fibelunterricht (Übersicht: Schründer-Lenzen, 2007)
Offener Unterricht (Spracherfahrungsansatz, Lesen durch Schreiben) :
Vorteile:
- Kinder „trauen“ sich mehr zu schreiben
- durch langes Schreiben nach Gehör Zunahme der phonologischen Bewusstheit
Einflüsse des Erstleseunterrichts
3. Offene“ Konzepte vs. Fibelunterricht (Übersicht: Schründer-Lenzen, 2007)
Fibelunterricht / ausgeprägte Lehrkraftsteuerung:
- Studie: schwächere Kinder mit Lernstörungen profitieren mehr als von freien Ansätzen
- gut: zu Beginn lautgetreue Wörter, Einschränkung Lesewortschatz auf eingeführte Buchstaben
- Bearbeitung vieler Übungen wirkt sich positiv aus
Einflüsse des Erstleseunterrichts
3. Offene“ Konzepte vs. Fibelunterricht (Übersicht: Schründer-Lenzen, 2007)
Fazit:
- Insgesamt ist aus wissenschaftlicher Sicht keine eindeutige Empfehlung einer Form des Erstleseunterrichts möglich.
- Tendenz: Schüler mit Problemen profitieren von strukturierten, lehrerzentrierten Unterrichtsformen.
- Prozessmerkmale des Unterrichts (Direktivität, intensive Übungsphasen mit Kontrolle des Lernfortschritts, viel aktive Lernzeit) sind entscheidend
Einflüsse des Erstleseunterrichts
4. Unterrichtsorganisation
- interne Differenzierung z. B. für Übungen der phonologischen Bewusstheit
- auch leistungsgemischte Gruppen wichtig
- viel Gelegenheit zum lauten Lesen, schnelle Hilfe bei Problemen durch individualisiertes Vorgehen
- Lesen mit Tutoren (Studenten, ältere Schüler, Ehrenamtliche)
- je ein guter und schlechter Schüler lesen gemeinsam ein Buch, beantworten Fragen
Einflüsse des Erstleseunterrichts
5. Elternarbeit
- elterliche Hilfe ist gerade in den ersten Wochen sehr bedeutend, bestimmt Ausmaß der Leseübungen
- Hilfestellungen wichtig, u. a bei: Übungsmaterial, Lernstandsanalysen, Begleitung bei Hausaufgaben, gutes Leseklima
- Eltern zu häufigem Lehrerkontakt ermutigen (Elternkontaktheft)
- Studie: Ausmaß der Zusammenarbeit zwischen Eltern und Schule bestimmt Fortschritte im Lesen entscheidend (Überblick Klicpera et al., 2007)
Gruppengespräch
Bitte tauschen Sie sich über das bisher Gehörte aus:
- Welche Punkte sind relevant für Ihre Arbeit?
- Was hat Sie überrascht?
- Was sehen Sie anders?
- Fragen?
4. Leseförderung
1. Vermittlung der alphabetischen Lesestrategie2. Morphem- und Silbensegmentierung3. Kieler Leseaufbau4. Flüssig lesen lernen5. Kontextnutzung6. Leseverständnisprobleme7. Wichtige Übungsprinzipien
1. 1. Daten, Definition, Diagnostik2. Frühe Prävention:
phonologische Bewusstheit3. Erstleseunterricht4. Leseförderung5. Rechtschreibförderung6. Computergestützte Trainingsverfahren
Förderung
Ziel der Förderung: Veränderung auf verschiedenen Ebenen:
1. Emotionale und Beziehungsebene
- Stärkung, Kompensation des Selbstwertgefühls
- Angemessene Attribuierung der Probleme
2. Elternebene
- Aufklärung, Entlastung von Schuldgefühlen
- Verdeutlichung der emotionalen Problematik
- Förderhinweise (Material, Lerntechniken)
3. Leistungsebene
- Förderkonzept erstellen mit kleinen erreichbaren Zielen
- Überprüfung der Fortschritte, Erfolg messbar machen!
Förderung
Ziel der Förderung: Veränderung auf verschiedenen Ebenen:
4. Akzeptanz der Störung im Umfeld verbessern
- andere Lehrkräfte über Störungsbild aufklären
- Rückendeckung durch die Schulleitung
- Information auf Elternabenden, offenes Gespräch kein „Verstecken“ der Problematik, um Ausgrenzungen vorzubeugen
Leseförderung
Vorrang des Lesens vor dem Rechtschreiben!
Leseförderung
- auch in höheren Klassen oft extrem schlechtes Leseniveau (Überblick: Tacke, 2002)
- 4. Klasse: die 15 Prozent schlechtesten Leser sind auf dem Niveau Ende 1. Klasse
- 8. Klasse Hauptschule: schwächste Leser sind auf dem Niveau 2. Klasse
- oft korrektes, aber extrem langsames Lesen
alleinige Förderung der Lesemotivation ist unzureichend!
Leseförderung
1. Vermittlung der alphabetischen Strategie des Lesens
(Überlick: Tacke, 2002)
1. Graphem-Phonem-Korrespondenz
- Studien: intensives Training bei schwachen Kindern erfolgreich
- besonders effektiv in Verbindung mit Training der phonologischen Bewusstheit
2. Training des Zusammenlautens von Buchstaben
- Studie: fällt schwachen Lesern schwer
Wirksame Elemente der Leseförderung
2. Segmentierung auf Morphem- und Silbenebene
- optische Gliederung von Wörtern in Silben + häufiges Üben hilft schwachen Lesern (Studie)
- Vermittlung der Binnenstruktur von Silben, z. B. Üben von Silbenanfängen (br, bl)
für schwache Schüler Problem (Studie)
mehrere Buchstaben werden als Einheit verarbeitet
Lesen wird beschleunigt
Konsonantenhäufungen fallen leichter
- wenig
Wirksame Elemente der Leseförderung
3. Kieler Leseaufbau (Dummer-Smoch, Hackethal, 1994)
- Erstleseunterricht, alphabetischer Stufe
- Buchstaben-Laut-Beziehung durch Lautgebärden
- Übungshefte, Spiele, Software, Buchstaben- und Wortkarten, Wörter- und Spielekartei
- keine Evaluationsstudien, aber sehr lange umfangreiche Erfahrung der Autoren
- basiert auf gut evaluierten Trainingselementen zur Vermittlung der alphabetischen Strategie
- wird in den Leseklassen Kirchheim und Bonlanden praktiziert
Wirksame Elemente der Leseförderung
3. Kieler Leseaufbau (Dummer-Smoch, Hackethal, 1994)
Wirksame Elemente der Leseförderung
4. Flüssig lesen lernen (Tacke, 1996, 1999)
- Trainings für 1. bis 5. Klasse, jeweils Elternband und Unterrichtsmaterial
- alphabetische Stufe
- Elemente zur Sicherung der alphabetischen Strategie
phonologische Bewusstheit
Buchstaben-Laut-Beziehung
Silbenlesen
Segmentierung unterhalb der Silbenebene
Wirksame Elemente der Leseförderung
4. Flüssig Lesen lernen
Evaluation:
- Schüler zweiter Klasse, ein halbes Jahr lang, 5 Tage /Woche
- zunächst Lesetraining, dann lautes Vorlesen
- Ausmaß der Verbesserung hängt von Lesepensum ab
Wirksame Elemente der Leseförderung
5. Kontextnutzung?
- Förderung der Erwartungsbildung
- häufig propagiert, oft Grundlage für Fibelgestaltung
Kritik:
- kompetente Leser erschließen Wörter nicht aus dem inhaltlichen Kontext (Studie)
- Kontextnutzung ist eine Strategie schwacher Leser
- bei Übungen mit Kontexthinweisen geringere Lesezuwächsen (Studie)
- typisch für Kinder auf der logographischen Stufe, schwache Kinder brauchen Hilfe beim Übergang zur nächsten Stufe
Wirksame Elemente der Leseförderung
6. Leseverständnisprobleme
Ursachen:
- zuviel Kapazität für das reine Lesen
- Probleme beim Verstehen mündlicher Mitteilungen (Hörverständnis)
- Grundlagen Hörverständnis:
Wortschatz
Beherrschung syntaktischer Strukturen
Arbeitsgedächtnis
Wirksame Elemente der Leseförderung
6. Leseverständnisprobleme
Fördermöglichkeiten
- Verbesserung des Hörverständnis durch Wissenszuwachs (eigene Lektüre, Unterricht), d. h. Wechselwirkung mit Leseverständnis
- in Deutschland bisher keine Trainingsverfahren zum Hörverständnis
Wirksame Elemente der Leseförderung
6. Leseverständnisprobleme
Fördermöglichkeiten
- Studien USA: keine positiven Effekte auf Leseverstehen, allein durch nicht angeleitetes Stilllesen
- effektiv:
- explizite Vermittlung von Leseverständnistechniken, (Demonstration, lautes Denken durch Lehrer)
- Einübung Strategien mit Feedback über längeren Zeitraum
- oft gleichzeitig Förderung der Lesemotivation
Wirksame Elemente der Leseförderung
6. Leseverständnisprobleme
Reziprokes Lehren und Lernen (Palinscar, Brown)
- 7. Klasse
- Vermittlung von Strategien in Kleingruppen:
- Fragen an Text stellen
- Zusammenfassen
- Klären von Unklarheiten
- Vorhersage, wie Text weitergeht
- Lehrer ist zunächst Modell, dann übernehmen Schüler abwechselnd Lehrerrolle
Wirksame Elemente der Leseförderung
6. Leseverständnisprobleme
Reziprokes Lehren und Lernen (Palinscar, Brown)
Evaluation:
- sehr erfolgreich auch bei schlechten Lesern
- wichtig ist der Prozess des Vermittelns (Bewerten, Überprüfen im Dialog; korrektives Feedback)
- Förderung der Regulation des eigenen Leseverstehens
Wirksame Elemente der Leseförderung
6. Leseverständnisprobleme
evaluierte Programme in Deutschland (Beispiele):
Textdetektive
- Vermittlung und Einübung von Verständnisstrategien
-13 Lerneinheiten je 1 bis 3 Schulstunden
- geringer Effekt auf Leseverständnis
Wirksame Elemente der Leseförderung
6. Leseverständnisprobleme
evaluierte Programme in Deutschland (Beispiele):
Berliner Eltern-Kind-Leseprogramm (McElvany)
- häusliches gemeinsames Textlesen und Besprechen anhand vorgegebener Aufgaben
- 15 Wochen je 3 Sitzungen
- Effekte auf Wortschatz, aber nicht auf Leseverständnis
Wirksame Elemente der Leseförderung
7. Zusammenfassung wichtiger Übungsprinzipien
- optimal: täglich 10 Minuten lesen – auch in Kl. 2 bis 4 !
- Lesepass
- Lesebetreuung in der Klasse durch ehrenamtliche Lesehelfer, Lesepaten
- bei Einübung des alphabetischen Prinzips: unbekannte Texte, Pseudowörter
- kein Auswendiglernen
- kein Automatisieren von „Ratestrategien“!
Wirksame Elemente der Leseförderung
7. Zusammenfassung wichtiger Übungsprinzipien
- ausreichende Schriftgröße (Texte größer kopieren)
- gezielte Hilfestellungen für Elternarbeit
- Korrektur
- Selbstkorrektur durch Hinweise erleichtern
- neutral, freundlich
Wirksame Elemente der Leseförderung
7. Zusammenfassung wichtiger Übungsprinzipien
a. Sicherung des alphabetischen Prinzips:
- Buchstaben-Laut-Verbindung, Zusammenlauten, Konsonantenverbindungen automatisieren
- Lesen in Sprechsilben
- Methodenvielfalt einschränken
- lautes Vorlesen einfacher Texte
Wirksame Elemente der Leseförderung
6. Zusammenfassung wichtiger Übungsprinzipien
b. Übergang zum automatisierten Lesen,
- lautes Lesen täglich
- gleiche Texte wiederholen lassen
Wirksame Elemente der Leseförderung
6. Zusammenfassung wichtiger Übungsprinzipien
c. Leseverständnis
- Wortschatzerweiterung im Unterricht
- kein Lernen von Definitionen
- Beispiele für Anwendung in verschiedenen Kontexten
- Vermittlung und Üben von Textverständnisstrategien
- zu Hause: täglich 10 Minuten leise lesen, Eltern stellen Fragen zum Text
Wirksame Elemente der Leseförderung
6. Zusammenfassung wichtiger Übungsprinzipien
d. Textauswahl
- leichte Texte, d. h. wenige seltene oder lange Wörter, wenige lange Sätze
- Förderung der Lesemotivation durch inhaltlich ansprechende Bücher (auch Trivialliteratur!)
- z. B. .Bücher aus dem Hase-und Igel-Verlag, A. Bartl: Ratz Fatz
Wirksame Elemente der Leseförderung
6. Zusammenfassung wichtiger Übungsprinzipien
d. Textauswahl
- Empfehlungen nach Tacke, 2003 (nur noch gebraucht zu beziehen):
- Meier, J. und Henze D.: Kleine Detektivgeschichten, für 2. und 3. Klasse
- Sharmat, M. W.: Nick Nase und die Geister, für 3. und 4. Klasse
- Lembcke, M.: Die Nacht der 7 Wünsche, für 5. Klasse
- Thenior, R.: Bleichgesicht, für 6. und 7. Klasse
Wirksame Elemente der Leseförderung
Bei regelmäßigem Üben (täglich 10 Minuten) in entspannter Atmosphäre
gute Erfolgsaussichten!
Gruppengespräch
Bitte tauschen Sie sich über das bisher Gehörte aus:
- Welche Punkte sind relevant für Ihre Arbeit?
- Was hat Sie überrascht?
- Was sehen Sie anders?
- Fragen?
10 Minuten Pause!
4. Rechtschreibförderung
1. Silbieren2. Lernkartei3. Einfluss des Lesens4. Morphemkonstanz5. Elternanleitung - Münzverstärkung6. Zusammenfassung Übungsprinzipien
1. 1. Daten, Definition, Diagnostik2. Frühe Prävention:
phonologische Bewusstheit3. Erstleseunterricht4. Leseförderung5. Rechtschreibförderung6. Computergestützte Trainingsverfahren
Rechtschreibförderung
- evaluierte Programme und Methoden
- evaluiert: Wirksamkeit überprüft mit Kontrollgruppe
- praktische Relevanz kann von Beurteilung abweichen
- in der Praxis bewährte Programme noch nicht überprüft
- evaluierte Programme lassen sich in der Praxis nicht umsetzen
Rechtschreibförderung
1. Silbieren (Grundlage: Buschmann 1986)
- v. a. alphabetische Stufe des Schriftspracherwerbs
- „Silbentanzen“: rhythmisches Silbieren (Schreiten,Sprechen, Schwingen)
- geschriebene Texte mit Silbenbögen gliedern
- Mitsprechen beim Schreiben mit Silbenpausen
- Pilotsprache, genaues Mitsprechen (haben statt haben)
Rechtschreibförderung
1. Silbieren
Effekt:
- Struktur der Wörter deutlicher,
- Schreibweise besser behalten, z. B. Doppelkonsonanten
Trainingsprogramme:
- Freiburger Rechtschreibschule
- Reuter-Liehr, 2001
Rechtschreibförderung
1. Silbieren
Rechtschreibförderung
Reuter-Liehr, 2001
Evaluation:
- Verbesserung bei Phonemfehlern und Regelfehlern (Reuter-Liehr 1993; 2001)
- weniger Dopplungsfehler, Verbesserung Groß- u. Kleinschreibung (Tacke, Brezing und Schultheiß,1992)
- evtl. durch Verlangsamung des Schreibtempos
- Dopplungswörter werden in silbierender Sprechweise im Gehirn abgespeichert
- zentrale Bedeutung des Mitsprechens beim Schreiben (Seidler 2003)
- wenig
Rechtschreibförderung
2. Ähnlichkeitshemmung vermeiden
- Gedächtnispsychologie: Beim Einprägen von ähnlichem, aber unterschiedlichem Material besteht erst recht Verwechselungsgefahr!
- Bsp: Wörter mit ie und i im ständigen Wechsel
- Wichtig: beide Phänomene getrennt bis zur Automatisierung üben, erst dann Unterscheidung üben
- u. a. Erdinger Rechtschreibtraining
Rechtschreibförderung
Erdinger Rechtschreibtraining (A. Geist)
Evaluation:
- nach 2 Schuljahren deutliche Verbesserung der Rechtschreibleistung im Vergleich zu Kontrollgruppen
- aber auch Abbrecher, Voraussetzung für Training ist unbelastete Eltern-Kind-Interaktion, ausreichende Zeit und kognitive Kompetenz der Eltern
Rechtschreibförderung
2. Lernkartei (Eltern)
Hintergrund:
- Wörter werden automatisiert, d. h. ohne Nachdenken auch im Diktat korrekt geschrieben
- große Entlastung des auditiven Kurzzeitspeichers
- auch bei Kindern mit zusätzlichem ADHS
Vorteile:
- Lernwörter werden „handhabbar“
- Lernfortschritte auch für Schüler deutlich, anhand der weiter „wandernden“ Karten
Rechtschreibförderung
2. Lernkartei
regelmäßiges Diktieren von schwierigen Wörtern, zunächst in kurzen, dann in immer längeren Zeitabständen (Lernkurve)
Mo Di Mi SaDo Fr So Mo Di Mi Do Fr
Anzahl der Wörter
Rechtschreibförderung
2. Lernkartei
- Karteikasten mit 7 Fächern: 1: zu üben; 2. -6: Montag-Freitag; 7: gelernt
zuübenMo Di Fr gelerntMi Do
Rechtschreibförderung
2. Lernkartei
Vorgehen Bsp.
- neue Karteikarten ins Fach des aktuellen Wochentags
- 1. korrektes auswendig Schreiben: 1 Punkt auf die Karte; ein Wochentag weiter
- 2. (6.) korrektes auswendig Schreiben: 2 (6) Punkte auf die Karte; 2 (6) Wochentage weiter
zunehmende Wiederholungsabstände
-
Rechtschreibförderung
2. Lernkartei
Vorgehen Bsp.:
- 6 Punkte: ins Fach gelernt
- Sobald eine Falschschreibung, alle Punkte durchstreichen; von Neuem beginnen!
- Wörter, die nicht geschafft ins Fach „zu üben“
- Höchsten 10 Minuten pro Tag üben!
Rechtschreibförderung
2. Lernkartei
Evaluation:
- Fehlerabnahme von 40 bis 70 %
- nur 300 Wörter machen sehr viele Fehler aus, Training dieser Wörter ist besonders effektiv (vgl. Tacke, 2007)
Rechtschreibförderung
2. Lernkartei
wichtiges Element auch im
10 Minuten Rechtschreibtraining
von Tacke
Rechtschreibförderung
3. Einfluss des Lesens
- Effekt auf Rechtschreiben gut evaluiert
- abhängig von Lesepensum,
- z. B. ca. 10 Wiederholungen eines Wortes nötig (Überblick: Tacke, 2003; Klicpera et al., 2007)
- bewusst auf Schreibweise achten
-
Rechtschreibförderung
4. Elternanleitung - Münzverstärkung (Greiner 2005)
- Häusliches Diktieren mit steigender Schwierigkeit
- Schüler wird während des Schreibens zum Mitdenken angeregt
- prompte Reaktion beim korrekten Schreibprozess (Münz-Tokensystem)
- bei Fehler: noch während des Schreibvorgangs Signal, Kind streicht Wort durch, Trainer gibt Hinweise, sobald Kind nicht allein die Lösung erkennt (die Richtung)
Rechtschreibförderung
Verhaltenstherapeutische Elternanleitung (Greiner 2005)
Evaluation:
- besseres Abschneiden in normierten, standardisierten Rechtschreibtests
Rechtschreibförderung
5. Morphemkonstanz
- Unterscheidung von
- Stammmorphemen (kleb; lohn),
- Präfixen (an; ver; be),
- Suffixen (en)
- Gleichbleiben des Stammmorphems kann für das Erlernen der Rechtschreibung genutzt werden (z. B. lohn immer mit h)
Rechtschreibförderung
5. Morphemkonstanz
- Vorteile:
- Komplexität, Regelumfang wird reduziert
- Verarbeitung von Wortteilen wird gefördert, Übergang auf die morphematische Entwicklungsstufe erleichtert
Rechtschreibförderung
5. Morphemkonstanz
Rechtschreibförderung
Marburger Rechtschreibtraining (Schulte-Körne, Mathwig, 2001)
Evaluation:
- besonders hohe Effekte in Konsonantenverdopplung, allgemeiner Rechtschreibleistung
- Verbesserung der Leseleistung
Rechtschreibförderung
6. Zusammenfassung wichtiger Übungsprinzipien:
1. im Regelunterricht:
- viele systematische Übungen, viel Struktur, viele Wiederholungen von Regeln, Lernwörtern
- Ähnlichkeitshemmung vermeiden (z. B. nicht Wörter mit k und ck im Wechsel)
- zu silbierendem Mitsprechen ermutigen, mehr Zeit bei Diktaten einräumen
Rechtschreibförderung
6. Zusammenfassung wichtiger Übungsprinzipien:
(1. im Regelunterricht)
- ermutigende Kommentare unter Arbeiten, kleinste Fortschritte loben, Vergleich mit der eigenen Vorleistung
- Fehlerverbesserung: statt Abschreiben Wortfamilien, Reimwörter suchen, Sätze bilden…
- Erarbeitung Grundwortschatz durch Präsentation von Merkwörtern (Karteikasten)
Rechtschreibförderung
6. Zusammenfassung wichtiger Übungsprinzipien:
2. LRS-Fördergruppen bzw. interne Differenzierung:
- häufig vorkommende Wörter, Regeln üben; Ausnahmen zunächst vernachlässigen
- Arbeit nahe der „Null-Fehler-Grenze“ (Motivation; Gedächtnis)
Rechtschreibförderung
6. Zusammenfassung wichtiger Übungsprinzipien:
2. LRS-Fördergruppen bzw. interne Differenzierung:
- silbierendes Mitsprechen beim Schreiben
- Selbstkorrektur sofort nach dem Schreiben des einzelnen Wortes
- Fortschritte für die Schüler visualisieren
Rechtschreibförderung
6. Zusammenfassung wichtiger Übungsprinzipien:
Zentral ist ein systematisches Wiederholen, damit Regeln, Lernwörter automatisiert werden,
nur dann ist ein sicherer, störungsfreier Abruf aus dem Langzeitgedächtnis möglich!
Hintergrund: Probleme im KZG und beim Abruf aus dem LZG
Gruppengespräch
Überblick über die Rechtschreibförderprogramme:
Welchen Eindruck haben Sie von den Programmen?
Welche Fragen ergeben sich
zu den Programmen und
den zuvor
genannten Maßnahmen?
Rechtschreibförderung
Trotz deutlicher Verbesserungen bleibt die Leistung vieler Kinder mit Rechtschreibschwäche lange Zeit im ungenügenden Bereich!
6. Computergestützte Trainingsverfahren
1. Vorteile des Computereinsatz2. Evaluation3. Auswahlkriterien
1. 1. Daten, Definition, Diagnostik2. Frühe Prävention:
phonologische Bewusstheit3. Erstleseunterricht4. Leseförderung5. Rechtschreibförderung6. Computergestützte Trainingsverfahren
Computergestützte Trainingsverfahren
1. Vorteile des Computereinsatzes
- Produktion sauberer Texte fällt leichter
- zeitnahe, nicht bewertende Rückmeldung bzgl. der Fehler
- häufig verstärkende Elemente eingebaut
Computergestützte Trainingsverfahren
2. Empirische Evaluation (Überblick: Suchodoletz, 2006)
- Verbesserungen im Lesen und Schreiben bei sehr schwachen Schülern
- Computersoftware zur Morphemkonstanz Remo-2 (Walter 2003), Leistungssteigerungen bei Lernbehinderten nachgewiesen
- empirisch nachgewiesen Zunahme Motivation, Konzentration und Ausdauer, Kinder schreiben nachweislich mehr, üben länger
unumstritten gute Ergänzung des normalen Unterrichts
Computergestützte Trainingsverfahren
3. Auswahlkriterien:
- für die Grundschule integriertes Sprachmodul zum Üben der Graphem-Phonem-Korrespondenz
- Programme können dem Stand des Kindes angepasst werden z. B. durch die Eingabe individueller Lernwörter
- Übung von Buchstaben, Texten, Lauten, keine reine Übungen von visueller oder akustischer Wahrnehmung
Computergestützte Trainingsverfahren
3. Beispiele für Programme
Der neue Karolus
- basiert auf Kieler Leseaufbau
- Lese- und Schreibspiele zu Buchstaben, Silben, Wörtern
Computergestützte Trainingsverfahren
3. Beispiele für Programme
Syllabo (Silbierendes Rechtschreibtraining)
- Grundlage: Buschmann
- Klasse 1 bis 4
- positive Bewertung von SODIS
- Hilfen zur Einarbeitung der Schüler nötig
Computergestützte Trainingsverfahren
3. Beispiele für Programme
GUT 1 (Grundwortschatz und Transfertraining 1)
- Erarbeitung Grundwortschatz
- 2. bis 6. Schuljahr
- lernmethodisch gut, inhaltlich ansprechend
- gute Bewertungen (Tacke, Learn-Line NRW)
Alternative Methoden
- in Öffentlichkeit u. Medien werden zahlreiche Methoden propagiert (Richtungshören, Tonhöhenunterscheidung, Blicksteuerung, hemisphärische Verarbeitung)
- für keine der Konzeptionen existiert bisher ein Wirksamkeitsnachweis
- Überblick: Suchdoletz 2003
Gruppengespräch
Mit welchen Übungsformen haben Sie bereits Erfahrung?
Welche für Sie neuen Übungsprinzipien scheinen Ihnen wichtig und praktizierbar?
Welche Fragen ergeben sich?
Änderung der Verwaltungsvorschrift 22.08.08
1. Fördermaßnahmen
- Grundlage: Lernstandsbeobachtungen und Diagnosen
- zunächst: Maßnahmen der internen Differenzierung
- bei darüber hinausgehendem Förderbedarf gestuftes pädagogisches Vorgehen:
- Klärung Förderbedarf (Eltern, beteiligte Lehrer, evtl. schul. Experten)
- Beschluss der Fördermaßnahmen durch Klassenkonferenz und Schulleiter
- Förderung in Fördergruppen oder Förderklassen
- evtl. weitergehende Maßnahmen durch staatliches Schulamt koordiniert
Änderung der Verwaltungsvorschrift 22.08.08
2. Nachteilsausgleich
- Entscheidung durch Jahrgangs- oder Klassenstufenkonferenz, Vorsitz Schulleiter, bindend für Fachlehrer
- nur in begründeten Ausnahmefällen
- Anforderungsprofil bleibt unberührt
- kein Zeugnisvermerk
Änderung der Verwaltungsvorschrift 22.08.08
(2. Nachteilsausgleich)
- Hilfen, durch die Schüler in die Lage versetzt werden, den Anforderungen zu entsprechen, z. B. Verlängerung Arbeitszeit, Nutzung besonderer Hilfen
- Ermessensspielräume bei Nachlernfristen, Versetzungsentscheidungen, Ausnahmen bei Aufnahme in weiterführende Schulen, Ergänzung der Noten durch verbale Beurteilungen
- Gewichtung der schriftlichen und mündlichen Leistungen kann angepasst werden
Änderung der Verwaltungsvorschrift 22.08.08
3. Abweichen vom Anforderungsprofil bei LRS bis Klasse 6
- bei Schülern, mit nicht mehr ausreichenden Leistungen im Lesen oder Rechtschreiben mehr als ein halbes Jahr lang
- Entscheidung trifft Klassenkonferenz unter Vorsitz des Schulleiters, evtl. außerschulische Stellungnahmen
- ab Kl. 7 nur in Ausnahmefällen
- bei medizinisch diagnostizierter Teilleistungsstörung
- oder LRS ist nicht auf mangelnde allgemeine Begabung oder Übung zurückzuführen
- nicht im Gymnasium und in den Abschlussklassen
Änderung der Verwaltungsvorschrift 22.08.08
3. (Abweichen vom Anforderungsprofil bei LRS bis Klasse 6)
- in den Fächern Deutsch und Fremdsprache gilt:
- Leistungen im Lesen und Rechtschreiben für Zeugnisnote zurückhaltend gewichtet (verpflichtend; Zeugnisvermerk)
- andere Aufgabenstellung bei Diktat möglich, oder Umfang der Arbeit kann begrenzt werden
- schriftliche Erläuterung des Leistungsfortschritts statt Note oder ergänzend möglich
- keine Wertung der Rechtschreibleistung in den übrigen Fächern (verpflichtend)
Änderung der Verwaltungsvorschrift 22.08.08
Beispiele für Möglichkeiten der Handhabung gemäß des Nachteilsausgleichs
- bei verbaler Rückmeldung den Leistungsstand mit dem eigenen früheren Ergebnis vergleichen
- Einsatz von Computern bei Hausaufgaben
- Tafelbilder als Kopien ausgehändigt
- Zeitzuschlag bei Klassenarbeiten, dabei ist die enge Kooperation aller Kollegen notwendig
- in Mathematik, Nebenfächern, liest Lehrer Aufgaben vor
Änderung der Verwaltungsvorschrift 22.08.08
Verwaltungsvorschrift im Internet:
http://www.landesrecht-bw.de/jportal/portal/t/okc/page/bsbawueprod.psml?doc.hl=1&doc.id=VVBW-VVBW000003010%3Ajuris-v00&showdoccase=1&documentnumber=6&numberofresults=7&doc.part=F&doc.price=0.0¶mfromHL=true#focuspoint
Fachliteratur
Greiner, A. 2005: Verhaltenstherapeutische Elternanleitung und systemische Verfahren bei Schülern mit Lese-Rechtschreibstörung. Eine Interventionsstudie
Klicpera, Schabmann, Gasteiger-Klicpera, 2007: Legasthenie. Modelle, Diagnose, Therapie und Förderung.
Suchodoletz, W. (Hrsg) 2006: Therapie der Lese-Rechtschreibstörung. Traditionelle und alternative Behandlungsmethoden im Überblick.
Fachliteratur
Tacke, G., 2002: Leseschwache Schüler mit Erfolg fördern: Erfahrungen aus der schulpsychologischen Praxis, Forschungsbefunde und Übungsmaterialien. In Schulte-Körne (Hrsg.): Legasthenie: Zum aktuellen Stand der Ursachenforschung, der diagnostischen Methoden und der Förderkonzepte (S. 285-300). Bochum, Winkler, 2002
Tacke, G., 2007: Die Wirksamkeit von Trainingsprogrammen und Übungen zur Förderung der Rechtschreibung: wissenschaftliche Studien und praktische Erfahrungen. In Schulte-Körne (Hrsg.) Legasthenie und Dyskalkulie: Aktuelle Entwicklungen in Wissenschaft, Schule und Gesellschaft (S. 135-152). Bochum: Winkler, 2007
Ratgeber
Ganser, B & Richter, W., (Hrsg) 2003: Was tun bei Legasthenie in der Sekundarstufe?
Schneider, Küspert, Wachsmuth 2003: Wie Kinder leicht lesen und schreiben lernen. Neue Strategien gegen Legasthenie
Schulte-Körne, G., 2004: Elternratgeber Legasthenie. Knaur.
Fördermaterialien
Dummer-Smoch L. ,1996. Laute, Silben, Wörter. Kiel, Veris Verlag (Übungsbuch ca. 30 €; Schülermaterialien ca. 65 €)
Dummer-Smoch L, Hackethal R (1994). Handbuch zum Kieler Leseaufbau. Kiel, Veris Verlag (Gesamtausgabe Kieler Leseaufbau ca. 139 € bzw. 198 €)
Forster M, Martschinke S (2001). Diagnose und Förderung im Schriftspracherwerb. Band 2: Leichter lesen und schreiben lernen mit der Hexe Susi. Übungen und Spiele zur Förderung der phonologischen Bewusstheit. Donauwörth, Auer. (Kosten ca. 27 €)
Küspert P, Schneider W (2000). Hören, lauschen, lernen. Sprachspiele für Kinder im Vorschulalter. Würzburger Trainingsprogramm zur Vorbereitung auf den Erwerb der Schriftsprache (2. Auflage). Göttingen, Vandenhoek und Ruprecht. (Kosten 20 – 30 €, je nach Ausgabe)
Fördermaterialien
Reuter-Liehr C (1992). Lautgetreue Rechtschreibförderung. Bochum, Winkler.
Schulte-Körne, G, Mathwig F., 2001: Das Marburger Rechtschreibtraining, Bochum: Winkler, Kosten: ca. 90 €
Tacke, G., 1996/99: Flüssig lesen lernen. Übungen, Spiele und spannende Geschichten. Ein Leseprogramm für den differenzierenden Unterricht, für Förderkurse und für die Freiarbeit. Je ein Heft für Klasse 1/2, 2/3 und 4/5. Donauwörth, Auer.
Fördermaterialien
Tacke, G. (1998/99): Mit Hilfe der Eltern: Flüssig lesen lernen. Übungen, Spiele und eine spannende Geschichte. Je ein Heft für Klasse 1/2, 2/3 und 4/5. Donauwörth, Auer.
Tacke, G., 2005: Das 10-Minuten-Rechtschreibtraining. Ein Programm zum Aufbau der Rechtschreibkompetenz ab Klasse 3. Donauwörth: Auer. Kosten ca. 19 € (Heft für die Schule); 14 €
(Elternheft)
Walter, J., 2006: Remo-2, siehe http://193.174.11.180/HPI/walter3.htm, Kosten ca. 300 €, zu beziehen über Hogrefe Testzentrale
ADHS und LRS
Abspeicherung im Langzeitgedächtnis noch schwieriger
- oft Ablenkung, geringe Aufmerksamkeit auf Lernstoff
- kurze Verweildauer im Arbeitsgedächtnis, da sofort Interesse für Neues
- kaum Interesse an Wiederholungen, dadurch keine Konsolidierung im Langzeitgedächtnis
seltener Verarbeitung von Worteinheiten
Lesen und Schreiben ist zu wenig automatisiert und dadurch sehr mühsam und fehleranfällig
Matthäus-Effekt
ADHS und LRS
HASE (Heidelberger Auditives Screening; Schöler und Schäfer)
Aufgaben:
- NS: Nachsprechen von Sätzen verschiedener Komplexität
- WZ: Wiedergabe von Zahlenfolgen
- NK: Nachsprechen von Kunstwörtern
- (EW: Erkennen von Wortfamilien)
Befriedigende prognostische Validität