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Viele Mittelständler nutzen nur den klassischen Kredit – dabei gibt es viele andere Möglichkeiten der Finanzierung. Wir zeigen, wie sich Unternehmen auf ihre eigene Weise weiterentwickeln können Text: Stephan Schlote Vector Foiltec Werkstoffe für die Zukunft Mit den Folien von Vector Foiltec lassen sich ganze Gebäude überspannen, und das sieht meist ziemlich futuristisch aus. Ein millionenschweres Geschäft, für ein Familienunternehmen nicht leicht zu stemmen. Das Unternehmen entschied sich für eine Mezzanine- Finanzierung. Optimal, findet Chef Philipp Lehnert: Die Eigenkapital- basis hat sich deutlich verbreitert und die nächsten Großaufträge stehen schon in den Büchern. MEZZANINE-KAPITAL FOTOS: JONATHAN BLAIR/NATIONAL GEOGRAPHIC IMAGE COLLECTION, VECTOR FOILTEC  D as Geschäftsleben ist mitunter ganz schön ungerecht. Etwa wenn ein internationaler Kun- de mit einem richtig großen Auftrag winkt. Und dann doch wieder geht. Philipp Lehnert, Geschäftsführer von Vector Foiltec aus Bremen, kennt das nur zu gut. Sein Unternehmen ist Weltmarktfüh- rer für sogenannte ETFE-Folien, mit denen sich Schwimmbäder oder ganze Stadien elegant überspannen und verkleiden lassen. Oft ist es eine extrem aufmerksamkeitsstarke Architektur, die da erst mithilfe der Bremer möglich wird, das Olympia-Schwimmzentrum in Peking etwa, Gewächshäuser in Kugelform oder ein Footballstadion in den USA. Das wäre alles prima, hätte das Unterneh- men in den vergangenen Jahren nicht öfter ebenjene Situation erlebt: Team und Pro- dukt top, doch großes Fragezeichen bei der Unternehmensgröße. „Immer mehr Kunden wollten wissen, ob wir Großaufträge nicht nur technisch, sondern auch finanziell stemmen können.“ Ab da wurde die Diskussion meist zäh. „Einige Wettbewerber haben finanzstar- ke Konzerne im Rücken“, sagt Lehnert, „wir sind Mittelständler.“ Die immer größeren Pro- jekte wurden für die Bremer deshalb immer mehr zum finanziellen Kraftakt. Einfach die Kreditlinien ausweiten? Gab das Eigenkapital allein nicht her. Es gibt nicht wenige Unternehmer, die dann glauben, das sei es nun gewesen. Stefan Bender, Leiter des Firmenkundengeschäfts der Deutschen Bank, kennt das aus eigener Erfahrung. Und weiß, dass es nicht stimmt. „Wenn die klassische Kreditfinanzierung an ihre Grenzen stößt“, sagt er, „gibt es zahlrei- che andere Möglichkeiten.“ Und: „Fast immer findet sich eine Lösung.“ So auch bei Vector Foiltec. Das Unternehmen entschied sich für einen Weg außerhalb results. db .com 18

MEZZANINE˜KAPITAL schon in den Büchern. · kapital für Kreditfinanzierung, meist anlassbezogen (Akquisition, Nachfolge, MBO). Darum geht es: Laufzeiten bis sieben Jahre möglich,

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Page 1: MEZZANINE˜KAPITAL schon in den Büchern. · kapital für Kreditfinanzierung, meist anlassbezogen (Akquisition, Nachfolge, MBO). Darum geht es: Laufzeiten bis sieben Jahre möglich,

Viele Mittelständler nutzen nur den klassischen Kredit – dabei

gibt es viele andere Möglichkeiten der Finanzierung.

Wir zeigen, wie sich Unternehmen auf ihre eigene Weise

weiterentwickeln können

Text: Stephan Schlote

Vector Foiltec Werkstoffe für die ZukunftMit den Folien von Vector Foiltec

lassen sich ganze Gebäude

über spannen, und das sieht meist

ziemlich futuristisch aus. Ein

millionen schweres Geschäft, für ein

Familien unternehmen nicht

leicht zu stemmen. Das Unter nehmen

entschied sich für eine Mezzanine-

Finanzierung. Optimal, findet Chef

Philipp Lehnert: Die Eigenkapital-

basis hat sich deutlich verbreitert und

die nächsten Großaufträge stehen

schon in den Büchern.ME

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 Das Geschäftsleben ist mitunter

ganz schön ungerecht. Etwa

wenn ein internationaler Kun-

de mit einem richtig großen

Auftrag winkt. Und dann doch

wieder geht. Philipp Lehnert, Geschäftsführer

von Vector Foiltec aus Bremen, kennt das nur

zu gut. Sein Unternehmen ist Weltmarktfüh-

rer für sogenannte ETFE-Folien, mit denen

sich Schwimmbäder oder ganze Stadien

elegant überspannen und verkleiden lassen.

Oft ist es eine extrem aufmerksamkeitsstarke

Architektur, die da erst mithilfe der Bremer

möglich wird, das Olympia-Schwimmzentrum

in Peking etwa, Gewächshäuser in Kugelform

oder ein Footballstadion in den USA.

Das wäre alles prima, hätte das Unterneh-

men in den vergangenen Jahren nicht öfter

ebenjene Situation erlebt: Team und Pro-

dukt top, doch großes Fragezeichen bei der

Unternehmensgröße. „Immer mehr Kunden

wollten wissen, ob wir Großaufträge nicht nur

technisch, sondern auch finanziell stemmen

können.“ Ab da wurde die Diskussion meist

zäh. „Einige Wettbewerber haben finanzstar-

ke Konzerne im Rücken“, sagt Lehnert, „wir

sind Mittelständler.“ Die immer größeren Pro-

jekte wurden für die Bremer deshalb immer

mehr zum finanziellen Kraftakt. Einfach die

Kreditlinien ausweiten? Gab das Eigenkapital

allein nicht her.

Es gibt nicht wenige Unternehmer, die

dann glauben, das sei es nun gewesen. Stefan

Bender, Leiter des Firmenkundengeschäfts

der Deutschen Bank, kennt das aus eigener

Erfahrung. Und weiß, dass es nicht stimmt.

„Wenn die klassische Kreditfinanzierung an

ihre Grenzen stößt“, sagt er, „gibt es zahlrei-

che andere Möglichkeiten.“ Und: „Fast immer

findet sich eine Lösung.“ So auch bei Vector

Foiltec. Das Unternehmen entschied sich

für einen Weg außerhalb

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Vorzeigeobjekt Eden-Projekt in Großbritannien: Folien

von Vector Foiltec überspannen den künstlichen Lebensraum

der Zukunft

Finanzierung_Kapitalbeschaffung

KAPITAL

FÜR KREATIVE

KÖPFE

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Emma und Dunlopillo stehen als Kernmarken

der Bettzeit Gruppe für Innovationen rund

um das Thema Schlaf. 185 Mitarbeiter entwickeln

und vertreiben neue Matratzen, Kissen und

Boxspringbetten – ausführliche Tests im

hauseigenen Prüflabor (Foto) inklusive

Bettzeit Gruppe Aufgeweckt und techaffinBringen unzählige Matratzenmodelle einen

Mehrwert für Kunden? Nein, fand Dennis

Schmoltzi und gründete 2013 sein erstes

Matratzen- Start-up. Verkauft wird zunächst

nur online, mit Start-up Nummer 2 auch

direkt an Kunden und europaweit. Mit Unter-

nehmen Nummer 3 werden die Grenzen

zwischen Online und Offline abgebaut.

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KLASSISCHER KREDIT

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der traditionellen Unter-

nehmensfinanzierung: Es nahm Mezzanine-

Kapital auf, eine Mischform zwischen Eigen-

und Fremdkapitalfinanzierung. Ab da waren

die Folienmacher wieder im Spiel: „Wir sind

jetzt zurück in der weltweiten Cham pions

League der Bauindustrie.“

Das Beispiel der Bremer Vector Foiltec

zeigt einen Finanzierungsweg von vielen, die

Familienunternehmen in ihrer Entwicklung

offenstehen. Die meisten denken da noch

immer an die klassische Kreditfinanzierung,

am liebsten bilateral. Doch die Welt der Mit-

telstandsfinanzierung ist bunter geworden.

Möglich ist heute eine eigenkapitalbasierte

Finanzierung genauso wie die klassische

über Fremdkapital, und meist findet sich für

jede Frage eine Antwort. Positive Überra-

schungen inklusive, denn mitunter ist das so-

gar eine Antwort, die streng nach Vorschrift

gar nicht möglich wäre: etwa ein Kredit für

ein Start-up.

.„Eine für alle“ – das passt

Dennis Schmoltzi, Mitbegründer der Frank-

furter Bettzeit Gruppe, hat ein Faible für Op-

timierungen. 2013 tritt er ein in einen Markt,

der bisher geradezu lehrbuchhaft analog ist.

Und, bei dem Produkt vielleicht entschuld-

KREDIT FÜR EIN START-UP?

AUCH DAS IST MÖGLICH

bar, ziemlich verschlafen und verstaubt: der

Markt für Matratzen. Guter Schlaf ist lebens-

wichtig, bloß nicht im Internet kaufen, ohne

Beratung geht da nichts. Wie man sich bettet,

so schläft man. Und Mutter warnt: nicht an

der falschen Stelle sparen!

Diese geballte Skepsis weckt Dennis

Schmoltzis Interesse. Gemeinsam mit einem

Freund und Branchenkenner gründet der

ehemalige McKinsey-Berater den Matratzen-

Onlineshop Dormando, zwei Jahre später mit

einem E-Commerce-Experten das Matratzen-

Start-up Emma.

Die drei sind überzeugt, dass kein Mensch

zig verschiedene Modelle testen muss, um

die richtige Matratze zu finden. „Komplexi-

tät aus dem Markt nehmen“, so das Ziel, und

das ist ihnen ziemlich gut gelungen: „Eine

für alle, das passt“, sagt Emma-Gründer Max

Laarmann. In dieser „einen“ haben sie die

wesentlichen Funktionen einer Matratze

kombiniert und dafür viel in Forschung und

Entwicklung investiert. In Tests schneiden sie

gut ab, sehen schick aus, denn Schmoltzi &

Friends positionieren ihren Newcomer wie

ein Lifestyleprodukt. Es ist ein Weckruf für

den traditionell behäbigen Matratzenmarkt,

und nicht der letzte: 2016 übernehmen sie die

Fachhandelsmarke Dunlopillo, nun sind sie

mit ihrer Bettzeit Gruppe ein Multi-Marken-

Unternehmen und zugleich unterwegs in

der stationären und digitalen Welt. Emma ist

der Wachstumstreiber der Gruppe, Ziel 2018:

Umsatzverdoppelung binnen zwölf Monaten.

In nur fünf Jahren haben die drei Gründer ein

paar Regeln neu gesetzt. Sie haben digita-

lisiert, vereinfacht, verkaufen online und off-

line, B2B und D2C und haben ein skalierbares

Geschäftsmodell geschaffen. Ihre Gruppe

gehört zu den am schnellsten wachsenden

Unternehmen der Branche. Sie sind ein Fall-

beispiel für die digitale Transformation eta-

blierter Märkte. Tochter Emma gilt sogar als

das am schnellsten wachsende Tech-Start-up

in Europa, liefert bislang in 14 europäische

Länder und plant, international weitere Märk-

te zu erobern.

Der Firmensitz liegt mitten im quirligen

Frankfurter Bahnhofsviertel, nicht mal der

Chef hat ein eigenes Büro. Das ist Start-up-

Kultur pur, und für jedes junge Unternehmen

bedeutet das: Mangels Bonität gibt es erst

mal keine Kredite. So kommt das nötige Start-

kapital in den frühen Jahren noch von Freun-

den, Business Angels oder Venture-Capital-

Gebern. Doch irgendwann wollte Schmoltzi

weiteres Wachstum lieber klassisch per Be-

triebsmittelkredit finanzieren. Da war das

Unternehmen zwar schon break-even, aber

die letzte verfügbare Bilanz noch im Minus.

In Sachen Kredit geht in so einem Fall meist

nichts. Es ging dann doch, denn der zustän-

dige Berater kannte das Unternehmen schon

seit Jahren. Und glaubte an Team, Wachstum

und Per spektive. „Dass uns sogar die Deut-

sche Bank finanzierte“, sagt Schmoltzi heute,

„war für uns selbst eine Überraschung.“

Der Betriebsmittelkredit ist noch immer

der Klassiker der Unternehmensfinanzie-

rung. Praktisch jedes Unternehmen nutzt

diese eingespielte Form der Fremdfinan-

zierung. Dabei wird nur zu oft übersehen,

dass es auch viele andere

Mezzanine-Finanzierungen

Die Idee: Zwischenform von Eigen- und

Fremdkapital. Geeignet für Firmen mit

stabilem Cashflow, aber zu geringem Eigen-

kapital für Kredit finanzierung, meist

anlassbezogen (Akquisition, Nachfolge, MBO).

Darum geht es: Laufzeiten bis sieben Jahre

möglich, funktioniert wie Fremdkapital,

stärkt aber die EK-Basis. Verbesserung des

Ratings, Beibehaltung des unter nehme-

rischen Einflusses.

Zu beachten: Bank ist nur Vermittlerin,

viele individuelle Gestaltungsformen mög-

lich (etwa Genussrechte).

Eigenkapitalbasierte Lösungen

Die Idee: Ergänzend zu oder anstelle

von Fremdkapitalfinanzierungen

bei gleichzeitiger Stärkung der EK-Basis.

Darum geht es: Durch Aufnahme neuer

Anteilseigner werden Mittel bereitgestellt,

die ein stärkeres unternehmerisches

Risiko darstellen, als es Fremdkapitalgeber

üblicherweise bereit sind zu tragen.

Zu beachten: Investoren fordern Mit-

spracherechte. Neben der Verwässerung

der eigenen EK-Position kann so auch

die Autonomie eingeschränkt werden.

Video: Bettzeit Gruppe Wie der Matratzenhersteller sein Wachstum finanziert – und andere Videos zum Themaresults.db.com/videos.html

Finanzierung_Kapitalbeschaffung

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KONSORTIALKREDIT

McAirlaid’s Geld für neue Produkte In einem Stück Zellstoff steckt viel Forschung.

Der Vliesproduzent McAirlaid’s hält über

100 Patente. Jetzt hat Gründer Alexander

Maksimow (links, mit CFO Nicol Deipenbrock

und Geschäftsführer Andreas Schmidt)

die Finanzierung mit einem Konsortialkredit

ausgeweitet. Denn das „nächste große

Ding“ steht bereits in der Tür.

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Biologisch abbaubare Zigarettenfilter

sind ein neues großes Projekt bei McAirlaid’s.

Auch dafür gibt es natürlich längst

ein Patent

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Finanzierungsformen gibt.

Bei Finanzierungen taugt nicht alles für alle,

aber eine ernsthafte Prüfung der alternativen

Finanzierungswege lohnt sich allemal. „Viele

Unternehmen könnten sich so einen deutlich

höheren finanziellen Spielraum verschaffen“,

sagt Firmenkundenchef Stefan Bender. Das

verschafft auch Erfolgsunternehmen mitun-

ter ganz neue Perspektiven.

So wie etwa bei McAirlaid’s aus Steinfurt

bei Münster, weltweit größter Hersteller

von binde- und klebemittelfreien Airlaids.

Diese Vliesstoffe mit variabel einstellbaren

Absorptionswerten kommen vielfach zum

Einsatz; etwa im Bereich der Lebensmittel-

verpackung, in medizinischen Anwendungs-

bereichen sowie der persönlichen Hygiene.

Es sind Produkte mit hohen technischen

Anforderungen, die beispielsweise die Le-

bensmittelhaltbarkeit verlängern oder in

der Lage sind, sogenannte schwer heilbare

Wunden zu schließen. Über 100 verschie-

dene Patente hält das Unternehmen inzwi-

schen. Markt und Unternehmen wachsen

unaufhaltsam, innerhalb der vergangenen

zehn Jahre hat McAirlaid’s seinen Umsatz

verzehnfacht. „Wir laufen unter Höchstlast“,

sagt Gründer und Hauptgesellschafter Alex-

ander Maksimow. Schon steht das „next big

thing“, wie der Chef es nennt, an der Rampe:

der einzige biologisch abbaubare Zigaret-

tenfilter. Es ist ein beständig wachsender

Milliardenmarkt, das entsprechende Patent

darauf hat Maksimow bereits. Für den gebür-

tigen Finnen und sein Unternehmen bedeu-

tete das, auch die Finanzierung auf neue

Beine zu stellen. Maksimow hatte bis dahin

immer klassisch finanziert, und das bedeu-

tet viele Banken, viele einzelne Kredite, Lauf-

zeiten und Konditionen, geschuldet dem

schnellen Wachstum des Unternehmens.

Und viele einzelne Gespräche mit Banken.

Drei Banken, ein Vertrag

Damit sollte jetzt Schluss sein. Im Septem-

ber 2017 unterzeichnete Maksimow einen

Konsortialvertrag. Seitdem ist das zuvor ein

wenig unübersichtliche Kreditportfolio deut-

lich bereinigt. Drei Banken unter Führung der

Deutschen Bank garantieren gemeinsam die

Finanzierung für die kommenden Jahre.

Ohne eine gewisse Mühe, das muss man

fairerweise sagen, ist das nicht zu haben. Über

zwölf Monate hat es gedauert, bis der 60-seitige

Vertrag unterschriftsreif war. „Richtig Schweiß

hat das gekostet“, sagt Maksimow, aber auch:

„Es hat sich gelohnt.“ Deshalb verhandelt er

ein halbes Jahr später schon den nächsten

Konsortialvertrag, diesmal klappt das in weni-

gen Wochen. Der Vertrag finanziert das bislang

größte Investitionspaket für die Erweiterung

der Kapazitäten in den USA und Deutschland.

McAirlaid’s ist ein geradezu lehrbuchhaftes

Beispiel für den Einsatz einer strukturierten

Finanzierung. Alternativen wie Schuldschein-

darlehen oder Private Equity wären für an-

dere auch infrage gekommen, aber nicht für

Alexander Maksimow: „Wir sind ein Familien-

unternehmen“, sagt er, „unsere Finanzierung

soll bodenständig bleiben.“ Das Wachstum von

McAirlaid’s ist damit auf Jahre gesichert.

Doch gerade die etwas kapitalmarkt-

näheren Formen der Finanzierung machen

in vielen anderen Fällen durchaus Sinn,

Beispiel Schuldscheindarlehen. Im Oktober

2017 platziert die Surteco Group ein Schuld-

scheindarlehen von 200 Millionen Euro. Der

international aufgestellte Zulieferer der

Möbel- und Holzwerkstoffindustrie genießt

bei den Geldgebern einen so guten Ruf, dass

er sogar doppelt so viel Geld einnimmt wie

ursprünglich beabsichtigt. Rund 100 Inves-

toren, fast alle aus der Bankenszene, wollen

dabei sein. Und Surteco bekommt die Mittel,

um eine Übernahme zu finanzieren und ein

US-Private-Placement zu tilgen.

Mit dem erfolgreich platzierten Schuld-

schein sichert sich Surteco gleich mehrere

Vorteile: Finanzreserven über viele Jahre

und langfristig niedrige Zinsen. Das alles

mit Laufzeiten, die nicht mal ein Konsorti-

alkredit bietet: Die längste Tranche muss

erst in zehn Jahren zurückgezahlt werden.

„Wir konnten unsere Finanzierungskosten

deutlich senken“, sagt Surteco-Treasurer

Günther Gallersdörfer, „das ganze Projekt

ist perfekt gelaufen.“ Eine gewisse Erfahrung

ist da ganz hilfreich. Arrangiert wurde der

Schuldschein von der Deutschen Bank – seit

Jahren die Nummer 1 im deutschen Mid-Cap-

Markt – zusammen mit einer weiteren Bank.

„Schuldscheindarlehen

Schuldscheindarlehen

Die Idee: Kapitalmarktnahe, aber nicht

öffentliche Finanzierung (kein Wert papier,

sondern Darlehen). Externes Rating nicht

erforderlich. Einsetzbar über die gesamte

Kapitalstruktur bis zu Mezzanine möglich.

Darum geht es: Diversifikation der

Finanzierungsinstrumente, Laufzeiten von

bis zu zehn Jahren möglich, Informations-

pflichten nur gegenüber den Investoren,

variable SSDs flexibel kündbar.

Zu beachten: Aktuell sehr gefragt, gilt als

komplementärer Finanzierungsbau-

stein zum Konsortialkredit und als Kapital-

markteinstieg für Erstemittenten.

KONSORTIAL- KREDIT FÜR DIE

NEUE PRODUKTION IN DEN USA

Konsortialkredit

Die Idee: Mehrere Banken geben

gemeinsam großen Kredit. Geeignet

bei sprunghaftem Wachstum.

Darum geht es: Vereinfachung komplexer

Strukturen. Langfristige Sicherheit,

einheitliches Reporting. Bessere Ausnut-

zung der Sicherheiten.

Zu beachten: Aufwendiger Prozess bis

zum Vertragsabschluss, danach

wesentlich einfacher. Erweiterung

relativ leicht möglich.

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SCHULDSCHEINDARLEHEN

Surteco GroupKreditgeber standen SchlangeEs kommt nicht täglich vor, dass sich Kredit-

geber regelrecht darum reißen, einen

Mittelständler zu fi nanzieren. Hier schon:

Als die Surteco Group Investoren für

ihren Schuldschein suchte, war das Darlehen

mehrfach überzeichnet. Und Head

of Treasury Günther Gallersdörfer hat sich

günstige Zinsen über viele Jahre gesichert.

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Know-how und Produkte für die Möbel-, Fußboden- und Holzwerkstoffindustrie: Surteco entstand aus einem Zusammenschluss sich er gänzender deutscher Unter-nehmen mit insgesamt über 400 Jahren Erfahrung in der Herstellung deko-rativer Oberfl ächen und verwandter Produkte

Page 8: MEZZANINE˜KAPITAL schon in den Büchern. · kapital für Kreditfinanzierung, meist anlassbezogen (Akquisition, Nachfolge, MBO). Darum geht es: Laufzeiten bis sieben Jahre möglich,

gehen gerade wie geschnit-

ten Brot“, sagt einer der Beteiligten. Niedri-

ge Zinsen, lange Laufzeiten, kein externes

Rating erforderlich, zügige Bearbeitung:

„In sechs Wochen steht das“, sagt Surteco-

Kundenberater Stephan Hemmerich. Die

einzigen Voraussetzungen: gute Bonität,

mindestens 500 Millionen Umsatz und die

Bereitschaft zu einer gewissen Offenheit

gegenüber den Investoren. Dennoch bleibt

die Vertraulichkeit gewahrt, da die Informa-

tionen nur an die Investoren fließen – ein für

den Mittelstand wichtiges Argument. „Lan-

ges Geld günstig, das gibt es aktuell nur als

Schuldschein“, sagt Hemmerich. Und: „Wenn

nicht jetzt, wann dann?“

Surteco-Treasurer Gallersdörfer hätte so-

gar noch mehr Mittel aufnehmen können: Das

Unternehmen gilt als kerngesund, die Emissi-

on war mehrfach überzeichnet. Für Surteco

dürfte es daher nicht das letzte Schuldschein-

darlehen sein, und das ist verständlich, denn

der schwäbische Möbelzulieferer wächst seit

Jahren durch Zukäufe. Das bedeutet dann

mitunter auch sprunghaften Finanzierungs-

bedarf, ohne das bisherige Kreditportfolio

zu belasten. Ein Schuldscheindarlehen ist

da ohne Frage aktuell die beste Wahl. Nicht

immer aber ist die Entscheidung so eindeu-

tig. Denn es gibt viele Wege, ein wachsendes

Unternehmen intelligent zu finanzieren. So

wie eben auch bei Vector Foiltec aus Bremen,

dem weltgrößten Hersteller für Dach- und

Fassadensysteme aus Folie. Heute arbeitet

das vor 37 Jahren in einer Garage gegründete

Unternehmen an 18 Zweigstellen weltweit.

Gerade wegen der großen Projekte wächst

Vector Foiltec sprunghaft. „Mit traditionel-

len Mitteln der Finanzierung wäre das nicht

zu machen“, sagt Philipp Lehnert, der Ge-

schäftsführer des Hauses. Doch mithilfe des

Mezzanine-Kapitals habe man nun endlich

„die Decke durchstoßen“.

Intelligente Finanzierung gefragt

Unmittelbarer Geldgeber war hier keine Bank,

sondern der Frankfurter Mittelstandsfonds

M Cap Finance. Ein auf den Mittelstand fo-

kussierter Fonds, in den auch die Deutsche

Bank investiert ist. M Cap Finance bietet

eine Stärkung der Eigenkapitalausstattung

in Form von Genussrechtsfinanzierungen

und/oder Eigenkapital-Direktbeteiligungen

an. Gerade jenen Unternehmen, denen we-

gen ihrer schmalen Eigenkapitalbasis die

Aufnahme zusätzlicher Kredite verwehrt ist,

gibt Mezzanine-Kapital Freiraum. Anders

als etwa bei Private Equity muss der Unter-

nehmer keine Stimmrechte abgeben. M-Cap-

Finance- Partner und Mitbegründer Frank

Golland: „Wir schließen die Lücke zwischen

Eigen- und Fremdkapital.“

Bei der Suche nach dem richtigen Finan-

zierungsweg hilft auch Corporate-Finance-

Experte Marcus Stein von der Deutschen

Bank in Frankfurt. Im Rahmen eines holis-

tischen Kundendialogs lotet er aus, bei

welchen strategischen Fragestellungen die

Bank unterstützen kann. Dabei wird auch

abgeklopft, ob und inwiefern Finanzie-

rungserfordernisse nicht durch individuelle

Eigen kapitallösungen gelöst werden können.

Besprochen wird zum Beispiel die Frage, ob

es sinnvoll sein kann, Finanz investoren zu

beteiligen, die auch bei einer in Zukunft an-

stehenden Nachfolgeregelung helfen können,

oder ob eher doch ein Börsengang anzustre-

ben ist. Es ist ein ergebnisoffener Such- und

Findungsprozess, bei dem mit unter bisheri-

ge Entscheidungen revidiert werden. Stein

sieht sich als Berater und Sparringspartner.

Denn eine Firmenkundenbank, die sich als

360-Grad-Partner sieht, hat nicht nur „ihre

Produkte im Koffer“, wie Stein es nennt. Sie

hilft dabei, Problemlösungen zu entwickeln

und umzusetzen, die auch Finanzierungsele-

mente außerhalb des eigenen klassischen

Bankproduktportfolios enthalten können.

Mezzanine oder Schuldschein, klassischer

oder Konsortialkredit, die Hereinnahme wei-

terer Gesellschafter – all das sind Möglich-

keiten, mit denen eine Bank Familienunter-

nehmen in ihrer Entwicklung begleiten kann.

„Wir erleben eine Professionalisierung bei

der Finanzierung“, sagt Firmenkundenchef

Bender von der Deutschen Bank, und das

heißt: Immer mehr Unternehmen wissen, dass

oft mehr möglich ist als noch ein Kredit. Es

heißt auch: Sind alle Möglichkeiten ernsthaft

geprüft, sollte eine Investition zumindest an

der Finanzierung nicht scheitern.

Einer, der für diese Begleitung auch mal

Danke sagen wollte, ist McAirlaid’s-Gründer

Alexander Maksimow. Im Foyer seines Ver-

waltungsgebäudes im thüringischen Ber-

lingerode ist eine ganze Wand behängt mit

kleinen Schildern. Es ist die unternehmens-

eigene „Hall of Fame“. Mit dabei: der Kunden-

berater Peter Weigt von der Deutschen Bank.

Maksimow: „Den Peter kenne ich seit Jahr-

zehnten, er hat uns begleitet praktisch vom

ersten Tag an.“ So soll es sein.

Betriebsmittelkredit

Die Idee: Flexible und kurzfristige Finan-

zierung des operativen Geschäfts. Puffer

für Spitzen im Liquiditätsbedarf. Schafft

Flexibilität in der Disposition (zum Beispiel

durch Nutzung von Skonti).

Darum geht es: Im Prinzip der „Dispo

für Unternehmen“. Dient der kurzfristigen

Finanzierung des Betriebsmittelbedarfs

meist ohne Sicherheiten; flexible Inanspruch-

nahme auch beispielsweise für Garantien

oder Barsonderkredite möglich.

Zu beachten: Setzt regelmäßige Zahlungs-

eingänge voraus. Oft der Einstieg in

eine Kreditverbindung mit der Hausbank.

„LANGFRISTIGES GELD GIBT ES

DERZEIT GÜNSTIG ALS SCHULDSCHEIN“

Unterstützung der Deutschen Bank

bei der Kapitalbeschaffung:

www.deutsche-bank.de/finanzierung

WEITERE INFORMATIONEN

Finanzierung_Kapitalbeschaffung

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