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MITTEN INS ZIEL: VOM JUNGEN MIT PFEIL UND BOGEN · PDF fileVaucansons Automat: Jacques de Vaucanson war ein überaus produktiver Erfinder von Automaten, ... Automat von Droz: Henri-Louis

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ENTWICKLER UND INNOVATIONENVISIONS

02 2006

Zurück zu den Anfängen der „Roboterverrücktheit“2005 wurden die Haushaltsroboter von Toshiba vom Time Magazine unter die besten Erfindungen in der Kategorie „Bot Crazy“ gewählt. Dies wurde jedoch nicht über Nacht erreicht. Tatsächlich reichen die Anfänge zurück bis in das Japan der Edo-Zeit (1603-1867), in der magische Puppen, die so genannten karakuri ningyo, gebaut wurden. Die karakuri entsprechen in etwa den damaligen Automaten der westlichen Länder, da in beiden westliche Uhrwerkmechanismen verwendet wurden, obwohl durchaus auch Sand, Quecksilber und sogar Dampfkraft verwendet wurde. Das Wort karakuri lässt sich frei mit „eine trickreiche mechanische Vorrichtung“ übersetzen. Das Wort ningyo besteht im Japanischen eigentlich aus zwei separaten Zeichen, die für „Person“ und „Form“ stehen. Die Verbindung dieser beiden Worte zur Bezeichnung der Puppen steht symbolisch für die einzigartige interaktive Beziehung zwischen den Japanern und ihren Robotern, eine Beziehung, die bis heute Bestand hat.

Welche unterschiedlichen Arten von karakuri gibt es?Es gibt drei Hauptarten von karakuri, die entsprechend ihrer Interaktion mit dem menschlichen Publikum in Gruppen eingeordnet werden. Die butai karakuri sind Puppen, die das Publikum in einem Theater unterhalten. Die dashi karakuri treten auf Flößen vor großen Zuschauermengen bei religiösen Festen auf. Die zashiki karakuri sind die in technischer Hinsicht kompliziertesten und wertvollsten karakuri und wurden entworfen, um mit einzelnen Personen in ihrem Zuhause zu interagieren. Zu den bekanntesten zashiki karakuri zählt der Bogenschütze, Yumi-iri Doji („Junge mit Pfeil und Bogen“).

MITTEN INS ZIEL: VOM JUNGEN MIT PFEIL UND BOGEN ZUR ZUKUNFT DER ROBOTIK

Yumi-iri Doji; Junge mit Pfeil und Bogen (Sammlung des Kurume City Board of Education)

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Die Magie von Yumi-iri Doji– dem bezaubernden BogenschützenYumi-iri Doji wurde geschaffen von Hisashige Tanaka, dem Erfinder und Gründer von Shibaura Engineering Works (einem Vorgängerunternehmen von Toshiba). Hisashiges hölzerne Puppen besitzen eine ganz eigene Magie und Yumi-iri Doji bildet dabei keine Ausnahme. In einem Behälter neben der Figur befinden sich 4 kleine Pfeile, die der Bogenschütze während seiner Vorführung der Reihe nach entnimmt. Während er jeden einzelnen Pfeil in seinen Bogen einlegt, dreht er den Kopf und fixiert das Ziel, zielt, indem er den Bogen spannt, und schießt.

Yumi-iri Doji; Junge mit Pfeil und Bogen (Sammlung der Toyota Motor Corporation)

Noch liebenswerter macht ihn darüber hinaus die Tatsache, dass Yumi-iri Doji nicht unfehlbar ist. Hisashige hat einen der Pfeile so programmiert, dass er das Ziel verfehlt. Wenn er das Ziel verfehlt, ist der Bogenschütze zutiefst unglücklich, eine „Gefühlsregung“, die man auf seinem Gesicht beinahe zu erkennen glaubt. Wenn er das Ziel trifft, ist der Bogenschütze mit sich zufrieden, was am sanften Lächeln zu erkennen ist, das sich zu zeigen scheint. Dies liegt an der Handwerkskunst, nach deren Prinzip Noh -Masken gefertigt werden und die auch für den Kopf des Bogenschützen sowie die Köpfe anderer karakuriverwendet wurde. Sie ist für die Vorspiegelung menschlicher Gefühlsregungen verantwortlich.

Die unsichtbare Technik von Yumi-iri Doji Die Magie des Bogenschützen rührt auch daher, dass die Technik, mit der die Puppe bewegt wird, praktisch nicht zu erkennen ist. Im Inneren von Yumi-iri Doji, vor den Blicken allzu neugieriger Zeitgenossen verborgen, befindet sich eine komplexe Anordnung verschiedener Mechanismen, die seine Bewegungen steuern. Das Kernstück dieser Vorrichtungen bildet ein metallener Uhrwerkmechanismus, der aufgrund der Robustheit des Metalls sicherstellt, dass jede Bewegung des Bogenschützen reibungslos in die nächste übergeht. Nocken, bei denen es sich um unregelmäßig geformte Scheiben handelt, und mit Gewinden versehene Hebel werden ebenfalls für die Aktionen des Bogenschützen verwendet. Darüber hinaus sind noch zwölf weitere bewegliche Teile vorhanden, die die komplexen Bewegungsabläufe des Bogenschützen beim Abfeuern seiner Pfeile steuern.

Was steht uns in der „roboterverrückten“ Zukunft noch alles bevor?Einige Herausforderungen, denen man sich bereits jetzt stellt, sind die Entwicklung von Toshiba’s preisgekrönten Robotern ApriAttenda™ und ApriAlpha™, beides Nachfahren der karakuri.

Eine künftige Herausforderung ist beispielsweise der „Robocup“. Bei dieser Initiative geht es darum, bis 2050 humanoide Roboter gegen menschliche Fußballspieler antreten zu lassen. Japans Pläne zum Bau einer Mondbasis bis 2025, in der humanoide Roboter arbeiten sollen, wecken Hoffnungen auf eine Fortsetzung der Aufregungen und der Wunder, die mit den karakuri ningyo begannen.

Weitere bekannte Beispiele für Hisashiges karakuri und

Automaten westlicher Schöpfer Chahakobi ningyo (die Tee servierende Puppe):

Chahakobi ningyo befördert eine auf ihrer Ablage abgestellte Tasse Tee zu einem durstigen Gast am anderen Ende einer Tatami -Matte. Wenn der Gast die Teetasse nimmt, stoppt die Puppe und wartet, bis der Gast die leere Tasse wieder zurückstellt. Ist dies geschehen, macht die Puppe kehrt und bewegt sich zurück an ihren Ausgangspunkt.

Doji hai-dai (Sake-Tassenständer in Form eines Jungen): Wie die Tee servierende Puppe auch bringt Doji hai-dai eine volle Tasse zu einem Gast. Wenn der Gast die Tasse zurückstellt, kehrt die Puppe wieder zu ihrem Ausgangspunkt zurück. Während der Bewegung scheint Doji hai-dai in der Luft zu schweben. Tatsächlich aber bewegt sich die Puppe mithilfe der winzigen, an der Basis angebrachten Räder.

Kobodaishi Himitsu-no Fude (geheimnisvolle Tintenzeichnung): Diese Puppe stellt einen Handschriftenmeister, Kobodaishi, dar, der einen Pinsel aufnimmt und ein japanisches Zeichen in die Luft malt. Während Kobodaishi Himitsu-no Fude schreibt, erscheint dasselbe Zeichen auf wundersame Weise auch auf einer Fusuma (einer japanischen Schiebetür).

Schachspielautomat von Von Kempelen: Dieser Schach spielende Automat, auch bekannt als der „Türke“, spielte gegen einige bemerkenswerte Gegner. Obwohl sich der Automat als Schwindel entpuppte, zeigten sich Persönlichkeiten wie Benjamin Franklin und Napoléon Bonaparte, der auch gegen den Automaten spielte, dennoch davon beeindruckt.

Toshibas preisgekrönte Roboter: ApriAttenda™ und ApriAlpha™

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Vaucansons Automat: Jacques de Vaucanson war ein überaus produktiver Erfinder von Automaten, zu denen auch der mechanische Flötenspieler gehört, den er im Jahr 1737 verwendete, um sich dem Vorwurf des Betrugs zu erwehren.

Automat von Droz: Henri-Louis Jaquet-Droz, der aus einer schweizer Familie von Uhrmachern stammt, war ein weiterer bekannter Erfinder von Automaten. Zu seinen Schöpfungen gehörten unter anderem ein Schriftsteller, ein Zeichner und ein Cembalospieler.

© 2006. Toshiba Europe GmbH. Obwohl Toshiba zum Zeitpunkt der Veröffentlichung in jeder Hinsicht versucht hat, die Genauigkeit der hierin enthaltenen Informationen zu gewährleisten, können die Produktspezifi kationen, Konfi gurationen, Preise, System-/Komponenten/Optionenverfügbarkeit jederzeit ohne vorherige Ankündigung geändert werden. Um die aktuellsten Produktinformationen über Ihren Computer abzurufen oder in Hinblick auf die unterschiedlichen Software- oder Hardwareoptionen auf dem aktuellsten Stand zu sein, besuchen Sie die Website von Toshiba unter eu.computers.toshiba-europe.com.

Dieser Sake-Tassenständer hat die Form einer Schildkröte. Stellt man eine volle

Tasse auf die Schildkröte, so bewegt sie sich vorwärts. Stellt man eine leere

Tasse auf die Schildkröte, so macht sie eine Wendung um 180° und kehrt an

ihren Ausgangspunkt zurück.

Dieser mechanische Kuckuck zwischert und bewegt dabei seinen Kopf, seinen

Schnabel und seine Flügel.

Quellen und weiterführende Literatur

http://www.karakuri.info/ (weiterführende Informationen zu karakuri aus der Edo-Zeit)

http://www.cjn.or.jp/karakuri/index.html (verschiedene Arten von karakuri -Puppen)

http://www.marubeni.com/shosha/cover73.html (die Geschichte der Roboter in Japan)

http://www.marubeni.co.jp/english/shosha/image/73/shosha73.pdf (die Geschichte der Roboter in Japan)

http://www.toshiba.co.jp/spirit/en/future/index.html (ApriAttenda und ApriAlpha)

http://www.robocup.org/ (Robocup und Robodex)

http://www.pcworld.com/resource/article/0,aid,121442,pg,1,RSS,RSS,00.asp

http://www.wired.com/wired/archive/10.03/turk.html?pg=1&topic=&topic_set (der großartige Schachspielautomat)

http://www.roboticstrends.com/ (Trends in der Robotertechnik)