28
KOMMISSION DER EUROPÄISCHEN GEMEINSCHAFTEN Brüssel, 2.7.2002 KOM(2002) 347 endgültig MITTEILUNG DER KOMMISSION betreffend die soziale Verantwortung der Unternehmen: ein Unternehmensbeitrag zur nachhaltigen Entwicklung

MITTEILUNG DER KOMMISSION betreffend die soziale ...2002)0347... · 4 2. BILANZ DER KONSULTATION ZUM CSR-GRÜNBUCH Die Kommission erhielt mehr als 250 Reaktionen zum Grünbuch. Sie

  • Upload
    others

  • View
    2

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

KOMMISSION DER EUROPÄISCHEN GEMEINSCHAFTEN

Brüssel, 2.7.2002KOM(2002) 347 endgültig

MITTEILUNG DER KOMMISSION

betreffend

die soziale Verantwortung der Unternehmen:ein Unternehmensbeitrag zur nachhaltigen Entwicklung

2

INHALTSVERZEICHNIS

MITTEILUNG DER KOMMISSION betreffend die soziale Verantwortung der Unternehmen:ein Unternehmensbeitrag zur nachhaltigen Entwicklung...........................................................1

1. Einführung ................................................................................................................... 3

2. Bilanz der Konsultation zum CSR-Grünbuch.............................................................. 4

3. Ein europäischer Aktionsrahmen für CSR................................................................... 5

4. Das Wissen über CSR erweitern und den Austausch von Erfahrungen und GoodPractice erleichtern..................................................................................................... 10

4.1. Die Kenntnisse über die Auswirkungen von CSR auf Wirtschaft und Gesellschaftvertiefen...................................................................................................................... 10

4.2. Förderung des Austausches von Erfahrungen und Good Practice zu CSR zwischenden Unternehmen ....................................................................................................... 11

4.3. Förderung des Austausches von Erfahrungen und Good Practice zu CSR zwischenMitgliedstaaten........................................................................................................... 12

4.4. Entwicklung von CSR-Managementkompetenzen .................................................... 12

4.5. CSR-Förderung in den KMU..................................................................................... 12

5. Förderung der Konvergenz und Transparenz von CSR-Praktiken und-Instrumentarien ......................................................................................................... 14

5.1. Verhaltenskodizes ...................................................................................................... 15

5.2. Managementstandards................................................................................................ 16

5.3. Performancekriterien, Berichterstattung und Vertrauensbildung .............................. 16

5.4. Gütesiegel................................................................................................................... 17

5.5. Sozial verantwortliches Investieren (SRI) ................................................................. 18

6. Einsetzung eines EU-Stakeholder-Forums zu CSR................................................... 19

7. Integration der CSR in alle EU-Politikbereiche......................................................... 21

7.1. Politik im Bereich Beschäftigung und Soziales ......................................................... 21

7.2. Unternehmenspolitik .................................................................................................. 22

7.3. Umweltpolitik ............................................................................................................ 23

7.4. Verbraucherpolitik ..................................................................................................... 24

7.5. Öffentliches Beschaffungswesen ............................................................................... 24

7.6. Außenpolitik, einschließlich Entwicklungspolitik und Handelspolitik ..................... 25

7.7. Öffentliche Verwaltungen.......................................................................................... 27

3

1. EINFÜHRUNG

Im Juli 2001 legte die Kommission ein Grünbuch vor mit dem Titel “EuropäischeRahmenbedingungen für die soziale Verantwortung der Unternehmen”1 . Mit diesemDokument wurde zweierlei beabsichtigt: es sollte eine Debatte in Gang gebrachtwerden über das CSR-Konzept (CSR = Corporate Social Responsibility = sozialeVerantwortung der Unternehmen), und es sollte untersucht werden, wie sich einePartnerschaft zur Entwicklung von Rahmenbedingungen für die CSR-Förderungaufbauen lässt.

Im Grünbuch ist CSR definiert als “ein Konzept, das den Unternehmen alsGrundlage dient, auf freiwilliger Basis soziale Belange und Umweltbelange in ihreUnternehmenstätigkeit und in die Wechselbeziehungen mit den Stakeholdern zuintegrieren”, da sie zunehmend erkennen, dass verantwortliches Verhalten zunachhaltigem Unternehmenserfolg führt. CSR dient auch der sozial verantwortlichenBewältigung des Wandels auf Unternehmensebene. Sozial verantwortlich handelt einUnternehmen, wenn es anstrebt, ein für alle Beteiligten akzeptables Gleichgewichtzwischen den Erfordernissen und Bedürfnissen der verschiedenen Stakeholderherzustellen. Gelingt es den Unternehmen, den Wandel in sozial verantwortlicherWeise zu bewältigen, dann wird sich dies auf makroökonomischer Ebene positivauswirken.

CSR kann deshalb einen Beitrag leisten zum Ersten zur Realisierung des auf demLisabonner Gipfel im März 2000 vorgegebenen strategischen Ziels, die EU bis zumJahr 2010 zum “wettbewerbsfähigsten und dynamischsten wissensbasiertemWirtschaftsraum der Welt zu machen – einem Wirtschaftsraum, der fähig ist, eindauerhaftes Wirtschaftswachstum mit mehr und besseren Arbeitsplätzen und einemgrößeren sozialen Zusammenhalt zu erzielen", und zum Zweiten zur europäischenStrategie für nachhaltige Entwicklung.

Die Konsultation zum Grünbuch hat ergeben, dass Gemeinschaftsmaßnahmen imBereich CSR als sinnvoll angesehen werden. In der vorliegenden Mitteilung,Follow-up zum letztjährigen Grünbuch, präsentiert die Kommission eine EU-Strategie der CSR-Förderung. Die Mitteilung untergliedert sich in sechs Kapitel. Daserste Kapitel fasst die Ergebnisse der Konsultation kurz zusammen. Im zweitenKapitel wird die europäische Strategie der CSR-Förderung umrissen; es beinhaltetauch eine Definition des CSR-Konzepts sowie eine Analyse des Stellenwerts derCSR im Rahmen der nachhaltigen Entwicklung und der Auswirkungen der CSR aufWirtschaft und Gesellschaft. Die Kapitel drei bis sechs behandeln Vorschläge fürunterstützende Maßnahmen.

Die Mitteilung richtet sich an die europäischen Institutionen, die Mitgliedstaaten, dieSozialpartner sowie an Wirtschafts- und Verbraucherverbände, Einzelunternehmenund andere betroffene Parteien. Nur durch gemeinsame Bemühungen all dieserAkteure lässt sich die europäische Strategie der CSR-Förderung weiterentwickelnund umsetzen. Auch die Unternehmen und deren Stakeholder sowie die Sozialpartnerin den Beitrittsländern fordert die Kommission auf, sich dieser Initiativeanzuschließen.

1 KOM (2001 366.

4

2. BILANZ DER KONSULTATION ZUM CSR-GRÜNBUCH

Die Kommission erhielt mehr als 250 Reaktionen zum Grünbuch. Sie sindeinzusehen auf der Europa-Website(http://europa.eu.int/comm/employment_social/soc-dial/csr/csr_responses.htm). Etwadie Hälfte der Antworten stammt von Arbeitgeberorganisationen,Wirtschaftsverbänden und Einzelunternehmen. Zahlreich vertreten sind auchBeiträge von Gewerkschaften und Organisationen der Zivilgesellschaft. Reagierthaben ferner Organisationen auf lokaler, regionaler, nationaler, europäischer undinternationaler Ebene sowie Wissenschaftler und andere interessierte Einzelpersonen.

Stellungnahmen zum Grünbuch haben auch die europäischen Institutionenabgegeben, der Rat, das Parlament, der Wirtschafts- und Sozialausschuss und derAusschuss der Regionen. Und schließlich haben auch verschiedene Mitgliedstaatenihre Kommentare der Kommission übermittelt.

In allen Reaktionen wurde das Grünbuch begrüßt und die Nützlichkeit einer offenenDebatte über das CSR-Konzept hervorgehoben. Nahezu alle Akteure – Sozialpartnerund andere Instanzen – sprachen sich für Gemeinschaftsmaßnahmen in diesemBereich aus.

Es sind jedoch auch signifikante Unterschiede zwischen den einzelnen Positionenfestzustellen:

� Die Unternehmen strichen den freiwilligen Charakter der CSR heraus sowie derenKopplung mit der nachhaltigen Entwicklung und die Notwendigkeit, das Konzeptauf globaler Ebene weiterzuentwickeln. Eine Patentlösung werde es nicht geben.Versuche einer CSR-Reglementierung auf EU-Ebene wären kontraproduktiv,denn dies würde die Kreativität und den Innovationsgeist derjenigen Unternehmenersticken, die Triebkräfte sind in der erfolgreichen Weiterentwicklung von CSR.Für Unternehmen, die in unterschiedlichen Regionen der Welt agieren, könntedies außerdem Interessenkonflikte mit sich bringen.

� Die Gewerkschaften und Organisationen der Zivilgesellschaft betonten, dassfreiwillige Initiativen nicht ausreichen, um die Rechte der Arbeitnehmer und derBürger zu schützen. Sie befürworten einen regulatorischen Rahmen mitMindeststandards, um für alle gleiche Voraussetzungen zu schaffen. SollenCSR-Praktiken glaubwürdig sein, dann können sie nicht einseitig von denUnternehmen entwickelt, umgesetzt und bewertet werden; vielmehr seien alleStakeholder einzubeziehen. Es müsse auch ein effizientes Instrumentariumgeschaffen werden, das die Verantwortung der Unternehmen für die sozialen undökologischen Auswirkungen ihrer Tätigkeit gewährleistet.

� Investoren strichen die Notwendigkeit heraus, die Offenlegungspflicht zuverbessern und die Praktiken der Unternehmen transparenter zu gestalten.Dasselbe gelte für die Methoden der Rating-Agenturen und dasInvestitionsmanagement bei SRI-Fonds (SRI = Socially Responsible Investment =sozial verantwortliches Investieren) und Rentenfonds.

� Verbraucherorganisationen hoben hervor, dass es für Kaufentscheidungenwichtig sei, vertrauenswürdige und vollständige Informationen zu erhalten über

5

die ethischen, sozialen und ökologischen Bedingungen, unter denen Waren undDienstleistungen produziert und vermarktet werden.

� Der Rat wies in seiner Entschließung vom 3. Dezember 2001 darauf hin, dass eineuropäischer CSR-Ansatz bereits laufende Maßnahmen auf lokaler und nationalerEbene ergänzen und ihnen einen Mehrwert verleihen kann. Dies wäre ein Beitragzur Weiterentwicklung der CSR. Nach Auffassung des Rates kann CSR nicht nurden sozialen Zusammenhalt, den Umweltschutz und die Respektierung derGrundrechte nachhaltig fördern, sondern in allen Unternehmenskategorien, vonKMU bis zu multinationalen Unternehmen, und in allen Wirtschaftssektoren auchdie Wettbewerbsfähigkeit steigern.

� Aus der Sicht des Wirtschafts- und Sozialausschusses sollten die Grundsätze derFreiwilligkeit sowie der ökologischen, wirtschaftlichen und sozialenNachhaltigkeit, zusammen mit aus bestehenden Vereinbarungen internationalerOrganisationen abzuleitenden Orientierungen, den Referenzrahmen bilden fürweiterführende europäische Maßnahmen zur Unterstützung der Bemühungen derUnternehmen, sozial verantwortlich zu handeln.

� Nach Auffassung des Ausschusses der Regionen können Maßnahmen aufeuropäischer Ebene beitragen zur Sensibilisierung, zur Förderung derVerantwortlichkeit und zur Unterstützung der Unternehmen und der öffentlichenBehörden, CSR in ihre Tätigkeit zu integrieren.

� Das Europäische Parlament hat vorgeschlagen, CSR in allen unter dieZuständigkeit der EU fallenden Politikbereichen - insbesondere gelte dies für dieFörderung der regionalen und sozialen Entwicklung - zur Querschnittsaufgabe zumachen und eine CSR-Stakeholder-Plattform zu schaffen. Darüber hinaus hat dasEP eine Triple-Bottom-Line-Berichterstattung der Unternehmen über derensoziale und ökologische Performance gefordert, einschließlich derMenschenrechtsaspekte.

3. EIN EUROPÄISCHER AKTIONSRAHMEN FÜR CSR

Definition der CSR

CSR ist ein Konzept, das den Unternehmen als Grundlage dient, auf freiwilligerBasis soziale Belange und Umweltbelange in ihre Tätigkeit und in dieWechselbeziehung mit den Stakeholdern zu integrieren.

Die Hauptaufgabe eines Unternehmens besteht darin, Wert zu schaffen durch dieHerstellung von Waren und Dienstleistungen, die von der Gesellschaft benötigtwerden, dadurch Profit für seine Besitzer und Anteilhalter zu generieren sowieWohlfahrt für die Gesellschaft, insbesondere durch einen anhaltenden Prozess derBereitstellung von Arbeitsplätzen. Neue Formen des sozialen Druckes undMarktdruckes bringen jedoch einen allmählichen Wertewandel und Wandel derunternehmenspolitischen Ausrichtung mit sich.

Die Unternehmen erkennen zunehmend, dass der Weg zu dauerhaftemwirtschaftlichem Erfolg und Shareholder Value nicht allein über eine kurzfristigeProfitmaximierung führt, sondern vielmehr über marktorientiertes, aber

6

verantwortliches Handeln. Und die Unternehmen wissen: zur nachhaltigenEntwicklung können sie beitragen, wenn sie ihre Tätigkeit so gestalten, dass sieWachstum und Wettbewerbsfähigkeit fördern und gleichzeitig Umweltschutz undsoziale Verantwortung praktizieren; dies schließt auch die Verbraucherinteressen ein.

Aus diesen Erkenntnissen heraus haben immer mehr Unternehmen eine CSR-Kulturentwickelt. Ungeachtet des breiten Spektrums von CSR-Ansätzen bestehtweitgehender Konsens über die Grundzüge:

– Unternehmen, die CSR praktizieren, gehen über gesetzliche Verpflichtungenhinaus; sie tun es freiwillig, weil sie der Auffassung sind, dass es ihremlangfristigen Interesse dient.

– CSR ist eng verknüpft mit dem Konzept der nachhaltigen Entwicklung: dieUnternehmen müssen sich der wirtschaftlichen, sozialen und ökologischenAuswirkungen ihrer Tätigkeit bewusst sein.

– CSR ist nicht etwas, was dem Kerngeschäft von Unternehmen aufgepfropftwerden soll. Vielmehr geht es um die Art des Unternehmensmanagements.

Sozial verantwortliches Handeln von Unternehmen hat eine lange Tradition inEuropa. Was das heutige CSR-Verständnis von den Initiativen der Vergangenheitunterscheidet ist das Bemühen, CSR strategisch einzusetzen und zu diesem Zweckein geeignetes Instrumentarium zu entwickeln. Sie ist damit Komponente einesAnsatzes, der die Erwartungen der Stakeholder und das Prinzip der kontinuierlichenVerbesserung und Innovation zu Kernelementen der Unternehmensstrategie macht.Wie CSR im Einzelnen praktiziert wird, ist abhängig von der spezifischen Situationdes jeweiligen Unternehmens und dem Umfeld, in dem es tätig ist, sei es in Europaoder in anderen Teilen der Welt. In Anbetracht der Erweiterung ist es wichtig, in denMitgliedstaaten und in den Beitrittsländern ein einheitliches CSR-Verständnis zufördern.

Das CSR-Konzept findet zunehmend Anerkennung

Unternehmen, Politiker und andere Stakeholder sehen in CSR zunehmend einwichtiges Element neuer Formen der Governance, das ihnen dabei hilft, auf folgendegrundlegenden Änderungen zu reagieren:

� Die Globalisierung eröffnet den Unternehmen neue Möglichkeiten, erfordertjedoch gleichzeitig eine komplexere Organisationsstruktur. Die Ausweitung derUnternehmenstätigkeit auf andere Länder bringt neue Verantwortlichkeiten aufglobaler Ebene mit sich, insbesondere in den Entwicklungsländern.

� Gesichtspunkte hinsichtlich Image und Ruf eines Unternehmens spielen einezunehmend bedeutsame Rolle im Wettbewerb, weil NRO und Verbraucher mehrInformationen über die Bedingungen erwarten, unter denen Produkte undDienstleistungen produziert werden, sowie über die Auswirkungen auf dieNachhaltigkeit. Sie neigen dazu, durch ihr Verhalten sozial and ökologischverantwortlich handelnde Unternehmen zu belohnen.

� Zum Teil als Folge davon fordern die finanziellen Stakeholder Informationen, dieüber die herkömmliche Finanzberichterstattung hinausgehen, um sich ein besseres

7

Bild machen zu können von den Erfolgsaussichten und den Risiken für einUnternehmen und dessen Image in der Öffentlichkeit.

� Die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen wird zunehmend determiniert durchderen Wissensbasis und Innovationsleistung. Es wird für sie deshalb immervitaler, hochqualifizierte und kompetente Mitarbeiter zu binden.

Die globale Dimension der CSR

Die Antworten auf das Grünbuch verdeutlichten den globalen Charakter der CSR-Problematik, und spiegelten die Tatsache wider, dass dass immer mehrUnternehmen, auch KMU, ihre Tätigkeit weltweit ausrichten, indem sie dieweltweite Marktliberalisierung und Handelsintegration für sich nutzen und vonTochtergesellschaften und Zulieferen in Entwicklungsländern einkaufen.

Globale Governance und die Wechselbeziehung zwischen Handel, Investitionen undnachhaltiger Entwicklung sind entscheidende Aspekte in der CSR-Debatte. DieSensibilisierung für CSR-Themen wird beitragen, um stärker nachhaltigeInvestitionen, wirksamere Entwicklungszusammenarbeit und den Technologie-transfer zu fördern.

Beide Prozesse der Liberalisierung der Handels- und Finanzmärkte sollten mitangemessenem Fortschritt zu einem effizienten System der globalen sozialenGovernance mit seiner sozialen und Umweltdimension einhergehen. DieGlobalisierung setzt Unternehmen auch verstärkt der grenzüberschreitendenWirtschaftskriminalität aus, was eine internationale Antwort erfordert.

Indem sie international anerkannte Standards einhalten, können multinationaleUnternehmen dazu beitragen, dass die internationalen Märkte sich stärker am Prinzipder Nachhaltigkeit ausrichten. Es ist dazu wichtig, dass die Förderung von CSRinternationale Standards und vereinbarte Instrumente als ihren Ausgangspunktnimmt.

Bei derartigen Übereinkommen sind gegenwärtig zwei Typen zu unterscheiden:Erstens die OECD-Leitsätze für multinationale Unternehmen. Sie bilden dasumfassendste, international gebilligte Regelwerk für die Aktivitäten multinationalerUnternehmen. Bei der CSR-Förderung in Entwicklungsländern solltenEU-Unternehmen in der Öffentlichkeit demonstrieren, dass sie diese Leitsätzeweltweit einhalten. Zweitens bestehen über CSR hinausgehende internationaleAbkommen, deren Durchsetzung durch die Regierungen gefördert werden sollte. Inihrer Mitteilung "Förderung der grundlegenden Arbeitsnormen und sozialereAusrichtung der Politik im Kontext der Globalisierung"2 hat die Kommissionfolgerichtig auf die Notwendigkeit verwiesen, im Kontext der Globalisierunggrundlegende Arbeitsnormen einzuhalten. Sie verwies insbesondere auf dieAllgemeingültigkeit dieser Kernarbeitsnormen und auf die Notwendigkeit, inVerhaltenskodizes die IAO-Basiskonventionen zugrunde zu legen.

Gleichzeitig ist die Identifikation von gemeinsamen Rahmenbedingungen für dieglobale Dimension von CSR die größte Herausforderung, bedingt durch die Vielfalt

2 KOM(2001)416

8

der nationalen politischen Rahmenbedingungen, Arbeitsschutzregelungen undUmweltschutzauflagen. Eine Anzahl von Initiativen, an denen europäischeUnternehmen teilnehmen, wie Investors for Africa, der World Business Council forSustainable Development und Global Compact bemühen sich um dieHerausarbeitung von grundlegenden Prinzipien und Praktiken. Der unterliegendeAnsatz sollte sein, dass auf globaler wie auf europäischer Eeben dieUmsetzung vonCSR-Prinzipien über die gesetzlichen Verpflichtungen der Unternehmenhinausgehen sollte, und dass die Ansätze die örtlichen Stakeholder einbeziehensollten.

Die Antworten auf das Grünbuch betonten auch die wichtige Rolle, die Regierungen,internationalen Organisationen und der Zivilgesellschaft bei der Bekanntmachungund Durchsetzung von international vereinbarten sozialen und Umweltstandardshaben. Der Mehrwert von EU-Aktivität in diesem Bereich und bei der Förderung derinternationalen Dimension von CSR wird in Kapitel 7.6 ausgeführt.

Was der weiteren Verbreitung der CSR entgegensteht

Einer weiteren Sensibilisierung für sowie Verbreitung und Durchsetzung von CSR-Praktiken in den Unternehmen stehen Defizite in folgenden Bereichen entgegen:

� Wissen über die Beziehung zwischen CSR und Unternehmensperformance (derBusiness Case)

� Konsens zwischen den beteiligten Akteuren über ein adäquates Konzept, das dieglobale Dimension von CSR berücksichtigt, insbesondere die Verschiedenheit dernationalen politischen Rahmenbedingungen in der Welt;

� CSR-Schulung, insbesondere in Wirtschafts- und Managementschulen

� Sensibilisierung und Ressourcen in den KMU

� Transparenz, bedingt durch das Fehlen eines allgemein anerkanntenInstrumentariums der Gestaltung, Umsetzung und Publizierung der CSR-Strategie

� Anerkennung und Unterstützung von CSR-Praktiken durch Verbraucher undInvestoren

� Kohärenz der staatlichen Maßnahmen

Der Weg zu einem EU-Aktionsrahmen für CSR

Die Umsetzung der CSR ist grundsätzlich Sache der Unternehmen selbst. Eindeterminierender Faktor dabei ist die dynamische Wechselbeziehung zwischen denUnternehmen und den Stakeholdern. Da jedoch vieles dafür spricht, dass CSR durchihren Beitrag zu einer nachhaltigeren Entwicklung auch gesellschaftliche Werteschafft, müssen auch die öffentlichen Behörden die ihnen obliegenden Rolleübernehmen und sozial und ökologisch verantwortliches Handeln der Unternehmenfördern.

Eine weitere Ursache für den Bedarf an staatlichen Maßnahmen zur CSR-Förderungist eine unzureichenden Governance auf globaler und nationaler Ebene. In ihrerMitteilung "Auf dem Weg zu einer globalen Partnerschaft für nachhaltigeEntwicklung" (13.2.2002) hat die Kommission darauf hingewiesen, dass eineungezügelte Globalisierung sich negativ auswirken kann. Die staatlichen

9

Maßnahmen im Bereich CSR können dazu beitragen, die Globalisierung positiv zugestalten durch Förderung von Good Practice in den Unternehmen als Ergänzung derstaatlichen Maßnahmen, die auf eine nachhaltige Entwicklung abzielen.

Gemeinschaftsmaßnahmen im Bereich CSR müssen sich auf die in einschlägigeninternationalen Abkommen festgelegten Grundsätze stützen und dasSubsidiaritätsprinzip in vollem Umfang einhalten. Unter diesen Voraussetzungensprechen mindestens zwei Gründe für die Nützlichkeit und Notwendigkeit vonGemeinschaftsmaßnahmen: Erstens kann sich CSR als ein nützliches Instrumenterweisen zur Förderung von Gemeinschaftsstrategien in einer Reihe vonPolitikbereichen. Zweitens ist die Existenz unterschiedlicher, schwer vergleichbarerCSR-Instrumente (z. B. Management-Standards, Gütesiegel und Zertifizierung,Berichterstattung) verwirrend für Unternehmen, Verbraucher, Investoren, andereStakeholder und die Öffentlichkeit, was wiederum Marktverzerrungen verursachenkönnte. Der Gemeinschaft kommt dementsprechend die Aufgabe zu, dasInstrumentarium zu vereinheitlichen, um das reibungslose Funktionieren desBinnenmarkts zu gewährleisten und gleiche Voraussetzungen für alle zu schaffen.

CSR-Praktiken und -Instrumente sind effizienter, wenn sie Gegenstand einer aufgemeinsame Zielsetzungen ausgerichteten konzertierten Aktion aller Beteiligtensind. Sie sollten transparent sein und auf klaren und verifizierbaren Kriterien oderBenchmarks basieren. Staatliche Maßnahmen können zur Entwicklung einesAktionsrahmens beitragen, denn sie steigern die Transparenz und damit dieGlaubwürdigkeit von CSR-Praktiken.

Grundsätzliche Ausrichtung einer Gemeinschaftsaktion

Die Kommission schlägt vor, zur Gestaltung der Strategie der CSR-Förderung eineReihe von Grundregeln vorzugeben:

– Der freiwillige Charakter der CSR muss anerkannt werden.– CSR-Praktiken müssen glaubwürdig und transparent sein.– Der Schwerpunkt muss auf Maßnahmen liegen, bei denen der Beitrag der

Gemeinschaft einen Mehrwert erbringt.– Der CSR-Ansatz muss ausgewogen und umfassend sein, d. h. wirtschaftliche,

soziale und ökologische Fragen sowie Verbraucherinteressen einbeziehen.– Den Bedürfnissen und Besonderheiten der KMU ist Rechnung zu tragen.– Die CSR-Politik muss mit bestehenden internationalen Abkommen und

Instrumentarien vereinbar sein und diese ergänzen (IAO-Kernarbeitsnormen,OECD-Leitsätze für multinationale Unternehmen).

Die Kommission will in ihrer Strategie den Schwerpunkt auf folgende Maßnahmenlegen:

1. Das Wissen über die positiven Auswirkungen von CSR auf Wirtschaft undGesellschaft vertiefen in Europa und weltweit, vor allem in denEntwicklungsländern.

2. Den Austausch von Erfahrungen und von Good Practice im Bereich CSRzwischen den Unternehmen unterstützen.

3. Die Entwicklung von CSR-Managementkompetenzen fördern.4. . CSR den KMU näher bringen.5. Die Konvergenz und Transparenz von CSR-Praktiken und -Instrumentarien

erleichtern.

10

6. Ein Stakeholder-Forum zu CSR auf europäischer Ebene einsetzen.7. CSR in die Gemeinschaftspolitik integrieren.

Die Kommission ist bereit, die Beitrittsländer weitestmöglich in die Umsetzung derStrategie einzubeziehen. Sie wird die CSR-Förderung auch betreiben als Anreiz zurVerbesserung der nachhaltigen Entwicklung und der Governance inEntwicklungsländern.

4. DAS WISSEN ÜBER CSR ERWEITERN UND DEN AUSTAUSCH VON ERFAHRUNGENUND GOOD PRACTICE ERLEICHTERN

4.1. Die Kenntnisse über die Auswirkungen von CSR auf Wirtschaft undGesellschaft vertiefen

Aus den Reaktionen auf das Grünbuch ist abzuleiten, dass die Unternehmen in ihrenErwartungen an die CSR sich weitgehend einig sind: CSR wird von strategischerBedeutung sein für die langfristige Sicherung des Unternehmenserfolgs.

Das Potenzial der CSR-Strategie, die Symbiose zwischen Unternehmen undGesellschaft zu stärken, hat sich bereits manifestiert in Bereichen wie nachhaltigesWachstum, Bildung und sozialer Zusammenhalt. CSR kann dazu beitragen, einKlima des Vertrauens im Unternehmen zu schaffen, das dem Engagement derArbeitnehmer förderlich ist und die Innovationsleistung verbessert. Ein solchesVertrauensklima kann in der Zusammenarbeit zwischen den anderen Stakeholdern(Geschäftspartner, Zulieferer, Verbraucher) darüber hinaus die externeInnovationsleistung verbessern. Förderung des Verbrauchervertrauens durch CSRkann erheblich zum Wirtschaftswachstum beitragen. Konkreter gesagt können dieUnternehmen durch CSR-Praktiken erheblich dazu beitragen, Korruption undBestechung einzudämmen und zu bekämpfen und zu verhindern, dass Unternehmenfür Geldwäsche und Finanzierung krimineller Aktivitäten missbraucht werden.

Die CSR-Strategie kann außerdem den gesellschaftlichen Nutzen derInnovationsleistung der Unternehmen steigern. Weitere Beispiele für dengesamtgesellschaftlichen Nutzen der innovativen Leistungen von Unternehmen sindhöhere Arbeitsqualität, sicherere und arbeitnehmerfreundlichere Arbeitsplätze,Gender Mainstreaming und der Innovations- und Technologietransfer zu lokalenGemeinschaften und Entwicklungsländern, was wiederum zu einer ausgewogenerenwirtschaftlichen und sozialen Entwicklung im Nord-Süd-Vergleich führt. CSR kannschon allein dadurch zur Entwicklung in Drittländern beitragen, dass sie einenDialog zwischen diesen Ländern, deren öffentliche Behörden, Sozialpartnern undZivilgesellschaft, und ausländischen Unternehmen in Gang bringt.

Der Wunsch der Unternehmen, ihr Risikomanagement zu verbessern, ist ein Faktor,der CSR stark begünstigt. Die Unternehmen stimmen im Allgemeinen darin überein,dass CSR ihnen hilft beim Risikomanagement, bei der Verwaltung ihrerimmateriellen Werte sowie bei der Gestaltung ihrer internen Verfahren und ihrerBeziehungen zu internen und externen Stakeholdern. Vielfach wird bereits dieMeinung vertreten, dass die Vorteile, die den Unternehmen dadurch entstehen, dasssie internationale soziale und ökologische Konventionen, Normen oder andere "softlaws" einhalten, die Kosten überwiegen. Zwar teilen die meisten Unternehmen dieAuffassung, dass CSR eine positive Wirkung auf die Wettbewerbsfähigkeit ausübt,

11

insbesondere auf lange Sicht, doch sind sie nicht in der Lage, den Effekt zuquantifizieren.

Der Nachweis, dass sozial und ökologisch verantwortungsvolles Handeln dieWettbewerbsfähigkeit und die nachhaltige Entwicklung insbesondere in den KMU fördert,wäre das wirkungsvollste Argument für die Integration von CSR in die Unternehmen,insbesondere durch Folgendes:

– Die intensivere Erforschung der Art und Weise, wie und unter welchen Bedingungen CSRpraktizierende Unternehmen beitragen können zur Realisierung des Ziels dergesteigerten Wettbewerbsfähigkeit und der nachhaltigeren Entwicklung: der hoheStellenwert der Aktion "Bürger und modernes Regieren in der Wissensgesellschaft" imRahmenprogramm der Europäischen Gemeinschaft für Forschung und technologischeEntwicklung 2002-2006 wird den Erwerb des einschlägigen Wissens begünstigen.

– Unterstützende Maßnahmen von Unternehmen, Sozialpartnern, Bildungseinrichtungenund anderen Stakeholdern fördern Aktivitäten, die darauf abzielen, die Sensibilisierungfür und die Kenntnisse über CSR zu erweitern.

– Analyse und Verbreitung von Informationen über CSR-Praktiken und deren Ergebnissefür Unternehmen und Gastländer.

4.2. Förderung des Austausches von Erfahrungen und Good Practice zu CSRzwischen den Unternehmen

In ihrer Reaktion auf das Grünbuch wiesen Wirtschaftsverbände undEinzelunternehmen darauf hin, wie wichtig im Bereich CSR der Austausch vonErfahrungen und von Good Practice zwischen den Unternehmen ist als ein wichtigesVehikel der Weiterentwicklung des Konzepts. Er kann Unternehmen dabei helfen,sich mit CSR vertrauter zu machen, über ein Benchmarking ihre Position imWettbewerb zu analysieren und einen Konsens herbeizuführen über das zubenutzende Instrumentarium, z. B. Berichterstattungsstandards undVerifizierungsverfahren. Als besonders nützlich könnte sich dieser Austausch aufsektoraler Ebene erweisen, denn er kann erheblich beitragen zur Ermittlung vongemeinsamen Herausforderungen und von Optionen für die Zusammenarbeitzwischen Wettbewerbern. Eine derartige Zusammenarbeit könnte die Kosten derCSR-Integration senken und gleiche Voraussetzungen für alle schaffen. Auch könntesie die Verbreitung von CSR in den Lieferketten begünstigen.

Genossenschaften, Gegenseitigkeitsgesellschaften und Vereine haben alsmitgliederorientierte Organisationen eine lange Tradition darin, wirtschaftlicheLeistungsfähigkeit mit sozialer Verantwortung zu kombinieren. Sie erreichen diesdurch den Dialog der Stakeholder und partizipatives Management und sie könnendeshalb wichtige Referenzgrößen für andere Organisationen liefern.

Die Effizienz bestehender Foren für den Austausch von Good Practice und Erfahrungen auflokaler, regionaler, nationaler und EU-Ebene ließe sich steigern durch ein besseresNetworking und eine bessere Koordination der Tätigkeiten.

Die Integration von CSR in die Arbeit europäischer Netze zur Unternehmensförderungwürde den Dialog und die Zusammenarbeit zwischen den Akteuren erleichtern.

12

4.3. Förderung des Austausches von Erfahrungen und Good Practice zu CSRzwischen Mitgliedstaaten

Eine Reihe von Mitgliedstaaten hat CSR-Strategien entwickelt. Diese Strategien sindunterschiedlich, denn sie spiegeln nationale Traditionen, Gegebenheiten undHerausforderungen wider. Um den Austausch von Informationen über nationalePolitiken zu erleichtern und ihre eigenen Arbeiten im Bereich CSR zu unterstützen,hat die Kommission eine Gruppe hochrangiger Sozialvertreter aus denMitgliedstaaten eingesetzt, die regelmäßig zusammentritt.

Die Kommission wird auch weiterhin den Informationsaustausch und die Verbreitung vonGood Practice über Sensibilisierungsmaßnahmen fördern, wobei der Schwerpunkt auf denKMU liegen wird. Gleichermaßen fördern wird sie Initiativen, deren Ziel es ist, Systeme desTotal Quality Management sowie andere Strategien (CSR–bezogene Gesetzgebung undUnterstützung) zu erforschen und zu etablieren. Ein weiterer Vorschlag der Kommissiongeht dahin, eine Peer-Review der CSR-Praktiken in den Mitgliedstaaten vorzunehmen zurBewertung der Performance und des Mehrwerts von Regelwerken und Monitoringsystemen.

4.4. Entwicklung von CSR-Managementkompetenzen

In den meisten Reaktionen auf das Grünbuch wird hervorgehoben, wie wichtig es zurCSR-Förderung ist, Manager, Arbeitnehmer und andere Akteure auszubilden und zuschulen.Das Bildungssystem hat auf allen Ebenen die wichtige Funktion, sozialverantwortliches Handeln allen Bürgern nahe zu bringen, ob sie nun in derWirtschaft oder in anderen Bereichen arbeiten oder tätig sein werden. DieserAufgabe kann es gerecht werden, wenn es den Bürgern das Verständnis sozialer,ökologischer und ethischer Werte vermittelt und sie somit in die Lage versetzt,informierte Entscheidungen zu fällen. Besonders relevant für CSR ist dieBetriebswirtschaftslehre. Ein Austausch zwischen den Unternehmen und denBildungseinrichtungen in dieser Frage kann zur Förderung von CSR-Grundsätzenund -Praktiken beitragen.

Der Austausch von Good Practice bei der Integration von CSR-Grundsätzen in dieallgemeine Bildung sowie in die Ausbildung in Betriebswirtschaft ist verbesserungsfähig.Eingebunden werden sollten die Bildungssysteme, die Unternehmen, dieArbeitnehmervertreter und andere Stakeholder, einschließlich der Verbraucher.

Der Strukturfonds stellt erhebliche finanzielle Mittel bereit für die wirtschaftliche undsoziale Umstellung von Regionen mit strukturellen Problemen sowie für die Anpassung undModernisierung der allgemeinen und beruflichen Bildung und der Beschäftigungssysteme,wobei es vor allem darum geht, die Anpassungsfähigkeit und Beschäftigungsfähigkeit derArbeitnehmer zu verbessern. Mittel des Europäischen Sozialfonds könnten verwendet werdenzur CSR-Förderung in der Managementausbildung und in der Ausbildung andererArbeitnehmer sowie zur Erarbeitung von Unterrichtsmaterial und Lehrplänen - auch imBereich lebenslanges Lernen - in Zusammenarbeit mit Unternehmen.

4.5. CSR-Förderung in den KMU

Das CSR-Konzept wurde hauptsächlich von und für große multinationaleUnternehmen entwickelt. In Umsetzung der Kommissionsstrategie "Zuerst in kleinenDimensionen denken", sollten das CSR-Konzept, die CSR-Praktiken und dieCSR-Instrumente der besonderen Situation der KMU angepasst werden, denn diesemachen die große Mehrzahl der europäischen Unternehmen aus. Aufgrund ihrer

13

weniger komplexen Struktur und der starken Rolle des Unternehmenseigners gehenKMU mit den gesellschaftlichen Auswirkungen ihrer Tätigkeit vielfach intuitiverund informeller um als große Unternehmen. Zahlreiche KMU praktizieren bereitssozial und ökologisch verantwortliches Handeln, ohne mit dem CSR-Konzeptvertraut zu sein oder über ihre Tätigkeit zu berichten. Für viele KMU sind derartigePraktiken schlicht gleichbedeutend mit verantwortungsvollem Unternehmertum.

50% von kürzlich befragten3 europäischen KMU geben an, bereits sozial undökologisch verantwortungsvoll handeln, zum Nutzen ihrer externen Stakeholder. IhrEngagement für die Gemeinschaft, der sie angehören, und ihr soziales Engagementkönnte man charakterisieren als lokal ausgerichtet, unsystematisch und nichtverknüpft mit einer Unternehmensstrategie. Hauptmotivation in solchen Fällen sindethische Überlegungen des Eigentümers/Managers, wenn auch zahlreiche KMU sichdes wirtschaftlichen Nutzens durchaus bewusst sind, der ihnen zum Beispiel durchbessere Beziehungen zu den Verbrauchern und der lokalen Gemeinschaft erwächst.Außerdem ist vielfach eine positive Korrelation feststellbar zwischen derstrategischen Ausrichtung von KMU und deren sozial verantwortlichem Handeln:innovations-, qualitäts- und wachstumsorientierte KMU zeigen sich auch stärkersozial engagiert oder streben dies an. Mangelnde Sensibilisierung ist offenbar dasgrößte Hemmnis für soziales Engagement, insbesondere bei denKleinstunternehmen, gefolgt von Ressourcenknappheit. Verbänden vonKleinunternehmen, Unterstützungs-organisationen und Netzen kommt eine wichtigeRolle zu in der Sensibilisierung dieser Akteure durch Information,benutzerfreundliche Instrumentarien und Verbreitung von Good Practice.

Da den KMU ihr Engagement nicht im gleichen Maße zugute kommt wie großenUnternehmen, benötigen sie Unterstützung in der Umsetzung eines stärkerstrategisch ausgerichteten Ansatzes. Allgemein zugängliche Informationen über denBusiness Case unterschiedlicher KMU-Typen mit unterschiedlichem kulturellemUmfeld sind der Schlüssel zu einem besseren Verständnis und einer stärkerenEinbindung der KMU. Es ist anzunehmen, dass künftig der größte Druck auf dieKMU, CSR zu praktizieren, von den großen Unternehmen ausgeht, die zu ihremKundenkreis zählen. Diese Großunternehmen könnten im Gegenzug den KMU dabeihelfen, die Herausforderungen zu bestehen durch Bereitstellung vonSchulungsmöglichkeiten, Mentoring und andere Initiativen.

Um verantwortungsvolles Unternehmertum in den KMU zu etablieren, müssen diese für denwirtschaftlichen Nutzen sensibilisiert werden, wobei gleichzeitig entsprechende Praktiken zufördern sind als Instrumente des Risikomanagements. Weiterhin gilt es,

– das Verständnis des gegenwärtigen sozialen und ökologischen Engagements der KMU zuvertiefen, was die Erforschung KMU-spezifischer Aspekte der CSR und des BusinessCase beinhaltet;

– den Austausch und die Verbreitung von Good Practice zu fördern, die ermittelt wird mitUnterstützung von Experten aus den Mitgliedstaaten und den Beitrittsländern,KMU-Verbänden, Organisationen für Unternehmens-unterstützung und

3 ENSR-Erhebung 2001 in mehr als 7 000 KMU in : Europäische KMU und ihre soziale und ökologische

Verantwortung, 7. Bericht der Europäischen Beobachtungsstelle für KMU, 2002, EuropäischeKommission, GD Unternehmen(http://europa.eu.int/comm/enterprise/enterprise_policy/analysis/observatory.htm)

14

Verbraucherverbänden (z. B. durch Veröffentlichungen, Online-Erfassung von GoodPractice usw.);

– die Entwicklung und Verbreitung eines benutzerfreundlichen, maßgeschneidertenInstrumentariums für diejenigen KMU zu erleichtern, die auf freiwilliger Basis sozialverantwortlich handeln oder sozial verantwortliche Maßnahmen weiterentwickeln wollen(Informationsmaterial, KMU-Toolkit usw.);

– KMU-Verbände und Organisationen für Unternehmensunterstützung auf CSRaufmerksam zu machen und zu bewirken, dass CSR integriert wird inUnterstützungsleistungen zur Förderung verantwortungsvollen Unternehmertums inKMU;

– die Zusammenarbeit zwischen Großunternehmen und KMU zu erleichtern und damit dieKMU in der Wahrnehmung ihrer sozialen und ökologischen Verantwortung im Einklangmit den nationalen und gemeinschaftlichen Wettbewerbsregeln zu unterstützen (z. B.Lieferkettenmanagement, Mentoring-Systeme usw.);

– die KMU stärker zu sensibilisieren für die Auswirkungen ihrer Tätigkeit auf dieEntwicklungsländer und eine proaktivere Politik der KMU vor allem in folgendenBereichen zu fördern: Kernarbeitsnormen, Beseitigung der Kinderarbeit,Geschlechtergleichstellung, allgemeine und berufliche Bildung, Krankenbetreuung undKrankenversicherung.

5. FÖRDERUNG DER KONVERGENZ UND TRANSPARENZ VON CSR-PRAKTIKEN UND-INSTRUMENTARIEN

CSR spielt eine Rolle in einer Vielzahl von Unternehmenstätigkeiten. Dies gilt ganzbesonders dann, wenn ein Unternehmen in mehreren Ländern agiert und seineTätigkeit den spezifischen Gegebenheiten der einzelnen Ländern anpassen muss.Diese Vielfalt hat eine Fülle freiwilliger Unternehmensinitiativen hervorgebracht, fürdie vielfach innovative Elemente charakteristisch sind, mitunter aber auch einMangel an Transparenz und Vergleichbarkeit.

Transparenz ist ein ganz wesentliches Element in der CSR-Debatte. Sie hilftUnternehmen, ihre Praktiken zu optimieren, und sie versetzt die Unternehmen selbstsowie Dritte in die Lage, die erzielten Ergebnisse zu bewerten4. Nützlich für dieFörderung der Transparenz ist die Festlegung von CSR-Benchmarks, denn dieseliefern ein aussagekräftiges und vertrauenswürdiges Maß der sozialen undökologischen Performance der Unternehmen.Die Beschäftigung mit Benchmarks hatim letzten Jahrzehnt eine Fülle von Leitlinien, Grundregeln und Kodizeshervorgebracht. Nicht alle diese Instrumente sind vergleichbar in Wirkungsbreite,Zweckbestimmung, Umsetzbarkeit und Anwendbarkeit auf einzelne Unternehmen,Sektoren oder Industriezweige. Dies steht in Widerspruch zum Bedarf anTransparenz in Bezug auf die soziale und ökologische Leistung. In dem Maße, indem sich die Erwartungen an CSR stärker herauskristallisieren, entsteht Bedarf aneiner gewissen Konvergenz der Konzepte, Instrumente und Praktiken, ohne dieInnovation zu ersticken, die für alle Beteiligten von Nutzen wäre. CSR-Benchmarkssollten sich an Kernwerten ausrichten, gestützt auf internationale Übereinkommen,wie zum Beispiel die IAO-Kernarbeitsnormen und die OECD-Leitsätze fürmultinationale Unternehmen.

4 Größere Transparenz verhindert auch, dass Unternehmen vom organisierten Verbrechen missbraucht

werden, und dass Terroristengruppen Geldwäsche praktizieren oder Geld für ihre Zweck abzweigen.

15

Es sind mehrere marktorientierte, von zahlreichen Stakeholdern getragene Initiativenangelaufen, die auf Konvergenz und Transparenz im Bereich CSR hinwirken. DieMitgliedstaaten fördern sie auf unterschiedliche Weise, im Einklang mit ihremjeweiligen CSR-Ansatz. Die Kommission möchte ihr Teil beitragen zurVerbesserung von Konvergenz und Transparenz bei CSR. Ihr Beitrag kann darinbestehen, die Entwicklung, Verbreitung und Akzeptanz dieser internationalen, vonzahlreichen Stakeholdern getragenen Initiativen in den Unternehmen und bei denStakeholdern zu begünstigen.

Wünschenswert sind mehr Konvergenz und Transparenz in folgenden Bereichen:

(1) Verhaltenskodizes(2) Managementstandards(3) Performancekriterien, Berichterstattung und Vertrauensbildung(4) Gütesiegel(5) Sozial verantwortliches Investieren

5.1. Verhaltenskodizes

Das zunehmende Interesse der Öffentlichkeit an den sozialen und ökologischenAuswirkungen und ethischen Standards der industriellen Tätigkeit hat vieleUnternehmen, insbesondere im Verbrauchsgütersektor, veranlasst, Verhaltenskodizeseinzuführen in Bezug auf Arbeitsbeziehungen, Menschenrechte und Umwelt.

Verhaltenskodizes sind innovative, wichtige Instrumente zu Förderung dergrundlegenden Menschenrechte, Arbeitsrechte und Umweltrechte sowie derKorruptionsbekämpfung, insbesondere in Länder, in denen die staatlichen Stellenkeine Mindeststandards vorgeben. Es sollte jedoch betont werden, dass dieseKodizes nationale, gemeinschaftliche und internationale Rechtsvorschriften undTarifvereinbarungen ergänzen, nicht aber ersetzen sollen.

Das größte Problem bei Kodizes besteht darin, sie wirkungsvoll umzusetzen, zuüberwachen und zu verifizieren. Aus dieser Erkenntnis heraus empfiehlt dieKommission, dass die Unternehmen sich weitgehend an von internationalenOrganisationen entwickelte Verhaltenskodizes halten. Besondere Aufmerksamkeitsollte der Durchsetzung von Kodizes gelten in Bezug auf Arbeitnehmer iminformellen Sektor, Nachunternehmer und Freihandelszonen.

Nach Auffassung der Kommission sollten Verhaltenskodizes,

– die IAO-Basiskonventionen und die OECD-Leitsätze für multinationaleUnternehmen als gemeinsamen Mindeststandard zugrunde legen;

– geeignete Mechanismen zur Bewertung und Verifizierung der Umsetzungbeinhalten sowie auch ein System zur Überprüfung der Einhaltung;

– die Sozialpartner und andere relevante Stakeholder, auch in denEntwicklungsländern, in die Ausarbeitung, die Durchsetzung und das Monitoringeinbeziehen;

– Good Practice in europäischen Unternehmen verbreiten helfen.

16

Die Kommission fordert das CSR EMS-Forum (siehe unten) auf, die Wirksamkeit undVertrauenswürdigkeit bestehender Verhaltenskodizes zu prüfen und zu überlegen, wie sichdie Konvergenz auf europäischer Ebene fördern lässt.

5.2. Managementstandards

Für die Unternehmen stellen sich immer mehr und zunehmend komplexe Problemein Bereichen wie Arbeitsverfahren und Beziehungen zu Zulieferern – Probleme, diesich im gesamten Unternehmen auswirken. Unabhängig vom Sektor, dem sieangehören, ihrer Größe, ihrer Struktur und der unternehmerischen Erfahrung tätenUnternehmen deshalb gut daran, soziale und ökologische Fragen in dasTagesgeschäft zu integrieren. CSR-Managementsysteme – etwa Total-Quality-Managementsysteme – könnten es den Unternehmen ermöglichen, sich ein klaresBild zu verschaffen von den sozialen und ökologischen Auswirkungen ihrerUnternehmenstätigkeit. Sie könnten ihnen helfen, gezielt die wichtigsten Aufgabenin diesem Kontext anzugehen und optimal zu bewältigen.

Das System für Umweltmanagement und Umweltbetriebsprüfung (EMAS =Eco-Managment und Audit Scheme) zum Beispiel ermöglicht eine freiwilligeMitwirkung an einem ökologisch ausgerichteten Managementsystem. Dabei handeltes sich um ein System für Unternehmen und andere Organisationen, die willens sind,mit der Perspektive einer Ergebnisoptimierung sich einer Bewertung ihrerökologischen und wirtschaftlichen Performance zu unterziehen. Die aktiveArbeitnehmermitwirkung ist eine der Triebkräfte von EMAS und ein Beitrag zumsozial verantwortlichen Management von Organisationen.

Die Kommission wird die Nutzung von EMAS als CSR-Instrument fördern und prüfen,welche Möglichkeiten bestehen, den EMAS-Ansatz auf die soziale Performance vonUnternehmen und anderen Organisationen anzuwenden. Sie fordert das CSR EMS-Forum(siehe unten) auf, sich mit dieser Frage zu befassen.

5.3. Performancemessung, Berichterstattung und Vertrauensbildung

Im letzten Jahrzehnt haben immer mehr Unternehmen damit begonnen,Informationen über ihre soziale und ökologische Performance zu veröffentlichen.Die "Triple-Bottom-Line"-Berichterstattung, gestützt auf wirtschaftliche, soziale undökologische Indikatoren, etabliert sich zunehmend als Good Practice. Imgegenwärtigen Frühstadium dieser Entwicklung lässt sich über Flexibilitätgewährleisten, dass die Berichterstattung jedem einzelnen Unternehmen angemessenist. Ein stärkerer Konsens über die Art der offenzulegenden Informationen, dasBerichterstattungsformat, die verwendeten Indikatoren und die Zuverlässigkeit desBewertungs- und Audit-Verfahrens würde jedoch ein aussagekräftigeresBenchmarking über die Unternehmensperformance innerhalb bestimmter Sektorenund für Unternehmen vergleichbarer Größe ermöglichen. Die im Rahmen der GlobalReporting Initiative (GRI) ausgearbeiteten Leitlinien sind ein gutes Beispiel für eineRegelung der Berichterstattung, auf die ein solcher Konsens sich stützen könnte.

Der Gyllenhammar-Bericht "Bewältigung des Wandels" wies auf die Notwendigkeithin, Arbeitnehmervertreter zur Abfassung von Sozialberichten hinzuzuziehen und inderartige Berichte strukturierte Informationen aufzunehmen über Praktiken undStrategien bei Beschäftigung und Arbeitsbedingungen.

17

In ihrer Mitteilung "EU-Strategie für nachhaltige Entwicklung" (15.5.2001) hat dieKommission alle an der Börse notierten Unternehmen mit mindestens 500 Mitarbeiternaufgefordert, in ihren Jahresbericht für die Aktionäre eine "Triple Bottom Line"aufzunehmen, mit der die Performance des Unternehmens an wirtschaftlichen, ökologischenund sozialen Kriterien gemessen wird.5

Die Kommission fordert das CSR EMS-Forum (siehe unten) auf, bis Mitte 2004 Leitlinien fürPerformancekriterien, Berichterstattung und Vertrauensbildung zu erarbeiten.

5.4. Gütesiegel

Das Recht der Verbraucher auf Information ist im EG-Vertrag verankert. Um für denVerbraucher von Nutzen zu sein, sollte die Information akkurat und zugänglich sein.Da die Verbraucher in wachsendem Maße auf sozial verträgliche undumweltverträgliche Weise produzierte Waren und Dienstleistungen bevorzugen, istder Zugang zu Informationen über die sozialen und ökologischenProduktionsbedingungen entscheidende Voraussetzung für fundierteKaufentscheidungen. Derartige Informationen sind in verschiedener Form und ausunterschiedlichen Quellen verfügbar, u. a. Angaben des Produzenten, Informationenvon Verbraucherorganisationen und durch unabhängige Stellen geprüfteUmweltzeichen.

Die Einhaltung einheitlicher Kriterien zur Abfassung und Bewertung vonEigenangaben mit sozialem und ökologischem Bezug würde die Aussagekraft undVertrauenswürdigkeit derartiger Angaben steigern. Wichtig hierbei ist, dass dieMitgliedstaaten und die Stakeholder die Angaben überprüfen können. DieKommission steht kurz vor der Fertigstellung von Leitlinien für die Abfassung undBewertung von freiwilligen Umweltangaben der Produzenten und Vertreiber auf derGrundlage der Norm ISO 14021:1999. Damit wird das Ziel verfolgt, irreführendeAngaben zu verhindern und zutreffende zu fördern.

Einschlägige Informationen beziehen können die Verbraucher auch aus Systemen deröffentlichen Anerkennung, z. B. Verleihung von Preisen, Gütesiegeln usw., mitdenen Good Practice in bestimmten Teilbereichen ausgezeichnet wird. Das EU-Umweltzeichen6 sowie Initiativen und Gütesiegel für fairen Handel und ethischenHandel sind Beispiele für derartige durch unabhängige Stellen überprüfte Systeme.Praktiziert wird dies jedoch für nur wenige Produktkategorien. Für die meistenVerbraucherprodukte sind einschlägige soziale und ökologische Informationen nichtin leicht zugänglicher Form verfügbar.

5 In ihrem jüngsten, am 28. Mai 2002 verabschiedeten Vorschlag zur Modernisierung der vierten

(78/660/EWG) und siebten (83/349/EWG) Richtlinie des Rates (KOM(2002)259) hat die KommissionÄnderungen an diesen Richtlinien vorgeschlagen: in den Jahresbericht sollen nicht-finanzielleInformationen aufgenommen werden, die relevant sind für das Verständnis der Performance desUnternehmens und dessen Position am Jahresende, d. h. der Jahresbericht sollte sich nicht beschränkenauf die finanziellen Aspekte der Performance oder Jahresendbilanz.

6 Das EU-Umweltzeichen (Blumen-Emblem) kann vergeben werden für Produkte, die höchsteUmweltschutzanforderungen erfüllen. Das Blumen-Emblem ist ein transparentes, glaubwürdigesGütesiegel, denn die Einhaltung der Kriterien ist zertifiziert und wird von unabhängigen Stellenüberprüft und überwacht. Der Verbraucher kann sich darauf verlassen, dass ein Produkt, das diesesZeichen trägt, in Bezug auf die Umweltperformance zu den besten seiner Kategorie gehört.

18

Einzelinitiativen für ethischen und für fairen Handel sind gegenwärtig dabei, sich inder Absicht zusammenzuschließen, transparente und verifizierbare Kriterien fürGütesiegel und Zertifizierung zu erarbeiten. Die Kommission begrüßt derartigeBemühungen, wie auch Maßnahmen zur Neugestaltung bestehender Gütesiegel. EinBeispiel hierfür ist das neue von Fair-trade Labelling Organisations International(FLO) eingeführte Gütesiegel für fairen Handel. Sie wird prüfen, ob weitereMaßnahmen zur Förderung des fairen und ethischen Handels angezeigt sind.

Die Verwendung von Gütesiegeln sollte freiwillig sein. Sie sollten nach objektiven,transparenten und diskriminationsfreien Kriterien vergeben werden, unter Einhaltungder internationalen Verpflichtungen der EU und der geltenden Wettbewerbsregeln.Die IAO-Kernarbeitsnormen sollten als Mindeststandards für derartige Systemedienen. In Bezug auf private freiwillige Initiativen unterstützt die EU die Arbeit derIAO.

Durch Schulung in der bewussten Wahl von Produkten könnte die Bildung zu einembesseren Verständnis für die Notwendigkeit von sozial verträglichen Produkten undDienstleistungen beitragen.

In ihrer neuen verbraucherpolitischen Strategie 2002 bis 2006 hat die Kommission sichverpflichtet, bestehende private Gütesiegel, z. B. bezogen auf den ökologischen Landbau, zuüberprüfen, sowie auch Maßnahmen zur Förderung des fairen Handels und der sozialenVerantwortung der Unternehmen. Dabei wird sie die Wirksamkeit bewerten und ermitteln,inwieweit weitere Maßnahmen erforderlich sind, um das Ziel der Transparenz und derInformation der Verbraucher im Interesse der nachhaltigen Entwicklung zu realisieren.

Die Kommission fordert das CSR EMS-Forum (siehe unten) auf, allgemein gültige Leitlinienfür Gütesiegel zu erarbeiten, die auch den IAO-Kernarbeitsnormen und -UmweltstandardsRechnung tragen.

5.5. Sozial verantwortliches Investieren (SRI)

Voraussetzung dafür, dass sozial verantwortliches Investieren (SRI) zur CSR-Förderung beiträgt, ist, dass Rating-Organisationen – unabhängigeUnternehmensberater oder SRI-Abteilungen von Investitionsbanken – Kriterien undIndikatoren entwickeln, mit deren Hilfe sich der Wettbewerbsvorteil undUnternehmenserfolg sozial verantwortlich handelnder Unternehmen ermitteln lässt.

Um die Öffentlichkeit für die SRI-Problematik zu sensibilisieren, hat eine Reihe vonMitgliedstaaten bereits Rechtsvorschriften erlassen, die es Rentenfonds zur Auflagemachen, offenzulegen, ob und auf welche Weise sie sich bei ihrenInvestitionsentscheidungen von sozialen, ökologischen und ethischen Faktoren leitenlassen. Derartige Rechtsvorschriften verpflichten Rentenfondsverwalter zwar nichtdazu, SRI zu praktizieren, steigern aber die Transparenz. In dem Maß, in demRentenfonds mehr Informationen von den Unternehmen anfordern, in die sieinvestieren, sehen die Unternehmen auch einen Vorteil darin, über ihre soziale undökologische Performance zu informieren.

Eine weitere nützliche Quelle der Information über soziale und ökologische Risikensind Börsenzulassungen und Prospekte zu Neuemissionen. Sie ermöglichen es dempotenziellen Investor, das mit einem Unternehmen verbundene Gesamtrisiko zubewerten.

19

Die Kommission fordert die Verwalter von betrieblichen Altersversorgungssystemen undRetail Investment Funds auf, offenzulegen, ob und auf welche Weise sie bei ihrenInvestitionsentscheidungen sozialen, ökologischen und ethischen Faktoren Rechnung tragen.

Die Kommission unterstützt das CSR-bezogene Monitoring und Benchmarking vonRentenfonds und Investmentfonds. Sie fordert das CSR EMS-Forum (siehe unten) auf, dieMöglichkeit eines gemeinsamen EU-Ansatzes zu prüfen.

6. EINSETZUNG EINES EU-STAKEHOLDER-FORUMS ZU CSR

Im vorausgehenden Kapitel ist eine Reihe von Bereichen genannt(Verhaltenskodizes; Managementstandards; Performancekriterien, Berichterstattungund Vertrauensbildung; Gütesiegel; sozial verantwortliches Investieren), in denenmehr Konvergenz und Transparenz wünschenswert sind, um CSR-Praktiken aufeuropäischer Ebene und gestützt auf europäische Wertvorstellungenweiterzuentwickeln und damit beizutragen zur Realisierung des auf dem LissabonnerGipfel für 2010 anvisierten strategischen Ziels der EU.

Einheitliche Ansätze und Patentlösungen sind wohl nicht in allen Bereichen möglich,denn CSR ist ein sich ständig weiterentwickelndes Konzept und die Interessen derStakeholder sind unterschiedlich und vielfach widerstreitend. Jedoch kann einstrukturierter und partnerschaftlicher Dialog zwischen den Unternehmen und derenStakeholdern, wie im Grünbuch dargelegt, dazu dienen, praktische Erfahrung zunutzen, Konsens zu bilden, soweit dies möglich ist, und die Innovation zu fördern.

Der Erfolg der CSR-Förderung durch die EU hängt letztlich davon ab, inwieweit sichdie Unternehmen, die Sozialpartner, die Zivilgesellschaft, einschließlich derVerbraucherverbände, und die staatlichen Stellen - auch in Drittländern - den CSR-Grundsätzen verschreiben. Voraussetzung ist zunächst einmal eine umfassendePartnerschaft mit Vertretern der ganzen Gesellschaft. Entscheidend für dieAkzeptanz und Glaubwürdigkeit der CSR und die bessere Einhaltung der CSR-Grundsätze ist die Einbeziehung aller Stakeholder.

In verschiedenen Reaktionen zum Grünbuch wird die Kommission aufgefordert, denDialog zwischen Unternehmen und Stakeholdern zu erleichtern.

Die Kommission schlägt deshalb vor, ein EU-Stakeholder-Forum zu CSR einzusetzen (CSREMS-Forum = European Multi-Stakeholder Forum on CSR). Ziel dieser Maßnahme ist es,die Transparenz und Konvergenz von CSR-Praktiken und -Instrumenten zu fördern durch

– Austausch von Erfahrungen und Good Practice zwischen Akteuren auf EU-Ebene;

– ein Pooling in der EU bereits laufender Initiativen und die Erarbeitung eineseinheitlichen Ansatzes und gemeinsamer Leitlinien für die EU, auch als Basis desDialogs in internationalen Foren und mit Drittländern

– Ermittlung und Analyse von Bereichen, in denen zusätzliche Maßnahmen auf EU-Ebeneangezeigt sind.

In dem vorgeschlagenen Forum, in dem die Kommission den Vorsitz führen soll,werden etwa 40 europäische Organisationen von Arbeitgebern, Arbeitnehmern,Verbrauchern und der Zivilgesellschaft sowie Berufsverbänden undUnternehmensnetzen vertreten sein. Die Kommission wird für eine ausgewogene

20

Vertretung der Stakeholder Sorge tragen. Die anderen EU-Institutionen werdenBeobachterstatus haben.

Vorgesehen ist eine zweischichtige Struktur:

– Jährlich zwei Plenarsitzungen des Forums - auf politischer Ebene -, umGrundzüge, eine Geschäftsordnung und ein Arbeitsprogramm zu vereinbaren undum den Stand der Arbeiten zu bewerten.

– Themenbezogene Rundtischkonferenzen mit einem engeren Teilnehmerkreis -über die Zusammensetzung entscheidet das Forum selbst - zur Durchführung desArbeitsprogramms. In Abhängigkeit von den zu behandelnden Themen sollten anden Runden Tischen Stakeholder und Sachverständige teilnehmen. Sollte dieHöhe der Kosten eine persönliche Anwesenheit nicht zulassen, so können auchüber das Internet fachlicher Rat eingeholt und Beiträge angefordert werden. DieMitwirkung auch der Entwicklungsländer soll sichergestellt werden.

Eine Lenkungsgruppe, gebildet aus Vertretern der Kommission und am Forummitwirkender Organisationen, wird verantwortlich sein für die Verwaltung desForums.

Die Agenda, die vorgelegten Dokumente und die Ergebnisse der Runden Tische zumThema CSR sind für die Öffentlichkeit zugänglich und über den Server Europaabrufbar. Die Tätigkeit des Forums wird die Kommission mit ihren finanziellen,personellen und administrativen Ressourcen unterstützen.

Die Kommission fordert das CSR EMS-Forum auf, nach Möglichkeit bis Mitte 2004Leitsätze zu folgenden Aspekten zu erarbeiten:

� Beziehung zwischen CSR und Wettbewerbsfähigkeit (Business Case);

� Beitrag von CSR zur nachhaltigen Entwicklung, insbsondere inEntwicklungsländern, und zu Gender mainstreaming;

� KMU-spezifische Aspekte (Instrumentarien, Coaching/Mentoring durchGroßunternehmen, Lieferkettenaspekte);

– Wirksamkeit und Glaubwürdigkeit von Verhaltenskodizes, zu stützen aufinternational vereinbarte Grundsätze, insbesondere auf die OECD-Leitsätze fürmultinationale Unternehmen;

– Erarbeitung von gemeinsam vereinbarten Leitlinien und Kriterien fürPerformancemessung, Berichterstattung und Vertrauensbildung im Rahmen vonCSR,

� Formulieren von Leitlinien für Gütesiegel, in Ergänzung der wichtigsten IAO-Konventionen und -Umweltstandards

� Offenlegung der SRI-Praktiken von Pensionsfonds und Retail Funds.

Dem Forum kann auch andere Fragen behandeln, bei denen es Klärungsbedarf sieht.

21

Das CSR EMS-Forum soll der Kommission vor dem Sommer 2004 einen Berichtüber seine Arbeit vorlegen. Gestützt auf diesen Bericht sollte die Kommission dieErgebnisse bewerten, eine Entscheidung fällen über eine künftige Funktion desForums und erwägen, ob es angezeigt ist, zur CSR-Förderung eine weitere Initiativeunter Mitwirkung insbesondere der Unternehmen und der anderen Stakeholdereinzuleiten.

7. INTEGRATION DER CSR IN ALLE EU-POLITIKBEREICHE

Im Rahmen der auf dem Göteborger Gipfel vom Juni 2001 beschlossenen Strategieder nachhaltigen Entwicklung und der in Nizza im Dezember 2000 proklamiertenCharta der Grundrechte hat die Europäische Union sich verpflichtet, wirtschaftliche,soziale und ökologische Belange sowie Grundrechte, einschließlichKernarbeitsnormen und Geschlechtergleichstellung, in ihre Politik zu integrieren,unter Berücksichtigung sowohl der internen als auch der externen Dimension.

CSR-Praktiken können zur Erreichung der Ziele der EU-Politik beitragen,insbesondere nachhaltige Entwicklung, wenn sie bestehende politischeInstrumentarien, wie zum Beispiel Handels- und Entwicklungsabkommen sinnvollergänzen.

Um die Kohärenz der EU-Politik zu wahren, hat sich die Kommission verpflichtet,

– die Integration von CSR-Grundsätzen in der EU-Politik, soweit dies sinnvoll erscheint,weiter voranzutreiben;

– im Jahr 2004 einen Bericht über CSR zu veröffentlichen, über die Arbeit des CSR EMS-Forums und die bis dahin erzielten Ergebnisse sowie über die Integration von CSR in alleEU-Politikbereiche;

– innerhalb der Kommission eine dienststellenübergreifende CSR-Gruppe einzusetzen,deren Aufgabe es ist, Informationen auszutauschen und die Kohärenz der Maßnahmender Kommission im Bereich CSR zu gewährleisten.

7.1. Politik im Bereich Beschäftigung und Soziales

In den Unternehmen hat CSR einen Bezug zur Qualität der Beschäftigung, zumlebenslanges Lernen, zu Information, Konsultation und Mitwirkung derArbeitnehmer, Chancengleichheit, Eingliederung behinderter Menschen,Antizipation des industriellen Wandels und Umstrukturierung. Der soziale Dialoggilt dabei als äußerst nützliches Instrument zur Bewältigung beschäftigungs-bezogener Probleme.

Eingang gefunden in die Beschäftigungs- und Sozialpolitik haben CSR-Grundsätzeinsbesondere über die europäischen Beschäftigungsstrategie, eine Initiative übersozial verantwortliche Umstrukturierung, die Strategie der sozialen Eingliederung inEuropa, Initiativen zur Förderung von Gleichheit und Diversität am Arbeitsplatz, dieEU-Strategie für behinderte Menschen und die Strategie für Gesundheit undSicherheit.

In ihrem Dokument "Antizipation und Bewältigung des Wandels: ein dynamischesHerangehen an die sozialen Aspekte von Unternehmensumstrukturierungen" hat die

22

Kommission hervorgehoben, dass Umstrukturierungen eher auf Akzeptanz stoßenund positive Konsequenzen haben, wenn die sozialen Auswirkungen gebührendBerücksichtigung finden. Die Kommission hat die Sozialpartner um eineStellungnahme dazu gebeten, inwieweit sie es für nützlich halten, aufGemeinschaftsebene bestimmte Verfahrensgrundsätze zur Förderung von GoodPractice von Unternehmen bei Umstrukturierungen festzulegen.

In ihrer Mitteilung "Anpassung an den Wandel von Arbeitswelt und Gesellschaft:eine neue Gemeinschaftsstrategie für Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz2002–2006"7 hat die Kommission ihre Absicht erklärt, innovative Ansätze zuunterstützen, die die verschiedenen Akteure ermutigen, "einen Schritt weiter" zugehen und alle Beteiligten in die Realisierung der Gesamtziele dieser Strategieeinzubinden. Insbesondere gilt dies für neue Bereiche, die für einen normativenAnsatz nicht leicht zugänglich sind.

Tiefgreifende soziale Umwälzungen, wie zum Beispiel die zunehmendeArbeitsmarktbeteiligung der Frauen, sollten sich in der CSR widerspiegeln.Strukturelle Veränderungen und eine Gestaltung des Arbeitsumfelds, die für beideGeschlechter gleiche Bedingungen schafft, sind eine Anerkennung des wertvollenBeitrags der Frauen und kommen der Gesellschaft insgesamt wie auch denUnternehmen selbst zugute.

Das Europäische Jahr der behinderten Menschen 2003 bietet UnternehmenGelegenheit, Erfahrungen mit CSR-Praktiken und -Strategien auszutauschen undMaßnahmen einzuleiten, die zum Ziel haben, gegenüber Menschen mitBehinderungen sozial verantwortlich zu handeln: Förderung gleicherBeschäftigungschancen, behindertengerechtes Produktdesign und besserer Zugang zuunterstützenden Technologien.

7.2. Unternehmenspolitik

Nur wettbewerbsfähige und rentable Unternehmen können langfristig zurnachhaltigen Entwicklung beitragen. Sie schaffen Wohlstand und Arbeitsplätze, ohnedie sozialen und ökologischen Erfordernisse der Gesellschaft zu vernachlässigen. ImEndeffekt können nur rentable Unternehmen nachhaltig wirtschaften; sie habendamit auch das beste Potenzial, sozial verantwortliche Praktiken anzuwenden/zuentwickeln.

Die Funktion der Unternehmenspolitik besteht darin, ein wirtschaftliches Umfeld zuschaffen, das die Lissabonner Zielsetzung, die dynamischste wissensbasierteWirtschaft der Welt zu schaffen, unterstützt, das Unternehmertum fördert undnachhaltiges Wirtschaftswachstum bewirkt. Ihr Ziel ist es, eine ausgewogenenachhaltige Entwicklung zu gewährleisten, getragen von einem optimalenZusammenspiel wirtschaftlicher, sozialer und ökologischer Faktoren.

Eine weitere wichtige Aufgabe ist es, die Unternehmen darin zu unterstützen, ihreWettbewerbsfähigkeit zu steigern und die Herausforderungen des Übergangs zurwissensbasierten Wirtschaft zu meistern. Schwerpunkte der Unternehmenspolitiksind die KMU und das verantwortungsvolle Unternehmertum im Rahmen von

7 KOM(2002) 118 endg.

23

zusammen mit den Mitgliedstaaten ausgeführten Projekten zur Ermittlung von GoodPractice in der Politik und bei den Unterstützungsmaßnahmen. WeitereSchwerpunkte: Erforschung der Auswirkungen von CSR und nachhaltigerEntwicklung auf die Unternehmensperformance, industriesektorspezifische Aspekte(IKT, Tourismus, Dienstleistungen, Sozialwirtschaft), CSR und Innovation undManagement der immateriellen Unternehmenswerte.

7.3. Umweltpolitik

Die Umweltbelange haben sich in den letzten 25 Jahren in der Gemeinschaftspolitikzunehmend zu einer Querschnittsaufgabe entwickelt, wie auch aus Artikel 6 EG-Vertrag hervorgeht. Auch CSR beinhaltet vernünftige und progressive ökologischePrinzipien. Die Erfahrung zeigt, dass Unternehmen, die Umweltstandards einhalten,mittel- und langfristig auf dem internationalen Markt wettbewerbsfähiger sind, dennUmweltstandards fördern die Innovation und Modernisierung von Verfahren undProdukten und führen letztlich zur Anwendung sauberer Technologien. ImUmkehrschluss erscheint plausibel, dass international wettbewerbsfähigeUnternehmen eher in der Lage sind, in neue, effizientere und sauberere Technologienzu investieren.

Die Rolle der Unternehmen bei der Förderung der ökologischen Nachhaltigkeit isteine zentrale Frage des vor kurzem verabschiedeten Sechsten Umweltaktions-programms. Relevant dabei ist eine Reihe von Gemeinschaftsaktionen, die sich mitden verschiedenen Aspekten der Verantwortung der Unternehmen im Umweltbereichbefassen.

– Das bereits genannte System für Umweltmanagement undUmweltbetriebsprüfung (EMAS) fördert die kontinuierliche Verbesserung derUmweltperformance der Industrie, indem sie Unternehmen veranlasst, ihre eigeneUmweltperformance zu bewerten und zu verbessern.

– Die Kommission unterstützt aktiv die Europäische Ökoeffizienzinitiative (EEEI =European Eco-Efficiency Initiative) des World Business Council for SustainableDevelopment und der Europäischen Partner für die Umwelt (European Partnersfor the Environment), die darauf abzielt, die Ökoeffizienz in alle europäischenUnternehmen und in die Industrie- und Wirtschaftpolitik der EU zu integrieren.

– Die Empfehlung der Europäischen Kommission über den Ansatz, die Bewertungund die Offenlegung von Umweltdaten in den Jahresabschlüssen und denLageberichten von Unternehmen gibt Gemeinschaftsstandards vor fürzuverlässige, vergleichbare und stichhaltige Informationen über dieUmweltperformance von Unternehmen.

– In ihrer Mitteilung "Umwelttechnologie für eine nachhaltige Entwicklung"8 hatdie Kommission die Bedeutung der Umwelttechnologien herausgestrichen. Siefördern die Rentabilität einzelner Unternehmen und die Wettbewerbsfähigkeit derGesamtwirtschaft. Insbesondere ist die Verwendung sauberer "integrierter"Technologien vielfach gleichbedeutend mit Verfahrensoptimierung undermöglicht es Unternehmen, Einsparungen zu erzielen durch höhere

8 KOM(2002)122.

24

Ressourceneffizienz, Verminderung des Abfallaufkommens usw. Unternehmen,die willens sind, ihre Umweltperformance zu verbessern, gibt die Mitteilung klareLeitlinien vor. Die Kommission beabsichtigt, diese Fragen im Kontext desauszuarbeitenden Aktionsplans zur Förderung grüner Technologien zu vertiefen.

Die Unternehmen sind aufgefordert, als Teil ihrer CSR-Strategie sich die vorgenanntenPrinzipien und Ansätze zu Eigen zu machen. Ein potenziell wichtiges Instrument zurUmsetzung ist EMAS.

7.4. Verbraucherpolitik

Ein auslösender Faktor für CSR waren auch die Forderungen und Erwartungen derVerbraucher. Zur Ausrichtung ihres Konsumverhaltens verlangen die Verbraucherzunehmend Informationen und Belege dafür, dass ihren umfassenderen Interessen,zum Beispiel ökologischen und sozialen Belangen, Rechnung getragen wird. DieUnternehmen gehen immer mehr auf diese Forderungen ein, sowohl um ihreKundschaft zu binden als auch um neue Kunden anzuziehen.

Die Verbraucher und ihre Verbände spielen deshalb eine wichtige Rolle in derEntwicklung von CSR. CSR kann nur dann ihren Zweck erfüllen, wenn dieKommunikation zwischen Unternehmen und Verbrauchern intensiviert wird.

Was die lauteren Geschäftspraktiken angeht, so konsultiert die Kommissiongegenwärtig betroffene Parteien zu den Modalitäten einer ins Auge gefasstenRahmenrichtlinie zur Harmonisierung nationaler Rechtsvorschriften über dieLauterkeit von Geschäftspraktiken (Werbung, aggressives Marketing, Kundendienst,etc.).9

7.5. Öffentliches Beschaffungswesen

Die EU-Regelungen im öffentlichen Beschaffungswesen sind im Wesentlichenwirtschaftlicher Natur, doch sind sie auch im Nachhaltigkeitserfordernis zu sehen(Artikel 2 EG-Vertrag).Die Auslegungsmitteilungen der Kommission zumGemeinschaftsrecht für das öffentliche Beschaffungswesen und zu denMöglichkeiten, soziale10 und ökologische11 Belange in das öffentliche Auftragswesenzu integrieren, haben verdeutlicht, dass das Gemeinschaftsrecht reichlichMöglichkeiten für öffentliche Auftraggeber bietet, soziale und ökologischeErwägungen in ihre Verfahren zu integrieren. Gleichzeitig garantiert sie denSteuerzahlern eine optimale Mittelverwendung und schafft gleicheZugangsbedingungen für alle potenziellen EU-Auftragnehmer12.

Wenn öffentliche Ausschreibungen nicht unter die Vergaberichtlinien der EU fallen,steht es öffentlichen Auftraggebern im Allgemeinen freier, soziale und ökologischeBelange in ihre Verfahren zu integrieren, vorausgesetzt, sie sind vereinbar mit denallgemeinen Regeln und Grundsätzen des EG-Vertrags und der nationalen

9 KOM(2002) 289 endg. KOM(2001) 531 endg.10 KOM(2001) 566 endg. vom 15.10.2001.11 KOM(2001) 274 endg. vom 4.7.2001.12 Außerdem kann Nichteinhaltung von einschlägiger Gesetzgebung, so auch im sozielen oder

Umweltbereich, vom Käufer in Betracht gezogen werden, um einen Vertragspartner von der Teilnahmean einem Vertrag auszuschließen.

25

Rechtsvorschriften. Doch sind öffentliche Auftraggeber meist nicht darüberinformiert, welche sozialen und ökologischen Anforderungen sie an ein Produktstellen können. Was die ökologischen Anforderungen angeht, so wurden von denKommissionsdienststellen im November 2001 Leitlinien veröffentlicht zurumweltgerechteren Gestaltung öffentlicher Ausschreibungen durch Anwendung derKriterien für das europäische Umweltgütesiegel. Im Bereich öffentlichesBeschaffungswesen und Umwelt sind derzeit Arbeiten im Gange an einer Reiheergänzender Initiativen: u. a. Ausarbeitung eines Handbuchs über dieumweltgerechtere Gestaltung des öffentlichen Beschaffungswesens und Einrichtungeiner Datenbank mit Informationen über das Anlegen ökologischer Kriterien bei derVergabe von Aufträgen über wichtige Produkte und Dienstleistungen durchUnternehmen und öffentliche Stellen.

Die Förderung des Erfahrungsaustauschs über die Möglichkeiten, soziale Erwägungen imöffentlichen Beschaffungswesen zu berücksichtigen – wie in der Mitteilung der Kommissionumrissen – könnte sinnvoll sein, um eine Sensibilisierung unter den Auftraggebern zuerzielen.

7.6. Außenpolitik, einschließlich Entwicklungspolitik und Handelspolitik

Die Europäische Union kann die Wirksamkeit der Förderung von CSR aufinternatioaler Ebene erhöhen, weil sie eine einzigartige Zusammenstellung vonVereinbarungen mit Drittländern und Regionalgruppen hat, einschließlich desCotonou-Abkommens mit den AKP-Ländern. Seit 1994 beinhalten diese eineKlausel, die die Menschenrechte zu einem grundlegenden Element solcherVereinbarungen macht und welche als Basis für den Dialog mit einerDrittlandregierung über Menschenrechte dient. Diese schließt die Förderung derEinhaltung der Grundarbeitsnormen ein, weil dies eine notwendige Basis fürerfolgreiche CSR-Aktivität von Unternehmen ist, die in Entwicklungsländerninvestieren.

Der Ansatz der EU in diesem Bereich wurde in ihren Mitteilungen zur „Rolle der EUbei der Förderung der Menschenrechte und bei der Demokratisierung inDrittländern“13 sowie zur „Förderung der grundlegenden Arbeitsnormen undsozialere Ausrichtung der Politik im Kontext der Globalisierung"14 ausgeführt. Erbeinhaltet die Nutzung des bilateralen Dialogs mit Regierungen und vonEntwicklungszusammenarbeit, um Kapazitäten aufzubauen, und von zusätzlichenHandelsvergünstigungen unter dem Allgemeinen Präferenzsystem (APS), wo LänderMindestsozial- und Umweltstandards einhalten und anwenden. Das APS sieht auchdie zeitweilige Aussetzung dieser Vergünstigungen vor für Länder, die ernsthafteund systematische Verletzungen von Kernarbeitsstandards, auf welche die IAO-Erklärung über grundlegende Prinzipien und Rechte bei der Arbeit Bezug nimmt.

Die EU hat auch eine wichtige Rolle bei der Förderung des Dialogs zwischen denEU. Und Drittland-Zivilgesellschaften, einschließlich der Unternehmen, inne undkann diese Rolle nutzen, um CSR weiter zu verbreiten. Gewerkschaften,Verbraucherverbände, Menschenrechtsorganisationen und andereKontrollmechanismen haben eine wichtige Funktion in der Wahrung und Förderung

13 KOM(2001)25214 KOM(2001)416

26

der Grundrechte. Durch die Förderung des Austauschs von Erfahrungen und GoodPractice zwischen den Pendants dieser Organisationen in der EU und denEntwicklungsländern kann die EU zur Kapazitätsbildung zum Monitoring derAnwendung der CSR Praktiken vor Ort durch ausländische und einheimischeInvestoren beitragen. Eine solche Debatte kann auch die Konvergenz der Praktikenfördern. Unterstützungsprogramme der EG können potenziell genutzt werden, umeinen solchen Dialog und die Kapazitätsbildung betreffend CSR zu fördern.

Die Förderung der Debatte zu CSR ist insbesondere sinnvoll in Entwicklungsländern,in denen ein geringes Verständnis für das Konzept vorherrscht, oder wo es als eineForm des Protektionismus oder eine Bremse für Investitionsflüsse verdächtigt wird,statt als potenzielle Marktgelegenheit (z.B. durch soziale Gütesiegel) und als einInstrument zur Attraktion von ausländischen Direktinvestitionen. Aber es ist auchsinnvoll für die EU, CSR als ein Thema für den Dialog mit den Regierungen,Unternehmen und Zivilgesellschaften der industrialisierten Länder aufzunehmen,insbesondere wo diese Hauptquellen von ausländischen Direktinvestitionen sind, umkonvergente und wirksame globale Ansätze zu fördern.

Die EU kann die Führung übernehmen bei der Förderung von CSR in multilateralenund globalen Fora wie der OECD und dem anstehenden Weltgipfel zu nachhaltigerEntwicklung in Johannesburg im August 2002.

Die EU kann sich auch direkt mit ausländischen Unternehmen engagieren und sieermuntern, eine Rolle bei der Förderung der Einhaltung von Menschenrechten undArbeitsstandards zu spielen, einschließlich Gleichstellung der Geschlechter,insbesondere wo ihre Handlungen Einfluß haben in Ländern mit einem schlechtenZeugnis in diesem Bereich.

Zusätzlich legt, wo staatliche Unterstützung von Unternehmenstätigkeiteninsbesondere auf Auslandsmärkten bereitgestellt wird, dies den Regierungen eineMitverantwortung für diese Tätigkeiten auf. Derartige Tätigkeiten sollten deshalb mitden OECD-Leitsätzen für multinationale Unternehmen in Einklang stehen, d. h. freisein von Korruption, Umweltverschmutzung sowie Kinderarbeit oder Zwangsarbeit.Es wäre daher denkbar, dass EU-Mitgliedstaaten und andere Staaten, die die OECD-Erklärung über internationale Investitionen unterzeichnet haben, den Zugang zuSubventionen der internationalen Handelsförderung, zu Investitionen und zurExportkreditversicherung sowie den Zugang zu öffentlichen Aufträgen abhängigmachen von der Einhaltung der OECD-Leitsätze, wobei vorauszusetzen ist, dassinternationale Verpflichtungen der EU zu honorieren sind.

Nach Verabschiedung des OECD-Übereinkommens (1997) über die Bekämpfung derBestechung ausländischer Amtsträger im internationalen Geschäftsverkehr ist es lautRechtsprechung aller angeschlossenen Staaten (d. h. auch aller EU-Mitgliedstaaten)strafbar (einschließlich Unternehmenshaftung), einen ausländischen Amtsträger zubestechen; dies gilt für jedes Land der Welt. Zur Verhütung von Korruption sollte diegesamte Privatwirtschaft stärker sensibilisiert werden, um den Unternehmen bewusstzu machen, welch schädliche Auswirkungen Korruption für Unternehmen und derenLeumund haben kann.

Um die CSR-Prinzipien und Praktiken auf internationaler Ebene, und insbesondere inEntwicklungsländern, zu vertiefen, wird die Kommission :

27

– den in ihrer Mitteilung "Förderung der grundlegenden Arbeitsnormen und sozialereAusrichtung der Politik im Kontext der Globalisierung“ verfolgen. Sie bekräftigt ihreAufforderung an den Rat, baldmöglichst eine Strategie zur Verbesserung der globalensozialen Governance und zur Förderung der Kernarbeitsnormen zu verabschieden alseiner notwendigen Grundlage der vorliegenden CSR-Initiative.

– in Übereinstimmung mit diesem Ansatz, Unterstützung für den Aufbau von Kapazitätenund technische Hilfe für Entwicklungsländer bereit zu stellen, um so die Einhaltunganerkannter internationaler Umwelt- und Arbeitsnormen und damit die nachhaltigeEntwicklung in den Entwicklungsländern zu fördern und eine solide Basis für dieAnwendung von CSR-Prinzipien durch ausländische wie inländische Investoren zuschaffen;

– die Sensibilisierung für und Anwendung von CSR außerhalb fördern, unter Einschlußihrer Vertretungen, durch die Förderung der Debatte und des Austauschs guter Praktikenzwischen Drittland- und EU_Stakeholdern;

– die Einhaltung der OECD-Leitsätze für multinationale Unternehmen durch dieGemeinschaft und die EU-Mitgliedstaaten dadurch zu unterstützen und zu fördern, dassin Übereinkommen im Bereich EU-Außenbeziehungen folgender Passus aufgenommenwird: "Die Vertragsparteien (bzw. die Europäische Gemeinschaft und ihreMitgliedstaaten) erinnern die multinationalen Unternehmen der EU an ihre Empfehlung,weltweit die OECD-Leitsätze für multinationale Unternehmen einzuhalten."

7.7. Öffentliche Verwaltungen

Die öffentlichen Verwaltungen, die Kommission eingeschlossen, müssenCSR-Grundsätze in ihr eigenes Managementsystem integrieren und in Bezug aufihren eigenen Stakeholder praktizieren.

Die Kommission hat beschlossen, bei sozialen und ökologischen Belangen in ihreneigenen Dienststellen globaler und systematischer vorzugehen. Sie hat sich demEMAS-System angeschlossen und hält andere öffentliche Behörden an, diesemBeispiel zu folgen.

Die Kommission beabsichtigt,

– weitere soziale und ökologische Kriterien in ihr Managementsystem,einschließlich ihrer eigenen Vergabepraxis, aufzunehmen;

– ihre eigene soziale und ökologische Performance zu bewerten durchVeröffentlichung eines Sozial- und Umweltberichts bis zum Jahr 2004;

– im Jahr 2003 eine Sensibilisierungskampagne bei den Bediensteten derKommission einzuleiten.

Die Kommission fordert die öffentlichen Verwaltungen auf nationaler, regionalerund kommunaler Ebene auf, zu prüfen, inwieweit in den eigenen Verfahren nochBedarf besteht an der Integration sozialer und ökologischer Belange.

Addendum: 1

New .eu Domain

Changed Web and E-Mail AddressesThe introduction of the .eu domain also required the web and e-mail addresses of the European institutions to be adapted. Below please find alist of addresses found in the document at hand which have been changed after the document was created. The list shows the old and newlist of addresses found in the document at hand which have been changed after the document was created. The list shows the old and newaddress, a reference to the page where the address was found and the type of address: http: and https: for web addresses, mailto: for e-mailaddress, a reference to the page where the address was found and the type of address: http: and https: for web addresses, mailto: for e-mailaddresses etc.addresses etc.

Page: 4Type: http:

Old: http://europa.eu.int/comm/employment_social/soc-dial/csr/csr_responses.htmNew: http://europa.eu/comm/employment_social/soc-dial/csr/csr_responses.htm

Page: 13Type: http:

Old: http://europa.eu.int/comm/enterprise/enterprise_policy/analysis/observatory.htmNew: http://europa.eu/comm/enterprise/enterprise_policy/analysis/observatory.htm