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Mobbing in der Schule Seminar: Occupational Health Psychology Dozent: Herr Windemuth Referenten: Teresa Hofmann-Siegert, Sophia Bock

Mobbing in der Schule - TU Dresden · 1. Definition • engl. „to mob“ = anpöbeln, fertigmachen • Dan Olweus (schwedischer Psychologe und Professor an Universität Bergen):

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Mobbing

in der Schule

Seminar: Occupational Health PsychologyDozent: Herr WindemuthReferenten: Teresa Hofmann-Siegert, Sophia Bock

Gliederung

1.Definition

2.Erscheinungsformen

3.Auswirkungen

4.Verbreitung

5.Diskussion

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1. Definition

• engl. „to mob“ = anpöbeln, fertigmachen

• Dan Olweus (schwedischer Psychologe und Professor an

Universität Bergen): erster der sich mit Mobbing und Gewalt

an Schulen wissenschaftlich beschäftigt hat

„Ein Schüler oder eine Schülerin ist Gewalt ausgesetzt oder wird gemobbt, wenn er oder sie wiederholt und über einen längere Zeit den negativen Handlungen eines oder mehrerer anderer Schüler oder Schülerinnen ausgesetzt ist“ (Olweus, 1991)

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Kriterien für Mobbing:

• Absichtliche und systematische Gewalt

• Ziel: Schädigung, Demütigung

• Wiederholte und länger andauernde Schikanen

Zeitkriterium nicht ganz klar ( mindestens 3 Monate oder

6 Monate?)

• Macht- oder Kräfteungleichgewicht (Opfer hat

Schwierigkeiten sich zu verteidigen)

• Meist mehrere Personen beteiligt

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Nicht jeder Angriff, aggressive Streiterei und Rauferei ist Mobbing

„Nicht jede Gewalt ist Mobbing, aber Mobbing ist immer Gewalt“ (Jannan, 2008, S.22)

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2. Erscheinungsformen

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Psychische nonverbale Gewalt

• verächtliche Blicke, abwertendeMimik, freche Gestik

• Schweigen, Abwenden oderWegsetzen, wenn sich dasOpfer nähert

• keine Wahl des Opfers in eineMannschaft

Psychische verbale Gewalt (auch in elektronischer Form wie E-Mail, SMS, Internet…)

• herabsetzende Kommentare zu Aussagen desOpfers

• Verbreiten von ungerechtfertigten Gerüchten,Verleumdungen

• Kichern, wenn sich das Opfer nähert• Aussprechen von Drohungen und Erpressungen• Herabsetzen des äußeren Erscheinungsbildes

des Opfers• Verweigerung der Zusammenarbeit mit dem

Opfer bei der GruppenarbeitPhysische Gewalt

• kneifen und knuffen• Prügeln und Schlagen• Türe vor der Nase des Opfers zuschlagen• Bein stellen• Verstecken oder Beschädigen von

Schulsachen / Kleidern• Freiheitsberaubungen, z.B. Festhalten im

Bus

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2. Erscheinungsformen

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Gewaltformen Beispieleverbal(auch über Medien)

beschimpfen, beleidigen, kritisieren, übertriebenes „nachäffen“, auslachen, verbreiten von Gerüchten, anschreien, bedrohen, fiese Spitznamen geben,belügen

ablehnend Zusammenarbeit verweigern, wegschauen, abwenden, Ausschluss bei Spielen

körperlich schubsen, schlagen, sexuelle Belästigungen und Übergriffe, an den Haaren ziehen, am Weiter- oder Vorbeigehen hindern

sachlich Sachen werden versteckt oder zerstört, Geld entwenden

erniedrigend/ entwürdigend Erpressung, Hausaufgaben abverlangen, erniedrigende Handlungen, Aufnahme von Attacken auf Video

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2. Erscheinungsformen

Mobbing von Schülern durch Lehrer • (negative) Zuschreibungen, Behauptungen, Vorurteile• bloßstellen, beschämen• ungerechtes, unfaires Verhalten• schreien, beschimpfen• ignorieren, vernachlässigen, missachten• Verletzung von Rechten• Unterstellung von Fehlhandlungen• Körperverletzungen• Drohungen, Einschüchterungen• Isolierung• Informationsweitergabe• unangemessene Arbeitsaufträge

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Mobbing von Lehrern durch Schüler

Mobbing von Lehrern durch Lehrer

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2. Cyber-Mobbing

Beispiele für Cyber-Mobbing• Belästigungen, Terror mit Anrufen, SMS, Mails, etc.• beschämende Fotos (echt, manipuliert), Veröffentlichung von Videos, in denen z.B. dem

Opfer Gewalt widerfährt • Drohungen und Beleidigungen (Rundmails, Chatbeiträge, Gerüchte, Rufmord, etc.)• Hassgruppen• Fake-Profile erstellen/ hacken von Accounts aus sozialen Netzwerken (z.B. Daten klauen,

private Daten veröffentlichen/ weitergeben, im Namen des Mobbingopfers Bösartigkeiten verbreiten)

• jemanden aus Chats oder Onlinespielen etc. ausschließen• „Cybergrooming“

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Was ist besonders am Cyber-Mobbing?• Anonymität erleichtert Anfeindungen (niedrige Hemmschwelle)• Anonymität fördert Angst und Misstrauen beim Opfer• sofortige, (welt-)weite Verbreitung möglich• Schikanen rund-um-die –Uhr• Beleidigungen, Gerüchte nicht zu entfernen• Mobbinghandlungen sind dokumentiert

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2. Erscheinungsformen

„Als Tim von der Grundschule auf eine Weiterführende Schule wechselte, wurde ermit zwei ehemaligen Mitschülern in eine neue Klasse eingeteilt. Anfangs hatte ersich noch sehr gut mit den beiden verstanden, doch bereits nach wenigen Monatenwollten sie plötzlich nichts mehr mit ihm zu tun haben. Sie hatten sich mit denanderen Jungs der Klasse angefreundet und wollten Tim nicht mehr dabei haben.Immer wenn er zu der neuen Clique kam, wurde er weggeschickt. Darüber hinausversuchten die Jungs, ihn bei jeder Gelegenheit zu verunsichern und bloß zu stellen(zum Beispiel indem sie ihn bei einem "Annäherungsversuch" fragten, warum ereigentlich keine eigenen Freunde habe). Als Gipfel der Schikanen wurde Tim einesTages von einer Mitschülerin unter falschem Vorwand in den Park gelockt. Tim warfroh über die Einladung und folgte ihr prompt. Im Park angekommen wartetenbereits seine Mitschülerin, die besagte Clique und andere Klassenkammeraden aufihn. Als die Jugendlichen anfingen, Tim zu beleidigen, wollte er sofort gehen, dochzwei seiner Klassenkammeraden hielten ihn fest. Dann fingen sie an, ihm in denBauch zu schlagen und verlangten von ihm, etwas im Kaufhaus zu klauen. Als Timsich weigerte, zogen sie ihm seine Hose runter und fotografierten ihn mit demHandy. Seitdem wird er mit dem Foto erpresst. Er muss für die Jungen klauengehen, angelutschte Bonbons essen und sich auch alle anderen Schikanen derMitschüler gefallen lassen. Und es ist kein Ende in Sicht. Tim fühlt sich hilflos undfindet sein Leben schrecklich. Er denkt sogar an Selbstmord.“ (lo-eltern.de)

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2. Erscheinungsformen

„Mein Sohn, der jüngere von den beiden, war in der 1. und 2. Klasse Volksschuleimmer einer der langsamsten beim Schreiben. Die Lehrerin hat das recht geärgert,weil sie immer auf ihn hat warten müssen. Da hat sie angefangen zu behaupten, erwäre deswegen so langsam, weil er andauernd in die Luft schaut. Von da an hatsich immer ein Mädchen, das sehr flink gearbeitet hat, hinter meinen Sohn stellenmüssen, wenn sie bereits mit dem Schreiben fertig war. Dann hat sie jedes Mal,wenn mein Sohn vom Heft aufgeschaut hat, ihn hinten bei den Haaren ziehenmüssen. Das hat ihn natürlich total fertiggemacht.“ (Krumm, 2003)

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3. Auswirkungen

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Folgende Bereiche können betroffen sein:

• Physische Schädigungen (Verletzungen) undSachbeschädigungen

• Psychische Folgen (z.B. Zerstörung desSelbstbewusstseins, Ängste, Depressionen bis zuSuizidversuchen bzw. vollzogenem Suizid, auchAggressivität)

• Psychosomatische Reaktionen (z.B. Appetitlosigkeit,Bauchschmerzen, Albträume, Schlafstörungen)

• Kognitive Reaktionen (z.B. Unkonzentriertheit,Leistungsrückgang)

• Soziale Folgen (z.B. Rückzug, Misstrauen, Fehltagedurch „Krankheitstage“ oder Schwänzen)

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4. Verbreitung

Prävalenz (Schäfer, 2007):

Grundschule: 15-35% weiterführende Schulen: 5-16%

Studie:

Hanewinkel & Knaack (1997):

Deutschland, Schleswig-Holstein

Stichprobe = 14.788 Schüler

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4. Verbreitung

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8,5

9

9,5

10

H & K (1997)

Pro

zen

teGenerelle Verbreitung von

Mobbing

OpferTäter

14

4. Verbreitung

02468

101214

Pro

zen

teVerbreitung nach Schulart

OpferTäter

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4. Verbreitung

0 10 20 30 40 50 60 70

andere

Hänseln + Schlagen /Treten

Schlage/ Treten

Hänseln

Prozent

Art der Aktivität (H&K, 1997)

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4. Verbreitung

DAK- Initiative „Gemeinsam gesunde Schule entwickeln“

• Schülerbefragung der Leuphana Universität Lüneburg, 2009

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4. Verbreitung

EU Kids Online: London School of Economics and Political

Science in Zusammenarbeit der EU, 2010

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5. Entstehung und Aufrechterhaltung

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Ursachen für Entstehung und

Aufrechterhaltung von Mobbing

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5. Entstehung und Aufrechterhaltung

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Unangemessener Umgang mit dem Problem

Gruppendynamische Aspekte (z.B. fehlendes Wir-Gefühl, neue Klasse, Konkurrenzkampf)

Persönliche Aspekte des Täters (z.B. Impulsivität, Reizbarkeit, Durchsetzungs-, Macht-oder Rachebedürfnis, Eifersucht, Konkurrenz)

Gestörte Kommunikation

Äußere Bedingungen / Schulklima (z.B. reizlose, eintönige Lernumgebung), keine Identifikation mit der Schule

Ursachen für Entstehung und

Aufrechterhaltung von Mobbing

Bestimmte Charakteristika der Mobbing-Opfer (z.B. unsicheres Auftreten, wenig Freunde, körperlich klein und schwach, introvertiert/ schüchtern, äußere Merkmale, Herkunft)

Einstellungen und Verhaltensweisen von erwachsenen Bezugspersonen und Peers, familiäre Verhältnisse

Instrumentelle Komponente (z.B. Forderung von Geld, Zigaretten, Wertsachen vom Opfer)

Langeweile, „aus Spaß“

Konflikte

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Warum schweigen viele Betroffene?

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• sie glauben nicht, dass Erwachsene das Mobben verhindernkönnen, Angst vor Verschlimmerung

• sie wollen nicht überempfindlich sein, als „Petze“ dastehen• viele schämen sich, suchen die Schuld bei sich• Angst vor der Rache der Täter• Angst vor der Reaktion der Eltern (Sorgen, Vorwürfe, Handy

oder Internetverbot)

Warum greift oft niemand ein?

• Angst, Ausübung von Druck (Angst vor Gewalt, als„Petze“ zu gelten, uncool zu sein,…)

• das Geschehen wird verharmlost bzw. verleugnet(zumindest zu Anfang findet nicht vor Lehrern, etc.statt)

• du Schuld wird dem Opfer zugewiesen

5. Entstehung und Aufrechterhaltung

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Literatur

• Dahmen, S., & Karten, S. (n.d.). Mobbing in der Schule. Zugriff am 04.05.2014, unter http://www.psych.rwth-aachen.de/ifp-zentral/upload/spijkers/mobbing-schule.pdf

• DAK- Initiative „Gemeinsam gesunde Schule entwickeln“. Zugriff am 04.05.2014, unter http://www.leuphana.de/fileadmin/user_upload/bilderpool/College/090616_Mobbing_Studie_Hintergrund_I-1-1.pdf

• Erscheinungsformen von Mobbing. (2010). Zugriff am 04.05.2014, unter http://www.bpb.de/lernen/unterrichten/grafstat/46562/info-02-01-erscheinungsformen-musterloesung

• Fallbeispiel Mobbing. (n.d.). Zugriff am 04.05.2014, unter http://www.lo-eltern.de/730230.php• Hanewinkel, R., & Knaak, R. (1997). Mobbing: Eine Fragebogenstudie zum Ausmaß von Aggression und

Gewalt an Schulen. In: M. Schäfer (Hg.), Bullying - Aggression unter Schülern (Themenheft). Empirische Pädagogik, 11.

• Jannan, M. (2008). Das Anti-Mobbing-Buch: Gewalt an der Schule; vorbeugen, erkennen, handeln. Verlagsgruppe Beltz.

• Kerscher, K. H. I. (2008). Mobbing im Arbeitsleben und in der Schule: Erscheinungsformen, Ursachen und Interventionsmöglichkeiten. BoD–Books on Demand.

• Korn, S., Kulis, M., & Schäfer, M. (2006). Mobbing in Schulklassen: Systematische Schikane. Pro Jugend, 2, 4-7.

• Krumm, V. (2003). Wie Lehrer ihre Schüler disziplinieren. Ein Beitrag zur „Schwarzen Pädagogik “. Erweiterte Fassung eines Artikels in: Pädagogik, Jg, 55, 30-34.

• Livingstone, S., & Haddon, L. (2009). EU Kids Online. Zeitschrift Für Psychologie/Journal of Psychology, 217(4), 236.

• Mobbing in der Schule. (n.d.). Zugriff am 04.05.2014, unter http://www.schueler-gegen-mobbing.de/mobbing-in-der-schule/

• Mobbing in der Schule. (n.d.). Zugriff am 04.05.2014, unter http://de.wikipedia.org/wiki/Mobbing_in_der_Schule

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Literatur

• Mobbing unter Schülern.(n.d.). Zugriff am 04.05.2014, unter http://www.gsm-sha.de/AG%20Mobbing_Sprengeltagung-GYM.pdf

• Schäfer, M. (2007). Mobbing unter Schülern. In F. Petermann & W. Schneider (Eds.), Enzyklopädie der angewandten Entwicklungspsychologie (pp. 521-546). Göttingen: Hogrefe.

• Olweus, D. (1991). Bully/victim problems among schoolchildren: Basic facts and effects of a school basedintervention program. In D. J. Pepler & K. H. Rubin (Eds.), The development and treatment of childhoodaggression (pp. 411-448). Hillsdale, NJ: Erlbaum.

• Olweus, D. (1995). Gewalt in der Schule. Göttingen: Huber. • Olweus, D. (2009). Mobbing in Schulen: Fakten und Intervention. In Jugendhilfe und Schule (pp. 247-266).

VS Verlag für Sozialwissenschaften.• Paulus, P. (2007). Mobbing unter Schülern. In forum schule, H (Vol. 1, pp. 32-34).• Trenz, C. (2006). Mobbing unter Kindern und Jugendlichen. Internetdokumentation Deutscher

Präventionstag. Hannover.• Verbreitung von Mobbing an Schulen. (n.d.). Zugriff am 04.05.2014, unter http://www.mobbing-

wiki.de/index.php?title=Verbreitung_von_Mobbing_an_Schulen• Verschiedene Formen von Mobbing. (2011). Zugriff am 04.05.2014, unter

http://khsfritzlar.wordpress.com/2011/11/09/verschiedene-formen-von-mobbing/

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