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M a i k e F ö r s t e r Sauerlanddownload.e-bookshelf.de/download/0003/8764/94/L-G-0003876494... · Balve – Balver Höhle ..... 151 54 Göttliche Geometrie /// Balve – Kirche

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M a i k e F ö r s t e r

Sauerland macht lustig

M a i k e F ö r s t e r

Sauerland macht lustigF ü r W a n d e r F r e u d i g e u n d W i s s e n s d u r s t i g e

66 L i e b L i n g s p L ä t z eund 11 Orte zum Staunen

Besuchen Sie uns im Internet:www.gmeiner-verlag.de

© 2013 – Gmeiner-Verlag GmbHIm Ehnried 5, 88605 MeßkirchTelefon 0 75 75/20 [email protected] Rechte vorbehalten1. Auflage 2013

Lektorat : Claudia ReinertSatz: Julia FranzeUmschlaggestaltung: U.O.R.G., Lutz Eberle, Stuttgartunter Verwendung eines Fotos von: © Alexander von Düren – Fotolia.comBildbearbeitung: Alexander SomogyiKartendesign: Mirjam HechtDruck: AZ Druck und Datentechnik GmbH, KemptenPrinted in GermanyISBN 978-3-8392-1470-1

Bildnachweis:Sofern hier nicht erwähnt, stammen die Bilder von der Autorin.Attendorner Tropfsteinhöhle 24; Wildwald Vosswinkel 52; Gerichtsmuseum Bad Fredeburg 66; Café-Restaurant Vedder 112; Thomas Krumm 118, 120, 122, 128, 146, 154; Phänomenta Lüdenscheid 124; Cedric-Olivier Nougrigat 126; Deutsches Drahtmuseum Altena 130; Hildegard Goor-Schotten 132; Sauerland-Tourismus e. V.; Fotograf: Märkischer Kreis 134; Dechenhöhle und Deutsches Höhlenmuseum Iserlohn 138; Mendener Karnevals-Gesellschaft Kornblumenblau 140; Stadt He-mer 144; Ulrich Töpel 148; Uta Baumeister 150; Till Haarmann 170; Wind-Müh-len Café 174; Theodor Fromme 176, 180; Stadt Rüthen 178; Klaus-Dieter Hötte 182; Warsteiner Internationale Montgolfiade GmbH 184

Autor und Verlag haben alle Informationen geprüft. Gleichwohl wissen wir, dass sich Gegebenheiten im Verlauf der Zeit ändern, daher erfolgen alle Angaben ohne Gewähr. Sollten Sie Feedback haben, bitte schreiben Sie uns! Über Ihre Rückmel-dung zum Buch freuen sich Autor und Verlag: [email protected]

ISBN 978-3-8392-4251-3

Ein Herz für Wasser, Metall und allerhand Abseitiges / / /

Auftakt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10

Olpe und umgebung

1 Stelldichein mit der Hexe / / /

Olpe – Rund um den Geschichtsbrunnen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 2 Dauerfehde rund ums Gotteshaus / / /

Drolshagen – In und rund um St. Clemens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 3 Geduldsspiel mit Hecke / / /

Drolshagen – Labyrinth . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 4 Zwischen feinem Tuch und Schwarzem Tod / / /

Attendorn – Altstadt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 5 Käse aus Stein / / / Attendorn – Atta-Höhle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 6 Im Sauerland kommt der Senf aus Attendorn / / /

Attendorner Senfmühle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27 7 Ein Pfennig für den Talsperrenbau / / / Biggesee . . . . . . . . . . . . . . 291⁄11 Das Sauerland liegt südlich des Äquators / / /

Lennestadt-Meggen – Siciliaschacht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 8 Abtauchen, mitmachen, staunen / / /

Lennestadt – Galileo-Park . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33 9 Ein Golddorf setzt auf Tradition / / /

Lennestadt – Kirchveischede . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35

das HOcHsauerland

10 Ein Muss für Feinschmecker und Genießer / / /

Wenholthausen – Seemer’s Gasthof Zur Post . . . . . . . . . . . . . . . . . 3911 Ein Paradies der Sammelleidenschaft / / /

Eslohe – Maschinen- und Heimatmuseum Eslohe . . . . . . . . . . . . 41 Die Sauerländer Nachtigall / / / Christine Koch . . . . . . . . . . . . . . . 4212 Kafkaesk, aber nicht gruselig / / /

Arnsberg – Alt- und Neustadt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4713 Ein fürstlicher Blick auf die Stadt / / /

Arnsberg – Schlossruine . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49

14 Edgar Wallace trifft Rosamunde Pilcher / / /

Arnsberg – Jagdschloss Herdringen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5115 Im Angesicht des Keilers / / /

Arnsberg – Wildwald Vosswinkel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 532⁄11 Im Garten Gottes herrschen Zucht und Ordnung / / /

Oelinghausen – Klostergartenmuseum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5516 Auch ein See kann Meer sein / / / Sundern – Sorpesee . . . . . . . . . 5717 Erst das Melken, dann das Milchvergnügen / / /

Sundern – Hofladen Greitemann . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 593⁄11 Zur Belohnung einen Fünfer vom Bundespräsident / / /

Sundern-Enkhausen – Heinrich-Lübke-Haus . . . . . . . . . . . . . . . . 6118 Raum für Besinnung und spirituelles Gespräch / / /

Meschede – Abtei Königsmünster . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6319 Ein Dörfchen für die Schneekugel / / /

Meschede – Eversberg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 654⁄11 Unter der Linde wartet der Tod / / /

Schmallenberg-Bad Fredeburg – Gerichtsmuseum. . . . . . . . . . . . 6720 Das Wunderwasser aus dem Hochsauerland / / /

Schmallenberg – Heilstollen Nordenau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6921 Bestens bestückt für Kaffee und Kuchen / / /

Schmallenberg – Besteckfabrik Hesse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7122 Kein Ort für Ordnungsfanatiker / / /

Schmallenberg – Kyrill-Pfad . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7323 Künstlerische Wegmarken / / /

Schmallenberg – Waldskulpturenweg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7524 Flammensturm und Bombenhagel / / /

Schmallenberg – Bödefeld . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7725 Wo Froschkönig zu Hause ist / / /

Schmallenberg – Schwarze Fabrik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7926 Filigran und kunstvoll mit der Motorsäge / / /

Hallenberg – Eishäuschen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8127 Passionsgeschichte auf Sauerländisch / / /

Hallenberg – Freilichtbühne . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83

28 St. Petrus auf dem Schnadegang / / /

Brilon – Fachwerkaltstadt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8529 Ein Dino im Palais / / / Brilon – Haus Hövener . . . . . . . . . . . . . . . 8730 Wandern ohne Grenzen / / / Brilon – Rothaarsteig . . . . . . . . . . . 8931 Das steinerne Herz des Sauerlandes / / /

Olsberg – Bruchhauser Steine . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9132 Eine gemeinsame Leidenschaft treibt Blüten / / /

Olsberg – Assinghausen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9333 Hinterm Ofen gibt’s Leckereien / / /

Olsberg-Elpe – Ofen-Café . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9534 Von mutigen Bischöfen und asphaltierten Rennstrecken / / /

Olsberg – Gevelinghausen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 975⁄11 Bewundernswerter Sammlerwahnsinn / / /

Usseln – Curioseum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9935 Wettermacher im Sonnenloch / / /

Winterberg – Kahler Asten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1016⁄11 In Neuastenberg ist der deutsche Wintersport zu Hause / / /

Winterberg-Neuastenberg – Wintersport Museum . . . . . . . . . 10336 Ein schwacher Abglanz aus früheren Zeiten / / /

Bestwig – Besucherbergwerk . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 105

der märkiscHe kreis

37 Dampfendes Relikt einer großen Vergangenheit / / /

Herscheid-Plettenberg – Märkische Museums-Eisenbahn . 10938 Ein Denkmal für den Turmhasser / / /

Herscheid – Robert-Kolb-Turm . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11139 Genauso lecker wie zu Hause bei Muttern / / /

Herscheid – Café-Restaurant Vedder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11340 Ein Gespür für Edelstahl und klare Formen / / /

Kierspe – Atelier von Günter Wermekes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1157⁄11 Der Stoff, aus dem die DDR gemacht war / / /

Kierspe – Bakelitmuseum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 117

41 Wilde Schönheit rund ums Staubecken / / /

Kierspe – Jubachtalsperre . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11942 Ganz im Zeichen des nassen Elements / / /

Lüdenscheid – Brauhaus Schillerbad . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12143 Glühender Stahl, leuchtende Augen / / /

Lüdenscheid – Bremecker Hammer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1238⁄11 Knallen und Zündeln für die Forschung / / /

Lüdenscheid – Phänomenta . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12544 Das größte Automuseum der Welt / / /

Lüdenscheid – Siku-Museum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12745 Kemenate mit Flussblick / / /

Altena – Burg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12946 Vom Kettenhemd zum Supraleiter / / /

Altena – Drahtmuseum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13147 Auf der Spur alter Handwerke / / /

Iserlohn – Fabrikanlage Maste-Barendorf . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13348 Der Märker und sein Gespür für Draht / / /

Iserlohn – Drahthandelsweg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13549 Tronje von Hagen reift in Iserlohn zur Vollmundigkeit / / /

Iserlohn – Dechenhöhle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1399⁄11 Helau und Alaaf gibt es auch im Sauerland / / /

Menden – Westfälisches Karnevalsmuseum . . . . . . . . . . . . . . . . . 141 Unter dem Kreuz vereint / / / Menden – Kreuztracht . . . . . . . 14250 Goldrausch im Zwergenland / / /

Hemer – Felsenmeer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14551 Blumenpracht statt Marschkolonnen / / /

Hemer – Sauerlandpark . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14752 Glühende Begeisterung / / / Balve – Luisenhütte . . . . . . . . . . . . 14953 Schützen und Theaterdonner / / /

Balve – Balver Höhle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15154 Göttliche Geometrie / / / Balve – Kirche St. Blasius . . . . . . . . . 15355 Blaupause für New York / / / Neuenrade – Altstadt . . . . . . . . 15556 Kyrill zaubert wunderschöne Aussicht / / /

Neuenrade – Ristorante Belvedere . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 157

rund um sOest

57 Die Macht der Hanse lässt grüßen / / /

Soest – Stadtrundgang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16158 Eldorado für Bücherwürmer und Leseratten / / /

Soest – Rittersche Buchhandlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16310⁄11 Grün ist die Hoffnung – und Soest auch / / /

Soest – Grünsandsteinmuseum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 165 Vom Neuenrader Gertrüdchen bis zum Balve Optimum / / /

Feste und Veranstaltungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16659 Langer Kampf um das Wasser / / / Möhnesee . . . . . . . . . . . . . . . . 16960 Galgenvögel im Rot der Abendsonne / / /

Möhnesee – Skulpturenpfad . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17161 Salz liegt in der Luft / / /

Bad Sassendorf – Gradierwerk . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17362 Windbeutel mit Latte Macchiato / / /

Erwitte – Schmerlecker Mühle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17563 Lustige Handwerksgesellen zeigen ihr Können / / /

Rüthen – Handwerkerdorf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17711⁄11 Werkzeuge und Zeugnisse aus finsteren Zeiten / / /

Rüthen – Hexenturm . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17964 Ewige Ruhe im Haus der Gräber / / /

Rüthen – Jüdischer Friedhof . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18165 Sommererinnerungen und Wasserspiele / / /

Rüthen-Kallenhardt – Schloss Körtlinghausen . . . . . . . . . . . . . . 18366 Viel mehr als heiße Luft / / / Warstein – Montgolfiade . . . . . . 185

Karte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 186 Register . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 188

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e i n H e r z F ü r W a s s e r , M e ta L L u n d a L L e r H a n d a b s e i t i g e s

Auftakt

›Sauerland, mein Herz schlägt für das Sauerland, vergrabt mein Herz im Lennesand‹ – so dichtete die Iserlohner Band Zoff im Jahre 1982 die Hymne, die noch heute von Winterberg bis Lennestadt bei Partys und Festen geschmettert wird – mit Freude und Inbrunst. Und auch wenn hier keine Palmen wachsen und stattdessen – ganz unroman-tisch – die Misthaufen qualmen: Im Sauerland lässt es sich gut leben. Wir Sauerländer meinen sogar: sehr gut!

Hier bei uns leben Schollenverbundene und Zugereiste – wobei Erstere stolz darauf sind, schon immer hier gewesen zu sein. Mancher rühmt sich einer Ahnenreihe, die sich bis in die Zeiten Annos II., des Erzbischofs von Köln, zurückverfolgen lassen – also bis ins 11. Jahr-hundert! Und das äußern sie auch. Die Frage »Was bist du für eine Geborene?« ist die Steigerung von »Sind Sie von hier?«, die sich eher an die Gruppe der Zugereisten und Gäste richtet. Die erste Frage stellt die Balverin oder Hemeranerin, um zu erkennen, ob sie nicht doch eine Dame aus Iserlohn oder dem ach so fernen Menden vor sich hat.

Im Sauerland kann man lernen, was es mit gefühlten Distanzen auf sich hat – und dass man nicht immer viele Worte machen muss, um dem anderen seine Sympathie zu zeigen. ›Schweigen ist Gold‹ – das kann den Sauerländer meinen. Der Sauerländer macht nicht viele Worte. Aber auf sein Wort kann man sich verlassen. Vielredner und Berufslustige wie die Menschen aus Köln sind uns suspekt. Und doch ist auch im Sauerland der Karneval zu Hause – wie sehr, zeigt das Museum des Westfälischen Karnevals in Menden.

Ja, wir mögen es abseitig und bizarr. Das belegen auch unsere Museen, die sich neben Frühgeschichte und dem Bergbau auch gern mit einem ganz anderen Werkstoff, dem Bakelit, mit Skiern und Ro-delschlitten, mit alten Klostergartenpflanzen oder Galgen und Fol-terwerkzeugen beschäftigen. Elf dieser ›Orte zum Staunen‹ finden sich in diesem Buch – zugegebenermaßen nur eine kleine Auswahl, aber immerhin.

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Und auch sonst lohnt sich ein Besuch bei uns. Ob es nun die Bruchhauser Steine sind, die auf den Höhen im Herzen des Hoch-sauerlandes majestätisch aufragen, die Golddörfer Assinghausen und Gevelinghausen, die Atta-Höhle in Attendorn, das Hemeraner Fel-senmeer, der Jüdische Friedhof in Rüthen oder die ›Großstädte‹ des Sauerlandes, Soest und Arnsberg – zu sehen, zu bestaunen, zu ge-nießen gibt es vieles. Nicht zuletzt unsere Talsperren. Sie prägen das Sauerland wie nichts anderes. Sorpe, Möhne und Bigge sind nur die größten Stauseen. Doch auch ihre kleineren Geschwister haben ihre Reize – und den Vorteil, dass sie bei nur einem Spaziergang umrundet werden können.

Das andere prägende Element unserer Region ist das Metall. Kernig, erdig, handfest – hier wird seit Jahrhunderten mit dem ge-arbeitet, was später auch das Ruhrgebiet groß machte. Wer auf dem Drahthandelsweg von Lüdenscheid über Altena nach Iserlohn wan-dert, der unternimmt eine Zeitreise und kann erahnen, wie schwer Leben und Arbeit in früheren Zeiten hier im Sauerland waren. Le-bendig werden die alten Handwerke bei einem Besuch des Bremecker Hammers in Lüdenscheid, in der Besteckfirma Hesse in Schmallen-berg, der Fabrikanlage Maste-Barendorf in Iserlohn oder dem Hand-werkerdorf in Rüthen. Wer dann zum Abschluss noch das Altenaer Drahtmuseum besucht, der ist, buchstäblich, ›auf Draht‹!

Sie merken: Ein Besuch lohnt sich – oder auch zwei, drei oder vier! Bei einem Ihrer Ausflüge zu meinen Lieblingsplätzen sollten Sie versuchen, mit Einheimischen eine interessante Frage zu klären: Was ist das Sauerland? Wo fängt es an? Wo hört es auf? Sie werden über-rascht sein, wie vielfältig die Antworten sind, die Sie erhalten. Viel Spaß also beim Fragen und beim Nachdenken über die Antworten! Und natürlich beim Besuch Olpes, Drolshagens, Attendorns …

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O L p e u n d u M g e b u n g

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g e g e n ü b e r d e r k i r c H e s t . m a r t i n u s f i n d e n s i e d e n g e s c H i c H t s b r u n n e n / / / k u r k ö l n e r p l a t z / / / 5 7 4 6 2 O l p e / / / w w w. O l p e . d e / / /

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s t e L L d i c H e i n M i t d e r H e x eOlpe – Rund um den Geschichtsbrunnen

Der erste Eindruck ist nicht für jeden einladend. Die Luftangriffe in den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges haben bleibende Spuren hinterlassen. Wie in vielen anderen Städte in Westfalen begann der Wiederaufbau in Olpe mit viel Elan und nicht mit dem Schwerpunkt auf städtebaulicher Ästhetik. Aber wer den Weg zum Kurkölner Platz gefunden hat, der kann ein anderes Olpe entdecken.

Einen Schnellrundgang durch die Geschichte sollte jeder Besu-cher machen. Und nichts ist einfacher zu bewerkstelligen. Steht doch am Kurkölner Platz im Schatten der Pfarrkirche St. Martinus ein Brunnen, der nicht nur Kunstliebhaber, sondern auch Hobbyhistori-ker beglückt. Der Bildhauer Karl-Heinz Klein schuf aus Bronze einen Reigen, der seinen Anfang mit der Verleihung der Stadtrechte im Jahre 1311 nimmt, die Feuersbrunst im April 1795 zeigt und mit einem Bild des heutigen Olpe endet. Vier Wappen und sechs Tafeln mit berühm-ten Olper Persönlichkeiten komplettieren den Geschichtsbrunnen.

Geschichte atmet auch die Stadtmauer, an der Sie entlangwan-dern sollten. Erhalten sind leider nur Überreste der Befestigungsan-lage – dafür aber der Engels- und der Hexenturm. Letzterer kann für Versammlungen gemietet werden. Ob die Hexe je auftauchte, ist nicht bekannt. Weiter geht es vorbei an der Gedenkstätte für die Kriegsop-fer und einem Mahnmal für die Lebenden. Und auch dem Jagdhund zollt Olpe seinen Tribut – 1996 wurde das Brackendenkmal errichtet.

Zum Verweilen laden die Bänke rund um das Wasserrad ein, das im Weierhohl am Fuße der Stadtmauer zu finden ist. Wer weiter-geht, kommt auf die Bleichwiese. Im Jahr 2002 setzte die Stadt den Waschfrauen ein Denkmal. Die Finnentroper Künstlerin Anneliese Schmidt-Schöttler schuf vier Frauen, die ihrer Arbeit nachgehen. Das, was früher Schwerstarbeit war, kommt heute in Bronze leicht und fröhlich daher.

• Gaumenfreuden und einen imposanten Gewölbekeller bietet der Goldene Löwe am Markt. Hier treffen sich die Olper zum Schlemmen und Plauschen.

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s t . - c l e m e n s - p f a r r k i r c H e / / / k i r c H p l a t z / / / 5 7 4 8 9 d r O l s H a g e n / / / 0 2 7 6 1 / 7 1 1 2 4 / / / w w w. k i r c H s p i e l - d r O l s H a g e n . d e / / /

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d a u e r F e H d e r u n d u M s g Ot t e s H a u sDrolshagen – In und rund um St. Clemens

Eine alte Stadtmauer, hübsche Fachwerkhäuser, nostalgische Straßen-laternen, ein Zisterzienserinnenkloster und mittendrin eine romani-sche Basilika – das ist Drolshagens altes Zentrum. Und tatsächlich kann ich den Charme des mittelalterlichen Stadtkerns noch spüren, wenn ich durch die Gassen rund um die St.-Clemens-Pfarrkirche fla-niere.

Beschaulich ist das Wort, das mir als erstes einfällt, wenn ich an Drolshagen denke. Eingebettet in den Naturpark Ebbegebirge wirkt die Stadt mit ihren 57 Ortschaften herrlich unaufgeregt. Das war nicht immer so. Die Stadtchronik erzählt von Dauerfehden zwischen der Stadt und dem von dem Grafenpaar von Sayn gestifteten Zister-zienserinnenkloster, regem Handel in Zeiten der Hanse und einem verheerenden Brand im Mai des Jahres 1838. Er legte die Stadt fast gänzlich in Schutt und Asche. Das Wahrzeichen der Stadt, der große, wuchtige Kirchturm stand und steht noch heute unbeeindruckt von den Zeichen der Zeit da. In früheren, bewegteren Zeiten diente er als Wach- und Wehrturm.

Es heißt, dass Erzbischof Anno von Köln die St.-Clemens-Pfarrkirche im 11. Jahrhundert gründete – urkundlich belegen lässt sich dies jedoch nicht. Der Fund einer alten Silbermünze mit der Um-schrift ›Otto Imperator Augustus‹ sorgte bei Restaurierungsarbeiten für Aufruhr. Offenbar bezieht sich die Münze auf Kaiser Otto III. – damit liegt es nahe, die Entstehungszeit des Gotteshauses rund um das Jahr 1000 anzusiedeln.

Kenner wissen eines sicher: Der Betonglockenstuhl, der sich seit 1993 in der Kirche befindet, bietet nach Soest und Minden das musi-kalisch anspruchvollste Geläut in ganz Westfalen. Mit 18 Tonnen und der größten Stahlglocke im Erzbistum Paderborn, der Christus-Kö-nig-Glocke, ist das Geläut mehr als imposant.

• Im Gewölbekeller des alten Klostergebäudes finden regelmäßig Kunstausstellungen statt. Das Dachgeschoss des Hauses dient als Musiksaal.

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d r O l s H a g e n e r l a b y r i n t H / / / s t u p p e r H O f / / / 5 7 4 8 9 d r O l s H a g e n / / / 0 2 7 6 1 / 9 7 0 0 / / / w w w. H e i m a t v e r e i n - d r O l s H a g e n . d e / / /