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Enthusiasmus von Martin Zenhäusern ([email protected] ) Wie bekannt, gibt es in den Vereinigten Staaten von Amerika so genannte „Challenger-Schulen“. Challenger kommt vom gleichnamigen Raumfahrtschiff der NASA. Challenger-Schulen sind genauso eingerichtet wie ein Raumschiff. In diesem Raumschiff können die Schulkinder Physik, Chemie und Informations-Technologie lernen. Sie gehen in einem Umfeld zur Schule, das sie begeistert, das sie von Science-Fiction-Filmen her kennen. Daraus erwächst ein Enthusiasmus für Neues, für Fortschrittliches, der häufig bis in die Berufsausbildung hinein anhält. Die USA verfügen deshalb über genügend Ingenieure, die sich ausbilden lassen, um in einer Disziplin oder in einem Umfeld etwas zu bewirken, das sie bereits als Schulkinder kennen und schätzen gelernt haben. In Europa gibt es zu wenige Luftfahrt- und vor allem Raumfahrt-Ingenieure. Liegt es daran, dass die Jugend zu wenig begeistert wird für Dinge, die sinnvoll sind und mit denen man sich gerne vertieft auseinander setzen möchte? Werden genügend Anreize geschaffen? Oder Träume geweckt, die später in einer entsprechenden Berufsausbildung gipfeln und der Wirtschaft zugute kommen? Was für Ingenieure gilt, kann auch für andere Berufsgruppen gelten. Was Enthusiasmus und Begeisterung zustande bringen, erleben wir immer wieder im persönlichen Umfeld. Und auch im Sport. Wenn eine kleine Nation wie die Schweiz im Konzert der Grossen mithalten kann, so wie an der Fussball-WM bewiesen, dann ist dies ein Indiz dafür, dass sich etwas bewegt. Wenn die Freude über die Teilnahme der Enttäuschung weicht, dass wir noch viel mehr hätten erreichen können, dann ist dies die richtige Einstellung: Nicht mehr mit dem Minimalen zufrieden sein, sondern nach Höherem streben. Die Begeisterung, die heute geweckt wird, wird viele Jugendliche animieren, im Sport mehr zu tun als sich nur ein wenig zu bewegen. Sie wird dazu animieren, dass sich viele Jugendliche an ihren Idolen orientieren und ihnen nacheifern wollen. Wenn die Schulen es schaffen, so spannend und ansteckend im positiven Sinne zu wirken, wie die oben genannten Challenger-Schulen, dann werden Interessen geweckt, welche Sinn stiften und Sinn machen. Für alle. Wer Ziele setzt, die als unerreichbar gelten, kann seine Grenzen ausweiten und durchbrechen. Dies geschieht zur Zeit bei der NASA, wenn sie davon spricht, dass ab 2020 die Landung auf dem Mars erfolgen soll. Zuvor will sie jedoch auf den Mond, damit die jungen Ingenieure Erfahrungen sammeln und Experimente durchführen können, welche dann für das viel höhere Ziel – die Landung auf dem Mars – zur Anwendung kommen. Wer mit den „alten Hasen“ der NASA spricht, hört von ihnen: „Wir werden das schaffen.“ Wer möchte daran zweifeln, wenn man ihren Enthusiasmus und ihre Begeisterung spürt? Noch etwas: Nicht alle Prognosen bewahrheiten sich. Es gibt deren viele, die schon beinahe legendär sind. Wie zum Beispiel: Wilbur Wright (Flugpionier), 1901: “In den nächsten 50 Jahren wird kein Mensch fliegen.” Oder Gottlieb Daimler: „Es werden höchstens 5000 Fahrzeuge gebaut werden. Denn es gibt nicht mehr Chauffeure, um sie zu steuern.“ Ein letztes: Die US-Zeitschrift Popular Mechanics, 1949: „Die Computer der Zukunft werden vielleicht nur noch 1,5 Tonnen wiegen.“ Da wird einem leicht ums Herz.

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Enthusiasmus von Martin Zenhäusern ([email protected]) Wie bekannt, gibt es in den Vereinigten Staaten von Amerika so genannte „Challenger-Schulen“. Challenger kommt vom gleichnamigen Raumfahrtschiff der NASA. Challenger-Schulen sind genauso eingerichtet wie ein Raumschiff. In diesem Raumschiff können die Schulkinder Physik, Chemie und Informations-Technologie lernen. Sie gehen in einem Umfeld zur Schule, das sie begeistert, das sie von Science-Fiction-Filmen her kennen. Daraus erwächst ein Enthusiasmus für Neues, für Fortschrittliches, der häufig bis in die Berufsausbildung hinein anhält. Die USA verfügen deshalb über genügend Ingenieure, die sich ausbilden lassen, um in einer Disziplin oder in einem Umfeld etwas zu bewirken, das sie bereits als Schulkinder kennen und schätzen gelernt haben. In Europa gibt es zu wenige Luftfahrt- und vor allem Raumfahrt-Ingenieure. Liegt es daran, dass die Jugend zu wenig begeistert wird für Dinge, die sinnvoll sind und mit denen man sich gerne vertieft auseinander setzen möchte? Werden genügend Anreize geschaffen? Oder Träume geweckt, die später in einer entsprechenden Berufsausbildung gipfeln und der Wirtschaft zugute kommen? Was für Ingenieure gilt, kann auch für andere Berufsgruppen gelten. Was Enthusiasmus und Begeisterung zustande bringen, erleben wir immer wieder im persönlichen Umfeld. Und auch im Sport. Wenn eine kleine Nation wie die Schweiz im Konzert der Grossen mithalten kann, so wie an der Fussball-WM bewiesen, dann ist dies ein Indiz dafür, dass sich etwas bewegt. Wenn die Freude über die Teilnahme der Enttäuschung weicht, dass wir noch viel mehr hätten erreichen können, dann ist dies die richtige Einstellung: Nicht mehr mit dem Minimalen zufrieden sein, sondern nach Höherem streben. Die Begeisterung, die heute geweckt wird, wird viele Jugendliche animieren, im Sport mehr zu tun als sich nur ein wenig zu bewegen. Sie wird dazu animieren, dass sich viele Jugendliche an ihren Idolen orientieren und ihnen nacheifern wollen. Wenn die Schulen es schaffen, so spannend und ansteckend im positiven Sinne zu wirken, wie die oben genannten Challenger-Schulen, dann werden Interessen geweckt, welche Sinn stiften und Sinn machen. Für alle. Wer Ziele setzt, die als unerreichbar gelten, kann seine Grenzen ausweiten und durchbrechen. Dies geschieht zur Zeit bei der NASA, wenn sie davon spricht, dass ab 2020 die Landung auf dem Mars erfolgen soll. Zuvor will sie jedoch auf den Mond, damit die jungen Ingenieure Erfahrungen sammeln und Experimente durchführen können, welche dann für das viel höhere Ziel – die Landung auf dem Mars – zur Anwendung kommen. Wer mit den „alten Hasen“ der NASA spricht, hört von ihnen: „Wir werden das schaffen.“ Wer möchte daran zweifeln, wenn man ihren Enthusiasmus und ihre Begeisterung spürt? Noch etwas: Nicht alle Prognosen bewahrheiten sich. Es gibt deren viele, die schon beinahe legendär sind. Wie zum Beispiel: Wilbur Wright (Flugpionier), 1901: “In den nächsten 50 Jahren wird kein Mensch fliegen.” Oder Gottlieb Daimler: „Es werden höchstens 5000 Fahrzeuge gebaut werden. Denn es gibt nicht mehr Chauffeure, um sie zu steuern.“ Ein letztes: Die US-Zeitschrift Popular Mechanics, 1949: „Die Computer der Zukunft werden vielleicht nur noch 1,5 Tonnen wiegen.“ Da wird einem leicht ums Herz.