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Madraše und Seblata, Repertoireuntersuchungen zu den Hymnen Ephraems des Syrers Author(s): Heinrich Husmann Source: Acta Musicologica, Vol. 48, Fasc. 2 (Jul. - Dec., 1976), pp. 113-150 Published by: International Musicological Society Stable URL: http://www.jstor.org/stable/932310 . Accessed: 15/06/2014 04:33 Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at . http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp . JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range of content in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new forms of scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected]. . International Musicological Society is collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend access to Acta Musicologica. http://www.jstor.org This content downloaded from 91.229.229.13 on Sun, 15 Jun 2014 04:33:34 AM All use subject to JSTOR Terms and Conditions

Madraše und Seblata, Repertoireuntersuchungen zu den Hymnen Ephraems des Syrers

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Madraše und Seblata, Repertoireuntersuchungen zu den Hymnen Ephraems des SyrersAuthor(s): Heinrich HusmannSource: Acta Musicologica, Vol. 48, Fasc. 2 (Jul. - Dec., 1976), pp. 113-150Published by: International Musicological SocietyStable URL: http://www.jstor.org/stable/932310 .

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Madra e und Seblata - Repertoireuntersuchungen zu den Hymnen Ephraems des Syrers

HEINRICH HUSMANN (GOTTINGEN)

Einleitung

Die Madrale, die bedeutendste Gattung des orientalisch-christlichen Kirchen-

gesanges und die Schipfung Ephraems des Syrers, ist die Hauptform des Hym- nus, wihrend der Qala der Hauptreprisentant der tropierenden Formen ist, -

jeder Strophe geht (bzw. ging urspriinglich) ein Psalmvers voraus. Er besteht aus gleichen Strophen, die

hiufig durch ein alphabetisches Akrostichon mitein-

ander verbunden sind, - der Anzahl der Buchstaben des syrischen Alphabets entsprechend ergibt das demnach 22 Strophen, oder, wenn jeder Buchstabe dop- pelt auftritt, 44 Strophen. Letzteres entspricht dem ,antiphonischen" Ausfiih- rungsprinzip des Madrala, nach dem die Strophen des Madraga abwechselnd von den beiden Chorhilften (ebenso beim ambrosianischen Hymnus) vorgetragen werden, - bei doppelter Benutzung jedes Buchstabens erhilt jede Chorhilfte dann das volle Alphabet.

In den syro-orthodoxen Handschriften, die meist fiir jede Chorhilfte gesondert angefertigt werden und demgemlif von allen antiphonischen Gesangstiicken nur entweder die geraden oder die ungeraden Strophen enthalten, wird die den

Gesang beginnende Chorhilfte mit A (1. Chorhilfte mit den Strophen 1, 3, 5 usw.) oder B (2. Chorhlilfte mit den Strophen 2, 4, 6 usw.) bezeichnet. Die beiden

Chorhilften wechseln dabei fortwiihrend ab: die Chorhilfte, die eben die un-

geraden Strophen gesungen hat, iibernimmt beim n~ichsten Stiick die geraden Strophen usf. Damit nicht beide Chorhilften stets nur dieselbe Hilfte Strophen singen, wird jahrweise gewechselt, - im Syro-chaldliischen wird in Indien eine Tafel mit dem Wort ,Basalike" (der hachstangesehenen zentralen 'Onita) hinter die jeweilige Chorhlilfte A gehingt. Weitere Einzelheiten der antiphonalen Praxis entnehme man meiner Studie Die antiphonale Chorpraxis der syrischen Hymnen nach den Berliner und Pariser Handschriften, in: Ostkirchliche Studien 21 (1972), S. 281-297.

Um die von den orientalischen Kirchen nicht geliebten europiischen Ausdriicke ,jakobitisch" und ,nestorianisch", ebenso ,westsyrisch" und ,ostsyrisch" zu vermeiden, benutze ich seit einiger Zeit in Anlehnung an ihre eigenen Bezeichnungen ,,syro-ortho- dox" fiir ,jakobitisch" bzw. ,westsyrisch", fiir den mit Rom vereinigten Zweig ,syro- antiochenisch", fiir ,nestorianisch" bzw. ,ostsyrisch" ,assyrisch", fiir den unierten Zweig wie iiblich ,chaldiisch". Da ,assyrisch" uns Europ~ier doch zu sehr an die alten Assyrer erinnert, deren Nachfahren die Nestorianer freilich zu sein glauben, schlage ich hier ,syro-assyrisch" und ,syro-chaldiisch" vor, woraus dann die jiingere Sprach- und Kulturepoche eindeutig hervorgeht.

Der Madrala besitzt einen Refrain, der syrisch 'Unaia (minnl., plur. 'Unaie) heigt, in den alten Handschriften auch oft 'Unita (weibl., plur. 'Uniata); dies be- zeichnet sonst aber eine tropierende Musikgattung, z.B. die ,Basalike", s. oben,-

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beides aus der Wurzel 'n', ,antworten", also dem lateinischen responsorium genau entsprechend. Wihrend in den heutigen Druckausgaben der Refrain am Anfang steht (und hiufig in roter Farbe), erscheint in den alten Handschriften zuerst die 1. Strophe, dann der Refrain und nun die 2. und die weiteren Strophen. Da es oft genug vorkommt, daB ein und derselbe Refrain bei verschiedenen Madrale auftritt, versteht es sich, da1B man einen Madrala stets nach dem Beginn der 1. Strophe, nicht nach dem des Refrains bezeichnet und zitiert.

Wihrend der Madrala, wie alte Nachrichten und die mittelalterlichen ,Chor- buchstaben" A und B bezeugen, urspriinglich ein alternierender Chorhymnus war, werden die Strophen heute solistisch ausgefiihrt und nur der Refrain ver- bleibt dem Chor. Der Vorstinger stattet die einfache Chormelodie bei seinem

Vortrag dann je nach Kbnnen und Geschmack mit mehr oder weniger reichen und komplizierten Verzierungen aus. Entsprechend wird die Zahl der Strophen reduziert, - die meisten Madra~e besitzen in den heutigen liturgischen Biichern nur noch zwischen zwei bis fiinf Strophen.

Der Madrala wird in Musik- und Literaturgeschichte haufig als das Vorbild des byzantinischen Kontakions bezeichnet, da auch dieses wie er ein Strophen- hymnus mit Refrain (,Koukoulion") ist. Auch beim Kontaktion war der Vor-

trag urspriinglich chorisch und noch eine Handschrift wie Leningrad 674 weist einfache rezitativische Melodien auf (man vergleiche S. 106 in J. Thibauts Monu- ments de la notation ekphonitique et hagiopolite). Der Obergang zum solisti- schen Vortrag mit groten Koloraturen bei entsprechender Reduktion der Stro- phenzahl war beim Kontakion schon im Mittelalter vollzogen, wie uns die zahlreichen zentralmittelalterlichen Handschriften zeigen. Trotz der allgemeinen Ahnlichkeit des Aufbaus von Madra~a und Kontaktion darf man aber den wesentlichen Unterschied in der Konstruktion des Refrains nicht iibersehen. Der Refrain des Madrala ist metrisch mit der Strophe oder einem Tell der Strophe, oft ihrer zweiten Hiilfte, gleich. Demgegeniiber ist das Koukoulion metrisch von den Oikoi verschieden und es folgt nicht das ganze Koukoulion als Refrain auf jede Strophe, sondern die Strophen laufen in den Schlu1~vers des Koukoulions aus (nach dem man dieses freilich hitte nochmals ganz ausfiihren kinnen, was aber wohl sehr unwahrscheinlich ist).

Die Sebelta (weibl., plur. Seblata) ist eine jiingere syro-orthodoxe Erscheinung aus dem zentralen Mittelalter, die Musterstrophen von Madra~e unter anderen

Gesichtspunkten auswlihlt und zusammenstellt. Die Seblata bilden eine Abtei-

lung (und zwar meist die zweite) des Belt Gaza (,Schatzhaus", niimlich dne'mata, ,der Melodien") heiBenden Buches. Dieses enthilt zu jeder Melodie des kirch- lichen Gesangsrepertoires eine Musterstrophe (manchmal auch zwei oder drei, wenn dieselbe Melodie unter mehreren Namen vorkommt), mit der der junge

Chorsfinger die Melodie von seinem Lehrer lernt. Die erste Hiilfte des Beit Gaza nehmen die 50 Qale (mainn., sing. Qala) ein, z. B. S. 1-163 der 4., in Mardin 1960

gedruckten Auflage (Sigel Md), die 310 Seiten umfaitt, wihrend die 54 Seblata

dmadrage die Seiten 164-214 fiiUlen, - 54 offenbar wieder 50, um vier Nach-

triige erweitert.

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Die Seblata bilden stets einen Teil des Beit Gaza, den gewiJ ein Schreiber sich geson- dert notieren oder ein Schiiler aus einem ganzen Beit Gaza herauslisen konnte, wie derart defekte Exemplare in unseren Bibliotheken zeigen, etwa Berlin Sachau 237, ,,viel- leicht aus dem 15. Jh. (Sachau)". Im liturgischen Zusammenhang heil~t der aus mehreren Strophen bestehende Hymnus aber stets Madra~a. Wenn A: V6dbus, Handschriftliche Cberlieferung der Memre-Dichtung des Ja'qob von Serug, = Corpus Script. Christ. Orient., Subsidia 39, Louvain 1973, S. 27 schreibt: ,eine ,Liiufer' 1 genannte Dichtung ist in das Ritual der Trauung2 aufgenommen worden", mit Anm.' ,seblafta" und Anm.2 ,Hs. Berlin Sachau 157, fol. 16b; . ..", so steht in der Handschrift gar nicht seblatq, das ja auch nicht ,,Liiufer" bedeutet, sondern rht', in der Tat ,,Laufer". Aber die betreffende Passage Rht' mn hlin dmri J'qob, ,,Liufer in denen des hi. Jakob", zeigt, dat es sich iiberhaupt nicht um eine eigene Musikgattung ,,Liiufer" handelt, sondern dal3 das Stiick in der Melodie des hi. Jakob ,liiuft" und in der Tat handelt es sich um eine Ba'uta in diesem Metrum (Strophen aus zwei zwblfsilbigen Versen), fiir das die Musterstrophen im Beit Gaza, Mardin 1960, S. 302-304, stehen, - es gibt weiter noch die Metren des hi. Balai (vier Fiinfsilbler) und des hi. Ephrem (vier Siebensilbler). Fiir dieses ,Laufen" eines Stiickes nach einer Mustermelodie wird normal das Verb slq gebraucht, - auch wir sagen: ,dies Stiick ,geht' nach der Melodie:..."

Was die Etymologie von sebelti betrifft, so kommt es von der Wurzel sbl,

,,tragen", und bedeutete ,Treppe", ,Leiter". Ein beriihmtes Buch, das die Stufen auf der Leiter zur Vollendung beschreibt, heiBt so (klimax), - das des Johannes, der deswegen den Beinamen Klimakos erhalten hat. Aber was ,die Leitern der Madrale", so der Titel im Belt Gaza (siehe oben), sein sollen, hat noch niemand erkliren wollen, - von den Assemani angefangen bieten die Bibliothekskata- loge usw. stets scala als Obersetzung, aber ohne Kommentar. Dem Titel in Mardin entsprechend lautet die Oberschrift der ersten Strophengruppe dort sebelta dha'nao iarh, ,,Leiter von Hanao

iirh.i", dem Anfang der 1. Strophe. Nun ist

aufflillig, daB im Mardiner Belt Gaza und ebenso vorher schon in Handschriften des vorderen Orients, auf denen er basiert, und ebenso europliischer Bibliotheken, z. B. Berlin Sachau 234, geschrieben 1822 a. d., die ersten vier Seblata acht Modellstrophen fiir die acht Kirchentbne enthalten. Das liegt daran, daB diese vier Madrale als 'Eqbe in der Woche Verwendung finden und damit den wochen- weisen Wechsel der acht Tonarten durch das Kirchenjahr hindurch mitmachen, - man vergleiche dazu meine Ausgabe des Wochenbreviers in den Sitzungsberich- ten der Osterr. Akad. der Wiss., Phil.-hist. Klasse, Band 262, 1. Abh., 1969, S. 15, 71, 99 und 144, zum 'Eqba meine Studie Hymnus und Troparion, in: Jahrbuch des Staatl. Forschungsinstituts fiir Musikforschung Preuf3ischer Kulturbesitz 1971, Berlin 1972, S. 7-86, darin S. 75/76. Da auch im byzantinischen Mittelalter die acht Kirchentane ,stufen"weise in der Ton,leiter" aufsteigen (dazu vergleiche man meine Studie Die oktomodalen Stichera und die Entwicklung des byzanti- nischen Oktotchos, in: AfMw 27 [1970], S. 304-325), findet der Ausdruck ,Sebelta" so eine einfache Erklirung. Dem stehen freilich die anderen Seblata mit nur einer speziellen Melodie entgegen. Aber mein Gewlihrsmann, Lehrer Asmar, der mir den ganzen Belt Gaza sang (vergleiche meine Ausgabe der Qale in den Sitzungsberichten der IOsterr. Akad. der Wiss., Phil.-hist. Kiasse, Band 273, 4. Abh., 1971), sagte mir, daIS in friiherer Zeit alle Madrale acht Melodien gehabt hitten. In der Tat hat schon E. Sachau in seinem Katalog der Berliner

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syrischen Handschriften 1899 bei Beschreibung der Handschrift Sachau 237 (Katalog Nr. 160, S. 494/5) darauf hingewiesen, daiJ diese Handschrift fiir alle Madrale Strophen in den acht Kirchentinen enthkilt, und einen gleichen Hinweis findet man bei der Behandlung der Handschrift Mingana 321 (vol. I, Syriac and Garshuni manuscripts [1933], Sp. 600/601), geschrieben 1555/6 a. d.

Freilich fragt man sich dann, warum nicht auch die Qale als ,Seblata der Qale" bezeichnet sind, da auch hier jeder Qala im Prinzip iiber acht Musterstrophen fiir die acht Kirchentine verfiigt, - in einigen Fillen benutzt man eine Strophe fiir zwei oder drei Kirchentine, so da1 man mit drei bzw. vier Musikstrophen aus- kommt (man vergleiche meine Qala-Ausgabe etwa bei Qala Mahraia 22-25 mit nur vier Strophen, Qala 21 [s. S. 237] mit nur drei Strophen). Hier scheint, gerade bei Qala 21, ein anderes Ordnungsprinzip durch, das nach der Bestimmung der Strophen: Qala 21 bietet seine drei Strophen fiir Maria, M~irtyrer und Tote und Erzbischof Kyrill von Damaskus sang darauf die Kirchent5ne 1-3, 4-6 und 7/8,

wtihrend Lehrer Asmar das Stiick ,fiir spliter zuriickstellte". Diese Ordnung nach den Bestimmungen ist nun die natiirliche Ordnung eines Qala, da jeder Qala aus Gruppen von je vier Strophen besteht, die der Reihe nach etwa Maria, den Heiligen, dem Kirchenpatron, der Bufe, den Toten u. ti. gewidmet sind. So wlihlt der Mardiner Beit Gaza sehr gern seine acht Musterstrophen zu je zweien aus vier solchen Gruppen, - wie jeweils auch in meiner Ausgabe angegeben. Dieses beim Qala naturgemhife Ordnungsprinzip ist nun auch von einer Gruppe von Handschriften fiir die Seblata iibernommen worden und die Strophen inner- halb einer Sebelta werden nicht nach Kirchent6nen, sondern nach Bestimmun- gen geordnet. Freilich geht das nur, wo geniigend Madrale fiir verschiedene Zwecke zur Verfiigung stehen. So verfahren vor allem die Beit-Gaza-Hand- schriften der Pariser Nationalbibliothek. Auch bei diesem Ordnungsprinzip mag dem orientalischen Geist ein Gang durch die Stufen einer religibsen Leiter vor- geschwebt haben, - aber freilich wieder Qala und Madra~a gemeinsam.

I. Die Madrale

1. Die Ausgaben: Mobarak, Lamy, Beck

Die Madrage Ephraems als die gr68ten poetischen Kunstwerke der orien- talischen Kirche haben schon von jeher das Abendland angezogen. Die erste umfassende Gesamtausgabe der Werke Ephraems erschien von 1732 an in Rom, die drei syrischen Biinde besorgt von Petrus Mobarak, latinisiert Benedictus, S. J., geboren 1663 im Libanon, Maronit, gestorben 1742 in Rom, Band 1 1737, Band 2 1742, der 3. Band nach seinem Tod fortgefiihrt und beendet 1743 von

Stephanus Evodius (latinisiert aus 'Awwad) Assemani (latinisiert aus As-Sim'ani), dem aus Dankbarkeit angenommenen Namen seines Onkels Joseph Simon As- Sim'ani (1687-1768), seinem Vorg~nger an der Vaticana, Verfasser der Biblio- theca Orientalis, 1729-1738, und der Bibliotheca Juris canonici et civilis, 5 Blinde 1762-1766, der die beriihmten syrischen Manuskripte an die Vaticana brachte und die drei griechischen Binde der Ephraem-Ausgabe 1732-1746 herausbrachte.

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Den syrischen Biinden liegen eben diese von 1715 ab im Orient, die ~iltesten in Agypten im syrischen Kloster der Natronwiiste erworbenen Handschriften zu- grunde. Bekanntlich havarierte das Transportschiff auf dem Nil; doch konnten die Kisten mit den Handschriften gerettet werden, - diese freilich durch das Wasser erheblich beschlidigt, besonders die rote Farbe der COberschriften oft fast ganz ausgewaschen. Aber unsere libanesischen Ephraem-Enthusiasten kapi- tulierten nicht vor philologischen Schwierigkeiten: wo etwas schwierig oder gar nicht lesbar war oder wo eine Liicke vorlag, konjizierten sie, nicht immer un- bedingt gliicklich. Nachdem das Britische Museum in zlihen, immer erneuerten Verhandlungen die im Kloster verbliebenen Manuskripte erworben hatte, 1838 die add. 12133-12181, 1843 die add. 14425-14739, 1847 die add. 17102-17274, 1815 die vom Mittelsmann zuriickbehaltenen add. 18812-18821, insgesamt 547 Stiick, und erst recht, nachdem der Katalog von W. Wright die restaurierten Manuskripte in seinen drei Binden 1870, 1871, 1872 eingehend beschrieb, war fiir die europliische Wissenschaft der Weg zu einer neuen Ephraemausgabe unter Einbeziehung der neuen Quellen zur Ausfiillung der Liicken der alten Aus- gabe frei. Die Vatikanische Bibliothek besat1 zwei ganz alte Ephraemkodizes, den Vat. syr. 111, vollendet am 21. 12. 834 a. gr. = 522 a. d., und den Vat. syr. 112, beendet Dienstag (Handschrift: Montag!) 20.2.863 a. gr. = 552 a.d. Der Vaticanus syr. 111 enthilt die 52 Hymnen de ecclesia, die 52 de virginitate (wo- bei ein Blatt fehlt), die 87 de fide, die 56 adversus haereses und die 15 de paradiso. Der Vat. syr. 112 bringt nochmal die 15 Hymnen de paradiso und 15 Hymnen aus der gr5t1eren Sammlung de nativitate. Der immer noch sehr ehrwiirdige Vat. syr. 113 aus dem Jahr 1243 a. gr. = 931/2 a. d. ist eine zweite Sammlung der 87 Hymnen de fide. Von den iibrigen Hymnenwerken Ephraems lagen immer nur einzelne Hymnen vor. So ist es versthindlich, daB G. Bickell den Hymnenzyklus der Carmina Nisibena, fiir den BM add. 14572, etwa aus dem 6. Jh. (mit einigen Liicken; Ausziige aus derselben Sammlung im BM add. 17141 aus dem 8./9. Jh. und in weiteren jiingeren Handschriften), eine grundlegende Handschrift bot, als erstes aus den neuen Schlitzen auswihlte und 1866 (mit lateinischer Obersetzung) herausgab, wihrend J. J. Overbeck 1865 nur eine Auswahl aus Werken von Ephraem, Rabula, Balai und anderen gegeben hatte.

Damit waren aber die Unvollkommenheiten der rbmischen Ausgabe noch nicht beseitigt und es ist das bleibende Verdienst von Th. J. Lamy, die erste kritische Ausgabe der Sancti Ephraemi Syri Hymni et Sermones nach den neuen Quellen (mit lateinischer Obersetzung) in vier BTinden 1882, 1886, 1889 und 1902 ge- schaffen zu haben. Von den Hymnen, d. h. Madrale enthielten Band 1 Sp. 1 bis 143 15 de epiphania, Sp. 567-636 15 azymorum, Sp. 637-714 8 de crucifixione, Band 2 Sp. 427-516 8 de nativitate, Sp. 517-642 20 de beata Maria, Sp. 643-824 12 de ieiunio, 4 de resurrectione und einige andere (insgesamt 34), Band 3 Sp. 239-247 einen Madrala de defunctis et trinitate, Sp. 641-749/750 21 de confessoribus et martyribus, Sp. 749/750-836 15 de Abraham Kidunaya, Sp. 837-936 24 de Juliano Saba, Sp. 937-958 5 de 40 martyribus Sebastiae, Sp. 959-990 5 de instauratione ecclesiae, Band 4 Sp. 497-670 die Nr. 9-51 de

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ecclesia et virginitate (Nr. 1-8 in Band 2 Sp. 775-815) und Sp. 671-790 Hymni dispersi vorwiegend aus dem Mossuler Breviarium antiochenum.

Die Ausgabe Th. J. Lamys bringt mit Recht nicht noch einmal die von G. Bickell editierten Nisibenischen Hymnen, aber es fehlt immer noch eine Neuausgabe der Hymnen de fide, contra haereses, eines Teils der Hymnen de virginitate und der 15 de paradiso. Mit den Hymnen de fide beschiftigte sich E. Beck in Ephriims Reden iiber den Glauben 1953 und es lag nahe, daB er auch eine Neuausgabe dieser Hymnen (mit deutscher Obersetzung) veranstaltete, die 1955 im Corpus Script. Christ. Orient. als Band 154/155 erschien, auf Anregung des General-

sekretirs des CSCO R. Draguet. Von hier war es nicht weit zur Bearbeitung der weiteren nur in der r5mischen Ausgabe vorliegenden Madralezyklen und end- lich zur Abrundung zu einer vollstindigen Ausgabe auf Grund allein der alten

Handschriften, da die jiingeren bereits zu viele unechte Kompositionen enthalten diirften, die wir nur schwerlich von den echten unterscheiden k6nnen und die

Lamy gerade der Vollsthindigkeit halber aufgenommen hatte. Nach ihrer Fertigstellung enthilt die Ausgabe E. Becks nun die Zyklen de fide

(CSCO 154/5, 1957, 87 Stick), contra haereses (CSCO 169/70, 1957, 56

Stick), de paradiso (15) und contra Julianum (4) (CSCO 174/5, 1957), de nati- vitate (epiphania) (41 plus 6) (CSCO 186/7,1959), de ecclesia (52) (CSCO 198/9, 1960), carmina Nisibena I (34) (CSCO 218/9, 1961), de virginitate (52) (CSCO 223/4,1962), carmina Nisibena II (43) (CSCO 240/1,1963), de ieiunio (10 plus 4) (CSCO 246/7, 1964), de pascha (21 plus 9 plus 5) (CSCO 248/9, 1964) und de Abraham Kidunaya (15) und Jultiano Saba (24) (CSCO 322/3, 1972). Dabei sind de ecclesia, de virginitate, de fide, adversus haereses und de paradiso komplette Zyklen, die in Vat. syr. 111 stehen (s. oben), de paradiso nochmals in Vat. syr. 112, de fide nochmals in Vat. syr. 113, w~ihrend die carmina Nisibena (s. oben) in BM add. 14572 und add. 17141 vollstindig vorliegen. Von de nativitate sind aber nur 15 Hymnen im Vat. syr. 112 erhalten und auch die entsprechenden Londoner Handschriften add. 14571 (vollendet im Januar 830 a. gr. = 519 a.d.) und add. 14506 (vielleicht 9./10. Jh.) sind defekt. Die 4 Madrale contra Julianum folgen in der eben erwihnten Handschrift add. 14571 auf die Paradieshymnen. De

ieiunio ist mit 10 Hymnen komplett (aus verschiedenen Handschriften zusam-

mensetzbar). Die Paradieshymnen dagegen sind nicht vollstindig erhalten. Die

Hymnen auf die Heiligen Kidunaya und Juliano Saba kommen aus dem London BM add. 14592 aus dem 6./7. Jh. (daher schon bei Lamy Bd. 3) und sind wieder nicht komplett.

Wie weit wir die Madrage Ephraems vollstindig besitzen, kSnnen wir sehr leicht auf Grund eines Textes beurteilen, der E. Beck entgangen ist und den A. de Halleux, Une cI pour les hymnes d'Ephrem dans le Sinai syr. 10, in: Musion 35 (1972), S. 171-199, ver5ffentlicht hat, gefolgt von einer Studie La transmission des hymnes d'Ephrem d'aprks le ms. Sinai syr. 10, f. 165v.-178v., in: Orient. Christ. Anal. 197 (1974), S. 21-63. In dieser Handschrift, die man ins

8./9. Jh. setzt, steht ein Traktat iiber die Metren Ephrlims (siehe unten), der die Madragezyklen Ephrlims mit der Zahl der in ihnen enthaltenen Madrale

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angibt. In der Reihenfolge der Handschrift sind dies: de nativitate (59), de ieiunio (67, wobei die de pascha mit enthalten sein diirften), Nisibena (77), Kalat malka (66), de ecclesia (52), de virginitate (52), de fide (87), contra haereses (56), de paradiso (15) und pro defunctis (67). Man sieht, da1J der Vat. syr. 111 der 2. Teil einer Gesamthandschrift der Madrale Ephraems war, der de ecclesia, de virgini- tate, de fide, contra haereses und de paradiso auch genau in der Reihenfolge des Sinai syr. 10 enth~ilt. Der 1. Band ging verloren; aus ihm sind nur die Carmina Nisibena komplett erhalten, die Zyklen de nativitate und de ieiunio besitzen wir nur bruchstiickweise und das Buch Kalat malka (,Braut des Kbnigs") war bisher iiberhaupt unbekannt. Endlich hat am Ende des ganzen Madrale-Werkes Ephraems ein Zyklus fiir die Toten gestanden, den wir nicht geschlossen besitzen. Doch hat schon die ramische Ausgabe aus anderen Handschriften Totenmadrale aufgenommen, vor allem die aus dem Begrhibnisrituale Vat. syr. 92 und die aus dem Vat. syr. 93 - die erste Handschrift wurde vollendet am 8. Te~rin I 1135 a. gr. = 8.10.823 a. d., der auch ein Donnerstag war, wie die Handschrift angibt; die zweite stammt vielleicht von derselben Hand, wie die Herausgeber des Vati- kanischen Katalogs der syrischen Handschriften, Steph. Evod. und dessen Neffe Jos. Simon Assemani Band 1, 1758, denken. Wieweit die unvollst'indigen Biicher erhalten sind, mag das Beispiel des Weihnachtsbuches zeigen.

Der metrische Traktat des Sinai syr. 10 gibt aber nicht nur die Anzahl der in den einzelnen Zyklen enthaltenen Hymnen, sondern vor allem auch ihre Mustermelodien und fiir jede Melodie eine Strophe, aus der man den Aufbau der Strophe aus Versen und Silbenzahlen ersehen kann.

Ich gebe im folgenden stets zunichst den Melodietitel, die Stelle der Musterstrophe in der Ausgabe E. Becks (diese Feststellungen hat schon A. de Halleux in seinem 1. Aufsatz getroffen und ich habe sie nur kontrolliert) und, da meine vorliegende Studie die Entwicklung der Madrale bis zu den Seblata verfolgen will, die Num- mer der entsprechenden Sebelta im Beit Gaza (immer nach der 4. Auflage Mardin 1960), endlich das Metrum. Den Nachweis der Identitit von Madrale und Seblata, die hiufig verschiedene Melodietitel fiihren, gebe ich anschliegend. Durch Zuriickfiihrung der Seblata auf die Madrale besitzt man dann die Mbglichkeit, zumindest die heute noch in Gebrauch befindlichen Melodien der ,Seblata der Madrale" den Madrale Ephraems mit ihren originalen Melodietiteln zuzuordnen. Wieweit die heutigen Melo- dien noch auf die echten Melodien Ephraems zuriickgehen, erliutere ich an einem Bei- spiel im 4. Abschnitt dieses I. Teils, das die Melodien in den seit Jahrhunderten vonein- ander getrennten Kirchen West- und Ostsyriens vergleicht.

Fiir den Weihnachtszyklus gibt der Traktat des Sinai syr. 10 die Muster- strophen fiir folgende Melodien (die nicht unbedingt auch die Titelstrophen sind).

1. Hno irh' nat 5, Strophe 1 Md 1 12 8 8 12 (12x4) 2. Qdmit' int' nat 26,1 Md 44 7 x 5 4 x 8/9 3. 'rim qli o'q" nat22,1 Md16 6 6 6 6

5"5 6

4. 'tqto hoo ilod' nat 24,1 Md 7 10 x 7 5. Tobiki'dt' nat 25,1 Md 6 8 8 8 8 9 8 5 6 5 6. 'lh' brhmohi epi 8,1 Md 3 8 8 8 8 5 5 5 5 8 8 7. Nodon 'mm' epi 9,1 Md28 8657877

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120 H. Husmann: Madraje und Seblata

1. Md = Syr. 10 Titelstrophe; 2. Md = Syr. 10 Titelstrophe; 3. Md nat. XXII, 2; 4. Md II = Syr. 10 Titelstrophe; 5. Md nat. XXV, 11; 6. Md I = Paris syr. 149, Str. 1, Paris syr. 149, Str. 24 = Syr. 10 Titelstrophe mit Oberschrift RAzh' dsblt' ,Namen der Sebelta" (es folgen noch weitere drei Titelstrophen); 7. Md Anfang der Titelstrophe Syr. 10 als 1. Titel.

Bei unregelmlifigen Metren, bei denen die Silbenzahlen innerhalb der Strophen stark wechseln, gebe ich die Silbenzahlen der Strophe des Belt Gaza an, ohne eine allgemeine Formel zu versuchen. Etwa E. Beck schreibt zum Metrum von 7.: ,,acht Strophenzeilen, die zwischen 4-8 Silben zu variieren scheinen" (S. XXII), womit natiirlich keine pr~izisen Vergleiche mit anderen Strophen mbglich sind.

Demgegeniiber findet man in E. Becks Ausgabe folgende Melodien:

1. Hno iom' nat Nr. 1, epi Nr. 5 Md 51 4 x 7 2. Kni 'ii' nat Nr. 2 Md 19 7 x o10 3. Bi' bmolkih' natNr.3 Md 4 555555525555 4. 'tknio n'br nat Nr. 4 Md 9 4x (5 + 4) 5. Mno spq Immllo nat Nr. 5-20 Md I siehe oben 6. 'lp 'pin nat Nr. 21 Md 45 11 x 5 7. 'rim qli o'q" nat Nr. 22 Md 16 siehe oben 8. Bk mri mtpsh nat Nr. 23/24 Md 7 siehe oben 9. Tobik 'prt nat Nr. 25 Md 6 siehe oben

10. Qdmit' ~nt' nat Nr. 26 Md 44 siehe oben 11. 'o br h'r' nat Nr. 27 Md 1i 8 8 8 8 4

epi Nr. 1 zum Teil = nat 17 epi Nr. 2 = nat 18

11a. Titel fehlt epi Nr. 3 Md 22 8 x 7 12. 't' lotn

bl.iobh epi Nr. 4 Md 46 5 x 5

13. Thr' 'nin mri epi Nr. 6/7 Md 32 6 x 7 14. 'lh' drlhmohi epi Nr. 8 Md 3 siehe oben 14a. Titel fehlft epi Nr. 9 Md 28 siehe oben 15. 'zmr 'n ho dlit epi Nr. 10 Md 18 5 x 8 15a. Titel fehlt epi Nr.11 - Lamy: 8 7 7 8 8 7 7 16. Ho' nohr' 'ik epi Nr. 12 Md 11 = nat 27 17. lh' drhmtonihi epi Nr. 13 Md 8 5 x 7

1. Md Titelstrophe; 2. Md Titelstrophe; 3. Metrum = de paradiso, Md Titel ,,dprdis'"; 4. Metrum = Metrum Md; 6. 1. Strophe nat 21 = Md II; 11. Metrum = Metrum epi 12, Md Titelstrophe zu Titel epi 12; epi 3 : 1. Strophe epi 3 = Md Titelstrophe; 12. I. Strophe = Titelstrophe Md; 13. 1. Strophe = Titelstrophe Md; 15. 1. Strophe = Titelstrophe Md; epi 11 : das von Th. J. Lamy aufgestellte Schema tritt nicht in Md auf, die Gesamtsumme der Silben betriigt 52, die in Md 50 ,,Nr'" begegnet, freilich zu 7 8 7 8 8 9 5; 16. Md Titelstrophe; 17. Md II Titelstrophe.

Vergleicht man die beiden Listen, so treten die sieben Melodien, die der Sinai syr. 10 nennt, in Becks Liste als Nr. 5, 7, 8, 9, 10, 14 und 14 a auf. Nun wird man daraus nicht sofort schlie3en, daQ alle anderen Madrale, die E. Beck aufgenom- men hat, unecht sind, - freilich sicher etliche. Denn gewiB wird man annehmen, daB der Verfasser des Metriktraktats alle Melodien der Reihe nach aufziihlte. Aber trotzdem konnte es ihm passieren, daI er doch einmal eine Melodie iiber- sah, insbesondere wenn sie nur fiir einen einzigen Hymnus Verwendung fand. Andererseits aber mochte er wohl absichtlich eine Melodie fiberschlagen, weil sie spiter an einem reprisentativen Platz erschien, wo er dann die Musterstrophe

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H. Husmann: Madraje und Seblata 121

fiir an passenderer Stelle stehend fand als vorher an isolierter oder versteckter Ecke. Das trifft besonders auf die Paradiesmelodie (Md 4), Nr. 3 in Becks Liste, zu, die Ephraem fiir ein ganzes Buch benutzte, das in der Reihe der Hymnen- zyklen erst an vorletzter Stelle erscheint und fiir das der Verfasser des Traktats auch dort erst die Musterstrophe bringt, obwohl die Melodie schon vorher in mehreren anderen Hymnenbiichern erscheint. Von den anderen Melodien kom- men Md 19, 9, 45, 11, 22, 46, 32, 18 und 8 spliter nochmals vor, wenn es auch nicht wahrscheinlich ist, daB der Autor sich alle diese Melodien mit Absicht fiir

spitere Fille reserviert h~itte. Vollends Md 51 und Md 28 kommen auch spiter bei ihm nicht vor und der Verfasser hitte sie daher hier nur iibersehen haben miissen, wenn sie hier im Weihnachtszyklus gestanden h~itten. Das ist sehr unwahrscheinlich und man kinnte annehmen, daB diese zwei Melodien bzw. Metren iiberhaupt nicht von Ephraem stammen. Das ist ganz unannehmbar fiir Md 51; denn das spliter auf~erordentlich beliebte Metrum von vier Versen zu je sieben Silben wird von der Tradition gerade ausgerechnet Ephraem zuge- schrieben - das bezieht sich freilich auf die Ba'oata (plur.; sing. Ba'uta, femrn.) (siehe oben) und auf die metrischen Predigten (mi'mre, plur.; sing. mi'mra, miinnl.), die bei Ephraem in der Tat alle das VersmaB 7 + 7 haben, - man ver- gleiche die Mimrebinde CSCO 212/3, 305/6, 311/2, 320/1 und 334/5.

Wie der Autor des Metriktraktates gearbeitet hat, kann man sehr genau fest- stellen, wenn man eines der vollstindig erhaltenen Hymnenbiicher als Gegen- stand nimmt. Ich w~ihle als Beispiel das Buch ,,Ober den Glauben". Es enthilt (siehe E. Becks Ausgabe CSCO 154/5) die folgenden Melodien:

1. Thr' 'nin mri de fide Nr. 1 Md 32 siehe oben 2. 'lh' brhmtonihi Nr. 2/3 Md 51 siehe oben 3. Ildh dbokr' Nr. 4-9 Md 45 siehe oben 4. 'izgd' hdi' Nr. 10-25 Md 27 5 7 5 6 8 4 5 5. 'lh' brhmohi Nr. 26-30, 79 Md 3 siehe oben 6. Bi'o diiolkn' Nr. 31, 39-48 Md 4 siehe oben 7. 'ino dngir' Nr. 32/33 Md 33 6 x 5 8. 'o tlmidi Nr. 34/35 Md 20 7 8 7 8 10 10 7 8 9. 'o br h1'r' Nr. 36-38 Md 11 siehe oben

10. Slhrh dBrdisn Nr. 49-65 Md 34 13 x 5 11. 'iti' t'ob Nr. 66-78 - 5 x 4 12. Klh brit' hbltk Nr. 80 - 12 x 4 13. Mno spq Nr. 81-87 Md I siehe oben

4. 1. Strophe von Nr. 10 'nt mri 'ktbth Titelstrophe Md, - 'izgd' hdi' steht als Titel auch iiber Nisibena 69/70, die mit 4 x 6 Silben aber ein ganz anderes VersmaiB haben; 7. Titelstrophe Md; 8. Titel auch fiir de ecclesia 26 usw., dessen 1. Strophe Titelstrophe in Md ist; 10. Titelstrophe Md.

Von diesen dreizehn Melodien bringt der Metriktraktat Musterstrophen nur fiir Nr. 1, 4, 11 und 12. In der Tat steht eine Musterstrophe fiir Nr. 3 schon in Buch 6, fiir Nr. 5 in Buch 1; Nr. 6 ist wieder die Paradiesmelodie, die erst in Buch 9 kommt; eine Strophe fiir 7 stand schon in Buch 5, fiir 8 ebenda, fiir 9 in Buch 2, fiir Nr. 13 in Buch 1. Eine Strophe fiir Nr. 10 folgt in Buch 8 gegen die Irrlehren, wo es auch die Titelstrophe der betreffenden Madrale ist, freilich nicht des

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122 H. Husmann: Madraje und Seblata

ersten, sondern des letzten (Nr. 56). Es fehlen also Strophen wieder ausgerechnet fiir Md 51, dessen Echtheit eben in Frage stand und das hier gerade belegt ist. Warum eine Strophe fiir Md 51 fehlt, liit sich aber jetzt auch erkliren; denn nahe verwandte VersmaBe, etwa 4 x 5 und 5 x 5, werden gem mit demselben Titel bezeichnet, auch wenn die Titelstrophe natiirlich nur auf eins pa.Qt. Das liegt daran (siehe unten), daI die Melodie tatslichlich dieselbe ist und fiir das

lIingere Versmat nur eine Melodiezeile wiederholt, um auf die volle Luinge zu kommen. Hier steht gerade vor Md 51 mit 4 x 7 aber Md 32 mit 6 x 7 und des- halb konnte ein Beispiel fiir 4 x 7 dem Verfasser iiberfliissig erscheinen.

Diese Untersuchung zeigt, daB der Verfasser des Metriktraktates des Sinai syr. 10 mit Umsicht gearbeitet hat. Das bedeutet fiir Becks Ausgabe des Bandes de nativitate, da13 die Authentizituit der aus den jiingeren Handschriften zur Komplettierung der defekten Oberlieferung von Ephraems erstem Hymnenbuch herangeholten Hymnen an Hand der entwickelten Gesichtspunkte gepriift werden kann. Wenn nat I (Md 51) wie bei Beck im originalen Hymnenbuch am Anfang stehen wiirde, mii1~te man hier im Syr. 10 die 1. Strophe von nat I erwarten; denn sie ist die Titelstrophe, so daB hier der ihr gemliBe Platz wire, wihrend dafiir Md 32 mit 6 x 7 Silben nicht nur in epi 6/7, wo ja nichts im Syr. 10 steht, sondern auch in de fide 1 erscheint, wo Syr. 10 die 1. Strophe von de fide 1 bietet und ihren Anfang als Titel fiihrt, im Gegensatz zur handschriftlichen Oberlieferung, die Thr' 'nin mri hat. Auch nat 2 hat hier die Titelstrophe als 1. Strophe und man

hitte in Syr. 10 hier die Musterstrophe zu erwarten, wihrend sie erst im 2. Buch de ieiunio erscheint. Bei nat 3 mit der Paradiesmelodie dagegen wire hier auch keine Strophe im Syr. 10 zu erwarten und nat 3 kbnnte im Original stehen, -

miitte es natiirlich nicht. Nat 4 ist Md 9 mit 2 Titelstrophen Iomik Ik dm' und H' qtil ho bmsrin, von denen die zweite auch im Syr. 10 im Buch de ieiunio kommt; aber die erste Titelstrophe ist Strophe 2 von nat 4 und dieses bietet einen Titel, der etwas abweichend den Anfang von azymis 13 bildet, wihrend der Anfangshymnus azymis 3 dieser Gruppe als Anfangsstrophe H' qtil ho bmsrin hat. Derart sich iiberkreuzende Verhiltnisse zwischen Titeln bzw. Titel-

strophen und Anfangsstrophen finden sich immer wieder und schon E. Beck hat die sich in seinen Handschriften vorfindenden Fille klargestellt. Wihrend nat 5-20 und nat 22-26 durch Musterstrophen in Syr. 10 gedeckt sind (freilich in anderer Reihenfolge: nat 26 kommt an erster Stelle), fehlt eine solche fiir nat 21, das in den jiingeren Handschriften an der Spitze der Gruppe nat 21-26 steht. Die Anfangsstrophe ist die Titelstrophe des iiblichen Titels und steht in Md 45 als zweite Musterstrophe. Sie gibt auch den Titel fiir de fide 4, dessen Anfang in der Handschrift N als Titel von nat 21 auftritt. Audch in Md stehen nat 21 und nat 26 zusammen; denn nat 26 ist Md 44 (das ja in Syr. 10 auch am Anfang steht) und nat 21 ist Md 45. Aber Syr. 10 hat den Titel von de virginitate 31 Dhl 'n' mri mlib' (Beck hat - ,,lectio incerta" - den Titel nicht ganz richtig als DhZl 'n' d'mr

Jobh.' vermutet) und dessen 1. Strophe 'hith mi~h'.

Dann liit sich die Echtheit von nat 21 retten, wenn man annimmt, daf3 im Original iiber nat 21 der Titel von de virginitate 31 oder der Anfang von dessen 1. Strophe stand

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H. Hlusmann: Madrale und Seblata 123

und daQ Syr. 10 die Musterstrophe dann lieber bei de virginitate brachte, wo Titel oder Anfang stehen. In ihnlicher Weise kann man auch de epiphania, de ieiunio und de pascha diskutieren, w~ihrend wir fiir das Buch Kalat malka iiberhaupt keinen Anhalt haben.

2. Der Madrale und Sugiata des Sinai syr. 10

Die Handschrift Sinai syr. 10 besitzt fiir Ephraem nicht nur den an philolo- gischem Wert nicht hoch genug einzuschitzenden Metriktraktat, sondern sie

enthilt auch eine Sammlung von Madrale Ephraems, die E. Beck entgangen ist, auf deren erstes Stiick aber bereits A. V6Sbus, a. a. O., S. 23, hingewiesen hat: ,Die Echtheit einer (richtig: ,eines')madrnia iiber die Jungfriiulichkeit ist durch eine alte Urkunde (damit meint A. Vi5iibus immer ,Quelle') sichergestellt 11", mit Anm.11: ,Hs. Sinai syr. 10, folt. 80aff. Die Handschrift....". In der Tat sind es aber zwei Madrale de virginitate, da f. 81 br qlh steht, eigentlich iiberhaupt drei, siehe gleich. Au1erdem folgen weitere Madrale de ecclesia f. 83, de epiphania f. 91 und de paradiso f. 93. Die Sammlung endet f. 94v. An anderer Stelle folgen dann noch Sugiata.

Der Titel der Sammlung heigt f. 80: Tob ridrim d'i btolot' '1 qi' dklt mlk' ombgin. Also: ,,Nun Madrale iiber die Jungfriiulichkeit im Ton ,Kalat malka' und zwar ,ausgewlihlte'." Tatstichlich handelt es sich um ausgewihlte Strophen aus de virginitate 1-3, die im Ton ,,Kalat malka" stehen, wobei der Schreiber in drolliger Weise riickwirts vorgegangen ist. Im einzelnen handelt es sich umrn die Strophen: 3,16 (die SchluBstrophe), 3,10, 3,11, 3,1 (und hier hat der Schreiber aus der Vorlage die (berschrift br qlh mit iibernommen), 2,15 (wieder die Schlut- strophe), 2,14, 2,13, 2,6, 2,5, 1,14 (ebenfalls die Schlufstrophe), 1,13, 1,12, 1,8, 1,7 und 1,6.

Da es sich also um Strophen aus de virginitate handelt, fragt man sich, warum A. Vd6bus die Echtheit der Strophen auf den Sinai syr. 10 aus dem 8. oder 9. Jh. (so er selbst) griindet, wo doch de virginitate vollstindig im Vat. syr. 111 aus dem Jahr 522 (siehe oben) steht.

Aus dem Buch de ecclesia folgen dann Strophen zu den folgenden Melodien. 1. f. 83. Bk ho mri mthsp 'n' (= Md 14): eccl. 1, Strophen 1, 2, 3, 4, 6, 10

(bei E. Beck wegen der Liicken der Handschriften unvollstlindig), drei sonst ganz verlorengegangene Strophen Hlit'it n'mr 'non, Tks' momi tibotk, Lpom' gir mitq und die Schlutstrophe 9obh' mn kl Itlt' (bei Beck in 5 Jobh' aus E und J statt sopr' des Syr. 10).

2. f. 85v. 'o timidi (= Md 20): eccl. 26, Strophen 1-6 und 11 (Schluitstrophe) und eccl. 27, Strophen 1, 4, 9 und 11 (SchluI~strophe).

3. f. 87v. 'nt mri 'ktbth (= Md 27): eccl. 29, Strophen 1, 3, 5, 7-12 und 14 (Schluistrophe) und eccl. 30, Strophen 1, 2, 9 und 20 (Schlutstrophe).

4. f. 89v. 'ino dngir' (= Md 33): eccl. 49, Strophen 8-13 und 18-21 (vor- letzte Strophe) und eccl. 50, Strophe 1, Refrain (,'onit'"), Strophen 2, 3, 5-7.

Nun folgen Strophen aus dem Buch de epiphania (,'l dnhh dmrn"), dem mit de nativitate in den Handschriften alternierenden Titel, da in den ersten Jahr- hunderten Weihnachten ja an Epiphanias gefeiert wurde. Hier k6nnen wir hof-

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124 H. Husmann: Madraje und Seblata

fen, vielleicht wieder noch etwas iiber die unsicheren Stiicke zu erfahren. Aber der Sammler nahm iiberhaupt nur Stiicke der Melodie Mno spq Immllo (= Md 1) auf. Aber auch das ist lehrreich. Denn die obigen Ausfiihrungen zeigen, dat der Schreiber sehr systematisch verfuhr und - von eccl. 49 abgesehen - stets mit der Anfangsstrophe (bei de virginitate riickwirts gehend mit der Schlug- strophe) begann und mit der Schlufstrophe in den meisten FRillen aufharte. Wo mehrere Madrale derselben Melodie als Gruppe zusammenstehen, nahm er in de virginitate 1-3 aus allen drei Madrale Strophen, de ecclesia 1 ist das einzige Stiick seiner Melodie, in de ecclesia 26/27 (wobei er die spitere Gruppe 31-34 derselben Melodie unberiicksichtigt lies), in 29/30 und in 49/50 (wobei die vorigen Gruppen 2-5, 10, 35-37 und 43/44 derselben Melodie ausfielen, - offenbar strebte er nun nach dem Ende) wtihlte er wieder jedesmal aus beiden Madrale aus. Ebenso nahm er sowohl bei de virginitate wie bei de ecclesia stets die erste Gruppe als reprisentativ auch zuerst. Hier bei de nativitate-de epiphania beginnt er mit E. Becks nat 5 ebenso wie der Metriktraktatist und man darf nach dem eben Dargestellten annehmen, daB de nativitate damals tat- sachlich erst mit nat 5 begann, wie es ja schon bei der Heranziehung des Metrik- traktates sich wahrscheinlich machte.

Schon E. Beck spricht de nativitate S. IX von ,jener •ltesten Sammlung von Hymnen de Nativitate, die in G in den Hymnen V-XVIII vorliegt". Die Vor- stellung von diesem Zentralkorpus, zu dem weitere kleine Griippchen treten, gibt tatsachlich die triimmerhaften Verhiltnisse der Handschriften wieder, nach- dem das Originalbuch nicht mehr vorhanden ist. Aber Syr. 10 belehrt uns, daB im Originalbuch de nativitate ebenso wie bei de ecclesia und den meisten anderen Biichern Gruppen mit verschiedenen Melodien zusammenstanden und dat die Gruppe mit der Melodie Bk ho mri

mth.sp 'n' eben die erste gro1e Gruppe war.

Das bestlitigt nunmehr der Madralefaszikel des unbekannten Sammlers des Syr. 10. Ob das wohl nicht iiberhaupt derselbe Mann war?

Aus nat 5 wihlte der Sammler die Strophen 1, 6, 7, 8 und 10 aus, beriick- sichtigte diesmal die Schlustrophe nicht. Darauf nahm er aus de nativitate 8, Strophe 2 und 3, und nach einem br qlh ging er zu nat 18 iiber, von dem er die Strophen 1, 2, 4-9, 12, 15, 30 und 36 (Schlu~strophe) aussuchte. Ebenso wie bei den anderen Gruppen einer Melodie wird man auch hier wieder annehmen, da1B nat 18 der letzte Madrala der Melodiegruppe Bk ho mri mthsp 'n' war. Das ist genau die Gruppe, wie sie in der Handschrift G (siehe oben), dem Vat. syr. 112 aus dem Jahre 552, steht - diese kleine Handschrift enthielt ja das Paradiesbuch mit seinen 15 Madrale ein und derselben Melodie und eben die Hymnen der Melodie Bk ho mri

mth.sp 'n' aus dem Weihnachtsbuch -, ein Madrala fehlt in

der Mitte, wie E. Beck scharfsinnig anhand der Zihlung der Handschrift D (dem add. 14571 aus dem Jahr 519) entwickelt hat, in der aber gleich mehrere Hymnen in der Mitte, darunter eben dieser, verlorengegangen sind, und zwei hat G iiber- gangen, so da1t G nur 13 statt der wohl urspriinglich ebenfalls wie im Paradies- buch 15 Hymnen enthilt, wihrend D 16 Hymnen nach Ausweis der Ziihlung enthielt.

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H. Husmann: Madraie und Seblata 125

Endlich bringt der Sammler noch Strophen nach der Paradiesmelodie Bi'o

brfholkn' (= Md 4). Aber diese stammen nicht etwa aus dem Paradiesbuch, son- dern wie die vorhergehenden ebenfalls aus dem Weihnachtsbuch. Das verrit der Titel freilich nicht, der aber Ephraems Autorschaft absolut sicher macht: ,Tob fhdr? dmri'prim '" ql' dprdis'", also: ,,Nun Madrale von St. Ephraem in der Melodie ,Paradies'." Es sind in der Tat von de nativitate 3 der Beckschen Ausgabe die Strophen 1-9. Strophe 9 schlie1t zwar unten auf f. 94 v gut am Zeilenende, aber die Handschrift ist hier defekt und es fehlen gleich ein oder mehrere Lagen, - leider sind die Lagen nicht numeriert, so dat man dies nicht genauer feststellen kann. Zudem ist nat 3 22 Strophen lang und es folgen also sicher noch weitere, gewiB die Schlutstrophe. Endlich diirfte am Ende der Sammlung auch ein Explizit Almt... gestanden haben. So haben wir hier also den Beweis fiir die Autorschaft Ephraems an nat 3 und sehen, daI der Metriker es tat- sichlich auslieg, well er eine Paradiesstrophe spiter beim Paradiesbuch brachte, nicht aber, weil er es fiir unecht hielt.

An spfiterer Stelle auf den Seiten 181-190v bringt der Sinai syr. 10 dann eine kleine Sammlung von sechs Sugiata, vier von Ephraem, eine von Isaak, eine von Ja'qob. Die (berschrift lautet:Tob sogit' d'mirn I.tobn' mri 'prim d5lq 'l 'Ip bit, also: ,Nun Sugiata, die gesagt wurden vom gesegneten hi. Ephraem, die laufen nach dem Alphabet" (d. h. mit alphabetischem Akrostichon). Die Sugiata sind in der Form den Madrale gleich, benutzen zumeist auch dieselben Melodien wie diese, neigen aber zur Einfiihrung redender Personen und stehen damit am Anfang des chiristlichen geistlichen Dramas. Die Anfinge der sechs Stiicke sind:

Ephraem: 1. 'iti' d'itohi b'itoth; Btr'h nqi' mhilotk 2. 'lh' sgi

i.hm' 'sg' lotn; Btibo brihn mn 'pr'

3. 'b' 'iti' dmn 'Im 'old bi; Br' ild' dl' ~ori' 4. 'lh' dbkl'dn 'itohi; BtokInk mri 'tnsho

Isaak: 5. 'lh' .hon .htioti

m' dd'n 'nt; Bslibk 'hdt gos' Ja'qob: 6. 'b' mrhmn' lhsni btibotk; Bk mri 'tdl' o'qom

Da die liturgischen Handschriften hiiufig Halbchorhandschriften sind (siehe oben), habe ich hier auch stets den Anfang der 2. Strophe angegeben, damit man auch bei vor- liegenden geraden Strophenreihen die erste gerade Strophe identifizieren kann.

Soweit ich sehe, stehen die vier Ephraemschen Sugiata weder bei Lamy noch bei Beck. Ich will auf die Sugiata hier aber nicht weiter eingehen, um spliteren Untersuchungen nicht vorzugreifen.

3. Die Madrale der Toten

Der Metriktraktat des Sinai syr. 10 zeigt uns, dat es ein ganzes Buch Ephraems mit Madrale fiir die Toten gegeben hat. Aber schon bei den syrischen Hand- schriften, die der Vatikan von dem Kloster in der Natronwiiste erworben hatte, waren die beiden Vat. syr. 92 und 93, olim Nitriensis 16 und 17, die beide fiir Bute und Begibnis bestimmt, eine groBe Anzahl von Madra~e fiir die Verstor- benen bringen, in erster Linie von Ephraem, einige auch von Isaak und einige

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126 H. Husmann: Madraje und Seblata

von Jakob von Serug. Die Stiicke sind im 3. syrischen Band der rbmischen Aus- gabe herausgegeben (siehe oben), freilich in ganz anderer Reihenfolge, die dar- auf schlielen liitt, daB auch noch weitere Quellen vorlagen, - das maronitische Brevier wird als solche erwihnt.

Ich gebe das Verzeichnis der Metren der 37 Madrale der Hauptgruppe des Vat. syr. 92, wieder nach der Reihenfolge des Belt Gaza Mardin 1960, dabei zuerst die Nummer des Stiickes im Vat. syr. 92 (siehe den Katalog der syrischen Handschriften der Vaticana, Band 1, S. 495/6) und danach die Nr. des Stiickes im 3. syrischen Band der Editio Romana (die Madrale sind in der lateinischen

lObersetzung als ,Canon" bezeichnet). Es treten dann folgende Metren in den 37 Madrale auf:

Md 3 QumPolos 8 8 8 8 5 5 5 5 8 8 Nr. Syr. 92:26 (Canon Nr. 23) Md 4

Pardais. 10 10 10 7 10 10 Nr. Syr. 92:8 (39)

Md 5 Kalatmalki 6 8 68 8 8 5 5 8 Nr.Syr.92: 4(36), 6 (41) Md 10 Aih~h dhazlihi 2 x 5,10 x 4 Nr. Syr. 92: 36 (5) Md 12 Ao 'umri 4 x (57) Nr. Syr. 92:1 (9), 7 (40) Md 18 Adam hti 5 x (53) Nr. Syr. 92: 3(43) Md 22 Miiha omeh~•i 8 x 7 Nr. Syr. 92:2 (44) Md 30 Hablan miran 89 89 Nr. Syr. 92: 27 (24) Md 31 Aar

nuh.•m 4 x (53) Nr. Syr. 92: 5(42)

Strophen aus Md 18 und Md 31 gemischt Nr. Syr. 92: 9 (38)

Md 33 Ainao dnagiri 6 x 5 Nr. Syr. 92: 21 (19) Md 46

H.uto ahai 5 x 5 Nr. Syr. 92:11 (34), 12 (35),

13 (37), 14 (32), 25 (8), 31 (2), 32 (3), 33 (4), 34 (13), 35 (17)

Md 47 Ett'iro gihre 4 x 5 Nr. Syr. 92:10 (62), 15 (-), 20 (18), 23 (21), 24 (22)

Md 51 Bhin8 iaomP hdi 4 x 7 Nr. Syr. 92:19 (61) - - 7 4 7 4 Nr.Syr. 92:16 (58), 22 (20;

in Handschrift ver- doppelt 4x (74)), 28 (25), 29 (26)

- - 8 x 6 Nr. Syr. 92:17 (59), 18 (60) - - 5 5 4 Nr. Syr. 92:30 (27) - - 7 7 7 7 9 Nr. Syr. 92:37 (6)

Was nun die vier Melodien betrifft, die der Sinai syr. 10 als fiir Ephraems Hymnenbuch fiir die Toten charakteristisch mit Musterstrophen anfiihrt, so hat A. de Halleux, a. a. O., S. 185/6, bereits festgestellt, dat die Strophen zur drit- ten und vierten Melodie in der R6misdchen Ausgabe im Canon 24 aus Vat. syr. 92 Nr. 27 und im Canon 27 nach Vat. syr. 92 Nr. 30 veriffentlicht sind. Die zweite Melodie Dim ttkni ist uns aber ebenfalls bekannt, audch wenn uns die Muster-

strophen des Sinai syr. 10 nicht aus anderen Quellen vorliegen; denn auf diese Melodie hat Ephraem einen Tell seiner Madrage auf den hi. Julian Saba gedichtet. Von ihnen sind vier bei J. Th. Lamy und dann wieder bei E. Beck publiziert. Die

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H. Husmann: Madra~e und Seblata 127

Anfangsstrophe von Hymnus 1 ist die 1. Titelstrophe von Md 10 und die 2. Strophe von Hymnus 3 stimmt wenigstens in den beiden ersten Worten Saba

nasih. mit der 2. Titelstrophe von Md 10 jiberein. Nun ist die Basishandschrift,

der Brit. Mus. add. 14592 aus dem 6./7. Jh. aber defekt und man hat sich vor- zustellen, daB diese Handschrift (oder eine andere) weitere Madra~e auf den hi. Ju- lian Saba enthielt. Die Hymnen auf den hi. Saba (und wohl ebenso die voran- gehenden auf den hi. Abraham Kidunaya) hitten also urspriinglich einen Tell des Buches der Totenhymnen gebildet wie etwa die Hymnen de azymis, de cruci- fixione, de resurrectione mit in das Buch de ieiunio gehbrten, wie uns die Melodie- liste des Sinai syr. 10 lehrt und wie, was vorher schon klar war, die Hymnen iiber die Perle einen Tell des Glaubensbuches bilden. Auch der Vat. syr. 92 ent-

hilt Strophen auf diese Melodie, die wie meine Tabelle zeigt, seinen Hymnus 36 bilden und als Canon 5 in der rbmischen Ausgabe (S. 230-231) stehen. Die Strophe Saba nasih~a bildet in der Textform der 2. Strophe des add. 14592 (ed. Beck, S. 42) gleich den Anfang. Dai der Sammler des Sinai syr. 10 seine Muster- strophen aus dem Totenbuch genommen hat, kann man iibrigens sehr bezwei- feln, da sie nur ganz allgemein von Bute und Reue sprechen. Freilich kennt auch das siebenbindige antiochenische Festbrevier die Melodie nur fiir den hi. Saba (Band VI, S. 419ff.).

Die erste Melodie des Sinai syr. 10 fiir die Toten ist unter dem dort angegebe- nen Titel 'tbsmo

ih.mi mlk' nicht bekannt, wohl aber ihr Strophenbau aus drei

Versen zu je 8 Silben, die sich zu 5 + 3 aufteilen. Dies ist das Metrum von Md 48 mit der Titelstrophe 'o np?" sort'. Aber im Vat. syr. 92 kommen, wie die Liste zeigt, zwar 4 x (53) als Md 31 und 5 x (53) als Md 18 vor, aber 3 x (53) ausge- rechnet nicht. Hier miissen wir daher weitere Quellen heranziehen.. Zunichst enth~ilt der Vat. syr. 92 selbst noch weiter drei Gruppen von Totenhymnen Ephraems (siehe Katalog, a. a. O., S. 496) als Faszikel 4, 6-8 und 17--23 in der Einteilung des Katalogs. Aber alle diese Madrale stehen im VersmaI 4 x 7 (Md 51). Der Vat. syr. 93 (Katalog, a. a. O., S. 500), wohl ebenfalls aus dem 9. Jh., enthilt weitere zwei Gruppen von Madra~e fiir die Verstorbenen, die folgende Metra verwenden.

Von den elf Madrale der ersten Gruppe sind die Nrn. 1-3, 5-7 und 10 auch im Vat. syr. 92 enthalten. Madrala Nr. 4 hat das Metrum 4 x 5 (Md 47), Nr. 8 ebenso wie Nr. 5-7 5 x 5 (Md 46) und 9 und 11 wie 10 4 x 7 (Md 51).

Dabei stehen die Beispiele fiir Md 48 hier nur aus einer gewissen GroBziigig- keit im Sinai syr. 10; denn im Fastenzeitbuch hat der Sammler der Ephraemschen Metra schon zwei Strophen fiir denselben Ton gebracht. Dort trigt die Melodie den Namen Nbiot'. Unter diesem Namen stehen im Sinai syr. 10f. 75v ff. auch Madrale von Jakob von Serug, darunter f. 79v einer mit der Anfangsstrophe 'o nps' sort', die (siehe oben) in Md als Titelstrophe fungiert. Da das Fastenbudch nicht komplett iiberliefert ist, verwundert es nicht, da1J sich die beiden Beispiel- strophen wieder nicht finden lassen (A. de Halleux, a. a. O., S. 178/9).

Auch fiir Md 46 (5 x 5) hat der syrische Metriker mehrmals Beispiele gebracht: Melo- die Nr. 11 im Fastenbuch, Nr. 14, der ersten der Nisibenischen Hymnen und Nr. 30, der

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128 H. Husmann: Madraje und Seblata

ersten von de virginitate. Ebenso bringt er fiir Md 47 (4 x 5) Melodie Nr. 25 in de ecclesia und Nr. 33 in de virginitate; dies um so auffiilliger, als hier das Buch de virginitate als zweites Buch de ecclesia bezeichnet ist, wlihrend (siehe oben) in der Madralesammlung f. 80 ff. der Titel de virginitate ('1 btolot') lautet.

Beriicksichtigt man auch jiingere Handschriften, so hat man fiir die syro-ortho- doxe Kirche leicht erreichbare Begribnisrituale in den Handschriften Berlin Sachau 214, Paris syr. 121 und 122. Leider ist Sachau 214 am Anfang defekt. Sachau 214 wurde vollendet am 10. 5. 1559 a.gr. = 1248 a.d.; Paris syr. 121 setzt der Ver- fasser des Katalogs der syrischen Handschriften der Franzasischen National- bibliothek H. Zotenberg ins 17., Paris syr. 122 ins 15. Jh. Paris syr. 122 enthilt im 1. Abschnitt fiir die Beerdigung von Geistlichen 23 Madra~e (und eine Sugita), im 2. Abschnitt fiir Minner 8 Madrale. Die Melodien sind fiir die neun ver- schiedenen Gottesdienstteile des 1. Abschnitts die folgenden Nummern nach Mardin:

I. 18, 31; 6, 14; 30, 7474; 5, 4; 2, 4x6, 26; 3, 16, 30; 29, 17, 30; 38, 13, 30; 46, 30, 12.

Fiir die drei anderen Abschnitte mit je nur fiinf Teilen, von denen der vierte keine Madrale besitzt, sind es die folgenden Melodien:

II. 18, 4; 30,1; 23, 17; -; 46, 12 III. 4, 33; 17, 30; 31; -; 46, 12 IV. 4, 47; 3, 7474; 21, 30; -; 46

Hier tritt also keine Melodie mehr im Metrum Md 48 auf. Anders ist es im

syro-assyrischen Beerdigungsgottesdienst. Hier ist Sinai syr. 256 eine gute, zentralmittelalterliche Handschrift. Sie gibt die Ordnung des beriihmten Oberen Klosters in Mossul wieder und ist 1552 nach der griechischen Ara, 638 nach der arabischen geschrieben, also (siehe meine Studie Die syrischen Hand- schriften des Sinai-Klosters, Herkunft und Schreiber, in: Ostkirchliche Studien 24 [1975], S. 302) zwischen 1. 9. 1240 und 11. 7.1241, genauer: im arabischen Monat Dsul-Kada, d.h. April/Mai 1241. Sie enth~ilt ihnlich dem Vat. syr. 92 die Madrale als geschlossenen Abschnitt nach den Qale, und zwar auf f. 143v-f. 157 35 Madra~e, wie der Kolophon richtig angibt: Stmo izdrs' ol'lh' lo(bh') 'min. fidr?" hms' otitin. Also:,,Es enden die Madrale und Gott Ehre Amen. Madrale fiinf und dreif~ig." Diese Madrale stehen in folgenden Vers- magen:

Md12 4x(57) : 1,2 47 4 x 5 : 5, 6, 9,11,12,13,15, 29, 35 46 5x5 : 7 - 4545 : 27, 25 (unregelmliig) 51 4x7 : 3,4,18,28,30,31,32,33,34 -7776 : 14 - 2x(53) : 8,21 48 3x(53) :20

2 x (444) : 17, 19, 22, 23, 26 4x(444) : 24 4 x 6 : 10, 16

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H. Husmann: Madraje und Seblata 129

Hier fillt zunichst allgemein der grote Unterschied zwischen der Metrik der beiden Riten auf: im syro-orthodoxen Rituale Paris syr. 122 ist die Hiufig- keit der benutzten Melodien die folgende: Md 1:1, 2:1, 3:2, 4:4, 5:1, 6:1, 12:3, 13:1,14:1,16:1, 17:3, 18:2, 21:1, 23:1, 26:1,

29:1, 30:8; 31:2, 33:1, 38:1, 46:4, 7474:2, 4x6:1

Durch ihre Hiufigkeit treten heraus Md 12 (4 x [57]), Md 17 mit dem kom- plizierten Strophenschema 2 x (466) 65 68 66 (m6glicherweise 2 x [466] + 6 x 6), Md 4, die au1erordentlich oft immer wieder benutzte Paradiesmelodie, Md 46 (5 x 5) und vor allem Md 30 (8989). Von diesen Metren erscheinen bezeichnender- weise Md 12, Md 17 und Md 30 in den bisher bekannten Werken der Beckschen Ausgabe iiberhaupt nicht. Md 12 und Md 30 sind aber schon im Vat. syr. 92 (siehe die Liste oben) belegt. Die iibrigen Versma1e verteilen sich gleichmlitig, - insgesamt sind es 23 Metren fiir 45 Madrale. Nicht vertreten sind demnach 31 der 54 Metren von Md. Entscheidend wichtig ist hierbei, dait die Normalmaie der Ba'oata und der Mimre, Balai = 4 x 5 = Md 47, Ephraem = 4 x 7 = Md 51 und Jakob = 2 x (444) nicht benutzt worden sind. Das ist gTinzlich anders im Fall des syro-assyrischen Rituals. Hier sind gerade umgekehrt diese drei Maf~e mit 9, 9 und 6 Fillen von 35 die mit weitem Abstand hiufigsten Metren.

Fiir die vorliegende Frage des Metrums Md 48 (3 x [53]) interessiert nun das Vorkommen dieses Ma1es bei dem Madrala Nr. 20. Die Oberschrift 'hrn' dii'

(,,ein anderer fiir die Frauen") steht noch gerade f. 151 unten. Vom Refrain schreibt die Handschrift f. 151v nur den Anfang

H.unaini mri h'n lhi', - den

ganzen Refrain findet man etwa in der neuen Ausgabe des Begriibnisrituals der assyrischen Kirche Siidindiens, Trichur 1960, S. 268, vor Nr. 4 der Madrale fiir die Frauen. Die zwei Strophen im Sinai syr. 256 sind 'o np'" port' und Bprdis' d'dn, und sie stehen im Rituale Trichur ebenda als Nr. 4. Aber 'o np"' port', Titelstrophe in Md, ist (siehe oben) die Anfangsstrophe des letzten Madrala von Jakob von Serug im Metrum Nbiot' Sinai syr. 10, f. 79v, - die 2. Strophe von Sinai syr. 256 findet sich dort nicht. Dann ist geradezu sicher, da8 'o np'" port' von Jakob von Serug stammt, und es ist wahrscheinlich, dat Bprdis' d'dn noch wieder jiinger ist. Jedenfalls sind hier also keine alten echten Strophen Ephraems iiberliefert. Die Melodie heiit in Trichur

H.on min und die

ganze Strophe steht als Titelstrophe (Res qald), aber nicht als 1. Strophe, son- dern als Refrain, im vorangehenden Frauenmadrala Nr. 3. Diese fiir die syro- assyrische Oberlieferung typische Erscheinung, Anfangsstrophen, die Titelstro- phen sind, als Refrains fiir Nachdichtungen, ,Kontrafakta", zu benutzten, sei hier nur registriert. Sie ihnelt dem byzantinischen Verfahren, bei den Kontrafakta von Kanones die Titelstrophe voll an den Anfang zu setzen, - man vergleiche meine entsprechende Darstellung in 4. Zum Ursprung der Kontrafaktur, in: Stro- phenbau und Kontrafakturtechnik der Stichera, in: AfMw 29 (1972), S. 231-233.

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130 H. Husmann: Madraje und Seblata

4. Die Madrale der antiochenischen und chaldiischen Brevierausgaben

Um einen Oberblick iiber die Tradierung der Madrale oder wenigstens ihrer Melodien zu erhalten, benutze ich das siebenblindige Breviarium iuxta ritum ecclesiae antiochenae syrorum, Mossul 1886-1896, fiir den syro-orthodoxen bzw. -unierten Ritus und das dreibindige Breviarium iuxta ritum syrorum orientalium id est chaldaeorum, herausgegeben von P. Bedjan, Rom 1886, Neudruck 1938, fiir die syro-assyrische bzw. -chaldtiische Liturgie. An Hand meiner Listen kann man dann fiir jede Melodie durch Nachpriifen der Strophen an den angegebenen Stellen feststellen, welche echten Ephraemstrophen sich erhalten haben. Das fiihre ich unten bei den Seblata von Paris syr. 149 fiir zwei Beispiele und fiir die Seblata der Mardiner Ausgabe durch, - hier betrachte ich nur die Mustermelodien, was auch schon grundlegende Resultate ergibt. Fiir das antiochenische Festbrevier ziehe man immer A. Baumstarks grundlegendes Buch Festbrevier und Kirchen-

jahr der syrischen Jakobiten = Studien zur Geschichte und Kultur des Alter- tums, III, Heft 3-5, Paderborn 1910, fiir alle Fragen heran. Beide Brevierausgaben beruhen auf guten mittelalterlichen Handschriften oder guten Abschriften von

solchen (Bedjans Handschriften sind von der Berliner Staatsbibliothek, jetzt Staatsbibliothek Preul~ischer Kulturbesitz, erworben worden) und stellen hervor- ragende wissenschaftliche Leistungen dar, die noch auf lange Zeit grundlegend bleiben werden.

Fiir das antiochenische Festbrevier sieht die Melodieliste, wieder in der Reihen-

folge der Seblata des Mardiner Belt Gaza geordnet, dann folgendermalen aus, -

Rql = Risql'i (Titelstrophe).

Md I Hanao iarha I, 139, 180, 285; II, 11, 88, 120, 184, 247, 276 (Rql), 520; III, 40, 198, 261, 336, 429, 586; IV, 82, 210, 416 (1. Strophe Mno spq Immilo), 775, 796, 869; V, 27, 334, 396, 475; VI, 92, 125, 247, 287, 466, 614; VII, 205, 326, 377, 444, 469

Md 2 Aba ktab hoi egarta II, 67, 89 (Rql), 109 (zweimal), 130, 131, 209, 519; III, 10, 433; IV, 53, 107, 439, 643, 684, 741, 871 (Rql); V, 289; VI, 390, 404, 587; VII, 145, 385

Md 3 Qum Polos und'lh' brbmohi I, 205, 225, 263, 288; II, 12 (1. Strophe'sq mri lS'ql'), 36, 268, 333, 386; III, 128, 169, 276; IV, 212, 229, 322, 495, 683; V, 34, 99, 204, 270, 397, 435; VI, 140, 331, 404, 482, 526; VII, 128, 142, 157, 285, 405, 428, 447

Md 4 Pardaisa I, 181, 239, 265, 289; II, 11, 89,188, 205, 265, 286; III, 32, 41,170,199, 310, 332, 365, 432; IV, 26, 133, 214, 389 (Titel Bho nisn rb', 4. Strophe S. 286), 416, 590, 600, 714, 802, 870; V, 335, 364, 379, 455; VI, 110, 141, 191, 219, 267, 335, 374, 391, 438, 497, 530, 638; VII, 93,161,174, 242, 275, 288, 308, 331, 385, 409, 426, 448, 502

Md 5 Kalat malkIi I, 137, 236, 259; II, 97 (Rql), 64, 93, 141, 205, 333; III, 162, 232, 331; IV, 22, 419, 687, 802, 874; V, 398, 417, 471; VI, 215, 246 (= I, 137), 421, 548, 566, 615, 636; VII, 241, 379, 425, 501

Md 6 Tobiki aprat I, 228, 289; II, 42, 93, 489 (4. Strophe Rql), 524, 547; III, 14, 38, 309; IV, 25, 255, 803, 849; V, 294, 474; VI, 128, 167, 217, 582, 637; VII, 89, 330, 384, 445, 477

Md 7 Etqafalo hoao jalude und Manu kai kad maiuta hu I, 140, 144, 237, 260; II, 16, 476 (Manu Rql), 544 (Etqatalo Rql), 570; III, 37, 164, 205, 304, 429; IV, 189, 282, 319, 613, 801; VI, 92, 108, 144, 167, 266, 414, 564; VII, 177, 258, 380,479

Md 8 Maodidne I, 179, 284; II, 64, 166; III, 303; IV, 797; V, 434; VI, 164, 422, 635; VII, 144

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H. Husmann: Madraie und Seblata 131

Md 9 Iaomak lak dame und Ha qtil I, 166, 168, 229; II, 225, 481 (laomak Rql); III, 274, 359; IV, 211, 242; V, 44 (Ha qtil Rql), 95, 127, 158, 399, 434, 453, 473; VI, 143, 210, 218, 286, 465, 482; VII, 127, 201, 326, 354, 408, 429, 475

Md 10 Saba nsiha VI, 419 Md 11 Ao bar

h.aid V, 473; VI, 107, 162; VII, 270

Md 12 Ao 'umra dzabna III, 198 Md 13 Epne dein o'eita'e I, 167, 169, 176; II, 154, 543; IV, 346; V, 416; VI, 190,

407; VII, 176, 239, 356 Md 14 Iaona tlitd IV, 496; VI, 187; VII, 93 Md 15 BtuIts bart Daoid und Urhai bart 'aminme II, 386, 521 (Urhai Rql); III, 40;

V, 364; VI, 112; VII, 403 Md 16 Aodao 'ammine II, 283; IV, 159, 586; 629; V, 382, 415; VII, 110, 158 Md 17 Nsab baruid VI, 334; VII, 109, 160, 225 Md 18 Tubaohi linen dazka und Adam yt.a II, 155, 208, 251, III, 31 (Adami Rql), 206

(5. Strophe Adim Rql); III, 363; IV, 321; V, 454; VI, 467; VII, 223, 471 Md 19 Lkenii eldaid I, 285; II, 480 (Rql), 566; III, 39, 206, 272, 364; IV, 21, 524, 587,

798, 845; V, 124, 339, 380; VI, 172, 261, 291, 609; VII, 141, 173, 224, 259, 273 Md 21 Hi malkuta I, 233; III, 168 (Rql); IV, 52, 756; V, 338; VI, 88; VII, 256 Md 22 Mlih' omegha I, 166, 171, 235; III, 231, 265 (Rql); V, 414; VI, 191, 209; VII,

342, 470 Md 23 Ao tagire und Sleq lasliba III, 232; IV, 269, 324,*417; V, 245, 259 (Sleq Rql),

381; VI, 188, 291, 434, 449; VII, 499 Md 26 Ahai baktabe IV, 421, 701, 768; V, 212 (Rql); VI, 530; VII, 90, 238 Md 29 Ruzba bDaoid zemrat host V, 28, 362; VI, 128 Md 30 Hablan mdran III, 82; IV, 776; VI, 465; VII, 406 Md 32 Dalat

rui.a men raoma II, 444; III, 266 (Rql); VI, 211, 332, 437, 550, 610; VII,

126, 287 Md 33 Ainao dnagira I, 260; IV, 844; V, 45; VI, 418 Md 35 Ao bar haia dglao razmaohi IV, 468 Md 38 Ganbdre I, 178, 199, 201; VI, 450 Md 39 Alqlet Idukiata VI, 452 Md 42 Apes ii mniri II, 142, 268, 486 (Rql); III, 359; VII, 112, 200, 378 Md 43 Ialda d'eldi II, 42, 229, 488 (4. Strophe Rql); 255 Md 45 'al ialdeh dbukra I, 179; II, 187; V, 436; VI, 435; 270, 284, 474 Md 46 IJuto ahai rjime II, 43, 167; III, 235; IV, 191 (Sugita), 375; V, 453; VI, 211; VII, 222 Md47 Ett'iro Uihre zmaro II, 184, 248; III, 32, 304; IV, 550, 687; V, 195 (Rql), 362;

VI, 388, 453; VII, 113, 129, 476 Md 48 Ao napi~ surtJ III, 273; IV, 658 (Rql); VI, 406, 525 Md 51 Bhan~ni iaomla hadi mari II, 16, 251, 479 (Rql); VI, 287 (Refrain Re~qala), 336 Md 53 Ao

gnnan III, 106

Das ist eine Reichhaltigkeit von 37 Melodien, auf die die Madra~e der laufen- den Feste bzw. Trauerzeiten des Kirchenjahres gesungen werden. Von den 54 Melodien des Beit Gaza sind also zwei Drittel (genau 68,5 O/o) noch in stlindigem Gebrauch, - ein Drittel dagegen ist untergegangen. In der Tat kennen die

Stinger auch nicht mehr alle Madralemelodien des Beit Gaza. So lie1B Diakon Asmar (iiber seine Qale vergleiche man oben) die Melodien fiir Md 36 und 37 aus, die beide in der obigen Liste fehlen. Sein Bruder, Erzbischof Kyrill Jakobos, nach dessen Vortrag ich die Melodien des Wochenbreviers verbffentlichte (siehe oben), be- herrschte dagegen sehr viel weniger Madrage, - schliet1lich war sein Bruder

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132 H. Husmann: Madraje und Seblata

Asmar der offizielle Gesanglehrer der syro-orthodoxen Kirche, der sein Reper- toire stindig neu iibte, wiihrend der Erzbischof keine Melodien trainierte, die er nie brauchte. Bei ihm fielen die folgenden Stiicke aus: Md 10, 11, 17, 24, 25, 34, 35, 36, 38, 40, 41, 43, 44, 50 und 52. Von ihnen werden Md 11, 24, 25, 34, 36, 40, 41, 44, 50 und 52 iiberhaupt nicht benutzt, Md 10 und Md 35 kommen im ganzen Kirchenjahr nur ein einziges Mal vor und die anderen treten nur wenige Male (Md 17:4; 38:4; 43: 4mal) auf. Man muB bedenken, daR man anstelle von Spezialstiicken auch auf Communestiicke zuriickgreifen kann.

Fragt man nach dem Alter der Metren, so findet man in der Ausgabe E. Becks die folgenden:

Md 1-11, 13, 14, 16, 18-20, 22, 26-29, 32-34, 36, 38, 43-47, 51 sowie 4 x 6, 7474, 5 x 4, 12 x 4 (= 6 x 8).

Durch den Metriktraktat des Sinai syr. 10 sind als echt sicher bezeugt: Md 1, 3-11, 13, 14, 16, 18-22, 26-30, 32, 33, 36, 38, 43-48 sowie 4 x 6,

7474, 10 10 8 8 8, 5 x 4, 12 x 4, 554; dazu kommt de ecclesia Md 51.

Es sind also spliter als Ephraem die Schemata (und sicher damit die Melo- dien) fiir:

Md 2, 12, 15, 17, 23, 24, 25, 31, 37, 39-42, 49, 50, 52, 53.

Daher sind aus dem Madralerepertoire des syro-orthodoxen (und unierten) Breviers von Ephraem die Melodien:

Md 1, 3-11, 13, 14, 16, 18, 19, 21, 22, 26, 29, 30, 32, 33, 38, 43, 45-48, 51.

Es sind jiinger als Ephraem dagegen: Md 2, 12, 15, 17, 23, 35, 39, 40, 41, 42, 53.

Von den Melodien Ephraems sind verlorengegangen: Md 20, 27, 28, 34, 36, 44 und die nicht im Beit Gaza vorkommenden.

Von den jiingeren Melodien sind verlorengegangen: Md 24, 25, 31, 37, 40, 41, 49, 50, 52.

Demgegeniiber ist die vbllig andere Melodienverteilung im chaldliischen Brevier nach P. Bedjans Ausgabe die folgende, wobei die Metren hiufig andere Namen tragen als im syro-orthodox-unierten Brevier.

Ich habe zur Vereinfachung nur die Einzelstellen in Band 1 und 2 aufgefiihrt, da Band 3 keine neuen Metren mehr bringt. Md 1 Hanao iarha I, 69 (Rql); = nat 5, Strophe 1, 2,3

L'emaic maran I, 315 (Rql); = nat 11, Strophe 1, 2, 3; I, 365 (Rql); II, 604 (Rql) laldeh dmaran I, 539 (Rql Ialdeh dabra nat 7, Strophe 1)

Md 2 Tahra saqlani II, 380 (Rql) Md 4 Raomeh dmdrekul I, 58, 129, 158, 337 (Rql; Strophen: eccl. 21, 3; nisibis 3, 2;

fide 45, 8), 410; II, 196, 351, 436, 546, 575, 588 Ifidata ma'o I, 78

Md 5 L' rba 'penian I, 121, 458 (Rql), 521; II, 504 Zalo laqrita I, 338 (Rqi II, 322) Tehra raba II, 322 (Rql I, 338)

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Md 7 Manu kai kad maiutJ I, 88 (Rql; Strophen: nat 23, 1, 2, 3), 109, 242, 292, 380, 487; II, 533

Md 9 Hc q.til bMesrein II, 339 (Rql; Strophen je [4 x 9]: azym 3, 1-4, 6, 7 [je 2 x 9]; 9 = 5 + 4) Emrah d' lIha' II, 345 (Rql; Strophen 1-3: azym 5, 1-6)

Md 22 meneh oleh = ,,fiir sich allein" (entsprechend griech. idiomelon) I, 149, 410 Enhu dabritan sania I, 225 (Rql); II, 277 (Rql) Baslot ke'ne I, 302; II, 237, 562; als Refrain I, 225; II, 277 Bhanin iaomR I, 390, 472; II, 155 Hand iaoma qadiid II, 58 Ao kma marir II, 384 (Rql)

Md 26 Abai baktaibe hadet II, 368 (Rql) Md 33 Sliba smah I, 98, 139, 251, 275, 501, 521

Gensa' dmainte II, 116 Md 46 Etd loitan bbubeh II, 334 (Rql; Strophen de virginitate 8, 1-3) Md 47 Aba

b.ubeh sba II, 360 (Rql); mein Stinger, Msgr. E. B6d6, erliutert, daB der Text

nicht von Ephraem stammt (er steht tatsichlich auch nicht in E. Becks Ausgabe), sondern etwa aus dem 8. Jh.

- Brik dabtaibu 4 x 12 (12 = 4 + 4 + 4), das VersmaB Jakobs von Serug: I, 260 - Ett'iro Abrdham 5455 mit starken Varianten: II, 362

Madrale der drei Tage der Ninive-Bitten (im Anhang des 1. Bandes des Chaldiischen Breviers):

Montag: Md 33 Ainao dnagira I, 420* (Rql) Md 22 En qareiton babnagta I, 426* (Rql)

Ap hu rugzd I, 432* (Rql) Laku qtre bataia I, 436* (Rql)

Dienstag: Md 22 alle vier Madrale: S. 444", 459", 466* Mittwoch:

der erste 6 x 12, Nr. 2-6 4 x 12 (12 = 4 + 4 - 4), Nr. 7 Md 22 Melodiebezeichnung bei Dienstag Nr. 3/4: Briku dam'ir, bei Mittwoch Nr. 2: Brik

dabtaibu, Nr. 3: Subha Irahmaik, Nr. 4: Ptab lan miran, Nr. 5: Brik hdo q~ld, Nr. 6: 'edt' pui leki, Nr. 7: Briku

mih.' d'ta.

Am Schlu1S der Feier steht der Madras'i dburkafti (I,493*;,der Segnungen") mit dem der Litanei entnommenen Ba'einan mencik . . . (,,Wir rufen zu Dir" . . .) und dem singuliren Strophenschema 7 x10, 7. Die Strophen heiBen bite (so nor- mal fiir ,Strophe", wirtlich ,Haus" wie griech. oikos) oder tar'e (,Tiir"), - vgl. dazu meine Studie Hymnus und Troparion, in: Jahrbuch des Staatl. Forschungs- instituts fiir Musikforschung Preuf3ischer Kulturbesitz Berlin 1971, Berlin 1972, S. 7-86, vor allem S. 76/77.

Vergleicht man wieder die Repertoire der beiden Kirchen, so zeigt sich das- selbe Verhalten wie schon beim Vergleich der Totenmadrage: das syro-antio- chenische Brevier bevorzugt bei weitem komplizierte Rhythmen der Formen Md 1-7, 9 und 19, wobei Md 2 im Gegensatz zu den anderen nicht von Ephraem stammt, sondern vielleicht von Jakob von Serug, - man vgl. dazu E. Becks Ober- legungen im Vorwort zum Obersetzungsband von de nativitate, S. XI/XII. Weit danach an Hiufigkeit steht neben anderen Md 47 (13 mal), das Metrum Balais 4 x 5 und hiernach wieder trifft man erst Md 45 (7mal; 11 x 5) und Md 46 (8mal;

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134 H. Husmann: Madraie und Seblata

5 x 5) und Ephraems MaB 4 x 7 (Md 51) erscheint nur 5mal, seine Verdoppelung 8 x 7 (Md 22) 10mal. Jakobs Metrum fehlt ganz.

Demgegeniiber ist im chaldiischen Brevier Md 22 sehr hiufig (15x). Jakobs Metrum erscheint verdoppelt als 4x12 sechsmal, verdreifacht als 6 x12 einmal. Balais MaB Md 47 begegnet nur einmal. Von den komplizierten Maien spielt die Paradiesmelodie die bedeutendste Rolle, - in den Biinden I und 2 tritt sie bereits zwalfmal auf. Hinter ihr stehen Md 7 (10x 7) und Md 33 (5 x 5), mit Ephraems und Balais Metrum verwandt, mit je sieben Plitzen.

Hier ist noch einmal auf die zwei Madralegruppen des Vat. syr. 93 zuriick- zukommen. Die erste Gruppe (siehe oben) wiederholt sieben Madrale des Vat. syr. 92 und fiigt vier weitere hinzu. Die MaBe sind Md 3 (Nr. 1), Md 30 (Nr. 2), Md 47 (Balai; Nr. 3/4), Md 46 (5 x 5; Nr. 5-8) und Md 51 (Ephraem; Nr. 9-11). Offenbar ist die zweite Gruppe als metrische Erginzung dieser ersten gedacht, da alle ihre neun Madrale im jakobitischen Metrum 2 x12 gedichtet sind. Es ist deutlich, wie hier mit zwei balaiischen, drei ephraemischen und neun jako- bitischen Madrale in Parallele zur syro-assyrischen Entwicklung die stereotypen Maie vor den spezifischen in den Vordergrund treten. Dariiberhinaus begegnen hier aber nicht nur die MaBe, sondern auch einige Texte des assyrischen Reper- toires: 2. Gruppe Nr. 2 L~k teibohti mahe mite = Trichur S. 247; Nr. 3 Brik dabtaibu = Trichur S. 277, w~ihrend bei Mgiha ddabrak (Trichur S. 207 bzw. 297) und Brik dabqaleh mite [qimin Nr. 7 bzw. [metnahmin Nr. 9 (Trichur S. 286) nur die Anfangsworte iibereinstimmen.

Demgegeniiber findet man die Texte bzw. Titel der mit dem Vat. syr. 92 gemeinsamen Stiicke zum Tell wieder in den syro-orthodoxen Handschriften Sachau 214, Paris syr. 121 und 122: 1. Gruppe Nr. 2, 4, 7 (aus Carmina Nisibena). So sieht man an den beiden Madralegruppierungen des Vat. syr. 93 deutlich, wie die West und Ost der syrischen Welt differenzierende Entwicklung nach kompli- zierten charakteristischen Melodien einerseits, rezitativischen Formeln der drei

Normalvortragsmelodien andererseits im 9. Jh. bereits vollzogen war. So zusammengeschrumpft auch das Melodienrepertoire der syro-assyrischen

Kirchenmusik sein mag, mit den Melodien Md 1, 2, 4, 5, 7, 9, 22, 26, 33, 46, 47

enthilt es doch immerhin noch elf der 54 syro-orthodoxen Melodien und diese elf Melodien geben Gelegenheit, westliche und 5stliche Oberlieferung miteinander zu vergleichen. Je linger in miindlicher Tradierung die Zeit zuriickliegt, in der sich die Traditionen trennten - und dies war im Syrischen, wie gerade dargelegt, im 9. Jh. bereits der Fall -, um so starker sind die Varianten, die die Melodien nunmehr aufweisen. Es w~ire aussichtslos, wollten wir Ephraems Madralemelo- dien heute noch wohlkonserviert und unverindert in der miindlichen Oberliefe-

rung der syrischen Kirchenmusik wiederfinden. Aber es ist wohl angebracht zu sehen, wie weit wir iiberhaupt unter den Verschiedenheiten eine urspriing- liche Melodie annehmen k5nnen, oder ob, wie es z. B. bei den Kontakien der Fall ist (siehe oben), urspriinglich einfachere Melodien spiter durch neue kunst- vollere ersetzt wurden. Es ist auch hier nicht verwunderlich, wenn sich heraus-

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H. Husmann: Madraie und Seblata 135

stellt, dat es auch im Syrischen beides gibt, variierendes Tradieren einer Melodie und Ersatz ilterer Melodien durch neue aus bestimmten isthetischen Griinden.

Ich wihle als Beispiel das ephraemsche MaB. Da es das Hauptmetrum der poe- tischen Predigt, des Mimr• war, erhilt man zugleich eine Vorstellung, wie eine orientalische fortlaufende Dichtung im Mittelalter gesungen wurde (denn heute werden die Mimre, soweit ich feststellen konnte, im vorderen Orient iiberhaupt nicht mehr ausgefiihrt), und damit kann man vielleicht ahnen, wie ein mittel- alterliches Epos - etwa ein kurzes religibses wie das so oft traitierte und maltrai- tierte Eulalialied - wohl geklungen haben mag. Wenn das Normalschema 4x 7 (Md 51) im Syro-assyrischen auch nicht vorhanden ist, so ist doch - siehe oben - seine Verdoppelung 8x7 (Md 22) das beliebteste Versmaf iiberhaupt (neben Md 4). Dabei ist 4 x 7 selbst auch schon wieder eine Verdoppelung aus zwei ,Lang- zeilen" (7 + 7) + (7 + 7). So geniigt es fiir unsere Melodienbeispiele in diesem Falle durchaus, sich auf einen Doppelvers 77 zu beschrinken. Ich gebe zunichst die 1. Doppelzeile des Refrains von Baslot ke'ne, im chaldiischen Brevier Band I, S. 225, gesungen von meinem chaldliischen Haupts'inger, Msgr. E. B6d6, erst Chorbischof in Beirut, jetzt Patriarchalvikar in Kairo, nach dessen Vortrag ich schon das chaldiische Wochenbrevier als Die Melodien des chaldiiischen Bre- viers - Commune = Orientalia Christiana Analecta, vol. 178, Rom 1967, her- ausgegeben habe, siehe Notenbeispiel 1 (S. 149).

Msgr. B~dd ist einer der grofen Starsinger des christlichen Orients mit einem schijnen Tenor, einem fast unfehlbaren Gedichtnis von Hunderten von Melo- dien, absolutem Tonbewuitsein und - last not least - feiner theologischer westlicher Schulung (in Paris). Seiner hervorragenden Technik entsprechend ver- ziert ist auch die Melodie in dem wiedergegebenen Beispiel; denn der Madraga ist heute (siehe oben) Sologesang und der Shinger verziert, so virtuos er es kann. Als B~db dieses Stiick sang, war gerade Exz. Bischof Gabriel aus Kerkuk zu Besuch in Kairo und er - wesentlich einfacher, aber immer noch gesanglich und musikalisch sehr hochstehend - tat mir den Gefallen, auch eine Strophe zu singen (bei welch feierlicher Gelegenheit die ersten drei Noten dann leider nicht mit aufs Band kamen, so da8 ich hier die zweite Doppelzeile w~ihle, - die Zeilen sind bei orientalischen Singern und auch bei Bischof Gabriel am Anfang oft verschieden), siehe Notenbeispiel 2.

In Chicago besuchte ich 5fter die orthodoxe assyrische Gemeinde, und ihr Priester, A. De'baz, sang dieselbe Melodie folgendermaien, siehe Noten- beispiel 3.

Die melodischen Varianten gegeniiber E. BbdC sind sehr gering, wenn man von den Verzierungen absieht. Dazu mag mit beigetragen haben, daB E. Bidb, um die Melodien miglichst original zu lernen, in seiner Jugend in den Bergen nardlich Mossul orthodoxe Singer besucht hatte, um ihre Melodieform zu lernen - tats~ichlich singt er viele Melodien in doppelter Fassung (siehe oben), nach Mossul (Stadt) und nach Alqosh (Gebirge), wo er geboren ist.

In der syro-orthodoxen Tradition sieht die Melodie folgenderma1~en aus (siehe Notenbeispiel 4), gesungen von Diakon Asmar (siehe oben schon mehrmals).

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136 H. Husmann: Madraje und Seblata

Melodisch sind assyrisch-chaldiische und syro-orthodoxe Fassung so weit iiber- einstimmend, dalB man unbedingt von einer gemeinsamen, dahinterstehenden Idealform sprechen kann. Dagegen hat sich die Harmonik starker verschoben. Der engeren assyrisch-chaldiischen Form

cis' d e f steht die etwas weitere Asmars gegeniiber:

c des e f. Die assyrische Form mit dem um einen Viertelton verminderten cis' ist die

Leiter eines ausgesprochen typisch arabischen Maqam, des Saba, mit den ara- bischen Dreivierteltbnen. Aber auch Asmars Form ist orientalisch: es sind die Maqamen Hijaz und Hijazkar, fiir die diese Quart kennzeichnend ist, die wir als ,Zigeunertonleiter" popular bezeichnen. Derartigen harmonischen Verschiebun- gen begegnet man in orientalischer Musik oft - am verbreitetsten ist die tiirkische Diatonisierung der arabischen Dreivierteltonintervalle.

Zur arabischen Formulierung der christlichen orientalischen Harmonik vgl. man fiir das Chaldiische meine Studien Die Tonarten der chaldifischen Breviergesiinge, in: Orient. Christ. Periodica 35 (1969), S. 215-248, und Arabische Maqamen in ostsyrischer Kir- chenmusik, in: Musik als Gestalt und Erlebnis - Festschrift Walter Graf, Wien 1970, S. 102-108, fiir das Syro-orthodoxe Eine Konkordanztabelle syrischer Kirchentine und arabischer Maqamen in einem syrischen Musiknotizbuch, in: Symposium syriacum 1972 =Orient. Christ. Analecta vol. 197, Rom 1974, S. 371-385.

Die Melodie des jakobitischen Metrums existiert aber noch in einer weiteren Form, die man hier vergleichen kann. Die Orientalen wissen sehr genau, von welchen Metren ihnen die originalen Melodien verlorengegangen sind. In die- sen Fillen singen sie eine rezitativische Ersatzmelodie. Bei den assyrischen Qale nennt man diese Ersatzmelodie

h.ima' oder plitt', ,einfach", also unserem ,tonus

simplex" entsprechend. Ein solcher Fall liegt z. B. im 5. ~uhlapa (,Variation") des 1. Qala vor und Msgr. E. Bid6 sang die 1. Strophe folgendermaBen, wobei der

Strophe 5 6 7 6 7 6 der (kursiv gedruckte) einleitende Psalmvers (petga'm) vor- ausgeht - siehe Notenbeispiel 5.

Das sieht bei dem orthodoxen A. De'baz, Chicago, so aus - siehe Noten-

beispiel 6. Hier springen die gral3eren melodischen Varianten ins Auge, aber wieder

handelt es sich vor allem bei E. B6dds Fassung um dieselbe Melodie, so daQ man

sagen darf, daQ die Melodie des Metrums Jakobs von Serug im Chaldliischen zugleich als Ersatzmelodie verwendet wird, wo eine spezifische Originalmelodie verlorenging. DaB die Melodie ,simplex" heilt, ist nun auch verstindlich, han- delt es sich doch umrn die Vortragsmelodie der poetischen Mimre im siebensilbigen MaQ. Harmonisch steht dem chaldiischen cis' d e f nun ein ganz diatonisches c d e f von De'baz gegeniiber, das zu dem Hijaz c des e f von Asmar verbindend

heriiberleitet. Interessant ist zu verfolgen, wie man die einfache Melodie bearbei- tet hat, um die sehr viel lingere Strophe damit zu versorgen. Die zwei Teile von 7 7 stehen iiber der 1. und 3. Langzeile der Strophe (5 6 bzw. 7 5), wobei am An-

fang solange auf f deklamiert wird, bis die melodische Phrase fiir die letzten Silben erreicht ist. Fiir den einleitenden Psalmvers hat man, wie es die Regel ist,

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H. Husmann: Madraie und Seblata 137

die Melodie der ersten Zeilenhilfte vorausgenommen, - das liift erkennen, wie ungef~ihr im Lateinischen die Psalmodieformeln entstanden sein kinnen. Fiir die mittlere Strophenzeile ist wieder dieselbe Zeile genommen worden, erweitert um einen HalbschluQ auf f, der dem GanzschluQ auf cis' entspricht.

II. Die Seblata

1. Die Melodietitel Ephraems nach E. Becks Ausgabe

Zwar hat E. Beck schon zu den Melodietiteln Ephraems die vollen Strophen gesucht und sie zumeist in den Werken Ephraems selbst gefunden - was bedeutet, da1 Ephraem nur eigene Metra und Melodien als Vorbilder fiir Nachdichtungen verwendet hat -, aber es bleibt noch jibrig, sie zu ordnen und, dem Unterfangen dieser Studie entsprechend, mit den Seblata in Verbindung zu setzen, mit deren Namen sie heute zitiert werden. Dann treten, nach Seblata geordnet, folgende Melodietitel in den alten Handschriften und in den jiingeren, die E. Beck zur Komplettierung herangezogen hat, auf.

Es kommt nach dem Titel zuerst der Platz der vollen Strophe, meist in merkwiirdiger Weise sich iiberkreuzend mit der Anfangsstrophe eines Madrala mit anderem Titel, der seinerseits die Anfangsstrophe des Madrala bildet, der die erste Zeile der Anfangsstrophe des ersten Madrala als Titel trigt. Von ,Titelstrophe" spreche ich nur, wenn die erste Zeile einer Anfangsstrophe als Titel dariiber steht. Nach dem Strophennachweis folgen die Stellen, an denen der Titel auftritt. Die Reihenfolge dieser Stellen ist nicht die der Ausgabe E. Becks, sondern die originale Anordnung nach dem Sinai syr. 10. Wo eine Anfangsstrophe angegeben ist ohne weitere Stellen, trigt sie einen indifferenten Titel, br qlh,

~o.lp qi' o. ii.

Md I Hno irh', Anfang nat 5; ieiun app(endix) 1 aus add. 14512, eccl 38-42, haer 46 Mno spq Immllo, Anfang eccl 38; nat 5-20, fide 81-87 (,,'l mrgnit'"), haer 41-44

Md 2 'b' ktb ho' 'grt'; nat sugita 1 und 3 add. 14506 Btolt' nkpt nkpt' Anfang nat sugita 3; ieiun app 2 add. 14512

Md 3 'lh' brhmohi rhn onht Anfang epi 8; epi 8 add. 14520 'lh' brhmohi b'itot' Anfang fide 27; 'lh' brbmohi Imiot' Anfang fide 29; epi 8 add. 14506 'lh' brbmohi ieiun 7-10, cruc 1, eccl 12 und 52, fide 26-30 und 79

Md 4 Din' disbt'; eccl 28, haer 1-10 und 52, paradiso Bi'o brtholkn', Anfang parad 7; nat 3, nisib 2, 3, 43-49, fide 31, 39-48 'stmko '1 qoit', Anfang eccl app. parad ed. E. Beck, de paradiso, Text S. 67-70, add. 14571, - vgl. dazu E. Beck, contra haereses, S. XV; contra Jul 1-4 Prdis'; ieiun app 4 add. 14512, eccl 21, parad add. 17141

Md 5 Klt mlk'; cruc 4-6, nisib 34, virg 1-3 Md 6 Tobiki 'prt; nat 25 und 28 add. 14506 Md 7 Bk mri mtpsh; nat 23, 24

'tqtlo hoo il6id', Anfang nat 24; cruc 2, resurr 2, 3, nisib 17-21, haer 22-24 und 48

Md 8 'lh' dr.mtonihi;

epi 13, nisib 15, 16, eccl 45 Md 9 'tknjo n'bd birb nisn etwas abweichend Anfang azym 13; nat 4, azym 3-21 Md 10 Dirn ttknS; Jul Saba 1-4 Md 11 'o br lii' oder 'o brb'r'; nat 27, zu erginzen in resurr 1, fide 36-38

Ho' nahr' 'ik kroz', Anfang nat 27; epi 12 Anm. 'o br hi' ist nich t gleich 'o br hi' Md 35;

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Page 27: Madraše und Seblata, Repertoireuntersuchungen zu den Hymnen Ephraems des Syrers

138 H. Husmann: Madraje und Seblata

Md 13 'pth pomi b'id't'; nisib 1, eccl 7-9, 11, 22, virg 4-7, haer 37 Md 14 Bk ho mri mt sp 'n'; eccl I

'lh' d'tqrt lh; eccl I add. 14506 Md 16 'rim qli o'q"; nat 22

'odo 'iizm' l"d', Anfang nat 22; siehe Th. J. Lamy IV, 490 bei E. Beck, Vorwort zu de nativitate, S. XXI 'mtr mri Itr'iti, Anfang eccl 14; vgl. Md 46

Md 18 'zmr 'n ho dslit, Anfang epi 15; epi 10, virg. 12 'dinm .t' oqn', Anfang epi 10; eccl 15 add 14506 'o #mo" dqogft'; eccl 15-20

Md 19 [L]kn~' 'li', Anfang nat 2; cruc 7, virg 32-37 Htn' dnrr'; nat 2 add. 14506

Md 20 'o tlmidi; eccl 26, 27, 31-34, fide 34, 35, haer 11, 27, 28, 45, 47 Md 22 Msib'

onim.', Anfang Refrain und 1. Strophe epi 3;

'o ihob' dpo~nn', Anfang eccl 23; nisib 51 Sobb' Imrhin dbrit'; eccl 23-25

Md 25 [B]lUlrhi dbit nahrin; ieiun app 3 add. 14512 Md 26 Titel unlesbar; virg 39, 40 Md 27 'nt mri 'ktbth, Anfang fide 10; ieiun 6 add. 14571, nisib 50, eccl 29, 30

'izgd' hdi'; fide 10-25 'izgd' hdi' ist auch Titel von nisib 69, 70 mit dem von Md 27 (5 7 5 6 8 4 5 Md) ganz abweichenden Metrum 4 x 6

Md 28 'o Johnn, Anfang epi 9; Md 29 Hi Hbil oqtil Qin; nisib 71-73 Md 32 Thr' 'min mri kl dsblt; epi 6, 7, nisib 13, 14, fide 1 Md 33 'ino dngir' ro!zh, Anfang eccl 2; azym 1, 2, eccl 2-5, fide 32, 33

'nk hnig'it; nisib 5-7, virg 11, haer 29 Mlk' imin' lin jgijoth; nisib 25-33

Md 34 h.rh

dBrDisn; fide 49-65, haer 14, 49-51, 53-56 Md 36 Hno nisn briko; ieiun 1-5

Hno som' dbokr', Anfang ieiun 1; resurr 4-5 '0ot (Fortsetzung nicht lesbar); eccl 51 '4;i o 'bhi obni iolpni, Anfang haer 17; virg 51, 52, haer 17-21

Md 38 Qrn' olpir'; nisib 35-42 Giib'; nisib 35 add. 14572 am Rand

Md 43 'lhotk mri 'thrtni; haer 25, 26 Md 44 Qdmit' gnt', Anfang nat 26; haer 30-36 Md 45 'Ip 'lpin, Anfang fide 4; nat 21

'l ildh dbokr', Anfang nat 21; fide 4-9 Dbl 'n' d'mr Jobh'; virg 31

Md 46 't' lotn bbobh; epi 4 add. 14506 und 14520 't' lotn

b.obh erscheint als Titel bei eccl 14 mit dem Anfang 'mtr mri Itr'iti, das

aber zu Md 16 gehbrt (siehe unten bei Paris syr. 147). kioto 'ii

rsim', Anfang epi 4 (die Verse 18-25 stammen aus de virg 8-10, siehe

gleich); Knt' d'olsni; nisib 4, 8-12 Mno dl' ngrg; nisib 4 add. 14506 und 17141 'o mri bgnik; nisib 74-77 'tir' br'zh; virg 8-11 (hieraus epi 4, V. 18-25)

Md 47'~i zmro obh.';

nat sugita 6 L' ornIlm mrn; eccl 13 [Ionn Sinai syr. 10] Titel unlesbar; virg 42-50

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H. Husmann: Madrale und Seblata 139

Md 51 Hno iom', Anfang nat 1; eccl 6 'lh' brhlmohi oder 'lh' drhmtonihi (Titel von Md 8 mit 5 x 7 verwandt mit Md 51 4 x 7); nat 1, virg 38, fide 2, 3

H.ilh d'b'; nat sugiata 2, 4, 5

- 'izgd' hdi' 4 x 6; nisib 69, 70; vgl. oben Md 27 - N?' hdt' 10 10 8 8 8; eccl 46-48 - 'n'l 'iti' t'qb 5 x 4 Anfang fide 69; fide 66-78 - 'ino d'mrh Anfang fide 66; haer 16 - KTh brit' hbltk 6 x (4 4); fide 80, hier 12, 13.

Die von E. Beck' vorgenommene Gliederung der Strophe in sechs Zeilen zu je 4 +-4 Silben entspricht der grammatischen Gliederung des Textes, so dat es nicht maglich ist, das iakobitische Versmat 2 x (4 4 4) verdoppelt hier wiederfinden zu wollen.

Am auffilligsten an dieser Aufstellung ist, daE eine groBe Anzahl Metren mehrere Titel tragen. Wie oben schon angedeutet, werden die Madrale nach ihren Anfangsversen benannt; aber die Anfangsstrophen kbnnen auch als Refrain auftreten. In dem Fall entsteht ein zweiter Titel aus der neuen Anfangsstrophe - und so kann es weitergehen. Dat es sich bei verschiedenen Titeln um dieselbe Melodie handelt, ist klar im Fall der gekreuzten Anfangsstrophen und Titel. Wiirden etwa in Md I Hno irh' und Mno spq immlnlo verschiederie Melodien sein, so wiirden in beiden Fillen die Melodietitel nicht zu den Anfangsstrophen passen. Indessen gibt es aber auch den anderen Fall, daB zu einem und demselben Metrum mehrere Melodien existieren. Das wird im Assyrisch-Chaldliischen be- sonders klar, wo meneh oleh, ,,fiir sich allein", andeutet, da3 der betreffende Madrala wie das griechische Idiomelon eine nur ihm allein zukommende Spezial- melodie besitzt. In der Tat gibt es auch heute z. B. fiir Md 22 weitere Spezial- melodien neben der oben angefiihrten Simplex-Melodie, bei der ja auch schon die Fassung von De'baz so verschieden ist, daB man sie fast besser als eigene Melodie anzusprechen hat.

2. Der Metrik-Traktat des Sinai syr. 10

Der Metrik-Traktat des Sinai syr. 10 ist schon mehrfach herangezogen wor- den. Hier im Zusammenhang der Seblata besitzt er seine fundamentale Bedeutung dadurch, daf3 er der direkte Vorliufer der Seblata ist; denn wie jene ordnet er die Metren und bringt fiir jedes Metrum ein oder zwei Beispiele. Was ihn von den Seblata unterscheidet, ist lediglich die Benutzung kleiner erliuternder und einfiihrender Passagen vor den einzelnen Abschnitten. Wiihrend der 1. Abschnitt des Traktats die in den Hymnenbiichern Ephraems auftretenden Mielodien mit je ein bis zwei Musterstrophen in der Reihenfolge, wie sie in den Hymnenbiichern erscheinen, unter nur je einem von den Strophenanf~ngen oft verschiedenen Titel bringt, der dann der Originaltitel gewesen sein miilte, gibt der 2. Abschnitt eine Liste der Melodien mit nur einem Titel, der die Anfangszeile eines Madrala ist, z. B. Kalat malka, der 3. Abschnitt eine Liste der Melodien mit mehreren Titeln, der 4. Abschnitt eine Liste der Melodien mit nur einem Titel allgemein, inklusive der aus Liste 2, und genauso stehen auch iiber einer Seblatastrophe ein oder mehrere Titel oder bei mehreren Titeln folgen eventuell die jeweiligen Titel- strophen. Man kbnnte fast meinen, da3 der Metrik-Traktat seine Darlegungen

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140 H. Husmann: Madraje und Seblata

an Hand eines Seblatafaszikels eines Beit Gaza macht - wenn es einen solchen damals schon gegeben hitte, was nicht wahrscheinlich ist.

Der erste Abschnitt gibt fiir die einzelnen Hymnenbiicher die folgenden Melodietitel, die ich wieder mit den Seblata Mardins identifiziere.

1. de nativitate: Hno irh' Md 1, Qdmit' Snt' Md 44, 'rim qli o'q" Md 16, tqtl hoo ilod' Md 7, Tobiki 'dt' Md 6, 'lh'

br.hmohi Md 3, Nodon 'mm'

o'ilbh.hon Md 28

2. de ieiunio: Hno somh dbohr' Md 36, H' qtil bmsrin Md 9, Kn' ';li' Md 19, 'o mri binik Md 46, Nbiot' Md 48; 'o br h'i' Md 11

3. nisibena: Kni' d'olsni Md 46, Mrn omot' ostn' Md 38, 'o mot' 1' tit'l' 7474, 'o pgr' hl' 4 x 6; Roh' bDoid 'mrt hot Md 29

4. Kalat malka: Klt mlk' Md 5, Trin 'd'din Md 21 5. de ecclesia: 'o mri bk mtpsh' 'n' Md 14, 'in' ho diigir' rohh Md 33, 'lh' drhmtonihi

Md 8, 'ptlh pom b'id'ti Md 13, '"oni d'zmr Ik Md 47, 'o imo" dqoit' Md 18, 'o ihob' diporin' Md 22,'o tlmidi Md 20, 'iit' hdt' 10 10 8 8 8

6. de virginitate: 'tir' b'rzh Md 46, Dhl 'nt mri mgiih' Md 45, Zbn' ho dbh kin' Md 26, Ionn Md 47

7. de fide: HIlp ho hi' mh' kol Md 32, 'nt mri 'ktbth Md 27 'ino d'mrnl 5 x 4, Klh brit' hbltk 6 x 8

8. contra haereses: 'hi o'bhi obni lolpni Md 36, 'lhotk mri 'thrni Md 43, Shrh dBrDisn Md 34; [de paradiso] Prdis' Md 4

9. de mortuis: 'tbsmo rhmi mlk' Md 48, Dim ttkn5 Md 10, 'o br tb' omr' brit' Md 30, 'ttniht li 554

Hierin kommt Md 46 dreimal mit je verschiedenem Titel (in Buch 2, 3 und 6), Md 47 zweimal (in Buch 5 und 6) und Md 48 zweimal (in Buch 2 und 9) vor. Also finden sich Mehrbenennungen schon im Originalwerk Ephraems und das liit wohl darauf schlief~en, dai3 Ephraem hier jeweils verschiedene Melodien bei gleichen Metren verwendete und vielleicht schon bekannte Melodien, keine eigenen.

Die Liste der mit nur einem Namen, und zwar dem Anfang der Titelstrophe, bekannten Tane bringt aus dieser Liste Md 5, Md 3, Md 44, Md 34, Md 46 (Kni' d'olsni), 7474, Md 29 und nochmal Md 46 ('o mri bgnik), das also zwei Titel-

strophen besitzt. Unt'er mehreren Titeln sind dem Autor die folgenden Metren bekannt, wieder

mit Md identifiziert und en'tsprechend geordnet - Nachweise der Titelstrophen usw. sehe man bei A. de Halleux, a. a. O., S. 187-194, nach oder vergleiche mit meiner obigen Liste der Titel der Beckschen Ausgabe.

Md 1 Hno irl.h', Mno spq Immllo, Mrgnit'

Md 4 Prdis', Bi'o bmolkn', 'stmk '1 qoit', Sbt' dmlkot', Din' dclrbt' Md 6 Tobiki 'dt', Tobiki 'prt Md 7 (Ao mri) bk

mtpsbn' (- nat 23 add. 14520), Mno ki kd maiot', 'tqtIlo hoo ilod'

Md 8 'lh' drhmtonihi, Hno iom' lhdi mri, [Modin'] Md 9 tknio n'bd, H' qtil bmsrin Md 11 'o br h'r', 'o br h'i' Md 13 'pthl pomi bid't',

"R.mt "ti' hdt' Md 18 'o fiiio" dqot', 'zmr'n ho dlit Md 19 Kn'.'li', Htn' dirr' Md 22 'o ihob' dpoirsn, oblh' lmThin dbiit Md 27 'nt mri 'ktbth, 'izgd' hdi'

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H. Husmann: Madraje und Seblata 141

Md 28 Nodon 'iibm' nibhon, M'modit' dNsibin Md 32 Hip ho nils', Thr' 'nin mri kl dsblt Md 33 'ino ho dngir' rohh, 'nk hnig'it Md 36 Hno smh dbokr','oit li mri (Liste Nr. 8a. 8b)

'hi o'hini, 'hi o'bhi (Liste Nr. 38b, 38a) Md 45 Dhl 'n' mri miih', 'hith miih' ibrit', 'lp 'lpin, 'l ildh dbokr' Md 46 'tir' b'rzh, 't' lotn bhobh

dazu Kni' d'olsni und 'o mri bgnik aus Liste 1 Md 47

'soni d'zmr Ik 'n', L'orilm mrn mbk', 'hi slo 'dn'

- 5 x 4 : 'n '1 'iti' t'ol, 'ino ho d'mrh - 6 x 8 : Klh brit' hbltk, H1z' 'li' hg'

In der Liste der Tone mit nur einem Namen zihlt der Verfasser an nicht in Ab- schnitt 2 enthaltenen auf: Dim ttkni Md 10, Bk ho mri mtpsh Md 14, 'rim qli o'q" Md 16, 'o tlmidi Md 20, Trin 'd'din Md 21, Zbn' ho dbh "kin' Md 26, 'o pgr'

.hl' Md 27, 'b' tb' omr' Md 30, 'lhotk mri 'thrtn Md 43, Ionn 'ar lh 'lp' Md 47, 'lh' dsbrt bh und 'tbsmo rhiihi mlk' Md 48, 'if'

h.dt'

1010 8 8 8 und 'ttniht li 554. In dieser Liste wiederholt der Metriker nochmal aus der Liste von Abschnitt 2

'lh' brhmohi Md 3, Klt mlk' Md 5, Roh' dDoid 'mrt Md 29, ~hrh dBrDisn Md 34, Qdmit' int' Md 44, 'o mot' 1' tit'l' 7474 und liiBt die beiden iibrigen mit Recht weg, da sie ja in Abschnitt 3 (Md 46) enthalten sind.

Vergleicht man Abschnitt 3 und 4, so bemerkt man, da1B der Titel zu Md 27 noch in den 3. Abschnitt gehirt, da sich dort ebenfalls schon Titel hierzu finden. Weiter stehen in der Liste zwei Titel zu Md 48, die also zusammen in Abschnitt 3

hitten stehen sollen.

Insgesamt haben wir in den Listen der Abschnitte 2-4 Titel zu Md 1, 3-11, 13, 14, 16, 18-22, 26-30, 32-34, 36, 38, 43-48, weiter: 5 x 4, 6 x 8, 10 10 8 8 8, 554 und 7474. Vergleicht man das mit der 1. Tabelle, so haben wir genau dieselben T6ne auch hier vorliegen. Immerhin ist erstaunlich, da1 auch hier Md 51 nicht erwihnt wird. Aus der Handschriftenlage in Becks Ausgabe kann man das oben hierfiir gebrachte Argument (Md 51 mit 4 x 7 ging Md 32 mit 6 x 7 voraus) noch weiter prizisieren: in den Handschriften trmigt Md 51 4 x 7 oft auch den Titel 'lh' brhmohi oder 'lh' brhmtonihi, dies letztere Md 8 mit 5 x 7, und das ist im Metriktraktat fiir de ecclesia mit einer Musterstrophe bedacht wor- den - Md 51 trug im Exemplar des Autors also auch wohl diesen Titel, so daB ein Beispiel iiberfliissig erschien.

Aus diesen Listen geht hervor, daB auch der Autor des Metriktraktats schon mehrere Titel fiir eine Reihe von 22 Metren kannte und dies also wohl schon so in Ephraems Dichtungen von Anfang an der Fall gewesen ist. Im einzelnen zeigt der Vergleich mit Becks Ausgabe folgende Abweichungen:

Md 4: Syr. 10 auf~erdem: Sbt' dmlkot' Md 6: Syr. 10 auBerdem: Tobiki 'dt' Md 7: Syr. 10 auBerdem: Mno ki kd miot' Md 8: Syr. 10 au1erdem: Hno iom' hdi mri Md 9: Syr. 10 aut~erdem: H' qtil Md 11: Syr. 10 fehlt Ho' nohr' 'ik kroz'; aber dieses kommt als Titel erst in epi 12 vor,

das aus add. 14512 (10. Jh.) kommt. Md 13: Syr. 10 aul3erdem: Rhmt hi' hdt'

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142 H. Husmann: Madraje und Seblata

Md 14, Md 16: die in Syr. 10 fehlenden Titel stammen bei Beck wieder aus jiingeren Handschriften.

Md 28: Syr. 10 zwei Titel, die aus dem fehlenden Tell des Weihnachtsbuches stammen diirften.

Md 29: Syr. 10 anderen Titel (Anfangszeile von nisib 71) Md 32: Syr. 10 auf~erdem: lHip ho ni' Md 33: Syr. 10 fehlt Mlk' gmin' Md 36: Syr. 10 von 4 Titeln einer abweichend Md 38: Syr. 10 wie bei Md 14, Md 16 Md 45: Syr. 10 auierdem 'hith m~ih' lIbrit' Md 46: Syr. 10 wie Md 38 Md 47: Syr. 10 zwei weitere Titel; ein spiterer Titel von Beck fehlt

bei 5 x 4 und 6 x 8 je ein weiterer Titel

Das ist ein sehr charakteristisches Gesamtbild: die in E. Becks Ausgabe aus jiingeren liturgischen Handschriften stammenden Titel fehlen im Sinai syr. 10 und sind also nicht von Ephraem; umgekehrt diirften die im Sinai syr. 10 stehen- den, in den liturgischen Handschriften nicht iiberlieferten Titel echt sein und aus den uns nicht iiberlieferten Hymnenblinden stammen und mit dem - also wohl sehr friihen - Verlust dieser Biicher in Vergessenheit geraten sein.

3. Die Seblata der Pariser syro-orthodoxen Handschriften

Die franzbsische Nationalbibliothek besitzt eine gr68ere Anzahl von Hand- schriften des Belt Gaza, die das OSbergangsstadium zum modernen Belt Gaza bilden, der auf solchen Handschriften basiert. Es sind dies Bibl. Nat. syr. 145 (geschrieben 1867 a. gr. = 1555/6 a.d.), syr. 146 (geschrieben 1956 a.gr. = 1644/5 a.d.), syr. 147 (16.Jh.), syr. 148 (geschrieben 1926 a.gr. = 1614/5 a.d. im beriihmten Zapharan-Kloster), syr. 149 (vollendet 1777 a.gr. = 1465/6 a.d.) und syr. 153 (im selben Jahr wie syr. 149). Alle sind gegen Ende mehr oder weniger defekt. Ich gebe, gleich nach der Ordnung von Mardin rangiert, die Melodietitel dieser Handschriften, - wo keine Handschriftenangabe steht, findet sich derselbe Titel so in allen diesen Handschriften. Dem Haupttitel fiigen einige Handschriften dann weitere mit ao (,,oder") hinzu. Md 1 Hno irh' Md 2'b' ktb ho'.'grt'

'iimun' piiq' bslib' add 149,153 Md 3 Qom Polos

'zlt 'bon add 145, 147, 149, 153 'lh' brhmohi add 147, 149 'sq in d1ql' add 149 'lh' dqrni btiboth add 153 Tobihon mlnkii' add 153

Md 4 Prdis' Tit' slib' hzit add 145 Mrn bgo qbr' add 145

Md 5 Klt mlk' Md 6 Tobiki 'prt Md 7'tqtIlo hoo iod'

Mno ki kd miot' ho add 147, 149, 153

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H. Husmnann: Madrale und Seblata 243

Md 8 'lh' rhmtonihi 145, 146, 148, 149, 153 (5 x7) Mbdii' 147; add 145, 146, 148, 149 Dosi kni' d'fimt' add 149, 153 Bhn' iom' hdi mri add 147 (ist aber 4 x 7 Md 51)

Md 9 H' qtil ho bmsrin Iomk Ik dm' add 145, 146, 147, 149 'ttibi kii~' d'iimt' add 149, 153

Md 10 Ih' dhzihi 145, 146, 149, 153 Sb' nsih' 147; add 145, 146, 149 Sb' d'ik

Mo.' 153

Oili dmn tlioti add 145, 147 Dim ttknli add 149

Md 11 H' nohr' 'ik kroz' Md 12 'o 'omr' dzbn' 145, 147, 149, 153; 146 verloren; fehlt 148 Md 13 'pn' din o'~t" Ikon Md 14 Ion' tlit' t'in' lh

'sgi In mri boin' add 153 Md 15 Btolt' brt Doid Md 16 'odo '~ilmn' 145, 146, 148

'odo 'iim' b"d' 147, 149, 153 Slq ho' I~o' lqis' add 147 (= Strophe 2) 'mtr mri add 147 (= Strophe 4) Tq" Mrim add 147 (= Strophe 3)

Md 17 Nsb broi' Md 18 Tobohi Imn dzk' 5 x 8

'dm .h'

oqn' add 147, 149, 153 Oid' qgo 3no add 153 (ist aber 4 x 8 Md 31)

Md 19 Lkni' 'li' 145, 146, 147, 148, 153 KnS' 'li' 149

Md 20 '~qni mri mbo'k 145, 146, 147, 148, 149; fehlt 153 Hkmt hkimii' add 147 slq bMrh drmn', ,,liuft im Mrh drmi'", 147; tatstichlich hat der Qala Mrh drmin (Qala lahraia Nr. 3, meine Ausgabe Wien Bd. 273, 4. Abhandlung, S. 9-11) das- selbe VersmaQ 4 x (45) wie der Madrala Md 20.

Md 21 H' mlkot' Md 22

Miih.' om.h'

145, 146, 147, 148, 149; fehlt 153 Md 23 Slq 1slib'

o' t'gi' add 145, 149, 153 Oilki Shion add 145

Md 24 L'dm din slm' rb' 145, 146, 148, 149; fehlt 147 und 153 Md 25 B'orhi dBit Nhrin 145, 146, 148, 149, 153

'orhi dBit Nhrin 147 Md 26 'hi bkt'b'

Hi dkpori' add 149 Oi lh ltron' add 149 (Strophe 11) Mlk' mrin'

add 153 '1 kporih d;m'on add 153

Md 27 'nt mri 'ktbth 145, 146, 147, 148, 149; fehlt 153 Md 28 'nt 'lptni 147, 149

'nt 'lptni br lh' 145 'nt mri 'lptni 146, 148 'o Iolinn 153; add 145, 146, 148, 149

Md 29 Ro.h'

bDoid zmrt hot 145, 146, 148, 149, 153; fehlt 147

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144 H. Husmann: Madrale und Seblata

Md 30 Hbln mrn bdnohm' 145, 146, 148, 149, 153 Br mlk' bkih lliol 147

Md 31 "r dnohm' 4 x 8 'dinm h' oqn' 153 (ist aber 5 x 8 Md 18) 'dm ht' prd' 147 (5 x 8) Oid' qgo Ino 153 (Strophe 7)

Md 32 Dlt roh' mn rom' .146, 147, 148, 149, add 153 'nh dI'qob dlt ho' 145, 153

Md 33 'ino dngir' rolhh 6 x 5 Bho 'Im' rb' add 145, 153 (f. 80 6 x 5) 'o mribgnik add 153 (4 x 5 Md 47) Hoto '.i rsiii' add 153 (5 x 5 Md 46) 'tt'iro •ir' add 147 (4 x 7 Md 47)

Md 34 1~.hrh

dBrDisn 145, 146, 148, 149; fehlt 147, 153 Md 35 'o br hi' 145, 146, 147, 148, 153

'o br hi' dglo rl.mohi 149

Md 36 Hno somh dbokr' 145, 147, 149, 153 Hno nisn dsb" 146, 148; add 145, 147 'olt li nri brik' add 147

Md 37 Prdis' m'li' 145, 146, 148, 149, 153; fehlt 147 Md 38 Gnbi~' Md 39 'lqlt Idokit' 145, 146, 148, 149, 153; fehlt 147; dtibot' ,,der Buf3e" 149 Md 40 '6km' 145, 146, 148, 149, 153

Lmon '8km' 147 (1. Strophe) Md 41 Dnh b'nn' 145, 146, 148, 153; fehlt 147 und 149; 153 add drYit'l' ,,fiir das Laub-

hiittenfest" (Verkliirung Christi) Md 42 'ps li mri: dild' ,,fiir Weihnachten" 149, 151 Md 43 Ild' d'li mn zbn' 145, 153; fe•hlt 147; dild' ,,fiir Weihnachten" 153

Brik 'nt ksi' 146, 148, 149; add 153 Md 44 Qdmit' int'; Titel 153: Tob lifdr~' dild' : sblt' d Qdmit' tnt',,Nun die Madrale

fiir Weihnachten (nlimlich Md 42-45): Sebelta Qadmait' .janta'" Md 45 '1 ild' dbokr' 145, 147, 148, 149, 153; in 146 fehlt der Schlui der Handschrift; dild' ,,fiir Weihnachten" 153

Md 46 und Md 47 siehe unter Md 33 Md 48 'o np4' sort' nur 147 Md 50 Br ngr' nur 145, 153 Md 51 siehe unter Md 8

Diese Handschriften enthalten also Seblata fiir jiingere Madraledichtungen, wobei wahrscheinlich Jakob von Serug sich einmal als ein ebenso grocer Madrale- dichter wie Mimreverfasser erweisen diirfte. Jiinger als Ephraem sind hier Md 2, 12, 15, 17, 23, 24, 25, 31, 35, 37, 39-42, 50, so daB nur noch die Seblata Md 49 und Md 52--54 fehlen. Dabei tritt sehr deutlich das oben angedeutete Verfahren heraus, Seblata mit verwandten VersmaIen unter einem Titel zusammenzufassen: es ist Md 51 4x7 in Paris syr. 147 mit unter Md 8 5x7 untergebracht; Md 31 4x 8 steht in Paris syr. 153 unter Md 18 5 x 8, wihrend umgekehrt unter Md 31 zwei Titel von Md 18 in Paris syr. 147 und 153 erscheinen; Md 46 5 x 5 und Md 47 4x5 stehen in Paris syr. 147 bzw. 153 unter Md33 6x5. Zu dem letzten Fall ist besonders interessant der Zusatz der Handschrift Paris syr. 147, dal3 diese Maie im ,Mari Balai" ,im Balaischen VersmaB" (4x5) verlaufen. Freilich ist die Handschrift wohl damit zu groBziigig, wenn sie dies zu Md 5, 3, 4, 19, 44, 45,

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I. Husmann: Madraje und Seblata 145

25 und 33 (in der Reihenfolge der Handschrift, die darin mit Vat. syr. 67 iiberein- stimmt, wie schon H. Zotenberg, a. a. O., S. 107, bemerkt hat) anmerkt, da - von Md 33 abgesehen - immer nur ein Tell der Verse Fiinfsilbler sind. In anderen Fillen ist sie genauer und bemerkt z. B. zu Md 12, daB ,ein Staick im Balai, das danach im Ephraem steht und so Ende und Mitte", - tats~chlich ist das VersmaB 5 7 5 7 5 7 5 7. Derartige ,stilanalytische" Bemerkungen findet man im Mardiner

Belt Gaza reichlich bei den Qale - siehe meine Zusammenstellung Wien Bd. 273, 4. Abhandlung, S. 250-252.

Die Pariser syrischen Beit-Gaza-Handschriften ordnen (siehe oben) die oft sehr zahlreichen Strophen, die sie zu einem Metrum bringen, nach der Bestim- mung der Strophen. So enthilt etwa Md 3 Qom Polos, eine der beliebtesten Melo- dien iiberhaupt (siehe oben die Stellenangaben fiir das antiochenische Fest- brevier), in Paris syr. 149, f. 256 ff. 35 Strophen. Davon sind die Strophen 1-4 fiir die Mutter Gottes allgemein, 5/6 fiir ihre Himmelfahrt, 7-10 fiir die Heiligen, 11-14 fiir einen bestimmten Heiligen N. N., dessen Name eingesetzt wird (ihn- lich im lateinischen Commune sanctorum), 15/16 fiir die Apostel, 17 fiir einen Stiulenheiligen, 18 fiir die Heilige Schrift (Gebote), 19-23 fiir Buge, 24-28 •fh dsblt' ,,Namen einer Sebelta", also ,,Titelstrophen", und tatsichlich stehen hier 'lh' brhmohi rkn onht (in der Liste der Beckschen Ausgabe oben an 1. Stelle), Oi 'hi ihim', 'zlt 'bon 1' t bqni (in der Liste der Pariser Handschriften als 2. Titel), Qom Polos (ebenda an 1. Stelle) und Hi borkt' dbrik, welter 29-32 fiir die Toten, Nr. 33 fiir das Kreuz Christi und 34/35 fiir seine Auferstehung. Bei weniger hiufigen Melodien stehen auch entsprechend weniger Strophen. So enthilt fiir Md 20 in Paris syr. 149f. 280v. ff. vier Strophen fiir die Gottesmutter, drei Strophen fiir die M~irtyrer, vier Strophen fiir die Toten, zwei fiir die Auferstehung und am Rand stehen noch drei Strophenanfinge fiir die Mirtyrer.

Endlich ist festzustellen, welcher Anteil von echten Ephraemstrophen sich in diesen spitmittelalterlichen Handschriften erhalten hat. Ich wiihle als Beispiel Md 20 (siehe eben noch die Bestimmung seiner Strophen). Wie die Titelliste der Beckschen Ausgabe oben ausweist, tritt dieses Metrum eccl 26, 27, 31-34, fide 34, 35 und haer 11, 27, 28, 45, 47 auf. Die vollen Strophen von Md 20 in Paris syr. 149 sind

1 'lh' d'li mn kl B'st'dion dnsih' 'ikn' 'qriki Mrim Ptor mlkot' mtqn oi lh Gnizotk mri 'strqt Hkmt h'kim' hd' hi

B'rmk Igo' 'Itbhr 10 'iqni mri mn mbo'k

5 Hz' oohi shd' l'lm' 'srlh mrn obqn' Ho dbrk ho' '1 ihi' d'lit mn qbr' btiboht'

Qimin Bhd' bit din' Die drei Anfinge am Rand heigen HIiloth, Bht mhn o'tnhb und Nsho hnon

bhimnot'. Dann ist Nr.10 eccl 26, Strophe 1; Nr. 2 eccl 26, Strophe 2; Nr. 4 eccl 27,

Str. 1; Nr. 9 eccl 27, Str. 4; das sind also vier Ephraemstrophen von den 13 Stro- phen und den drei Strophenanfingen, also immerhin ein Viertel.

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4. Die Seblata der Berliner Handschrift Sachau 237

Die Berliner Handschrift Sachau 237 der Staatsbibliothek Preugischer Kultur-

besitz zeichnet sich dadurch aus, dat sie die Strophen aller ihrer Seblata nach den acht Kirchentbnen ordnet (siehe oben). Die Handschrift gehbrt etwa ins 15. Jh. und es ist sehr merkwiirdig, wie die Madra~e hier offenbar den fortschreitenden wochenweisen Wechsel der Tonarten durch das Kirchenjahr hindurch mitmachen. Ich wahle wieder Md 20 f. 54 v. ff. als Beispiel und fiige gleich die Nrn. der Liste von Paris syr. 149 und bei Ephraemschen Originalstrophen die Stelle in Becks Edition an.

[a] 'lh' d'li mn kl Paris syr. 149, Nr. I a 'ikn' 'qriki Mrim Paris syr. 149, Nr. 2 b Gnizotk mri 'strqt Paris syr. 149, Nr. 3 ecc1 26, 2 b Bimk I~o' 'Stbhr Paris syr. 149, Nr. 4 ecc1 27,1 g Ibbo 'it' bmoldk g Ho dbrk ho' '1 mi' Paris syr. 149, Nr. 6 g Biomk rb' m' d'tit d Ptor mlkot' mtqin Paris syr. 149, Nr. 8 d Rhmt

.htn' ~fiin' h Hkmt hkiiih'

hd'hi Paris syr. 149, Nr. 9 ecc1 27, 4 h Hd'oohi Khd' l'lm' Paris syr. 149, Nr. 5 o Qdm d'dm 1' nht' fide 34, 1

o ... qrnm' mn rom' o Br tb' dt'm mot' o B'stdion dnsih' Paris syr. 149, Nr. 7 z 'Jqni omri mn mbo'k Paris syr. 149, Nr. 10 ecc1 26, 1 z QI' dr'mh djipor' z H' i~ikhn' hsi' h Oi' 'si' ihb pomk ecc1l 27, 3

Am Rand jeder Strophe notiert die Handschrift die Nummer (die Buchstaben des Alphabets im Syrischen als Zahlen benutzt) des Kirchentons. Dabei wechselt die Anzahl der Strophen fiir die einzelnen Kirchentbne. Hier ist der letzte Kirchen- ton unvollst~indig, da die sehr defekte Handschrift hier eine Liicke hat (anschei- nend nur ein Blatt, da es im 1. Kirchenton von Md 21 schon wieder einsetzt). Sachau 237 hat noch mehr Strophen als Paris syr. 149 und darunter befinden sich auch weitere zwei echte Ephraemstrophen.

Es ist bemerkenswert, dat die liturgische Ordnung von Paris syr. 149 und die

kirchentonartliche von Sachau 237 verschieden sind, so dai es nicht miglich ist, etwa anzunehmen, dal3 aus der sachgemlifen liturgischen Ordnung die musika- lische durch fortlaufende numerierende Auswahl entstanden ist. Andere Beispiele weisen freilich auf einen schematischen Vorgang. So ist Md 41 fiir das Laubhiit-

tenfest keine Musterstrophensammlung wie eine Sebelta, sondern ein fortlaufen- der Madrala, in Sachau 237 mit genau acht Strophen, fiir jeden Kirchenton eine. Das Stiick steht am Laubhiittenfest in Sachau 236. Sachau 236 ist eine Halbchor-

handschrift, die bei diesem Madraga nur ungerade Strophen enthiilt und zwar hier ausgerechnet die Strophen 1, 3 und 7 (unter Auslassung von 5 aus irgendeinem Grunde) von Sachau 237. Das sieht so aus, als ob Sachau 237 einfach die ersten acht Strophen des Madrala genommen und als Beispiel fiir die acht Kirchentane

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angesetzt hat. Ebenso ist gerade noch ein Tell des Weihnachtsmadrala Md 42 in Sachau 237 erhalten, ehe die Handschrift ganz aufhart. Dieser Madrala steht auch im antiochenischen Brevier und in Sachau 350. Sachau 237 gibt jedem Kir- chenton zwei Strophen - vom 2. Stiick des 5. Tons ab ist der Rest verloren. Der Madrala hat im antiochenischen Brevier die Strophen 1, 2, 3, 4, 6, 7 und 8 von Sachau 237 und ist offenbar aus dem originalen Madrala durch Weglassung von Strophe 5 und Unterdriickung der Schluistrophen entstanden. Sachau 350 ist eine Halbchorhandschrift, die bei diesem Madrala die geraden Strophen enthilt und zwar ausgerechnet 2, 4, 6 und 8 von Sachau 237 sowie weitere vier Strophen, die dann Strophen 10, 12, 14 und 16 von Sachau 237 gewesen w~iren und Sachau 237 hat sicher auch gerade 16 Strophen besessen, wenn auch in der Fortsetzung fiir jeden Ton zwei Strophen vorhanden waren. Hier kinnte wieder Sachau 237 die ersten 16 Strophen des urspriinglich liingeren Madrala genommen haben. Es bleibt aber auffallend, dat Sachau 236 im einen Fall, Sachau 350 im anderen Fall auch gerade 4 (wenn man die fehlende Strophe mitrechnet) bzw. 8 Strophen, die H~ilfte von 8 bzw. 16, lang sind. Das erklhirt sich plausibel nur so, dat diesen Handschriften der Madrala auch gerade in dieser Linge vorlag, oder aber, dat sie ihre Strophen aus den auf 8 bzw. 16 Strophen gekiirzten Seblata genommen haben. Immerhin sind auch in Md 20 (siehe vorher) die ersten vier Strophen in Paris syr. 149 und in Sachau 237 gleich, ebenso sehr merkwiirdig 6 und 8, w~ih- rend 5 und 7 dazwischen verschieden sind.

5. Die Seblata des Belt Gaza Mardin

Der Mardiner Belt Gaza unterscheidet sich dadurch wesentlich von den bisher betrachteten zwei Arten von Seblatafaszikeln, daB er in den ersten vier Seblata und nur in diesen acht Strophen fiir je eine Kirchentonart bringt, bei den anderen Seblata aber nur ein bis drei Strophen, die die Titelstrophen besonders beliebter Melodien sind. Er ist der jiingste der drei Beit-Gaza-Typen; denn die - vor- liiufig - mir einzig bekannte Handschrift dieser gekiirzten Redaktion, Sachau 234 (siehe oben), ist erst 1822 a. d. geschrieben.

Dieser Beit-Gaza-Typ benutzt also zwei verschiedene Ordnungsprinzipien, und die Zuteilung der Strophen der ersten vier Seblata an die acht Kirchentonarten erklirt sich aus wieder einem dritten, bei den beiden bisher betrachteten Anord- nungen noch gar nicht beriicksichtigten Prinzip, der Verwendung des Madrala als 'Eqba oder historisch richtiger der Kiirzung des Madrala in der Woche auf eine einzige Strophe, den 'Eqba (siehe oben). 'Eqb' ,,Ferse" liegt in derselben Denk- richtung wie ,Katabasie" u. fi., vgl. Hymnus und Troparion (siehe oben). Tat- slichlich lassen sich fast alle Musterstrophen der ersten vier Seblata als 'Eqbe nach- weisen. Schon allein in den beiden gedruckten Wochenbrevieren von Jerusalem, orthodox, und Charf6, uniert, 1937 (u. 6.), findet man etwa von Sebelta 1 die Strophe I in Jerusalem, S. 62, Strophe 2 in Jer S. 19 = Ch S. 146, Strophe 3 Jer S. 21/22 = Ch. S. 151, Strophe 6 in Jer S. 24 = Ch S. 155. Bei Benutzung von Handschriften liele sich sicher auch der Typ des Wochenbreviers finden, dem- entsprechend die 'Eqbe-Auswahl des Mardiner Beit Gaza getroffen worden ist.

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148 H. Husmann: Madra~e und Seblata

Dementsprechend ist das Resultat, wenn man nach alten Ephraemstrophen sucht: von den 32 Strophen der ersten vier Seblata stammt mit Ausnahme der ersten Strophe der ersten Sebelta Hno irh' dt'in keine einzige von Ephraem.

Ich gebe nun die Liste der Seblata von Mardin. Reine Titel stehen in Giinse- fiifchen, sonst handelt es sich um Titel mit Titelstrophe; - bedeutet, da~ das Metrum unter anderem Titel bei Ephraem vorhanden ist, aber die Strophe von Mardin sich bei ihm nicht findet (zumindest nicht in der Ausgabe von E. Beck). Keine Angabe zeigt Fehlen des Metrums bei Ephraem an. Wo Titel und Strophe verschieden sind, steht ,Strophe:".

Md 1 Hanao iarh.

nat 5, Strophe 1 Md 2 Abi ktab

ho. egarts als Titel nat sugita 1 und 3

Md 3 Qum Polos -

Md 4 ,,Pardaisa" de paradiso -

Md 5 Kalat malks war Titelstrophe des Buches Kalat malki Md 6 Tobiki iprat nat 25,11 Md 7 ,,'tqatalo hoao ialude": Manu kai kad maiuta hu nat 23,1

,dsihde": Etqatalo hoau ialude nat 24,1 Md 8 ,,Maodiine"

Dus kenli d'laimit - Alihi

drahemtun.ihi -

Md 9 Ettaiab kenli d'laimit - Iaomik lIk dime nat 4, 2/3 Ha qtil hu bMesrein azym, 1/2

Md 10 Alhih dahzizihi Jul. Saba 1, 1

Sab. nasihi Jul. Saba 3, 1/2

Md 11 Hoi nuhri aik kiruzi nat 27, 1 Md 12 Ao 'umr' dzabni Md 13 Epne dein o'egta'e eccl II, 1 Md 14 Ioni taliti - Md 15 Btulti bart Daoid

,Manu obar manu" Urhii bart 'aminme

Md 16 Aodao 'amme priqe nat 22, 2 Md 17 Nsab

birui. Md 18 ,,Tubaohi linen dazki" Adim ht1i oaqni epi 10, 1

Md 19 Lken4i 'eliji nat 2, 1 Md 20 A~qini miri men mabu'ik eccl 26, 1 Md 21 Hi malkuti Md 22 Miihi omeflhi epi 3, 1 Md 23 Sleq laslibi

Ao tagire Md 24 L'Adim dein salm'i Md 25 BUrhii dBeit Nahrein Titel ieiun app 3 add 14512 Md 26 ,Dakpurii"

Ahai bktibe Md 27 Ant miri aktebtih fide 10, 1 Md 28 ,Ao Juhlanin" epi 9, 1

Ant aleptini - Md 29

Ruh.i bDaoid zemrat hoit nisib 71, 1

Md 30 Hablan.minran

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H. Husmann: Madraje und Seblata 149

Md 31 Aar dnuhimi Md 32 Dalat ru1h men raomi epi 6, 1 Md 33 Ainao

dnagir, ruheh eccl 2, 1

Md 34 Sehreh dBardaisin haer 56, 1 (das letzte des Buches) Md 35 Ao bar hail dgalo rahmaohi Md 36 Aolet li mari brika resurr 4, 1

Hanao saomi maorbina ieiun 1, 2 Md 37

,Pardais. msai, oder

m'ali." Strophe: LE metbsa larbeh Md 38 ,,Ganb re"

Strophe: En~ n'i dazkit Ikul ganbire nisib 36, 3 Md 39 Aiqlet Idukiiti Md 40 ,ukime"

Strophe: Lmun uk.me lbil. Md 41 Dinah ba'nine

Md 42 Apes li m.ri

bhaiminut~i Md 43 Brik 'nt

kasi. -

Ialdi maoldik - Md 44 Qadmliti

hant. nat 26,1

Md 45 Sare b'ubi z'uri nat 21, 6 'al ialdeh dbukri nat 21,1

Md 46 Huto ahai rlime epi4,1 Md 47 Ett'iro •hre zmaro - Md 48 Ao nap~ surti - (Sinai syr. 10) Md 49 Ailein qgle mliai Md 50 ,Nagiri"

Strophe: Rtam remzeh dbar alhi Md 51 Bhini iaomP hadi m~ri nat 1, 1 Md 52

,,•g0" Strophe: 'tir hu dni'te Md 53 Ao

gnan, dnitar

Md 54 Hdao 'amme hdao 'amme

Von seinen 54 Seblata gibt Mardin bei 25 Melodien Originalstrophen Ephraems, bei 8 Metren Ephraems dagegen nur jiingere Nachdichtungen. Gegen diese 33 Metren Ephraems stehen 21 jiingere - also rund ein Verhiltnis von 2:3. Von den 40 Metren des Sinai syr. 10 sind sieben nicht mehr iiberliefert, also nur knapp ein Sechstel. Von den grolen Singern des christlichen Orients wird dieses Vermicht- nis des Belt Gaza noch heute treu bewahrt.

Notenbeispiel 1 Msgr. E. Bidd, chaldiiischer Patriarchalvikar Kairo

Ba-slut ke' - - ne da - Bpa-roe l1k. hun lha- t.

- - ie dqa-rein lIk.

Notenbeispiel 2 Exz. Gabriel, chaldiischer Bischof von Kerkuk

Endein he - ru - tan bi - i lo -tan kin - - mar - Su -ti.

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150 H. Husmann: Madraje und Seblata

Notenbeispiel 3 Priester A. Decbaz, syro-assyrische Gemeinde Chicago

- I I I- I a i / I I

Qa-bel t - - bai ba -Cu - tan _ oa-brek dtfi - bi tak - lap-tan,

Notenbeispiel 4 Archidiakon Asmar, syro-orthodoxe Kathedrale Beirut

..•i t / ...! • . I I I Li F1, I •t

Mgi - hi_ omi~s-hi e -tao-tapo . kas - i~ ogel - ia et - ma - zago.

Notenbeispiel 5 Msgr. E. B6d6, chaldiischer Patriarchalvikar Kairo

I. . . I

.I . . .I .I 2

_ I, I I

, • I I

. , V. ca - da- rain a - la -ha pa- ru -qan 1. C lai - ku ci - do-ran.

I•. " IlII

I

.. '1 :... ' ..

I ' i

1 1

1I 'II '

sai-mi-nan tu-klm-nan. d'an-tu mi- ri ba-ro-ii. Ap mah-il -ni dku-li_.

nma - le sun - qil - ni dkul bsar. mii - hfi ra -hem ca -li

Notenbeispiel 6 Priester A. Decbaz, syro-assyrisdhe Gemeinde Chicago

2 B,2

2222 .• ! '22 '2

V. ca -da-rain a - la - ha pd -ru-qan. 1. Clai -ku Ci -do.-ran. sai-mi -nan tu-k1i-nan.

d'an - tu mBt - ra bi - ro -ii Ap mah - iii -nt dku- lit.

ma-e u i - - h c

nma- le sun - qa - nt dkul bsar. mvi - ha ra - - hem Ca - lain.

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