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98. Jahzgmg Neue BUicher 507 Fall. Dmch Zusatz von Eisen und, zwar voni ~/lowooo mmg Eisen zu 10 cbm gereinigter Cysteinlosung wurde schon eine gut me13bare Beschlemigung der Oxydation erreicht. Da solche Eisenmengen mit den gebrauchlichen Reagenzien der analy- tischen Chemie nicht mehr nachweisbar sind, so konnte man leicht die BeteiLigung der Metalle an dem Vorgang iibersehen. Bekannt ist, da13 minimalee Blausauremengen die oxydierende Wirkung der Jodsaure auf organische Substanz hemmen. Auch hier haben gleichartige Versuche von W a r b u r g erwiesen, da13 diese Wirkung der Blausaure nichts anderes ist als ihre Einwir- kung auf Schwermetall. Welcher Art die Verbindungen zwischen BlausauTe m d Eisen sind, 1aBt sich allgemein nicht beantworten. Unwillkurlich denlit man dabei an die bekannten komplexeii Verbindungen, die sich jedoch im lebenden Organismus nicht bilden konnen, da die Wirkung der Blauaure auf die lebende Substanz reversibel ist. Der Nachweis, da13 es sich hierbei um lockere Verbindungen zwischen Eisen und Blausaure handelt, ist W a r b u r g gelungen. Hemmt man die Reaktion einer eisen- haltigen Jodsaure auf Oxalsaure vollig durch Blaugure, so kann man die Reaktion wieder in Gang bringen, wenn man die ge- samte Blausaure durch einen blausaurefreien Luftstrom aus- treibt. Mit Recht hebt also Prof. W a r b ur g am Schlusse seiner Ausfiihrungen hervor, daD derjenige Grad von Sicherheit er- reicht worden ist, der sich uberhaupt erreichen labt. Es steht fest, dai3 das Eisen der Sauerstoffiibertrager des Atmungs- fermentes ist, das Atmungsferment ist die Summe aller kata- lytisch wirksamen Eisenverbindungen, die in der Zelle vor- kommen. Lehnt man den Schlul3, den W a r b u r g gezogen hat, ab, so venichtet man darauf, ein groi3es Erscheinungsgebiet zu verstehen. Niemand kann heute die Lebensnotwendigkeit des Eisens, die Wirkungsweise der Blausaure anders erklaren als es hier geschehen ist und niemand kann ohne Zuhilfenahme voii Eisen die Erscheinungen der Atmung lrunstlich hervorrufen. In seinen Dankesworten an Prof. W a r b u r g hob Geheim- rat W i 11 s t a t t e r hervor, wie wunderbare Anregungen in dem Vorgetragenen stecken. In doppelter Weise konne man heute an J u s t u s L i e b i g erinnern, der schon die heute geklarten Fragen angedeutet habe, und dessen Biiste heute in Walhalla ihren Einzug halte. Zwei Formen des Lebens mussen wir unterscheiden, da13 synthetisch aufbauende, das an Magnesium gebunden ist, das abbauende oxydative, das sich auf Eisai zuriickfuhren la13t. W a r b u r g s Arbeiten haben das Gebiet klargelegt, wo die Roue des Hamoglobins ihr Ende gefunden hat. Neue Biicher. I Verzeichnis der Dr.-1ng.-Dissertationen der Deutsehen Tech- nisehen Hochschulen, nebst Namen- und Schlagwortveneich, nis. Herausgegeben von B. W. N i e m a n n , Charlottenbwg. Das vorliegende Verzeichnis ist von noch groi3erer Be- deutung fur Wissenschaft und Technik, als das im Jahre 1914 bei Jul. Springer von T r o rn 13 d o r f herausgegebene Ver- zeichnis der bis Ende 1912 an Technischen Hochschulen des Deutschen Reiches erschienenen Schriften; ist doch wahrend der letzten Kriegsjahre und vor allen Dingen wahrend der Infla- tionsjahre der D r c k der meisten Dissertationen unterbliebeii und nur von verhaltnismafiig wenigen ein Auszug in der Lite- ratur erschienen. Die Leser dieser Zeitschrift werden sich ja in erster Linie fur den Abschnitt 8 ,,Theoretishe und technische Chemie" interessieren; aber auch in vielen andern Abschnitten sind Dissertationen vermerkt, die fur die in der Praxis stehendeii Fachgenossen von Wichtigkeit sind. Sehr nutzlich sind die beiden Verzeichisse am SchluS, in denen die Verfasser alpha- betisch und der Inhalt nach Schlagwortern geordnet sind. Ich habe mich durch eine Anzahl Stichproben davon uberzeugt, dai3 es mit Hilfe des letzteren Veneichnisses moglich ist, sich schnell und sicher davon zu uberzeugen, was auf bestimmten chemi- schen und technischen Gebieten von den Doktoranden gear- beitet worden ist. Ebenso niitzlich ist, da13 bei denjenigen Dissertationen, die in die Literatur ubergegangen sind, der be- treffende Nachweis zugefugt ist. Rassow. [BB. 59.1 Verlag Robert Kiepert. R.-M. 6 Michel, Arbeitsvorbereitung nls Mittel der Verbilligung der Pro- Deutschland ist heute mehr denn je auf die Produktivitiit seiner Arbeit angewiesen, seit es durch Abtretung robstoff- reicher Gebiete und durch Zahlungen einen schweren Kampf um seine Existenz fiihrt. Soviel wir auch von neuen Erfindungen, neuen Arbeitsmitteln, Anwendung neuer Verfahren erwarten konnen, nicht zuletzt miissen auch wir jene Mittel anwenden, die die Mitbewerber des Auslandes, besonders Amerika, seit langem mit Erfolg gebrauchen und uns gegenuber konkumenzfiihig bleiben, trotzdem ihre Lohne das vier- bis funffache der unsrigen betragen. Die Unkostenminderung durch innerbetriebliche Or- ganisationsverbesserng, durch wissenschaftliche Betriebsfiih- rung mu13 von uns ohne Zogern und planmai3ig in Angriff ge- noninien werden. Es ist daher zu begriiaen, daS der V. D. I. clarauf beziigliche Schriften vorbereitet, von denen das vor- liegende ausgezeichnete Werk des Ingenieurs E. M i c h e 1 die erste ist. Die Vorschlage, die der Verfasser hier macht, sind deswegen so wertvoll, weil sie unmittelbar aus der Praxis kommen. Den Verfasser leitet die Frage: was mu13 geschehen, um die unsicht- baren Faden, die zwischen Leitung und Ausfiihrung hin und her pendeln, die ,,Nerven" dea Betriebes so funktionieren zu lassen, da13 das Game einem organischen Zusammenspiel, einem gleich- mai3igen Ablauf weitgehend entspricht? Zum guten Teil will der Verfasser dieses durch eine nach wissenschaftlichen Gesichts- punkten durchgefuhrte eingehende A r b e i t s v o r b e r e i t u n g erreichen. Bei dieser Frage der Betriebsorganisation handelt es sich um eine Bereitstellung aller fur die Herstellung der Guter notigenMittel; der Zeichnungen, des Arbeitsplanes, desMaterials, der Werkzeuge und Maschinen und der dazugehorigen Arbeits- krafte, und alles in einer Weise, dai3 es automatisch ablaiuft, ohne Reibungen, ohne Zeitverlust. Dazu ist eine ungewohnlich lange Vorbereitung notig, aber im Endeffekt mu13 eine geringere Zeit sich ergeben, sonst ware der Arbeitsvorgang nicht wirt- schaftlicher organisiert als bisher. Mit einer eingehenden Vor- bereitung des Arbeitsvorganges ist naturgemiii3 eine Zunahme der Angestellten, der Kopfarbeiter verbunden. Darauf weist der Verfasser besonders hin. Er meint aber, dadurch wieder an Handarbeitern zu sparen, also eine Verschiebung in eine sozial hohere Stufe und damit eine sehr angenehme Nebenwirkung zu erreichen. Die Organisation, die der Verfasser anstrebt, mu13 zunachst eine Verminderung der Schreibarbeit mit sich bringen, sonst wurde sie zur Uberorganisation fuhren. D a m nimmt er zu- nachst die Einordnung der verschiedenen Arbeitsmittel - die Einteilung nach ,,Abteilungen" lehnt der Verfasser ab - in den gesamten Arbeitsplan nach eindeutigen, Schreibarbeit sparenden Systemen vor. Er schafft eine weitverzweigte Symbolik, die auf Buchstaben und Zahlen nach den M e 1 w i 11 - D e w e y schen Dezimalzahlen beruht, unter Anwendung reicher mnemotech- nischer Hilfsmittel. Im Zentrum seiner Betrachtung steht das A r b e i t s b u r e a u, als die Seele des Betriebes, von dem aus die gesamte Arbeit vorbereitet, durch den Werkstattenauftrag ins Werk gesetzt, kontrolliert, geprtift, berechnet und abgenommen wird. Es ergibt sich eine aderordentlich weitgetriebene Zen- tralisation. Zur au5ersten Ausnutzung aller Arbeitsmittel, zur steten Oberwachung von einer Zentrale aus, dient die fur die wissenschaftliche Betriebsfuhrung typische A r b e i t s v e r t e i - 1 u n g s t a f e 1. Die Materialbewegung wird nicht durch Mar- kierungslinien auf dem Verteilungsblatt, sondern durch fldlauf- ahnliche Ubersichten und durch einen Herstellungsplan festge- legt, ein Verfahren, das sich auch fur die kompliziertesten Ar- beitsvorgange eignet. Dadurch wird wieder eine Beschleunigung des Materialflusses durch Werkstatt und Lager erreicht, ferner eine Zubringung des Materials zum Arbeiter. Das Z u s a m - m e n b a u v e r t e i I u n g 8 b 1 at t sorgf fur die Zusammenbau- arbeit, trotz einer bis auf die Spitze getriebenen Arbeitsteilung. Wandertische enwingen geradezu einen Fortlauf des Material- flusses und machen die Leitung fast unabhangig vom Leistungs- willen des Arbeiters. Diese Organisation der Arbeit kann naturlich nicht ohne genaue Zeit- und Bewegungsstudien auskommen, als Gmdlage fur den Lohn (Zeitakkordlohn mit oder ohne Zeitzulage), und um eine Zeitmessung, Zeifkontrolle und Fristensetzung des gel samten Fertigungsganges moglich zu machen. G.-M. 12 duktion. 312 S. Berlin 1924. Verlag V. D. I.

Michel, Arbeitsvorbereitung als Mittel der Verbilligung der Produktion. 312 S. Berlin 1924

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Page 1: Michel, Arbeitsvorbereitung als Mittel der Verbilligung der Produktion. 312 S. Berlin 1924

98. Jahzgmg Neue BUicher 507

Fall. Dmch Zusatz von Eisen und, zwar voni ~/lowooo mmg Eisen zu 10 cbm gereinigter Cysteinlosung wurde schon eine gut me13bare Beschlemigung der Oxydation erreicht. Da solche Eisenmengen mit den gebrauchlichen Reagenzien der analy- tischen Chemie nicht mehr nachweisbar sind, so konnte man leicht die BeteiLigung der Metalle an dem Vorgang iibersehen. Bekannt ist, da13 minimalee Blausauremengen die oxydierende Wirkung der Jodsaure auf organische Substanz hemmen. Auch hier haben gleichartige Versuche von W a r b u r g erwiesen, da13 diese Wirkung der Blausaure nichts anderes ist als ihre Einwir- kung auf Schwermetall. Welcher Art die Verbindungen zwischen BlausauTe m d Eisen sind, 1aBt sich allgemein nicht beantworten. Unwillkurlich denlit man dabei a n die bekannten komplexeii Verbindungen, die sich jedoch im lebenden Organismus nicht bilden konnen, da die Wirkung der Blauaure auf die lebende Substanz reversibel ist. Der Nachweis, da13 es sich hierbei um lockere Verbindungen zwischen Eisen und Blausaure handelt, ist W a r b u r g gelungen. Hemmt man die Reaktion einer eisen- haltigen Jodsaure auf Oxalsaure vollig durch Blaugure, so kann man die Reaktion wieder in Gang bringen, wenn man die ge- samte Blausaure durch einen blausaurefreien Luftstrom aus- treibt.

Mit Recht hebt also Prof. W a r b u r g am Schlusse seiner Ausfiihrungen hervor, daD derjenige Grad von Sicherheit er- reicht worden ist, der sich uberhaupt erreichen labt. Es steht fest, dai3 das Eisen der Sauerstoffiibertrager des Atmungs- fermentes ist, das Atmungsferment ist die Summe aller kata- lytisch wirksamen Eisenverbindungen, die in der Zelle vor- kommen. Lehnt man den Schlul3, den W a r b u r g gezogen hat, ab, so venichtet man darauf, ein groi3es Erscheinungsgebiet zu verstehen. Niemand kann heute die Lebensnotwendigkeit des Eisens, die Wirkungsweise der Blausaure anders erklaren als es hier geschehen ist und niemand kann ohne Zuhilfenahme voii Eisen die Erscheinungen der Atmung lrunstlich hervorrufen.

In seinen Dankesworten an Prof. W a r b u r g hob Geheim- rat W i 11 s t a t t e r hervor, wie wunderbare Anregungen in dem Vorgetragenen stecken. In doppelter Weise konne man heute an J u s t u s L i e b i g erinnern, der schon die heute geklarten Fragen angedeutet habe, und dessen Biiste heute in Walhalla ihren Einzug halte. Zwei Formen des Lebens mussen wir unterscheiden, da13 synthetisch aufbauende, das an Magnesium gebunden ist, das abbauende oxydative, das sich auf Eisai zuriickfuhren la13t. W a r b u r g s Arbeiten haben das Gebiet klargelegt, wo die Roue des Hamoglobins ihr Ende gefunden hat.

Neue Biicher. I Verzeichnis der Dr.-1ng.-Dissertationen der Deutsehen Tech-

nisehen Hochschulen, nebst Namen- und Schlagwortveneich, nis. Herausgegeben von B. W. N i e m a n n , Charlottenbwg.

Das vorliegende Verzeichnis ist von noch groi3erer Be- deutung fur Wissenschaft und Technik, als das im Jahre 1914 bei Jul. Springer von T r o rn 13 d o r f herausgegebene Ver- zeichnis der bis Ende 1912 an Technischen Hochschulen des Deutschen Reiches erschienenen Schriften; ist doch wahrend der letzten Kriegsjahre und vor allen Dingen wahrend der Infla- tionsjahre der D r c k der meisten Dissertationen unterbliebeii und nur von verhaltnismafiig wenigen ein Auszug in der Lite- ratur erschienen.

Die Leser dieser Zeitschrift werden sich ja in erster Linie fur den Abschnitt 8 ,,Theoretishe und technische Chemie" interessieren; aber auch in vielen andern Abschnitten sind Dissertationen vermerkt, die fur die in der Praxis stehendeii Fachgenossen von Wichtigkeit sind. Sehr nutzlich sind die beiden Verzeichisse am SchluS, in denen die Verfasser alpha- betisch und der Inhalt nach Schlagwortern geordnet sind. Ich habe mich durch eine Anzahl Stichproben davon uberzeugt, dai3 es mit Hilfe des letzteren Veneichnisses moglich ist, sich schnell und sicher davon zu uberzeugen, was auf bestimmten chemi- schen und technischen Gebieten von den Doktoranden gear- beitet worden ist. Ebenso niitzlich ist, da13 bei denjenigen Dissertationen, die in die Literatur ubergegangen sind, der be- treffende Nachweis zugefugt ist. Rassow. [BB. 59.1

Verlag Robert Kiepert. R.-M. 6

Michel, Arbeitsvorbereitung nls Mittel der Verbilligung der Pro-

Deutschland ist heute mehr denn je auf die Produktivitiit seiner Arbeit angewiesen, seit es durch Abtretung robstoff- reicher Gebiete und durch Zahlungen einen schweren Kampf um seine Existenz fiihrt. Soviel wir auch von neuen Erfindungen, neuen Arbeitsmitteln, Anwendung neuer Verfahren erwarten konnen, nicht zuletzt miissen auch wir jene Mittel anwenden, die die Mitbewerber des Auslandes, besonders Amerika, seit langem mit Erfolg gebrauchen und uns gegenuber konkumenzfiihig bleiben, trotzdem ihre Lohne das vier- bis funffache der unsrigen betragen. Die Unkostenminderung durch innerbetriebliche Or- ganisationsverbesserng, durch wissenschaftliche Betriebsfiih- rung mu13 von uns ohne Zogern und planmai3ig in Angriff ge- noninien werden. Es ist daher zu begriiaen, daS der V. D. I. clarauf beziigliche Schriften vorbereitet, von denen das vor- liegende ausgezeichnete Werk des Ingenieurs E. M i c h e 1 die erste ist.

Die Vorschlage, die der Verfasser hier macht, sind deswegen so wertvoll, weil sie unmittelbar aus der Praxis kommen. Den Verfasser leitet die Frage: was mu13 geschehen, um die unsicht- baren Faden, die zwischen Leitung und Ausfiihrung hin und her pendeln, die ,,Nerven" dea Betriebes so funktionieren zu lassen, da13 das Game einem organischen Zusammenspiel, einem gleich- mai3igen Ablauf weitgehend entspricht? Zum guten Teil will der Verfasser dieses durch eine nach wissenschaftlichen Gesichts- punkten durchgefuhrte eingehende A r b e i t s v o r b e r e i t u n g erreichen. Bei dieser Frage der Betriebsorganisation handelt es sich um eine Bereitstellung aller fur die Herstellung der Guter notigenMittel; der Zeichnungen, des Arbeitsplanes, desMaterials, der Werkzeuge und Maschinen und der dazugehorigen Arbeits- krafte, und alles in einer Weise, dai3 es automatisch ablaiuft, ohne Reibungen, ohne Zeitverlust. Dazu ist eine ungewohnlich lange Vorbereitung notig, aber im Endeffekt mu13 eine geringere Zeit sich ergeben, sonst ware der Arbeitsvorgang nicht wirt- schaftlicher organisiert als bisher. Mit einer eingehenden Vor- bereitung des Arbeitsvorganges ist naturgemiii3 eine Zunahme der Angestellten, der Kopfarbeiter verbunden. Darauf weist der Verfasser besonders hin. E r meint aber, dadurch wieder an Handarbeitern zu sparen, also eine Verschiebung in eine sozial hohere Stufe und damit eine sehr angenehme Nebenwirkung zu erreichen.

Die Organisation, die der Verfasser anstrebt, mu13 zunachst eine Verminderung der Schreibarbeit mit sich bringen, sonst wurde sie zur Uberorganisation fuhren. D a m nimmt er zu- nachst die Einordnung der verschiedenen Arbeitsmittel - die Einteilung nach ,,Abteilungen" lehnt der Verfasser a b - in den gesamten Arbeitsplan nach eindeutigen, Schreibarbeit sparenden Systemen vor. Er schafft eine weitverzweigte Symbolik, d ie auf Buchstaben und Zahlen nach den M e 1 w i 1 1 - D e w e y schen Dezimalzahlen beruht, unter Anwendung reicher mnemotech- nischer Hilfsmittel. Im Zentrum seiner Betrachtung steht das A r b e i t s b u r e a u , als die Seele des Betriebes, von dem aus die gesamte Arbeit vorbereitet, durch den Werkstattenauftrag ins Werk gesetzt, kontrolliert, geprtift, berechnet und abgenommen wird. Es ergibt sich eine aderordentlich weitgetriebene Zen- tralisation. Zur au5ersten Ausnutzung aller Arbeitsmittel, zur steten Oberwachung von einer Zentrale aus, dient die fur die wissenschaftliche Betriebsfuhrung typische A r b e i t s v e r t e i - 1 u n g s t a f e 1. Die Materialbewegung wird nicht durch Mar- kierungslinien auf dem Verteilungsblatt, sondern durch f ldlauf- ahnliche Ubersichten und durch einen Herstellungsplan festge- legt, ein Verfahren, das sich auch fur die kompliziertesten Ar- beitsvorgange eignet. Dadurch wird wieder eine Beschleunigung des Materialflusses durch Werkstatt und Lager erreicht, ferner eine Zubringung des Materials zum Arbeiter. Das Z u s a m - m e n b a u v e r t e i I u n g 8 b 1 a t t sorgf fur die Zusammenbau- arbeit, trotz einer bis auf die Spitze getriebenen Arbeitsteilung. Wandertische enwingen geradezu einen Fortlauf des Material- flusses und machen die Leitung fast unabhangig vom Leistungs- willen des Arbeiters.

Diese Organisation der Arbeit kann naturlich nicht ohne genaue Zeit- und Bewegungsstudien auskommen, als G m d l a g e fur den Lohn (Zeitakkordlohn mit oder ohne Zeitzulage), und um eine Zeitmessung, Zeifkontrolle und Fristensetzung des gel samten Fertigungsganges moglich zu machen.

G.-M. 12 duktion. 312 S. Berlin 1924. Verlag V. D. I.

Page 2: Michel, Arbeitsvorbereitung als Mittel der Verbilligung der Produktion. 312 S. Berlin 1924

Der Gedanke der innerbetrieblichen Organisation, wie ihn Verfasser fur mechanisch-technologische Betriebe entwickelt, er- scheint in aUen Industrien anwendbar. DaO die Mechanisierung und Taylorisierung ohne Grenzen auch ihre Schattenseiten hat, ist bekannt. Die in Deutschland so notwendig gewordene Neu- organiaation mil der geringsten Schadigung der Arbeiter zu er- reichen, ist das dabei zu losende Problem.

Das vorliegende Werk halte ich f u r eines der besten auf diesem Gebiete. Es ist auOerordentlich anregend und bringt praktische Vorschlilge, die fur jeden Betrieb verwendbar ge- macht werden konnen. Leitner. [BB. 131.1

Willy Marekwald zum sechzigsten Geburtstage, gewidmet von Freunden und Schiilern. 5. Dez. 1924. Verlag Chemie, G. m.

Eine Anzahl Schuler und Freunde haben sich zusammen- getan, um dem hochverdienten Forscher und Lehrer W.M a r c k - w a 1 d eine literarische Gabe zum sechzigsten Geburtstag dar- zubringen. Der Band wird eingeleitet durch eine Zusamrnen- stellung der wissenschaftlichen Veroffentlichungen M a r c k - w a 1 d s , die uns einen Uberblick iiber das vielseitige Schaffen des Jubilars gibt. Daran schliel3en sich folgende Beitrage:

v. W a r t e n b e r g , H., Ober Osmiumtetroxyd. Mit 2 Fig. im Text. E u c k e n , A,, Uber die Dissoziationswarme der Sauerstoff- und Stickstoffmolekiil. Mit 1 Fig. im Text. H a h n , 0.. Das Emanierungsvermiigen feinverteilter Niederschlage als Mittel zur Priifung von Oberflachenanderungen. Mit 8 Fig. irn Text. W o h l , A. und P r i l l , A., Ober Arecolon- und N-Methyl-amino-pipecolin. L e u c h s , H. und D z i e n g 1 , A., Ober die Methylierung des Phloroglucindicarbonsaureesters. R o s e n h e i m , A. und L e h rn a n n , F., Uber innerkomplexa Berylate. T r a u b e , W. und F i s c h e r , W., Ober die Amino- dioxyvalerinsiiure. B o d e n s t e i n , M., Ein Beitrag zur Thmrie der katalytischen Hydrierung durch Platin. M e y e r , R. J . und N a c h o I d , H., Die Sulfate des vierwertigen Urans. Mi t 1 Fig. im Text. V o 1 m e r , M., Uber die Existenz des Oxonium- perchlorats. Mit 2 Fig. im Text. G i i n t h e r , P. und W i 1 c k e. G., Uber eine rontgenspektroskopische Methode zur quantitativen chemischen Analyse. Mit 2 Fig. im Text. D e i - n e s , 0. v., Zur Kenntnis der Wasserstoffpersulfide.

Man erkennt, daB die Festgaben teils den Gebieten der organischen Chernie entshmmen, die Ma r c k w a I d in frijhe- ren Jahren bevonugte, besonders aber den Gebieten der radio- aktiven Erscheinungen und der physikalischen Chemie, denen er sich neuerdings rnit grohrn Erfolge zugewandt hat. Auf dem einen wie dern andern erhoffen wir von dem eifrigen Forscher noch so manche reife Frtichte beschert zu erhalten.

Zum Neuban dee Kredits. Von Pro!. W. M a h l b e r g . 58 S.

Mahlberg bietet nicht eine systernatische Behandlung der heute so aktuellen Kreditfrage, vielmehr acht kleine Aufsatze uber den Kredit, deren Vberschriften ich hier wiedergebe: der strangulierte Kredit; der iiberteuerte Kredit; d ie Desorganisa- tion auf dern Kreditrnarkte; die kreditwirtschaltliche Denkein- stellung; iiber die privatwirtschaftliche, iiber die volkswirtschaft- liche Seite des Kredits; Vorschliige zur Hebung des Kredits; die deutsche Golddiskontbank.

Es beriihrt aufierordentlich wohltuend, wie frisch und drauf- giingerisch Mahlberg hier die Kreditfrage anfaat, wie er den Banken, die sich ihre Garantiefunktion so teuer bezahlen lassen, ihre eigentiimliche, auf einem Monopol beruhende Mwtalitat vor- halt, ebenso aber auch den Industrie- und Handelsverbbden, die in ihren Lieferungs- und Zahlungsbedingungen noch irnmer groteske Beispiele des Denkens in ,,Papierrnark" zeigen, trotz- dem die Markstabilisierung liingst andere Verhaltnisse geschaffen hat. Erkenntnis dieser falschen Denkweise ist schon ein Schritt zur Besserung der Kreditfrage. Die Banken haben sich sehr spat zur ,,Wertbestandigkeit" bekannt, rnit der der Kredit steht und fiillt, und mit ihm die heutige auf Geld und langfristige Ver- trage aufgebauteVolkswirtschaft. Staat, Recht undRechtsprechung haben unverstandlich lang auf der Fiktion M = M bestanden und dadurch die Wirtschaft dernoralisiert, wie sie heute mit der Auf- wertungsfrage die Wirtschaft immer wieder beunruhigen. Die anorrnalen Verhaltnisse auf dern Geld- und Kapitalmarkt ?uhrt Mahlberg nicht so sehr auf die Kapitalknappheit als auf die zu

b. II., Leipzig-Berlin. .M 4,-

Rassow. [BB. 1.1

Leipzig 1924. Verlag G. A. Gloeckner. G.-M. 2,40

hohe Zinsepanne der Banken, die Hamsestimmung auf dem Kreditmarkt zuriick. Zur Hebung des Kredits verlangt e r vor allem Rechtssicherheit, Xquivalenz von Leistung md Geqen- leistung, Bereinigung des kreditwirtschaftlichen Denkens der Banken und der Wirtschaflsverbande, Bereitwilligkeit zur Kredit- gewahrung, Heranziehung des auslandischen Kapitals durch ge- niigende Anreize, Ausgestaltung des Wechselpensionsgeschafts, Verbesserung der Auskunftsbureau, erweiterte Tatigkeit der Kreditversicherungsgesellschaften (als Konkurrenten der Banken).

Es ist Mahlberg fast durchweg zuzustimmen, seIbst dorf, wo er mit seiner Meinung von der landlauflgen abweicht. DaB er etwas einseitig schreibt, z. B. w e m er die Kreditfrage zum groaten Teil eine Bildungsfrage nennt, ist vielleicht auch aus seiner jetzigen Umgebung mit ihren geordneten Kreditverhait- nissen (Schweden) zu verstehen.

Es ist nicht zu vergessen, dai3 zu einem auf MiDtrauen be- ruhenden Denken geniigende Grundlagen vorhanden sind. Ein Land, das so ausgesogen ist, und dessen ruhige Entwicklung durch so v i d e Faktoren gehemmt wird, ist kein fruchtbarer Boden fur das so zarte Pfliinzchen Kredit, das nur in vertrauens- wurdiger Almosphare gedeihen kann. In den letzten Monaten ist schon vieles besser geworden. Mit zunehmender Sicherheit wird auch eine Wiederkehr des Vertrauens in die Wahrung und auch der Wiederaufbau des Kredits stattfinden.

Leitner. [BB. 134.1

Die Kriminalitiit bei der Post. Von Postrat 0. H a r d e r und Dr. A. B r u n i n g , mit 80 Textabbild. Verlag von Wilh. Ernst & Sohn. Berlin 1924. Geh. R.-M. 7,50; geb. R.-M. 0

Ein Bueh, das rnit umfassenden Kenntnissen der Falseher- kunste auf dem Gebiete des Postwesens verfaDt ist. Sowohl die Benutzung der physikalischen Hilfsmittel, wie auch die chemischen Methoden (zur Entdeckung von Falschungen un3 andern Betrugsarten) sind anschaulieh geschildert Da der Untersuchungschemiker au! vielen andern Gebieten rnit ana- logen Prufungen von Papier und Schreibrnaterialien, von Kleb- stoffen, Siegellack, Bindfaden u. dgl. zu tun hat, wird e r sich gern die Erfahrungen so erprobter Spezialisten, wie es die Verfasser sind, zunutze machen. Durch eine g r o k Anzahl von sehr instruktiven Lichtbildern werden die optischen Methoden zum Nachweis der genannten Verbrechen dem Leser vor Augen gefufift. Mit Bedauern lesen wir, daD die Zahl der Diebstahle von Geld- und Einschreibebriefen gegenwartig noch im Zuneh- men ist. Urn so wichtiger ist, da8 die Chemiker erfahren, was aie tun konnen, um solche Verbrechen aufzudecken, anderseits aber auch, axis man bei der Pf i fung der ,,corpora delicti" unter- lassen muD, um nicht die Verfolgung der Verbrecher zu er- schweren oder gar unmoglich zu machen.

Jebannsen, Dr. Otto, G e s c h i c h t e d e s E i s e n s. Im Auf- trage des Vereins Deutscher Eisenhuttenleute gemeinver- stindlich dargestellt. 4', VIII, 246 S., 221 Abb. Dtisseldorf 1924. Verlag Stahl und Eieen, Diisseldorf.

Geb. in Halbpergament R.-M 20 Die bekannte, in zwolf Auflagen erschienene gemeinfaf3-

liche Darstellung des Eisenhiittenwesens verdankt ihre Ent- stehung und Besorgung dem Verein Deutscher Eisenhiitten- leute. Derselbe Verein hat auch die Herausgabe der vorliegen- den ,,Geschichte des Eisens" in gemeinverstandlicher Darstel- lung veradaDt und damit Dr. J o h a n n s e n betraut, der be- reits durch eine groBere Anzahl geschicbtlicher Untersuchungen auf dem Gebiete der Eisentechnik sich a18 anerkannter Forscher erwiesen h a t In der deutschen Literatur existiert nun zwar schon die grot3 angelegte ftinfbiindige ,,Geschichte des Eisens" von L. B e c k , die im Auslande kein Gegenstiick aufweist; diese Fundgrube an geschichtlichen Daten geht aber eehr in die Einzelheiten und ist nur f i r den Spezialfachmann verwendbar. Es war also ein gliicklicher Gedanke, den Werdegang eines so wichtigen Industriezweiges, wie den der Eisentechnik, deren EinfluB a d die Geschicke der Menschheit noch Iange nicht ge niigend gewiirdigt wird, gerneinverst%ndlich darstellen zu lassen, so dab sich jetzt sowohl die Hiittenleute im allgemeinen, wie narnentlich auch gebildete Laien gem mit diesen, teilweise auch kultur- und kunstgeschichtlich wichtigen Dingen beschaf- tigen werden. J o h a n n s e n hat seine Aufgabe glanzend ge-

Rassow. [BB. 103.1