16
Methoden der Politikwissenschaft L)Einführung Methoden - Meta / hodos -> WEG (zu etwas hin) Methode bedeutet FORMBETONTHEIT, weniger Inhalt Wilfried BION: Jede Form hat einen Inhalt. Gilt auch für die Mathematik, obwohl dort die Abstraktion vom Inhalt schon stattgefunden hat -> nur noch Zahlen,... Zusammenhang zwischen INHALT und FORM: /^3^ A ^Zi&^^L Inhalt braucht die Form, um HALT, um eine GESTALT zu haben -> Inhalt kann nie ohne Form existieren ^ ^Utkiöyöi v^*fw- i Umgekehrt möglich, z.B: Mathematik, aber auch: Es gibt 15 Ministerien -> gibt keine Auskünfte über den Inhalt Totalitarismus der Disziplin: Die eigene Disziplin ist die wichtigste, z.B: Alles ist politisch Die Erkenntnis liegt aber im Zusammenhang der Disziplin: Nicht alles ist sozial, sondern auch biologisch, nicht alles ist politisch, sondern auch sozial und biologisch,... 1

Methoden der Politikwissenschaft L)Einführung - … · Bsp: Utopie: es gibt keine Utopie die nicht aus dem Ideellen kommt -> Tatsachen werden ausgeblendet . 3.)Disziplinen, die mit

  • Upload
    hahanh

  • View
    236

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Methoden der Politikwissenschaft L)Einführung - … · Bsp: Utopie: es gibt keine Utopie die nicht aus dem Ideellen kommt -> Tatsachen werden ausgeblendet . 3.)Disziplinen, die mit

Methoden der Politikwissenschaft

L)Einführung

Methoden - Meta / hodos -> WEG (zu etwas hin)

Methode bedeutet FORMBETONTHEIT, weniger Inhalt

Wilfried BION:

Jede Form hat einen Inhalt.

Gilt auch für die Mathematik, obwohl dort die Abstraktion vom Inhalt schon stattgefunden hat

-> nur noch Zahlen,...

Zusammenhang zwischen INHALT und FORM: /^3^A^Zi&^^L

Inhalt braucht die Form, um HALT, um eine GESTALT zu haben -> Inhalt kann nie ohne

Form existieren ^ ^ U t k i ö y ö i v^*fw-i

Umgekehrt möglich, z.B: Mathematik, aber auch: Es gibt 15 Ministerien -> gibt keine

Auskünfte über den Inhalt

Totalitarismus der Disziplin:

Die eigene Disziplin ist die wichtigste, z.B: Alles ist politisch

Die Erkenntnis liegt aber im Zusammenhang der Disziplin:

Nicht alles ist sozial, sondern auch biologisch, nicht alles ist politisch, sondern auch sozial

und biologisch,...

1

Page 2: Methoden der Politikwissenschaft L)Einführung - … · Bsp: Utopie: es gibt keine Utopie die nicht aus dem Ideellen kommt -> Tatsachen werden ausgeblendet . 3.)Disziplinen, die mit

2.) Theorien und Methoden der Politikwissenschaft

Kritik an der herrschenden Wissenschaft:

Wissenschaft gilt als objektiv, rational, unanfechtbar weil 100% Wahrheit, alles andere, die

Kunst, Ideologie, Glauben etc. wird als Dummheit abgetan, weil nicht objektiv.

Wissen = erkennen aus der Erkenntnis, Erfahrung

Information = etwas zum abrufen, hat nichts mit wissen, mit Erfahrung zu tun

Es müsste also nicht WISSENschaft, sondern INFORMATIONschaft heißen.

Die gängige Wissenschaft begeht ständig Denk-Gewalt, weil sie schlechte Abstraktionen

betreibt, die Wissenschaftler oft nicht mehr wissen, was abstrahiert wird und wovon, es wird

willkürlich getrennt und willkürlich wieder zusammengesetzt.

Deshalb:

Mangel = Trennung des Inhalts von der Ausgangnahme

Bsp. Kleinkind:

Triebgefühl: Böse Brust (abwesende Brust) - Gute Brust (gestillt werden)

Erfahrung: Die abwesende Brust als Teil der guten Brust begreifen (gut und böse in

einem) -> erster Denkprozess

-> es geht also um die Vereinigung von Emotion und Denken -> eine gute Wissenschaft

wäre eine, die nicht abstrahiert. Es darf aber auch nicht das eine über das andere gestellt

werden (Zusammenhang).

-> Abstraktion hindert uns an der wirklichen Erkenntnis

-> Erkenntnis ist nie neutral, eine schlechte Erkenntnis ist eine, die mit Neid verbunden ist

-> ADORNO: Es ist nicht möglich, etwas richtig zu denken aber falsch zu sagen

FREUD meint dazu, dass die Wissenschaft, der Mensch also, der Wissenschaft betreibt, nicht

RATIONAL ist, sondern RATIONALISIERT wird, indem er Emotionen ausblendet, obwohl

diese natürlich weiter vorhanden sind.

2

Page 3: Methoden der Politikwissenschaft L)Einführung - … · Bsp: Utopie: es gibt keine Utopie die nicht aus dem Ideellen kommt -> Tatsachen werden ausgeblendet . 3.)Disziplinen, die mit

THEORIE -» Gegenteil <- PRAXIS (schlecht!)

Denn man braucht beides, das eine darf nicht über das andere gestellt werden

Das SOLL wächst am SEIN!

Aber: Theorien kommen teilweise aus der falschen Praxis -> dann sind beide falsch

Bsp: Utopie: es gibt keine Utopie die nicht aus dem Ideellen kommt -> Tatsachen werden

ausgeblendet

Page 4: Methoden der Politikwissenschaft L)Einführung - … · Bsp: Utopie: es gibt keine Utopie die nicht aus dem Ideellen kommt -> Tatsachen werden ausgeblendet . 3.)Disziplinen, die mit

3.)Disziplinen, die mit Politikwissenschaft zu tun haben

(Zusammenhangdenken):

Dennoch: WAHRHEIT lässt sich nicht über Disziplinen herstellen

a.) Philosophie: (Piaton: Philosophen sollen Herrscher sein)

Philosophiegeschichte (Ideengeschichte)

Staatphilosophie und Ethik

Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie

Methodologie

b.) Rechtswissenschaft

Staatstheorie

- StaatsRECHT (Recht für RICHTIG)

Verwaltungsrecht

- Völkerrecht

Aber: Was ist Recht? Was ist der Staat?

c.) Ökonomie

- Volkswirtschaft

- Betriebswirtschaft

- Statistik

Ist PW nun ein Sammelsurium von vielen Disziplinen, oder doch die Dachdisziplin?

-> Frage nach der Herkunft: Man kann nur erkennen was etwas ist, wenn man weiß, woher

es kommt, woher es herausgekommen ist

Krieg ist die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln (Klausewitz)

Auch SOZIOLOGIE gilt als politische Soziologie, Politik sollte aber nicht zu einer „All-

Kategorie" gemacht werden.

Bsp.: Sozialpsychologie

4

Page 5: Methoden der Politikwissenschaft L)Einführung - … · Bsp: Utopie: es gibt keine Utopie die nicht aus dem Ideellen kommt -> Tatsachen werden ausgeblendet . 3.)Disziplinen, die mit

Gesellschaftliches wird mit dem Individuellen verbunden -> In dieser Disziplin verbindet sich

also Soziologie mit der Individualseele

Aber auch die Sozialpsychologie, die nach Vorurteilen in der Gesellschaft Ausschau hält, will

dies auf die Politik übertragen

Kritik an der Sozialpsychologie: Hält nach Vorurteilen Ausschau, fragt sich jedoch nicht,

WOHER diese überhaupt kommen

3.1.) Woraus entstand Politikwissenschaft?

Soziologie

Ökonomie

Philosophie

Politische Bildung

Ethnologie

Geschichtswissenschaft

3.2.) Woraus besteht Politikwissenschaft?

L)Politische Theorie

a.) politische Philosophie, Ethik und Herrschaftstheorie

(-> Herrschaft ist immer unterdrückend, es gibt aber Herrschaftsformen, die „legitim"

sind: Eltern / Kind, Militär, Beamtentum ... Außerdem: HERRschaft - männlich, potent,

stark)

a.) Geschichte der politischen Ideen

b.) Wissenschaftstheorie und Methodologie

II.) Politische Institutionen und politische Systeme

Verfassung

Die jeweilige nationale Regierungsform

Regionale und lokale Regierungsform

Vergleichende Institutionenlehre

Öffentliche Verwaltung

Wirtschaftliche und soziale Aufgaben des Staates

5

Page 6: Methoden der Politikwissenschaft L)Einführung - … · Bsp: Utopie: es gibt keine Utopie die nicht aus dem Ideellen kommt -> Tatsachen werden ausgeblendet . 3.)Disziplinen, die mit

a.) Verfassung

Demokratische Verfassungen sind nicht demokratisch, weil sie aus Revolutionen

resultieren - also: Verfassung regelt Demokratie, ist selbst aber im Ursprung nicht

demokratisch.

Außerdem regelt eine Verfassung immer mit einfacher oder 2/3 Mehrheit und nicht nach

dem „richtigen Leben" nach Piaton -> zusammenzukommen, diskutieren und nach

Wahrheitskriterien, nicht nach dem bloßen Mehrheitswillen zu entscheiden

b.) die jeweilige nationale Regierungsform

Regierung und Bundeskanzler werden nicht direkt-demokratisch gewählt, sondern nur die

Legislative und der Bundespräsident

c.) regionale und lokale Regierungsform

SUBSIDARITAT: was eine kleine Einheit für sich selbst besorgen kann, soll eine größere

nicht für sie erledigen und bestimmen -> in Zeiten von Globalisierung und EU natürlich

nicht mehr realistisch, dennoch: fordern und fördern von mehr FÖRDERALSIMUS

d.) Vergleichende Institutionenlehre

-> Legislative (wird gewählt)

-> Exekutive (wird nicht gewählt)

-> Justiz (neutral - aber ohne Demokratie)

e.) Öffentliche Verwaltung

Wieder Exekutive, diesmal im Speziellen -> Bürokratie

f.) Wirtschaftliche und soziale Aufgaben des Staates

Dreiteilung von Claus OFFE (Schüler von Habermas):

• Wirtschaft

• Staat

• soziale Kultur (Identität)

Die Wirtschaft versorgt den Staat mit fiskalischen Leistungen, der Staat die Wirtschaft mit

Interventionen in schlechten Zeiten

6

Page 7: Methoden der Politikwissenschaft L)Einführung - … · Bsp: Utopie: es gibt keine Utopie die nicht aus dem Ideellen kommt -> Tatsachen werden ausgeblendet . 3.)Disziplinen, die mit

Der Staat versorgt die soziale Kultur mit Gesundheitsleistungen, die soziale Kultur dankt mit

Loyalität dem Staat gegenüber

MARX sah in dem Zusammenspiel Wirtschaft - Staat die mögliche Krise -> Wirtschaftskrise

OFFE meint aber, dass sich Wirtschaft und Staat immer wieder zusammenraufen, weil sie

von einander abhängig sind, weil es sich um ein ständiges Geben und Nehmen handelt

Der Zusammenbruch erfolgt zwischen STAAT und SOZIALER KULTUR, weil der Staat

allein auf Dauer nicht die soziale Kultur aufrechterhalten kann / will.

Bsp: Unruhen in Frankreich durch junge Moslems der 2. Generation -> Chancen fehlen, Staat

bemühte sich nicht, Identitäten zu schaffen.

III.) Politische Soziologie

- Politische Parteien

Gruppen und Verbände

- Beteiligung der Bürger an Regierung und Verwaltung durch Wahlen und Partizipation

- Öffentliche Meinung, Medien und politische Bildung

a.) Politische Parteien

heute mehr Wahlparteien und Wettbewerbsparteien als Weltanschauungsparteien und

Milieuparteien -> Partei als Servicepartei

Legitimation von Parteien: durch die Mehrheit der Wahlberechtigten ->

„VOLKSPARTEI" (nicht mehr nur für Arbeiter oder Bauern etc. sondern jede Partei

irgendwie für alle)

b.) Gruppen und Verbände

Österreich ist ein Parteien- und Verbändestaat. Die Kammern sind öffentlich-rechtlich, die

anderen Verbände privatrechtlich

Eingang in das politische System finden die Verbände durch Lobbyismus ->

VORPARLAMENT ARISCHER RAUM

7

Page 8: Methoden der Politikwissenschaft L)Einführung - … · Bsp: Utopie: es gibt keine Utopie die nicht aus dem Ideellen kommt -> Tatsachen werden ausgeblendet . 3.)Disziplinen, die mit

c.) Beteiligung der Bürger an Regierung und Verwaltung durch Wahlen und Partizipation

Wahlen: Irrglaube, dass Wahlen alles regeln würden, bsp.: Große Koalition in

Deutschland

Partizipation: Mitbestimmung wird zum Kodex, sich entziehen wird angefeindet

d.) Öffentliche Meinung. Medien und politische Bildung

Medien werden immer weniger, immer gleicher. Qualitative Bildung nimmt ab

IV.) Außenpolitik und internationale Politik

a.) Außenpolitik der Staaten

b.) Internationale Beziehungen und Organisationen

c.) Sicherheitspolitik und Friedensforschung

d.) Völkerrecht

e.) Entwicklungsländerforschung

f.) Transnationale Politik

a.) Außenpolitik der Staaten

Außenpolitik ist getragen von nationalem Interesse -> Im Konfliktfall immer auf Seiten

des eigenen Staates.

Fängt bereits im Kleinen an (ORGANISATIONSIDENTITÄT): Immer auf Seiten des

eigenen Betriebes, auf Seiten der eigenen Gemeinde,...

PLATON zur Außenpolitik: Alles was nicht POLIS ist, ist barbarisch. POLIS muss mit

einem Wächterstand vor den Dingen außerhalb von Polis geschützt werden.

b.) Internationale Beziehungen und Organisationen

In demokratischen Systemen (auch internationale Organisationen) wird über Minderheiten

(bis 49%) immer hinweggegangen

LENIN dazu: Wenn wir darum anders sein wollen als die Bürgerlichen, müssen wir eine

andere Organisationsform finden -> „Gretchenfrage": Wie hältst du's mit der

ORGANISATION?

Lenins Lösung: Eine kleine, elitäre Parteiorganisation „Kaderpartei" als Speerspitze der

ganzen Bewegung, aber auch: EINHEITSABSTIMMUNGEN. Weil bei der Befragung des

Volkes eh nur Scheiße rauskommt, lieber Piatons Weisenherrschaft.

8

Page 9: Methoden der Politikwissenschaft L)Einführung - … · Bsp: Utopie: es gibt keine Utopie die nicht aus dem Ideellen kommt -> Tatsachen werden ausgeblendet . 3.)Disziplinen, die mit

Organisationen im Zusammenhang mit Internationaler Politik können GOUVERNMENTAL

und NON-GOUVERNMENTAL (NGO) sein

c.) Sicherheitspolitik und Friedensforschung

Sicherheitspolitik: Zwischen Außen- und Verteidigungsministerium

Für Friedensforschung braucht es eine Friedenstheorie -> dafür muss man sich mit dem

Gegenteil beschäftigen: mit dem Nicht-Frieden, mit der Gewalt -> es braucht zur

Friedenstheorie also eine Gewalttheorie (warum gibt es Denkgewalt, strukturelle Gewalt

etc.) -> beim Mangel beginnen

d.) Völkerrecht

Machen vor allem Juristen. Völkerrecht ist ein nicht sanktionierbares Recht. Darum:

„Verträge sind dafür da, gebrochen zu werden"

e.) Entwicklungsländerforschung

Der Begriff „Entwicklungsland" ist die Verklärung der Tatsache, dass diese Länder

unterentwickelte Länder sind -> setzt das totalitäre Denken voraus, dass sich alle

Länder auf unseren Standard entwickeln müssen

Die Abhängigkeit dieser Länder vom Weltmarkt ist enorm -> kein Land muss ein anderes

mehr mit Panzern besetzen, es reicht, Banken aufzubauen (Bert Brecht)

f.) Transnationale Politik

EU-Politik, Globalisierung -> die „schöne Vielfalt', von der alle schwärmen, wird genau

von diesen Personen zerstört durch Kapitalismus und Technik

9

Page 10: Methoden der Politikwissenschaft L)Einführung - … · Bsp: Utopie: es gibt keine Utopie die nicht aus dem Ideellen kommt -> Tatsachen werden ausgeblendet . 3.)Disziplinen, die mit

4.) Verschiedene methodische Ansätze

empirisch-analytischer Ansatz

psychoanalytischer Ansatz

dialektisch-historischer (auch: kritisch-theoretischer) Ansatz

ontologisch-normativer Ansatz

- jüdisch-christlicher Ansatz

Wobei der psychoanalytische und der jüdisch-christliche Ansatz in keinem Lehrbuch zu

finden sind -> sind aber sehr wichtig, weil sie affezieren

Außerdem nennen sich alle Methoden kritisch, es geht also darum zu entbergen, warum soviel

Wert auf dieses KRITISCHE gelegt wird.

Diese Trennung, im Job / Hörsaal kritisch, objektiv, rational und positivistisch zu sein und am

Sonntag in der Kirche ganz anders, ist zerstörerisch -> Die Wissenschaft (die Rationalisierung

nach FREUD) zerstört die Gesellschaft, weil sie uns lehren will, dass man nicht mehr

subjektiv sein darf.

a.)Der empirisch-analytische Ansatz (Popper)

auch: Neopositivismus -> alles objektivierend

Es handelt sich hier um den herrschenden Ansatz (in der Forschung, im Journalismus etc.)

Untersuchungen werden mittels Befragung oder Bestandsaufnahme (Grundlage der Statistik)

durchgeführt.

Diesem Ansatz wird die Wahrheit der Realität zugemessen. Er ist metaphysisch, weil er

Begriffe wie Wahrheit, Realität usw. verwendet.

Zwar der herrschende Ansatz, aber auch der dümmste und gefährlichste:

In diesem Ansatz wird alles aufgetrennt, aufgeteilt, ohne unterschiedliche Ausgangnahmen

(Lügen beim Ausfüllen des Fragebogens, Unkonzentriertheit etc.) zu beachten.

Es läuft alles über das SEIN, über das BEWUSST-SEIN, das Unbewusste sollte aber immer

mitgedacht werden.

Deshalb:

10

Page 11: Methoden der Politikwissenschaft L)Einführung - … · Bsp: Utopie: es gibt keine Utopie die nicht aus dem Ideellen kommt -> Tatsachen werden ausgeblendet . 3.)Disziplinen, die mit

b.) Der psychoanalytische Ansatz (von Freud & Neofreudianer)

Wilfried BION / Melanie KLEIN:

Man lernt durch Erfahren, durch Emotionalität -> Neid, Liebe, Hass... und dies zuallererst

von der Mutter. Diese bestimmt, von welchem Gefühl das Denken später einmal bestimmt

wird, schon beim Stillen, dort lernen wir im besten Fall, auszuharren, verdauen etc. ohne Gier,

ohne Neid: „Die TRANSFORMATION" (von Beta zu Alpha)

Man darf also nicht davon ausgehen, dass der Mensch rational ist, sondern von Gefühlen

gelenkt, man muss immer mitdenken, wie NEID das Denken bestimmt, wie LIEBE das

Denken bestimmt...

Der Traum (Tag- und Nachtträume) ist für die Transformation vom Betazustand zum

Alphazustand sehr wichtig, auch bleibt dadurch die Emotionalität und die Fantasie bestehen:

-> Man kann von Mord träumen, ohne diesen zu begehen -> ALPHAZUSTAND

Vorteil des Menschen vor dem Tier: Ein Tier ist immer im BETAPROZESS

Zwei Ansätze:

BION: Es gibt gute und schlechte Abstraktionen, die schlechte trennt, die gute ist die Essenz

aus dem Ganzen

FREUD: Spaltung des ICH in ÜBER-ICH und ES

Das ÜBER-ICH: „Der Gutmensch". Norm, Werte, Ideale sind eigentlich nur umgeformtes

Aggressionspotential, es wird alles verurteilt, was der gängigen Moralvorstellung widerspricht

-» Das ÜBER-ICH ist sadistisch.

Moral selbst ist aber schlecht, weil es gut und böse trennt, anstatt den Zusammenhang zu

erkennen und weil das Eine gegen das Andere eingesetzt wird.

z.B: Urteil bei uns bedeutet meistens Verurteilen. „Verurteilung ist der intellektuelle Ersatz

der Verdrängung" -> Bsp.: Ein Mensch, der sich ständig mit Anti-Faschismus beschäftigt, hat

eigentlich ein Problem mit Faschismus, weiß es nur nicht. (Verblendung).

Zitat am Rande: „Im falschen Leben gibt es nichts Richtiges."

11

Page 12: Methoden der Politikwissenschaft L)Einführung - … · Bsp: Utopie: es gibt keine Utopie die nicht aus dem Ideellen kommt -> Tatsachen werden ausgeblendet . 3.)Disziplinen, die mit

c.) Der dialektisch-historische Ansatz (auch: kritisch-theoretisch)

MARX u. Frankfurter Schule

„Alles ist historisch'4 - man muss alles im geschichtlichen Zusammenhang sehen, auch

Begriffe

DIALEKTIK: „Die Dialektik der Aufklärung" -> Adorno, Horckheimer, geht zurück in

die Mythologie

z.B.: Odysseus und die Sirenen: Er verklebt seiner Mannschaft die Ohren, will aber selber

die Sirenen singen hören, lässt sich fesseln, um zu überleben und danach drüber erzählen

zu können -> Odysseus als erster Aufklärer der Geschichte. Preis dafür: Die äußeren

Fesseln stehen für Innere: Disziplin, Zügelung, Verzicht,...

(Kritik an der heutigen Wissenschaft dazu: Es wird nichts mehr erlebt, dennoch darüber

geschrieben)

Dialektischer Ansatz: Man rechnet das, was es gebracht hat, mit dem auf, was es

gekostet hat -> Der Preis. Und letztlich bedeutet der nächste Schritt immer

PROGRESSION -> jede Veränderung ist gut, weil es immer Verbesserung bringt -> Idee

des Endes in der klassenlosen Gesellschaft

Gedanke auch bei Hegel: These - Antithese = Synthese (das beste daraus): „Fortschreiten

im Bewusstsein der Freiheit"

Dialektik trennt nicht, sondern verbindet, denkt alles mit, stellt Zusammenhänge zwischen

Subjekt und Objekt her.

..Verblendung" im kritisch-dialektischen Ansatz:

MARX: „Verblendung des Bürgertums durch falsche Ökonomie hinter dem Rücken der

Akteure". Meint, dass uns eingeredet wird, dass alles rational und von uns direkt gelenkt wird,

obwohl wir nie wissen, was unsere Entscheidungen mit sich bringen.

Kritik dazu: Verblendung geht über die Ökonomie hinaus. Darum:

ADORNO: „Der universelle Verblendungszusammenhang"

Verblendung ist also überall vorhanden, in der Ökonomie (Marx), in der Institution (Lenin),

in der Technik (Heidegger) und beim Menschen selbst (Freud).

Zum Menschen nach Freud: ,Der Mensch ist nicht Herr im eigenen Haus, er wird vom

Unbewussten geleitet").

Zur Technik nach Marx: Marx hatte nicht gedacht, als er den Fortschritt der Technik zur

Freiheit lehrte, dass die Menschen in ihrer gewonnenen Freizeit nur Schwachsinn machen.

12

Page 13: Methoden der Politikwissenschaft L)Einführung - … · Bsp: Utopie: es gibt keine Utopie die nicht aus dem Ideellen kommt -> Tatsachen werden ausgeblendet . 3.)Disziplinen, die mit

Darum: Technikkritik nach Heidegger: Nicht der Mensch bestimmt über die Technik,

sondern die Technik über den Menschen

Zur Institution nach Lenin: Mehrheit dominiert immer die Minderheit -> Neue

„Gretchenfrage"

Laut FEUERBACH teilt sich der kritisch-dialektische Ansatz in zwei Richtungen:

-> idealistisch (eher subjektiv, z.b. HEGEL)

-> materialistisch (eher objektiv, entstanden als Entwicklung der idealistischen Variante z.b.

MARX, ENGELS)

MARX verstand den Materialismus aber nicht im Sinne des Positivismus, er forderte ganz

klar den SUBJEKTIVEN Faktor -> man kann sich selbst nicht herausnehmen und etwas

objektiv untersuchen.

DIALEKTIK und SUBJEKTIVISMUS sind NÖTIG

Auch LENIN forderte den subjektiven Faktor -> Revolution durch die Avantgarde der

Arbeiterklasse, keine Herausnahme möglich.

IDEALISTISCH: Man geht vom Subjekt aus, das die Objektivität herstellt (beachtet nicht

die Natur). Subjekt bestimmt die Natur, das Subjekt ist Motor des Geschehens, es gibt keine

Widerstände, die nicht zu überwinden wären

MATERALISTISCH: Natur bestimmt das Subjekt, es muss sich nach den objektiven

Richtlinien richten -> Ablösung nur möglich, wenn Objekt und Subjekt bereit sind, z.B:

Russische Revolution war zu früh, idealistisch herbeigeführt, weil die objektiven Umstände

(Industrie, Wirtschaft...) noch nicht bereit waren.

Das Subjekt wird aber mitgedacht, also nicht nur Objektivismus.

SCHLECHT: Der ABSTRAKTE IDEALISMUS, der immer nur an das Subjekt appelliert,

das vielleicht aber gar nicht kann

d.) Normativ-ontologischer Ansatz

Es gibt eine allgemein gültige Wahrheit - Ausgangnahme beim (angeblich) wahren SEIN ->

Metaphysisch, weil es Ganzes in Teilchen trennt

13

Page 14: Methoden der Politikwissenschaft L)Einführung - … · Bsp: Utopie: es gibt keine Utopie die nicht aus dem Ideellen kommt -> Tatsachen werden ausgeblendet . 3.)Disziplinen, die mit

PLATON: Das Höhlengleichnis: Die älteste Fassung über Verblendung überhaupt und die

Darstellung über die Mühsamkeit und den Schmerz die Verblendung zu überwinden (statt die

Schatten an der Wand, die Sonne und die Gegenstände als die Wirklichkeit anzuerkennen)

-> Zu dieser Erkenntnis sind aber nur wenige bereit: Die wahren Philosophen.

KRITIK: Wir sind die Hervorgebrachten, nicht die Hervorbringer - Demut ist angebracht

(auch bei Piaton), es fehlt eine Grenze, die Grenze zwischen Mensch und SONNE (Gott), also

die Transzendenz!

Hochmut („Denken ohne Transzendenz") ist bei Piaton das Problem, ebenso wie bei Adam

und Eva (Erbsünde, so sein wollen wie Gott), aber auch beim Menschen heute, der nur so tut,

als wäre er klug, vernünftig, rational, wahrhaftig, frei etc.

Es gibt eine ewige Wiederkehr:

> des Verdrängten (Freud),

> der Erinnerung (Piaton),

> des ewig Gleichen (Nietzsche),

> der zweiten Erinnerung (Adorno -> alles als ZWEITE Erinnerung verstehen, der eine

erste vorausgehen hätte sollen)

Ewige Wiederkehr, weil man's nicht als alten Problembestand erkennt und so nicht bearbeitet

und es darum wiederkommt -> ähnlich der Hegeischen Geschichtsauffassung.

PLATONISCHES DREIECK:

Nicht das ICH, das Subjekt bestimmt das SEIN / die IDEE, sondern die IDEE / das SEIN

bestimmt sich selbst.

Wahrheit

Subjekt SEIN

Dies ist aber vermessen, eben weil es vorgibt, alles mitzudenken -> es leugnet aber die

Transzendenz.

14

Page 15: Methoden der Politikwissenschaft L)Einführung - … · Bsp: Utopie: es gibt keine Utopie die nicht aus dem Ideellen kommt -> Tatsachen werden ausgeblendet . 3.)Disziplinen, die mit

Noch schlimmer: Der Konstruktivismus der heutigen Zeit, da er auch das SEIN nur mehr über

das ICH definiert

Bsp.: Ödipus: Das Orakel sagt ihm die absolute Wahrheit, die er ja auch gefordert hatte und

Ödipus versucht dann trotzdem, dieser zu entgehen, also der göttlichen Wahrheit zu entgehen

-> tötet seinen Vater dann doch -> Vermessung, es fehlt die DEMUT

Seltsame Weisheiten am Rande:

Missbrauch gibt's immer dort, wo man gerade ist

Es ist nirgends besser oder schlechter als dort, wo man gerade ist

e.) Jüdisch-christlicher Ansatz

Beim Heraustreten aus dem Gegensatz kann der christliche Ansatz (BIBEL) helfen.

UNTERSCHIED ZU PLATON: Es geht nicht mehr darum, dass der Mensch Göttliches

erkennt, sondern das danach gesucht wird (Wahrheit = aletea = entbergen).

Es existiert nun eine Transzendenz, es existiert Demut vor dem Hervorbringer und dem

Hervorgebrachten, wir sind sekundär, das bereits vor uns Existierende primär.

(GEGENTEIL: Konstruktivismus - ICH als Mittelpunkt)

PAULUS (Hebräer 11/1,2,3): „Glauben und Vertrauen auf das Erhoffte."

-> „Glaube ist Wissen" = antipositivistischer Aspekt, weil heute, im Positivismus, alles über

das Sehen definiert wird, beim Glaube geht's aber gerade um das NIGHT-SEHEN.

Bsp: Bibel und griechische Mythologie: BLINDER als Seher, als der, der das Wissen und die

Wahrheit SIEHT.

BION bezeichnet das Denken als einen Trieb, dafür braucht man keine Augen.

Wichtige biblische Begriffe:

Glaube

Vertrauen / Demut

Erhoffte

Die ALTEN -> Gemeint sind die Inspirierten, die Gläubigen, die, die dadurch die

Wahrheit sagen

Heute: Aggression auf die „Alten": auf Eltern, Großeltern z.B. weil sie Nazis waren -> damit

verbaut man sich aber die eigene Erkenntnis -> Projektion

z.B. Wenn ich böse über Hitler spreche, muss ich mir auch Gedanken um mein eigenes Böses

machen.

15

Page 16: Methoden der Politikwissenschaft L)Einführung - … · Bsp: Utopie: es gibt keine Utopie die nicht aus dem Ideellen kommt -> Tatsachen werden ausgeblendet . 3.)Disziplinen, die mit

- Zeigen, Zeugnis der „Alten"

Das Wort steht VOR der Bildung der Welten, so dass aus UNSICHTBAREM SICHTBARES

hervorgebracht wurde -> sollte heute noch die Aufgabe sein: noch nicht Entborgenes

entbergen.

16