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empirica Mehr bezahlbarer Wohnraum durch mehr Markt – genial oder irreal? Prof. Dr. Harald Simons Berlin, 24. Oktober 2018 Difu - Dialog

Mehr bezahlbarer Wohnraum durch mehr Markt genial oder irreal? · – genial oder irreal? Prof. Dr. Harald Simons Berlin, 24. Oktober 2018 Difu - Dialog . 2 | empirica Ein paar grundlegende

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Mehr bezahlbarer Wohnraum durch mehr Markt

– genial oder irreal?

Prof. Dr. Harald Simons

Berlin, 24. Oktober 2018

Difu - Dialog

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empirica 2 |

Ein paar grundlegende Fakten zum deutschen

Wohnungsmarkt

Knapp 2 Mio. Wohnungen oder 4,8% stehen bundesweit leer.

Kontinuierlicher Anstieg (Ausnahme 2015)

Mieten sind nur geringfügig gestiegen. Seit 2004 um real 6%.

Wohnungsnachfrage steigt unspektakulär langsam vor sich hin:

1990er Jahre: 0,9% p.a.

2000er Jahre: 0,6% p.a.

Seit 2010: 0,7% p.a.

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Aber natürlich: erhebliche regionale Unterschiede

Angebotsmieten: hedonisch, 60-80 qm, höherwertige Ausstattung, alle Baujahrgänge, 2017

Quelle: empirica-Preisdatenbank (empirica-systeme), Statistisches Bundesamt, eigene Berechnungen

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€/m

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Anteil Kreise (Haushaltsgewichtet)

Miete:Median der Kreise: 7,03 €/m²Mittelwert der Kreise: 7,46 €/m²

gewichtet mit der Zahl der privaten Haushalte

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Wo hakt der Wohnungsmarkt ?

Definition „zu hoher Miete“:

Berliner „Fördermodell 2“: Maximale Miete 8 €/m²

Mietenbericht 2006: “Die seit geraumer Zeit zu beobachtende

Entspannung auf den deutschen Wohnungsmärkten setzte sich auch in

den vergangenen vier Jahren weiter fort.“ Damals mittlere

Neuvertragsmiete 6,92 €/m², in Preisen von 2017: 8,05 €/m².

31% der Haushalte leben in Kreisen mit höherer Mieten (60-80 qm,

höherwertige Ausstattung, alle Baujahre)

Also: Wohnungsmarkt ist ein Problem für eine starke Minderheit

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Bevölkerungsanteil der 30 Schwarmstädte nach Kohorten,

2000-2015

Lesehilfe: Jede Linie zeigt die Entwicklung einer Kohorte (Geburtsjahrsgangsgruppe) zwischen 2000 und 2015. Der erste Wert

zeigt den Anteil im Jahre 2000, der zweite im Jahre 2005 etc.

Quelle: Statistisches Bundesamt, eigene Berechnungen

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Wanderungssaldo Berlin nach Altersklassen

Quelle: Statistisches Bundesamt (Destatis), eigene Berechnungen

2005 - 2015

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Hohe Mieten und Leerstand hängen zusammen!

Förderung Mietwohnungsbau ist heute zweischneidig

Mit Anstieg der Mieten in Berlin und München sank die (Binnen-)

Zuwanderung.

Zu teuer!

Mehr Wohnungen in Berlin = weniger Boom-Town Leipzig

Mehr Wohnungen in München = mehr Leerstand im Bayerischen Wald

Kann / darf es Aufgabe des Bundes / Ländern sein, die Abwanderung zu

stärken - wenn auch nur indirekt?

Polyzentralität nur eine Wort für Sonntagsreden?

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Also alles dem Markt überlassen?

Ja, der Markt funktioniert. Steigende Preise senken die Nachfrage und

steigern das Angebot.

Ja, die Anpassungsfähigkeit (Elastizität) von Angebot und Nachfrage

wird es richten

ABER:

Nein, es kann nicht alles dem Markt überlassen werden.

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Der Wohnungsmarkt ist kein „normaler“ Markt – 1

Kleine Mengenänderung – große Preiswirkung

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Wohnungsleerstand in %

Kreisfreie Städte, Landkreise 2017

Berlin, 2005-2017

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Der Wohnungsmarkt ist kein „normaler“ Markt - 2

Zwei Wohnungen sind doppelt so viele Wohnungen, wie eine Wohnung.

Aber viele Wohnungen sind eine Stadt.

Eine Stadt ist nicht anderes als ein großer Haufen Externalitäten

Der Wohnungsmarkt ist räumlich und kann nicht isoliert betrachtet

werden.

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Der Wohnungsmarkt ist kein „normaler“ Markt - 2

Verwahrloste Fassaden -> lokal höhere Kriminalitätsraten

Zuzug sozial starker Haushalte – auch in Neubauwohnungen – verdrängt sozial starker Haushalte in

schlechtere Mikrolagen.

In sozial schwachen Nachbarschaften aber ist das Ausbildungsniveau der Schulen niedriger. In sozial

schwachen Nachbarschaften vererbt sich die Sozialstaatsabhängigkeit.

Jeder Umzug verursacht psycho-soziale Migrationskosten durch den Verlust wertvoller Kontaktnetze.

Die Kosten sind bei „Alteingesessenen“ aber viel höher, als bei jungen, mobilen „Anywheres“.

Schöne Gebäude und schöne Ensembles schaffen eine angenehme Atmosphäre, hässliche zerstören sie.

Grundsteuer ist verlässlichste, konjunkturunabhängige Einnahmequelle der Kommunen.

Neubaugebiete erzeugen neue Verkehrsströme und greifen in die Natur ein.

Neubaugebiete belasten den eigenen kommunalen Haushalt, da die Kommune für die

Wohnfolgeeinrichtungen von Grundschule bis ÖPNV zu sorgen hat.

Die Wohneigentumsbildung ist ein zentraler Baustein jeder Altersvorsorge.

Der altersgerechte Umbau der Wohnungen entlastet die Pflegeversicherung.

Energetische Sanierung soll das Klima schützen.

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Der Wohnungsmarkt ist kein „normaler“ Markt - 2

Es gibt nicht das eine seligmachende Instrument

Es werden viele Instrumente benötigt und diese müssen

immer wieder gegeneinander ausbalanciert werden.

Immerwährende Detail-Diskussionen um Maß und Grad

sind notwendig.

Wer sich als Volkswirt die Hände nicht schmutzig machen

möchte, sollte die Finger von der Wohnungs- /

Stadtentwicklungspolitik lassen

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Der Wohnungsmarkt ist kein „normaler“ Markt - 3

Bitte keine „großen“ Lösungen auf dem Wohnungsmarkt

Bitte kein „Tonnage-Denken“

Denn es gilt die dritte Besonderheit auf dem

Wohnungsmarkt:

Schrott bleibt lange stehen!

Bitte nur klein-klein.

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Der Wohnungsmarkt ist kein „normaler“ Markt – 1

Kleine Mengenänderung – große Preiswirkung

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0 2 4 6 8 10 12 14

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Wohnungsleerstand in %

Kreisfreie Städte, Landkreise 2017

Berlin, 2005-2017

Gilt in beide Richtungen !

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Entwicklung Kaufpreise für Eigentumswohnungen, real,

1975 bis 2016

Quelle: IVD, empirica-Systeme, Destatis, eigene Berechnungen

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