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Herbst 2016 Ausgezeichnet mit dem Kurt-Wolff-Preis 2012 Mirko Bonné / Michael Buselmeier Imraan Coovadia / Bela Chekurishvili Carole Feuerman / Andy Fierens / Paul Goesch Kai Gutacker / Silvia Izi / Gudrun Kemsa Lyrik-Taschenkalender 2017 Ossip Mandelstam / Bodo Niederprüm Sammlung Prinzhorn / Katharina Schultens Ré Soupault / Veronika Veit VERSschmuggel: Niederlande & Flandern Zwiesprachen – Lyrik Kabinett

Mirko Bonné / Michael Buselmeier Imraan Coovadia / Bela ... · Ausgezeichnet mit dem Herbst 2016 Kurt-Wolff-Preis 2012 Mirko Bonné / Michael Buselmeier Imraan Coovadia / Bela Chekurishvili

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Ausgezeichnet mit demKurt-Wolff-Preis

2012

Mirko Bonné / Michael Buselmeier Imraan Coovadia / Bela Chekurishvili

Carole Feuerman / Andy Fierens / Paul Goesch Kai Gutacker / Silvia Izi / Gudrun Kemsa

Lyrik-Taschenkalender 2017 Ossip Mandelstam / Bodo Niederprüm

Sammlung Prinzhorn / Katharina Schultens Ré Soupault / Veronika Veit

VERSschmuggel: Niederlande & Flandern Zwiesprachen – Lyrik Kabinett

Literatur | Reportage

Ré Soupault Katakomben der Seele

Eine Reportage über West-deutschlands Vertriebenen- und

Flüchtlingsproblem 1950Hg. Manfred Metzner64 Seiten, gebunden,

mit Fotos und DokumentenEUR 17,80 (D), 18,30 (A)

ISBN 978-3-88423-546-1ebook ISBN 978-3-88423-547-8

9 783884 235461

Ré Soupault Katakomben der SeeleEine Reportage über Westdeutschlands Vertriebenen- und Flüchtlingsproblem 1950

Ré Soupault verfasste 1950 ihre letzte Fotoreportage - in den 1930er/40er Jahren hatte sie für französische Zeitungen Bildreportagen gemacht - unter dem Titel “Westdeutschlands Vertriebenen- und Flüchtlingsproblem”.Seit 1928 in Frankreich lebend, war sie 1938 mit ihrem Mann Philippe Soupault nach Tunis gekommen. Von dort konnten beide im November 1942 vor General Rommels Nazitruppen, die schon den Flugplatz von Tunis bombardierten, in letzter Sekunde mit dem letzten Auto-bus, der Tunis verließ, fliehen. Ré und Philippe erreichten Algerien, von dort gelangten sie spä-ter über Marokko in die USA. Nach Kriegsende lebte Ré Soupault in New York und verdiente ihr Leben mit Zeichnungen und Reiseberichten. Nach ihrer Rückkehr aus New York lebte sie ab 1948 in der Schweiz und arbeitete als Übersetzerin und Journalistin. Unter großen Schwie-rigkeiten erstand sie Ende der 1940er Jahre auf dem Schwarzmarkt in Berlin für 25 Stangen amerikanischer Zigaretten eine Rolleiflex-Kamera 6x6, da sie bei ihrer Flucht aus Tunis ihre gesamte Fotoausrüstung zurücklassen musste.Im September 1950 reiste sie nach Schleswig-Holstein, Niedersachsen und nach Bayern, um sich einen Überblick über die Situation von Flüchtlingen und Vertriebenen zu verschaffen. Sie besuchte u.a. die Flüchtlingslager Friedland, Dachau und Geretsried und führte Ge-spräche mit den Verantwortlichen der Lager, mit Politikern und mit vielen Flüchtlingen und Vertriebenen. Sie beschreibt die erschütternden Zustände in Massenunterkünften, berichtet über neue Flüchtlingssiedlungen, schreibt über Verlust der Heimat und die Hoffnungen für einen Neuanfang. Berichtet über die am Tag der Heimat 1950 verkündete “Charta der deutschen Heimatvertrieben” und über die Wahlerfolge der Partei BHE (Bund der Heimatvertriebenen und Entrechteten). Ihre Reportage wollte sie in der amerikanischen Presse veröffentlichen, diese war aber nicht interessiert. Auch die Neue Zürcher Zeitung lehnte ihre Beiträge mit der Begründung ab, in der Zeitung seien schon alle notwendigen Informationen zu diesem Thema erschienen. Gleichzeitig lobte die NZZ Ré Soupault für diese “bewundernswerte” Reportage.Wer heute diese Reportage liest, kann dieses Urteil nur teilen. Ré Soupaults Text ist von besonderer Klarheit, an Fakten orientiert und gleichzeitig ein bewegendes Zeit-Zeugnis einer Frau, die 1928 Deutschland verlassen hatte und danach nur noch für kurze Besuche dorthin zurückkehren wird. Ihre Fotografien schließen an ihr großes fotografische Werk aus den 1930/40 Jahren an. Und ihr Text ist erschreckend aktuell im Vergleich zu den heutigen Repor-tagen über das Schicksal der Flüchtlinge aus Afrika und Syrien.

Ré Soupault, geboren 1901 als Erna Niemeyer in Pommern, arbeitete be-reits während ihres Studiums 1921-1925 am Bauhaus in Weimar mit dem Avantgardisten Eggeling an dessen Experimentalfilm »Diagonal-Sympho-nie«. Über ihren Mann, dem Dadaisten und Filmkünstler Hans Richter lernte sie u.a. Man Ray und Sergeij Eisenstein kennen. Sie ging 1929 nach Paris, wo sie ihr erstes eigenes Modestudio »Ré Sport« einrichtete. Im Kreis der Pariser künstlerischen Avantgarde traf sie Phillipe Soupault. Mit ihm unternahm sie ab Mitte der dreißiger Jahre zahlreiche Reisen durch Euro-

pa und Amerika, wo sie seine Reportagen fotografisch begleitete. Seit 1946 wieder in Europa, arbeitete sie als Übersetzerin (u.a. André Breton, Philippe Soupault) und Rundfunkautorin. Sie starb 1996 in Paris.Manfred Metzner, lebt als Verleger, Autor und Ausstellungs-Kurator in Heidelberg. Von 2000 bis 2010 Vorsitzender der Kurt-Wolff-Stiftung zur Förderung einer vielfältigen Literatur-und Verlagsszene (Leipzig). Herausgeber und Nachlassverwalter des Werks von Ré Soupault. Zuletzt: »Ré Soupault – Das Auge der Avantgarde.« (2015)

Foto Ré Soupault, Flüchtlingsgemeinde Geretsried/Bayern, 1950 Ré Soupault in Friedensdorf bei Valllried/Bayern, 1950

Kai Gutacker

Erzählungen

WUNDERHORN

Literatur | Erzählungen / Debut

Kai GutackerNacht auf die Handfläche

Erzählungenca. 140 Seiten, gebunden

ca. EUR 18,80 (D), 19,40 (A)ISBN 978-3-88423-544-7

ebook ISBN 978-3-88423-548-5Erscheint im August 2016

9 783884 235447

Kai GutackerNacht auf die HandflächeErzählungen

Nachtcroupière im Casino, Ärzte in Brasilien, ein Literaturprofessor, ein Formel-1-Fahrer und viele andere unscheinbare und exzentrische Menschen bewohnen die Exotik des Alltags, bringen sich absichtlich in Ausnahmesituationen oder geraten hinein, während sie versuchen, Veränderungen aus dem Weg zu gehen. Ob in Südamerika, Russland oder Deutschland, ob in augenblickhaften Ausschnitten oder größeren Zeiträumen – Gutacker gelingt es, außerge-wöhnliche Konstellationen detailliert vor Augen zu führen, die sich am Rande des psychischen oder physischen Absturzes bewegen oder direkt in den Abgrund weisen.Die lose miteinander vernetzten Erzählungen widmen sich Begebenheiten, die das Fantasti-sche im scheinbar Gewöhnlichen offenbaren. Sie folgen den Figuren auf die abschüssige Ebene ihrer Einsamkeit. Darauf sind ihre Begegnungen immer gefährdet, den Drift ins Fiasko oder in die Komödie des jeweiligen Charakters zu beschleunigen. Die temporeich erzählten Geschichten entfalten verschiedene Perspektiven, innerer Monolog und diskrete Beschreibung eines Werdegangs wechseln einander ab. Die Nacht bildet ein Leitmotiv, in den durchwach-ten Nächten scheint sich die Zeit zu dehnen, Auswege rücken in weite Ferne, Vergnügungen wachsen sich zu Katastrophen aus, manchmal ist ein kleines leuchtendes Display das einzige Fenster, an dem wir warten.

»Der DJ auf seinem Pult bewegte sich im Takt seiner Musik, einer Mischung aus Trance, House, 90ern und ganz Exotischem, einmal kam eine Electro-Version von Kalinka mit unangenehm hohen und zerschnittenen Frauenstimmen. Bei einigen der Stü-cke bekam Pohl Lust zu tanzen, ging den Rhythmus mit dem Fuß mit, konnte sich aber nicht durchringen, in die Menge zu gehen. Die unzähligen in die Luft gehobenen Arme kamen ihm vor wie ein Teppich aus gleichmäßig wogenden Algen irgendwo in einer lichtschluckenden Tiefe. Er sog am Strohhalm, schwenk-te das Glas, dass die schwimmenden Eisstücke aneinander stießen und -rieben, und schaute umher. Fühlte sich müde. Er klopfte sich über das Jackett, obwohl er keinen Staub darauf sehen konn-te – einfach, um irgendetwas zu tun.

Schließlich kam Falco. An der schönen blauen Donau; dann das telefonische Piepsen aus den Achtzigern. Das zog ihn ein we-nig hoch. Wenn das nicht der richtige Moment war, dachte Pohl, würde wohl keiner mehr kommen.

Auf der Tanzfläche bildet sich sofort eine Traube um ihn, zöger-lich hebt er erst das eine, dann das andere Bein, schiebt die Hüfte vor, seine Hände ballen sich zu Fäusten, Stella sitzt in Rio, Stella liegt in Tokio – er, halb sich selbst zwingend, den Takt zu halten. Die Umstehenden tanzen ihn an, eine Frau versetzt ihren Ober-körper in schlangenähnliche Bewegungen, zwei andere, offenbar ihre Freundinnen, applaudieren im Takt. Auch dem DJ entgeht sein prominenter Tänzer nicht – Pohl selbst hat den Eindruck, was er da abliefert, musste hölzern und unbeholfen wirken. Two, one, zero. Der Alarm ist rot. Die akzentuierte, selbstsichere Stimme. Der Chor im Refrain. Pohl wird durchhalten müssen…«»Sie blieb im Bett liegen und sah sich wahllos die Wiederho-lungen alter Sitcoms mit dem deutschsynchronisierten Geisterla-chen an, starrte auf Werbeblöcke für Kleinwagen, Browsergames und Hygieneprodukte für die aktive Frau von heute. Der Gedan-ke an Essen erregte Übelkeit in Conny und sie zog nichts anderes an als Pyjamas.

Die Idee mit dem Spiel kam ihr ziemlich früh, nicht erst durch die Fernsehwerbung, aber es vergingen Tage, bis sie schließlich online ging und sich Spielzeit kaufte. Eine halbe Stunde später – sie hatte das neueste Update herunterladen müssen – war sie im Charaktermenü. Dort, wo die Grenzen am durchlässigsten wa-ren, sah sie Nara aus ihren bernsteinfarbenen Augen an. Halb Frau, halb Stier, angetan mit ledernen Roben, auf denen sich Wurzeln und grüne, speerspitze Blätter rankten.

Conny betrat die Spielwelt. Sie öffnete das Sozialmenü, die Namen in der Liste blinkten gelb auf. Zwei hatten sie bereits an-geschrieben, fragten, ob sie und ihr Bruder jetzt wieder zurück seien; ihnen antwortete sie zuerst und erhielt darauf verlegene Nachrichten mit vielen Pünktchen…«

Kai Gutacker, 1990 in Offenbach geboren, wuchs in Niddatal im Wet-ter aukreis auf. An der Humboldt-Universität zu Berlin studierte er Deutsche Literatur, Kulturwissenschaft und Europäische Literaturen. 2008-2010 war er Jahressieger beim lyrix-Wettbewerb. Es folgten verschiedene Veranstaltungen mit dem Deutschlandradio sowie Veröffentlichungen in den lyrix-Anthologien. 2014 nahm er an Juri Andruchowytschs Lyrikprojekt »Erfundene Dichter« teil und bereiste im Rahmen der daran geknüpften Lesereise die Ukraine. Nacht auf die Handfläche ist seine erste Buchpublikation.

Kai Gutacker

Erzählungen

WUNDERHORN

Nacht auf die Handfläche

9 783884 235331

AfrikAWunderhorn | Südafrika

Imraan CoovadiaVermessenes Land

RomanAus dem Englischen

von Susann Urbanca. 400 Seiten, gebunden

EUR 26,80 (D), 27,60 (A)ISBN 978-3-88423-533-1

Ebook 978-3-88423-534-8Erscheint im August 2016

Imraan CoovadiaVermessenes LandRoman

Imraan Coovadias neuer Roman spannt einen Bogen von einer Internatsschule im Natal der 1970er Jahre, über sowjetische Spione im London der 1980er, dem Rugby Weltcup 1995 und der Fußballweltmeisterschaft 2010 in Südafrika bis zu den gegenwärtigen politischen Ränkespie-len im Parlament von Pretoria. Vermessenes Land erzählt von zehn Tagen im Leben Südafrikas, die über vier Jahrzehnte von 1970 bis 2010 verteilt sind, in denen aus Südafrika ein anderes Land wurde, wie die große Welt in das Leben von wichtigen und ganz gewöhnlichen Südafri-kanern eindringt und es auf den Kopf stellt. Wie Gewalt, Befreiung und Politik bis ins tiefste Innere der Charaktere vordringen und ihre Spuren hinterlassen. Die von Coovadia sorgfältig und mit großer sprachlicher Präzision ineinander verwobenen Geschichten erzählen von unterschiedlichen Zeiten und Herausforderungen. Ein Kaleidoskop südafrikanischer Wirk-lichkeiten, in dem sich fiktive Charaktere mit realen Personen mischen. Politiker, Philosophen, Schriftsteller, Freiheitskämpfer, Diebe, Bewahrer und Verräter bevölkern dieses so wichtige Buch, das tiefe Einblicke darüber gibt, wie das Land am Kap sich von der Apartheid befreite und durch eine schwierige Umwandlung stolpert, deren Tempo seine Menschen oft nicht standhalten können. 1971 wechselte Südafrika vom englischen Maßsystem zum – wie manche behaupten – ge-naueren metrischen System. So, wie ab da Straßen vermessen oder Flüssigkeiten gemessen wurden, begann die Apartheid-Regierung nun auch den Wert von Menschen noch genauer an ihrer Hautfarbe zu messen. Coovadias Geschichten vermessen und handeln von einem kontrollierten und bürokratischen Südafrika. Ein bewegendes Buch über die Zeit des südafri-kanischen Übergangs von 1970 bis 2010, von den Gräueln der Apartheid bis zu den unsicheren Zeiten der Gegenwart. Die zehn Geschichten tragen den Geist aller für Südafrika wichtigen geschichtlichen Momente in sich und stellen dabei die Leben einiger Menschen in den Mittel-punkt, deren Geschichten wiederum kunstvoll-komplex miteinander verwoben sind.

»In bestechender Prosa und einem guten Auge für die Details lässt Tales of the Metric System den Leser mit dem Gefühl zurück, sich auf eine Reise in das Vertraute gemacht und dabei etwas völlig Neues entdeckt zu haben.« Aminatta Forna

»Coovadia schreibt brillant.« Daily News

»Voll an provokativen Einblicken.« Vikas Swarup

»Zischt und platzt wie ein Feuerwerk.« Keith Mille

Imraan Coovadia ist in Durban, Südafrika geboren, studierte in Yale, lebte abwechselnd in New York und Durban und lehrt heute an der University of Cape Town Literaturwissenschaft und creative writing. In deutscher Übersetzung erschien bereits sein Roman Gezeitenwechsel (Wunderhorn, 2011). Susann Urban arbeitet nach dem Studium der Ger-manistik, vielen lehrreichen Jahren im Buchhandel und anderswo als Lektorin und Übersetzerin u. a. von John Steinbeck, Nuruddin Farah, Lola Shoneyin und Nadifa Mohamed.Indra Wussow, Herausgeberin der Reihe AfrikAWun-derhorn, studierte Literaturwissenschaft, lebt in Johannesburg/Südafrika und auf Sylt. Sie arbeitet als Autorin, literarische Übersetzerin und Kuratorin für verschiedene internationale Einrichtungen. Ein Schwerpunkt ihrer Arbeit liegt im Dialog zwischen Wissenschaft und Kunst. 2002 gründete sie auf Sylt die von ihr geleitete Stiftung kunst:raum sylt quelle. 2008 eröffnete die Stiftung eine Dependance in Johannesburg, das Jozi art:lab.

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Reihe für zeitgenössische afrikanische LiteraturHerausgegeben von Indra Wussow

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ver-messenes

Landroman

»In der Stadt parkte sie in der Nähe von Greenacres. Einige Verkäuferinnen mit Nadeln zwischen den Lippen zogen die Schaufensterpuppen neu an, steckten die Kleider fest. Irgendet-was an den Drahtgestellen und den dicken Pinselstrichen, die auf den mehligen Gipsarmen sichtbar waren, verstörte Anne. Diese Puppen brachten Unglück, sie würden das Auto mit einem Fluch belegen. Nach ihrem Gespräch mit Edward Lavigne wäre sie ih-rer Gesellschaft ausgeliefert, bis der vertraute rote Lastwagen der Automobile Association käme.

Sie musste sich beeilen und Paul retten, der mit Alkohol auf dem Schulgelände erwischt worden war. Curzon College war sehr streng bei derartigen Vergehen. Je nachdem welches Mitglied des Schulbeirats, dessen Sprecher Lavigne war, die Entscheidung fällte, konnte die Strafe drakonisch ausfallen, beispielsweise Schulausschluss für das gesamte Herbsttrimester. In einem seiner Briefe hatte Paul geschrieben, für Mr Lavigne komme in Curzon College Pünktlichkeit gleich nach Gottesfurcht. Eine zwanzig-minütige Verspätung würde einen äußerst ungünstigen Eindruck hinterlassen.

Anne ging an Telefonzellen vorbei, die von Weißen belegt wa-ren. Der Zeitungshändler drapierte mit bis über die Ellbogen hochkrempelten Ärmeln seine ausländischen Presseerzeugnisse. In den Läden wurden Schilder und Flaggen verkauft, auf denen die Provinz Natal als letzte Bastion des British Empire gepriesen wurde. Als Schmiede des Empire zog Curzon College die Söhne von Fabrikbesitzern und Farmern aus den Natal-Midlands an, die ihre Erzeugnisse nach Großbritannien exportieren – Mitglie-der der United South African Party, die mit dem Gedanken spiel-ten, den einen oder anderen gebildeten Bantu, Rechtsanwalt und Bankmanager aus Durban in ihre erlauchten Kreise aufzuneh-men. Erblickte ein Sohn aus ihren Reihen das Licht der Welt rief der Vater noch von der Entbindungsstation aus die Schule an, da-mit seinem Sprössling in dreizehn Jahren ein Platz dort sicher war. Am Schulsporttag, am Tag der Preisverleihungen und wenn es gegen Michaelhouse ging, tauchten die achtzigjährigen Old Boys auf und zeigten ihre Schildkrötenköpfe…«

Lyrik | Reihe P

Bela ChekurishviliWir, die ApfelbäumeGedichte

Wir, die Apfelbäume – wozu blühen wir überhaupt? Wie kommt Sisyphos zu seinem Stein, wie hat Salome das Tanzen gelernt? Und wenn einer sein Kreuz trägt und klagt – was sagt das Kreuz dazu? Bela Chekurishvilis Gedichte gehen vielen Fragen nach; die Fragwürdigkeit des Lebens überhaupt, seiner Einrichtungen und Übereinkünfte, ist ein zentrales Motiv ihres Schreibens. Die 1974 geborene Dichterin und Kulturjournalistin gehört zur »Wende«-Generation in der georgischen Literatur – aufgewachsen unter dem Sowjetstern und dann hineingestellt in die plötzliche Freiheit eines Landes, das ganz neu war und zugleich ganz alt. Alt wie die Apfelbäume und der Wein. Ihre Gedichte sind getragen von einem Aufbegehren gegen die reiche Formtradition der georgischen Dichtung und doch zugleich von ihr gespeist. Aber ob sie nun zum prosanahen, skeptischen Blocksatz tendieren oder im Urvertrauen auf den Reim zu tanzen beginnen – immer sind diese Gedichte elektrisch geladen.

Bela Chekurishvili, geboren 1974 in Gurjaani (Georgien), hat georgische Sprache und Literatur an der Universität Tbilisi studiert. Sie arbeitet als Kulturjournalistin und ist Doktorandin für Kompa-ratistik an der Universität Tbilisi, zur Zeit studiert sie an der Universität Bonn. Autorin von drei Lyrikbän-den, zuletzt 2012 Fragen an Sisyphus. Norbert Hummelt, geboren 1962 in Neuss, lebt als freier Schriftsteller in Berlin. Zuletzt erschienen:

T.S. Eliot, Vier Quartette/Four Quartet (Übers., 2015) und der Gedicht-band Fegefeuer (2016).

Bela ChekurishviliWir, die Apfelbäume

GedichteNach Interlinearversionen von

Tengiz Khachapuridzeaus dem Georgischen

von Norbert Hummeltca. 90 Seiten, BroschurEUR 17,90 (D), 18,40 (A)

ISBN 978-3-88423-540-9Erscheint im August 2016

9 783884 235409

Wir, die Apfelbäume

Bela Chekurishvili

Wunderhorn

»Reihe P« ist eine neue Bibliothek der Modernen Poesie, in der die welt-weit wichtigsten Stimmen der zeitgenössischen Lyrik dem deutschen Leser in beispielhaften Nachdichtungen präsentiert werden. Herausge-ber sind Joachim Sartorius, Hans Thill und Ernest Wichner.

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An Sisyphos

Zuerst den Stein, den musst du finden.

Dann lerne, wie man einen festen Knoten macht, sonst gleitet deine Hand ab, greift ins Moos, und wer sich dann blamiert, bist du. Instinkt ist das, du weißt es ja, ein jeder hat es vor dem Ende schwer, und es kann Fälle geben, da wird das Moos sogar zum Rettungsring, dann stehst du da und bist klatschnass und musst dich vor der halben Stadt bedanken.

Zuerst den Stein, den musst du finden.

Dann lerne, wie man Ornamente meißelt, …

»Reihe P« ist eine neue Bibliothek der Modernen Poesie, in der die weltweit wichtigsten Stimmen der zeitgenössischen Lyrik dem deutschen Leser in beispielhaften Nachdichtungen präsentiert werden. Herausgeber sind Joachim Sartorius, Hans Thill und Ernest Wichner.

Literatur | Ossip Mandelstam

UNESCO Cities of Literature Heidelberg/GranadaStaatliches Literaturmuseum Moskau (Hg.)Ossip Mandelstam. Wort und SchicksalKatalog zur Ausstellung des Staatlichen Literaturmuseums Moskau in Kooperation mit den UNESCO Cities of Literature Heidelberg und Granada

Das 125. Geburtsjahr des russischen Dichters Ossip Mandelstam, eines der weltweit bedeu-tendsten Dichter des 20. Jahrhunderts, dessen poetisches Schaffen während seiner Heidel-berger Studienzeit 1909/10 begann, bietet Anlass, diesen Künstler 2016 neu zu würdigen und seine Poesie für ein möglichst großes regionales wie internationales Publikum zu vergegen-wärtigen. Der Katalog zur Ausstellung zeigt Originaldokumente, Manuskripte, Fotos und Grafiken aus der Hand und Zeit Ossip Mandelstams. Das Staatliche Literaturmuseum Moskau hat seine Präsentation für Heidelberg und anschließend Granada neu konzipiert. Nicht nur spezifische Dokumente wie Mandelstams Universitätsakte oder Kopien der KGB-Untersuchungsakten des 1938 im russischen GULag verstorbenen Schriftstellers sind zu sehen, erstmals kann die Öffentlichkeit auch Objekte aus Mandelstams rastlosem Leben und direktem Umfeld aus dem Besitz Wiktor Schklowskis und Nadeshda Mandelstams in Augenschein nehmen.

Mit Texten von Dmitri P. Bak, Ralph Dutli, Wladimir Mikuschewitsch, Sebastià Moranta Mas und Pavel Nerler. Übersetzt von: Russisch-Spanisch: Anastasia Konovalova, Elionor Guntín Masot. Russisch-Deutsch: Martina Jakobson. Deutsch-Spanisch: Geraldine Gutiérrez- Wienken, Héctor Álvarez Mella. Spanisch-Deutsch: Johanna Bettinger.

UNESCO Cities of Literature

Heidelberg/GranadaStaatliches Literaturmuseum

Moskau (Hg.)Ossip Mandelstam. Wort und Schicksal

2016, 320 Seiten, gebunden Deutsch-spanische Ausgabe

EUR 34,00 (D)ISBN 978-3-88423-537-9

ISBN 978-84-608-7897-1 (Spanien)

9 783884 235379

Diese Publikation erscheint anlässlich der Ausstellung Ossip Mandelstam. Wort und Schicksal in der Stiftung Reichspräsident-Friedrich-Ebert-Gedenkstätte in Heidelberg bis zum 17. Juli 2016.

Poesie | Flandern/Niederlande Ehrengast Buchmesse Frankfurt 2016

Aurélie Maurin, Thomas Wohlfahrt (Hg.)VERSschmuggel / VERSsmokkelPoesie aus den Niederlanden, Flandern und Deutschland

Im Rahmen des poesiefestival berlin treffen Dichterinnen und Dichter aus den Niederlanden und Flandern auf ihre deutschsprachigen KollegInnen und übersetzen sich gegenseitig. Der Übersetzungsworkshop VERSschmuggel arbeitet mit einer besonderen Methode: der Über-setzung von Poesie mit Poesie. Die Dichterinnen und Dichter arbeiten paarweise zusammen und übertragen die Gedichte des anderen auf der Basis von Interlinearübersetzungen in die eigene poetische Sprache, unterstützt von Literaturübersetzerinnen und -übersetzern. So entsteht ein direkter Austausch, der ein »Schmuggeln« von stilistischen Zusammenhängen, kulturellen Konnotationen und poetischen Traditionen in die eigene Sprache ermöglicht. Die Ergebnisse dieses großen Übersetzungstreffens sind in diesem Buch nachzulesen und dank QR-Codes mitzuhören. Der deutsch-niederländischsprachige VERSschmuggel ist ein gemein-sames Projekt der Literaturwerkstatt Berlin, der Niederländischen Stiftung für Literatur und des Flämischen Literaturfonds

Mit Gedichten von Mustafa Stitou (Niederlande) und Jan Wagner (Deutschland), K. Michel (Niederlande) und Michael Speier (Deutschland), Anneke Brassinga (Niederlande) und Oswald Egger (Italien), Els Moors (Belgien) und Daniela Seel (Deutschland), Paul Bogaert (Belgien) und Farhad Showghi (Deutschland), Maud Vanhauwaert (Belgien) und Nora Gomringer (Deutschland)

Aurélie Maurin, Thomas Wohlfahrt (Hg.)

VERSschmuggel / VERSsmokkelPoesie aus den Niederlanden,

Flandern und Deutschlandzweisprachig

niederländisch-deutschca. 200 Seiten, Klappenbroschur

Eur 19,80 (D), 20,40 (A)ISBN 978-3-88423-536-2

Erscheint im Juli 2016

9 783884 235362

Aurélie Maurin wurde in Paris geboren, hat Literaturwissenschaft und Linguistik studiert. Sie lebt als freie Literaturübersetzerin, Kuratorin (Haus der Kulturen der Welt, literaturwerkstatt berlin) und Musikerin in Berlin. Sie ist Mitherausgeberin der Literaturzeitschrift la mer gelée. Thomas Wohlfahrt ist Gründungsdirektor und Leiter der Literaturwerkstatt Berlin. Der promovierte Lite-ratur- und Musikwissenschaftler initiierte und lei-tete internationale Großprojekte wie den Literatur Express Europa 2000, die Website lyrikline.org, den

ZEBRA Poetry Film Award und das poesiefestival berlin. Er ist Mitglied vieler nationaler wie internatio naler Gremien und kuratiert und berät verschiedene internationale Literatur- und Kunstprogramme. Er ist Träger des Grimme-Online-Awards.

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lVERSschmuggel präsentiert den poetischen Grenzverkehr zwischen Schottland und Deutschland: Zum poesiefestival berlin 2014, veran-staltet von der Literaturwerkstatt Berlin, trafen sich schottische und deutsche Autoren, um ihre Dichtung über die Grenzen der Sprachwelten hin- und herzuschmuggeln. Die Ergebnisse dieses großen Übersetzungs-tre� ens sind in diesem Buch nachzulesen und nachzuhören – erstmals mit QR-Code, der zur jeweiligen Dichterstimme nebst den Überset-zungen gehört.

reVERSible presents poetic border tra� c between Scotland and Germany. For the 2014 poesiefestival berlin, organised by the Literatur-werkstatt Berlin, Scottish and German poets came together to smuggle their verse across the borders between their languages and back again. The results of this great translation encounter can be read in this volume, and heard as well – for the � rst time using QR code enabling each poet’s voice to be listened to alongside the translations.

Ein Projekt der

isbn 978-3-88423-503-4 (Deutschland)

isbn 978-1-91044-975-2 (Schottland)

VERSschmuggelGedichte : deutsch, niederländisch

mustafa stitou

maud vanhauwaert

paul bogaert

anneke brassinga

k. michel

els moors

Herausgegeben vonUitgegeven door

Ein Projekt dereen project van

Wunderhorn

VERSsmokkelGedichten : Duits, Nederlands

jan wagner

nora gomringer

farhad showghi

oswald egger

michael speier

daniela seel

Thomas WohlfahrtAurélie Maurin

LiteraturwerkstattBerlin

Lyrik | Lyrik Kabinett: Zwiesprachen

Ted Hughes (1930–1998) wurde mit den Birth-day Letters, in denen er seine tragische Ehe

mit Sylvia Plath verarbeitete, einer breiteren

Öffentlichkeit bekannt, war aber mit seinen

früheren Werken – darunter Lupercal, Wodwo

und Crow – längst zu einem der eigenwilligsten

und einflussreichsten Dichter der englischen

Sprache des letzten Jahrhunderts geworden.

Seine Tiergedichte sind legendär, seine sinn­

liche und kraftvolle Bildsprache, mit der er sich

der Natur wie den eigenen Abgründen stellt,

seine Verbindung von lyrischer Eleganz mal mit

roher Energie, mal mit verblüffender Zärtlich­

keit der Welt und ihren Wesen gegenüber, hat

mich seit jeher beschäftigt – und begeistert.

(Jan Wagner)

Jan Wagner, geboren 1971, ist Lyriker

und lebt in Berlin. Er veröffentlichte u. a.

Achtzehn Pasteten (2007), Australien (2010), Die Eulen hasser in den Hallenhäusern. Drei Verborgene (2012), Regentonnenvariationen (2014) und zuletzt Selbstporträt mit Bienen-schwarm. Ausgewählte Gedichte (2016).

W u n d e r h o r n

Ka tha r ina Schu l tens

» z W i e S p r a c h e n «

Stiftung LyriK Kabinett München

So oder so, an der naht entlang. zu Marina zwetajewa

in der Reihe Zwiesprachen erscheinen:

Marcel Beyer Muskatblut, Muskatblüt

Jan WagnerSchamane mit verbranntem Fuchs. Über Ted Hughes

Steffen PoppPanzere diesen Äquator, Mond. Zur Poesie César Vallejos

Uljana WolfWandernde Errands.Theresa Hak Kyung Chas translinguale Sendungen

Daniela DanzDas philosophische Licht um mein Fenster.Über Friedrich Hölderlin

Katharina Schultens So oder so, an der Naht entlang. Zu Marina Zwetajewa

in Vorbereitung:

Mirko Bonné über John Keats

Marion Poschmann über Catharina Regina von Greiffenberg

Christoph W. Bauer über Guido Cavalcanti

Swantje Lichtenstein über Gertrude Stein

mehr Info unter:wunderhorn.de

978 - 3 - 88423 - 53 1 - 7

Ted Hughes (1930–1998) wurde mit den Birth-day Letters, in denen er seine tragische Ehe

mit Sylvia Plath verarbeitete, einer breiteren

Öffentlichkeit bekannt, war aber mit seinen

früheren Werken – darunter Lupercal, Wodwo

und Crow – längst zu einem der eigenwilligsten

und einflussreichsten Dichter der englischen

Sprache des letzten Jahrhunderts geworden.

Seine Tiergedichte sind legendär, seine sinn­

liche und kraftvolle Bildsprache, mit der er sich

der Natur wie den eigenen Abgründen stellt,

seine Verbindung von lyrischer Eleganz mal mit

roher Energie, mal mit verblüffender Zärtlich­

keit der Welt und ihren Wesen gegenüber, hat

mich seit jeher beschäftigt – und begeistert.

(Jan Wagner)

Jan Wagner, geboren 1971, ist Lyriker

und lebt in Berlin. Er veröffentlichte u. a.

Achtzehn Pasteten (2007), Australien (2010), Die Eulen hasser in den Hallenhäusern. Drei Verborgene (2012), Regentonnenvariationen (2014) und zuletzt Selbstporträt mit Bienen-schwarm. Ausgewählte Gedichte (2016).

W u n d e r h o r n

Mirko Bonné

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stiftung Lyrik kaBinett München

die poesie der erde ist nie tot. über Leben und Werk von John keats

in der Reihe Zwiesprachen erscheinen:

Marcel Beyer Muskatblut, Muskatblüt

Jan WagnerSchamane mit verbranntem Fuchs. Über Ted Hughes

Steffen PoppPanzere diesen Äquator, Mond. Zur Poesie César Vallejos

Uljana WolfWandernde Errands.Theresa Hak Kyung Chas translinguale Sendungen

Daniela DanzDas philosophische Licht um mein Fenster.Über Friedrich Hölderlin

Katharina Schultens So oder so, an der Naht entlang. Zu Marina Zwetajewa

in Vorbereitung:

Mirko Bonné über John Keats

Marion Poschmann über Catharina Regina von Greiffenberg

Christoph W. Bauer über Guido Cavalcanti

Swantje Lichtenstein über Gertrude Stein

mehr Info unter:wunderhorn.de

978 - 3 - 88423 - 53 1 - 7

Katharina SchultensSo oder so,

an der Naht entlang.Zu Marina Zwetajewa

ca. 32 Seiten, KlappenbroschurEUR 15,80 (D), 16,30 (A)

ISBN 978-3-88423-542-3Erscheint im Juni 2016

Mirko BonnéDie Poesie der Erde ist nie tot.

Über Leben und Werk von John Keats

ca. 32 Seiten, KlappenbroschurEUR 15,80 (D), 16,30 (A)

ISBN 978-3-88423-543-0Erscheint im August 2016

9 783884 235423

9 783884 235430

Katharina SchultensSo oder so, an der Naht entlang.Zu Marina ZwetajewaIch habe immer den Eindruck gehabt, Marina Zwetajewas Stimme fülle einen weiten, leeren Raum mit allem, was notwendig wäre, um dort allein zu bleiben. Vor allem Zwetajewas wegen bedaure ich, kein Russisch zu sprechen, habe jedoch das Glück gehabt, ihre Radikalität, ihre Wucht, ihren Instinkt über die großartige, inzwischen nur noch antiqua-risch erhältliche Übertragung des »Poems vom Ende« und des »Neujahrsbriefes« durch Hendrik Jackson (edition per procura, 2003) kennen zu lernen. Diese beiden Poeme sowie einige durch Elke Erb übertragene Gedichte aus der Volk und Welt-Gesamtausgabe möchte ich vorstellen. (Katharina Schultens)

Katharina Schultens, geboren 1980, arbeitet seit 2006 an der Humboldt-Universität zu Berlin. Neben zahlreichen Veröf-fentlichungen in Zeitschriften und Anthologien erschienen von ihr die Gedichtbände Aufbrüche, 2004, gierstabil, 2011 und gorgos portfolio, 2014.

Mirko BonnéDie Poesie der Erde ist nie tot.Über Leben und Werk von John KeatsAnstatt zu studieren übersetzte ich ab 1990 fünf Jahre lang das dichterische Werk von John Keats, Werke und Briefe er-schienen 1995 bei Reclam. Gedichte wie »La Belle Dame sans Merci«, Sonette wie »Bright Star« sowie die sechs Oden, die Keats schrieb, und seine Briefe, in denen Leben, Lieben und Dichten eins werden, haben mein Schreiben und poetisches Denken tief geprägt. Keats verdanke ich die Öffnung meines Gedichts in die Tiefe der Zeit, durch ihn wurde ich Überset-zer: »That which is creative must create itself.« (Mirko Bonné)

Mirko Bonné wurde 1965 in Tegernsee geboren und lebt seit vier Jahrzehnten in Hamburg, heute als Lyriker, Romancier und Übersetzer. Zuletzt erschienen sein Roman Nie mehr Nacht (2013), der Erzählband Feuerland (2015) sowie in Neu-übersetzung Robert Louis Stevensons Der merkwürdige Fall von Dr. Jekyll und Mr. Hyde (2015).

Bereits erschienen: Marcel Beyer: Muskatblut, Muskatblüt | Steffen Popp: Panzere diesen Äquator, Mond. Zur Poesie César Vallejos | Uljana Wolf: Wandernde Errands. Theresa Hak Kyung Chas translinguale Sendungen | Daniela Danz: Das philosophische Licht um mein Fenster. Über Friedrich HölderlinIn Vorbereitung : Jan Wagner: Schamane mit verbranntem Fuchs. Über Ted Hughes

Christoph W. Bauer, Marcel Beyer, Mirko Bonné, Daniela Danz, Swantje Lichtenstein, Steffen Popp, Marion Poschmann, Katharina Schultens, Jan Wagner und Uljana Wolf widmen sich Dichtern, die für ihr eigenes Schaffen bedeutsam sind, denen sie eine poetische Reverenz erweisen oder mit denen sie sich im stillen Dialog befinden. Oder denen sie einfach eine entschei-dende Leseerfahrung, ein prägendes ästhetisches Erlebnis verdanken: Klassiker der Moderne oder früherer Epochen, Neuent-deckungen anderer Literaturen und Zeiten – Guido Cavalcanti, Theresa Hak Kyung Cha, Friedrich Hölderlin, Ted Hughes, John Keats, Catharina Regina von Greiffenberg, Muskatplüt, Gertrude Stein, César Vallejo und Marina Zwetajewa. So werden Paarungen zu erleben sein, die auf reizvolle Weise einen doppelten Blick entwerfen – auf das Gegenwärtige und das Vergangene, das Eigene und das Fremde: Zwiesprachen als treibende Kraft des Poetischen.

Holger Pils, geboren 1976, studierte Germanistik, Geschichte und Spanisch in Heidelberg und wurde mit einer Arbeit über Thomas Mann promoviert. Er leitete das Buddenbrookhaus in Lübeck und ist seit Anfang 2014 Geschäftsführer der Stiftung Lyrik Kabinett in München. Er schreibt über Literatur des 20. Jahrhunderts, die Familie Mann und über Gegenwartslyrik.Ursula Haeusgen, geboren 1942, gründete 1989 das Lyrik Kabinett in München sowie später die gemeinnützige Stiftung Lyrik Kabinett, deren Vorstandsvorsitzende sie ist. Sie ist eine der Herausgebe-rinnen der »Edition Lyrik Kabinett bei Hanser« und wurde für ihr Engagement für die Poesie vielfach ausgezeichnet, zuletzt mit dem »Maecenas Preis«.

Holger Pils und Ursula Haeusgen (Hg.) Zwiesprachen Eine Reihe des Lyrik Kabinett München / 10 Bände

Literarische Führungen | Neuauflage

Michael BuselmeierLiterarische Führungen durch Heidelberg.Eine Kulturgeschichte im Gehen

Ein Klassiker der Heidelberg-Literatur, der nun, wo das literarische Leben in der Unesco »City of Literature« neu aufblüht, überarbeitet und erweitert neu aufgelegt wird. 1988 begann Michael Buselmeier mit geistesgeschichtlich orientierten Führungen durch seine Heimatstadt, die zu einem ungeahnten Erfolg wurden, der anhält. Teilweise folgten bis zu 300 Wissbegierige dem Cicerone von Haus zu Haus, dem Mythos Heidelberg, den Dichtern, Malern und Baumeistern, Politikern, Professoren und Komponisten vom Mittelalter bis in unsere heutige Zeit auf der Spur. 1991 veröffentlichten wir die Literarischen Führungen zum ersten Mal in Buchform. 1996 folgte eine zweite, wesentlich erweiterte Fassung, 2007 ebenso eine dritte. Die nun vorliegende vierte Fassung setzt den Prozess der Differenzierung fort und lässt zugleich reichlich neues Wissen einfließen. Drei für das Gesamtgefüge unerlässliche Führungen sind hinzugekommen: zwei leiten durch Neuenheim, eine dritte durch Ziegel-hausen. Das Buch umfasst nun zwanzig thematisch verschiedene, kulturhistorisch bestimm-te Wege durch die aktuelle Stadt, die zum wandernden Nachvollzug einladen.»Tatsächlich eine ›Kulturgeschichte im Gehen‹ ... für alle, die Heidelberg lieben. Und für alle, die immer noch glauben, daß ein Ort erst zur Hauptstadt gemacht werden muß, um eine geistige Metropole zu sein. (...) Heidelberg mag sich glücklich schätzen, solch einen passio-nierten Sucher vergangener Leben und Lebensumstände zu haben.« Die Zeit

Michael Buselmeier, geboren 1938 in Berlin, aufgewachsen in Heidel-berg. Ausbildung als Schauspieler, Regieassistent u.a. am Staatstheater Wiesbaden. Studium der Germanistik und Kunstgeschichte, Lehrtätig-keit an verschiedenen Hochschulen. Zahlreiche Lyrik- und Prosaveröffent-lichungen und Herausgaben. Publizistische Arbeiten für den Rundfunk und überregionale Zeitschriften. Literarischer Stadtführer. 1995-2011 Herausgeber der »Edition Künstlerhaus«. Thaddäus-Troll-Preis 1995, Pfalzpreis für Literatur 2000, Richard Benz-Medaille der Stadt Heidelberg

2004, Ben Witter Preis 2010. 2011 stand sein Theaterroman Wunsiedel auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises.

Michael BuselmeierLiterarische Führungen durch

Heidelberg.Eine Kulturgeschichte im Gehen

4., überarbeitete Auflageca. 450 Seiten, gebunden

EUR 29,00 (D), 29,80 (A)ISBN 978-3-88423-545-4

Erscheint im September 2016

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durchHeidelberg

Michael BuselmeierLiterarische

FührungenEine Kulturgeschichte im Gehen Wunderhorn

Poesie | Lyrik-Taschenkalender

Michael Braun (Hg.)Lyrik-Taschenkalender 2017Was will ein Gedicht? Wie kann es sprechen? Was kann es sagen? Die Rezeptur, die Hans Magnus Enzensberger vor einem halben Jahrhundert entwickelt hat, ist immer noch gültig: »Die Sprache ist durch die ganze Temperaturskala von der äußersten Hitze bis zur extremen Kälte zu jagen, und zwar möglichst mehrfach. Zwischen Hyperbel und Andeutung, Übertrei-bung und Understatement, Ausbruch und Ironie, Raserei und Kristallisation, äußerste Nähe zum glühenden Eisen des Gegenstandes und äußerste Entfernung von ihm fort zum Kältepol des Bewußtseins ist die Sprache einer unausgesetzten Probe zu unterziehen.« Ein Ort für sol-che sprachlichen Entzündungsprozesse ist der Lyrik-Taschenkalender, ein poetisches Gemein-schaftsunternehmen. Wie seine kalendarischen Vorgänger setzt der Lyrik-Taschenkalender 2017 das Gespräch über zeitgenössische Dichtung und ihre Möglichkeiten und Grenzen fort. 17 Dichterinnen und Dichter aus Deutschland, Österreich und der Schweiz haben jeweils zwei Lieblingsgedichte deutscher Sprache ausgewählt und kompakt kommentiert. Der Heraus-geber stellt seinerseits gemeinsam mit dem Lyriker und Essayisten Henning Ziebritzki alle am Taschenkalender beteiligten Autoren und Kommentatoren mit je einem exemplarischen Gedicht vor.

Mit Gedichten und Kommentaren von: Sonja vom Brocke, Alexandru Bulucz, Dieter M. Gräf, Guy Helminger, Adrian Kasnitz, Sina Klein, Uwe Kolbe, Georg Leß, Jürgen Nendza, Karla Reimert, Marcus Roloff, Ulrike Almut Sandig, Walle Sayer, Daniela Seel, Volker Sielaff, Uljana Wolf, Kathy Zarnegin und Henning Ziebritzki.

Michael Braun (Hg.)Lyrik-Taschenkalender 2017

ca. 230 Seiten, gebundenEUR 16,80 (D), 17,30 (A)

ISBN 978-3-88423-527-0Erscheint im August 2016

9 783884 235270

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Herausgegeben von Michael Braun 2017

LyRiK-TASCHENKALENDER

Wunderhorn

»Das Ziel aller Poesie – die gesteigerte Gegenwärtigkeit dessen, wovon sie spricht.« So lautet ein Aphorismus des Dichters Franz Josef Czernin. Wenn in der Kunst und in der Poesie etwas dargestellt wird, so seine Über zeugung, dann geschieht es im Modus der Verwandlung. im Lyrik-Taschenkalender 2016 finden wir viele faszi nierende Beispiele dieser Kunst der poetischen Verwandlung. Dabei vollzieht sich auch ein Prozess der Selbstbegegnung: Denn die Gedichte »flüstern aus demselben Kern, aus dem auch unsere Fragen kommen« (Katharina Schultens). Der Lyrik-Taschenkalender 2016 webt ein Netz aus Gedichten, poetischen Korrespondenzen und Kommentaren. 17 Dichterinnen und Dichter aus Deutschland, Österreich und der Schweiz und ein »Special guest« haben jeweils zwei Gedichte kommentiert. Der Herausgeber sowie der Lyriker und Essayist Henning Ziebritzki stellen alle beteiligten Autoren mit je einem Gedicht vor.Mit Gedichten und Texten von:

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Michael Braun, geboren 1958 in Hauenstein/Pfalz, Studium der Germanistik und Politischen Wissenschaft, lebt als Literaturkritiker in Heidelberg. 2007 bis 2011 gab er den Deutschlandfunk-Lyrikkalender heraus (Wunderhorn). Seit 2013 ist er Herausgeber des Lyrik-Taschenkalenders.

Kunst | Schülerbilder gegen Gewalt

Silvia Izi (Hg.)Der Storch macht keinen Unterschied.Schülerbilder gegen Gewalt und Rassismus

Alarmiert durch zunehmende Fremdenfeindlichkeit und eine ständig wachsende Zahl rechtsextremistischer, rassistisch gesinnter Gewalttäter fordert die Grafikerin Silvia Izi unter dem Motto: »Wer, wenn nicht wir?« seit 1992 Schülerinnen und Schüler aller Altersstufen und Schulformen auf, zum Thema »Gewalt und Rassismus« künstlerisch zu arbeiten. Eine Auswahl von Bildern aus über zwei Jahrzehnten hat Silvia Izi für dieses Buch zusammen-gestellt. Bilder, in denen vier- bis zwanzigjährige Kinder und Jugendliche auf eindringliche Weise zum Ausdruck bringen, was sie in unserer Gesellschaft erstaunt, ängstigt oder wütend macht. Aus vielen Bildern spricht die Hoffnung auf eine Welt, in der statt Gewalt und Hass Friede und Empathie das Leben der Menschen bestimmen sollen.Alle Schulen, die sich seit 1992 bis heute an der Wanderausstellung beteiligt haben, sind in dem Buch aufgeführt, ebenfalls die Orte, an denen die Ausstellungen stattgefunden haben. Die deutsche UNESCO-Kommission hat diese einmalige und erfolgreiche Wanderausstellung als Beitrag zu der Internationalen Dekade für eine Kultur des Friedens und der Gewaltlosig-keit ausgezeichnet. Mit Textbeiträgen von: Malu Dreyer, Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz, Klaus Staeck, Präsident der Akademie der Künste Berlin (2006-2015), Roland Bernecker, Generalsekretär der Deutschen UNESCO-Kommission, Malte Blümke, Vorsitzender des Philologen-Verbandes Rheinland-Pfalz, Annette-Altermann-Plate, Lehrerin an einer Oberschule in Berlin-Neukölln, und Silvia Izi.

Silvia Izi, geboren 1939 in Berlin, 1960-1964 Grafikstudium an der Werkkunstschule Wiesba-den, lebt seit 1969 in Ludwigshafen/Rh., Mitglied im Bundesverband Bildender Künstler und im Künstlerbund Rhein-Neckar.

Silvia Izi (Hg.)Der Storch macht

keinen Unterschied.Schülerbilder gegen Gewalt

und Rassismus168 Seiten, gebunden

EUR 19,80 (D), 20,40 (A)ISBN 978-3-88423-541-6Erscheint im Juni 2016

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Kunst | Happening: 24 Stunden

Bogomir Ecker/Annette Tietenberg (Hg.)24 Stunden – in Fotografien von Bodo NiederprümKatalog

Im Jahr 1965 bot sich dem Fotografen Bodo Niederprüm die Gelegenheit, die legendäre Fluxus-Aktion »24 Stunden« in der Wuppertaler Galerie Parnass zu dokumentieren. Das sogenannte 24-Stunden-Happening fand am 5. Juni 1965 zu einer ungewöhnlichen Tageszeit statt: Es begann um Mitternacht und endete um 24 Uhr. In den dazwischen liegenden 24 Stunden verteilten sich die teilnehmenden Künstler und Künstlerinnen Joseph Beuys, Bazon Brock, Charlotte Moorman, Nam June Paik, Eckart Rahn, Thomas Schmit und Wolf Vostell in den ver-schiedenen Räumen der als Galerie genutzten Villa in der Moltkestr. 67, Wuppertal-Elberfeld, deren Grundriss auf dem Veranstaltungsplakat zu sehen war. Überall fanden rund um die Uhr verschiedene Aktionen statt. Der Galerist Rolf Jährling und die Fotografin Ute Klophaus, die das 24-Stunden-Happening aufnahm, wurden im Anschluss an dieses Happening von den Ak-teuren zu Mitautoren und Aktionsteilnehmern erklärt. Noch im selben Jahr erschien im Verlag Hansen & Hansen das Buchobjekt 24 Stunden.

Bodo Niederprüms Fotografien waren bis vor kurzem vollkommen unbekannt. Ausstellung und Katalog zeigen das Happening erstmals aus seiner Perspektive. Zu sehen sind Joseph Beuys, Wolf Vostell, Nam June Paik und Charlotte Moorman in Aktion, aber auch die Reaktio-nen der damaligen Ausstellungsbesucherinnen und -besucher der Galerie Parnaß. Mit Blick auf die historisch gewordenen und heutigen Rezeptionshaltungen wird das Verhält-nis von Aktion und Dokumentation in der Fluxus-Bewegung ausgelotet.

Bogomir Ecker/ Annette Tietenberg (Hg.)

24 Stunden – in Fotografien von Bodo Niederprüm

Katalog2016, 96 Seiten

EUR 19,80 (D), 20,40 (A)ISBN 978-3-88423-538-6

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Diese Publikation erscheint anlässlich der Ausstellung 24 Stunden in der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig. Ausstellungsdauer bis zum 10. Juni 2016.

Kunst | Haus Beda: Die Welt als Bühne

Diese Publikation erscheint anlässlich der Ausstellung Die Welt als Bühne in der Neuen Galerie im Haus Beda, Zeitgenössische Kunst, Bitburg bis zum 3. Juli 2016.

Diese Publikation erscheint anlässlich der Ausstellung Paul Goesch. Zwischen Avantgarde und Anstalt in der Sammlung Prinzhorn in Heidelberg bis zum 18. September 2016.

Dr.-Hanns-Simon-Stiftung Bitburg (Hg.)Die Welt als Bühne. Gudrun Kemsa – Fotografie/Video. Carole Feuerman – Plastiken. Veronika Veit – Skulpturen. Katalog

Fotografie, Video, Plastik und Skulptur treten in dieser Ausstellung in eine wechselseitige Beziehung und geben dem Besucher vielfältige Eindrücke zu dem Thema Mensch und Raum.Die Foto- und Video-Künstlerin Gudrun Kemsa studierte in den 1980er Jahren an der Staat-lichen Kunstakademie Düsseldorf Bildhauerei und lehrt seit 2001 in Krefeld als Professorin für Bewegte Bilder und Fotografie. Auf Kemsas in New York und Paris entstandenen Straßen-fotografien dominieren Menschen in Bewegung vor urbaner Kulisse. Sie entwickelte eine von der bildhauerischen Erfahrung beeinflusste künstlerische Sprache: Neben Zeit und Bewe-gung werden ihre Werke vom Licht geprägt. Die Künstlerin fotografiert ihre filmstillartigen Figurenpanoramen meist in der Mittagszeit unter hellem, scharfem Licht.Von der New Yorker Bildhauerin Carole Feuerman werden hyperrealistische menschliche Büsten und Figuren gezeigt, die losgelöst aus ihrem Umfeld frappierend real wirken. Carole Feuerman gehört zu den hyperrealistischen Bildhauern und steht gleichwertig neben den Bildhauern Duane Hanson und John de Andrea.Dagegen ist für die realistischen, aus Styrodur geschnitzten, typgerecht gekleideten Men-schenfiguren der in München lebenden Bildhauerin Veronika Veit der Ausstellungsraum selbst die Bühne. Wie wirkliche Ausstellungsbesucher verteilen sich ihre unterlebensgroßen, Figuren im Raum. Ganz selbstverständlich stehen oder sitzen sie alleine oder in kleinen Gruppen zwischen den Exponaten.

Mit Textenbeiträgen von Ute Bopp-Schumacher, Stephanie Kaak und Ferdinand Ullrich.

Kunst | Sammlung Prinzhorn

Thomas Röske (Hg.)Paul GoeschZwischen Avantgarde und AnstaltKatalog

Paul Goesch ist einer der wenigen ausgebildeten Künstler der Sammlung Prinzhorn. Er war ein angesehener expressionistischer Maler und Zeichner seiner Zeit und aktives Mitglied der Avantgarde, der zwanzig Jahre in psychiatrischen Anstalten verbrachte, bis er 1940 von den Nationalsozialisten ermordet wurde. Das Museum, dem 2015 über 340 Werke Goeschs geschenkt wurden, präsentiert mehr als 150 Zeichnungen und Aquarelle des Künstlers aus eigenen Beständen, viele davon werden erstmals ausgestellt. Paul Goeschs vielfältige Gouachen zeigen phantastische Architektur, Porträts, christliche und mythologische Szenen sowie gegenstandslose Kompositionen. Er hatte Architektur studiert (1903-1911) und war danach im Staatsdienst im westpreußischen Kulm tätig. Nach dem Ersten Weltkrieg gehörte er zur avantgardistischen Kunstszene Berlins, war Mitglied der »Novembergruppe«, des Arbeitsrates für Kunst und der »Gläsernen Kette«. Er nahm an Ausstellungen teil, publizierte Zeichnungen und Texte. Schon früher hatte er in Sanatorien Erholung von seiner »Nervosität« gesucht, in Schwetz war er 1917-1919 in einer Anstalt gewe-sen. Ab 1921 blieb Goesch fast ohne Unterbrechung in den Anstalten Göttingen und Teupitz. Hier malte und aquarellierte er auf allem, was ihm zur Verfügung stand, von Papier über Karton bis hin zu Packpapier und Briefumschlägen. Auch nahm er eine Zeit lang weiterhin Illustrationsaufträge an und war auf Ausstellungen vertreten. 1940 ermordeten ihn national-sozialistische Ärzte.In der Kunst ist Paul Goesch bis heute ein Grenzgänger geblieben. Obgleich er in der »Gläsernen Kette« ein gleichwertiges Mitglied neben u.a. Bruno Taut, Walter Gropius und Hans Scharoun war, blieb seine Rezeption wegen seiner Psychiatrisierung zögerlich. Und als »Anstaltskünstler« fanden ihn viele »zu professionell«. Hans Prinzhorn, der bereits um 1920 Werke von Goesch erhielt, äußerte sich in seinem bahnbrechenden Buch Bildnerei der Geisteskranken nicht über den Berliner Künstler – weil er ihm nicht authentisch genug erschien. Heute können wir jenseits der einen wie der anderen Vorurteile einen einzigartigen Künstler neu entdecken. Zeitlich parallel stellt die Berlinische Galerie Goesch in einer Aus-stellung neben Bruno Taut und Paul Scheerbart als Visionär der Moderne vor.

Dr. phil. Thomas Röske ist seit 2002 Leiter der Sammlung Prinzhorn der Psychiatrischen Universitätsklinik Heidelberg. Er hat Kunstgeschichte, Musikwissenschaft und Psychologie in Hamburg studiert und 1991 mit einer Arbeit über Hans Prinzhorn promoviert.

Thomas Röske (Hg.)Paul Goesch

Zwischen Avantgarde und AnstaltKatalog

2016, 176 SeitenEUR 29,80 (D) 30,70 (A)

ISBN 978-3-88423-539-3Erscheint im Mai 2016

Dr.-Hanns-Simon-Stiftung Bitburg (Hg.)

Die Welt als Bühne. Katalog

160 Seiten, gebundenEUR 15,00 (D), 15,50 (A)

ISBN 978-3-88423-535-5

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Auslieferungen / Vertretungen

Fotonachweis: S. 2: Manfred Metzner, Ré Soupault, Kurt-Wolff-Stiftung,; S. 3: Vanessa Vogl Fotography; S. 4: Imraan Coovadia, Susann Urban, Ivan Muller; S. 5: privat; S. 6 unten: Aini Tolonen, privat; S. 7 oben: Hauke Hückstädt; S. 7 unten: Ingo Wilhelm; S. 10 oben: Charlie De Keersmaecker, privat

Deutschland/ÖsterreichProlit Buchvertrieb GmbHMonika PankratzPostfach 935461 FernwaldTel. 0641/9439322Fax 0641/[email protected]

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SchweizSebastian GrafUetlibergstrasse 84CH-8045 ZürichTel. 0041/44 463 42 28Fax 0041/44 450 11 [email protected]

ÖsterreichHelga SchusterStutterheimstraße 16-18/OG 5/Top 2A-1150 WienTel./Fax 0043/676/529 16 [email protected]

Wir unterstützen die Arbeit der Kurt Wolff Stiftung zur Förderung einer vielfältigen Verlags- und Literaturszene: www.Kurt-Wolff-Stiftung.de

Wunderhorn-Verlag DasWunderhorn

Poesie | Flandern/Niederlande Ehrengast Buchmesse Frankfurt 2016

Andy FierensGambaviecher in fetter TunkeGedichte aus Grote smerige vlinder und Wonderbra’s & Pepperspray

Der flämische Autor Andy Fierens ist ein Performer, der seine Gedichte auf der Bühne laut-stark auslebt, dabei aber weniger mit Poetry-Slam zu tun hat als mit Popkultur, Punk und sehr viel literarischer Tradition. Verse, die den Status von Aphorismen des neuen Jahrhun-derts haben können, treffen auf Underground-Elemente wie Gewaltsequenzen, Sex und Alkohol – immer mit sehr viel Sprachfreude, Wortwitz und absurder Weisheit.

Andy FierensGambaviecher in fetter Tunke

GedichteAus dem Flämischen

von Stefan Wieczorek104 Seiten, Klappenbroschur

EUR 18,90 (D), 19,40 (A)ISBN 978-3-88423-526-3

9 783884 235263

Andy Fierens, 1976 geboren, ist Dichter und Performer. Er publizierte 2009 den Band Grote smerige vlinder (Großer schmieriger Schmetter-ling), der mit dem Herman de Coninckprijs für das beste lyrische Debüt ausgezeichnet wurde. 2014 folgte der Band Wonderbra’s & Pepperspray. 2013 erschien das satirische Science-fiction-Epos Astronaut von Oranje in Zusammenarbeit mit Michael Brijs.

serial tintenkillerich mailte dir drei emoticons und bekam acht zurückzuerst hast du mich auf einer landebahn für ufos geküsstda hätte ich misstrauisch werden sollen aber ich schobdie ringe des jupiters auf deine finger und bettelte»werd bloß nicht lesbisch in meinem el dorado«nein, das warst du nicht: alten genever hast du aus dem zapfen gezapftbis mein mund woktauglich auseinanderklapptedeine mutter nannte dich ein schwieriges kindwie oft sie dich auch klontenmit keinem von dir konnte man vernünftig redenalles erlaubte ichdu hast mich vollständig ausgezogenund mich tagelang chambrieren lassen– ich mein ja nur dass ich meine

aber liebe und husten kann man nicht verbergenvor allem was den husten betrifft warst du stark und belohntest michmit einem 24-karätigen betrug: besser, reicher, hübscher, schlankerbildlich gesprochen hast du mich zum wassertreten in den styx geschicktund mich ausgelöschtgnadenlos wie ein serial tintenkillerauf dem namensschild neben meiner türkingelsteht nun in großen buchstabeneunuch der haremsvorsteherin, schoßhund mit kateraber fakten bleiben faktender himmel ist blaukrebs ist hipich wollte du wärst ein seehunddann könnte ich auf dich einknüppeln

Stefan Wieczorek, 1971 geboren, ist promovierter Literaturwissenschaftler sowie Übersetzer. Zahlreiche Publikationen zur Lyrik des 20. Jahrhunderts, Herausgaben u.a. Ein Fest zu feiern und sich zu berauschen ... Gedichte an Pablo Neruda (Luchterhand, 2006), Gedächtnis- und Textprozesse im poetischen Werk Erich Arendts (zus. mit anderen, Lang, 2012). Im Verlag Das Wunderhorn hat er Im Fremdwort zuhaus. Eine Anthologie für Gregor Laschen (zus. mit H. Thill u. I. Wilhelm 2001) herausgegeben und als Übersetzer am Poesie-der-Nachbarn-Band

Meine schlichten Reisen. Gedichte aus Belgien (2011) mitgewirkt. Zahlreiche Übersetzungen aus dem Niederländischen, insbesondere Poesie.

Lesungen mit Andy Fierens:28. Mai Poetry on the Road, Bremen

7. Juni Romanfabrik Frankfurt