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FÜR DIE MENSCHEN RECHTE Mitteilungen an Freunde und Förderer IGFM - Internationale Gesellschaft für Menschenrechte-Deutsche Sektion e.V., Edisonstraße 5, 60388 Frankfurt/Main Nr. 5 Juni 2021 Kennwort für Ihre Spende: Christinnen in Nigeria (32) Nigeria Neue Hoffnung für Überlebende von Fulani-Überfällen Auch in diesem Frühjahr ist die Reihe von Gewalt- akten gegen Christen in Nigeria nicht abgerissen. Im südlichen Bundes- staat Enugu überfiel eine Bande von Fulani-Hirten am 29. März um zwei Uhr mittags die Ort- schaft Adani im Bezirk Uzo-Uwani und tötete dort 20 Menschen, dar- unter Frauen und Kinder. An demselben Nachmit- tag mordete eine andere Fulani-Gruppe im östlich angrenzenden Bundes- staat Ebonyi, in Obeagu (Bezirk Ishielu), 22 Be- wohner im Alter zwischen 18 und 56 Jahren, wobei noch weitere Mädchen und Frauen später ihren Verletzungen erlagen, die ihnen bei Verschleppung und Vergewaltigung zugefügt wurden. Die Fulani sind ursprünglich ein Nomadenvolk, das grenzüberschrei- tend ihre Herden durch einige Staa- ten Westafrikas treibt. In Nigeria kommt es dabei durch marodieren- de islamistische Banden der Fula- ni immer wieder zu pogromartigen Überfällen auf die Dörfer sesshafter christlicher Landwirte. Die nigeriani- sche Regierung reagiert im Einzel- fall mit guten Worten, erweist sich jedoch nicht als hilfreich gegenüber den Opfern. Präsident Muhammadu Buhari, selbst Fulani, verteidigt sogar die Ansprüche der Hirtennomaden: Die Fulani fänden wegen des Klima- wandels für ihr Vieh keine Nahrung mehr und seien zur Wanderung ge- zwungen. Weil die Preise für Weide- flächen stark gestiegen seien, solle daher Land für die Herden der Fulani reserviert werden. Doch beobachtet man die Vorgehensweise der Ban- den genauer, fällt auf, dass sich An- schläge gezielt gegen Kirchen richte- ten. Es geht also nicht nur um Land. Was als Kampf um Ressourcen begann, ist für einige Banden also bereits zum Feldzug eines neuen religiösen Fanatismus geworden. Beobachter werfen der Regierung in Abuja Halbherzigkeit bei der Straf- verfolgung der grausamen Taten vor, darunter Vergewaltigungen und Ent- hauptungen. Inzwischen gelten, dem Globalen Terrorismus-Index zufolge, die radikalen Fulani-Gruppen - nach Boko Haram, dem „Islamischen Staat“ (IS) und Al-Kaida - als viert- größte Terrorbewegung weltweit. Professor Obiora Ike, Mitglied des Kuratoriums der IGFM und ehe- maliger Generalvikar des Bistums Enugu, setzt seit über 15 Jahren gemeinsam mit der IGFM für Opfer der Fulani-Banden und Boko Haram ein. Im vergangenen Jahr wurde sei- ne Arbeit von der IGFM-nahen Ste- phanus-Stiftung mit dem Stepha- nus-Preis gewürdigt. Er empfahl uns jetzt das Hilfswerk „Women Emp- owerment through Education“ von Schwester Mary Rose-Claret Og- buehi aus Enugu. Sie setzt sich für Mädchen und junge Frauen ein, die verschleppt und vergewaltigt wurden und aus der Gefangen- schaft fliehen konnten. Einige von ihnen muss- ten sogar miterleben, wie die Täter nahe Verwandte bei den Überfällen ermor- deten. Um diese Frauen wieder in einen normalen Alltag zu integrieren, ver- mittelt ihnen diese Initia- tive eine zweijährige Aus- bildung mit dem Ziel, sich mit einem kleinen Unter- nehmen selbstständig zu machen. Liz O., 16 Jahre alt, überlebte den Angriff in Adani am 29. März 2021. Seitdem die Terroristen ihr Elternhaus niederge- brannt hatten, steht die Familie vor dem Nichts. Liz möch- te Pendlern Mittagessen verkaufen. Doch dazu muss sie lernen, wie sie einen kleinen Imbiss-Laden aufbaut und führt. Die Ausbildungsgebühr be- trägt pro Jahr umgerechnet 350 Euro. Die 35-jährige Ann U. aus Otukpo im Bundesstaat Benue, Zentralni- geria, wurde bei einem Überfall von mehreren Fulani vergewaltigt und misshandelt. Ihr Haus wurde geplün- dert und in Brand gesteckt. In Enugu wurde sie medizinisch und psycho- logisch betreut. Sie weiß bereits, wie sie ein kleines Geschäft für Snacks führt. Doch für den Aufbau eines neu- en Lebens fehlt ihr noch das Start- geld von umgerechnet 600 Euro. Die Initiative von Schwester Og- buehi fördert zurzeit mehr als ein Dutzend Frauen, die schreckliche Gewalterfahrungen durchmachen mussten. Und noch mehr Frauen warten darauf, dass sie auch eine Chance bekommen. Wenn Sie hel- fen wollen, dann spenden Sie bitte unter folgendem Kennwort. Professor Obiora Ike – Mitte – bei der Anhörung von Frauen, deren Familien bei Angriffen von islamischen Terroristen umgebracht wurden Foto: IGFM

Mitteilungen FÜR DIE MENSCHEN RECHTE

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FÜR DIE MENSCHENRECHTE

Mitteilungenan Freunde und Förderer

IGFM - Internationale Gesellschaft für Menschenrechte-Deutsche Sektion e.V.,Edisonstraße 5, 60388 Frankfurt/Main

Nr. 5Juni 2021

Kennwort für Ihre Spende: Christinnen in Nigeria (32)

Nigeria Neue Hoffnung für Überlebende von Fulani-Überfällen

Auch in diesem Frühjahr ist die Reihe von Gewalt-akten gegen Christen in Nigeria nicht abgerissen. Im südlichen Bundes-staat Enugu überfiel eine Bande von Fulani-Hirten am 29. März um zwei Uhr mittags die Ort-schaft Adani im Bezirk Uzo-Uwani und tötete dort 20 Menschen, dar-unter Frauen und Kinder. An demselben Nachmit-tag mordete eine andere Fulani-Gruppe im östlich angrenzenden Bundes-staat Ebonyi, in Obeagu (Bezirk Ishielu), 22 Be-wohner im Alter zwischen 18 und 56 Jahren, wobei noch weitere Mädchen und Frauen später ihren Verletzungen erlagen, die ihnen bei Verschleppung und Vergewaltigung zugefügt wurden.

Die Fulani sind ursprünglich ein Nomadenvolk, das grenzüberschrei-tend ihre Herden durch einige Staa-ten Westafrikas treibt. In Nigeria kommt es dabei durch marodieren-de islamistische Banden der Fula-ni immer wieder zu pogromartigen Überfällen auf die Dörfer sesshafter christlicher Landwirte. Die nigeriani-sche Regierung reagiert im Einzel-fall mit guten Worten, erweist sich jedoch nicht als hilfreich gegenüber den Opfern. Präsident Muhammadu Buhari, selbst Fulani, verteidigt sogar die Ansprüche der Hirtennomaden: Die Fulani fänden wegen des Klima-wandels für ihr Vieh keine Nahrung mehr und seien zur Wanderung ge-zwungen. Weil die Preise für Weide-flächen stark gestiegen seien, solle daher Land für die Herden der Fulani reserviert werden. Doch beobachtet man die Vorgehensweise der Ban-den genauer, fällt auf, dass sich An-schläge gezielt gegen Kirchen richte-ten. Es geht also nicht nur um Land.

Was als Kampf um Ressourcen begann, ist für einige Banden also bereits zum Feldzug eines neuen religiösen Fanatismus geworden. Beobachter werfen der Regierung in Abuja Halbherzigkeit bei der Straf-verfolgung der grausamen Taten vor, darunter Vergewaltigungen und Ent-hauptungen. Inzwischen gelten, dem Globalen Terrorismus-Index zufolge, die radikalen Fulani-Gruppen - nach Boko Haram, dem „Islamischen Staat“ (IS) und Al-Kaida - als viert-größte Terrorbewegung weltweit.

Professor Obiora Ike, Mitglied des Kuratoriums der IGFM und ehe-maliger Generalvikar des Bistums Enugu, setzt seit über 15 Jahren gemeinsam mit der IGFM für Opfer der Fulani-Banden und Boko Haram ein. Im vergangenen Jahr wurde sei-ne Arbeit von der IGFM-nahen Ste-phanus-Stiftung mit dem Stepha-nus-Preis gewürdigt. Er empfahl uns jetzt das Hilfswerk „Women Emp-owerment through Education“ von Schwester Mary Rose-Claret Og-buehi aus Enugu. Sie setzt sich für Mädchen und junge Frauen ein, die verschleppt und vergewaltigt wurden

und aus der Gefangen-schaft fliehen konnten. Einige von ihnen muss-ten sogar miterleben, wie die Täter nahe Verwandte bei den Überfällen ermor-deten. Um diese Frauen wieder in einen normalen Alltag zu integrieren, ver-mittelt ihnen diese Initia-tive eine zweijährige Aus-bildung mit dem Ziel, sich mit einem kleinen Unter-nehmen selbstständig zu machen.

Liz O., 16 Jahre alt, überlebte den Angriff in Adani am 29. März 2021. Seitdem die Terroristen ihr Elternhaus niederge-brannt hatten, steht die

Familie vor dem Nichts. Liz möch-te Pendlern Mittagessen verkaufen. Doch dazu muss sie lernen, wie sie einen kleinen Imbiss-Laden aufbaut und führt. Die Ausbildungsgebühr be-trägt pro Jahr umgerechnet 350 Euro.

Die 35-jährige Ann U. aus Otukpo im Bundesstaat Benue, Zentralni-geria, wurde bei einem Überfall von mehreren Fulani vergewaltigt und misshandelt. Ihr Haus wurde geplün-dert und in Brand gesteckt. In Enugu wurde sie medizinisch und psycho-logisch betreut. Sie weiß bereits, wie sie ein kleines Geschäft für Snacks führt. Doch für den Aufbau eines neu-en Lebens fehlt ihr noch das Start-geld von umgerechnet 600 Euro.

Die Initiative von Schwester Og-buehi fördert zurzeit mehr als ein Dutzend Frauen, die schreckliche Gewalterfahrungen durchmachen mussten. Und noch mehr Frauen warten darauf, dass sie auch eine Chance bekommen. Wenn Sie hel-fen wollen, dann spenden Sie bitte unter folgendem Kennwort.

Professor Obiora Ike – Mitte – bei der Anhörung von Frauen, deren Familien bei Angriffen von islamischen Terroristen

umgebracht wurden Foto: IGFM

Page 2: Mitteilungen FÜR DIE MENSCHEN RECHTE

Weißrussland Bildungsarbeit für Menschenrechte unter erschwerten Bedingungen

„Die größte Menschenrechtsverlet-zung liegt in der Unwissenheit des Volkes über ihre Menschenrechte. Unsere Pflichten sehen wir überall. Ich habe den Studenten immer wie-der gesagt: Geht unter das Volk, re-det mit ihnen über das, was Ihr heute gehört habt. Wenn Ihr die Traktor-fahrer erreicht, dann laufen Euch die Leute zu. Früher haben wir uns im Keller versammelt, heute treffen wir uns an einem öffentlichen Ort.“ Seit über 20 Jahren versucht Pro-fessor Ivan Kotljar, Vorsitzender der IGFM-Sektion Weißrussland, Men-schenrechte als ordentliches Lehr-fach an der Puschkin-Universität in Brest durchzusetzen.

Seit dem 20. April 2021 bieten Prof. Kotljar zusammen mit der Lei-terin der Hochschule für Kommu-nikation, Natal’ya Baydakova, eine Seminarreihe „Young Human Rights Defender School“ an der Hochschu-le für Kommunikation in Brest an. „Jeder Mensch hat das Recht, ... . Das ist keine Phrase, sondern Vor-aussetzung für ein konfliktfreies Zu-sammenleben. Daran hat sich der Staat, die Regierung und die Admi-nistration zu halten. Die Regierung gewährt keine Menschenrechte, sondern sie sind vor dem Staat da. Der Staat hat sie zu schützen und den Schutz vor übermäßiger Polizei-

gewalt zu gewährleisten“, schreibt Professor Kotljar. Alle Beteiligten er-kennen klar: Menschenrechtsausbil-dung ist kein Fach wie jedes andere unter dem Diktat des unbeherrscht regierenden Präsidenten Alexander Lukaschenko. Dennoch trauen sich immer mehr Studenten und Studen-tinnen, Vorlesungen zu belegen und sich von den Dozenten „provozieren“ zu lassen, die eigene Meinung nicht nur zu äußern, sondern auch zu ver-treten und zu begründen. Es sei ein Unding, so meint Professor Kotljar, dass in der Vergangenheit Jura-Stu-denten ausgebildet worden seien, ohne sie über Menschenrechte pro-fessionell als Lehrfach zu unterrich-ten. Jahrelang sei selbst die Diskus-sion über Menschenrechte verboten gewesen. In der Vergangenheit habe man mehrfach versucht, solche Ver-anstaltungen mit der Begründung zu verhindern, die Lage in Weißrussland zur Diskussion zu stellen, schade dem Ansehen des Landes.

Das Seminarangebot versteht sich als eine Bildungseinrichtung, deren Aufgabe es ist, die „Alphabe-tisierung“ von Schülern und Studen-ten im Bereich der Menschenrechte zu verbessern und sie mit interna-tionalen Dokumenten zum Thema Menschenrechte der Vereinten Na-tionen, des Europarates und anderer

Meilensteine der Menschenrechts-bewegung vertraut zu machen. Der Lehrplan umfasst Vorlesungen und praktische Übungen, die mit einer Prüfung abschließen. Der Unter-richt findet mindestens einmal im Monat statt. Die Lehrer der Schule sind Spezialisten auf diesem Gebiet. Führungskräfte und Experten öffent-licher Organisationen, die durch ihr Eintreten für Menschenrechte auf-gefallen sind, werden ebenfalls hin-zugezogen. Alle Lehrkräfte arbeiten ehrenamtlich.

Doch in der aktuellen Situation gibt es keine staatliche Förderung, und private Unterstützung könnte dem Spender, so er bekannt wird, zum Nachteil gereichen. So hat der Seminarraum wohl einen Projektor und eine Leinwand, doch für mehr Technik reichte es bisher nicht. Die IGFM-Sektion Weißrussland hat uns daher gebeten, ob wir einen oder zwei Laptops beisteuern können. Dem Wunsch kommen wir gerne nach und haben unsere Zusage er-teilt. Wollen Sie mithelfen, das Fun-dament für das Projekt „Menschen-rechtsausbildung in Weißrussland“ zu verbreitern, dann spenden Sie bitte unter folgendem Kennwort.

Kennwort für Ihre Spende: Belarus (38)

Liebe Mitglieder, Freunde und Förderer,

der ehemalige Geschäftsführer der IGFM, Karl Hafen, hat mir nach mehr als einem Vierteljahrhundert seiner bewährten Arbeit für diesen Rundbrief die redaktionelle Verant-wortung übertragen. Diese Aufgabe übernehme ich mit Freude und ganz besonders mit der Vorfreude auf die Kommunikation mit Ihnen. Ich ver-sichere Ihnen, mit ebenso großem Engagement für die Unterstützung von Projekten und Hilfen, wo sie notwendig sind, einzutreten. In die-ser Ausgabe lesen Sie, wie wir in Ni-geria, Pakistan, Sri Lanka, Nigeria, Weißrussland und Kuba helfen.

Ich bleibe zugleich Referentin für Religionsfreiheit der IGFM. Für die Verwirklichung der Religionsfreiheit einzutreten, ist mir ein besonderes Anliegen. In den freien Ländern der

Welt spiegelt das einen Trend wider, wo dieses zentrale Menschenrecht auf politischer Ebene zunehmend durch Regierungsberichte und Ap-pelle von oben aufgewertet wird. Doch nüchtern betrachtet ist eine gravierende Verschlechterung der Lage religiöser Minderheiten in an-deren Teilen der Erde nicht zu über-sehen. Mit besonderer Sorge erfüllt mich der Blick auf das gesellschaft-liche Klima in Pakistan, das zuneh-mend schärfer und kälter wird.

Bilder aus einem BBC-Film von einer skandierenden Menschen-menge, die „Köpft alle Gottesläste-rer“ ruft, gehen mir nicht mehr aus dem Kopf. Die radikal-islamische Partei Tehreek-e-Labbaik Pakistan (TLP) hat sie zusammengerufen. Diese Islamisten gewinnen enorm an Zulauf. Sie präsentieren sich als die treibende Kraft, um die An-wendung der drakonischen Blas-

phemiegesetze auszuweiten. Un-verhältnismäßig viele Angehörige von Minderheiten geraten unter den Verdacht der Gotteslästerung. Die TLP setzt die Regierung in Isla-mabad durch massive Massenpro-teste unter Druck: Premierminister Imran Khan gab nach und erklärte Ende April bei einem Auftritt vor Anhängern, mit der Drohung eines Handelsboykotts werde er die Kri-minalisierung der Beleidigung des islamischen Propheten Mohammed u.a. in der EU erreichen. Wir blei-ben nur standhaft, wenn wir uns die realen Auswirkungen dieser Be-stimmungen in Pakistan anschau-en. Lassen Sie uns beherzt für die Opfer dieser Verdrängungsstrategie eintreten.

Ihre

Michaela Koller

Page 3: Mitteilungen FÜR DIE MENSCHEN RECHTE

mittag in einem Park in Lahore, der Hauptstadt der pakistanischen Pro-vinz Punjab, und diskutierten über ein Buch mit dem Titel „Wasser des Lebens“ sowie dessen biblische Bezüge. Schüler im Alter von 14 oder 15 Jahren kamen zu ihnen und horchten, woraufhin einer von ihnen

Rechtsanwältin Aneeqa Anthony mit Kollegen, in der Mitte Harun Ayub Masih Foto: TVS

Pakistan Folter wegen BibellektüreIn der vorigen Ausgabe haben wir zur Hilfe für die Familien der pakis-tanischen Christen Salamat Mans-ha Masih und Haroon (auch Harun geschrieben) Ayub aufgerufen. Den 30-jährigen Prediger Salamat Mans-ha ernannte die IGFM auch zusam-men mit der evangelischen Nachrich-tenagentur idea zum „Gefangenen des Monats März 2021“, weil er seit 13. Februar wegen angeblicher Blas-phemie hinter Gittern sitzt. Die Lage hat sich für den Inhaftierten zwi-schenzeitlich dramatisch zugespitzt, wie seine Anwältin Aneeqa Antho-ny der IGFM berichtete: Er wurde in mindestens drei Polizeizentren, wo er widerrechtlich festgehalten wurde, erniedrigt, mit dem Tode bedroht und gefoltert, damit er die Vorwürfe ein-räume. Auf diese Weise zwangen ihn die Beamten auch, andere Mitglieder seines Bibelkreises zu benennen.

Zur Erinnerung: Die beiden Män-ner saßen an dem Samstagnach-

die Christen aufforderte, die Lektüre und Diskussion zu unterlassen. Es sei verboten, unter freiem Himmel über die Bibel zu sprechen. Während der 25-jährige Student Haroon Ayub den Ort verließ, hielt sich Salamat Mansha noch weiter dort auf. Die Schüler warfen den beiden Christen vor, missioniert und ihre Gefühle als Muslime verletzt zu haben. Sie riefen schließlich Mitglieder der radikalisla-mischen Partei TLP herbei, die beide Christen anzeigten. Bevor Salamat Mansha den Park verlassen konnte, wurde er bereits von der Polizei fest-genommen.

Salamat Mansha Masih benö-tigt nun nicht nur Unterstützung zu seiner Verteidigung, sondern auch Rechtshilfe für die Anzeige gegen die Verantwortlichen der Misshand-lungen. Bitte helfen Sie ihm.

Kennwort für Ihre Spende: Pakistan (46)

Sri Lanka Religionswechsel lebensgefährlich – Neuchristen fliehen aus Angst nach Sri Lanka

In Pakistan gilt der Übertritt eines Muslims zum Christen-tum oftmals schon als Belei-digung des islamischen Glau-bens. Konvertierte Christen sind dort jedoch nicht zuerst und vor allem durch staatli-che Gesetzgebung bedroht, sondern durch Fanatiker. Er-fahren diese von einem Glau-benswechsel, kann das für die Betreffenden sehr gefährlich werden. Vor einigen Jahren berichtete die IGFM auch über Mordfälle an Konvertiten, von denen sie von ihren Partnern in Pakistan er-fahren hatte. Die meisten Neuchris-ten verlassen lieber ihre Heimat. Das gesellschaftliche Klima hat sich aber auch für Gläubige aus einer christ-lichen Familie bereits verschärft.

Sie können geflüchteten pakista-nischen Christen helfen, jenen, die es nicht nach Deutschland und an-dere europäische Länder geschafft haben und beispielsweise in Sri Lan-ka zeitweilig Aufnahme fanden.

Der IGFM liegt die Aussage von

Inaya aus Vehari City in der Provinz Punjab vor, die Mutter zweier klei-ner Kinder ist. Sie stammt aus einer muslimischen Familie und lernte 2010 einen christlichen Prediger kennen und besuchte daraufhin seine Katechese. Sie verliebte sich schließlich in seinen Sohn Imran, den sie 2016 heiratete. „Als meine Eltern und andere Verwandte dies erfuhren, wollten sie mich und mei-nen christlichen Mann umbringen. Um unser Leben zu retten, zogen wir um.“ Schließlich verließen sie

2018 Pakistan und bewar-ben sich um Aufnahme beim UNHCR in Sri Lanka. Der pakistanische Rechtsanwalt Sardar Mushtaq Gill berich-tete der IGFM von diesen und ähnlichen Fällen, die er aus der Gemeinschaft der pakistanischen Flüchtlinge in Sri Lanka kennt. Weil er sich mit seiner Organisation Legal Evangelical Association De-velopment (LEAD) für Religi-onsfreiheit einsetzt, erhielt er

massive Drohungen von fanatischen Befürwortern der Blasphemie-Ge-setze. Im August 2016 flüchtete auch er mit seiner Frau und ihren vier Kindern nach Sri Lanka.

Aufgrund eines Arbeitsverbots ist die Lage der Flüchtlinge dort pre-kär. So scheitert die Aufnahme der Kinder am geforderten Schulgeld. Schon mit 40 Euro im Monat wäre einer Familie geholfen.

Seit Jahren kommen Verfolgte aus vielen asiatischen Ländern nach Sri Lanka und suchen beim UNHCR Anerkennung

als Flüchtlinge Foto: LEAD

Kennwort für Ihre Spende: Hilfe für verfolgte Christen (41)

Neuer Termin für die 49. Jahresversammlung der IGFM ist 4./5. September 2021. Ort der Tagung: Gustav-Stresemann-Institut (GSI) in Bonn.

Page 4: Mitteilungen FÜR DIE MENSCHEN RECHTE

Kuba „Die Menschenrechtslage auf Kuba ist kritischer als zu Fidel Castros Zeiten“

Kuba-Experten diskutierten bei Online-Symposium der IGFMIn vielen Ländern weltweit arbeitet die IGFM mit Partnern zusammen oder ist sogar mit eigenen Sektionen ver-treten, wie zum Beispiel in Kuba. So erfährt die IGFM in Deutschland aus erster Hand, welches Unrecht den Menschen dort widerfährt. Als dritte Veranstaltung in einer Reihe von Online-Symposien hat die IGFM am 18. März zu dem Karibikstaat informiert. Unter dem Motto „Pat-ria y Vida – Kuba zwischen Erstar-rung und Lebensmut“ diskutierten Experten, Zeugen und Opfer des kubanischen Regimes über die aktuelle Menschenrechtslage. „Kuba ist ein beliebtes Urlaubs-land. Sonne und Strand können nicht verdecken, dass das Land von einer kommunistischen, geld-gierigen Machtelite unterdrückt wird“, betonte Dieter Dombrow-ski, Vorsitzender der Union der Opferverbände Kommunistischer Gewaltherrschaft (UOKG).

„In Kuba geht die Verfolgung weiter und sie wird sogar noch schlimmer. Zurzeit sieht man überall auf den Stra-ßen Militär, das verhindern soll, dass es aufgrund des gravierenden Lebens-mittelmangels zu Protesten kommt“, erklärte Berta Soler, Sprecherin der „Damen in Weiß“, in einer Videobot-schaft. Die IGFM weiß aktuell von 138 politischen Gefangenen auf Kuba. Im-mer wieder kommt es zu willkürlichen Festnahmen, Misshandlungen und vorgeschobenen Anklagen gegen Bür-gerrechtler. Wie Berta Soler berichtete, werden sie zusammen mit gewöhnli-chen Kriminellen inhaftiert und laufen Gefahr, sich im Gefängnis mit dem Co-

ronavirus zu infizieren. Außerdem sei die Ernährungssituation dort extrem schlecht und wegen der Pandemie dürfen Angehörige die Insassen nicht besuchen.

Während das Regime in der Coro-na-Krise mit Impfreisen für Urlauber

wirbt und Medizinbrigaden ins Aus-land entsendet, haben die Kubaner keinen Zugang zu einem effizienten Gesundheitssystem. Das Internatio-nale Komitee vom Roten Kreuz erhält seit Jahrzehnten keinen Zugang zu kubanischen Gefängnissen. Bei Oma-ra Ruiz Urquiola, Kunsthistorikerin und Professorin, wurde 2005 Brustkrebs diagnostiziert. Immer wieder erhielt sie Placebos anstatt wirksamer Medika-mente. „Als ich im Jahr 2016 sechs Monate ganz ohne Medikation aus-kommen sollte, was für mich den Tod bedeutet hätte, trat mein Bruder in ei-nen Hungerstreik und erreichte so die Fortsetzung der Behandlung“, sagte Omara Ruiz Urquiola. Wegen ihres politischen und sozialen Engagements verlor sie 2019 ihre Professur an der Universität Havanna. Ihrem Bruder, dem Biologen Ariel Ruiz Urquiola, wur-de schon vorher gekündigt.

Auf die derzeitige politische und wirtschaftliche Situation ging René de Jesús Gómez Manzano, Vorsitzender der IGFM Kuba, ein. Unter dem Vor-wand, eine der beiden kubanischen Währungen abzuschaffen, habe die Regierung sowohl die Gehälter und Renten als auch die Preise erhöht. Die daraus resultierende Inflation habe das reale Einkommen der Kubaner er-heblich reduziert und Proteste ausge-löst, auf die das Regime mit Repres-sionen reagiert habe. Als „kritischer

als zu Fidel Castros Zeiten“ bezeich-nete der kubanische Schriftsteller und Journalist Amir Valle die aktuelle Lage. Repressalien gegenüber Künstlern und Intellektuellen hätten zugenom-men. Darauf ging auch Pfarrer Manuel Alberto Morejón Soler ein. Er ist evan-

gelischer Pastor und gehört dem regierungskritischen Kreis „Allianza Christiana“ an. „Eine Gruppe von Künstlern hat sich spontan erho-ben und stört die Diktatur zutiefst, die Bewegung ‚San Isidro‘. Die-se jungen Leute haben sich nach der willkürlichen Verhaftung des Rappers Denis Solis zusammen-getan, um dessen Freilassung zu fordern.“ Nachdem die Behörden gewaltsam gegen die Gruppe vor-gingen, schufen die Musiker eine Hymne mit dem Titel ‚Patria y Vida‘ („Heimat und Leben”). Die kubani-sche Journalistin Iliana Hernandez ist Teil der Bewegung: „‚Patria y

Vida‘ ist zur Freiheitshymne der Ku-baner geworden. Wir demonstrieren damit für Veränderung und betonen, dass das kubanische Volk Heimat und Leben (patria y vida) möchte und nicht Heimat oder Tod (patria o muerte).”

Bitte helfen Sie mit Ihrer Spende, dass wir verstärkt auf die Menschen-rechtslage in Kuba hinweisen und durch das Projekt „Bewusst reisen“ in Kuba selbst Bürgerrechtlern, Oppo-sitionellen und Angehörigen von poli-tischen Gefangenen praktische Hilfe leisten können!

Kennwort für Ihre Spende: bewusst reisen (19)

Martin Lessenthin betonte zum Ende der Veranstaltung: „Mutige Kubaner machen ihre Kritik öffentlich - als Mu-siker, Schriftsteller, Bürgerrechtler oder Blogger. Doch diese Kritik wird mit brutaler Härte erstickt. 138 politische Gefangene zeigen den Unzufriedenen, was ihnen blüht, wenn sie von ihrem Menschenrecht auf Meinungsfreiheit Gebrauch machen.“ Foto: IGFM

Ihre Spende überweisen Sie bitteunter Angabe des

entsprechenden Kennwortesoder der Kennziffer

auf folgendes IGFM-Konto:

IBAN: DE31 5502 0500 0001 4036 00Swift-BIC: BFSWDE33MNZBank für Sozialwirtschaft

Die Finanzen der IGFM werden jährlichvon einem unabhängigen Wirtschafts-

prüfer geprüft. Den Prüfvermerkstellen wir auf Nachfrage gerne

zur Verfügung.

ImpressumHerausgeber: Internationale Gesellschaft fürMenschenrechte - Deutsche Sektion e.V. (IGFM)Edisonstraße 5 • D-60388 Frankfurt,Tel.: 069 - 420 108 0 • Fax : 069 - 420 108 33E-Mail: [email protected] Internet: www.igfm.deUstIDNr. DE 1142 35 684Redaktion: Michaela Koller, Karl Hafenund Christine PierkErscheinungsweise: monatlichDruck: johnen-druck, Bernkastel-KuesSatz und Layout: Manuel KimmerleSektion Schweiz:Geschäftsführer Hanspeter HartmannClavanuovweg 14 • CH - 7249 SerneusTelefon +41 44 586 45 45

Dieses Mitteilungsblatt wird an Mitglieder undFörderer der IGFM kostenlos verschickt. Hier ge-äußerte Meinungen stimmen nicht unbedingt mit der Meinung des Herausgebers überein. Dieser

Ausgabe liegt eine Zahlkarte der IGFM bei.

Bei Verfolgten, die nicht schon vor Beginn der Verfolgung Persönlichkeiten des öffentlichen

Lebens waren, wurde der Name aus Sicherheitsgründen geändert.