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Das Magazin für den ganzen Mann. 2 • 2011 SEITE SEITE SEITE Titelthema: Keine Sorge vor der Vorsorge Andreas Malessas Gedanken ISSN 1436 · 4536645 18. Dezember 2011 Drei Fragen an Prof. Dr. Peter Kropp G esundheit gilt heutzutage den meisten Mitbürgern als der höchs- te Wert. Das ist nicht selbstver- ständlich, denn vielen Menschen galt lange Zeit das Seelenheil als noch erstrebenswerter. Nach dem Verlust vieler Illusionen über die Chancen, das Heil auf Erden zu erreichen – im 20. Jahrhundert sollte das mal der Markt, mal der Nationalsozialismus, mal der Kommunismus erbringen –, ist mitt- lerweile der Körper zur letzten Instanz von Glück und Wahrheit geworden. Ein gesunder Körper gilt als der Beweis für ein gelungenes Leben. Für dieses Ziel joggen manche oder gehen ins Fitnessstudio, viele versuchen sich an immer neuen Diäten, obwohl leichtes Übergewicht sogar mit einer höheren Lebenserwartung einhergeht. Ein gesundheitsförderlicher Lebensstil – ausgewogen essen, mäßig trinken, sich bewegen und nicht rauchen – ist fraglos sinnvoll. Gesundheitsbegriffe sind aber keines- wegs wertfrei, sondern können bis zum Krankenmord führen. Gesundheit wurde nämlich in der ersten Hälfte des Jahrhunderts immer stärker mit Bezug auf den Volkskörper de�iniert: Gegen die »Degeneration des deutschen Volkes« sollte jeder seiner »P�licht zur Gesundheit« nachkommen, wie es schließlich die Nazis formulierten. Sie verbanden Eugenik mit Rassismus, der die »lebensunwerten« Behinderten und die Juden schließlich der systemati- schen Vernichtung preisgab. Heutzutage gilt als Leitidee die umfas- sende De�inition der Weltgesundheits- organisation von 1948, die Gesundheit als »einen Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozia- len Wohlergehens und nicht nur das Fehlen von Krankheit oder Gebrechen« de�iniert. Damit grenzt sie sich von dem Gesundheitsbegriff ab, der sicher für die meisten Menschen um 1900 galt. Damals lag die Lebenserwartung bei der Geburt noch bei knapp 45 Jah- ren für die Männer und gut 48 Jahren für die Frauen. Bald sank die Säug- lingssterblichkeit stark. Dann verbes- serten sich die Lebensverhältnisse, vor allem Ernährung, Bildung und Hygiene, weiter. Die Infektionskrankheiten wie Tuber- kulose, die viel zur Sterblichkeit beitrugen, kamen unter Kontrolle. Derzeit nehmen allerdings Erkrankun- gen durch den Lebensstil massiv zu: Diabetes wegen Fehlernährung und letzte Instanz Die Warum körperliche Gesundheit in den vergangenen 111 Jahren immer wichtiger geworden ist Bewegungsmangel ist das wichtigste Beispiel. Unsere Großeltern litten also sicher an anderen Krankheiten, vor allem war aber ihre Lebenserwartung viel geringer. Wir tun deshalb gut dar- an, gesundheitsförderlich zu leben, uns nicht dauernd Krankheit wegen Abwei- chungen von Richtwerten einreden zu lassen – und ansonsten nicht in einen Gesundheitswahn zu verfallen. Dr. Martin Dinges Institut für Geschichte der Medizin der Robert Bosch Stiftung Stuttgart

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Das Magazin für den ganzen Mann

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Das Magazin für den ganzen Mann. 2 • 2011

S E I T E S E I T E S E I T E

Titelthema:Keine Sorge vor derVorsorge

Andreas MalessasGedanken

ISSN 1436 · 4536645 18. Dezember 2011

Drei Fragen an Prof. Dr.Peter Kropp

Gesundheit gilt heutzutage den meisten Mitbürgern als der höchs-te Wert. Das ist nicht selbstver-

ständlich, denn vielen Menschen galt lange Zeit das Seelenheil als noch erstrebenswerter. Nach dem Verlust vieler Illusionen über die Chancen, das Heil auf Erden zu erreichen – im 20. Jahr hundert sollte das mal der Markt, mal der Nationalsozialismus, mal der Kommunismus erbringen –, ist mitt-lerweile der Körper zur letzten Instanz von Glück und Wahrheit geworden. Ein gesunder Körper gilt als der Beweis für ein gelungenes Leben. Für dieses Ziel joggen manche oder gehen ins Fitnessstudio, viele versuchen sich an immer neuen Diäten, obwohl leichtes Übergewicht sogar mit einer höheren Lebenserwartung einhergeht. Ein gesundheitsförderlicher Lebensstil – aus gewogen essen, mäßig trinken, sich bewegen und nicht rauchen – ist fraglos sinnvoll.Gesundheitsbegriffe sind aber keines-wegs wertfrei, sondern können bis zum Krankenmord führen. Gesundheit wurde nämlich in der ersten Hälfte des Jahrhunderts immer stärker mit Bezug auf den Volkskörper de�iniert: Gegen die »Degeneration des deutschen Volkes« sollte jeder seiner »P�licht zur Gesundheit« nachkommen, wie es schließlich die Nazis formulierten. Sie verbanden Eugenik mit Rassismus, der die »lebensunwerten« Behinderten und die Juden schließlich der systemati-schen Vernichtung preisgab.Heutzutage gilt als Leitidee die umfas-sende De�inition der Weltgesundheits-organisation von 1948, die Gesundheit als »einen Zustand des vollständigen

körperlichen, geistigen und sozia-len Wohlergehens und nicht nur das Fehlen von Krankheit oder Gebrechen« de�iniert. Damit grenzt sie sich von dem Gesundheitsbegriff ab, der sicher für die meisten Menschen um 1900 galt. Damals lag die Lebenserwartung bei der Geburt noch bei knapp 45 Jah-ren für die Männer und gut 48 Jahren für die Frauen. Bald sank die Säug-

lingssterblichkeit stark. Dann verbes-serten sich die Lebensverhältnisse, vor allem Ernährung, Bildung und Hygiene, weiter. Die Infektionskrankheiten wie Tuber-kulose, die viel zur Sterblichkeit beitrugen, kamen unter Kontrolle. Derzeit nehmen allerdings Erkrankun-gen durch den Lebensstil massiv zu: Diabetes wegen Fehlernährung und

letzte Instanz

Die

Warum körperliche Gesundheit in den vergangenen 111 Jahren immer wichtiger geworden ist

Bewegungsmangel ist das wichtigste Beispiel. Unsere Großeltern litten also sicher an anderen Krankheiten, vor allem war aber ihre Lebenserwartung viel geringer. Wir tun deshalb gut dar-an, gesundheitsförderlich zu leben, uns nicht dauernd Krankheit wegen Abwei-chungen von Richtwerten einreden zu lassen – und ansonsten nicht in einen Gesundheitswahn zu verfallen.

Dr. Martin DingesInstitut für Geschichte der Medizin der Robert Bosch Stiftung Stuttgart

Keine Sorge vor derVorsorge

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binnen einer Woche 20 Kilogramm ab – nachdem er von Brandes gehört hatte, dass bei Übergewichtigen zehn Kilo weniger die Leistungsfähigkeit um 30 Prozent erhöht, das Diabetesrisiko um 50 Prozent senkt und das Leben um drei Jahre verlängert.Fakten zählen auch, wenn es um sport-liche Betätigung geht: Sportlich aktive Menschen senken ihr Dickdarmrisiko um 50 Prozent, sagt Brandes. Zudem hätten schwedische Forscher herausge-funden, dass das Risiko, an Alzheimer-Demenz zu erkranken, um 60 Prozent sinkt, wenn man zweimal pro Woche Sport treibt.Noch ein Argument: Frauen leben im Schnitt fünf Jahre länger als Männer. »Das ist kein Schicksal«, sagt Brandes. »Die Daten, die wir kennen, sprechen

dafür, dass wir Männer verloren gegan-genes Land wiedergewinnen können.«

Wie ein WerkzeugEine Ursache für die männliche Scheu, sich mit Krankheiten zu befassen, liegt in der Einstellung zum eigenen Kör-per: »Männer benutzen ihren Körper häu�ig wie ein Werkzeug, koste es, was es wolle«, sagt Brandes. »Signale des Körpers werden dabei überhört.« Män-ner müssten deshalb nicht nur lernen, auf die Signale ihres Körpers zu hören, sondern auch »das Weinen unserer Seele zu entdecken und es nicht länger als Kopfschmerz oder schlechte Laune zu missdeuten«. Als Beispiel nennt der Arzt Jesus selbst: So habe Jesus immer wieder für Ruhephasen bei seinen Jün-gern gesorgt und sich selbstverständ-

Freundschaft: Wie geht es Ihrem besten Freund?Müssen Sie bei dieser Frage lange überlegen? Weil Sie Ihren besten Freund seit Monaten nicht gesprochen haben? Weil Sie meist nur über Fußball und Politik reden? Weil Sie vielleicht gar keinen (mehr) haben? Da geht es Ihnen wie den allermeisten Männern. Beruf, Partnerschaft und Kinder lassen uns oft unsere Freundschaft(en) vernachlässigen. Das ist fatal. Denn gerade in Krisenzeiten, und die kommen in jedem Leben, ist der Wert eines wirklichen, treuen und solidarischen Freundes unschätzbar. Denn nicht nur eine Partnerschaft braucht beidersei tiges Engagement und P�lege, auch Freundschaften halten nicht automatisch, zumindest nicht ihre Qualität. Vielleicht können Sie mit Ihrem besten Freund eine überdauernde Vereinbarung treffen, etwas, was nicht so schnell im Alltag untergehen kann: ein regelmäßiges Treffen, oder eine gemeinsame Urlaubsreise jedes Jahr.Björn Süf�ke ist Männertherapeut und Autor. Zuletzt sind erschienen »Männerseelen – ein psychologischer Reiseführer« und »Die Ritter des Möhrenbreis – Geschichten von Vater und Sohn«. www.maenner-therapie.de

Misserfolge sind wichtig!»Erfahrungen bekommen Sie dadurch, dass Sie nicht bekommen, was Sie eigentlich wollten.« Dan StanfordEine wichtige Besprechung ist zum Desaster ge-worden. Ihre Vorschläge für das weitere Vorgehen wurden unsanft abgelehnt. Das ist eine sehr frust-rierende Situation, die nicht schön ist. Aber es gibt auch eine positive Seite. Wenn Sie sich strukturiert fragen, was falsch gelaufen ist und darüber auch mit anderen unbefangen sprechen, dann haben Sie die Chance, eine wichtige Erfahrung fürs Leben zu machen. Haben Sie dabei keine Angst als Versager dazustehen, denn der professionelle Umgang mit eigenen Fehlern ist sogar eine Stärke.Reinhard Ruch hat als Manager in großen Unternehmen gearbeitet und berät jetzt Führungskräfte als Trainer und Coach. www.st-z.de

Freundschaft: Wie geht es Ihrem besten Freund?Freundschaft: Wie geht es Ihrem besten Freund?

Partnerschafts-Tipp Berufs-Tipp

Männer scheuen den Gang zum Arzt. Nicht einmal ein Fünftel der berechtigten Männer nutzt das Krebsvorsorgeangebot. Dahinter könnte die Angst stecken, dass tatsächlich etwas nicht in Ordnung ist, sagt der Hamburger Mediziner Volker Brandes.

Dass am Auto etwas kaputtgehen kann, ist Männern klar. Beim eigenen Körper ist das anders.

»Viele Männer leben in der Illusion, unkaputtbar zu sein«, sagt Volker Brandes. »Sie scheuen deshalb den Gang zum Arzt,auch wenn sie es besser wissen müssten.« Dagegen setzt er die Überzeugungs ar beit von Mann zu Mann: »Männer mögen Fakten und können aus Erkenntnissen Konsequenzen für das eigene Leben ziehen.« Ein Beispiel: Ein Mann nahm

Ein kurzer Gesundheits-Leitfaden für Männer • Treibt regelmäßig, 2–3 mal pro Woche, mindestens 30 Minuten Sport, wenn euer Arzt nichts dagegen hat!• Ernährt euch mediterran! (Ausgewogene Vollwertkost, p�lanzliche Fette)• Lasst ab 40 Jahren den PSA-Wert regelmäßig bestimmen, um das häu�igste Krebsleiden des Mannes, den Prostatakrebs, frühzeitig zu entdecken.• Lasst ab 55 Jahren eine Dickdarmspiegelung

durchführen.• Denkt an die Hautkrebsvorsorge.• Seid nett zu euren Ehefrauen.• Geht regelmäßig in die Kirche.Keine Sorge vor der Vorsorge.

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lich an den Sabbat gehalten. »Auch Männern täte ein Ruhetag in der Woche gut.« Denn zunächst geht es darum, ver-meidbare Erkrankungen gar nicht zu bekommen. Das heißt: Viel Bewegung, gesunde Ernährung, gute Esskultur. Nicht rauchen, Stress und Bluthoch-druck vermeiden. Und auch das »Bäuchlein«, das sich bei vielen Män-nern ansetzt und das manche für gemütlich halten, muss weg: Das Fett im Bauchraum, so haben Studien herausgefunden, ist geradezu ein Killer. »Es sendet eine Vielzahl von hormonähnlichen Stoffen aus, die besonders den Blutgefäßen schaden«, sagt Brandes. »Das kann zum Herz-infarkt und Schlaganfall führen.« Zwölf von 100 Männern sterben an einem Herzinfarkt.Wenn Männer aber krank sind, hält Brandes Moralisieren und Schulmeis-tern für unangebracht. »Vielmehr brauchen Männer Beistand, Verläss-lichkeit und Motivation, nicht selten auch Trost. Der Schuss vor den Bug beinhaltet immer auch die Chance, sein Leben zu vertiefen und achtsamer zu werden.« Nicht zuletzt sollten Partner die Last der bedrohenden Krankheit gemeinsam in einer offenen Kommu-nikationskultur zu tragen versuchen und die Trauer über die Erkrankung nicht voreinander verbergen. Denn wer emotional gut aufge fangen ist, kann auch mit einer schweren Krankheit besser umgehen.

»Twentyniner« – nur eine Modeerscheinung? Sie sind groß und groß im Kommen: Mountainbikes mit extragroßen Rädern. Weil sie auch andere Rahmen und Gabeln brauchen, ergibt das mehr als ein »MTB mit großen Rädern«. Die gro-ßen Laufräder bügeln Unebenheiten besser weg, verbessern Laufruhe und Grip. Aber sie beschleunigen etwas langsamer und benötigen andere Übersetzungen, um am Berg mithalten zu können. Ergibt unterm Strich ein neues Fahrgefühl mit anderen Möglichkeiten. Genug, um mehr zu sein als eine Modeerscheinung.Gerrit Mathis ist Redaktionsleiter von radio m und Fahrrad-Experte.

chen basteln soll? Warum �inde ich die Frage, ob beim Sommerfest Waffeln mit oder ohne Puderzucker angeboten werden sollen, eher zweitrangig? Mit zunehmender Schulkarriere der Kleinen wird es einfacher. Je nach Schulart und -system geht es dann um die bedeutenden Fragen: Klassenfahrt, Versetzung, Klassenzimmerreno-vierung. Das ist vertrautes Terrain. Allerdings nimmt mit der Zahl der Schuljahre auch die Zahl meiner Geschlechtsgenossen zu, die den Elternabend mit einer Abteilungsbesprechung verwechseln: immer schön Pro�il zeigen, intellektuelle Duftmarken setzen und ja keinen anderen zu Wort kommen lassen. Diese Typen wollen nicht nur die Schule madig machen wie die Übermuttis, sondern auch noch sich selbst promoten. Das ist anstrengend, und dagegen hilft nur eins: sich frühzeitig mit den Lehrern und mitleidenden Eltern verbünden. Denn der Elternabend ist ein Ort der Prüfung und der Bewährung. Er kann auch wirklich nett sein. Besonders, wenn man sich danach noch irgendwo trifft. Volker Kiemle

»Ein Indianer kennt keinen Schmerz« – wieso eigentlich?

Es geht hier eher um die Schmerzäußerung; der Schmerz selbst ist natürlich immer

vorhanden. Aber da ein Indianer den Schmerz scheinbar nicht zeigt, soll er ihn auch

nicht emp�inden. Diese falsche Annahme zeigt, dass Schmerzäußerungen bei Männern

unerwünscht sind. Kinder lernen so, auf Schmerz-Signale weniger heftig zu reagieren.

Gelegentlich ist das sogar von Vorteil, insbesondere dann, wenn der Schmerz bewäl-

tigt werden kann und vielleicht von selbst abklingt. Wenn der Schmerz aber zu stark

wird, benötigen wir zum Ertragen soziale Unterstützung; dies geht nur mit Schmerz-

äußerungen, die eindeutig sind – Schreien, Weinen, Suche nach Unterstützung.

Wie unterscheidet sich das körperliche Schmerzempfi nden bei Männern und Frauen?

Schmerzschwelle und Schmerztoleranz liegen bei Männern höher als bei Frauen.

Männer können also mehr aushalten und emp�inden erst bei heftigeren Schmerzen

das typisch Unangenehme. Dies gilt nicht bei Frauen im gebärfähigen Alter:

da haben Frauen eine höhere Schmerzschwelle, die im Zyklus variiert oder auch

vom Vorhandensein einer Schwangerschaft abhängt. Eine werdende Mutter emp�in-

det deutlich weniger Schmerzen. Frauen können ihre Schmerzen besser ausdrü-

cken und so effektivere Hilfe von außen erhalten. Männer dagegen bleiben mit ih-

ren Schmerzen eher allein und können ihr Schmerzproblem erst viel später lösen.

Wie sollten Männer mit Schmerz umgehen?

Der »Durchhalte-Typ« ist fehl am Platz, weil er seine Schmerzen nicht effektiv

bewältigen kann und eine körperliche Schädigung in Kauf nimmt. Mittlerweile

wissen wir, dass das lange Aushalten von Schmerzen begünstigt, dass Schmerzen

chronisch werden. Dann ist die eigentliche Ursache nicht mehr vorhanden, der

Schmerz aber immer noch da. Männer sollten zu ihren Schmerzen stehen und sie

klarer kommunizieren. Dabei müssen sie sich schneller um Abhilfe bemühen.

chen basteln soll? Warum �inde ich die Frage, ob beim Sommerfest Waffeln mit oder ohne Puderzucker angeboten werden sollen, eher

»Twentyniner« – nur eine Modeerscheinung? »Twentyniner« – nur eine

Sport-Tipp

3 Fragen an:Zur Person: Prof

essor Dr. Peter Kropp ist

Direktor des Instituts für Mediz

inische

Psychologie an der Universität R

ostock.

Der Elternabend zählt zu den letzten verblie-benen Abenteuern des Mann-Seins. In der Regel ist Mann dort ein Exot unter den »Mein-Leon-kann-schon-lesen«- und »Unsere-Vanessa-ist-eine-echte-Künstlerin«-Müttern. Die trifft man zwar auch auf dem Spielplatz oder beim Arzt. In der Schule aber sind die »Mein-Kind-ist-was-Besonderes«-Aussagen in der Regel ein unver-hohlener Vorwurf an die Lehrer oder gleich an die Schule an sich: »Ihr werdet unseren Kindern, diesen überirdischen Wesen, nicht gerecht!« Auf jeden Fall muss erst einmal darüber diskutiert werden. Dagegen nimmt der Mann an sich die Dinge zunächst so, wie sie sind. So ist für uns auch die Schule eine Einrichtung, die angenommen wer-den will. Und mit ihr der Elternabend. Dabei gibt es unterschiedliche Stufen, die zu bewältigen sind. In der Grundschule tauchen unvermittelt existenzielle Fragen auf: Bin ich ein schlechter Vater, weil ich nicht weiß, wie ich diese Engel-

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war schon fast über die Bühne. Im Dezember hat er Luftnot beim Treppensteigen. Der Arzt tippt zunächst auf die Nachwirkungen der Prüfungszeit. Aber es wird nicht besser, und schließlich hat der Arzt den Verdacht, der durch den Bluttest bestätigt wird. Sechs Monate dauerte die erste Chemo-therapie. Danach ist klar: Huppenbauer braucht eine Knochenmarkspende. Weil kein Spender zu �inden ist, entscheidet er sich für die damals noch neue Eigen-spende. In Heidelberg, wo die Therapie durchgeführt wird, bittet er die dortige EmK-Gemeinde um Fürbitte. Auch die Gemeinde in Hamburg-Eppendorf betet für den Patienten. »Ich vertraue auf die Macht des Gebets«, sagt Huppenbauer.Die Therapie gelingt. Huppenbauer kann wieder seine Arbeit beim Ge-samtverband der deutschen Versiche-rungswirtschaft in Bonn aufnehmen. »Als ich krank wurde haben die gesagt, ich soll mich auskurieren und dann

Deswegen sag’ ich im Advent ja noch weniger als sonst. Wenn Frauen, Töchter, Schwestern und Schwägerinnen

über Markenartikel, Produktnamen, Firmenlogos, Hals- und Bundgrößen, Farbnuancen, Materialbeschaffenheit und Preise möglicher Geschenke diskutieren, im Konjunktiv – möchte, hätte, würde, könnte, gäbe, müsste –, da kann ich nicht mitreden.

Ich weiß nämlich nicht, warum Frauen sogar denjenigen das Richtige schen-ken, die sie nur �lüchtig kennen, während Männer auch denen das Falsche schenken, die sie von Herzen lieben. In Ratgeberbüchern stand, ich solle meiner Frau das ganze Jahr über sensibel »ihre Wünsche ablauschen«.

Hab ich gemacht. Im Juli auf Usedom z. B. ging unsere Luftmatratze kaputt. Mal sehen, ob sie sich Heiligabend über die neue freut. Was man Kindern im Pubertätsalter schenkt, taucht im Januar bei ebay auf, denn eigentlich brauchen sie nur Geld. Das �indet meine Frau aber unroman-tisch, deshalb schenke ich ihnen Kino- und Kosmetik-Gutscheine in einer schönen Weihnachtskarte und das Geld unauffällig zwischendurch. Was sich Neffen, Nichten und Enkelkin-der wünschen, erfährt man meist von deren Eltern. Also nur pädagogisch wertvolle Sachen, Bücher und so. Will man den eigenen Eltern das Richtige schenken, sollte man jahrelang Listen geführt haben: Alte Leute haben ein gutes Langzeitgedächtnis und heben alles auf …!

Wenn meine Geschwister wissen wollen, was ich mir wünsche, fragen sie meine Frau. Ich brauch’ aber eigentlich nix und was ich brauche, kaufe ich mir irgendwann. Deshalb kriege ich meist geschenkt, was meine Frau gebrauchen kann. Ist mir aber lieber so, als wenn ich mit ihr samstags in die Stadt müsste.Nur zwischen meinen Freunden und mir ist das Schenken einfach: Zuverläs-sig werden Rotwein�laschen ausge-tauscht und Silvester gemeinsam geleert. Fertig.

Was ich mir wirklich mal wünschen würde? Dass meine Liebe zu all meinen Lieben nicht an der Geschicklichkeit gemessen wird, mit der ich Geschenke aussuchen kann …Andreas Malessa

Was schenk’ ich wem?

Gott nicht verkleinern

Jürgen Huppenbauer ist nicht leicht aus der Ruhe zu bringen. Dabei hätte er vor 27 Jahren allen Grund dazu gehabt. Am Morgen des 23. Dezember 1984 bekommt er einen Anruf, der sein Leben schlagartig veränderte: Sein Arzt eröffnete ihm, dass er Leukämie habe – und zwar in einer besonders ag-gressiven Form. Die Anweisungen des Mediziners sind knapp: Huppenbauer soll den nächsten Flug nach Hamburg nehmen. Seine Frau, die noch in Ham-burg wohnt, holt ihn ab und fährt ihn in die Klinik. Dort wird der damals 32-Jährige sofort einer Chemotherapie unterzogen. »Einen Tag später hätte das keinen Sinn mehr gehabt«, erzählt Huppenbauer. »Aber das haben mir die Ärzte erst viel später gesagt.« Die Zukunftsplanung gerät völlig durch-einander. Erst drei Monate zuvor hatte der frisch examinierte Jurist seine erste Stelle in Bonn angetreten. Seine Frau lebte noch in Hamburg, der Umzug

wieder da einsteigen, wo ich angefangen habe«, erzählt Huppenbauer. Er

arbeitet noch immer dort – inzwischen in Berlin – und war jahrelang als eine Art »Außenminister« zuständig für die internationalen Kontakte des Verbands. Es sollte noch zehn Jahre dauern, bis er als geheilt galt. Kinder hat das Paar keine – die Risiken seien einfach zu hoch gewesen, sagt Huppenbauer. Hat er wegen seiner Krankheit mit Gott gehadert? Nein, sagt Huppenbauer. Die Frage »Warum lässt Gott das zu« ist für ihn eine Verkleinerung Gottes. »Menschen, die Leid als Strafe Gottes verstehen, würde ich einen anderen Gottesbegriff empfehlen. Es gibt einfach Dimensionen, die wir nicht erfassen können.« Es komme darauf an, mit der Situation, in der man sei, aktiv zu leben. »Man kann niemand die Schuld geben, wenn es nicht so läuft, wie man sich das vorgestellt hat.« Volker Kiemle

mann! wird herausgegeben von Medienwerk der EmKLudolfusstraße 2–4, 60487 Frankfurt/Main, [email protected] · Redaktion: Volker KiemleFotos: iStockphoto, privat

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Im Dezember hat er Luftnot beim

Vor 27 Jahren bekam Jürgen Huppenbauer eine schwere Leukämie. Im Gespräch mit Volker Kiemle erzählt er davon.