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Kart Muster Memoria digna Aufzeichnungen des Metropolitans J. G. Vilmar %u Fclsberg 1752 - 1769 Von Karl Muster Die nachstehend veroffentlichten Aufzeichnungen des Felsberger Metropolitans 10 h ann G e 0 r g e V i I m a r. von ihm selbst wiederholt als .. »le»loria digua" bezeichnet, erstrecken sich zwar uber den Zeitraum van 1752 bis 1769, bringen aber fast auSSthlieBlich die Schicksale Felsbergs und mehr noch des Felsberger Pfarrhauses im Siebenjahrigen Krieg, d. h. van 1757 bis 1763. Ihr Wert liegt in der sehr genauen. chronistisrnen Aufzeichnung der Begebenheiten. Sie bringen in ihrer Gesamtheit einen getreuen Ausschnitt aus dem jahrelangen Kriegserleben einer hessischen Kleinstadt und ein genaues Spiegelbild der Drangsale, denen die Bevolkerung aus· gesetzt war. Durch die Bezugnahme auf den Ablauf des tatsachlichen Lebens und die Lebensgewohnheiten bieten sie eineD guten Beitrag zur hessischen Kultur· geschidtte des 18.1ahrhunderts. Carl K net s c h srnreibt uber diese Denkwiirdig- keiten: "Das zweite Kirmenbudt IFelsbergsJ, das van 1661 bis 1759 reicht, bringt suSer den amtlichen Eintragungen nom sehr merkwiirdige .Memoria digna' von 1752 bis 1769, mronistisme Aufzeidtnungen des Metropolitans 10h3nn George Vilmar uber Krieg und Kriegsnote. und ahnlidte Aufzeimnungen aus den Jahren 1806-1807, die beide norn ganzlich unbekannt zu sein scheinen und der Ver· offentlichung wohl wert waren" 1. Diese .. Memoria digHa" befinden sidt, wie Knetsch sdton sagte, im zweiten UDS erhaltenen Felsberger Kirdtenbudlc 2 , einem dicken Band im Format von 16 X 19 cm, auf 5S Seiten, die sidt zwischen den amtlidten Eintragungen befinden. Der Verfasser hat die zwisdtcn den cinzelnen Abteilungen vorhandcnen fecien Blatter fur seine Mitteilungen benutzt. so daB das Kirdtenbudt sicb folgendermaBen aufgliedert: Taufregister von 1661 bis 1759, einige Notizen uber Wahlen von Kirdtenaltesten, Trauregister von 1661 bis 1759. die Seiten 15-58 (also bis zum SdtluS) der memoria digua; ihnen folgen unmittelbar die Aufzeichnungen des Pfarrers v 0 n G e h r e n uber die Ereignisse 1806 und 1807, einige freie Seiten, die Seiten 1-6 der Vilmarschen digHa, die KonfirmandenverzeidlOisse von 1662 bis 1758. das Totenregister von 1662 his 1759, das Verzeichnis der KirdH!n- buSen von 1719 bis 1758, einige feeie Seiten. 4 BHitter (Seiten 7-14) der memoria dlgna und zum SchluS ein letztes 81att mit einem alphabetisdten Verzeichnis von solchen Personen. die der kirchlidten BuSzucht unterworfen waren. Die BHitter sind an den Randern alters· und raudtgesdtwarzt, die Smrift ist im allgemcinen nom 1 C. K net I ch: Beitr5ge .tur Gumtchle der Slad! Fehberg. tn: Htuhche Chronlk (1913) 171 H. J Fur die Ztit 'Vom 16. bis .tum Anfan g des 19. Jh. lind uns aus dtr Fehbera:cr Pfarrd dui Khchtnbiicher erhahta. Du trste btginnt un und endet 1661. du %wtite. die erwlhnttn Auf:eichnungtn tnthahend. trich! 'Von 1661 bis 1759. das drltte 'Von da ab bil IUO . BII in die 90tgtr fahrt du 'Vorlien Jh. mu8 nodi tia wtherts n:iltlen habea. du In die Ztit yor U7J blnaufgerticht hat uDd dem Metropolitan Hellwli bri del Abfusung einer noch heute als Handsmrift In del Ft!lbtlier Pfarrdrtp Olitllt vorhandcntn Chroaik Yon Fthbtrg vorl'i.

Memoria digna · Memoria digKa

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Kart Muster

Memoria digna Aufzeichnungen des Metropolitans J. G. Vilmar %u Fclsberg 1752 - 1769

Von Karl Muster

Die nachstehend veroffentlichten Aufzeichnungen des Felsberger Metropolitans 10 h ann G e 0 r g e V i I m a r. von ihm selbst wiederholt als .. »le»loria digua" bezeichnet, erstrecken sich zwar uber den Zeitraum van 1752 bis 1769, bringen aber fast auSSthlieBlich die Schicksale Felsbergs und mehr noch des Felsberger Pfarrhauses im Siebenjahrigen Krieg, d. h. van 1757 bis 1763. Ihr Wert liegt in der sehr genauen. chronistisrnen Aufzeichnung der Begebenheiten. Sie bringen in ihrer Gesamtheit einen getreuen Ausschnitt aus dem jahrelangen Kriegserleben einer hessischen Kleinstadt und ein genaues Spiegelbild der Drangsale, denen die Bevolkerung aus· gesetzt war. Durch die Bezugnahme auf den Ablauf des tatsachlichen Lebens und die Lebensgewohnheiten bieten sie eineD guten Beitrag zur hessischen Kultur· geschidtte des 18.1ahrhunderts. Carl K net s c h srnreibt uber diese Denkwiirdig­keiten: "Das zweite Kirmenbudt IFelsbergsJ, das van 1661 bis 1759 reicht, bringt suSer den amtlichen Eintragungen nom sehr merkwiirdige .Memoria digna' von 1752 bis 1769, mronistisme Aufzeidtnungen des Metropolitans 10h3nn George Vilmar uber Krieg und Kriegsnote. und ahnlidte Aufzeimnungen aus den Jahren 1806-1807, die beide norn ganzlich unbekannt zu sein scheinen und der Ver· offentlichung wohl wert waren" 1.

Diese .. Memoria digHa" befinden sidt, wie Knetsch sdton sagte, im zweiten UDS erhaltenen Felsberger Kirdtenbudlc 2, einem dicken Band im Format von 16 X 19 cm, auf 5 S Seiten, die sidt zwischen den amtlidten Eintragungen befinden. Der Verfasser hat die zwisdtcn den cinzelnen Abteilungen vorhandcnen fecien Blatter fur seine Mitteilungen benutzt. so daB das Kirdtenbudt sicb folgendermaBen aufgliedert: Taufregister von 1661 bis 1759, einige Notizen uber Wahlen von Kirdtenaltesten, Trauregister von 1661 bis 1759. die Seiten 15-58 (also bis zum SdtluS) der memoria digua; ihnen folgen unmittelbar die Aufzeichnungen des Pfarrers v 0 n G e h r e n uber die Ereignisse 1806 und 1807, einige freie Seiten, die Seiten 1-6 der Vilmarschen ~HeUloria digHa, die KonfirmandenverzeidlOisse von 1662 bis 1758. das Totenregister von 1662 his 1759, das Verzeichnis der KirdH!n­buSen von 1719 bis 1758, einige feeie Seiten. 4 BHitter (Seiten 7-14) der memoria dlgna und zum SchluS ein letztes 81att mit einem alphabetisdten Verzeichnis von solchen Personen. die der kirchlidten BuSzucht unterworfen waren. Die BHitter sind an den Randern alters· und raudtgesdtwarzt, die Smrift ist im allgemcinen nom

1 C. K net I ch: Beitr5ge .tur Gumtchle der Slad! Fehberg. tn: Htuhche Chronlk (1913) 171 H. J Fur die Ztit 'Vom 16. bis .tum Anfang des 19. Jh. lind uns aus dtr Fehbera:cr Pfarrd dui Khchtnbiicher

erhahta. Du trste btginnt un und endet 1661. du %wtite. die erwlhnttn Auf:eichnungtn tnthahend. trich! 'Von 1661 bis 1759. das drltte 'Von da ab bil IUO. BII in die 90tgtr fahrt du 'Vorlien Jh. mu8 nodi tia wtherts n:iltlen habea. du In die Ztit yor U7J blnaufgerticht hat uDd dem Metropolitan Hellwli bri del Abfusung einer noch heute als Handsmrift In del Ft!lbtlier PfarrdrtpOlitllt vorhandcntn Chroaik Yon Fthbtrg vorl'i.

Memoria digKa <5

gut leserIim, dom haben Papier und Tinte an manmen Stellen sehr unter dem Hochwasser bei der Edertalkatastrophe 1943 gelitten 3, so daB VerbIassung und SmimmeIbildung eingetreten sind, auch sind eine Anzahl BHitter, so vor allem auch die Seiten 7- 14 unseres Vilmarschen Manuskripts, die sich am SchluB des Bandes befinden, durch Abgreifen und Abnutzen stark mitgenommen.

Die oben erwahnten, ebenfalls bemerkenswerten und interessanten, aum in diesem Bande befindlidten, zehn Seiten umfassenden Aufzeichnungen des Pfarrers v 0 n G e h r e n fib er die Gesmehnisse von 1806 und 1807 hat Wilhelm Se h m i t t smon 1932 verOffentlimt'. Aum von Gehren hat also das Kirmenbum nam Ab­schluB der amtlichen Eintragungen weiterbenutzt.

Der Verfasser der menlOria digna, Johann George V i I m a r 5, der GroBvater August Fr. Chr. ViI m a r s, am 7. ]anuar 1714 zu Witzenhausen als Sohn des dortigen Pfarrers und Metropolitans Cornelius ViI m a r geboren, 1738 Kandidat der Theologie. war zuerst Erzieher der Prinzen Wolfgang Ernst und Christian Moritz von Isenburg-Birstein und Rektor der Smule zu Birstein. dann zweiter Stadt­pfarrer in Btidingen. Er kam im Mai 1752 als Pfaner und Metropolitan nam Felsberg. In erster, kinderloser Ehe war er mit der 10 Jahre alteren Hedwig Sophia, geb. S tan n a r ius. verheiratet, die, wie Vilmar selbst im Totenbuche schreibt, nach "iHrem ins sedlste }tlHr gedaureten harten KraHken lager" am 13. Marz 17 59

starb. Am 20. September 1759 wurde er seinem Eintrag im dritten Kirchenbuch zufolge durm Pfarrer Vogelsang zu Hesserode mit Juliana Dorothea, der Tochter des verstorbenen "Hodwdeligen HattenbaddsdfeH Gerldttssdlulrl1ei{1en und Furst­lidten Hospitalverwalters" Joh. Daniel Sa r tor ius zu Niederaula, getraut. Auen diese zweite Frau muB, wie aus den wiederholten Bemerkungen in den meJnoria hervorgeht, recht kranklich gewesen sein. Sie starb am 29. September 1762 "durdt eineH wiederholten Schla gflu ff" irn Alter von 48 Jahren, nachdem sic also den groBten und sdlwers ten T eil der Kriegsdrangsale rnit ihrem Mann durmlebt hatte.

Am 26. April 1763 ging er eine dritte Ehe ein mit Johanna Elisabetha, der Tomter des verstorbenen ArntsschultheiBen zu Neukirchen, Dr. juris uuiusque Matthaeus Ahlard H fi P e den.

Aus dieser Ehe gingen mehrere Kinder hervor, von denen der am 8. August 17 66

geborene Johann George. spiiter Pfaner in Solz, der Vater Augus t Friedrich Chri­stian Vilmars ist.

Die dritte Frau des Felsberger Metropolitans, Johanna Elisabe tha, starb nach einer Ehe von nur 10 Jahren im Alter von 40 Jah ren am 25. Sep tember 1 77 3.

Er sdbst folgte ihr bald darauf am 10. Dezember des gleimen Jahres. Die Ein­tragung im Kirchenbum lautet: " De~t IOten December 1773 Morgelts zwisdten 6 flHd 7 Uhr verstarb al11ier der Hodtwurdige "lid Hod1gelaltrte Herr }ohQltn George Vllmar, wohlverdienter Prediger hiesiger GeJneiHde und Met ropoli tan der CIasse

3 Dlt Fthburu Kirrntnbilrnu lowlt dit dner Anu hl anderer pfarrclen Im Edcrt 31 brcn w:ihrend del Kri tgn :tur Sid,erung .uftu glm181, im Truor der Stadtlparkane Felsbul und wurden hler von dn durdt dn AngrUf ~uf die Edtrtahpt rrt hcrvorgtrufeneD Obersmwcmmung 3m 17. M~I 1913 betroHcn.

of W. 5 c h m I t t : Fran:05en In Felsberg 1806 und n07. in: Handbudt du Krehn Mdlunetn I\IU. S DeutldH'1 Gudt lemterbudt. Familie Vilmar. - G. Ph. A. V i I m a r : Genulo8i1di.blorraphhme Ober!lmt

der Famil le Vllmar iD HelltD (11.6).

46 Kart MUi tu

Felsberg und den 14. desselben wurde er offeutlidt begraben. Er war den 7 . ]aHua r

1714 geborel1 . Alt 59 lal" 11 Monath 3 Tage." Sein Grab ist nimt erhalten. Carl Knetsch gibt als Todestag den 8. August 1773 an uod herichtet. daB ihn deT

Tod auf der Kanzel wahrend der Predigt ereilt hahe 8• Dieselhe MitteiIung macht (bei falsmer Angabe des Todesjahres) die 1900 erschienene anonyme Biographie August Fr. Chr. Vilmars 7 •

Das Kirmenhuch sagt dariiber nimts, abeT deT Nadlfahr unseres Memoiren­sc:hreihers G. Ph. A. Vilmar berichtet auf S. 14 seiner "Ubersida" : .. Am s. August (Sonntag) 1773 riihrte ihn wahrend des Predigens der Schlag. u. starh er am 10. December 1773." Hierauf fuBt auch das Deutsche Geschlechterbuch. doch wird hier der 8. 8. 1773 als Samstag bezeichnet. Vilmar hat nach dem SchlaganfaH also noch einige Monatc geIebt. Dies gcht auch :lUS Kirchenbuche intragungen, die nom nam dem s. August 1773 von seiner Hand erfolgt sind, hcrvor. Hiernach sind die Angaben bei Knetsch und dem Anonymus zu korrigieren. - Zur Charakteristik des Feisberger Metropolitans bringt G. Ph. A. Yilmar folgende Notiz: .Der Furst Wolfgang Ernst Isenburg-Birstein zeichnete ihm se in ,portrait' mit folgenden Yersen:

Ferme en adversite humble en prosperite soigneux dans la vocation modere en deliberation. "

Den in gut leserlic:her Handschrift sehr ausfuhrlic:h, iibersichtlich und gewissen­haft gemamten Eintragungen J ohann George Yilmars in den Kirchenbuc:hern wie seinen genauen Aufzeichnungen in den Ufeluoria digna ist zu entnehmen, daB er tin auBerst pflichttreuer, sorgfaltiger Yerwalter seines Pfarramtes gewesen ist, der sich sowohl seiner seelsorgerlichen Aufgabe wie seinen iibrigen Dienstobliegen­heiten mit allem Ernst und Bfer hingab.

Die melUDr/a verraten die groBe Bescheidenheit des Yerfassers und sein Be­muhen, streng sachlich und gerecht zu bleiben. Seine personlichen Erlebnisse und die seiner Angehorigen treten sehr stark zuriick. Beinahe die einzigen Wesenszuge, die deutlic:h werden, sind die sehr groBe, in bestem Sinne kindlich-einfaltige From­migkeit und die streng hessische. vaterlandisc:he Gesinnung Yilmars.

Die n-tenforia digHiJ werden zwar in der Literatur gelegentlich erwahnt, sind aber wortgetreu und im Zusammenhang noc:h nicht veroffentlicht. Erwahnungen Hnden sich u. a. bei K net s c h und S c h m i t t. B e c k e r bezieht sich in seine m Buch uber Niedervorschutz darauf und zitiert manche Stellen. Ferner dienten sic (nach ZHG, Mitt. 1930/ 31, S. 11) S c h m i t t als Unterlage fUr einen Yortrag uber "Die Kriegsereignisse des Sommers 1762 in der Gegend van Felsberg .... Der Bericht uber die AusfUhrungen General Eis e n t r aut s im Zweigverein Kassel am 31. Mai 1913 (ZHG. Mitt. 1912/ 13. S. >2 ) uber den "Heiligenberg und die Karthause mit be­sonderer Beriicksic:htigung der Kampfe am Heiligenberg 1762" laBt nicht erkennen, ob dem Yortragenden die Yilmarschen Aufzeichnungen bekannt waren. Eine im

6 •.•. 0.373. 7 Dr. AU2:ult Fr. Chr. Vilmar. ZiliC .us scincm Lcbcn und Wirkcn. Von eincm Zcl ri t nOlJt O (1900) 4J. _

Memoria dig"a (1752-1754) 47

ganzen genaue Abschrift der Oenkwiirdigkeiten bildet einen groBen Teil der oft zitierten, in der Pfarreirepositur Felsberg befindlichen, 1894 von Metropolitan Hell wig verfaBten handschriftlichen Chronik von Felsberg.

m e m 0 rat i i dig n a a Met r 0 p. J. G. V i I m a r 0 a d not a t a.

11S2 d. 6. Julius brachte des H[errnJ Generals von Blome s Kutschers Christoph Dansen Ehefrau drey wohlgestalte und gantz vollkommene Kinder und zwar einen Sohn und 'IWey Tomter zur Welt, davon aber eine Tomter todt war, die heyden andern empfiengcil zwar die HI. Taufe, dam verstarb die Tomter kurtz hernam und nam 16 Tagen aum der Sohn.

1753 d. 13. Majus kam Agnesa. die hiesige Hebamme, Mstr. IMeister1 Matthias Fengen Ehefrau, mit einem Sohne nieder, der sagleidt zur HI. Taufe befordert wurde, weil man wegen einiger Ungestalt kein langes Leben desselben vermuthete; dann die Zunge des· lielben, welche wohl urn einen 'I! Zoll aus dem Munde hervorragte, schiene an der Oberlefze festzuhangen, unter derselben war ein Stuck. dem Zahnfleisdt ahnlich. ebenfalls feste, und darunter die Ofnung des Mundes. Weil nun der Mund ziemlich weit war. so ·schiene es, als wann von der unterlefze gleichsarn ein Stuck. unter der Zunge befestiget sey. Oas wunderbarste, was mir dabey varkarn, bestunde darinnen, daB ohngeachtet die Zunge an der Oberlefze fest und unten mit gerneIdeten StUck. Fleische umgeben war. dennoch das Kind einen starcken Thon im Sdtreyen von sim gabe. Es hat dieS Kind nimt vollig 24 Stunden gelebet. Dann ob es smon an einern Zuc:kerlappcn. der ihm tief in den Mund gestec:ket worden. gesogen. so hat es dodt wegen obiger Ungestalt an der Mutter Brust nicht saugen konnen. Gott bewahre alle Eltern fUr dergleichen Geburten und lasse sie in heil. Furcht var ihm litets wahrnehmen. was Oavid Ps. XXXIV vs. 12 vorschreibt.

d. 24. Augusti wurde Martha Elisabeth, Mstr. IMeisterl Joh. Henrim Bohnerts Tomter, durm Ein­sturtzen eines Stiicks der untergrabenen Laimenkautenll im 32. Jahre ihres alters elendig getodtet. und mit groBer Muhe aus dem Schutte hervorgegraben.

memorabilia

1754 d. 17. Maji entstunde nach der etlime Tage uber gewesenen groBen Hitze cin starckes Wetter. welc:hes mit Donnern uDd Blitzen etlime StuDden heftig anhielte. bis es des Abends urn 7 Uhr mit entsetzlidtem Kramen in den Schlo6thurn einschluge und die ganze

• Gcntrallculnant Carl Jo.eph ... on Blomc. dtr iD Fchber, .tlntD Wnhn,ltz baltt .• tub don 14jibri, ,. s. 12. 176] •• lto nodi wlhrtnd de. Krit,es.

9 Allt. nom htutt Ilcbriumlimt Fehbcr,er Flurbe~elmnunl.

48 Karl Muster

Stadt in groBen Sduecken Sttzte. Inzwischen war dUTch die Gute des Allrnac:htigen Gattes der Schlag kalt gewesen. sons ten wiirde dUTch das oeben dem Thurn ste­hende Pulver-Magazin eine erbannliche Verwiistung sey" angerichtet word en. Der AlIwaltende Barmhertzige Gott lasse diesen verursachten Schrecken alien uDd jeden Einwohnern hey Is am seyn und durch rechtschaffelnel Friichte der BuGe zu Gott uDd tineD lebendigen thatigen Glauhen dergleichen uod andere fiirchterllichJe Geridtte sumen ahzuwenden uDd seine Gnade uDd machtigen Schutz zugenieBen 10,

In diesem 1754. Jahre im October beach zum groBen Leidwesen uod Erstaunen al1er red lichen Protestanten im Hessen­lande aus und und wurde offentllich] bekant, daG des Erbprintzen Friedrich Hoch­Hirst!' Durchl. bereits ao 1749 den Romisch-Catholischen Glauben mit Verlassung def theuren Wahrheit des Evangelions angenommen und dero Glaubens BekantniB (oder besser Glaubens Verlaugnung) in die Hande des Churfursten von CoIn III Neuhalls abgeleget. Deswegen des regierenden Herm Landgrafen Wilhelm VlII. Hochfurstl. Durchl. einen allgemeinen Landtag ausIuschreiben und zu Cassell zu~ halten gndgst Ignadigst] geruheten. Worauf eine feyerlliche] Versicherungs-Acta wegen der Protestantismen Religion und deren Erhaltung sowohl im gantzen Lande als auch bey den DurchllauchtigstenJ drey jungeD Printzen erfolgte und von dem Erbprintzen beschworen ward.

1754 d. 1. Xbris nahm eine ungemeine Kalte den Anfang. welc:he mit darzwischen zuweilen ein­gefalIenen Thautagen bis in die Halfte des Martii 1755 anhielte. dabey ein so tider Schnee fiel und auch bestandig daurete. dergleichen sich die altesten Leute nimt erinnern konnen gesehen und erlebt zuhaben. Dariiber ein solcher Hunger unter dem Wilde entstanden. daB es sich nicht scheuete, gegen Abend in die Stadt zu­kommen und seine Nahrung hier u. da in den Garten uDd urn die Scheuren zusuchen. Als nun medic Martii das Thauwetter bestandig anhieIte. verursachte die an­gelaufene Edder zwar eine ziemlic:he Obersmwemmung. unterdessen. weil kein Regen dazu kam. verlief sich das Wasser in wenig Tagen wiederum. daB der Schaden an den Winterfeldern eben so merckllich] nicht seyn wird. Ulnd] da mit dem Ende des Martii gar feine warme T age kamen und fortwehreten, so wurden in der Helfte des Aprilis fast alle Baume auGer den Apfelbaumen in der angenehmsten Blute gesehen.

175 5 d. 1. Novmbr war ein entsetzliches Erdbeben in alien Seestadten durch Hispanien, Engeland. Holland. Franckreich. Italien und Protugal. wodurch hin uod wieder nicht anein grose Oberschwemmungen. sondern auch andere Verwiistungen angerichtet, so daG manche schone Stadt, Flecken uDd Dorf zu Grunde gerichtet wurde. Am allerhar~ testen traf dieses Ungliick die 2 Meilen grose, schone u. pramtige Portugiesisme

10 OluH F.ln.dli~i fiihrtt %u stlndil/:en Einl/:~ben der Biirl/:endlllft auf den tlndu8cn. ~u f Grund deren 1797 du Pulvu untulrdi,ch ielaiert wurdt. ViI. Se h wan le : Invtntarlum d. Art. Phi!. d. Gr .. ZHG 26 (119J) II U. Mill. 1913 / 14 S. 7l (Brunntr). Ut.: K. Mu, t t r: Turmuube und Bur8kaptlle auf BUTi Ftl,· berll. Fcl,buiU Mitt. Nr. 3 und .. (1951) und Handbucb du Kreht. Mdlunicn lUl .

MeHjOrfa dfgHa (1755-]756) 49

Residenz Stadt Lisabon. welme zu 8/g Theilen in Smut und Asmen binnen 7 minuten Zeit verwandelt. und wobey eine unzehlige Menschen Menge elendig begraben wurden. Die ersten Namrichten setzten die umgekommenen Mensmen auf 150-Tau­send. Was aber bey diesem fUrchterl[ich[en Gerichte des Allerhochsten von der Bos­heit der Mensmen ZeugniB ablegte. war dieses. daB liber 200 liberzeuget worden und bekant haben. wie sie bey dem Anfang des Erdbebens. da die Leute aus der Stadt zufliehen und sim zuretten gesucht. den KonigllichJen Pallast und andere Hauser in Brand gestecket. damit sie desto simerer rauben u. pllindern konnen.

Hel lngens sic! LIsabona CaDIt speCtata per orbeM ".

memoria digna 1755 Zu den traurigen Geschimten der vorhin gemeldeten Erdbeben gehoret auch die Namrimt. welme uns gemeldet hat, daB in der Barbarey l2 vom 19.-23 . Nvbr durch ein Erdbeben ebenfalls die ersmrecklichsten Verwustungen angerichtet worden.

Mequinetz 13, die Residenz des Konigs von Marocco ist fast gantz von der Erde versmlungen. so wie einige Meilen davon ein Lager von mehr als 12000 Mann, u. an der Spitze desselben der Sohn des Konigs von Marocco. der wider seinen leibl. Vatter zu Felde lag. Vom welc:hem Heer gar wenige Menschen das LeGen clavon gebramt. Fetz 14 hat ebenfalls an diesem T age die Helfte der Einwohner und Gebaue eingebusset. Auch ist Marocco sehr mitgenommen. Auch ist nimt zu ver­gessen die Erderschlitterung, so d. 9. December durch die gantze Sc:hweitz versptiret worden, obschon dieselbe oh ne merckl[ichlen Schaden abgegangen.

d. 18. Febr. morgens urn 8 Uhr. 1756

Hat man in hiesiger Vorstadt sonderI[imJ in dem adelichen von Blomeisc:hen Hofe u

einige Stose eines Erdbebens verspliret. welc:hes aum in Cassell und andem Orten des Landes wahrgenommen worden ; dom sind dieselben gar gelinde nam der Glite des HErrn gewesen. derselbe wolle aum fernerbin alien Smaden und Gef .. hr in Gnaden abwenden.

17>6 d. 16. Aprilis Unter diese denckwtirdige Samen mag aum wobl nid1t unbillig. sondern vielmehr roit grostem Remt gezehlet und aufgezeichnet werden. daB lhro Hochwohlg\!b. Ex­cellence Herr General eARL )OSEPH von BlOME d. 16. Aprilis 17>6 auf den

11 Wthtl So lint du mlmtl,t. in dtr Wtlt btruhmte Linabonl - Die , roBeD Bumnaben rr,eben, ridl.ri, :lIummenieltellt. die labreuahl MDCCLIIIII - 17H.

12 - Serberei - Marokko. lJ Meknn. Jot Fu. n Vor dem Fellberaer Obertort ,eleien, IInpr6nalidl. l.ndgriflimer Sma fh of. im JOjJhri itn Krie, Ibaebr-.nnt,

namher ail Herrenlh: wleder 11I1aeballt, zdtwellia Sit: du Sdllllthe lBeD IIDd Amtmanntl, dann Belit: du SmulthdBen lohann Martin Seydt, 1671 Belit:zer Oberstlelltnant TOllualnt. danam Fr.n: Elan von Da lwiik IInd denen Tomltr. 1713 Obeutleu tnant von Blome, 1783 Ltlltnln t In boil. Dlel1lten Klnen. Gebllrll­haUl dn Henendichteu Frilz Bode. htute Grllndniick Heyde. Si. In du 19. lh. hlnein !connte der Ver!callf des Grllnd,tiidc. nur mit flirlllimer Genehmigung erfolaen. Vgl. K. Mu . t er: EIDlie Oaten uber lite Felsberaer Halllcr. In: Fehb. Mitt. Nr. J (1950) .

.. ZHG 61

50 Karl Muster

so genanten Char-Freytag bey einem bey dem Metrop. abgestatteten giitigen Be­suche demselben ein Gescnencke fur die hiesige Kirme iiberreichten, welches in sechs smon fa~onirten, von Englischen Zinn sauber verfertigten Kannen bestunde, urn dieselben bey Ausspendung des Heil. Abendmahls zugebrauchen. Es sind dieselben alle gIeicher Grose. uDd jede fasset 3/" MaaB. Der HERR wone dieses ZUT Ehre Gottes gewidmete Denckmal mit seinem reichen Segen bey Dero Person UDd gantzen adelichen Familie reichl[ich] vergelten 16,

d. 28. Junii Entstunde gegen Abend zw[ischenJ S uDd 9 Uhr ein gar heftiges Gewitter.

welches mit einem entsetzl[ich]en Sturmwinde uod starcken Schlossen begleitet war, davon ein gar betrlichtl[icher[ Schaden an FeldfrUchten. sonderl[ich] an Korn und Weitzen sich auBerte, wie dann auch von der Abend Seite die Fenster grosten Theils zerschlagen wurden. Ach, der AIImachtige und Giitige Gott lasse doch diese SchHige die felsenharten Hertzen so vieler Felsberger erreichen. daB sie rechtschaffene Friichte der BuGe hervorbringen. damit ER dadurch bewogen werde. solche Zorn­und Straf-Gerichte fUrs Kiinftige in Gnaden von uns und andern abzuwenden.

1757 d. 3. Junii

Entstunde des Nachmittags nach 2 Uhr ein ungemein starckes Wetter, welches mit ohnunterbrochenen Donnerschlagen. davon etliche urn 4 bis 5" Uhr sehr er­schrecklich waren, his des Nachts urn eilf Uhr fortwahrete, dabey auch ein so hau­£gcr Regen £el. daB in denen frism geackerten Sommerfeldern viel weggespiilet und verfloset wurde. Anfangs fie1en aum einzelne ziemlich starcke Schlossen. davon aber doch. dem Hochsten sey unendlich gedancket. kein merckl[icheJr Schaden vor hiesiger Stadt verursachet ward. Gott gebe. daB auch anderwerts nicht mehr moge beschadiget worden seyn. und lasse den Segen, welchen Er uns auf dem Felde ge­zeiget, mit hertzliger Danckbarkeit gegen Ihn eingeerndtet, und dabey der theure Friede nicht allein in unserm Lande erhalten, sondern auch in dem gantzcn teut­schen Vatterlande baldigst wicder hergestellet werden.

d. 13. Julius Da eben der Conventus Class 17. zu Brunslar gehalten ward. ruckte ein Theil

der Frantzosischen Armee unter dem Commando des Marquis de Contades in Cassell ein, wovon auch bey 700 Mann nach Marburg zur Besatzung giengen. Einige T age vorher war Se[renissi]mus und Ihro Hoheit von Cassell hinweg auf Hamburg ge-

10 Die Kannen waren Iahnehnte lang in Gebraum und sind dann im Besi!:!: der Kirme aufbewahrt worden. Ene Kanne wurde nach dem ersten Weltkrieg einer Diasporagemeinde gesmenkt. die andcren fiinf ware!!. 1947 nom im Besitz der Kirmcngcmeinde.

17 Conventu. clauicus - Klaucnkonvent - Konvent der PfnreiklaS5e Felsberg. Zur protestantismen Klane Felsbug gehoren: Felsberg (eingepfarrt Ahenburg). Niedermollrim mit Filial Lohre. Gensungen mit He6lar. Melgershausen und Bcuern. Hesserode mir Helmshausen. Hade mit Rhiinda. Boddiger mit Niedervonmiitz. Wolfershausen mir Neuenbrunslar und Deute (Altenbrunslar cingepfarrt). Das von Rtimcr als Filial von Hesserode angefiihrrc Hilgershausen gehiSrt %eitweilig als Filial von Dagobertshau5en zur Klasse Mehungen. lum du von Reimer nimt crwahnte Wabem mit Uttershausen gehon zeitweilig %ur Klasse Fehberg. Vgl. lIebell Hochhuth auch die Hess. Hof- u. Staatshandbumer. G. RI t t er: Kirml. Handb. (1926), W. C 1 a'­• ell: Die kirchl. Organisation Althcuens 1. Mittelalter (1929) 276 H.

Memoria digl1a (1757) 51

gangen. Da nun also das gantze Land in Frantzosischer Gewalt war. so musten nicht allein die Aemter starcke lieferungen an Weitzen. Hafer. Heu. Suoh. Butter etc. thuD. sondern auch sehr viele Fuhren auf Paderborn und weiter verrichten. wodurth der Landmann an der Erndte theils gehindert. tbeils auth viele Pferde zu Grunde gerithtet wurden. Sonderl[ith1 wurden diejenigen Orter starck mitgenommen. welthe auf der Landstrase von Marburg nath Cassell liegen. weil eine Armee van 20 und mehr tausend Mann in versthiedenen Colonnen daruber ihren March nam den Han5verischen Landen nahme. davon in unserm Amte Niedermellrim 18 und Nieder­vorschutz van dem Fismerischen Corps und den Gens des armes betroffen wurden: Ja den 4. Septbr ubernachtete aum noch der Nachzug van 6-700 Man" von ge­darutem Corps allhier u. zu Gensungen. welche frey zehreten und van der Burger­scnaft noch liber das Geld u. Geldes werth. auch Zehrung auf den Weg erpresseten.

p. 7 hinten 19.

memoria digna.

Dieser oben abgebrochene Articul van den Kriegstrubblen ver[dient1 noth weiter ausgefiihrt zuwerden. Weil aber anderwartige Nachrichten [geJnungsam davon zeugen, so lasset man es mit dem hier bewenden. was [die1 hiesige Stadt allein nom betroffen. U[nd] dahin gehtiret nom, daB d. 20. Xbris [das] gantze Regiment Brissae allhier einquartiret ward. da es von der Sdllacht brei] Rosbadt in Sathsen zuruc:kkam. davon auch drey lieutenants dem [Pfarrlhause zutheil wurden. weil der Officiers so eine grose Menge dabey waren. daB [sie ander]werts nicht alle konten untergebracht werden.

AIs nun das 1757ste Jahr in solcher Unruhe zuruc:kgeleget war, und m[it1 dem Anfange des 1758sten es schiene eine andere Gestalt zugewinnen, indem die ver­starckte Hannoversche Armee wieder von Stade vorgerucket war und die Frantzosen anfiengen, das Braunschweig-Luneburgische un[dI Hannoverische Gebiet samt dem Hessenlande bis auf die Grafschaft zu ve.rlassen u. sich uber den Rhein zuziehen; Serenissimus audl mit Ihr[ol Hoheit aus Hamburg zur ausnehmenden Freude des gesamten Lan[desl wieder in Cas sell angelanget und dem Allerh5chsten das sd11.l1-dige Da[ncko]pfer dafUr gebramt war: ja da man von der bey Crevelt" und Neu[B] d. 23. junii zum Theil geschlagenen Frantzosischen Armee unter Bef[ehll des Grafen von Clermont urn so weniger etwas widriges besorgte, son[dern] sich vielmehr mit der Hofnung schmeimelte, die nom im Hanauischen p[ostirte?J Armee llnter dem Prirtzen von Soubise u. Due de Broglio werde slim] ebenfalls uber den Rhein ziehen ; so fieng dieselbe hingegen an, auf IFriedJberg herunter und nacn dem Hessenlande wieder zu zumarchiren. D[eswegen7] die wenigen Trouppe5. so urttcr dem GeneralLt Printzen von Ysenburg bey Marburg stunden. sich genoth iget sahen, sich Zll retiriren, denen dIann?] die Frantzosische Avantgarde immer auf dcm Fuse folgeten. D. 22. julius kamen sie in unserer Nachbarschaft zu Werckel an u. s .• :hlugen in das abgemehete Sommerfeld daselbst ihr Lager auf, um von da den Zu!g hcrunJtcr

11 Niedtrmi5l1rlm. 1\1 Der fol gende Teil del Aufuld'lnungen neht auf den lelzten 5then del Klrmenbumel (vel. Elnleitung). die

rcmt mltgenommen. ttlll abeeerlffen. teill - vor allem an den Rlndu'll - aUIgcbromen lind. Erginlete 51eHen tlnd IUd:! namfoleend ID. Klammern 1 J hlnzugef!lgt.

lO Krrfdd.

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52 KaTI Muster

auf Cassell zunehmen. Marburg, Ziegenhain uDd andere orte lieGci:l ski besetzt zuriick, wie auc:h auf gleiche Weise in dem Hanau[iscJhen die Mun[zenJbergischen Auxiliar trouppes von den 11 [Hellwig erganzt: Auxiliartruppen, die hernach auch his Cassel folgten uDd viel Exzesse veriibtenJ21.

1758

[Es[ darf in Ansehung der Stadt Felsberg folgender Urn stand nicht [aus]gelassen werdeD, weil derselbe von dem iibertriebenen Eifer, den [Frantzo]sen zum Schaden des Landes zudienen u. sich gefallig zuerweisen. hinlangliches Zeugni13 ahstattet. Gedamten 22. jul. kam cin [franJtzo[sisch]er Husar und meldete sich bey dem Renthmeister MergellmitJ BriefeD, die an den Printzen von Soubise gerichtet v-raren, uod [wekhe]r Zll FeIsberg an diesem Tage sein Hauptquartier haben wiirde. [KaJum war derselbe angekommen, so wurde der Burgerschaft angedeutet, [sichl auf Essen und Trincken zuschicken und diese ankommenden Gaste [nach] Wurden zubewirthen. die Beeker musten uber Vermogen backen, [die] Metzger F1eisch schaffen und Stuben und Stal1ung geraumt werden. [AIJs nun jederman sich in Kosten gestecket und der Tag daruber [zu Ende1] ging, ohne daB sich im geringsten etwas geauBert hatte, daB [die] Ankunft dieses Hohen Commandeurs sich niiherte, so sahe man. [daB] die Aufschriften des Schreibens an Hochgedachten Printzen [nach] lesberg gerichtet, wekhes man fur Felsberg angesehen hatte. [NuJn war es woh! gut. daB diese Ankunft nicht geschehen war, in[dessenJ war doch der Aufwand geschehen, den gewiB manm armer Mann [schm]ertzlich empfindet. Den 25. julius hingegen fiengen die Kosten [fur] Felsberg an, schwerer gemamt zuwerden. indem das [Friintz]i~che Rgmt. Lowendal. so auf 1400 Mann gerechnet ward, allhier einruckte und [biJs an den zwolften Tag cantonirte. Gleichwie nun mancher Burger [mit] 20--30 Mann beHistiget ward, so bIieb auch das PfarrhauB nicht {hey]. sondern muste zweyen Aide·Majors und einem Feldpater [Quar]tier geben samt deren Knechten und Pferden.

d. 28. 8br ward Conrad Gottschalck von einem EichenIbaum] im Walde erdriicket u. sogleich auf der Stelle im 24. J ahre seines Lebens getodtet.

[Den] 6. November kam abermalen eine starcke Einquartirung, [indem von} den CavaIle[rie] Regimentern Royal Nassau und Pologne der Stab samt 4 Compagnies das Nachtlager nahmen. Hiervon bekam das PfarrhauB einen Obristen von Rotzen· hausen zubewirthen, der sich aber mit seinen leuten recht leutselig bezeigte, ob es gleich in der Scheuren, wo die Pferde musten hingestellet werden, nicht ohne Schaden ablid.

D. 22. November ward abermals die Stadt mit dem Regiment von Benthheim bequartirt, wobey jedoch das PfarrhauB verschont bIiebe. Als ab er dieses d. 23. ab· marmirt war, so kam ein Theil der Arriere Guarde unter dem General Canon smon wieder an, welche sith selbst einquartirten, u. zwar der General nebst 5 andern Of6ciers erwehleten das PfarrhauB zu ihrem Logie. Doch nach einigem Verweilen in

21 Ztile unluerlid!.. ErilDnlDi Hellwip endltint fTllilid!..

Memoria digJla {1758} 53

demselben bezogen sie den Renthhof 2Z und lieBen Knecnte und Pferde im Pfarrhofe. DieB waren also in unserer Gegend die Letztern von der Soubisiscnen Armee. welcne sim aber auen rerot wild. frech und unbandig auHuhreten und alles. was ihnen in den Weg kam. mit sich nahmen; so gar. daB sie nicht allein einem hiesigen Burger Adam Siegenheim die Schue mit Gewalt auszogen. sondern auch eben dergleichen Un fug auf der StraBen an einem Kned1te. der von Lohra Z3 nach Felsberg wolte und ihnen beym abmarch begegnete. verubeten. Gott. der Allmachtige. gebe doch nam seiner Gute und Barmhertzigkeit. daB wir dahier und in dem gantzen Lande nicht allein von diesen unnutzen Gasten ganzlich mogen befreyet werden, sondern auen furs Kunftige nicht wieder zusehen bekommen.

Den 25'. Novbr kam ein Theil der Avantguarde von Ihro Dunhl. Printz Casimir von Ysenburgs Corps unter AnfUhrung des Capitain Fuhrer 24 hier an. weldle in 2 Compagnies Jager bestunde. den en der H[err] Obristlieutenant von Schlotheim mit den Hes­sischen Husaren d. 26. folgete. aber auch zusammen des Nachmittags auf Homberg wieder abmarchirten. Hiervon hatte das PfarrhauB wieder die Ehre. den H[errn] Obristlieutenant einik~ Stunden zu logiren. D. 27. fan den sicb bey guter Zeit scbon wiederum 2 Compagnies Hannoverischer Jager zu Fus cin, welche bis d. 30. still lagen. da sie des Morgens fruhe wieder fortgiengen, und von welcnen abermalen das PfarrhauB einen lieutenant beherberget hatte. Smon d. 29. Abends spate waren die Fouriers vom Zastrowischen Regiment hi er angekommen und hatten die Quar­tiere bestellt, welches denn auch d. 30. Nov. gegen Mittag eintrafe, und dent H[errn] Obristlieutenant v. Kalm, der in Abwesenheit dies] Hlerrn] Generals von Zastrow das Regiment commandirte, das Quartier wiederum im FFarrhause angewiesen ward. Hier offenbareten Verschiedene, daB bey Frantzosisdler Einquartierung mehe Vor­theil zumaenen gewesen, weil sie sim diesen Einquartierungen der Hessen und Hall­noveraner zuentIedigen wusten. da sie sich dom eine grose Ehre aus den Frantzo­sischen Einquartierungen gemacht. Diese Umstande bewahrheiten also mehr als zu deutllidlJ, daB vide Frantzosisch gesinnte unter den Hessen sidt Hinden. AIs dieses Braunschweigische Regiment Sonntags Morgen d. 3. Xbr. seinen abrnardt ge'lOmmlll. so erschienen schon wiederum die Yortruppen von dem Hessismen Rgmt dIes] HlerrnJ General von Canitz. uDd ob ich wohl glaubte. daB vor dieses mal df'r Pfarr­hof wurde versenont bleiben und in solcher Meinung zur Kirenen gegangcn war, 30

fanc!e rich] zu meiner recht grosen Besturtzung bey Endigung des Gottes Dienst~s mit den Rgmts-Canonen und munitionswagen den Pfarrhof besetzt Izusamtl13 Stuck Baurenpferden, so zur Vorspann gedienet hatten. [welcne] mit solchem Ungestum

JJ Die Renurel la, nehen dem Pfarrhau. nam dem Obertor :tu und nil'S an die SI.drm.uer unmirulbar ntbtn dem Obutor. Splter hefand tim im neuemmteten Wohnhaul die Obuf!5r.ttul hi. :tu threr Verle~unl nam Mel,ulhau.en. Dann Ilnl d3' GrundsHidc: in den Prlvarbeslt: Fen,t uber. Die mJcflllilen Keller .Ind unter du im G"ten Iierenden. nam dnem Bnmde In den foer J.hlen du voriren Jahrhund~n. In vtr~ kleinertem MaSJllbe wledu auf,ebauten Renterd.meuer nom vorhandeo. - Lit.: K. M u I re r : Einile Dalen ...

Ji lohre. 24 Fijhru. Frlcdrlm Wilhelm. nlmmah furstl. hen. Obrisrwamlmellter und Herr.mahl. Commi.uriul lod :u

Fehbe'l~. Homberr. Guden.berr. Niedenltdn und BorkeD. le. lorbeD 14. 9. 1111. kam durch Helrat mit Jer TOmltr des Verwalleu Rippon (I. Anm. 48) Christina Mule n3m FehbuiI. Die Famille ht In Fd.btr, bi. In. 19 . Jh. Dlmwd.blt. Ihr rntlummt U. a. elne Relhe henilmer O/6.zlue und Burnte.

54 Karl Muster

den Eingang in den Hof hegehreten. daB sie bey Verweygerung Thiiren uod Thoren aufzuschIagen gedrohet. Oberdas ward auch dem Pfarrhause ein Lieutenant nebst 2 Knechten uod 5 Pierden zu iogiren gegehen. Ob nun gleich nam etHchem, da das Rgmt durch recroutiren [anJwuchse, audt mehr als 100 gefangen gewesene wieder ankamen, verschiedene Compagnies nach Harle. Boddiger. Unshausen uod Brunslar verlegt, mithin auch der Officiers dahier weniger wurden, so blieb dach das Pfarr­hau13 var allen andern mit deT Einquartirung hesmweret. so daB die Catechumenen in deT KiTchen rousteD ZUT Unterweisung zusammen kammeD.

Hiecbey ist wiederum cin hesonderer Umstand an zumercken. Die Hann6-verischen FouTage uod Proviant Commissarii suchten zur Erleichterung dieses Wercks nicht allein den hiesigen Beckern das Brod fUr das Canitzische Rgmt zuliefern zu accordiren. sondern auch wo Vorrath an Hafer. Heu und Stroh sich fande, soIchen fUr das Rgmt zur Lieferung aufzukaufen. Nachdem nun den Hen und 9ten Xbris vom Renthmstr MergeI die Lieferung war geschehen. auch dessen Schreiber J. Werner Schefer zu solchem Behufe Stroh bey mir erkauft batte. und auf noch mehrers Bestellung gethan und zwar so. daG er den Centner Roggen [Stroh] fur 12 alb. Weitzen [Stroh] 11 alb u. Hafer Stroh flir 8 alb. [empfan]gen sohe; so kam der Wagenmeister des Rgmts, [weil geJdachter Schreiber in Renthcrey-Sachen ver­schickt war. selbst zu mir. und erbote sich, fur den Centner Stroh ohne Unterscheid 16 alb zugeben. wie er das Vorhergehende ebenfals hezahIet hatte. hielte auch an um Hafer und Gerste. Weil rich] nun wegen des Renthmeisters Vorgang und BeyspieI keinen Anstand nahm. desfals die Zusage zuthun, auch wirkllichJ d. 13. Xbris die Lieferung an mehrgemeldetes Rgmt besorgete und auf den 17ten ein gIeiches versprache; so warnete mich d. 16. Xbris dIer1 H[errJ Renthmstr durch ein Billet fur 25 dieser Lieferung. weil Befehl von hoherm Orte vorhanden, daG die Fourage Commissarii alles auGer Lands kaufen und fUr die Rgmter her bey schaffen mUsten. Ob mir nun schon dieser Befehl nicht vorgezeiget ward, so bekam doch der Wagen~ meister vom Rgmte den BefehI. das BesteIlte bey mir und andern nicht abzuholen. sondern aus dem Magazin zu Werckel zuempfangen. Es offenbarete sich also deutl[ichl. daG niemand anders einigen Vortheil geniessen soIte. und das ward mir urn so vie! kIarer, weil [idl] nam einigen Tagen ein Schreiben vom Renthschreiber Scheffer in die Hande bekam, darinnen sich derselbe an den Fourage Commissariam Genke IGercke7] unter d. 15. Xbris anerbote, eine Lieferung an Hafer, Heu, Stroh und Gerste an das Canitzische Regiment zuthun, aber nicht urn den vorigen PreiB. d. er neml[ich] 1 Rth 2 alb 8 Hlr fur den Centner Heu. 16 alb fur [den] C. Stroh 33/ 4 Rth fUr 1 Vtl. Hafer und 4 Rth. fUr 1 Vtl Gersten bekommen hatte. und zwar in schwerem Gelde. da ich und andere doch nUr 4 Rth fUr Gerste, 31/ 2 fUr Hafer und 28 alb fur Heu bekommen hatten, und solches [sogar71 in Ffrtr26 Wehrung. In der Folge der Zeit auGerte sich noch deutl[icher]. daG der Rthmstr wirckl[ich] gegen Ordre gehandelt, deswegen Er mir bey geschehener Warnung keine vorzuzeigen im Stande war, indem Iich] aus einem Geheimen Raths Rescript vom lten Febr. erkante, daB

:H VOl.

26 Fnnkfurtc!.

Memoria dlgHlI (1758)

das Verhoth wegen der Fourage erst d. 2. lanuarii 1759 gegehen. Hierbey Iasset sim nun von seIbsten diese Anmerck.ung mamen. daG wann im Renthofe ware fortge~ fahren w[orden], die Fourage gegen den zuerhohen begehrten PreiG z[u zahlenJ u. ahzunehmen. niemand in der Stadt oder Amte Felsberg von diesem Verboth wtirde Erfahrung bekommen haben. Zumalen dieses Vlerboth] auch nicht wie andere der Biirgerschaft bekant gemacht {worden]. bis der januarius so nahe gantz vorbl!Y war. D. 28. Februarius muste das v. Canitzische Rgmt von hier aus- u. gegen Hersmfeld:!7 marmiren. weil die so genante Reichsarmee in dasiger Gegend mit einigen uster~ reichern eingefaIIen war; aber den folgenden ersten Martz rtickte dagegen das ven Tollisdle Rgmt wieder ein. davon mir dIer] Hlerr] Obristlieutenant van WieGenb.lm mit Frau und Kindern und mehrerm Anhange wieder zu logiren gegeben und der ArtilIerie auf dem Pfarrhofe abermal Raum gemacht wurde. Nachdem dieG Rgmt bis d 5. Martz hier stille gelegen. so marchirte es d. 6. auf Liechtenau und in dasiges Amt. und das Canitzische Regiment kam den neml[imJen Tag van seiner Expedi­tion wieder zuriick u. bezog die vorigen Quartieres. D. 17. Manz aber. da man von den Osterreichern u. Reidtsvolckern einen abermaligen EinfaIl in das Fiirstenthum HersmfeId vernommen, mardtirte gedachtes Canitzisme Regiment in das Melsunger Amt mit Zuriicklassung der Bagage. welche aber d. 23. dito zwar nachgefiihrt. aber so dann na(.n Mtinden zuriickgesendet wurde. Hierauf vernahm man, daG der Marm unter hoher Anfiihrung Sr. HFurstl. Durchl. des H[errn] Hertzog Ferdinands in das StHt Fulda u. so we iter durch das Ysenburg[ische] geridttet war, urn die Frantzosen wo mogl[idt] aus der Grafschaft Hanau zuvertreiben. Da es dann d. 13. April bey Bergen zu einer blutigen Sdtlacht kam, worinnen aber [die] Frantzosen den Wahl­platz behaupteten und die gantze Alliirte Armee sich wieder zuriickzoge. davon d. 23 . April ein Rgmt Englisme Curassiers [in] Felsberg quartier nahmen und das wenige, so an Fourage noch vorratig [war). aufzehreten. Das PfarrhauG bekam einen Obristen Namens lohnston, dessen [LeuteJ mir den Stall zuschlossen, nachdem sie mein Vieh hinaus gejaget, damit die Magd nicht etwas an Futterung holen mogte. Da nun diese alles leer gemacht, so [kamJ den 24. cin Batallion vom Leibregiment Braunschweiger unter Anfiihrung des H[errn1 Erbprintzen HFiirstl. Durml hier an, dabey das Pfarrhau6 [2 Capitans]. 6 Knedtte u. 10 Pferde zubeherbergen batte. n fDiese letzte Zeile ist abgegriffenJ.

NB."

Weil der Raum zu den gebohrenen und getauften fornen 29 zu Ende. und deswegen ein ncues Kirmen Protocoll hat miissen angeschaffet werden. so hat man den hier noch leeren Raum mit den memoria dignis erflillen wollen.

Der Anfang ist mit p. 1 vor den Confirmirten bezeichnet. die Fortsetzung findet sim hinten von pag. 7-14. und also wird der weitere Verfolg hier mit p. 15 hezeidtnet.

)7 Htrlfeld. ]I DiUH n5dlltt Teil du AUlfiihruneen. Sehe 15 bis 51 dn Manud::rlptel. 51tht ;luf leeren Sd l!!D In dtr

Milte du Kirdlenbumu (vel. Ein lellune). 19 Yom.

56 Karl Must.:r

1759

memoria digna

Ob nun gleich die heyden Capitains v. Mecklenburg u. v. Heinitz bey dem Durchl. Erhprintzen ZUT Tafel gingen, so begehreten darn die 6 Knechte ihre Vcr­sorgung van mir, welche [ich1 ihnen aucb urn Friedens willen reichen lieB. Da nun bey dem Einrticken die Artillerie uDd Munitions Wagen bey dem Unterthor 30 auf des H[errn] Renthmeisters Wiese gefahren waren worden uod deT selbe dadurcb gro­sen Schaden litte, so brachte Er cs dUTch Vorstellung bey IhroDurchl. demErbprintzen dahin, daB sic var das Oherthor 31 an den Weg mustc gebracht werden. Weil nun da kein nahge1egeners HauB ZUT Wacht sich fande als das HospitaJ32, so war dasselbe unter Anftihrung des Stadtforsters Ludwig Klihne 33 nkht allein angewiesen uod eingenommen, sondern auch das BackhauB mit Pferden bestellet word en, wodurch letzteres nebst dem Backofen fast gantzl[ich] ruiniret worden. Nachdem nun diese auBerst drtickende Last bis d. 15. Maji gedauret, so geschahe der Aufbruch, und die beyden Capitains waren so genereus, daB sie der Magd nicht einen kr[euzer] ftir ihre Aufwartung reichten, da sie dom an Butter. Milch p[p]. die 3 Wochen tiber samt ihren Knemten einen starcken genuS gehabt und alle andere sich auch weit anders ge­zeiget. Da man nun der Hofnung lebte, durch einige Ruhe sich wieder zuerquicken. so rtickten d 19. Maji gar 2 Regimenter, neml[ich] das Hanauisme und Ysenbur­gische. schon wieder hi er eiD, davon auch das PfarrhauB den Obristlieutenant von KutzIeben vom Ysenburglischen] Rgmt mit 3 Knechten bekam, und obgleich dieS Rgmt d. 20. dito nach Melgershausen, Heslar uDd Buren verlegt ward, so wurde dom das PfarrhauS sogleich wieder mit dem Major vom Hanauischen Rgmt belegt. welcher Schmid hieS. DieS Rgmt marchirte nun zwar d. 31. Maji wieder aus in das bey OberMellrich 34 abgesteckte Lager. Aber d. 1. jun. kam schon das Hannoverische

30 Du Fehberger Un tenor. In denen Obeutod: der Gefangenenws'ner I!"ewohnt haben sol\, fiihrte nach Gen· .unl!"en und befand Itch In Hahe der heutlgen Anwtsen Aul;Ust Scheffer und Heppe. Der nom auf dem Stim Im .Malerbchen Kurhnstn" zu nbende, da:::u geh6rige, als GeUngnb dlenende Tunn wurde 1$48 .b~e~ bromen. dn Tor .chon friiher. Aum def Stadtgraben in an diner Stelle eingehBt. nld'lt dal!"egen der :::w",ite Stadtgraben. die Ichon 1191 (Wyn I Nr. 546) .0 genannte Sil!zelame. die glcidlIdtig .Is Flutgnben dienen muBte. Aus llterer Zeit ist lediglim das hinter dem Tor nam der Sladt zu gelegene kleine Wamgeblude erhalten. das nam dn in einem Balken eingesmnitzten Jahrtszahl aus 1741 stammt.

3! Das Fehberger Obettor. in dem %eilweilig Itadtlsme BedienUete. so u .•. det PfOrtner{ Fehbtrger Biirger. ver:::elmnis von ISH). der Febbcrgn Fe!dhiiter 16!9 wohnlen. fiihrte auf die Stralle nach Lohre und lag: in der Hohe dn heutigen Grundstudce Carl Smeffer und ehemalige Renlerei. Die Ansit:::e an die SI.dtmauer .ind heute nocb zu crkrnnen. El wurde 1621 neu erbaut. 1699 wurde der Torbogen erhoht und mit neuem Aufbau aus Hohfamwerk versehen. E, ist in det er"en Halfte des 19. Jh. bUlitlgt worden. An ihm befand 'Im das Blockhaus. Lit.: K. Mu. t er: Die Fehb. Feldhiitereide Im 17. und 18. lbdt .. in: Fehb. Milt. Nr. S (1951). Hdb. d. Krebe, Meisungen 1951. und K. M u I t er: Elnige Oaten ...

31 Du Fehberger Ho.pital St. Valentln, eine milde Stiftung aus 1360. emeuert durm Phillpp den Gr. U31 (Erneuerung,urkunde In der Pfarreirepo •. Fellberg). Iiegt aullerbalb der Stadtmauer. einige bundl'rt Meter vor dem Obertore an det Stmlle nam Lobre unmittelbar nebtn der .lun Deut.mordenskirme St. Jakob und dent diue umgebenden •• 1ten, nodi jet:::t beDulzten Friedbof. Im 10jlhrlgeD Kriege :::eutOrt. wieder aufsebaut. mehrfam ernuerl und ergln:::t. dient dct wieder hergestellte hmwerkbau nocb hrute als Altersheim. dn von Kirme und Sladt gemeinum verwaltet wird. Friiher remt vermogend. war seine Kane his int 19. lb. hinein fUr die Bevalkerung Fehbergs und der umliegendcn Dorfer In weltgehendem Malle Geldleihinstitut.

33 Die Sud! Felsberl!" hUte .mon frub wegen Ihrn ausgcdehnten Waldbe,ltzn dnen elgenen StadtfOr.ter. Mit den Gemeinden Gensungen. Bcucrn und Helmshau.en gebort ihr scit tiner Smenkung Landgraf Heinrim. 11. Im lahre 1360 der Markwald .Beuerholz". Die vier Gemeindcn bllden damit tine der alten heni.men Mark· genouensmaften. Vg!. Fen g e : Du Beucrholz in: Hc.senland 1901 u. Fehb. Mitt. Nr. 4/5 (1951).

34 Obermollrim.

Memoria diglHl (1759) 57

von Stockhausisene Jagerbatallion wieder an. Weil nun dasselbe nient liber 400 Mann ausmaente. so blieb zwar das PfarrhauS bey der gemachten Eintheilung frey, aber d. 2. schickte ein Capitain Namens von Crobstein und lie6 sien duren einen Unterofficier das Logie im Pfarrhause ausbitten. Ob rich] nun glcidl dcnselben mit Hoflichkeit abzuwenden trachtete und mir nur die 2 Pfingstfesttage Ruhe zulassen 3usbate, derselhe auth nicht weiter deshalh mich hesenickte, so muste rich] zu meiner au6ersten Besturtzung sehen, da6 sich derselbe unterwahrenden Vorbereitungs Predigt selbst einquartiret hatte. Nun weigerte lien] mich zwar, weil noen keine Stube eingenommen war, diese1be zuerofnen, und wolte es anHinglfich] darauf an­kornmen lassen, ob er so weit gehcn u. dieselbc erhrechen wurde: Es ward mir aber mit solcher Unanstandigkeit von gedach.tem Hauptmann begegnet. die sich besser fur einen rasenden Wolf als vernunftigen Menschen schickte, daB ich die SchlusseI gem hergab, urn den Ruin des Hauses31i nicht zuerfahren, welchen dieser grosspre­enende Defensor Hassiae. wie er sien mit seinen Leuten aus Pralerey nennete, ohne Bedencken wurde vorgenommen haben. Den folgenden ersten Pfingstfeyertag lieS er sogleich nam dem ersten Gottesdienstc die Hautboisten kommen, urn seinen er­betenen Gasten eine Veranderung zumamen. welche aum zu meinem groSten Ver­druB his zu einbremender Nacht sich recht horen lieSen. dahey die OHiciers weidl[im] herumsprangen. Auf einmal mogte aher wohI die angekommene Marro Ordre ihrer Freude ein Ende gemaent haben. dann die Gaste fiengen an auseinander zugehen, u. die Knechte des Capitains smickten sim zur Abreise, die aum den andern Morgen als d. 3n jun. erfolgte, so daB ich dieses Unmensenens wieder 106 wurde, ohne ihn weiter gesehen und gesprochen zuhaben, als bey se in er ersten un­geziemenden Auffuhrung. Der March soIte auf das bey Fritzlar Iiegende Dorf Ungedancken Mayntz[ismen] Gebiets gehen. Ehe diese nom abgingen. so waren schon andere zu diesem Higer Corps gehorige wieder da. welthe etwan 40 Mann ausmachten u. von einem Lieutenant commandiret wurden. Diese waren bis d. 1. jun. ruhig, an diesem 7. aber gegen Nadtmittag ward Anstalt zum Aufbruche ge­mamt, welener auen des Nachts urn eilf Uhr erfolgte. Der 8te jun. ward also noch in ziemlicher Ruhe hingebracht. obgleich. von alien Orten die Nadtrichten von dem Anmarch. der Frantzosisenen Armee eingingen. Den 9ten des Naenmittags urn 2 Uhr riickte ein Trup Husaren blau u. rothe von 30 Mann hier ein, und gegen 5 Uhr kam das gantze Husaren Rgmt an, welchem noch 400 Mann Frantzosischer Infanterie von verschiedenen Regimentern folgte, so daB es wiederum eine harte Einquartirung gab, obgleien ein Theil der Husaren nach Gensungen verlegt wurden. Das PfarrhauS hatte sogleich wiederum die erste Ehre mitt einen Major Namens Warnig zulogiren und auch 2 Knemten u. 5 Pferden Quartier zugeben. Sonntags d. 10. jun. gegen 9 Uhr marchirte alles wieder fort auf Gudensberg, so daB wir dom am Gottesdienste nicht gehindert wurden, obschon der Zuhorer wenig sich einfanden.

H E. handelt .Ith um dn leat noth Ib Pfarrhaus dienende Geblude. d .. ent 1716 unlU dem Metropolitan Joh.nn Hennann Meuru auf Kostu de. oeutsmen Ordenl auf duStn Grundbulc:z: neu ub.ut worden wu. On .lte . auf Pf.neHand im heuttien Pfarriuten am H.ult 'Ithtnde Gebaude ilt .mon Ianie ab unbewobn­bar. Ober den er.t I r iter. in der Ztlt un.ern Btridlterltllltr. Joh. G. Vllmlr crfoli1en Abbruch dlese •• hen Pfarrhaulu txhtlert noth beute tine .ptnfiderte Redmuni "om 19. De:z:tmber tU1. D. da. jeni,t PlalT­baus .uf Deutsdlordtn.besiU errichlet wurdt. ohlltGt die Un ,uhalt.pHichl nodi heule dtm SUate. Zum beneren VerJIlndnlt lei dauuf binitwluen, d.S Pfarrtlland und Grundbnit:r; der Komturtl del ~O. (Kom­rurti und pfurt! t'Gtn nebeneinandu) tm Grundniidt def Frlsbuier Pfarrei zunmmenstoStn.

58 Karl MU5tel

Ob nun gleich keine weitere Einquartirung binnen 14 T agen erfoIgte, so ward dom dem Metrop. d. 27. JUDo die Frantzosisme Ordonnance hekant gemacnt, daB innerhalb 3 ragen 6000 Saeke Weitzen uod 3000 Sacke Korn vom Lande solten geliefert, desgleidten hinnen Monaths Frist 2 Millionen Thaler Contribution he­zahlet weeden, wovon jedoch die gelieferten Friichte solten abgerechnet weedeD, so daB def Sack Weitzen ohngefehr 14 1/ 3 Mtzn38 mit 5 £1. 20 kc. uod def Sack Korn mit -4 £I. in Anschlag gebracht wtirde. Die auferlegte Contribution war so repartirt. daB es der Stadt Felsberg 4125 Rth. 30 3Ib ertruge.

Weil nun nom von keiner Lieferung etwas gemeldet word en, so wird es hier am schicklicbsten scyn, auch derselhen zugedencken. Anno 1757 muste im angehenden Augusto eine Betrachtllich]e Summa Hafer geliefert werden, wozu vom Metrop. 12 VtI. 37 gefordert wurden, davon doch hernadl 8 VtI u. 6 mtz. bezahlt wu(den. DesgIeitnen muste 368 PFund Heu, 3 Vtl. u. 8 Mtz. Weitzen, Ein Vtl. Korn samt 140 Ration a 10 Pfund Weitzen Stroh vom Pfarrhofe gegeben werden. davon je· dom Weitzen und Stroh wiederum bezahIt wurden.

Anno 1758 beym zweyten Oberzuge muste [ich] abermalen 80 Rat[ionen] Stroh 8 Gbund Hafer 21/ . Centner Heu 21 / t VtI Hafer lidern samt 2 Vd. Korn, desglei· chen ertruge die damals zugleich geforderte Vermogenssteuer des 20sten Pfennigs dreil3ig Thaler zu meinem Antheil.

Anno 1759 beym dritten Frantzosischen Uberzuge ward nun obgedachte For· derung gethan. Weil nun dergleichen Summa in einem bis ins 3te lahr durch Krieg fast ausgemergeIten Lande unmoglich aufzubringen. so ward desfals auf d. 10. juliU5 ein Landtag nach Homberg ausgeschrieben. urn deswegen Rath zupflegen, welchet aber hernach nach Cassell verlegt wurde.

Als man, wahrender Zeit die bey den widerseitigen Heere in Westphalen auf· einander los marchirten, mit Einquartirung hier nom immer verschont geblieben, ~o kam d. 6. julius zur Mitternacht ein Commando Frantzosischer Infanterie hie ran, welches zwar ein grosen Schrecken wegen der ungewohnllich]en Zeit verursachte, aber weiter nichts auf sich hatte, auch des andern Morgens Urn 4 Uhr wieder ab· marchirte.

Den 17. julius fande sich abermalen ein dergleichen Commando von 50 Mann hier ein. welches 5 Preusischen Husaren nacheilete, welche Tags zuvor bey der Kalbs· burg SB 6 mit Wein und andern Dingen beladene Wagen den Frantzosen hinweg· zunehmen sich erkuhnet, ohngeachtet 30 Mann Bedeckung dabey gewesen. Sie gingen gleich durch auf Melsungen, in dessen Nachbarschaft auf der so genannten Kuhmannheide 38 die Preusischen Husaren mit ihrer Beute ubernachtet hatten. D. 19. julius kamen auch in solcher Absicht commandirte Frantzosische Husaren hier an, die aber dom einquartirt wurden.

Als d. 1. Augusti zwlischen] den Alliirten und Frantzosischen IArmees] eine Haupt Schlacht zwlischen] Minden und Petershagen vorgdalllen war} zu sehr grosem Nachtheil der letztern, indem dieselben nicht allei" eine grose Menge auf dem Wahl·

36 Muzen. 37 VlerteL J~ Zum Kirdllptei GroBeneneli. gehiSrig. 39 Kuhmannlheide • .tum Kirdapiel Melsungen geherig. 3 km van Mehungen nam dem Heilia:tllberge .tu.

Memoria digl1a (1759) 5'

platze. sondern aum fast aUe ihre smwere Bagage und Canonen verlohren. so rete­rirte sim der gantze Qberrest von derselben nam dem Hesscnlande. Den 15. Aug .• da wir uns hier nimts weniger versahen, kamen des Nachmittags gegen 2 Uhren Hu­saren von dem Rgmt Berechini bier an, welchen so bald 6-7 Rgmter. theils Cavallerie. theils Infanterie. folgeten. so daB der Durchzug bis 6 Uhr wahrete. Das Husaren Rgmt blieb hier liber Nacht. die Durchgezogenen aber srulugen ihr Lager in dem Sommerfelde vor Gensungen auf. Diesen Rgmtern foIgete eine grose Menge Pro­viant- und Marquetender Wagen, davon der Zug bis Mitternacht 12 Uhr daurete. Kaum waren diese in hiesige Feldmarck gekommen, so ward gebunden stehendes Korn und Weitzen mit fortgenommen, der gemahete und noch auf dem Halm ste­hende Hafer samt Gersten, Erbsen. linsen fast mehrentheils weg fouragiret und be­triibte Fusstapfen des Krieges hinterlassen. AIs diese Husaren d. 16. abgemarchirt waren, lieGen sich smon die Vortruppes von and ern Regimentern wieder sehen, deren dann auch wirckl[ich1 3 wieder benanten Tag einriickten, so aus 1800 Mann bestehen solten. und unter we1dlen eins von Dauphine war. Gleichwie d. 15. ein Obristlieutn., al so logirte d. 16. ein Major von Dauph. im Pfarrhause. dieser lee rete aIles. was an Heu sich fande, mit seinen Pferden und Maulthieren aus u. verzehreten es, so daG lich] nam dessen Abzug d.17., da ein Regiment Grenadiers a cheval Volontairs d'Hennegau zuruckbliebe und ein Capitain davon sogleich wieder im PfarrhauB quartier nahm, nichts mehr librig bnde. denen aber von der Burger­schaft Hafer und Heu muste geliefert werden. D. 18. des Abends schiene es, als wann diesel ben zu einem fruhen Aufbruch auf d. 19. Aug. Anstalt mamten. wie dann auch mein Officier nebst einem andern. so sich den vorigen Abend noch bey mir Quartier ausgebeten hatte. sehr frlihe zum march bereit war. Er erfolgte aber nicht wirckl[ichJ sondern kurtz vor -4 Uhr entstand ein flirchterl[icheJs Geschrey vom Brande in der Stadt, dadurch ein groBes Schrecken bey jedermann verursachtet ward. Es war aber nicht and em, sondern zwey von den saubern Volontairs hatten sim in Geiso Rosens·o Wittib HauB gemacht und der alten Frauen so wohl als ihrem Soh ne HeIferich mit dem Sabel in der Faust ihr Geld auszupressen gesudtt. auch beyde ziemlich hart verwundet. Ob nun gleich die Kerls endllich] nach entstandenem Lerm entsprungen waren und, weil die Dagerung nur angebrochen war, nicht waren erkant worden, so hatte dom einer davon seinen Sabel zerbrochen und ein Stuck davon wie auch seine Kappe verlohren und im Hause zuruckgelassen. Weil nun dieser ohne grose Miihe ausgemacht wurde, so ward er sogleich an Armen und Beinen mit Stricken gebunden und vor des Obristen Quartier angebunden u. be­wachet. Grade zum Mittage, da er kurtz vorher seinen Mithelfer angegeben und der· selbe neben ihn gebunden war. mamte sim der erste, dem ein Mantel ubergeworfen war, unter demselben unvermerckt von seinen Banden los und Hef davon. Weil aber die Wacht denselben sogleirn. verfolgete. so ward verschiedene mal auf ihn ge­schossen, konte ihn aber dom nimt eh er als in der Edder. da er nom einen SchuS in den Hncken Arm bekommen hatte. wieder einholen 41 • Als er nun wieder zuruck­bracht ward. wurden nicht allein seine Bande fester gekniipft und ler] darauf verbunden, sondern des Nachmittags gegen 3 Uhr, als das Rgmt sdlleinig aufzubre-

.. 0 AnichBrlie de. Namenl Ron: dnd in den Kirmenbiimem damah mehrfam ISnine Zelt h!ndurm bezeuit. it Er Biimtete allO In Ridltuni Unlenor; die gerade Enlfernung von diClCm bls zur Eder betmi 1.2 km.

60 KaTl Must~r

men ordre bekam, ward er bey dem abmarch gegen dem Hospital i.iher an eineo Pirnbaum aufgehangen uod darauf an den Weg dUTch die Henckers Knernte von Gudensberg, die die exekution verrimtet hatten, eingescharret. Der Cammerade abeT ward frey gelassen. Diel3 Rgmt war nicht we iter als nach NiederMellrich marchirt, von wanD en die Bauren nom in deT Nacht kamen uod Hafcr auf dem hiesigell Renthboden flir selbiges abholete. Der 205tt Aug. ging also zieml[ichl ruhig voruber, uod von hiesigem Schlo13berge konte man wahrnehmen. wie die Frantz. Armee den gantzen Tag starck marmirte. Gegen 6 UhT des Abends an cben diesem 20sten Aug. kamen die Vortruppes von dem Hannoversmen Hi.gee Corps zu Pferde hieran uod besteIleten flir 2 Brigaden Quartier, welche aum unter Anflihrung des H[errn] Obristlieutenants von Freytag sogleich folgeten. Gedachter Obristlieutenant nahm im Pbrrhause Quartier mit seinen Bedienten pfp} und d. gantze Stadt war starck belegt. Den folgenden 21. Aug. aber ging alles wieder zum Oberthore hinau5 und fort.

(d. 4. October 1759 schenckte des Metropolitani Ehefrau Juliana Dorothea gebohrne Sartorius 42 zwey feine 6/ 4 breit und lange Servietten flir die Kirche zum Gebrauch bey Ausspendung des Heil. Abendmahls und iibergab sie dem zeitigen Kasten u. Hospitals-Provisori Hlerrnl Brgmstr. Joh. Eilhardt Sclteffer. der sie dem Opfermann iiberlieferte. Sie iind mit den Buchstaben V. S. bezeichnet.)

Obgedachte Vortruppen der Hohen Alliirten Armees marchirte hinter den Frantzosen her. von welch en sie in Ziegenhain und Marburg die zuriickgelassenen Besatzungen zu Kriegsgefangenen mamten. Weil nun die Frantzosische Armee bey GieBen sim gar vortheilhaftig setzte und verschantzte, so lagerte sich die AlIiirte ArfmeeJ derselben gegen liber und wie jener Haupt Quartier zu KIein Linnes, also war dieser ihres zu Grofdorf. Blieben 3uch so gegeneinander stehen bis d. 5. Xbris, da die Frantzosische Armee anfing, weiter hinauf gegen Friedberg uod Franckfurt sich zuziehen und die Winterquartire zusuchen. Weil das neue auxiliair-Corps Wiirtembergischer Truppes in seinem Vornehmen durchs Fuldaische in Hessen ein­zudringen eine BloBe geschaffen und durch den Erbprintzen von Braunschweig Carl Wilhelm in und urn Fulda einen zieml[ich1 starcken Verlust erlitten; ja auch wenig. wie die Rede ging, gefehlet, daB d[er] H[err] Hertzog von Wortemberg selbst ware gefangen worden. DieS geschahe d. vom 30. 9bris bis 1. Xbr.

AIs nun hierauf gedachten Erbprintzen HFlirstl. Durchl. mit Dero Corps nach Sachsen zu des Konigs von Preusen Majestet detadlirt wurden und also hierdurch die Alliirte Annee urn ein Ziemliches geschwachet ward, so thaten die Frantzosen ver­scltiedene Anflille bald auf dem recltten. bald auf dem lincken Fliige\. Da sie aber jedesmaI mit blutigen Kopfen uDd ziemllicheJn Verlust theils zuriickgewiesen, theils auch wieder delogiret wurden, welch letzteres sonderlfichI zu Dillenburg mit Ver­lust des gantzen Schweitzerregimentes von Waldener geschahe. so gingen sie end­l[im1 liber den Mayn und Rhein in die Winterquartire. dom so, daB GieBen starck besetzt gehalten wurde UDd der Chef Due de Broglio sein Hauptquartier zu Franck­furt nahme. Hierauf ging auch der Hertzog Ferdinand mit der AIliirten Armec

Memoria digl1a (1760) 6' ebenfals in die Winterquartire, davon das Hauptquartier nam Paderbom verJegt wurde. wo,dbst aum Homgcdamten HEm Hertzogs Hom!;;rstl. Durml. d. 26. ja­nuarius 1760, wie es hieS, anlangeten. nachdem sie d. 24. dieses Monaths den Ge­burtstag Sr. Preusischen Majestaet in CasseIl celebriret hatten.

Bey dieser Vertheilung der Truppen in die Winterquartire bekam das FeIsberger Amt 2 Regimenter Hannoverischer CavaIlerie. von dessen einem. neml[ich] dem Dragoner Rgmt von Busch der 5taab in die 5tadt verleget und der Chef desselben H[err} Obristlieutenant von Mliller ins PfarrhauB eingewiesen ward. Der Vorgang, p. 16 gemeIdet [in dies em Abdruck S. 57] riethe mir keine Weigerung. obgleich diese Einquartirung flir mich die drlickendeste ward. indem rich] das gantze HauB, die einige Wohnstube ausgeDommen. herzugeben mit H6flichkeit genothiget ward.

d. 31. Jan. dieses 1760sten lahrs 1760

gefiel es Gott. Ihro Homflirst!. Durch!.. unsern gnadigsteD Flirsten und Herm. Herrn WILHELM VIII. zu Rinteln als dem damaligen Residentzorte aus dieser Zeitlimkeit abzufordern und aus der Unruhe zur wahren Ruhe zubringen. nachdem Homdieselben so nahe LXXVIII. Jahre hienieden durmlebet.

d. 16. Martz muste zwar das Rgmt von Busm von hi er ab- und nach Kirmhain marmiren, ;edoch bekam das PfarrhauB dadurch nimt die geringste Linderung, indem die zuriick­gebliebene Gcmahlin des HrerrnJ Obristlieutenants alIes so in Besitz behielte, und ob man 5im gleim die Hofnung machte, es werde alles Zurlickgebliebene bald nach­folgen. so kam das gantze Regiment d. 28. Martz wieder zurlick und bezog die vorigen Quartires.

d. 12. April muste das Rgmt zwar abermalen aufbrechen und nach Morsmen marmiren. aber die Last im Pfarrhause daurete wegen Zurlicklassung der Frauen und derer Be­dienten fort. Ja obgleich d. 17. April die Frau mit ihrer Bedienung nach zoge. 50 He Ben sie doch noch einige Lappalien in der obern kleinen Stuben zurlick und muste deswegen zu meinem au6ersten VerdruB eine Wame vor dem Hause 5tehen, damit der Hof und HauB noch immer offen stehen uDd fast Prei6 bleiben musten. EndHm kam d. 18. die ordre. daB d. 19. samtl[imeJ Bagage in die neuen Quartieres nach­folgen solte. wodurch also. Gott sey Danck. diese drlickendeste Last, nachdem sie 12 Women gewahret. wieder ein Ende nahm.

AIs -tHeses Regiment. so zu dem Imhoffismen Corps gehorete, nebst andern in die Gegend von Rothenburg und hernach weiter auf Hersfeld und Kirchhain vor­geriicket war, versammlete sich die Hauptarmee in unserer Nachbarsmaft von Fritz­lar, NiederMellrim etc. und das Hauptquartier Sr. d[es] HlerrnJ Hertzogen Fer­dinands HFlirstl. Durchl. wurde auf dem Lustsmlosse zIuJ Wabern 43 genommen. WeB nun die Hospitaler und Lazarethe in die Nachbarsmaft der Armee verlegt wurden. so kam den 23. Maji das Hannoverische Hospital hierher nam Felsberg. uDd da solte das Pfarrh:lU6 wieder das erste seyn, einen Officianten einzunehmen. Da ich mim aber in der Giite hierzu nicht verstehen wolte. 50 lieB man ab. in mich

1) Du htLltlil Kulshof.

62 Karl Muster

zudringen. Indessen. da die Officiantcn sich tagllidtJ mit Anwacl1s des Hospitals vermehreten und die Logics dunne wurden, lieS licit] midl von einem Hannoverischen Gardelieutenant bewegen, denselben zur Abwartung seiner Cur einzunehmen. welche etwan 14 Tage daucen wiirde. Allein clef bracbte nicht allein seinen Bruder, eineo Hindrich von besagten Regimente, der auch kranck. war, mit, sondern auch 4 Knechte uod 4 Pferde, ohngeachtet er vorher zugesagt, die domestiquen and er­warts uuter zubringen. sondern bliehen auch Zll meinem VerdruB so lange liegen, bis das Hospital auf Cassell gebramt wurde, uDd also uber 6 Women. Ihre Auf­fuhrun g war nicht die artigste, dom muste ihrer Jugend nom Vieles zugerechnet weedeD. So sehr sic nun bey der Aufnahme versichert hatten, alIes zubezahlen, ltO gingen sie doch so gar oh ne Abschied fort uod nahmen 1 paar Messer und einen zinnern Loffel mit, vermuthl[ichl aus Beysorge, es mogte dergleichen in Cassell nicht zuentlehnen seyn.

AIs nun hierauf die Frantzosisdle Armee imer weiter aufdrunge und aum Cas sell smon eingenommen hatte, so bekamen wir doch zu Felsberg noch keine Feinde zusehen. Bis d. 3. Aug. in aller Fruhe van Melsungen der Befehl eingescndet ward (dann da lagen erl[ichellOO Mann), daB diejenigen, welche Meel aus dortigem Magazin gekauft, salches unter und bey Strafe van Feur und Schwerdt soglekh wieder dahin !idern solten. Obgleich dieses befolgt ward, so kam dom d. 5. Aug. ein Commando, bestehend in einem Lieut. uod 4 Gemeinen hierher und begehrete 3 Ochsen, 100 Sacke Hafer, 2 Ohm Branntwein etc .• welches auch ZUlU Theil muste geschaft und nebst vieleo Wagen auf Melsungen gebracht werden muste.

Kaum war dieB voruber, so kam wieder eine Ordre von dem General, so die BeIagerung Ziegenhain comandirte. daB in das Hauptquartier nam Loshausen 12 St. Ochsen. 100 Sacke Hafer, 10 FaB Bier u. eben so viel Branndtwein solte geliefert werden, wekhes aber doch auf gethane Vorstellung vor dasmal erlas­sen wurde.

Da man nun aus Mangel der Zeitungen von heyden widerseitigen Armees nimts erfuhr, so kam gantz unvermutet d. 22. Aug. ein Esquadron Rcuter von dem Rgmt Conty hie ran und kundigten die Ankunft auf 300 Pferde an, welche auch gegen 12 Uhr smon eintrafen, und das PfarrhauB einen Major nebst 5 Domestiquen und Pferden zu beherbergen bekam. Whreten sich aum so au£, daB man nimt eben grose Ursache zuklagen hatte, wenigstens auf dem Pfarrhofe ward auBer etl[ichlen Gebunden Heu nichts begehret. ob es gleich in den Garten nicht ohne Schaden abging. D. 23. Aug. marchirten sie wieder fort auf Ziegenhain, da der Pater dieses Rgmts, welcher mich besumete, versimerte, in den ersten Tagen werde es zwlischenJ beyden Armeen zu einem Treffen kommen, indem sich die Frantzosisme Haupt­armee urn Cassell zusammen gezogen habe, und die Alliirte nicht weit entfernt stehe. Den 24. Aug. ward unter wahrendem Gottesdienst einiges Getummel ver­nammen, auch verschiedene Person en aus der Kirchen gerufen, es war aber hier weiter nichts aIs die Apothecke von einem Frantz. Regiment angekommen, die mit Vorspann muste gebracht werden. Man sahe aber einige Rgmter, so Cavallerie als Infanterie van Harle auf Gensungen U vorbey marmiren, die hin und wieder die angetroffenen Pferde der Bauren mit fortnahmen, auch aus den Pfirchen verschie-

14 .1.0 von Fehbera aut auf dem lenlciti~en Ederufer (SlraSe: Hombera- Hebel-Harlr-Genlunaen),

Alemoria dignQ (1760) 63

dene Hammel hole ten u. davon flihreten, da sie doc:h eine ziemllimeJ Anzahl Rind­vieh bereHs bey sic:h hatten, und allem Ansehen nach auf Melsungen den Zug nahmen.

Bis dahin ging es hier nom ertragl[ich]. aber d. 11. Septbr kamen 2 Frantz. Officiers u. brachten die unangenehme und harte Ordre, daB die Stadt solte aus· fouragiret werden. Ob nun glekil dIed HIerr] Renthmeister Mergel zu der Gene­ralitaet nach Kirchbauna reisete und einen Versuch that, die Fouragirung in eine Lieferung zuverwandeln, so ward doch nichts wenigstens in Ansehung der Stadt ausgerichtet. Mithin ward d. 15. 7br der Anfang gemacht. das Heu vor die Stadt auf den Schweigelischen Triesch zufahren. wozu 80 Rations bey mir abgeholet worden. Folgende Tage ging es an die Frtichte. und obschon anderwertig Zeit ver­gonnet ward. dieselbe zu Rationen zubinden. so konte doch die Pfarre dergleichen nicht genie Ben, indem ein Wagen den andern trieb und manche ihre Freude daran baben mogten. die Pfarr-Scheuren so auszuleeren. Es wurden also nach ZeugniB des gemeinen Brgmsts 4G 10hannes Hilgenberg 1650 Garben von allerhand Frucht weg· fouragirt, oh ne daB durch allerley Vorstellung eine Linderung ware zuerhalten gewesen. Nic:ht besser ging es auc:h bey den mehresten Ackerleuten, ob sie gleich vermeint hatten, durch Ausleerung der Pfarrscheuren einige Verschonung zu· genie Ben. Die meieste Verschonung hatten dIes] Hlerrnl General von Blome und des H[errn1 Renthmeisters Mergel Scheuren zugenieBen. Hierhey war nom das PEarr­hauB bestandig mit Einquartirung beliistiget. Und also erfuhren wir jetzt erst in 'Yollem Nachdruck, daB wir Feinde im Lande hatten.

Nachdem die zur Fouragirung commandirte Generalitaet von hier auf Homberg gegangen war. so hatte das PfarrhauB vom 28. November bis d. 9. Xbris eine kleine Ruhe zugenieBen. D. 10. dito aber ward die Unruhe und Last wieder desto groser. Dann an diesen Tage kam das Rgmt du Roy. in mehr als 2000 Mann bestehend. allhier an, und das PfarrhauS muste einen Cammendanten Msr. de Bonnais nebst einem Major und Capitain einnehmen, welche zusammen 21 Bedienten und so viel Pferde und MauIesel hat ten. daB Scheuren und 5talle eben so angeHillet wurden. wie das HauB. Und obgleich dieS Regiment den folgenden Tag wieder weiter auf Rothenburg, dem Angeben nam, marmiren solte. aber wegen Ubersmwemmung der Edder 411 nkilt fortkommen konte. so blieb diese Last bis an d. 13. Xbris. da

'If Dlt Stadtvtrfanuni Ftl.beri' kennt wle die vleler heuhchn St~dte neben dem rea:lerenden Bara:ermelJter (Consul) und sedl. Rauherrtn audl eintn Barl!rrmeiner der Gemelne oder a:tmelnen Bargermellter als Ver­tleter der Biira:erldlah. Da die Verhiltnine Gudensbera:s alla:emeln auch .uf die Verhlltnlue Ftlsberg. zu­trefftn. Itl hlnsichtlidl der Elnulheiten uf die Kapitd Stadtverfanl.lna: und Stldtverwaltuna: in Brunn~n Guch. d. Stadt Gudensbera: (1922) verwlueD.

46 Die Obtmhwemmuna:tn der (damah nod! nidn durch die Tahperre rea:ullerten) Eder wartn oft .ehr bedroh· lich und a:efahrlidl. Das brdtt Flu6ul ist bb untn die Stadlmauem Fclsber,. Nlederuna:sgebiet, In dem die Eder In dcn Jahrhundenen Ihren Lauf mehrfadl veranden hat. Klrchenblldler und Oberlle!eruna:en berlchten ebnso wle unser Tnt wltderho't von nollen OberJrnwemmUn'len. So z. B. von de, Hand du Pfarrers Cuharinu.: ~Anno Domini MDCXLIII ht allhiero zu Fehpera:k den 6. Januarll vff h. ) K(ln1a:e vor . bend V lag ein .oldl a:f08 a:eweBer a:ewe8en. daB nlchl allein die Eddrt :tur stad! herdn a:enoSen blf ID die Untet· a:18. londern .urn die $aluladl ht durch die maur herein a:tfallen. daB man in der Untera:a8en mit kat!· fUuern alB wle mlt .mlffen fahren konnen. Vnd 1st da. ganlze Bruch IFlurbtzelchnuna: del Nied!rung.· a:el~nde.1 bls naher du Altenbura: lautter wusu wle tin .ee odtf mere a:eweSen. halt auch du waBer bl! in den AltenburGer fahrweg o';cr wohl driiber sana:"n.-D"~5e Jlhdlge Hornwu.era:efahr har die Ausdehnung der Sladt n.ch der Eder zu bit In. 20. Jh. verhlndert. Die planvolle Bebauuna: dine, Gebleu. a:chor! :u den Verdiennen de. 19S1 vtfllorbenen Bilrgermdster. W. Zimmermann .

64 Karl Muster

dann das wenige von der Fouragirung iihrig gelassene Heu und Suoh fast gantzl[idt] darauf ging. Diesen 13. aber ging das Regiment auf Fritzlar. Aber an ebendem~ selben kam auch ein Batallion von einem FreyCorps Regiment de Champagne wieder an, und das PfarrhauB hekam alshald wieder tineD Capitain mit S Knechten und ebensoviel Pferden zubeberbergen. Nach dcm diese auf gleiche Weise mit dcm noch wenigen Stroh HallS gehalten, so marchirten sic d. 11. januarii 1761 ebenfaIs liber Fritzlar nach Ungedancken. Da fand es sich. daB das Weitzenstroh gantzl[ich[ verzehret. von 240 Gebunden Schotten-. Wicken[-[ und Bohnen Stroh kaum noch 42 Gehunde iihrig gelasscn wareD und auch bey 80 Gehunden Gerste und 100 Gbd Reggen Stroh verfuttert und verstreuet war.

1761 D. 17. januarii kam wiederum cin kleines Battallion von Crumbach hierher, das PfarrhauB ward mit den ersten bedacht, obgleich eine Menge Burgers Hauser oh ne Einquartirung gelassen wurden. D. 18. gingen diese wieder fort.

Van da blieb es dahier rubig his d. 11. Fehr .• an welch em Tage ein kleines Corps Frantzosisener Commandirten hierherkam. Hierhey blieb einmal das PfarrhauB £Iey. Den folgenden 12ten ging dasselbe von hier auf Battenhausen. Eben diesen 12ten horete man nach der Gegend Fritzlar nient allein Canoniren, sondern auch rnit dem Kleinen Gewehr feuren.

Den 13den kamen unvermuthet ein Trupp Husaren von der AIHirten Armee hieran. welene den hieselbst sien aufhaltenden Frantzosisenen Marquetender Jacob ziemlich aushuben wie auch die Frantzosisc:hen Becker ihres Geldes entledigten.

Den 14. dito, da unaufhorlich bey Fritzlar canonirt ward, kamen 6 Battallion und 2 Esqua­drons alliirter Volcker hieran und wurden einquartirt. Wie hart diese Einquar· tirung gewesen, ist nam dem kIeinen Orte leicht zuermessen.

Den 15. dito des Morgens gegen 9 Uhr wurde Lerm geschlagen. weil sic:h die Frantzosen der Gensunger Brucken naherten. da dann alles zu den Waffen griffe. theils ward sogleich hinaus commandirt. urn die Piquets zu verstarcken, theils bliehen [sie] bis nach 12 Uhr unter dem Gewehr auf den Gassen stehen. da man vernahm, daB die Frantzosen zuruckgegangen. nachdem auf bey den Seiten einige sowohl Officiers als Gemeine getodtet und blessirt worden. Des Nachmittags an 2 Uhr ruckte noch ein Commando mit Canones hier ein, welcnes aber nach der Altenburg detachiret ward. Hierbei vernahm man, daB sic:h Fritzlar ergeben. Gegen 5 Uhr Abends wurde ein Cavallerie Rgmt uber die Edder nach Gensungen zugehen beordert, aber wegen Obersmwemmung des Stroms wieder zuruckberufen und in andere Quartieres ver~ legt. Von diesem Cavallerie Rgmt hatte das PfarrhauB den Major von Riedesel nebst seiner Fraueo und Anhang zubeherbergen, welcher sich aber nicht wie ein Freund bezeugte. AIs dieser aber mit Einbruch der Nacht mit dem Rgmt fort war; so kam Se. Excellence der H[err] Generallieutenant von Zastrow in das PfarrhauB in das Quartier mit einem starcken Gefolge.

Memoria digna (1761) 6S

Der 16. Febr. ging so ziemI[ich] bey der graB en Unruhe hin. und man suchte des Frantz. Marque~ tenders hie und da verborgene Samen zuentdecken und unter die SoIdaten auszu­theilen, aber des Nachts Dam 10 Uhr kam es zu einem schleunigen Aufbruch, uDd gegeD 1 Uhr des Morgens vom 17. wareD smon die Vortruppen von andern wieder hier, da dann d[er] H[err} Obriste von Dittfort mit seiner Frauen wieder im Pfarr­hause Quartier nahmen. Es hatten ab er dieselben kaum so viel Zeit, sich ein wenig mit Essen zuversorgen. so musten sie wieder aufbremen und auf NiederMellrich marmiren.

Eben diesen 17. Febr. kam so dann der Engl. General en Chef Lord Gramby gegen Nachmittag an, und eine soIme Menge EngI[ismerj. Hannoverismer. Braun­schweiglischer] u. Hesslischer] Cavallerie und lnfanterie hier an, daB die Nachwelt kaum glauben wird, daB die kleine Stadt FeIsberg 10000 Mann Quartier gegeben. Ihro Homfurstl. Durml. der Here Hertzog Ferdinand waren zur Mittagszeit auch selbst hier, ritten nam dem Wasser zur Gensunger Brucken, urn Selbst in eigener Hohen Person zuerkundigen. ob der Durchmarsch durchs Wasser practicabel sey. und nahmen darauf wieder den Ruck.weg nach N. Mel1rich.

Den 18. Febr. des Morgens urn 6 Uhr setzte sich alles wieder in March und ging ein Theil auf Nieder Mellrim. der andere aber auf Gensungen und diesen faIgeten so viele Re­gimenter nam. daB der Zug bis Abends urn 5 Uhr durch die Stadt daurete. Bey dieser fast uoglaubl[ichJen Menge ward zwar das PfarrhauB mit einem EogI. General­quartiermeister Obristeo Warsoo uod zween Capit. Hay et Oheno (Oherra1) ver­sehen, hatte aber dach nimt die Helfte so viel Beschwerde als soost bey einem eintzigen Staabsofficier auszustehen, welches zu einem gewissen Beweisthum dienet, daB auch unter den Englandern ein groGer Unterscheid sich finde. In der Stadt, wo die Unterofficiers bey 50 und 100 zusammen Iagen, ging es freyI[ich] sehr harte wieder, indem gar manchem sein gantzer Vorrath an Lebensmitteln theils verzehret. theils mitgenommen wurde.

D. 19. Febr. wiihrete der Zug mit Artillerie, Munition und Proviantwagen von Morgens fruhe his in die spateste Nacht. welche der Armee nach gingen. Nach diesem Tage wahrete das Hin und Wiederfahren mit Munition. Gesmutze, Beodwagen u. dergleichen tagllich] fort und ging nicht leicht eine Namt ohne Einquartirung voruber, ohne daB man doch etwas zuverlassiges von den Unternehmungen der Al1iirten vernahm. auGer daB bey LangensaItza die Samsen van Ihnen gantzl[ichJ geschlagen. die Frantzosen aus Hersdtfeld vertriehen und in Fulda 3000 Mann Frantzosen ge­fangen worden. Nach diesem waren die Namrimten iiberaus rar. das Hin- und Wiederfahren mit Geschutze. Munition etc. daurete bestandig fort. U[ndJ als d. 9ten Martz einige Hospitals-Wagen hi er und zu Gensungen ubernamteten, so kamen d. 10den des Morgens in all er Fruhe 7 Frantz. Husaren. galoppirten durm auf Gensungen. und in wenig minuten kamen sie wieder zuruck. und fuhreten 13 Stliickl Pferde nebst einem Schliffer oder Stallmeister hierdurch und mit sich fort, oh ne daB jemand sim getrauet hatte. ihnen den Weg zuverlegen, da doch wirckl[ichJ bey 20 Mann, theils lager. tbeils andere. hier am Orte ubernadttet

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66 KllrJ Muster

hatten. die mit geringer MUhe die Paar Husaren mit ihrer Btute hatten auf­fangen konnen.

Hier:tUf kamen zwar tagl[ic:hI einige alIiirte Husaren uDd Higer hier an. UDd bey der Belagerung van Cassell horete maD stcts tine heftige Canonade his d. 26. Martz, da es still war, an welch em Tage auch etllicheJlOO Mann Hannoveraner Husaren uDd lager hier ankamen u. einquartiret wurdeD. viele Wagen aber mit Krancken gingen auf Warburg. Diesen 26. Miirtz gegen Abend fiel in der N5he tin SchuG, dar3uf so gleidt Lerm geschlagen ward uDd alles ausmarmiren muste. Doc:h gegen friihen MorgeD kam alIes nicht allein wieder her. sondern es gingen auch Trupps Husaren durdt, vermutl[ic:h1 nach der Gensunger BrUcken. AIs es vollig Tag war, so ward d. 27. Martz Anstalt gemacht. die Thore zuverramrnlen. deswcgen aum cin bcstelltc Leime eiligt in der Stille geschehen muste. weil man nicht wuste. wie lang die Ofnung dauren wurde. Indessen horde man bestandig canoniren und mit dem Kleinen Gewehr feuren nach der Gegend van Fritzlar. und wie die Rede ging. so war die Alliirte Armee aus der Gegend van Hanau und Franckfurt wicder zuruck gangen und des Hlerrn] Erbprintzen von Braunschweig IDurchlaucht] sol ten rnit einem Corps gegen die aufdringenden Frantzosen sich wehren, da die Belagcrung van Cassell den vorigen Tag aufgchoben warden. Nachdem also dicse wenige Mannsmaft ausmarchirte. so kamen den ncmlichen 27ten Martz 3 Regimcnter Hannoveraner u. Braunschweiger hieran unter Commando des Durchl. Princen van AnhaltBernburg. und van denselben vernahm man. daG die Frantzosen in der Gegend zw. Fritzlar und der Kalbsburg einige StoGe bekommen. Indessen mogten doch dieselben keine besondere Schmertzen nadl sich gezogen haben. Dann d. 29ten Martz. des Nachts Urn 1 Uhr. gingen die hiesigen Regimenter fort gegen Westen auf Martinhagen. da das Theil vom Jager Corps. welches zu Melsungen gelegen. Tags zuvor d. 28 . bierdurm passiret und darauf die Gensunger und NicderMellrimer Brudeen ruinirt warden waren. Diese Umstande zeigeten uns also einen volIigen Ruckzug der alliirten an und verkundigten uns bald and ere Gaste.

Den 29ten Martz des Morgens gegen 6 Uhr lieGen sim aum wirc:kllichJ Frantzosisme lcichte Truppen bey Gensungen sehen. und urn 9 Uhr waren bereits einige dahier. des wegen auch der Gottesdienst oh ne Gelaute gehalten ward. damit man einem leidtten Commando nicht AnlaS u. ein Zcichcn geben mogte. unter wahrendern Gottesdienst einen verderbllknenJ Einfall und Streiferey zuunternehmen. AlIein die Wenigen. so hier ankamen. ob sie gleich ohne HinderniS manchen Pusm 171 begehen konnen. betrugen sich gantz hoflidt. und namdem sie den Hlerrn] Ritt­meister Wittcnius. der blessirt aIlhier lage. zu einem Kriegsgefangenen dec1arirt. so reiseten sie wieder ab. Doch ward nach einigen Tagen der Rittmeister wirckllichJ ab- und nach Cassell geholt. dabey audl nodl der krancke Sergeant Baumbach als Kriegsgefangener mitgenommen wurde.

Hierauf blieb es einige Tage ziemlIichl ruhig. auGer daB allenthalben hier und im Amte Fourage aufgesucht ward. AUein d. 8. April fande sidl cin Commando ein. weImes eingequartirt ward und sogleich Anstalt machte. daB das alte Sch106 47 zum

47 Die .lte Bur, Felsber,. die ,elelentlldi (aum heute Dodt) ,I. Sd!lo8 beuimDet wlrd.

Meltforia diglfa {1761} 67

Aufenthalt vor dasselbe muste zuredtte gemadtt werden. AIs nun dieB Commando wirkllich] den Berg bezogen, so musten eine groBe Menge Hisser zu Wasser, aller hand Gemuse pp. hinauf geliefert, audt Faschinen, PftiIe, Pallisaden rnit vielen 1000 herbey gesch.Et und tiigllichJ mehr als 100 Mann zur Schantz.rbeit gestellet werden, um dieses alte Bergsc:hloB zubefestigen. War nun zwar einige Women die Stadt ohne Einquartirung. so ward dach nebst der kleinen SthloS-Besatzung auth die Stadt wieder d. 10. Maji beleget, auch das PfarrhauS eingenammen. Dom daurete die Einquartirung im Pfarrhause vor dieBmal nur 2 T age. aber in der Stadt wahrete sie fort.

Bey dieser Einquartirung trug cs sidl d. 3. junii zu, daB der HlerrJ Obriste, 50

hey der Frfau] Verwalterin Rippon 48 einquartirt war, bey mir die Franckfurter Zeitung fordern lieS und als limJ den Soldaten mit der Antwort zuriickgesmickt hatte. daB Iich1 dieselbe bereits weiter zum H[errn] Rector'" gesendet. so lieS er sie daselbst ford ern. und weil derselbe nicht zu HauS gewesen und also die Zeitung nicht den AugenbIick geliefert ward. ob es gleidt keine 2 minuten damit Anstand h.tte. so schalt dJerJ HJerrJ Obriste nicht allein erschrecklJichJ. sondern sendete auch alsbald eine Ordonnance in die Schule. der dJerJ HJerrJ Rector nicht allein zuessen geben, sondern 3uch einen Gulden gleichsam als eine Strafe dazu rei­chen muste.

Den 4. junii kam eine Anzahl Waldeckisme Wagen mit Fruchten aus Thiiringen hieran und wolten. wie dergleidten smon viele gethan, nach vorgezeigten PaSSeD durch­fahren uod ibre Nothdurft nach Hause bringen. Aber diese wurden nimt allein angehalten. sondern musten ihre Ladungen in dies] HlerrnJ Ohristen Quartier abIaden, doch 50. daB ein jeder einen Sack mit sich nach Hause nehmen durfte. Eben dergleimen wiederfuhr aum noen andern. die in folgenden Tagen mit Friichten hier ankamen.

Naendem rich] nun bey der Senweitzer Einquartirung fast liber den 2ten oder 3ten Tag einen Husaren Officier durch den HIerrn] Obristen selbst angewiesen be­kommen. den JichJ auch kaum loB werden konte. als d. 10. jun. der HJerrJ SuplerJ­intendent Ledderhose zur Visitation hier ankam, so ward doch nach diesem Ge­schafte besonders d. 22. Jun. die Einquartirung fast unertragl[ich], indem jetzt wiederum das gantze HauG bis auf die einige Wohnstube mit einem Major uDd andern Officiers samt einer Menge Bedienten eingenommen und beleget ward. Diese Officiers waren vom Rgmt Champagne und der Major hieB aum Champagne. Der 23 . jun. ging in zieml[iche]r Ruhe voruber, aber der 24. ward desto unruhiger, indem Iich] einen General Due de N. N. mit einer gar grosen suite von den Grenadiers a cheval zur Einquartierung bekam. jedoch d. 25. jun. ging alles wieder fort iD das Lager bey Cassell. Diese Einquartirung suchte genau nach Fourage des~

n Johlnnl Mula luha Phlllppln. Rlppon . aeb. Chuno. Wltwe de. 1746 aeltOrbeneD bolneburahdlen Ver· 11" tu. Johann Cbrbtopb RlpJlon. autorben 1771 , Ihr Viler WIT der Obrlnlt. und AmlmaDn l[U Frledew.ld Helfridl Chuno. Joh, (hrill. RIPpoDl Viler w.r der (bolneburll.a.e7) Flir.ter l[U AlteDbura Clludl RlppoD .

49 Rcktor der Stadtschule Joblnn Prier Hoc •.

"

6. Karl Musur

wegen, da aus Nadllassigkeit der Magd das Brauhau850 nicht verschlossen worden. wo sic:h noch tin Vorrath gleichsam versteckt faode. so gingen wenigstens 15 Ceotner Heu uod 30 Gehunde Roggenstroh roit fort. wofur mic jedoch, urn den Namen zu­haben. daB sit bezahlt hatten, 11/! Laubthlr gereicht wurde. Ware" es keine Feinde gewesen, so hatte richl aum dieses nicht angenommen, weil damit oach der gaotz auGerordentllichJen Theurung kaum etwan die l/ tte des Strohes ersetzt ward. Damit rich) aber nicht Idasl ubel lirger roamen mogte. so lieG lichJ mir uod muste mir den Hergang gefallen lassen. Diesen 25. JUDo daurete fast den gantzen Tag der Durchzug von vielen Rgmtern sowohl Cavallerie als Infanterie. weil an selhigem Tage das gantze Lager bey Cassell zusammen seyn solte.

Unsere neue SchloB Festung ward also ebenfaIls verlassen und diem] Hlerrn] Renthmeister der SchlGssel darzu eingehandiget. Von dieser Zeit genossen wir eine kleine Ruhe. obschon die wochentlichen Fuhren auf CasseIl, Warburg. Paderborn p[PJ. bestandig fortgesetzet werden musten. Allein d. 31. julii wechselte die kleine Ruhe mit der grosten Unruhe und Beschwerden wieder ab. indem 150 Mann Schweitzerische Infanterie zur Besatzung des Schlosses und der Stadt einruckten. dabey das PfarrhauB ohnegeamtet der Kranckheit meiner Frauen wieder zUerst mit einem Capitaine u. seinen Leuten belegt ward.

Einige rage vorher ward mir von diem} H[errn] Renthmeister ein Sdueiben auB dem Geheimen Rathe communicirt, darinnen befohlen ward, vor der dieS· jahrigen Erndte !/s Heu, Hafer pip]. zuliefern. Nach der auf dem Rathause ge· madHen repartition waren der Pfarrey 83 Centner zugesmrieben, davon ' Is d. 11. Aug. geliefert ward.

Nachdem nun diese Smweitzer Guarnison bis d. 20. Septbr gantz ruhig gelegen und sich auf der Burger Kosten was zu gut gethan hatten, so entstunde des Morgens dieses 20. 7br. einiger Lerm, und ehe es 9 Uhr ward, fiengen verschiedene Frantzo­sische Cavallerie Regimenter, worunter eins den Namen Ch ambo rant fuhrete, an. theils hier einzuriicken und Quartires zunehmen, wodurch wir an dem Gottes· dienste gehindert wurden, theils aber durch zumarroiren und in dem Brachfelde hinter der Landwehre51 ein Lager zubeziehen. Ein Husaren Regiment aber 10-girte sich in die Garten vorm Oberthore, wodurch diesel ben mit allem Gemiise. Thuren und Thoren ruiniret wurden, welches die beyden hier gelegenen Pfarrgarten am hartesten mit betrafe. Gegen 4 Uhr Nadtmittags entstunde Lerm, daS die Alliirten anriickten, und man horete audt das charmuziren und smieBen mit Kleinem Gewehr der Stadi: gantz nahe kommen, wie dann auch etl{ichJe blessirte Hu· saren herein gebracht wurden. Hierauf kam es mit den Regirnentern !Urn Aufbrum und Alb]marche, und die Schweitzer retirirten sich samtl[ich1 aufs SchloB, da dann 2 mal mit einer Canone nach den Alliirten gefeuret ward. Als der Abend herbey kam. ward es wider stille. und die Nacht ging gantz ruhig voruber. Des

SO Eln .plter lanee Zdt al. Wuchkiime, im Obernodc .1. Wohnraum fOr dntn Bedllrftlern der Kirchen­gemeinde benunter. nod! hrute Im Pfarrg:men Itehendn Bau, Unterguchol! Bault. Obergumol! spateru Fachwerk , der dtr (bither milndlimtn) Oberlieferune nlm die lite H~u.kapelle de. Gelltllchea iewe.en .ein .oil. Die yumluerten TeUe du Unrerrelcho55u .cheinen dlue Anrabe IU bur~!lrtn .

51 Alte. noch heute rebrludlliche Flurbezelchnunr. Die llndwehr zil'ht .Ich Yom heuligen Steinwcr (StnBc Untertor-Ederbrildce). yom Rublu, ab mlt der Stadtmaucr eletchlaufend bh zu dcm Yom Feh~rrtr Obertor nach der Altenburr fiibrenden Altcnbureer (Kirm-)Wea.

Memoria dlglfll (1761) 69

Morgens urn S Uhr d. 21. fande sich eine Frantzosische patroulle hier ein und ritte bis unter das Oberthor und kehrete geschwinde wieder urn. Gegen 6. Uhr besetzten die Schweitzer vom Schlosse die Thore wiederum, und da lieBen sich 2 Husaren von den Alliirten sehen und kamen bis an die iiuBersten Garten vor dem Oberthor. da die Schweitzer nach ihnen eileten. aber selbige eileten noch mehr, urn sich zu saIviren, daB einer den Mantel und der andere die Kappe den Schweitzern zur Beute hinterlieBen. Eben diesen 21. kamen auch 2 meyneydige Deserteurs hieran, der eine ein PreuBe, der andere ein Braunschweiger, und d. 22. wurden diesel ben in Be· gleitung 2 Frantz. Husaren unten hinaus vermuthI[im] auf Melsungen gefjjhret.

D. 23. Septbr. sahe man in unserer namsten Nachbarschaft ein frantz. Lager aufschlagen, weldles vom Obersten Holtze 5 ! bis in hiesige Feldmarck auf der Gudensberger H6he 53

sich erstreckte uDd auf 12000 MaDn geschatzet ward, und zw[ischenl d. 26. u. 27. vermehrete sich dasselbe. daB es auf 20000 MaDD zuseyn geachtet ward. Dieses spradl dem Brachfelde so hart zu, daB man, urn etwas Kraut zuretten, selbiges vor der Zeit heimbringen muste. Beddiger und and ere benachbarte Derfer wurden d. 2S. mit starcker Einquartirung beleget und sehr fouragiret, da es allhier bey denen Schweitzern bliebe, und durch diesel ben auch bis dahin das fouragiren aus den Scheuren abgewendet ward.

D. 2. Sbr in der Nacht auf d. 3. war zwar dieses Lager aufgebrochen Dam der Gegend VOD CasseIl, und die Schweitzer, weIche sim samtl[ich] auf das Schlo6 retirirt hatten. kamen d. 4. sbr wieder herunter und wurden d. Hen eintzeIn eiDquartirt, urn sich desto besser pflegen zukonnen. Das PfarrhauB behielte den Capitain, der nunmehro Commend ant hieB. Eben diesen 5. sbc herete man, daB das vorige Lager wieder soIte bezogen werdeD, und d. 6ten zeigete sim die Wahrheit davon. Den Sten aber ging samtl[ime] Bagage dieses Corps hierducch uDd, wie es hiei3, auf Melsungen. Das Corps aber hatte das Lager ebenfals veriassen, ohne daB man mit Zuveriiissig. keit erfahreD konte, was fur einen march es unternommen, weil derselbe in der Nacht erfolget war. Dom hieB es. es hatte sidt auf die Seite nach Fcitzlar uDd Wildungen gezogen. doch vecsicherten andere. daB es bei Zennern stiinde.

D. 9. langete ein Detachement Reuter dahier an. welches einquartirt ward und so­gleich verbreitete sich das Geriichte. daB samtl[iche1 Sommerfriichte oh ne den ge­ringsten RiicklaB sol ten wegfouragiret werden.

Indessen ward dom solches in eine gewisse AnzahI Rationen bis auf weitere Ordre verwandelt. da mir auf den Zehnden samt 2 ack[er] Gerste u. 1 a[cker] Hafer. welche vor mich ausgesteIlet und eingeerndtet worden. -456 Rationes Gerste u. Hafer angesetzet ward.

u W.ld an dtr ahen SlIuntraBe bel C.ppel :zwbmen Fehbere: und Frh:zlar. zum Slut.forlt Frltzlar e:ehiSrlC. 53 Hllhe Im Winkel der Niedervonmutzer und B/Sddleer ScraBe nordweltl. von Fehbere:. Alte .mon 1191 YOt·

kommende Flurbezeimnune: (Wyu III Nr. 1241).

70 Karl Muster

Nachdem nun dieses samt dem Heu abgeliefert war, so kam d. 29. Novbr abennal tin Detacnement Cavallerie. weldte die Heuboden visitirten. da mic dann wiederum 60 Rat. it 18 Plund angeschrieben uDd in continenti gebunden uDd abgeliefert wUr­den. Den 8teD Xbris gingen endl[khJ die Sdlweitzer van hier ab, uDd wit es hieS. auf Siegen, da smon 8 Tage zuvor einige Compagnies vcn dem Rgmt Grenadiers de France hierangekommen waren. Ob nun gleich dieselben samt denen Of6ciers wohl eingequartirt waren, so bezog dom der Major des Rgmts. sobald def Schweitzerisme Commendant Sury abgangen. sogleich wieder das PfarrhauG. Es d:lUrete abeT dam vcr dieS mal nimt lange. indem Marchordres einHefen u. versmiedene Compagnies vcn diesem I\gmt auf GeiGmar bey Fritzlar abgehen musten. Hierdurru ward also das PfarrhauG wieder ]edig und erhielte lib er die Christfeyrtage eine kleine Ruhe.

Den 9. januarii 1762

kamen diese Compagnies wieder, und der Major surute se in voriges Quartier audt wieder. Das Regiment hatte den Namen de L'espinasse. AIs d. 7. Martz als die Guarnison zu ihrer ahgattiscben Messe Anstalt macbten (welche Sie seit dem 13. Xbris a. p. da es Hfiirstl. Coosistorio herichtet worden) fielen die SoIdaten zum Thurn hioein und gahen urn 7 Uhr ein Zeimen mit der Glocke, welches abermals berichtet.

D. 27. Aprilis hatte Aegydius Weideling, der Zimmermeister von Altenhurg, bey dem Briickenbau zu NiederMellrich das Ungliick. sich zu Tode zufallen.

NB. In diesem Frlihjahr ward die Theurung. die schon mit dem verwimenen Herbste nam den starcken Lieferungen angefangen, sehr groG, indem das Viertel Korn zu 24 his 32 Thaler stiege und nicht mehr fiir Geld zubekommen war, die Gerste wurde mit 16 Rth. bezablt. auch noch haher. Das Fleism war ehener MaGen van unglaubl[ichem1 Preise nach hiesiger Gegend und Gewohnheit. aller~ maGen dasselbe ahne Untersmeid rnit 6 alh oder wenigstens 1/6 Rth. muste be~ zahlt werden.

NB. Von diesem Regiment l'Espinasse, wenigstens von denen sich bier aufge­haItenen Officiers, besonders des Majors de Brahau im Pfarrhause muG lich] IU

dessen Nachruhm nicht vergessen anzumercken, daG er sich var alien hisher ge­habten Officiers darinnen distingiret, daG er sein Holtz zusammen fahren lieG u. sparete, aum wirdd[ich1 van Manath zu Manath verkaufte und sich mit meinem Holtze behalfe. Desgleichen verkaufte er die Fourage und lieG mir das Stroh aus der lihel verwahreten Scheure stehlen, schneiden u. verfiittern, und zur Klimen muste ebenfals Gemiise, Essig, Pfeffer etc. best an dig oh ne Entgeld hergegeben werden. Das WeiGe Zeug, Servietten etc. rimtete er mehrenteiIs so zu, daG es flir einen Kiidlenjungen genung gewesen ware. Als nun mein Haltz mit dem Aprilmanath IU Ende gegangen war, so muste im selbst das verkaufte von dem Brgmstr, weil es nam auf dem Pfarrhafe in Klaftern lage, wieder kaufen. Msr. Brahau aber besa6 nimt soviel Haflichkeit, die dam sanst die Frantzosen var andern nation en voraus hahen wallen, nur ein Scheit von dem seinigen sich zur Erwarmung seiner u. seiner Bedienten Stuben zugebraucben, vielweniger zum Kamen herzugeben, daB micn also diese Einquartirung theurer als nom je eine zustehen gekommen.

Mtmoria dfglla (1762) 71

Freytags d. 4. jun. wurde lhhl endlliml dieser Last entlediget, ob aber die Belreyung einen Tag damen werde. wird sim bald zeigen. weil das PfarrbauB fast jedesmal aum nur von 2 OUiders einen zuhaben den gantzen Krieg durm gewohnet werden miissen. obne eine Riicksimt auf die anhaltende Kranckheit meiner Frauen zunehmen. Dom wusten es die ehrbaren Brgmstrs uod Rath jedesmal so einzurimteo. daB es das Ansehen baben muste, als wann die Officiers sicb selbst oh ne ihr Wissen und WilIen bey mir eingequartiret hatten. AIs nun nach einigen Tagen ein Schweitzer Lieutenant mit 30 Mann hier zur Besatrung ankam uod in das Nachbar Ludwigs Pfltigers" HauS geleget ward; so stund demselben der Stall nimt an u. bramte deswegen sein Pferd in den Pfarrhof. uDd da ein Batal1ion von St. Denis hier iiber­nachten muste. richtete ers durch den Brgmstr so ein, daB der Offider auch muste eingenommen werden. Doch d. 20. in aller Friihe muste dieses Commando nach Cas­sell ins Lager zu s. Rgmt marmiren. an welmem Tage auch das Hopital ambulant rnit 150 Wagen hier iibernadttete. Nun batte sich der wieder angekommene Lieutenant vom Rgmt EIsas sogleich wieder bey mir ein logirt: Da rich] ihm aber doch. als mit welcbem rich1 teutsdt red en konte. zuverstehen gab, daB idt gem einige Zeit im Hause Ruhe haben megte, so logirte er sich d. 21. bey der Fr. Verwalterin Rippon ein.

D. 24. jun. herete man den gantzen Tag fast unaufherlich canoniren u. mit dem Kldnen Gewehr feuren. UlndJ gegen Abend ward die Namrimt verbreitet, daS in der Nam­barschaft von Grebenstein ein hitziges T reHen vorgegangen. wobey Frantzesischer Seite mehr als 10000 Mann geblieben u. die Alliirten das Feld behalten.

D.26. marchirte in der Friihe ein Husaren Rgmt hierdurch. besetzte die Gensunger Briicke u. zog sich durch verschiedene Umwege nach Wabern. Gegen Abend ward auch dem hiesigen Lieutenant die Ordre gebracht, sim auf das SdlloB mit s. Be­satzung zubegeben.

D.27. als lich] eben des Nachmittags in der Kirchen ware. hat ten sim ein Trupp alliirter Jager in der Nahe des Smlosses sehen lassen. als aber einige Canon Schiisse auf dieselben vom Schlosse geschehn. hatten sie sim wieder zuriickgezogen und [es1 blieb hier noch ruhig, nur d. 29. he rete man nam der Gegend Fritzlar, welches die Al1 iirten in ne hat ten, des Vormittags wieder scnieBen und auE dem Scblosse konten die herumirrenden Husaren wahrgenommen werden. Gerade rur Mittags­zeit urn 11 Ubr wurden wieder einige Canonen vom Schlosse geloset. da sich dann zeigete. daB die Hessischen Jager nimt alIein in der Nahe waren. sondern auch sobald in die Stadt kamen und vom Kirdthofe 55 und andem Orten nam dem Berge mit ihren Biirnsen scbossen. Da dieses wobl eine Stunde gedauret. rief die Be­satzung nirnt allein. daB sie das Sc:hloB iibergeben wolten. sondem smlug aurn deswegen rnamade. Unterdessen kamen sie in den Capitulationspunkten nimt

54 Dam31. h5u!i g bezeugtt Ft h berge r Famllie. deren HaUl am Obertor lag_ " Dtr Platz an der Stadtkirmt mitten im Ott am Fu6e des Burgbc ta:n.

12 Kart Muster

iiberein uDd Hng deswegen das beyderseitige SchieBen sidt heftig wieder an. Gegen 1 UhT kam eest einiges Gesmutz 58 an, uod als dam it bey 2 StuDden das Sdl10B besruossen worden, auch verschiedene Bomben in dasselbige gespielet waren, so sc:hlug die Besatzung abermals chamade u. ergab sich zu Kriegsgefangenen. Bey dem Bomben Werfen ging cs in deT Stadt nicht ohoe Schaden ab, indem diejenigen, welche vorbey flogen, hinten in die Stadt fielen , davon versmiedene H5user. son· der1[ichJ des Magister Philipp Ulmars. Otto MolleTs Erben 57 uod einige andere sehr beschadiget wurdeD. Hierauf wurden die lager zwar einquartirt uod idt bekam den Feldprediger H[errn] Wi1le; abeT urn 9 UhT Abends ruckte alles wieder aus uod den folgenden Morgen war aum alles fort his auf die Besatzung auf dem Schlosse.

D. 1. julii fing sim mit anbrechendem Tage ein Zug von Husaren. Jagern zu RoB u. FuB nebst einigen detamirten Battall. Infanterie mit einigem smwerem Gesmutze hierdurch an u. daurete bis 7 Uhr. Hierbey wurden Garben u. Felder ziemlim mitgenommen. aum manmes Schaf aus dem Pferdte odcr vielmehr von der Wcide weggeholet. Be­sonders klagten die Hospitaliten 58 liber Engl. Infanterie. die ihnen ihr weniges Mehl u. andere Nothdurft mit auBerster Gcwalt entzogen. dergl. unfreundsmaftl[ichc] Begegnungen auch von andern Orten bcrimtet worden. Des Nammittags horete man starck canoniren gegen Homberg. ohne etwas zuverlassiges weiter zuver­nehmen. als daG die Frantzosen sidt eiligst retirirt haben. Zur Mitternadtt kam des Engl. Mylord Gramby nebst anderer Bagage hier und wurde mir aum sogleich von dem Brgmstr das Douceur gemamt. daB er mir 2 Knechte mit 4 Pferden zur grosten Beunruhigung zusmickte. da doen sonst iiber all Platz genung V'Or selbige gewesen ware. Der 2. et 3. julius ging so zieml[im1 ruhig voriiber. und man horete weiter nimts. als daG die Frantzosen am Heiligenberge sim sehen lieBe", aum die Hinter­dorfer Heslar. Melgershausen. Hilgershausen starck von selbigen besetzt seyn. Aber d. 4. jut. des Nachmittags gegen 5 Uhr fingen sie an. dom nur einzeln. der Edder sidt zu nahern. da dann die beyderseitigen Husarcn nach ihrer Art sich ein wenig besmos­sen. bis die Frantzosen sidt wieder zuriickzogen. Den Stcn ebenfalls gegen 5 Uhr Nachmittags kam Cavallerie mit Infanterie den Heiligenberg herunter nach der Gen­sunger Briicken. u. obgleim einige durch die Canonen vom Schlosse getodtet oder blessiret wurden. drangen sie dom in die Stadt u. naher an das SenioR. so daB sie iiber 2 Stunden mit dem Kleinen Gewehr aufeinander feureten. aber gegen 8 Uhr zogen sidt die Frantzen wieder den Weg zuriick. den sie gekommen waren, u. die gantze Namt ging ruhig hin. Des Morgens aber gegen 6 Uhr zeigete ein CanonSchuG die Annaherung der Feinde wieder an. bliebe aber dabey. weil nUr wenige sich sehen lieGen vom Feindc und wieder zurlickgegangen waren. Gegen 9 Uhr dieses 6ten jul. kamen 15 reitende Jiiger und passirten die Stadt nam der Edder. kamen aber urn 10 Uhr wieder zurlick u. gingen wieder durm [die Stadt].

Darauf blieb es den gantzen Tag ruhig, aher des Namts zw[ismenJ 11 et 12 Uhr wurde man durdt das Canoniren und Feuren mit Kleinen Gewehr erwecket u. un­ruhig gemamt. da man dann gewahr wurde. daB etwas CavaIlerie und Infanterie

J6 Du Gumiitz wurde tuf dtr Gudensberger Hohe aufgulellt. 17 Alle Fehbereer Famlllen, von denen Ulmars nom heute In Fehberg litzen. SI I. Anm. 32.

Me'Hloria digna {1762} 73

von Frantzosen in der Stadt war, aber sogleich nam 12 Uhr 109 sich aIles unten 59

wieder hinaus u. ward wieder stille. Indessen war doch ein abermaliger Schrecken eingenommen, wiewohl man dergl. nun bald gewohnet wird. Ob sie aber ohne Nachtheil der Gesundheit abgehn werden, wird die Zeit lehren und der AlIgutige Gott durch seine Gnade geben.

Bey dieser Unternehmung der Frantzosen gegen das SchloB hieB es waren 3 Mann todlich und noch wohl 12 leicht verwundet word en. von den erstern ware einer gleich bey dem Schwan 110, die beyden andern zu Gensungen gestorben u. da­selbst eingescharret worden. Nun blieb es wieder in so fern ruhig, daB nichts in die Stadt von feindl[iche)n Truppen kam. ob sie gleich am Heiligenberge sich urn den Wald herum bestandig sehen lieGen, auch zuweilen herunter bis an die Briicke kamen. Sonntags d. 11. jul. zeigete sich eine ziemlliche1 Menge sowohl Infanterie als Cavallerie fur dem Beurenholtze 81 und gegen 9 Uhr schlugen sie wirckl[idl1 Hings an dem Walde her die Zelter auf u. formirten versrniedene Lager theils uber dem Mitte1hofe, uber der Carthaus neben dem Heiligenberge u. an dem Langen­berge 82, wose1bst auch der Wald sehr ruiniret seyn solle. Namdem Sie nun bis d. 14. jut. also gestanden u. die Gensunger, MittelhOfer u. Beurismen Felder groBen Theils fouragiret, sahe man gegen 7 Uhr dieses 14. die Lager aufgehoben. ob es gleich in dem Walde starck rauchete, daB es schiene. sich da hinein gezogenen zu­baben. AIs aber kurtz nam 7 Uhr ein canon-SchuG vom Schlosse nam der Gen­sunger Brucken gesmahe. offenbarete uos selbiger, daB die Frantzosen sim genahert. Da aber nimt aIlein das Caooniren fortwahrete. sondern auch sogleim verschiedene BataIlions Fusjager mit Canonen u. Bumsen hierdurch eileten, so kam es zwar zu einem lebhaften Feur. aber nach einer I / ! Stun de retirirten sim die Feinde. nam dem sie die Briicke in Brand gestecket hatten. Darauf marmirten nom versmiedene Compagnies Bergsmotten den Jagern nach. Unterdessen kamen gegen Abend nimt allein die Bergsmotten wieder zuruck hierdurch. sondern 2 Brigaden Jager unter dIem) Hlerrn) General von Freytag. blieben auch hier liber Nacht. davon das PEarrhauB den H[errnJ Cap it. von Rheden zulogiren bekam. Den 15. ware es ziemllim1 stille bis gegen 10 Uhr, da die Jager gantz eilig wieder ausriickten und mit denen sich genaherten Frantzosen wiederum bis gegen 9 Uhr Abends herumschossen. u. da aum ein starckes Corps sowohl Infanterie als Cavallerie durm die hiesigen Kornfe1der theils nach der Altenburg, theils narn Brunslar marchirten und da uber die Edder gingen. im Felde aber bejammernswiirdige Spuren des Kriegs zurucklieBen, so r;laubte man, es wurden die Frantzosen von dem Heiligenberge delogiret werden. Da aber mit volIiger Nacht das CanonenFeur sowohI als auch mit dem Kleinen Gewehr sich endigte. so kamen die Higer des Nachts urn 11 Uhr wieder zu uns ins Quartier u. plagten die Burgerschaft dergestalt. daG wenige Hauser ohne die bitter­sten Klagen zufUhren gefunden wurden. Den 16. jut. gegen 8 Uhr des Morgens sahe man das Frantzosisme Lager am Hilgenberge 83 wieder aufgesmlagen. wie es die

S9 J:um Untertor. 60 Du ahe. nom htute butehtnde AUllpann- und GanhauI an du Ederbrilcke auf der Felsbera:u Sel re, das

die Familie ABmul heute in der 11. Generation besitzt. 6t • . Anm. H. 61 Der ~om Heiligenbtrg Ilm nam Silden auf Sdlonberg und Rhilnder BeTi binausziehtnde HlS henTiicktn. 63 Mundartlidle Benennuni dCI Heillienbera:es In doniitr GCitnd.

74 Karl Mustcr

vorigen Tage gestanden. der lincke Fluge! aber decampirte bald darauf u. marchirte nach dem rechten. so bald versammlete sich das Higer Corps u. marmirte zum Oher· thore hinaus. ohoe etwas zuriickzulassen als die Besatzung vcn Hessischen Jagern auf dem Schlosse. Gegen 9 Uhr marchirten die Frantzosen den Heiligenberg her· unter nach der Gensunger Briicken. So bald aber dieselben mit den hiesigen CanoDen konten erreichet weeden uDd einige Salven auf dieselhen gegeben wareD, zogen sic sich wieder zurtick, zumalen auch eben ein heftiger Platzregen fiel. der vidleicht ihr Vorhaben mit vereiteln halfe. Der gantze Vortheil also. den wir leider vcn diesem Anriicken unserer Alliirten genossen, bestunde darinnen. daB unsere Frud1t· felder groBen Theils ruiniret und Garten und Brachacker des angebauten Gemiises fast gantzI[ich] beraubet worden, indem die kaum gesetzten Krautpfiant'Zen 'It-ge· schnitten, die Erbsen hinweggemahet, gelbe Riiben und Cartoffeln zum grosten Leidwesen der Einwohner samtI[ich] in der ersten Bliite ausgeraufet und 31:;0 die Hofnung der Erndte auf einmal zugrunde gerichtet ward. Der starcke u. Al1ge· nungsame Gott wolle das noch iibrig gelassene uns behiiten und mit reichem Segcn begleiten, damit die schon grose Theurung nicht noch vermehret u. der Hunger nicht gar iiberhand nehmen moge. D. 17. jul. und folgende Tage blieben die Feinde in ihren Lagern ziemllichl ruhig, nur daB sie imerhin einige Veranderungen darinnen vornahmen, zuweilen wagten sich auch etliche dem hiesigen Schlosse sich zunahern, die aber mit cinigen Biichsenschiissen zuriickgewiesen wurden. D. IS. des Morgens fruhe sahe man die Gensunger Briicke wieder im Brande und ward auch dadurch un· brauchbar gemach.t. Die Alliirten bemiiheten sich auch urn keine Loschung und sahe man davon we iter nichts als einen Feldposten von Hanoverischen Jagern zu Pferde beym Eichenbaumchen 84. die zuweilen hierdurch bis ans Unterthor patroullirten. SoIcher Gestalt daurete es fort bis d. 24. , da das Hauptquartier der AIliirten nach Niedervorschiitz kam u. die Armee in unserer Feldmarck zu einem unbeschreib· l[ichJen Schaden ihr Lager aufschluge. D. 25. jul. rtickten gegen 6 Uhr einige Batall. herunter in die Stadt. pflantzeten CanoDen gegen dem Hospital iiber auf dem so genannten Beeren Deiche65 und fingen an mit den Frantzosen 'ZU scharmutziren. Die herbey kommende Nacht machte aber diesem kleinen Kriege bald ein Ende, da dann die Canon en von obgedachtem Deiche wieder abgefuhret, die BatalI. aber an beyden Thoren postirt iiber Nacht liegen blieben, wie dann auch ein zieml[icher1 Theil def Armee auf dem Katzenbache, Beilsteine66 pp. die gantze Nacht unter dem Gewehr gestanden hatte. D. 26. juL des Morgens hieB es. die Frant'Zosen hatten ihr Lager am Heiligenberge verlassen und nach Cassell sich gezogen, da dann alles hi er ge­legene VoId< wieder zuriick: und mit den ausgeruckt gestandenen in das Lager gingen. aber allenthalben betriibende Merck:male des Kriegs zuriicklie13en. Dann die Garten wurden vollig spoliirt, Thiiren und Pfosten verbrant und was bey der vorigen Ravage nom hier und dar an Gemiise iibrig gebliebcn, fast gantzl!ich] mitgenommen, das gebundene Korn nebst dem nom nicht vollig zeitigen Weitzen abgemehet. ins

6-'1 Dl'm Naduatz lufolge. nach dcm diesel .Eidtbaummcn" vor dem Obertor ~elegen haben mull. klSnnte e. mit dl'm heute noch vorhandenl'n •• Eichl'nwaldchen· oder .Eu!ers Waldmen" gcn3nnten Geho!l an der Nleder­vor.mUt2er Stra8e identism lein. von dem aus man die ganle Nicderung bls :;:ur Briidce damah tiberlchen Iconnll'.

6S VOT dem Obl'rtor am Spriul'nhaus. der Jalcobskapel1e und dem Friedhof gegenilber. 66 Alte, .chon 1392 (Wyn III Nr. un) vorkommende Flurbl'leimnungen wut!' del Stadt.

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Lager getragen u. getroschen pp. Nun war deswegen iiberall cin groBer }ammer. so kamen nom uher das einige Quartiermstrs an uod kundigten uos die Ankunft des Hauptquartiers dabicr von Sr. HFiirstl. Durch!. dem Hlerrn] Hertzog Ferdinand an. Nadldcm aber die Quartiere allenthalben besehn uod angeschrieben war, wer sic beziehen soIte. kam andere Ordre, daB cs also damit unterbliehe. U[ndJ wie man den folgenden Tag vernahm, war das Hauptquartier vcn Niedervorschtitz nam Gu~ densberg verleget worden. Ob nun gleidt das in hiesiger Feldrnarck befindIlichel Lager d. 31. julii aufgebrochen war. so hatte sic:hs dom nimt weiter als his auf die Boddigeriscne Heyde gezogen uod wurde deswegen tiigllidl] in die biesigen Sommer· u. Brachfelder fouragirt. so daa allem Ansehen nach schwerl[ich} ein Halm Gerste zur Zeitigung kammen uod eingeerndtet werden kaD. dabey auch Linsen, Wicken uDd alles Gemuse ohoe Ausnahme vol1ig ausgethan oder dach vertreten u. verdorben ward. D. 5. Aug. kamen nur einige fourageurs. welches mir eine Anzeige war, daB nimt vier mehe zuholen tibrig sey. aber desto rnehe gingen Engl. Fusvolcker mit Schnapsacken u. Bajonetten hierdurch. urn nom eine yolIige Nachlese in den Kraut UDd CartoffeHickern zuhalten uod nicht etwan eine gelbe Riibe stehn zulassen. Gott. der Allmiichtige. wolle nach seiner Gnade und unerforschl[iche}n Barm­hertzigkeit dach diesem }ammer bald do Ende mamen durch eineD erwiinschten Frieden, dam it nicht allenthalben solme Verwiistungen angerirntet, sondern soIche Orter iibrig gelassen weed en wo die Beraubten ihren nothdiirftigen Unterha1t noch wieder find en und holen kennen. Was flir ein betracbt1[icherJ Scbade in hiesigem Winterfelde gescbehen. ist zum TheiI daraus abzunehmen. weil auf 400 Garben Korn und liber 400 Garben Weitzen nur allein an dem Pfarrei Zehnden zu Grunde gangen. das Sommerfeld hatte nam sonstigen Jahren. u. da Gerste u. Haftr liberall recbt gut stunde. wohI 500 Garben Gerste und liber 100 Garben Haftr und das Brachfeld auch 200 Gebunde an allerhand rauhen Hlilsen Frlichten einbringen ken­nen. D. 8. Aug. Sont.gs ging die obengemeldete Arme[e] fiber die Edder nach der Fulda. und des Nachmittags gegen 2 Uhr ward eine Menge smwerer Bagage hier­durch oben hinaus ll7 aufs Feld zusammen gefo.hren zur Anzeige. daB eine Bo.taille nahe seyn durfte. Glcichwie aber gegen Abend. da cs starck regnete. sich vide rnit dieser Bagage hier cigenmachtig einquartirten ; also ging Montags d. 9. Aug. ein TheH dieser Bagage Nacbmittags wieder fort unten hinaus lls• UDd d. 10. folgete die iibrige zum Theil nach. Was noch zurlickbliebe. bestunde in Englismer maroden Caval1erie. davon sich ein Rcgimentsquartiermstr d. 16. Aug. nom ins PfarrhauB ein logirte. aber d. IS. Aug .• da man vernahm. daB die Frantzesiscbe Armee ibr vortheilhaftes Lager verlassen und deswegen auch die Alliirten hinter hermar­mirten. ging aIles noch iibrige fort. nur wurden die Jager zur Besatzung hier gelassen.

Den 20. Aug. kam das Englische Lazareth van Niedenstein hier her. weil es nun auf soo Krancke baben soite. so ist leicbt zuerachten. daB dieselben bey 50. 40. 30. 20 einquartirt werden miissen. Das Pfarrhau6 ward zuerst mitgenommen. daB es nicht etwan ver­gessen wiirde. ja es wurde zum Zeichen des Wohlmeinens mit doppelten Billets ver-

07 Zum Obtrtor hlnaul. U Zum Unttrtor hinau • .

76 Kart Muster

sehen. Unterdessen daurete dieses unruhige und unflatige Wesen doch nur biB den foIgenden 21. Aug., da das Hospital auf Homberg ging.

Den 6. Septbr ward die Higer Besatzung durch detachirte von verschiedenen Rgmtern abge16set, u, jene zogen nam Homberg an der Ohm,

D. 9. dito kam dler} HIerr1 General von Sporcken mit einem ziemI[ichen] Gefolge hier an, davon mir der Hlerr1 Major van Darnenhausen eingelegt ward. Weil [icl11 nun wegen der Menge Pferde aucl1 eine Scheure zur Stallung eingeben muste, so bedienten sich die Knechte des wenigen eingekommenen rauhen Hitters an Erbsen u. Bohnen so sehr, daB man deutl[icl1J sehen konte, daB es nur aufs Verderben gerichtet sey, indem sie Futter genung bey sic:h hat ten. D. folgenden 10. ging er mit seiner suite wieder fort.

D. 2. Novembris wurde endIlich] die Cassellische Frantzosische Besatzung genothiget, gegen einen freyen Abzug vor sicl1 u. Zuriicklassung alIer Konigl. effecten die Stadt an die Alliirten zuiibergeben. Darauf die Belagerung Ziegenhain ihren Anfang nahm. Kaum aber hatte soIche etlliche1 Tage gewahret, so ward die Munition, welcl1e van hiesigem SchloBberge dorthin abgeholt war, wiederzuriickgebracht 69 mit der erfreu­l[ich)en Nachricht. daB zw[ischen) England, Franckreich, Spanien und Portugal der Friede hergestellet uod 3. Nvbris die Praeliminaria unterzeimnet seyn. Nacl1 einigen Tagen ward aber naher bekant, daB zwlischen1 genannten Kronen ein Waffenstill­stand auf 6 Monathe getroffen warden, binnen welcher Zeit an Wiederherstellung des Friedens eifrigst gearbeitet werden soIte.

Wie ham die Theurung wahrender Belagerung in Cas sell gewesen, wurde unterm 8. Novbr lolgender Gestalt berichtet. Ein Vrtl Weitzen 70 Rth. 1 Vd. Korn 64 Rth 1 Plund Speck 2 Rth. 1 [Plund) Rindfleisch 1 Rth. 1 maaB Milch ein Gulden, Ein Huhn 2 Rth. Ein Frantzosisch commiBbrod 1/2£l. eine metze weiBe ruben 1 Rth etc. Erbsen, linsen, Bohnen waren schon friihzeitig gar nicht mehr und auE die Ietzte vcn allem benanten nichts mehr flir Geld zuhaben.

1763

Dem getroffenen Stillstande nach gingen beyde Armees auseinander u. bezogen die Winterquartire, und kurtz hernach erfolgte die wircklIicheJ Friede u. wurde des­wegen d. 9. Febr. 1763 ein allgemeiner Dancktag dem Gott des Friedens zu Ehre gefeyret.

D. 30. Martz ertrancke in der Edder Joh. Conrad, Conrad Sduoders hinterlassener Sohn von 111/!

Jahren, indem der Wagen, worauE er gesessen, van der Gewalt des grosen Wassers umgeworfen warden, dabey der Wagen samt 2 Pferden auch zu Grund gingen. Ocr

69 Seh 1544 lagerten in der friiberen Kapelle der BUfr J97 Tonnen Pulvcr. die em 1846 Dam Kauel gebramt wurdeD, Va:l. Anm. 10.

Memoria digHa (1763-1768) 77

Knabe ward erst nach vielem u. langen Suchen d. 5. Maji wieder gefunden und d. 6. ejusd. bey volckreimer Versammlung gewohnllimeJr MaBen beerdiget.

Diesem ungllicldlichlen Zufalle ist auch noch anzufligen. daB Anna Gertrud. Conrad Stoltzenbachs Wittib. d. 8. October 1762. da sie Holtz holen wollen. sich verlohren und d. 21. Aprilis 1763 bey Grifte in der Edder wieder gefunden worden. und also muste dieseIbe auf dem schmalen Stege liber die Edder bey Gensungen verunglUcket seyn, weil damals die Brlicke noch nicht wieder hergesteIlet war.

176> D. 16. jun. kam HlerrnJ Ludwig Pflugers Ehefrau Anna Maria, geb. Hellin. mit einem wohl~ gestalten und dem Ansehn nach gesunden Kinde nieder. welches zwar die Kenn­zeichen des mannlichen Geschlechts nach der Hebammen Anzeige an sich hatte. dom an dem membro virili selbsten einen Mangel offenbarete.

D. 18. ejusd. ward es zwar getaufet. aber weil keine rechte Ofnung. das Wasser zulassen. sim fande. vermuthete man ein kurtzes Leben. quod tempus dorebit. Nachdem die Heb­amme mit einer Stecknadel die bffnung in etwas befordert. hat es sich in so weit verbessert. daB das Kind den Urin lassen kan und also auch zunimt. obgleich das membrum nicht behorig. doch etwas mehr vorangegangen ist. Das Kind beiSet Christoph und ist anjetzo 1773 ein mutbwiIliger Knabe. ILetzter Satz ist spaterer Zusatz in dunklerer Tinte.] •

1767 d. 12. Aprilis wurde urn Mitternacht kurtz nam 12 Uhren ein ziemlich harter StoB von einem Erdbeben aIlhier verspliret. wodurch die meiesten Einwohner in der Nachbarschaft des Pfarrhauses aus dem Schlafe gewecket wurden. er daurete aber nicht vollig eine Minute und ging. sovieI mir bekannt, dem Allerhochsten sey Danck, ohne Schaden ab. Kurtz vor 1 Uhren repetirte dieser StoB. dom weit gelinder als vorher. und ein wenig vor 3 Uhren versplirete man einen dritten StoB. der zwar etwas harter war als der 2te. aber nicht so heftig als der erste.

1768 d. 27. junii en~stunde des Abends nam 9 Uhr ein sehr schweres Donnerwetter. wobey ein so erschrecldlich] starcker Sturmwind sich erhobe. daB nicht allein Hauser und Scheuren gantzlIich] davon niedergerissen. sondern auch die mehresten Gebaue der Ziegeln guten Theils beraubet wurden. Es daurete diese5 Wetter bis nach Mitternamt. und des Morgens fan de man. daB in denen Glirten eine grose Menge der grosten Obst­biiume theils mit den Wurtzeln aus der Erde gerissen. theils vom Stamme abgebro­chen waren. Auf dem Pfarrhof wurde an den Gebauen der Ziegel Schaden wenig­stens auf 1200 Struckl gerechnet. Verschiedene Einwohner wolten bey dem hef­tigsten Sturme eine Erbebung der Erden verspliret haben. davon man doch im Pfarr­hause nichts wahrgenommen. In dem Pfarrgarten bey dem Todtenhofe waren 18 Baume niedergerissen und andere sehr beschadigt, im so genanten Thorgarten aber war nur ein Apfelbaum umgeworfen.

78 Karl Muster: Memoria d/gna (176~)

1769 d. 7. junii an dent ordentlficne}n Bus- uDd Battage ward Anna Mafia, weil. Wilhelm Hilgen­hergs jun. hinterlassene T ochtee in einem zwar drockenen, aber dom schl:tmmimten Graben bey dem so genanten BeereD Teiche todt gefunden. Es war dieselbe die vor­hergehende Nacht bey einer Wasche auf dent Brudte 70 gewesen. uod von dannen nam dem Hospital. worinnen Sie ihren Aufenthalt hatte. hinauf gegangen. AlIem Vermuthen nam war sie auf diescm Wege vcn ihrer Kranckheit, der Epilepsia, an­gegriffen word en uod in den Graben gefallen. Weil Sic nun keine Hiilfe bekommen u. bey ihrem Falle auf das Angesicht zu liegen gekommen, rnogte sic erstickt seyn oder durch tineD dazugekommenen SchlagfluB des Lebens beraubt word en seyn.

1769 Montag' d. 17. julii entstunde gegen 3 Uhr Nad!mittags ein sehr schweres Gewitter. welches mit ziemlich dicken SchloBen und sehr haufigem Regen begleitet war. Die SchloBen thaten in den Giirten betriichtl[ichenl Schaden, indemalle.liber.ichwach.endeGemli.egiintzl[ichJ zersdtmettert ward, auf dem Felde an denen nahe zur Zeitigung gekommenen Fruchten, besonders Roggen und Weitzen ward ersteres zum Hen Theil, letzteres aber zur Helfte nad! gesch.ehener Besichtigung fur verdorben angesehen. Gott, der Allmachtige lasse dergl. Gerichte nicht zu weit um sich greifen, damit nicht etwan ein Mangel entstehe. und heilige diese SchHige zur wahren Buse u. Besserung. An eben diesem T age war nach den folgenden Zeitungen zu Wien und and ern Orten gleichfals ein sehr schrecklliche]s Gewitter gewesen, wobey SchloBen wie Huner Eyer gefallen, welche groBe Verwustungen angeridttet.

In diesem Monathe wurden auch wieder hin und wieder Erdbeben verspuret. be~ sonders zu Augspurg. durch Schwaben, Bayern, vom Tyroler Gebirge bis in Francken ... 71

7U Nodi htutt Itbriudtlldtt Flurbtzddtnuni du Nltdtrunile:tbltttl '-Of du Stldtmauer. 71 Hler bridll das Manulkript ab. El fOllen einiae unluenilh eemamte Ztlltn. ~lIsmtlnend von cltr Hand du

Pfurers von Gehrtn, dann bteinnen dUlen Auhcidtnune:en Uber 1106 uncl 1807 luf dtm unmltle!bar In· IUhUe6tncltn Blatt.