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MATERIALIEN FÜR DIE UNTERRICHTSREIHEN „DIE SEIDENSTRAßE ALS BEISPIEL FÜR TRANSKONTINENTALE KONTAKTEUND „DIE EUROPÄISCHE EXPANSION IN GLOBAL ERWEITERTER PERSPEKTIVEim Rahmen der Schriftlichen Hausarbeit: „Möglichkeiten eines global orientierten Geschichtsunterrichts – Das Beispiel China“ Vorgelegt von: Peter Hombach Siegen, den 21.05.2004

M U „D S B K „D E P - Arbeitskreis Weltgeschichte137.250.2.208/Hombach/materialien_hombach.pdf · 3 1 Zur Zusammenstellung der Materialien Im Folgenden habe ich einige Materialien

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MATERIALIEN FÜR DIE UNTERRICHTSREIHEN

„DIE SEIDENSTRAßE ALS BEISPIEL FÜR TRANSKONTINENTALE

KONTAKTE“

UND

„DIE EUROPÄISCHE EXPANSION IN GLOBAL ERWEITERTER PERSPEKTIVE“

im Rahmen der Schriftlichen Hausarbeit: „Möglichkeiten eines global orientierten

Geschichtsunterrichts – Das Beispiel China“

Vorgelegt von:

Peter Hombach

Siegen, den 21.05.2004

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Inhaltsverzeichnis:

1 Zur Zusammenstellung der Materialien........................................................3

2 Materialien- und Kartenindex........................................................................4

3 Materialien zur chinesischen Geschichte ......................................................5

4 Materialien zur Unterrichtsreihe: „Die Seidenstraße “ ................................8

4.1 Leitfragen......................................................................................................... 9

4.2 Materialien..................................................................................................... 10

5 Materialien zur Unterrichtsreihe: „Das Zeitalter der Expansion“ ............32

5.1 Leitfragen....................................................................................................... 33

5.2 Materialien..................................................................................................... 34

6 Bildnachweise ...............................................................................................48

3

1 Zur Zusammenstellung der Materialien

Im Folgenden habe ich einige Materialien zu den Unterrichtsreihen „Die Seiden-

straße als Beispiel für transkontinentale Kontakte“ und „Die europäische Expan-

sion in global erweiterter Perspektive“, welche ich im Rahmen meiner Examens-

arbeit konzipiert habe, zusammengestellt. Wie diese im Unterricht eingesetzt wer-

den könnten, ist bereits in den methodisch – didaktischen Analysen durch Quer-

verweise kenntlich gemacht. Unterstützend habe ich den Materialien jeweils Leit-

fragen voran gestellt, die als Vorschläge für eine Arbeitsanweisung oder Frage-

stellung für das jeweilige Material zu verstehen sind.

Die Materialien zur chinesischen Geschichte sind nur eine kleine Auswahl und

höchst beliebig zusammengestellt. Sie sollen nur als Anregung dienen. Hinweise

auf geeignetes Material zum Einstieg in die chinesische Geschichte sind bereits in

der Examensarbeit erfolgt.

Bei der Zusammenstellung der Materialien für die Unterrichtsreihe über die Sei-

denstraße habe ich versucht, zu allen Längsschnittthemen adäquates Material zu

finden, was sich in einigen Fällen als nicht sehr einfach erwiesen hat. Da ich –

allein aus zeitlichen Gründen – nicht die Möglichkeit hatte, alle Texte noch zu

überarbeiten, könnte es sein, dass einige Textquellen im Niveau etwas zu schwie-

rig für eine siebte Klasse sind, für die die Reihe eigentlich konzipiert ist.

In der Zusammenstellung der Materialien für die Unterrichtsreihe zur Expansi-

onsphase habe ich mich auf Material zu den chinesischen Expeditionen und zum

portugiesisch - chinesischen Kulturkontakt beschränkt. Material zur europäischen

Expansion und zu der Unterwerfung der Inkas und Azteken ist bereits reichlich in

Schulbüchern und ähnlich didaktisch aufbereiteter Form vorzufinden. Am um-

fangreichsten war Material über die Missionen der Jesuiten vorhanden, so dass

hier ein leichtes Übergewicht besteht.

Alle Quellen wurden an die neue Rechtschreibung angepasst.

4

2 Materialien- und Kartenindex

(M1)Dynastien in China...........................................................................................5

(M2)Die Stellung des Kaisers..................................................................................6

Abbildung 6 – Frühe Städte und Handelsrouten....................................................10

(M3)Die Seidenstraße..........................................................................................11

(M4)Die Seidenherstellung in China.................................................................12

(M5)Die Geschichte des Seidenhandels............................................................16

(M6)Import und Export zur Zeit des Römischen und des Han-Reiches................17

Abbildung 13 – Ausbreitung des Buddhismus.......................................................19

(M7)Die Reise des Xuanzang................................................................................19

Abbildung 15 – Religionen der Alten Welt nach 400............................................21

(M8)Nestorianismus...............................................................................................22

(M9)Die Erlebnisse des Marco Polo......................................................................23

Abbildung 20 – Der Mongolensturm.....................................................................28

(M10)Chinesische Erfindungen.............................................................................29

(M11)Berichte über die Pest.................................................................................29

Abbildung 21 – Die Ausbreitung der Pest.............................................................31

(M12)Zeitleiste zum Zeitalter der Expansion........................................................34

(M13)Biographie des Admirals Zheng He……………………….............……....35

(M14)Die 7 Reisen der „Schatzflotte“……………………………..……....….....36

Abbildung 25 – Das China der Ming Zeit und die Außenwelt..............................37

(M15)Beschreibung der Holländer………………………………..…………......40

(M16)Die Ankunft der Portugiesen.......................................................................40

(M17)Höflichkeit und Essgewohnheiten der Chinesen.........................................42

(M18)Hoffnung auf Missionierung der Chinesen..................................................42

(M19)Über die Reisebedingungen.........................................................................43

(M20)Über China und die Chinesen......................................................................44

(M21)Über die Missionare.....................................................................................45

(M22)Über Matteo Ricci........................................................................................46

(M23)„Nun reichts!“..............................................................................................47

Materialien zur chinesischen Geschichte

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3 Materialien zur chinesischen Geschichte

(((MMM111))) Dynastien in China 2100-1600 v. Chr.

Xia-Dynastie (Legendäre Könige)

1600-1100 v. Chr. Shang-Dynastie (Nordchina)

1100-221 v. Chr. Zhou-Dynastie (Nordchina)

西周

221-207 v. Chr. Qin-Dynastie 秦 206 v. Chr. – 220 n. Chr.

Han-Dynastie

220-280 n. Chr.

Zeit der drei Reiche

三國

265-420 n. Chr.

Westliche und Östliche Jin-Dynastie

420-589 n. Chr.

Südliche und nördliche Dynastien (Song-, Liang-, Chen-, nördliche, östliche und westli-che Wei-, nördliche und südliche Qi- und nördliche Zhou-Dynastie)

五胡十

六國

581-618 n. Chr.

Sui-Dynastie 隋

618-907 n. Chr.

Tang-Dynastie 唐

907-979 n. Chr.

Zeitalter der fünf Dynastien im Norden und der zehn Staaten im Süden

五代

960-1279 n. Chr.

Song-Dynastie (Norden und Süden)

916-1125 n. Chr.

Liao-Dynastie

1126-1234 n. Chr.

Jin-Dynastie (Norden)

1260-1368 n. Chr.

Yuan-Dynastie (Mongolen)

1368-1644 n. Chr.

Ming-Dynastie

1644-1912 n. Chr.

Qing-Dynastie (Mandschu)

1912-1949

Republik China

民國

1949-heute

Volksrepublik China

中華民

國 Quelle: Wissen der Welt: Das alte China, S. 3

Materialien zur chinesischen Geschichte

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(((MMM222))) Die Stellung des Kaisers

Der König von Qin (Ch'in) hatte 221 v.Chr. den Titel

„wang" (König) gegen den Titel „huang-ti" (etwa: „göttlich

Erhabener") vertauscht. Höflinge der nachfolgenden Han-

Dynastie schoben ein schlüssiges theoretisches Konzept

nach, das die Einzigartigkeit des Herrschers unterstrich:

• Der Himmel - der an der Spitze des Kosmos rangiert - ist

die oberste (vergöttlichte) Instanz.

• Verkörpert wird er durch den Urahn des chinesischen

Volkes.

• Der Kaiser ist Sachwalter des Himmels auf der Erde, er

führt deshalb das Prädikat „Himmelssohn".

• Er hat das Reich - die zivilisierte Welt, das „Innen" -

durch Tugend und Weisheit in Ordnung zu halten.

• Solange der Kaiser

Tugend und Weisheit besitzt, garantiert der

Himmel Frieden im Reich und an den Grenzen

sowie reiche Ernten für die Bauern.

• Regiert der Kaiser nicht tugendhaft und weise,

verliert er das „Mandat des Himmels", was an Miss-

ernten, Naturkatastrophen sowie Zwietracht im

Lande zu erkennen ist.

• Die Untertanen haben das Recht - sogar die

Pflicht - in einem solchen Fall dem Kaiser das

Mandat auch praktisch zu entziehen.

• Dies geschieht dadurch, dass ein neuer „Sohn

des Himmels" auf den Thron gesetzt wird, der

eine neue Dynastie begründet.

• Auch der neue Herrscher wird bei seiner

Amtsführung, etwa bei Opferzeremonien (wie z.B.

dem rituellen Pflügen) und den vielen anderen

Herrschaftsritualen von den Beamten peinlich genau überwacht und vom Volk beo-

bachtet. Quelle: Geschichte lernen Heft 74 (2000)

Abbildung 1 – Das Reich der Mitte

Den Chinesen galt ihr Land als das Zentrum der Welt, daher der Name Zhong Guo (Reich der Mitte). Das linke Schriftzeichen steht für „Mitte“: ein senkrechter Strich durch ein Loch. Das rechte Schriftzeichen für „Reich“ zeigt einen Herr-scher mit einem Edelstein, der von den Grenzen seines Reiches umgeben wird.

Abbildung 2 – Qin Shihuangdi –der erste Kaiser, der die Einheit des chinesischen Reiches herstell-te. Sein Wunsch, ewig zu leben, hat sich in gewisser Weise erfüllt. Qin wird „chin“ gesprochen. In der daraus abgeleiteten Bezeich-nung für China für das ganze Reich lebt der Name des ersten Kaiserhauses bis heute weiter. Ein zu Lebzeiten des Kaisers angefer-tigtes Porträt gibt es nicht. Dieser Holzdruck von 1609 n. Chr. ist das älteste bekannte Porträt.

Materialien zur chinesischen Geschichte

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Abbildung 4 - Erhaben in seiner Symmetrie, überragt das „Tor der Höchsten Harmonie“ die meisten Dächer der Verbotenen Stadt und verbirgt den Blick auf das Zentrum des Palastviertels, das einst Mittelpunkt der Welt war und Schauplatz der wichtigsten kaiserlichen Zeremonien. Die Brücken über dem Goldwasser-Fluss symbolisieren die fünf Tugenden des Konfuzianismus: Mitmenschlichkeit, Rechtschaffenheit, Sittlichkeit, Klugheit, Zuverlässigkeit.

Die Verbotene Stadt war ein Stadtteil Pekings, in dem die chinesischen Kaiser lebten und regierten. Der einfachen Bevölkerung war der Zutritt verwehrt - was den Namen Verbotene Stadt erklärt. Sie liegt am nördlichen Ende des Tiananmen-Platzes. Die Anlage der Stadt entspricht der Weltsicht der kaiserlichen Herrscher: ein annähernd schachbrettartiger Grundriss - ausgerichtet an der Nord-Süd-Achse und die Verbotene Stadt in der Mitte. In ihr befanden sich unter anderem die Paläste der Herr-scher. Die Dächer waren vergoldet und alles war in Gelb, der Farbe des chinesischen Kaisers, gestri-chen. Kein Gebäude in Peking durfte die Verbotene Stadt in der Höhe überragen.

Abbildung 3 Die Große Mauer (Chinesische Mauer) ist mit 6350 Kilometern Länge (Hauptmauer 2400 km) das größte Bauwerk der Welt. Dabei besteht die Mauer aus einem System mehrerer teil-weise auch nicht miteinander verbundener Abschnitte unterschiedlichen Alters und unterschiedlicher Bauweise. Im 3. Jahrhundert v. Chr. begann man unter dem ersten chinesischen Kaiser Qin Shi Hu-angdi mit der Errichtung von Schutzwällen, die das chinesische Kaiserreich gegen die Völker aus dem Norden, wie Hunnen und Mongolen schützen sollte. Seitdem wurde die Mauer immer wieder aus- und umgebaut, die heute bekannte Form (s. Bild) erhielt sie in der Zeit der Ming-Dynastie, der letzten großen Ausbauphase.

Die Seidenstraße – Materialien für den Unterricht

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4 Materialien zur Unterrichtsreihe: „Die Seidenstraße “

Abbildung 5 – Sitzender Buddha aus Holz, Tumshuq, 5. Jh. n. Chr.

Die Seidenstraße – Materialien für den Unterricht

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4.1 Leitfragen

1. Welche geographischen und klimatischen Bedingungen herrschen entlang

der Seidestraße? Versuche, dir eine Reise auf der gesamten Route vorzu-

stellen! Welche Gefahren lauern entlang der Strecke? (M3), Abbildung 6-

Abbildung 7

2. Wie wird Seide hergestellt und warum konnte China bis ins 5. Jahrhundert

n. Chr. ein Monopol auf die Seidenproduktion beanspruchen? Was macht

diesen Stoff so kostbar? Welcher Zusammenhang besteht zwischen Sei-

denraupenzüchtung und Kultivierung des Maulbeerbaums?(M4),

Abbildung 9

3. Wie entstand ein reger Handelsaustausch zwischen China und dem Westen?

Wer profitierte davon am meisten? (M5), Abbildung 12

4. Welche Waren wurden neben der Seide zwischen dem Römischen und

dem Han-Reich ausgetauscht?(M6)

5. Aus welchen Gründen unternahm Xuanzang seine Pilgerreise nach Indien?

Was macht sie so bedeutend? (M7), Abbildung 13

6. Welche Lehre beinhaltet der Nestorianismus? Warum wurde er von der

Römischen Kirche geächtet? (M8), Abbildung 16

7. Welche Erlebnisse und Eindrücke beschreibt Marco Polo in diesem Text-

auszug seines Reiseberichts? Hälst du alles für realistisch? (M9),

Abbildung 17-Abbildung 19

8. Welche Erfindungen wurden in China vor dem 14. Jahrhundert gemacht?

(M10) Überprüfe anhand eines Lexikons, wann diese Erfindungen in Eu-

ropa bekannt oder neu erfunden wurden.

9. Welche Vorstellungen von der Pest und deren Ausbreitung geben die bei-

den europäischen Quellen wieder? Ordne die Quellen in den zeitlichen

Kontext ein und finde heraus, welche Symptome die Pest tatsächlich aus-

löste!(M11)

Die Seidenstraße – Materialien für den Unterricht

10

4.2 Materialien

Abbildung 6 – Frühe Städte und Handelsrouten

Die Seidenstraße – Materialien für den Unterricht

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(((MMM333))) Die Seidenstraße

„Zwölf Tage lang führt ein Weg über die Hochebene, die Pamir genannt wird.

Da man während der ganzen Zeit auf keine menschliche Ansiedlung trifft, muss

man sich zuvor mit allem Nötigen versorgen. So hoch sind hier die Berge, dass

man hier keine Vögel in der Nähe der Gipfel sieht, und es wurde sogar behauptet,

dass Feuer, die man anzündet, wegen der Schärfe der Luft nicht dieselbe Hitze

geben wie in niedrigen Gebieten, auch nicht so kräftig bei der Zubereitung der

Speisen wirken.“ – Marco Polo

Die Region, die China von Europa und von Westasien trennt und durch die die

Seidenstraße verläuft, ist nicht eben die Gastfreundlichste. Große Teile der Route

führen durch das Ödland Taklimakan, eine der unwirtlichsten Regionen unseres

Planeten. Es gibt sehr wenig Vegetation, fast keinen Niederschlag und die häufi-

gen Sandstürme haben bereits das Leben unzähliger Menschen gefordert. Die

Einheimischen haben einen sehr großen

Respekt vor diesem „Land des Todes“. Nur

wenige Reisende konnten Gutes über es

berichten und nur wenige Straßen

durchkreuzen es. Karawanen passierten sie,

indem sie von einer Oase zur nächsten

zogen. Das Klima ist rau. Im Sommer

liegen die Tagestemperaturen oft über

40°C und im Turfan-Becken, das unter

dem Meeresspiegel liegt, werden nicht selten über 50°C gemessen. Im Winter

sinken die Temperaturen unterhalb -20°. Die Temperaturen steigen in der Sonne

schnell an, sinken in der Dämmerung aber auch sehr schnell wieder. Sandstürme

sind sehr häufig und wegen der hohen Windstärken und der Natur der Oberfläche

besonders gefährlich. Anders als das Ödland Gobi, wo es eine verhältnismäßig

große Anzahl von Oasen gibt und Wasser nicht allzu weit unterhalb der Erober-

fläche gefunden werden kann, verfügt die Taklimakan-Wüste über viel spärlichere

Ressourcen. Das Land, welches das Taklimakan umgibt, ist gleichmäßig unwirt-

lich. Zum Nordosten liegt das Ödland Gobi, fast so rau im Klima wie das Takli-

makan selbst. In den restlichen drei Richtungen liegen einige der höchsten Berge

der Welt. Zum Süden sind es die Himalaja-, Karakorum- und Kunlungebirge, die

eine wirkungsvolle Sperre bilden und Zentralasien vom indischen Sub-Kontinent

Abbildung 7 Schneebedeckte Berge und endlose Wüsten sind kennzeichnend für die Seidenstraße.

Die Seidenstraße – Materialien für den Unterricht

12

trennen. Nur einige eisige Durchläufe kreuzen diese Strecken und sie gehören zu

den schwierigsten in der Welt. Man hat meistens über 5000 Metern Höhenunter-

schied zu überwinden und die Pässe sind mit ihren tiefen und sehr schmalen

Schluchten sehr gefährlich. Nördlich und westlich liegen Tianshan und Pamir.

Obwohl grüner und weniger hoch haben die Strecken, die durch diese Gebiete

verlaufen den Reisenden in der Vergangenheit einige Probleme bereitet. Von Os-

ten kommend verläuft die weniger schwierigeres Passage entlang des „Gansu-

Korridor“, einem verhältnismäßig fruchtbaren Streifen, der entlang der Unterseite

der Qilian-Berge verläuft und die große mongolische Hochebene und die Gobi-

Wüste von der tibetischen Hochebene trennt. Von Westen oder südwärts kom-

mend, ist der einzige Weise über die Pässe. Übersetzt von: Wild, Oliver (1992): The Silk Road, < http://www.ess.uci.edu/~oliver/silk.html>, Zitat aus: Drége, Marco Polo und die Seidenstraße, S. 95

(((MMM444))) Die Seidenherstellung in China

Nach einem alten chinesischen Mythos wurde die Kunst der Seidenraupenzucht

von Leizu aus Xiling, der Gemahlin des Gelben Kaisers (Huangdi), dem die Er-

findung des Rades, der Schiffe und der Töpferscheibe zugeschrieben wird, ent-

deckt. Sie soll das Volk in die Kultivierung des Maulbeerbaums sowie in die

Technik des Abhaspelns des Seidenfadens eingeweiht haben. Auch gilt sie als

Erfinderin der Webtechnik. Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts wurde in

Abbildung 8 - Für den Transport verfügten die Chinesen über Kamele, die Lasten von bis zu 200 kg tragen konnten

Die Seidenstraße – Materialien für den Unterricht

13

allen ländlichen Regionen Chinas in kleinen bäuerlichen Betrieben Seide auf

traditionelle Weise gewonnen und verarbeitet. Alle Arbeitsgänge von der Auf-

zucht der Raupen bis zur Verarbeitung der Stoffe lagen in den Händen der Frauen.

Die Männer brachten die Seidenerzeugnisse auf den Markt.

Heute sind in Asien ca. 80 Arten von Seidenspinnern, die für die Gewinnung von

seidenartigen Geweben geeignet sind, bekannt. Für die Gewinnung der wegen

ihrer Festigkeit und Elastizität, ihres

Glanzes und ihrer Farb-

aufnahmefähigkeit, ihrer Weichheit und

ihrer sowohl wärmenden als auch

kühlenden Wirkung begehrten

Edelseide ist jedoch nur der in China seit

Jahrtausenden durch Domestizierung und

gezielte Züchtung einzigartig auf die Seidengewinnung abgestimmte Seiden-

spinner (Bombyji moriL.), der kleinste unter ihnen, geeignet. Seinen Faden er-

zeugt er mit Hilfe zweier Spinndrüsen, die sich links und rechts seitlich des

Körpers befinden. Der Faden entsteht mittels des an der Unterlippe der Larve

befindlichen Spinnapparates und ist der einzige, der unversponnen verarbeitet

werden kann. Um einen weißen, qualitativ hochwertigen Faden zu erhalten,

muss der Spinner in seinem Raupenstadium mit dem Laub des Weißen Maul-

beerbaumes (Morus alba) gefüttert werden. Hieraus erklärt sich die enge Be-

ziehung zwischen der Kultivierung des Maulbeerbaumes und der Seidenrau-

penzüchtung.

Seit alter Zeit ist die morphologische Verwandlung des Seidenspinners in fünf

Stadien, innerhalb des Zyklus eines Jahres, ein viel bewundertes Phänomen.

Das Seidenjahr beginnt im Frühjahr. Nach alter Tradition wurde es von der Kai-

serin mit ihrem Hofstaat durch das Abhalten der Seidenzeremonie eröffnet.

Durch das symbolische Pflücken von Maulbeerbaumblättern und das Opfern

von Seide wurde ein für die Seidenraupenzucht günstiges Jahr erbeten. Die

Aufzucht der Seidenraupen beginnt im Frühjahr mit dem rituellen Baden der

ausgewählten Eier des Seidenspinners, den »Seidensamen«.. Aus diesen

schlüpfen, wenn sie sich grauweiß verfärbt haben, zwei bis drei Millimeter lange

Raupen mit kleinen schwarzen Stacheln, die in Bambusgeflechte umgesetzt

werden. Die Abstimmung des Zeitpunktes des Ausschlüpfens der Raupen mit

Abbildung 9 - Seidenraupen

Die Seidenstraße – Materialien für den Unterricht

14

dem Austreiben der Blätter durch gezielte Kultivierung des Weißen Maulbeer-

baumes war lange eines der Geheimnisse der Seidengewinnung. Nach etwa

vier Tagen intensiver Betreuung fallen die Raupen in den ersten Schlaf, bei

dem sie vollkommen erstarren, um sich anschließend zu häuten.

Unter günstigen Bedingungen werden die Raupen 30 bis 35 Tage nach dem Schlüpfen

spinnreif, sie verfärben sich bernsteingelb. Um dem Bedürfnis der Raupen, in die

Höhe zu klettern, entgegenzukommen, wurden In Älterer Zeit Reisig- oder Strohbündel

aufgestellt. Später wurden diese durch fächerartig unterteilte Spinnbretter ersetzt,

die es der Raupe ermöglichen, einen ordentlichen Kokon mit wenig Befesti-

gungsgespinst zu spinnen, ohne den Nachbarkokon zu beschädigen. Hier heftet

sie den Faden an die Unterlage und fertigt einen aus ca. 25 000 Windungen

bestehenden Kokon, indem sie den Kopf in der Form einer liegenden Acht hin

und her bewegt. Ohne Unterbrechung arbeitet sie von außen nach innen zwei

bis vier Tage an ihrem Werk. In der schützenden Geborgenheit des Kokons

vollzieht dich innerhalb von bis zu zwölf Tagen die Wandlung von der Raupe

zur Puppe. Mittels eines Sekrets weicht sie den Kokon an einer Stelle auf und

entschlüpft ihm als Schmetterling, der, noch auf dem Kokon sitzend, langsam

seine Flügel und Fühler entfaltet. Da bei diesem Vorgang der Kokon verletzt wird,

erlaubt man nur so vielen Tieren zu schlüpfen, wie zur Sicherung des Zuchtbe-

standes notwendig sind.

Die Auswahl der für die Zucht bestimmten Kokons wird sorgfältig getroffen.

Ein Seidenspinnerweibchen legt in drei bis zehn Stunden 300 bis 500 Eier ab.

Nach sieben Tagen, in denen der Schmetterling keinerlei Nahrung zu sich

nimmt, ist sein Leben beendet. Das Papier mit den darauf abgelegten Eiern

wird gefaltet aufgehängt und bis zum Beginn eines neuen Zyklus im Frühling

des folgenden Jahres an einem kühlen Ort verwahrt, wobei die Eier gelegent-

lich gebadet werden.

Zur Gewinnung der Seide sammelt man die fertig gesponnenen Kokons, de-

ren Verarbeitung vor dem Schlüpfen der Schmetterlinge erfolgen muss. Zur

Verhinderung des vorzeitigen Ausschlüpfens werden die Kokons in Wasser ge-

kocht oder gedämpft, wodurch die Puppen absterben.

Der fertige Kokon hat eine Länge von zwei bis vier Zentimetern und einen

Durchmesser von etwa eineinhalb Zentimetern. Die Fadenlänge beträgt un-

gefähr 3000 Meter. Das äußere Gespinst, die Flockseide, wird entfernt. Der

Die Seidenstraße – Materialien für den Unterricht

15

innen liegende, abhaspelbare Faden hat eine Länge zwischen 700 und 900 Me-

tern. Nur dieser kann zur Edelseide weiterverarbeitet werden. Die innerste

Kokonschicht ist wasserdicht und stellt eine besondere Schutzhülle dar. Das

Gewicht von 2,6 Gramm eines 9000 Meter langen Fadens lässt seine Fein-

heit ermessen. Zur Weiterverarbeitung werden die Kokons in heißes Wasser

gelegt, um den Seidenleim zu lösen und die einzelnen Fadenlagen zu lockern.

Raue Teile werden ausgesondert und anschließend das lose Ende mit Stäbchen,

einer Bürste oder mit Fingern zum Haspeln aufgenommen.

Eine weitere Voraussetzung für die Gewinnung von Edelseide ist die Technik des

Haspelns. Die Herstellung eines endlosen Seidenfadens erfolgt durch das Zu-

sammenführen der Fäden von mehreren Kokons zu einem Strang auf der

Haspel, einer Art Rad, das eigens hierfür entwickelt wurde. Durch die ge-

schickte Zusammenführung von drei bis zwanzig Fäden, entsprechend der ge-

wünschten Gewebestärke, entsteht ein gleichmäßiger, erneut mit Seiden-

leim verklebter Faden, der die Grundbedingung für ein makelloses Gewebe ist.

Die Kenntnis dieses Verfahrens ist bereits für die Shang-Zeit (16.-11. Jh. v.

Chr.) belegt.

Die auf diese Weise entstandenen Seidenstränge werden durch Kochen in Seifen-

lauge entbastet, d. h. vom Seidenleim befreit. Der entbastete Faden konnte entspre-

chend seinem Verwendungszweck weiteren Behandlungen wie dem Spülen und

Waschen, dem Wässern oder Schlagen unterzogen werden, bevor er in einem

komplizierten Prozess gefärbt wurde, der die unvergleichliche Brillanz,

Gleichmäßigkeit und Haltbarkeit der Farben der Edelseide ermöglicht. Abge-

haspelte Seidenstränge wurden aber auch unbehandelt als starkes leimhaltiges

Kettgarn verwendet oder zu durchscheinenden Gazestoffen verarbeitet. Die

gefärbten Stränge wurden als Kett- oder Schussgarn verwebt. Bereits zur Han-

Zeit konnte man mit Hilfe des Zugwebstuhls, der die Verwendung mehrerer

Kett- und Schuss-Systeme ermöglicht, sehr komplizierte Muster- und Ge-

webearten herstellen. Quelle: Karg, Christine U. (1994): Seidenspinner und Maulbeerbaum – Die Seidenerzeugung in China, in: Eggebrecht, Arne (Hg.): China, eine Wiege der Weltkultur: 5000 Jahre Erfindungen und Entdeckungen. Mainz, S. 192 ff.

Die Seidenstraße – Materialien für den Unterricht

16

(((MMM555))) Die Geschichte des Seidenhandels Während der Han-Dynastie (206 v. Chr.- 220 n. Chr.) erreichte die Textilindustrie

in der damaligen Welt ein einmaliges Niveau. Das Färbe- und Druckhandwerk

war hoch entwickelt. In dem Grab

der Gemahlin eines hohen

Stadthalters fanden Archäologen

eine Vielzahl von Textilien.

Gewöhnliche Seidenstoffe, Gazen,

Damaste, Brokate. Alle von hoher

Qualität und mit Stickereien oder

gedruckten Ornamenten verziert.

Spezialisten fanden auf den

Stoffen mehr als 20 verschiedene Farben. Einige der Gazen wiesen ein Dekor auf,

das mit Hilfe von kleinen Holzdruckstäben aufgebracht wurde oder aber mit

Schablonen aufgemalt wurde. Die Rapporte waren regelmäßig verteilt und wiesen

keine Versetzungen oder Farbausbreitungen auf. Die Gazen waren unglaublich

leicht und beweisen somit, dass die Han-Dynastie auch über eine fortgeschrittene

Zwirntechnik verfügte. Unter dem Kaiser Wudi (141-87 v. Chr.) dehnte sich das chinesische Reich gen

Westen aus. Berichte von fernen Ländern mit großen Schätzen veränderten das

Weltbild der Chinesen und ließen einen regen Handel mit den umliegenden Pro-

vinzen entstehen. Durch Eroberungen wurden die Chinesen Nachbarn der Parther,

die damals das mächtigste Reich zwischen China und Europa beherrschten. Die

beiden Völker traten, mit einem

Freundschaftsvertrag, in eine enge

Handelsbeziehung. Zur gleichen Zeit

erlebte auch das Römisch Reich, unter

Kaiser Augustus, einen wirt-

schaftlichen Aufschwung. Das

römische Bürgertum gönnte sich jeden

Luxus, so auch das Tragen von

chinesischer Seide, die damals in Gold

aufgewogen wurde. Ein Pfund Gold

wurde für ein Pfund Seide bezahlt.

Abbildung 11 – Die Karawanenrouten durch Zentralasien profitierten von der Ruhe und Ordnung, die die Mongolenherrschaft schuf. Diese Abbildung aus dem Katalanischen Atlas von 1375 zeigt europäische Kaufleute auf der Seidenstraße

Abbildung 10 – Dieses römische Relief zeigt den Verkauf von Decken und Kissen

Die Seidenstraße – Materialien für den Unterricht

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Bis ins 5. Jh. n. Chr. blieb die Seidengewinnung ein chinesisches Monopol.

Verschiedene Geschichten berichten darüber, wie die Seidenraupe in den Westen

gelangte. Eine der bekanntesten ist die des Königs Kothan, der, um das Geheimnis

der Seidenkunst für sich zu gewinnen, um die Hand einer kaiserlichen Prinzessin

anhielt.

Nachdem der Kaiser von China seine Einwilligung gegeben hatte, ließ der König

seiner zukünftigen Gemahlin ausrichten, dass es in Kothan weder Maulbeerbäume

noch Seidenraupen gebe und sie Eier und Samen mitbringen müsse, wenn sie wei-

terhin Seidenkleider tragen wolle. Die Prinzessin entwendete daraufhin unbemerkt

Maulbeerbaumsamen und Seidenspinnereier, die sie in ihrer aufgetürmten Frisur

verbarg und somit nach Kothan brachte. Eine weitere Quelle berichtet von zwei

Mönchen, die Mitte des 6. Jh. n. Chr. von Kothan nach Byzanz (oströmisches

Reich) wanderten und in ihren Stöcken Seidenspinnereier und Maulbeer-

baumsamen schmuggelten. Mit dem Wissen um die Seidenherstellung im Westen,

war das chinesische Monopol gebrochen. Auch wenn die Qualität der chinesi-

schen Seide noch lange Zeit unübertroffen blieb. Quelle:

http://zbtms1.ew.tudresden.de/seminare/internet/webs/a2000a/scheller/DIE%20SEIDE1.html

(((MMM666))) Import und Export zur Zeit des Römischen und des Han-Reiches

Quelle: BLACK, Jeremy (Hg.) (2002): Dumont Atlas der Weltgeschichte, 2. aktualisierte Aufl., Köln, S.44

Römisches Reich Han-Reich Importe Getreide

Sklaven Tiere Gewürze Seide Weihrauch Elfenbein Baumwolle

Pferde Gewürze Edelsteine Glas

Exporte Gold Silber Wein Olivenöl Glaswaren

Seide Lackarbeiten Porzellan

Die Seidenstraße – Materialien für den Unterricht

18

Abbildung 12 - Handel in der Alten Welt um 1 n. Chr.

Die Seidenstraße – Materialien für den Unterricht

19

(((MMM777))) Die Reise des Xuanzang

Xuanzang, ein buddhistischer Pilger und Mönch, unternahm im 7. Jahrhundert

eine historische Reise nach Indien entlang der Seidenstraße. Buddha lebte bereits

im 7. Jahrhundert Chr., aber erst um 70 n. Chr. waren in Loyang, Xuanzangs Ge-

burtsort, erste buddhistische Gemeinden entstanden. Jahrhunderte später waren so

viele buddhistische Schulen entstanden, die sich in ihren Texten teilweise wider-

sprachen, dass ihm klar wurde, dass er zum „Ursprung“ seines Glaubens gehen

musste. 629 n. Chr. begab er sich auf die „Spuren Buddhas“, um die wahren

buddhistischen Schriften zu finden.

Seine Reise, die bis 645 dauerte, also nicht weniger als 16 Jahre, gibt uns eine

einzigartige Ansicht der Seidenstraße in einer Zeit beträchtlicher politischer Ver-

änderungen in Asien. Xuanzang gilt als das Vorbild der Pilger. Mit zwölf Jahren trat

er ins Kloster ein, widmete sich dort gründlich dem Studium der buddhistischen

Lehre und machte sich vor allem mit der scholastischen Philosophie vertraut. Xu-

anzang reiste nach Indien, um Texte zu überprüfen, die Anlass zu unterschiedlichen

Interpretationen gaben. Zusammen mit anderen Mönchen erbat er eine offizielle

Abbildung 13 – Ausbreitung des Buddhismus

Die Seidenstraße – Materialien für den Unterricht

20

Erlaubnis, um eine Reise unternehmen zu können. Diese wurde ihm jedoch ver-

wehrt. China hatte damals für einige Zeit seine diplomatischen Verbindungen zu

den westlichen Königreichen Zentralasiens abgebrochen. So entschloss sich Xuan-

zang, allein und im Geheimen abzureisen. Das berichten zumindest sowohl seine

Biographie, die kurz nach seinem Tod verfasst wurde, als auch der „Da Tang Xiyu

Ji" oder „Denkwürdigkeiten über die Regionen westlich der Grenze der Großen

Tang", ein von seinem

Schüler Bianji auf der

Grundlage von Infor-

mationen, die er von

Xuanzang selbst

erhalten hat, verfasstes

Werk.

Der „Meister des

Gesetzes“ brach im Jahr

629 auf. Während seiner

ganzen Reise machte er

Notizen über

verschiedene Zeugnisse des Buddhismus, über Stupa, Statuen, Reliquien und ande-

re heilige Gegenstände. Er besucht die heiligen Stätten sowie die Reliquien Budd-

has und belebte die Legenden um Buddhas Leben neu. In Gandhara lagen zahl-

reiche Klöster in Ruinen, die Anhänger des Buddhismus waren dort selten gewor-

den. In Shravasti (Sähet Mähet), wo Buddha predigte, in Kapilavastu, wo er gebo-

ren wurde, in Kushanagara, wo er starb und ins Nirwana eintrat, sind nichts als Rui-

nen erhalten. In Varanasi (Benares) gibt es zu Xuanzangs Zeit dreimal so viele Hin-

dus wie Buddhisten.

Die Hindus bezeichneten Xuanzang als Ketzer. Von Gaya (Bodh-Gaya) erstellte er

eine präzise und detaillierte Beschreibung einzelner Stellen, insbesondere vom

Baum des Erwachens, an dem Buddha erleuchtet wurde. Xuanzang blieb dann 15

Monate in Nalanda, einem großen Studienzentrum seiner Zeit, dessen Ruf Studen-

ten von weit her anzog

Im Anschluss daran begab er sich nach Bengalen und Assam, von wo eine Straße

abgeht, die über Szechuan aus China kommt. Diese Straße stellt zwar den direktes-

ten Weg nach Indien dar, gilt aber auch als gefährlich. Xuanzang kam ohne Zwi-

Abbildung 14 – Zahlreiche Höhlentempel entlang der Seiden-straße zeugen von der Ausbreitung des Buddhismus. Hier ist eine Höhle in Dunhuang zu sehen: Buddha mit der Geste der Lehre und der Erdberührung, flankiert von Jüngern und Bodhi-sattvas

Die Seidenstraße – Materialien für den Unterricht

21

schenfälle durch und reiste weiter Richtung Süden, erreichte Drawida, versuchte,

sich nach Ceylon einzuschiffen, nahm aber aufgrund des herrschenden Kriegs

doch davon Abstand. Anschließend reiste er Richtung Westen, besuchte Ajanta

und begab sich wieder nach Norden bis nach Barukaccha (dem heutigen Broach),

dem alten Hafen von Barygaza, einstmals die Basis für den griechisch-indischen

Handel.

Von Barukaccha aus trat Xuanzang den Rückweg an. Er reist wieder nach Nor-

den, setzte über den Indus und verlor dabei 50 Manuskripte. Dann überquerte er

den Hindukusch, kam nach Gilgit und erreichte Taschkurgan. Dieser Ort entspricht

wahrscheinlich der Stelle, wo der antike Steinturm stand, der im 2. Jahrhundert in

der „Geographie" des Ptolemaios erwähnt wird. Dort scheint sich der Handel zwi-

schen den Karawanen aus China und denen aus dem Okzident im wesentlichen

abgespielt zu haben.

Bei seiner Rückkehr nach China wurde Xuanzang mit großen Ehren empfangen.

Den Rest seines Lebens verbrachte er mit der Übersetzung von 657 buddhistischen

Werken. Quelle: Drége, Jean-Pierre (1992): Marco Polo und die Seidenstraße (Abenteuer Geschichte; 30), Ravensburg, S. 38 ff.

Abbildung 15 – Religionen der Alten Welt nach 400

Die Seidenstraße – Materialien für den Unterricht

22

(((MMM888))) Nestorianismus

Nestorianismus ist eine Lehre, die von Nestorius vertreten wurde, der 428 bis 431

Patriarch von Konstantinopel war.

Nach der orthodoxen Auffassung hat Christus zwei Naturen, eine göttliche und

eine menschliche. Diese sind zwar verschieden, aber in einer Person und in einem

Stoff vereint. Nestorius behauptete dagegen, in Christus gäbe es eine göttliche und

eine menschliche Person, die sich aber nicht zu einer einzigen Person verbunden

hätten. Auch dürfe Maria nicht Mutter Gottes genannt werden, denn ihr Sohn Je-

sus sei als Mensch geboren und seine göttliche Natur stamme nicht von Maria,

sondern von seinem Vater Joseph, der ihn gezeugt habe.

Die Lehren des Nestorius verbreiteten sich im frühen 5. Jahrhundert im ganzen

Byzantinischen Reich und führten zu heftigen Auseinandersetzungen. 431 erklärte

das Konzil von Ephesus die Ansichten Nestorius' zur Häresie. Unter der Führung

von Cyrill, dem Patriarchen von Alexandria, setzte das Konzil Nestorius ab und

verurteilte seine Lehre. Die Versammlung erklärte, dass Jesus Christus wahrer

Gott und wahrer Mensch sei, dass er zwei Naturen, eine menschliche und eine

göttliche, in seiner Person vereine. Als logische Konsequenz dieser Ansicht bestä-

tigte das Konzil den Titel Marias als "Gottesmutter" - griechisch: "theotokos",

"Gottesgebärerin". Nestorius wurde als Patriarch abgesetzt und aus dem Reich

vertrieben, seine Anhänger verfolgt.

Als 489 ein großer Teil der Nestorianer vor den Verfolgungen im Römischen

Reich nach Persien floh, bildeten sie dort eine von der Reichskirche getrennte

religiöse Gemeinschaft, dann entstanden auch in Arabien und Indien nestoriani-

sche Diözesen. In Persien sahen sich die Nestorianer zunächst zeitweiliger Ver-

Abbildung 16 – Die Verbreitung der nestorianischen Kirche

Die Seidenstraße – Materialien für den Unterricht

23

folgung ausgesetzt, nach der Eroberung Persiens durch die Araber 637 wurde ih-

nen jedoch von den Muslimen gesetzlicher Schutz gewährt.

Aufgrund ihrer erfolgreichen Missionstätigkeit konnten die Nestorianer zwischen

dem 7. und 14. Jahrhundert weitere Gemeinschaften in Zentralasien, in der Mon-

golei und in China gründen; im riesigen Mongolenreich des 12./13. Jahrhunderts

oblag die Verwaltung weitgehend nestorianischen Christen, viele der mongoli-

schen Prinzessinnen waren Nestorianerinnen. Die meisten Nestorianer traten je-

doch im Laufe der Zeit zum Islam über. Nach der portugiesischen Besetzung In-

diens im 16. Jahrhundert konvertierten die meisten dortigen Nestorianer, wie auch

jene aus Mesopotamien, zum Katholizismus, der so genannten chaldäischen Kir-

che. Andere bekannten sich zu dem jakobitischen Patriarchen von Antiochia

("Monophysiten") oder, wie jene aus dem Iran, seit 1912 zur russisch-orthodoxen

Kirche. Während des 1. Weltkrieges starben etwa ein Drittel der verbliebenen

Nestorianer den Hungertod oder wurden von Türken und Kurden getötet.

Heute leben die meisten Nestorianer - ihre Gesamtzahl beträgt etwa 175.000 - im

Irak, in Syrien und im Iran, wo sie als Assyrer bezeichnet werden. Ihr Oberhaupt

ist der Patriarch mit Sitz im Irak. Quelle:http://www.heiligenlexikon.de/index.htm?Glossar/Nestorianismus.htm

(((MMM999))) Die Erlebnisse des Marco Polo

Die zwei Brüder und Marco werden am Hof des Großkhans empfangen

Wie soll ich jetzt weiterfahren? Sogleich nach der Ankunft in jener großen Stadt

begeben sich Messer Nicolao,

Messer Maffeo und Marco zum

Herrschaftspalast, wo der

Großkhan mit seinen Baronen

residierte. Sie fallen vor dem

Herrscher auf die Knie und

begrüßen ihn untertänigst. Er

heißt sie aufstehen und bereitet

ihnen einen ehrenvollen, herzlichen Empfang. Er erkundigt sich eingehend

nach ihrem Befinden und wie es ihnen ergangen sei auf der Reise. Die beiden

Brüder erwidern, es stehe alles zum besten, nun da sie ihn gesund und wohl ge-

launt getroffen hätten. Sie zeigen ihm die Beglaubigungsschreiben und die

Abbildung 17 – Marco Polo und sein Bruder ü-berreichen Kubilai Khan ein Buch und ein Kreuz

Die Seidenstraße – Materialien für den Unterricht

24

päpstlichen Briefe, was ihn alles höchst erfreut. Dann übergeben sie ihm das

heilige öl, darüber ist er sehr glücklich; denn es bedeutete ihm viel. Nun

möchte der Großkhan noch wissen, wer der Jüngling ist. „Mein Herr“, antwor-

tet Messer Nicolao, „es ist Marco, mein Sohn und euer Diener.“ – „Er sei will-

kommen“, sagt der Großkhan.

Ich will nicht in die Breite gehen. Ich bezeuge wahrheitsgetreu, die Ankunft

der Venezianer war ein Freudenfest für den Großkhan und seine Hofgesellschaft.

Alle erwiesen ihnen Ehre und boten ihre Dienste an; die drei Polo blieben am

Hofe und wurden höher geachtet als die Barone.

Marco wird Botschafter des Großkhans

Wahrhaftig, erst kurze Zeit war verflossen, seit Marco, Messer Nicolaos Sohn,

sich am Hof des Großkhans aufhielt, da war er schon vertraut mit den Sitten der

Tataren, mit ihrer Sprache und ihrem Schrifttum; er konnte vier Sprachen lesen

und schreiben. Er war gescheit und verständig. Der Großkhan erkannte seine

Begabung und schätzte seine Fähigkeiten. Voll Vertrauen in seine Klugheit,

schickt der Großkhan Marco als Gesandten in eine sechs Reisemonate entfernte

Provinz. Geschickt und umsichtig entledigt sich der junge Mann seiner Aufgabe.

Es war ihm nämlich nicht entgangen, dass der Großkhan diejenigen Gesandten,

die bei ihrer Rückkehr aus fernen Ländern nur über ihren Auftrag und nichts über

Land und Leute berichteten, für dumm und beschränkt hielt. Er hatte gemerkt,

dass dem Herrscher die Mission wohl wichtig war, ihm aber Nachrichten über

Zustände, Ereignisse und Lebensgewohnheiten in den bereisten Gebieten noch

wichtiger waren. Marco kannte die Wissbegierde des Großkhans; daher prägte er

sich auf seiner Botschaftstour jede Neuigkeit und jede Besonderheit gut ein, um

ihm nachher ausführlich darüber referieren zu können.

Der Geburtstag des Großkhans

Ihr müsst wissen, alle Tataren feiern ihren Geburtstag. Der Großkhan kam am

28. September zur Welt. An diesem Tag wird das größte Fest veranstaltet; vorn

Neujahrsfest, das ebenso wichtig ist, werde ich später erzählen.

Die Seidenstraße – Materialien für den Unterricht

25

Am Geburtstag legt sich der Khan mit Goldplättchen bestickte Gewänder an.

Die zwölftausend Fürsten und Ritter tragen in Farbe und Schnitt ähnliche Klei-

der wie der Oberste Herrscher. Sie sind zwar nicht ganz so kostbar, aber sie sind

aus golddurchwirkter Seide, und die Gürtel sind golden. Diese Bekleidung ist

ein Geschenk des Khans. Ich

kann euch sagen, manche Kostü-

me sind bestickt mit Edelsteinen

und Perlen und sind mehr wert

als zehntausend byzantinische

Golddukaten. Der Kaiser gibt

den Fürsten und Rittern

dreizehnmal im Jahr kostbare

Kleider; er staffiert sie aus nach

seinem eigenen Vorbild. Ihr

könnt euch wohl denken, dass

auf der ganzen Erde kein

Herrscher es vermöchte, eine solche Pracht zu entfalten.

Das Geburtstagsfest des Großkhans

Die Tataren der ganzen Welt, aus allen Provinzen und Regionen, alle seine

Lehnsmänner bringen am Geburtstag ihre Geschenke dar, jeder, wie es sich für

ihn schickt und wie er verpflichtet ist. Eine Menge anderer Leute wartet eben-

falls mit großen Gaben auf, es sind viele solche, die einen Regierungsposten

erlangen möchten. Der Großkhan hat zwölf Fürsten bestimmt, deren Amt es ist,

die Bittgesuche zu prüfen und entsprechend zu beantworten. Am Geburtstag be-

ten Heiden, Christen, Sarazenen und alle Völker-Stämme inbrünstig zu ihren

Götzen und zu ihrem Gott, auf dass ihrem Herrscher langes Leben, Glück und

Gesundheit verliehen werde. Das Beten und Feiern dauert den ganzen Tag. Da-

mit genug vom Geburtstagsfest; gehen wir über zur Neujahrsfeier; die Tataren

nennen es das Weiße Fest.

Hauptstadt Quinsai

Der Reisende verlässt Ciangan und reitet drei Tage durch schönes Land, durch

reiche Städte und Dörfer, wo Handel und Gewerbe blühen. Die Bewohner sind

alle Heiden, zahlen dem Großkhan Tribut und verwenden Papiergeld. Von allem,

Abbildung 18 – Der Geburtstag des Großkahns

Die Seidenstraße – Materialien für den Unterricht

26

was zum Leben notwendig ist, haben sie mehr als genug. Am dritten Tag ist

Quinsai erreicht, das bedeutet auf deutsch Himmelsstadt.

Nun da wir in der Kapitale angelangt sind, werde ich eingehend darüber be-

richten; denn ihre Schönheit verdient eine ausführliche Beschreibung. Quin-

sai ist bei weitem die glanzvollste Stadt der Welt. [..]

Alles, was ich sage, ist wahr, denn ich, Marco Polo,

habe es später mit eigenen Augen gesehen.

Als erstes wird angegeben, dass der Stadtumfang

hundert Meilen misst und dass es zwölftausend

steinerne Brücken gibt [die meisten aus Stein, einige

aus Holz]. Unter fast allen Brückengewölben können

die großen Schiffe passieren; unter jenen, deren Bogen

nicht ganz so hoch sind, fahren kleinere Schiffe. Es soll

sich niemand wundern über die unzähligen Brücken;

man darf nicht vergessen, die ganze Stadt ist im Wasser

gebaut und von Wasser umgeben. Die Brücken sind

nötig für den raschen Verkehr. [Um einen Begriff von

der Größe der Stadt zu geben, füge ich folgendes ein: der tägliche Verbrauch

an Pfefferkörnern ist dreiundvierzig Saum, jeder Saum zu zweihundert-

dreiundzwanzig Pfund. Daraus könnt ihr ermessen, wie viele andere Gewür-

ze und wie viele Güter im ganzen in Quinsai benötigt werden.]

In Quinsai werden viele Güter hergestellt und in die Provinzstädte verschickt.

Unmöglich ist es, zu beschreiben, wie reich die Kaufmannschaft hier ist und

mit welch unglaublichen Mengen an Waren hier gehandelt wird. [...] Ihr müsst

wissen: die reichen Herren und ihre Frauen und ebenfalls die Meister jener Werk-

stätten, von denen ich euch erzählte, verrichten überhaupt keine Handarbeit; sie

pflegen eine feine Lebensart, als wären sie Könige. Die Frauen sind zarte, engel-

gleiche Wesen. Beachtet aber auch dies: der ehemalige König hatte verordnet,

jeder Sohn müsse den Beruf seines Vaters ausüben; sogar mit einem Vermö-

gen von hunderttausend Byzantinern war er dazu verpflichtet. [...]

Quinsai ist voll von schönen Gebäuden. Überall im ganzen Stadtgebiet verteilt

sieht man hohe steinerne Türme; dorthin bringen die Leute bei Feuerausbruch

ihre Habe. Es gibt nämlich ziemlich viele Brände wegen der zahlreichen Holz-

häuser

Abbildung 19 – Marco Polo in Tartarenklei-dung (Aquarell aus dem 18. Jh.; Holz-stich). Durch seine langen Aufenthalte in Asien nahm er viele dortige Gewohnheiten an.

Die Seidenstraße – Materialien für den Unterricht

27

Die Bevölkerung ist heidnisch, sie ist dein Großkhan Untertan und gewohnt,

Papiergeld zu gebrauchen. Diese Menschen essen jede Sorte Fleisch, solches

von Hunden und von unreinen Tieren und von manchem Tier, wovon kein

Christ um nichts in der Welt einen Bissen nähme.

Noch etwas Wichtiges: die Zwölftausend Brücken sind Tag und Nacht von je

zehn Männern bewacht. Die Garde ist dazu da, Verbrechen oder Aufstände zei-

tig zu entdecken und zu verhüten. Und noch etwas: mitten in der Stadt steigt

ein Hügel an, darauf erhebt sich ein Turm, und dort zuoberst befindet sich eine

Holzplatte. Sooft ein Mann mit einem Hammer auf die Platte schlägt, hört man

es im weiten Umkreis. Bei Feuersbrünsten oder Straßentumulten ertönt binnen

kurzem das Warnzeichen vom Turm.

Der Großkhan lässt diese Stadt derart gut bewachen und setzt so viele Leute dafür

ein, weil sie die Kapitale der ganzen Provinz Mangi ist und weil sich hier Reich-

tümer ansammeln, von denen der Kaiser einen Gewinn hat, der jeder Beschrei-

bung spottet. Aus einem weiteren Grunde ist die Bewachung so streng, nämlich

aus Angst vor einem Aufstand.

Und auch dies entspricht der Wahrheit: allen von Quinsai sind mit Steinen und

Backsteinen gepflastert. Die Überlandstraßen und die Dammwege in ganz Mangi

sind gleicherweise gepflastert. Es ist also möglich, trockenen Fußes, ich meine,

ohne sich zu beschmutzen, durch die Provinz zu reiten oder zu wandern. Die Stadt

hat noch mehr Annehmlichkeiten: es gibt über dreitausend öffentliche, warme

Bäder. Mit Vergnügen gehen die Leute etliche Male im Monat hin, denn sie haben

ein starkes Reinlichkeitsbedürfnis. Groß und prächtig wie nirgends auf Erden sind

diese Bäder. Stellt euch vor: hundert Männer oder hundert Frauen können bequem

zur gleichen miteinander baden. Quelle: Polo, Marco (1997): Il milione: Die Wunder der Welt (Übersetzung aus altfranzösischen und lateinischen Quellen und Nachwort von Elise Guingnard), Zürich.

Die Seidenstraße – Materialien für den Unterricht

28

Abbildung 20 – Der Mongolensturm

Die Seidenstraße – Materialien für den Unterricht

29

(((MMM111000))) Chinesische Erfindungen Als gesichert gilt, dass die folgenden bedeutenden Erfindungen in China vor dem 14. Jahrhundert gemacht wurden: - Schießpulver

- Kompass

- Papier

- Buchdruck

- Porzellan

- Lack und Lacktechnik

- Stranggeschirr und Kummet

- Schubkarren

- axiales Heckruder

- wasserdichte Schotten

- Brücken mit Segmentbögen

- Hängebrücken

- Bewässerungs- und Transportkanäle

- Kammerschleusen

- Kartografie

- Bronze- und Eisenguss

- zweifach wirkende Kolbenblasebälge

- Tiefbohrungen

- Gewinnung und Nutzung von Erdgas

- Handkurbeln und Riemenantriebe

- Wasserräder und -hebemaschinen

- effiziente Pflüge mit Streichbrettern

- Kornfegen

- Sämaschinen

- Seidenzucht und -Verarbeitung

- einfaches Spinnrad

- Haspelstühle für die Seidengewinnung

- Trittwebstühle

Quelles: Geschichte lernen Heft 74 (2000), S. 10 (((MMM111111))) Berichte über die Pest

Der Florentiner Chronist Matteo Villani berichtete 1346: „In diesem Jahr begann

sich im Osten, in China und Nordindien und weiteren Gebieten, die an die dorti-

gen Küstenregionen grenzten, unter den Menschen jeden Alters und Geschlechts

eine Pestseuche auszubreiten. Man fing an, Blut zu spucken, und der eine starb

sofort, der andere nach zwei oder drei Tagen ... Die Pest kam in Schüben und

erfasste ein Volk nach dem anderen und innerhalb eines Jahres ein Drittel des Erd-

teils, der Asien heißt. Und zuletzt erreichte sie die Völker am Schwarzen Meer, in

Syrien, der Türkei und Ägypten, ferner die Küsten des Roten Meeres und im Nor-

den Russland, Griechenland, Armenien und die angrenzenden Landstriche ...“ Muratori (1729) IV, Sp. 11 f.; dt. Text bei Bergdoldt (1989), S. 57 f., zitiert nach: Bergdolt, Klaus (1995): Der Schwarze Tod in Europa: Die Große Pest und das Ende des Mittelalters, 3., durchge-sehene Aufl., München, S. 33

Die Seidenstraße – Materialien für den Unterricht

30

In einer Chronik aus Bologna erfährt man über die angeblichen Begleiterschei-

nungen der Krankheit: „Sie breitete sich bereits, wie es scheint, 1347 in China

und Persien aus, wo es Wasser mit Würmern regnete und alle Menschen und Regio-

nen von ihr heimgesucht wurden. Feuerbälle schienen vom Himmel zu fallen, die

so groß wie ein dicker Menschenkopf waren, wie man es sonst nur vom Schnee-

fall her kennt. Sie fielen zur Erde und verbrannten Land und Güter, als ob sie nur

aus Holz gewesen wären. Man erzählte sich auch, sie hätten einen fürchterlichen

Rauch verursacht, und wer diesen erblickt hätte, sei auf der Stelle tot umgefallen.“ Deutsch bei Bergdoldt (1989), S. 95, zitiert nach: Bergdoldt,, Klaus (1995): Der Schwarze Tod in Europa: Die Große Pest und das Ende des Mittelalters, 3., durchgesehene Aufl., München, S. 33

Der seit 1346 in Caffa lebende Gabriele de Mussis, ein junger Notar, berichtet,

wie sich in wenigen Wochen ein Inferno entwickelte: „Zu diesem Zeitpunkt befiel

die Seuche die Tartaren. Ihr ganzes Heer geriet in Panik, und täglich starben Tau-

sende. Den Eingeschlossenen erschien es, ob Rachepfeile vom Himmel flögen, um

den Übermut der Feinde zu zügeln. Diese zeigten nämlich nach kurzer Zeit cha-

rakteristische Symptome an ihren Körpern, nämlich verklumpte Körpersäfte an

den Gelenken und Leisten. Folgte dann das Fäulnisfieber, starben sie, denn die Ärzte

konnten ihnen weder Rat noch Hilfe bieten. Als die nunmehr von Kampf und Pest

geschwächten Tartaren bestürzt und völlig verblüfft zur Kenntnis nehmen mussten,

dass ihre Zahl immer kleiner wurde und erkannten, dass sie ohne irgendeine Hoff-

nung auf Rettung dem Tod ausgeliefert waren, banden sie die Leichen auf Wurfma-

schinen und ließen sie in die Stadt Caffa hineinkatapultieren, damit dort alle an der

unerträglichen Pest zugrunde gehen sollten. Man sah, wie sich die Leichen, die sie auf

diese Weise hineingeworfen hatten, zu Bergen türmten. Die Christen konnten sie

nämlich weder wegschaffen noch vor ihnen fliehen.

Eine Rettung schien nur dadurch möglich, dass man die herabstürzenden Leichen,

soweit es möglich war, in den Fluten des Meeres versenkte. Bald war jedoch die ganze

Luft verseucht und ebenso das Wasser durch die krankmachende Fäulnis vergiftet.

Es breitete sich ein solcher Gestank aus, dass von Tausenden nur noch einer in der

Lage war, das Heer zu verlassen und die Flucht zu wagen. Auch er trug die Pest mit

sich und brachte ihr Gift überall zu den Menschen, wobei er allein durch seinen An-

blick Orte und ihre Bewohner infizierte“ Deutsch bei Bergdoldt (1989), S. 20, zitiert nach: Bergdoldt,, Klaus (1995): Der Schwarze Tod in Europa: Die Große Pest und das Ende des Mittelalters, 3., durchgesehene Aufl., München, S. 36

Die Seidenstraße – Materialien für den Unterricht

31

Abbildung 21 – Die Ausbreitung der Pest

Die chinesische Expansion – Materialien für den Unterricht

32

5 Materialien zur Unterrichtsreihe: „Das Zeitalter der Expansion“

Abbildung 22 – Diese Seidenmalerei aus der Ming-Zeit zeigt eine Giraffe aus Ostafrika, die 1414 als Geschenk nach China gebracht wurde.

Die chinesische Expansion – Materialien für den Unterricht

33

5.1 Leitfragen

1. Informiere dich über das Leben des Zheng He. Inwieweit ist seine Biogra-

phie besonders? Welche Bedeutung hatte er für die überseeischen Expedi-

tionen? (M13)

2. Wie verliefen die 7 Expeditionen der „Schatzflotte“ und wie wurden sie

organisiert? Verschaffe dir einen Überblick und bewerte den Charakter der

Reisen! (Im Vergleich zu der europäischen Expansion) (M14)

3. Welche geographische Dimension hatten die Expeditionen? Was hälst du

von Theorien, die Flotte sei bis nach Amerika vorgestoßen? (M14),

Abbildung 25

4. Wie beschreiben die Chinesen die Holländer und welche Eigenschaften

weisen sie ihnen zu? (M15)

5. Wie wird die Ankunft der Portugiesen in der Bucht von Kanton von den

Chinesen erlebt? Wie verhalten sich die Europäer nach ihrer Ankunft und

welche Konsequenzen hat ihr Vorgehen? (M16) Hälst du den Vorwurf des

Kannibalismus für realistisch?

6. Wie beschreibt Vasco da Gama die Höflichkeitsformen und Essgewohn-

heiten der Chinesen? Was fällt dir an seiner Darstellung auf? (M17)

7. Wie beurteilt der Dominikanermönch die Chancen zur Missionierung der

Chinesen? Wie begründet er sein Urteil? (M18)

8. Wie sah für die Mönche die Reise nach China aus? Warum nehmen sie die

Strapazen in Kauf? (M19)

9. Wie beurteilen die Chinesen die Missionare? (M21) Was sagt Li Zhi über

Matteo Ricci und was sagt dies über seine Stellung in der chinesischen

Gesellschaft aus? (M22)

10. Warum ist Yang Guangxian der Ansicht, dass die Missionare ihr Vorhaben

aufgeben sollten? (M23)

5.2 Materialien

(((MMM111222))) Zeitleiste zum Zeitalter der Expansion

1498: Vasco da Gama umsegelt Kap der Guten Hoffnung und erreicht Indien 1405-33: Erste Expedition 1517: Die Portugiese landen unter Zheng He in der Bucht von Kanton 1583: Matteo Ricci in China 1400 1433: Verbot des Baus 1492: "Entdeckung" Amerikas 1600 hochseetauglicher Dschunken durch Kolumbus 1532-40: Pizarro erobert das 1623: China- Reise von Inka-Reich Adam Schall von Bell 1413-15: Die chinesische Flotte erreicht die Ostküste Afrikas 1519-22: Magellan und Elcano gelingt die erste Erdumsegelung. Sie erreichen die Molukken über die Philippinen 1519-21: Cortés erobert das Aztekenreich

Die chinesische Expansion – Materialien für den Unterricht

35

(((MMM111333))) Biographie des Admirals Zheng He

Zheng He 鄭和 (in anderer Transliteration: Cheng Ho, auch 三寶 San Bao ge-

nannt, Geburtsname Ma Ho) gilt als der berühmteste chinesische Admiral und

einer der bedeutendsten Seefahrer des 2.

Jahrtausends nach Christus. Er lebte von 1371

bis 1435 zur Zeit der Ming-Dynastie. Der Name

San Bao legt nahe, dass der arabische

Legendenheld Sindbad der Seefahrer auf die

historische Person San Bao zurückgehen könnte.

Zheng He wurde in der südchinesischen Provinz

Yünnan als Sohn einer muslimischen Familie

geboren. Sein Name war Ma Ho, sein Vater war

Hadschi, hatte also die Pilgerfahrt nach Mekka

absolviert. Im Alter von 10 Jahren wurde er mit

anderen Kindern zusammen gefangen genommen, als die Chinesische Armee in

Yünnan einmarschierte. Mit 13 Jahren wurde er kastriert und kam als Diener in

den Haushalt des vierten Sohnes des Chinesischen Ming-Kaisers, Prinz Zhu Di.

Ma Ho zeigte sich als außergewöhnlicher Diener und wurde in der Kriegskunst

und Diplomatie unterwiesen. Prinz Zhu Di gab Ma Ho den neuen Namen Zheng

He (Cheng Ho), nachdem das Pferd des Eunuchen in einer Schlacht bei

Zhenglunba getötet wurde. Als weiterer Name Zheng Hes tritt San Bao auf, was

„drei Juwelen“ bedeutet. Zheng He war nach den Berichten eine imposante Er-

scheinung. Er soll über 2 m groß gewesen sein und eine tiefe Stimme gehabt ha-

ben (die Kastration erfolgte also nach dem Stimmbruch). Als Prinz Zhu Di im

Jahre 1402 Kaiser (unter dem Namen Zhu Ghaozi) wurde, bedeutete dies auch

einen erheblichen Machtzuwachs für Zheng He. 1403 ernannte der Kaiser ihn zum

Admiral und befahl, eine Flotte von Schatzschiffen zu bauen und damit die Ge-

wässer rund um China zu erkunden. Admiral Zheng He war der erste Eunuch, der

eine so hohe militärische Position in China bekleidete.

Abbildung 23 – Portrait des Ad-mirals Zheng He

Die chinesische Expansion – Materialien für den Unterricht

36

Die Berichte über Zheng Hes Tod sind widersprüchlich. Nach einigen Angaben

soll er noch auf der Heimreise im Jahr 1433 gestorben sein, nach anderen 1435

nach der Rückkehr. Zheng Hes Grabmal wurde 1985 zum 580. Jahrestag der ers-

ten Reise der Schatzflotte restauriert. Die Nachfolger des Kaisers Zhu Ghaozi

schlugen eine völlig andere Seefahrtspolitik ein. Der Außenhandel Chinas wurde

untersagt. Der Bau von Schiffen mit mehr als 3 Masten wurde mit der Todesstrafe

bedroht. Viele Berichte über Zheng Hes Reisen und seine Tätigkeit wurden ver-

nichtet, so dass heute nur noch spärliche Quellen vorhanden sind. Nach einiger

Zeit wurden die Außenhandelsrestriktionen gelockert und die chinesische Han-

delsflotte prägte wieder die Meere Südostasiens. Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Zheng_He

(((MMM111444))) Die 7 Reisen der „Schatzflotte“

Zheng He führte mit einer gewaltigen Flotte zwischen 1405 und 1433 sieben gro-

ße Expeditionen im Pazifik und Indischen Ozean durch. Dabei bekämpfte er nicht

nur erfolgreich

Piraten, sondern er-

forschte auch die

Meere bis nach

Arabien und

Ostafrika. Seine

Flotte legte dabei

mehr als 50.000 km

zurück.

Nach chinesischen

Berichten aus der Qing-Dynastie hat er auch ein Land namens Franca (Portugal /

Frankreich) und Holland besucht; die Einwohner Hollands werden als große Leute

mit langen roten Haaren und Bärten, sowie großen Füßen beschrieben. (Achtung:

Zheng He war ein Zeitgenosse der Ming-Dynastie, zur Zeit der Qing waren die

Portugiesen und Holländer schon auf Taiwan und besiedelten Macao dauerhaft.

Bei den Beschreibungen kann es sich deshalb auch um die dort ansässigen Euro-

päer handeln) Diese Reise setzt voraus, dass er rund um das Kap der Guten Hoff-

nung gefahren ist, da der Suez-Kanal noch nicht erbaut war. Zheng He hätte also

Abbildung 24 – Vergleich einer chinesischen Dschunke mit der Santa Maria des Kolumbus

Die chinesische Expansion – Materialien für den Unterricht

37

mit seiner Flotte den Seeweg von Indien nach Europa rund 80 Jahre vor Vasco da

Gama gefunden. Unklar ist, ob ein Teil seiner Flotte auch nach Amerika gelangte.

In Nanking befinden sich noch heute drei der großen Trockendocks, auf denen er

seine Schiffe bauen ließ. Einige dieser Schiffe, die so genannten Schatzschiffe,

gehörten mit bis zu 150 m Länge und 9 Masten zu den größten Holzschiffen aller

Zeiten. Hier ein Überblick über die sieben Reisen dieser Schiffe:

Erste Reise (1405-07): Die erste Flotte bestand aus 317 prachtvoll verzierten

Dschunken. Vier davon gehörten zur größten Klasse, den so genannten Schatz-

schiffen, und waren ca. 122m lang und 50m breit. Es gab auch 100m lange Pfer-

deschiffe, die nur Pferde transportierten, Wasserschiffe, die nur Frischwasser für

die Besatzung beförderten, Versorger und Kriegsschiffe. Die Flotte hatte tausende

von Tonnen chinesischer Handelsgüter an Bord. Im Herbst 1405 lief die Flotte mit

27.800 Mann Besatzung aus. Zur Navigation wurde bereits der Kompass benutzt,

Abbildung 25 – Das China der Ming Zeit und die Außenwelt

Die chinesische Expansion – Materialien für den Unterricht

38

der in China im 11. Jahrhundert erfunden wurde. Markierte Räucherstäbchen

wurden als Uhren benutzt. Jeder Tag umfasste 10 Wachen zu je 2,4 Stunden (2h:

24 min). Die geographische Breite wurde durch Messung der astronomischen Hö-

he des Polarsterns im Norden und des Kreuzes des Südens auf der Südhalbkugel

ermittelt. Ziel der ersten Reise war Kalikut in Indien, der damals wichtigste Hafen

in Südostasien. Indien war bereits im 7.

Jahrhundert vom chinesischen Ent-

decker Hsuan Tsang auf dem Landweg

erforscht worden. Die Flotte machte

Station in Vietnam, Java, Malakka und

fuhr dann nach Westen quer über den

Indischen Ozean nach Sri Lanka und

an die Südostküste von Indien. Den

Winter 1406/07 verbrachte die Flotte

dort mit Handel und Diplomatie. Auf

dem Rückweg bekämpfte die Flotte

Piraten, die den Handel mit Indien behinderten, und nahm den Anführer gefangen.

Die Rückkehr nach Nanking erfolgte noch im Jahr 1407.

Zweite Reise (1407-09): Die zweite Reise der Schatzflotte hatte erneut Indien als

Ziel, um dort die Installation eines neuen Königs von Kalikut zu vollziehen.

Zheng He nahm nicht persönlich teil, da er in China die Aufsicht über die Instand-

setzung von Tempeln hatte.

Dritte Reise (1409-11): Die dritte Reise, für Zheng He also die zweite, wurde mit

48 Schiffen und ca. 30.000 Mann Besatzung durchgeführt. Sie verlief auf einer

ähnlichen Route wie die erste Reise. Auf dem Weg wurden Lager für Güter einge-

richtet. Der König von Sri Lanka zeigte sich gegenüber den Chinesen feindlich.

Zheng He’s Truppen besiegten die Streitkräfte des Königs und nahmen ihn gefan-

gen. Er wurde nach Nanking mitgenommen.

Vierte Reise (1413-15): Ende 1412 erhielt Zheng He vom Kaiser den Befehl zu

einer vierten Reise. Um den Jahreswechsel 1413/1414 lief die Flotte mit 63 Schif-

fen und 28.560 Mann aus. Ziel war die Straße von Hormuz am persischen Golf,

Abbildung 26 – Holzschnitt aus der Ming-Zeit: Tributpflichtiger führt ein Zebra aus Ostafrika

Die chinesische Expansion – Materialien für den Unterricht

39

bekannt für Perlen und Edelsteine. Teile der Flotte segelten entlang der Ostküste

von Afrika bis nach Mosambique. Im Sommer 1415 kehrte die Flotte mit arabi-

schen und afrikanischen Diplomaten und zahlreichen Schätzen des Orients nach

Nanking zurück.

Fünfte Reise (1417-19): Die fünfte Reise wurde vom Kaiser 1416 befohlen, um

Diplomaten aus Nanking in ihre Heimatländer zurückzubringen. Die Schatzflotte

verließ Nanking 1417 und machte ihren Weg über den Persischen Golf zur Ost-

küste Afrikas. Sie kehrte 1419 zurück.

Sechste Reise (1421-22): Die Schatzflotte lief

im Frühjahr 1421 aus. Die Reise ging über

Südostasien, Indien und den Persischen Golf

erneut nach Afrika. Zheng He selbst kehrte

Ende 1421 nach China zurück, der Rest der

Flotte 1422. Kaiser Zhu Di starb 1424. Dies

bedeutete nicht nur für Zheng He persönlich,

sondern auch für die chinesische Seefahrt

einen schweren Schlag. Der neue Kaiser Zhu

Gaozhi (Zhu Dis Sohn) machte den Reisen

der Schatzflotte ein Ende und schickte Schiffbauer und Seeleute nach Hause.

Cheng Ho wurde Militärkommandant der Hauptstadt Nanking.

Siebte Reise (1431-33): Kaiser Zhu Gaozhi starb 1426. Sein Sohn, Zhu Zhanji,

bestieg den Kaiserthron. Er neigte den Interessen seines Großvaters zu und ließ

die Schatzflotte reaktivieren. 1430 gab er Order zu einer erneuten Reise. Zheng

He wurde wieder als Admiral eingesetzt. Ziel dieser Reise war die Wiederherstel-

lung friedlicher Beziehungen mit den Königreichen von Malakka und Thailand.

Ein Jahr später lief die Flotte mit 100 Schiffen und 27.500 Mann aus. Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Zheng_He

Abbildung 27 – Chinas Seefahrer waren die ersten, die einen Kom-pass benutzen – hier ein Exemplar mit Sonnenuhr

Die chinesische Expansion – Materialien für den Unterricht

40

(((MMM111555))) Beschreibung der Holländer

In einer chinesischen Quelle wird das Erscheinen der „rothaarigen Barbaren“,

wie die Holländer genannt wurden, mit besorgter Erwartung kommentiert: „Sie

sind habgierig und geschickt, verfügen über eine gute Kenntnis der wichtigsten

Handelswaren und sind schlaue Profitmacher. Sie schonen, wenn sie nach Gewinn

ausschauen, nicht einmal ihr eigenes Leben und treiben mit den entferntesten Ge-

bieten Handel. [...] Darüber hinaus handelt es sich um erfinderische Leute; die

Segel ihrer Schiffe sind wie Spinnengewebe, die nach allen Seiten hin in den

Wind gedreht werden können, und sie gehen dahin, wo sie wollen. Begegnet man

ihnen auf hoher See, wird man oft beraubt. [...] Wo immer sie hingehen, trachten

sie nach den vortrefflichsten Waren und bringen es mit allen Mitteln fertig, Land

in Besitz zu nehmen. T’ien-Tse Chang (1969): Sino-portugese Trade from 1514 to 1644, Leiden, S. 116 f., zitiert nach: Bitterli, Urs (1986): Alte Welt – neue Welt: Formen des europäisch-überseeischen Kulturkontakts vom 15. bis zum 18. Jahrhundert. München, S. 169

(((MMM111666))) Die Ankunft der Portugiesen

Die Portugiesen wurden bei ihrer Ankunft in der Bucht von Kanton zunächst als

Tributgesandtschaft eingeordnet Allerdings setzte sich bei den zuständigen Be-

amten rasch der Eindruck fest, dass in diesem Fall besondere Vorsichtsmaßnah-

men angemessen seien: „Die Portugiesen hatten, bevor sie 1517 in den Hafen von

Guangzhou

einfuhren, keine

Beziehungen mit

China. Der Lärm

ihrer Kanonen

hallte wie Donner.

Sie behaupteten,

Tribut darbringen

zu wollen und

baten um die

Verleihung eines

Lehenstitels. Die

Zensuratsinspektoren ließen sie indes, da in den 'Gesammelten Statuten' kein

Präzedenzfall erwähnt war, nicht in die Hauptstadt weiterreisen: trotz einer gegen-

teiligen Weisung durch andere hohe Beamte. Daraufhin zogen sich die Portugie-

Abbildung 28 – Dieser Stich zeigt die Ankunft der Portugiesen in Kanton im Jahre 1517

Die chinesische Expansion – Materialien für den Unterricht

41

sen zurück und gingen in Nantou (bei Dongguan) vor Anker. Dort errichteten sie

umgehend eigene Gebäude und Palisaden; ihre Stellung hielten sie mit Hilfe von

Feuerwaffen. Als sich einige von ihnen zum Ministerium begaben, verzichteten

sie auf das von der Etikette vorgeschriebene Niederknien; während der kaiserli-

chen Audienz beanspruchten sie wiederum Vorrang vor allen anderen Barbaren-

delegationen. Die Zensoren, die nacheinander detaillierte Eingaben machten, wie-

sen daraufhin, dass die Portugiesen Gewalttätigkeit und Aufruhr mit Tapferkeit

gleichsetzten. [...] Nach ihrer Ankunft hätten sie unsere Straßen und Wege aus-

gekundschaftet sowie kleine Kinder geraubt und gekauft mit dem Ziel, diese zu

kochen und zu verspeisen. Erst kürzlich hätte der Herrscher von Malakka mit-

geteilt, dass sie sein Land geraubt und viele seiner Bewohner getötet hätten. Die

Folgen ihres Mordens und Plünderns seien grässlich. Daher sei es angebracht, die

Portugiesen umgehend zu verjagen, den privaten Umgang mit ihnen zu unter-

binden sowie die von ihnen errichteten Wohn- und Befestigungsbauten zu zerstö-

ren. Darüber hinaus sei die Verfolgung und Bestrafung jener Kaufleute und

Handwerker, die mit ihnen in Geschäftsbeziehungen stünden, zu verschärfen.

Ein kaiserlicher Erlass befürwortete diese Vorschläge“ Quelle: Gu Yanwu: Tianxia junguo libingshu (1662), Kap. 119. Deutsche Übersetzung durch Wolfgang Franke (1962): China und das Abendland, Göttingen, S. 27, zitiert nach: Höllmann, Thomas O. (1992): Wo der Himmel endet: Vom Umgang mit fremden Ländern, Völkern und Kul-turen im chinesischen Kaiserreich, in: Bott, Gerhard (Hg.): Focus Behaim Globus, Teil 1: Aufsät-ze, Nürnberg, S. 416

Über Tomé Pires:

„Sie berichtete uns dann, dass sein Vater, Tomé Pires, als Botschafter des König-

reichs Portugal zum König von China gesandt worden war. Die Chinesen aber

hielten ihn wegen eines Aufstands, den ein portugiesischer Kapitän in Kanton

angezettelt hatte, für einen Spion und nicht für einen Botschafter, als der er sich zu

erkennen gab. So wurde er wie auch zwei weitere Männer gefangen gesetzt. Fünf

der Leute, die die Chinesen gefangen genommen hatten, erlitten aufgrund einer

gerichtlichen Verfügung die Folter und erhielten so viele Peitschenhiebe, dass sie

davon auf der Stelle starben." Quelle: Fernão Mendes Pinto, Die Reise, zitiert nach: Drége, Jean-Pierre (1992): Marco Polo und die Seidenstraße (Abenteuer Geschichte; 30), Ravensburg, S.119

Die chinesische Expansion – Materialien für den Unterricht

42

(((MMM111777))) Höflichkeit und Essgewohnheiten der Chinesen

Der Dominikanermissionar Caspar da Cruz berichtet: „Die Chinesen sind sehr

höfliche Leute. Ihre häufigste Höflichkeit besteht darin, dass sie die linke Hand mit

der rechten umfassen und wiederholt vor der Brust auf und ab bewegen, um damit

anzuzeigen, dass sie den andern ins Herz geschlossen haben, während man

zugleich Höflichkeitsworte austauscht“ Allerdings fügt Caspar da Cruz dann bei,

der unter Chinesen übliche Gruß heiße „Ch'ao-fan“, was etwa „Hast du gegessen

oder nicht?“ bedeute, und zugleich weist er daraufhin, welche große Bedeutung

dem Essen in China beigemessen werde. Diese Feststellung findet sich auch bei

allen anderen Berichterstattern, aber nie wird von Maßlosigkeit, unfeinem Beneh-

men oder gar Völlerei und Kannibalismus gesprochen, wie dies in zeitgenössischen

Berichten aus Afrika und Amerika oft der Fall ist. In China erregt vielmehr die Ge-

diegenheit der Tischmanieren und die Sorgfalt bei der Zubereitung der Speisen die

staunende Aufmerksamkeit der Beobachter. „Es waren zwei schmale Stäbchen da“,

schreibt Caspar da Cruz, „sehr fein und zierlich, um damit zu essen, indem man sie

zwischen den Fingern hielt. Sie benutzen diese als Greifzange, so dass sie nichts

von dem, was sie auftragen, mit ihrer Hand berühren. Ja, selbst wenn sie eine

Schüssel Reis essen, tun sie dies mit solchen Stäbchen, ohne dass auch nur ein

Reiskorn niederfällt. Und weil sie so sauber essen und mit der Hand ihre Speisen

nicht berühren, brauchen sie auch keine Leinen- oder Tischtücher. Alles kommt

tranchiert und wohl geordnet auf den Tisch. Sie haben auch sehr kleine vergoldete

Porzellantässchen , die einen Mundvoll Wein enthalten, und lediglich dafür steht

ein Diener beim Tisch. Sie trinken so wenig, weil sie nach jedem Mundvoll Speise

ein Schlückchen trinken müssen, und darum ist das Tässchen auch so klein.“ Quelle: Boxer, C. R. (1967): China in the Sixteenth Century, Nendeln, S. 138 ff., ,zitiert nach: Bit-terli, Urs (1986): Alte Welt – neue Welt: Formen des europäisch-überseeischen Kulturkontakts vom 15. bis zum 18. Jahrhundert. München, S. 173

(((MMM111888))) Hoffnung auf Missionierung der Chinesen

Ein Dominikanermönch spricht die vorherrschende Meinung aus, wenn er

schreibt: „Das Volk in diesem Land besitzt sehr gute Voraussetzungen, um be-

kehrt zu werden. Ein Grund dafür ist, dass sie ihren Göttern und Priestern geringe

Verehrung entgegenbringen. Wenn ihnen die Wahrheit zuteil wird, werden sie diese

zu schätzen wissen, was bei den Völkern in den Ländern Indiens nicht der Fall ist.

Ein anderer Grund besteht darin, dass sie es sehr lieben, der Verkündigung der

Die chinesische Expansion – Materialien für den Unterricht

43

wahren Lehre zu lauschen. Sie hören mit großer Aufmerksamkeit zu, was ich ver-

schiedentlich selbst erlebt habe, wenn ich bei Gelegenheit auf der Hauptstraße

predigte und sich, als würde etwas Neues, eine

neuartige Bekleidung etwa, vorgeführt, eine

solche Zuschauermenge ansammelte, dass nie-

mand mehr vorbeigehen konnte. Wenn ich sah,

dass sich eine so große Menge versammelt hatte,

predigte ich zu ihnen, und sie freuten sich, mir

zuzuhören und stellten Fragen, in denen ihre

Zweifel sehr geschickt formuliert wurden. Von

meinen Antworten zufrieden gestellt, sagten sie,

dass, was ich ihnen erzählte, sehr gut sei, dass es

aber bisher niemanden gegeben habe, der ihnen

Derartiges erzählt habe. Dies war die Antwort,

die ich von ihnen immer erhielt, sowohl bei

Predigten in der Öffentlichkeit als auch bei

privater Unterhaltung“ Dieselbe Hoffnung in die

Bekehrungsbereitschaft der Chinesen setzte Martin de Rada, der seinen Reisebe-

richt mit dem folgenden Satz beendet: „Das Land ist schließlich sehr fruchtbar,

reich und dicht bevölkert, auch wenn die Leute Heiden sind und unter den Übeln

jener leiden, die Gott nicht kennen, Ihn, den wir ehren und rühmen immerdar und

der sie bekehren und zur Erkenntnis Seiner selbst führen möge. Amen.“ Quelle: Boxer, C. R. (1967): China in the Sixteenth Century, Nendeln, S. 217/310, zitiert nach: Bitterli, Urs (1986): Alte Welt – neue Welt: Formen des europäisch-überseeischen Kulturkontakts vom 15. bis zum 18. Jahrhundert. München, S. 176 f.

(((MMM111999))) Über die Reisebedingungen

M. Ruggieri über sich selbst und seine Reise nach China: „Geboren bin ich im Westen.

Als ich von der blühenden Ordnung Chinas hörte, machte ich mich, alle Gefahren in

Kauf nehmend, auf den Weg hierher. Drei Jahre verbrachte ich auf hoher See, bevor ich

das China der Ming-Dynastie erreichen konnte. Nun wohne ich hier weder des Ruhms

noch des Reichtums wegen, sondern nur und ausschließlich um dem Herrn des Himmels

zu dienen." Quelle: Sanctae legis vera Relatio, ubi de Incarnatione et Passione Domini (Tianzhu shengjiao shilu), in : Xiangxiang, Wu (Hg.)(1972): Tianzihijiao dongchuan wenxian xubian II, Taipeh, S. 766, zitiert nach: Wenchao, Li (2000): Die christliche China-Mission im 17. Jahrhundert: Verständnis, Unverständ-nis, Mißverständnis (Studia Leibnitiana: Supplementa; Vol. 32), Stuttgart, S. 582

Abbildung 29 – Jesuitenpater Adam Schall von Bell in Manda-rintracht

Die chinesische Expansion – Materialien für den Unterricht

44

G. Aleni über die Reise nach China: „[Die Reise] aus dem äußersten Westen [Europa] in

Euer edles Land dauert auf dem Seeweg zwei bis drei Jahre. Hinzu kommt noch, dass

mein Heimatland [Italien] im Innern des Großen Westens liegt. Die Entfernung bis zum

Meer beträgt mehr als 10.000 Meilen. Von hier aus erreicht man die bekannte Hafenstadt

[in] Portugal erst in drei Monaten. Dann muss man oft nochmals drei Monate warten,

bis man ein Schiff findet, das nach dem Osten fährt und sein Ziel in Indien hat [...] Bei

meiner Reise habe ich mehr als neun Monate auf hoher See verbracht, bis wir in Südost-

asien ankamen." Quelle: Dialogus de rebus et ritibus Europaeis (San-shan lunxueji) S. 6-7, zitiert nach: Wenchao, Li (2000): Die christliche China-Mission im 17. Jahrhundert: Verständnis, Unverständnis, Miß-verständnis (Studia Leibnitiana: Supplementa; Vol. 32), Stuttgart, S. 538 (((MMM222000))) Über China und die Chinesen

„[...] At the present time, the most commonly accepted opinion of those who are

at all educated among the Chinese is, that these three laws or cults [Confucianism,

Buddhism and Daoism]

really coalesce into one

creed and that all of

them can and should be

believed. In such a

judgment, of course,

they are leading them-

selves and others into

the very distracting error

of believing that the

more different ways

there are of talking

about religious questions,

the more beneficial it

will be for the public good. In reality they finally end up by accomplishing something

altogether different from what they expected. In believing that they can honor all

three laws at the same time, they find themselves without any law at all, because they

do not sincerely follow any one of them. Most of them openly admit that they have

no religion, and so by deceiving themselves in pretending to believe, they generally

full into the deepest depths of utter atheism"

Abbildung 30 – Jesuitenpater in traditioneller chinesischer Tracht. Oben rechts: Matteo Ricci, daneben Adam Schall von Bell

Die chinesische Expansion – Materialien für den Unterricht

45

„The Chinese will not permit a foreigner to live at large within the confines of the

kingdom if he has any intention of ever leaving it or if he has any communication

with the outside world. Under no conditions will they permit a stranger to penetrate

to the interrior of the country [...] it seems quite clear that this custom has devel-

oped through the ages from an innate fear and distrust of outside nations [...] If a

foreigner should get into China secretly, he would not be put to death or kept in

slavery, but he would be prevented from leaving China, lest he should stir up ex-

citement outside to the detriment of the Chinese Government"

„The Chinese look upon all foreigners as illiterate and barbarous, and refer to them

in just these terms. They even disdain to learn anything from the books of Outsiders

because they believe that all true science and knowledge belongs to them alone"

„No superstition is so common to the entire kingdom as that which pertains to the

observance of certain days and hours as being good or bad, lucky or unlucky, in

which to act or to refrain from acting, because the result of everything they do is

supposed to depend upon a measurement of time. This imposture has assumed such

a semblance of truth among them that two calendars are edited every year, written

by the astrologers of the crown and published by public authority"

„The streets and the taverns and all other public places abound in these astrologers

and geologists, diviners and fortunetellers, or, to group them all in one class, in these

impostors" China in the Sixteenth century, The journals of Metteo Ricci (1583-1610), transalated from Latin by L. J. Gallagher S. J., New York 1953, S.83 ff., zitiert nach: Wenchao, Li (2000): Die christliche China-Mission im 17. Jahrhundert: Verständnis, Unverständnis, Mißverständnis (Studia Leibniti-ana: Supplementa; Vol. 32), Stuttgart, S. 539 f.

(((MMM222111))) Über die Missionare

„Sie sind Menschen aus fremden Ländern, haben keinerlei Verwandtschaft mit uns

und sind unter Lebensgefahr zu uns gekommen. Warum tun sie das? Was wollen sie

von uns? Nichts. Sie wollen nur gut zu uns sein und mit uns gemeinsam in [Gottes]

Himmelreich gelangen! Von den Menschen, die in unserem Land angekommen sind

und hier trotz aller möglichen und unmöglichen Schwierigkeiten und Schikanen

nichts bereuen, brauchen wir gar nicht zu sprechen. Denken wir nur an diesen Willen

und an diese Kraft, das eigene Haus für immer zu verlassen. Woher kommt diese

Kraft, woher dieser Wille? Diese Kraft und diesen Willen können nur Menschen

haben, die vom Himmel gekommen sind! Anfangs wussten wir, die wir auf der

Erde leben, nichts davon. Wir haben sie verachtet und auf sie geschimpft. Heute

Die chinesische Expansion – Materialien für den Unterricht

46

aber wissen wir es! Und trotzdem wollen manche von uns ihre Vorurteile nicht able-

gen und toleranter zu diesen Menschen sein. Versetzten wir uns doch in ihre Lage!

Und was soll dann dieser Streit um China und das Ausland und was soll dieser Streit

um den Gesichtsverlust?" Xiangxiang, Wu (Hg.) (1965): Tianzhijiao dongchuan wenxian, Taipei, S. 559, zitiert nach: Wen-chao, Li (2000): Die christliche China-Mission im 17. Jahrhundert: Verständnis, Unverständnis, Mißverständnis (Studia Leibnitiana: Supplementa; Vol. 32), Stuttgart, S. 581

(((MMM222222))) Über Matteo Ricci

Li Zhi (1527-1602) berichtet über seinen angenehmen Umgang mit Ricci:„[Ricci] ist

ein Mann aus dem fernen Westen. [Von dort] bis nach China sind es mehr als

hunderttausend Meilen. Über den Seeweg war er zuerst nach Indien gekommen und

hatte schon über vierzigtausend Meilen hinter sich, als er zum ersten Mal von der

Existenz des Buddha erfuhr; nachdem er dann anschließend in Kanton angekommen

war, erfuhr er, dass im Lande unserer großen Ming-Dynastie einstmals Yao und

Shun und danach Herzog Zhou und

Konfuzius gelebt hatten. Er

verbrachte fast zwanzig Jahre in

Zhao-Qing und hat dort sämtliche

Literatur unseres Landes studiert. Er

wandte sich an Gelehrte, damit sie

ihm die Zeichen vorlesen konnten;

er wandte sich an Philosophen, die

sich auf die Lehre von der

Menschennatur und dem Prinzip in

den Vier Klassischen Büchern

spezialisiert hatten, damit sie ihm

die tiefere Bedeutung der Texte

erläutern konnten. Ferner wandte er sich an diejenigen, die sich auf die Interpreta-

tionen der Sechs Kanonischen Schriften verstanden, damit sie ihn ihre Erklärungen

dazu wissen ließen. Jetzt zitiert er beim Reden und Schreiben aus diesen Texten und

benutzt darin vorkommende Zeichen und Redewendungen. Auch im täglichen Um-

gang mit Menschen befolgt er die in diesen Büchern festgelegten Verhaltensregeln.

Er ist ein Mann, der seine Meinung offen sagt. Im Innern ist er klar, äußerlich hin-

Abbildung 31 – Magna Mappa Cosmographica von Matteo Ricci. Diese Karte war die erste in China, die den amerikanischen Kontinent zeigte. Sie wurde von den Gelehrten attackiert, weil sie China nicht als Zentrum darstellte.

Die chinesische Expansion – Materialien für den Unterricht

47

gegen bescheiden und einfach. Wenn eine Gesellschaft von mehreren zehn Leuten

durcheinander redet, in der alle jeweils ihren Standpunkt wahren wollen, steht er

abseits und lässt sich nicht zur Einmischung provozieren und in Verwirrung bringen.

Unter den Menschen, die ich gesehen habe, ist keiner ihm vergleichbar. Alle, selbst

wenn sie nicht zu hartnäckig, zu schmeichlerisch sind, nicht ihre Klugheit zur

Schau stellen, zu borniert und verständnislos sind, stehen hinter ihm zurück. Aber

ich weiß nicht, wieso er hierher gekommen ist. Ich bin schon dreimal mit ihm zu-

sammen gewesen und weiß schließlich doch nicht, wozu er hierher gekommen ist.

Sollte es etwa sein Wunsch sein, auf Grund seiner Lehre unsere Lehren von Herzog

Zhou und Konfuzius zu ändern, dann wäre das überaus töricht. Ich glaube aber, darin

besteht nicht [der Zweck seines Hierseins]" Quelle: Xu fenshu, S. 35, zitiert nach: Wenchao, Li (2000): Die christliche China-Mission im 17. Jahrhundert: Verständnis, Unverständnis, Mißverständnis (Studia Leibnitiana: Supplementa; Vol. 32), Stuttgart, S. 584

(((MMM222333))) „Nun reichts!“

Nochmals Yang Guangxian: „M. Ricci kam nach China und attackierte [neben dem

Buddhismus] auch die Lehre von Laozi [den Daoismus]. Unsere Leute [die Konfuzi-

aner] sahen ihn die zwei Lehren angreifen und glaubten nun, dass er einer von uns

sei. Deshalb wurde er fast einstimmig gelobt und gerne zitiert. Man hatte nicht er-

kennen können und wollen, dass auch seine Behauptungen absurd waren und seine

Lehre zu den Heterodoxien gehörte. Ein anderer Grund dafür war, dass Ricci in

seinen Büchern nur geschrieben hatte, Jesus sei nach getaner Arbeit in den Himmel

aufgestiegen. Er hatte uns verschwiegen, dass Jesus gekreuzigt wurde und daher ein

Verbrecher war, der seinen Tod verdient hatte. An Wissen und Geschick ist ihm sein

[Riccis] Anhänger Adam Schall weit unterlegen. Dieser hat uns Bücher wie Bilder

gegeben und nichts zurückgehalten.“ Quelle: Xiangxiang, Wu (Hg.)(1972): Tianzihijiao dongchuan wenxian xubian III, Taipeh, S. 1129f., zitiert nach: Wenchao, Li (2000): Die christliche China-Mission im 17. Jahrhundert: Verständnis, Unverständnis, Mißverständnis (Studia Leibnitiana: Supplementa; Vol. 32), Stuttgart, S. 584 f.

48

6 Bildnachweise

Abbildung 1: Das Wissen der Welt: Das alte China, S. 3; Abbildung 2: Liebner,

Bernd, Hamburg; Abbildung 3:

http://www.mnsu.edu/emuseum/prehistory/china/later_imperial_china/ming.html;

Abbildung 4: Harding Picture Library; Abbildung 5: The Metroplolitan Museum

of Modern Art: Along the Ancient Silk Routes. Central Asian Art from West Ber-

lin State Museums, New York 1982; Abbildung 6: Black, Dumont Atlas der

Weltgeschichte, S. 24/25 ; Abbildung 7:

http://www.intertreck.com/chinaseiden2.jpg; Abbildung 8: Roland und Sabrina

Michaud; Abbildung 9: http://www.silk-road.com/images/sworm2.jpg;

Abbildung 10: Römisches Relief. Florenz, Uffizien. Foto: Scala, Florenz;

Abbildung 11: DK Picture Library: British Library, London; Abbildung 12:

Black, Dumont Atlas der Weltgeschichte, S.44/45; Abbildung 13: Black, Dumont

Atlas der Weltgeschichte, S. 49; Abbildung 14: Archiv von Hans-Joachim Klim-

keit; Abbildung 15: Black, Dumont Atlas der Weltgeschichte, S. 49 Abbildung

17: Miniatur aus dem „Buch der Wunder“. Paris, Bibl. nat.; Abbildung 18: Mini-

atur 1098; aus: „Les Voyages de Marco Polo“. Oxford, Bibliothek; Foto: Edimé-

dia, Paris; Abbildung 19: The Granger Collection, New York; Abbildung 20:

Black, Dumont Atlas der Weltgeschichte, S. 68/69; Abbildung 21: Black, Du-

mont Atlas der Weltgeschichte, S. 72/73 ; Abbildung 22: National Palace Mu-

seum, Taipei, Taiwan, Republic of China; Abbildung 23:

http://www.journeymalaysia.com/history/malacca/admiral_zheng.jpg; Abbildung

24: http://www.bangorschools.net/hs/SR/Zhenghe_files/chengvcolumbus.jpg;

Abbildung 25: Black, Dumont Atlas der Weltgeschichte, S. 267; Abbildung 26:

Cambridge University Library;: Phildalphia Museum of Art, Gift of John T. Dor-

rance; Abbildung 27 : Keren Su/Corbis/Picture Press Life; Abbildung 28:

„Voyage en Chine“, F. Andrade Leyde, 1706. Paris, Bibl. Nat. Foto: Charmet,

Paris Abbildung 29: J. B. du Holde, Description of the Geography and the History

of China, 1735 Abbildung 30:

http://www.nd.edu/~dharley/HistIdeas/DuHaldeJesuits.gif; Abbildung 31:

Paludan, chronicle of chinese emporers, S. 186

49