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Chancengerechtigkeit durch Förderung von Kindern EIN DEUTSCH-SCHWEDISCHER VERGLEICH Eine Studie von

Neue BILD der FRAU-Studie: Chancengerechtigkeit von Kindern - ein deutsch-schwedischer Vergleich

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Der Bildungserfolg von Kindern hängt in Deutschland deutlich stärker von der sozialen Schicht der Herkunftsfamilie ab als beispielsweise in den skandinavischen Ländern. Hier gelingt es deutlich besser, Kindern, unabhängig von ihrer sozialen Herkunft, gleiche Bildungschancen zu eröffnen. Um den Ursachen für dieses deutsche Defizit auf den Grund zu gehen, hat BILD der FRAU eine ländervergleichende Studie mit dem Institut für Demoskopie Allensbach durchgeführt.

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Chancengerechtigkeitdurch Fö�rderung

von KindernEIN DEUTSCH-SCHWEDISCHER VERGLEICH

Eine Studie von

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HERAUSGEBER

BILD der FRAU

Axel Springer AG

Axel-Springer-Platz 1

20350 Hamburg

KONZEPTION

Marktforschung Axel Springer AG, Hamburg

DURCHF�HRUNG DER UNTERSUCHUNG

UND AUSWERTUNG

Institut fü�r Demoskopie Allensbach,

Allensbach am Bodensee

GESTALTUNG

Peter Bay

FOTOS

istockphoto/Getty Images/Fotolia

DRUCK

DRUCKPUNKT Digital Offset GmbH,

Hamburg

© Copyright 2012

Alle Verö�ffentlichungen von Daten aus dieser

Studie, ausgenommen zu wissenschaftlichen

Zwecken, bedü�rfen der vorherigen Zustimmung

der Axel Springer AG.

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Vorwort

Vor einiger Zeit hat BILD der FRAU für eine Reportage die Berliner „Arche“ besucht, eine großartige

Einrichtung für Kinder aus sozial schwachen Familien. Dort trafen wir zum Beispiel Marvin (10), der auf die

Frage nach seinem Berufswunsch antwortete: „Wieso? Wenn ich groß bin, werde ich Hartz IV, wie Papa.“

Und die kleine Jamina (9) erzählte uns: „Ich möchte eigentlich Lehrerin werden. Aber meine Mama sagt, das

schaffe ich sowieso nicht.“

Schrecklich traurige Kindersätze. Wie viel Wahrheit steckt in ihnen?

Klar ist: Chancengleichheit ist das Zukunftsthema in Deutschland. Und um Chancengleichheit beziehungs-

weise den Mangel daran geht es auch in unserer aktuellen Studie aus der Reihe BILD der FRAU-Frauenbilder.

Einmal im Jahr gehen wir als Deutschlands größte Frauenzeitschrift einem Thema wissenschaftlich auf den

Grund. Einem Thema, das nicht nur unsere sechs Millionen Leserinnen und Leser bewegt – sondern die

ganze Gesellschaft.

Jedes fünfte Kind in Deutschland wächst in einkommensschwachen und bildungsfernen Familien auf.

Jungen wie Marvin, Mädchen wie Jamina. Haben sie wirklich die Chance, es später mal besser zu haben als

ihre Eltern? 36 Prozent der Deutschen sagen Nein – die vielleicht schockierendste Zahl aus unserer neuen

Studie. Bei den unter 30-Jährigen aus einfachen Schichten meinen sogar 81 Prozent: Leistung lohnt

sich nicht.

Wenn es überforderten Eltern nicht gelingt, bei ihren Kindern Träume zu wecken und Talente zu fördern

– dann sind wir dran. Staat und Gesellschaft. Aber welche Fördermaßnahmen, welche Einrichtungen sind

die richtigen? Wie und von wem wird ein Kleinkind am besten betreut? Und was sind eigentlich unsere Bil-

dungsideale: Die Verankerung humanitärer Werte oder die Vermittlung von möglichst viel Lernstoff? Und

nicht zuletzt: Warum gelingt es skandinavischen Ländern, vorneweg Schweden, offensichtlich so viel besser,

Chancengleichheit zu erzielen? Was können wir von den Nordeuropäern lernen?

Die ländervergleichende Repräsentativ-Studie, die wir beim renommierten Institut für Demoskopie in

Allensbach in Auftrag gegeben haben und die Sie hier in Händen halten, liefert konkrete Antworten. Und

viele Hinweise darauf, wie wir es schaffen können. Wie wir Kinder wie Marvin und Jamina auf den richtigen

Weg bringen – weg vom Rand der Gesellschaft.

SANDRA IMMOOR BIANCA POHLMANN

BILD der FRAU-Chefredakteurin BILD der FRAU-Verlagsleiterin

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Faire Chancen von Anfang an

Immer wieder haben Studien in den vergangenen Jahren den engen Zusammenhang zwischen sozialer

Herkunft und Bildungserfolg in Deutschland gezeigt. Die Ergebnisse sind alarmierend, und beunruhigend

sind auch die Folgen: Wo heute faire Bildungschancen für Kinder aus sozial schwachen Familien fehlen,

müssen wir morgen viel Geld in die Hand nehmen, um Menschen ohne Perspektiven dauerhaft zu alimen-

tieren. Klar ist auch, dass Kinderarmut ihre Ursache fast immer in den mangelnden Chancen und Perspek-

tiven der Eltern hat. Sie betrifft vor allem die bildungsfernen Schichten unserer Gesellschaft. Wo Eltern

mangels ausreichender Bildung und Qualifikation keine Chancen und Perspektiven haben, geraten auch

ihre Kinder ins Hintertreffen. Wie können wir diesen Teufelskreis aus Armut, geringen Bildungschancen und

infolgedessen schlechten Berufs- und Teilhabechancen durchbrechen?

Um die Teilhabechancen von Kindern aus sozial schwachen Familien zu verbessern, hat sich das Bundes-

familienministerium im Rahmen der Anpassung der Hartz-IV-Regelsätze für Kinder erfolgreich dafür einge-

setzt, dass auch Kinder von Geringverdienerinnen und Geringverdienern von Leistungen für Schulausflüge,

Mittagsverpflegung und Bildungsangeboten profitieren. Rückwirkend zum 1. Januar 2011 wurden so neue

Leistungen für Bildung und Teilhabe eingeführt. Zudem unterstützt der Kinderzuschlag in Höhe von bis zu

140 Euro für jedes Kind gezielt Familien mit niedrigem Erwerbseinkommen und hilft ihnen, unabhängig

von Leistungen des Arbeitslosengeldes II zu bleiben. Solche monetären Leistungen sind aber kein Allheil-

mittel. Die eigentliche sozialpolitische Herausforderung liegt darin, Kindern und Jugendlichen unabhängig

von ihrer sozialen Herkunft faire Chancen zu eröffnen. In jedem Kind und in jedem Jugendlichen stecken

Talente, und jedes Talent ist wertvoll. Jedes Kind und jeder Jugendliche verdient, dass seine Talente entdeckt

und gefördert werden.

Erster und wichtigster Bildungsort ist die Familie. Hier erwerben Kinder im täglichen Miteinander grund-

legende sprachliche, kognitive und soziale Kompetenzen. Wie Familienmitglieder miteinander umgehen,

was Eltern ihren Kindern vorleben, welche Strukturen und Rituale das Familienleben prägen – all das ent-

scheidet in erheblichem Maße über Entwicklungsperspektiven von Kindern. Was Eltern ihren Kindern fürs

Leben mitgeben, lässt sich niemals delegieren oder gar ersetzen. Entscheidend ist es deshalb, Bildung stärker

in den Familienalltag zu integrieren und die Erziehungskompetenz der Eltern zu stärken. Das Bundes -

familienministerium unterstützt dieses Ziel mit dem Programm „Elternchance ist Kinderchance“. Bis Ende

2014 werden 4.000 haupt- und nebenamtliche Fachkräfte, die bereits in der Familienbildung tätig sind, über

die bundesweit tätigen Träger der Familienbildung zu so genannten „Elternbegleitern“ weiterqualifiziert,

die Eltern mit fachkundigem Rat zur Entwicklung ihrer Kinder unterstützen.

4

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Kinder brauchen jedoch nicht nur im „Bildungsort Familie“ Unterstützung, sondern natürlich auch dann,

wenn sie zeitweise am Tag außerfamiliär betreut werden – etwa in einer Kindertagesstätte. Darum

unterstützt der Bund Länder und Kommunen mit 4,6 Milliarden Euro beim quantitativen und qualitativen

Ausbau der Kinderbetreuung und beteiligt sich ab 2014 mit rund 845 Millionen Euro pro Jahr an den Kosten

für den laufenden Betrieb. Im Rahmen unserer Offensive „Frühe Chancen“ investieren wir darüber hinaus

rund 400 Millionen Euro in bis zu 4.000 Schwerpunkt-Kitas zur Sprach- und Integrationsförderung.

Die vorliegende Untersuchung zeigt, dass eine Politik, die auf die Stärkung der Elternkompetenz einerseits

und den Ausbau familienunterstützender Infrastruktur andererseits setzt, der richtige Weg ist, um mehr

Chancengerechtigkeit zu erreichen und die Durchlässigkeit sozialer Schichten zu erhöhen. Eltern wünschen

sich für ihre Kinder soziales Fortkommen – und zwar gerade auch diejenigen Eltern aus den so genannten

einfachen Sozialschichten – und sie fühlen sich in Deutschland in hohem Maße auch in der Pflicht, ihre

Kinder umfassend zu fördern. Gleichzeitig wächst auch die Akzeptanz des Ausbaus der Betreuungsangebote

für Kleinkinder unter drei Jahren. Drei Viertel der Gesamtbevölkerung begrüßen das Vorhaben. Zustimmungs-

raten in dieser Höhe erreichen nur wenige politische Maßnahmen.

In Bildungschancen von Kindern und Jugendlichen zu investieren, ist ein Gebot sozialer Verantwortung,

aber auch ein Gebot ökonomischer Vernunft, gerade im Hinblick auf den demografischen Wandel. Denn

Investitionen in frühkindliche Bildung zahlen sich aus – durch bessere Bildungschancen und damit später

auch bessere Beschäftigungs- und Teilhabechancen. Ich bin überzeugt: Grundlage des gesellschaftlichen

Zusammenhalts gerade in einer alternden Gesellschaft ist, dass alle Menschen faire Verwirklichungschancen

haben: die Möglichkeit, ihre selbstgesteckten Ziele zu erreichen. Dazu bedarf es fairer Chancen von

Anfang an! Das gilt für Deutschland nicht anders als für Schweden.

DR. KRISTINA SCHRÖDER

Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

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Inhalt

Vorwort ..............................................................................................................................................................3

Vorwort Familienministerium...........................................................................................................................4

Vorbemerkung...................................................................................................................................................9

Soziale Durchlässigkeit und Chancengerechtigkeit –

aus Sicht der Bevölkerung in Schweden größer als in Deutschland .............................................................10

Ursachen schichtabhängiger Bildungserfolge:

Deutsche Eltern sehen sich stärker in der Verantwortung

für Bildung und Leistungsorientierung als schwedische................................................................................21

Bildungs- und Aufstiegswünsche von Eltern für ihre Kinder..........................................................................29

Die Förderung und Betreuung kleiner Kinder................................................................................................35

Urteile über die vorhandenen Kinderbetreuungseinrichtungen ...................................................................47

Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf .......................................................................................................57

Einstellungen zu Kindern und Familie ...........................................................................................................63

Besondere Perspektiven und Einstellungen

türkischstämmiger Eltern in Deutschland......................................................................................................69

ANHANG

Anhangschaubilder .........................................................................................................................................78

Anhangtabellen ...............................................................................................................................................81

Untersuchungsdaten der deutschen sowie der schwedischen Umfrage .......................................................85

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91"Zwischen Ehrgeiz und Überforderung. Bildungsambitionen und Erziehungsziele von Eltern in Deutschland. Eine Studie des Instituts für Demoskopie Allensbachim Auftrag der Vodafone Stiftung Deutschland", Vodafone Stiftung Deutschland gemeinnützige GmbH, Düsseldorf 2011, Seite 10.

Vorbemerkung

Der Zusammenhang zwischen dem Bildungsweg bzw. dem schulischen Erfolg von Kindern und dem

Bildungshintergrund des Elternhauses ist in Deutschland ungewöhnlich eng. Eine aktuelle Untersuchung

zeigt, dass 77 Prozent der Kinder von Eltern aus den höheren Bildungsschichten ein Gymnasium besuchen,

aber nur 29 Prozent der Kinder von Eltern mit einfacher Schulbildung.1 Die Chancen von Kindern in Deutsch-

land stehen und fallen weitgehend mit der sozialen Schicht, in die sie hineingeboren werden. Dies ist unbe-

friedigend und birgt zudem die Gefahr einer sich verfestigenden Unterschicht ohne große

Aufstiegsperspektiven.

International vergleichende Untersuchungen belegen darüber hinaus, dass der enge Zusammenhang zwi-

schen den Chancen der Kinder und dem Bildungshintergrund der Eltern ein typisch deutsches Phänomen

ist. So gelingt es beispielsweise in den skandinavischen Ländern weitaus besser, Startnachteile von Kindern

aus den schwächeren sozialen Schichten zu kompensieren, die Korrelation zwischen dem Bildungshinter-

grund der Elternhäuser und der Schulkarriere der Kinder ist in Skandinavien weitaus geringer als in Deutsch-

land.

Um die Ursachen und Hintergründe dieses Befundes aufzuklären, haben BILD DER FRAU und das

BUNDESMINISTERIUM FÜR FAMILIE, SENIOREN, FRAUEN UND JUGEND das INSTITUT FÜR DEMOS -

KOPIE ALLENSBACH mit einer ländervergleichenden Studie beauftragt. In repräsentativen Befragungen in

Deutschland und – exemplarisch für Skandinavien – Schweden wurden dabei die Haltungen und Urteile

der Bevölkerung zur Betreuung, Förderung und Erziehung von Kindern sowie zum Thema Chancengerech-

tigkeit ermittelt. Um Besonderheiten in den Urteilen und Einstellungen von Eltern mit Migrationshintergrund

herausarbeiten zu können, wurde in Deutschland zusätzlich ein repräsentativer Querschnitt türkisch -

stämmiger Eltern unter-12-jähriger Kinder befragt.

In der Analyse werden fallweise Trenddaten aus dem Allensbacher Archiv hinzugezogen, um Veränderun-

gen z.B. in den Einstellungen der deutschen Bevölkerung nachzeichnen zu können. Wo es möglich und sinn-

voll ist, werden die aktuellen Befunde zudem mit Ergebnissen einer 2007 vom Allensbacher Institut

durchgeführten deutsch-französischen Studie verglichen. Durch einen solchen Dreiländervergleich gewinnen

die Befunde der vorliegenden Untersuchung zusätzlich Profil.

Allensbach am Bodensee, im Juli 2012 INSTITUT FÜR DEMOSKOPIE ALLENSBACH

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Soziale Durchlässigkeit und Chancengerechtigkeit – aus Sicht der Bevölkerung in Schweden größer als in Deutschland

Wenn es um die Frage der Chancengerechtigkeit in der Gesellschaft geht, gehen die Wahrnehmungen der

deutschen und der schwedischen Bevölkerung schon bei ganz grundsätzlichen Fragen deutlich auseinander.

So nimmt die schwedische Bevölkerung ihre Gesellschaft in deutlich höherem Anteil als sozial durchlässig

wahr als die deutsche. Fast zwei Drittel der 16- bis 74-jährigen Bevölkerung in Schweden sind überzeugt,

dass eigene Anstrengungen in der Regel auch dazu führen, dass man im Leben etwas erreicht. In Deutschland

sehen das nur 44 Prozent so (Schaubild 1). 36 Prozent der Bevölkerung in Deutschland vertreten ausdrücklich

die gegenteilige Auffassung, dass es für Personen aus unteren Schichten nur sehr schwer ist sozial aufzustei-

gen, wie sehr sie sich auch anstrengen.2

© IfD-AllensbachBASIS: 16- BIS 74-JÄHRIGE BEVÖLKERUNG IN DEUTSCHLAND UND SCHWEDENQUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241, MAI/JUNI 2012

GRÖßERE SOZIALE DURCHLÄSSIGKEIT IN SCHWEDEN – DAS SEHEN GERADE EINFACHE SOZIALE SCHICHTEN SO

Frage: "Zwei Leute unterhalten sich über Aufstiegsmöglichkeiten: Der Erste sagt: 'Wer sich heute wirklich anstrengt, der bringt es in der Regel auch zu etwas.' Der Zweite sagt: 'Tatsächlich ist es so, dass die einen oben sind, und die anderen sind unten, und für die ist es sehr schwer hochzukommen, so sehr

sie sich auch anstrengen.'Was würden Sie persönlich sagen: Wer von beiden hat eher Recht – der Erste oder der Zweite?"

6153

47

27

DEUTSCHLAND

DEUTSCHLAND

SCHWEDEN

"Wer sich heute wirklich anstrengt, der bringt es in der Regel auch zu etwas"

44%

7160

55SCHWEDEN

soziale Schichten

höhere mittlere einfache

2 Tabellarischer Basisbericht DEUTSCH-SCHWEDISCHER VERGLEICH, Tabelle 6

SCHAUBILD 1

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Gerade in einfachen sozialen Schichten werden die Möglichkeiten zum Aufstieg in Schweden deutlich

optimistischer gesehen als in Deutschland. Während in Deutschland nur rund jeder Vierte aus diesem Per-

sonenkreis daran glaubt, dass sich eigene Anstrengung in der Regel durch sozialen Aufstieg auszahlt, sind in

Schweden 55 Prozent der Personen aus einfachen Sozialschichten davon überzeugt (Schaubild 1, Seite 10).

Besonders problematisch wird dieser in der deutschen Unterschicht verbreitete Statusfatalismus in

Verbindung mit der in den letzten Jahren deutlichen Auseinanderentwicklung der wirtschaftlichen Lage der

sozialen Schichten in Deutschland. Während das frei verfügbare Einkommen der oberen sozialen Schichten

in den letzten 20 Jahren trotz aller Krisen kontinuierlich und deutlich gestiegen ist, hat sich der finanzielle

Spielraum der Mittelschicht nominell nur moderat vergrößert und ist in den unteren Schichten kaum

gewachsen (Schaubild 2). Stellt man die Inflationsraten in diesem Zeitraum in Rechnung, kann im Vergleich

zu 1992 nur die Oberschicht reale Zugewinne im frei verfügbaren Einkommen verbuchen, Mittel- und

Unterschicht verzeichnen dagegen abnehmende reale Spielräume. Die wirtschaftliche Auseinanderentwick-

lung der Schichten in Deutschland hat sich in den letzten Jahren immerhin verlangsamt. In den letzten fünf

Jahren entsprechen die nominellen Zugewinne in allen Schichten in etwa der Inflationsrate in diesem

Zeitraum.3

11

© IfD-AllensbachBASIS: 16- BIS 74-JÄHRIGE BEVÖLKERUNG IN DEUTSCHLAND UND SCHWEDENQUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241, MAI/JUNI 2012

DER FINANZIELLE SPIELRAUM DER SOZIALEN SCHICHTEN ENTWICKELT SICH AUSEINANDER

156 166NIEDRIG

2007

153

Betrag, der im Monat durchschnittlich zur freien Verfügung bleibt, wenn alle laufenden Kosten wie Miete, Heizung, Kleidung, Essen und Trinken beglichen sind.

Frei verfügbares Einkommen in EuroSOZIOÖKONOMISCHER STATUS

1992 2000 2012

377

452HOCH

522572

170

240 MITTEL259 262 281

SCHAUBILD 2

3 Andere aktuelle Studien des Instituts für Demoskopie Allensbach zeigen allerdings, dass die subjektive Beurteilung der Entwicklung der eigenen wirtschaftlichenLage auch in den letzten fünf Jahren in den sozialen Schichten deutlich unterschiedlich ausfällt. Personen aus einfachen sozialen Schichten haben eher denEindruck, es gehe ihnen heute materiell schlechter als vor fünf Jahren, Personen aus der Oberschicht geben dagegen eher zu Protokoll, es gehe ihnen besser.

Page 12: Neue BILD der FRAU-Studie: Chancengerechtigkeit von Kindern - ein deutsch-schwedischer Vergleich

Auch die junge Bevölkerung zeigt sich in Schweden im Hinblick auf Möglichkeiten des sozialen Aufstiegs

deutlich zuversichtlicher als in Deutschland. Während in Schweden 70 Prozent der Unter-30-Jährigen davon

ausgehen, dass sich eigene Anstrengung in der Regel lohnt, teilen in Deutschland nur 41 Prozent dieser

Altersgruppe diese Überzeugung. Die schichtspezifischen Unterschiede in dieser Altersgruppe sind dabei in

Deutschland besonders ausgeprägt: Während 56 Prozent der Unter-30-Jährigen aus der Oberschicht davon

ausgehen, dass Anstrengung in der Regel auch zu sozialem Erfolg führt, teilen nur 19 Prozent dieser Alters-

gruppe aus der Unterschicht diese Einschätzung. In Schweden zeigen sich schichtspezifische Unterschiede

in der jungen Bevölkerung bei dieser Frage dagegen nicht (Schaubild 3).

Für die Leistungsmotivation junger Menschen in der Schule und beim Berufsstart dürfte dies kaum

folgenlos bleiben: Es ist zu vermuten, dass gerade junge Menschen aus einfachen Schichten in Schweden

deutlich motivierter sind, sich anzustrengen und ambitionierte Lebensziele durch eigene Leistung zu errei-

chen, als in Deutschland.

12

© IfD-AllensbachBASIS: UNTER-30-JÄHRIGE IN DEUTSCHLAND UND SCHWEDENQUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241 MAI/JUNI 2012

DEUTSCHLAND SCHWEDEN

SOZIALE DURCHLÄSSIGKEIT: IN DEUTSCHLAND GROßE SCHICHTSPEZIFISCHE UNTERSCHIEDE IN DEN EINSCHÄTZUNGEN DER JUNGEN BEVÖLKERUNG

"Wer sich heute wirklich anstrengt, der bringt es in der Regel

auch zu etwas"

"Tatsächlich ist es so, dass dieeinen oben sind, und die

anderen sind unten, und fürdie ist es sehr schwer

hochzukommen, so sehr siesich auch anstrengen"

Unentschieden

41% 44

19

7064

72

34 32

55

26 33 2325 24 26

4 3 5

56

17

27

68

28

4

soziale Schichten

UNTER-30-JÄHRIGE

höhereinsgesamt mittlere einfache

soziale Schichten

UNTER-30-JÄHRIGE

höhereinsgesamt mittlere einfache

SCHAUBILD 3

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Auch die Haltungen von Müttern junger Kinder unterscheiden sich in dieser Frage sehr deutlich in beiden

Ländern. Während in Schweden 72 Prozent der Mütter unter-12-jähriger Kinder die Auffassung teilen, dass

man es durch Anstrengung in der Regel auch zu etwas bringt, sind es in Deutschland nur 39 Prozent,

47 Prozent vertreten dagegen ausdrücklich die Auffassung, dass es in Deutschland nur sehr schwer möglich

ist, sozial aufzusteigen, wie sehr man sich auch anstrengt.4 Bemerkenswerterweise übersteigt der Anteil der

aufstiegsoptimistischen Mütter in Schweden damit den Anteil der Väter, die diese Überzeugung teilen, wäh-

rend es in Deutschland umgekehrt ist (Schaubild 4).

13

© IfD-AllensbachBASIS: 16- BIS 74-JÄHRIGE BEVÖLKERUNG IN DEUTSCHLAND UND SCHWEDENQUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241, MAI/JUNI 2012

"Wer sich heute wirklich anstrengt, der bringt es in der Regel auch zu etwas"

SOZIALE DURCHLÄSSIGKEIT IN DEUTSCHLAND UND SCHWEDEN – BESONDERS GROßE WAHRNEHMUNGSUNTERSCHIEDE IN DER JUNGEN GENERATION UND BEI MÜTTERN JUNGER KINDER

61 %

46 4449

41 44 46DEUTSCHLAND

SCHWEDEN

insge-samt

Väter

Eltern von Kindern unter 12 Jahren

4439

6167

6370

6052

72

16- bis 74-jährige

Bevölkerung16-29Jahre

30-44Jahre

45-59Jahre

60-74Jahre

Mütter

Altersgruppen

4 Tabellarischer Ergebnisbericht DEUTSCH-SCHWEDISCHER VERGLEICH, Tabelle 6

SCHAUBILD 4

Page 14: Neue BILD der FRAU-Studie: Chancengerechtigkeit von Kindern - ein deutsch-schwedischer Vergleich

Werden die Möglichkeiten zum sozialen Aufstieg durch eigene Leistung in Deutschland insgesamt schon

deutlich pessimistischer gesehen als in Schweden, sind die Überzeugungen in den östlichen Bundesländern

noch negativer gefärbt. Anders als im Westen zeigt sich hier eine relative Mehrheit sogar davon überzeugt,

dass sozialer Aufstieg für Menschen aus den unteren Schichten kaum möglich ist, so sehr sie sich auch an-

strengen (43 Prozent). Besonders pessimistisch zeigen sich junge Eltern im Osten: Nur ein Viertel geht davon

aus, dass Leistung in der Regel auch mit sozialem Aufstieg belohnt wird, über die Hälfte hält eigene Anstren-

gungen dagegen für in der Regel vergeblich (Schaubild 5).

14

© IfD-AllensbachBASIS: BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND, BEVÖLKERUNG AB 16 JAHREQUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241, MAI/JUNI 2012

SOZIALE DURCHLÄSSIGKEIT IN DEUTSCHLAND: IM OSTEN DEUTLICH PESSIMISTISCHERE WAHRNEHMUNG ALS IM WESTEN

"Wer sich heute wirklich anstrengt, der bringt es in der Regel

auch zu etwas"

"Tatsächlich ist es so, dass die einen oben

sind, und die anderen sind unten, und für

die ist es sehr schwer hochzukommen, so

sehr sie sich auch anstrengen"

Bevölkerunginsgesamt

West

ELTERN VON KINDERN UNTER 12 JAHREN

Ost

45%

West-deutsch-

land

Ost-deutsch-

land

4735

44 48

25

35 34

43

42 39

52

20 19 2214 13

23

insgesamt

Unentschieden

SCHAUBILD 5

Page 15: Neue BILD der FRAU-Studie: Chancengerechtigkeit von Kindern - ein deutsch-schwedischer Vergleich

Dabei ist die Zuversicht, dass sozialer Aufstieg durch eigene Leistung möglich ist, im Osten Deutschlands

seit Mitte der 90er Jahre kontinuierlich angestiegen. Der Anteil der westdeutschen Bevölkerung, die dem

Sprichwort "Jeder ist seines Glückes Schmied" anhängen und an sozialen Aufstieg durch eigene Leistung

glauben, liegt dagegen seit Mitte der 80er Jahre annähernd stabil bei knapp unter 50 Prozent. Höher lag

dieser Anteil mit über 60 Prozent in Wirtschaftswunderzeiten Mitte der 60er Jahre und auch noch Mitte der

70er Jahre (Schaubild 6).

15

© IfD-AllensbachBASIS: BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND, BIS 1985: WESTDEUTSCHLAND, BEVÖLKERUNG AB 16 JAHREQUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGEN, ZULETZT 10086, FEBRUAR 2012

"Jeder ist seines Glückes Schmied. Wer sich heute wirklich anstrengt, der kann es auch zu etwas bringen"

"JEDER IST SEINES GLÜCKES SCHMIED": SOZIALER AUFSTIEG DURCH LEISTUNG – LANGZEITTREND

Frage: "Zwei Männer/Frauen unterhalten sich über das Leben. Der/die eine sagt: 'Jeder ist seines Glückes Schmied. Wer sich heute wirklich anstrengt, der kann es auch zu etwas bringen.'

Der/die andere sagt: 'Tatsächlich ist es so, dass die einen oben sind, und die anderen sind unten und kommen bei den heutigen Verhältnissen auch nicht hoch, so sehr sie sich auch anstrengen.'

Was würden Sie persönlich sagen: Wer von beiden hat eher recht – der/die Erste oder der/die Zweite?"

2012200519961985197519631955

53 %

62 62

49 47 49 48

28

3742

WEST

OST

SCHAUBILD 6

Page 16: Neue BILD der FRAU-Studie: Chancengerechtigkeit von Kindern - ein deutsch-schwedischer Vergleich

Auch in der Frage der Chancengerechtigkeit zeichnet die schwedische Bevölkerung ein signifikant positi-

veres Bild von ihrem Land als die deutsche. Gut die Hälfte der Schweden hält die Chancengerechtigkeit im

eigenen Land für gut oder sogar sehr gut verwirklicht, in Deutschland konstatieren das lediglich 37 Prozent

der Bevölkerung, 57 Prozent sind dagegen überzeugt, um die Chancengerechtigkeit stehe es hierzulande bis-

lang weniger gut oder gar nicht gut (Schaubild 7).

16

© IfD-AllensbachBASIS: 16- BIS 74-JÄHRIGE BEVÖLKERUNG IN DEUTSCHLAND UND SCHWEDENQUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241, MAI/JUNI 2012

CHANCENGERECHTIGKEIT AUS SICHT DER BEVÖLKERUNG INSCHWEDEN BESSER VERWIRKLICHT ALS IN DEUTSCHLAND

sehr gut

6unentschieden

DEUTSCHLAND

SCHWEDEN

gut

weniger gut

gar nicht gut

4

3

7

34 %45

5038

7

6

Frage: "Man kann ja ganz unterschiedlicher Ansicht darüber sein, inwieweit bei uns in der Gesellschaft Chancengerechtigkeit bereits verwirklicht ist. Ich meine, dass jeder in unserer Gesellschaft, unabhängig

von der sozialen Herkunft oder dem Geschlecht, die gleichen Chancen bei der Bildung, auf dem Arbeitsmarkt und im Beruf bekommt. Wie sehen Sie das: Wie gut ist in unserer Gesellschaft

Chancengerechtigkeit alles in allem verwirklicht?"

Es sehen in ihrem Land Chancengerechtigkeit

alles in allem verwirklicht –

SCHAUBILD 7

Page 17: Neue BILD der FRAU-Studie: Chancengerechtigkeit von Kindern - ein deutsch-schwedischer Vergleich

Auch hier zeigen sich überdurchschnittlich starke Unterschiede zwischen den Ländern in der jungen

Generation: Während Unter-30-Jährige in Schweden die Chancengerechtigkeit in ihrem Land mit 55 Prozent

überdurchschnittlich häufig mindestens "gut" verwirklicht sehen, liegt dieser Anteil in Deutschland mit

34 Prozent unter dem Bevölkerungsdurchschnitt.

Die Urteile in dieser Frage sind nicht nur in Deutschland, sondern auch in Schweden deutlich schichtab-

hängig: Personen aus höheren soziale Schichten halten Chancengerechtigkeit im jeweiligen Land in deutlich

höheren Anteilen für gut verwirklicht als Personen aus einfachen Schichten (Schaubild 8).

17

© IfD-AllensbachBASIS: 16- BIS 74-JÄHRIGE BEVÖLKERUNG IN DEUTSCHLAND UND SCHWEDENQUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241, MAI/JUNI 2012

16- bis 74-jährige

Bevölkerung16-29Jahre

30-44Jahre

45-59Jahre

60-74Jahre

Altersgruppen

BEI DER VERWIRKLICHUNG VON CHANCENGERECHTIGKEIT IST SCHWEDEN AUS BEVÖLKERUNGSSICHT WEITER ALS DEUTSCHLAND

Soziale Schichten

höhere mittlere ein-fache

Sehr gut/gut

Nicht dargestellt: Unentschiedene

Weniger gut/Gar nicht gut

Es sehen in ihrem Land Chancengerechtigkeit

verwirklicht – 51 %

DEUTSCHLAND SCHWEDEN

55 52 49 49

63

49 45

37 34 36 38 3946

3629

4539

46 47 48

33

47 50

57 58 60 57 55 48 58 65

SCHAUBILD 8

Page 18: Neue BILD der FRAU-Studie: Chancengerechtigkeit von Kindern - ein deutsch-schwedischer Vergleich

18

© IfD-AllensbachBASIS: BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND, BEVÖLKERUNG AB 16 JAHREQUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGEN, ZULETZT 6241, MAI/JUNI 2012

VERWIRKLICHUNG VON CHANCENGERECHTIGKEITIN DEUTSCHLAND – POSITIVER TREND

23 %

21

28

26

18

37

37

14

33

201220082007

WEST

OST

GESAMT-DEUTSCHLAND

Es sehen die Chancengerechtigkeit in Deutschland alles in allem "sehr gut" oder "gut" verwirklicht

Auch wenn das Urteil über die Verwirklichung von Chancengerechtigkeit in Deutschland negativer ausfällt

als in Schweden, zeigt die Einschätzung der Bevölkerung über die letzten Jahre hierzulande einen deutlich

positiven Trend. Gegenüber 2007 ist der Anteil derjenigen, die die Chancengerechtigkeit in Deutschland gut

oder sehr gut verwirklicht sehen, stark angestiegen, von 21 Prozent in 2007 auf aktuell 37 Prozent. Der Anstieg

verlief dabei im Osten – von einer niedrigeren Basis aus – steiler als im Westen (Schaubild 9).

SCHAUBILD 9

Page 19: Neue BILD der FRAU-Studie: Chancengerechtigkeit von Kindern - ein deutsch-schwedischer Vergleich

Insgesamt deckt sich das mit der Wahrnehmung der Bevölkerung, die häufiger den Eindruck äußert,

die Chancengerechtigkeit habe in Deutschland in den letzten 10 bis 15 Jahren zugenommen, als den

Eindruck, sie habe abgenommen. In dieser Frage bestehen allerdings deutliche Wahrnehmungsunterschiede

in West und Ost: Im Westen konstatieren 32 Prozent eine Verbesserung der Chancengerechtigkeit, 20 Prozent

haben den gegenteiligen Eindruck. Im Osten ist es dagegen fast genau umgekehrt (20 Prozent gegenüber

33 Prozent).

Deutliche Unterschiede zeigen sich auch hier zwischen den sozialen Schichten. Allerdings sehen selbst in

den einfachen sozialen Schichten tendenziell mehr Personen eine Verbesserung der Chancengerechtigkeit

als eine Verschlechterung (Schaubild 10).

19

Frage: "Wie ist Ihr Eindruck: Hat die Chancengerechtigkeit in Deutschland in den letzten 10 bis 15 Jahren eher zugenommen, oder eher abgenommen, oder hat sich da nicht viel geändert?"

© IfD-AllensbachBASIS: BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND, BEVÖLKERUNG AB 16 JAHREQUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241, MAI/JUNI 2012

AUCH DIE DEUTSCHE BEVÖLKERUNG HAT DEN EINDRUCK, DIE CHANCENGERECHTIGKEIT HAT ZUGENOMMEN – ALLERDINGS NICHT IM OSTEN

sich nicht vielgeändert

Es haben den Eindruck, die Chancengerechtigkeit

hat in Deutschland in den letzten 10 bis 15 Jahren –

Bevölkerunginsgesamt

West-deutsch-

land

Ost-deutsch-

land

unentschieden, keine Angabe

eherzugenommen

eher abgenommen

30%

3220

35 29 27

38 38

38

4038 36

22 2033

1723 26

10 10 9 8 10 11

soziale Schichten

höhere mittlere einfache

SCHAUBILD 10

Page 20: Neue BILD der FRAU-Studie: Chancengerechtigkeit von Kindern - ein deutsch-schwedischer Vergleich
Page 21: Neue BILD der FRAU-Studie: Chancengerechtigkeit von Kindern - ein deutsch-schwedischer Vergleich

21

Ursachen schichtabhängiger Bildung serfolge:Deutsche Eltern sehen sich stärker in der Verantwortung für Bildung und Leistungsorientierung als schwedische

Auch in der Frage, wieweit die Gesellschaft dafür sorgt, dass Kinder schichtunabhängig die gleichen

Entwicklungschancen haben, unterscheiden sich die Einschätzungen der deutschen und der schwedischen

Bevölkerung deutlich. Schwedische Eltern unter-12-jähriger Kinder haben zu 44 Prozent den Eindruck, dass

für die Herstellung der Chancengleichheit von Kindern in ihrem Land viel oder sehr viel getan wird, deutsche

Eltern teilen diese Einschätzung bezogen auf Deutschland dagegen nur zu 32 Prozent (Schaubild 11).

© IfD-AllensbachBASIS: 16- BIS 74-JÄHRIGE BEVÖLKERUNG IN DEUTSCHLAND UND SCHWEDENQUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241, MAI/JUNI 2012

CHANCENGLEICHHEIT VON KINDERN: AUS BEVÖLKERUNGSSICHT WIRD IN SCHWEDEN MEHR DAFÜR GETAN ALS IN DEUTSCHLAND

sehr viel

Nicht dargestellt: Weiß nicht, keine Angabe

DEUTSCHLAND SCHWEDEN

viel

nicht so viel

nur wenig

323

3027 %

49

Für gleiche Entwicklungs-

chancen für Kinder wird im jeweiligen

Land getan –

39

5042

12

9

14

8

36

5

DEUTSCHLAND SCHWEDEN

16- bis 74-jährige Bevölkerung Eltern unter-12-jähriger Kinder

41

Frage: "Und wie viel wird in Deutschland/Schweden dafür getan, dass Kinder aus unterschiedlichen sozialen Schichten möglichst gleiche Chancen haben, sich gut zu entwickeln?

Wird da sehr viel, viel, nicht so viel, oder nur wenig getan?"

SCHAUBILD 11

Page 22: Neue BILD der FRAU-Studie: Chancengerechtigkeit von Kindern - ein deutsch-schwedischer Vergleich

Dass für die Chancengleichheit von Kindern nur wenig getan wird, ist ein Eindruck, der vor allem in den

einfachen Sozialschichten in Deutschland verbreitet ist. Hier fällt das Urteil darüber, wie viel für die

Chancengleichheit für Kinder getan wird, deutlich negativer aus als in Schweden, aber auch als im Bevöl -

kerungsdurchschnitt in Deutschland (Schaubild 12).

Dabei wird der Einfluss der sozialen Schicht der Eltern auf die Entwicklungschancen von Kindern auch in

Schweden hoch veranschlagt: Rund vier von fünf Schweden halten diesen Einfluss für groß oder sehr groß.

Allerdings liegt dieser Anteil in Deutschland noch höher. Insbesondere hält hierzulande fast jeder Dritte die-

sen Einfluss für "sehr groß", in Schweden dagegen nur 22 Prozent (Schaubild 13, Seite 23).

Fragt man gezielt nach den Ursachen für unterschiedliche Entwicklungschancen für Kinder, tritt der aus

deutscher Sicht größere Einfluss der Eltern noch plastischer hervor. So nennt die deutsche Bevölkerung als

Ursache am häufigsten, dass manche Eltern ihren Kindern kein gutes Vorbild sind, dass manche Kinder von

ihren Eltern nicht richtig erzogen werden, z.B. nicht lernen, Arbeiten gründlich zu erledigen und zu Ende zu

führen, und dass manche Eltern aus einfachen Bildungsschichten ihre Kinder nicht gut fördern. Der schwe-

dischen Bevölkerung scheinen diese Punkte zur Erklärung ungleicher Chancen weit weniger relevant, ebenso

wie mögliche Unterschiede in der Förderkompetenz der Eltern, dass also manche Eltern gar nicht wissen,

wie sie ihr Kind am besten fördern.

22

© IfD-Allensbach

VOR ALLEM DEUTSCHE ELTERN AUS EINFACHEN SOZIALEN SCHICHTEN HABEN DEN EINDRUCK, DASS FÜR DIE CHANCENGLEICHHEIT VON KINDERN NICHT VIEL GETAN WIRD

Für gleiche Entwicklungs-chancen für Kinder wird sehr viel bzw. viel getan

44

15

4043

32 %

47

36 34

14 12 349

86

10 10

Dafür wird nurwenig getan

Nicht dargestellt: "Dafür wird nur nicht so viel getan" bzw. "weiß nicht, keine Angabe"

insgesamt soziale Schichten

höhere mittlere einfache

Eltern von unter-12-jährigen Kindern

BASIS: ELTERN UNTER-12-JÄHRIGER KINDER IN DEUTSCHLAND UND SCHWEDENQUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241, MAI/JUNI 2012

DEUTSCHLANDSCHWEDEN

SCHAUBILD 12

Page 23: Neue BILD der FRAU-Studie: Chancengerechtigkeit von Kindern - ein deutsch-schwedischer Vergleich

Aber auch eine ungleiche Begabung von Kindern ist in Deutschland weit häufiger als in Schweden ein

Erklärungsmuster für die unterschiedlichen Chancen von Kindern. Ebenso werden Benachteiligungen von

manchen Kindern in der Schule häufiger von der deutschen Bevölkerung ins Feld geführt als von der

schwedischen.

Von der schwedischen Bevölkerung werden dagegen am ehesten ungleiche finanzielle Voraussetzungen

als Ursache für ungleiche Chancen gesehen. Das geben – ähnlich wie in Deutschland – rund zwei Drittel

der Bevölkerung zu Protokoll.

Ein Mangel an staatlicher Unterstützung für benachteiligte Kinder wird bemerkenswerterweise in Deutsch-

land wie in Schweden als eher nachrangige Ursache gesehen, ebenso wie Qualitätsunterschiede in den

Betreuungseinrichtungen oder ob Unter-3-Jährige zuhause oder in einer Einrichtung betreut werden5

(Schaubild 14, Seite 24).

23

Frage: "Was glauben Sie: Wie viel Einfluss hat die soziale Schicht der Eltern darauf, wie gut sich Kinder entwickeln können?"

DEUTSCHLAND SCHWEDEN

© IfD-Allensbach

DER EINFLUSS DER SOZIALEN SCHICHT DER ELTERN AUF DIE ENTWICKLUNGSCHANCEN VON KINDERN WIRD VON DEUTSCHENHÖHER VERANSCHLAGT ALS VON SCHWEDEN

BASIS: 16- BIS 74-JÄHRIGE BEVÖLKERUNG IN DEUTSCHLAND UND SCHWEDENQUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241, MAI/JUNI 2012

sehr groß

groß

weniger groß

hat gar keinen Einfluss

Es halten den Einfluss der sozialen Schicht

der Eltern für –

22

55

57

10 17

1 13 3

31 %

unentschieden, keine Angabe

SCHAUBILD 13

5 Dabei ist davon auszugehen, dass diejenigen, die diesen Punkt angeben, vor allem eine Benachteiligung der Kinder sehen, die keine Betreu-ungseinrichtung besuchen, denn diese Gruppe urteilt an anderer Stelle in hohem Anteil, dass es für die Entwicklung eines Kindes besser ist,wenn es in den ersten drei Lebensjahren nicht ausschließlich in der Familie betreut wird (Deutschland: 60 Prozent, Schweden: 71 Prozent).

Page 24: Neue BILD der FRAU-Studie: Chancengerechtigkeit von Kindern - ein deutsch-schwedischer Vergleich

In den Einschätzungen der Eltern zu den möglichen Ursachen ungleicher Chancen von Kindern treten

ähnliche Unterschiede zwischen Deutschland und Schweden zu Tage wie auf Basis der Gesamtbevölkerung.

Insgesamt – so zeigen diese Urteile – wird die Verantwortung für eine gute Entwicklung von Kindern in

Deutschland viel stärker als in Schweden mit den persönlichen Anstrengungen und Fähigkeiten der Eltern

in Zusammenhang gebracht sowie mit Begabungsunterschieden der Kinder.

24

© IfD-AllensbachBASIS: 16- BIS 74-JÄHRIGE BEVÖLKERUNG IN DEUTSCHLAND UND SCHWEDENQUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241, MAI/JUNI 2012

Frage: "Was glauben Sie, woran liegt es vor allem, dass manche Kinder in Deutschland/Schweden schlechtere Chancen haben, sich gut zu entwickeln und es im Leben

zu etwas zu bringen?" (Listenvorlage)

DEUTSCHE SEHEN IN PERSÖNLICHEN DEFIZITEN DER ELTERN UNDIN BEGABUNGSUNTERSCHIEDEN DER KINDER DEUTLICH HÄUFIGERDIE URSACHE FÜR CHANCENUNGLEICHHEIT ALS SCHWEDEN

Dass manche Kinder schlechtere

Chancen haben, sich gut zu entwickeln,

liegt vor allem daran, dass –

manche Kinder von ihren Eltern nicht richtig erzogen werden, z.B. nicht lernen, Arbeiten gründlich zu erledigen oder zu Ende zu führen

manche Kinder unter drei Jahren zuhause betreut werden und andere eine Kinder-betreuungseinrichtung besuchen

die Qualität der Betreuung in den Betreuungseinrichtungen wie Kinder-garten oder Kita sehr unterschiedlich ist

der Staat nicht genug dafür tut, um benachteiligte Kinder zu unterstützen

manche Kinder in der Schule von den Erziehern bzw. Lehrern benachteiligt werden

viele Eltern gar nicht wissen, wie sie ihre Kinder am besten fördern können

die finanziellen Voraussetzungen im Elternhaus sehr unterschiedlich sind

manche Eltern kein oder nur wenig Interesse daran haben, sich mit ihren Kindern zubeschäftigen

manche Eltern, die selbst keine gute Bildung bzw. Ausbildung haben, ihre Kinder nicht gutfördern

manche Eltern nicht viel Zeit mit ihrenKindern verbringen können

manche Kinder in die Kita gehen,während andere Tagesmütter haben

manche Eltern ihren Kindern kein gutesVorbild sind

die Kinder unterschiedlich begabt sind

61

47

32

61

66

54

47

32

14

27

23

8

6

n.e. = in Deutschland nicht erhoben

DEUTSCHSCHLAND SCHWEDEN

82

74

73

70

68

60

60

53

32

31

27

15

n.e.

%

SCHAUBILD 14

Page 25: Neue BILD der FRAU-Studie: Chancengerechtigkeit von Kindern - ein deutsch-schwedischer Vergleich

Bemerkenswert sind die schichtspezifischen Unterschiede dieser Einschätzungen, die sich in vielen Punk-

ten in Deutschland viel ausgeprägter zeigen als in Schweden. Man gewinnt leicht den Eindruck, dass Eltern

aus höheren sozialen Schichten in Deutschland die Verantwortung für die schlechteren Chancen von Kindern

aus einfachen Schichten dabei vor allem bei deren Eltern sehen – schlechte Vorbilder, Mangel an Motivation,

schlechte Ausbildung der Eltern – sowie in Begabungsunterschieden der Kinder. Eltern aus einfachen Schich-

ten verweisen in Deutschland dagegen deutlich überdurchschnittlich häufig auf die äußeren Umstände, d.h.

zu wenig staatliche Unterstützung, Benachteiligung durch Lehrer und ungleiche finanzielle Voraussetzungen.

Diese möglichen Ursachen werden allerdings auch von schwedischen Eltern aus einfachen Sozialschichten

überdurchschnittlich häufig angeführt (Tabelle 1).

Dass die Ursache für ungleiche Chancen von Kindern von der deutschen Bevölkerung viel häufiger als in

Schweden in den ungleichen persönlichen Voraussetzungen von Eltern verortet wird, ist aber nicht (nur)

Folge unterschiedlicher "Ideologien", sondern hat einen realen Grund. Das zeigt eine Analyse der elterlichen

Erziehungsziele in beiden Ländern.

Schwedische Eltern möchten ihren Kindern vor allem soziale Grundtugenden wie Ehrlichkeit, Höflichkeit

und Hilfsbereitschaft mit auf den Lebensweg geben sowie Verantwortungsbewusstsein und Selbständigkeit.

Jeweils über 70 Prozent der Eltern unter-12-jähriger Kinder in Schweden nennen dies als Ziel ihrer Erziehung.

In diesen Punkten unterscheiden sich deutsche und schwedische Eltern auch nur wenig. Auch Neugier steht

in beiden Ländern ähnlich häufig, nämlich bei jeweils gut der Hälfte der Eltern auf der Liste der eigenen

25

Ursachen für Chancenungleichheit aus Elternsicht – schichtspezifische Wahrnehmungen

Tabelle 1 Bundesrepublik Deutschland, Schweden

Eltern von Kindern unter 12 Jahren

Frage: "Was glauben Sie, woran liegt es vor allem, dass manche Kinder in Deutschland/Schweden schlechtere Chancen haben, sich gut zu

entwickeln und es im Leben zu etwas zu bringen?" (Listenvorlage, Mehrfachnennungen möglich) ELTERN UNTER-12-JÄHRIGER KINDER Deutschland Schweden Deutschland Schweden --------------------------------------------------- ---------------------------------------------------

Dass manche Kinder schlechtere soziale Schichten soziale Schichten Chancen haben, sich gut zu entwickeln, ------------------------------------------------ ------------------------------------------------ liegt vor allem daran, dass – höhere mittlere einfache höhere mittlere einfache *

% % % % % % % %

manche Eltern ihren Kindern kein gutes Vorbild sind ....................................................... 79 .................. 58 84 .............. 79 ............. 72 61 ............. 58 .............. 49 manche Kinder von ihren Eltern nicht richtig erzogen werden, z.B. nicht lernen, Arbeiten gründlich zu erledigen oder zu Ende zu führen ................................................. 73 .................. 44 79 .............. 71 ............. 70 47 ............. 44 .............. 39 die finanziellen Voraussetzungen im Elternhaus sehr unterschiedlich sind .................. 73 .................. 66 70 .............. 70 ............. 87 59 ............. 67 .............. 76 manche Eltern kein oder nur wenig Interesse daran haben, sich mit ihren Kindern zu beschäftigen ..................................... 71 .................. 67 78 .............. 74 ............. 51 68 ............. 67 .............. 62 manche Eltern, die selbst keine gute Bildung bzw. Ausbildung haben, ihre Kinder nicht gut fördern ................................... 67 .................. 30 77 .............. 68 ............. 42 36 ............. 25 .............. 34 viele Eltern gar nicht wissen, wie sie ihre Kinder am besten fördern können ............ 60 .................. 47 58 .............. 64 ............. 55 52 ............. 45 .............. 42 manche Eltern nicht viel Zeit mit ihren Kindern verbringen können ................................ 53 .................. 59 52 .............. 54 ............. 50 62 ............. 58 .............. 52

.../

Page 26: Neue BILD der FRAU-Studie: Chancengerechtigkeit von Kindern - ein deutsch-schwedischer Vergleich

Erziehungsziele, die Fähigkeit, das Leben zu genießen in Schweden etwas häufiger als in Deutschland

(54 Prozent gegenüber 44 Prozent).

Bemerkenswert ist dagegen, dass viele andere Dimensionen schwedischen Eltern als Ziele der eigenen

Erziehung deutlich weniger wichtig sind als deutschen: Sowohl eine gute, vielseitige Bildung als auch Tugen-

den wie Durchhaltevermögen, Leistungsbereitschaft und Sorgfalt sind nur jeweils weniger als einem Drittel

der schwedischen Eltern Ziel der Erziehung im Elternhaus, dagegen jeweils einer deutlichen Mehrheit der

Eltern in Deutschland (Schaubild 15, Seite 27).6

Während schwedische Eltern sich in ihren Erziehungszielen also stark auf die oben genannten sozialen

Grundtugenden sowie Selbständigkeit und Verantwortungsbewusstsein fokussieren, sehen sich Eltern in

Deutschland in großen Teilen wesentlich mit in der Verantwortung, für eine gute Allgemeinbildung ihrer

Kinder und das Erlernen von Tugenden wie Durchhaltevermögen, Leistungsbereitschaft und Sorgfalt zu sor-

gen. Wenn der Umfang des elterlichen Bildungs- und Erziehungsauftrags in beiden Ländern so unterschied-

lich interpretiert wird, erstaunt kaum, dass sich die in den Elternhäusern unterschiedlichen intellektuellen

und auch materiellen Voraussetzungen in Deutschland stärker auf die Entwicklungschancen von Kindern

auswirken als in Schweden. So hat etwa eine im vergangenen Jahr vom Allensbacher Institut durchgeführte

Studie gezeigt, wie viel leichter es Eltern mit höherer Schulbildung fällt, ihre Kinder bei den Hausaufgaben

zu unterstützen als weniger gut gebildeten Eltern.7

26

Ursachen für Chancenungleichheit aus Elternsicht – schichtspezifische Wahrnehmungen

Tabelle 1 Bundesrepublik Deutschland, Schweden

Eltern von Kindern unter 12 Jahren

/... ELTERN UNTER-12-JÄHRIGER KINDER

Deutschland Schweden Deutschland Schweden --------------------------------------------------- ---------------------------------------------------

Dass manche Kinder schlechtere soziale Schichten soziale Schichten Chancen haben, sich gut zu entwickeln, ------------------------------------------------ ------------------------------------------------ liegt vor allem daran, dass – höhere mittlere einfache höhere mittlere einfache *

% % % % % % % %

die Kinder unterschiedlich begabt sind ................................................................... 48 .................. 26 53 .............. 47 ............. 42 19 ............. 29 .............. 28 die Qualität der Betreuung in den Betreuungseinrichtungen wie Kinder- garten oder Kita sehr unterschiedlich ist ........................................................................ 33 .................. 28 27 .............. 34 ............. 46 27 ............. 26 .............. 39 der Staat nicht genug dafür tut, um benachteiligte Kinder zu unterstützen ............... 31 .................. 26 16 .............. 32 ............. 59 25 ............. 23 ............ 38 manche Kinder in der Schule von den Erziehern bzw. Lehrern benachteiligt werden ................................................................ 28 .................. 14 11 .............. 33 ............. 49 12 ............. 11 ............ 34 manche Kinder unter drei Jahren zu- hause betreut werden und andere eine Kinderbetreuungseinrichtung besuchen ............................................................. 11 ................... 8 11 .............. 11 ............. 14 5 .............. 9 .............. 11 manche Kinder in die Kita gehen, während andere Tagesmütter haben .................. – ................... 4 – .............. – ............. – 2 .............. 5 ............... 5 Nichts davon ........................................................ x ................... 1 x ............... x .............. x 1 .............. 1 ............... 3 Alle Kinder haben gleiche Chancen ..................... 1 ................... 5 x ............... 2 .............. 2 3 .............. 6 ............... 6

"–" = Wert wurde in Deutschland nicht erhoben * Fallzahl n = 43, Befund kann daher nur als Näherungswert interpretiert werden

QUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241

6 Es sollte daraus nicht geschlossen werden, dass diese Ziele für Eltern in Schweden per se unwichtig sind – sie stehen nur nicht im Zentrum der Erziehung im Elternhaus. Die Vermittlung von Bildungsinhalten und Sekundärtugenden wird offenbar stärker als in Deutschland als Aufgabe der staatlichen Bildungseinrichtungen gesehen.

7"Zwischen Ehrgeiz und Überforderung. Bildungsambitionen und Erziehungsziele von Eltern in Deutschland. Eine Studie des Instituts für Demoskopie Allensbach im Auftrag der Vodafone Stiftung Deutschland", Vodafone Stiftung Deutschland gemeinnützige GmbH, Düsseldorf 2011, Seite 11.

Page 27: Neue BILD der FRAU-Studie: Chancengerechtigkeit von Kindern - ein deutsch-schwedischer Vergleich

Hinzu kommt, dass die Bedeutung vieler Erziehungsziele in Deutschland tendenziell stärker von der

sozialen Schicht abhängt als in Schweden. Das gilt etwa für Leistungsbereitschaft, für eine gute Bildung oder

auch für die Freude an Büchern – Punkte die jeweils überdurchschnittlich häufig bei Eltern aus der Ober-

schicht auf der Liste wichtiger Erziehungsziele stehen (Anhangtabelle 1). Insbesondere Eltern aus der Ober-

schicht sehen sich in dieser Hinsicht also gegenüber ihren Kindern in der Pflicht.

27

© IfD-AllensbachBASIS: ELTERN VON UNTER-12-JÄHRIGEN KINDERN IN DEUTSCHLAND UND SCHWEDENQUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241, MAI/JUNI 2012

88

83

77

32

29

56

71

46

27

29

48

72

30

33

55

54

28

15

8

7

ELTERN VON UNTER-12-JÄHRIGEN KINDERN IN –

89

85

84

81

78

78

78

69

69

69

68

66

63

58

56

44

42

37

23

22

ELTERLICHE ERZIEHUNGSZIELE: ALLGEMEINBILDUNG UND SEKUNDÄRTUGENDEN FÜR SCHWEDEN DEUTLICH WENIGER WICHTIG – FOKUSSIERUNG AUF SOZIALE GRUNDTUGENDEN,VERANTWORTUNGSBEWUSSTSEIN UND SELBSTÄNDIGKEIT

Ehrlichkeit, Aufrichtigkeit

Höflichkeit und gutes Benehmen

Gute, vielseitige Bildung

Sicheres Auftreten, Selbstbewusstsein

Hilfsbereitschaft

Toleranz

Leistungsbereitschaft, Ehrgeiz

Pünktlichkeit

Gesunde Lebensweise

Selbständigkeit

Sparsam mit Geld umgehen

Neugier, Wissensdurst

Das Leben genießen

Freude an Büchern haben, gern lesen

Religiosität, Glaube an Gott

Interesse für Politik

Verantwortungsbewusstsein, Verantwortung für das eigene Handeln übernehmen

Technisches Verständnis, mit der modernen Technik umgehen können

Sorgfalt, Dinge ordentlich und gewissenhaft tun

Durchhaltevermögen, Sachen zu Ende bringen

%

Frage: "Wir haben einmal eine Liste zusammengestellt mit verschiedenen Forderungen,was man Kindern für ihr späteres Leben alles mit auf den Weg geben soll, was Kinder

im Elternhaus lernen sollen. Was davon halten Sie für besonders wichtig?" (Listenvorlage)

SCHWEDENDEUTSCHLAND

SCHAUBILD 15

Page 28: Neue BILD der FRAU-Studie: Chancengerechtigkeit von Kindern - ein deutsch-schwedischer Vergleich
Page 29: Neue BILD der FRAU-Studie: Chancengerechtigkeit von Kindern - ein deutsch-schwedischer Vergleich

Bildungs- und Aufstiegswünsche von Elternfür ihre Kinder

Das in beiden Ländern unterschiedlich stark ausgeprägte "Involvement" von Eltern in den Erwerb von

Bildung und Leistungsorientierung ihrer Kinder schlägt sich auch in den Haltungen zu den Schulkarrieren

ihrer Kinder nieder.

Zwar sind die Ambitionen von Eltern im Hinblick auf den Bildungsabschluss ihrer Kinder sowohl in

Deutschland als auch in Schweden stark schichtabhängig: Eltern aus höheren sozialen Schichten wünschen

sich in beiden Ländern überdurchschnittlich häufig einen hohen Bildungsabschluss für ihre Kinder, Eltern

aus einfachen Sozialschichten sind dagegen häufiger auch mit mittleren Abschlüssen zufrieden bzw. äußern

in Deutschland keine bestimmten Erwartungen in dieser Hinsicht (Schaubild 16).

29

© IfD-Allensbach

AUCH IN SCHWEDEN DEUTLICH SCHICHTABHÄNGIGE BILDUNGSAMBITIONEN VON ELTERN FÜR IHRE KINDER

Als Schulabschluss wünschen sich für ihr Kind nach Möglichkeit –

Keine Angabe

Es haben keine bestimmten Erwartungen

Abitur bzw. Fachhochschulreife

Mittlere Reife

Hauptschulabschluss

x = Anteil unter 0,5 Prozent

BASIS: ELTERN VON 6- BIS 17-JÄHRIGEN KINDERN IN DEUTSCHLAND UND SCHWEDENQUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241, MAI/JUNI 2012

63

86

5447

6681

62

35

20

6

26

23

229

25

53

x

x

x

3

x x xx16

819

27

10 9 11 8

x x 21 1 2 1 4

%

ELTERN VON 6- BIS 17-JÄHRIGENKINDERN IN DEUTSCHLAND

ELTERN VON 6- BIS 17-JÄHRIGENKINDERN IN SCHWEDEN

Hochschul-studium

Gymnasium

GrundschuleKeine bestimm-

ten Erwartungen

Keine Angabe

soziale Schichten

höhereinsgesamt mittlere einfache

soziale Schichten

höhereinsgesamt mittlere einfache

Frage: "Was wünschen Sie sich: Welchen Schulabschluss soll Ihr Kind/sollen Ihre Kinder nach Möglichkeit einmal machen?"

SCHAUBILD 16

Page 30: Neue BILD der FRAU-Studie: Chancengerechtigkeit von Kindern - ein deutsch-schwedischer Vergleich

Dabei sind die Bildungsabschlüsse aufgrund der in den beiden Ländern unterschiedlichen Bildungssysteme

nicht direkt miteinander vergleichbar. Anders als im dreigliedrigen Schulsystem in Deutschland ist der

Bildungsabschluss in Schweden wesentlich an die Ausbildungslänge gebunden: Nach dem obligatorischen

Besuch der Grundschule von Klasse 1 bis 9 wechselt die große Mehrheit der Schüler anschließend auf das

Gymnasium. Der Besuch ist freiwillig und kostenlos, dauert zwei bis drei Jahre und bietet sowohl eher

praxisorientierte, berufsvorbereitende Ausbildungsgänge als auch stärker theoretische, direkt auf ein Studium

vorbereitende Ausbildungsgänge (vgl. auch Anhangschaubild 1). Nach Angaben von Eurostat verfügten 2011

47,5 Prozent aller 30- bis 34-jährigen Schweden über eine Hochschulausbildung, in Deutschland dagegen

nur 30,7 Prozent – der EU-Durchschnitt lag bei 34,6 Prozent.

Dass ihre Kinder den von den Eltern gewünschten Abschluss auch schaffen, ist deutschen Eltern aber deut-

lich wichtiger als schwedischen: Für 43 Prozent der deutschen Eltern ist das sehr wichtig, dagegen nur für

31 Prozent der schwedischen Eltern. Besonders ausgeprägt sind die Unterschiede zwischen Deutschland und

Schweden in der Oberschicht. Während es Eltern aus höheren sozialen Schichten hierzulande fast zur Hälfte

sehr wichtig ist, dass ihre Sprösslinge den gewünschten Schulabschluss machen, äußert das in Schweden

nur rund ein Drittel dieser Eltern (Schaubild 17).

30

DEUTSCHEN ELTERN IST ES WICHTIGER, DASS IHR KIND DEN GEWÜNSCHTEN ABSCHLUSS AUCH ERREICHT

Dass ihr Kind denvon ihnen gewünschten Abschluss schafft, ist –

Keine Erwartungenbezügl. Abschluss

bzw. keine Angabe

sehr wichtig

wichtig

weniger wichtig

x = Anteil unter 0,5 Prozent

63

gar nicht wichtig

43 4839

5131 34 27

40

3741

39 20

40 42

40

31

3

3

32

1513

1616

x

x

x

x

1x

2x

178

1927

13 11 15 13

%

© IfD-AllensbachBASIS: ELTERN VON 6- BIS 17-JÄHRIGEN KINDERN IN DEUTSCHLAND UND SCHWEDENQUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241, MAI/JUNI 2012

soziale Schichten

insgesamt

soziale Schichten

höhereinsgesamt mittlereeinfache höheremittlereeinfache

ELTERN VON 6- BIS 17-JÄHRIGENKINDERN IN DEUTSCHLAND

ELTERN VON 6- BIS 17-JÄHRIGENKINDERN IN SCHWEDEN

Frage an Eltern, die bestimmte Erwartungen haben, welchen Schulabschluss ihr Kind/ihre Kinder einmal machen sollen: "Und wie wichtig ist Ihnen, dass Ihr Kind/Ihre Kinder

diesen Schulabschluss auch schaffen? Ist Ihnen das..."

SCHAUBILD 17

Page 31: Neue BILD der FRAU-Studie: Chancengerechtigkeit von Kindern - ein deutsch-schwedischer Vergleich

Auch hier zeigt sich, dass sich deutsche Eltern insgesamt – und deutsche Eltern aus der Oberschicht im

Besonderen – stärker in der Verantwortung für den Bildungserfolg ihrer Kinder sehen als schwedische.

Auch der Wunsch nach sozialem Aufstieg der Kinder wird in Deutschland von Eltern häufiger geäußert als

in Schweden: Schließen sich hierzulande 43 Prozent der Aussage an "unseren Kindern soll es später einmal

bessergehen als uns", sind es in Schweden 31 Prozent. Besonders ausgeprägt fallen die Unterschiede zwischen

den beiden Ländern in dieser Frage in der Mittelschicht aus: Während sich rund die Hälfte der deutschen

Mittelschichteltern erhofft, dass es die eigenen Kinder später einmal besser haben werden, teilt nur rund

ein Drittel der schwedischen Eltern aus den mittleren sozialen Schichten diese Sichtweise (Schaubild 18).

31

SCHWEDENDEUTSCHLAND

soziale Schichten

höhere mittlere einfache

Frage "Früher haben ja viele Eltern gesagt: 'Meinen Kindern soll es später mal bessergehen als uns'. Würden Sie das heute auch sagen, oder sind Sie ganz zufrieden, wenn es Ihren Kindern

später mal genauso geht wie Ihnen heute?"

© IfD-AllensbachBASIS: ELTERN UNTER-18-JÄHRIGER KINDER IN DEUTSCHLAND UND SCHWEDENQUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241, MAI/JUNI 2012

WUNSCH NACH SOZIALEM AUFSTIEG DER EIGENEN KINDER: IN DEUTSCHLAND VERBREITETER ALS IN SCHWEDEN

31

30

32

67

62

21

17

49

"Unseren Kindern soll es später mal

bessergehen als uns"

43%

Es sind ganz zufrieden,wenn es ihren Kindern

später mal genausogeht wie ihnen heute

in Deutschland in Schweden

Eltern von unter-18-jährigen Kindern –

55 65 78 49

34

82

63

SCHAUBILD 18

Page 32: Neue BILD der FRAU-Studie: Chancengerechtigkeit von Kindern - ein deutsch-schwedischer Vergleich

Innerhalb Deutschlands sind beträchtliche Unterschiede in diesen Fragen zwischen den westlichen und

östlichen Bundesländern festzustellen. Während es im Westen 40 Prozent der Eltern, deren Kind eine

Betreuungseinrichtung oder Schule besucht, sehr wichtig ist, dass ihr Kind den von ihnen gewünschten

Schulabschluss erreicht, sind es im Osten 56 Prozent. Eltern äußern im Osten auch deutlich häufiger den

Wunsch nach sozialem Aufstieg ihrer Kinder. Gut die Hälfte möchte, dass es den eigenen Kindern später ein-

mal bessergeht als ihnen selbst. Im Westen liegt der Anteil mit 40 Prozent deutlich niedriger (Schaubild 19).

Der Wunsch nach sozialem Aufstieg der Kinder hat dabei in Deutschland in den vergangenen Jahren in

Ost wie West wieder zugenommen und liegt aktuell im Osten wieder auf dem (hohen) Niveau von 1996, im

Westen deutlich höher als 1996 und 2009 (Schaubild 20, Seite 33).

32

© IfD-Allensbach

IM OSTEN DEUTSCHLANDS IST ES ELTERN DEUTLICH WICHTIGER, DASS IHRE KINDER DEN GEWÜNSCHTEN SCHULABSCHLUSS MACHEN ALS IM WESTEN

x = Anteil unter 0,5 Prozent

BASIS: BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND, ELTERNQUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241, MAI/JUNI 2012

Dass ihr Kind den vonihnen gewünschten

Abschluss schafft, ist –

Eltern, deren Kinder eine Betreuungs-einrichtung oder Schule besuchen

West Ost

Keine Erwartungen bezügl. Abschluss bzw.

keine Angabe

sehr wichtig

wichtig

weniger wichtiggar nicht wichtig

56

34

22

33 x

x

23 19

40%

West Ost

Eltern von Kindern unter 12 Jahren

40%

54

5845

"Unseren Kindern soll es später

einmal besser- gehen als uns"

Es sind zufrieden,wenn es ihren

Kindern spätereinmal genausogeht wie ihnen

SCHAUBILD 19

Page 33: Neue BILD der FRAU-Studie: Chancengerechtigkeit von Kindern - ein deutsch-schwedischer Vergleich

33

© IfD-AllensbachBASIS: BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND, ELTERN VON KINDERN UNTER 16 JAHRENQUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGEN, ZULETZT 6241, MAI/JUNI 2012

DER WUNSCH NACH SOZIALEM AUFSTIEG DER KINDER HATIN DEUTSCHLAND ZULETZT WIEDER ZUGENOMMEN

"Meinen Kindern soll es später mal bessergehen als uns"

33

38

32

34

39

41

43

55 %53

201220091996

WEST

OST

GESAMT-DEUTSCHLAND

SCHAUBILD 20

Page 34: Neue BILD der FRAU-Studie: Chancengerechtigkeit von Kindern - ein deutsch-schwedischer Vergleich
Page 35: Neue BILD der FRAU-Studie: Chancengerechtigkeit von Kindern - ein deutsch-schwedischer Vergleich

Die Förderung und Betreuung kleiner Kinder

Die Vorstellungen davon, mit welchen konkreten Maßnahmen kleine Kinder bis ungefähr 6 Jahre am

besten gefördert werden können, unterscheiden sich zwischen deutschen und schwedischen Eltern nur

punktuell. So sind sich deutsche und schwedische Eltern weitgehend einig darin, dass es besonders wichtig

ist, viel mit dem Kind zu sprechen, dem Kind vorzulesen bzw. mit ihm zusammen Bücher anzuschauen sowie

darauf zu achten, dass das Kind neue Erfahrungen sammelt, viel ausprobieren kann.

Mit dem Kind Spiele zu spielen und für viel Bewegung zu sorgen, halten deutsche Eltern dagegen für deut-

lich wichtiger als schwedische. Umgekehrt halten es fast zwei Drittel der schwedischen Eltern, aber nur knapp

die Hälfte der deutschen für besonders wichtig, das Kind in den Alltag einzubinden indem es sich z.B. an

der Hausarbeit beteiligt (Schaubild 21, Seite 36).

Auch zwischen den sozialen Schichten in Deutschland gehen die Auffassungen darüber, wie kleine Kinder

am besten gefördert werden können, nur in wenigen Punkten deutlich auseinander. So halten es Eltern aus

einfachen sozialen Schichten in überdurchschnittlichen Anteilen für wichtig, das Kind zum Malen oder Bas-

teln zu ermutigen. Und Eltern aus der Oberschicht halten es nur in unterdurchschnittlichen Anteilen für

besonders förderlich, den Nachwuchs bestimmte Fernsehsendungen schauen zu lassen oder die Kinder ge-

nerell selbst entscheiden zu lassen, ob sie z.B. ein Instrument lernen oder eine bestimmte Sportart betreiben

möchten (Anhangtabelle 2).

Noch am auffälligsten sind die Schichtunterschiede in Deutschland – auch im Vergleich zu Schweden –

wenn es um die Rolle von Musik für die Förderung von Kindern geht. Während es in Deutschland 61 Prozent

der Eltern aus höheren Sozialschichten im Hinblick auf die Entwicklung eines Kindes für besonders wichtig

halten, es an die Musik heranzuführen, ihm z.B. ein Instrument näherzubringen, teilen nur 40 Prozent der

Eltern aus einfachen Schichten diese Auffassung. In Schweden zeigt sich eine solche Abhängigkeit dagegen

nicht (Schaubild 22, Seite 37). Insgesamt scheinen die Unterschiede in den Förderkonzepten verschiedener

sozialer Schichten aber keine zentrale Ursache für die in Deutschland gegenüber Schweden deutlich größere

Schichtabhängigkeit des Bildungserfolgs von Kindern.

35

Page 36: Neue BILD der FRAU-Studie: Chancengerechtigkeit von Kindern - ein deutsch-schwedischer Vergleich

Auch im Hinblick auf mögliche Maßnahmen, um sicherzustellen, dass alle Kinder unter 6 Jahren möglichst

gleiche Chancen haben, sich gut zu entwickeln, vertreten die deutsche und die schwedische Bevölkerung

insgesamt ähnliche Ansichten. Für am wichtigsten halten beide die individuelle Förderung der Kinder in

den Betreuungseinrichtungen, genügend Zeit für die Eltern, um sich um ihre Kinder zu kümmern, dass Eltern

36

Frage: "Was meinen Sie: Wie kann man kleine Kinder bis ungefähr 6 Jahre am besten fördern, so dass sie sich möglichst gut entwickeln und entfalten?

Was ist da besonders wichtig?" (Listenvorlage)

© IfD-Allensbach

NUR TEILWEISE UNTERSCHIEDLICHE FÖRDERUNGSKONZEPTEBEI DEUTSCHEN UND SCHWEDISCHEN ELTERN

Damit sich kleine Kinder bis ungefähr

6 Jahre möglichst gut entwickeln,

ist es besonders wichtig –

mit dem Kind Spiele spielen

das Kind an die Musik heranführen, z.B. mit ihmsingen oder ihm ein Instrument näherbringen

darauf achten, dass das Kind viel Zeit mitanderen Kindern verbringt

das Kind zum Malen bzw. Basteln ermutigen

mit dem Kind viel unternehmen

darauf achten, dass sich das Kind vernünftigernährt

darauf achten, dass das Kind viel Bewegungbekommt

darauf achten, dass das Kind neue Erfahrungen sammelt, viel ausprobieren kann

dem Kind vorlesen bzw. zusammen mitdem Kind Bücher anschauen

dem Kind Freiräume lassen, nicht denganzen Tag verplanen

das Kind weitgehend selbst entscheiden lassen,was es machen möchte, ob es z.B. eine Sport-art oder ein Musikinstrument lernen möchte

das Kind Lernprogramme am Computer bzw. im Internet machen lassen

89

48

85

70

47

58

64

83

69

67

60

43

63

15

33

30

BASIS: ELTERN VON UNTER-12-JÄHRIGEN KINDERN IN DEUTSCHLAND UND SCHWEDENQUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241, MAI/JUNI 2012

das Kind in den Alltag bzw. Haushalt einbinden,z.B. dass es sich an der Hausarbeit beteiligt

viel mit dem Kind sprechen

das Kind bestimmte Fernsehsendungen schauen lassen, bei denen es etwas lernt

Kinder möglichst früh mit Fremdsprachen in Berührung bringen

87

87

82

79

78

78

76

75

70

67

57

49

47

30

21

20

%

ELTERN VON UNTER-12-JÄHRIGEN KINDERN IN – SCHWEDENDEUTSCHLAND

SCHAUBILD 21

Page 37: Neue BILD der FRAU-Studie: Chancengerechtigkeit von Kindern - ein deutsch-schwedischer Vergleich

Beratung und Unterstützung in Erziehungsfragen bekommen können und dass genügend Ganztagsbe-

treuungsplätze zur Verfügung gestellt werden.

Punktuell bestehen aber durchaus unterschiedliche Auffassungen der deutschen und schwedischen

Bevölkerung über geeignete Maßnahmen. So hält die deutsche Bevölkerung Sprachtests vor der Einschulung

sowie eine allgemeine Pflicht zum Besuch des Kindergartens in deutlich höherem Anteil für zielführend als

die schwedische Bevölkerung, die umgekehrt größere Hoffnung in einheitliche Qualitätsstandards für

Kinderbetreuungseinrichtungen setzt.

Dass alle Kinder schon vor dem dritten Lebensjahr eine Betreuungseinrichtung besuchen sollen, um Kin-

dern möglichst gleiche Entwicklungschancen zu eröffnen, wird zwar häufiger von Deutschen ins Spiel ge-

bracht als von Schweden, aber auch in Deutschland nur von einer Minderheit (29 Prozent, Schaubild 23,

Seite 38). Deutlich überdurchschnittlich wird diese Position allerdings in den östlichen Bundesländern ver-

treten – hier von rund jedem Zweiten.8

37

soziale Schichten

höhere mittlere einfache

© IfD-AllensbachBASIS: ELTERN VON UNTER-12-JÄHRIGEN KINDERN IN DEUTSCHLAND UND SCHWEDENQUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241, MAI/JUNI 2012

MUSIK ALS MITTEL DER FÖRDERUNG KLEINER KINDER: IN EINFACHEN SOZIALEN SCHICHTEN IN DEUTSCHLANDALS WENIGER WICHTIG BEURTEILT

DEUTSCHLAND

SCHWEDEN

Eltern von Kindernunter 12 Jahren

insgesamt

56

68*)6260 %

*) Fallzahl n=43, Befund kann daher nur als Näherungswert interpretiert werden

57 61 59 40

"Damit sich kleine Kinder bis ungefähr 6 Jahre möglichst gut entwickeln, ist es besonders wichtig, sie an die Musik heranzuführen,z.B. mit ihnen zu singen oder ihnen ein Instrument näherzubringen"

SCHAUBILD 22

8 49 Prozent, vgl. tabellarischer Basisbericht DEUTSCHLAND, Tabelle 12b

Page 38: Neue BILD der FRAU-Studie: Chancengerechtigkeit von Kindern - ein deutsch-schwedischer Vergleich

38

Frage: "Wenn Sie einmal an Kinder im Alter von bis zu 6 Jahren denken: Was meinen Sie, was ist wichtig, um sicherzustellen, dass alle Kinder in diesem Alter - unabhängig von

ihrer sozialen Schicht - die gleichen Chancen haben, sich gut zu entwickeln, und was ist dafür weniger wichtig? Bitte verteilen Sie die Karten entsprechend auf das

Blatt." (Kartenspiel- und Bildblattvorlage, Mehrfachnennungen möglich)

© IfD-AllensbachBASIS: 16- BIS 74-JÄHRIGE BEVÖLKERUNG IN DEUTSCHLAND UND SCHWEDENQUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241, MAI/JUNI 2012

Um sicherzustellen, dass alle Kinder bis ungefähr

6 Jahre die gleichen Chancen haben,

sich gut zu entwickeln, halten für wichtig –

85

83

92

77

52

70

81

n.e.

35

49

n.e.

19

n.e. = in diesem Land nicht erhoben

86

84

83

77

76

71

69

63

49

47

47

29

%

dass Eltern, die sich Förderangebote, wie z.B. Musikunterricht, für ihre Kinder nicht leisten können, finanziell unterstützt werden

dass Kinder in Betreuungseinrichtungenindividuell gefördert werden, z.B. in der Sprachentwicklung

dass alle Eltern genügend Zeit haben, sich um ihre Kinder zu kümmern

dass Eltern bei Erziehungsfragen Beratung und Unterstützung erhalten können

dass man vor der Einschulung einenSprachtest durchführt und bei Bedarf Sprachunterricht anbietet

dass gute Ganztagsbetreuungsplätze zur Verfügung gestellt werden

dass es einheitliche Qualitätsstandards fürKinderbetreuungseinrichtungen gibt

dass der Besuch des Kindergartens kostenlos ist

dass der Besuch des Kindergartens für alle zur Pflicht wird

dass Erzieher besonders gut ausgebildet werden, z.B. eine akademische Ausbildung haben, studiert haben

dass die Betreuung von Kindern unter 3 Jahren kostenlos ist

dass alle Kinder schon vor dem 3. Lebens-jahr eine Betreuungseinrichtung besuchen

dass Kitas, Vorschulen kostenlos sind

MAßNAHMEN, UM CHANCENGERECHTIGKEIT SICHERZUSTELLEN:SPRACHTESTS UND KINDERGARTENPFLICHT HÄLT DIE DEUTSCHEBEVÖLKERUNG FÜR DEUTLICH WICHTIGER ALS DIE SCHWEDISCHE, BEI EINHEITLICHEN QUALITÄTSSTANDARDS IST ES UMGEKEHRT

SCHWEDENDEUTSCHLAND

n.e. 63

SCHAUBILD 23

Page 39: Neue BILD der FRAU-Studie: Chancengerechtigkeit von Kindern - ein deutsch-schwedischer Vergleich

In Deutschland halten es Eltern aus einfachen sozialen Schichten für überdurchschnittlich wichtig, dass

Eltern im Bedarfsfall Beratung und Unterstützung in Erziehungsfragen erhalten können, in Schweden dage-

gen, dass die Erzieher in Betreuungseinrichtungen eine besonders gute, z.B. akademische Ausbildung haben.

In beiden Ländern halten es vor allem Eltern aus einfachen Sozialschichten für wichtig, dass die Betreuungs-

einrichtungen kostenlos sind (Anhangtabelle 3).

Was die tatsächlich genutzten Förderangebote angeht, zeigt sich allerdings, dass Kinder aus der Unter-

schicht in Deutschland deutlich zurückbleiben. So nutzen Eltern aus einfachen sozialen Schichten deutlich

unterdurchschnittlich häufig Angebote wie Mutter-Kind-Turnen oder Babyschwimmen – für viel Bewegung

zu sorgen spielt im Förderkonzept für kleine Kinder in Deutschland eine vergleichsweise große Rolle (vgl.

Seite 36, Schaubild 21) – und schicken ihre unter-10-jährigen Kinder seltener als Eltern aus höheren Sozial-

schichten in Sport- oder Musikvereine bzw. zur musikalischen Früherziehung. Von einer Liste mit 13

möglichen Förderangeboten für unter-10-jährige Kinder geben Eltern aus einfachen Schichten im Durch-

schnitt 2,5 genutzte Angebote zu Protokoll, Eltern aus der Oberschicht dagegen 3,9.

Dieser Befund zeigt, wie der von Eltern in Deutschland sehr umfassend interpretierte Erziehungsauftrag

in Verbindung mit ungleichen materiellen Voraussetzungen in den Elternhäusern schichtspezifische

Chancenungleichheit produziert.

Die Nutzung von Förderangeboten insbesondere für Kleinkinder hat in den letzten Jahrzehnten stark zu-

genommen. So haben von den Eltern, deren Kinder heute 40 Jahre und älter sind, nur 5 Prozent Krabbel-

gruppen besucht, 6 Prozent Babyschwimmen und 10 Prozent ein Mutter-Kind-Turnen. Die Anteile liegen

heute jeweils zwischen 40 und 50 Prozent. Auch der Anteil derjenigen, die Musikschulen oder die musikali-

sche Früherziehung besuchen oder logopädische Förderung in Anspruch nehmen, ist offensichtlich deutlich

gewachsen (Tabelle 2, Seite 40).

39

Page 40: Neue BILD der FRAU-Studie: Chancengerechtigkeit von Kindern - ein deutsch-schwedischer Vergleich

40

Frage:"Wenn Sie einmal an Angebote denken, die es für Kinder bis ungefähr 10 Jahre gibt. Welche dieser Angebote nutzen Sie bzw. haben Sie früher einmal für Ihr

Kind/Ihre Kinder in diesem Alter genutzt?" (Listenvorlage)

ELTERN UNTER-12-JÄHRIGER KINDER Eltern von -------------------------------------------------------- erwachsenen

ins- soziale Schichten Kindern im gesamt ---------------------------------------- Alter von mind.

höhere mittlere einfache 40 Jahren

% % % % %

Sportvereine ........................................ 61 68 ........... 61 ......... 42 63

Krabbelgruppen .................................. 46 56 ........... 40 ........... 41 5

Mutter-Kind-Turnen bzw. Kinder- turnen ................................................. 45 54 ........... 43 ......... 28 10

Babyschwimmen ................................. 41 58 ........... 34 ......... 28 6

Vorschulangebote im Kinder- garten, Vorschulunterricht .................. 31 22 ........... 39 ........... 25 21

Musikunterricht .................................. 28 36 ........... 29 ......... 11 23

Musikalische Früherziehung ............... 28 35 ........... 27 ......... 14 12

Logopädische Förderung, Hilfe bei Sprechproblemen .......................... 17 16 ........... 20 ........... 11 4

PEKiP .................................................. 11 19 ............ 8 ............ 6 x

Fremdsprachenunterricht für Kindergartenkinder ............................. 10 13 ........... 10 ............ 6 x

Nachhilfe ............................................. 8 8 ............ 6 ........... 17 11

Förderunterricht, z.B. bei Schreib- und Leseschwäche ............................... 8 2 ........... 12 ............ 7 2

Sprachförderung in Deutsch ................ 4 x ............ 4 ............ 8 1

Anderes ................................................ 1 1 ............ x ............ 2 1

Durchschnittlich genutzte Zahl der Angebote .................................... 3,4 3,9 ......... 3,3 ......... 2,5 1,6

Nichts davon ....................................... 10 8 ............ 8 ........... 16 22

Keine Angabe ....................................... 1 2 ............ 2 ............ x 5

-UMFRAGE 6241

Genutzte Förderangebote für junge Kinder –schichtspezifische Unterschiede und Generationenunterschiede

Tabelle 2Bundesrepublik Deutschland

Eltern von Kindern unter 12 Jahren

x = weniger als 0,5 Prozent

QUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD

Page 41: Neue BILD der FRAU-Studie: Chancengerechtigkeit von Kindern - ein deutsch-schwedischer Vergleich

Auch wenn sich die Ansichten der Deutschen und Schweden zur Frage, wie man kleine Kinder am besten

fördert und welche Maßnahmen geeignet wären, um schichtunabhängig möglichst gleiche Entwicklungs-

chancen für Kinder herzustellen, insgesamt nur begrenzt unterscheiden, liegen sie in einer wichtigen und

in Deutschland auch politisch viel diskutierten Grundfrage doch signifikant auseinander: Wenn es darum

geht, ob es für die Entwicklung eines Kindes besser ist, wenn es in den ersten drei Lebensjahren ausschließlich

in der Familie betreut wird oder ob es besser ist, wenn es in dieser Zeit auch eine Betreuungseinrichtung

besucht, plädieren 46 Prozent der schwedischen Bevölkerung für den Besuch einer Betreuungseinrichtung,

in Deutschland dagegen nur 27 Prozent. Deutschland ist in dieser Frage allerdings gespalten: Die ausgeprägte

Skepsis gegenüber einer Fremdbetreuung kommt aus Westdeutschland, während die ostdeutsche Bevölke-

rung dem Besuch einer Betreuungseinrichtung noch positiver gegenübersteht als die schwedische.

Noch stärker unterscheiden sich die Einstellungen von jungen Eltern in dieser Frage zwischen West-

deutschland auf der einen Seite und Schweden bzw. Ostdeutschland auf der anderen Seite. Während

58 Prozent der schwedischen Eltern von unter-12-jährigen Kindern und 63 Prozent der ostdeutschen den

Besuch einer Betreuungseinrichtung in den ersten drei Lebensjahren für ratsam halten, sehen das nur

22 Prozent der westdeutschen Eltern so (Schaubild 24).

41

Frage: "Was ist Ihrer Meinung nach für die Entwicklung eines Kindes am besten? Wenn es in den ersten drei Lebensjahren ausschließlich in der Familie betreut wird,

oder wenn es in dieser Zeit auch eine Kinderbetreuungseinrichtung besucht?"

© IfD-Allensbach

NUR FAMILIE ODER AUCH KINDERBETREUUNGSEINRICHTUNG? WAS FÜR DIE ENTWICKLUNG KLEINER KINDER AM BESTEN IST, SEHEN DEUTSCHE UND SCHWEDEN SEHR UNTERSCHIEDLICH

Für die Entwicklung eines Kindes ist es in den ersten drei Lebens- jahren am besten, wenn –

Eltern von Kindern unter 12 Jahren in –

SCHWEDENDEUTSCHLAND

16- bis 74-jährige Bevölkerung In –

SCHWEDENDEUTSCHLAND

es ausschließlichin der Familie

betreut wird

es auch eine Kinder-betreuungsein-

richtung besucht

46%

35

52

29

14

54

21

52

21

46

47

2722

27

63 58

27 2427 1927 24 23 15

BASIS: 16- BIS 74-JÄHRIGE BEVÖLKERUNG IN DEUTSCHLAND UND SCHWEDENQUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241, MAI/JUNI 2012

Unentschieden

insge-samt

West Ost insge-samt

West Ost

SCHAUBILD 24

Page 42: Neue BILD der FRAU-Studie: Chancengerechtigkeit von Kindern - ein deutsch-schwedischer Vergleich

In der Frage, ob im Fall einer frühen außerfamiliären Betreuung für die Entwicklung des Kindes eine

Betreuungseinrichtung oder eine Tagesmutter förderlicher wäre, votieren deutsche und schwedische Eltern

dagegen ganz ähnlich. In beiden Ländern werden Betreuungseinrichtungen tendenziell favorisiert, wobei für

vergleichsweise hohe Anteile – insbesondere in Schweden – die Entscheidung in dieser Frage vom Einzelfall

abhängt (Schaubild 26, Seite 43).

Dabei sind es in Deutschland vor allem Eltern aus einfachen sozialen Schichten, die eine Betreuung aus-

schließlich in der Familie befürworten. Fast zwei Drittel von ihnen äußern sich in dieser Weise. In Schweden

findet sich eine solche Schichtabhängigkeit dagegen nicht (Schaubild 25). Der deutsche Befund ist insofern

bemerkenswert, als davon ausgegangen werden muss, dass vor allem Kinder aus einfachen Bildungsschichten

davon profitieren könnten, schon früh eine Betreuungseinrichtung zu besuchen.

42

SCHWEDENDEUTSCHLAND

soziale Schichten

höhere

insgesamt

mittlere einfache

Eltern von unter-12-jährigen Kindern –

© IfD-Allensbach

IN DEUTSCHLAND SIND VOR ALLEM ELTERN AUS EINFACHEN SOZIALEN SCHICHTEN ÜBERZEUGT, DASS EINE BETREUUNG ALLEININ DER FAMILIE FÜR KLEINE KINDER BESSER IST

Nicht dargestellt: UnentschiedeneBASIS: ELTERN UNTER-12-JÄHRIGER KINDER IN DEUTSCHLAND UND SCHWEDENQUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241, MAI/JUNI 2012

47 % 45

28

42

67*)*) Fallzahl n=43, Befund kann daher nur als Näherungswert interpretiert werden

2938

63

13

58 5658

Für die Entwicklung eines Kindes ist es in den ersten

drei Lebensjahren am besten, wenn –

es ausschließlich in derFamilie betreut wird

es auch eine Kinder-betreuungseinrichtung

besucht

312721

26

SCHAUBILD 25

Page 43: Neue BILD der FRAU-Studie: Chancengerechtigkeit von Kindern - ein deutsch-schwedischer Vergleich

43

Frage: "Wenn ein Kind in den ersten drei Lebensjahren nicht ausschließlich in der Familie betreut werden kann: Was halten Sie dann für die Entwicklung eines Kindes am besten?

Wenn es von einer Tagesmutter betreut wird, oder wenn es eine Kinderbetreuungseinrichtung, wie eine Kinderkrippe oder Kindertagesstätte, besucht?"

SCHWEDENDEUTSCHLAND

© IfD-Allensbach

BETREUUNGSEINRICHTUNG SCHLÄGT TAGESMUTTER – IN SCHWEDEN WIE IN DEUTSCHLAND

BASIS: ELTERN UNTER-12-JÄHRIGER KINDER IN DEUTSCHLAND UND SCHWEDENQUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241, MAI/JUNI 2012

Kinder-betreuungs-einrichtung

Tagesmutter

Kommt auf dieTagesmutter an

Macht keinenUnterschied

40 %

19

1814

9

Kinder-betreuungs-einrichtung

Tagesmutter

Kommt auf dieTagesmutter an

Unentschieden, keine Angabe

Unentschieden, keine Angabe

Macht keinenUnterschied

44 %

15

26

13

2

wie eine KagTTagesmutton einer enn es v von einer WWenn es van den k kann: errden k weutt wtrreuteb

enn ein K"WWe e: agge rraFFr

IN SCHWEDEN WIE IN DEUTBETREUUNGSEINRICHTUNG SCHLÄG

indeder K Kindere oipprikindere eine K Kinderder w od, wir rd,eutt wirtrreuteer bgesmuttter b

ie dann für die Een S Sie dann für die Eas halt ten SWWas haltann: ensjahrebei Len dr rei Lste ind in den er rst K Kind in den er

ANDSCHLIN SCHWEDEN WIE IN DEUTT TBETREUUNGSEINRICHTUNG SCHLÄG

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TER – AGESMUT T TAGESMUT

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9

19

agesmutter TTagesmutter

eeine AngabkUnentschieden,

40 %

einrichtungeuungs-etrb

-Kinderr-

eine AngabkUnentschieden,

22

15

26

eeine AngabUnentschieden,

agesmutter TTagesmutter

44 %

einrichtungeuungs-etrb

-Kinder

DEUT

JÄHRIGER KINDER IN DEUT

18

UnterschiedMacht k

agesmutter anTTagesmutter anommt auf dieK

AND SCHLDEUT

JÄHRIGER KINDER IN DEUT

14

UnterschiedeinenMacht k

agesm TTagesmutter anommt auf dieK

SCHWEDEN

13

26

UnterschiedeinenMacht k

agesmutter anommt auf die

SCHWEDEN

AGE 6241,-UMFR IFD,CHIVV,QUELLE: ALLENSBACHER ARJÄHRIGER KINDER IN DEUT-12--J TERN UNTERBASIS: EL

MAI/JUNI 2012AGE 6241,AND UND SCHWEDENSCHLJÄHRIGER KINDER IN DEUT

ach-Allensb© IfD

SCHAUBILD 26

Aber ab welchem Alter kann ein Kind überhaupt in fremde Hände gegeben werden? Zu dieser Frage sind

im Rahmen einer ländervergleichenden Studie im Auftrag von BILD der FRAU bereits 2007 Daten in Deutsch-

land und Frankreich erhoben worden. Die Einschätzungen der französischen Bevölkerung unterschieden

sich dabei von denen der westdeutschen sehr deutlich. Die aktuell ermittelten Unterschiede zwischen (West–)

Deutschland und Schweden sind in dieser Frage – trotz der auch in Schweden gut ausgebauten Betreuungs-

infrastruktur für kleine Kinder9 – dagegen geringer.

In Westdeutschland halten 16- bis 49-Jährige im Durchschnitt Kinder ab einem Alter von 2,6 Jahren für alt

genug, um in einer Betreuungseinrichtung betreut zu werden, in Schweden mit durchschnittlich 2,2 Jahren.

Zum Vergleich: Der 2007 in Frankreich ermittelte Durchschnittswert lag bei 1,1 Jahren. Die ostdeutsche Be-

völkerung steht dieser Einschätzung mit einem Durchschnittsalter von 1,6 Jahren näher als der Einschätzung

ihrer westdeutschen Landsleute und liegt damit auch unter dem in Schweden im Durchschnitt genannten

Alter. Die Einschätzungen von Eltern in dieser Altersgruppe unterscheiden sich nur wenig von der Ein-

schä tzung der Bevölkerung insgesamt, die Altersschwellen liegen lediglich tendenziell etwas niedriger (Schau-

bild 27, Seite 44, vgl. auch Anhangtabelle 4).

9 In schwedischen Kindergärten ("förskola") werden Kinder vom ersten bis zum fünften Lebensjahr betreut. Mit ca. eineinhalb Jahren besuchtdie große Mehrheit der Kinder eine solche Betreuungseinrichtung: Die Betreuungsquote liegt für 1-Jährige bei etwa 50 Prozent, die Quoten für 2-Jährige bei über 90 Prozent und für 5-Jährige bei 97 Prozent. Der Besuch ist freiwillig und abgabepflichtig. Ab dem 3. Lebensjahr muss dieWohngemeinde dem Kind allerdings einen Betreuungsplatz für mindestens 525 Stunden im Jahr kostenfrei anbieten. Die Nutzung der förskolaist ansonsten an die Berufstätigkeit der Eltern gebunden, d.h. um einen Platz zu bekommen, müssen beide Eltern berufstätig sein.

Page 44: Neue BILD der FRAU-Studie: Chancengerechtigkeit von Kindern - ein deutsch-schwedischer Vergleich

44

In Schweden unterscheiden sich in dieser Frage – anders als in Deutschland – die verschiedenen Alters-

gruppen deutlich. So hält die ältere Bevölkerung in Schweden im Durchschnitt ein vergleichsweise hohes

Alter von 3,2 Jahren für erforderlich, um ein Kind in die Fremdbetreuung geben zu können, die heutige

"Elterngeneration" der 30- bis 44-Jährigen hält das im Durchschnitt dagegen ab einem Alter von 2,1 Jahren

für möglich (Tabelle 3, Seite 45). Dies deutet darauf hin, dass hier erst in den letzten Jahrzehnten ein Um-

denken in der Bevölkerung hin zu einer früheren Fremdbetreuung von Kindern stattgefunden hat.

Der massive Ausbau der Betreuungsinfrastruktur in Schweden fand im Zuge der Orientierung der schwe-

dischen Familienpolitik auf die Integration möglichst aller schwedischen Bürgerinnen und Bürger als Voll-

zeitbeschäftigte in den Arbeitsmarkt in den frühen 70er Jahren des letzten Jahrhunderts statt. Es ist zu

vermuten, dass diese Änderung auf institutioneller Seite eine wichtige Ursache für einen Einstellungswandel

in der schwedischen Bevölkerung war: Die heute 60- bis 74-Jährigen waren zum damaligen Zeitpunkt unge-

fähr zwischen 20 und 35 Jahre alt, also die Elterngeneration mit Kleinkindern. Die zuvor genannten Daten

zeigen, dass sich die Haltungen zur Frage, ab wann ein Kind alt genug für die Fremdbetreuung ist, in den

nach folgenden Elterngenerationen deutlich verändern, nachdem die Betreuungsinfrastruktur ausgebaut wurde.

In Frankreich wurde mit dem Ausbau der Betreuungsinfrastruktur dagegen rund ein Jahrzehnt früher

begonnen als in Schweden. Dies kann neben anderen Faktoren eine der Ursachen sein, warum der Ein -

stellungswandel in Frankreich in der Frage der Kleinkindbetreuung weiter fortgeschritten ist als in Schweden.

© IfD-AllensbachBASIS: 16- BIS 49-JÄHRIGE BEVÖLKERUNG IN DEUTSCHLAND, SCHWEDEN UND FRANKREICHALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGEN 5216, FEBRUAR 2007 UND 6241, MAI/JUNI 2012

AB WANN IST FREMDBETREUUNG MÖGLICH – EINSCHÄTZUNGEN AUS DEUTSCHLAND, SCHWEDEN UND FRANKREICH

Durchschnitt-liches Alter, abdem ein Kind

gut in einer Betreuungs-einrichtung

betreut werden kann

16- bis 49-Jährige

2,3 Jahre

2,6

1,6

2,2

1,1

2,22,5

1,6

2,0

1,0

insge-samt

SCHWEDEN FRANK-REICH(2007)

West Ost

BEVÖLKERUNG

DEUTSCHLANDSCHWEDEN FRANK-REICH(2007)

DEUTSCHLAND

insge-samt

West Ost

ELTERN

SCHAUBILD 27

Page 45: Neue BILD der FRAU-Studie: Chancengerechtigkeit von Kindern - ein deutsch-schwedischer Vergleich

45

Deutschland Schweden -------------------------------------------------------------------- --------------------------------------------------------------------

Kinder können gut in einer 16-29 30-44 45-59 60-74 16-29 30-44 45-59 60-74 Betreuungseinrichtung betreut Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre werden –

% % % % % % % %

ab unter 1 Jahr ............................................ 5 .............. 4 .............. 3 ............... 5 2 ............... 3 ............... x ............... 1

ab 1 Jahr .................................................... 17 ............. 19 ............. 18 .............. 18 33 .............. 42 ............. 26 .............. 11

ab 2 Jahren ................................................ 17 ............. 20 ............. 18 .............. 15 25 .............. 25 ............. 26 .............. 26

ab 3 Jahren ................................................ 27 ............. 38 ............. 35 .............. 38 16 .............. 15 ............. 23 .............. 25

ab 4 Jahren ................................................. 9 .............. 5 ............. 12 ............... 9 6 ............... 5 .............. 5 .............. 10

ab 5 Jahren und älter .................................. 2 .............. 3 .............. 1 ............... 2 8 ............... 5 ............. 10 .............. 22

Im Durchschnitt (in Jahren) ................... 2,40 .......... 2,43 .......... 2,48 ........... 2,46 2,30 ........... 2,07 .......... 2,50 ........... 3,15

Unentschieden, weiß nicht ........................ 23 ............. 11 ............. 13 .............. 13 10 ............... 5 ............. 10 ............... 5

Ab welchem Alter ist Fremdbetreuung möglich?

Tabelle 3 Bundesrepublik Deutschland, Schweden

Bevölkerung 16-74 Jahre

4 .............. 3 ............... 5 2 ............... 3 ............... 1

a

5 ............. 12 ............... 9 6 ............... 5 .............. 5 .............. 10

a 3 .............. 1 ............... 2 8 ............... 5 ............. 10 .............. 22

I

5 ............. 10 ............... 5

4 .............. 3 ............... 5 2 ............... 3 ............... 1

a

5 ............. 12 ............... 9 6 ............... 5 .............. 5 .............. 10

a 3 .............. 1 ............... 2 8 ............... 5 ............. 10 .............. 22

I

5 ............. 10 ............... 5

x = weniger als 0,5 Prozent

QUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241

© IfD-AllensbachBASIS: BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND, BEVÖLKERUNG AB 16 JAHREQUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGEN, ZULETZT 6241, MAI/JUNI 2012

AB WANN IST FREMDBETREUUNG MÖGLICH? KAUM ÄNDERUNGEN DER EINSTELLUNGEN IN DEUTSCHLAND ERKENNBAR

WEST

OST

GESAMT-DEUTSCH

LAND

Durchschnittliches Alter, ab dem ein Kind aus Sicht der Bevölkerung gut in einer Betreuungseinrichtung betreut werden kann

2,7 Jahre

2,5

2,7

2,3

1,8

2,6

2,5

1,81,6

2012201120082007

2,4

1,6

2,4

SCHAUBILD 28

In Deutschland sind für einen solchen Einstellungswandel derzeit noch keine Anzeichen erkennbar. Das

von der Bevölkerung durchschnittlich genannte Mindestalter für Fremdbetreuung liegt nach zwischenzeitlich

etwas niedrigeren Werten für Gesamtdeutschland, West und Ost wieder auf den gleichen Werten wie schon

vor fünf Jahren (Schaubild 28).

Page 46: Neue BILD der FRAU-Studie: Chancengerechtigkeit von Kindern - ein deutsch-schwedischer Vergleich
Page 47: Neue BILD der FRAU-Studie: Chancengerechtigkeit von Kindern - ein deutsch-schwedischer Vergleich

Urteile über die vorhandenen Kinderbetreuungseinrichtungen

Die in Deutschland und Schweden unterschiedliche Einstellung zur Fremdbetreuung von Kleinkindern hat

offensichtlich auch Auswirkungen auf das Anspruchsniveau in Bezug auf die Betreuung, insbesondere auf die

Beurteilung der Zahl der vorhandenen Betreuungsplätze. Denn obwohl die Betreuungsinfrastruktur in

Schweden besser ausgebaut ist als in Deutschland – es in Schweden z.B. auch unüblich ist, dass man auf einen

Betreuungsplatz warten muss – hält ein kleinerer Teil der Eltern unter-12-jähriger Kinder das Angebot an

Betreuungsplätzen für ausreichend als in Deutschland (42 Prozent gegenüber 52 Prozent, Schaubild 29). Ähn-

liches hatte sich bereits 2007 im deutsch-französischen Vergleich gezeigt: Trotz der auch in Frankreich im Ver-

gleich zu Deutschland deutlich besser ausgebauten Betreuungsinfrastruktur, insbesondere für Unter-3-Jährige,

verlangen Eltern dort deutlich häufiger einen Ausbau des Angebots an Betreuungsplätzen vor Ort, im Übrigen

auch deutlich häufiger als schwedische Eltern (Schaubild 30, Seite 48). Hier schlagen offenbar die unter schied -

lichen Einstellungen zur Fremdbetreuung von Kindern und die damit verbundenen Anspruchshaltungen durch.

Dabei fordern in Deutschland vor allem Eltern in Großstädten und Ballungsgebieten einen Ausbau des

Angebots an Betreuungsplätzen. Der Anteil, der dies wünscht liegt hier mit 68 Prozent fast doppelt so hoch

wie in ländlichen Gebieten. In Schweden sind solche Unterschiede zwischen Stadt und Land dagegen nicht

festzustellen (Schaubild 29).

47

SCHWEDENDEUTSCHLAND

© IfD-Allensbach

IN DEUTSCHLAND WÜNSCHEN SICH ELTERN IN STÄDTEN HÄUFIGER MEHR BETREUUNGSPLÄTZE ALS ELTERN AUF DEM LAND

Unentschieden bzw. kein Urteil

BASIS: ELTERN UNTER-12-JÄHRIGER KINDER IN DEUTSCHLAND UND SCHWEDENQUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGEN 5216, FEBRUAR 2007 UND 6241, MAI/JUNI 2012

Die bestehenden Betreuungsplätze am Ort,

in der Gegend reichen in der Regel aus

Es müsste mehr Betreuungsplätze

geben

42 40 44

917 1614 18 1617Eltern unter-

12-jähriger Kinderinsgesamt

Großstädte/Ballungs-gebiete

Klein-/Mittel-städte

Land Eltern unter-12-jähriger Kinder

insgesamt

Stadt Land

52%

36

53

68

23

47

313442 4041

SCHAUBILD 29

Page 48: Neue BILD der FRAU-Studie: Chancengerechtigkeit von Kindern - ein deutsch-schwedischer Vergleich

Die Betreuungszeiten werden von schwedischen Eltern dagegen in höherem Anteil als angemessen beur-

teilt als von deutschen. Während rund zwei Drittel der schwedischen Eltern die Betreuungszeiten in den Ein-

richtungen vor Ort für ausreichend halten, sehen das nur 42 Prozent der deutschen Eltern mit Kindern unter

12 Jahren so, 40 Prozent fordern ausdrücklich eine Ausweitung der Zeiten (Schaubild 31, Seite 49).

Anders als in Schweden sind die Betreuungszeiten in Deutschland überdurchschnittlich häufig ein Problem

für Elternpaare, in denen beide Partner Vollzeit berufstätig sind. Gut die Hälfte dieser Gruppe wünscht sich

einen Ausbau der Betreuungszeiten in den Einrichtungen vor Ort, in Schweden dagegen nur eine kleine

Minderheit von 14 Prozent. Hier orientieren sich die Betreuungszeiten an einer Vollzeitberufstätigkeit der

Eltern. Allerdings ist auch der volle Anspruch auf einen Betreuungsplatz in der Förskola in der Regel an die

Berufstätigkeit der Eltern gekoppelt. Wer diesem Normalmodell in Schweden nicht entspricht, hat – wie

auch die Daten zeigen – eher Probleme mit den Betreuungszeiten (Schaubild 32, Seite 49).

48

SCHWEDEN FRANKREICH(2007)

DEUTSCHLAND

© IfD-Allensbach

WER EINE GUTE BETREUUNGSINFRASTRUKTUR HAT, MÖCHTE NOCH MEHR – URTEILE ÜBER DIE ZAHL DER BETREUUNGSPLÄTZE IN DEUTSCHLAND, SCHWEDEN UND FRANKREICH

Nicht dargestellt: unentschieden bzw. "kein Urteil"BASIS: 16- BIS 49-JÄHRIGE ELTERN IN DEUTSCHLAND, SCHWEDEN UND FRANKREICHQUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGEN 5216, FEBRUAR 2007 UND 6241, MAI/JUNI 2012

Die bestehendenBetreuungsplätze am Ort,

in der Gegend reichenin der Regel aus

Es müsste mehrBetreuungsplätze geben

16- bis 49-jährige Eltern

47 %

16

38

40

67

35

SCHAUBILD 30

Page 49: Neue BILD der FRAU-Studie: Chancengerechtigkeit von Kindern - ein deutsch-schwedischer Vergleich

49

Frage: "Wie schätzen Sie das ein: Werden die Kinder in den Betreuungseinrichtungen hier am Ort, in der Gegend im Allgemeinen gut gefördert und betreut, oder ist das nicht der Fall?"

Frage: "Wenn Sie einmal an Betreuungseinrichtungen wie Kinderkrippen, Kindergärten, Kindertagesstätten usw. hier am Ort, in der Gegend denken, wie ist da Ihr Eindruck: Reichen die

bestehenden Betreuungsplätze dort in der Regel aus, oder müsste es mehr Betreuungsplätze geben?"

Frage: "Wie ist es mit den täglichen Betreuungszeiten in diesen Einrichtungen: Reichen die aus, oder müssten die ausgeweitet werden?"

© IfD-Allensbach

KINDERBETREUUNGSANGEBOTE AUS SICHT DER ELTERN: VOR ALLEM BEI DEN BETREUUNGSZEITEN SCHNEIDET SCHWEDEN BESSER AB

BASIS: ELTERN UNTER-12-JÄHRIGER KINDER IN DEUTSCHLAND UND SCHWEDENQUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241, MAI/JUNI 2012

SCHWEDEN

DEUTSCHLAND

Unentschieden, kein UrteilEs müsste mehr geben

52 % 34 14

174142

Betreuungsplätze reichen aus

SCHWEDEN

DEUTSCHLAND 31

20

63 6

971

Unentschieden, kein Urteil

Nicht der FallKinder werden gut gefördert und betreut

SCHWEDEN

DEUTSCHLAND 18

13

42 40

2364

Unentschieden, kein UrteilBetreuungszeiten reichen aus Müssten ausgeweitet werden

SCHWEDENDEUTSCHLAND

© IfD-Allensbach

DIE BETREUUNGSZEITEN SIND IN DEUTSCHLAND VOR ALLEM FÜR DIE ELTERNPAARE EIN PROBLEM, BEI DENEN BEIDE BERUFSTÄTIG SIND – NICHT SO IN SCHWEDEN

40 %45

52

41

*) Fallzahl n=35, Befund kann daher nur als Näherungswert interpretiert werden

Eltern unter-12-jähriger Kinder in Paarbe-

ziehungen insgesamt

30

33*)

23

14

29

Die Betreuungszeiten in den Einrichtungen vor Ort müssten ausgeweitet werden

Erwerbskonstellation

Vollzeit/Vollzeit

Vollzeit/Teilzeit

Vollzeit/nicht-

berufstätig

BASIS: ELTERN UNTER-12-JÄHRIGER KINDER IN PAARBEZIEHUNGEN IN DEUTSCHLAND UND SCHWEDENQUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241, MAI/JUNI 2012

SCHAUBILD 31

SCHAUBILD 32

Page 50: Neue BILD der FRAU-Studie: Chancengerechtigkeit von Kindern - ein deutsch-schwedischer Vergleich

50

Während in Deutschland nur 14 Prozent der Mütter unter-12-jähriger Kinder einer Vollzeitbeschäftigung

nachgehen, sind es in Schweden 53 Prozent. Auf der anderen Seite sind 40 Prozent der Mütter junger Kinder

in Deutschland gar nicht berufstätig, in Schweden ein mit 19 Prozent nicht einmal halb so großer Anteil.

Von den Elternpaaren 3- bis 11-jähriger Kinder – einem Alter der Kinder, in dem auch in Deutschland

flächendeckend Betreuungsmöglichkeiten angeboten werden – sind in Deutschland nur in 15 Prozent der

Fälle beide Partner vollzeitberufstätig, in Schweden dagegen 51 Prozent. Die in Deutschland mit 57 Prozent

häufigste Erwerbskonstellation bei Elternpaaren mit Kindern im genannten Alter ist die Kombination von

Vollzeit- und Teilzeiterwerbstätigkeit, bei weiteren 22 Prozent ist ein Partner vollzeitberufstätig, der andere

gar nicht. In Schweden liegt dieser Anteil bei gerade einmal 7 Prozent (Schaubild 33, Seite 51).

Trotz dieser Unterschiede haben Eltern 3- bis 11-jähriger Kinder in Schweden wie in Deutschland in prak-

tisch gleich hohen Anteilen das Gefühl, genügend Zeit zu haben, um sich mit ihren Kindern zu beschäftigen:

Jeweils gut zwei Drittel geben das zu Protokoll (Schaubild 34, Seite 51). Neben der tatsächlich gemeinsam

verbrachten Zeit spielen für dieses Urteil natürlich die landesspezifischen Einschätzungen eine Rolle, wie

viel Zeit man einem Kind widmen sollte.

Mütter unter 12-jähriger Kinder in

DEUTSCHLAND

% SCHWEDEN

%

Vollzeitberufstätig (35 und mehr Stunden pro Woche)

14

53

Teilzeitberufstätig(15 bis 34 Stunden)

37

24

Stundenweise berufstätig(weniger als 15 Stunden)

9

4

Nichtberufstätig 40

19

TEXTTABELLE 1

Page 51: Neue BILD der FRAU-Studie: Chancengerechtigkeit von Kindern - ein deutsch-schwedischer Vergleich

51

DEUTSCHLAND SCHWEDEN

© IfD-Allensbach

IN SCHWEDEN SIND DEUTLICH HÄUFIGER BEIDE PARTNER VOLLZEIT- BERUFSTÄTIG, AUCH WENN DIE KINDER NOCH JÜNGER SIND

Eltern in Paarbeziehungen, die nur Kinder von 3 bis 11 Jahren haben, die eine Betreuungseinrichtung oder Schule besuchen, in –

BASIS: ELTERN IN PAARBEZIEHUNGEN IN DEUTSCHLAND UND SCHWEDEN, DIE NUR KINDER VON 3 BIS 11 JAHREN HABEN, DIE EINE BETREUUNGSEINRICHTUNG ODER SCHULE BESUCHENQUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241, MAI/JUNI 2012

Erwerbskonstellation –

Keine Angabe

Vollzeit/Vollzeit

Vollzeit/Teilzeit

Vollzeit/nichtberufstätig

Andere Konstellation(z.B. Teilzeit/Teilzeit)

15 %

51

57

37

227

4 32 2

Frage: "Würden Sie sagen, dass Sie alles in allem genug Zeit haben, um sich mit Ihrem Kind/Ihren Kindern zu beschäftigen, ich meine, um mit ihm/ihnen zusammen zu sein,

oder würden Sie sagen, dass Sie dafür nicht genug Zeit haben?"

DEUTSCHLAND SCHWEDEN

Eltern in Paarbeziehungen, die nur Kinder von 3 bis 11 Jahren haben, die eine Betreuungseinrichtung oder Schule besuchen, in –

© IfD-Allensbach

ZU WENIG ZEIT FÜR DIE KINDER? KAUM UNTERSCHIEDE ZWISCHEN DEUTSCHLAND UND SCHWEDEN, WENN DIE KINDER 3 JAHRE ODER ÄLTER SIND

Es haben genug Zeit,um sich mit ihren

Kindern zu beschäftigen69 %

2928

70

Es haben nichtgenug Zeit dafür

Nicht dargestellt: UnentschiedeneBASIS: ELTERN IN PAARBEZIEHUNGEN IN DEUTSCHLAND UND SCHWEDEN, DIE NUR KINDER VON 3 BIS 11 JAHREN HABEN, DIE EINE BETREUUNGSEINRICHTUNG ODER SCHULE BESUCHENQUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241, MAI/JUNI 2012

SCHAUBILD 33

SCHAUBILD 34

Page 52: Neue BILD der FRAU-Studie: Chancengerechtigkeit von Kindern - ein deutsch-schwedischer Vergleich

Die Urteile über die Zahl der vor Ort vorhandenen Betreuungsplätze und die dortigen Betreuungszeiten

fallen heute in Deutschland tendenziell positiver aus als noch vor fünf Jahren. Insbesondere sind die Anteile

der Eltern, die sich unzufrieden zeigen, zurückgegangen – was die Zahl der Betreuungsplätze angeht von

47 Prozent auf 34 Prozent, was die Betreuungszeiten angeht von 50 Prozent auf 39 Prozent (Schaubild 35).

52

© IfD-Allensbach

DER EINDRUCK, ES MÜSSTE MEHR BETREUUNGSPLÄTZE ODER LÄNGEREBETREUUNGSZEITEN GEBEN, HAT IN DEUTSCHLAND ABGENOMMEN

Nicht dargestellt: unentschieden bzw. "kein Urteil"

4348 %

Die bestehendenBetreuungsplätze

am Ort, in derGegend reichenin der Regel aus

42

47

34

52

39

BASIS: ELTERN VON UNTER-10-JÄHRIGEN KINDERN IN DEUTSCHLANDQUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241, MAI/JUNI 2012

Eltern von unter-10-jährigen Kindern

Es müsste mehrBetreuungsplätze

geben

50

2007 2012 2007 2012

Die täglichenBetreuungs-

zeiten reichenaus

Sie müsstenausgeweitet

werden

SCHAUBILD 35

Page 53: Neue BILD der FRAU-Studie: Chancengerechtigkeit von Kindern - ein deutsch-schwedischer Vergleich

Die Betreuungsqualität in den Einrichtungen vor Ort wird in Schweden (noch) positiver bewertet als in

Deutschland. Zwar sind auch deutsche Eltern in hohem Anteil davon überzeugt, dass die Kinder in den Ein-

richtungen gut betreut und gefördert werden – 63 Prozent geben das zu Protokoll –, schwedische Eltern

aber zu einem noch höheren Anteil (71 Prozent, s.o. Schaubild 31, Seite 49).

Die Betreuungsqualität, speziell die Frage, ob die Einrichtung besonderen Wert auf die Förderung der

Kinder legt, spielt bei der Auswahl des Kindergartens sowohl in Deutschland als auch in Schweden allerdings

nur für jeweils knapp ein Viertel der Eltern eine sehr wichtige Rolle. Dabei liegt der Anteil der Eltern, für die

nach eigener Angabe überhaupt mehrere Kindergärten in Betracht kamen, in Schweden mit 78 Prozent

höher als in Deutschland (65 Prozent, Schaubild 36).

53

Frage: "Darf ich fragen, ob es verschiedene Kindergärten gab, in die Sie Ihr Kind hätten schicken können, oder hatten

Sie keine Wahlmöglichkeit?"

DEUTSCHLAND SCHWEDEN DEUTSCHLAND SCHWEDEN

© IfD-AllensbachBASIS: ELTERN, DIE EIN KIND IM KINDERGARTEN ODER IN DER GRUNDSCHULE HABEN IN DEUTSCHLAND UND SCHWEDENQUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241 MAI/JUNI 2012

IN SCHWEDEN TENDENZIELL HÄUFIGER WAHLMÖGLICHKEIT ZWISCHEN VERSCHIEDENEN KINDERGÄRTEN – DER FÖRDERASPEKT SPIELT BEI DER AUSWAHL ABER KAUM HÄUFIGER EINE ROLLE

Keine Angabe

24 23

65 % 78 34 40

3018

38 34

5 4 4 3Keine Angabe

Es hatten ver-schiedene

Kindergärtenzur Wahl

Es hatten keineWahlmöglichkeit

war für die Wahlausschlaggebend

hat auch noch eine Rolle gespielt

war eher nichtwichtig

Frage an Eltern mit Wahlmöglichkeit: "Und war es bei der Wahl des Kindergartens für Sie ausschlaggebend, dass dieser Kindergarten

besonderen Wert auf die Förderung der Kinder legt,oder hat das auch noch eine Rolle gespielt, oder

war das eher nicht wichtig?"

Dass der Kindergarten besonderenWert auf die Förderung der Kinder legt –

Eltern, die ein Kind im Kinder-garten oder in der

Grundschule haben in –

Eltern, die die Wahl zwischenmehreren Kindergärten

hatten in –

SCHAUBILD 36

Page 54: Neue BILD der FRAU-Studie: Chancengerechtigkeit von Kindern - ein deutsch-schwedischer Vergleich

Dabei ist die Förderung der Kinder eine der häufigsten Erwartungen, die sowohl deutsche als auch schwe-

dische Eltern an eine Kinderbetreuungseinrichtung richten: 84 Prozent der deutschen und 83 Prozent der

schwedischen Eltern von 3- bis unter-6-jährigen Kindern ist es besonders wichtig, dass ihre Kinder in einer

Betreuungseinrichtung nicht nur betreut, sondern auch gefördert werden. Ähnlich hohe Anteile der Eltern

fordern, dass die Erzieher gezielt auf die Entwicklung der Kinder achten. Nur eins ist Eltern in beiden Ländern

wichtiger: Dass die Kinder dort Spaß haben und gerne dorthin gehen. Dass Kinder individuell nach ihren

Interessen und Begabungen gefördert werden, ist zwar in beiden Ländern auch einer deutlichen Mehrheit

besonders wichtig, tritt aber vor allem in Deutschland hinter anderen Forderungen zurück.

Auf eine Reihe von Forderungen legen schwedische Eltern deutlich weniger Wert als deutsche. Dies betrifft

zum einen Punkte, die schon im Zusammenhang mit den Unterschieden in den eigenen Förderkonzepten

für kleine Kinder deutlich wurden (vgl. Seite 36, Schaubild 21). So legen schwedische Eltern deutlich weniger

Wert darauf, dass die Betreuungseinrichtung für ausreichend Bewegung der Kinder sorgt oder ein großes An-

gebot an Spiel- und Bastelmöglichkeiten bietet. Und lange Betreuungszeiten für Berufstätige und Betreu-

ungsmöglichkeiten während der Ferien stehen in Schweden vermutlich deshalb weniger häufig als in

Deutschland auf der Prioritätenliste von Eltern, weil dies in Schweden weitgehend selbstverständlich ist.

Auf den ersten Blick bemerkenswert ist hingegen, dass obwohl schwedischen Eltern die Förderung ihrer

Kinder in der Betreuungseinrichtung in praktisch genauso hohem Anteil besonders wichtig ist wie deutschen

Eltern, sie deutlich weniger häufig Wert darauf legen, dass die Kinder gut auf die Schule vorbereitet werden.

Das dürfte aber vor allem damit zusammenhängen, dass die gezielte Vorbereitung auf die Schule in der

Regel in einem gesonderten Vorschuljahr im 6. Lebensjahr erfolgt, d.h. dies für Kinder unter 6 Jahren weniger

Relevanz hat.10

Wichtiger als den deutschen Eltern sind den schwedischen institutionelle und organisatorische Fragen:

kleine Gruppengrößen, regelmäßige Elterngespräche, akademisch ausgebildete Erzieher(innen) und dass es

auch männliche Erzieher gibt (Schaubild 37, Seite 55).

Die Erwartungen, die Eltern an Kinderbetreuungseinrichtungen haben, fallen in Ostdeutschland deutlich

anspruchsvoller aus als im Westen. Von 15 auf einer Liste vorgelegten möglichen Erwartungen an eine

Kinderbetreuungseinrichtung werden 13 von ostdeutschen Eltern häufiger als besonders wichtig genannt

als von westdeutschen Eltern. Besonders groß ist der Unterschied in der Frage des Mittagessens: 94 Prozent

der ostdeutschen Eltern unter-12-jähriger Kinder ist es besonders wichtig, dass den Kindern in der Betreu-

ungseinrichtung ein Mittagessen angeboten wird. Im Westen legen darauf nur 64 Prozent besonderen Wert

(Anhangschaubild 2).

54

10 Obwohl der Besuch der Vorschulklasse freiwillig ist, nutzen fast 96 Prozent der 6-Jährigen dieses Angebot (vgl.: Anuschka Czepoks, "Kita und Förskola im Vergleich – Schweden als Vorbild für Deutschland?", Bachelor-Thesis, Hochschule für angewandte Wissenschaften Hamburg, Fakultät Wirtschaft und Soziales, 2012, Seite 38).

Page 55: Neue BILD der FRAU-Studie: Chancengerechtigkeit von Kindern - ein deutsch-schwedischer Vergleich

55

Frage: "Welche Erwartungen haben Sie an eine Kinderbetreuungseinrichtung für Kinder unter 6 Jahren, also einen Kindergarten oder eine Kita? Was finden Sie da besonders wichtig?" (Listenvorlage)

© IfD-Allensbach

SPAß UND FÖRDERUNG – HAUPTERWARTUNGEN AN EINE KINDER-BETREUUNGSEINRICHTUNG IN DEUTSCHLAND WIE IN SCHWEDEN

Es finden bei einer Kinderbetreuungs-

einrichtung besonders wichtig –

96

83

89

45

80

53

31

70

46

41

73

62

34

46

45

BASIS: ELTERN VON 3- BIS UNTER-6-JÄHRIGEN KINDERN IN DEUTSCHLAND UND SCHWEDENQUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241, MAI/JUNI 2012

91

84

80

79

74

74

74

73

69

65

64

60

57

37

27

%

dass es dort auch Betreuer, Betreuerinnen gibt, die dafür eine akademische Aus-bildung haben, die studiert haben

dass die Kinder Spaß haben, gerne dort hingehen

dass Kinder dort nicht nur betreut, sondern auch gefördert werden

dass die Erzieher gezielt auf die Ent-wicklung der Kinder achten

dass es lange Betreuungszeiten gibt, so dass Berufstätige keine Probleme mit der Betreuung bekommendass die Gruppen relativ klein sind, dass jeder Erzieher nur für wenige Kinder zuständig ist

dass die Kinder gut auf die Schule vorbereitet werden

dass dort darauf geachtet wird, dasssich die Kinder ausreichend bewegen

dass dort ein Mittagessen für die Kinder angeboten wird

dass es dort ein großes Angebot an Spiel- und Bastelmöglichkeiten gibt

dass die Kinderbetreuungseinrichtung nicht so teuer ist

dass es regelmäßige Gespräche mit den Eltern gibt

dass die Kinder dort individuell nach Inte-ressen und Begabungen gefördert werden

dass es auch während der SchulferienBetreuungsmöglichkeiten gibt

dass es dort auch männliche Erzieher gibt

ELTERN VON UNTER-12-JÄHRIGEN KINDERN IN – SCHWEDENDEUTSCHLAND

SCHAUBILD 37

Page 56: Neue BILD der FRAU-Studie: Chancengerechtigkeit von Kindern - ein deutsch-schwedischer Vergleich
Page 57: Neue BILD der FRAU-Studie: Chancengerechtigkeit von Kindern - ein deutsch-schwedischer Vergleich

Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf

Aus Sicht der jeweiligen Gesamtbevölkerung steht es um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf in Schwe-

den ähnlich schlecht wie in Deutschland, aus Sicht der betroffenen Eltern stellt sich die Situation in Schweden

dagegen deutlich besser dar als hierzulande.

Von der 16- bis 74-jährigen Bevölkerung halten sowohl in Schweden als auch in Deutschland jeweils nur

rund ein Drittel Familie und Beruf im eigenen Land für gut miteinander vereinbar, jeweils rund die Hälfte für

nicht so gut. Eltern unter-12-jähriger Kinder in Deutschland sehen die Vereinbarkeit von Familie und Beruf

tendenziell noch schlechter: Nur 29 Prozent halten sie für gut, überdurchschnittliche 58 Prozent für nicht so

gut. 11 Anders in Schweden: Hier geben 47 Prozent der Eltern zu Protokoll, dass sich Familie und Beruf gut ver-

einbaren lassen (Schaubild 38).

57

DEUTSCHLAND SCHWEDEN DEUTSCHLAND SCHWEDEN

16- bis 74-jährige Bevölkerung Eltern unter-12-jähriger Kinder

Frage: "Wie ist Ihr Eindruck: Lassen sich bei uns in Deutschland/Schweden Familie undBeruf alles in allem gut miteinander vereinbaren, oder nicht so gut?"

© IfD-Allensbach

BESSERE VEREINBARKEIT VON FAMILIE UND BERUF AUS ELTERNSICHT IN SCHWEDEN

nicht so gut

Familie und Beruflassen sich

im eigenen Landalles in allem –

Unentschieden,weiß nicht

gut vereinbaren

32 % 34 2947

49 51 58

46

19 15 13 7

BASIS: 16- BIS 74-JÄHRIGE BEVÖLKERUNG IN DEUTSCHLAND UND SCHWEDENQUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241, MAI/JUNI 2012

SCHAUBILD 38

11 Sowohl in der Gesamtbevölkerung als auch unter Eltern zeigen sich in dieser Frage nur geringe Unterschiedezwischen Ost- und Westdeutschland. Vgl. tabellarischer Basisbericht DEUTSCHLAND, Tabelle 31

Page 58: Neue BILD der FRAU-Studie: Chancengerechtigkeit von Kindern - ein deutsch-schwedischer Vergleich

In Schweden finden sich in dieser Frage – anders als in Deutschland – ausgeprägte Generationenunter-

schiede. Von den 30- bis 44-jährigen Schweden halten 42 Prozent Familie und Beruf für gut miteinander

vereinbar, von den 60- bis 74-Jährigen dagegen nur 24 Prozent (Schaubild 39). Dies belegt noch einmal den

oben bereits herausgearbeiteten Einstellungs- und Wahrnehmungswandel in der schwedischen Bevölkerung

in den letzten Jahrzehnten.

Deutlich besser noch als in Schweden wird die Vereinbarkeit von Familie und Beruf in Frankreich wahrge-

nommen. Rund zwei Drittel der unter-50-jährigen Eltern gaben 2007 zu Protokoll, dass sich diese beiden

Lebensbereiche in Frankreich gut miteinander vereinbaren lassen (Schaubild 40, Seite 59).

58

SCHWEDENDEUTSCHLAND

© IfD-Allensbach

VEREINBARKEIT VON FAMILIE UND BERUF: DEUTLICHE UNTERSCHIEDE IM URTEIL VERSCHIEDENER GENERATIONEN IN SCHWEDEN

Nicht dargestellt: unentschieden, weiß nicht

nicht so gut vereinbaren

Familie und Beruf lassen sich im eigenen Land allesin allem –

gut vereinbaren

34 % 3642

32

BASIS: 16- BIS 74-JÄHRIGE BEVÖLKERUNG IN DEUTSCHLAND UND SCHWEDENQUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241, MAI/JUNI 2012

16- bis 74-jährige Bevölkerung

16-29Jahre

30-44Jahre

45-59Jahre

60-74Jahre

Altersgruppen

32 31 33 34 30

49 43 53 47 50

5143

4853

60

24

SCHAUBILD 39

Page 59: Neue BILD der FRAU-Studie: Chancengerechtigkeit von Kindern - ein deutsch-schwedischer Vergleich

Die Urteile der deutschen Bevölkerung zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf haben sich in den letzten

Jahren tendenziell positiv entwickelt. Der Anteil derer, die eine gute Vereinbarkeit konstatieren, ist von 21 Pro-

zent in 2010 auf aktuell 31 Prozent gestiegen, der Anteil derer, die die Vereinbarkeit als nicht so gut beurteilen,

von 62 Prozent auf 48 Prozent zurückgegangen (Schaubild 41).

59

SCHWEDEN FRANKREICH(2007)

DEUTSCHLAND

16- bis 49-jährige Eltern

© IfD-AllensbachBASIS: 16- BIS 49-JÄHRIGE ELTERN IN DEUTSCHLAND, SCHWEDEN UND FRANKREICHALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGEN 5216, FEBRUAR 2007 UND 6241, MAI/JUNI 2012

BESTE VEREINBARKEIT VON FAMILIE UND BERUF AUS ELTERNSICHT IN FRANKREICH

Nicht dargestellt: unentschieden, weiß nicht

nicht so gut vereinbaren

Familie und Beruf lassen sich imeigenen Land alles in allem –

gut miteinander vereinbaren

46

63

34 %

48

33

52

SCHAUBILD 40

© IfD-Allensbach

BASIS: BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND, BEVÖLKERUNG AB 16 JAHREQUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGEN, ZULETZT 6241, MAI/JUNI 2012

2007

3128 %21

20122010Nicht dargestellt: unentschieden, weiß nicht

nicht so gutvereinbaren

Familie und Beruf lassen sich in Deutschland allesin allem miteinander –

gut vereinbaren

VEREINBARKEIT VON FAMILIE UND BERUF: POSITIVER TREND IN DER WAHRNEHMUNG DER BEVÖLKERUNG

48

5762

SCHAUBILD 41

Page 60: Neue BILD der FRAU-Studie: Chancengerechtigkeit von Kindern - ein deutsch-schwedischer Vergleich

Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist aber nicht nur eine Frage der Betreuungsinfrastruktur, sondern

auch der gesellschaftlichen Vorstellungen von den Bedürfnissen von Kindern. Hier bestehen große Unterschiede

zwischen Schweden und Westdeutschland sowie innerdeutsch zwischen West und Ost.

Die westdeutsche Bevölkerung ist jeweils mehrheitlich überzeugt davon, dass ein Kleinkind wahrscheinlich

sowohl unter einer Berufstätigkeit der Mutter leidet als auch unter der Berufstätigkeit beider Elternteile. Weiter

oben ist ja bereits gezeigt worden, dass in Westdeutschland auch nur ein vergleichsweise kleiner Anteil der

Bevölkerung der Überzeugung ist, dass auch unter-3-jährige Kinder in ihrer Entwicklung davon profitieren, wenn

sie eine Betreuungseinrichtung besuchen (vgl. Seite 41, Schaubild 24).

Die schwedische und die ostdeutsche Bevölkerung haben in dieser Frage eine diametral entgegengesetzte

Auffassung. Jeweils rund drei Viertel glauben ausdrücklich nicht, dass ein Kleinkind unter der Berufstätigkeit

der Mutter leidet. Ebenfalls drei Viertel der schwedischen Bevölkerung hält das auch für den Fall für unwahr-

scheinlich, dass beide Elternteile arbeiten, in Ostdeutschland äußern sich 57 Prozent so. Dass ein Kleinkind da-

runter leidet, wenn der Vater viel arbeitet und wenig zuhause ist, hält in Deutschland und Schweden jeweils

eine Mehrheit für unwahrscheinlich. Bemerkenswert ist, dass ein Kleinkind aus Sicht der schwedischen Be -

völkerung eher unter einem fast permanent abwesenden Vater leidet (35 Prozent) als unter der Berufstätigkeit

der Mutter (13 Prozent, Schaubild 42).

60

© IfD-Allensbach

DIE ÜBERZEUGUNG, DASS EIN KLEINKIND DARUNTER LEIDET, WENN DIE MUTTER ODER BEIDE ELTERNTEILE BERUFSTÄTIG SIND, IST IN DEUTSCHLAND DEUTLICH VERBREITETER ALS IN SCHWEDEN

Wenn die Mutter berufstätig ist

insge-samt

SCHWEDEN

West Ost

DEUTSCHLAND

BASIS: 16- BIS 74-JÄHRIGE BEVÖLKERUNG IN DEUTSCHLAND UND SCHWEDENQUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241, MAI/JUNI 2012

Nicht dargestellt: unentschieden, keine Angabe

insge-samt

SCHWEDEN

West Ost

DEUTSCHLAND

insge-samt

SCHWEDEN

West Ost

DEUTSCHLAND

Glaube nicht,dass ein Klein-kind darunter

leiden wird

Darunter wirdein Kleinkind

wahrscheinlichleiden

46%

53

18 1323 25

19

3549 56

21 15

4032

73 78

59 5671

54

34 29

57

75

Wenn der Vater vielarbeitet und wenig

zuhause ist

Wenn beide Elternberufstätig sind

SCHAUBILD 42

Page 61: Neue BILD der FRAU-Studie: Chancengerechtigkeit von Kindern - ein deutsch-schwedischer Vergleich

61

SCHAUBILD 43

In Westdeutschland ist auch nicht zu erkennen, dass die Einschätzung, ein Kleinkind würde unter der

Berufstätigkeit der Mutter leiden, erodiert. Im Gegenteil hat der Anteil derer, die diese Überzeugung teilen, in

den letzten fünf Jahren sogar leicht zugenommen, von 52 Prozent auf 54 Prozent. Im Osten ist der ohnehin

kleinere Anteil, der so denkt, von 26 Prozent in 2007 auf aktuell 18 Prozent geschrumpft (Schaubild 43).

WEST

OST

GESAMT-DEUTSCHLAND

© IfD-AllensbachBASIS: BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND, BEVÖLKERUNG AB 16 JAHREQUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGEN10000, FEBRUAR 2007 UND 6241, MAI/JUNI 2012

IN WESTDEUTSCHLAND KEIN NACHLASSEN DER ÜBERZEUGUNG, DASS EIN KLEINKIND UNTER DER BERUFSTÄTIGKEIT DER MUTTER LEIDET

Ein Kleinkind wird wahrscheinlich darunter leiden, wenn die Mutter berufstätig ist

52 %

47

54

47

18

26

20122007

Page 62: Neue BILD der FRAU-Studie: Chancengerechtigkeit von Kindern - ein deutsch-schwedischer Vergleich
Page 63: Neue BILD der FRAU-Studie: Chancengerechtigkeit von Kindern - ein deutsch-schwedischer Vergleich

Einstellungen zu Kindern und Familie

Die in Schweden bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf dürfte einer der Hauptgründe für die gegen-

über Deutschland höhere Fertilität der Schweden sein. Mit einer Geburtenrate12 von zuletzt 2,0 Kindern pro

Frau (2010) bekommen Frauen in Schweden deutlich mehr Kinder als Frauen in Deutschland (Geburtenrate:

1,4).13 Dabei bekommen schwedische Frauen ihre Kinder nicht früher als deutsche: Das Durchschnittsalter

von Müttern bei der Geburt lag in Schweden 2010 bei 30,8 Jahren, in Deutschland bei 30,4 Jahren14, das Alter

bei der Geburt des ersten Kindes in Deutschland (2010) wie in Schweden (2009) bei 28,9 Jahren.15

Das spiegelt sich auch in den Idealvorstellungen beider Länder wieder: Das ideale Alter für Frauen, um Kinder

zu bekommen, wird von der deutschen und der schwedischen Bevölkerung sehr ähnlich angesetzt. Im Durch-

schnitt geben Schweden hier einen Alterskorridor von 24,4 bis 33,0 Jahren an, in Deutschland von 23,5 bis

32,9 Jahre. Der Mittelpunkt des schwedischen Alterskorridors liegt mit 28,7 Jahren aber noch dichter am

tatsächlichen durchschnittlichen Erstgeburtsalter von 28,9 Jahren als in Deutschland (Mittelpunkt des Alters-

korridors bei 28,2 Jahren), d.h. schwedische Frauen richten ihr Erstgeburtsalter enger an den Idealvorstellungen

im Land aus als deutsche Frauen.

In Ostdeutschland wird es für besser gehalten, wenn Frauen in noch jüngerem Alter Kinder bekommen, im

Durchschnitt zwischen 22,6 und 32,0 Jahren. Tatsächlich bekommen Frauen hier auch signifikant früher als in

Westdeutschland oder Schweden ihr erstes Kind, nämlich mit durchschnittlich 27,4 Jahren. Das entspricht sehr

genau dem Mittelpunkt des idealen Alterskorridors (27,3 Jahre).

Auch Männer sollen nach den Vorstellungen der Bevölkerung im Osten Deutschlands eher früher Vater

werden als nach den Vorstellungen in Westdeutschland und Schweden. In Westdeutschland sieht man das

ideale Altersfenster für eine Vaterschaft dagegen besonders lange geöffnet, bis zu einem Alter von im Durch-

schnitt 37,1 Jahren.

63

12Ausgewiesen ist die zusammengefasste Fruchtbarkeitsziffer, d.h. die Zahl der Kinder, die eine Frau inihrem Leben bekommen würde, wenn die aktuellen altersspezifischen Fruchtbarkeitsraten konstant wären.13Quelle: Eurostat14Quelle: Eurostat15In Ostdeutschland lag das Erstgeburtsalter dabei mit 27,4 Jahren allerdings signifikant niedriger als imWesten (29,2 Jahre). Quellen: Statistisches Bundesamt und Statistiska centralbyrån

Page 64: Neue BILD der FRAU-Studie: Chancengerechtigkeit von Kindern - ein deutsch-schwedischer Vergleich

Generell ist das ideale Altersfenster für Männer gegenüber dem Altersfenster für Frauen in Deutschland deut-

lich stärker nach oben verschoben als in Schweden, d.h. die Altersunterschiede zwischen Müttern und Vätern

im jeweiligen Idealalter sind in Deutschland größer als in Schweden (Schaubild 44).

In Frankreich sieht die Bevölkerung die idealen Altersfenster für Frauen wie für Männer nach oben deutlich

länger offen als in Deutschland oder Schweden. Die 16- bis 49-jährige Bevölkerung setzte die Obergrenzen für

das ideale Alter zum Kinderkriegen 2007 im Durchschnitt auf 36,4 Jahre für Frauen und 40,8 Jahre für Männer

(Anhangschaubild 3).

64

SCHWEDEN

DEUTSCHLAND

© IfD-Allensbach

DAS IDEALE ALTER, UM KINDER ZU BEKOMMEN – AUS SICHT DER BEVÖLKERUNG

BASIS: 16- BIS 74-JÄHRIGE BEVÖLKERUNG IN DEUTSCHLAND UND SCHWEDENQUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241, MAI/JUNI 2012

23,5

26,1

23,7

26,4

22,6

25,1

26,0

24,4

32,9

36,8

33,1

37,1

32,0

35,7

35,0

33,0

insgesamt

West

Ost

für Frauen

für Männer

20 Jahre 25 30 35 40

durchschnittliche untere Altersgrenze

durchschnittlicheobere Altersgrenze

SCHAUBILD 44

Page 65: Neue BILD der FRAU-Studie: Chancengerechtigkeit von Kindern - ein deutsch-schwedischer Vergleich

Dass (West-)Deutsche ihre eigenen Idealvorstellungen vom idealen Geburtsalter tendenziell weniger gut um-

setzen als Schweden, liegt vermutlich auch daran, dass Deutsche weniger häufig als Schweden der Ansicht sind,

man solle Kinder genau planen und sie am besten dann bekommen, wenn es sich mit den übrigen Plänen am

besten verträgt. Von den 16- bis 49-Jährigen vertreten 38 Prozent in Deutschland diese Position, etwas häufiger

ist die ausdrückliche Überzeugung, man solle Kinder nicht so genau planen. Die schwedische Bevölkerung in

dieser Altersgruppe hält eine genaue Planung zu 46 Prozent für angeraten, in Frankreich äußerten sich 2007

sogar 52 Prozent in dieser Weise (Schaubild 45).

65

Frage: "Finden Sie, dass man Kinder genau planen sollte, so dass man sie dann bekommt, wenn es sich mit den übrigen Plänen am besten verträgt, oder sollte man das nicht so genau planen?"

SCHWEDEN FRANKREICH(2007)

DEUTSCHLAND

© IfD-Allensbach

Unentschieden

KINDER GENAU PLANEN? IN SCHWEDEN UND FRANKREICH WIRD DIESE AUFFASSUNG HÄUFIGER VERTRETEN ALS IN DEUTSCHLAND

BASIS: 16- BIS 49-JÄHRIGE BEVÖLKERUNG IN DEUTSCHLAND, SCHWEDEN UND FRANKREICHALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGEN 5216, FEBRUAR 2007 UND 6241, MAI/JUNI 2012

Man sollte Kinder –

nicht so genau planen

16- bis 49-Jährige

38 %46 52

41

4340

2111 8

genau planen

SCHAUBILD 45

Page 66: Neue BILD der FRAU-Studie: Chancengerechtigkeit von Kindern - ein deutsch-schwedischer Vergleich

Die Überzeugung, man solle Kinder genau planen, ist in Deutschland in den letzten rund 10 Jahren allerdings

auch deutlich zurückgegangen. Plädierte 2003 noch fast die Hälfte der 18- bis 44-Jährigen für eine genaue

Planung, sind es aktuell nur noch 39 Prozent (Schaubild 46).

Man könnte vermuten, dass die vergleichsweise geringe Fertilität in Deutschland mit stärkeren Vorbehalten

Kinderloser gegenüber einer Elternschaft einhergehen. Dafür zeigen die vorliegenden Daten allerdings kaum

Indizien. In Schweden wie in Deutschland haben unter-50-jährige Kinderlose eine überwiegend positive Ein-

stellung zu Kindern und Familie, nehmen insgesamt eher die mit Kindern verbundenen Gratifikationen als die

Belastungen wahr.16 Von einer Liste mit insgesamt 11 Aussagen zu Kindern und Familie stimmen deutsche

Kinderlose den vier positiven Aussagen darunter am häufigsten zu, keiner der Aussagen allerdings mehrheitlich.

Für 45 Prozent sind Kinder der Garant dafür, dass man auch im Alter nicht alleine ist, für 40 Prozent gehören

Kinder zu einem erfüllten Leben einfach dazu und für 38 Prozent geben Kinder dem Leben einen Sinn.

Die Haltungen schwedischer Kinderloser unter 50 Jahren unterscheiden sich von denen deutscher Kinder-

loser vor allem in zwei sich widersprechenden Punkten: Zum einen ist in Schweden mit 47 Prozent der Anteil

derer deutlich größer, die Kinder mit Lebenssinn verbinden. Gleichzeitig ist der Wunsch nach Kindern verbrei-

teter mit der Unsicherheit darüber verbunden, ob man der Verantwortung dafür gewachsen ist. Auch wird in

66

© IfD-AllensbachBASIS: BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND, 18- BIS 44-JÄHRIGE BEVÖLKERUNGQUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGEN, ZULETZT 6241, MAI/JUNI 2012

DIE ÜBERZEUGUNG, DASS MAN KINDER GENAU PLANEN SOLLTE, IST IN DEUTSCHLAND ZURÜCKGEGANGEN

20122003

Man sollte Kinder genau planen, so dass man sie dann bekommt, wenn es sich mit den übrigen Plänen am besten verträgt

2007

48 %

3945

18- BIS 44-JÄHRIGEBEVÖLKERUNG

SCHAUBILD 46

16 Wie die vom Institut für Demoskopie Allensbach für BILD am Sonntag durchgeführte Familienstudie 2011 zeigt, unterscheiden sich in dieserFrage vor allem Kinderlose mit und ohne Kinderwunsch voneinander: In den Vorstellungen von Kinderlosen ohne Kinderwunsch sind Kinder vor

allem mit Belastungen verbunden, die emotionalen Gratifikationen werden kaum wahrgenommen bzw. nachempfunden.

Page 67: Neue BILD der FRAU-Studie: Chancengerechtigkeit von Kindern - ein deutsch-schwedischer Vergleich

Schweden häufiger eine Angst vor den Veränderungen, die Kinder mit sich bringen, zu Protokoll gegeben

(Schaubild 47). Eine in Deutschland spezifische Angst Kinderloser vor der Verantwortung für Kinder, die sie

davon abhalten könnte, Kinder zu bekommen, ist jedenfalls nicht festzustellen.

Im innerdeutschen Vergleich zeigen ostdeutsche Kinderlose unter 50 Jahren eine deutlich positivere Haltung

zu Kindern als westdeutsche: Sie nennen im Schnitt 1,8 positive Punkte von der oben genannten Liste, und

0,7 negative Punkte. In Westdeutschland sind es dagegen im Durchschnitt 1,4 positive und 1,0 negative

Punkte.17

67

Frage: "Hier ist einmal einiges aufgeschrieben, was uns andere über Kinder gesagt haben.

Was davon würden auch Sie sagen?" (Listenvorlage)

16- BIS 49-JÄHRIGE KINDERLOSE IN –

SCHWEDENDEUTSCHLAND

© IfD-AllensbachBASIS: 16- BIS 49-JÄHRIGE KINDERLOSE IN DEUTSCHLAND UND SCHWEDENQUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241, MAI/JUNI 2012

EINSTELLUNGEN KINDERLOSER IN DEUTSCHLAND UND SCHWEDEN ZU KINDERN

In meinem Verwandten- und Bekanntenkreis haben viele Probleme mit der Erziehung ihrer Kinder. Das schreckt mich ab

39

41

47

22

40

24

12

12

5

7

7

%Wenn man Kinder und eine Familie hat, ist man auch im Alter nicht alleine

Zu einem erfüllten Leben gehören für mich Kinder einfach dazu

Ich möchte eigentlich schon Kinder haben, aber ich weiß nicht, ob ich der Verantwortung gewachsen bin

Ich habe Angst vor den Veränderungen, die Kinder mit sich bringen

Ich befürchte, dass ich berufliche Nachteile habe, wenn ich Kinder bekomme

Ich verbinde mit Kindern vor allem Stress. Deshalb möchte ich keine Kinder

Ich befürchte, dass meine Beziehung darunter leidet, wennwir Kinder bekommen

Kinder geben dem Leben einen Sinn

Ich habe Angst, den richtigen Zeitpunkt für Kinder zu verpassen

Kinder halten jung

45

40

38

26

25

17

17

15

11

8

6

SCHAUBILD 47

17 Sonderanalyse

Page 68: Neue BILD der FRAU-Studie: Chancengerechtigkeit von Kindern - ein deutsch-schwedischer Vergleich
Page 69: Neue BILD der FRAU-Studie: Chancengerechtigkeit von Kindern - ein deutsch-schwedischer Vergleich

69

Besondere Perspektiven und Einstellungentürkischstämmiger Eltern in Deutschland

Die Frage nach gleichen Bildungschancen stellt sich für Migranten, insbesondere aus anderen Sprach- und

Kulturkreisen, in besonderer Weise. Rein quantitativ ist das Thema Migration in Schweden dabei nicht weniger

bedeutsam als in Deutschland, im Gegenteil liegt der Migrantenanteil an der Bevölkerung dort sogar etwas

höher.18 Allerdings ist die Nationalitätenstruktur der Migranten in Schweden deutlich heterogener. Während in

Deutschland türkischstämmige Migranten mit einem Anteil von 18,9 Prozent an den Personen mit Migra -

tionshintergrund insgesamt die mit Abstand größte Einzelgruppe stellen,19 finden sich in Schweden mit

11,7 Prozent am häufigsten Migranten aus Finnland. Um exemplarisch Besonderheiten in den Haltungen und

Wahrnehmungen von Migranten im Zusammenhang mit Bildungschancen zu untersuchen, wurde deshalb in

Deutschland eine Zusatzstichprobe von gut 100 Eltern unter-12-jähriger Kinder mit türkischem Migrationshin-

tergrund zusätzlich befragt.

Dabei zeigt sich, dass türkischstämmige Eltern unter-12-jähriger Kinder auf die Chancen, die die deutsche

Gesellschaft bietet, einen überdurchschnittlich optimistischen Blick haben. So schätzen sie die soziale Durch-

lässigkeit der deutschen Gesellschaft höher ein als Eltern Unter-12-Jähriger im Durchschnitt: 50 Prozent sind

überzeugt, dass man es in der Regel auch zu etwas bringt, wenn man sich heute wirklich anstrengt, nur 34 Pro-

zent haben dagegen den Eindruck, dass sozialer Aufstieg für Personen aus den unteren Gesellschaftsschichten

kaum zu schaffen ist. Chancengerechtigkeit sehen Eltern mit türkischem Migrationshintergrund in praktisch

genauso hohem Anteil in Deutschland gut oder sehr gut verwirklicht wie andere Eltern auch, selbst wenn sie

häufiger den Einsdruck haben, dass die Chancengerechtigkeit in den letzten 10 bis 15 Jahren eher abgenommen

hat (Schaubild 48, Seite 70).20

Allerdings hat eine Studie des Allensbacher Instituts aus dem vergangenen Jahr gezeigt, dass verbreitet Zweifel

darüber bestehen, ob Schüler aus Zuwandererfamilien in der Schule die gleichen Chancen wie deutsche Schüler

haben (Schaubild 49, Seite 70).

18 In Schweden sind 19,1 Prozent der Bevölkerung entweder selbst im Ausland geboren oder ihre beiden Elternteile (Statistiska centralbyrån). In Deutschland habengemäß der Abgrenzung des statistischen Bundesamtes 19,3 Prozent der Bevölkerung einen Migrationshintergrund, darunter aber – neben z.B. in Deutschland geborenenAusländern – 1,9 Prozent bei denen nur ein Elternteil selbst Ausländer ist oder Migrationserfahrung hat, Personen, die die schwedische Abgrenzung nicht mit umfasst. 19 Die zweitgrößte Gruppe stellen in Deutschland polnische Migranten mit 10,0 Prozent. Quelle: Statistisches Bundesamt, Mikrozensus 2010. 20 Dabei spielt es keine entscheidende Rolle, dass Migranten häufiger einfachen sozialen Schichten angehören und türkischstämmige Migranten fast ausschließlich inWestdeutschland beheimatet sind. Rechnet man diese Einflüsse bei der Analyse heraus, ändern sich die Unterschiede zu den Urteilen der Eltern insgesamt kaum. Sofern dies in den folgenden Analysen einen wichtigen Einfluss hat, werden entsprechend auch enger abgegrenzte Vergleichsgruppen ausgewiesen.

Page 70: Neue BILD der FRAU-Studie: Chancengerechtigkeit von Kindern - ein deutsch-schwedischer Vergleich

70

© IfD-AllensbachBASIS: BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND, ELTERN UNTER-12-JÄHRIGER KINDERQUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241 MAI/JUNI 2012

URTEILE TÜRKISCHSTÄMMIGER ELTERN ZUR CHANCENGERECHTIGKEIT UND DER SOZIALEN DURCHLÄSSIGKEIT IN DER DEUTSCHEN GESELLSCHAFT

"Wer sichheute wirklichanstrengt, der

bringt es in der Regel auch

zu etwas"

"Für die, dieunten sind, istes sehr schwer

hochzukommen,so sehr sie sich

auch anstrengen."

insge-samt

ELTERN UNTER-12-JÄHRIGER KINDER

mittürkischem Migrations-hintergrund

CHANCENGERECHTIGKEIT

hat in Deutschland in denletzten 10 bis 15 Jahren –

sehen in Deutschlandalles in allem (sehr) gut

verwirklicht –

insge-samt

ELTERN UNTER-12-JÄHRIGER KINDER

mittürkischem Migrations-hintergrund

insge-samt

ELTERN UNTER-12-JÄHRIGER KINDER

mittürkischem Migrations-hintergrund

eher abgenommen

eher zugenommen

44 %50

38 3933

27

3442

31

20

CHLÄSSIGKEIT IN DER DEUTDURCHANCENGERECHTIGKEIT UND DER SO

TEILE TÜRKISCHSURRTEILE TÜRKISCHS

er sich"WWer sich44 %

SCHEN GESELLSCHAFTCHLÄSSIGKEIT IN DER DEUTCHANCENGERECHTIGKEIT UND DER SO

TERN ÄMMIGER EL LTERN ZUR TTÄMMIGER ELTEILE TÜRKISCHS

44 %50 v

alles in allem (sehr) gutsehen in D

SCHEN GESELLSCHAFTZIALEN CHANCENGERECHTIGKEIT UND DER SO

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CHANCENGERECHTIGKEIT

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CHANCENGERECHTIGKEIT

en."engauch anstrso sehr sie sich

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isten sind,unte die"Für die,

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es in dert bring der,tt,enganstrrengliche wirkheutte wirk 44 %

42

44 %

34

38 39

zug

abg20

33

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31

nomm

27

ugeher

genommene

bgeher

genommene

AGE 6241 MAI/JUNI 2012-UMFR IFD,CHIVV,QUELLE: ALLENSBACHER ARTERN UNTER ELAND,SCHLBASIS: BUNDESREPUBLIK DEUT

-12-UNTER

samt-insge

AGE 6241 MAI/JUNI 2012JÄHRIGER KINDER-12--JÄHRIGER KINDERTERN UNTER

JÄHRIGER KINDER2--JÄHRIGER KINDERTERN ELLTERN

-

-12-UNTER

samt-insge

grundhinterations-Migr

türkischem mit

JÄHRIGER KINDER2--JÄHRIGER KINDERTERN ELLTERN

-12-UNTER

samt-insge

grundhinterations-Migr

türkischem mit

ach-Allensb© IfD

JÄHRIGER KINDER2--JÄHRIGER KINDERTERN ELLTERN

grundhinterations-Migr

türkischem mit

SCHAUBILD 48

Frage: "Haben Sie das Gefühl, dass Schüler aus Zuwandererfamilien alles in allem die gleichen Chancen haben wie deutsche Schüler, oder haben Sie nicht diesen Eindruck?"

© IfD-AllensbachBASIS: BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND, ELTERN MIT KINDERN IM ALTER VON 3 BIS 18 JAHRENQUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6221, AUGUST/SEPTEMBER 2011

VERBREITET ZWEIFEL AN DER CHANCENGLEICHHEIT VON KINDERN MIT MIGRATIONSHINTERGRUND

Eltern insgesamt

Eltern mit türkischem

MigrationshintergrundNicht dargestellt: unentschieden

Schüler aus Zuwanderer-familien haben gleiche

Chancen

Habe nicht diesen Eindruck

43 %

38

28

59

SCHAUBILD 49

Page 71: Neue BILD der FRAU-Studie: Chancengerechtigkeit von Kindern - ein deutsch-schwedischer Vergleich

Der Wunsch nach sozialem Aufstieg der eigenen Kinder ist unter Eltern mit Migrationshintergrund deutlich

weiter verbreitet als unter deutschen Eltern. 70 Prozent der Eltern unter-12-jähriger Kinder mit türkischem

Migrationshintergrund wünschen sich ausdrücklich, dass es ihren Kindern einmal bessergehen soll als ihnen

selbst. Von den Eltern Unter-12-Jähriger insgesamt äußern nur 42 Prozent diesen Wunsch, ein mit 56 Prozent

größerer Anteil wäre damit zufrieden, wenn es den Kindern später einmal genauso gut geht, wie ihnen jetzt

(Schaubild 50).

71

insgesamt

ELTERN UNTER-12-JÄHRIGER KINDER

mit türkischem Migrations-hintergrund

© IfD-AllensbachBASIS: ELTERN UNTER-12-JÄHRIGER KINDER IN DEUTSCHLAND QUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241, MAI/JUNI 2012

WUNSCH NACH SOZIALEM AUFSTIEG DER KINDER UNTER ELTERN MIT TÜRKISCHEM MIGRATIONSHINTERGRUND DEUTLICH STÄRKER VERBREITET ALS IM BEVÖLKERUNGSDURCHSCHNITT

42 %

70"Meinen Kindern soll es später einmal bessergehen als uns"

Es sind zufrieden,wenn es ihren Kindern

genauso geht wieIhnen heute

28

56

SCHAUBILD 50

Page 72: Neue BILD der FRAU-Studie: Chancengerechtigkeit von Kindern - ein deutsch-schwedischer Vergleich

Insofern erstaunt es auch nicht, dass Eltern mit türkischem Migrationshintergrund häufiger konkrete und

überdurchschnittlich ambitionierte Bildungsziele für ihre Kinder formulieren. 69 Prozent der in Westdeutsch-

land lebenden türkischstämmigen Eltern aus der "breiten Mittelschicht" möchten, dass ihre Kinder Abitur

machen oder zumindest die Fachhochschulreife erwerben.21 Von den westdeutschen Eltern aus der breiten

Mittelschicht insgesamt wünschen das "nur" 54 Prozent. Ebenso haben auch nur 7 Prozent der türkisch -

stämmigen Eltern aus der breiten Mittelschicht in Westdeutschland keine bestimmten Erwartungen hinsichtlich

des Schulabschlusses ihrer Kinder, in der vergleichbaren Gruppe der Eltern insgesamt dagegen fast jeder Vierte

(24 Prozent, Schaubild 51).

72

© IfD-Allensbach

ELTERN MIT TÜRKISCHEM MIGRATIONSHINTERGRUND: HÄUFIGER KONKRETE UND TENDENZIELL AMBITIONIERTERE ERWARTUNGEN AN DEN SCHULABSCHLUSS IHRES KINDES/IHRER KINDER

Als Schulabschluss wünschen sich für

ihr Kind/ihre Kindernach Möglichkeit –

Unentschieden,keine Angabe

Es haben keine be-stimmten Erwartungen

Abitur bzw. Fachhochschulreife

Mittlere Reife

Hauptschulabschluss

x = Anteil unter 0,5 Prozent

BASIS: BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND, ELTERN VON UNTER-12-JÄHRIGEN KINDERN, DIE EINE BETREUUNGSEINRICHTUNG ODER SCHULE BESUCHENQUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241, MAI/JUNI 2012

Westdeutschland, breite Mittelschicht

insgesamt

insgesamt

ELTERN VON UNTER-12-JÄHRIGEN KINDERN, DIE EINE BETREUUNGSEINRICHTUNG ODER SCHULE BESUCHEN

mit türkischem Migrations-hintergrund

mit türkischem Migrations-hintergrund

58 % 60 5469

19 2122

2014

x

121 11 24 71 4

x3

SCHAUBILD 51

21 Um beim Vergleich von Ergebnissen von türkischstämmigen Eltern und Eltern insgesamt Unterschiede, die allein auf die unterschied-liche Schichtstruktur zurückgehen, zu minimieren, wurde die Gruppe der "breiten Mittelschicht" definiert. Die Schichtzugehörigkeit ist

in den Daten auf Basis einer 7-stufigen Skala definiert von 1=oberste soziale Schicht bis 7=unterste soziale Schicht. Der "breiten Mittel-schicht" gehören Personen an, denen Skalenwerte von 2 bis 6 zugeordnet sind, d.h. es wurden lediglich die oberste und unterste Teil-

schicht aus der Analyse herausgenommen. Wenn ansonsten in dem vorliegenden Bericht von mittleren sozialen Schichten die Rede ist,bezieht sich dies dagegen auf den Personenkreis mit Skalenwerten von 3 bis 5.

Page 73: Neue BILD der FRAU-Studie: Chancengerechtigkeit von Kindern - ein deutsch-schwedischer Vergleich

73

Eltern mit türkischem Migrationshintergrund ist es auch überdurchschnittlich wichtig, dass ihre Kinder den

von ihnen gewünschten Abschluss erreichen. Rund drei Vierteln ist das "sehr wichtig", Eltern unter-12-jähriger

Kinder insgesamt dagegen nur rund zur Hälfte (Schaubild 52).

Deshalb unterstützen sie ihre Kinder auch überdurchschnittlich häufig bei ihren Hausaufgaben (Schau-

bild 53, Seite 74), auch wenn ihnen das überdurchschnittlich schwer fällt (Schaubild 54, Seite 74). Häufiger als

deutsche Eltern nutzen sie schon für Kinder unter 10 Jahren Nachhilfeangebote (23 Prozent), und rund jeder

Dritte nimmt für seine Kinder Angebote zur Sprachförderung in Deutsch wahr (32 Prozent).22

x = Anteil unter 0,5 Prozent

Westdeutschland, breite Mittelschicht

insgesamt

insgesamt

ELTERN VON UNTER-12-JÄHRIGEN KINDERN, DIE KONKRETE ERWARTUNGEN ZUM SCHULABSCHLUSS IHRER KINDER ÄUSSERN

mit türkischem Migrations-hintergrund

mit türkischem Migrations-hintergrund

© IfD-Allensbach

Dass ihr Kind den vonihnen gewünschten

Abschluss schafft,ist ihnen –

Keine Erwartungenbezügl. Abschluss

bzw. keine Angabe

sehr wichtig

wichtig

weniger wichtig/gar nicht wichtig

BASIS: BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND, ELTERN UNTER-12-JÄHRIGER KINDER, DIE KONKRETE ERWARTUNGEN ZUM SCHULABSCHLUSS IHRER KINDER ÄUSSERNQUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241, MAI/JUNI 2012

ELTERN MIT TÜRKISCHEM MIGRATIONSHINTERGRUND IST ES DEUTLICH ÜBERDURCHSCHNITTLICH WICHTIG, DASS IHRE KINDER DEN GEWÜNSCHTEN SCHULABSCHLUSS ERREICHEN

52 %

74

44

77

43

24

50

21

5 25

2x x 1x

SCHAUBILD 52

22 Vgl. tabellarischer Basisbericht DEUTSCHLAND, Tabellen 21c und d

Page 74: Neue BILD der FRAU-Studie: Chancengerechtigkeit von Kindern - ein deutsch-schwedischer Vergleich

74

ÜBERDURCHSCHNITTLICHES ENGAGEMENT TÜRKISCHSTÄMMIGERELTERN BEI DER UNTERSTÜTZUNG DER KINDER ...

ELTERN INSGESAMT

ELTERN MIT TÜRKISCHEMMIGRATIONSHINTERGRUND

ELTERN MIT TÜRKISCHEMMIGRATIONSHINTERGRUND

häufig

gelegentlich

selten

nie

Es helfen ihrem Kind bei den Hausaufgaben –

17 %

39

56

35

9

21

43

64

25

11

55

43

© IfD-AllensbachBASIS: BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND, ELTERN MIT SCHULKINDERNQUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6221, AUGUST/SEPTEMBER 2011

... ABER SCHLECHTERE VORAUSSETZUNGEN

ELTERN INSGESAMT

sehr leicht

eher leicht

eher schwer

sehr schwer

Die Unterstützung bei den Hausaufgaben fällt –

17 %

38

30

5

15

28

40

8

Nicht dargestellt: unentschieden

© IfD-AllensbachBASIS: BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND, ELTERN MIT SCHULKINDERNQUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6221, AUGUST/SEPTEMBER 2011

SCHAUBILD 53

SCHAUBILD 54

Page 75: Neue BILD der FRAU-Studie: Chancengerechtigkeit von Kindern - ein deutsch-schwedischer Vergleich

Bei der Betreuung von Kindern unter 3 Jahren plädieren türkischstämmige Eltern überdurchschnittlich häufig

für eine Betreuung ausschließlich in der Familie und sind in nur deutlich unterdurchschnittlichem Anteil davon

überzeugt, dass ein Kind auch in diesem Alter in seiner Entwicklung vom Besuch einer Betreuungseinrichtung

profitieren würde. Rund zwei Drittel der Eltern mit türkischem Migrationshintergrund sprechen sich für eine

ausschließlich familiäre Kinderbetreuung in diesem Alter aus – ein noch höherer Anteil als unter den in dieser

Frage vergleichsweise konservativ eingestellten westdeutschen Eltern (Schaubild 55).

Dennoch hat die Mehrheit der türkischstämmigen Eltern den Eindruck, die am Ort bestehenden Be -

treuungsplätze reichen nicht aus (53 Prozent) – ein deutlich überdurchschnittlicher Anteil (Eltern unter-12-

jähriger Kinder insgesamt: 34 Prozent).23 Die Betreuungsqualität in den Einrichtungen wird tendenziell

schlechter beurteilt: Nur 48 Prozent haben den Eindruck, die Kinder würden gut betreut und gefördert, von

den Eltern unter-12-jähriger Kinder insgesamt sehen dies 63 Prozent so.24

75

Westdeutschland, breite Mittelschicht

insgesamt

insgesamt

ELTERN VON UNTER-12-JÄHRIGEN KINDERN

mit türkischem Migrations-hintergrund

mit türkischem Migrations-hintergrund

© IfD-Allensbach

Für die Entwicklung eines Kindes ist es in den ersten

drei Lebensjahren ambesten, wenn es –

Unentschieden,keine Angabe

BASIS: BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND, ELTERN UNTER-12-JÄHRIGER KINDERQUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241, MAI/JUNI 2012

TÜRKISCHSTÄMMIGE ELTERN VOTIEREN DEUTLICH ÜBERDURCHSCHNITTLICH HÄUFIG DAFÜR, KINDER IN DEN ERSTEN DREI LEBENSJAHREN IN DER FAMILIE ZU BETREUEN

ausschließlichin der Familie

betreut wird

auch eine Kinder-betreuungsein-

richtung besucht

47 %

6755

68

29

15

20

12

24 1825 20

SCHAUBILD 55

23 Vgl. tabellarischer Basisbericht DEUTSCHLAND, Tabelle 2624 Vgl. tabellarischer Basisbericht DEUTSCHLAND, Tabelle 27

Page 76: Neue BILD der FRAU-Studie: Chancengerechtigkeit von Kindern - ein deutsch-schwedischer Vergleich

Überdurchschnittlich wichtig sind türkischstämmigen Eltern in Betreuungseinrichtungen eine gute Ausbil-

dung der Erzieher(innen), regelmäßige Elterngespräche sowie dass die Betreuungseinrichtung nicht so teuer,

im Idealfall kostenlos ist.25

Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf beurteilen türkischstämmige Eltern in Deutschland nur wenig besser

als die Eltern insgesamt.26 Deutlich häufiger noch als andere Eltern in Deutschland sind sie aber davon über-

zeugt, dass ein Kleinkind unter der Berufstätigkeit der Mutter oder auch beider Eltern leiden würde. Wenn der

Vater häufig abwesend ist, weil er viel arbeitet, halten das aber nur 19 Prozent der türkischstämmigen Eltern

für potentiell schädlich für das Kind – ein noch kleinerer Anteil als in der deutschen Bevölkerung ohnehin

(Schaubild 56).

76

insgesamt

ELTERN UNTER-12-JÄHRIGER KINDER

mit türkischem Migrations-hintergrund

insgesamt

ELTERN UNTER-12-JÄHRIGER KINDER

mit türkischem Migrations-hintergrund

insgesamt

ELTERN UNTER-12-JÄHRIGER KINDER

mit türkischem Migrations-hintergrund

© IfD-Allensbach

TÜRKISCHSTÄMMIGE ELTERN: KLEINKINDER LEIDEN UNTER DER BERUFSTÄTIGKEIT DER MUTTER ODER BEIDER ELTERN – NICHT, WENN DER VATER VIEL ARBEITET UND WENIG ZUHAUSE IST

Glaube nicht,dass ein Klein-kind darunter

leiden wird

Wenn die Mutter berufstätig ist

BASIS: BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND, ELTERN UNTER-12-JÄHRIGER KINDERQUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241, MAI/JUNI 2012

Nicht dargestellt: unentschieden, keine Angabe

Darunter wirdein Kleinkind

wahrscheinlichleiden

Wenn beide Elternberufstätig sind

Wenn der Vater vielarbeitet und wenig

zuhause ist

45 %

65

39

82

2819

3830

45

12

5468

SCHAUBILD 56

25 Vgl. tabellarischer Basisbericht DEUTSCHLAND, Tabellen 12d und 25d26 Vgl. tabellarischer Basisbericht DEUTSCHLAND, Tabelle 31

Page 77: Neue BILD der FRAU-Studie: Chancengerechtigkeit von Kindern - ein deutsch-schwedischer Vergleich

77

Anhang

Anhangschaubilder .........................................................................................................................................78

Anhangtabellen ...............................................................................................................................................81

Untersuchungsdaten der deutschen sowie der schwedischen Umfrage .......................................................85

Page 78: Neue BILD der FRAU-Studie: Chancengerechtigkeit von Kindern - ein deutsch-schwedischer Vergleich

78

saasD

Alter

18

ediwhcchsscundhecchesdeutts

Alter Schulsystem

SCHWEDEN

imemttemsyysssychullsSchesdiis

Schulsystem

SCHLDEUT

icht)ssicht)rrsbeÜÜbe((ÜgleichrrgleichVe

Schulsystem

AND SCHL

icht)

89101112131415161718

HauptschuleGrundschule

Gymnasium

möglich

Hauptschule Realschule

möglichGymnasiumRealschule

möglich

Realschule

Gymnasium

Gymnasium

(QUELLE: EIGENE DARSTELLUNG NACH

5678

Vorschule

(QUELLE: EIGENE DARSTELLUNG NACH

Grundschule

Kindergarten

P://WWW.INTELLIGISMUS. DE/SCHULE.HTML)TTH

Grundschule

Kindergarten

P://WWW.INTELLIGISMUS. DE/SCHULE.HTML)

ANHANGSCHAUBILD 1

Page 79: Neue BILD der FRAU-Studie: Chancengerechtigkeit von Kindern - ein deutsch-schwedischer Vergleich

79

© IfD-Allensbach

Eltern von unter-12-jährigen Kindern in –

OSTDEUTSCHLANDWESTDEUTSCHLAND

© IfD-Allensbach

HÖHERE ANSPRÜCHE AN KINDERBETREUUNGSEINRICHTUNGEN IM OSTEN

Es finden bei einerKinderbetreuungs-

einrichtungbesonders wichtig –

92

90

76

84

87

80

79

75

94

68

68

53

71

39

34

BASIS: BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND, ELTERN VON UNTER-12-JÄHRIGEN KINDERNQUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241, MAI/JUNI 2012

90

85

80

78

76

72

67

66

64

60

58

58

58

34

24

%

dass es dort auch Betreuer, Betreuerinnen gibt, die dafür eine akademische Aus-bildung haben, die studiert haben

dass die Kinder Spaß haben, gerne dort hingehen

dass Kinder dort nicht nur betreut, sondern auch gefördert werden

dass die Erzieher gezielt auf die Ent-wicklung der Kinder achten

dass es lange Betreuungszeiten gibt, so dass Berufstätige keine Probleme mit der Betreuung bekommen

dass die Gruppen relativ klein sind, dass jeder Erzieher nur für wenige Kinder zuständig ist

dass die Kinder gut auf die Schule vorbereitet werden

dass dort darauf geachtet wird, dasssich die Kinder ausreichend bewegen

dass dort ein Mittagessen für die Kinder angeboten wird

dass es dort ein großes Angebot an Spiel- und Bastelmöglichkeiten gibt

dass die Kinderbetreuungseinrichtung nicht so teuer ist

dass es regelmäßige Gespräche mit den Eltern gibt

dass die Kinder dort individuell nach Inte-ressen und Begabungen gefördert werden

dass es auch während der SchulferienBetreuungsmöglichkeiten gibt

dass es dort auch männliche Erzieher gibt

ANHANGSCHAUBILD 2

Page 80: Neue BILD der FRAU-Studie: Chancengerechtigkeit von Kindern - ein deutsch-schwedischer Vergleich

80

SCHWEDEN

DEUTSCHLAND

insgesamt

West

Ost

20 Jahre 25 30 35 40

durchschnittliche untere Altersgrenze

durchschnittlicheobere Altersgrenze

© IfD-Allensbach

DAS IDEALE ALTER FÜR KINDER IM DREILÄNDERVERGLEICH

FRANKREICH(2007)

BASIS: 16- BIS 49-JÄHRIGE BEVÖLKERUNG IN DEUTSCHLAND, SCHWEDEN UND FRANKREICHALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGEN 5216, FEBRUAR 2007 UND 6241, MAI/JUNI 2012

24,026,3

24,126,5

23,4

25,3

24,626,0

24,3

26,0

33,3

37,0

33,537,2

32,5

36,5

33,5

35,3

36,4

40,8

für Frauen

für Männer

ANHANGSCHAUBILD 3

Page 81: Neue BILD der FRAU-Studie: Chancengerechtigkeit von Kindern - ein deutsch-schwedischer Vergleich

81

Elterliche Erziehungsziele – Prioritäten nach sozialen Schichten

Anhangtabelle 1 Bundesrepublik Deutschland, Schweden

Eltern von Kindern unter 12 Jahren

Frage: "Wir haben einmal eine Liste zusammengestellt mit verschiedenen Forderungen, was man Kindern für ihr späteres Leben alles mit

auf den Weg geben soll, was Kinder im Elternhaus lernen sollen. Was davon halten Sie für besonders wichtig?" (Listenvorlage, Mehrfachnennungen möglich)

ELTERN UNTER-12-JÄHRIGER KINDER Deutschland Schweden Deutschland Schweden --------------------------------------------------- ---------------------------------------------------

Es halten für besonders wichtig, soziale Schichten soziale Schichten dass Kinder das im Elternhaus ------------------------------------------------ ------------------------------------------------ lernen – höhere mittlere einfache höhere mittlere einfache *

% % % % % % % %

Ehrlichkeit, Aufrichtigkeit ................................... 89 .................. 88 97 .............. 87 ............. 79 84 ............. 89 .............. 98 Verantwortungsbewusstsein, Verant- wortung für das eigene Handeln über- nehmen ............................................................... 85 .................. 83 95 .............. 80 ............. 79 93 ............. 80 .............. 74 Höflichkeit und gutes Benehmen ....................... 84 .................. 77 90 .............. 82 ............. 80 70 ............. 81 .............. 80 Gute, vielseitige Bildung ..................................... 81 .................. 32 91 .............. 75 ............. 75 39 ............. 29 .............. 28 Durchhaltevermögen, Sachen zu Ende bringen ............................................................... 78 .................. 29 83 .............. 77 ............. 71 33 ............. 27 .............. 28 Sicheres Auftreten, Selbstbewusstsein ............... 78 .................. 56 81 .............. 76 ............. 76 67 ............. 50 .............. 55 Hilfsbereitschaft ................................................. 78 .................. 71 79 .............. 78 ............. 73 72 ............. 71 .............. 69 Toleranz .............................................................. 69 .................. 46 86 .............. 64 ............. 52 57 ............. 40 .............. 45 Leistungsbereitschaft, Ehrgeiz ............................ 69 .................. 27 80 .............. 64 ............. 65 28 ............. 27 .............. 26 Pünktlichkeit ....................................................... 69 .................. 29 71 .............. 66 ............. 71 32 ............. 28 .............. 32 Gesunde Lebensweise ......................................... 68 .................. 48 77 .............. 67 ............. 56 58 ............. 41 .............. 54 Selbständigkeit ................................................... 66 .................. 72 70 .............. 62 ............. 74 86 ............. 66 .............. 65

.../

Elterliche Erziehungsziele – Prioritäten nach sozialen Schichten

Anhangtabelle 1 Bundesrepublik Deutschland, Schweden

Eltern von Kindern unter 12 Jahren

.../ ELTERN UNTER-12-JÄHRIGER KINDER

Deutschland Schweden Deutschland Schweden --------------------------------------------------- ---------------------------------------------------

Es halten für besonders wichtig, soziale Schichten soziale Schichten dass Kinder das im Elternhaus ------------------------------------------------ ------------------------------------------------ lernen – höhere mittlere einfache höhere mittlere einfache *

% % % % % % % %

Sorgfalt, Dinge ordentlich und gewissen- haft tun ............................................................... 63 .................. 30 65 .............. 62 ............. 65 37 ............. 28 .............. 25 Sparsam mit Geld umgehen ............................... 58 .................. 33 47 .............. 60 ............. 76 28 ............. 36 .............. 38 Neugier, Wissensdurst ........................................ 56 .................. 55 72 .............. 48 ............. 50 69 ............. 44 .............. 66 Das Leben genießen ........................................... 44 .................. 54 50 .............. 41 ............. 42 60 ............. 49 .............. 59 Freude an Büchern haben, gern lesen ................ 42 .................. 28 54 .............. 36 ............. 34 37 ............. 22 .............. 28 Technisches Verständnis, mit der modernen Technik umgehen können ................ 37 .................. 15 35 .............. 40 ............. 35 22 ............. 11 .............. 11 Religiosität, Glaube an Gott ................................ 23 ................... 8 30 .............. 20 ............. 20 8 .............. 6 .............. 14 Interesse für Politik ............................................. 22 ................... 7 28 .............. 22 .............. 8 17 .............. 2 ............... 6

* Fallzahl n = 43, Befund kann daher nur als Näherungswert interpretiert werden

QUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241

Page 82: Neue BILD der FRAU-Studie: Chancengerechtigkeit von Kindern - ein deutsch-schwedischer Vergleich

82

Förderkonzepte für kleine Kinder: schichtspezifische Unterschiede

Anhangtabelle 2

Bundesrepublik Deutschland Eltern von Kindern unter 12

Jahren

FRAGE: "Was meinen Sie: Wie kann man kleine Kinder bis ungefähr 6 Jahre am besten

fördern, so dass sie sich möglichst gut entwickeln und entfalten? Was ist da besonders wichtig?" (Listenvorlage)

Eltern unter-12-jähriger Kinder

Damit sich kleine Kinder bis -------------------------------------------------------------------- ungefähr 6 Jahre möglichst gut insgesamt soziale Schichten entwickeln, ist das besonders ---------------------------------------------- wichtig – höhere mittlere einfache

% % % %

Mit dem Kind Spiele spielen ............................ 87 88 ............. 87 .............. 83 Viel mit dem Kind sprechen ............................ 87 92 ............. 83 .............. 87 Dem Kind vorlesen bzw. zusammen mit dem Kind Bücher anschauen ........................... 82 87 ............. 80 .............. 80 Darauf achten, dass das Kind neue Erfah- rungen sammelt, viel ausprobieren kann ........ 79 87 ............. 76 .............. 76 Darauf achten, dass das Kind viel Bewe- gung bekommt ................................................. 78 75 ............. 83 .............. 69 Dem Kind Freiräume lassen, nicht den ganzen Tag verplanen ...................................... 78 74 ............. 80 .............. 81 Darauf achten, dass sich das Kind vernünftig ernährt ............................................................. 76 78 ............. 76 .............. 73 Mit dem Kind viel unternehmen ...................... 75 78 ............. 73 .............. 72 Das Kind zum Malen bzw. Basteln ermutigen ......................................................... 70 65 ............. 69 .............. 84 Darauf achten, dass das Kind viel Zeit mit anderen Kindern verbringt ............................... 67 63 ............. 68 .............. 71 Das Kind an die Musik heranführen, z.B. mit ihm singen oder ihm ein Instrument näher bringen ............................................................. 57 61 ............. 59 .............. 40 Das Kind weitgehend selbst entscheiden lassen, was es machen möchte, ob es z.B. eine Sportart oder ein Musikinstrument lernen möchte .................................................. 49 34 ............. 57 .............. 54 Das Kind in den Alltag bzw. Haushalt ein- binden, z.B. dass es sich an der Hausarbeit beteiligt ............................................................ 47 43 ............. 52 .............. 41 Das Kind bestimmte Fernsehsendungen schauen lassen, bei denen es etwas lernt ........ 30 14 ............. 39 .............. 39 Kinder möglichst früh mit Fremdsprachen in Berührung bringen ....................................... 21 14 ............. 25 .............. 21 Das Kind Lernprogramme am Computer bzw. im Internet machen lassen ...................... 20 17 ............. 22 .............. 23

Keine Angabe .................................................... 1 x .............. 1 ............... x x = weniger als 0,5 Prozent

QUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241

Page 83: Neue BILD der FRAU-Studie: Chancengerechtigkeit von Kindern - ein deutsch-schwedischer Vergleich

83

Maßnahmen, um Chancengerechtigkeit herzustellen, aus Elternsicht

Anhangtabelle 3 Bundesrepublik Deutschland, Schweden

Eltern von Kindern unter 12 Jahren

Frage: "Wenn Sie einmal an Kinder im Alter von bis zu 6 Jahren denken: Was meinen Sie, was ist wichtig, um sicherzustellen, dass alle Kinder

in diesem Alter – unabhängig von ihrer sozialen Schicht – die gleichen Chancen haben, sich gut zu entwickeln, und was ist dafür weniger wichtig? Bitte verteilen Sie die Karten entsprechend auf das Blatt." (Kartenspiel- und Bildblattvorlage)

Eltern unter-12-jähriger Kinder --------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Deutschland Schweden Deutschland Schweden --------------------------------------------------- ---------------------------------------------------

Um sicherzustellen, dass alle Kinder soziale Schichten soziale Schichten bis ungefähr 6 Jahre die gleichen ------------------------------------------------ ------------------------------------------------ Chancen haben, sich gut zu höhere mittlere einfache höhere mittlere einfache * entwickeln, halten für wichtig – % % % % % % % %

dass Kinder in Betreuungseinrichtungen individuell gefördert werden, z.B. in der Sprachentwicklung .............................................. 86 .................. 86 83 .............. 89 ............. 85 88 ............. 85 .............. 86 dass alle Eltern genügend Zeit haben, sich um ihre Kinder zu kümmern ....................... 85 .................. 93 86 .............. 83 ............. 88 92 ............. 93 .............. 98 dass Eltern bei Erziehungsfragen Bera- tung und Unterstützung erhalten können .......... 83 .................. 80 81 .............. 80 ........... 96 80 ............. 81 .............. 79 dass man vor der Einschulung einen Sprachtest durchführt und bei Bedarf Sprachunterricht anbietet .................................. 77 .................. 50 74 .............. 82 ............. 66 40 ............. 56 .............. 49 dass gute Ganztagsbetreuungsplätze zur Verfügung gestellt werden ............................ 75 .................. 79 79 .............. 71 ............. 79 79 ............. 77 .............. 89 dass Eltern, die sich Förderangebote, wie z.B. Musikunterricht, für ihre Kinder nicht leisten können, finanziell unter- stützt werden ...................................................... 74 .................. 69 74 .............. 70 ............. 85 59 ............. 71 .............. 85

.../

Maßnahmen, um Chancengerechtigkeit herzustellen, aus Elternsicht

Anhangtabelle 3 Bundesrepublik Deutschland, Schweden

Eltern von Kindern unter 12 Jahren

/... Eltern unter-12-jähriger Kinder --------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Deutschland Schweden Deutschland Schweden --------------------------------------------------- ---------------------------------------------------

Um sicherzustellen, dass alle Kinder soziale Schichten soziale Schichten bis ungefähr 6 Jahre die gleichen ------------------------------------------------ ------------------------------------------------ Chancen haben, sich gut zu höhere mittlere einfache höhere mittlere einfache * entwickeln, halten für wichtig –

% % % % % % % %

dass es einheitliche Qualitätsstan- dards für Kinderbetreuungsein- richtungen gibt ................................................... 71 .................. 86 62 .............. 77 ............. 71 81 ............. 89 .............. 80 dass der Besuch des Kindergartens kostenlos ist ........................................................ 66 .................. – 56 .............. 65 ........... 91 – ............. – .............. – dass der Besuch des Kindergartens für alle zur Pflicht wird ....................................... 56 .................. 36 58 .............. 56 ............. 51 25 ............. 39 ............ 52 dass die Betreuung von Kindern unter 3 Jahren kostenlos ist ......................................... 49 .................. – 43 .............. 45 ........... 71 – ............. – .............. – dass Erzieher besonders gut ausgebil- det werden, z.B. eine akademische Ausbildung haben, studiert haben ...................... 45 .................. 50 46 .............. 47 ............. 40 51 ............. 46 ............ 62 dass alle Kinder schon vor dem 3. Lebensjahr eine Betreuungseinrichtung besuchen ............................................................. 25 .................. 27 23 .............. 24 ............. 32 20 ............. 27 ............ 43 dass Kitas, Vorschulen kostenlos sind ................ – .................. 50 – .............. – ............. – 54 ............. 45 .............. 64

"–" = Wert wurde in Deutschland bzw. in Schweden nicht erhoben * Fallzahl n = 43, Befund kann daher nur als Näherungswert interpretiert werden

QUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241

Page 84: Neue BILD der FRAU-Studie: Chancengerechtigkeit von Kindern - ein deutsch-schwedischer Vergleich

84

Ab welchem Alter ist Fremdbetreuung möglich?

Anhangtabelle 4 Bundesrepublik Deutschland, Schweden

Bevölkerung 16-74 Jahre

Frage: "Ab welchem Alter können Kinder Ihrer Ansicht nach gut in einer Kinderkrippe oder Kindertagesstätte betreut werden?" 16- bis 74-jährige Bevölkerung Eltern unter-12-jähriger Kinder -------------------------------------------------------------------- -------------------------------------------------------------------- Deutschland Schweden Deutschland Schweden --------------------------------------------- ---------------------------------------------

Kinder können gut in einer ins- West Ost ins- West Ost Betreuungseinrichtung betreut gesamt gesamt werden –

% % % % % % % %

ab unter 1 Jahr ............................................ 4 ............ 3 ............ 8 ................... 2 5 ............ 5 ............. 9 ................... 2

ab 1 Jahr .................................................... 18 ........... 12 ........... 44 .................. 30 19 ........... 12 ............ 55 .................. 50

ab 2 Jahren ................................................ 18 ........... 18 ........... 18 .................. 25 24 ........... 24 ............ 20 .................. 26

ab 3 Jahren ................................................ 35 ........... 39 ........... 16 .................. 19 36 ........... 41 ............ 12 .................. 13

ab 4 Jahren ................................................. 9 ........... 10 ............ 3 ................... 6 5 ............ 6 ............. 1 ................... 2

ab 5 Jahren und älter .................................. 2 ............ 2 ............ x .................. 10 2 ............ 2 ............. x ................... 4

Im Durchschnitt (in Jahren) ................... 2,45 ........ 2,63 ........ 1,73 ............... 2,46 2,35 ........ 2,51 ......... 1,59 ............... 1,91

Unentschieden, weiß nicht ........................ 14 ........... 16 ........... 11 ................... 8 9 ........... 10 ............. 3 ................... 3

x = weniger als 0,5 Prozent

QUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241

Page 85: Neue BILD der FRAU-Studie: Chancengerechtigkeit von Kindern - ein deutsch-schwedischer Vergleich

85

Befragter Personen-kreis (Grundgesamt-heit):

Auswahlmethode:

Anzahl der Befragten:

Gewichtung/Repräsentanz:

Art der Interviews:

Anzahl der einge-setzten Interviewer:

Termin der Befragung:

IfD-Archiv-Nr.der Umfrage:

a) Deutsche Wohnbevölkerung ab 16 Jahre in der Bundesrepublik Deutschland mitüberproportionaler Berücksichtigung von Personen aus den neuen Bundesländern(einschl. Ost-Berlin) sowie Personen, die Kinder unter 12 Jahren haben.

b) Personen mit türkischem Migrationshintergrund, die Kinder unter 12 Jahren haben.

a) Einstufiges QuotenverfahrenDen Interviewern werden dabei Quoten vorgegeben, die ihnen vorschreiben, wie vielePersonen sie zu befragen haben und nach welchen Merkmalen diese auszuwählensind. Die Befragungsaufträge oder Quoten wurden nach Maßgabe der amtlichen statisti-schen Unterlagen auf Bundesländer und Regierungsbezirke und innerhalb dieser regio-nalen Einheiten auf Groß-, Mittel- und Kleinstädte sowie Landgemeinden verteilt.Für den Großteil der Interviewer erfolgte die weitere Verteilung der Quoten auf Männerund Frauen, verschiedene Altersgruppen sowie auf Berufstätige und Nichtberufstätigeund die verschiedenen Berufskreise.Eine kleine Zahl von Interviewern wurde angewiesen, ausschließlich Männer und Frau-en mit Kindern unter 12 Jahren zu befragen.

b) Zweistufiges QuotenverfahrenFür die Stichprobe "Eltern mit türkischem Migrationshintergrund" wurde ein zweistufigerAnsatz gewählt:

I. Zunächst wurden 100 Interviewer ausgewählt und gebeten, mögliche Gesprächs-partner zu benennen und einige wichtige Merkmale dieser Personen (Geschlecht, Al-ter des jüngsten Kindes) mitzuteilen. Dabei wurden vor allem Interviewer berücksich-tigt, die viele Personen mit türkischem Migrationshintergrund kennen bzw. selbst tür-kischen Migrationshintergrund haben. II. In der zweiten Phase wurde aus den in der Voranfrage erfassten Personen dieendgültige Auswahl entsprechend der Stichprobenvorgaben gebildet.

Das zweistufige Verfahren wurde gewählt, um angesichts der sehr speziellen Zielgruppeeine Überforderung der Interviewer zu vermeiden und um eine bessere Kontrolle derStichprobe zu ermöglichen.

a) West: 1.211 Personen, darunter 247 mit Kindern unter 12 Jahren Ost: 511 Personen, darunter 90 mit Kindern unter 12 JahrenInsg.: 1.722 Personen, darunter 337 mit Kindern unter 12 Jahren

b) 113 Personen (alle mit Kindern unter 12 Jahren)

Personen aus den neuen Bundesländern und Eltern von Kindern unter 12 Jahren wur-den in der Stichprobe stärker berücksichtigt, als es ihren Anteilen an der Grundgesamt-heit entspricht. Zur Aufhebung dieser durch das Stichprobendesign bedingten Dispro-portionalitäten sowie zur Angleichung an Strukturdaten der amtlichen Statistik erfolgteeine faktorielle Gewichtung der Ergebnisse.Die gewichteten Stichproben sind repräsentativ für die deutsche Bevölkerung ab 16 Jah-re bzw. für Eltern von Kindern unter 12 Jahren mit türkischem Migrationshintergrund.

Die Befragung wurde mündlich-persönlich (face-to-face) nach einem einheitlichen Fra-geformular vorgenommen. Die Interviewer waren angewiesen, die Fragen wörtlich undin unveränderter Reihenfolge vorzulesen.

a) 538 Interviewer, 73 davon sollten ausschließlich Eltern befragen b) 70 Interviewer

Die Interviews wurden vom 4. bis 19. Mai 2012 geführt.

10.091/6241

UNTERSUCHUNGSDATEN

Page 86: Neue BILD der FRAU-Studie: Chancengerechtigkeit von Kindern - ein deutsch-schwedischer Vergleich

86

Befragter Perso-nenkreis (Grund-gesamtheit):

Auswahl-methode:

Anzahl der Befragten:

Gewichtung/Repräsentanz:

Art derInterviews:

Befragungs-zeitraum:

BerücksichtigteSampling Points:

IfD-Archiv-Nr.der Umfrage:

Schwedische Wohnbevölkerung im Alter von 16 bis unter 75Jahren

Mehrstufige ZufallsauswahlBasis der Stichprobenziehung ist eine vollständige Aufgliede-rung des bewohnten schwedischen Staatsgebiets in kleine re-gionale Untereinheiten (Sampling Points)

Stufe 1: Zufallsauswahl von Sampling Points geschichtet nach 7städtischen und ländlichen Regionen, jede Region wurde da-bei proportional zum auf sie entfallenden Bevölkerungsanteilberücksichtigt

Stufe 2: Zufallsauswahl von Privathaushalten innerhalb derSampling Points nach dem Random-Route-Verfahren

Stufe 3: Zufallsauswahl einer Befragungsperson im Haushaltnach der Last-Birthday-Methode

1.058 Personen

Zur Angleichung an Strukturdaten der amtlichen Statistik wurdeeine faktorielle Gewichtung vorgenommen. Die gewichteteStichprobe ist repräsentativ für die schwedische Bevölkerungvon 16 bis 74 Jahren.

Die Befragung wurde mündlich-persönlich (face-to-face) nacheinem einheitlichen Fragebogen vorgenommen. Die Interviewerwaren angewiesen, die Fragen wörtlich und in unveränderterReihenfolge vorzulesen.

17.05. bis 24.06.2012

120

6241

Umfrage 6241/SUNTERSUCHUNGSDATEN

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87

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