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Mikroproduktionstechnik
FUTURVision Innovation Realisierung
Mitteilungen aus dem Produktionstechnischen Zentrum Berlin
Klug kombiniert Laserbohren und Mikrofunkenerosion in einer Maschine
Alles muss rein Bauraumoptimierung in der Mikroelektronik
Inhalt
04 Laserbohren und Mikrofunkenerosion zur Herstellung
komplexer Bohrungen
06 Flexible Hybridbearbeitung – Mikrofräsen und Lasermaterialabtrag
08 ActiveClamp – innovatives Spannsystem für Mikro- und Präzisionsbauteile
10 Prozess-Struktur-Wechselwirkungen beim Mikrofräsen
12 Ultrapräzisionszerspanung mit Slow-Slide-Servo
14 Senkerodieren – Grundlagenforschung und industrielle Anwendung
16 Mikromessen am PTZ
18 Alles muss rein – Bauraumoptimierung in der Mikroelektronik
20 Zellfreie Biotechnologie
22 Innovative Geschäftsmodelle für die Mikroproduktionstechnik
24 Condition Monitoring im verfügbarkeitsorientierten Geschäftsmodell
26 Energieeffiziente Handhabungsprozesse durch Impulsübertragung
28 Interview
30 Partnerunternehmen
32 Laborporträt
33 Ereignisse und Termine
39 Terminkalender
© Fraunhofer IPKNachdruck, auch auszugsweise, nur mit vollständiger Quellenangabe und nach Rücksprache mit der Redaktion.Belegexemplare werden erbeten.
Impressum
FUTUR 3/201012. JahrgangISSN 1438-1125
HerausgeberProf. Dr. h. c. Dr.-Ing. Eckart Uhlmann
MitherausgeberProf. Dr.-Ing. Erwin KeeveProf. Dr.-Ing. Jörg KrügerProf. Dr.-Ing. Kai MertinsProf. Dr.-Ing. Michael Rethmeier Prof. Dr.-Ing. Günther SeligerProf. Dr.-Ing. Rainer StarkProf. Dr.-Ing. Johannes Wilden
Fraunhofer-Institut für Produktionsanlagen und Konstruktionstechnik IPK
Institut für Werkzeugmaschinen undFabrikbetrieb (IWF) der TU Berlin
Chefredaktion Steffen Pospischil
RedaktionClaudia Engel, Ina Roeder
KontaktFraunhofer-Institut für Produktionsanlagen und Konstruktionstechnik IPK Institutsleitung Prof. Dr. h. c. Dr.-Ing. Eckart UhlmannPascalstraße 8-910587 BerlinTel.: +49 30 39006-140Fax: +49 30 39006-392E-Mail: [email protected]://www.ipk.fraunhofer.de
Gestaltung und Produktion Anja Gollor
Herstellung Heenemann Druck GmbH
Titelbild Gerold Baumhauer
Fotos Gerold Baumhauer: S. 1, 11, 12, 13 (1), 14Matthew Dixon, iStockphoto: S. 38 (1)Arne Glodde: S. 27Christoph Hein: S. 20Markus Hein, Pixelio: S. 18Konstantin Heß: S. 3Martin Kurz: S. 10 (2)Armin Löwenstein: S. 7, 9Angela Salvo: S. 33, 34 (3, 4), 35, 36VDI/VDE-IT: S. 37
FUTUR 3/2010 3
ein kleiner Funke kann große Feuer
entfachen, heißt es in einem Sprichwort.
Am PTZ war es Mitte der 1990er Jahre
die damals noch junge Technologie der
Mikrofunkenerosion, die unsere Begeiste-
rung für die Mikrosystemtechnik weckte.
Der ersten Mikrodrahterodiermaschine
folgten schnell weitere Hoch- und Ultra-
präzisionsbearbeitungssysteme, auf denen
wir erste Erfahrungen in der Herstellung
von Mikrobauteilen sammelten. Heute,
nach knapp zehn Jahren intensivster Auf-
bauarbeit, unterstützen wir im Anwen-
dungszentrum Mikro produktionstechnik
(AMP) mit einem Team von 30 Mitarbei-
tern Unternehmen bei der Entwicklung
von Mikroprodukten, der Mikrofertigung
sowie dem Test komplexer Mikrosysteme.
Im März 2011 wird das AMP seinen
bisherigen Standort im Technologiepark
Berlin-Adlershof verlassen und ein neues
Gebäude beziehen, das derzeit neben
dem Seminartrakt des PTZ entsteht. Der
moderne 1 200 Quadratmeter große Büro-
und Laborkomplex wird ideale Vorausset-
zungen für anspruchsvolle FuE-Projekte
bieten: Neben zwei Laborbereichen mit
Hochpräzisionsumgebung werden auch
eine Ultrapräzisionsumgebung und ein
Laborbereich zur Prozessentwicklung ein-
gerichtet. Temperatur und Luftfeuchtigkeit
dieser Labore können individuell reguliert
werden; Maschinenpark und variable
Flächen ermöglichen die Nachbildung von
Vor-Ort-Bedingungen bei unseren Kunden.
Damit sind wir als Forschungsdienstlei-
s ter bestens auf die unterschiedlichsten
Aufgaben vorbereitet. Welche Bandbreite
unser Leistungsspektrum dabei abdeckt,
wollen wir Ihnen in dieser FUTUR-Ausgabe
vermitteln. Es reicht von der Entwicklung
technologischer Sonderlösungen über die
Entwicklung von Produktionseinrichtungen
bis zur Erstellung von Prozessketten für
die Serien- und Massenfertigung oder die
Direktfertigung von Mikrokomponenten
und mikrostrukturierten Bauteilen. Unsere
Auftraggeber kommen aus der Energie-
und Antriebstechnik, dem Automobilbau,
der Luft- und Raumfahrt, dem Werkzeug-
und Formenbau oder der Feinwerktechnik.
Im Projekt »PrE-Bio-Tec« gehen wir noch
einen Schritt weiter: Hier entwickeln Ferti-
gungstechniker, Werkstoffwissenschaftler,
Biotechnologen und Mikrobiologen neue
Produkte, Maschinen und Anlagen für die
zellfreie Biotechnologie. Deren Produkte
sind wiederum für die Waschmittel-, Nah-
rungsmittel- und Kosmetikindustrie, die
alternative Energiegewinnung, die Medizin-
technik oder Umwelttechnik interessant.
Übrigens: In der Mikrofunkenerosion arbei-
ten wir heute an der Modifikation von
Werkzeugmaschinen und der Entwicklung
neuer Elektrodenwerkstoffe, die zur Her-
stellung strömungsoptimierter Oberflächen
im Turbinenbau gebraucht werden. Es ist
schön zu sehen, wie weit so ein kleiner
Funke tragen kann.
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
Prof. Dr. h. c. Dr.-Ing. Eckart Uhlmann
Editorial
Forschung und Entwicklung4
Anwendungs- und Geometriebereiche
des Projekts »MicroDrill«
Gemeinsam mit zehn Industriepartnern
und dem Fraunhofer-Institut für Laser-
technik (ILT) entwickeln Wissenschaftler
des IWF ein hybrides Maschinen system,
das die physikalischen und tech nischen
Vorteile der Verfahren Laserbohren und
Mikrofunkenerosion vereint. Bisher können
mit einzelnen Verfahren wie Laserbohren
und Senkerodieren jeweils Einzelaspekte
bezüglich der Prozesszeiten oder Geome-
trien adressiert werden; für eine kosten-
günstige und hochproduktive Herstellung
von Bohrungen sind diese Verfahren allein
Einspritzdüsen Kühlbohrungen Werkzeugtechnik Spinndüsen
Durchmesser < 100 µm Durchmesser 0,1-0,5 mm Durchmesser < 100 µm Durchmesser < 50 µm
Genauigkeit ±1 µm Genauigkeit ±10 µm Genauigkeit ±1 µm Genauigkeit ±1 µm
Positiv und negativ konisch Positiv und negativ konisch Hohe Geschwindigkeit Komplexe Geometrien
Aspektverhältnis > 20 Aspektverhältnis > 20 Aspektverhältnis < 10 Aspektverhältnis > 10
– Komplexe Geometrien – –
jedoch entweder zu langsam oder zu
ungenau. Werden sie kombiniert, können
elliptische und konisch geformte Bohrun-
gen sowie Bohrungen mit Freiformgeome-
trien schnell, flexibel und genau realisiert
werden. Das ist z. B. für Anwendungen
in der Filtertechnik interessant, bei denen
sich der Bohrungsdurchmesser auf Größen
kleiner 10 μm bei Wandstärken bis 1 mm
reduziert, was ein Aspektverhältnis von
100 bedeutet. Um ein breites Bauteil-
spektrum ab decken zu können, konzent-
rieren sich die FuE-Arbeiten darüber hinaus
auf Anwendungen in der Automobil-
industrie, dem Turbinenbau, Werkzeug-
und Formenbau sowie der kunststoffver-
arbeitenden Industrie.
► Laserstrahlbohren
Das im Projekt zum Einsatz kommende
Laserbohrverfahren ist das Wendel bohren.
Hierbei rotiert der Laserstrahl sowohl
relativ zum Werkstück als auch in sich
selbst. Auf diese Weise können derzeit
In einer Vielzahl von hochwertigen Bauteilen und Produkten, z. B.
aus der Energie- und Antriebstechnik, dem Automobilbau sowie
der Mikrofluidik, Filtertechnik und Textilfaserherstellung werden
heute Präzisionsbohrungen mit zum Teil extremen Anforderungen
an Qualität, Durchmesser und Aspektverhältnis benötigt. So liegen
die aktuellen Zielgrößen in der Dieseleinspritztechnik bei 80 μm
± 1 μm bei einer Bohrtiefe von 1 mm und einer Bearbeitungszeit
von nur 20 Sekunden. In der Triebwerkstechnik besteht darüber
hinaus ein zunehmender Bedarf an Kühlluftbohrungen mit speziell
definierten Geometrien an der Ein- und Austrittsseite der Bohrung.
Im Projekt »MicroDrill« werden die Verfahren Laserbohren und
Erodieren mit einer neuartigen Maschinentechnik zusammengeführt,
um bislang unerreichte Potenziale hinsichtlich der Geometrie freiheit
und -komplexität bei der Herstellung von Präzisionsbohrungen
auszuloten.
Laserbohren und Mikrofunkenerosion zur Herstellung komplexer Bohrungen
MicroDrill
Prototyp: Hybrides Maschinensystem
Wendelbohren und EDM
FUTUR 3/2010 5
Ihr Ansprechpartner
Dipl.-Ing. Malte Langmack
Tel.: +49 30 6392-3961
E-Mail: [email protected]
Complex Drill Holes Made by
Laser Drilling and Micro-Electrical
Discharge Machining
Today, a great variety of high-quality prod-
ucts, e.g. in electrical and drive engineer-
ing, automotive industry, microfluidics,
filter technology, and textiles industry
feature precision drill holes that meet high
demands on quality, diameter, and aspect
ratio. Automotive suppliers currently aim at
60 μm +/- 1 μm for a drilling depth of 1 mm
and a machining time of only 10 seconds
in diesel fuel injection. Moreover, turbine
manufacturing increasingly requires cooling
air holes of defined shapes. Scientists from
Fraunhofer ILT and IWF at TU Berlin have
therefore joined forces with industry part-
ners in the project »MicroDrill«. Together
they work on combining the two processes
laser drilling and micro-EDM in a new hybrid
machine tool which opens up unrivaled
potentials in terms of freedom and com-
plexity of geometry in the manufacture of
precision drill holes.
Arbeitsraum der Hybridmaschine
rotierenden Werkzeugelektrode erzeugt
wird. Die Innenradien der bearbeiteten
Strukturen ergeben sich dabei aus dem
Funkenspalt sowie dem Elektroden-
durchmesser.
► Kombinierte Bearbeitung
Die große Herausforderung des Projekts
ist es, beide Verfahren – das Laserbohren
und die Mikrofunkenerosion – mit inno-
vativen verfahrenstechnischen Ansätzen
zu kombinieren und in eine neuartige
Maschinen technik zu überführen. Ein
entscheidender Aspekt dabei ist die
Positionierung der Bohrung zwischen
den einzelnen Bearbeitungs schritten. Die
Projektpartner streben eine mechanische
Positioniergenauigkeit der Hybridmaschine
von ca. 2 µm im gesamten Arbeitsraum
an. Dafür haben sie ein optisches Mess-
verfahren entwickelt, welches die Lage der
Bohrung im Arbeitsraum mit einer Genau-
igkeit im Mikrometer-Bereich erfasst.
Neben der Entwicklung und Auslegung
der Hybridmaschine untersuchen die
Wissenschaftler am Fraunhofer ILT und
am IWF die optimale Einstellung der
Prozesszeiten für das Wendelbohren und
die mikrofunkenerosive Nachbearbeitung
der Bohrungen. Im Zentrum der Unter-
suchungen steht hierbei der effiziente
Einsatz der beiden Verfahren im Hinblick
auf kurze Bearbeitungszeiten bei gleich-
zeitig hoher Formgenauigkeit.
nahezu kreisrunde Bohrungen mit einem
Minimaldurchmesser von 40 µm und
einem maximalen Aspektverhältnis von 50
gefertigt werden. Die Bearbeitungszeiten
bei diesen Anwendungen bezogen auf
eine Bohrungstiefe von 1 mm liegen im
Bereich von 5 bis 10 Sekunden. Weiterhin
können konische Bohrungen durch das
Verkippen des Laserstrahls relativ zum
Werkstück erzeugt werden. Werden der
Laserstrahl oder das Bauteil während des
Abtragprozesses bewegt, sind außerdem
auch strukturierte Bohrungen möglich.
Bei Bohrungsdurchmessern unter 100 µm
können Formabweichungen entlang des
Bohrungsquerschnitts und vor allem am
Bohrungsausgang auftreten. Um diese
Formabweichungen mit dem Laser nach-
zubearbeiten, wäre eine erheblich längere
Prozesszeit im Vergleich zum reinen Durch-
bohren nötig. Daher erfolgt die Nachbear-
beitung mittels Mikrofunken erosion.
► Funkenerosives Feinbohren
Eine Verfahrensvariante der senkerosiven
Bearbeitung ist der Einsatz rotierender
Stiftelektroden zur Erzeugung rotations-
symmetrischer Bohrungen und Durch-
brüche. Das so genannte funkenerosive
Feinbohren wird z. B. bei der Herstellung
von Einspritzdüsen in der Automobilzu-
liefertechnik verwendet.
Für die Realisierung komplexer Geometrien
wird die Mikrobahnerosion genutzt, bei
der die Kontur durch eine dem Erosions-
prozess überlagerte Bahnbewegung der
Forschung und Entwicklung6
Mikrofräsen mit Werkzeugen kleinen
Nenndurchmessers ist im Werkzeug- und
Formenbau fest etabliert und wird meist zur
Elektrodenherstellung für die Senkerosion
genutzt. Dabei werden gut zerspanbare
Werkstoffe wie Kupfer, Wolfram-Kupfer
oder Graphit bearbeitet. Inzwischen ist es
aber möglich, auch gehärteten Stahl mit
kleinsten Werkzeugen zu bearbeiten. Da-
durch können Formeinsätze direkt gefertigt
werden. Im Durchmesserbereich unterhalb
0,5 mm stellt die prozesssichere, hochge-
naue Bearbeitung von gehärtetem Stahl
jedoch nach wie vor eine Herausforderung
dar. Auch ist der minimale Innenradius am
Bauteil durch den Fräserradius begrenzt.
Mit fokussierter Laserstrahlung kann ein
nahezu schmelzefreier Materialabtrag reali-
siert werden, wenn moderne Strahlquellen
mit Pulsdauern um 10 Pikosekunden zum
Einsatz kommen (1 Pikosekunde entspricht
0,000.000.000.001 s). Die erzeugbare mi-
nimale Strukturgröße liegt dabei in der Grö-
ßenordnung von 10 µm. Damit kann die
geometrische Restriktion durch den Fräser-
radius überwunden werden, jedoch liegen
die Abtragraten um Größen ordnungen
unter den Abtrennraten des Fräsens. Auch
wenn die verfügbare Leistung der Laser-
quellen in jüngster Zeit rapide zunimmt,
ist dennoch nicht zu erwarten, dass der
Laserabtrag in die Regionen des Zeit span-
volumens beim Fräsen vordringt. Beim
Fräsen mit einem Ein-Millimeter-Werkzeug
kann das Zeitspanvolumen durchaus einige
hundert Kubikmillimeter pro Minute betra-
gen, vorausgesetzt die Maschinentechnik
ermöglicht hohe Spindeldrehzahlen.
► Neue Werkzeugmaschine
Um die verfahrensspezifischen Vorteile
optimal auszunutzen, integrierten Forscher
des Fraunhofer IPK beide Verfahren in eine
Werkzeugmaschine. So kann ein Bauteil,
ohne es von einer Maschine zur nächs-
ten transportieren zu müssen, komplett
bearbeitet werden. Ein optisches Modul zur
Erfassung der Bauteilgeometrie ist eben-
falls in den Arbeitsraum integriert, so dass
Teilprozesse auf der Basis der Bearbeitungs-
ergebnisse vorangegangener Teilprozesse
geplant und durchgeführt werden können.
Um die Bearbeitungszeit zu reduzieren,
werden in der prototypischen Werkzeug-
maschine ausschließlich Direktantriebe
eingesetzt, deren Wirkprinzip dem Antrieb
eines Transrapid entspricht. Das Werkstück
kann mit den beiden Drehachsen schnell
gedreht und geschwenkt werden, so dass
Maschinenentwicklung
Flexible Hybridbearbeitung – Mikrofräsen und Lasermaterialabtrag
In der Feinwerktechnik, bei der Herstellung medizin- und biotechni-
scher Produkte sowie im Werkzeug- und Formenbau werden Struk-
turen kleinster Abmaße und hoher Oberflächengüten erzeugt. Die
Kombination aus 5-Achs-Mikrofräsbearbeitung und Lasermaterial-
abtrag mittels gepulster Laserstrahlung sowie die direkte Geometrie-
messung am Werkstück bieten eine wirtschaftliche Alternative zu
etablierten Fertigungsprozessketten wie beispielsweise der Form-
herstellung mittels Funkenerosion (EDM). Darüber hinaus wird die
Be arbeitung von schwer zerspanbaren und nicht elektrisch leit-
fähigen Materialien ermöglicht. Am Fraunhofer IPK wurde ein solches
hochdynamisches Bearbeitungszentrum in enger Kooperation mit
fünf deutschen mittelständischen Unternehmen realisiert und steht
nun für komplexe Mikrofertigungsaufgaben zur Verfügung.
Messen
Laserbearbeitung
Mikrofräsen
Werkzeugmaschine zur Fräs-/Laserbearbeitung
Hybridbearbeitung am Beispiel eines
Formeinsatzes
FUTUR 3/2010 7
Ihr Ansprechpartner
Dipl.-Ing. Jörg Eßmann
Tel.: +49 30 6392-5108
E-Mail: [email protected]
Micromilling and Laser Material
Removal in One Machine Tool
A great variety of products in precision
engineering, medical and biotechnology,
as well as tool and mold making features
microstructures with extremely high surface
qualities. Combining 5-axes-micromilling
with laser material removal in one machine
tool represents an efficient alternative to
standard manufacturing processes, and
even facilitates machining of difficult to
cut and non-conductive materials. Fraun-
hofer IPK together with five German SMEs
has now developed such a highly dynamic
machining center for complex micromanu-
facturing tasks.
da eine Information über das Bearbei-
tungsergebnis einzelner Prozessschritte
vorliegt. Das integrierte Messsystem kann
darüber hinaus zum Einrichten des Werk-
stücks genutzt werden und verkürzt das
»Einfahren« der Prozesse.
► Lasermaterialabtrag
Zum Lasermaterialabtrag wird ein Scanner
eingesetzt, der den fokussierten Laserstrahl
in der Ebene positioniert. Die Maschinen-
achsen werden hierbei zur Vorpositionie-
rung bei ausgeschalteter Laserquelle einge-
setzt. Beim »Scannen« des Bauteils kann
eine Bearbeitungsgeschwindigkeit von
3 m/s sowie eine Jumpgeschwindigkeit von
12 m/s eingestellt werden. Die Laserstrahl-
quelle emittiert gepulste Laserstrahlung mit
einer Wellenlänge von 355 nm, bei Puls-
dauern in der Größenordnung von 10 Piko-
sekunden. Die Pulsspitzenleistung liegt
dabei in der Größenordnung von 12 MW.
Die zu erzeu gende, als Volumenmodell
vorliegende Geometrie wird zunächst in
einzelne Scheiben zerlegt (Slicing) und
zeilenweise unter vorgegebenem Abstand
und Winkel mit dem fokussierten Laser-
strahl bearbeitet (Hatching). Bei der Bear-
beitung von Stahlwerkstoffen beträgt die
Abtragrate 0,05 mm³/min, die erzielbaren
Oberflächengüten liegen in der Größen-
ordnung von 0,2 µm. Schon jetzt können
die Forscher hochgenaue Mikrobauteile mit
kleinsten Geometriemerkmalen prozess-
sicher herstellen. Zukünftig konzentrieren
sie ihre FuE-Arbeiten auf die automatisierte
Mess datenauswertung und die simultane
5-Achs-Laserbearbeitung.
eine simultane 5-Achs-Bearbeitung beim
Fräsen und ein Anstellen des Werkstücks
beim Messen und beim Laserabtrag mög-
lich ist. Damit wird insgesamt eine hoch-
dynamische Bearbeitung realisiert, denn
gerade bei kleinen Bauteilen kann die Bear-
beitungszeit durch dynamische Maschinen-
achsen signifikant reduziert werden. Alle
Steuerungsfunktionalitäten für den Laserab-
trag, das Fräsen und Messen sind auf einer
Plattform untergebracht. Dadurch kann für
alle Bearbeitungen das gleiche Werkstück-
Koordinatensystem verwendet werden, was
den Arbeitsalltag erheblich erleichtert.
► Integriertes Messsystem
Zur Erfassung der Geometrie des Werk-
stücks im Anschluss an die Bearbeitung
mittels Mikrofräsen oder Lasermaterial-
abtrag wird ein optischer Sensor einge-
setzt. Dabei wird der definierte Farbfehler
einer in einen Messkopf integrierten
Spezialoptik zur Abstandsmessung genutzt
und man erhält eine präzise Information
über den Abstand zwischen Messkopf und
Werkstückober fläche. Durch Einsatz der
vierten und fünften Maschinenachse wird
der Sensor angestellt; dadurch können
auch steile Flanken erfasst werden. Eine
sich anschließende Flächenrückführung
der Punktewolke mit maschinenunabhän-
giger Software führt zu einer Informa-
tion über die Werkstück geometrie. Die
Ist-Geometrie des Werkstücks wird dann
in gängigen CAD-Formaten ausgegeben
und ermöglicht im Vergleich mit der Soll-
Geometrie die Auswahl einer adäquaten
Strategie für die folgenden Prozessschritte,
Arbeitsraum mit Bearbeitungsmodulen
Durch Lasermaterialabtrag gefertigte Struktur (links),
zugehöriges Volumenmodell (Mitte), Mikrostruktur mit
Stegbreite 15 µm (rechts)
Forschung und Entwicklung8
Für diese Bereiche existieren jeweils ausge-
reifte Einzellösungen, jedoch wurde bisher
noch keine durchgehende Lösung aller
Problemfelder realisiert.
Aus diesem Grund wird im Rahmen des
vom BMWi geförderten InnoNet-Projekts
»ActiveClamp« eine neue Generation von
Spannsystemen zur aktiven und automa-
tisierten Kompensation von Winkelfehlern
bei der Positionierung von Präzisionsbautei-
len in Werkzeugmaschinen entwickelt. Da-
bei stehen zwei Aspekte im Vordergrund:
Zum einen die Konstruktion, Fertigung und
der Aufbau einer kompakten Mechanik-
einheit, zum anderen die Entwicklung und
der Aufbau der nötigen Elektronikkompo-
nenten mit entsprechender Steuerungs-
software zur Integration in bestehende
Maschinensteuerungen. Das Fraunhofer
IPK arbeitet dabei eng mit dem Institut für
Gerätesysteme und Schaltungstechnik (IGS)
der Universität Rostock sowie verschiede-
nen Industriepartnern zusammen.
In der Fertigung von Mikro- und Präzisions-
bauteilen, z. B. für Micro-Electro- Mecha-
nical Systems (MEMS) mit Abmessun-
gen von wenigen Millimetern, sind
Fertigungsgenauig keiten im einstelligen
Mikrometerbereich gefordert. In der Praxis
werden solche hohen Genauigkeiten beim
Werkstückspannen oft noch durch zeitauf-
wändiges manuelles Ausrichten realisiert.
Dazu wird zunächst die Ist-Position des
Werkstücks bestimmt; die Soll-Position
wird anschließend mit Hilfe eines Mikro-
meterblechs schrittweise erreicht. Die mini-
male Stärke des Mikroblechs von 5 µm gibt
die Auflösung der Winkelkompensation
vor. Sind sehr hohe Genauigkeiten gefragt,
kann dieser Vorgang bis zu eine Stunde
in Anspruch nehmen. Während in den
Bereichen Verfahrens- und Maschinenent-
wicklung in den vergangenen Jahren große
Fortschritte erzielt wurden, besteht vor
allem in den peripheren Bereichen – Span-
nen, Positionieren, Messen, Winkelfehler-
kompensation – noch Handlungsbedarf.
► ActiveClamp-Konzept
Der automatisierte Ausgleich von Winkel-
fehlern mit dem ActiveClamp-System
erfolgt in vier Schritten. Zunächst erfasst
das maschinenintegrierte Messsystem der
Werkzeugmaschine die Ist-Position des
Werkstücks an drei Punkten und übergibt
diese Daten an die Steuerung des Systems.
Im nächsten Schritt vergleicht die Steuerung
die Ist- und Soll-Position und berechnet die
auszugleichende Differenz. Der Positionsun-
terschied wird dann mit Hilfe des geschlos-
senen Regelkreises aus Piezomotoren und
kapazitiven Sensoren ausgeglichen. Die
korrigierte Position wird von den Piezomo-
toren dauerhaft kraftschlüssig gehalten.
Abschließend wird die Position vom Mess-
system überprüft und das Werkstück zur
Bearbeitung freigegeben.
► Design und technische Daten
Der erste ActiveClamp-Prototyp ist genau an
die Anforderungen der Mirkofertigung an-
gepaßt. Er ist mit einer am IGS Rostock ent-
wickelten Elektronik ausgestattet und seit
Herbst 2010 am Fraunhofer IPK in Be trieb.
Er hat einen Durchmesser von 230 mm und
eine Höhe von 142,3 mm. Das Gesamt-
gewicht beträgt 10,4 kg. Die maximale
Winkel kompensation beträgt ± 10 mrad
Eine Möglichkeit, Fertigungsprozesse effizienter zu gestalten, ist die
Reduzierung von Nebenzeiten in allen Prozessschritten. Eine schnelle
und präzise Werkstückaufnahme in die Werkzeugmaschine ist somit
eine Voraussetzung für eine wirtschaftliche Fertigung, gerade im
Mikro- und Präzisionsbau. Forschungsingenieure am Fraunhofer IPK
entwickeln deshalb aktive und automatisierte Spannsysteme zur
Präzisions ausrichtung von Bauteilen in Werkzeugmaschinen für den
Maschinen- und Anlagenbau. Das »Active Clamp«-Konzept funktioniert
unabhängig von dem Maschinentyp, der Anzahl der Bewegungsachsen,
dem Werkstückkoordinatensystem, der Maschinensteuerung und der
Qualität der Spannflächen und bietet einen hohen Grad an Flexibilität
und Effizienz während des Rüstprozesses. Darüber hinaus ist das Spann-
und Positionierkonzept skalierbar, so dass die erreichbare Genauigkeit
sowie die maximale Winkelkompensation genau auf die jeweilige
Anwendung angepasst werden kann. Es kann in unterschiedlichsten
industriellen Anwendungen, z. B. in Messmaschinen, in Justage bauteilen
optischer Systeme oder in der Medizintechnik eingesetzt werden.
ActiveClamp – innovatives Spannsystem für Mikro- und Präzisionsbauteile
Werkzeugmaschinen
ActiveClamp-System
FUTUR 3/2010 9
Aufbau des ActiveClamp-Systems
Ihr Ansprechpartner
Dipl.-Ing. Armin Löwenstein
Tel.: +49 30 6392-3960
E-Mail: [email protected]
ActiveClamp – Innovative Clamping
System for Micro- and Precision Parts
Reducing the non-productive time in all
process steps is one option to enhance
the efficiency of manufacturing processes.
Non-productive times include e.g. clamping,
measuring, positioning, and changing of
tools and parts. Fast and precise position-
ing of workpieces within the machine tool
is essential for cost-effective manufactur-
ing, especially for micro- and precision
parts. Research engineers at Fraunhofer IPK
therefore have developed an automated
high-precision clamping system to compen-
sate angular errors in workpiece alignments.
»Active Clamp« is highly flexible and effi-
cient during setup, operating independently
of machine tool type, number of movement
axes, workpiece coordinate system, machine
control, and quality of clamping surfaces.
Above this, the new clamping and posi-
tioning system is scalable to most diverse
applications and can be used in measur-
ing machines, adjustment parts in optical
systems, or medical technology.
so dass eine Winkelauflösung des Gesamt-
systems von unter 1” erreicht wird.
Angesichts der hohen Anforderungen an
die Präzision können keine konventionellen
Gelenke oder Führungen eingesetzt wer-
den. Aus diesem Grund wurden Festkör-
pergelenke entwickelt, die genau für die
Spezifikationen des Systems ausgelegt sind.
Das Festkörpergelenk im Prototyp wurde
aus der Aluminiumlegierung EN AW 7075
gefertigt. Neben den Materialeigenschaften
sind die wichtigsten geometrischen Größen
der Radius der Einkerbung, die Stegbreite an
der dünnsten Stelle und die Steghöhe der
Gelenkstelle. Das verwendete Gelenk wurde
so ausgelegt, dass der maximale Kippwinkel
mit einer 2,7-fachen Sicherheit realisiert
werden kann, ohne eine plastische Verfor-
mung des Gelenks zu verursachen.
Die Fraunhofer-Wissenschaftler haben
bereits die elektromagnetische Verträglich-
keit von ActiveClamp im Bearbeitungsraum
einer Senkerodieranlage untersucht und die
Schutzklasse IP68 nach DIN 40050 nachge-
wiesen. Zurzeit arbeiten sie an der Integra-
tion des Systems in eine Versuchsmaschine
sowie an der weiteren Miniaturisierung von
ActiveClamp.
(0,573 ̊) mit einer durch die verwendeten
Sensoren bestimmten Winkelauflösung von
0,56”. Zum Spannen der Werkstücke wurde
zunächst das pneumatisch betriebene
Spannsystem H6.11.10.1 der Firma Hirsch-
mann eingesetzt. Für die Verkippung des
Systems sind die Aktoren LEG-BLOG1S-10
der schwedischen Tochter der Faulhaber
GmbH, Piezo Motor, im Einsatz. Diese
haben einen Hub von bis zu 20 mm bei
einer Auflösung von wenigen Nano metern.
Die Stellkraft sowie die Haltekraft der
Aktoren betragen 300 N, welche durch
Kontaktreibung übertragen werden. Durch
den Aufbau der Versteller ist das Halten der
Position auch ohne Motorarbeit möglich.
Die Antriebsstange der Aktoren kann im
Überlastfall nach unten gleiten, ohne dabei
Bauteile des Aktors zu beschädigen.
Um das System geregelt zu betreiben,
ist ActiveClamp mit einem kapazitiven
Capa NCDT 6300 CS 2 der Firma Micro-
Epsilon ausgestattet. So kann der Mess-
bereich von 2 mm statisch mit 2 Hz mit
einer Auflösung von 20 nm erfasst werden.
Die Ab tastrate kann auf bis zu 8 kHz für
dynamische Messungen erhöht werden.
In diesem Fall kann mit einer Sensor signal-
auflösung von 200 nm gemessen werden,
Werkzeugspanner
Arbeitsplatte
Scheibenbalg
Sensor-System
Festkörpergelenk
Aktoren
Gehäuse
Fixring
Grundplatte
Forschung und Entwicklung10
Hochpräzisionsfräsen
Mikrofräsprozesse spielen vor allem für
die Massenproduktion von Kunst stoff-
spritz guß teilen eine große Rolle, z. B.
Mobil funkgeräten, Steckverbindungen,
Implantaten aus dem Dentalbereich und
Uhrenkomponenten. Für die Herstellung
dieser Produkte aus gehärtetem Stahl,
Kupfer, Messing, Graphit, Kunststoffen
oder Gläsern werden meist Werkzeuge mit
einem Durchmesser zwischen 0,05 mm
und 1 mm und Spindeldrehzahlen von bis
zu 250 000 min-1 verwendet.
Das Ziel aktueller Forschungsarbeiten am
IWF ist, neben einem tieferen Verständnis
des Prozessverhaltens beim Mikrofräsen,
ein Prognosemodell für die Vorhersage
von Prozess-Struktur-Wechselwirkungen
zu entwickeln. Damit sollen zukünftig
enge Toleranzen und eine bessere Ober-
flächenqualität bei der Herstellung von
Mikrostrukturen erreicht werden. Da-
rüber hinaus dient das Prognosemodell als
Grundlage für weitreichende Richtlinien
zur Gestaltung bzw. Konfiguration der
Werkzeugmaschinenstruktur im Sinne
einer Design- und Topologieoptimierung.
► Prozess analysieren
Unerwünschte Schwingungen während ei-
nes Fräsprozesses treten aufgrund von Ver-
lagerungen am Schneiden ein griffspunkt
auf. Diese entstehen durch die dynami-
sche Anregung der Werkzeugmaschine
beim unterbrochenen Schnitt. Die Ver-
lagerungen beeinflussen die dynamische
Spanungs dicke. Die dadurch veränderten
Schnittbedingungen führen wiederum
zu veränderten Schnittkräften, wodurch
es zu selbster regten Schwingungen
kommen kann. Diese haben eine charak-
teristische Welligkeit auf der Oberfläche
des Werkstücks zur Folge. Bei stabilem
Prozessverhalten lässt sich die durch die
Werkzeugschneiden entstehende kine-
matische Rauheit erkennen. Bei instabilen
Prozessen sind der Oberfläche Welligkeiten
überlagert, die vom Schwingungsverhalten
der Werkzeugmaschinenkomponenten
abhängen.
Um die Ursachen instabilen Prozess-
verhaltens zu analysieren, werten die
Wissenschaftler das Schwingungs verhalten
der Werkzeugmaschine mit Hilfe der
experi mentellen Modalanalyse aus. Verhält
sich ein Prozess instabil, kann das häufig
auf die Maschinenspindel, das Werkzeug-
und Werkstück-Spannsystem, aber auch
auf das Fräswerkzeug selbst zurückgeführt
werden. Gedämpfte Spannsysteme sowie
aktive Dämpfungssysteme finden aus
diesem Grund immer mehr Einzug in die
industrielle Praxis.
► Stabilität dokumentieren
Zur Darstellung der Prozessstabilität
werden vor allem in der Hochgeschwindig-
keitsfräsbearbeitung (HSC) Stabilitäts-
Der Einsatz von Mikro-Zerspanwerkzeugen aus Hartmetall für die
Herstellung von kleinsten Strukturen ist neben der Flexibilität
hinsichtlich erzeugbarer Geometrie und bearbeitbarer Werkstoffe
durch eine oftmals unzureichende Prozessstabilität gekennzeichnet.
Grund dafür sind unter anderem Wechselwirkungen zwischen
den schwingungsfähigen Teilen der Werkzeugmaschine und den
dyna mischen Kräften an den Werkzeugschneiden. Die unerwünschten
Schwingungen an der Werkzeugspitze führen zu verringerten
Standzeiten, unzureichender Bauteilqualität oder sogar zur früh-
zeitigen Zerstörung der Fräswerkzeuge. Im Rahmen des Schwer-
punktprogramms SPP1180 der Deutschen Forschungsgemeinschaft
(DFG) beschäftigen sich Wissenschaftler am IWF der TU Berlin mit der
Beschreibung dieser Phänomene.
Prozess-Struktur-Wechsel-wirkungen beim Mikrofräsen
Quelle: WIELAND Dental + Technik
Stabiler Prozess (links), instabile Prozesse (Mitte und rechts)
FUTUR 3/2010 11
Probewerkstücke zur Beurteilung der Prozessstabilität beim MikrofräsenExperimentell ermittelte Stabilitätskarte für einen
Mikrofräser d = 1 mm in Messing
Ihr Ansprechpartner
Dipl.-Ing. Frederik Mahr
Tel.: +49 30 6392-3960
E-Mail: [email protected]
Process Machine Interaction
in Micromilling
Nowadays, microstructured parts in suf-
ficient quality concerning surface roughness
and accuracy are only achievable by exten-
sive efforts. The requirements on mechani-
cal microcutting technologies are very high,
especially in terms of process results. Main
reasons are process machine interactions
that lead to unstable cutting conditions. The
dynamic process forces due to the discon-
tinuous cutting conditions and the deviation
of the tool center point (TCP) represent the
most important parameters in this context.
Scientists at IWF carry out basic research on
Process Machine Interactions (PMI) in the
field of micromilling. The project is funded
by the German Research Foundation (DFG)
within the priority program SPP1180.
erstellten die Ingenieure eine Stabilitäts-
karte für einen zweischneidigen Mikro-
fräser mit einem Durchmesser von 1 mm.
Sie verzeichnete die höchste Stabilität
in Drehzahlbereichen um 27 000 min-1
und 31 000 min-1. Hier können also, im
Vergleich zum Stabilitäts minimum bei
29 000 min-1, um bis zu 3-fach höhere
Schnitttiefen eingestellt werden.
► Qualität vorhersagen
Das komplexe Wechselwirkungs verhalten
zwischen den Maschinenkomponenten
und dem Fräsprozess beschreiben die
Wissenschaftler in einem kombinierten
Modell, in dem die dynamischen Zerspan-
kräfte sowie die Dynamik der schwin-
gungs fähigen Teile der Maschinen struktur
abgebildet werden. Die Be rechnung der
Stabilitätsgrenze kann damit sowohl im
Zeit-, als auch im Frequenzbereich erfol-
gen. Dadurch sind Vorhersagen über die
Prozess qualität möglich.
Darüber hinaus steht in der Mikropro-
duktionstechnik neben der Bearbeitungs-
dauer vor allem die Bauteilqualität
im Vordergrund. Untersuchungen an
Probewerk stücken aus verschiedenen
Materialien am IWF zeigen, dass durch
die Ver meidung kritischer Arbeitspunkte
die Ober flächen rauheit verringert sowie
die Formgenauigkeit der Fräsergebnisse
verbessert werden kann.
karten, so genannte »Stability Lobes
Diagrams«, eingesetzt. Sie ermöglichen
das Auffinden von stabilen und gleich-
zeitig wirtschaftlichen Prozessparametern.
Auf diese Weise können für bestimmte
Drehzahlbereiche wesentlich höhere
Schnitttiefen und damit höhere Zeit span-
volumina eingestellt werden, ohne dass es
zu unerwünschten Schwingungen kommt.
So kann die Bearbeitungszeit wesentlich
verkürzt und der Prozess wirtschaftlicher
gestaltet werden.
Stabilitätskarten können experimentell
erstellt werden, indem möglichst viele
Betriebspunkte auf ihre Prozessstabilität
untersucht werden. Dieses Vorgehen ist
aufgrund einer Vielzahl notwendiger Ver-
suche sehr aufwändig und daher nur für
kleine Drehzahlbereiche um den Arbeits-
punkt der späteren Anwendung sinnvoll.
Als Stabilitätskriterium dient die Auswer-
tung von Signalen gemessener Zerspan-
kräfte, Messungen von Körperschall (AE),
herkömmlicher Schallmessung, aber auch
anderer Messmethoden wie der dynami-
schen Fräserablenkung mittels Laservibro-
metrie oder kapazitiver Sensoren. Im
Frequenzspektrum der Signale werden
bei instabilen Prozessen Ratterfrequenzen
sichtbar, anhand derer die Grenzschnittiefe
ermittelt werden kann. Durch Verbinden
der jeweiligen Grenzschnitttiefen wird der
Stabilitätsrand bestimmt. In Experimenten
Quelle: WIELAND Dental + Technik
Forschung und Entwicklung12
Spiegelndes Bauteil mit Relief von
Professor Georg Schlesinger, Instituts-
gründer des IWF
► Ultrapräzisionsbearbeitung
Die Ultrapräzisionsbearbeitung wird
für die Endbearbeitung von Werk-
stücken eingesetzt. Die erreichbaren
Ober flächen qualitäten entsprechen
denen von Polierprozessen und sind für
optische Anwendungen geeignet. Ein
Vorteil der Ultrapräzisionsbearbeitung
ist die hohe Geometriefreiheit. Neben
rotationssymmetrischen Drehteilen
können auch komplex geformte, nicht-
rotations symmetrische Geometrien – die
so genannten Freiformen – bearbeitet
werden. Desweiteren besteht die Mög-
lichkeit der Mikrostrukturierung von
Oberflächen. Als Werkzeug wird mono-
kristalliner Diamant verwendet, der neben
seiner Härte aufgrund der Kristallstruktur
die Herstellung von sehr scharfkantigen
Schneidkanten mit Schneidkantenrun-
dungen im Bereich von 20 nm bis 50 nm
zulässt. Damit können alle traditionell mit
Diamant zerspanbaren Materialien wie
die Nichteisenmetalle Aluminium, Kupfer,
Neusilber, Messing oder Nickel mit Phos-
phor anteil sowie verschiedene Kunst-
stoffe, z. B. Acrylglas, aber auch Halbleiter
bearbeitet werden.
Hauptanwendungsgebiet ultra präzise ge-
drehter Bauteile sind optisch- funktionale
Flächen und Bauteile mit hohen Anfor-
derungen an die Form genauigkeit, die in
der Optik, Messtechnik und Medizintech-
nik benötigt werden. Dazu gehören z. B.
reflektierende Optiken und refraktive Lin-
sen unterschiedlicher Form wie Sphären,
Asphären, Para boloide oder Freiformen
sowie Passflächen oder Führungselemen-
te. Mit ultra präzise gefertigten Kom-
ponenten sind z. B. Head-up-Displays,
Nachtsichtgeräte oder Beleuchtungssys-
teme ausgestattet. Da mit dem Verfahren
hohe Kosten verbunden sind, werden
hochwertige Optiken oder Passflächen
hauptsächlich in der Einzel- und Prototy-
penfertigung hergestellt. Für die Massen-
herstellung von z. B. Kunst stoffoptiken im
Werkzeug- und Formenbau eignen sich
replikative Fertigungsverfahren wie Spritz-
guss, Heißprägen oder Blankpressen.
► Freiformfertigung
mit Slow-Slide-Servo
Während die reine Ultrapräzisionsdreh-
bearbeitung auf rotations symmetrische
Bauteile wie sphärische Spiegel oder Lin-
sen beschränkt ist, wird zur Erweiterung
des Geometriespektrums auf nicht-
rotationssymmetrische Oberflächen u. a.
das Ultrapräzisionsdrehen mit Slow-Slide-
Servo eingesetzt. Dabei wird während
der Drehung des Bauteils das Werkzeug
– entsprechend der vorgegebenen Kon-
Optische Systeme sind traditionell mit sphärischen und rota tions-
symmetrischen, asphärischen Optiken ausgestattet. Für viele Anwen-
dungen sind allerdings freigeformte Linsen oder Spiegel vorteilhaft.
Zum einen werden Ab bildungsfehler reduziert, zum anderen können
völlig neue optische Funktionen realisiert werden. Hierzu gehört
z. B. die rechteckige Ausleuchtung von Bildern in Museen oder die
Projektion von Schriftzügen mittels Laser. Eine Möglichkeit solche
Freiformen herzustellen, ist die Ultrapräzisions zerspanung mit
Slow-Slide-Servo.
Ultrapräzisionszerspanung mit Slow-Slide-Servo
Slow-Slide-Servo
Projektion eines Firmenlogos mit Freiformlinse
FUTUR 3/2010 13
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E-Mail: [email protected]
Ultrapräzisionsbearbeitung
einer Freiformlinse
Prozesskette Freiformherstellung
Ultraprecision Machining
with Slow Slide Servo
Traditionally, optical systems are built
up with standard optics, i.e. spherical or
aspherical lenses. Newly available are the
so called freeform lenses or mirrors, which
have the potential to realize new optical
functions such as a square picture illumi-
nation in museums or the projection of
logos and slogans with laser. In general,
ultraprecision machining is well qualified to
manufacture optical parts. With its expan-
sion slow slide servo, ultraprecision turning
is used to machine even non-rotationally
symmetric surfaces. The process chain leads
from the definition of the optical function
of the lens via the computation of the suit-
able surface and the slow slide servo NC
program to the actual machining and test-
ing of the function. While the time for the
computation of the surface has decreased
lately, the bottle neck in freeform produc-
tion with slow slide servo is the machining
time. One of PTZ’s research foci is to reduce
this time.
» Nanotech® 350 FG« des US-ameri-
kanischen Herstellers »Moore Nano-
technology Systems« genutzt. Die vom
Optikdesigner erstellte Oberfläche
wird mit Hilfe einer CAM-Software in
ein maschinen lesbares NC-Programm
importiert. Mit der Software wird auch
analysiert, ob die Oberfläche wie ge-
plant hergestellt werden kann. So kann
geprüft werden, ob der eingegebene
Werkzeugschneideneckenradius für die
geforderte maximale Krümmung der
Freiformoberfläche geeignet ist. Entspre-
chend der gewählten Bearbeitungspa-
rameter, beispielsweise Vorschub oder
Stützpunktabstand, und dem vorgegebe-
nen Werkzeugschneiden radius werden
anschließend der Werkzeugweg generiert
und die NC-Programme für Schrupp-
und Schlichtbearbeitung ausgegeben.
Während früher die Berechnung der Lin-
senoberfläche der die Herstellungszeit be-
stimmende Faktor war, ist dies heute die
Bearbeitungszeit auf der Ultra präzisions-
maschine. Durch Anpassung der Bearbei-
tungsparameter und weitere Maßnahmen
ist eine Verkürzung der Bearbeitungszeit
auf der Ultrapräzi sionsmaschine erreich-
bar. Die Forschungs arbeiten der Wissen-
schaftler am PTZ sind deshalb u. a. darauf
ausgerichtet, dieses Einsparpotenzial zu
nutzen.
tur – mit der Werkzeugachse variabel
zugestellt. Die Bewegung wird über das
Verfahren des gesamten Werkzeugschlit-
tens realisiert. Hierbei kann eine maxima-
le Oszillations frequenz von 70 Hz erreicht
werden. Der Verfahrweg des Werkzeuges
kann während einer Drehung des Werk-
stücks mehrere Millimeter betragen.
Die Fertigung einer Freiformlinse ist
aller dings nicht der erste Schritt in der
Prozesskette zur Freiformherstellung. Der
Weg zur Freiform beginnt bei der Festle-
gung der gewünschten Funktion durch
den Optikdesigner. Für diese Funktion
wird ein Abbildungsmodell erstellt, mit
dem die Oberflächenbeschaffenheit
der Linse berechnet wird. Die Linsen-
oberflächenbeschreibung wird über ein
CAM-System in ein Slow-Slide-Servo-
NC-Programm umgesetzt. Erst nach der
Einrichtung der Maschine bzw. von Werk-
stück und Werkzeug kann die eigentliche
Fertigung der Linse beginnen. Je nach
Linsentyp dauert es bis zu mehreren Stun-
den, bis Techniker die fertige Freiform-
linse in Händen halten und ihre Funktion
überprüfen können.
Am PTZ wird für die Drehbearbeitung
im Slow-Slide-Servo-Modus ein 5-Achs-
Ultrapräzisions bearbeitungssystem
Funktions-beschreibung
Modell Fertigung Funktion
Forschung und Entwicklung14
Enge Fertigungstoleranzen von 2 µm,
eine geringe Oberflächenrauheit bis
zu 0,05 µm und niedrige Prozesskräfte
machen EDM vor allem für die Mikrobe-
arbeitung von Mikroformwerkzeugen und
Kühlluftbohrungen für Einspritzdüsen und
Turbinenschaufeln attraktiv. Aber auch
Spritzgussformen aus gehärteten Stählen
für die Replikation von Mikrokunststoff-
bauteilen, wie z. B. Steckverbinder und
mikrofluidische Systeme (Lab-on-a-Chip),
werden mit dem Verfahren hergestellt.
Nachteile dieses Fertigungsverfahrens
sind die geringe Abtragrate, die thermi-
sche Beeinflussung der Bauteilrandzone
und die problematische Abfallentsorgung.
Hier setzen Forschung und Entwicklung
am Fraunhofer IPK und IWF an. Ziel der
Ingenieure ist vor allem, die erreichbare
Abtragrate zu erhöhen und speziell im
Mikrobereich den Elektrodenverschleiß
drastisch zu reduzieren.
► Elektroden aus Diamant
Aktuell konzentrieren sich die FuE-Arbei-
ten im Bereich der Mikrobearbeitung
auf die Untersuchung und Anwendung
diamantbasierter Elektrodenmaterialien
für die Mikrosenkerosion. Herkömmliche
Elektrodenmaterialien wie Wolfram-Kup-
fer und Hartmetall verschleißen schnell.
Da mehr als 30 Prozent relativer Ver-
schleiß bei der Mikrobearbeitung auftritt,
müssen die Elektroden bereits nach kurzer
Zeit ausgewechselt werden, da sonst
die Form genauigkeit der Mikrobauteile
abnimmt. Diamant hingegen besitzt einen
hohen Schmelzpunkt und eine höhere
Wärme leitfähigkeit als bisherige Elektro-
den materialien und ist deshalb für die
Anwendung als Elektrodenwerkstoff
prädestiniert. Erfolgreich getestet wurde
bereits der Einsatz von Bor-dotiertem
CVD-Diamant und von PKD-Diamant,
infiltriert mit Kobalt, für die Mikrofunken-
Mikro- und Makroprodukte im Werkzeug- und Formenbau, in der
Automobilzuliefertechnik und im Turbinenbau werden häufig
senkerosiv bearbeitet. »Electrical Discharge Machining (EDM)«, so die
Bezeichnung des Fertigungsverfahrens, ist besonders für die Bear-
beitung schwer zerspanbarer Werkstoffe, z. B. von gehärtetem Stahl
oder hochwarmfesten Legierungen, geeignet. Darüber hinaus kann
das Verfahren auch bei elektrisch leitfähigen Materialien, unabhängig
von deren mechanischen Werkstoffeigenschaften wie Härte und
Elastizitätsmodul, eingesetzt werden. Ein wesentlicher Vorteil von
EDM-Prozessen ist die Möglichkeit der Herstellung von Konturen
mit hoher geometri scher Komplexität, Formgenauigkeit und Ober-
flächenqualität. Aufgrund der quasi nicht vorhandenen Prozesskräfte
bietet sich EDM speziell für die Herstellung von Mikrokomponenten
an. Wissenschaftler am Fraunhofer IPK und IWF arbeiten derzeit an
der Modifikation von EDM-Werkzeugmaschinen, der Optimierung von
EDM-Prozessen und der Entwicklung neuer Elektrodenwerkstoffe.
Senkerodieren – Grundlagenforschung und industrielle Anwendung
EDM
6-Achs-Senkerodiermaschine zur Herstellung
von Freiformflächen und großflächig mikro-
strukturierten Bauteilen und Systemen (Quelle:
Zimmer&Kreim)
FUTUR 3/2010 15
Ihr Ansprechpartner
M. Sc. David Carlos Domingos
Tel.: +49 30 6392-3961
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EDM for Microcomponents
Electrical-discharge machining (EDM) is a
manufacturing technology which is applied
mainly in the fabrication of dies and molds
in micro- and macrofields, in the manufac-
ture of microboreholes for fuel injectors
and cooling boreholes in turbine blades,
as well as in the machining of seal slots in
turbine components. All these components
are made of hard-to-machine materials,
like hardened steels and high temperature
resistant alloys. The main advantage of the
EDM process is the possibility of machining
all electrical conductive materials, indepen-
dent of mechanical material properties like
hardness and E-module. Moreover, EDM
provides high geometrical complexity, high
form accuracy, and high surface quality.
Finally, this technology can also be used for
producing microcomponents because of the
nearly non-existing machining forces. Re-
search scientists at Fraunhofer IPK and IWF
work on the modification and construction
of machine tools for EDM, the development
and optimization of processes, and the
development and testing of new electrode
materials.
hohe Steifigkeit und Präzision aus. Damit
ist sie speziell für die Bearbeitung von
komplexen Freiformflächen geeignet, wie
sie z. B. auch bei der Herstellung von Tur-
binenkomponenten aus hochwarmfesten
Werkstoffen benötigt werden.
► Dichtschlitze in hochwarmfesten
Triebwerkskomponenten
Die Optimierung der EDM-Bearbeitung
von Turbinenbauteilen ist Gegenstand
eines FuE-Projekts von Fraunhofer IPK und
MTU Aero Engines. Das Teilespektrum
des Triebwerksherstellers umfasst unter
anderem Leit- und Laufschaufeln sowie
so genannte Turbine Center Frames (TCF).
Diese Module fungieren als Strömungs-
kanal zwischen Hochdruck- und Nieder-
druckturbine. Sie leiten die Gase aus der
Hochdruckturbine an Strukturbauteilen
und Leitungen vorbei in Richtung Nieder-
druckturbine. Entwicklung und Fertigung
dieser Zwischeng ehäuse sind aufgrund
hoher mechanischer und thermischer
Belastungen sowie des geforderten
geringen Gewichts äußerst komplex. Die
Wissenschaftler untersuchen derzeit neue
Elektrodenmaterialien und testen Werk-
zeugmaschinenmodifikationen für die
EDM-Bearbeitung von TCF-Bau teilen aus
den Nickelbasislegierungen MAR M247
und Inconel 718. Beispielsweise arbeiten
sie an der Optimierung des Senkens
von Dichtschlitzen bei der Fertigung von
Komponenten für das Triebwerk GP7000
des Airbus A380. Dabei sollen vor allem
die Bearbeitungsdauer und der relative Ver-
schleiß der Elektroden reduziert werden.
erosion. Dabei konnte sowohl der relative
Verschleiß der Elektroden um mehr als
50 Prozent, als auch die Bearbeitungszeit
um rund 12 Prozent reduziert werden.
Gegenwärtig erforschen die Wissenschaft-
ler die Anwendung dieser Elektroden in
der Herstellung von Mikrobohrungen für
Einspritzdüsen.
► Feinste Oberflächen
für Abformwerkzeuge
Gemeinsam mit Zimmer&Kreim, einem
Hersteller von Erodiermaschinen, Hand-
lingsystemen und Software, arbeiten
Fraunhofer IPK und IWF an der Opti-
mierung des Senk-EDM-Prozesses zur
Herstellung von Abformwerkzeugen.
Diese Abformwerkzeuge werden sowohl
im Mikro- als auch im Makrobereich für
die Replikation mikrostrukturierter Kunst-
stoffbauteile und zur Herstellung ver-
schiedener Mikro- und Makrobauteile aus
Kunststoff eingesetzt. Ziel der Koopera-
tion ist die Verbesserung der erreichbaren
Oberflächengüten bei der senkerosiven
Bearbeitung von Kunststoffformenstahl
und Hartmetall. Dafür werden Elektroden
aus Elektrolyt-Kupfer und Wolfram-Kupfer
verwendet. Die Geometrie der Elektroden
wird in verschiedenen Testreihen variiert,
um reproduzierbare, feinere Oberflächen-
güten zu erzielen.
Die technologischen Untersuchungen
werden auf einer »genius 1000 THE
CUBE« durchgeführt. Die Maschine ist
mit einer 6-Achs-Simultan-Steuerung
ausgestattet und zeichnet sich durch eine
Triebwerk GP7000 für den Airbus A380
(Quelle: MTU Aero Engines GmbH)
Forschung und Entwicklung16
Messtechnik
► Aktuelle Trends
Die Messtechnik in diesem Bereich ist
durch eine Reihe von Innovationen ge-
prägt. Die Auflösung der meisten Mess-
verfahren lag noch vor wenigen Jahren
außerhalb der heutigen Fertigungsmög-
lichkeiten. Der Trend geht dabei immer
mehr von der mechanischen Abtastung
über optische oder kombinierte Verfahren
mit Multi-Sensor-Geräten bis hin zu High-
End-Technologien wie der Computertomo-
graphie für metallische Bauteile.
Im Allgemeinen kann man eine stetige
Minia turisierung der Mechanik von Gerä-
ten, z. B. bei Tasteinrichtungen oder Mik-
rospiegeln und -prismen, beobach ten. Die
kleinsten mechanischen Taster erreichen
heute Größenordnungen von 120 µm bei
starren Ausführungen, bis zu 20 µm für
flexible Fasertaster und bieten bei einem
großen vertikalen Messbereich Messun-
sicherheiten im Submikrometerbereich.
Berührungslose Messverfahren haben
dabei immer mehr an Bedeutung ge-
wonnen. Es sind vielfältige Bemühungen
erkennbar, die Grenzen der Geometrie bei
Lichtumlenkung und Reflexionswinkeln
und damit die Nachteile der optischen
Verfahren zu minimieren. Am deutlichsten
ist dies in der berührungslosen Messung
von Oberflächenkenngrößen zu sehen, die
eine Gleichstellung mit der traditionellen
Messung mit Diamanttastern und damit
die Aufnahme in eine Norm anstrebt.
Zu den wichtigsten Vertretern optischer
Messtechnik gehören Autofokusver fahren,
Streifenlichtverfahren, Interferometer,
Streulichtverfahren und Speckle-Kontrast
bzw. Speckle-Korrelation. Diese bieten
mittlerweile Auflösungen und Mess-
unsicherheiten im einstelligen Nano-
meter-Bereich.
Eine der wichtigsten Anforderungen ist die
produktionsintegrierte und automatisierte
Messtechnik. Die relevanten Daten müssen
schnell und trotzdem genau erfasst und
ausgewertet werden. Eine Messung kann
im Idealfall Informationen über Form und
Lage, Rauheit und Topologie sowie Ver-
schleiß-, Defekt- und Deformationserschei-
nungen enthalten. Auf Grund der Vielzahl
der Informationen entstehen Datenmen-
gen, welche nicht selten Größenordnungen
von mehreren Gigabyte annehmen. Deren
Weitergabe und schnelle Verarbeitung
stellt ein ständiges Problem dar.
Neben der technischen Seite der Mikro-
messtechnik besitzt die Standardisierung
der Messgrößen und -prozesse eine große
Bedeutung. Die feinste Toleranzklasse der
Allgemeintoleranzen für Längen- und Win-
Die Mikrotechnik umfasst alle Verfahren, die sich mit der Herstellung
von Strukturen und Teilen befassen, die kleiner als ein Millimeter
sind, bis hin zu einer Größe von 100 nm. Dazu gehören z. B. Hoch-
präzisionsfräsen mit Werkzeugen von bis zu 0,1 mm Durchmesser,
Funkenerosion, Laser- sowie Ultrapräzisionsbearbeitung und auch
Spritzguss. An die Messtechnik werden in der Mikrotechnik hohe
Anforderungen in Bezug auf Messgenauigkeit und universelle
Einsatzmöglichkeit gestellt. Darüber hinaus muss sie den stetig stei-
genden Anforderungen schnell angepasst werden können und dabei
einfach bedienbar und flexibel einsetzbar sein. Dies gilt insbesondere
für die automatische Auswertung bei steigenden Taktzeiten sowie
bei der Integration in bestehende Systeme. Mit modernster Technik
erarbeiten die Wissenschaftler am PTZ hierfür innovative Lösungen.
Mikromessen am PTZ
300 µm SSP-Taster am Mikro-Koordinatenmessge-
rät der Fa. Zeiss F25
FUTUR 3/2010 17
Micromeasuring at PTZ
Structures and parts smaller than 1 mm are
considered microtechnological products.
Their measures can be as little as 100 nm.
Tiny objects like these are usually produced
by milling with tool diameters down to
0.1 mm, electrical discharge machining,
laser and ultraprecision machining, as well
as die casting. Guaranteed precision can
only be achieved with reliable measur ing
techniques especially developed and probed
with regard to microtechnology. Such sys-
tems need to be flexible, simple to use and
upgradeable considering the rapid develop-
ment of this specific field. Also, they should
be capable of being integrated in already
existing systems to keep implementation
costs low. Researchers at the Production
Technology Center develop new solutions
for exact measuring of objects, no matter
how small.
Ihr Ansprechpartner
Dipl.-Ing. Marcel Oertel
Tel.: +49 30 39006-269
E-Mail: [email protected]
optischen Mikroskops mit Rasterkraftmi-
kroskopie (AFM/SPM) atomare Auflösung
erreicht und zur Analyse und Qualifika tion
von mikrostrukturierten Oberflächen ein-
gesetzt wird. Weitere Möglichkeiten bieten
optische Messgeräte wie das Konfokale
Laserscanning-Mikroskop von Zeiss oder
ein Zygo Weißlicht interferometer. Beide
Systeme gestatten das berührungslose
Messen der Topografie von Werkstücken
mit hoher räumlicher Tiefenauflösung. Zur
Charakterisierung von Schneidkanten von
Werkzeugen oder kritischen Strukturen
wird das »InfiniteFocus System G4« der
Firma ALICONA eingesetzt, das auf dem
technologischen Prinzip der Fokus-Varia-
tion beruht.
Als Universalgerät zur Vermessung und
Oberflächencharakterisierung wird in
unserem Haus im Bereich Mikrotechnik
ein NeoScope »JCM-5000« Rasterelek-
tronenmikroskop von Nikon verwendet.
Das NeoScope ist ein sehr kompaktes und
leistungsstarkes Tisch-REM mit Vergröße-
rungen bis zu 20 000, das die Vorzüge
optischer Mikroskope und traditioneller
Rasterelektronenmikroskope vereint und für
metallische und nicht-metallische Proben
gleichermaßen geeignet ist.
Alle Messgeräte werden im PTZ bei einem
Großteil der Forschungsprojekte zur
Sicherung qualifizierter und verifizierbarer
Ergebnisse eingesetzt und sind deshalb ein
unverzichtbarer Baustein bei der Erweite-
rung des Geschäftsfeldes im neuen Anwen-
dungszentrum Mikroproduktionstechnik.
kelmaße nach DIN ISO 2768-1 schreibt eine
zulässige Abweichung von ± 0,05 mm,
also 50 µm, für den Nennmaßbereich
von 0,5 mm bis 3 mm vor. Diese liegt für
die meisten Mikrobauteile innerhalb der
Struktur- und sogar Bauteilgrenzen. Eine
genaue und wiederholbare Fertigung ist
mit diesen Standards nicht möglich. Um
die Allgemeintoleranzen auf den Mikrobe-
reich auszuweiten, ist eine Anpassung der
bestehenden Normung nötig. Diese sollte
den steigenden Anforderungen der Mik-
rotechnik gerecht werden. Dafür müssen
z. B. zusätzlich dimensionelle Normale zur
einfachen Verifikation und Kalibrierung
von Fertigungs- und Messeinrichtungen
geschaffen werden. Das Fraunhofer IPK
ist hier in mehreren Arbeitsgruppen zur
Normung im Bereich der Mikrofertigungs-
verfahren aktiv.
► Ausstattung am PTZ
Das Produktionstechnische Zentrum
Berlin verfügt über eine breite Basis von
Messgeräten für die Mikrotechnik. Dazu
gehören taktile Messgeräte wie die 3-D-
Koordinatenmessmaschine »Zeiss F25«
für den Nanometerbereich mit Multi-
sensorik und eines der neuesten kombi-
nierten Rauheits- und Konturmessgeräte
der Firma Jenoptik. Das »nanoscan 855«
ermöglicht die hochpräzise, gleichzeitige
Messung von Rauheits- und Konturmerk-
malen mit Auflösungen bis zu 0,6 nm.
Zu den taktilen Geräten zählt auch das
Rasterkraftmikroskop »N8 NEOS« der
Firma Bruker, das in Kombination eines
Konturenmessung mit
HOMMEL-ETAMIC nanoscan 855 (Quelle: Jenoptic)
Forschung und Entwicklung18
INEOS
Fraunhofer IPK übernimmt dabei die ver-
gleichende Betrachtung des Produktions-
aufwandes für verschiedene Um setzungs-
varianten ein und desselben Systems.
Die Abschätzung des Produktions auf-
wandes zur Herstellung eines SiP unterliegt
strengen Vorgaben. Die größte Heraus-
forderung ist dabei die zeitliche Kompo-
nente. Innerhalb einer Millisekunde soll das
Tool den voraussichtlichen Aufwand be-
rechnen und Daten generieren, die mit de-
nen anderer potenzieller System varianten
verglichen werden können. Außerdem
müssen die unterschiedlichen Substrat-
typen und die sich daraus er gebenden
technologischen Randbedingungen
► Sofwarebaustein für SiP
Ein SiP vereint hoch integriert alle System-
komponenten bei geringstem Flächenbe-
darf. Eingesetzt werden sie dort, wo reine
Siliziumtechnologie durch verschiedene
Bauelementeklassen wie Sensoren, Anten-
nen und Chips ersetzt werden muss, um
die gewünschte Funktion zu erreichen. Das
ist ewa in der Telekommunikation bei Mo-
biltelefonen der Fall. Auch in der Fahrzeug-
industrie und im Maschinenbau besteht
großes Interesse an SiP. Mit den Lösungen
des Fraunhofer-Projekts »INEOS – Integ-
rierte Entwurfsoptimierung von 2,5-D-SiP«
können solche Systeme durch Software-
Unterstützung die Marktan sprüche an Ent-
wicklungsgeschwindigkeiten erfüllen. Das
berücksichtigt werden. Substrate sind die
physischen Grundlagen, auf denen elektro-
nische Schaltungen aufgebaut werden. Für
klassische Leiterplatten als starre Substrate,
flexible Materialien und Kombinationen
aus beidem ergeben sich jeweils andere
Folgen für die Aufbau möglichkeiten.
Zur Umsetzung dieser Anforderungen
wurden die Herstellungsprozesse von
SiP umfassend analysiert und in einen
Softwarebaustein umgesetzt. Dieser
ermöglicht es dem Anwender, potenziel-
le Prozessketten zu gestalten und diese
für die vergleichende Berechnung des
Herstellungsaufwandes zu verwenden.
Der Softwarebaustein berücksichtigt die
Der Trend zur Miniaturisierung mikroelektronischer Schaltungen und
Systeme hält unvermindert an. Der Grund dafür ist die Forderung
nach immer mehr Funktionalität der Systeme auf gleichbleibend
kleinem Bauraum. Allerdings wird der Bauraum dabei in der Regel
lediglich als zweidimensionale Fläche betrachtet, so dass neben der
Miniaturisierung sämtlicher Systemkomponenten auch Potenzial im
Hinblick auf das Bauraumvolumen besteht. Hier setzt die Entwicklung
von »2,5-D-Systems-In-Package« (SiP) an. Damit ist die kompakte
Anordnung mikroelektronischer Bauteile gemeint, bei der auch die
Höhe des Raumes genutzt wird. Ein Konsortium der Fraunhofer-
Institute IZM, ITWM und IPK arbeitet an einem Software-Tool, das
den optimalen Aufbau eines solchen Systems bei kleinstmöglichem
Bauraum ermittelt.
Alles muss rein – Bauraumoptimierung in der Mikroelektronik
Systems-in-Package (SiP) beschreibt
ein kompaktes, intelligentes Mikro-
system aus Sensoren, Schaltkreisen,
Speichern, etc., das von einem Ge-
häuse begrenzt wird. Der Bauraum ist
ein entscheidender Parameter bei der
SiP-Planung und hängt vom jeweili-
gen Einsatzzweck ab. Generell gilt es,
ein komplexes System auf kleinstem
Raum unterzubringen und als Kom-
plettlösung zu vertreiben.
Auch ein komplexes
System auf kleinstem
Raum: New York City
FUTUR 3/2010 19
Ihr Ansprechpartner
Dr.-Ing. Dirk Oberschmidt
Tel.: +49 30 6392-5106
E-Mail: [email protected]
Optimized Configuration of
Systems-in-Packages
More functions, less space – this is a major
trend in production engineering. The
technology of Systems-in-Packages (SiP)
has cleared the path to intelligent compact
microsystems that make use of a three-
dimensional installation space where so far
only two dimensions have been considered.
Three Fraunhofer Institutes are currently
developing a software-tool which analyses
all possible configuration variations of a
certain SiP and thereby helps developers to
find the ultimate space-saving solution for
their product.
Darüber hinaus besteht die Möglichkeit,
die Ressourcen mit unternehmensspe-
zifischen Parametern zu versehen und
damit die Realitätstreue der Aussage zu
erhöhen. Anschließend wird der Daten-
satz, der die Prozesse beschreibt, in einer
Datei abgelegt, die an das Hauptwerkzeug
übergeben wird. Hier werden Platzierungs-
vorschläge von SiP für das jeweilige schal-
tungstechnische Layout generiert. Unter
Berücksichtigung technologischer Rest-
riktionen wird für jeden Platzierungsvor-
schlag ein Aufwandswert berechnet und
als Vergleichswert für den Produktions-
aufwand eines SiP gespeichert. Anhand
eines Ergebnis diagramms kann der Tech-
nologe die Aufwandswerte unkompliziert
auswerten und die effizienteste Variante
bestimmen.
► Universell einsetzbar
Das am Fraunhofer IPK entwickelte
Software-Tool bietet Vorteile, die für die
Abschätzung des Herstellungsauf wandes
unterschiedlicher Produkte genutzt
werden können. Durch den einfachen
Aufbau der Ressourcendatenbank können
Fertigungseinrichtungen systematisch
klassifiziert und parametrisiert werden. Die
Reduzierung von Prozessen auf ihre wert-
schöpfenden Anteile bietet die Möglichkeit
eines objektiven Aufwandsvergleichs. Die
schnelle Aufwandsberechnung wird durch
die einfache Verknüpfung von Ressourcen-
daten und Produktdaten erreicht. Damit
steht ein universell einsetzbares Werkzeug
für das Entwurfsstadium von Produkten
zur Verfügung.
Schaltungs daten, den Herstellungsprozess
sowie die unterschiedlichen Platzierungs-
varianten der Systemkomponenten im
Bauraum. Er besteht aus einer Benutzer-
schnittstelle, einer umfangreichen Res sour-
cen datenbank sowie einem Berechnungs-
tool. Mit Hilfe der Benutzerschnittstelle
ist der Nutzer in der Lage, potenzielle
Prozessketten schnell selbst zu entwerfen.
► Schnell berechnet, gut verglichen
Ausgangspunkt sind die Prozesse zur
Herstellung von elektronischen Flachbau-
gruppen. Diese Prozesse sind etabliert,
vielfältig dokumentiert und zum großen
Teil standardisiert. Allerdings bestehen
deut liche Fertigungsunterschiede, etwa
zwischen der hoch automatisierten
Produktion von Massenbauteilen und
der zum Teil von Handarbeit geprägten
Produktion von Einzelteilen und kleinen
Serien. Der verfolgte Lösungsansatz ist, die
Anzahl der notwendigen Prozesssegmente
für die Darstellung der Prozessketten so
weit wie möglich zu reduzieren. Dadurch
können Prozessketten rudimentär und
doch aussagefähig abgebildet werden.
Gleichzeitig wird mit diesem Verfahren
Rechenzeit gespart. Neben den Prozess-
segmenten werden in der Benutzerschnitt-
stelle die Ressourcen festgelegt, die für
den Prozess eingesetzt werden können.
Hier ist es möglich, die unterschiedlichen
Substrattypen für SiP sequenziell auszu-
werten. Die Berücksichtigung der jewei-
ligen Ressource erfolgt abhängig vom
Vorgabewert des Schaltungsentwurfs, der
mit der Bauelementeliste übergeben wird.
Aufwandswert-DiagrammBenutzerschnittstelle
Forschung und Entwicklung20
In der modernen industriellen Biotech-
nologie wird die metabolische Vielfalt
und Produktivität von Mikroorganismen
genutzt, um verschiedenste Produkte,
zum Beispiel Zitronensäure oder Enzyme
(Pro teine) für die Waschmittel-, Nahrungs-
mittel- und Kosmetikindustrie, in großen
Mengen herzustellen. In der medizini-
schen Biotechnologie werden häufig
aus tierischen Zellen therapeutische
und hochwertigere Proteine in kleineren
Mengen produziert. Alle diese Verfah-
ren beruhen auf der Kultivierung und
Versorgung ganzer Zellen. Dies hat zur
Folge, dass ein großer Teil der einge-
setzten Substrate und Energien für den
zellulären Metabolismus benötigt werden.
Das eigentlich gewünschte Produkt ist
dann häufig nur ein Nebenprodukt mit
geringer Ausbeute. Darüber hinaus ist es
manchmal nicht möglich ein bestimmtes
Protein zu produzieren, weil geeignete
Produktions organismen aufgrund fehlen-
der biologischer bzw. biochemischer Vor-
aus setzungen nicht zur Verfügung stehen.
► Innovative Messtechnik
Eine der jüngsten Entwicklungen, die die
Nachwuchsforscher aufgreifen, ist die
Produktion von Biomolekülen in zellfreien
Systemen. Damit wollen sie zum Pro-
gramm »Biotechnologie 2020+« des BMBF
beitragen, das gemeinsam mit den großen
deutschen Forschungseinrichtungen eine
Vision für die Biotechnologie der nächsten
10 bis 20 Jahre formulieren und umsetzen
will. Dabei wurden die synthetische Biologie
und die zellfreie Biotechnologie als wich-
tigste neue Forschungsgebiete identifiziert.
Im Gegensatz zur grundlagenorientier-
ten synthetischen Biologie konzentrieren
sich die FuE-Arbeiten in der zellfreien
Biotechnologie auf Prozesslösungen und
Verfahren, die sich am industriellen Bedarf
orientieren und anwenderbezogen sind.
Im Hinblick auf die Vision der zellfreien
Biotechnologie sollen die interdisziplinären
Kompetenzen und Sichtweisen genutzt
werden, um Sensoren und Messsysteme zu
entwickeln bzw. vorhandene Gerätetech-
nologie zu optimieren. Oft haben die bis-
herigen Technologien ein großes Miniaturi-
sierungs- und Automatisierungspotenzial.
Bislang kostenintensive Analytik könnte
nach Optimierung einem breiten Anwen-
derfeld zur Verfügung gestellt werden. Das
Kosten senkungs potenzial ergibt sich aus
geringeren Herstellungskosten durch die
Anwendung neuer Fertigungsverfahren.
»Produktionstechnik für zellfreie Biotechnologie«, kurz »PrE-BioTec«,
ist der Titel eines noch jungen Projekts am Fraunhofer IPK und der
TU Berlin, das die klassischen Ingenieurwissenschaften enger mit der
Biotechnologie verzahnen will. Ziel des mit vier Millionen Euro vom
BMBF geförderten Vorhabens ist es, neue Produktionsverfahren für
zellfreie Biotechnologien zu entwickeln. Damit sollen vor allem neue
Anwendungen für Verfahren, die mit einzelnen biologischen Kompo-
nenten – im Gegensatz zu ganzen lebenden Organismen oder Zellen
arbeiten, erschlossen werden. So erforschen aktuell vier Nachwuchs-
wissenschaftler verschiedener Disziplinen, wie z. B. die Herstellungs-
kosten für im Labor erzeugte Proteine minimiert und deren Ausbeute
maximiert werden kann.
PrE-BioTec
Zellfreie Biotechnologie
Laboraufbau eines SPR-Biosensors
Wachstumsverlauf und Keimdichten eines Kühlschmierstoffs (KSS)
FUTUR 3/2010 21
Cell-Free Biotechnology
»Production engineering for cell-free bio-
technology«, »PrE-BioTec« in short, is a new
research project at Fraunhofer IPK, which
sets out to combine more closely classic
engineering disciplines with biotechnology.
The project is funded by the BMBF with four
million Euro and aims at develop ing innova-
tive methods and applications for processes
working with single biological components
– as opposed to entire living organisms
or cells. Currently, four junior scientists
from manufacturing technology, materials
science, biotechnology, and microbiology
explore how to minimize e.g. production
costs for proteins raised in a laboratory and
to maximize their yield at the same time.
Ihre Ansprechpartnerin
Dr.-Ing. Anja Spielvogel
Tel.: +49 30 6392-5105
E-Mail: [email protected]
hofer-Instituten und mit Unterstützung
des Fraunhofer-Vorstands das Projekt »In-
dustriezelle«. Dabei sollen die wichtigsten
Kompartimente, die an der Proteinbiosyn-
these beteiligt sind, in vitro nachgestellt,
miteinander verbunden und ganzheitlich
geregelt werden. Ziel ist es, unabhängig
vom zellulären Aufbau und mit wenigen
zusätzlichen Substraten die Proteinsyn-
these nachzustellen, die sich autark mit
Energie in Form von ATP versorgt und die
nötigen Templates liefert. Damit soll es
gelingen, zellunabhängig verschiedenste
Proteine zu synthetisieren, die mit her-
kömmlicher Technik nur schwer oder unter
erheblichem Aufwand zugänglich sind.
► Vielversprechende Aussichten
Der interdisziplinäre Ansatz der Projekt-
gruppe »PrE-BioTec« verzeichnet erste
Erfolge: Fertigungstechniker, Werkstoffwis-
senschaftler, Biotechnologen und Mikro-
biologen profitieren in den unterschied-
lichsten Projektphasen vom spezifischen
Know-how der einzelnen Experten, von
der Identifizierung der Aufgabenstellung
über die wissensbasierte Lösungsauswahl
bis zur konkreten Um setzung mittels ana-
lytischer und experimenteller Methoden
sowie dem Design und Aufbau von Anla-
gen. Zukünftig wollen die Wissenschaftler
die Koopera tion mit Industriepartnern
intensivieren, um applikationsangepasste
Systemlösungen, z. B. für die alternative
Energiegewinnung, die Medizintechnik,
Umwelttechnik und die industrielle Bio-
technologie zu ent wickeln.
Miniaturisierung und Parallelisierung füh-
ren zu geringerem Materialverbrauch und
erhöhen den Proben durchsatz.
► Unbedenkliche Kühlschmierstoffe
Im Rahmen von »PrE-BioTec« wird aktuell
eine Aufgabenstellung bearbeitet, bei der
es um die Detektion mikrobieller Konta-
mination von Kühlschmierstoffen geht.
Der mikrobielle Verderb dieser Fluide führt
zum Verlust der technischen Eigenschaften
und birgt durch die mikrobielle Belastung
gesundheitliche Risiken. Hinzu kommt,
dass Kühlschmierstoffen gesundheitlich
bedenkliche Biozide zugesetzt werden, um
das Wachstum der Mikroorganismen zu
verhindern. Einen umfassenden Schutz vor
mikrobiellem Befall bieten jedoch auch diese
Zusatzstoffe nicht. Sie werden zudem ab
dem Jahr 2013 in verschärftem Maß gesetz-
lich reglementiert und können nicht mehr in
gewohntem Umfang eingesetzt werden.
Ziel der Fraunhofer-Wissenschaftler ist
es daher, die Mikroorganismen zu iden-
tifizieren, zu quantifizieren und eine
Gefahren abschätzung vorzunehmen. Ein
Sensor zur unspezifischen Detektion von
Mikro organismen, beruhend auf dem
physikalischen Prinzip der Oberflächen-
plasmon resonanz (SPR), befindet sich in der
Entwicklungsphase. Im Anschluss daran
sollen Reinigungsstrategien entwickelt und
applikationsangepasst umgesetzt werden.
► Industrielle Proteinsynthese
Das Fraunhofer IPK bearbeitet seit Oktober
2010 gemeinsam mit mehreren Fraun-
Schema zellfreie Biotechnologie
TranskriptionUmschreibungDNA – mRNA
Energiegewinnung
TemplatemRNA
Proteinextraktion/ -gewinnung
verbrauchte
EnergieäquivalenteEnergie-
äquivalente
TranslationSynthese von
Protein an Hand der mRNA
Forschung und Entwicklung22
► Industrielle Dienstleistungen
als Zusatznutzen
Bereits bei der Auswahl geeigneter
Maschinen benötigen Kunden ein hohes
Maß an technologischer Kompetenz, wie
ein aktueller Vergleich von Mikrofräs-
maschinenherstellern zeigt. Die ange-
botenen Maschinenvarianten werden
ausschließlich nach Sachleistungsmerkma-
len klassifiziert. So wird die maximale Ver-
fahrlänge der Achsen oder die maximale
Spindeldrehzahl angegeben. Geometri-
sche Spezifikationen der herzustellenden
Bauteile, also geforderte Maßtoleranzen
oder bestimmte Oberflächenkennwer-
te, werden dabei nicht berücksichtigt.
Maschinenanbieter schaffen hier Abhilfe,
indem sie ihre Kunden vor dem Kauf und
auch anschließend während der Inbe-
triebnahme einer Werkzeugmaschine
technologisch beraten. Dabei definieren
Kunde und Anbieter zunehmend auch in-
dividuelle Dienstleistungen, die zusätzlich
zur Sachleistung – nämlich dem Erwerb
einer Werkzeugmaschine – angeboten
werden. Diese Verknüpfung von industri-
ellen Dienstleistungen mit Sachleistungen
erhöht nicht nur den Kundennutzen,
sondern schafft auch neue Absatzmög-
lichkeiten für Maschinen hersteller.
Momentan werden bereits unterschiedliche
Dienstleistungsanteile von Werkzeug-
maschinenherstellern angeboten. Jedoch
weisen diese »Add-ons« gewisse Schwä-
chen auf. So werden Maschinenwartungen
seitens des Herstellers und deren Intervalle
häufig vertraglich geregelt. Außerhalb
dieser festgelegten Instandhaltungs-
maßnahmen fehlt jedoch meist die Inter-
aktion mit dem Hersteller. Kunden führen
dann oft standardisierte Prozesse durch,
die nicht auf die maschinenspezifischen
Anforderungen der Wartungstätigkeiten
abgestimmt sind.
► Integration von Sach-
und Dienstleistungen
Im Sonderforschungsbereich Transregio 29
»Engineering hybrider Leistungsbündel
(HLB) – Dynamische Wechselwirkungen
von Sach- und Dienstleistungen in der
Produktion« arbeiten seit dem Jahr 2006
die Ruhr-Universität Bochum und die
TU Berlin an der Etablierung eines innova-
tiven Verständnisses für die Integration von
Die Mikroproduktionstechnik weist als relativ junge Branche hohe
Eintrittsbarrieren für Kunden bei der Investition in Werkzeug-
maschinen auf. Extrem spezialisiertes, dabei stark diversifiziertes und
verteiltes Wissen über technologische Zusammenhänge führt zu einer
hohen Unsicherheit bei der Einführung und dem Betrieb von Mikro-
produktionsmaschinen in bestehende Fertigungsstrukturen. Aufgrund
der Investitionshürde bei der Beschaffung und Nutzung von mikro-
produktionstechnischen Anlagen sind neuartige Ansätze erforderlich,
um effektiv und effizient kunden individuelle Leistungen anbieten
zu können. Wissenschaftler am IWF entwickeln deshalb innovative
Geschäftsmodelle, die Produkt- und Dienstleistungen funktions-,
verfügbarkeits- und ergebnisorientiert anbieten.
Innovative Geschäftsmodelle für die Mikroproduktionstechnik
SFB Transregio 29
HLB-Aufbau und HLB-Netzwerk entlang des HLB-Lebenszyklus
HLB-Anbieter
DL-Zulieferer
HLM-Zulieferer
SL-Zulieferer
Kunde
HLB
SLSL DL DL
SL DLSL DL
SLSL DL
SL DL
DL
HLB-Entstehung
HLB-Betrieb
Aufbau des HLB HLB-Netzwerk
HLM – Hybrides LeistungsmodulDL – DienstleistungSL – Sachleistung
HLB-Planung
HLB-Entwicklung
HLM, SL und DL
InformationenSL und/oder DL
FUTUR 3/2010 23
Innovative Business Models for
Microproduction Technology
Microproduction technology offers high
barriers for customers due to the need
of extremely specialized and diversified
knowledge about technologic relations.
Industrial product service systems (IPS²)
provide a higher customer value by flexibly
combining product and service shares along
the entire lifecycle. The variation of possible
combinations between product and service
shares can be shown in different IPS² busi-
ness models. They range from a function-
oriented business model, where the IPS²
provider secures the functionality, e.g. of a
micro milling machine, to a result-oriented
IPS² business model, where the IPS² provider
is responsible for the whole production
process, similar to the »pay per production«
principle. The development of long-term
relationships between IPS² provider and
customer leads to a competitive advantage
for all involved partners due to the integra-
tion of industrial service shares.
Ihre Ansprechpartner
Dipl.-Ing. Christian Stelzer
Dipl.-Ing- Christian Gabriel
Tel.: +49 30 6392-5107
E-Mail: [email protected]
E-Mail: [email protected]
der Maschine. Diese Geschäftsmodellaus-
prägung ist für technologisch versierte
Kunden geeignet, die über ausreichendes
Wissen über alle notwendigen Prozess-
schritte verfügen. Auf Wunsch sind
Dienst leistungsanteile als »Add-ons« vom
HLB-Anbieter vorgesehen.
Bei einem verfügbarkeitsorientierten HLB-
Geschäftsmodell sichert der HLB-Anbieter
seinem Kunden beim Verkauf einer Werk-
zeugmaschine eine bestimmte technische
Verfügbarkeit zu. Um die Wahrscheinlichkeit
möglicher finanzieller Verluste durch zu ver-
antwortende Stillstandzeiten der Maschine
zu verringern, führt der HLB-Anbieter eigen-
verantwortlich Wartungs prozesse durch
und hat somit Einfluss auf den Zustand der
Werkzeugmaschine im Betrieb.
In der dritten Ausprägung, dem ergebnis-
orientierten HLB-Geschäftsmodell, über-
nimmt der HLB-Anbieter auch die Verant-
wortung für die in der Werkzeugmaschine
hergestellten Bauteile. In Folge dessen
akzeptiert er die Zuständigkeit für alle zur
Fertigung notwendigen Prozessschritte.
Das Ziel individuell vereinbarter HLB-
Geschäftsmodelle ist es, langfristige
Kunden-Anbieter-Beziehungen mit einem
Wettbewerbsvorteil für alle Wertschöp-
fungspartner zu schaffen. Als nachhal-
tige Lösung, die Kundenanforderungen
eindeutig berücksichtigt, bieten sich
solche Angebote gera de auch für den
globalen Maschinen- und Anlagenbau der
Mikroproduktions technik an.
Sach- und Dienstleistungen im industriellen
Umfeld. Die Wissenschaftler definieren
hybride Leistungsbündel als integrative und
gleichgestellte Verknüpfung von Sach- und
Dienstleistungsanteilen. Dabei soll der
Dienstleistungsanteil des HLBs schon in der
frühen Phase der Planung berücksichtigt
werden und damit auch die Sachleistungs-
anteile maßgeblich beeinflussen. Indem
die beiden Anteile entlang des gesamten
Lebens zyklus eines HLBs optimal aufeinan-
der abgestimmt werden, soll ein bestmög-
licher Kundennutzen erreicht werden. Am
IWF der TU Berlin entwickeln Wissenschaft-
ler unterschiedlich ausgeprägte Geschäfts-
modelle für hybride Leistungsbündel, die
die Interaktion zwischen HLB-Anbieter und
Kunden sowie HLB-Wertschöpfungspart-
nern regeln. Die Geschäftsmodelle gliedern
sich in die Bereiche Nutzen, Architektur der
Wertschöpfung und Finanzen.
► Geschäftsmodelle für
hybride Leistungsbündel
Anhand der zu erbringenden Dienst-
leistungs anteile unterscheiden die
Wissen schaftler zwischen funktions-,
ver fügbarkeits- und ergebnisorientierten
HLB-Ge schäftsmodellen. Die klassische
Herange hensweise der Herstellung von
Sachleis tungsanteilen mit zusätzlich zu
erbringenden Dienstleistungen wird im
funktions orientierten HLB-Geschäfts modell
zusammengefasst. Hier stellt der Anbieter
die Funktionsfähigkeit, beispielsweise einer
Mikrofräsmaschine, über einen bestimm-
ten Zeitraum sicher. Der Kunde trägt die
kom plette Verantwortung für den Betrieb
Beispiele für geschäftsmodellabhängige
Dienstleistungsanteile eines HLBs
funktionsorientiert
verfügbarkeitsorientiert
ergebnisorientiert
Technologieberatung
Auditierung/ Zertifizierung
Betriebsmittelbereitstellung
Ersatzteilbereitstellung
ConditionMonitoring
HLB- Geschäftsmodell
Finanzierung
Entsorgung
SchulungInstandhaltung
Inbetriebnahme
Forschung und Entwicklung24
SFB Transregio 29
Bieten Werkzeugmaschinenhersteller
ihren Kunden ein verfügbarkeitsorien-
tiertes HLB-Geschäftsmodell an, garan-
tieren sie ihnen damit eine bestimmte
technische Verfügbarkeit. Um das Risiko
von Ausfallzeiten und möglichen finanzi-
ellen Verlusten gering zu halten, müssen
die Hersteller den Zustand ihrer Werk-
zeugmaschinen oder ausfallkritischer
Maschinenkompo nenten umfassend
überwachen. Mit Hilfe des »Condition
Monitoring« können Anbieter in Situa-
tionen, in denen die Verfügbarkeit des
HLBs gefährdet oder bereits nicht mehr
gewährleistet ist, umgehend reagieren.
► Beispiel: Mikrofrässpindel
Ein klassisches Beispiel für eine ausfall-
kritische Komponente einer Mikro fräs-
maschine ist die Mikrofrässpindel. Diese
Mikrofräswerkzeuge sind in geometri-
scher Hinsicht meistens Miniaturausgaben
herkömmlicher Makrowerkzeuge. Für
Mikrofräsmaschinen werden schnell-
drehende Hauptspindeln benötigt, um
geeignete Schnittgeschwindigkeiten zu
erreichen. Beim Einsatz von Wälzlagern
als Spindellagerungen führt der hohe
Drehzahlbereich auch zu hohen Relativ-
geschwindigkeiten zwischen den Wälz-
lagerkomponenten und somit zu stärke-
rem Verschleiß.
Beschleunigungssensoren, die die
Schwingungs verläufe an den Lager-
außenringen wiedergeben, zeigen
dem HLB-Anbieter, in diesem Fall dem
Werkzeug maschinenhersteller, charak-
teristische Schwingungsverläufe an.
Die Interpretation der spezifischen
Verläufe sowie das Wissen über übliche
Schwingungs verläufe im Schadensfall
lassen ihn mögliche Schadens szenarien
schon vor dem tatsächlichen Ausfall der
Mikrofrässpindel voraussehen. Zusätzli-
che Temperatur sensoren geben neben
den Schwingungssensoren ebenfalls
Aufschluss über einen bevor stehenden
Schadensfall.
Erkennt der Hersteller Schäden derart
früh, kann er Ausfallzeiten gering halten.
Damit HLB-Anbieter noch ziel gerichteter
auf bevorstehende Ausfallursachen
reagieren können, entwickeln die
Wissenschaftler des IWF ein Software-
Condition Monitoring im verfügbarkeits orientierten Geschäftsmodell
Um die Verfügbarkeit hybrider Leistungsbündel (HLB) sicherzu-
stellen, müssen HLB-Anbieter sowohl organisatorische als auch
technologische Maßnahmen treffen. Condition Monitoring, also die
Zustandsüberwachung z. B. einer Mikrofräsmaschine, spielt dabei
eine zentrale Rolle. Erkennt ein Maschinenhersteller frühzeitig
potenzielle Schadens fälle, kann er umgehend reagieren und einen
Wartungsspezialisten beauftragen oder Prozessparameter anpassen.
Wissenschaftler am IWF entwickeln dafür eine agenten-basierte
IT-Infrastruktur, die die Kommunikation zwischen den einzelnen HLB-
Partnern ermöglicht und unterstützt.
Legende:
:CMA – Condition Monitoring-Agent :MA – HLB-Management-Agent:SMA – Servicemanagement-Agent:STA – Servicetechniker-Agent
:MA
Maschinenkommunikation
Agentenkommunikation
Softwareagent
WWW
WWW
HLB-Dienstleistungs-zulieferer 2
HLB-Dienstleistungs-zulieferer 1
HLB-AnbieterHLB-Modul
ReglerSensorenAktoren
HLB-Modul
PC-basierteMaschinensteuerung
HLB-Kunde
HLB-Sachleistungs-zulieferer 1
:CMA :SMA1 :STA:SMA2
Kommunikationsarchitektur eines Agentensystems
FUTUR 3/2010 25
Ihr Ansprechpartner
Dipl.-Ing. Niels Raue
Tel.: +49 30 6392-5107
E-Mail: [email protected]
Availability-oriented
IPS² Business Model
With an availability-oriented IPS² business
model, technical measures have to be
considered to ensure the availability of a
product service system. Condition monitor-
ing is essential for IPS² providers to detect
situations in which the availability of their
equipment is at risk. In these cases, the
IPS² provider must react instantly, e.g.
through sending a maintenance technician
or adjusting process parameters. Also, an
agent-based IT infrastructure that allows
for the autonomous, rule-based reaction in
case of such an event is a key component
for the communication of the IPS² network
partners. The example of a micromilling
spindle, a highly stressed machine compo-
nent, shows the benefit of such real time
equipment monitoring. The surveillance of
its condition is achieved via temperature
and vibration sensors.
Wartung durch diesen Dienstleister nicht
durchgeführt werden, ergeht eine Anfrage
an einen anderen Servicemanagement-
Agenten, welcher die gleiche Aufgaben-
beschreibung anbietet. Sagt dieser zu,
werden durch den Servicemanagement-
Agenten entsprechende Repräsentanten
für die Wartung erzeugt. So wird z. B. ein
Servicetechniker-Agent angelegt, mit dem
der reale Servicetechniker nachverfolgt
werden kann. Liegen bei diesem unzuläs-
sige Abweichungen vor, etwa Verzöge-
rungen während der Anreise, muss durch
den Management-Agenten die Planung
angepasst werden.
► Zufriedene Kunden,
weniger Kosten
Neben der weitgehend autonomen, regel-
basierten Zustandsüberwachung wird
durch diese vernetzte Kommunikation
eine transparente Dokumentation aller
Leistungen möglich. HLB-Anbieter können
jegliche Abweichungen vom Soll und
sämtliche ablaufende Prozesse nachvoll-
ziehen, um die zugesicherte Verfügbarkeit
zu gewährleisten. Diese effektive und
effiziente Herangehensweise erlaubt z. B.
Maschinen- und Anlagenbauern, flexible
Prozesse auf einander abzustimmen und
dadurch eine hohe Kundenzufrieden-
heit und Kostenreduktion zu erzielen.
Solche innovativen Lösungen sind, gerade
aus Wettbewerbssicht, bei zukünftigen
Maschinenkonzepten nicht mehr wegzu-
denken und nehmen als IT-Systeme eine
immer stärkere Rolle in der Produktions-
technik ein.
Agentensystem, das die Kommunikation
aller an einer Instandsetzungsmaßnahme
beteiligten Akteure koordiniert.
► Mit Agenten kommunizieren
Ein Software-Agent repräsentiert eine
HLB-Komponente oder einen HLB-
Netzwerkpartner und ist spezifisch für
seine Aufgabe konfiguriert. Er beinhaltet
spezielle Informationen wie beispielsweise
Zustandsdaten. Im einfachsten Fall kann er
für eine Maschine als digitale Maschinen-
karte verstanden werden.
Bei einem HLB-Anbieter wird ein Manage-
ment-Agent installiert, der die gesamte
Kommunikation innerhalb des Systems
übernimmt. Alle anderen Agenten
kommunizieren miteinander ausschließ-
lich über diesen Management-Agenten.
Außerdem besitzt der HLB-Anbieter einen
eigenen Agenten, der ihm z. B. seine
Auslastung bezüglich einer Dienstleistung
anzeigt. Dieser kann ebenso wie jeder
andere Agent auch zur Planung und
Erbringung von Dienstleistungen herange-
zogen werden.
Wird durch den Zustandsüberwachungs-
Agenten ein bevorstehender Ausfall einer
Komponente erfasst, benachrichtigt er
den Management-Agenten. Der Manage-
ment-Agent wird entsprechend der hin-
terlegten Anforderungen tätig und plant
die Wartungsdienstleistung anhand einer
Prozessbeschreibung. Dafür fragt er einen
für die Wartungsdienstleistung geeigneten
Servicemanagement-Agenten an. Kann die
Vibration 2
Vibration 1
Temperatur 1
Temperatur 2
Temperatur 3
Zentralwelle
Lager
20
25
30
35
40
45
50
55
60
65
70
1 6 11 16 21 26 31 36 41 46 51 56 61 66 71 76
Zeit [min]
Tem
pera
tur
[°C
]
Zustandsüberwachung MaschinenkomponenteSensoren
Condition Monitoring für eine
Maschinen komponente
Forschung und Entwicklung26
Für Handhabungsroboter wurden bereits
vielfach komponentenspezifische Leicht-
bauansätze sowie energiesparende
Elek tronikkomponenten und Motoren
entwickelt. Auf der Betriebsmittelebene
beruhen die üblichen Bewegungs prinzi-
pien von modernen industriellen Robo-
tern auf wechselseitiger Beschleunigung
und Verzögerung. Wandlungsverluste
zwischen kinetischer und elektrischer
Energie können dabei systembedingt
nicht beseitigt werden. Auch die Freiset-
zung überschüssiger elektrischer Energie
in Bremswiderständen ist in der indus-
triellen Robotik nach wie vor üblich.
► Energie clever nutzen
Erhebliche Verbesserungen bietet hier
das am PTZ entwickelte Roboterkonzept
»SAMARA – System Applying Momen-
tum Transmission for Acceleration of
an Endeffector with Redundant Axis«.
Mit diesem Konzept kann die kinetische
Energie im mechanischen System des
Roboters über mehrere Bewegungs zyklen
hinweg erhalten werden, anstatt sie
permanent über die Motoren abzufüh-
ren. Das System verhält sich physikalisch
äquivalent zum Newton-Pendel, bei dem
Energie zwischen zwei massiven Kugeln
durch Impulseinleitung ausgetauscht
wird, die Kugeln zeitweise stillstehen und
diese periodischen Bewegungen nahezu
endlos wiederholt werden. Diese dynami-
schen Grundprinzipien konnten anhand
neuartiger Bewegungsmuster erfolgreich
auf eine dreiachsige serielle Roboter-
kinematik übertragen werden. Durch
Impulse wird zyklisch kinetische Energie
SAMARA
In der industriellen Praxis wird die Steigerung der Energieeffizienz
häufig auch mit steigenden Investitionskosten für Betriebsmittel in
Verbindung gebracht. Dieser Zusammenhang ist jedoch nicht kausal,
sondern hängt vom gewählten Lösungsweg ab, mit dem das Ziel der
Energieeffizienz erreicht werden soll. In der Handhabungstechnik
haben Lösungsansätze, die auf der Komponentenebene Verbesse-
rungen erzielen sollen, bereits einen hohen Reifegrad erreicht. Am
PTZ konnte nun nachgewiesen werden, dass auf der Betriebsmittel-
ebene eine Effizienzsteigerung um den Faktor 10 für zahlreiche indus-
trielle Handhabungsprozesse erreichbar ist.
Energieeffiziente Handhabungsprozesse durch Impulsübertragung
Newton Pendel
Höhere Produktionskapazitäten in der Solarzellenprodukton erfordern breitere Förderstrecken
(Quelle: Oregon Department of Transportation)
FUTUR 3/2010 27
Ihr Ansprechpartner
Dipl.-Ing. Tobias Brett
Tel.: +49 30 314-23546
E-Mail: [email protected]
Energy-efficient Handling Processes
with SAMARA
A higher energy efficiency of handling
processes is of major importance in terms of
ecological sustainability. Modern handling
robots already feature lightweight compo-
nent design as well as energy-saving elec-
tronics and drives. However, trajectory-wise
they rely on alternating acceleration and
deceleration, requiring frequent transforma-
tion between kinetic and electrical energy.
Actuator conversion losses and the disposal
of excessive electrical energy in brake resis-
tors are still common in industrial robotics.
A new robot concept named SAMARA,
developed at the Production Technology
Center Berlin promises fundamental im-
provement in this field. The robot system
has been adapted to special trajectories and
now saves up to 90 percent of the amount
of power consumed by conventional robots.
It does so by performing momentum trans-
mission between the robot tip and the first
link to store kinetic energy in the mechani-
cal system, instead of discharging it to the
electrical components.
einer Lagerung in so genannten Stacks
umkonfiguriert werden. Angestrebte Pro-
duktionskapazitäten im Gigawattbereich
zur Ausstattung von Solarkraftwerken
fordern größere Produktionsanlagen- und
Modulabmessungen, bei denen sich die
Leistungsmerkmale der derzeit häufig
eingesetzten Scara- und Deltaroboter in
Bezug auf den erreichbaren Arbeitsraum
und die erreichbaren Ausführzeiten als
unzureichend erweisen können.
Aufgrund seines großen Arbeitsraumes
kann der SAMARA-Roboter zum Beispiel
breite Förderstrecken von über 1,6 m aus
Batchprozessen abdecken. Des Weiteren
ermöglichen große Nutzlasten den Einsatz
neuartiger Endeffektoren, wie etwa Ultra-
schallgreifer mit mechanischer Querkraft-
sicherung, die zu Eigengewichten deutlich
über einem Kilogramm führen können.
Der Einsatz von flexiblen Mehrfachgrei-
fern in Kombination mit diesem schnellen
Handhabungsgerät ist ebenfalls möglich.
► Mit SAMARA in die Zukunft
Das patentierte Roboterkonzept, das die
Vorteile von Scararobotern, wie große
Traglast und weitflächiger Arbeitsraum,
mit der hohen Beschleunigung von
Deltarobotern verbindet, wurde zum
ersten Mal auf der Langen Nacht der
Wissenschaften 2009 im PTZ vorgestellt.
Aktuelle FuE-Arbeiten zielen auf eine
weitere Optimierung der mechanischen
Struktur, eine onlinefähige Bahnplanung
sowie auf angepasste Regelstrategien für
dieses Robotersystem ab.
zwischen der massereichen Roboterspitze
und dem schweren ersten Roboterarm
übertragen. Die Roboterspitze kommt
dabei immer wieder im Raum zum Still-
stand, wobei Greifaufgaben mit hoher
Wiederholgenauigkeit durchgeführt
werden können. Prozessparameter wie
die Stärke der Impulsbeschleunigung und
die Zykluszeit sind einstellbar.
► Schwere Lasten leicht handhaben
Auf diese Weise können mit geringem
Energieaufwand z. B. 600 x 400 mm
große Standardpaletten entladen werden.
Die Leistungsaufnahme des SAMARA-
Systems, bezogen auf die an der Nutzlast
verrichtete Arbeit, zeigt über lange Stre-
cken Werte, die mit konventionellen Kine-
matiken nicht erreicht werden können.
Sie liegen bis zu 90 Prozent unter denen
herkömmlicher Industrieroboter. Ein
SAMARA-Versuchsgerät, das vollständig
aus Standardkomponenten der Robotik
aufgebaut wurde, zeigt insbesondere
Vorteile bei der Handhabung schwerer
Greifer über weite Distanzen mit geringen
Zykluszeiten.
► Solarzellenproduktion
mit SAMARA
Vor allem für die Solarzellenproduktion
könnte SAMARA von Interesse sein.
Die Prozessverkettung in der Fertigung
von Dickschicht-Solarzellen stellt hohe
Anforderungen an die automatisierte
Hand habungs technik. Der Material-
fluss muss vielfältig zwischen Inline-
prozessen, parallelen Batchprozessen und
Testsystem des Handhabungsroboters SAMARA
FUTUR: Ihr Unternehmen hat als kleiner
Maschinenbauer angefangen und ist heute
ein weltweit tätiger Anbieter für EDM,
Handlingsysteme und Softwarelösungen.
Wie kam es zu dieser Wandlung?
Wolfgang Emert: Als Wandlung würde
ich das nicht bezeichnen wollen, sondern
eher als konsequente Weiterentwicklung.
Es stimmt, angefangen haben wir mit dem
Bau von Senkerodiermaschinen. Diese
zeichnen sich damals wie heute durch eine
hohe Genauigkeit, Langlebigkeit und Sta-
bilität aus. Über das Senkerodieren haben
wir uns natürlich auch mit den Prozessen
im Werkzeug- und Formenbau beschäf-
tigt. Wir waren einer der ersten Herstel-
ler, die sich des Themas automatisierte
Prozessabläufe angenommen haben. Mit
viel Forschung und viel Entwicklungsarbeit.
So entstand unser zweiter Geschäftsbe-
reich – die Handlingsysteme, allem voran
die Entwicklung unseres Robotersystems
»Chameleon«, das heute in vielen auto-
matisierten Zellen weltweit zum Einsatz
kommt. Sich mit automatisierten Abläufen
zu beschäftigen heißt auch, die Prozesse
zu durchleuchten und nach Wegen zu
suchen, verschiedene Technologien zu
verbinden. Das gelingt nur mit Software.
Also folgt daraus der nächste Schritt, zu
allen Fragestellungen des Kunden auch
softwaretechnische
Lösungen anzubieten. Das
haben wir eigentlich konsequent vor
über 20 Jahren schon begonnen. Heute
verfügen wir im Bereich Software über ein
Know-how, das so kaum ein anderes Un-
ternehmen zu bieten hat. Was uns dabei
auszeichnet ist, dass wir die Probleme un-
serer Kunden von der Pike auf kennen und
Lösungen dafür genau zugeschnitten sind.
Unsere Software-Module sind unabhängig
von Hersteller und Technologien funktions-
fähig. Eine Forderung, die der Markt jedem
stellt, der hier als Anbieter aktiv wird.
FUTUR: Sie sind in Deutschland führend
im Bereich Erodiermaschinen und welt-
weiter Technologieführer im Bereich der
Handlingsysteme. Was hebt Sie von der
Konkurrenz ab?
Emert: Ein Teil der Antwort steckt bereits
in Ihrer ersten Frage. Dass es in unserem
Hause diese Kompetenzzusammenführung
von Maschinenbau, Prozess-Know-how
und Softwareentwicklung gibt, ist das,
was uns von der Konkurrenz abhebt. Sie
werden in Deutschland mit Sicherheit
Hersteller finden, die gute Erodiermaschi-
nen bauen – und mit Sicherheit finden Sie
auch Hersteller, die Ihnen ein Handling
verkaufen. Aber die Kompetenz, aus dem
Herstellerdenken heraus dem Kunden
wirksame Prozesslösungen aus einem
Hause anzubieten, ist so nirgends gege-
ben. Uns kommt es heute nicht mehr nur
darauf an, Erodiermaschinen »in der Welt
aufzustellen«, sondern wir wollen den For-
menbauern Wege aufzeigen, wie sie eine
höhere Wirtschaftlichkeit in ihren Betrieben
erreichen. Das geht nicht ohne Prozesse
zu überprüfen und bisherige Abläufe in
Frage zu stellen. Und vor allem geht es
nicht ohne einen ersten Schritt in Richtung
automatisierte Abläufe.
FUTUR: Mit Ihren Erodiermaschinen
agieren Sie im Makro- und Mikrobereich.
Sie schlagen damit zwei Fliegen mit einer
Klappe. Worin unterscheiden sich Ihre
Maschinen von anderen?
Emert: Also zunächst muss ich betonen,
dass wir Maschinen bauen, die eine hohe
Genauigkeit, eine gute Dynamik und
ausgesprochen hohe Steifigkeit haben.
Diese Eigenschaften eignen sich sowohl
für die Makro-, aber auch speziell für die
Mikrobearbeitung. Wenn ich da nun spe-
ziell an unsere »genius 1000, The Cube«,
Das Ganze im Blick
Interview28
Wie erreicht man in kürzester Zeit mit minimalem
Aufwand ein sicheres Ergebnis? Das ist die Frage, die sich
Zimmer&Kreim im Interesse ihrer Kunden täglich stellen.
Als Antwort darauf kombiniert das Brensbacher Unter-
nehmen umfangreiches Know-how aus den Bereichen
Maschinenbau, Prozessgestaltung sowie Softwareentwick-
lung und bietet seinen Kunden flexible Lösungen für deren
Fertigungsorganisation. Wie das Unternehmen so erfolg-
reich wurde, wie es heute ist – darüber sprachen wir mit
Geschäftsführer Wolfgang Emert.
Kontakt
Wolfgang Emert
Tel.: +49 6161 9307-53
E-Mail: [email protected]
Wolfgang Emert
Geschäftsführer von Zimmer&Kreim
Wolfgang Emert, Jahrgang 1950, begann
nach einer Ausbildung zum Industrie-
kaufmann seine Karriere in namhaften
Maschinenbauunternehmen. Mehr als
20 Jahre war er in der Geschäfts füh rung
eines Unternehmens im In- und Aus-
land und als Geschäftsführer einer
Maschinenbaufirma im Bereich Zer klei-
ne rung tätig. Seit 2003 arbeitet Emert
für Zimmer&Kreim. Zunächst war er als
Leiter Marketing/Vertrieb und Strategische
Unternehmens entwicklung tätig, seit 2008
als Geschäfts führer. Dieses Jahr übernahm
er die Position des Sprechers der Geschäfts-
führung Zimmer&Kreim. Wolfgang Emert
ist ver heiratet und hat drei Kinder.
immer wichtiger, weil selbst winzige Teile
mit schwierigen Geometrien so wesent-
lich effizienter bearbeitet werden kön-
nen. Last but not least haben erste Tests
bewiesen, dass unsere Maschinen auch
für den Micro-Drill hervorragend geeignet
sind. Bei Micro-Drill werden z. B. 200 µm
kleine Löcher mit einem Laser gebohrt
und mit unserer Erodiermaschine zu Ende
erodiert. Sie sehen, das Spektrum lässt
sich da durchaus noch erweitern, solange
Grundaufbau der Maschine und Steuerung
stimmen.
FUTUR: Sie werden Ihr internationales
Vertriebsnetz weiter ausbauen, produzieren
aber immer noch in Deutschland. Warum
bleiben Sie Ihrem Standort treu, während
Andere ins Ausland abwandern?
Emert: In unserem Hause spielen For-
schung und Entwicklung eine große Rolle.
Unser FuE-Wissen haben wir über Jahre
aufgebaut, mit entsprechenden Netz-
werken zu verschiedenen Hochschulen.
Diese Kombination gibt es für uns so nur
in Deutschland. Auch wenn man z. B.
in Fernost günstiger produzieren kann,
fehlt uns dort das Grundlagenwissen von
hochqualifizierten Ingenieuren. Auch hier
in Deutschland hat es Jahre gedauert, bis
wir das Team und das Wissen in Brens-
bach vereinen und ansiedeln konnten.
Das aufzugeben wäre ein Leichtsinn.
Zumal, wie anfangs ja schon erwähnt, wir
nicht nur der pure Maschinenbauer sind.
Prozesse zu gestalten und zu verbessern,
Softwarelösungen zugeschnitten auf die
Bedürfnisse der Kunden zu entwickeln, das
sind »Brain-Leistun gen«, die ein besonders
engagiertes Team erfordern. Letztlich über-
nehmen wir ja unseren Kunden gegenüber
Verantwortung für die bei ihnen installier-
ten Systeme.
denke, dann ist diese Maschine das beste
Beispiel für die Leistungsfähigkeit der ZK-
Erodiermaschinen. Die Halbgantrybauweise
mit zwei synchronisierten Antrieben in der
X-Achse und die simultane 6-Achs-Bearbei-
tung machen diese Maschine schon sehr
einmalig. Die Z-Achse ist sehr dynamisch
und schnell ausgelegt. Das hat den Vorteil,
dass diese Maschine eine extrem gute Po-
sitioniergenauigkeit mit sich bringt – eine
Eigenschaft, die unbedingt für die Mikro-
bearbeitung gebraucht wird. In Tests bei
internationalen Ausschreibungen war die
genius 1000 oftmals die einzige Maschine,
die vorgegebene Positioniergenauigkeiten
im µ-Bereich erreichen konnte. Gleiche
Werte erreichen wir auch mit unserer
»genius 602nano«, einer Maschine mit
kleinerer Tischgröße und etwas anderer
Bauweise. Hier wurde durch gezielte
Modifizierung der Generatorsteuerung die
Leistungsfähigkeit im Mikrobereich fokus-
siert. Unser Ziel ist es, Maschinen bester
Qualität zu bauen und damit die Entwick-
lung in den Betrieben, die zweifellos auch
in Richtung Mikrobearbeitung vorangeht,
zu unter stützen.
FUTUR: Welche Entwicklungen in Ihrem
Hause sind für eine Bearbeitung im Mikro-
bereich denn noch von Bedeutung?
Emert: Nun, neben der Positioniergenau-
igkeit unserer Maschinen ist sicherlich
als weiterer Punkt die Oberflächenbear-
beitung zu nennen. Hier arbeiten wir im
Verbund mit wissenschaftlichen Instituten.
Wir schaffen es heute, Rauheitswerte von
100 Nanometer zu erreichen. Dabei haben
wir auch den Verschleiß der Elektroden
fast auf Null gebracht. Diese Oberflächen-
genauigkeit ist etwas, was für die Mikro-
bearbeitung wesentlich wird. Auch die
6-Achs-Bearbeitung wird im Mikrobereich
FUTUR 3/2010 29
30 Partnerunternehmen
Ihr Ansprechpartner
Dipl.-Wirt.-Ing. Dipl.-Ing. Bernd Balle
Marketing & Business Strategy
Tel.: +49 7364 20-8148
Email: [email protected]
Das Angebot umfasst Portalmessgeräte,
Horizontalarmmessgeräte, Fertigungs-
messgeräte sowie Form-, Kontur- und
Oberflächenmessgeräte. Alle systemrele-
vanten Module wie Steuerung, Software,
Messsysteme und Sensoren werden
selbst entwickelt und hergestellt. Jüngere
Entwicklungen sind ein System für das
Messen mikrosystemtechnisch gefertigter
Kleinstteile und ein Computertomograf
für die industrielle Qualitätssicherung. Das
neueste Produkt, ein CNC-Kleinmessgerät,
gestattet den besonders preisgünstigen
Einstieg in die ZEISS Scanningwelt.
Mit optisch-taktilen Messsystemen und
optischen Sensoren hat Carl Zeiss das An-
wendungsspektrum der Koordinatenmess-
technik um die Bildverarbeitung erweitert.
Synergien nutzend entstanden optische
Sensoren und optimierte Software. Die
Bildverarbeitungssoftware ist in die CAD-
basierte Messsoftware CALYPSO® integ-
riert. Damit ermöglicht ein Messsystem
sowohl optisches als auch taktiles Messen.
Die umfangreiche Software-Bibliothek
CALYPSO® gestattet den Anwendern von
ZEISS Messtechnologie, praktisch jede
Messaufgabe zu lösen. Von besonderer
Bedeutung ist die effiziente Navigator-
Technologie für höchste Genauigkeiten bei
gleichzeitig hohen Messgeschwindigkei-
ten. Umfassende Dienstleistungen, Lohn-
und Auftragsmessungen, Teileprüfung mit
Hilfe der Computertomografie und Online-
Services zur Sicherung der Maschinenver-
fügbarkeit vervollständigen das Angebot.
Carl Zeiss
Industrielle Messtechnik GmbH
Carl Zeiss Gruppe
73446 Oberkochen
Deutschland
Sales: +49 7364 20-6336
Service: +49 7364 20-6337
Fax: +49 7364 20-3870
E-Mail: [email protected]
Internet: www.zeiss.de/imt
Produktionsstandorte
Deutschland
USA
Volksrepublik China
Die Carl Zeiss Industrielle Messtechnik GmbH ist Welt-
marktführer bei CNC-Koordinatenmessmaschinen und
Komplettlösungen der mehrdimensionellen Messtechnik
in Messlabor und Fertigung. Das Unternehmen ist ein
anerkannter Partner der Automobilindustrie und ihrer
Zulieferer. Von drei Fertigungsstandorten und mehr als
100 Vertriebs- und Service-Zentren aus sind 1 800 Be schäf -
tigte für die Kunden weltweit tätig.
Carl Zeiss Industrielle Messtechnik
We make it visible
FUTUR 3/2010 31Partnerunternehmen
Zimmer&Kreim GmbH & Co. KG
Erodiermaschinen | Handlingsysteme |
Softwarelösungen
Beineäcker 10
64395 Brensbach
Deutschland
Tel.: + 49 6161 9307-53
Fax: + 49 6161 9307-73
E-Mail: [email protected]
Internet: www.zk-system.com
Produktionsstandort
Deutschland
Ihre Ansprechpartnerin
Marion Beck
Tel.: +49 6161 9307-32
E-Mail: [email protected]
Innovation nützt, wenn sie den Prozess
für den Kunden sicherer oder effizienter
gestaltet. Und wenn sie Qualität schafft.
Mit dieser Philosophie hat Zimmer&Kreim
seit 25 Jahren erfolgreich Unternehmens-
geschichte geschrieben. Aus dem damals
kleinen Maschinenbauer ist ein mittelstän-
disches Hard- und Software-Systemhaus
geworden, das kontinuierlich gewachsen
ist und seine internationalen Kunden
mit technologisch führenden Produkten
gewinnt. Heute ist Zimmer&Kreim füh-
rend im Bereich der Erodiermaschinen in
Deutschland und – mit dem Handlingsys-
tem Chameleon – weltweiter Technologie-
führer in seiner Produktklasse.
Maschinenentwicklung und -konstruk-
tion, Softwareentwicklung, Schulung
und Service – als Systemanbieter führt
Zimmer&Kreim viele Bereiche zusam-
men. Schlüsselfertig, hoch angepasst und
offen integrieren die Lösungen beste-
hende Technologien unter dem Dach von
Zimmer&Kreim und verbinden sie mit
innovativen Hard- und Softwareelemen-
ten. Für die Gesamtlösung übernimmt das
Brensbacher Unternehmen die Systemver-
antwortung.
Das hört sich groß an und bringt auch
viel. Dennoch ist der Einstieg in die
Prozess optimierung immer modular mög-
lich. Diese Modularität bezieht sowohl
die Maschinen und Anlagen, wie auch
die Soft warelösungen ein. Der Vorteil
für den Werkzeug- und Formenbauer:
Zimmer&Kreim bietet Systeme zum Mit-
wachsen, so dass selbst kleine Betriebe
von Anfang an von Automationskon-
zepten profitieren können. Mit diesem
Angebot kombiniert Zimmer&Kreim für
seine Kunden Zukunftsfähigkeit mit Inves-
titionssicherheit. So wird wirtschaftliches
Arbeiten möglich. Und das sorgt am Ende
für Zufriedenheit.
Wie erreicht man in kürzester Zeit mit mini-
malem Aufwand ein sicheres Ergebnis? Seit 1985
treibt diese Frage den Hersteller von Senk-
Erodiermaschinen, Software-Lösungen und Hand-
lingsystemen an. Die richtigen Antworten geben
innovative Lösungen rund um das Erodieren,
das automatisierte Handling und die software-
gesteuerte Prozessoptimierung im Werkzeug-
und Formenbau.
Das neue Verwaltungsgebäude mit angrenzender Produktion
Zimmer&Kreim
Kundenzufriedenheit ist der wichtigste Maßstab
32
Viel Platz für kleine Teile
Mit dem neuen Anwendungszentrum Mikroproduktions-
technik (AMP) erhält das PTZ ein hochmodernes Labor-
gefüge, das speziell auf die besonderen Bedürfnisse der
Feinstbearbeitung abgestimmt ist.
Uhrmacher brauchten schon immer eine ruhige Hand, wenn sie
die winzige Mechanik eines Chronographen zusammenfügen
wollten. Die Feinarbeit des 21. Jahrhunderts ist die Mikroproduk-
tionstechnik – und ein Uhrwerk erscheint riesig, verglichen mit
den Größen, um die es heute geht.
Bis zu 100 Nanometer klein sind die Bauteile und Strukturen,
die moderne Maschinen bearbeiten können. Das entspricht
10-7 m oder dem Zehntel der Dicke eines Spinnenfadens.
Entsprechend klein sind die Werkzeuge der Mikroproduktions-
technik – und entsprechend empfindlich reagieren sie auf
Umgebungseinflüsse. Die Ausdehnung des Werkzeugs bei
Temperaturschwankungen um wenige Grad Celsius genügt, um
ein Produkt in Ausschussware zu verwandeln; bereits kleinste
Werkstoffveränderungen durch Korrosion machen eine Bearbei-
tung nach den festgelegten Parametern unmöglich.
Das Anwendungszentrum Mikroproduktionstechnik (AMP)
des PTZ Berlin wird ein Spezialbau, der die Bedürfnisse genauester
Fertigungsverfahren berücksichtigt. Im ganzen Gebäude ist die
relative Luftfeuchtigkeit regulierbar, damit sie weder 55 Prozent
übersteigt und somit Korrosion ausschließt, noch unter
45 Prozent sinkt, was gesundheitsschädlich für die Mitarbeiter
wäre. In zwei Laboren mit Hochpräzisionsumgebung kann die
Temperatur konstant auf 20 °C ± 1 °C gehalten werden, um
eine zu starke Ausdehnung der Werkzeuge zu verhindern. Das
Ultrapräzisionslabor, der sensibelste Bereich des AMP, wird sogar
mit einer Genauigkeit von ± 0,2 °C temperiert. Zudem wird
dieses Labor auf einem gesonderten Fundament errichtet, das
berührungslos inmitten des restlichen Gebäudefundaments liegt.
Die tragenden Säulen reichen besonders tief in den Grund hinein
und das Fundament selbst bekommt eine ungewöhnlich hohe
Masse. All das dient als passive Schwingungsdämpfung: Weder
die Schwingungen von der Straße, noch jene, die im Gebäude
selbst entstehen, übertragen sich unmittelbar auf diesen Bereich.
Besondere Raffinesse beweist das Laborkonzept mit seiner
viel seitigen Einsetzbarkeit. 380 m2 der insgesamt 780 m² Labor-
fläche können durch transparente Wände variabel in Einzellabore
unterteilt werden. Zudem ist ein Labor für Prozessentwicklung
vorgesehen, in dem keinerlei feste Einbauten vorgenommen wer-
den, so dass eine Freifläche für flexible, temporäre Experimental-
aufbauten reserviert ist, bspw. zur Überprüfung des mikrobiellen
Befalls von Fluiden, für Experimente zu Galvanikprozessen und
vieles Andere mehr.
Mit dem Neubau entsteht auch ein Applikationszentrum
großflächig strukturierter Bauteile und Systeme (AZ GMS). Hierfür
hat das PTZ maschinell aufgerüstet und ist nun in der Lage,
mittels modernster Technik auch große Bauteile in hoher Genau-
igkeit zu strukturieren. Das ist etwa für die Reinigungstechnik,
aber auch die Strömungs- und die Solartechnik interessant. Erste
Groß projekte warten bereits auf die Fertigstellung des neuen
AMP, mit dem erstmals eine geeignete Laborstruktur für ihre
Umsetzung entsteht.
Grundfläche 1 200 m2
relative Luftfeuchtigkeit 45 – 55 %
BasistemperaturTemperaturabweichung HochpräzisionslaborTemperaturabweichung Ultrapräzisionslabor
20 °C ± 1 °C± 0,2 °C
Schwingungsverhalten z. T. passiv gedämpft
SpeziallaboreHochpräzisionslaborUltrapräzisionslaborLabor für Prozessentwicklung
Variable Laborflächen 380 m2
Kosten 4 Mio €
Laborporträt
20
FUTUR 3/2010 33
Teilnehmer im Versuchsfeld (links), Live-Präsentation des R-Tests zur Messung
der Genauigkeit an einem 5-Achs-Bearbeitungszentrum (rechts)
Die 5. Berliner Runde führte am 9. und 10. Juni 2010 rund
30 Vertreter aus Industrie und Forschung in Berlin zusammen.
Die Vorträge reichten von den Themen Maschinentrends – speziell
Erodier maschinen, Druckfederfertigung und Ökodesign – über
Analyse und Simulation von Fertigungsprozessen bis hin zur
Sicherheits- und Messtechnik.
Im Rahmen der Veranstaltung wurde außerdem die Genauig-
keitsmessung einer 5-Achs-Fräsmaschine mit Hilfe des R-Tests dar-
gestellt. Begleitend fand eine Industrieausstellung speziell für das
Fachpublikum statt, bei der Vertreter von ITEM Industrietechnik,
Renishaw, SPL Spindel- und Präzisionslager sowie Zimmer&Kreim
ihre Produkte präsentierten. Der Begleitband der Veranstaltung ist nun erhältlich und kann
per Telefon oder E-Mail bestellt werden. Die 6. Ber li ner Runde
ist für den 24. und 25. Februar 2011 im Produktionstechnischen
Zentrum Berlin angesetzt.
Am 9. Juli 2010 erhob sich der Richtkranz in die Luft. Ein Kran der
Baustelle des neuen Anwendungszentrums Mikroproduktions-
technik auf dem PTZ-Gelände zog das Gebinde hoch über das
Dach des Rohbaus. Nach Zimmermannsspruch und Nagelschlag
feierten Bauarbeiter und Mitarbeiter des PTZ mit ihren Familien
gemeinsam den Fortschritt des Neubaus.
Für rund 4 Millionen Euro entstehen angrenzend an das
PTZ hochmoderne Labor- und Arbeitsflächen für den extrem
störungssensiblen Bereich der Mikroproduktionstechnik. Winzige
Teile werden hier ab dem Frühjahr 2011 mit höchster Präzision
gefertigt, Prozesse optimiert und neue Anwendungsgebiete
erschlossen. Erste Großprojekte warten bereits auf die geeignete
Laborstruktur für ihre Durchführung.
Berliner Runde
Neue Konzepte für Werkzeugmaschinen
Der Rohbau steht
Anwendungszentrum Mikroproduktionstechnik
Ihr Ansprechpartner
Christoph König
Tel.: +49 30 314-23568
E-Mail: [email protected]
Ihr Ansprechpartner
Dr.-Ing. Dirk Oberschmidt
Tel.: +49 30 6392-5106
E-Mail: [email protected]
Ereignisse und Termine
Ereignisse und Termine34
Fraunhofer IPK trifft ...
Chile und Österreich
Ihr Ansprechpartner
Dr.-Ing. Bertram Nickolay
Tel.: +49 30 39006-201
E-Mail: [email protected]
Sehr interessiert – Dr. Ralph Scheide, Botschafter Österreichs (links),
Engagierter Gast – der chilenische Botschafter Jorge O‘Ryan Schütz (rechts)
Das weltweite Interesse an der Stasi-Puzzle-Technologie reißt
nicht ab. Im August besuchten die Botschafter Chiles und
Österreichs das Fraunhofer IPK, um sich über Möglichkeiten der
Zusammenarbeit zu informieren. Besonderen Anklang fanden
bei den diplomatischen Gästen die neuesten FuE-Arbeiten zur
automatisierten virtuellen Rekonstruktion zerrissener und ge-
schredderter Dokumente, zum 3-D-Scanning und zur Rekonst-
ruktion kultureller Güter sowie zum Thema »Face-Recognition«.
Wie zukünftig die Zusammenarbeit zwischen Fraunhofer IPK
und beiden Ländern ausgebaut werden kann, war Thema der in-
tensiven Gespräche. Chile, seit kurzem auch Fraunhofer-Stand-
ort, sei vor allem an gemeinsamen internationalen FuE-Projekten
und Koope rationen mit deutschen Unternehmen interessiert,
so Jorge O‘Ryan Schütz. Dr. Ralph Scheide war vor allem an der
Rekonstruktionstechnologie des Fraunhofer IPK interessiert –
sie könnte im von Österreich geförderten Archäologieprojekt
»Ephesus« Anwendung finden.
Geduld und Ausdauer hat Dr. Bertram Nickolay, Leiter der Abtei-
lung Sicherheitstechnik, am Fraunhofer IPK schon oft bewiesen.
Das hat er nun auch privat gezeigt: 260 Lieder auf zwölf CDs
umfasst die von ihm mit herausgegebene Anthologie jiddischer
Musik in Deutschland »Sol Sajn«. Gemessen an der mehrere
Tausend Tonträger umfassenden Sammlung des Klezmer-Fans
ist das noch eine kleine Auswahl. Die Anthologie wurde im
August als »eine der künstlerisch herausragenden Neuveröffent-
lichungen des Tonträgermarktes« in die Bestenliste 3/2010 der
Vereinigung »Preis der deutschen Schallplattenkritik« aufge-
nommen. Die Jury setzt sich aus 140 namhaften Musikkritikern,
Journalisten und Musikexperten Deutschlands, Österreichs und
der Schweiz zusammen.
CD-Box »Sol Sajn«, © Bear Family Records 2008
Technik im Kopf, Musik im Blut
Schallplattenkritik lobt Dr. Nickolay
FUTUR 3/2010 35
Ihr Ansprechpartner
M. Sc. David Carlos Domingos
Tel.: +49 30 6392-3961
E-Mail: [email protected]
es speziell um die »Produktionsoptimierung und -steigerung von
FLEX-Motoren für den brasilianischen Markt«, so der Titel des
Workshops. Wissenschaftler und Industriepartner erarbeiteten da-
bei effizientere Fertigungsverfahren für das Produkt und schlossen
sich auch gleich zu einem achtköpfigen Konsortium zusammen,
das für die praktische Umsetzung der Ideen sorgen wird.
Der Workshop in Sao José dos Campos wurde vom BMBF im
Rahmen des »Deutsch-Brasilianischen Jahres der Wissenschaft,
Technologie und Innovation 2010/11« gefördert.
FLEX-Motoren sind spezielle Motoren, die sowohl mit Benzin oder
Ethanol, als auch mit einer Mischung aus beidem betrieben wer-
den können. Obwohl die benötigten Werkstoffe für die Ventile
des innovativen Motors schwieriger zu bearbeiten sind, als die
gewöhnlicher Benzinmotoren, sehen Ingenieure und Ökonomen
in Brasilien einen aufstrebenden Markt für ein solches Produkt.
Am 27. Oktober 2010 führten das Fraunhofer IPK und sein
brasilianischer Kooperationspartner, das Kompetenzzentrum für
Fertigungstechnik (CCM) vom Institut für Luftfahrt (ITA) in Sao
José dos Campos, einen Workshop zum Thema durch. Dabei ging
Workshop mit Anschlussprojekt
FLEX-Motoren für den brasilianischen Markt
Ihr Ansprechpartner
Dr.-Ing. Bertram Nickolay
Tel.: +49 30 39006-201
E-Mail: [email protected]
Das Leid der Opfer politischer Gewaltherrschaft nicht in Verges-
senheit geraten zu lassen, ist das Ziel der Union der Opferverbän-
de kommunistischer Gewaltherrschaft (UOKG) e.V. Die UOKG
wurde 1991 gegründet und vereinigt heute mehr als 30 Verbän-
de und Initiativen aus ganz Deutschland. Als Dachorganisation
fördert die UOKG die Zusammenarbeit von Opferverbänden und
Initiativen im In- und Ausland. Dazu veranstaltet sie Kongresse
und Tagungen und fördert wissenschaftliche Projekte.
Am 30. August 2010 informierten sich zehn Vertreter der
UOKG am Fraunhofer IPK über den aktuellen Stand des FuE-Pro-
jekts zur automatisierten virtuellen Rekonstruktion von Stasiakten.
Die Pilot phase, in der zunächst 400 Säcke mit zerrissenen Doku-
menten verarbeitet werden, läuft mit Erfolg und soll Ende 2011
abgeschlossen werden. Rainer Wagner, Bundesvorsitzender der
UOKG, zeigte sich beeindruckt vom Engagement der Fraunhofer-
Forscher und sicherte die Unterstützung des Verbandes für den
weiteren Verlauf des Projekts zu.
Geschichte aufarbeiten
Union der Opferverbände kommunistischer Gewaltherrschaft
Ereignisse und Termine36
Vom 6. bis 7. Oktober 2010 fand im Produktionstechnischen
Zentrum Berlin das zweite Statuskolloquium der BRAGECRIM-
Initiative statt. »BRAGECRIM – Brazilian-German Collaborative
Research Initiative in Manufacturing« wurde im Mai 2008 im
Beisein von Brasiliens Staatspräsident Luiz Inácio Lula da Silva
und Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel als Forschungsverbund
ins Leben gerufen, um die Zusammenarbeit zwischen deutschen
und brasilianischen Forschern auf dem Gebiet der Produktions-
technik zu intensivieren. Seitdem hat BRAGECRIM vor allem den
akademischen Austausch im Bereich der nachhaltigen Wert-
schöpfung unterstützt. Gefördert wird der Forschungsverbund
von der Deutschen Forschungsgemeinschaft und ihren brasiliani-
schen Partnerorganisationen CAPES, CNPq und FINEP.
In Berlin kamen jetzt rund 90 Teilnehmer aus zehn brasilia-
nischen Universitäten und 13 deutschen Hochschulen und
Forschungseinrichtungen zusammen, um sich über erste Ergeb-
nisse deutsch-brasilianischer Projekte zu den Themen Logistik,
Metrologie, Produktionstechnologien und Nachhaltigkeit zu
informieren. Als Keynote Speaker ergänzte Dr. Udo Wunsch
von der Voith Hydro Holding die akademischen Vorträge mit
Best-Practice-Beispielen brasilianisch-deutscher Zusammenarbeit.
Zuvor hatte der brasilianische Botschafter Dr. Everton Vieira Var-
gas die enorme Wichtigkeit der Forschungskooperation beider
Länder betont. Mehr Informationen über BRAGECRIM unter:
www.dfg.de
Ihr Ansprechpartner
M. Sc. Eng. Jens C. Palacios Neffke
Tel.: +49 30 314-28887
E-Mail: [email protected]
(v. l. n. r.) Dr. Ferdinand Hollmann, Dr. Dietrich Halm
(beide DFG), Prof. Dr.-Ing. Tilo Pfeifer (RWTH Aachen,
BRAGECRIM-Vorsitzender)
BRAGECRIM 2010
Brasilianisch-Deutsche Forschungskooperation
FUTUR 3/2010 37
Innovative approaches to technically assisted rehabilitation will
once again be on the agenda in Berlin at the TAR 2011 confer-
ence. In the near future there will be an increasing demand of
patients in need of effective rehabilitation due to a growing
number of people suffering from the so-called »diseases
of civilisation«. Over the last few years numerous exciting
technological innovations have been generated to support the
rehabilitation process and to help disabled people in their daily
lives. Completely new therapeutic approaches have been inte-
grated into in-patient and out-patient rehabilitation processes
in many European countries.
Following the success of previous TAR conferences TAR
2011 will be both: A forum for scientific exchange as well as
a place to meet people from academia and industry working
with the objective of improving health care, rehabilitation and
support in daily life for people in need. The TAR conferences
continue their progress as the European forum for presenta-
tion and discussion of the latest technological innovations in
rehabilitation.
TAR 2011 will bring together experts from a broad range
of disciplines and institutions working on Technically Assisted
Rehabilitation. Berlin, the »Health City«, is an ideal location for
this meeting, offering an inspiring research-driven climate for
all health topics.
The TAR 2011 main topics are
Disease/disturbance focused
– Musculoskeletal System
– Sensory Systems (visual, audio, balance)
– Nervous System
Interdisciplinary
– Prosthetics/Orthotics
– Neuro-rehabilitation
– Tele-rehabilitation
– Biomechanics
– Intelligent Assistive Technologies
– Ambient Assisted Living
– User orientated system design
For registration and further information see:
www.tar-conference.eu
Ihr Ansprechpartner
Dipl.-Ing. Henning Schmidt
Tel.: +49 30 39006-149
E-Mail: [email protected]
Technically Assisted Rehabilitation
3rd European Conference, 17. – 18. March 2011
Ereignisse und Termine38
Die Konferenz ist ein internationaler, branchenweiter Treffpunkt
für Unternehmen, Zulieferer und Kunden im Bereich MRO. Hier
kommen Experten aus aller Welt zum Informations- und Erfah-
rungsaustausch auf dem zukunftsträchtigen Gebiet »Maintenance,
Repair and Overhaul« zusammen. Namhafte Referenten aus Wis-
senschaft und Praxis präsentieren neue Konzepte und Strategien in
folgenden Themenbereichen:
– MRO-Produkte: MRO-gerechte Konstruktion,
– Konzepte: MRO-Planung, Prozesse und IT,
– Technologien: Adaptive MRO, Prozessketten und Technologien,
– Condition Monitoring: Intelligente MRO.
Die »Internationale Konferenz MRO« hat den Anspruch, aktuelle
Entwicklungen umfassend zu reflektieren, bislang unerschlos-
sene Potenziale aufzuzeigen und Wege in eine erfolgreiche
Zukunft zu weisen.
Maintenance, Repair and Overhaul
Internationale Konferenz MRO, 24. – 25. März 2011
Secure Identity
3rd International Conference, 5. April 2011
Ihr Ansprechpartner
Dipl.-Ing. Thorsten Sy
Tel.: +49 30 39006-282
E-Mail: [email protected]
Ihr Ansprechpartner
Dipl.-Ing. Markus Röhner
Tel.: +49 30 39006-279
E-Mail: [email protected]
The congress gives experts on »Secure Identity« the opportunity
for a scientific exchange, covering all aspects from personal to
product identity and biometrics to RFID-technology. Besides
its scientific focus, the congress also addresses topics such as
industrial applications and economical views. In the course of
the 3rd Congress »Secure Identity« we offer the possibility to visit
the Euro ID trade show, which – among numerous other topics –
deals with »Secure Identity«.
KEY TOPICS/SESSIONS
– Secure Identity of persons
– Secure Identity of products
– Secure Identity of intellectual property
– Secure Identity in communication
– Secure Identity of materials and technologies
– Biometrics
– Image processing
– Pattern recognition
– Face detection, analysis, and recognition
– Vision-based Secure Identity
– Tracking of people and objects
FUTUR 3/2010 39
Termine
Messen, Tagungen, Workshops
TIPP Kongress »Ressourceneffiziente Produktion«, 2. März 2011
Zur Wissenschaft gehört die Wissenschaftskommunikation. Unsere
Ergebnisse aus Forschung und Entwicklung präsentieren wir regel-
mäßig auf Messen, Tagungen und in Seminaren. Wo und wann Sie mit
uns ins Gespräch kommen können, verrät Ihnen unser Terminkalender.
Deutschland zählt beim Verbrauch fossiler Brennstoffe zu
den größten Rohstoffkonsumenten der Welt, gilt aber selbst als
rohstoffarm. Laut der erschienenen Studie »Energieeffizienz in
der Produktion« der Fraunhofer-Gesellschaft verbraucht allein die
deutsche Industrie 40 Prozent der Primärenergie. Soll die Wett-
bewerbsfähigkeit Deutschlands auf dem internationalen Markt
weiterhin gestärkt werden, muss die Produktion mit weniger
Rohstoffen und Ressourcen auskommen.
Die produktionstechnischen Forschungsinstitute der
Fraunhofer-Gesellschaft stellen sich dieser Herausforderung: Sie
bündeln ihre Kompetenzen im Verbund Produktion und bieten
mit dem 2. Kongress »Ressourceneffiziente Produktion« am
2. März 2011 eine Plattform, die dem fachlichen Austausch
zu energie- und ressourcenschonenden Innovationen in der
Produktionstechnik dient. Erste Ergebnisse und Erfolge werden
in drei Vortragsblöcken präsentiert: »Ressourcenschonende
Fertigungsprozesse«, »Energieeffiziente Produktionsanlagen« und
»Nachhaltige Produktionskonzepte/Fabriken«.
Der 2. Kongress »Ressourceneffiziente Produktion« findet
parallel zu den Branchenmessen »Z 2011« und »intec 2010« im
Congress Center Leipzig statt.
Ihr Ansprechpartner
Fraunhofer IWU
Dipl.-Ing. Heiko Riede
Reichenhainer Straße 88
09126 Chemnitz
Tel.: +49 371 5397-1462
E-Mail: [email protected]
24. – 25. Februar 2011 Berliner Runde »Energieeffizienz und Produktivitäts steigerung durch Retrofitting«
17. – 18. März 2011 3rd European Conference »Technically Assisted Rehabilitation – TAR 2011«
24. – 25. März 2011 International Conference »Maintenance, Repair and Overhaul – MRO«
25. März 2011 Industriearbeitskreis »Werkzeugbeschichtungen und Schneidstoffe«
4. – 8. April 2011 Hannover Messe: SOPRO – Selbstorganisierende Produktion
5. April 2011 3rd Congress »Secure Identity«
14. – 15. April 2011 Workshop »Praxis der Mikrofertigung: Funkenerosion und Laserstrahl-Abtragen«
2. – 6. Mai 2011 Seminar »CNC-Technik: Dreh- und Fräsbearbeitung in der flexiblen Fertigung«
4. – 5. Mai 2011 AdvanCer: Schulung »Bearbeitung von Hochleistungskeramik«
Terminkalender
Kurzprofil
Produktionstechnisches
Zentrum (PTZ) Berlin
Ihre Ansprechpartner im PTZ Berlin
UnternehmensmanagementProf. Dr.-Ing. Kai MertinsTel.: +49 30 39006-233, [email protected]
Virtuelle Produktentstehung,Industrielle InformationstechnikProf. Dr.-Ing. Rainer StarkTel.: +49 30 [email protected]
Produktionssysteme, Werkzeugmaschinen undFertigungstechnik Prof. Dr. h. c. Dr.-Ing. Eckart UhlmannTel.: +49 30 [email protected]
Füge- und Beschichtungstechnik (IPK)Prof. Dr.-Ing. Michael RethmeierTel.: +49 30 [email protected]
Füge- und Beschichtungstechnik (IWF)Univ.-Prof. Dr.-Ing. habil. Johannes Wilden Tel.: +49 30 314-28247 [email protected]
Automatisierungstechnik,Industrielle AutomatisierungstechnikProf. Dr.-Ing. Jörg KrügerTel.: +49 30 [email protected]
Montagetechnik und FabrikbetriebProf. Dr.-Ing. Günther SeligerTel.: +49 30 [email protected]
QualitätswissenschaftProf. Dr.-Ing. Roland JochemTel.: +49 30 [email protected]
MedizintechnikProf. Dr.-Ing. Erwin KeeveTel.: +49 30 [email protected]
Fraunhofer-Innovationscluster
Maintenance, Repair and Overhaul (MRO) in Energie und VerkehrDipl.-Ing. Markus RöhnerTel.: +49 30 [email protected]
Sichere IdentitätDipl.-Phys. Thorsten SyTel.: +49 30 [email protected]
Fraunhofer-Allianzen
AdvanCer HochleistungskeramikTiago Borsoi Klein M.Sc. Tel.: +49 30 [email protected]
ReinigungstechnikDipl.-Ing. Martin BilzTel.: +49 30 [email protected]
VerkehrDipl.-Ing. Werner SchönewolfTel.: +49 30 [email protected]
Arbeitskreise
Werkzeugbeschichtungenund SchneidstoffeDipl.-Ing. Timo ReinickeTel.: +49 30 [email protected]
KeramikbearbeitungDipl.-Ing. Vanja MihotovicTel.: +49 30 [email protected]
TrockeneisstrahlenDipl.-Ing. Martin BilzTel.: +49 30 [email protected]
MikroproduktionstechnikDr.-Ing. Dirk OberschmidtTel.: +49 30 [email protected]
Berliner Runde (Werkzeugmaschinen)Dipl.-Ing. Bernd DuchsteinTel.: +49 30 [email protected]
Kompetenzzentren
AnwendungszentrumMikroproduktionstechnik (AMP)Dr.-Ing. Dirk OberschmidtTel.: +49 30 [email protected]
BenchmarkingDr.-Ing. Holger KohlTel.: +49 30 [email protected]
ElektromobilitätDipl.-Ing. Werner SchönewolfTel.: +49 30 [email protected]
Mehr Können – Weiterbildung 2010Claudia EngelTel.: +49 30 [email protected]
Methods-Time MeasurementDipl.-Ing. Aleksandra PostawaTel.: +49 30 [email protected]
Modellierung technologischer und logistischer Prozesse in Forschung und LehreDipl.-Ing. Sylianos Chiotellis M.Sc.Tel.: +49 30 [email protected]
PDM/PLMDr.-Ing. Haygazun HaykaTel.: +49 30 [email protected]
Rapid PrototypingDipl.-Ing. (FH) Kamilla UrbanTel.: +49 30 [email protected]
SimulationDipl.-Ing. Thomas KnotheTel.: +49 30 [email protected]
Self-Organising Production (SOPRO)Eckhard HohwielerTel.: +49 30 [email protected]
Szenarien für die Produkt-entwicklung und FabrikplanungDipl.-Ing. Marco EisenbergTel.: +49 30 [email protected]
Virtual Reality Solution Center (VRSC)Dr.-Ing. Johann Habakuk IsraelTel.: +49 30 [email protected]
Wiederverwendung von BetriebsmittelnDipl.-Ing. Timo FleschutzTel.: +49 30 [email protected]
WissensmanagementDr.-Ing. Dipl.-Psych. Ina KohlTel.: +49 30 [email protected]
Zentrum für Innovative Produktentstehung (ZIP)Dr.-Ing. Haygazun Hayka Tel.: +49 30 [email protected]
Das Produktionstechnische Zentrum
PTZ Berlin umfasst das Institut für
Werkzeugmaschinen und Fabrikbe-
trieb IWF der Technischen Univer sität
Berlin und das Fraunhofer-Institut
für Produktionsanlagen und Kons-
truktionstechnik IPK. Im PTZ werden
Methoden und Technologien für das
Management, die Produktentwick-
lung, den Produktionsprozess und
die Gestaltung industrieller Fabrikbe-
triebe erarbeitet. Zudem erschließen
wir auf Grundlage unseres fundierten
Know-hows neue Anwendungen in
zukunftsträchtigen Gebieten wie der
Sicherheits-, Verkehrs- und Medizin-
technik.
Besonderes Ziel des PTZ ist es, neben
eigenen Beiträgen zur anwendungs-
orientierten Grundlagenforschung neue
Technologien in enger Zusammenarbeit
mit der Wirtschaft zu entwickeln. Das
PTZ überführt die im Rahmen von For-
schungsprojekten erzielten Basisinnova-
tionen gemeinsam mit Industriepartnern
in funktionsfähige Anwendungen.
Wir unterstützen unsere Partner von der
Produktidee über die Produktentwicklung
und die Fertigung bis hin zur Wiederver-
wertung mit von uns entwickelten oder
verbesserten Methoden und Verfahren.
Hierzu gehört auch die Konzipierung von
Produktionsmitteln, deren Integration in
komplexe Produktionsanlagen sowie die
Innovation aller planenden und steuern-
den Prozesse im Unternehmen.