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Gelenk unter Druck Übergewicht mit 20, Kunstknie mit 60? - Wenn schon in jungen Jahren überschüs- sige Pfunde auf dem Knie lasten, kann dies das Gelenk nachhaltig schädigen. In einer norwegischen Kohortenstudie stieg das Risi- ko, ein Kunstknie zu bekommen, besonders dann, wenn die Gewichtsprobleme schon vor dem 20. Lebensjahr begonnen hatten. 105 190 Männer und 120 718 Frauen hatten an der prospektiven Studie teilgenommen. Ein erstes BMI-Screening erfolgte im Alter von durchschnittlich 26,2 Jahren, mit 44,4 Jahren wurden die Untersuchungen wiederholt. Ab einem Alter von ca. 51 Jahren wurde beobach- tet, ob sich eine schwere Gonarthrose einstell- te. Zum Ende des 12-jährigen Follow-up wa- ren die Teilnehmer im Schnitt 62,3 Jahre alt. 1591 Personen hatten bis zu diesem Zeit- punkt ein Kunstknie erhalten. Die Forscher teilten die Patienten gemäß ihrer jährlichen BMI-Zunahme zwischen den beiden Scree- nings in Quartilen ein. Probanden in der höchsten Quartile, d. h. mit einer jährlichen BMI-Zunahme von über 0,21 (Männer) bzw. über 0,18 (Frauen) hatten das höchste Risiko, einen Gelenkersatz zu erhalten. Im Vergleich zur niedrigsten Quartile (BMI-Zunahme < 0,03 bzw. < – 0,01) nahm dieses Risiko bei den Männern um 49% zu, bei den Frauen um über 50%. Als besonders riskant erwies sich eine Ge- wichtszunahme, wenn sie bereits in jünge- rem Alter stattfand. So ergab sich für 17- bis Menarche Mit der Geschlechtsreife steigt der BMI - Größe- und Gewichtsentwicklung von Kindern werden bislang allein anhand des ka- lendarischen Alters beurteilt. Bei Mädchen ist das offenbar zu ungenau. Denn postmenar- chale Mädchen sind im i. d. R. größer und schwerer als ihre gleichaltrigen prämenarcha- len Geschlechtsgenossinnen. Potsdamer Wis- senschaftler haben dies an 3766 Mädchen zwischen 10 und 17 Jahren gezeigt: Postmen- archale Mädchen waren gegenüber gleichalt- rigen, die noch keine Regelblutung hatten, im Schnitt 5,3 cm größer, 9,7 kg schwerer und hatten einen um 2,9 kg/m2 höheren BMI. Der BMI steigt mit dem biologischen Al- ter, betonen die Autoren. Da mit den aktuell geltenden Referenzwerten das Risiko be- Epistaxis Kälte lässt die Nasen bluten - HNO-Spezialisten aus den USA haben un- tersucht, welche Faktoren das Risiko von Na- senbluten erhöhen. 2405 Patienten bzw. de- ren Nasen mit 3666 individuellen Blutungs- episoden wurden zur Analyse herangezo- gen. Als signifikante Hinweise auf häufige- res Nasenbluten erwiesen sich in der multi- variaten Analyse allergische Rhinitis, chronische Sinusitis, Gerinnungsstörungen, hereditäre hämorrhagische Teleangiektasie, hämatologische Malignome und Hyperto- nie. Die Häufigkeit von Nasenbluten nahm mit den Lebensjahren der Patienten zu. Frühe Überlastung rächt sich später. Nasen mögen‘s warm und feucht. Untersucht wurde auch die Verteilung der Fälle von Epistaxis über das Jahr hinweg. Dabei ergab sich eine zur Temperaturvertei- lung gegenläufige Kurve: Kälte (und vermut- lich die damit verbundene Trockenheit) lässt die Nasen bluten, Wärme respektive feuch- tere Luft beugt Blutungen vor. Vielen Nasen lasse sich eine Blutung ersparen, meinen die Autoren. Dazu solle man sie fetten und für Luftbefeuchtung in den Räumen sorgen, auch Spülen mit Salzlösung täte gut. rb Laryngoscope 2014, online 15. März; doi: 10.1002/ lary.24679 20-Jährige pro 5 Kilo Gewichtszunahme ein Risikoanstieg um 26% bei den Männern und um 43% bei den Frauen. eo Osteoarthr Cartil 2014; online 12. März; doi: 10.1016/j.joca.2014.03.002 stehe, spät-pubertierende, übergewichtige Mädchen noch als normalgewichtig und früh-pubertierende Normalgewichtige als übergewichtig einzustufen, fordern sie, die pubertäre Entwicklung bei der Beurteilung des BMIs zu berücksichtigen. dk Acta Paediatrica 2014, online 25. März; doi:10.1111/ apa.12625 © Oliver Berg / dpa © Getty Images / iStockphoto 6 MMW-Fortschr. Med. 2014; 156 (7) AKTUELL MAGAZIN

Mit der Geschlechtsreife steigt der BMI

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Page 1: Mit der Geschlechtsreife steigt der BMI

Gelenk unter Druck

Übergewicht mit 20, Kunstknie mit 60?

− Wenn schon in jungen Jahren überschüs-sige Pfunde auf dem Knie lasten, kann dies das Gelenk nachhaltig schädigen. In einer norwegischen Kohortenstudie stieg das Risi-ko, ein Kunstknie zu bekommen, besonders dann, wenn die Gewichtsprobleme schon vor dem 20. Lebensjahr begonnen hatten.

105 190 Männer und 120 718 Frauen hatten an der prospektiven Studie teilgenommen. Ein erstes BMI-Screening erfolgte im Alter von durchschnittlich 26,2 Jahren, mit 44,4 Jahren wurden die Untersuchungen wiederholt. Ab einem Alter von ca. 51 Jahren wurde beobach-tet, ob sich eine schwere Gonarthrose einstell-te. Zum Ende des 12-jährigen Follow-up wa-ren die Teilnehmer im Schnitt 62,3 Jahre alt.

1591 Personen hatten bis zu diesem Zeit-punkt ein Kunstknie erhalten. Die Forscher teilten die Patienten gemäß ihrer jährlichen BMI-Zunahme zwischen den beiden Scree-nings in Quartilen ein. Probanden in der höchsten Quartile, d. h. mit einer jährlichen BMI-Zunahme von über 0,21 (Männer) bzw. über 0,18 (Frauen) hatten das höchste Risiko, einen Gelenkersatz zu erhalten. Im Vergleich zur niedrigsten Quartile (BMI-Zunahme < 0,03 bzw. < – 0,01) nahm dieses Risiko bei den Männern um 49% zu, bei den Frauen um über 50%.

Als besonders riskant erwies sich eine Ge-wichtszunahme, wenn sie bereits in jünge-rem Alter stattfand. So ergab sich für 17- bis

Menarche

Mit der Geschlechtsreife steigt der BMI

− Größe- und Gewichtsentwicklung von Kindern werden bislang allein anhand des ka-lendarischen Alters beurteilt. Bei Mädchen ist das o� enbar zu ungenau. Denn postmenar-chale Mädchen sind im i. d. R. größer und schwerer als ihre gleichaltrigen prämenarcha-len Geschlechtsgenossinnen. Potsdamer Wis-senschaftler haben dies an 3766 Mädchen

zwischen 10 und 17 Jahren gezeigt: Postmen-archale Mädchen waren gegenüber gleichalt-rigen, die noch keine Regelblutung hatten, im Schnitt 5,3 cm größer, 9,7 kg schwerer und hatten einen um 2,9 kg/m2 höheren BMI.

Der BMI steigt mit dem biologischen Al-ter, betonen die Autoren. Da mit den aktuell geltenden Referenzwerten das Risiko be-

Epistaxis

Kälte lässt die Nasen bluten

−HNO-Spezialisten aus den USA haben un-tersucht, welche Faktoren das Risiko von Na-senbluten erhöhen. 2405 Patienten bzw. de-ren Nasen mit 3666 individuellen Blutungs-episoden wurden zur Analyse herangezo-gen. Als signi� kante Hinweise auf häu� ge-res Nasenbluten erwiesen sich in der multi-variaten Analyse allergische Rhinitis, chronische Sinusitis, Gerinnungsstörungen, hereditäre hämorrhagische Teleangiektasie, hämatologische Malignome und Hyperto-nie. Die Häu� gkeit von Nasenbluten nahm mit den Lebensjahren der Patienten zu.

Frühe Überlastung rächt sich später.

Nasen mögen‘s warm und feucht.

Untersucht wurde auch die Verteilung der Fälle von Epistaxis über das Jahr hinweg. Dabei ergab sich eine zur Temperaturvertei-lung gegenläu� ge Kurve: Kälte (und vermut-lich die damit verbundene Trockenheit) lässt die Nasen bluten, Wärme respektive feuch-tere Luft beugt Blutungen vor. Vielen Nasen lasse sich eine Blutung ersparen, meinen die Autoren. Dazu solle man sie fetten und für Luftbefeuchtung in den Räumen sorgen, auch Spülen mit Salzlösung täte gut. rb ■

■ Laryngoscope 2014, online 15. März; doi: 10.1002/lary.24679

20-Jährige pro 5 Kilo Gewichtszunahme ein Risikoanstieg um 26% bei den Männern und um 43% bei den Frauen.

eo ■

■ Osteoarthr Cartil 2014; online 12. März; doi: 10.1016/j.joca.2014.03.002

stehe, spät-pubertierende, übergewichtige Mädchen noch als normalgewichtig und früh-pubertierende Normalgewichtige als übergewichtig einzustufen, fordern sie, die pubertäre Entwicklung bei der Beurteilung des BMIs zu berücksichtigen. dk ■■ Acta Paediatrica 2014, online 25. März; doi:10.1111/

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6 MMW-Fortschr. Med. 2014; 156 (7)

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