29
e i g e n e I n t e r e s s e n v e r t r e t e n P o l i t i k m a c h e n g e m e i n s a m S p a ß h a b e n M e d i e n m a c h e n g e m e i n s a m e n g a g i e r e n f ü r b e s s e r e B i l d u n g IG Metall Jugend packt an R Seite 24 R Seite 8 R Seite 28 metall zeitung Mitgliederzeitung der IG Metall | Jahrgang 68 | September 2016 | D 4713 Making-of Diese Ausgabe wurde von jungen Metallerinnen und Metallern gemacht Ratgeber Alle Rechte und Pflichten von Auszubildenden im Überblick Bezirk

metallzeitung · 2019. 1. 22. · metallzeitung mitgestaltet: die elf Teilnehmer unseres Jugend-Medienseminars.RSeite 8 Spaß mit der IG Metall Bei der IG Metall Jugend könnt Ihr

  • Upload
    others

  • View
    5

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: metallzeitung · 2019. 1. 22. · metallzeitung mitgestaltet: die elf Teilnehmer unseres Jugend-Medienseminars.RSeite 8 Spaß mit der IG Metall Bei der IG Metall Jugend könnt Ihr

eigene Interessen vertreten

Politik machen

gemeinsa

mSpa

ß haben

Medien

mache

n

gemeinsamengag ieren

für bes

sereBild

ung

IG Metall Jugend packt an

R Seite 24R Seite 8 R Seite 28

metallzeitungMi t g l i e d e r ze i t u ng de r I G Me t a l l | J a h r g ang 68 | Sep tembe r 2016 | D 47 13

Making-of Diese Ausgabe wurde von

jungen Metallerinnen und Metallern gemacht

Ratgeber Alle Rechte und Pflichten von

Auszubildenden im Überblick

Bezirk

Page 2: metallzeitung · 2019. 1. 22. · metallzeitung mitgestaltet: die elf Teilnehmer unseres Jugend-Medienseminars.RSeite 8 Spaß mit der IG Metall Bei der IG Metall Jugend könnt Ihr

2

>INHALT

4 125 Jahre IG Metall Gegen Krieg: Zur Geschichte der IG Metallgehört auch der Einsatz für den Frieden.

6 Pokémon Go Überall machen sich Spieler auf die Jagd nach Pika-chu und seinen Freunden. Doch im Betrieb ist nicht alles erlaubt.

7 Shell-Jugendstudie Sicherheit ist jungen Menschen amArbeitsplatz besonders wichtig.

8 Making-of Elf junge Metallerinnen und Metaller arbeitetenan dieser Ausgabe der metallzeitung mit.

10 Schichtarbeit Bei Arcelor-Mittal in Eisenhüttenstadt entschie-den sich 80 Prozent für mehr Zeit und weniger Geld.

11 Leben im Alter Damit die Jungen später von ihrer Rente lebenkönnen, fordert die IG Metall Änderungen in der Rentenpolitik.

Für ein Recht auf guteAusbildung für alle

Junge Metallerinnen und Metaller aus den Betrieben und

Hochschulen treten für ein besseres Berufsbildungsgesetz

an – unter dem Motto »modern.bilden.« Das Ziel der

IG Metall Jugend: Das Gesetz soll ein Anrecht auf eine

gute Ausbildung für alle sichern: in den Betrieben, an den

Berufs- und Hochschulen. Dafür demonstrieren sie und diskutieren mit

Bundestagsabgeordneten.

16 Spaß mit der IG Metall Camps, Feste und Workshops – aktivsein in der IG Metall und Spaß haben.

18 Jugend- und Auszubildendenvertretung Warum Karina,Philipp, Robin, Joshua und André sich zur Wahl stellen.

19 Studium und Beruf Sandra Hannweg schätzt als dualStudierende die Angebote ihrer IG Metall.

20 Im Gespräch Junge Metallerinnen und Metaller befragenChristiane Benner die Zweite Vorsitzende der IG Metall.

22 Recht so Was Auszubildende beachten müssen,wenn sie sich nebenbei etwas dazuverdienen wollen.

23 Rechtsfall Wer sich die Mitgliedschaft in der IG Metall spart,kann am falschen Ende gespart haben.

24 Ratgeber Rechte und Pflichten rund um die Ausbildung – wasdie neuen Auszubildenden wissen sollten.

25 Studium und Geld Fünf Tipps, wie Studierende ihrenLebensunterhalt bestreiten können.

26 Bewerben 2017 Wer 2017 die Schule beendet, sollte sich schonjetzt Gedanken über Berufswunsch und Bewerbung machen.

27 Zukunftsstarter Die Bundesagentur für Arbeit hat das Pro-gramm für 25- bis 35-Jährige ohne Berufsabschluss verlängert.

28 Aus den Bezirken

30 Lokales/Karikatur

31 Rätsel/Impressum

gleiche Ansprüche erhalten. Dannist die Rente wieder sicher.Norbert Wichmann, per E-Mail

Alle Maßnahmen zur Vorsorge, dieArmut bei derRente vermeiden soll-ten, sind fehlgeschlagen. Auch dieBeiträge zur Krankenversicherungwerden angepasst. Dass die RentnerwieArbeitnehmer bewertet werden,ist unverhältnismäßig. Rentner be-kommen kein Krankengeld, die Er-höhung des Bruttoeinkommens istbedeutend kleiner als beiArbeitneh-mern, die Zusatzbeiträge sind dage-gen gleich. Der Bestandsschutz derVorsorgemaßnahmen wurde nach-träglich verworfen, damit die Ren-ten gekürzt werden konnten. Auchdie zwangsweise später erhobenenGebühren und Steuern stellen eineRentenkürzung dar.Horst Tscherner, Berlin

EureVorschläge finde ich super. Al-lein mir fehlt der Glaube, dass EuerEinfluss auf die Politik so groß ist,dass Eure Vorschläge Gehör finden.2005 oder 2006 gab es schon einmaleine ähnliche deutschlandweiteKampagne. Da sind wir aus Schwä-bisch Gmündmit mehreren Bussennach Stuttgart zu einerGroßdemon-stration gefahren. Leider hat sich da-nach nichts mehr getan.Helmut Patzke, Alfdorf

>LESERBRIEFE

Den Nerv der Zeit getroffenmetallzeitung 8/2016»Mein Leben – meine Zeit«Mit der neuen Kampagne »MeinLeben – meine Zeit: Arbeit neudenken!« habt Ihr echt den Nervder Zeit getroffen. Oder besser:haben wir den Nerv der Zeit ge-troffen. Ich habe den Bericht mitgroßem Interesse gelesen und findeaber, dass ein Aspekt hier unter-geht, nämlich der, die generelleTages-, Wochen- oder auch Mo-natsarbeitszeit flexibler gestalten zukönnen. Nicht nur mit mobiler Ar-beit oder der Bildungsteilzeit, son-dern auch, dass man flexibel mitdem Arbeitsbeginn oder dem Ar-beitsende sein kann. Soll heißen,dass man seinen Tag auch ein biss-chen der Familie oder dem Privat-leben anpassen können muss.Olaf Perau, Uelzen

Alle sollen einzahlenmetallzeitung 8/2016»Mehr Rente für alle«Es freutmich, dass dieGewerkschaf-ten nun auch zumThemaRentenre-formwachgerüttelt werden.Die teil-weise irren Diskussionen kann keinArbeitnehmer mehr ertragen. For-dert bitte doch zunächst, dass alle –auch Selbstständige, Arbeitgeberund Beamte – in die Sozialsystemeeinzahlen und daraus später auch

>REDAKTIONSSCHLUSS DIESER AUSGABE:18. August 2016

Making-of Sie haben diesemetallzeitung mitgestaltet: dieelf Teilnehmer unseres Jugend-Medienseminars.R Seite 8

Spaß mit der IG Metall Bei derIG Metall Jugend könnt Ihr gemeinsametwas erreichen – aber auch gemeinsamfeiern, zelten und abtanzen.R Seite 16

Foto:MartinLeissl

Foto:CordulaKropke

TITEL

12

Titelfoto[M]:CordulaKropke

metallzeitungSeptember 2016

Page 3: metallzeitung · 2019. 1. 22. · metallzeitung mitgestaltet: die elf Teilnehmer unseres Jugend-Medienseminars.RSeite 8 Spaß mit der IG Metall Bei der IG Metall Jugend könnt Ihr

3

Neidisch auf Japan?metallzeitung 8/2016»Millionen Millionäre«Durch die Art der Darstellung inder Meldung »Verdienste steigen«wird Neid auf die USA geschürt, dadort die meisten Millionäre leben.Die absolute Zahl vermittelt aberein falsches Bild. Vergleichbar wer-den die Zahlen nur, wenn man denAnteil derMillionäre ins Verhältniszur Bevölkerung setzt. Dann sind esin den USA 1,4 Prozent, inDeutschland 1,5 und in Japan etwa2,2 Prozent. »Neidisch« können wiralso auf Japan sein, oder?Wolfgang Schneck, per E-Mail

Anderer Blickwinkelmetallzeitung 8/2016»Digitaler Erntehelfer«Das Bild mit dem Mähdrescher mitseinen zwölf Meter breiten Armenund seiner technischen Ausstattungfasziniert jedes Technikerherz. Abergerade so ein Bild steht auch für eineverheerende Fehlentwicklung. Essteht für krankheitsanfällige Mono-kulturen undAusbeutung der Bödenstatt gesunde Mischkulturen undKreisläufe. Sicherlich ein etwas ande-rer Blickwinkel, aber solche kriti-schen Artikel vermisse ich leider indermetallzeitung. Der Kampf gegenAusbeutung endet bei mir nichtbeim Menschen. Die Tiere und die

Ratgeber Vor der Bewerbung istnach der Bewerbung: metallzeitunggibt Tipps, wie Jobsuchende Fallstrickevermeiden können.R Seite 26

Ausbildungsstart Du hast ge-rade eine Ausbildung begonnen?Dann solltest Du Deine Rechteund Pflichten kennen.R Seite 24

Illustration:MartinaHillemann

metallzeitungSeptember 2016

Gemeinsam für einegute Ausbildung

Foto:GabyGerster

Christiane Benner,Zweite Vorsitzendeder IG Metall

Junge Die IG Metall ist die starke Partnerinfür junge Beschäftigte.

>EDITORIAL

Jedes Jahr begrüßen wir rund 50000 jungeMenschen in unseren Be-trieben. Für sie geht das Berufsleben los. Neue Herausforderungenund Aufgaben warten. Die IGMetall ist eine starke Partnerin für einegute Ausbildung und den Start ins Berufsleben. In Gesprächen mitBetriebsräten, Vertrauensleuten sowie Jugend- und Auszubildenden-vertretungen höre ich immer wieder, wie wichtig den jungen Men-schen eine interessante Ausbildungmit guten Perspektiven und einergerechten Bezahlung ist. Wir machen uns stark für eine hohe Aus-bildungsqualität und eine gute Abstimmung zwischen den LernortenBetrieb, Berufsschule und Hochschule. Denn gerade im Zeitalter derDigitalisierung ist eine gute Ausbildung mehr denn je der zentraleSchlüssel für ihre Entwicklungschancen.

Aktuell tritt die IG Metall Jugend mit ihrer Kampagne »mo-dern.bilden.« für ein besseres Berufsbildungsgesetz an. Das Gesetz sollden Anspruch auf eine gute Ausbildung für alle garantieren. Ein Ge-setz, das alle Formen der betrieblichen Ausbildung erfasst, das Qua-litätsstandards festschreibt, junge Menschen von Ausbildungskostenentlastet und Mitbestimmung auch an Berufsschulen ermöglicht.

Mitmachen Bei uns können junge Menschen aktiv mitreden undmitgestalten. Bei uns sind sie mittendrin statt nur dabei. Egal ob esum faire Einstiegsgehälter, die unbefristete Übernahme nach der Aus-bildung, Arbeitszeit oder umAusbildung und Karrieremöglichkeitengeht: Bei allem, was die IG Metall anpackt, fließen die Perspektivenund die Ideen junger Beschäftigter ein. Die IG Metall Jugend ist einwichtiger Impulsgeber und sorgt für frische Energie. Sie steht für einsolidarisches Miteinander in Betrieb und Gesellschaft.

Es ist eine schöne Tradition, dass die Septemberausgabe dermetallzeitung zu Beginn des neuen Ausbildungsjahrs von jungenKolleginnen und Kollegen gestaltet wird. Nur wenn wir viele jungeMenschen von unseren Ideen überzeugen, könnenwir auch in Zukunftviel verändern. Meine Bitte: Sprecht die neuen Kolleginnen und Kol-legen an und erzählt ihnen Eure Geschichte und warum Ihr in derIGMetall seid. Wie jedes Jahr im September gilt es, ihnen zu zeigen:Auf die IG Metall könnt Ihr setzen – da lohnt es sich, mitzumachen!

Erde sollten in diesen Kampf einbe-zogen werden.Freimut Dreher, Neustadt

Fluthilfe der IG Metallmetallzeitung 7/2016Anmerkung der Redaktion:Die IG Metall unterstützte Mitglieder,die im Frühjahr von den Unwetternin Deutschland betroffen waren. DieSatzung sieht eine Unterstützung beiNotfällen vor, die jeder beantragenkann, der seit mindestens zwölf Mona-ten Mitglied ist. Viele Dankesbriefeerreichten die Geschäftsstellen derIG Metall. Hier einige Auszüge:»Wenigstens ein kleiner finanziellerTrost, bei all den Sorgen, Kosten undArbeiten, welche durch das Hoch-wasser entstanden sind. Es gibt derFamilie Kraft und Rückhalt, dasssolche Unwetterschäden von IhrerOrganisation gemildert werden.«

»Jetzt können all die kaputtgegangenAlltagsgegenstände wie Waschma-schine et cetera ersetzt werden.Aucheinen liebenDank an Ihre IGMetall-Kollegen und -Kolleginnen, die die-ses unbürokratischeHilfsprogrammins Leben gerufen haben.«

»Wie schön zu sehen, dass die IGMetall auch in diesenAngelegenhei-ten Solidaritätmit ihrenMitgliedernzeigt.«

Foto:contrastwerkstatt/fotolia

Page 4: metallzeitung · 2019. 1. 22. · metallzeitung mitgestaltet: die elf Teilnehmer unseres Jugend-Medienseminars.RSeite 8 Spaß mit der IG Metall Bei der IG Metall Jugend könnt Ihr

»Mir scheint, dass dieser Antrag im be-sonderen Maße dazu geeignet ist, unserejungen Staatsbürger daran zu erinnern,welche Bedeutung die Erhaltung des Frie-dens für ein Leben in Freiheit und Demo-kratie (...) hat. Diese gewerkschaftlicheInitiative, die zumZiel hat, (...) den 1. Sep-tember als Tag des Bekenntnisses zumFrieden und gegen den Krieg zum Aus-druck zu bringen, scheint mir von unsallen von ganzemHerzen begrüßt werdenzu können.Wer dieMöglichkeit hatte, Er-fahrungen bei Gesprächen im Ausland(...) zu sammeln, der weiß, wie genau wirbeobachtet werden und wie schwierig esist, unseren Friedenswillen deutlich zumachen.«

Mit diesen Worten unterstützteWilly Bopp von der Gewerkschaft ÖTV1966 den Antrag 7 an den Bundeskon-gress des Deutschen Gewerkschaftsbunds(DGB). Darin forderte die IG Metall, denBundesvorstand und die Einzelgewerk-schaften auf, den 1. September regelmäßigals Antikriegstag zu begehen.

Nie wieder Krieg Zum ersten Mal wurdeinDeutschland 1957mit einemAntikriegs-tag des 1. Septembers, dem Jahrestag desÜberfalls der deutschen Wehrmacht aufPolen, und dem Beginn des Zweiten Welt-kriegs gedacht. DieGewerkschaften nutzenden Tag seit 1966 regelmäßig, um an denBeginn des ZweitenWeltkriegs zu erinnern.Dabei lenkten sie denBlick immer auch aufaktuelle Konflikte in derWelt.

Es war die Zeit des Vietnamkriegs,in der die IG Metall ihren Antrag an den

DGB-Bundeskongress stellte. In den 70er-Jahren entwickelte sich eine neue Frie-densbewegung, die Anfang der 80er-Jahreihren Höhepunkt erreichte.

Angesichts des Einmarschs der So-wjetunion in Afghanistan 1979, des Nato-Doppelbeschlusses und der Entwicklungder Neutronenbombe wuchs weltweit dieAngst vor einem Dritten Weltkrieg. Zum1. September 1980 startete der DGB zumersten Mal einen zentralen Aufruf unterdem Motto: »Einzige Chance: Entspan-nung, Abrüstung, Frieden –weltweit«. DieGewerkschaften sahen sich mehr denn jein der Verantwortung, sich für Friedenund Abrüstung einzusetzen. Metallerin-nen und Metaller demonstrierten wie imBild rechts zu sehen auch auf den Oster-märschen für Frieden und Abrüstung.

1981 stimmte der damalige Bundes-kanzler Helmut Schmidt in den gewerk-schaftlichen Monatsheften den Gewerk-schaften zu, dass alle Bemühungen um so-ziale Gerechtigkeit umsonst seien, wennder Frieden nicht erhalten bleibe, und er-klärte wenige Zeilen später: »In der Arbeitzur Stabilisierung des Friedens hat die Sta-bilisierung des militärischen Gleichge-wichts zwischen Ost und West einefundamentale Bedeutung.« Gegner dieserPolitik nannten es das Gleichgewicht desSchreckens.

Zum Antikriegstag 2016 erinnertder DGB an die Millionen Menschen, dieheute Opfer von Kriegen und Bürgerkrie-gen werden, und verurteilt die Angriffeauf Menschen, die vor Krieg und Gewaltnach Deutschland geflohen sind.

Ihr 125-jähriges Jubiläum feiert dieIGMetall 2016. 1891 gründetenMetallarbeiter den DeutschenMetall-arbeiter-Verband. metallzeitungerinnert an wichtige Ereignisse ausdieser Zeit. Am 1. September gedenkendie Gewerkschaften regelmäßig demBeginn des ZweitenWeltkriegs.Vor 60 Jahren stellte die IGMetalldazu den Antrag. Von Fabienne Melzer

Antikriegstag – Metallersetzen sich für Frieden ein

Antikriegstagund derEinsatz fürden Friedengehören dazu:Metallerinnenund Metallerbeim Oster-marsch Ruhr1983.

4 metallzeitungSeptember 2016

Page 5: metallzeitung · 2019. 1. 22. · metallzeitung mitgestaltet: die elf Teilnehmer unseres Jugend-Medienseminars.RSeite 8 Spaß mit der IG Metall Bei der IG Metall Jugend könnt Ihr

Foto:KlausRose/dpa

5metallzeitungSeptember 2016

Page 6: metallzeitung · 2019. 1. 22. · metallzeitung mitgestaltet: die elf Teilnehmer unseres Jugend-Medienseminars.RSeite 8 Spaß mit der IG Metall Bei der IG Metall Jugend könnt Ihr

6 metallzeitungSeptember 2016

Pokémons im Betrieb?Sie sind überall und sie wollengefangen werden: die kleinenMonster des SmartphonespielsPokémon Go. Doch was darfich im Betrieb? Grundsätzlichgilt: Während der Arbeitszeitmit dem Smartphone spielengeht nicht. Was vom Arbeitenablenkt, kann der Arbeitgeberverbieten. Und in der Pause?In den Pausen soll man sicherholen. Da kann man grund-sätzlich machen, was man will.»Aber auch hier gibt es Gren-zen: wenn etwa die Sicherheitam Arbeitsplatz gefährdetwird«, sagt Till Bender vomDGB Rechtsschutz.

igmetall.de

RThemen RArbeitsrecht

Ca

rto

on

:S

tep

ha

nR

üru

p

Öfter krank 15- bis 19-Jährige waren 2015am häufigsten krankgeschrieben. Allerdings fehltendie Jungen imDurchschnitt nur fünf Tage. Bei denüber 60-Jährigen gab es nur halb so viele Krankheits-fälle, aber dafür dauerten die Krankheiten im Schnitt21 Tage. Das zeigt der »Gesundheitsreport 2016« derDAK-Gesundheit. Danach sind die Beschäftigteninsgesamt 2015 öfter wegen Krankheit nicht zur Ar-beit gegangen als 2014.

Die Kampagne »SaubereKleidung«, an der auch dieIG Metall beteiligt ist, machtauf schlechte Arbeitsbedin-gungen in der Textilindustrieaufmerksam. Die Idee: AuchAuszubildende können sichfair kleiden und bei ihrer Ar-beitskluft darauf achten, dassdie Arbeiterinnen in Ländernwie Indien oder Bangladescheinen menschenwürdigenLohn und gute Arbeitsbedin-gungen erhalten. Wo es sol-che Kleidung gibt und wasman im Betrieb tun muss:

saubere-kleidung.de

RSuche: AZUBIST

Faire Arbeitskleidung gibt es die überhaupt?Eine Kampagne beantwortet diese und andere Fragen.

Auch die Gründe für Fehltage unterscheiden sichzwischen den Generationen. Junge fallen vorallem wegen Grippe oder Verletzungen aus. MitzunehmendemAlter drängen Rücken- und psy-chische Probleme in den Vordergrund. InsgesamtverursachenMuskel- und Skeletterkrankungendie meisten Fehltage. An zweiter Stelle stehen psy-chische und erst an dritter Stelle Grippe oder an-dere Atemwegserkrankungen.

Was Tarifverträge auch für Junge leistenGESETZ TAR IFVERTRAG

Arbeitszeit bis zu 60 Stunden in der Woche je nach Branche 35 bis 38 Stunden in der Woche

Urlaub 24 Werktage(reicht für 4 Wochen Urlaub)

30 Arbeitstage(reicht für 6 Wochen Urlaub)

Urlaubsgeld keine Regelung je nach BrancheMetallindustrie: 50 Prozent des Monatsentgelts

Sonderzahlung/Weihnachtsgeld

keine Regelung je nach Branche.Metallindustrie: 55 Prozent des Monatsentgelts

Lohn/ Gehalt/ Entgelt keine Regelung zur Erhöhung,Mindestlohn 8,50 Euro in derStunde

in der Regel jährliche Erhöhung,Metallindustrie:derzeit mindestens 13,63 Euro

Ausbildungsvergütung keine Regelung zur Erhöhung,»angemessene Vergütung«

in der Regel jährliche ErhöhungMetallindustrie:derzeit 918 Euro bis 1188 Euro im Monat

Übernahme vonAuszubildenden

keine Regelung Metallindustrie, Eisen- und Stahlindustrie:in der Regel unbefristet

Page 7: metallzeitung · 2019. 1. 22. · metallzeitung mitgestaltet: die elf Teilnehmer unseres Jugend-Medienseminars.RSeite 8 Spaß mit der IG Metall Bei der IG Metall Jugend könnt Ihr

7metallzeitungSeptember 2016

7

Optimistisch61 Prozent der Jugendlichen (bis 25 Jahre)

sehen optimistisch in ihre eigene Zukunft,

zeigt die Shell-Jugendstudie 2015, 36 Prozent

gemischt und nur 3 Prozent düster. Die Jungen

aus schwierigen sozialen Verhältnissen sehen

ihre Zukunft jedoch nur zu 33 Prozent positiv.

Lieber pendeln80,6 Prozent der Jugendlichen ist wichtiger, eine

Ausbildung im Wunschberuf zu machen als eine

in der Heimat. Die Folge: Gut jeder zehnte Ost-

deutsche pendelt in ein anderes Bundesland.

61

80,6

Griechen ohne ArbeitIn Griechenland ist immer noch fast die Hälfte

der Jugendlichen arbeitslos (47,4 Prozent). In

Deutschland sind es »nur« 7,2 Prozent; in

Europa sind es nur in Malta noch weniger.

47,4

Junge wünschensichere Jobs

Warnstreiks bei RDE VolkerStahmann ist stinksauer: »Dashätte ich von einem großen Kon-zern wie Rheinmetall DefenceElectronics (RDE) nichterwartet.« Seit Monaten dauerndie Sondierungsgespräche um dieTarifbindung des Herstellers vonRüstungselektronik, einer Tochterder Rheinmetall, bereits an. Auchdie Beschäftigten haben keineLust mehr, länger zu warten, unddas machten sie Mitte Augustdeutlich: 250 Beschäftigte nah-men an einemWarnstreik teil.Der Hintergrund: Vor zehn

Jahren trat RDE aus der Tarifbin-dung aus. Seitdem hinken dieBeschäftigten beim Geld und beider Arbeitszeit hinterher. Stah-mann, Geschäftsführer derIG Metall Bremen: »RDE zahltimmer noch nach den Lohn- undGehaltsgrundsätzen aus den1970er-Jahren.« Das stinktimmer mehr Beschäftigten undin den vergangenen Monaten tra-ten viele der IGMetall bei, umfür ihre Tarifbindung zu kämp-fen. Stahmann: »Sollte es nichtweitergehen mit den Verhandlun-gen, machen wir mit weiterenWarnstreiks noch mehr Druck.«

Endlich Einigung Die IGMetall findet dieEinigung Deutschlands mit der EU-Kommission zurEigenstromerzeugung richtig. Demnach sollen die deut-schen Stahlproduzenten bei eigenerzeugtem Strom von derÖkostromumlage zumAusbau der erneuerbaren Energienbefreit bleiben. Das bedeutet: Bestehende Anlagen sowieauch teilweise modernisierte Anlagen brauchen weiterkeine Abgaben zu zahlen. »ImHinblick auf unsere Kampa-gne ›Stahl ist Zukunft‹ ist das ein erster Schritt. Weiteremüssen folgen. Auch bei der Reform des Emissionsrechte-handels sind Klima- und Beschäftigungsziele abzuwägen«,sagte Jörg Hofmann, Erster Vorsitzender der IG Metall.

95 Prozent aller jungen Menschen wünschen sich einen sicherenArbeitsplatz. Das zeigt die jüngste Shell-Jugendstudie. Damit rangiert die-ses Thema für sie vor der Vereinbarkeit von Familie und Arbeit und eineminteressanten Beruf. Auch wenn die Arbeitslosenquote unter Jugendlichenin Deutschlandmit sieben Prozent im internationalen Vergleich niedrig ist,sorgen sich viele um ihre Zukunft. Die IGMetall nimmt ihre Ängste ernst.Sie setzt sich für eine bessere Ausbildung ein und dafür, dass jeder einenAusbildungsplatz bekommt. Sie wendet sich gegen Schmalspuraus-bildungen, die schlechte Perspektiven bieten. Die IGMetall Jugend hatsich für eine tarifliche Regelung zur Übernahme der Auszubildendeneingesetzt. In der Metallindustrie und in der Stahlindustrie ist die Über-nahme in der Regel unbefristet. Dies möchte die IG Metall Jugend auchfür die Auszubildenden in den anderen Branchen erreichen.

Super gut.Super günstig.

Berufsunfähigkeits-vorsorge für Azubis

Anzeige

Auf die Frage »Was müsste Dir eine berufliche Tätigkeitbieten, damit Du zufrieden sein kannst?« antworten so vielProzent der jungen Leute zwischen 12 und 25 Jahren:

Quelle: Shell Jugendstudie 2015

Einen sicheren Arbeitsplatz

Möglichkeiten, eigene Ideen einzubringen

Möglichkeiten, etwas Sinnvolles zu tun

Genügend Freizeit neben der Arbeit

Gute Aufstiegsmöglichkeiten

sehr wichtig wichtig teils/teils (eher) unwichtig

Ein hohes Einkommen

71 243

2

1

3

4

4

58 35 7

38 9

9

18

19

40

41

44

52

48

37

33

» » » »

-

Page 8: metallzeitung · 2019. 1. 22. · metallzeitung mitgestaltet: die elf Teilnehmer unseres Jugend-Medienseminars.RSeite 8 Spaß mit der IG Metall Bei der IG Metall Jugend könnt Ihr

8 metallzeitungSeptember 2016

Zum Ausbildungsstart in den Betriebengibt es wieder eine metallzeitung von Ju-gendlichen. Die vorliegende September-metallzeitung haben elf Auszubildende,Studierende und junge Beschäftigte mit-gestaltet und mitgeschrieben.

Die Artikel entstanden in unseremJugend-Medienseminar »Mann beißtHund«. An dreiWochenenden lernten diejungen aktivenMetallerinnen undMetal-ler die Grundlagen des Journalismus:Themen finden, recherchieren – unddann Artikel als Nachrichten, Berichte,Interviews oder Reportagen schreiben.

Dabei bekamen sie Einblick in dieArbeit einer Redaktion. Zudem lernten sieim Seminar die Grundlagen der Medien-

arbeit im Internet und bauten einen Blogim Web auf. Das Ziel des Seminars: DieTeilnehmer sollen in der Lage sein, selbstMedien zu machen – etwa die eigene Be-triebszeitung oder den eigenen Blog derIG Metall Jugend vor Ort.

Artikel aus dem Seminar »Super war vorallem, dass wir nicht nur trockene Theoriehatten, sondern alles sehr praxisnah undspannend war«, berichtet Seminarteilneh-mer Eicke Hamann, Jugend- und Auszu-bildendenvertreter bei Airbus. »Um Re-portagen und Porträts zu üben, gingenwir ins Frankfurter Bahnhofsviertel. AmEnde landeten unsere Artikel nicht ein-fach in der Tonne, sondern in einem ech-

Das sind die Macher dieser metallzeitungEine metallzeitung von Jugendlichen für Jugendliche: Elf junge Metallerinnen und Metaller aus Betrieben undHochschulen haben einen Großteil der Artikel dieser metallzeitung geschrieben. Die Grundlagen dazu lernten siein unserem Jugend-Medienseminar: journalistisch arbeiten, schreiben und den eigenen Blog im Web aufbauen.

Christof Kynast,Mechatroniker,

Rosenthal, Speichersdorf(Mitte)

Mike Könning, Mechatroniker,angehender Techniker,

Maschinenfabrik Krone, Spelle

Jens Walendowski, Kfz-Mechatroniker,Autohaus Kufen, Essen

Alina Schmiemann,Industriekauffrau,Siemens, Duisburg

Kevin Schmitz,IG Metall-Jugendsekretär,

Hagen

Niclas Krüger,Elektroniker, angehenderTechniker, Schlafhorst,Übach-Palenberg

Marcel Buddenbohm,Fachinformatiker,

Informatik-Studierender,Uni Duisburg-Essen

(unten)

Anne Sabine Meise,Studierende der Sozialwissen-schaft, Ruhr-Uni Bochum

(Mitte)

Siegfried Peters,Mechatroniker,

angehender Techniker,Sankt Augustin

Liesa Kappelmanntechnische Produktdesignerin,Oerlikon Neumag, Neumünster

Eicke Hamann,Fluggerätemechaniker,

Airbus, Hamburg

ten Blog und in der metallzeitung, die ineiner Auflage von 2,3Millionen Exempla-ren erscheint.«

Der Titel desMedienseminars »Mannbeißt Hund« ist ein Begriff aus der Journa-listenausbildung, der einen wichtigenGrundsatz erklärt: Wenn ein Hund einenMann beißt, ist das keine Nachricht undkeinen Artikel wert. Wenn ein Mann je-doch einen Hund beißt, schon.

Jugend-Medienseminar mit einermetallzeitung von Jugendlichen für Ju-gendliche als Ergebnis: Das gab es nunschon zum achtenMal. Auch 2017 wird eswieder ein »Mann beißt Hund« mit Ju-gend-metallzeitung geben.

Jens für [email protected]

Der Blog zum Seminarmit Hintergründen undmehr Artikeln:

igmetall.de/mann-beisst-hund

Foto:MartinLeissl

Page 9: metallzeitung · 2019. 1. 22. · metallzeitung mitgestaltet: die elf Teilnehmer unseres Jugend-Medienseminars.RSeite 8 Spaß mit der IG Metall Bei der IG Metall Jugend könnt Ihr

Marcel Buddenbohm erinnert sich nochgut an seine Berufsschulzeit: »Für uns alsIT-Klasse war es natürlich ein Graus, dasswir bis Mitte letzten Jahres noch mitWindows XP arbeiten mussten.« Passenddazu gab es uralte Software wie VisualStudio 2008, die ständig abstürzte, berich-tet der ehemalige IT-Auszubildende undheutige Student.

Seine Schilderungen sind keine Aus-nahme: Alte Software, marode GebäudeundAusfallstunden sindAlltag. Anbindungan Internet und Industrie 4.0?Mangelware.Nicht mal die Hälfte der Berufsschulen hatWLAN nur wenige Berufsschullehrer hal-ten digitales Lernen für effektiv, zeigt eineStudie der Bertelsmann Stiftung. DochAuszubildende und Ausbilder wünschensich das, fand die Studie heraus.

Berufsschule 4.0 Digitales Lernen ist fürdie IGMetall ein wichtiger Schritt auf demWeg zur Digitalisierung der Arbeitswelt.Berufsschulen haben eine Schlüsselfunk-tion in der dualen Berufsausbildung. IhreFunktion könnte aber nicht nur dasVermit-teln von Inhalten wie beispielsweise Indus-trie 4.0 sein. Berufsschulen könnten aucheine neue Rolle erhalten. »Sie könnten einOrt der Fort- und Weiterbildung für digi-tales Lernen werden«, fordert das Bündnis»Zukunft der Industrie«. Hierfür sind die

meisten Berufsschulen derzeit aber wedertechnisch nochmateriell oder gar personellausgestattet. Das Bündnis will das ändernund hält zusätzliches Geld für erforderlich.»Wir fordern insbesondere die zuständigenLandesregierungen auf, entsprechendeMaßnahmenundProgramme auf denWegzu bringen«, betont Armin Schild, Ge-schäftsführer des Netzwerks »Zukunft derIndustrie«, dem operativen Arms desBündnisses.

Netzwerk und Bündnis Für das Bündnis»Zukunft der Industrie« haben sich 18Partner aus Wirtschaft, Gewerkschaftenund Politik zusammengeschlossen. DasZiel: die Bedingungen für mehr Wachs-

tum und Beschäftigung verbessern. DasBesondere: Die IG Metall ist Mitinitiato-rin, ihr Vorsitzender, Jörg Hofmann, einerder Sprecher des Bündnisses. Das eben-falls gegründete »Netzwerk der Industriee.V.« hat die Aufgabe, Maßnahmen desBündnisses umzusetzen. Das sind zumBeispiel Bürgerdialoge, Maßnahmen zurIndustrieakzeptanz und wissenschaftlicheAnalysen. Geschäftsführer des Netzwerksist Armin Schild, der zuvor den IGMetall-Bezirk Mitte leitete.

Das Aktionsprogramm für Berufs-schulen ist eines vonderzeit siebenThemendes Bündnisses. Mehr zu den anderenSchwerpunkten gibt es hier:

buendnis-fuer-industrie.de

Tafel statt Computer: So sieht der Alltag in vielen Berufsschulen aus.

Bündnis für Industrie Berufsschulen erhalten von Auszubildenden, Lehrernund Ausbildern schlechte Noten. Das Bündnis für Industrie, ein Netzwerkzwischen Wirtschaft, Gewerkschaft und Politik, will die Situation verbessern.

Mehr Geld für Berufsschulen

Foto:UteGrabowsky/photothek.net

9metallzeitungSeptember 2016

In der »Woche der Industrie« imSeptember wollen Netzwerk undBündnis »Zukunft der Industrie«zeigen, was der IndustriestandortDeutschland bietet.Auf den Internetseiten

igmetall.de undihre-industrie.de

gibt es Infos sowie einen Kalendermit mehr als 300 Veranstaltungen.Zu den verschiedenen Aktionenhat auch die IG Metall aufgerufen.

Page 10: metallzeitung · 2019. 1. 22. · metallzeitung mitgestaltet: die elf Teilnehmer unseres Jugend-Medienseminars.RSeite 8 Spaß mit der IG Metall Bei der IG Metall Jugend könnt Ihr

Bei Arcelor-Mittal in Eisenhüttenstadthaben die Beschäftigten die Wahl zwi-schenmehr Zeit undmehr Geld. 32 Stun-den heißt mehr Zeit. 35 Stunden heißtmehr Geld. Fast 80 Prozent der Beschäf-tigten entschieden sich für mehr Zeit.32plus heißt dasModell, das der Betriebs-rat 2010mit demArbeitgeber vereinbarte.In der Krise hatte der Stahlhersteller dieArbeitszeit auf 32 Stunden proWoche ge-senkt. Als die Aufträge stiegen, wollte derArbeitgeber sie auf 35 Stunden erhöhen.Der Betriebsrat sagte: »Ja, aber ...« Werwollte, sollte weiter 32 Stunden arbeitenund dafür auf Geld verzichten können.

Wie viele sich für weniger Geldentschieden, überraschte Betriebsrat Frank

zwei Tage spät, drei Tage nachts undhaben dann vier oder fünf Tage am Stückfrei. Der Betriebsrat hatte die Belegschaftüber verschiedene Modelle abstimmenlassen. Die Entscheidung für das Modellfiel knapp aus. Deshalb wurde es zunächstauf Probe eingeführt. »Nach einem Jahrsagten alle: ›Ändert das bloß nicht!‹«, er-zählt Betriebsrat Balzer.

Zeit zum Angeln Für Steffen Hafki kamdas neue System aus Familiensicht einpaar Jahre zu spät. Hafkis Kinder sind in-zwischen groß, 16 und 21 Jahre alt. Als

sie klein waren, arbeiteteer in Kontischicht: »Da-mals kam vieles zu kurz,die Familie, die Freizeit,die Erholung.« Dennochist er froh, dass der Betriebauf das neue Schichtsystemumgestellt wurde – für sei-

ne Kollegen mit kleinen Kindern und fürsich selbst. Hafki ist stellvertretender Vor-sitzender des örtlichen Anglervereins. AmWochenende schult er den Nachwuchs,zeigt ihm, wie man Haken und Köder be-festigt und Fische ausnimmt. Freie Zeitist für den Angler wichtig.

Schichtarbeit lässt sich mit man-chem schwer vereinbaren, mit kleinenKindern, mit Qualifizierung oder mitdem Alter, in dem der Wechsel zuneh-mend zur Last wird. Da muss der Be-triebsrat viel regeln. Aber Balzer kann sichnicht erinnern, für ein Problem nochkeine Lösung gefunden zu haben.

Wenn Beschäftigte der Kinder wegenweniger Schichten arbeiten wollten, fandder Betriebsrat bislang immer eine Alter-native. Wer kurzfristig umplanen muss,kann Schichten bis zu drei Tage verschie-ben. In Ausnahmen können BeschäftigteArbeitszeit an einem Tag verschieben,etwa später kommen und länger arbeiten.»Das Unternehmen will ein familien-freundlicher Betrieb sein. Da muss manRücksicht nehmen«, sagt Balzer. Das heißtaber nicht, dass immer alles geht. »Vielehaben Familie. Da müssen die Kollegenauch untereinander Rücksicht nehmen.«

[email protected]

Mehr zur Arbeitszeitkampagne der IG Metall:meinleben-meinezeit.de

Balzer. SeineErklärung: »DieKollegen wollensich ihre Freizeit selbsteinteilen. Bei 35 Stunden müssen sie Ver-fügungsschichten einschieben. Das machtlange Wochenenden öfter kaputt. Die freieZeit am Stück war vielen wichtiger.«

Freie Zeit am Stück Ein Stahlwerk läuftrund um die Uhr. Bei Arcelor-Mittalin Eisenhüttenstadt arbeiten rund 70 Pro-zent in Kontischicht. Bis 2010 hatten sienur einmal im Monat ein komplettesWochenende frei. Dann stellte der Betriebauf ein neues Schichtsystem um. Die Be-schäftigten arbeiten nun zwei Tage früh,

Steffen Hafki, Scherenbauerbei Arcelor-Mittal (links), undBetriebsrat Frank Balzer

Schichtarbeit Mit ihrer Kampagne »Mein Leben –meine Zeit:Arbeit neu denken!« unterstützt die IGMetall Beschäftigte, wiedermehr selbst über ihre Arbeitszeit zu bestimmen.Wie wichtigdas vielen ist, zeigt Arcelor-Mittal in Eisenhüttenstadt. Dortkönnen die Beschäftigten wählen zwischen Zeit und Geld.

80 Prozent entschiedensich für Zeit und gegen Geld

Foto:BerndGeller

metallzeitungSeptember 2016

10

Page 11: metallzeitung · 2019. 1. 22. · metallzeitung mitgestaltet: die elf Teilnehmer unseres Jugend-Medienseminars.RSeite 8 Spaß mit der IG Metall Bei der IG Metall Jugend könnt Ihr

metallzeitungSeptember 2016

11

Nicht jeder, der 20 Jahre oder noch jüngerist, zermartert sich schon dasHirn darüber,was in 50 Jahren sein wird. Das ist schließ-lich noch lange hin.Aber:HeutewerdendieWeichen dafür gestellt, obArbeitnehmerin-nen und Arbeitnehmer, die jetzt jung sind,dann noch genug Geld zum Leben haben.Dennwenn bei der gesetzlichenRente allesso weitergeht, wie bisher geplant, sehen dieAussichten für viele in der jüngeren Gene-ration alles andere als rosig aus. Dazu einBeispiel:Wennheute einDurchschnittsver-dienermit gut 3000 Euro in Rente geht, be-kommt er 1370 Euro, vorausgesetzt, er hat45 Jahre Beiträge gezahlt. Nicht viel. Aberfür künftige Rentengenerationen kommt esnoch schlimmer. Wer 2030 in Rente geht,dem bleiben – nach heutigen Werten ge-rechnet – nur 1240 Euro, also 130 Eurowe-niger. Der Grund ist, dass das Rentenni-veau sinkt.

Musterrentner Das Rentenniveau ist dasVerhältnis, in demdieRenten zumArbeits-einkommen der Arbeitnehmerinnen undArbeitnehmer stehen.Umes zu berechnen,wurde im Rentenrecht eine Formel entwi-ckelt: das »Standardrentenniveau«. Es ba-siert auf einem fiktivenMusterrentner, dem»Standardrentner«. Er zeichnet sich da-durch aus, dass sein versicherungspflichti-ges Entgelt immer genau dem Durch-schnittseinkommen aller Beschäftigtenentsprochen hat, er dafür 45 Jahre lang den

durchschnittlichen Rentenbeitrag gezahlthat und dass er dann in die Regelaltersrentegeht. Dieser Mustermann hat einen An-spruch auf eine Rente in Höhe des Stan-dardrentenniveaus. Das Niveau lag im Jahr2000 bei 53 Prozent des Durchschnittsein-kommens.

Bei den Rentenreformen der vergan-genen Jahrzehnte wurden in die Berech-nungsformel Faktoren eingebaut, die dieRenten von den Einkommen abkoppeln.Sie führen dazu, dass das Rentenniveau bis2030 auf 43 Prozent abrutschen kann. FürheutigeArbeitnehmergenerationen bedeu-

tet das: Nachdem sie ihr Leben lang gear-beitet und Rentenbeiträge gezahlt haben,müssen sie imAltermitweit weniger als derHälfte ihres durchschnittlichen Bruttoein-kommens auskommen. Damit wird dieRente selbst für Normalverdiener späterkaum zum Leben reichen.

Wirkliche Rentner Es kommt noch einProblemdazu:Den »Standardrentner« gibtes im wahren Leben kaum noch. Vieleschaffen es nicht, 45 Jahre ununterbrochenzu arbeiten und Rentenbeiträge zu zahlen.Das weiß jeder, der einmal arbeitslos waroder die Arbeit unterbrochen hat, um sichum seine Kinder zu kümmern. Außerdemhaben viele Menschen Jobs, bei denen derLohn weit unter dem Durchschnitt liegt.Alle, die die Kriterien des Standardrentnersnicht erfüllen, erhalten nach der Rentenfor-mel niedrigere Renten. Das betrifft diegroße Mehrheit. Vielen von ihnen drohtAltersarmut.

»Renten müssen den Lebensstandardsichern und vorArmut imAlter schützen«,sagt IGMetall-VorstandsmitgliedHans-Jür-gen Urban. Die IG Metall fordert von derPolitik, dasRentenniveau anzuheben.Dafürengagieren sichMetallerinnenundMetallerab Herbst in einer Rentenkampagne.

Hier kannst Du Dich über das Rentenkonzeptder IG Metall und ihre Kampagne informieren:

mehr-rente-mehr-zukunft.de

Der stete Fall des Rentenniveaus

So viel Rente erhält der »Standardrentner«, der 45 Jahre gearbeitetund Rentenbeiträge gezahlt hat und dabei immer durchschnittlichverdient hat (zurzeit rund 3000 Euro)*:

im Jahr 2000 im Jahr 2016 im Jahr 2030

1525 Euro

47,5%

43%

1370 Euro1240 Euro

*bei sonst gleichbleibenden Bedingungen | Quelle: IG Metall, FB Sozialpolitik

53% Rentenniveau

Für eine Rente, die zum Leben reichtIG Metall fordert höheres Rentenniveau – damit auch die jungen Generationen später von ihrer Rente leben können.

ziale Projekte, Spenden und Respekt-Fußballturniere.

Umdieses Engagement noch stär-ker als bisher zu unterstützen, ist einAk-tionsfonds eingerichtet worden. IGMe-tall-Geschäftsstellen, die Projekte undVeranstaltungen gegen Rassismus pla-nen, können durch die Initiative Res-pekt! finanzielleUnterstützung erhalten.Grundsätzlich kann die Hälfte der Ver-anstaltungskosten, maximal aber bis2000 Euro, gefördert werden.DieKoor-dination erfolgt durch die gewerk-schaftliche Bildungsarbeit beim Vor-stand der IG Metall.

Mit der Initiative »Respekt! Kein Platzfür Rassismus« stellt sich die IG Metallseit Jahren gegen rechte Hetze undwirbt für Integration im Betrieb.

Gerade in Zeiten zunehmenderrechtspopulistischer Parolen undwach-senderGewalt von rechtsaußen ist es er-forderlich, das Engagement gegen Ras-sismus und für Respekt und Vielfaltfortzuführen und zu verstärken. Des-halb hat der IG Metall-Vorstand be-schlossen, die Initiative fortzuführenundGeld bereitzustellen, umöffentlich-keitswirksame Aktionen rund um dieInitiative zu unterstützen – etwa für so-

Bildung und Aufklärung Die hohenWahlergebnisse der Alternative fürDeutschland (AfD) machen deutlich,wie wichtig es ist, über die politischenZiele dieser Partei aufzuklären. In ihrerSeminarreihe »Forum für PolitischeBildung« bietet die IG Metall dazu in-teressante Veranstaltungen. In diesemJahr dreht sich das Forum um »DieZukunft der Migrationsgesellschaft«.

Infos zu Seminaren der IG Metall:igmetall.de/seminare

Hintergrundinfos, Videos und Berichte:respekt.tv

Respekt! geht weiter

Mach mit!Ihr habt Ideen für eineAktion? Ihr plant ein Fest?Ihr wollt ein Schild anbrin-gen? Dann meldet Euchbei uns! Projekte gegenRassismus können durchdie Initiative Respekt!finanzielle Unterstützungerhalten.

[email protected]

Page 12: metallzeitung · 2019. 1. 22. · metallzeitung mitgestaltet: die elf Teilnehmer unseres Jugend-Medienseminars.RSeite 8 Spaß mit der IG Metall Bei der IG Metall Jugend könnt Ihr

12 metallzeitungSeptember 2016

Mit ihrer Kampagne »modern.bilden.« tritt die IG Metall Jugend für einbesseres Berufsbildungsgesetz an, das ein Recht auf eine gute Ausbildung für allesichert: im Betrieb, an der Berufsschule, an der Fachhochschule und an der Uni.

Bundesweit setzen sich junge Metallerinnen und Metaller dafür ein.Sie informieren, demonstrieren und diskutieren mit Bundestagsabgeordneten.

Von Alina Schmiemann, Niclas Krüger und Dirk Erb

Recht auf gute Ausbildung für alle

Junge Metallerinnen und Metaller demonstrieren in Münster für ein besseres Berufsbildungsgesetz.

Page 13: metallzeitung · 2019. 1. 22. · metallzeitung mitgestaltet: die elf Teilnehmer unseres Jugend-Medienseminars.RSeite 8 Spaß mit der IG Metall Bei der IG Metall Jugend könnt Ihr

ben, auf den Straßen und in den Hochschulen.Sie besuchen die Abgeordneten in ihren Bürosoder laden sie zu Diskussionsrunden ein, umihnen die Realität in Ausbildung und Studiumzu erklären. Längst nicht alle Abgeordneten sindso schnell wie Bärbel Bas davon zu überzeugen,dass sich etwas verbessern muss.

Ihre Bildung liegt jungen Menschen amHerzen. Sie wollen eine Ausbildung machenoder studieren, sich weiterbilden und sich wei-terentwickeln. Doch oft bekommen sie dazunicht die Chance. Das zeigen Umfragen, beidenen die IG Metall Tausende Auszubildende,Studierende und junge Beschäftigte befragt undmit ihnen diskutiert hat.

Bildung muss besser werdenVor zwei Jahren startete die IG Metall Jugendihre Kampagne »Revolution Bildung« für einebessere Bildung. Letztes Jahr setzte die IGMetalldann die Bildungsteilzeit in den Tarifverträgender Metall- und Elektroindustrie durch. Be-schäftigte können nun bis zu sieben Jahre inWeiterbildung gehen oder studieren – nicht nurwenn ihr Chef das anordnet, sondern auch nachihren eigenen Wünschen. Das geht in Teilzeitneben dem Job oder in Vollzeit. Danachmuss sieihr Arbeitgeber auf einem zumindest gleichwer-tigen Arbeitsplatz weiterbeschäftigen.

Die Befragungen undDiskussionen decktenjedoch auch auf, dass junge Menschen schon beider Ausbildung in Betrieben, Berufsschulen undHochschulen auf vieleHürden stoßen. Sie bekom-men keinen Studienplatz oder finden nach demBachelor keinenPlatz für ein anschließendesMas- auf Seite 14

metallzeitungSeptember 2016

13

B undestag, Berlin. Auszubildende, Stu-dierende und junge Beschäftigte sindmit der IG Metall Jugend Duisburg-Dinslaken bei der Bundestagsabgeord-

neten ihresWahlkreises, Bärbel Bas (SPD), ummitihr zu diskutieren (Bild unten). Sie fordern ein ge-setzliches Recht auf eine gute Ausbildung für alle.Das bedeutet: klareQualitätskriterien für BetriebeundBerufsschulen – nicht nur fürAuszubildende,sondern auch für dual Studierende, die zugleichauch imBetrieb lernen und für die es bislang nochkeine einheitliche Rechtsgrundlage gibt.

All das wollen die jungen Metallerinnenund Metaller in einem verbesserten Berufsbil-dungsgesetz (BBiG) festschreiben. Das BBiG istdie Rechtsgrundlage für die berufliche Aus- undWeiterbildung. Es regelt etwa Qualitätsstandardsfür Ausbildung, Rahmenbedingungen fürAusbil-dungsberufe sowie die Rechte und Pflichten vonAuszubildenden und Ausbildern.

»Vor allen bei den dual Studierendenwaren wir uns schnell mit der Abgeordneteneinig«, sagt Alina Schmiemann, 22, Industrie-kauffrau bei Siemens. »Das sind imGrunde auchAuszubildende. Auch für sie muss das Berufsbil-dungsgesetz gelten, damit sie endlich Rechtssi-cherheit und einheitliche Standards haben.«

So wie die jungen Metallerinnen und Me-taller aus Duisburg setzen sich überall in der Re-publik junge IG Metall-Mitglieder für eine guteAusbildung und ein besseres Berufsbildungsge-setz ein – unter dem gemeinsamen Motto »mo-dern.bilden.«: nicht nur in Berlin, sondern vorallem auch bei ihnen vor Ort, in den Wahlkrei-sen der Abgeordneten, wo die Wähler sind. Siedemonstrieren und informieren in den Betrie-

Auszubildende, Studierende und junge Beschäftigte der IG Metall Duisburg-Dinslaken im Bundestag

Unter dem Motto »modern.bilden.« tritt die IG Metall Jugend fürbessere Ausbildung und ein besseres Berufsbildungsgesetz an.

Bildung istdas zentrale

Themafür junge

Beschäftigte.Das zeigen

Umfragen derIG Metall.

Foto

:Fel

ixEg

gers

glüß

/DG

BM

ünst

erla

nd

Foto

:IG

Met

all

Page 14: metallzeitung · 2019. 1. 22. · metallzeitung mitgestaltet: die elf Teilnehmer unseres Jugend-Medienseminars.RSeite 8 Spaß mit der IG Metall Bei der IG Metall Jugend könnt Ihr

14

wenig. »Substanzielle Verbesserungen sind daswirksamsteMittel, umdieAttraktivität der dualenAusbildung zu steigern«, betontMichael Schmit-zer, Ressortleiter Junge IGMetall. »Und das heißtvor allem: ein besseres Berufsbildungsgesetz, miteiner garantierten Ausbildung für alle – und kla-ren Regelungen für dieQualität vonAusbildung.«

Zu wenig gute AusbildungsplätzeDass immer weniger Ausbildungsplätze da sind,liegt vor allem daran, dass nur noch 20 Prozentder Betriebe überhaupt ausbilden, obwohl diedigitalisierte Wirtschaft der Zukunft vor allemqualifizierte Fachleute braucht. »Der drohendeFachkräftemangel ist noch nicht im Problembe-wusstsein der Betriebe angekommen«, kritisiertSchmitzer. »DasAngebot an betrieblichenAusbil-dungsplätzen muss deutlich gesteigert werden.«

Zwar gibt es auch 40 000 Ausbildungs-plätze, die 2015 nicht mit Auszubildenden be-setzt werden konnten – jedoch vor allem inBranchen, in den die Betriebe keine vernünfti-gen Ausbildungsbedingungen bieten, etwa imGastgewerbe, wo es überlange Arbeitszeiten undniedrige Vergütungen gibt.

In vielen Betrieben ist zudem die Qualitätder Ausbildung schlecht, unter anderem weil siekeine qualifiziertenAusbilder haben oder weil sieAuszubildende als billige Aushilfen missbrau-chen. Das zeigt der jährliche Ausbildungsreportdes Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB).

Und in den Berufsschulen fehlt es an Lehr-kräften, Lehrmaterial undmoderner Ausstattung.Das zeigen Umfragen und Berichte von Auszu-bildenden (siehe Seite 9). KeinWunder: Der Staatinvestiert viel zuwenig in die Berufsschulen – lautZahlen des Bundesinstituts für Berufsbildung ge-rade einmal 200 Euro imMonat je Berufsschüler.Außerdem kooperieren Berufsschulen und Be-triebe zuwenig. Oft wird etwa der gleiche Stoff zuvöllig unterschiedlichen Zeiten in Betrieb undBerufsschule behandelt.

terstudium. Und mit dem Bachelor allein habensie nur geringe Chancen auf dem Arbeitsmarkt.Oder sie bekommen gar keine Chance auf eineAusbildung. Von über 800000 Jugendlichen, dieim Jahr 2015 eine Ausbildung suchten, haben nur65 Prozent eineAusbildung angefangen.Das zeigtder Berufsbildungsbericht der Bundesregierung.

Das Absurde ist: Die deutsche duale Berufs-ausbildung gilt weltweit als Vorzeigemodell –trotzdem bildet nur jeder fünfte Betrieb inDeutschland aus. Die Anzahl der neuen Ausbil-dungsverträge ist mit rund 500000 auf einem his-torischen Tiefstand. Immerhin hat die Politik er-kannt, dass sie etwas für die Berufsausbildung tunmuss. Als CDU/CSUund SPDEnde 2013 in einergroßen Koalition die Bundesregierung bildeten,vereinbarten sie: »WirwerdendasBerufsbildungs-gesetz evaluieren und Anpassungen prüfen.«

Vor allemwollte dieGroßeKoalition prüfen,ob undwie sie dieQualität derAusbildung stärkenkann. Und wie sie die Durchlässigkeit erhöhenkann –was beispielsweise bedeutet, dass Beschäf-tigte leichter aufsteigen und studieren können.Mittlerweile hat das Bundesministerium für Bil-

dung und Forschung (BMBF) geprüft und einenEvaluationsbericht veröffentlicht. Das Ergebnis:Am Berufsbildungsgesetz muss aus Sicht desBMBF nichts verbessert werden. Alles sei gut so,wie es sei. Um die Attraktivität der Berufsausbil-dung zu steigern, startet die Regierung stattdes-sen eine Imagekampagne.

Das sieht die IGMetall Jugend ganz anders.Sie hält die Rückschlüsse der Politik für realitäts-fremd. Eine Imagekampagne nutzt aus ihrer Sicht

von Seite 13

metallzeitungSeptember 2016

40982 42467

2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014

»Es ist großartig, über die IG Metall ein Thema voranzubringen, das ausden Betrieben kommt und uns betrifft. Mir liegt die Rechtssicherheit fürdual Studierende am Herzen. Die Arbeitgeber haben zu viele gesetzliche

Schlupflöcher, die sie zu unserem Nachteil ausnutzen.«Marie-Therese Krottenthaler, dual Studierende, Krones, Regensburg

Ausbildung in den Betrieben im Wandel: Anstelle von Auszubildenden lernen immer mehr dual Studierendein den Betrieben. Auch sie müssen vom Berufsbildungsgesetz erfasst werden, fordert die IG Metall Jugend.

43536 43220 4399148796 50764

5962864093 64358

94723Immer mehr dual Studierende in den Betrieben

Von 800 000an AusbildunginteressiertenJugendlichenhaben im

Jahr 2015 nur65 Prozent

eine Ausbildungangefangen.

Der Staatinvestiert nur200 Euro imMonat je

Schüler in dieBerufsschulen –das ist nur rundein Drittel derAusgaben je

Schüler in allge-meinbildenden

Schulen.

Page 15: metallzeitung · 2019. 1. 22. · metallzeitung mitgestaltet: die elf Teilnehmer unseres Jugend-Medienseminars.RSeite 8 Spaß mit der IG Metall Bei der IG Metall Jugend könnt Ihr

15metallzeitungSeptember 2016

Die Forderungen haben gewählte Delegierte ausBetrieben und Hochschulen auf der IG Metall-Jugendkonferenz beschlossen. Tausende Auszu-bildende, Studierende und junge Beschäftigtewaren an der Diskussion beteiligt.

Nun sind sie dabei, Politik zu machen, umihre Forderungen durchzusetzen. Sie vernetzensich auf Seminaren der IG Metall Jugend mit an-deren Aktiven. Sie organisieren Diskussionsrun-den mit Politikern (Bild unten). Und sie bringendieDiskussion in ihre Betriebe undHochschulen.

»Zu unserer gemeinsamen Jugend- undAuszubildendenversammlung in Siegen kamenüber 500 Teilnehmende«, erzählt Mats Kapteina,Zerspanungsmechaniker sowie Jugend- undAuszubildendenvertreter beim Maschinenbauer

Harburg-Freudenberger. »Nach der Podiumsdis-kussion mit den Abgeordneten diskutierten diejungenMenschen auf ihremHeimweg fleißigwei-ter und trugen die Themen in ihre Betriebe.«

Die jungen Metallerinnen und Metallerhaben über 20 Wahlkreisteams gebildet, die sichauf die Abgeordneten konzentrieren, die im fach-lich zuständigenAusschuss des Bundestags sitzen.Sie haben viele Gespräche geführt – und konntenschon einige Abgeordnete überzeugen.

»Es ist faszinierend, dass man auch als›kleine Person‹ Einfluss auf die Politik nehmenkann«, meint Tom Pannek. Er studiert Maschi-nenbau und ist imWahlkreisteam der IGMetallOldenburg-Wilhelmshaven aktiv. »Ich finde esgut, dass wir für kommende Auszubildende undStudierende den Bildungsweg verbessern wollen.Allein kann man leider wenig erreichen, dochgemeinsam sind wir stark.«

Einen weiteren großen Mangel gibt es aus Sichtder IG Metall Jugend: Für eine immer größereGruppe jungerMenschen, die in Betrieben ausge-bildet werden, gibt es keine einheitlichen gesetzli-chen Rahmenbedingungen zur Qualität oder garzuVergütungen: diemittlerweile fast 100000 dualStudierenden (Grafik links unten), die zugleich anderHochschule und imBetrieb lernen. Für sie giltdas Berufsbildungsgesetz nur in Ausnahmen.

Junge Metaller machen PolitikFür ein besseres Berufsbildungsgesetz geht dieIG Metall Jugend mit ihrer Kampagne »Revolu-tion Bildung« in die zweite Phase – unter demMotto »modern.bilden.«. Das will die IG MetallJugend im Berufsbildungsgesetz durchsetzen:Eine bessere Ausbildungsqualität durch klare,

verbindliche Qualitätsstandards schaffen.Lehr- und Lernmittelfreiheit: Ausbildung darf

nicht an finanziellen Hürden scheitern. Für Aus-zubildende müssen Bücher und Lehrmittelsowie Fahrtkosten kostenfrei sein.Auch für das duale Studium eine gesetzliche

Grundlage und damit Rechtssicherheit für dualStudierende schaffen.Ausbildungsgarantie: Alle sollen eine Chance

auf eine berufliche Ausbildung haben.Ausbildungsvergütung. Tarifliche Vergütun-

gen sollen auch für schulische und außerbetrieb-liche Ausbildung gelten.Bessere Kooperation zwischen Berufsschule

und Betrieb. Berufsschulzeitenmüssen vollstän-dig auf die Ausbildungszeit angerechnet werden.

Dazu gehört auch, dass der Staatmehr inBe-rufsschulen und Hochschulen investiert. Zudemwill die IGMetall Jugend, dass das Bildungssystemdurchlässiger wird und allen Menschen Chancenauf ihremWeg durch Ausbildung, Weiterbildungund Studium bietet. Es soll mehr Förderung fürJugendlichemit Lernschwierigkeiten geben. UndMenschen mit Berufsausbildung sollen leichterauch ohne Abitur studieren können.

»Es ist faszinierend, dass man auch als ›kleine Person‹ Einflussauf die Politik nehmen kann. Gemeinsam sind wir stark.«

Tom Pannek, Maschinenbau-Studierender,Wahlkreisteam der IG Metall Jugend Oldenburg-Wilhelmshaven

Mehr WissenNachrichten undHintergründe zur

Kampagne der IG MetallJugend und zum

Berufsbildungsgesetz:modernbilden.de

Lest dort auch nach,was Bundestagsabge-ordnete im Interviewsagen. Die IG MetallJugend hat ihnen aufden Zahn gefühlt.

Jugend- und Auszubildendenvertreter Sebastian Schreiber (Thyssen-Krupp, links) und der Bundestags-abgeordnete Rainer Spiering (SPD) in einer Podiumsdiskussion der IG Metall Jugend Siegen.

Für fast 100 000»Auszubildende«gibt es keinegesetzliche

Sicherheit: fürdie dual

Studierenden.

Foto

:Jul

iaM

onta

nus

Page 16: metallzeitung · 2019. 1. 22. · metallzeitung mitgestaltet: die elf Teilnehmer unseres Jugend-Medienseminars.RSeite 8 Spaß mit der IG Metall Bei der IG Metall Jugend könnt Ihr

metallzeitungSeptember 2016

16Fo

to:

Fra

nk

Ru

mp

en

ho

rst

Camps und Feste In der IG Metall Jugend könnt Ihr nichtnur gemeinsam Eure Interessen durchsetzen, sondern auchgemeinsam feiern, zelten, Fußball spielen und abtanzen.

Spaß mit der IG Metall

Summer FestivalHustedt

Bubble Soccer (Foto unten), Volleyball,Workshops zum Berufsbildungsgesetzsowie zu AfD und Co: Summer Festival

der IG Metall bei Celle in Niedersachsen.

SommercampMellnau

Tischkicker- (Foto oben) und Volleyballturnier,Livemusik, ein Liederworkshop (Foto rechts),Workshops und Diskussionen zu Pegida,muslimischem Rassismus und Feminismusund zur Fifa: IG Metall Jugendcamp Mellnau

in Mittelhessen.

Foto

:C

ord

ula

Kro

pk

e

Foto

:C

ord

ula

Kro

pk

e

Foto

:Fr

an

kR

um

pe

nh

ors

t

Foto

:Th

om

as

Ra

ng

e

Camp MarkelfingenLagerfeuer, Disco, Livemusik undWorkshops zuAusbildungsqualität, TTIP und Fotobearbeitung:

IG Metall-Jugendcamp am Bodensee.

Page 17: metallzeitung · 2019. 1. 22. · metallzeitung mitgestaltet: die elf Teilnehmer unseres Jugend-Medienseminars.RSeite 8 Spaß mit der IG Metall Bei der IG Metall Jugend könnt Ihr

metallzeitungSeptember 2016

17

Foto:JensPatzke

Camp de la RevoluciónKönigsdorf

Slackline (Foto rechts) zum Ankommen,Liveband und DJ (Foto oben) zum Abtanzen,

Workshops rund um das Thema »Zeit« – etwaum Arbeitszeit und Lebenszeit: das Camp de

la Revolución der IG Metall Jugend inKönigsdorf in Oberbayern.

FußballturniereAalen, Duisburgund Wuppertal

Viele IG Metall-Geschäftsstellen vor Ortveranstalten Fußballturniere mit Mann-schaften aus den Betrieben. Und immeröfter spielen auch Mannschaften vonGeflüchteten mit und haben Spaß beider IG Metall (Fotos oben und unten).

BegrüßungscampLeipzig

Viele Geschäftsstellen der IG Metall laden dieneuen Auszubildenden zu Begrüßungscamps

ein. Zum Kennenlernen, gemeinsamemFeiern und zu Workshops rund um Arbeit

und Betrieb sowie zur IG Metall.So wie hier bei der IG Metall Leipzig.

Foto

:P

ete

rW

eis

bri

ch

Foto

:IG

Me

tall

Foto

:Je

ns

Pa

tzk

e

Foto

:A

lin

aS

chm

iem

an

n

Foto:AndréKrüger

Foto

:D

an

iel

Sch

mit

t/S

pit

zlic

ht

Page 18: metallzeitung · 2019. 1. 22. · metallzeitung mitgestaltet: die elf Teilnehmer unseres Jugend-Medienseminars.RSeite 8 Spaß mit der IG Metall Bei der IG Metall Jugend könnt Ihr

Karina Richtermacht bei Wilo in Hofeine Ausbildung zur Industriekauf-frau und ist JAV-Mitglied. Seit 2013ist sie zudem im Ortsjugendaus-schuss (OJA) der IG Metall Ostober-franken aktiv. Dort treffen sich jedenMonat die Jugendlichen, um über aktu-elle Themen und Aktionen zu beraten undsich über die verschiedenen Betriebe hinaus mit jungen Kolle-ginnen und Kollegen auszutauschen. »Der OJA ist wie eine großeFamilie, die bei Problemen immer ein offenes Ohr für einen hat«,sagt Karina. Aufmerksam geworden ist Karina durch ihr Amt alsJAV-Ersatzmitglied. DenOJA empfiehlt sie allen Leuten, die Lusthaben, für gute Lebens- und Ausbildungsbedingungen aktiv zuwerden.

Philip Leser ist JAV-Vorsitzender im Siemens-Schaltwerk in Berlin und neben seinem Amtehrenamtlich für die IG Metall Berlin unter-wegs. Er macht sich für eine gute Ausbildungstark und fordert gleiche Chancen auf Aus- undWeiterbildung für alle Jugendlichen im Betrieb. »ImOJA gefällt mir der Austausch über betriebliche und ge-sellschaftspolitische Themenmit den Kolleginnen und Kollegenaus anderen Betrieben sowie gemeinsame Aktionen zu planen.Zurzeit bereiten wir etwas zum Ausbildungsstart vor.«

ie Jugend- und Auszubil-dendenvertretung (JAV)kümmert sich zumBeispieldarum, dass geltende Ge-setze, Verordnungen undTarifverträge eingehalten

werden. Etwa zuArbeits- undAusbildungs-zeiten, Vergütung und Urlaub. Die JAVwacht darüber, dass schlechteAusbildungs-bedingungen im Betrieb keine Chancehaben. Und sie macht Druck für die unbe-fristete Übernahme nach Ausbildung undStudium. Wer solche Fragen nicht mit sei-nem Arbeitgeber allein klären will, solltedeshalb die Chance nutzen und im Herbstzur Wahl gehen. Oder besser noch: sichgleich selbst zurWahl stellen.

Die IG Metall Jugend stellt die JAV-Wahlen in diesem Jahr unter das Motto:»Jugend- und Auszubildendenvertretung– Stark im Betrieb«. Für dieWahl müssenzwei Voraussetzungen erfüllt sein:

Im Unternehmen gibt es einen Be-triebsrat.Im Betrieb arbeiten mindestens fünf

Jugendliche unter 18 Jahren oder Beschäf-tigte unter 25 Jahren, die eine Ausbildungmachen.

Kandidieren darf, wer am Tag derWahl das 25. Lebensjahr noch nicht voll-endet hat. Das gilt auch, wenn die Ausbil-dung bereits beendet ist. Für Kandidatengibt es kein Mindestalter und sie müssennicht seit einer bestimmten Zeit im Be-trieb beschäftigt sein. Wählen dürfen alleBeschäftigten, die amWahltag noch nichtvolljährig und alle Auszubildenden unddual Studierenden, die am Tag der Wahlnoch keine 25 sind.

Wir haben fünf Aktive gefragt,warum sie sich im Betrieb für Auszubil-dende und junge Beschäftigte einsetzenund sich in der IG Metall Jugend vor Ortengagieren.

Alina, Christof und Kevin

für [email protected]

Jugend- und Auszubildendenvertretung Im Oktober undNovember wählen Auszubildende und Beschäftigte unter 25sowie Jugendliche unter 18 Jahren ihre Vertreter im Betrieb.

metallzeitungSeptember 2016

18

Stark im Betrieb –wähle Deine JAV

DWenn Du für die Jugend- undAuszubildendenvertretung inDeinem Betrieb kandidierenwillst, wende Dich an die JAV,den Betriebsrat oder DeineIG Metall vor Ort. Mehr Infosund Flyer zur Arbeit der JAVund ein Video »Deine IG MetallJugend erklärt: Was ist eigent-lich eine JAV?« findest Du hier:

igmetall.de/jav-wahl

Mehr Wissen

Foto:ChristianvonPolentz/transitfoto.de

Foto:privat

Page 19: metallzeitung · 2019. 1. 22. · metallzeitung mitgestaltet: die elf Teilnehmer unseres Jugend-Medienseminars.RSeite 8 Spaß mit der IG Metall Bei der IG Metall Jugend könnt Ihr

André Schneider ist JAV-Vorsitzender beiSiemens Postal, Parcel & Airport Logistics,Konstanz. Er will sich für die Auszubildendenund Studierenden einsetzen und die »Ausbil-dung verbessern«. Wenn viele seiner Kolleginnenund Kollegen zur Wahl gehen, bedeutet das für Andréeinen »starken Rückhalt im Betrieb. Die Auszubildendenwerden bei unsnach ihrer Ausbildung für ein Jahr übernommen.« Das hat die JAV trotzder schwierigen wirtschaftlichen Lage gemeinsam mit dem Betriebsraterreicht. Außerdem haben sie dafür gesorgt, dass Auslandseinsätze vonKolleginnen und Kollegen zu vernünftigen Bedingungen erfolgen.

Robin Grunenberg ist JAV-Vorsitzender bei Terexin Wetter an der Ruhr und macht dort ein praxis-integriertes duales Studium imMaschinenbau unddie Ausbildung zum Industrie-mechaniker. »Für mich istes wichtig, dass wir unsauch für die Kollegin-nen und Kollegen ein-setzen, die sich selbstnicht trauen, für bessereAusbildungsbedingun-gen einzustehen.« Deshalbmacht sich Robin im OJA derIG Metall Hagen stark. Worauf er besonders stolzist: »unsere große Jugend- und Auszubildendenver-sammlung im April 2016 gemeinsam mit dem OJAder IG Metall Gevelsberg-Hattingen.« Mehr als 300Auszubildende diskutierten dort mit Politikern überdie Reform des Berufsbildungsgesetzes. »Die Politi-ker waren ganz schön beeindruckt, dass sich so vieleJunge für dieses politische Thema interessieren.«(Näheres dazu auch auf den Seiten 12 bis 14.)

Foto:privat

Foto:MichaelSchinke

Sandra Hannwegist Studierendeund zugleichAuszubildendebei Osram inRegensburg.

metallzeitungSeptember 2016

19

Gut vernetzt seinbringt Vorteile

Dual Studierende Die IG Metall bietetviele Hilfen, um Studium und Aus-bildung zu meistern und einen gutenEinstieg in den Beruf zu schaffen.

Es gibt rund 100000 dual Studierende, also junge Leute,die eine betriebliche Ausbildung mit einem Studiumkombinieren. Eine davon ist die 21-jährige SandraHannweg. Sie studiert Mikrosystemtechnik und lerntparallel dazu Elektronikerin für Betriebstechnik beiOsram. Die angehende Ingenieurin ist Mitglied derIGMetall, weil das aus ihrer Sicht viele Vorteile bringt.»Ich nutze zum Beispiel die Seminare. Ich kann michmit Kollegen und dual Studierenden in anderenBetrie-ben austauschen. Und ich kann im Betrieb und in derJAV über unsere Arbeitsbedingungenmitreden.«

Die IG Metall bietet Studierenden spezielle Se-minare an, um das Studium besser bewältigen undsich auf den Beruf vorbereiten zu können. Sie bietetaber noch viele andere Leistungen. Zum Beispielberät sie sie in allen Fragen rund um Studium undBeruf, etwa zu Arbeitsverträgen und Gehältern. BeiKonflikten um arbeitsrechtliche Fragen, Soziallei-stungen oder nicht bestandene Prüfungen gibt die IGMetall ihren studentischenMitgliedern Rechtsschutz.An vielen Hochschulen ist die Gewerkschaft mit ei-genen Informationsbüros vertreten.

Sie will aber für dual Studierende noch mehr er-reichen: Sie fordert, dieGestaltung des dualen Studiumsgenauso wie die duale Ausbildung im Berufsbildungs-gesetz verbindlich zu regeln. Und sie will, dass für dieStudierenden die Tarifverträge gelten. Weil das bishernicht der Fall ist, bekommt SandrawenigerGeld als dieAuszubildende in ihremBetrieb. »Das ist nicht inOrd-nung«, findet sie. »Uns sollte genauso viel zustehen.«Die IGMetall arbeitet daran. In einigen Unternehmenund Regionen hat sie es schon geschafft, gemeinsammit den dual Studierenden Tarifverträge zu etablieren.

Weitere Informationen gibt es unter:igmetall.de/jugendhochschulinformationsbuero.de

Joshua Kuchenbäcker ist stellvertretender JAV-Vorsitzender bei Rheinmetall Defence, Bremen.Er sieht sich vor allem als »Sprachrohr der Ju-gend im Betrieb«. Auch im No-vember wird er wieder kan-didieren. »Durch dieJAV-Arbeit habe ich vieleMenschen imUnterneh-men und in der IG Me-tall kennenlernen dür-fen, die uns nicht nur alsJAV, sondern auch michpersönlich weitergebracht ha-ben!« Besonders aufregend sind diederzeit laufendenWarnstreiks für einenAnerken-nungstarifvertrag. Vor einiger Zeit war der Betriebaus der Tarifbindung ausgetreten. Daraufhin ge-lang es der JAV und dem Betriebsrat, viele Be-schäftigte und vor allem Auszubildende wiedergewerkschaftlich zu organisieren.

Foto:privat

Foto:privat

Page 20: metallzeitung · 2019. 1. 22. · metallzeitung mitgestaltet: die elf Teilnehmer unseres Jugend-Medienseminars.RSeite 8 Spaß mit der IG Metall Bei der IG Metall Jugend könnt Ihr

Jens: Christiane, wie bist Du zurIG Metall gekommen?Christiane Benner: Ich habe nach dem Abitureine Ausbildung im Maschinenbau bei der CarlSchenk AG in Darmstadt angefangen. Der Be-triebsrat hatte sich bei uns vorgestellt, und ichfand seine Arbeit sehr gut, sehr wichtig. Deshalbbin ich Mitglied geworden und habe für die Ju-gend- und Auszubildendenvertretung kandi-diert. Ich bin aber schon in der Schule politisiertworden, habe viel mitbekommen über den Ar-beitskampf zur Arbeitszeitverkürzung 1984. Vondaher hatte die IG Metall bei mir immer einenBonus. Aber der Zugang war ein betrieblicher.

Liesa: Die IG Metall ist der größtepolitische Jugendverband Deutschlands.Wie ist das gelungen?Benner: Das liegt vor allem an Euch. Ihr machteinfach einen sehr guten Job. Und es ist schonauch so: Von nichts kommt nichts. Für dieIG Metall ist das Thema »Junge IG Metall« einKernanliegen. Es gehört mittlerweile dazu, dasses in den Geschäftsstellen und Bezirken Ange-bote für jungeMenschen gibt. Dass eine Jugend-Auszubildendenvertretung betreut wird, dass es

Basis hast, dafür haben sich andere eingesetzt.«Etwa für eine Ausbildungsvergütung oder einengeregelten Ausbildungsrahmenplan.

Liesa: Was können wir Studierenden bieten,in die Hand geben?Benner: Zum Beispiel die »ISIC-Card«, den In-ternationalen Studentenausweis. Mit der Kartehat man günstigere Zugänge zu bestimmtenLeistungen. Kennt Ihr die Karte?

Liesa, Siegfried: Ja, wir haben sie auch.Benner: Ich hatte sie als Studierende auch. DieIG Metall berät Studierende und hat Petitionengegen Studiengebühren unterstützt.

Liesa: Apropos Praktika. Wieso gibt esfür Studierende eigentlich kein Netzwerk,in dem Praktikanten ihren Arbeitgeberbewerten können?Benner: Das gibt es nicht, das ist richtig. Wirhaben es jetzt so gelöst, dass wir versuchen, in denUnternehmen Betriebsvereinbarungen abzu-schließen, in denen ganz konkret etwa die Prakti-kantenvergütung festgelegt und detailliert be-schrieben wird, was die Aufgaben von

jemanden gibt, der nach Möglichkeit einenOrtsjugendausschuss aufbaut.

Siegfried: Wie kann die IG Metall nochbesser junge Mitglieder ansprechen undgewinnen?Benner: Das könnt Ihr mir ja vielleicht auchnoch mal sagen. Wir haben vor zwei Jahren diePotenzialstudie gemacht. Da haben wir gefragt,was die unter 35-Jährigen bewegt, was ihnenwichtig ist. Die haben gesagt, dass für sie zumBeispiel das Thema berufliche Weiterentwick-lung absolut im Fokus steht. Da wünschen siesich von der IGMetall Unterstützung. Die müs-sen wir ihnen geben. Und da können wir auchnoch besser werden.

Jens: Bald ist Ausbildungsstart. Was wäreDein Hauptargument, um junge Menschenfür die IG Metall zu begeistern?Benner: Ich würde es umgekehrt machen. Ichwürde fragen: »Was erwartet Ihr von einer gutenAusbildung oder von einem guten Studium?«Manmuss fragen. »Was willst Du, wo drückt derSchuh?« Dann kann man Punkte aufzeigen undsagen: »Okay, pass auf, dass Du jetzt schon die

Gespräch In diesenWochen kommen die neuen Auszubildenden in die Betriebe,an den Unis startet das Wintersemester. Die IG Metall ist auf dem neuenWeg eineverlässliche Begleiterin. Sie macht sich für junge Menschen stark, lädt ein, sichzu engagieren. Christiane Benner, Zweite Vorsitzende der IG Metall, im Gesprächmit den jungen Aktiven Liesa Kappelmann, Siegfried Peters und Jens Patzke.

»Ihr seid jung, gut und frech«

Page 21: metallzeitung · 2019. 1. 22. · metallzeitung mitgestaltet: die elf Teilnehmer unseres Jugend-Medienseminars.RSeite 8 Spaß mit der IG Metall Bei der IG Metall Jugend könnt Ihr

Praktikanten sind. Damit stellen wir sicher, dasssie etwas lernen und nicht als billige Arbeitskraftausgenutzt werden.

Liesa: Aber auf so einem Netzwerk könntensich junge Menschen untereinander aus-tauschen und Praktikanten könnten hinter-her sagen, was gut und was schlecht imBetrieb lief …Benner: Das stimmt. Ich finde, das ist eine guteIdee. Das ist eine Stärkung durch Wissen, durchTransparenz undAustausch, echte Solidarität. Dasist es ja, was Gewerkschaft ausmacht. Wir habenso etwas ja auch für Crowdsourcing–Plattformengemacht. Habt Ihr die Idee schon mal weiterdiskutiert?Liesa: Ich kann von Hamburg sprechen, weil ichvon dort komme. Wir haben dort eine Studien-gruppeunddie tauscht sichuntereinander aus. Sietrifft sich einmal imMonat.Jens:Das Thema der Jugend ist jetzt die Kampa-gne »modern.bilden.«. Die setzt sehr stark aufAktivitäten vor Ort, in Ortsjugendausschüssen,in den Städten, in den Betrieben …Benner: Genau.Die Idee ist, dassmanpolitikfähigwird, dass man die Akteure zusammenholt undmit ihnen zusammen Perspektiven entwickelt.Zum Beispiel beim Thema »Qualität der Berufs-schulen«. Zu demThema kannman zumBeispieldie örtlichen Schuldirektoren und dieArbeitgeberan einen Tisch holen, zusammen Netzwerke auf-bauen, einen Austausch starten, in Abstimmungmit den Betrieben und Lehrplänen. Ganz wichtigist, viele jungeAuszubildende einzubeziehen.Dasfinde ich, ist ein toller Ansatz.

Jens: Wir bewertest Du die Kampagne »Ope-ration Übernahme« und wie die Bildungs-teilzeit, die die IGMetall durchgesetzt hat?Benner: Ich würde da differenzieren. Durch denErfolg der »Operation Übernahme« haben wirheute eine bessereÜbernahmesituation als vorher,ohne Tarifvertrag. Wir haben das Thema gesell-schaftlich mächtig nach vorne geschoben. Aberwir wissen auch, dass die Übernahmesituation ineinigen Firmen noch nicht gut ist oder nicht so,wie wir es wünschen. Und da, finde ich, könntenwir noch besser werden. Bei der Umsetzung derBildungsteilzeit bewerte ich das etwas anders.Wirhaben damit einen richtigen Zukunftstarifvertraggemacht, denn wir wissen ja alle, dass sich durchdie Digitalisierung Tätigkeiten und Anforderun-gen grundlegend wandeln werden. Leider stellen

Fotos:FrankRumpenhorst

metallzeitungSeptember 2016

21Spannende Diskussion:IG Metall-Projektsekretär Jens Patzke(links), Christiane Benner, Liesa Kappel-mann, technische Produktdesignerinbei Oerlikon Neumag in Neumünster,und Siegfried Peters, angehenderMaschinenbautechniker, im Gesprächüber das neue Ausbildungsjahr sowieSorgen, Hoffnungen undWünsche jungerMenschen.

wir nun aber fest, dass die Arbeitgeber die Bil-dungsteilzeit nur mit spitzen Fingern anfassen.Wir sind mit der Umsetzung einfach noch nichtso weit, wie wir es gern sein wollen. Oder machtIhr das bei Euch im Betrieb, Liesa?Liesa: Nein, leider gar nicht.Benner: Und bei Dir, Siegfried?Siegfried: Zur Bildungsteilzeit kann ich nichtssagen. Aber in dem Betrieb, in dem ich meineAusbildung gemacht habe, gab es die »OperationÜbernahme«. Da hatte ich das Gefühl, dass derBetriebsrat nicht gut genug aufgeklärt war unddass die Chefetage oder die Personalabteilung eineinfaches Spiel hatte, die Auszubildende nicht zuübernehmen.Benner: Also leider auch nicht gut.Siegfried: Nein, leider nicht.

Jens: Was macht Dir am meisten, was amwenigsten Spaß in Deiner Arbeit?Benner: Ich glaube, am wenigsten Spaßmachenmir Termine, bei denen ich das Gefühl habe, ichkann nichts bewegen.Wasmir am besten gefällt,ist, wenn ich mit Leuten zusammen bin und esgute Diskussionen gibt. Ich mag es, mich mitMenschen auseinanderzusetzen, und ich hoffe,so etwas zu bewegen und die IG Metall weiternach vorn zu bringen.

Siegfried: Fährst Du eigentlich noch selberAuto? Oder lässt Du Dich fahren?Benner: Klar fahre ich selbst Auto. Aber noch viellieber fahre ich Fahrrad. Wenn ich dienstlich un-

terwegs bin, dann lasse ich mich fahren. Am An-fang habe ich gedacht, ich kriege das auch so hin.Mittlerweile ist die Terminsituation so dicht, dassich das als eine großeUnterstützung empfinde.Dukannst dann einfach viel mehr arbeiten.

Siegfried: Du arbeitest während der Fahrt?Benner: Ja. Ich telefoniere viel. Das Auto istmeine fahrende Telefonzelle, sage ich immer.

Liesa: Was möchtest Du jungen Menschenmit auf den Weg geben, die in der Jugend-arbeit aktiv sind?Benner: Ich möchte ihnen sagen: Redet mit denMenschen, die jetzt nicht mehr in der Jugendar-beit aktiv sind, und versucht, sie davon zu über-zeugen, dass Jugendarbeit wichtig ist. Das wäremir wichtig. Ich war vor Kurzem auf einer Ge-schäftsführerkonferenz und die wurde gemein-sam von den Jugendsekretären und den Bevoll-mächtigten gestaltet. Das war toll, denn nur sogeht es: Erfolgreich ist man nur, wenn alle zu-sammenarbeiten. Der Bevollmächtigte musszum Beispiel in den Betrieben ein paar Türenaufmachen für die Jugend.Wir können nur starkwerden, wenn die IGMetall Jugendarbeit als Ge-samtaufgabe sieht.

Jens: Man sagt immer: »Die Jugend istfrech, und das soll Sie auch sein.«Stehst Du dahinter?Benner: Voll und ganz. Ich komme ja selbstaus der IGMetall Jugend und ich finde, die Jugendsollte ein »Stachel im Fleisch« sein. Was michaber noch interessierenwürde:Was ist Euer erstesArgument, um Leute für die IG Metall zuwerben?Siegfried: Ich sage immer, es macht einfach sehrviel Spaß. Man lernt in der IG Metall neueFreunde kennen. Leute, mit denenman sich un-terhalten kann. Man baut ein Netzwerk auf.Liesa:Das stimmt. Die IGMetall ist ein Netz derSolidarität. Es ist doch so: Wenn wir nicht zu-sammenhalten, dann sind wir allein, dann kön-nen wir nichts durchzusetzen. Dann sind wirirgendwann wieder bei einer 40- oder 45-Stun-den-Woche oder wir bekommen schlechterenLohn oder werden nicht mehr übernommen.Jens: Was ich total gut finde, ist das Netzwerk,das man in der IG Metall aufbaut. Egal wohinich gehe, ich treffe Leute, die ich schon mal ge-sehen habe. Und wenn nicht, fühle ich michtrotzdem, als ob ich sie schon kennen würde.Weil man sofort herzlich begrüßt wird, ein Teildes Teams ist. Keiner wird ausgegrenzt. Wir ge-hören alle zusammen. Das ist schön.Benner: Das ist Solidarität. Wenn dieMenschendas mit uns verbinden und deshalb bei uns Mit-glied werden, sind wir unschlagbar stark.

Liesa Kappelmann, Siegfried Peters und

Jens Patzke für [email protected]

Im InterviewChristiane Benner ist seit Oktober

2015 Zweite Vorsitzende derIG Metall und zuständig für jungeBeschäftigte in der IG Metall.Sie machte eine Ausbildung beider Schenk AG in Darmstadt und

studierte Philosophie.

Page 22: metallzeitung · 2019. 1. 22. · metallzeitung mitgestaltet: die elf Teilnehmer unseres Jugend-Medienseminars.RSeite 8 Spaß mit der IG Metall Bei der IG Metall Jugend könnt Ihr

metallzeitungSeptember 2016

22

Nebenjob inder Ausbildung –ist das erlaubt?Recht so Wenn Auszubildende mit ihrer Vergütung versu-chen, den ersten Hausstand zumanagen, reicht oft das Geldnicht aus. Darum verdienen sich viele in ihrer Freizeit einpaar Euro dazu. Ob das erlaubt ist, erläutert TjarkMenssen.

Tjark Menssenist Jurist bei derDGB RechtsschutzGmbH.Foto: Frank Ott/DGB Rechtsschutz

Dürfen Auszubildende in ihrer Freizeiteinen Nebenjob haben?Gesetzlich ist es nicht verboten, mehrereArbeitsverträge zu haben. In der Regel istaber imArbeits- oder Ausbildungsvertragvereinbart worden, dass Nebenbeschäfti-gungen der Zustimmung des Arbeitge-bers bedürfen.

Das bedeutet aber nicht, dass derAusbilder sich aussuchen kann, ob er zu-stimmt oder nicht. Er muss deshalb zwarinformiert werden, imNormalfall kann eraber nicht ablehnen. Sollte er etwas gegenden Nebenjob haben, muss er das schonbegründen.

Jobben bis in den frühen Morgen:Hat der Arbeitgeber Anspruch aufeinen erholten und ausgeschlafenenAuszubildenden?Auch als Auszubildender hat man das Ar-beitszeitgesetz zu beachten. Das heißt,man darf nicht mehr als 8 Stunden proWerktag (also auch samstags = 48 Stun-den pro Woche) arbeiten. Bei 16- bis18-Jährigen begrenzt das Jugendarbeits-schutzgesetz dieWochenarbeitszeit auf 40Stunden. Außerdem müssen zwischenden Arbeitszeiten Ruhepausen von 11Stunden liegen.

Der Arbeitgeber hat also nicht unbe-dingt einen Anspruch auf einen aus-geschlafenen Auszubildenden, der Schlaf-mangel darf aber nicht auf die Nebentä-tigkeit zurückzuführen sein.

Darf man einen Nebenjob beider Konkurrenz antreten?Während eines bestehenden Arbeits- oderAusbildungsverhältnisses ist es grundsätz-lich verboten, irgendeine Konkurrenz-tätigkeit zum Arbeitgeber zu betreiben.Man darf weder selbst einem Konkur-renzgewerbe nachgehen noch bei einem

Konkurrenten arbeiten, wenn diese Tätig-keitWettbewerbshandlungen einschließt,etwa für eine andere Versicherungsagen-tur Policen zu vermitteln. Das gilt auchfür Auszubildende.

Ist die Tätigkeit selbst keineWettbe-werbshandlung, also als Maurer in einemanderen Baubetrieb zu arbeiten oder alsVerkäufer in einem anderen Supermarkt,ist das nicht verboten.

Was droht, wenn die Einwilligungvom Ausbilder fehlt und das Ganzeauffliegt?Das Ausbildungsverhältnis kann nach derProbezeit nur fristlos gekündigt werden.Das heißt, es muss ein solch schwerwie-gender Verstoß gegen vertragliche Pflich-ten vorliegen, dass es demAusbilder nichtzumutbar ist, auch nur die Kündigungs-frist abzuwarten. Das bloße Verschweigeneiner Nebentätigkeit trotz bestehendenvertraglichen Zustimmungserfordernisseswird in aller Regel keine fristlose Kündi-gung rechtfertigen.

Steht die Tätigkeit aber im Wider-spruch zur Ausbildung und gefährdetdiese, kann eine Kündigung gerechtfertigtsein.

Auszubildende, die von der ArbeitsagenturBerufsausbildungsbeihilfe erhalten, dürfenneben der Ausbildungsvergütung monatlichbis zu 450 Euro in einem Minijob dazuverdie-nen. Das Minijob-Einkommen wird nicht aufdie Berufsausbildungsbeihilfe angerechnet.

Mehr Wissen

Page 23: metallzeitung · 2019. 1. 22. · metallzeitung mitgestaltet: die elf Teilnehmer unseres Jugend-Medienseminars.RSeite 8 Spaß mit der IG Metall Bei der IG Metall Jugend könnt Ihr

23metallzeitungSeptember 2016

>Der Rechtsfall

»Warum soll ich in die IG Metall eintreten? Was dieGewerkschaft für ihre Mitglieder erstritten hat, be-kommen doch alle im Betrieb. Den Mitgliedsbeitragkann ich mir sparen.« Das denken viele junge Berufs-einsteiger. Für manche kommt das böse Erwachen,wenn sie erfahren, wie viel Geld andere Auszubildendebekommen. Oder wenn sie nach der Abschlussprüfungnicht übernommen werden.

Immerwieder befassen sichArbeitsrichtermit Fäl-len wie diesem: Ein Jugendlicher, er heißt hier Lukas,startet eineAusbildung in einemMetallbetrieb, zumBei-spiel in Nordrhein-Westfalen, der an die Tarifverträgeder IGMetall gebunden ist. SeinArbeitgeber hatmit ihmvereinbart, dass er im ersten Jahr 769 EuroAusbildungs-vergütung pro Monat erhält, im zweiten 802, im dritten855 und imvierten 932 Euro. Lukas findet das voll cool –bis er in der Berufsschule Anna kennenlernt, Auszubil-dende in einer anderen tarifgebundenenMetallfirma. Sieerzählt, dass sie im ersten Jahr schon fast 922 Euro be-kommt. Auszubildende im zweiten Jahr erhalten inihrem Betrieb rund 968 Euro, im dritten 1036 und imvierten 1125 Euro.

Fettes Minus Lukas fängt an zu rechnen: Wenn er inseiner gesamten Ausbildung nach den aktuellen Tarifenbezahlt würde, bekäme er 8316 Euro mehr. Aber fürIG Metall-Mitglieder wie Anna steigt die Vergütung abApril 2017 nochmal um zwei Prozent. Und 2018 gibt esneue Tarifverträge – und damit wieder mehr Geld. Jetztfindet Lukas seine Vergütung gar nicht mehr cool undist ziemlich angefressen.

Er zieht vor Gericht, um das gleiche Geld einzu-klagen. Aber der Richter weist ihn ab. Warum? Annabekommt die Vergütung, die die IGMetall mit den Ar-beitgebern in NRW ausgehandelt hat. Sie gilt seit1. Juli. Da Lukas sich denMitgliedsbeitrag gespart hat,hat er keinen Anspruch auf Tarif, sondern nur auf das,was sein Chef individuell mit ihm ausgehandelt hat.Und das muss nur »angemessen« sein. So steht es imBerufsbildungsgesetz. Um angemessen zu sein, musses nur bei mindestens 80 Prozent der tariflichen Ver-gütung liegen, sagt das Bundesarbeitsgericht.

Zu allem Ärger erfährt Lukas, dass er auch keinenAnspruch auf das tariflicheUrlaubs- undWeihnachtsgeldhat und ihmnicht die tariflichen 30Urlaubstage zustehen,sondern nur die gesetzlichen 20. Während Anna ganzentspannt ihre Ausbildung macht, weil sie weiß: Dankeines Tarifvertragswird sie nach erfolgreicherAbschluss-prüfung übernommen und kann Berufserfahrung sam-meln, macht Lukas sich Sorgen: Beschäftigt sein Chefihn weiter oder landet er bei der Arbeitsagentur?

Auszubildende mit Tarifhaben die besseren Karten

Alles,was Recht ist

>RENTENVERSICHERUNGKeine höhere Rente fürSchul- und Studienzeiten

Seit 1. Januar 2005 werden in der gesetz-lichen Rentenversicherung Anrechnungs-zeiten wegen einer Schulausbildung undeines Studiums nicht mehr bewertet undhaben damit keinen Einfluss auf dieRentenhöhe, eine Berufsausbildung aberschon. Diese Praxis hielten vier Rentnerfür ungerecht und zogen vor das Bundes-verfassungsgericht. Dieses nahm die Be-schwerden der vier Rentner nicht zurEntscheidung an. Die Beschwerdeführerhätten dafür genauer begründen müssen,warum die verschiedenen Ausbildungenaus ihrer Sicht einheitlich zu berücksich-tigen seien. Für eine Ungleichbehandlungdurch den Gesetzgeber könne es außer-dem gute Gründe geben, so die KarlsruherRichter. Damit setzten sich die Beschwer-den überhaupt nicht auseinander.

Bundesverfassungsgericht vom

18. Mai 2016 – 1 BvR 2217/11 u.a.

>ZWANGSVOLLSTRECKUNGSteuerfreie Zuschläge für

Nachtarbeit sind unpfändbar

An überschuldete Arbeitnehmer gezahlteNachtarbeitszuschläge dürfen grundsätz-lich nicht gepfändet werden. Nach demGesetz sind Erschwerniszulagen unpfänd-bar, dazu zählen auch Zuschläge fürNachtarbeit, entschied der Bundesge-richtshof. Voraussetzung für die Unpfänd-barkeit ist, dass die Zuschläge im Sinnevon Paragraf 3b Einkommensteuergesetzsteuerfrei gewährt werden.

Bundesgerichtshofvom 29. Juni 2016 – VII ZB 4/15

>ELTERNGELDAnrechnung auf Hartz IV und bei

Geringverdienern zulässig

Bei der Berechnung von ArbeitslosengeldII darf auchElterngeld angerechnetwerden,das nachParagraf 2Absatz 4 Satz 2 Bundes-elterngeld- und Elternzeitgesetz als Min-destbetrag von 300 Euro gezahlt wird. DasBundessozialgericht (BSG) wies die Klageeines Hartz-IV-Empfängers ab, der sich le-diglich pauschal auf dieVerfassungswidrig-keit der Anrechnungspraxis berufen hatte,ohne die verletzte Rechtsnorm sowie dieTatsachen anzugeben, aus denen sich einVerfahrensmangel ergeben könnte.

In einem weiteren Verfahren ent-schied das BSG, dass auch Geringverdie-nern das Elterngeld bei der Berechnung desKinderzuschlags als Einkommen angerech-net werden darf. Die Regelung verstößtnicht gegen das Recht auf ein menschen-würdiges Existenzminimum, so die Richter.

Bundessozialgericht vom26. Juli 2016 – B 4 AS 25/15 R undB 4 KG 2/14 R

>HARTZ IVBewerbungskosten trägt

das Jobcenter

Hartz-IV-Empfänger können in einerEingliederungsvereinbarung verpflichtetwerden, mindestens zehn Bewerbungsbe-mühungen pro Monat zu unternehmen.Diese Verpflichtung ist hinfällig, wenn dieEingliederungsvereinbarung keine Rege-lung zur Erstattung von Bewerbungskos-ten durch das Jobcenter enthält.

Bundessozialgericht vom23. Juni 2016 – B 14 AS 30/15 R

Page 24: metallzeitung · 2019. 1. 22. · metallzeitung mitgestaltet: die elf Teilnehmer unseres Jugend-Medienseminars.RSeite 8 Spaß mit der IG Metall Bei der IG Metall Jugend könnt Ihr

Was muss im Ausbildungsvertragstehen?Der Vertrag regelt die Grundlagen DeinesAusbildungsverhältnisses. Den Vertragmusst Du spätestens mit Beginn der Aus-bildung erhalten. Er wird von Dir undDeinem Arbeitgeber unterschrieben. Dasmuss auf jeden Fall im Vertrag stehen:Beginn und Dauer der AusbildungBeruf, den Du erlernstWochenarbeitszeitAusbildungsortProbezeitLänge des UrlaubsHöhe der Vergütung

Wie lange dauert meine Probezeit?Maximal vier Monate. In dieser Zeit kannder BetriebDir jederzeit ohneKündigungs-frist und ohne Begründung kündigen.

Wenn Du nach der Ausbildung imBetrieb in ein Arbeitsverhältnis übernom-men wirst, ist eine erneute Probezeit nichtzulässig.

Darf mein Chef mir nach Ende derProbezeit kündigen?Die Kündigung von Auszubildenden istschwierig und laut Berufsbildungsgesetz

nur aus »einem wichtigen Grund« mög-lich, etwa bei schwerem Diebstahl oderwenn Du häufig unentschuldigt fehlst.Nach Bekanntwerden des »wichtigenGrundes« muss Dein Chef innerhalb vonzweiWochen schriftlich kündigen, danachist eine Kündigung unwirksam.

Zählt die Zeit in der Berufsschuleals Arbeitszeit?DerArbeitgebermussDich für denBerufs-schulunterricht bezahlt freistellen. Gleichesgilt für Prüfungen, für Schulveranstaltun-gen, für von der Berufsschule veranlassteBetriebsbesichtigungen und für Bildungs-maßnahmen außerhalb der Ausbildungs-stätte. Dafür darf Dir kein Urlaub abgezo-gen werden. Du musst die Berufsschulzeitauch nicht im Betrieb nachholen.

Muss ich vor der Berufsschulenoch in den Betrieb?Nein, es sei denn, die Berufsschule starteterst nach 9 Uhr. Das gilt auch für volljäh-rige Auszubildende.

Und nach der Berufsschule?WennDu noch unter 18 Jahre alt bist undmindestens fünf Unterrichtsstunden mit

Rechte und Pflichten Hast Du gerademit der Ausbildung angefangen?Dann solltest Du Deine Rechte undPflichten kennen. Zum Beispiel beiwem Du Dich meldest, wenn Dukrank wirst oder Probleme mit demAusbilder hast. metallzeitungbeantwortet die wichtigsten Fragen.

Guter Rat

Tipps zumAusbildungs-start

metallzeitungSeptember 2016

24

Auszubildende müssen mit demHund vom Chef nicht Gassi gehenund auch keine Botengänge machen. Illustration: Martina Hillemann

Page 25: metallzeitung · 2019. 1. 22. · metallzeitung mitgestaltet: die elf Teilnehmer unseres Jugend-Medienseminars.RSeite 8 Spaß mit der IG Metall Bei der IG Metall Jugend könnt Ihr

mindestens 45Minuten amTag im Block-unterricht hast, dann darf Dein Betriebnicht verlangen, dass Du nach der Berufs-schule noch mal kommst.

Bei Volljährigen werden bei Berufs-schultagen oder Blockunterricht immernur die reinen Zeitstunden angerechnet.Ist die tägliche Arbeitszeit (steht im Aus-bildungsvertrag) noch nicht überschrit-ten, können volljährige Auszubildende inden Betrieb geholt werden. Allerdingszählen auch die Pausen- und Wegezeitenzur täglichen Berufsschulzeit, egal ob Duunter oder über 18 Jahre alt bist.

In vielen Branchen regeln Tarifver-träge der IG Metall, ob und wann Auszu-bildende an Berufsschultagen noch in denBetrieb müssen.

Muss ich mit dem Hund vom ChefGassi gehen?Nein. Arbeiten, die mit der Ausbildungnichts zu tun haben, sind laut Berufsbil-dungsgesetz verboten. Das heißt: Dumusstweder Frühstück für Kollegen holen nochprivate Botengänge für den Chef machen.

Im Betrieb bringt man mir nichts bei.Was kann ich tun?Dein Ausbilder hat sich vertraglich ver-pflichtet, Dir alle für den Beruf nötigenFähigkeiten beizubringen. Ohne diesesWissen hast Du auch keine Chance, durchdie Abschlussprüfung zu kommen. WasDir der Ausbilder wann beibringen muss,

ist im Ausbildungsplan geregeltund Teil Deines Ausbildungs-vertrags.

Der Ausbildungsplan folgtdenVorgaben der Kammer, diedie Abschlussprüfung ab-nimmt. Wenn Dir im Betrieb

nichts beigebracht wird, dann hilft DirDeine JAVoder der Betriebsrat weiter.

Darf der Chef einen Teil derAusbildungsvergütung einbehalten,wenn ich krank bin?Nein.WennDu imBetrieb eine sogenannteArbeitsunfähigkeitsbescheinigung vorlegst,erhältstDuDeineVergütung sechsWochenlang weiter.

WennDu krank wirst, musst Du dasvor Dienstbeginn im Betrieb melden undsagen, wie lange Du vermutlich aus-fällst. Lege im Betrieb spätestens amdritten Tag die Krankmeldung vomArzt vor.

Wirst Du am Berufsschultagkrank, musst Du trotzdem den Arbeit-geber und zusätzlich die Berufsschule

informieren. Am besten fragst Du DeinenLehrer, wie das bei Euch in der Berufsschule

mit einer Krankmeldung läuft. Das ärztli-che Attest musst Du Deinem Arbeitgebervorlegen. Es ist ratsam, wenn Du auch inder Berufsschule eineKopie desAttests vor-legst – gerade wenn Du wegen KrankheitKlausuren verpasst hast.

Muss ich Überstunden machen?Nein. Ziel der Ausbildung ist es, den Berufzu erlernen. Dazu reicht die tägliche Aus-bildungszeit völlig aus. Ordnet der Arbeit-geber Überstunden an, müssen dieseimmer dem Ausbildungszweck dienen.Das heißt, ein Ausbilder muss anwesendsein und Ausbildung findet statt.

Überstunden müssen mit Mehrar-beitszuschlag ausbezahlt oder mit ent-sprechendem Zeitzuschlag durch Freizeitausgeglichen werden.

Was ist eine Abmahnung?Eine Abmahnung ist eine Gelbe Karte vomChef. Er rügt damit ein bestimmtes Fehl-verhalten von Dir und fordert Dich auf, eszu unterlassen. Aber: Nicht jede Abmah-nung ist berechtigt. Wer abgemahnt wird,sollte sich sofort an die Jugend- und Aus-zubildendenvertretung (JAV), den Be-triebsrat oder an seine IG Metall vor Ortwenden und sich beraten lassen.

Was tun bei Problemen im Betrieb?Bei Problemen mit anderen Auszubilden-den oder Kollegen ist meist die besteLösung, direkt auf die Kollegen zuzugehenundUnstimmigkeiten offen anzusprechen.Bleibe bei dem Gespräch sachlich undvermeide Kommunikationskiller wie An-schreien, Beleidigungen, Ironie und Kraft-ausdrücke sowie Übertreibungen, Pau-schalvorwürfe und bissige Bemerkungen.

Lassen sich die Probleme nicht ausdemWeg räumen, solltest Du die JAV an-sprechen. Sie stehen Dir mit Rat und Tatzur Seite. Auch bei Ärger mit dem Vorge-setzten oder in der Berufsschule hilft Dirdie JAV gemeinsam mit dem Betriebsratund der IG Metall weiter. Als Gewerk-schaftsmitglied kannst Du Dich bei Fra-gen und Problemen rund um Deine Aus-bildung bei Deiner IG Metall vor Ortrechtlich beraten lassen.

Liesa, Mike und Niclas für

[email protected]

Deine IG Metall vor Ort findest Du hier:igmetall.de/vor-Ort

Mehr Tipps und Tricks zu Deiner Ausbildungfindest Du hier:

igmetall-jugend.deRDeine Ausbildung

Kindergeld Bis zu Deinem 25. Lebensjahr habenDeine Eltern während Deiner Erstausbildung An-spruch auf Kindergeld. Das Merkblatt »Kindergeld«der Familienkasse enthält Hinweise zum Antrag undzeigt, was bei studierenden Kindern zu beachten ist.

familienkasse.de

BAföG Wenn Deine Eltern ein zu geringes Einkom-men haben, umDich zu unterstützen, kannst Du Leis-tungen nach demBundesausbildungsförderungsgesetz(BAföG) beantragen – bis zu 735 Euro im Monat.BAföG gibt es in Ausnahmen auch unabhängig vomEinkommen der Eltern, etwa wenn Du vor DeinemStudium mindestens fünf Jahre im Betrieb gearbeitethast. Mehr Informationen: bafög.de

Stipendium Die gewerkschaftsnahe Hans-Böckler-Stiftung vergibt Stipendien. Das gilt auch für gesell-schaftspolitisches und gewerkschaftliches Engage-ment, für Absolventen des zweiten Bildungswegs odereiner betrieblichen Ausbildung.

boeckler.deRStipendien

Minijob In einemMinijob kannst Du bis zu 450 Euroverdienen, ohne Steuern oder Sozialversicherungzahlen zumüssen. Insgesamt darfst Dumaximal 8600Euro im Jahr steuerfrei verdienen. Wenn Du BAföGoder ein Stipendium erhältst, gibt es mehr zu beach-ten. In der Broschüre »Studium. BAföG. Job« derDGB Jugend findest Du weitere Informationen dazu.

jugend.dgb.deRDGB-JugendRMaterialRBroschürenRStudium

Wichtig: Minijobber haben die gleichen Rechte wieandere Beschäftigte. Lohnfortzahlung imKrankheits-fall, Urlaub, Kündigungsschutz. Auch Tarifverträgegelten für studentische Beschäftigungsverhältnisse.

IG Metall für Studierende Eine persönliche Beratungerhältst Du in jedemHochschulinformationsbüro oderCampus Office der Gewerkschaften. Bundesweit fin-destDu anüber 60 StandortenAnsprechpartner der ge-werkschaftlichen Studierendenarbeit.

Du hast außerdem die Möglichkeit, Dich anDeiner Hochschule in einer IG Metall-Hochschul-gruppe zu engagieren oder eine zu gründen.

Material für Studierende erhältst Du bei denHochschulinformationsbüros der IGMetall. Informa-tionen und Kontakt findest Du unter:

hochschulinformationsbuero.deAnne für

[email protected]

Keine Kohle? Fünf Tipps zurFinanzierung Deines Studiums

metallzeitungSeptember 2016

25

Studierende Ein Studium kostet,bringt aber, anders als die Ausbildung,kein Geld. Fünf Tipps, wie das Geldfür Miete, Fahrtkosten und Lebentrotzdem reinkommt.

Page 26: metallzeitung · 2019. 1. 22. · metallzeitung mitgestaltet: die elf Teilnehmer unseres Jugend-Medienseminars.RSeite 8 Spaß mit der IG Metall Bei der IG Metall Jugend könnt Ihr

Weiterbildungper E-Learning

Wer sich nebenbei weiter-bilden will, kann das auchim Internet von zu Hauseaus tun: Mittlerweile gibtes zahlreiche E-Learning-Portale, die Onlinekurseanbieten. Meist handeltes sich dabei um soge-nannte Massive OpenOnline Courses (MOOCs).Das sind Kurse auf akade-mischem Niveau, häufigVideoaufzeichnungen vonVorlesungen, die jedemInteressierten offenstehenund so ziemlich alle Inter-essengebiete abdecken.Darunter sind auch zahl-reiche kostenlose odersehr günstige Angebote.Auf coursera.org etwa fin-den sich derzeit HunderteMOOCs, das Themen-spektrum reicht von Medi-zin über Kunst bis zu Soft-wareprogrammierung.Unterrichtssprache istmeist Englisch. Angebotedeutscher Unis gibt esbei iversity.org. DeutscheMOOCs finden sich auchauf opencourseworld.de.Am Ende jedes Kursesgibt es die Möglichkeit,ein kostenpflichtigesZertifikat zu erwerben.Hier einige Portale:

coursera.orgiversity.orgopencourseworld.de

BAföG:mehr Geld

Seit 1. August heißt dasehemalige »Meister-BAföG« nun »Aufstiegs-BAföG«. Aber nicht nurder Name ist neu. Es gibteinige Verbesserungen.Was sich durch die Reformverändert hat und werdie Förderung beantragenkann, steht im Internet:

igmetall.deRSuche: Aufstiegs-BAföG

metallzeitungSeptember 2016

26

Wie bewerbeich mich richtig?

Schon richtig: Bis zum Ausbildungs-start im neuen Jahr ist es noch einbisschen hin, viele lange Monate.Leicht könnte man also auf die Ideekommen, sich Zeit zu lassen mit derSuche nach einem Ausbildungsplatzund demBewerbungsschreiben.

Das wäre falsch: Gerade ingrößeren Unternehmen, aber auchin vielen kleinen und mittleren Be-trieben, läuft jetzt die Bewerbungs-phase für das neue Ausbildungsjahran. Es ist deshalb wichtig, sich frühum seine berufliche Zukunft zukümmern – und das heißt, sich be-wusst zu machen, was man will:Welche Interessen, Vorlieben, wel-che Talente man hat und welcheSchwächen. Nur wer sich darüberim Klaren ist, wer er ist, was erkann und was nicht, der weiß, wel-che Ausbildung zu ihm passt. Undnur wer das weiß, kann sich für sei-nen gewünschten Ausbildungsplatzbewerben.

Eine Garantie dafür, dass eineBewerbung sicher zum Erfolg führtund in einen Ausbildungsvertragmündet, gibt es leider nicht undkann es auch nicht geben. Was esgibt, sind Erfahrungen damit, wiegute Bewerbungen aufgebaut sind,was sie enthalten und wie sie ge-schrieben seinmüssen.Wer die fol-genden Tipps beachtet, erhöhtseine Chancen, mit seiner Bewer-

bung den gewünschten Ausbil-dungsplatz auch zu ergattern.

Vorab informieren Das Wichtigstegleich vorab: Ziel jeder Bewerbungist, so klar, so eindeutig, so nach-vollziehbar wie möglich zu zeigen,wieso man sich für eben genaudiese Ausbildung in eben genaudiesem Betrieb interessiert – undwarum man für die Ausbildungs-stelle der geeignete Kandidat ist. Esgeht darum, seine Fertigkeiten undKenntnisse darzustellen, sich selbst,wie schon dasWort sagt, zu bewer-ben. Es geht aber auch darum,deutlich zu machen, dass manweiß, wohin man schreibt, dassman sich vorab genau über den Be-trieb, den Arbeitgeber, die Ausbil-dungsstelle informiert hat.

Vor dem Bewerbungsschrei-ben steht daher die Recherche.Dabeigeht es darum, vorab wichtige Fra-gen zu klären: Wie ist die korrekteBezeichnung der Ausbildung undwann ist Ausbildungsstart? An wenschicke ich meine Bewerbung, werist mein Ansprechpartner im Be-trieb? Und wie schicke ich meineBewerbung? Konventionell per Post?Oder wird eine Onlinebewerbunggewünscht? In den allermeisten Be-trieben gibt es in der Personalabtei-lungAnsprechpartner für alle Fragenrund um die Bewerbung. Mit diesen

Menschen zu telefonieren und Fra-gen zu klären, hilft beim Schreiben.

Egal ob die Bewerbung aufPapier ausgedruckt, in eine Mappegesteckt und zur Post gebracht oderper E-Mail und Anhang elektro-nisch verschickt wird – Form undAufbau sind immer gleich. Einegute Bewerbung enthält Anschrei-ben und Bewerbungstext, einen Le-benslauf mit Foto und Anlagen wieZeugnisse und Arbeitsproben.

Motivation zeigen Das Bewer-bungsschreiben ist, neben dem Le-benslauf, das Hauptstück deinerBewerbung. In ihm muss sichtbarwerden, wer Du bist, warumDu dieAusbildung in genau diesem Be-trieb absolvieren möchtest undwelche Vorkenntnisse und Fähig-keiten Du mitbringst. Im Internetgibt es unzählige Ratgeber, die teil-weise akribisch aufzählen, was imBewerbungsschreiben an welcherStelle zu stehen hat und was nicht.

Hier ist Vorsicht geboten. Na-türlich – das Schreiben sollte keineFehler enthalten, es muss die kor-rekte Anschrift haben, Deine aktu-elle Adresse, eine prägnante Be-treffzeile und Platz für eineUnterschrift. Ansonsten aber sollteman sich befreien vor Anweisun-gen, die in ein Schreibkorsett füh-ren, von exakten Vorgaben, die

Wer sich um einen Ausbildungsplatzbewirbt, sollte klar zeigen, warum

genau er oder sie der oder die Rich-tige für die Stelle ist. Kurz: Er oder sie

muss für sich selbst werben.

Ausbildung Bis zumAusbildungsstart 2017ist es noch eineWeile. In vielen Betrieben läuftdie Bewerbungsphase aber schon. Damit eineBewerbung Erfolg hat, gilt es, Fallstricken ausdemWeg zu gehen. Hier die wichtigsten Tipps.

Page 27: metallzeitung · 2019. 1. 22. · metallzeitung mitgestaltet: die elf Teilnehmer unseres Jugend-Medienseminars.RSeite 8 Spaß mit der IG Metall Bei der IG Metall Jugend könnt Ihr

metallzeitungSeptember 2016

27

etwa sagen, dass die Einleitung nurzwei Sätze umfassen darf, danachder Hauptteil kommt und zumAb-schluss die Abschiedsformel.

Beispiele geben Wichtiger als alleformalen Vorgaben ist, dass Du esschaffst, konkret von deiner Moti-vation und Eignung zu schreiben.Das gelingt, wenn das, was Duschreibst, keine Phrase ist, sondernmit Beispielen untermauert. Also,nicht schreiben: Ich bin teamorien-tiert, arbeite gern mit Menschenzusammen. Stattdessen lieber eh-renamtliches Engagement erwäh-nen. Je konkreter, desto besser.

Das gilt auch für den Lebens-lauf. Beim Lebenslauf geht esdarum, dass sich Dein Ansprech-partner schnell ein Bild von Dirmachen kann. Am besten ist des-halb, rechts oben ein Foto von Diranzuheften, noch mal Adresse undKontaktdaten aufzuschreiben –und danach tabellarisch die wich-tigsten Daten Deines Werdegangsaufzulisten. Dazu gehören Angabenzu Deiner schulischen Laufbahn,also, welche Schule Du besuchstund mit welchem Abschluss Du siebeendet hast. Gehst Du noch zurSchule, dann schreibe, wann Dumit welchem Abschluss die Schuleverlässt.WennDu Berufserfahrunggesammelt hast, also etwa Schüler-

praktika oder Nebenjobs, dann gibdas unbedingt an. Ebenso in denLebenslauf gehören ehrenamtli-ches Engagement und Hobbys undDeine Sprach- und Computer-kenntnisse. Besitzt Du den Führer-schein, dann schreibe das dazu.

Was jetzt noch fehlt, sind Do-kumente, die dem Arbeitgeber zei-gen, dassDuQualifikationen für denAusbildungsplatz hast. Auf jeden Fallals Kopie geschickt werden solltenDein Abschlusszeugnis und, sofernvorhanden, Arbeitszeugnisse, Zerti-fikate und Bescheinigungen überEhrenämter. Manche Arbeitgeberwollen auch Dein polizeiliches Füh-rungszeugnis sehen oder fragennach einemGesundheitszeugnis.

Wenn Du alle Unterlagen bei-sammen hast, empfiehlt es sich, dieBewerbung in einer Mappe zu ver-schicken. Das braucht kein teurerHightech-Schnickschnack zu sein,ein handliches Modell reicht. Auchsolltest Du darauf verzichten, dieausgedruckten Seiten inKlarsichtfo-lien zu stecken – das ist umständlich.

Immer häufiger erwartenUnternehmen Bewerbungen inelektronischer Form. Das klingtverlockend: eine Mail schicken,schon ist alles erledigt. Doch auchbei einer Onlinebewerbung lauernFallstricke. Verschickt wird dieOnlinebewerbung als Anhang

Foto:contrastwerkstatt/fotolia

Du bist nicht sicher, ob Deine Bewer-bung auf dem neuesten Stand ist? Duweißt nicht, ob Du den richtigen Tongetroffen hast? Du möchtest sicher-stellen, dass Deine Bewerbung fehler-frei ist? Hier findest Du viele Informa-tionen und weitergehende Beratung:

wap.igmetall.de

Mehr Wissen

Als Spätzünderdurchstarten

Studium abgebrochen,

Familie gegründet?

Das können Gründe sein,

erst spät in einen Beruf zu

starten. Haben Spätzünder

trotzdem Chancen?

Rund 100000 25- bis35-Jährige konnte dieBundesagentur für Arbeit(BA) in den vergangenendrei Jahren innerhalb desProgramms »Spätstartergesucht« für einen Berufs-abschluss gewinnen.Grund genug, das Pro-gramm unter dem Namen»Zukunftsstarter« um vierJahren zu verlängern.

Was wird gefördert?

Qualifizierungen in Teil-oder Vollzeit, die einenanerkannten Berufsab-schluss ermöglichen. Daskönnen Qualifizierungensein, die zu einem aner-kannten Berufsabschlussoder zu einer berufsan-schlussfähigen Teilqualifi-kation führen, sowie Lehr-gänge zur Vorbereitungauf die Externenprüfung.

Welche Leistungen gibt’s?

Neben der Ausbildungs-vergütung bezahlt dieBA Kosten für Lehrgänge,Fahrten, auswärtige Unter-bringung und Verpfle-gung, Kinderbetreuungsowie Nachhilfe.

Wo gibt’s Infos?

Im Jobcenter oderunter der gebührenfreienServicenummer0800 4555500.

Start in die Zukunft:Die Bundesagentur für

Arbeit bietet Spätstarterneine Chance.

einer kurzen E-Mail. Wichtig ist einprägnanter Betreff. Beispiel: »Bewer-bung als Industriekaufmann«. ImText erläutert man, dass man sich aufeine Stelle bewirbt und verweist aufden Anhang. Am Ende der E-Mailbitte die Signatur nicht vergessen.

Im Anhang der E-Mail findetsich dann das Wesentliche – die Be-werbung mit Anschreiben, Lebenslaufsamt Foto und Anlage. Am besten istes, diese drei Teile zu einem einzigenPDF zu integrieren und zu verschi-cken. Ist die Onlinebewerbung kom-plett, empfiehlt sich ein Testversand ansich selbst oder Freunde, um zu prü-fen, ob sie technisch einwandfrei ist.Erst wenn das geklappt hat, sollte dieBewerbungsmail abgeschickt werden.

[email protected]

Illustration:pantusc11/pantherm

edia

Page 28: metallzeitung · 2019. 1. 22. · metallzeitung mitgestaltet: die elf Teilnehmer unseres Jugend-Medienseminars.RSeite 8 Spaß mit der IG Metall Bei der IG Metall Jugend könnt Ihr

metallzeitungSeptember 2016

30

Kari

katu

r:An

dré

Polo

czek

Page 29: metallzeitung · 2019. 1. 22. · metallzeitung mitgestaltet: die elf Teilnehmer unseres Jugend-Medienseminars.RSeite 8 Spaß mit der IG Metall Bei der IG Metall Jugend könnt Ihr

Veranstalter: Berge & Meer Touristik GmbH, Andréestraße 27, 56578 Rengsdorf, Email: [email protected]ür alle Reisen gilt: Änderungen vorbehalten, maßgeblich ist die Reisebestätigung.*Auf alle Reiseangebote; anstatt aller anderen gewährten Rabatte.

BesondereMomente an faszinierenden Orten.

Reisen zumEntdecken& Erholen.

igmetall.berge-meer.deTel. 02634/9626208 täglich von 8-22 Uhr

8-tägig inkl. Flug4-Sterne-HotelInkl. Halbpension-Plus

ab 799 €pro Person im Doppelzimmer

REISEZEITRAUM:Nov. 2016 – Okt. 2017REISE-CODE: RUR041KENNZIFFER: 122/365

15-tägig inkl. FlugMittelklassehotels/LodgesInkl. Frühstück

ab 1.799 €pro Person im Doppelzimmer

Südafrika - RundreiseVoller Farben und Überraschungen.

REISEZEITRAUM:Mrz. - Okt. 2017REISE-CODE: RI4001KENNZIFFER: 122/365

Italien - RundreisePerlen am Golf von Neapel.

8-tägig inkl. FlugFerienhotel MaristellaAll-Inclusive

ab 499 €pro Person im Doppelzimmer

REISEZEITRAUM:Mrz – Nov. 2017REISE-CODE: HFK001KENNZIFFER: 122/365

Frankreich - KorsikaEntspannen auf der Insel der Schönheit.

6%Mitglieder-Rabatt*

metallzeitungSeptember 2016

31

>DEINE GESCHÄFTSSTELLEHier findest Du Deine

IG Metall-Geschäftsstelle:

igmetall.de/vor-ort

>LESERTELEFON

0800 4463825Montag bis Freitag:

9 bis 16 Uhr (gebührenfrei)

Fax: 069 6693-2002

[email protected]

>LESERBRIEFEDie Redaktion behält sich vor,Leserbriefe zu kürzen, um möglichstviele Mitglieder zu Wort kommenzu lassen. Es ist leider nicht möglich,alle Zuschriften abzudrucken.Leserbriefe geben nicht die Meinungder Redaktion wieder.

Herausgeber:

Jörg Hofmann,

Christiane Benner,

Jürgen Kerner

Anschrift:

Redaktion metallzeitungWilhelm-Leuschner-Straße 79,

60329 Frankfurt am Main

Redaktionsleiterin:

Susanne Rohmund

(verantw. i. S. d. P.)

Chefredakteurin:

Susanne Rohmund

Chefin vom Dienst:

Fabienne Melzer

Redaktion:

Jan Chaberny,

Dirk Erb, Sylvia Koppelberg,

Antonela Pelivan

Gestaltung:

Gudrun Wichelhaus-Decher

Bildredaktion:

Michael Schinke

Sekretariat: Beate Albrecht,

Marion Brunsfeld

igmetall.de/metallzeitung

Angebot für Sehbehinderte:

metallzeitung gibt es auch alsWord- oder PDF-Datei:

[email protected]

Vertrieb:

Thomas Köhler

Telefon: 069 6693-2224

Fax: 069 6693-2538

[email protected]

Anzeigen:

Petra Wedel, Zweiplus

Medienagentur,

Pallaswiesenstraße 109,

64293 Darmstadt

[email protected]

Druck und Versand:

apm AG, Darmstadt

Papier:

metallzeitung erscheintmonatlich. Für Mitglieder der

IG Metall ist der Bezug im

Beitrag enthalten. Das Papier,

auf dem die metallzeitunggedruckt wird, besteht zu

70 Prozent aus Altpapier und

zu 30 Prozent aus FSC- und

PEFC-zertifiziertem Holz, das

aus nachhaltiger Waldbewirt-

schaftung in Süddeutschland

und in der Schweiz stammt.

>IMPRESSUM

>SERVICE

Anzeige