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Welche Bedeutung haben illegale Angebote im Internet? Wieso gibt es diese illegalen Angebote? Welche Schäden verursacht die Internet-Piraterie? Wie viele Personen nutzen Piraterieseiten? Kaufen Raubkopierer mehr? Welche Auswirkungen haben Anti-Pirateriemaßnahmen? Was bedeutet ein fehlendes Angebot für die Piraterie? Wissen Piraterienutzer, was sie tun? Was halten die Bürger von Nutzern der Piraterieangebote und welche Maßnahmen dagegen finden Mehrheiten? Herausgeber: Bundesverband der Dienstleistungswirtschaft (BDWi), Ralf-Michael Löttgen, Matthias Bannas, Universitätsstraße 2 – 3a, 10117 Berlin, Tel.: ..49-30-2888070, E-Mail: [email protected]; www.bdwi-online.de Interessenverband des Video- und Medienfachhandels in Deutschland e.V. (IVD), Jörg Weinrich, Hartwichstraße 15, 40547 Düsseldorf, Tel.: ..49-211-5773900, E-Mail: [email protected]; www.ivd-online.de Web-Guard - Verein zur Förderung des Rechtsschutzes im Internet e.V., Jörg Weinrich, Hartwichstraße 15, 40547 Düsseldorf, Tel.: ..49-211-5773900, E-Mail: [email protected]; www.webguard-online.de INTERNET-REPORT III / 2013 SONDERAUSGABE, Mai 2013 Marktforschung zur Internetpiraterie

Marktforschung zur Internetpiraterie Text · 2017-12-08 · 3 Für die Bereiche Tauschbörsen und Sharehoster ist zudem noch der Anteil des Vertriebs an Porno-graphie ausgewiesen

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Page 1: Marktforschung zur Internetpiraterie Text · 2017-12-08 · 3 Für die Bereiche Tauschbörsen und Sharehoster ist zudem noch der Anteil des Vertriebs an Porno-graphie ausgewiesen

• Welche Bedeutung haben illegale Angebote im Internet?

• Wieso gibt es diese illegalen Angebote?

• Welche Schäden verursacht die Internet-Piraterie?

• Wie viele Personen nutzen Piraterieseiten?

• Kaufen Raubkopierer mehr?

• Welche Auswirkungen haben Anti-Pirateriemaßnahmen?

• Was bedeutet ein fehlendes Angebot für die Piraterie?

• Wissen Piraterienutzer, was sie tun?

• Was halten die Bürger von Nutzern der Piraterieangebote und welche

Maßnahmen dagegen finden Mehrheiten?

Herausgeber:

Bundesverband der Dienstleistungswirtschaft (BDWi), Ralf-Michael Löttgen, Matthias Bannas, Universitätsstraße 2 – 3a, 10117 Berlin, Tel.: ..49-30-2888070, E-Mail: [email protected]; www.bdwi-online.de

Interessenverband des Video- und Medienfachhandels in Deutschland e.V. (IVD), Jörg Weinrich, Hartwichstraße 15, 40547 Düsseldorf, Tel.: ..49-211-5773900, E-Mail: [email protected]; www.ivd-online.de

Web-Guard - Verein zur Förderung des Rechtsschutzes im Internet e.V., Jörg Weinrich, Hartwichstraße 15, 40547 Düsseldorf, Tel.: ..49-211-5773900, E-Mail: [email protected]; www.webguard-online.de

INTERNET-REPORT III / 2013

SONDERAUSGABE, Mai 2013

Marktforschung zur Internetpiraterie

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Welche Bedeutung haben illegale Angebote im Internet?

Welche Arten von illegalen Angeboten gibt es?

Eine erste Übersicht bietet die Broschüre „Rechtsverstöße im Internet“

des BDWi, Themen sind:

• Illegaler Medienvertrieb im Internet: Bücher, Filme, Musik, Com-

puter- und Videospiele

• Illegale Glücksspiele und Wetten

• Marken - und Produktpiraterie

• Innovationsschutz

• Fälschungen von Arzneimitteln

• Sexuelle Gewalt

• Jugendmedienschutz

• Rechtsextremismus

www.bundesverband-dienstleistungswirtschaft.de/fileadmin/user_upload/bdwi-internet-rechtsverstoesse.pdf

Werden illegale Angebote häufig genutzt?

Alexa Ranking

In der Internet-Hitparade, dem Alexa-Ranking, sind unter den ersten 200 Internetseiten insgesamt 5

wichtige Piraterieseiten zu finden (Stand 3.5.2013 – ohne illegales Glücksspiel und Pornographie):

Platz Internetseite Art des Angebots

18 movie2k.to Portal

24 streamcloud.eu Videohoster

49 kinox.to Portal

116 uploaded.net Sharehoster

159 boerse.bz Portal

Internet-Traffic

Der Internet Traffic besteht zu über 50 % aus dem Vertrieb von illegalen Inhalten:

23,8 % Raubkopien

7,8 % Pornographie über P2P und Sharehoster

30,0 % Pornographiestreaming

Envisional-Studie (2010)

Das britische Analyseunternehmen Envisional hat 2010 im Auftrag von NBC Universal eine breit ange-

legte Studie über das Datenaufkommen in verschiedenen Angebotsformen des Internets vorgelegt.

Schwerpunkt ist das Aufkommen des Datenverkehrs durch illegale Verbreitung Geistigen Eigentums.

Die Berechung basiert auf einer detaillierten Untersuchung der verschiedenen Verbreitungsformen

und auf einer „Meta-Studie“ zu der Bedeutung der einzelnen Verbreitungsformen im gesamten Inter-

net. Daraus ergibt sich dann eine Hochrechnung des Anteils illegalen Vertriebs am Datenaufkommen:

Insgesamt ergibt sich, dass 23,76 % des Datenaufkommens im Internet durch die Verbreitung von

Raubkopien entstehen (ohne Pornographie).

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Für die Bereiche Tauschbörsen und Sharehoster ist zudem noch der Anteil des Vertriebs an Porno-

graphie ausgewiesen. Nach der gleichen Berechnungssystematik ergibt sich, dass weitere 7,8 % des

Datenaufkommens durch Pornographieverbreitung via Tauschbörsen (6,4 %) und Sharehoster (1,4 %)

entstehen.

Envisional Technical report: An Estimate of Infringing Use of the Internet

http://documents.envisional.com/docs/Envisional-Internet_Usage-Jan2011.pdf

Extremtech (2012)

In einem Artikel auf extremtech.com wurde 2012 versucht, die Bedeutung der Pornographieseiten für

den Internet-Traffic abzuschätzen: Auf Basis der Besucherzahlen, der relativ langen Verweildauer der

Besucher und einer Mindestannahme von versendetem Streamingvolumen kommt man zum Ergeb-

nis, dass an reiner Bandbreite einzelne Pornographieseiten ein ähnliches Volumen wie youtube benö-

tigen. Alleine eine Top-Pornographieseite wird für 2 % des weltweiten Internet-Traffic verantwortlich

gemacht. Insgesamt schätzt man, dass 30 % der im Internet verbreiteten Daten Pornographie sind.

www.extremetech.com/computing/123929-just-how-big-are-porn-sites

Wieso gibt es diese illegalen Angebote?

Dass auch in diesem Falle das Geld eine wesentliche Rolle spielt, zeigen zwei Studien:

Zur Motivation der Uploader in Tauschbörsen (2010)

Ein Forscherteam aus Madrid, Darmstadt und Oregon hat 2010 die Anbieter in P2P-Tauschbörsen

genauer untersucht. Dabei war festzustellen, dass etwa 30 % aller gelisteten Angebote und 25 % aller

Downloads durch gefakte Dateien verursacht werden. Hierbei handelt es sich überwiegend um unsin-

nige Inhalte, die von den Rechteinhabern eingestellt werden, um das Auffinden der gewünschten

Downloads zu erschweren.

Wenn man diese Gruppe ausfiltert, ergibt sich bei der Konzentration auf die Top 100 Anbieter, die für

etwa 40 der gelisteten Angebote und 50 % aller Downloads verantwortlich sind:

• 25 % dieser Top 100 Publisher haben einen eigenen Tracker und verdienen an Zugangsgebüh-

ren, Werbeeinnahmen und Spenden. Diese Gruppe liefert 18 % aller Angebote und verursacht

29 % aller Downloads.

• 23 % bewerben eine eigene oder eine andere Website. Häufig handelt es sich dabei um porno-

graphische Inhalte, die Finanzierung erfolgt durch Werbeeinahmen. Diese Gruppe liefert 8 % aller

Angebote und verursacht 11 % aller Downloads.

• 52 % sind „herkömmliche“ Tauschbörsennutzer, die eher untereinander tauschen und sich mehr

auf kleinere Dateien beschränken. Sie liefern 11,5 % aller Angebote und verursachen 11,5 % aller

Downloads.

Ohne Fakeangebote ergibt sich: 37 % aller gelisteten Angebote erfolgen mit Gewinnerzielungsabsich-

ten, sie verursachen 53 % aller Downloads

Ruben Cuevas et al., Is Content Publishing in BitTorrent Altrusitic or Profit-Driven?

www.imdea.org/Portals/8/Downloads/News/Is-Content-Publishing-techreport-2010-EN.pdf

Geschäftsmodell Urheberrechtsverletzung (2012)

Britische Marktforscher von BAE Systems Detica haben im Auftrag von Google und der Musik-

Verwertungsgesellschaft PRS aus über tausend gemeldeten urheberrechtsverletzenden Internetan-

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geboten ein Modell aus 6 verschiedenen Pirateriegeschäftsmodellen entwickelt und 153 Seiten ge-

nauer untersucht.

Die nachfolgende Übersicht zeigt, wie häufig sich diese Seiten durch Werbung oder Zahlungen finan-

zieren:

Werbung Zahlungsmöglichkeiten

Seiten Seiten enthalten

enthalten irgendeine Logos Logos

Business Model Werbung zu Zahlungsmöglichkeit Kreditkarten E-Payment

Live TV Gateway 67 % 16 % 8 % 10 %

P2P Community 86 % 17 % 10 % 11 %

Subscription Community 12 % 62 % 62 % 25 %

Music Transaction 37 % 53 % 53 % 16 %

Rewarded Freemium 46 % 71 % 46 % 61 %

Embedded Streaming 89 % 39 % 17 % 17 %

The six business models for copyright infringements

http://www.prsformusic.com/aboutus/press/latestpressreleases/Pages/Reportrevealsthesixbusinessmodelsbehindo

nlinecopyright.aspx

Welche Schäden verursacht die Internet-Piraterie?

Die Umsatzverluste einzelner

Medienbereiche sind zwar

deutlich zu erkennen und auch

der zeitliche Bezug zum Auf-

kommen der Piraterie ist klar

erkennbar. Eine wissenschaft-

liche Erklärung zu den Schäden

ergibt sich daraus aber nicht.

Umsatzverluste können auch

durch andere Faktoren

entstehen und auch Bereiche

ohne Umsatzverluste können

geschädigt werden, d.h. auf-

grund der Piraterie keine

Umsatzsteigerungen erzielen.

Für den deutschen Markt gibt es zwei Studien, die versuchen die

Schäden zu quantifizieren:

Illegale Filmkopien verursachen zweistellige Umsatzverluste (2007)

Die Studie „Consumer File Sharing of Motion Pictures“ von Prof. Dr. Thorsten Hennig-Thurau, Victor

Henning und Prof. Dr. Henrik Sattler untersucht die Schäden illegaler Angebote für die Filmwirtschaft.

Das Forscherteam hat knapp 1.100 Personen in Deutschland über einen Zeitraum von zehn Monaten

mehrfach befragt und deren Kinobesuche, DVD-Käufe und -Ausleihvorgänge sowie den Konsum von

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illegalen Kopien bei 25 Spielfilmen gemessen, die im Frühjahr 2006 in deutschen Kinos gestartet wa-

ren. Dieses Vorgehen ermöglichte es den Forschern, für jeden der Befragten zu beobachten, ob ge-

plantes oder tatsächlich ausgeführtes Filesharing sein Kaufverhalten in Bezug auf Spielfilme veränder-

te, und den gesamten Schaden für die deutsche Filmwirtschaft zu schätzen.

Die Ergebnisse der unabhängigen Studie belegen: Illegale Filmkopien schaden dreien der für die Film-

industrie wichtigsten Vertriebskanäle für Spielfilme in Deutschland: den Kinos, dem DVD-Verleih und

dem DVD-Verkauf.

• Illegale Kopien verdrängen im Kino 12,6 % zusätzliche Kinobesuche – das entspricht, bezogen

auf 2005, fast 94 Mio. Euro pro Jahr.

• Ohne illegales Filesharing würden die DVD-Verleihumsätze 10,5 % höher ausfallen – bezogen auf

die in 2005 mit neuen Spielfilmen realisierten Umsätze ein Verlust von rund 28 Mio. Euro pro Jahr.

• Insgesamt 14,7 % zusätzliche DVDs mit neuen Spielfilmen würden gekauft werden, gäbe es kein

illegales Filesharing – rund 71 Mio. Euro würden jedes Jahr mehr in die Kassen der Industrie flie-

ßen.

Insgesamt gehen der Filmindustrie in Deutschland durch illegales Filesharing somit rund 193 Mio. Eu-

ro pro Jahr verloren.

Die Forscher zeigen dabei, dass weniger der Besitz und der Konsum einer illegalen Kopie für die Ver-

drängung von legalem Konsum verantwortlich sind, sondern vielmehr die Absicht des Konsumenten,

sich eine illegale Kopie eines Films zu beschaffen. Professor Hennig-Thurau, Hauptautor der Studie:

„Wenn jemand sich einmal vorgenommen hat, einen neuen Film als Raubkopie anzuschauen, dann ist

es beinahe egal, ob er später die Kopie auch tatsächlich in die Hände bekommt – er ist für das Kino

und für die DVD als Kunde oft schon verloren“.

Thorsten Hennig-Thurau, Victor Henning, und Henrik Sattler (2007): Consumer File Sharing of Motion Pictures;

www.uni-weimar.de/cms/index.php?id=455&mitteilungid=34398

Deutsche Metastudie zu Piraterieschäden (2012)

In einer vom Medienboard Berlin-Brandenburg und dem G.A.M.E.-Bundesverband in Auftrag gegebe-

nen Studie mit dem Titel „Auswirkungen digitaler Piraterie auf die Ökonomie von Medien“ zeigt das

Marktforschungsinstitut „House of Research“ die negativen Effekte von Urheberrechtsverletzungen auf

die Medienwirtschaft in Deutschland.

Bei der Berechnung der Schäden wird davon ausgegangen, dass ein Teil der illegal bezogenen Me-

dien gekauft worden wäre. Mit Hilfe dieser so genannten Substitutionsrate lässt sich dann der zu er-

wartende Umsatzverlust berechnen.

Deutschlandweit beträgt der wirtschaftliche Schaden für die Musikindustrie der Studie zufolge 524

Mio. Euro, für die Filmindustrie sind es 156 Mio. Euro. Auch in der Games-Branche stellt die Verbrei-

tung und Nutzung von Raubkopien ein Massenphänomen dar, hier lassen sich die ökonomischen Ef-

fekte derzeit aber noch nicht konkret beziffern.

www.medienboard.de/WebObjects/Medienboard.woa/wa/CMSshow/2841628

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Wie viele Personen nutzen Piraterieseiten?

Man kann aus den Alexa-Rankings abschätzen wie viele Personen bestimmte Internetseiten nutzen.

Da eine Person aber mehrere Seiten nutzen kann oder eine solche Seite nur eher zufällig besucht oh-

ne downzuloaden sind solche Ergebnisse mit großer Vorsicht zu betrachten.

Für Deutschland gibt es zwei wesentliche Untersuchungen zur Anzahl der Nutzer:

3,7 Mio. laut Befragung (2011)

Musikindustrie, GVU und Börsenverein haben im Herbst 2011 die GfK-Studie zur Digitalen Content-

Nutzung vorgestellt (DCN-Studie). Basis der Studie ist eine Befragung von 10.000 Personen. Bei der

Bewertung der Zahlen zur Piraterie ist die Methodik mit zu berücksichtigen, da man davon ausgeht,

dass die Befragten illegales Verhalten zugeben. Dass die Annahme stimmt, zeigen die nachfolgenden

Zahlen:

14,3 Mio. Personen laden Medieninhalte aus dem Internet

3,7 Mio. Personen geben zu, dies auch aus illegalen Quellen zu tun

1,8 Mio. Personen geben zu, Spielfilme aus illegalen Quellen zu laden

DCN 2011; www.gvu.de/media/pdf/780.pdf

7,3 Mio. laut Messung (2011)

Die Filmförderungsanstalt hat 2011 für eine Studie im GfK Media Efficiency Panel (MEP) das Online-

Verhalten messen lassen. Dabei wurden Menschen ab 6 Jahren in 15.000 Haushalten erfasst. Im ers-

ten Halbjahr 2011 war demnach fast

die Hälfte aller Internetnutzer in

Deutschland (47,1 %) auf einer

Webseite mit illegalen Medieninhal-

ten oder jugendgefährdendem Con-

tent unterwegs.

Bei jedem sechsten User, insge-

samt 7,3 Mio. Menschen, lässt sein

Klickverhalten darauf schließen,

dass er Angebote auf Interseiten mit

illegalen Medieninhalten per Down-

load oder Streaming genutzt hat. Im

Methodenvergleich ergeben sich -

bei aller Vorsicht – im Rahmen einer

Messung doppelt so viele Nutzer il-

legaler Inhalte wie bei einer Befra-

gung.

FFA-Studie zum Nutzerverhalten im Internet; www.ffa.de/index.php?page=presse_detail&news=959

Aus der „Studie zur Nutzung von Sharehostern“ lässt sich abschätzen, dass 2012 alleine die 3 Top-

Sharehoster von mindestens 6 Mio. Personen zum Bezug illegaler Inhalte genutzt wurden.

Studie zur Nutzung von Sharehostern; www.ivd-online.de/Downloads/sharehosterstudie.pdf

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Kaufen Raubkopierer mehr?

Die Frage, ob Piraterie der Medienwirtschaft schadet wird häufig über die Frage „Kaufen Raubkopierer

mehr als Personen, die keine Raubkopien nutzen“ verdeutlicht.

Dazu gibt es eine Menge Forschung unterschiedlichster Güte. Eines der Grundprobleme der For-

schung ist dabei die Frage was eigentlich verglichen wird oder ob alle wesentlichen externe Faktoren

im Forschungsdesign berücksichtigt werden.

Viele der Studien, die feststellen, dass Raubkopierer mehr kaufen/leihen als andere scheitern schon

daran, dass sie die Affinität der untersuchten Personen zum Untersuchungsgegenstand nicht berück-

sichtigen. Wenn man Aussagen über Personen machen will, die Zigaretten klauen dann muss man

gründlich überlegen, ob man diese Personen mit anderen Rauchern oder gar mit Nichtrauchern ver-

gleichen will.

Beispiel, wie die Affinität das Ergebnis beeinflusst

Das Problem kann man an einem Zahlenbeispiel mit den Daten des Spielfilmkaufmarktes 2012 ver-

deutlichen.

Insgesamt kauften 17,5 Mio. Personen 117 Mio. Spielfilme. Im Durchschnitt jeder 6,69 Stück. Den

17,5 Mio. Käufern stehen innerhalb des GfK-Panels 46,5 Mio. Nicht-Käufer gegenüber.

Aus den obigen Zahlen zu den Nutzern können wir von 7,3 Mio. Raubkopieren ausgehen, von denen

3,6 Mio. Spielfilme nutzen (s. S. 6) Es wird zudem (konservativ) angenommen, dass 50 % der Raub-

kopierer nicht mehr kaufen (s. S. 9).

Wenn man nun aus diesen Zahlen entsprechende Gruppen bildet, kann man zu sehr unterschiedli-

chen Ergebnissen kommen:

• Bei Berücksichtigung der Filmaffinität kaufen Raubkopierer mit durchschnittlich 3,33 Stück deutlich

weniger ein als die Käufer, die keine Raubkopien nutzen (6,69).

• Man kann aber auch belegen, dass die Raubkopierer mit 3,33 Stück deutlich mehr einkaufen als

der Rest der Bevölkerung mit 1,74 Stück.

Stück Durchschnitt

Durchschnitt

Gruppe

Käufer und Raubkopierer 1.800.000 12.000.000 6,69

nur Raubkopierer 1.800.000 0 -

3,33

Käufer 15.700.000 105.000.000

6,69

Rest der GfK-

Bevölkerung 44.700.000 0 -

Gesamt 64.000.000 117.000.000 1,83

1,74

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Studien mit begrenztem Aussagewert

Neben diesem Problem, ob wirklich die bestimmenden Faktoren betrachtet werden, gibt es aber im-

mer wieder auch andere methodische Mängel, nachfolgend einige Beispiele:

• Es werden nur Kaufabsichten abgefragt1.

• Die Stichprobe der untersuchten Filesharer beträgt nur 39 Personen2.

• Um Änderungen in der Menge der gekauften Titel besser zu erfassen, filtert man diejenigen

aus, die im Folgejahr gar nicht mehr kaufen und eventuell nur noch illegale Kopien nutzen3.

Digital Music Consumption on the Internet: Evidence from Clickstream Data (2013)

In dieser aktuellen Studie der EU-Kommission wird u.a. untersucht, ob der illegale Download ei-

nen Einfluss auf den digitalen Musikverkauf hat. Die Studie mit über 16.000 Personen aus 5 euro-

päischen Ländern kommt zu dem Ergebnis, dass 10 % mehr Klicks auf illegalen Seiten zu 0,2 %

erhöhten Klickzahlen auf legalen Musikdownloadplattformen führen. Der Einfluss auf CD-Verkäufe

wurde nicht untersucht.

Die Studie hat zwar das Problem der Musik-Affinität durch Variabelngruppen gelöst, basiert aber

u.a. auf der überaus problematischen Annahme, dass es egal ist, das Klicks auf illegalen Seiten

auch andere Medienarten betreffen können und somit u.U. gar nichts mit Musik zu tun haben kön-

nen.

Die zeitliche Reihenfolge inhaltlich zusammenhängender Klicks konnte nicht untersucht werden.

So bleibt unklar, ob Personen erst auf illegalen Seiten waren und sich dann das Produkt auf einer

legalen Seiten angesehen (gekauft) haben oder ob man sich einfach nur auf einer legalen Seiten

den Inhalt angesehen hat und dann, wenn es einem gefallen hat, diesen auf einer illegalen Seite

herunterlädt. Die Autoren teilen diese Bedenken aber nicht: „In particular, we do not expect indi-

viduals to go window-shopping on legal purchaseing websites in order to illegally download after

their visit.” Hauptargument dafür: Die Informationen gibt es auch auf anderen Seiten, wieso sollte

der Kunde dazu eine legale Verkaufsplattform nutzen.

Zudem könnten auch Synchronisationen mit itunes nach dem illegalen Download als legaler Klick

gemessen worden sein.

Luis Aguiar, Bertin Martens, Digital Music Consumption on the Internet: Evidence from Clickstream Data 2013;

http://ipts.jrc.ec.europa.eu/publications/pub.cfm?id=6084

Metastudien

Piracy and Copyright Enforcement Mechanisms (2013)

In dieser Metastudie haben die Autoren Danaher, Smith und Telang empirische Untersuchungen zum

Effekt der Piraterie auf die Musik- und Filmmärkte untersucht.

Die Ergebnisse sind relativ eindeutig:

• Die meisten der von externen Gutachtern überprüften Studien (peer-reviewed) zeigen sehr deut-

lich, dass Piraterie dem Verkauf von Medien-Neuheiten schadet. 16 Studien bestätigen die Schä-

den und nur 2 sehen keine Schädigung.

• Wenn man daraus nur die Veröffentlichungen in Akademischen Zeitschriften erster und zweiter

Güte berücksichtigt, ändert sich das Verhältnis auf zwölf zu eins.

Bezüglich der dann einzig verbleibenden Studie (Oberholzer-Gee, Stumpf, 2007) wird erläutert,

wieso diese zu anderen Ergebnissen kommen kann. Hier hat man als externe Variable die Schul-

ferien in Deutschland genommen, die den P2P-Bereich beeinflussen sollen aber nicht die US-

1 Norwegian Managment School; www.guardian.co.uk/music/2009/apr/21/study-finds-pirates-buy-more-music 2 Joe Karaganis, Lennart Renkema, Copy Culture in the US and Germany, 2013; http://piracy.americanassembly.org 3 Andersen and Frenz 2009 nach Michael D. Smith, Rahul Telang, Assessing The Academic Literature Regarding the Impact of Media Pi-racy on Sales, 2012; http://papers.ssrn.com/sol3/papers.cfm?abstract_id=2132153

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Verkäufe. Allerdings scheint dieser Faktor deutlich überschätzt worden zu sein, da die Daten er-

geben, dass ein Ausschalten des deutschen Internets zu einem Ende jeglicher Filesharing-

Aktivität in den USA führen würde. Zudem sind die Wirkungsmechanismen zu eng eingegrenzt, da

der illegale Konsum in einer Woche einen direkten Einfluss auf den legalen Konsum haben soll.

Mittelfristige Effekte fehlen.

Brett Danaher, Michael D. Smith, Rahul Telang; Piracy and Copyright Enforcement Mechanisms - Prepared for In-

clusion in Innovation Policy and the Economy, Volume 11; www.nber.org/chapters/c12945.pdf

Vgl. auch: Michael D. Smith, Rahul Telang, Assessing The Academic Literature Regarding the Impact of Media Pi-

racy on Sales, 2012; http://papers.ssrn.com/sol3/papers.cfm?abstract_id=2132153

Auswirkungen digitaler Piraterie auf die Ökonomie von Medien (2012)

Diese bereits oben erwähnte Studie setzt sich auch mit Studien auseinander, die angeblich positive

Effekte berechnen. Die Verfasser kommen zu dem Ergebnis:

„Zusammenfassend kann davon ausgegangen werden, dass sich ein größerer legaler Filmkonsum

von Filesharing-Nutzern nicht auf deren illegale Aktivitäten zurückführen lässt, sondern auf deren er-

höhter Affinität zum Medium Film, etwa aufgrund ihres Alters. In der Bilanz der Debatte ist von einem

überwiegend negativen Einfluss der digitalen Piraterie auf Filmumsätze auszugehen.“ (Seite 28, vgl.

auch Seite 15 f.)

www.medienboard.de/WebObjects/Medienboard.woa/wa/CMSshow/2841628; S. 28 und 15f

Differenzierte Aussagen

Neben diesen generellen Aussagen gibt es auch Studien, die das Kaufverhalten der Raubkopierer de-

taillierter untersuchen und entsprechende Gruppen bilden.

So hat die DCN-Studie 2011 im Bereich Musik untersucht, ob Musikpiraten auch gute Kunden sind.

Das Ergebnis ist deutlich:

• 73 % der Musikdownloader, die ausschließlich illegale Quellen benutzen, geben gar kein Geld

für Musik aus.

• Die übrigen 27 % dieser Gruppe geben zumindest für physische Produkte (CDs) im Schnitt

noch 18 € im Jahr aus.

Zum Vergleich: Der durchschnittliche legale Musikdownloader gibt 52 € / Jahr aus.

www.gvu.de/media/pdf/780.pdf

Welche Auswirkungen haben Anti-Pirateriemaßnahmen?

Die Frage, ob Piraterie schadet, kann man auch aus einem anderen Blickwinkel betrachten. Was pas-

siert, wenn man Piraterie einschränkt.

Schließung von kino.to (2010)

Zahlen des Media-Control Index, in dem die wöchentlichen Verleihvorgänge in Videotheken ausge-

wiesen werden, zeigten, dass die Verleihvorgänge in deutschen Videotheken nach Schließung von ki-

no.to im Plus waren.

Das Portal kino.to und die direkt dazugehörenden Streamhoster wurden am 8. Juni 2011 von den

Strafverfolgungsbehörden unter der Leitung der Generalstaatsanwaltschaft Dresden dauerhaft vom

Netz genommen. Der Media Control Index zeigt für die 7 Tage vom 9. bis zum 15. Juni erstmals im

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Jahr 2011 einen Zuwachs bei den Verleihvorgängen in Videotheken gegenüber dem Vorjahr. Um sat-

te 28,9 % stieg die Zahl der Ausleihen gegenüber dem vergleichbaren Zeitraum in 2010. Auch für die

folgenden beiden letzten Wochen des Juni verzeichnet der Index eine Steigerung bei den Verleihvor-

gängen, so dass die durchschnittliche Zuwachsrate für den gesamten Monat bei 17,9 % im Vergleich

zum Vorjahr betrug. In der ersten Juliwoche 2011 freuten sich die Videothekare sogar über 41,1 %

mehr Ausleihen als in 2010. In der Folgewoche erschien kinoX.to auf der Bildfläche, der positive

Trend war bald zu Ende.

http://www.gvu-blog.de/?p=304#more-304

Schließung von Megaupload (2013)

In der Studie “Gone in 60 Seconds: The Impact of the Megaupload Shutdown on Movie Sales” unter-

suchen die Professoren Brett Danaher und Michael D. Smith ob Anti-Pirateriemaßnahmen, wie die

Schließung eines großen Sharehosters - in diesem Fall Megaupload - einen Effekt auf die Filmverkäu-

fe haben.

Man untersucht dabei die Digitalvertriebe (Verkauf und Verleih) zweier Majorstudios im Rahmen einer

internationalen Studie, die die Unterschiede der Megaupload Nutzung in den Ländern berücksichtigt:

• Während des Bestehens von Megaupload können keine Beziehungen zwischen der Bedeutung

von Megaupload in den einzelnen Ländern und den Digitalverkäufen festgestellt werden. Nach der

Schließung zeigt sich aber eindeutig:

• Für jedes zusätzliche Prozent der Megaupload Penetration sind die Verkäufe nach der Schließung

2,5 % bis 3,8 % höher

• Zusammengefasst zeigt die Analyse über 12 Länder, dass in den 18 Wochen nach der Schlie-

ßung die Digitalverkäufe für diese beiden Studios um 6-10 % höher waren, als ohne Schließung.

Brett Danaher, Michael D. Smith, Gone in 60 Seconds: The Impact of the Megaupload Shutdown on Movie Sales

http://papers.ssrn.com/sol3/papers.cfm?abstract_id=2229349

Ankündigung von Auskunftsrechten in Schweden (2010)

Die EU-Enforcement-Richtline ermöglicht es den Rechteinhabern, Nutzer von Raubkopien in P2P-

Tauschbörsen zu ermitteln, da die Access-Provider Auskunft über die Nutzer der gefundenen IP-

Adresse geben müssen.

In Schweden trat die Richtlinie erst nach längerer Diskussion verspätet zum 1. April 2009 in Kraft.

Schwedische Forscher haben daraufhin untersucht, welche Auswirkungen diese Umsetzung hatte und

vergleichen diese mit Entwicklungen in anderen skandinavischen Ländern:

• Der gesamte Datenverkehr im schwedischen Internet reduzierte sich um 18 %.

• Die Musikverkäufe erhöhten sich signifikant – in anderen Medienbereichen waren die Auswirkun-

gen zwar messbar, aber nicht signifikant.

Diese Auswirkungen verpufften innerhalb eines halben Jahres, da die neuen gesetzlichen Möglichkei-

ten im nationalen Recht nicht im nötigen Umfang und nicht in der erwarteten Schnelligkeit eingesetzt

werden konnten.

Adrian Adermon and Che-Yuan Liang, Piracy, Music and Movies: A Natural Experiment, IFN Working Paper No. 854,

2010; www.nek.lu.se/ryde/NatMeeting10/Papers/Liang,%20C-Y.%20(v3).pdf

Auswirkungen von Hadopi (2012)

Mit den Auswirkungen von Hadopi beschäftigt sich eine amerikanische Studie, welche die Verkaufs-

zahlen der vier Major-Musik-Labels über iTunes für den Zeitraum von Juli 2008 bis Mai 2011 in meh-

reren europäischen Ländern untersuchte.

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Auf Basis dieser Vergleichsdaten ermittelten die Autoren hypothetische Zahlen für den Fall, dass es

kein Warnhinweissystem in Frankreich gegeben hätte und verglichen diese mit den tatsächlichen Ver-

kaufszahlen:

Ab dem Zeitpunkt, zu dem der französischen Bevölkerung bewusst war, dass Hadopi eingeführt wird,

stiegen bei iTunes die Einzeltrack-Verkäufe um 22,5 % und die Album-Verkäufe um 25 % an.

Diese Ergebnisse werden auch bei Betrachtung der einzelnen Genres bestätigt. Der Anstieg bei dem

am stärksten von Piraterie betroffenen Genre (Rap und Hip-Hop) lag mit 30 % wesentlich höher als in

anderen Genres. Bei den am geringsten betroffenen Genres (wie christliche Musik, Klassik, Jazz)

wurde lediglich ein Anstieg von 7 % ermittelt.

Danaher, Brett; Smith, Michael D.; Telang, Rahul; Chen, Siwen: The Effect of Graduated Response Anti-Piracy -

Laws on Music Sales: Evidence from an Event Study in France, 2012.

http://papers.ssrn.com/sol3/papers.cfm?abstract_id=1989240&, Stand: 24. Oktober 2012

Ähnliches wurde auch aus Neuseeland berichtet, dort soll der P2P-Traffic innerhalb einer Woche nach

Einführung eines Three-Strikes-Gesetzes um 10 % gesunken sein.

www.gulli.com/news/17075-neuseeland-p2p-traffic-um-10-prozent-eingebrochen-2011-09-08

Was bedeutet ein fehlendes Angebot für die Piraterie?

Wie gut ist das vorhandene Angebot (2013)

Laut der DCN-Studie 2013 bewerten weit mehr als Zweidrittel der Bevölkerung das jeweils bestehen-

de legale Online-Angebot von Musik, E-Books und filmischen Inhalten als ausreichend. Fast die Hälfte

hat sogar schon das für sich perfekte Angebot entdeckt. Insgesamt schneidet dabei der Musikmarkt

etwas besser ab als die Film- und E-Book-Angebote:

Musik E-Books Spielfilme/

TV-Serien

Es gibt heutzutage ausreichend legale Angebote,

um T im Internet zu kaufen oder zu nutzen 80 % 76 % 71 %

Es gibt bereits ein für mich perfektes legales Angebot,

um T im Internet zu kaufen oder zu nutzen 56 % 53 % 49 %

GfK-Studie zur Digitalen Content-Nutzung (DCN-Studie) 2013, www.gvu.de/media/pdf/866.pdf

Was passiert, wenn ein legales Angebot wieder entfernt wird? (2010)

Es gibt eine amerikanische Studie, die zeigt, dass eine Angebotsreduzierung zu einer Steigerung der

Piraterie führen kann. Darin belegen Danaher et.al., dass nachdem NBC Fernsehinhalte aus iTunes

entfernt hatte, die Piraterie mit diesen Produkten im Verhältnis zu Piraterie mit Produkten anderer Her-

steller stieg.

Brett Danaher, Samita Dhanasobhon, Michael D. Smith, Rahul Telang, Converting Pirates without Cannibalizing

Purchasers: The Impact of Digital Distribution on Physical Sales and Internet Piracy

http://www.heinz.cmu.edu/~rtelang/ms_nbc.pdf

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Sinken mit besser werdendem legalem Angebot die Pirateriezahlen?

Ob der Effekt aber auch andersherum gilt, darf

bezweifelt werden.

Das legale Musik-Download-Angebot hat sich

in den letzten Jahren gut entwickelt.

Auch sank die Anzahl der im Netz unrechtmä-

ßig heruntergeladenen Einzelmusikstücke in

den letzten sieben Jahren kontinuierlich von

mehr als 400 Mio. Tracks in 2005 auf „gerade

noch“ 185 Mio. Songs in 2010.

Die große Ernüchterung tritt allerdings dann

ein, wenn man sich neben den Einzeltracks

auch die Werte der illegal heruntergeladenen

Alben betrachtet. Deren Anzahl stieg seit 2007

nämlich um satte 30 Mio. Einheiten auf insge-

samt 46 Mio. Alben im Jahr 2010 an.

Vor dem Hintergrund, dass ein einziges Album

im Durchschnitt 14,8 Tracks enthält, stellt sich

die reale Entwicklung beim Thema Raubkopie-Download also gänzlich anders dar: Die Anzahl der

insgesamt heruntergeladenen Tracks stieg allein in den vergangenen fünf Jahren um mehr als 300

Mio. Einzelmusikstücke an.

Wissen Piraterienutzer, was sie tun?

DCN-Studie 2013

Auf Deutschland bezogen kann man diese Frage nur mit einem eindeutigen JA beantworten. Der Be-

völkerung ist die Rechtslage zum Bezug von Raubkopien bekannt.

Das Bewusstsein der Verbraucher, welche Angebote zu den illegalen Nutzungsmöglichkeiten zählen,

ist im Vergleich zu den Vorjahren deutlich gestiegen. Insbesondere die Kenntnisse über illegale

Filmstreaming-Portale und Peer-to-Peer-Netzwerke haben stark zugenommen:

• Nur 2 bis 3 % der Bevölkerung halten das Anbieten von urheberrechtlich geschützten Medienin-

halten über Peer-to-Peer-Netze, Sharehoster oder das usenet für zulässig. Im Umkehrschluss be-

deutet dies, dass 97 % der Nutzer illegaler Angebote wissen, dass diese Angebote nicht erlaubt

sind. Etwas abweichend davon, das Einstellen von geschützten Medieninhalten in Soziale Netz-

werke wie myspace oder facebook, dies halten 9 % für legal.

• Lediglich 4 % halten das Herunterladen aus Tauschbörsen und 12 % das Ansehen von

Filmstreams über Streamingportale wie kinox.to für zulässig.

Laut Studie steigt das Wissen um legales oder illegales Verhalten dabei mit dem Alter.

Illegale Musikdownloads 2004 bis 2010

0

100

200

300

400

500

600

700

800

900

1000

2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010

Do

wn

loa

ds

[M

io.

Stü

ck

]Tracks Alben Tracks gesamt

Quellen: DCN-Studie 2011, media control GfK

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Auch die möglichen Folgen sind bestens bekannt: 84 % der Bevölkerung wissen, dass das Herunter-

laden oder Anbieten von urheberrechtlich geschützten Medieninhalten im Internet rechtliche Schritte

nach sich ziehen kann.

Was die Bürger nicht wissen:

69 % der Bevölkerung kennen die Standpunkte der Parteien zum Thema Urheberrecht nicht.

GfK-Studie zur Digitalen Content-Nutzung (DCN-Studie) 2013; www.gvu.de/media/pdf/866.pdf

Was halten die Bürger von Nutzern der Piraterieangebote

und welche Maßnahmen dagegen finden Mehrheiten?

Einstellungen

Die DCN-Studie 2013 hat sich die Einstellungen der Endverbraucher zur Internetpiraterie genau an-

geschaut:

• 2/3 der Bevölkerung findet es unfair, dass Nutzer illegaler Angebote nichts bezahlen

• Ausreden zählen nicht: Nur 6 bis 22 % lassen Rechtfertigungsstrategien gelten:

o Nicht so schlimm, weil es viele machen (6 % Zustimmung)

o Kein Diebstahl, da ja nichts verschwindet (12 %)

o Nutzung, weil das Produkt nicht käuflich erhältlich ist (15 %)

o Weitergabe ist Kulturaustausch und Werbung fürs Produkt (22 %)

GfK-Studie zur Digitalen Content-Nutzung (DCN-Studie) 2013; www.gvu.de/media/pdf/866.pdf

Maßnahmen

DCN-Studie 2013

Laut der DCN-Studie haben 2/3 der Bevölkerung dafür Verständnis, dass die Rechteinhaber ihre

Rechte zum Schutz ihrer Produkte durchsetzen.

Ein deutliche Mehrheit gibt es für die meisten vorgeschlagenen Maßnahmen beim Anbieten / beim

Herunterladen von urheberrechtlich geschützten Medien?

Angemessene Maßnahmen beim Anbieten Herunterladen

Verhängung eines Bußgeldes 88 % 57 %

Einschränkung des Datenvolumens 65 % 53 %

Reduktion der Datenübertragungs-

geschwindigkeit 62 % 51 %

Zeitweise Aussetzung des Internet-

anschlusses (für 1 bis 3 Monate) 61 % 36 %

Zudem sind 2/3 der Bevölkerung für ein Werbeverbot auf illegalen Seiten und 70 Prozent der Befrag-

ten befürworten ein Warnhinweismodel.

GfK-Studie zur Digitalen Content-Nutzung (DCN-Studie) 2013; www.gvu.de/media/pdf/866.pdf

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Copy Culture in the US and Germany

Die Studie von Joe Karaganis und Lennart Renkema aus 2013 weist bezüglich der deutschen Teil-

nehmer niedrigere Zustimmungswerte auf. Einschränkungen des Internets werden nur zu 29% befür-

wortet. Aber immerhin noch 50 % der Befragten befürworten Geldstrafen für illegale Downloads. Da-

von 45 % Strafen zwischen $11 und $100 für einen Film und 28 % für Werte zwischen $101 und

$1000.

Zudem wurden in der Studie die Einstellungen zu Eingriffen in das Internet hinterfragt.

Hier äußerten 71 % der Deutschen, dass sie gegen eine Kontrolle ihrer Internetnutzung zur Vermei-

dung von Rechtsverstößen sind.

Dennoch fanden Maßnahmen auf Technologieseite von mindestens 2/3 der Befragten Zustimmung:

73 % sagen, ISPs sollten die Aktivitäten der Nutzer überprüfen und Raubkopien entfernen.

Nur auf Facebook oder Dropbox bezogen stimmen 69 % zu.

69 % meinen, dass Suchmaschinen aufgefordert werden sollten, Links auf Raubkopien von

Musik und Film zu sperren.

66 % sagen, ISPs sollten aufgefordert werden, Seiten die den Zugang zu Raubkopien anbie-

ten zu zensieren.

Bei staatlichen Eingriffen sind die Mehrheiten etwas niedriger:

58 % sagen, die Regierung sollte Seiten, die den Zugang zu Raubkopien anbieten, sperren.

52 % sagen, die Regierung sollte Seiten, die den Zugang zu Raubkopien anbieten, zensieren.

Selbst, wenn auch ab und zu legale Inhalte gesperrt würden, würden 51 % die Sperren unterstützen.

Joe Karaganis, Lennart Renkema, Copy Culture in the US and Germany, 2013

http://piracy.americanassembly.org