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JUNGE FREIHEIT Nr. 12 /20 | 13. März 2020 Wo möchten Sie jetzt am liebsten sein? Ich bin dort zufrieden, wo ich bin. Wofür lassen Sie alles stehen und liegen? Für meine tägliche Arbeit am Schreibtisch – Schreiben ist für mich Reisen in andere Welten. Was bedeutet Heimat für Sie? Wo meine Familie und meine Freunde sind. Was ist Ihnen wichtig im Leben? Meine Familie, aber auch die Qua- lität meiner Arbeit als Autor und Herausgeber. Was haben Ihnen Ihre Eltern mitgegeben? Meine Mutter auf alle Fälle den Hang zum Schöngeistigen und Idealismus, mein Vater Pflicht- bewußtsein. Welches Buch hat Sie nachhaltig beeinflußt? Helmut Hochrain: „Die 5000 Mark-Story: Die Kunst mit klei- nen Geschichten das große Geld zu machen“ (1988). Welche Musik mögen Sie? Progressive Rock seit der Jugend – Pink Floyd, Mike Oldfield … Und jetzt die Spider Murphy Gang, seit ich deren Bandbiographie geschrieben habe (2017). Welches Ereignis ist für die Welt das einschneidendste gewesen? Kann mich nicht entscheiden: der Buchdruck, die industrielle Revo- lution, die Digitalisierung. Was möchten Sie verändern? Ich engagiere mich gegen Mob- bing und Diffamierung von leben- den Personen in der Wikipedia. Woran glauben Sie? Manchmal fällt es mir schwer, an- gesichts der täglichen Tragödien an den Sinn und Erfolg von Bil- dungsarbeit zu glauben. Welche Werte sollen wir unseren Kindern weitergeben? Solidarität und Empathie wären nicht schlecht. Welche Bedeutung hat der Tod für Sie? Ich empfinde ihn als Erlösung und halte es mit Bachs Kantate: „Ich freue mich auf meinen Tod.“ FOTO: GABRIELE LEONARDY Fragebogen Andreas Mäckler Autor & Herausgeber Dr. Andreas Mäckler, geboren 1958 in Karlsruhe,veröffentlichte gerade den Titel „Schwarzbuch Wikipedia“ (Verlag zeitgeist Print & Online). www.schwarzbuch-wikipedia.de www.maeckler.com

MARKUS BRANDSTETTER Die Grenze des Lebens „geschäfts- G · 2020. 3. 11. · AfD aber mit einem Unvereinbarkeits-beschluß präventiv gewehrt. Bender ist seitdem für die AfD-Berichterstattung

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Page 1: MARKUS BRANDSTETTER Die Grenze des Lebens „geschäfts- G · 2020. 3. 11. · AfD aber mit einem Unvereinbarkeits-beschluß präventiv gewehrt. Bender ist seitdem für die AfD-Berichterstattung

JF-InternW O C H E N Z E I T U N G F Ü R D E B A T T EW O C H E N Z E I T U N G F Ü R D E B A T T E

GEGRÜNDET 1986 IN FREIBURG I. BR. · WOCHENZEITUNG IN BERLIN SEIT 1994 · ISSN 0932-660X

Herausgeber und Verlag:JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG

Chefredakteur: Dieter SteinStellv. Chefredakteur: Thorsten ThalerChef vom Dienst: Matthias Bäkermann

Verantwortliche Redakteure: Meinung: Björn Harms; Im Gespräch: Moritz Schwarz; Politik: Christian Vollradt; Außenpolitik, Hintergrund: Dr. Curd-Torsten Weick; Wirtschaft, Natur & Technik: Jörg Fischer, Mathias Pellack; Kultur: Thorsten Thaler; Geschichte, Literatur: Matthias Bäkermann; Medien, Sein & Zeit: Gil Barkei; Thema, Forum: Christian Rudolf; Leserforum: Christian Dorn; Reporter: Hinrich Rohbohm, Martina Meckelein; Online: Felix Krautkrämer (Leitung), Thorsten Brückner, Dr. Alexander Graf, Lukas Steinwandter; Schlußredaktion: Matthias Seegrün

Satz und Gestaltung: Daniela Lemke, Andrea Müller, Kristina Tarras, Dina Niestädt

Die Wochenzeitung JUNGE FREIHEIT hält sich an die bewährte traditionelle deutsche Rechtschreibung,wie sie bis zum 1. August 1999 gültig war.

Vertrieb für den Zeitschriftenhandel: IPS-Ver-trieb GmbH, Postfach 1211, 53334 Meckenheim

Druck: Frankfurter Societäts-Druckerei GmbH & Co. KG, Kurhessenstr. 4 – 6, 64546 Mörfelden-Walldorf

Anzeigen: Es gilt die Anzeigenpreisliste vom1. Januar 2019. E-Mail: [email protected]

Jahresabonnement: EUR 205,– (Sozialabo EUR 133,–; Schülerabo EUR 97,–); Bezugspreis für das Ausland: Europa EUR 249,– (Sozialabo EUR 177,–; Schülerabo EUR 141,–); Übersee/Luftpost: EUR 265,– (Sozialabo EUR 193,–; Schü-lerabo EUR 157,–). Das Abonnement verlängert sich um ein Jahr, wird es nicht vier Wochen vor Ablauf schriftlich gekündigt.

Konto: Postbank Berlin BIC: PBNKDEFFIBAN: DE57 1001 0010 0002 7161 08,

Nachdruck: Nur mit Genehmigung des Verlages.

Sammelanschrift: JUNGE FREIHEIT, Hohenzollerndamm 27 a, 10713 Berlin

Telefon: 030 / 86 49 53 - 0

Fax: 030 / 86 49 53 - 14

E-Mail: [email protected]

Internet: www.jungefreiheit.de

J U N G E F R E I H E I TNr. 12 /20 | 13. März 2020

Retten lernen

Bei einigen Kollegen ist er über 30 Jahre her, der Erste-Hilfe-Kurs. Zehn von uns haben ihr

Wissen jetzt wieder aufgefrischt – bei einer betrieblichen Ausbildung.

„Stellen Sie sich vor, Sie bergen je-manden aus einem Unfallauto“, erklärt die Ausbilderin der Johanniter. „Grei-fen Sie von hinten unter seine Achseln, Arm über die Brust legen und ziehen.“ – „Verdammt schwer, der Kollege“, denke ich. Nun kippt er auch noch wie ein nasser Sack aus dem Stuhl. „Nee, das gilt nicht“, protestiere ich, „der Air-bag ist doch explodiert, der hält dich.“ Ich zerre, fast fällt er samt Stuhl um. Nicht elegant, aber gerettet. Eine zarte Layouterin rollt mich schwungvoll in

die stabile Seitenlage. Hätte ich ihr gar nicht zugetraut. „Ich rudere“, grinst sie.Nach acht Stunden zurück im Bü-ro, verkünde ich voller Überzeugung: „Jetzt könnt ihr euch vertrauensvoll in meine Hände begeben.“ Sehe ich da etwa Skepsis in den Gesichtern meiner Kollegen? Martina Meckelein

Zu: „Spirale der Verachtung“ von Dieter Stein & „Absturz in die Gosse“ von � orsten Hinz, JF 11/20GenerationenverschiebungDie Abrechnung ihrer Edelfeder � orsten Hinz mit der Entwicklung der FAZ tri� t ins Schwarze. Was ist nur aus der einst hoch geschätzten „Zeitung für Deutsch-land“ geworden, diesem einst stolzen konservativ-liberalen Blatt, das sich im Niedergang be� ndet? Vor ein paar Wo-chen druckte die FAZ einen ganzseitigen Aufsatz des Geschichtsprofessors Peter Hoeres unter dem Titel „Zeitung der Einheit“ über das standhafte Eintreten der FAZ für die Wiedervereinigung. Er erwähnte die Namen einiger herausra-gender Politikredakteure, die damals die Linie des Blattes prägten, so etwa Fried-rich Karl Fromme, Günther Gillessen, Karl Feldmeyer und andere. Es ist be-zeichnend, daß diese konservativen FAZ-Journalisten nach ihrer Pensionierung zur Jungen Freiheit stießen und dort Artikel schrieben. So auch Wirtschafts-ressortleiter Klaus Peter Krause, der die Kohlsche Lüge zu den Enteignungen 1945 bis 1949 angeprangert hatte.

Heute gleichen die jüngeren FAZ-Redakteure in ihren Ansichten eher taz-Journalisten, einige haben bei der taz sogar angefangen. In seinem Buch über die Geschichte der FAZ beschreibt es Professor Hoeres an einer Stelle (Sei-te 409) als Generationenverschiebung: „Zugespitzt könnte man formulieren: Die FAZ holt sich ihre Redakteure heute gern von der taz, wohingegen ihre Pen-sionäre in der jungen freiheit schrei-ben.“ Ich freue mich, daß die Au� age der jungen freiheit sich im vergangenen Jahrzehnt verdoppelt hat, während die Au� age der FAZ im Sink� ug ist.

DR. JUTTA SCHMITT, BERLIN

Dahinter steckt keine HaltungTre� sicher analysieren Sie, wie sich die ehemals bürgerlich-konservative FAZ an der üblen Hetzjagd des politisch-medi-alen Establishments gegen die AfD be-teiligt, ja, sich sogar hervortut. Führende Autoren wie FAZ-Herausgeber Berthold Kohler schreiben mit Schaum vor dem Mund („Sie haben Blut geleckt, die wol-len mehr“). Sein Leitartikel nach Hanau glich einem verbalen Amoklauf und hat viele Leser und Abonnenten irritiert; da-her gab es danach gleich eine ganze Seite mit Leserbriefen, die überwiegend FAZ-kritisch waren und die AfD in Schutz nahmen. O� enbar gab es auch Kündi-gungen. Die Leitartikel des Politikres-sortchefs von Altenbockum mäandern zwischen konservativen Einwänden und Anbiederung an den grünen Trend. Der sogenannte „Denker� ügel“ (so nennen die ihre Kommentatorenriege) hat die Haltung verloren. Der Niedergang der FAZ und ihre schleichende Linksverschie-bung – analog zur CDU – ist evident und bedauerlich. Er spiegelt sich in den ra-pide sinkenden Au� agenzahlen. Wie die prozentualen Wahlergebnisse der CDU abschmelzen, so ist auch die FAZ-Au� age von Schwindsucht ergri� en. Hatte sie im Jahr 2000 noch 288.000 Abonnenten, sind es heute nur noch 164.900 – ein Minus von 42 Prozent, so die neuesten IVW-Zahlen. Gerade langjährige Leser merken den zunehmenden Substanzver-lust des Blattes. Die penetrant einseitige Berichterstattung und Kommentierung in oft hämischem Ton über die AfD (alles Negative wird breitgetreten, positive und berechtigte Ansätze werden ignoriert)sind irritierend. Von Anfang an, als die-

se konservativ-bürgerliche Protestpartei gegen die Merkel-Politik startete, wurde auf sie eingeprügelt, was die FAZ wohl eine fünfstellige Zahl von Abonnenten gekostet hat. In meiner Familie und mei-nem Freundeskreis haben gleich mehrere jahrzehntelange Abonnenten gekündigt, nachdem auf Leserbriefe teils höhnisch-arrogant reagiert wurde. Mittlerweile ist die FAZ nicht viel besser als die SZ oder die Frankfurter Rundschau.

DR. PETER MÜLLER, MÜNCHEN

Ein Blatt für MasochistenLeider hat sich die Frankfurter Allgemeine Zeitung o� enkundig in ein Anti-AfD-Kampagnenblatt verwandelt, wohl aus der Panik, die AfD könne die CDU/CSU nachhaltig gefährden. Es sind erkennbar CDU-nahe Redakteure und Herausge-ber, die am heftigsten gegen die rechte Konkurrenz schlagen. Dabei wendet die FAZ mal subtile Methoden, mal plumpe Tricks an, um die AfD zu diskreditieren. Die Kampagne begann bereits in den er-sten Monaten nach der Gründung der Partei 2013. Damals betete der Nach-wuchsredakteur Justus Bender in mehre-ren Artikeln die völlig unbelegte Behaup-tung eines Berliner NPD-Funktionärs nach, wonach NPD-Mitglieder die AfD unterwanderten. Dagegen hatte sich die AfD aber mit einem Unvereinbarkeits-beschluß präventiv gewehrt. Bender ist seitdem für die AfD-Berichterstattung zuständig und berüchtigt für seine be-sonders einseitigen und tendenziösen Ar-tikel, die nicht einmal den Versuch ma-chen, ausgewogen und fair zu berichten.

Eine ganze Reihe von FAZ-Autoren tut sich als � eißige Anti-AfD-Haltungs-journalisten hervor. Soeben präsentierte Bender eine Reihe von Zitaten von längst aus der Partei ausgeschlossenen Mitglie-dern, um die Zitate der Partei anzuhän-gen. Gerade jene Journalisten, die den Haß beklagen, sind oft sichtbar selbst von Haß getrieben wie etwa Herausgeber Kohler nach dem Hanauer Amoklauf. Die zahlreichen Angri� e und Übergri� e auf AfD-Politiker, Büros und Mitglieder, die systematische Gewalt, die ihre Wett-bewerbschancen und unsere Demokratie beschädigt, thematisiert die FAZ kaum. Wird die AfD Opfer, schweigt die FAZoder relativiert. Als jüngst mutmaßlich linksextreme Täter einen Brandanschlag auf das Auto des AfD-Vorsitzenden Tino Chrupalla verübten, entblödete sich die FAZ nicht, über ihre kleine Meldung auf Seite 4 „Chrupallas Auto in Brand ge-setzt?“ (mit Fragezeichen!) zu schreiben.

Das ist kein seriöser Journalismus. Jeder Konservative, der für diese Zeitung stolze 838,80 Euro für ein Jahresabo bezahlt, ist ein Masochist.

PIERRE BAUMBERGER, OBERURSEL

Zum Leserbrief: „Leere Versprechungen bis heute“ von Prof. em. Dr. Ludger Schi� er, JF 11/20Forderung völlig unbegründetAufgrund der Taten in Hanau einen Generalverdacht gegen rund 350.000 rechtscha� ene Sportschützen mit Waf-fenbesitzkarte (Stand: 31.12.2017) in Deutschland zu äußern und deren sport-liche Betätigung einschränken zu wol-len, ist vollkommen unbegründet. Der Täter aus Hanau hätte aufgrund seiner psychopathologisch au� älligen Briefe an Ermittlungsbehörden unverzüglich nach Paragraph 6 Wa� G einem Arzt oder Psy-chologen zur Begutachtung vorgestellt werden müssen. Dort wäre mit hoher Wahrscheinlichkeit seine Gefährlichkeit erkannt und ihm die Wa� enbesitzerlaub-nis entzogen worden. Im übrigen zeich-nen sich liberalere Herrschaftsformen durch einen entsprechend großzügigeren Umgang mit privatem Schußwa� enbe-sitz und einem entsprechenden Vertrau-ensvorschuß ihren Bürgern gegenüber aus. Es sind eher totalitäre Regime, die aus Mißtrauen ein hundertprozentiges staatliches Wa� enmonopol anstreben. Zur „Kaiserszeit“ Anfang des letzten Jahr-hunderts trugen Frauen in Handtaschen ihren kleinen „Damenrevolver“ bei sich, und Landpostboten hatten Revolver am Fahrrad zur Abwehr streunender Hunde, ohne daß Deutschland im Chaos versank. In der Schweiz nehmen Reservisten nach dem Militärdienst ihr Sturmgewehr samt Munition mit nach Hause ohne eine ver-gleichbare Diskussion.

DR. PHIL. JÜRGEN PTUCHA, GOTHA

Wa� en nur noch für KriminelleAls geprüfter Wa� ensachverständiger und Fachübersetzer für Wehr- u. Wa� en-technik muß ich diesem Leserbrief wider-sprechen. So schreibt Professor Schi� er, Sportschützen seien in den vergangenen 30 Jahren für 270 Morde verantwortlich gewesen. Das ist absurd. So sind zum Beispiel die Morde in Hanau auf ekla-tantes mehrfaches Behördenversagen zu-rückzuführen, die Wa� en hätten schon vor etlichen Monaten eingezogen werden müssen. Die Morde von Erfurt wurden mit illegalen Wa� en verübt, die Stein-häuser aufgrund mehrfachen eklatanten Behördenversagens besessen hatte, da

sie schon längst hätten eingezogen wer-den müssen. In Winnenden beging der Täter die Morde mit einer gestohlenen Wa� e, auch hier war es also ausdrück-lich kein Sportschütze. Auch mit seiner Aussage zu den olympischen Schießdis-ziplinen liegt Professor Schi� er falsch. Es gibt eine ganze Reihe davon, die mit Feuerwa� en ausgetragen werden, zum Beispiel olympische Schnellfeuerpistole, diverse Gewehrdisziplinen, Biathlon und die Flintendisziplinen Skeet und Trap. Gemäß Professor Schi� er liefe es darauf hinaus, daß in Zukunft nur noch Krimi-nelle, die sich sowieso an keine Gesetze halten, über illegale Wa� en verfügen.

BERND ROLFF, OELKASSEN

Zu: „Der Wahnsinn wird Methode“ von � orsten Hinz, JF 10/20Grünen Vater tabuisiertHier fehlt ein wesentlicher Punkt, der zwar mit der Tat in keinem wesentlichen Zusammenhang steht, aber dennoch in-teressant ist: Der Vater des vermutlichen Attentäters kandierte im Jahr 2011 bei der Kommunalwahl auf der Liste der Grünen. Kurz nach der Tat wurde ein entsprechendes Foto auf der Internet-Seite der Grünen entfernt. In den Medi-en wurde diese Kandidatur nie erwähnt. Welch Aufschrei, hätte der Vater statt für die Grünen für die AfD kandidiert!

WOLFGANG KUNZMANN, SCHNAITTENBACH

Zu: „Ein Verbrechen wird ausgeschlachtet“ von Ronald Berthold, JF 10/20„Abstrakte Gefahrenlage“Zum legalen Wa� enbesitz des Täters und der Amtsführung, zumindest in bayeri-schen Landratsämtern, habe ich einiges anzumerken: 2016 ging ich in Pensi-on. Jahrelang habe ich im Bereich der internationalen organisierten Krimina-lität Ermittlungsgruppen geleitet, war an Festnahmen von über einhundert Schwerstkriminellen beteiligt und habe Vermögenswerte im zweistelligen Millio-nenbereich beschlagnahmt. Ein Großteil dieser Täter brachte in Erfahrung, wo ich mit meiner Familie wohne, welches Fahrzeug ich fahre und welche private Telefonnummer ich habe. Wiederholt fand ich Zettel mit eindeutigen Drohun-gen hinter dem Scheibenwischer meines Autos, wurde in der Stadt von wildfrem-den Personen angesprochen, die sich als Bekannte von Straftätern ausgaben, die ich hinter Schloß und Riegel gebracht hatte. Sogar vor meinem Haus standen mehrmals fremde Autos, von denen aus ich beobachtet wurde. Ging ich auf die Fahrer zu, zeigten sie den erhobenem Mittel� nger und hauten ab.

Warum ich dies schreibe? Anläßlich meines Ausscheidens aus dem Polizeidi-enst beantragte ich für eine private Wa� e einen Wa� enschein und begründete dies mit den oben zitierten Ereignissen. Da kurz vor der Pensionierung an meinem Auto die Radbolzen des linken Vorder-rads gelöst wurden und ich nachts im-mer wieder Anrufe bekam (nachdem ich mich meldete wurde sofort aufgelegt), sah ich für mich und meine Familie ei-ne konkrete Gefährdung. Das Ergebnis: Das zuständige Landratsamt verweigerte mir die Bewilligung eines Wa� enscheins. Es sah zwar die charakterliche Eignung aufgrund meiner über vierzigjährigen Po-lizeizeit als gegeben, verneinte aber eine konkrete Gefahr. Angeblich handle es sich um eine abstrakte Gefahrenlage, der ich mich mittels anderer Maßnahmen – ohne Wa� e – erwehren könne, etwa durch den

Einbau von Alarmanlagen, Bewegungs-meldern etc. Außerdem könne ich über Notruf die zuständige Polizeidienststelle benachrichtigen. Ich fragte daraufhin die Sachbearbeiterin im Landratsamt, wie ich mich ihrer Meinung nach vor Angri� en in der Stadt wehren könne. Sie gab mir den Rat, laut um Hilfe zu schreien oder nach Einbruch der Dunkelheit einsame Straßen und Plätze zu meiden. Selbst bei Besitz einer Wa� enkarte, dürfte ich die Wa� e in der Ö� entlichkeit nicht führen und benutzen. Einige meiner Kollegen beantragten ebenfalls eine Wa� enbesitz-karte und machten gleiche Erfahrungen. O� enbar wird auch in anderen Landrats-ämtern so verfahren.

HELMUT WEBER, SURBERG

Zum Schwerpunktthema: „Der große Kehr-aus“, JF 9/20Von allen Seiten SkandalDiese Tage stehen für eine Zäsur der bundesdeutschen Geschichte. Worte wie Skandal, Unverzeihlichkeit, Tabubruch und Spaltung wurden Teil des politischen Sprachgebrauchs. Ist der Skandal, daß Kemmerich mit den Stimmen der AfD zum Ministerpräsidenten gewählt wurde oder daß sich Frau Merkel aus Südafrika in eine Wahl einmischte, die rückgän-gig gemacht werden mußte? Die glei-che Frau, die dagegen aufbegehrte, als Erdoğan das für die Bürgermeisterwahl in Istanbul forderte. Andere sehen den Skandal darin, daß die FDP sich gegen diese Einmischung nicht zur Wehr setzte und um� el. Natürlich ist die Minister-präsidentenwahl fragwürdig, wenn sie durch Gnaden Höckes zustande kommt. Der Zustimmung eines Mannes, der das Holocaustmahnmal als ein Denkmal der Schande bezeichnet (und zwar, weil an das Verbrechen erinnert wird – nur so ist Björn Höcke zu verstehen, liest man die Aussage im Gesamtkontext seiner Äußerungen). Andererseits: Ist es nicht ein Skandal, daß Grüne, SPD und CDU einen Ministerpräsidenten Bodo Rame-low unterstützen, der sich in Uljanowsk mit dem Bild Stalins fotogra� eren ließ – und damit die 100 Millionen Toten des Kommunismus mit einem Augen-zwinkern quittierte?

MARKUS SPEER, PFORZHEIM

Zu: „Für das Recht auf Vaterland“ von Hermann Rössler, JF 9/20Despektierliche BebilderungZu Ihrem Bericht über die 200. Pegida-Demo in Dresden hätte das Foto Björn Höckes mit weit geö� netem Mund nicht ungünstiger gewählt sein können, zumal er gerade erst in � üringen strategisch klug die komplette Altparteienlandschaft und Staatsmedien bloßgestellt, für den Rücktritt von AKK gesorgt und das dik-tatorische Wesen Angela Merkels scho-nungslos o� engelegt hat.

DR. RER. NAT. GERHARD POPP, NORDENDORF

JF-Ausgabe 11/20 vom 6. März 2020

W O C H E N Z E I T U N G F Ü R D E B A T T E

w w w.jungefreiheit .de Nr. 11/20 | 35. Jahrgang | 6. März 2020 | EUR 5,00 (D)w w w.jungefreiheit .dew w w.jungefreiheit .dew w w.jungefreiheit .dew w w.jungefreiheit .de

MARKUS BRANDSTETTERMARKUS BRANDSTETTER

GGGesundheitsminister Jens Spahn, der ja esundheitsminister Jens Spahn, der ja esundheitsminister Jens Spahn, der ja

Menschen über 80, die zusätzlich an Diabetes und Menschen über 80, die zusätzlich an Diabetes und Bluthochdruck leiden oder anderweitig angeschla-gen sind, stark gefährdet sind, während Gesunde unter 50 es normalerweise nicht sind.

Und Spahn hätte endlich sagen müssen, daß Und Spahn hätte endlich sagen müssen, daß Und Spahn hätte endlich sagen müssen, daß

Erst als der Mann wieder daheim war, stellte sich Erst als der Mann wieder daheim war, stellte sich heraus, daß er Sars-CoV-2 im Blut und inzwi-schen mit 60 Personen Kontakt gehabt hatte, was jetzt Krankenhaus für ihn und Quarantäne für alle anderen bedeutete, auch für die betro� enen alle anderen bedeutete, auch für die betro� enen alle anderen bedeutete, auch für die betro� enen

Wer jetzt denkt, daß das Wahnsinn sei, der wird Wer jetzt denkt, daß das Wahnsinn sei, der wird erkennen, daß dahinter Methode steckt. Denn Deutschland ist ja seit langem schon auf Katastro-phen nicht vorbereitet. Weder ist die Bundeswehr in der Lage, das Land zu verteidigen, noch können in der Lage, das Land zu verteidigen, noch können in der Lage, das Land zu verteidigen, noch können

GrenzverletzerScharfe Sprachregelungen führen zu Spielabbrüchen. Die politische Spaltung zeigt sich vermehrt auch im Fußballstadion.

POLITIK, Seite 6

Eine WeltSoros‘ subtiler Ein� uß: Eine Studie zeigt die Verbindungen von Rich-tern des Europäischen Gerichts-hofs für Menschenrechte zu NGOs.

AUSLAND, Seite 8

Der letzte SchrittDie Grenze des Lebens „geschäfts-Die Grenze des Lebens „geschäfts-mäßig“ überschreiten zu helfen, hat das Bundesverfassungsgericht erleichtert. Ist das ehrbare Hilfe?

KULTUR KULTUR KULTUR, Seite 5 & 13, Seite 5 & 13, Seite 5 & 13

Spahns VersagenCorona-Pandemie: In unserer Konsensgesellschaft ist der Ernstfall strukturell nicht mehr vorgesehen

Migration Migration als Wa� eals Wa� e

Mit einer gesteuerten Massen� ucht will der türkische Mit einer gesteuerten Massen� ucht will der türkische Mit einer gesteuerten Massen� ucht will der türkische Mit einer gesteuerten Massen� ucht will der türkische Präsident Erdoğan von Deutschland und der EU neue Präsident Erdoğan von Deutschland und der EU neue Präsident Erdoğan von Deutschland und der EU neue

Milliardenzahlungen und Unterstützung für seine Milliardenzahlungen und Unterstützung für seine Milliardenzahlungen und Unterstützung für seine Militärintervention in Syrien erpressenMilitärintervention in Syrien erpressen

Seiten 2 und 7

Liebe Leser!Leider können wir nicht alle Zuschrif-ten, die uns täglich erreichen, veröf-fentlichen. Auch müssen wir manch-mal kürzen. Alle Briefe werden aber sorgfältig ausgewertet, wenngleich wir sie nicht in jedem Fall beantwor-ten können. Ihre Leserbriefredaktion

JF-Leserbriefredaktion, Hohenzollerndamm 27 a, 10713 Berlin,

Fax: 030 / 86 49 53 - 14, E-Mail: [email protected]

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KELE

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Wofür lassen Sie alles stehen und liegen?Für meine tägliche Arbeit am Schreibtisch – Schreiben ist für mich Reisen in andere Welten.

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Welches Ereignis ist für die Welt das einschneidendste gewesen?Kann mich nicht entscheiden: der Buchdruck, die industrielle Revo-lution, die Digitalisierung.

Was möchten Sie verändern?Ich engagiere mich gegen Mob-bing und Di� amierung von leben-den Personen in der Wikipedia.

Woran glauben Sie?Manchmal fällt es mir schwer, an-gesichts der täglichen Tragödien an den Sinn und Erfolg von Bil-dungsarbeit zu glauben.

Welche Werte sollen wir unseren Kindern weitergeben?Solidarität und Empathie wären nicht schlecht.

Welche Bedeutung hat der Tod für Sie?Ich emp� nde ihn als Erlösung und halte es mit Bachs Kantate: „Ich freue mich auf meinen Tod.“

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Fragebogen

Andreas MäcklerAutor & Herausgeber

Dr. Andreas Mäckler, geboren 1958 in Karlsruhe,verö� entlichte gerade den Titel „Schwarzbuch Wikipedia“ (Verlag zeitgeist Print & Online).

www.schwarzbuch-wikipedia.de www.maeckler.com