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1 Modellierung und experimentelle Untersuchungen zum Oxyfuel-Prozess an einer 50 kW Staubfeuerungs-Versuchsanlage Dissertation zur Erlangung des akademischen Grades Doktor-Ingenieur an der Fakultät Maschinenwesen der Technischen Universität Dresden vorgelegt von Sebastian Weigl Geboren am 20.08.1979 in Dresden Gutachter: Prof. Dr.-Ing. Michael Beckmann Prof. Dr.-Ing. Tobias Zschunke Tag der Verteidigung: 05.Oktober 2009

Modellierung und experimentelle Untersuchungen zum Oxyfuel ... Promotion... · Doktor-Ingenieur an der Fakultät Maschinenwesen der Technischen Universität Dresden vorgelegt von

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Modellierung und experimentelle

Untersuchungen zum Oxyfuel-Prozess an einer 50 kW Staubfeuerungs-Versuchsanlage

Dissertation

zur Erlangung des akademischen Grades

Doktor-Ingenieur

an der Fakultät Maschinenwesen

der Technischen Universität Dresden

vorgelegt von

Sebastian Weigl

Geboren am 20.08.1979 in Dresden

Gutachter: Prof. Dr.-Ing. Michael Beckmann

Prof. Dr.-Ing. Tobias Zschunke

Tag der Verteidigung: 05.Oktober 2009

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Meinen Eltern, meiner Familie und meiner Anja!

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Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung und Zielstellung ........................................................................................ 6

2 Möglichkeiten der CO2-Abtrennung im Kraftwerksprozess ....................................... 9

2.1 Allgemeine Grundlagen ...................................................................................... 9

2.1.1 Kohlendioxid-Abtrennung vor dem Verbrennungsprozess ........................... 9

2.1.2 Kohlendioxid-Abtrennung nach dem Verbrennungsprozess – MEA-

Abgaswäsche ............................................................................................. 11

2.1.3 Kohlendioxid-Abtrennung nach dem Verbrennungsprozess in

angereicherter Kohlendioxidatmosphäre – Oxyfuel-Prozess ...................... 12

2.1.4 Kohlendioxid-Abtrennung nach dem Verbrennungsprozess in

angereicherter Kohlendioxidatmosphäre mit Sauerstofferzeugung mit

einer Membran – Oxycoal-Prozess ............................................................ 14

2.2 Entsorgung des Kohlendioxids ......................................................................... 15

2.3 Vergleich der verschiedenen Verfahren zur Kohlendioxid-Abtrennung –

Energetische Abschätzung ......................................................................... 16

3 Oxyfuel-Prozess – Grundlagen und Stand der Technik.......................................... 17

3.1 Definitionen ...................................................................................................... 17

3.1.1 Der ideale Oxyfuel-Prozess ........................................................................ 17

3.1.2 Der reale Oxyfuel-Prozess .......................................................................... 17

3.1.3 Vergleich von Luft-Verbrennung, realem und idealem Oxyfuel-Prozess .... 18

3.1.4 Der Oxyfuel-Punkt ...................................................................................... 20

3.2 Einsatz von Sauerstoff-Brennern ...................................................................... 20

3.3 Kleintechnische Versuchsanlagen zum Oxyfuel-Prozess ................................. 22

3.3.1 New Energy and Industrial Technology Development Organization

(NEDO) / Japan .......................................................................................... 22

3.3.2 Argonne National Laboratory / USA ........................................................... 24

3.3.3 CANMET Energy Technology Center / Kanada .......................................... 26

3.3.4 Brennkammer 20 kW / IVD Stuttgart .......................................................... 28

3.3.5 Fallrohrreaktor / TU Hamburg-Harburg ....................................................... 30

3.3.6 Zusammenfassung der Versuchsanlagen .................................................. 32

3.4 Ziele für weitere Versuche an einer Staubfeuerungs-Versuchsanlage ............. 33

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4 Bilanzierung ............................................................................................................ 34

4.1 Grundlage der Bilanzierung – Braunkohle-Luft-Verbrennung ........................... 34

4.1.1 Stoffwertbestimmung – Bezugsgrößen ....................................................... 35

4.1.2 Stoffwertbestimmung – Brennstoff .............................................................. 36

4.1.3 Modellvorstellung, Massen- und Energiebilanz .......................................... 38

4.1.4 Globaler Sauerstoffbedarf und Rezirkulationsmenge in Abhängigkeit zu

Sauerstoffüberschuss und Restsauerstoff im Oxyfuel-Prozess .................. 45

4.1.5 Unterschiede der globalen und lokalen Stöchiometriezahl im Oxyfuel-

Prozess und bei der konventionellen Verbrennung .................................... 48

4.1.6 Zwei Kennzahlen für die Beschreibung des Oxyfuel-Prozesses ................. 52

4.1.7 Aschebilanz ................................................................................................ 55

4.2 Abgeleitete Betriebszustände auf Basis der mathematischen Modellierung .... 59

4.2.1 Messwerte im feuchten und trockenen Abgas ............................................ 59

4.2.2 Randbedingungen der Kennfeldversuche ................................................... 59

4.2.3 Einordnung der Kennfeldversuche und Zielstellung ................................... 61

4.2.4 Kennfeldversuche ohne Falschluft .............................................................. 62

4.2.5 Kennfeldversuche mit Falschluft ................................................................. 64

4.3 Umschaltverhalten von Luft- auf Oxyfuel-Betrieb bei kleinen Anlagen ............. 67

4.3.1 „Sprunghafte“ Umschaltung als theoretische Grenzbetrachtung ................ 67

4.3.2 Kontinuierliche Umschaltung mit Übergangsfunktion ................................. 70

5 Staubfeuerungs-Versuchsanlage 50 kWtherm für konventionellen Luft- sowie

Oxyfuel-Betrieb ..................................................................................................... 72

5.1 Aufbau der Versuchsanlage ............................................................................. 73

5.1.1 Schaltung der Versuchsanlage ................................................................... 73

5.1.2 Technische Details: eine Auswahl .............................................................. 74

5.2 Mess- und Analysentechnik .............................................................................. 77

5.2.1 Abgasmesstechnik ..................................................................................... 77

5.2.2 Durchflussmessung in der Rezirkulation..................................................... 78

5.3 Betriebs- und Sicherheitskonzept ..................................................................... 80

5.3.1 Anfahrverhalten einer Anlage für die Sauerstoff-Brennstoff-Verbrennung .. 80

5.3.2 Sicherheit und Explosionsschutz ................................................................ 83

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6 Betrieb und Betriebsergebnisse einer Staubfeuerungs-Versuchsanlage für die

Reaktion von Braunkohle mit Sauerstoff ............................................................... 84

6.1 Versuche und Versuchsergebnisse für die Bilanzierung .................................. 84

6.1.1 Versuchsplanung – Kennfeldversuche ....................................................... 84

6.1.2 Ergebnisse – Kennfeldversuche ohne Falschluft ........................................ 85

6.1.3 Ergebnisse – Kennfeldversuche mit Falschluft ........................................... 88

6.1.4 Belagssondenmessung im Abgasstrom ..................................................... 90

6.1.5 Ascheansatz- bzw. Schlackebildung an ungekühlten Probehaltern ............ 97

6.2 Umschaltverhalten von Kohle-Luft-Verbrennung zum Oxyfuel-Prozess ........... 99

6.2.1 Wechsel mit „sprungartiger“ Umschaltung .................................................. 99

6.2.2 Wechselbetrieb mittels einer Rampe als kontinuierlicher

Umschaltprozess ...................................................................................... 101

7 Vergleich zwischen mathematischem Modell und Messung sowie Übertragung

der Erkenntnisse ................................................................................................. 105

7.1 Grenzen der Bilanzierung ............................................................................... 105

7.2 Übertragung von Betriebserfahrungen auf größere Anlagen .......................... 107

7.3 Zusammenfassung ......................................................................................... 109

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1 Einleitung und Zielstellung

Die Nutzung von kohlenstoffhaltigen Brennstoffen für die Energieumwandlung ist seit

hunderten von Jahren ein fester Bestandteil unserer Gesellschaft. Holzfeuer zur

Bereitstellung von Heiz- und Kochenergie waren lange Zeit die Basis der

Energieversorgung. Erdöl, Erdgas sowie Kohle haben sich aber heute aufgrund

günstigerer Eigenschaften in Bezug auf Heizwert und Verfügbarkeit durchgesetzt. Mit

deren extensiver Nutzung in Verbrennungsverfahren, als Basis für verschiedene

Prozesse der modernen Industriegesellschaft, hat sich der Kohlendioxidanteil in der

Erdatmosphäre stetig erhöht.

Die Kohlendioxidemissionen der modernen Industriegesellschaft werden mit als

Ursache für die Erderwärmung angesehen. Die Weltgemeinschaft hat mit dem UN-

Protokoll der Weltklima-Konferenz von Kyoto zum Ausdruck gebracht, dass die

Emission von möglicherweise klimawirksamen Gasen generell beschränkt und

schrittweise reduziert werden muss.

Der Anteil der Kohlendioxid-Emissionen als Folge der Nutzung von Kohle zur

Stromerzeugung und Heizenergieumwandlung lag im Jahre 2005 in Deutschland bei

41,5 Prozent [1]. Deshalb wird von diesem Industriezweig eine Beteiligung an den

Bestrebungen zur Reduzierung der Kohlendioxidemissionen erwartet.

Eine Maßnahme, mit der man die in die Atmosphäre eingebrachte Kohlendioxidfracht

beschränken will, ist unter anderem der Handel mit Kohlendioxidemissions-Zertifikaten.

Dabei werden die Kosten auf die jeweiligen Verursacher umlegt. Mit der

Reglementierung der am Markt verfügbaren Zertifikate soll eine generelle Reduzierung

der emittierten CO2-Fracht erreicht werden.

Mittelfristig ist die Gesellschaft auf die Bereitstellung elektrischer Energie aus fossilen

Brennstoffen angewiesen, dazu sind Kraftwerkstechnologien zur CO2–Abtrennung zu

entwickeln.

Mit einem Kohle-Kraftwerk mit Kohlendioxid-Abscheidung ist das Ziel verbunden, das

Kohlendioxid nicht in die Umwelt zu entlassen, sondern klimaunwirksam zu lagern. Ein

Weg ist dabei der Oxyfuel-Prozess, an dem derzeit intensiv geforscht wird. Von diesem

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Verfahren ist zu erwarten, dass kurzfristig eine technische Umsetzung möglich ist, die

zur Marktreife gelangen kann.

Mittelfristig ist aber allen beteiligten Partnern aus Industrie, Forschung und Gesellschaft

bewusst, dass nur ein Umbau des derzeitigen Energiemixes ein Abwenden von

kohlenstoffhaltigen Brennstoffen ermöglichen wird. Dabei werden sicherlich die Nutzung

von regenerativer Energieumwandlung sowie die Kernkraft – neben der generellen

Steigerung der Energieeffizienz – eine wichtige Rolle spielen.

Nach der Darstellung verschiedener technischer Möglichkeiten zur Kohlendioxid-

Abtrennung stellt die vorliegende Arbeit das Verfahren des Oxyfuel-Prozesses in Form

der technischen Umsetzung einer Feuerung von Braunkohle mit Sauerstoff vor.

Basis ist eine umfassende Energie- und Stoffbilanz des Anlagensystems. Damit können

verschiedene Betriebszustände berechnet werden.

Nach der Beschreibung des Aufbaus einer kleintechnischen Feuerung werden diese

Energie- und Stoffbilanzen validiert.

Abbildung 1: Darstellung der Arbeitsschritte zur kleintechnischen Umsetzung einer Oxyfuel-Staubfeuerungsanlage mit Bilanzierung der Verfahrensschritte.

Ein Vergleich der Bilanzierung und der Messungen an der Anlage für verschiedene

Betriebszustände soll Aussagen liefern, inwieweit eine Anlage zur Braunkohle-

Verbrennung mit reinem Sauerstoff mittels einer Modellvorstellung beschrieben werden

kann. Abschließend werden die gesammelten Betriebserfahrungen zusammengefasst

und Verfahrensgrenzen für diesen Anlagentyp benannt.

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An einer kleinen Verbrennungsanlage wurden verschiedene Betriebszustände

untersucht mit dem Ziel, Tendenzen aufzuzeigen, wie sich durch

Parameterveränderung das allgemeine Betriebsverhalten beeinflussen lässt, und ob

sich Betriebserfahrungen aus dem konventionellen Luft-Verbrennungsprozess

übertragen lassen.

Die Untersuchungen erfolgten mit Kennfeld-Versuchen und Belagssondenmessungen

im Abgasstrom und schließen Betrachtungen und Erfahrungen zum Sicherheits- und

Betriebsverhalten einer Anlage zur Kohleverbrennung mit Sauerstoff und

Abgasrezirkulation ein.

Diese kleintechnischen Untersuchungen können als Grundlage für die Umsetzung des

Oxyfuel-Prozesses in einem Großkraftwerk mit Kohlendioxid-Abscheidung dienen.

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2 Möglichkeiten der CO2-Abtrennung im Kraftwerksprozess

2.1 Allgemeine Grundlagen

Generell entsteht bei der Oxidation von kohlenstoffhaltigen Substanzen immer in der

letzten Oxidationsstufe Kohlendioxid.

2CO2O+C → (1)

Die kohlendioxidfreie Verbrennung ist bei kohlenstoffhaltigen Brennstoffen somit nicht

möglich. Es existieren verschiedene Methoden, um das Kohlendioxid abzutrennen und

danach klimaunwirksam zu verbringen.

Im Folgenden werden drei wesentliche Verfahren beschrieben:

• Kohlendioxid-Abscheidung vor dem Verbrennungsprozess – IGCC

• Kohlendioxid-Abscheidung nach dem Verbrennungsprozess – MEA

• Kohlendioxid-Abscheidung nach dem Verbrennungsprozess in angereicherter

Kohlendioxid-Atmosphäre – Oxyfuel-Prozess

2.1.1 Kohlendioxid-Abtrennung vor dem Verbrennungsprozess

Basis für die Abtrennung des Kohlendioxids vor der Verbrennung ist die Vorschaltung

einer Vergasung mit reinem Sauerstoff aus einer Luftzerlegungsanlage (LZA) und

Wasserdampf [2]. Dieser Verfahrensansatz ist als IGCC-Prozess (Integrated

Gasification Combined Cycle) bekannt. Das Produktgas der Vergasung besteht im

Wesentlichen aus Kohlenmonoxid (CO) und Wasserstoff (H2). Mit einer Gaswäsche

können die Schwefelbestandteile (H2S, COS, etc.) ausgetragen werden.

Kern der Kohlendioxid-Abtrennung ist die zweistufige SHIFT-Reaktion. Mittels

Wasserdampf wird das im Produktgas enthaltene Kohlenmonoxid zu Kohlendioxid

oxidiert. Der Wasserdampf wird dabei zu Wasserstoff reduziert. Mit einer Wäsche wird

aus dem Wasserstoff-Kohlendioxid-Gemisch das CO2 ausgewaschen. Da die

Vergasung mittels reinem Sauerstoff erfolgt, liegt nach der SHIFT-Reaktion ein

angereicherter CO2-Gasstrom mit Restwasserdampf und Wasserstoff vor. Nach der

zweistufigen exothermen Reaktion wird der Wasserstoff mit dem Luftstickstoff der

Luftzerlegungsanlage gemischt und kann in einer Wasserstoffturbine verbrannt werden.

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Abbildung 2: Schematische Darstellung des IGCC-Prozesses als Kohlendioxid-Abscheidung vor der Verbrennung.

Wesentlich für den IGCC-Prozess ist die SHIFT-Reaktion und deren Prozessführung.

Nach einer Wasserstoffturbine kann ein annähernd konventioneller „Gas- und

Dampfturbinen-Prozess“ mit Kraft-Wärme-Kopplung geschaltet werden. Dabei ist der

Integrationsaufwand aber höher, da sowohl Wärmequellen als auch Wärmesenken aus

der Luftzerlegungsanlage und der SHIFT-Reaktion integriert werden müssen, um einen

hohen Gesamtwirkungsgrad des IGCC-Prozesses zu erreichen.

Vorteile sind die Entstaubung des Vergasungsproduktgases vor der Verbrennung und

eine hohe Brennstoffflexibilität für den Vergasungsprozess. Neben der reinen

Stromerzeugung kann auch ein Teil des Produktgases für die Herstellung von

Flüssigbrennstoffen genutzt werden. Dabei wird natürlich nur ein Teil des Kohlenstoffs

gebunden und beispielsweise in einem Kraftfahrzeugmotor bei der Verbrennung

emittiert. Für die Anlagenbetreiber kann bei diesem Kraftwerkskonzept aber der

kommerzielle Zugewinn durch solche Begleitprozesse interessant sein.

Trotz der umfangreichen Forschungsarbeiten zur Wasserstoffturbine für die

Gasnutzung (Bilanzkreis G) ist derzeit noch kein Modell am Markt verfügbar. Auch ist

der hohe apparative Aufwand (bspw. LZA und Vergasung) ein Kriterium, das die

Investitionskosten sehr stark steigen lassen wird.

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Generell wird auch bei Kraftwerkstypen nach dem IGCC-Konzept der Kohlenstoff aus

dem Brennstoff in Kohlendioxid umgewandelt und an einem Ort hoher Konzentration

(SHIFT-Reaktion) ausgewaschen. Danach muss das Kohlendioxid wieder

klimaunwirksam entsorgt werden.

Aufgrund dieser derzeit vielen technischen Herausforderungen wird das IGCC-Konzept

als Kraftwerksprozess der nächsten Generation betrachtet.

2.1.2 Kohlendioxid-Abtrennung nach dem Verbrennungsprozess – MEA-Abgaswäsche

Ziel der Konzepte für die Kohlendioxid-Abtrennung aus dem Abgas nach dem

Verbrennungsprozess ist die Entwicklung eines Verfahrens, das an konventionelle

Kraftwerke „angeflanscht“ werden kann. Bei der konventionellen Kohle-Luft-Reaktion

entsteht ein Abgas, das getrocknet etwa 15-20 % Kohlendioxid enthalten kann.

Entscheidend dafür sind der Restsauerstoff am Brennkammerende und der

Falschlufteintrag. Somit muss bei relativ geringem Partialdruck das Kohlendioxid

abgetrennt werden.

Abbildung 3: Vereinfachte Schaltung einer Verbrennung mit nachgeschalteter MEA-Wäsche als Beispiel eines Post-Combustion Capture Prozesses.

Ein Weg ist die Wäsche mit chemischen Absorptionsmitteln, wie Mono-Ethanol-Amin

(MEA) und Di-Ethanol-Amin (DEA). Werden diese Waschmittel in den Abgasstrom

gesprüht, binden sie das gasförmige Kohlendioxid. Je nach Verfahrenskonfiguration

kann der CO2-Schlupf im Abgas reduziert werden. Das beladene Absorbtionsmittel wird

in einem externen Behälter (Desorber) aufgekocht. Dabei wird das Kohlendioxid wieder

vom Waschmittel getrennt und kann am Kopf der Kolonne abgeschieden werden. Das

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regenerierte Waschmittel kann wieder zur Kohlendioxid-Bindung im Abgasstrom

eingesetzt werden – ein Teil des Waschmittels muss kontinuierlich ersetzt werden [3].

Ein Vorteil der Waschverfahren zur Kohlendioxid-Abtrennung aus dem Abgasstrom ist

die technische Verfügbarkeit. Sowohl Waschmittel als auch Anlagenkomponenten sind

erforscht und könnten installiert werden.

Nachteilig sind der enorme Energiebedarf zur Waschmittelregeneration im Desorber

und der hohe Platzbedarf. Durch den Schlupf von Waschmittel im Abgasstrom über den

Schornstein in die Umwelt ist von größeren Gesundheitsgefahren auszugehen.

Neben der Entwicklung umweltfreundlicherer Absorptionsmittel ist die wärmetechnische

Verschaltung für Altanlagen zu berücksichtigen. Die Wärme für den Desorptionsprozess

könnte aus dem konventionellen Kraftwerksprozess ausgekoppelt werden, was zu

Wirkungsgradverlusten führen würde.

Aufgrund der wärmetechnischen Integration lohnt sich der Aufwand bei

Bestandsanlagen nicht mehr. Eher sollte bei Kraftwerksanlagen im Neubau sowohl

Platz für die Anlagen und die Rohrleitungen als auch eine wärmetechnische Reserve

eingeplant werden, damit im Nachgang, wenn die Technologie marktreif erforscht ist,

eine Abgaswäsche installiert werden kann. Dieser Kraftwerkstyp mit den technischen,

aber nicht installierten Voraussetzungen zur Kohlendioxid-Abtrennung wird als

„capture-ready“ bezeichnet [4].

Nach der Abgaswäsche liegt auch wieder ein konzentrierter Kohlendioxidgasstrom vor,

der nach Verdichtung und Verflüssigung klimaunwirksam entsorgt werden muss.

2.1.3 Kohlendioxid-Abtrennung nach dem Verbrennungsprozess in angereicherter Kohlendioxidatmosphäre – Oxyfuel-Prozess

Der Oxyfuel-Prozess nutzt die Tatsache, dass bei der Verbrennung von Kohle mit

Sauerstoff als Oxidationsmittel Kohlendioxid entsteht [5]. Je trockener und reiner die

Kohle ist und je weniger Spurengase der Sauerstoff enthält, desto reiner ist nach der

Verbrennung der entstehende Kohlendioxid-Abgasstrom. Im Unterschied zu

konventioneller Verbrennung mit Luft fehlt die verdünnende Wirkung des Stickstoffes.

Je höher die Konzentration des Kohlendioxids nach der Verbrennung ist, umso

vergleichsweise einfacher kann das Kohlendioxid abgeschieden, nachfolgend verdichtet

und klimaunwirksam abgelagert werden.

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Abbildung 4: Schematische Darstellung des Oxyfuel-Prozesses.

Bei der Verbrennung der Kohle mit Sauerstoff würden sich sehr hohe

Verbrennungstemperaturen einstellen. Zur Regulierung der Brennkammertemperatur

und als Wärmeträgermedium muss ein Teil des Abgases in der Feuerung (Bilanzkreis

F) intern zurückgeführt werden. Damit werden ähnliche Reaktionszustände wie in einem

konventionellen, mit Kohle gefeuerten Kraftwerk erreicht. Dazu wird der nicht zugeführte

Luftstickstoff, der in einer Luftzerlegungsanlage abgetrennt wird, durch rezirkuliertes

Abgas anteilig ersetzt. Nach der Verbrennung wird das Abgas zur Abtrennung des

Flugstaubes gefiltert und entschwefelt. Das Wasser wird mittels Kondensation

abgeschieden. Je nach Kohletyp und Luftzerlegungsanlage müssen Restgase

abgetrennt werden. Danach erst ist eine Verdichtung und klimaunwirksame Verbringung

möglich [6].

Für die Dampferzeugerauslegung, die Kohlebrennerkonstruktion und das

Bekohlungssystem werden gegenwärtig verschiedene Forschungsvorhaben

durchgeführt.

Die Wasserdampfseite kann beispielsweise bei einem staubgefeuerten Dampferzeuger

weitestgehend übernommen werden. Integriert werden müssen die Luftzerlegung, die

Sauerstoffvorwärmung und die Kohlendioxidaufbereitung und -verdichtung.

Mit der Übertragung vieler Erkenntnisse aus dem Kraftwerksbau für konventionelle

Luftverbrennung ist zu erwarten, dass es möglich sein wird, ein mit Braunkohlestaub

befeuertes Kraftwerk mit einer elektrischen Leistung von 1000 MW zu bauen. Viele der

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Kraftwerkskomponenten sind bekannt und müssen nur teilweise modifiziert werden.

Darüber hinaus kann ein Oxyfuel-Kohlekraftwerk wahrscheinlich auch mit Luft

konventionell betrieben werden. Dies könnte eine Alternative sein, wenn sich die

politischen Rahmenbedingungen ändern oder Anlagenteile, wie zum Beispiel die

Luftzerlegungsanlage, ausfallen.

2.1.4 Kohlendioxid-Abtrennung nach dem Verbrennungsprozess in angereicherter Kohlendioxidatmosphäre mit Sauerstofferzeugung mit einer Membran – Oxycoal-Prozess

Beim Oxycoal-Prozess [7] handelt es sich um eine noch nicht marktreife Technik mit

dem Ziel einer CO2-Abscheidung. Dabei wird Sauerstoff als Oxidationsmittel mittels

einer Membrantrennung aus verdichteter Luft für das rezirkulierte Abgas bereitgestellt

[8].

Abbildung 5: Schematische Darstellung des Oxycoal-Prozesses.

Diese Variante weist die gleichen drei Vorteile auf wie die Verbrennung mit

Kohlendioxid-Abtrennung beim Oxyfuel-Prozess:

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• Das Abgas besteht im Wesentlichen aus CO2 und H2O, was die CO2-Abtrennung

vereinfacht.

• Der fehlende Luft-Stickstoff im Oxidationsmittel führt zur Reduzierung der

Energieverluste im Abgasmassestrom.

• Reduzierung der NOX-Emissionen wegen des fehlenden Luft-Stickstoffes im

Oxidationsmittel [9].

Ziel beim Oxycoal-Verfahren ist es, den Sauerstoff für das Oxidationsmittel in einem

Hochtemperatur-Membranverfahren zu erzeugen. Die Wärme für das

Membranverfahren wird mittels rezirkuliertem Abgas auf der sauerstoffarmen Seite der

Membran bereitgestellt. Dafür müssen zukünftig noch eine Heißgasrezirkulation und

eine heiße Abgasfilterung entwickelt werden.

Derzeit ist aber keine großtechnische Umsetzung einer Hochtemperaturmembran

bekannt. An verschiedenen Institutionen wird aber intensiv an diesem

zukunftsweisenden Kraftwerkskonzept geforscht.

2.2 Entsorgung des Kohlendioxids

Das im Kraftwerksprozess abgetrennte Kohlendioxid wird gereinigt und verdichtet.

Derzeit sind die Randbedingungen für Transport und Lagerung noch nicht geklärt.

Es wird erwartet, dass Schwefeloxide, Stickoxide, Sauerstoff und Wasser fast

vollständig aus dem Kohlendioxid-Strom abgetrennt werden müssen [10].

Bei 100 bar soll das dann flüssige Kohlendioxid durch Rohrleitungen zum Lagerort

gepumpt werden [11].

Als erfolgversprechend gilt derzeit die Möglichkeit, das Kohlendioxid in aufgelassenen

und gegenwärtig genutzten Erdöl- bzw. Erdgaslagerstätten zu speichern. Wird das

Kohlendioxid weit entfernt vom Förderpunkt injiziert, kann der Lagerstättendruck wieder

erhöht werden. Dadurch kann die Ausbeute einer Lagerstätte ansteigen. Diese

Bemühungen werden unter dem Begriff EOR (Enhanced Oil Recovery)

zusammengefasst. Derzeit ist aber für alle Entsorgungskonzepte die Akzeptanz in der

Bevölkerung noch nicht abzuschätzen [12].

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2.3 Vergleich der verschiedenen Verfahren zur Kohlendioxid-

Abtrennung – Energetische Abschätzung

Für den Vergleich der Verfahren zur Kohlendioxid-Abtrennung ist derzeit eine Reihe von

Zahlen verfügbar. Die hier angeführten Werte stammen im Wesentlichen aus einer

Quelle [13]. In den Vergleich ist das Oxycoal-Verfahren mit Membran nicht

aufgenommen, da ein auf diesem Prinzip beruhendes Kraftwerkskonzept unter

derzeitigen technischen Rahmenbedingungen nicht in technischer Konkurrenz zu den

anderen Verfahren steht. Tabelle 1: Vergleich verschiedener Verfahren zur Kohlendioxid-Abtrennung aus dem Kraftwerksprozess.

MEA IGCC

Oxyfuel- Prozess

Wirkungsgrad

mit CO2-Abscheidung ≈ 38 % ≈ 32 – 35 % ≈ 42 %

Wirkungsgrad

ohne CO2-Abscheidung ≈ 48 % 33 – 45 % ≈ 48 %

Kosten des elektrischen Stromes

[€/MWhel] ≈ 43 32 - 48 ≈ 47

Spezifische Investitionskosten

[€/kWel] ca. 2000 - ca. 2000

Welches Verfahren der Kohle-Verbrennung mit Kohlendioxid-Abtrennung zur

Bereitstellung elektrischen Stroms sich durchsetzen wird, ist von einer Reihe derzeit

noch offener Fragen abhängig.

Mit der Festlegung verbindlicher gesetzlicher Grenzwerte für die Ablagerung des

flüssigen Kohlendioxids werden sich die maximal erreichbaren Wirkungsgrade der

einzelnen Verfahren nochmals verändern.

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3 Oxyfuel-Prozess – Grundlagen und Stand der Technik

3.1 Definitionen

Der Begriff „Oxyfuel“ ist eine Wortschöpfung aus den beiden englischen Wörtern

„oxygen“ (Sauerstoff) und „fuel“ (Brennstoff). Beim Oxyfuel-Prozess wird ein Brennstoff

mit reinem Sauerstoff verbrannt und Abgas zur Regelung der Verbrennungstemperatur

rezirkuliert. Dabei kann in zwei wesentliche Zustände unterschieden werden – den

idealen und realen Oxyfuel-Prozess.

3.1.1 Der ideale Oxyfuel-Prozess

Beim idealen Oxyfuel-Prozess wird der Brennstoff mit reinem Sauerstoff vollständig

verbrannt.

Das Oxidationsmittel ist Sauerstoff und liegt in reiner Form vor. In der Brennkammer

und der Prozesskette treten keine Falschluftanteile in den Abgasstrom ein.

Mit dieser Modellvorstellung kann das Potenzial des Oxyfuel-Prozesses mit einem

Brennstoff für einen bestimmten Zustand dargestellt werden.

3.1.2 Der reale Oxyfuel-Prozess

Tatsächlich muss aber berücksichtigt werden, dass das Oxidationsmittel Sauerstoff

meist einen Restgasanteil (Ar, Ne, etc.) aus der Luftzerlegungsanlage besitzt und

entlang der Prozesskette an diversen Stellen Falschluft in den Abgasstrom eintritt.

Dadurch wird das Abgas beim realen Oxyfuel-Prozess verdünnt und das theoretische

Potenzial an Kohlendioxidreinheit am Prozesskettenende kann nicht erreicht werden.

Falschluft ist dabei der Anteil an Luft, der bei Unterdruckbetrieb im Abgasstrang durch

undichte Fügestellen, Messöffnungen, Schauluken etc. ungewollt in den Prozessraum

gesaugt wird.

Je dichter die Prozesskette und je reiner das Oxidationsmittel ist, umso höher ist der zu

erwartende Kohlendioxidanteil im Abgas.

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3.1.3 Vergleich von Luft-Verbrennung, realem und idealem Oxyfuel-Prozess

Von der konventionellen Verbrennung ausgehend müssen drei verschiedene Zustände

der Bilanzierung unterschieden werden:

• Konventionelle Verbrennung mit Luft

• Realer Oxyfuel-Prozess

• Idealer Oxyfuel-Prozess

Alle drei Zustände haben die Eigenschaft, dass innerhalb der Brennkammer die ideale

Vorstellung für die Bilanzierung zugrunde gelegt werden kann, wonach der Brennstoff

mit reinem Sauerstoff idealerweise bei einer Stöchiometriezahl (s.u.) λ = 1 vollständig

zu einer konstanten Menge Abgas verbrennt.

Abbildung 6: Idealvorstellung der Verdünnung der Verbrennung in der Brennkammer durch nicht reagierende Bestandteile im Oxidationsmittel und Restsauerstoff.

Der Rest des Oxidationsmittels – bei der konventionellen Verbrennung mit Luft –

verdünnt die Grundmenge des Abgases nur. Je höher der angestrebte Restsauerstoff

ist, desto mehr nicht reagierende Bestandteile werden durch die Brennkammer

gefördert. Nur wenn der Sauerstoffanteil im Oxidationsmittel erhöht werden kann, ist

dies nicht notwendig. Dies ist der Fall beim Oxyfuel-Prozess.

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In der folgenden Tabelle werden die Stoffströme der Oxidationsmittel bei konstantem

Brennstoffmassestrom verglichen. Deutlich ist dabei, dass der reale Oxyfuel-Prozess

eine Übergangsform zwischen Luft und reinem Sauerstoff als Oxidationsmittel darstellt. Tabelle 2: Vergleich von konventioneller Verbrennung mit realem und idealem Oxyfuel-Prozess.

Punkt Konventionelle Verbrennung mit Luft (kv)

ohne NOX-Bildung

Technischer Sauerstoff + Falschluft

Oxyfuel real

Reiner Sauerstoff

Oxyfuel ideal

1 1,ideal1,real1,kv mmm &&& ≥≥

Luftstickstoff als verdünnende

Komponente im Oxidationsmittel

Restgase der Luftzerlegung als

verdünnende Komponenten im

Oxidationsmittel

Sauerstoff als reines

Oxidationsmittel

2 Verminderung des Gesamtmassestroms um den Anteil, der den Restsauerstoff im Abgas bildet (Anteil für λ > 1)

3

Nach der „Abtrennung“ der nicht reagierenden Anteile im Oxidationsmittel setzt sich der Gesamtmassestrom nur aus

Brennstoff und notwendigem Sauerstoff für die stöchiometrische Verbrennung (λ = 1) zusammen.

3,ideal3,real3,kv mmm &&& ==

4 Gleiche Fracht an Produkten bei gleicher Konzentration für alle 3 Fälle.

4,ideal4,real4,kv mmm &&& ==

5 Basisverdünnung - Mit den nicht reaktiven Bestandteilen des

Oxidationsmittels wird bei der stöchiometrischen Verbrennung (λ = 1) das

Abgas verdünnt.

Keine Verdünnung bei

stöchiometrischer Verbrennung

(λ = 1)

6

Globale Verdünnung als Folge des angestrebten Restsauerstoffes

6,ideal6,real6,kv mmm &&& ≥≥

Bei Restsauerstoff (λ > 1) wird das Abgas je nach Sauerstoff-Anteil im

Oxidationsmittel weiter verdünnt.

Verdünnung nur durch zusätzlichen

reinen Sauerstoff bei λ > 1

Durch die Vergleichbarkeit der Basisreaktion (Punkt 3 und Punkt 4) können die

Einflüsse des Oxidationsmittels verdeutlicht werden. Die Rezirkulation bei den beiden

Varianten des Oxyfuel-Prozesses ist nicht dargestellt, da diese Abgasrückführung in der

Massebilanz keinen Einfluss auf die Abgaszusammensetzung hat.

Die Zusammensetzung des Oxidationsmittels und der Restsauerstoffgehalt nach der

Verbrennung üben den wesentlichen Einfluss auf die Konzentrationen der Bestandteile

im Abgas aus.

Page 20: Modellierung und experimentelle Untersuchungen zum Oxyfuel ... Promotion... · Doktor-Ingenieur an der Fakultät Maschinenwesen der Technischen Universität Dresden vorgelegt von

20

3.1.4 Der Oxyfuel-Punkt

In dieser Arbeit wird der Begriff Oxyfuel-Punkt verwendet. Es wird dargestellt, dass sich

mit dieser Bezeichnung der Zustandspunkt einer Feuerung im Oxyfuel-Prozess einfach

beschreiben lässt.

Wesentlich für die Zustandsdefinition des Oxyfuel-Prozesses ist die

Sauerstoffkonzentration am Brennkammereintritt und der Restsauerstoff am

Brennkammeraustritt.

Abbildung 7: Definition des Oxyfuel-Punktes als schematische Darstellung

Es werden jeweils die Sauerstoffkonzentrationen im feuchten Reaktionsgas und

feuchten Abgas in Volumenprozent angegeben.

Beispiel: Oxyfuel 25 mit 4 % Restsauerstoff.

Am Brennkammereintritt beträgt die Sauerstoffkonzentration in der Gasphase 25

Volumenprozent. Nach der Verbrennung sind im Abgas noch 4 Prozent Restsauerstoff.

3.2 Einsatz von Sauerstoff-Brennern

Durch den Einsatz von Sauerstoff anstelle von Luft als Oxidationsmittel können

verschiedenste Verbrennungsprozesse verbessert werden. Bei der Verbrennung mit

reinem Sauerstoff fällt der nicht benötigte Stickstoff der Luft im Oxidationsmittel weg,

sodass sich die Abgasmenge maßgeblich reduziert. Dadurch kann die

Verbrennungstemperatur bei gleicher Brennstoffmenge angehoben werden. Dabei

erhöht sich auch das Potenzial der Wärmeübertragung.

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21

Diese Sauerstoff-Brennstoff-Verbrennung wird besonders beim Aufschmelzen von

Grundstoffen verwendet:

o in der Eisen- und Glasindustrie:

Drehtrommelöfen

Vorherd- und Pfannbeheizung bzw. -vorwärmung

o in der Nicht-Eisen-Industrie

Drehtrommelöfen und Herdöfen für Blei, Kupfer, Messing und

Aluminium

in der Chemischen Industrie

Hafenöfen

Weiterhin erfolgt auch eine Sauerstoff-Direktinjektion mittels Lanzen durch Winddüsen

bei Kupolofen-Anlagen.

Eine weitere kleintechnische Anwendung ist das Brennschneiden. Dabei wird eine

Acethylen-Sauerstoff-Flamme genutzt, um lokal die Werkstoffe aufzuschmelzen und

das Metall mit der heißen Flamme zu zünden. Brennt das Metall, wird mit Sauerstoff der

Metallbrand unterstützt und das flüssige Metall aus der Fuge geblasen.

Dadurch können vor allem dicke Metallkonstruktionen schnell, einfach und an schwer

zugänglichen Orten geschnitten werden. Im Englischen wird Brennschneiden als

„oxyfuel gas cutting“ bezeichnet.

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3.3 Kleintechnische Versuchsanlagen zum Oxyfuel-Prozess

Im Zuge der Erforschung des Oxyfuel-Prozesses wurden seit Mitte der 1980er Jahre

weltweit verschiedene Versuchsanlagen realisiert. Dabei wurden je nach

Forschungsansatz unterschiedliche Bauformen umgesetzt. Die Versuchsanlagen lassen

sich nach folgenden Kriterien einteilen. Tabelle 3: Kriterien für eine Versuchsanlage zum Oxyfuel-Prozess.

Art der Verbrennung

Brennkammer Rezirkulation Brennstoff

Staubfeuerung,

selbsttragende

oder unterstützte

Feuerung

Ausrichtung,

therm. Leistung,

Geometrie

feucht / trocken,

reales Rauchgas,

Flaschengas

Braunkohle,

Steinkohle,

Gas, Öl, etc.

Diese Arbeit bezieht sich primär auf selbsttragende Feuerungen. Beheizte

Brennkammern als Fallrohrreaktoren sind vor allem zur Bestimmung Brennstoff-

spezifischer kinetischer Daten geeignet. Dazu existieren zum Beispiel in Deutschland

zwei Oxyfuel-fähige Reaktionsreaktoren, die jeweils einem Field-Rohr ähneln, an der

TU Hamburg-Harburg und an der Universität Stuttgart.

Eine Oxyfuel-Wirbelschicht existiert unter der Betreuung durch die Firma Alstom in den

USA [14]. An der BTU Cottbus ist eine Oxyfuel-fähige Zykloid-Feuerung [15] installiert.

Ähnlich einer Wirbelschichtfeuerung bildet sich bei dieser Anlage keine einzelne

Flamme aus, sondern es existiert eher ein Flammenbereich.

Für die technische Anwendung der Oxyfuel-Technologie in der Grundstoffindustrie

existieren Versuchsanlagen bei der Firma Linde AG in München.

3.3.1 New Energy and Industrial Technology Development Organization (NEDO) / Japan

Seit 1990 wird von der „New Energy and Industrial Technology Development

Organization“ (NEDO) ein Projekt in Japan gefördert [16]. Es ist eines der ersten

Forschungsprojekte zum Oxyfuel-Prozess.

Ziel des NEDO-Projektes waren ursprünglich Grundlagenversuche zur Verbrennung

und zu benötigten Rezirkulationsmengen im Oxyfuel-Prozess.

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Mit einem Brennstoffstrom an Steinkohle von 150 kg/h erreicht die

Versuchsbrennanlage eine thermische Leistung von ca. 1,2 MW.

Kernstück der Versuchsanlage bildet dabei die 7,5 m lange, horizontal angeordnete

Brennkammer mit einem Durchmesser von 1,5 m. Die Brennraumwand ist mit einem

Wasserdampfkreislauf gekühlt und zusätzlich mit einem feuerfesten Beton ausgekleidet.

Der Brennkammer nachgeschaltet sind ein Multizyklon und eine Sackfilteranlage zur

Abscheidung der Flugasche.

Der zu rezirkulierende Abgasstrom wird mittels eines Heißgasventilators gefördert. Der

rezirkulierte Rauchgasstrom wird in zwei Teilströme geteilt. Der erste Abgasstrom

fördert den Brennstoff zum Brenner. Der zweite Teilstrom wird mit Sauerstoff

angereichert und gegebenenfalls mit Abhitze aus dem Verbrennungsprozess wieder

aufgewärmt. Eine direkte Sauerstoffinjektion in den Brennraum ist möglich. Weiterhin ist

die Verbrennung von flüssigen Brennstoffen möglich.

Abbildung 8: Grundschaltung der Versuchsfeuerung NEDO / IHI Japan [17].

Der Brenner hat einen primären und sekundären Austrittsbereich und feuert waagerecht

in die Brennkammer. Dabei wird das Kohle-Abgas-Gemisch erst am Brennerkopf mit

dem Oxidationsmittel gemischt.

Die Untersuchungen führten zu dem Ergebnis [17], dass zum Erreichen der gleichen

theoretischen adiabaten Verbrennungstemperatur nach dem Oxyfuel-Prozess im

Vergleich zur Verbrennung mit Luft ein höherer Sauerstoffanteil im Verbrennungsgas

notwendig ist. Weiterhin sind bei der Verbrennung nach dem Oxyfuel-Prozess viel

geringere NOX– und SO2– Emissionen [18] gemessen worden, als bei vergleichbarer

konventioneller Verbrennung mit Luft.

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Eine erhöhte spezifische Wärmekapazität des CO2/O2-Abgasgemisches hat zur Folge,

dass die Flammenausbreitungsgeschwindigkeit beim Oxyfuel-Prozess langsamer ist.

Eine direkte konzentrierte Zugabe von Sauerstoff in die Verbrennung führt trotz

Erhöhung der lokalen Flammentemperatur nicht zur Steigerung der NOX-Emissionen.

3.3.2 Argonne National Laboratory / USA

Gegenstand der Untersuchungen am Argonne National Laboratory ist der Vergleich von

Kohleverbrennung mit Luft und nach dem Oxyfuel-Prozess. Im Mittelpunkt stehen

Erkenntnisse zur Verbrennung und Wärmeübertragung [19].

Die Anlage hat eine thermische Leistung von 3 Megawatt. Der Brennstoff Kohle reagiert

mittels eines Drallbrenners in einer vertikal angeordneten Brennkammer, die ein

Volumen von 6 m³ hat. Der Brenner ist als Deckenbrenner ausgeführt und brennt

senkrecht nach unten. In der Brennkammer sind Wärmeübertragerflächen angeordnet.

Abbildung 9: Schaltung der 3 MW-Argonne-Versuchsanlage .

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25

Die Rauchgasreinigung erfolgt mittels eines Zyklons nach der Brennkammer. Über

einen Heißgasventilator wird der benötigte Teil des Abgases rezirkuliert. Dabei teilt sich

der Rauchgasstrom in einen Anteil, der die Kohle zum Brenner transportiert, und einen

weiteren Teil, der mit Sauerstoff angereichert wird.

Die Anordnung hat eine Abgastrocknungseinheit, die dem Rauchgas den Wasserdampf

entziehen kann. Damit ist es möglich, die Einflüsse des feuchten und des getrockneten

Rezirkulationsstromes auf die Ausbrandeigenschaften zu untersuchen. Die Temperatur

in der Rezirkulation kann somit bei trockener Betriebsweise der Rezirkulation den

Rauchgastaupunkt unterschreiten.

Als Ergebnis der Untersuchungen gibt es nur minimale Leistungsunterschiede zwischen

der Verbrennung von Kohle mit Luft und nach dem Oxyfuel-Prozess.

Als optimales Rezirkulationsverhältnis hat sich die Rückführung von ca. 69% des

feuchten bzw. 63% des trockenen Rauchgases ergeben. Die Veröffentlichungen des

Argonne National Laboratory beziehen sich immer auf ein Rezirkulationsverhältnis, das

den Abgasanteil beschreibt, der nach der Brennkammer rezirkuliert wird. Dieses

Verhältnis trifft aber nur bedingt auf den Zustand am Brenner zu, da eine

Rauchgaskondensation nicht berücksichtigt wird.

Abbildung 10: Temperaturverlauf in der Brennkammer – Luft, Oxyfuel-Prozess (links) [20]. Abbildung 11: Ausbrandrate über Brennkammerlänge (rechts) [20].

Bei der Verbrennung im Oxyfuel-Prozess wird – im Vergleich zur konventionellen

Verbrennung – eine niedrigere Temperaturkurve über die Länge der Brennkammer

erreicht. Ursache ist die höhere Wärmekapazität des CO2/O2-Gasgemisches. Durch

Sauerstoffanreicherung kann die Temperatur in der Brennkammer erhöht werden.

Im Vergleich zur konventionellen Verbrennung werden bei der Verbrennung im Oxyfuel-

Prozess ähnliche Ausbrandraten der Kohle erreicht. Dazu muss der Brenner mit

Dralleinrichtung jedoch leicht verändert werden.

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3.3.3 CANMET Energy Technology Center / Kanada

Ein Ziel der Forschungen des CANMET-Projektes [21] in Ottawa/Kanada war die

detaillierte Untersuchung der Kohleflamme im Oxyfuel-Prozess. Weiterhin wurde der

Einfluss des Sauerstoffanteils im rezirkulierten Rauchgas auf die Flammenausbildung

erforscht. Als Indikatoren dienten die Flammentemperatur, der Kohleausbrand und die

Schadstoffbildung (NOX und SO2) [22].

Die im Jahre 1994 errichtete Versuchsanlage verfügt über einen Brennraum mit einem

Innendurchmesser von 0,6 m und einer Gesamtlänge der Brennkammer von 7 m. Die

Versuchsfeuerung erreicht dabei eine thermische Leistung von 300 kW. Als fester

Brennstoff diente eine bitumenhaltige Kohle mit einem Heizwert von 32,2 MJ/kg.

Die Rezirkulation des Rauchgases erfolgt nach einer Ascheabscheidung und einem

Heißgasventilator in drei Strömen. Der erste und dritte Teilstrom dient als Trägerstrom

für den Brennstoff und wird wieder zum Brenner geleitet. Der zweite Rauchgasstrom

wird mit Sauerstoff angereichert. Die Schaltung der Anlage ist der folgenden Abbildung

zu entnehmen.

Abbildung 12: Schaltung der CANMET-Versuchsanlage [23].

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27

Die Brennkammer ist senkrecht angeordnet und besteht aus einzelnen Segmenten, die

mit Messöffnungen versehen sind. Am unteren Ende der Brennkammer befindet sich

ein Ascheauffangbehälter.

Der Brennkammer nachgeschaltet sind ein Zyklon, ein Elektrofilter und ein Sackfilter.

Der Elektrofilter und der Sackfilter können jeweils über einen Bypass zugeschaltet

werden.

Ein zuschaltbarer Kondensator im Rauchgas dient zum Abkühlen unter die

Kondensationstemperatur. Damit wird dem Rauchgas das Wasser entzogen und es

können Versuche mit trockenem oder mit feuchtem Rezirkulationsgas durchgeführt

werden.

Abbildung 13 ist der schematische Aufbau des Brenners zu entnehmen. Der Brenner ist

als Drallbrenner ausgeführt. Er hat eine direkte Sauerstoffversorgung im Brennerkopf.

Die Versuchsanlage ermöglicht die Verbrennung von festen, flüssigen und gasförmigen

Brennstoffen. Zusätzlich besteht die Möglichkeit, Gas zu verbrennen.

Abbildung 13: Brenneraufbau für Kohlestaubfeuerung mit integriertem Erdgasbrenner [23].

Für eine gute Vergleichbarkeit der Ergebnisse erfolgte die Verbrennung in der Anlage

mit Luft, mit einem CO2/O2-Gemisch aus Druckgasbehältern, das eine ideale

Zusammensetzung des Oxidationsmittels darstellt, sowie mit rezirkuliertem Rauchgas

nach dem Oxyfuel-Prozess.

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Die Untersuchungen ergaben erwartungsgemäß, dass mit steigender

Sauerstoffkonzentration im Oxidationsmittel die Flammentemperatur steigt. Aufgrund

der höheren Wärmekapazität des Kohlendioxids werden im Vergleich zum

Stickstoffbetrieb mit analogen Konzentrationen geringere Flammentemperaturen

erreicht.

Mit steigender Sauerstoffkonzentration in der Verbrennungsatmosphäre steigen durch

die erhöhte Flammentemperatur auch die NOX-Emissionen [24]. Trotzdem werden beim

Oxyfuel-Prozess insgesamt geringere NOX-Emissionen erreicht als bei der Verbrennung

mit Luft. Dies wird dadurch verursacht, dass ein Teil des NO zu N2 reduziert wird.

Eine weitere Reduzierung der NOX-Emissionen erfolgt im Betrieb mit trockener

Rezirkulation, da bei der Kondensation des Wasserdampfes, der im Rauchgas

enthalten ist, ein Teil der Stickoxide gelöst wird [23].

3.3.4 Brennkammer 20 kW / IVD Stuttgart

Das Institut für Verbrennung und Dampferzeugung (IVD) an der Universität Stuttgart

verfügt unter anderem über eine 20 kW Brennkammer, die für

Grundlagenuntersuchungen zum Oxyfuel-Prozess geeignet ist.

Sie ähnelt einem Field-Reaktionsrohr, verfügt aber über die Möglichkeit zur

Rezirkulation von Abgas.

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Abbildung 14: Oxyfuel-Reaktionsreaktor mit partieller Rezirkulation.

Die Förderung der Kohle erfolgt entweder mit Luft oder mit Kohlendioxid aus

Druckgasbehältern. Die sekundäre Rezirkulation kann aber mit realem Rauchgas

erfolgen und ist somit einer realen Oxyfuel-Anlage ähnlicher. Die Anlage verfügt je nach

Fahrweise über eine interne Entstickung für Steinkohleverbrennungsversuche und eine

interne Filterung. Nach diesen 2 Abgasreinigungsschritten wird das rezirkulierte Abgas

wieder aufgeheizt. Als Brennstoffe werden Steinkohlen (Klein Kopje) und Braunkohlen

(Lausitzer Revier) eingesetzt. Arbeiten an dieser Anlage erfolgen zur NOX-Problematik

im Oxyfuel-Prozess.

Die Forschungsarbeiten haben ergeben, dass bei der Oxyfuel-Verbrennung eine

Reduzierung der NOX-Emissionen – im Vergleich zur konventionellen Verbrennung mit

Luft – erfolgt. Die NOX-Produktion ist bei ähnlichen Brennkammertemperaturen deutlich

reduziert, was auf den fehlenden Luftstickstoff zurückzuführen ist [25].

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30

Abbildung 15: Unterschied der Konzentrationen in der Flamme über die Brennkammerlänge zwischen Baseline (Luft) und Oxyfuel 27 [26].

Beispielhaft für viele Publikationen sei hier vermerkt, dass sich im Unterschied zur

konventionellen Verbrennung mit Luft die Angabe der Frachten für Bestandteile im

Abgas durchgesetzt hat (Abbildung 15).

Werden bei der Luft-Verbrennung meist Konzentrationen (mg/Nm³) im Abgas

angegeben, so ist beim Oxyfuel-Prozess eine Angabe in Masse pro eingebrachter

Brennstoffenthalpie (mg/MJ) von Vorteil. Damit wird der deutlich reduzierte Abgasstrom

berücksichtigt, der entsteht, weil die Konzentrationen im Abgas bei konstanten Frachten

viel höher sind, da die verdünnende Wirkung des Luft-Stickstoffes fehlt.

Weiterhin ist an dieser Forschungseinrichtung die Umrüstung einer existierenden 0,5

MW Staubfeuerung für den Oxyfuel-Betrieb abgeschlossen [26]. Im Wesentlichen

stehen an dieser Anlage die Validierung der Ergebnisse der Brennstoffuntersuchungen

an der 20 kW Anlage sowie der weitere Erkenntnisgewinn im Mittelpunkt. Es werden

auch Untersuchungen zum Ansatzverhalten von Brennstoffaschen im Brennraum

durchgeführt.

3.3.5 Fallrohrreaktor / TU Hamburg-Harburg

Die Technische Universität Hamburg-Harburg verfügt seit 2006 über eine Oxyfuel-

fähige Brennkammer, die ähnlich einem Fallrohrreaktor ist [27].

Der Reaktor verfügt nicht über eine Rezirkulation von Abgas. Die Stoffströme werden

aus Gasflaschen gemischt und zudosiert. Mit einem Wasserdampf-Generator sind die

verschiedensten Varianten möglich. Die Rezirkulation kann zwischen wasser- und

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schadstofffrei und bis hin zu einer – hinsichtlich der Schadstoffe – angereicherten

Fahrweise betrieben werden [28].

Abbildung 16: Oxyfuel-Brennkammer an der TU Hamburg-Harburg [27].

Der Brennstoff wird erst trocken und ohne zusätzliche Schadstoffe verbrannt und die

Abgaszusammensetzung am Brennkammerende untersucht. Danach wird

entsprechend den gemessenen Werten am Brennkammereintritt eine synthetische

„Rezirkulation“ für diesen Punkt gemischt und dosiert.

Die Brennkammer selbst hat zwar einen Brenner, aber die Flamme ist primär nur

bedingt selbsttragend. Beheizte Keramikschalen in der Ausmauerung sorgen für eine

gleichmäßige Temperierung der Brennkammer. Diese Bauweise weist Parallelen zu

einem klassischen Fallrohrreaktor auf.

Vorteilhaft ist das schnelle An- und Abfahren der Versuchsanlage. Weiterhin bietet die

Temperierung der Brennkammerwände die Möglichkeit, bei wechselnden

Masseströmen und gleichem Brennstoffeintrag die Wandtemperaturen der

Brennkammer konstant zu halten.

Diese Brennkammer wird derzeit vor allem für Untersuchungen von südafrikanischer

Steinkohle genutzt.

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3.3.6 Zusammenfassung der Versuchsanlagen

Die Tabelle bietet einen vergleichenden Überblick über 4 der vorgestellten Oxyfuel-

Prozess-Versuchsstaubfeuerungen.

Tabelle 4: Übersicht über existierende Versuchsstaubfeuerungen.

NEDO Japan

Argonne USA

CANMET Kanada

IVD Stuttgart

Baujahr 1985 1988 1994 2003

Thermische

Leistung [MW] 1,2 3,0 0,3 0,020

Brennstoff Kohle Kohle

Öl

Bitumen-

haltige Kohle,

Öl, Gas

Kohle

Brennerart Staubbrenner mit Drallvorrichtungen Fallrohr-

reaktor

Anordnung

Brennkammer horizontal vertikal vertikal vertikal

Brennkammerlänge

[m] 7,5 6 7 2,5

Rezirkulation reales Abgas zur Rezirkulation,

meist mit interner flexibler Abgasbehandlung

Flaschengas,

teilweise

feucht

Die Versuchsanlagen sind je nach Brennstoff optimiert und vor allem für

Flammenuntersuchungen eingesetzt worden.

Bei allen Anlagen ist eine interne Filterung der Asche im Kohlebetrieb vorgesehen.

Teilweise wird auch das primär rezirkulierte Abgas für den Brennstofftransport

auskondensiert.

Die IVD-Anlage ist zwar zwangsbeheizt, zeigt aber, dass auch bei Anlagen im

kleintechnischen Maßstab (< 100 kW) ein Oxyfuel-Betrieb, wenn auch durch

Wandbeheizung unterstützt, möglich sein kann

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3.4 Ziele für weitere Versuche an einer Staubfeuerungs-

Versuchsanlage

Bisherige Forschungsanlagen sind vor allem zur Flammenuntersuchung beim Oxyfuel-

Prozess genutzt worden. Eine Herausforderung ist die Nutzung von realem Abgas für

die Rezirkulation und den Brennstofftransport zum Brenner.

Es können folgende Untersuchungsziele definiert werden:

Brennstoff Bisher ist vor allem die Eignung von Gas und Steinkohle für den Oxyfuel-Prozess

erbracht worden. Ein Ziel ist die Nutzung von Braunkohle. Kritisch sind dabei die hohen

Wasser- und Schwefelgehalte der Kohle. Auch steht noch der Nachweis der Nutzung

heimischer Braunkohle für den Oxyfuel-Prozess für zukünftige moderne Kraftwerke in

Deutschland aus.

Rezirkulation Beim Steinkohle-Betrieb wird in der Rezirkulation nur eine geringe Wasserkonzentration

erreicht. Bei Braunkohle werden sehr hohe Wassergehalte erwartet. Die Möglichkeit

einer feuchten Rezirkulation bei variierenden Prozess-Parametern, auch für feuchte

Brennstoffe, sollte nachgewiesen werden.

Kennfeld Flammenuntersuchungen sind für die mathematische Modellierung von Flammen unter

Oxyfuel-Bedingungen von großer Bedeutung. Dazu laufen schon seit einigen Jahren

detailierte Forschungen.

Bisher existieren noch keine systematischen Untersuchungen zu Restsauerstoff und

Falschluft bei variierender Rezirkulation. Diese sind eine Voraussetzung für die

Erstellung von Kennfeldern, die für den Betrieb großtechnischer Anlagen von

Bedeutung sind.

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4 Bilanzierung

4.1 Grundlage der Bilanzierung – Braunkohle-Luft-Verbrennung

Für die Bilanzierung einer Kohle-Sauerstoff-Reaktion mit Abgasrezirkulation sind

Teilbilanzierungen der Stoff- und Energieströme nötig.

Diese Arbeit stellt eine variable Bilanzierung mit interner Ascheabscheidung vor. Für die

meisten Kohlen wird eine interne Ascheabscheidung notwendig sein, da eine

Rückführung der Asche in den Brennraum zu großen Reinigungsproblemen der

Heizflächen führen würde.

Weiterhin wird in der Arbeit eine Aufwärmung des rezirkulierten Abgases durch interne

Wärmeverschiebung berücksichtigt. Dies ist nötig, weil das vorgewärmte Abgas zur

Vortrocknung des Brennstoffes benötigt wird. Außerdem sind keine Fördergebläse

verfügbar, die in der „Kraftwerksklasse“ deutlich über 400 °C arbeiten können. Je höher

die Rezirkulationstemperatur steigt, desto größer werden die erforderlichen

Gebläseantriebsleistungen und die Baugrößen der Förderaggregate. Weiterhin ist für

eine „heiße“ Rezirkulation auch eine Heißgasfilterung notwendig.

Die Fragen der Heißgasfilterung und der Bereitstellung von Förderaggregaten für die

Heißgasrezirkulation werden derzeit in anderen Forschungsvorhaben untersucht [29].

Für diese Arbeit und die Bilanzierung der Staubfeuerungs-Versuchsanlage im Oxyfuel-

Prozess werden drei Hauptreaktionen der Verbrennung zu Grunde gelegt.

C + O2 → CO2

S + O2 → SO2

2 H + ½ O2 → H2O

Basis ist der vollständige Stoffumsatz der jeweiligen Reaktionspartner. Mit diesen

Beziehungen ergibt sich der Mindestsauerstoffbedarf stöch,2Om& . Mit dem angestrebten

Restsauerstoffgehalt im Rauchgas ergibt sich eine globale Rauchgasmenge.

Statistische Verbrennungsrechnungen mit festem Sauerstoffanteil im Oxidationsmittel –

wie beispielsweise nach Effenberger [30] – sind im Oxyfuel-Prozess nur bedingt

anwendbar.

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4.1.1 Stoffwertbestimmung – Bezugsgrößen

Für die Bilanzierung der Stoffströme bei diesem Verbrennungsprozess werden

umfangreiche Stoffdaten benötigt. Dazu wird eine Stoffdatensammlung [31] verwendet.

Mit den Stoffwerten wurde im Tabellenkalkulationsprogramm MS Office Excel eine

Bilanzierung erstellt.

Mit dieser ist eine übersichtliche Darstellung von Stoff- und Energieströmen – auch für

Teilbilanzsysteme und deren Zusammenführung zu einem Gesamtbilanzsystem –

möglich.

Als Bezugsgrößen für die Stoffwerte werden in dieser Arbeit eine Bezugstemperatur

(ϑB = 0°C = 273,15 K) und ein Bezugsdruck (p0 = 101,325 kPa) gewählt.

Für die Bilanzierung werden bei den Stoffströmen die chemischen und die

physikalischen Enthalpieanteile berücksichtigt.

)h+h(*m=)h+h(*m=H+H=H uphBRchphchph&&&&& (2)

Brennstoffe haben meist einen chemischen und einen physikalischen Enthalpieanteil.

Tabelle 5: Beschreibung der chemischen und der physikalischen Enthalpie für Brennstoffe.

Die chemische Enthalpie ist die Summe der Enthalpien der Einzelbestandteile.

∑=

ψ=n...1i

i,uich h*h

Bei Kohle ist die chemische Enthalpie gleich dem unteren Heizwert.

uch hh =

Die physikalische Enthalpie ist abhängig von Druck und Temperatur.

)T,p(fhph =

Bei nicht chemisch reagierenden Stoffströmen (Kühlluft, Kühlwasser, kaltes Abgas)

entfällt der chemische Anteil und es wird nur der physikalische Enthalpieanteil bilanziert.

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4.1.2 Stoffwertbestimmung – Brennstoff

Für die Bilanzierung des Oxyfuel-Prozesses werden Analysen als Basis verwendet, die

im Kraftwerkstechnischen Labor der Technischen Universität Dresden gemessen

wurden (siehe Tabelle 6).

Tabelle 6: Zusammensetzung von Vattenfall-Braunkohlestaub / analysenfeucht (Lieferung 2006).

Name Symbol Masseanteil [m.-%] DIN Wasser H2O 10,8 Kohlenstoff C 56,7 Wasserstoff H 4,4 Stickstoff N 0,6 Schwefel S 0,8 Asche A 4,81 51719 Chlorid Cl 0,11 Sauerstoff O 21,8 Flüchtige Bestandteile 47,4 51720

Zusätzlich zur Brennstoffanalyse wurde eine Ascheprobe des Brennstoffs –

Trockenbraunkohlestaub des Vattenfall-Konzerns – analysiert. Dazu wurde eine

Brennstoffprobe unter Laborbedingungen DIN-konform in einem Ofen verascht.

Tabelle 7: Chemische Zusammensetzung der Brennstoffasche Vattenfall BKS / DIN 51 729 [32].

Name Symbol Masseanteil [m.-%] Silizium SiO2 6,6 Aluminium Al2O3 4,75 Eisen Fe2O3 24,48 Kalzium CaO 26 Magnesium MgO 9,14 Sulfat SO3 24,25 Natrium Na2O 0,16 Kalium K2O 0,45 Rest div. 4,17

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Die jeweiligen Elemente sind nach DIN als Oxide angegeben. Die Veraschung erfolgte

nach DIN mit Luft in einem Muffel-Ofen. Für Veraschung unter Oxyfuel-Bedingungen

(Kohlendioxid-Sauerstoff-Gemisch) existiert keine Vorgabe.

Viele der Elemente standen während der Versuchsreihen kontinuierlich unter

Beobachtung im Labor. Für jedes Fass der Lieferung Braunkohlestaub wurden dessen

Heizwert (hu) und die analysiert.

Tabelle 8: Unterschiede im Heizwert (hu).

Name Einheit Heizwert Labor DIN 51900 TU Dresden [MJ/kg] 21,1

Berechnung – Dulong Basis: Laboranalysen [MJ/kg] 20,9

Lieferbedingung Vattenfall [MJ/kg] ≈ 21,0

Der Heizwert zeigte sich über den Versuchszeitraum als sehr konstant. Kritischer ist die

Feuchte, die der getrocknete Braunkohlestaub anzieht. Deshalb war eine spezielle

Lagerung der Kohle notwendig.

Im Oxyfuel-Prozess hat die Feuchte in der Kohle einen größeren Einfluss, da diese

neben dem Verdünnungseffekt im Abgas auch maßgeblich die adiabate

Reaktionstemperatur beeinflusst, was sich stark auf die Bildung der Abgas-Schadstoffe

im Oxyfuel-Prozess auswirken kann.

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4.1.3 Modellvorstellung, Massen- und Energiebilanz

Für die Massen- und Energiebilanz wird der Prozess in Teilbilanzen nach DIN 3460 [33]

zerlegt und analysiert. Von einer theoretisch-mathematischen Bilanzierung ausgehend,

wird mittels Versuchen an der bilanzierten Versuchsanlage untersucht, ob das

vereinfachte Bilanzmodell zur Abbildung des Oxyfuel-Prozesses für eine

kleintechnische Staubfeuerungs-Versuchsanlage geeignet ist und damit auf den

Großprozess übertragen werden kann.

Abbildung 17: Vorgehensweise bei der Bilanzierung einer Staubfeuerungs-Versuchsanlage für den Oxyfuel-Prozess.

In dem folgenden Schema ist ein vereinfachtes Bild der Verschaltung der Teilbilanzen

dargestellt.

Abbildung 18: Verschaltung der Einzelbilanzen zur globalen Bilanz.

Die globale Bilanz der Kohle-Sauerstoff-Verbrennung mit Abgasrückführung lässt sich

in vier Teilbilanzen aufteilen.

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Tabelle 9: Erläuterung der Teilbilanzen.

Bilanz Information

Brennkammer o Reaktion von Brennstoff mit Oxidationsmittel

o Beimischung des zurückgeführten Abgases

o Kühlung der Brennkammerwand

o Verluste durch Abstrahlung der Brennkammer

Abgaskühler o Abkühlung des Abgases auf Filtertemperatur

o Verluste durch Abstrahlung des Abgaskühlers

Abgasfilter o Abtrennung der Asche aus dem Abgas

o Teilung des Abgasstromes für Rückführung

o Verluste durch Abstrahlung des Filters

Rezirkulation o Förderung des Abgases zur Rezirkulation mittels

Ventilator

o Aufheizung des Abgases zur Brennstofftrocknung

o Verluste durch Abstrahlung der Komponenten

Für großtechnische Anlagen wird eine interne Wärmeverschiebung berücksichtigt.

Abbildung 19: Interne Wärmeverschiebung für größere Anlagen.

Im Unterschied zu Abbildung 18 kann bei dieser Prozessführung auf externe

Heizenergie zur Wiederaufwärmung des rezirkulierten Rauchgases verzichtet werden.

Damit verringert sich aber auch der Enthalpiestrom des Kühlmediums.

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40

4.1.3.1 Bilanzkreis: Verbrennung / Brennkammer (BK)

Abbildung 20: Darstellung des Bilanzkreis-Moduls Verbrennung und Wandkühlung.

Bei der Bilanzierung des Verbrennungsmoduls werden neben dem Stoffumsatz des

Brennstoffes auch eine Wandkühlung und die Abstrahlungsverluste der Brennkammer

an die Umgebung berücksichtigt.

Tabelle 10: Erläuterung der Teilströme. V1 Enthalpiestrom Oxidationsmittel ( )BOMOM,pmOMOM *c*mH ϑ−ϑ= &&

V2 Enthalpiestrom Brennstoff uBRBR h*mH && =

V3 Enthalpiestrom des rezirkulierten

Abgases ( )BR,REZIAG,pmREZI,AGRZ,REZI *c*mH ϑ−ϑ= &&

V4 Enthalpiestrom des eintretenden

Kühlmediums ( )Bin,KWin,KW,pmin,KWin,KM *c*mH ϑ−ϑ= &&

V5 Enthalpiestrom Abgasstrom aus der

Brennkammer ( )BBK,AGBK,A,pmBK,ABK,AG,pmBK,AGBK,AG *)c*mc*m(H ϑ−ϑ+= &&&

V6 Enthalpiestrom des austretenden

Kühlmediums ( )Baus,KWaus,KW,pmaus,KWaus,KM *c*mH ϑ−ϑ= &&

V7 Wärmeverluste an der Brennkammer .)etc,Isolierung,Geometrie(fQ F,V =&

Energiebilanz der Verbrennung und Wandkühlung

BK,Vaus,KLBK,ABK,AGin,KLREZI2OBR QHHHHHHH &&&&&&&& +++=+++ (3)

Massebilanz der Verbrennung und Wandkühlung

aus,KLBK,ABK,AGaus,KLREZI2OBR mmmmmmm &&&&&&& ++=+++ (4)

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4.1.3.2 Bilanzkreis: Abgaskühler (AK)

Abbildung 21: Bilanzkreis um den Abgaskühler.

Da normalerweise zwischen dem Kühlmedium und dem Abgas kein Stoffaustausch

erfolgt, ist die Masse der Teilströme konstant.

Tabelle 11: Erläuterung der Teilströme. K1 Enthalpiestrom Abgasstrom in den

Abgaskühler ( )BBK,AGBK,A,pmBK,ABK,AG,pmBK,AGBK,AG *)c*mc*m(H ϑ−ϑ+= &&&

K2 Enthalpiestrom des eintretenden

Kühlwassers ( )Bin,KWin,KW,pmin,KWin,KW *c*mH ϑ−ϑ= &&

K3 Enthalpiestrom Abgasstrom aus dem

Abgaskühler ( )BAK,AGAK,A,pmAK,AAK,AG,pmAK,AGAK,AG *)c*mc*m(H ϑ−ϑ+= &&&

K4 Enthalpiestrom des austretenden

Kühlwassers ( )Baus,KWaus,KW,pmaus,KWaus,KW *c*mH ϑ−ϑ= &&

K5 Wärmeverluste des Abgaskühlers .)etc,Isolierung,Geometrie(fQ F,V =&

Dafür ergeben sich folgende Bilanzen:

Energiebilanz des Abgaskühlers

AK,Vaus,KWAK,AAK,AGin,KWBK,ABK,AG QHHHHHH &&&&&&& +++=++ (5)

Massebilanz des Abgaskühlers

aus,KWAK,AAK,AGin,KWBK,ABK,AG mmmmmm &&&&&& ++=++ (6)

Natürlich gelten diese Bilanzen auch für andere Kühlmedien. Da meist mit Wasser

gekühlt wird, erfolgt hier eine Darstellung für Kühlwasser.

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42

4.1.3.3 Bilanzkreis: Abgasfilter und Teilung (F)

Die Bilanzierung erfolgt hier für interne Filterung. Wird keine interne Filterung benötigt,

wie zum Beispiel bei einer Gasfeuerung, kann dieses Modul auf die Teilungsfunktion

beschränkt werden.

Abbildung 22: Darstellung des Bilanzkreises Abgasfilterung und Teilung.

In der folgenden Tabelle sind die Teilberechnungen der jeweiligen Masse- und

Energieströme dargestellt. Tabelle 12: Erklärung der Teilströme F1 Enthalpiestrom Abgasstrom in den

Bilanzkreis ( )BAK,AGAK,A,pmAK,AAK,AG,pmAK,AGAK,AG *)c*mc*m(H ϑ−ϑ+= &&&

F2 Enthalpiestrom Abgasstrom für

Rezirkulation ( )BF,AGF,AG,pmF,REZIF,REZI *c*mH ϑ−ϑ= &&

F3 Enthalpiestrom Abgasstrom (Rest) ( )BF,AGF,AG,pmF,AGF,AG *c*mH ϑ−ϑ= &&

F4 Enthalpiestrom der Asche aus

Abgasstrom ( )BAA,pmAA *c*mH ϑ−ϑ= &&

F5 Wärmeverluste der Bauteile .)etc,Isolierung,Geometrie(fQ F,V =&

Je nach Abgastemperatur nach dem Abgaskühler kann der Einsatz verschiedener

Entaschungsverfahren erfolgen. Insgesamt kann bei höherem Ascheanteil und hoher

Ascheabscheidungstemperatur ein erheblicher Wärmeaustrag an dieser Stelle über die

Feststofffrachten erfolgen. Deshalb ist eine Berücksichtigung des Ascheabzugs

notwendig.

Energiebilanz Abgasfilter und Teilung

F,VF,AF,AGF,REZIAK,AAK,AG QHHHHH &&&&&& +++=+ (7)

Massebilanz Abgasfilter und Teilung

F,AF,AGF,REZIAK,AG mmmm &&&& ++= (8)

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4.1.3.4 Bilanzkreis: Rezirkulation (R)

Für die Bilanzierung der Rezirkulation ist der Massestrom des rezirkulierten Abgases

wesentlich.

Abbildung 23: Darstellung des Bilanzkreises Rezirkulation.

In der folgenden Tabelle sind die Berechnungsschritte der jeweiligen Masse- und

Energieströme dargestellt. Tabelle 13: Erläuterung der Teilströme. R1 Enthalpiestrom des rezirkulierten

Abgasstromes vom Teiler ( )BF,REZIAG,pmREZI,AGF,REZI *c*mH ϑ−ϑ= &&

R2 Energieaufwand für Rezirkulation .)etc,Gegendruck,Geometrie(fP Vent,el =

R3 Heizwärme für Vorwärmung der

Rezirkulation )(*c*mQP F,REZIR,REZIAG,pmREZI,AGLuvo,elLuvo,el ϑ−ϑ== &

R4 Enthalpiestrom des rezirkulierten

Abgasstromes zum Brenner ( )BF,REZIAG,pmREZI,AGR,REZI *c*mH ϑ−ϑ= &&

R5 Wärmeverluste der Bauteile .)etc,Isolierung,Geometrie(fQ R,V =&

Für die Gesamtbilanz des Bilanzkreises ergeben sich folgende 2 Zusammenhänge:

Energiebilanz Rezirkulation

R,VR,REZIR,V2,REZI1,REZILuvo,elVent,elF,REZI QHQHHPPH &&&&&& +=++=++ (9)

Massebilanz Rezirkulation

R,REZI2,REZI2,REZI2,REZI1,REZIAF,REZI mmmmmm &&&&&& =+=+= (10)

Zur Vereinfachung wird die elektrische Energie der Förderung (Antrieb Ventilator) als

reine mechanische Arbeit zur Überwindung der Rohrleitungsverluste der gesamten

Rezirkulation angenommen. Die Temperaturerhöhung der Förderung ist gering und wird

über die Heizung in den Luftvorwärmern berücksichtigt.

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4.1.3.5 Bilanzkreis: Globalbilanz

Abbildung 24: Zusammenfassung aller Teilbilanzen zur Globalbilanz für die Staubfeuerungs-Versuchsanlage.

Globale Energiebilanz

global,Vaus,KWaus,KLAAGin,KWin,KLelOMBR QHHHHHHPHH &&&&&&&&& ++++=++++ (11)

RZ,VAF,VAK,VBK,Vi0

i,Vglobal,V QQQQQQ &&&&&& +++== ∑→

Globale Massebilanz

KWKLAAGKWKLBR2O mmmmmmmm &&&&&&&& +++=+++ (12)

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4.1.4 Globaler Sauerstoffbedarf und Rezirkulationsmenge in Abhängigkeit zu Sauerstoffüberschuss und Restsauerstoff im Oxyfuel-Prozess

Bei einer Verbrennungsrechnung ergibt sich je nach Brennstoff immer eine

stöchiometrisch notwendige Mindestmenge an Sauerstoff.

)m(fm BRstöch,2O&& = mit

g,BR

stöch,2Ostöch m

mO

&

&= (13)

In der folgenden Grafik sind die jeweiligen Bilanzkreise dargestellt.

Abbildung 25: Vereinfachte Bilanzierung zur Darstellung der lokalen und globalen Stöchiometriezahl.

Die Globale Stöchiometriezahl – bei konventioneller Verbrennung Luftüberschusszahl

genannt – ist das Verhältnis aus dem global zugeführten und dem mindestens

benötigten Sauerstoff zur vollständigen Umsetzung des Brennstoffes.

stöch,O

g,Oglobal m

m=

2

2

&

&λ (14)

Bei der Luftüberschusszahl erfolgt diese Definition entsprechend mit Luft.

Die interne bzw. lokale Stöchiometriezahl berücksichtigt das vor der Brennkammer

rezirkulierte Abgas. Dieses Abgas hat je nach Betriebspunkt eine bestimmte Menge

Restsauerstoff.

stöch,O

l,O,ziRegloballokal m

m+=

2

2

&

&λλ (15)

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46

Daraus folgt, dass globallokal > λλ , wenn rezirkuliert wird und das Abgas einen Anteil an

Restsauerstoff hat.

Die Konzentration des Sauerstoffs im Abgas ist lokal und global gleich.

g,O,AGl,O,AG = 22 ξξ

Die Sauerstoffkonzentration am Brennkammereintritt lässt sich wie folgt bestimmen:

l,ziReg,O

l,ziRel,O,ziReg,Ol,O,RG m+m

m*+m=

&&

&&

2

222

ξξ (16)

Der Sauerstoff im rezirkulierten Abgas lässt sich über die Konzentration im globalen

Abgas bestimmen:

l,ziRe

l,O,ziReg,O,AG mm

=&

&2

2ξ (17)

Der globale Sauerstoffbedarf lässt sich über den stöchiometrisch notwendigen Anteil

und den angestrebten Restsauerstoff im globalen Abgas bestimmen.

)(m*+m

=mg,O,AG

g,Bg,O,AGstöch,Og,O

2

222 -1 ξ

ξ &&& (18)

Mit den Gleichungen (18) und (14) lässt sich die Globale Stöchiometriezahl

beschreiben.

)(O*+

=g,O,AG

stöchg,O,AG

global2

2

-1

11

ξ

ξλ (19)

Die Globale Stöchiometriezahl ist somit nur abhängig von:

o Restsauerstoff im Abgas g,AG,2Oξ o Sauerstoffbedarf Ostöch.

Für die lokale Stöchiometriezahl muss der rezirkulierte Sauerstoff berücksichtigt

werden. Dafür muss die notwendige Rezirkulationsmenge bestimmt werden, die das

Zielkriterium eines bestimmten Sauerstoffüberschusses am Brennkammereintritt erfüllt.

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)(

))(m*+m

(=m

l,O,AGl,O,RG

l,RGOg,O,AG

g,Bg,O,AGstöch,O

l,ziRe22

22

22

-

-(1*) -1

ξξ

ξξξ &&

& (20)

Die Rezirkulationsmenge ist damit abhängig von:

o Restsauerstoff im Abgas g,AG,2Oξ o Sauerstoffkonzentration am Brennkammereintritt BK,2Oξ o Massestrom Brennstoff BRm& o Mindestmassestrom Sauerstoff min,2Om&

Zu Beginn wurde dargestellt, dass die lokale Stöchiometriezahl zusätzlich zur globalen

noch den rezirkulierten Sauerstoffanteil berücksichtigt.

stöch,O

l,O,ziRegloballokal m

m+=

2

2

&

&λλ

Die folgende Beziehung beschreibt den rezirkulierten Sauerstoffanteil nur in

Abhängigkeit der Konzentrationen und des Mindestsauerstoffs.

l,O,AGg,O,AG

l,RGO

l,O,AGl,O,RG

stöchg,O,AG

stöch,O

l,O,ziRe *)()

*)(

O*+

=mm

22

2

22

2

2

2

-1 -(1

-

11

ξξξ

ξξ

ξ

&

& (21)

Dafür ergibt sich ein Zusammenhang für die lokale Stöchiometriezahl:

stöch,O

l,O,ziRe

g,O,AG

stöchg,O,AG

lokal mm

+)(O*+

=2

2

2

2

-1

11

&

&

ξ

ξλ

l,O,AGg,O,AG

l,RGO

l,O,AGL,O,RG

stöchg,O,AG

g,O,AG

stöchg,O,AG

lokal *)()

*)(

O*+

+)(O*+

= 22

2

22

2

2

2

-1 -(1

-

11

-1

11

ξξξ

ξξ

ξ

ξ

ξλ (22)

Diese Formel zeigt deutlich, dass sich die lokale Stöchiometriezahl erheblich von der

globalen unterscheidet.

Die lokale Stöchiometriezahl ist somit nur abhängig von:

o Restsauerstoff im Abgas AGO ,2ξ o Sauerstoffkonzentration am Brennkammereintritt BKO ,2ξ o Sauerstoffbedarf Ostöch.

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4.1.5 Unterschiede der globalen und lokalen Stöchiometriezahl im Oxyfuel-Prozess und bei der konventionellen Verbrennung

Bei der konventionellen Verbrennung mit Luft wird je nach den Eigenschaften des

Brennstoffes eine bestimmte Mindestmenge Brennluft min_Lm& benötigt, um die

vollständige Umsetzung der brennbaren Bestandteile in der Verbrennung zu erreichen

[30].

Technische Verbrennungen werden immer mit einem Luftüberschuss λL [34] betrieben.

Ziel ist es, durch ein Überangebot an Sauerstoff die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen,

dass alle brennbaren Bestandteile im Bereich der Reaktion einen Oxidationspartner

erhalten. Die konventionelle Definition der Stöchiometriezahl lautet:

min_L

zu_LL m

m&

&=λ (23)

Je nach Anlagentyp haben sich verschiedene Lambdawerte als technisch sinnvoll

erwiesen. Einige Beispiele sind in der nachfolgenden Tabelle verzeichnet.

Tabelle 14: Luftverhältniszahlen für verschiedene Feuerungsarten [30].

Feuerungsart Lambdawert λL

Rostfeuerung 1,25 ... 1,35

Staubfeuerung 1,20 ... 1,30

Ölfeuerung 1,05 ... 1,10

Gasfeuerung 1,02 ... 1,10

Verallgemeinert gilt, dass umso weniger Luftüberschuss benötigt wird, je besser sich

Brennstoff und Luft im Bereich der Flamme mischen lassen. Einschränkend wirken

dabei natürlich die Brennstoffaufbereitung und die -qualität.

Bei vollständigem Umsatz des Brennstoffes hat die Stöchiometriezahl beim Oxyfuel-

Prozess und bei der Luft-Verbrennung einen wesentlichen Einfluss auf den

Restsauerstoff im Abgas am Brennkammerende.

Für den Oxyfuel-Prozess ist der Restsauerstoff im Abgas abhängig vom

Mindestsauerstoffbedarf pro Brennstoffeinheit (Ostöch) und der globalen

Stöchiometriezahl beim Oxyfuel-Prozess (λglobal_OP).

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OP_globalstöch

OP_globalg,2O,AG

O1

1

λ+

λ=ξ

- (24)

Vorteilhaft ist der Vergleich der Stöchiometriezahlen für Luft- und Sauerstoff-

Verbrennung bei gleichem Abgasrestsauerstoff für den eingesetzten Braunkohlestaub.

Dafür wird der Restsauerstoff bei der Verbrennung mit Luft bestimmt.

Abbildung 26: Vereinfachtes Bilanzschema für die Stöchimetriezahl bei konventioneller Verbrennung.

Bei der konventionellen Verbrennung gilt die Definition für die Stöchiometriezahl λ:

stöchL

LL_global ,m

m&

&=λ und

g,B

stöch,Ostöch m

mO

&

&= mit

L,2O

stöch,OstöchL

m,m

ξ=&

& .

Der Sauerstoff im Abgas ist der Sauerstoff, der bei der stöchiometrischen Verbrennung

nicht verbraucht wird.

stöch,OLL,2OLg,Bg,2O,AG mm*)mm(* &&&& −ξ=+ξ (25)

Ersetzt man die Masseströme mit der Definition der Stöchiometriezahl und führt die

dimensionslose Größe Ostöch ein, erhält man einen vom Massestrom unabhängigen

Ausdruck für den Restsauerstoff im Abgas bei konventioneller Verbrennung.

L,2O

L_global

stöch

L_global

stöchL,2O

L_global

L_globalstöchg,2O,AG

O1

1

O*1

1*O

ξ

λ+

−λ=

ξ

λ+

−λ=ξ

(26)

Jetzt können beide Konzentrationen des Abgases im Oxyfuel-Prozess und bei der Luft-

Verbrennung gleich gesetzt werden.

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50

OP,2O

OP_global

stöch

OP_global

L,2O

L_global

stöch

L_globalg,2O,AG

O1

1

O1

1

ξ

λ+

λ=

ξ

λ+

−λ=ξ

-

Diese beiden Stöchiometriezahlen können nun bei gleichem Restsauerstoff im Abgas

(ξAG,O2,g) ins Verhältnis gesetzt werden.

Abbildung 27: Verhältnis der Stöchiometriezahlen zwischen konventioneller Verbrennung mit Luft

(ξOM,O2,g = 0,23) und Oxyfuel-Prozess (ξOM,O2,g = 1,00).

Aus Abbildung 27 ist zu sehen, dass generell beim Oxyfuel-Prozess geringere

Stöchiometriezahlen zu erwarten sind. Je größer der Mindestsauerstoffbedarf je

Brennstoff (Ostöch) ist, desto größer ist die Differenz zwischen den beiden

Stöchiometriezahlen.

In Abbildung 28 ist demgegenüber die Stöchiometriebeziehung (Ostöch) konstant

gehalten. Dabei wird dem idealen Oxyfuel-Prozess ein realer Oxyfuel-Prozess mit

geringem Falschluft-Anteil gegenüber gestellt. Hierbei variiert das Oxidationsmittel (OM)

zwischen 80 Masseprozent (Oxyfuel real) und 100 Masseprozent (Oxyfuel ideal). Je

mehr das Oxidationsmittel mit Sauerstoff angereichert ist, umso geringer wird der

Unterschied zum idealen Oxyfuel-Prozess. Daraus folgt, dass für einen Oxyfuel-

Prozess mit kleinem Falschluftanteil, was zu einem ζO2,OM,g von 0,95 bis 0,99 führt, in

etwa die Stöchiometriezahl des idealen Oxyfuel-Prozesses angegeben werden kann.

Erst bei großen Falschluftanteilen oder geringen Sauerstoffanreicherungen mit Luft

muss eine spezielle Stöchiometriezahl bestimmt werden.

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Abbildung 28: Verhältnis der Stöchiometriezahlen bei verschiedenen Zusammensetzungen des Oxidationsmittels im Oxyfuel-Prozess.

Darauf aufbauend kann man die Veränderung der globalen Stöchiometriezahlen beim

Oxyfuel-Prozess abschätzen. In der nachfolgenden Tabelle sind Richtgrößen

dargestellt. Je nach Brennstoff und dem jeweiligen Sauerstoffbedarf ergeben sich

Verschiebungen. Tabelle 15: Übertragung konventioneller Luftverhältniszahlen für verschiedene Feuerungsarten [30] auf Oxyfuel-Prozess-Bedingungen.

Feuerungsart Stöchiometriezahl λkv

Konventionelle Feuerung mit Luft

Stöchiometriezahl λOP

Oxyfuel-Feuerung mit Sauerstoff

Rostfeuerung 1,25 ... 1,35 1,17…1,24

Staubfeuerung 1,20 ... 1,30 1,13 … 1,20

Ölfeuerung 1,05 ... 1,10 1,03 … 1,07

Gasfeuerung 1,02 ... 1,10 1,01 … 1,07

Wesentlich für den Unterschied ist der fehlende Luftstickstoff beim Oxyfuel-Prozess.

Gleicher Restsauerstoff im Abgas wird mit weniger Sauerstoffüberschuss am

Brennkammereintritt erreicht, da die Abgasmenge entsprechend abnimmt.

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4.1.6 Z

Wie i

Sauers

des Ox

Brenns

In de

Brennk

Rezirku

Abbildu

Beim k

Daraus

Brennk

-ende (

Sinnvo

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Stöchio

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h

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53

Für die Reaktionsgeschwindigkeit (vREAKTION) der Verbrennung gelten die

konventionellen Gesetze einer chemischen Reaktion. Beispielhaft ist die Reaktion 2.

Ordnung, bei der zwei Edukte zu einem oder mehreren Produkten reagieren. Dabei ist

am Brennkammereintritt die Reaktionsgeschwindigkeit abhängig von den

Konzentrationen der Ausgangsstoffe in einem Bezugsvolumen (BZ) des

Reaktionsgases.

BZ

2O

BZ

CCREAKTION V

m*Vm*k

dtdmv ==

(27)

oder vereinfacht:

=

BZ

2O

BZ

CREAKTION V

m,Vmfv

Dabei ist k ein Geschwindigkeitskoeffizient. In den beiden folgenden Darstellungen sind

die Konzentrationen im Reaktionsgas bei den Oxyfuel-Kennfeldversuchen dargestellt.

Abbildung 30: Sauerstoff-Reaktionsgasverhältnis in Abhängigkeit der Sauerstoffkonzentration am Ein- bzw. Austritt der Brennkammer (linke Abbildung) Abbildung 31: Brennstoff-Reaktionsgasverhältnis in Abhängigkeit der Sauerstoffkonzentration am Ein- bzw. Austritt der Brennkammer (rechte Abbildung)

Bei konventioneller Verbrennung ist die Sauerstoffkonzentration im Reaktionsgas am

Brennkammereintritt durch die Luftzusammensetzung fest (ξO2 = 0,209). Im Oxyfuel-

Prozess können mittels Veränderung des Restsauerstoffgehalts am Brennkammerende

und gleichzeitiger Anpassung der Rezirkulationsmenge gleiche kinetische Bedingungen

eingestellt werden.

Dadurch zeigt sich, dass die reine verfügbare Masse an Sauerstoff – wie diese in der

Definition des konventionellen Lambdas verwendet wird – keine Aussage zur Ablauf der

Verbrennungsreaktion ermöglicht. Im Oxyfuel-Prozess sind in jedem Fall die

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Sauerstoffkonzentrationen zu verwenden, damit eindeutig der Zustand am

Brennkammereintritt (Reaktionsgas) und am Brennkammerende beschrieben werden

kann.

Deutlich wird das auch für die Zündzeit (Formel (28)) und die Abbrandzeit des

Koksanteils (Formel (29)) der Kohle. Dafür existieren experimentelle

Näherungsgleichungen [35]. 15,0

2O3BK

2,1K10

K,Zü21

Td*

*K*10*12,1t P

ξ

ρ=

(28)

2OBK

2PK

)wf(

)wf(8K *T

d**F1

A1*10*21,2t

ξρ

−−= (29)

tZü,K Zeit der Kohle bis zur Zündung K Kohleabhängige Koeffizienten [35]

TBK Brennkammertemperatur dP Partikelgröße der Kohle

ρK Kohledichte ξO2 Sauerstoffgehalt

A(wf) Aschegehalt der Kohle F(wf) Anteil flüchtige Bestandeile in Kohle

Diese Gleichungen bieten gute Orientierungswerte für die kinetischen Größen Zündzeit

und Abbrandzeit im Reaktionsgas am Brennkammereintritt.

Abbildung 32: Zündzeit der Kokspartikel in Abhängigkeit der Sauerstoffkonzentration (links) Abbildung 33: Abbrandzeit der Kokspartikel in bhängigkeit Sauerstoffkonzentration (rechts)

In der Abbildung 32 und Abbildung 33 ist für eine Korngrößenfraktion dP der Vattenfall-

Kohle der Zusammenhang der Gleichungen dargestellt. Die Sauerstoffkonzentration ξO2

hat somit einen wesentlichen Einfluss auf die Geschwindigkeit der Reaktion.

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55

4.1.7 Aschebilanz

Asche ist eine Verunreinigung fester Brennstoffe. Man unterscheidet Asche in primäre

und sekundäre Asche [30].

Die primäre Asche wird auch fixe Asche genannt. Sie bezeichnet die homogenen

Mineralanteile, die als natürlicher Bestandteil der Biomasse, welche ein Ergebnis des

Inkohlungsprozesses der Pflanzen ist, in den Brennstoff gelangt sind. In der gesamten

Brennstoffasche ist der Anteil der primären Asche gering.

Die sekundäre Asche wird auch fremde Asche genannt. Sie durchzieht den Brennstoff

in Form von Bändern, Schichten und Adern. Durch optimierte Abbauprozesse wird

versucht, den Anteil der sekundären Asche so gering wie technisch möglich, und

dennoch wirtschaftlich sinnvoll, zu halten.

Die Gesamtasche des Brennstoffes ist die Summe aus dem primären und sekundären

Ascheanteil. Die Summe beider stellt den relevanten Wert für die Verbrennung dar.

Deshalb werden beide Anteile nicht getrennt betrachtet.

Asche hat folgende analytisch erfassbare Hauptkomponenten: SiO2, Al2O3, Fe2O3,

CaO, MgO, SO3, P2O3 und Alkalien (Na2O, K2O) [36]. Die folgende Tabelle stellt

ausgewählte Anhaltswerte für die Verteilung der einzelnen Komponenten in der Asche

dar. Je nach Lagerstätte können die Werte aber stark differieren.

Tabelle 16: Ausgewählte Bestandteile der Asche von Braunkohlen [30].

Symbol Anteil in [Gewichts-%] SiO2 8 ... 18 Al2O3 4 ... 9 Fe2O3 3 ... 5 CaO 25 ... 40 MgO 0,5 ... 6 SO3 10 ... 35

Auch für die nur teilweise brennbaren Bestandteile kann im Oxyfuel-Prozess eine Bilanz

erstellt werden. Vereinfacht wird dies im Folgenden für Schwefel dargestellt.

Schwefel gehört zum Teil zur eigentlichen Brennstoffsubstanz, stellt aber auch

Verunreinigungen dar, die bei der Förderung in den Brennstoff gelangen. Der

Gesamtschwefel ist die Summe aus Pyrit-Schwefel, Sulfid-Schwefel, Sulfat-Schwefel

und dem elementaren Schwefel.

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In der Braunkohle kommt im Wesentlichen organischer und anorganisch gebundener

Schwefel (Pyrit) vor.

FeS2 + 11 O2 = 2 Fe2O3 + 8 SO2

Der weniger stabile organische Schwefel wird bei der Verbrennung schon bei der

Entgasungsphase oft als Schwefelwasserstoff frei gesetzt. Dabei wird der

Schwefelwasserstoff hauptsächlich zu Schwefeldioxid und Wasser verbrannt.

2 H2S + 3 O2 = 2 SO2 + 2 H2O

Die maximale SO2-Konzentration würde dann gemessen werden, wenn sämtliche

Schwefelatome mit Sauerstoff zu Schwefeldioxid reagieren und komplett im Rauchgas

blieben.

S + 0,5 O2 = SO2

Asche besitzt die Fähigkeit, mit Kalziumoxid (CaO) und Kalziumcarbonat (CaCO3)

Schwefel in der Asche zu binden. Die minimale SO2-Konzentration ist das theoretische

Potenzial der Asche, mittels des Prozesses der Einbindung [36] Schwefel anzulagern.

Bei der Verbrennung gelangt nur ein Teil des Schwefels in die Abgase. Je nach

Verbrennungsbedingungen wird der Schwefel – neben dem Anteil im Abgas – anteilig in

der Asche und der Schlacke gebunden.

Ein kleinerer Anteil wird bei der konventionellen Verbrennung von Kohle mit Luft zu

Schwefeltrioxid umgesetzt.

H2S + 2 O2 = SO3 + H2O

Das instabile Schwefeltrioxid, das in der Flamme bei hohen Temperaturen gebildet wird,

zerfällt umgehend wieder in das stabilere Schwefeldioxid und Sauerstoff.

2 SO3 = 2 SO2 + O2

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Schwefeldioxid kann aber auch bei ausreichendem Schwefeldioxid- und

Sauerstoffangebot katalytisch produziert werden. Verschiedene Katalysatoren (Silizium,

Eisenoxid, Vanadium, etc.) unterstützen diesen Bildungsprozess.

Der Schwefel im Rauchgas wird als „verbrennender“ Schwefel bezeichnet. Er reagiert

hauptsächlich zu Schwefeldioxid (SO2) und – zu einem viel geringeren Anteil – zu

Schwefeltrioxid (SO3).

Abbildung 34: SO2-SO3-Gleichgewicht und Einfluss von Katalysatoren [36].

Das Maximum der katalytischen Bildung von Schwefeldioxid wird bei etwa 500 – 700 °C

erreicht. Dieser Temperaturbereich ist in technischen Feuerungen sehr kurz, sodass

trotz eines vorhandenen Katalysators keine vollständige katalytische Umsetzung bis

zum Gleichgewicht erreicht werden kann.

Erfahrungswerte bei der Luftverbrennung haben ergeben, dass etwa 95% der

gasförmigen Schwefelemissionen als Schwefeldioxid emittiert werden. Nur etwa 5% der

Schwefelverbindungen sind Schwefeltrioxid und weitere Verbindungen.

Eine weitere Minimierung der gasförmigen Schwefelemissionen erfolgt durch die

Einbindung von Schwefeldioxid durch Kalziumverbindungen, die in der Asche auf

natürliche Weise beinhaltet sind.

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CaO + SO2 + 0,5 O2 = CaSO4 – 500 kJ/mol

Dabei sinkt die Fähigkeit zur Selbsteinbindung mit steigender Feuerraumtemperatur.

Die maximale Menge an Schwefel, die theoretisch mittels Kalzium in die Asche

eingebunden werden kann, errechnet sich über das verfügbare Kalzium, das als

Kalziumoxid (mCaO in [kgCaO/kgBR]) in der Asche analysiert wird.

Für die Schwefelbilanz müssen somit die Frachten im Brennstoff, in der Asche und im

Abgas bilanziert werden.

Abbildung 35: Allgemeine Bilanz eines Brennstoffbestandteiles i.

In Abbildung 35 sind die Stoffströme der Aschebilanz vereinfacht dargestellt. Daraus

ergibt sich folgender Zusammenhang:

A,iAAG,iAGBR,iBR ξ*m+ξ*m=ξ*m &&& (30)

Für die Bilanzierung der Versuche müssen neben den Abgasanalysen die Werte der

Ascheanalysen aus dem Labor erfasst werden.

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4.2 Abgeleitete Betriebszustände auf Basis der mathematischen

Modellierung

4.2.1 Messwerte im feuchten und trockenen Abgas

Eine Vergleichbarkeit der einfach abgelesenen Messwerte am Abgasanalysegerät ist

sehr schwierig. Ursache sind das trockene Messverfahren und der stark

unterschiedliche Wassergehalt im Abgas bei der konventionellen Verbrennung mit Luft

und dem Oxyfuel-Prozess. Bisher wird in der Literatur kaum zwischen trockenen und

feuchten Abgasmesswerten unterschieden. Wie in Tabelle 17 zu sehen ist, sind die

Unterschiede bei der konventionellen Kohleverbrennung mit Luft eher gering.

Tabelle 17: Vergleich der Luft- und Oxyfuel-Zustände bei der Abgasmessung.

Punkt Oxyfuel-Prozess

O2 [vol.-%] Trocken

Oxyfuel-Prozess

O2 [vol.-%] Feucht

Konventionelle Luft-

Verbrennung O2 [vol.-%]

Feucht

Konventionelle Luft-

Verbrennung O2 [vol.-%]

Trocken 2 2 1,3 1,3 1,4 4 4 2,6 2,6 2,8 6 6 3,9 3,9 4,1 8 8 5,2 5,2 5,5

Für diese Arbeit bildet der feuchte Abgaswert die Basis.

Die Abgasfeuchte wird durch das Wasser verursacht, das sich ähnlich den anderen

Abgaskomponenten fast dreifach aufkonzentriert. Bei feuchter Rezirkulation – das

bedeutet, dass keine Zwischenkondensation des rezirkulierten Abgases installiert ist –

wird je nach Kohletyp um 30 – 40 % Wasserdampf im Abgas erreicht. Bei der trockenen

Messung wird dieser Wasseranteil im Gerät herausgetrocknet. Dadurch ergeben sich

starke Abweichungen zwischen feuchtem und trockenem Messwert.

4.2.2 Randbedingungen der Kennfeldversuche

Die Untersuchungsgrenzen der Kennfeldversuche ergeben sich durch verschiedene

Randbedingungen der Versuchsanlage sowie technische Schutzkriterien.

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Thermische Leistung

Für alle Versuchspunkte wird ein konstanter Brennstoffmengenstrom eingestellt. Die

vorhandene und umgebaute Versuchsanlage an der TU Dresden mit Kohledosierung ist

auf etwa 10 kg Brennstoff pro Stunde optimiert. Das entspricht je nach Brennstoff einer

thermischen Leistung von 50 bis 60 kW. Für diese Wärmemenge steht ausreichend

Rückkühlleistung mit Kühlwasser zur Verfügung.

Restsauerstoff am Brennkammerende

Die Verbrennung nach dem Oxyfuel-Prozess in der Brennkammer soll mit so wenig

Restsauerstoff wie möglich und mit so viel wie nötig betrieben werden, um einen

vollständigen Ausbrand zu erzielen. Dazu legt man von einem mittleren Wert nach

unten in Tastversuchen eine Grenze fest. Diese liegt bei 2 Prozent Restsauerstoff im

trockenen Abgas. Nach oben wird im ersten Schritt eine Grenze bei 8 Prozent

Restsauerstoff im trockenen Abgas festgelegt. Sollte ein sinnvoller Ausbrand noch nicht

erreicht sein, muss dann im Versuchsbetrieb der Restsauerstoff noch erhöht werden.

Sauerstoffüberschuss am Brennkammereintritt

Wie dargestellt, bedingt sich der Sauerstoffüberschuss am Brennkammereintritt über

die Menge des rezirkulierten Abgases. Da bei der Versuchsanlage an der TU Dresden

immer ein Mindestabgasstrom von 25 kg pro Stunde zur Brennstoffförderung im Betrieb

benötigt wird, kann der Sauerstoff auf der sekundären Brennerseite mit dem restlichen

Abgas aus der Rezirkulation gemischt werden. Dabei sollen Werte von 50 Prozent

Sauerstoff in der Vormischkammer nicht überschritten werden. Würde die primäre

Rezirkulation, die zum Brennstofftransport genutzt wird, mit dem sekundären Gemisch

bilanziert werden, wären Oxyfuel-Punkte bis Oxyfuel 40 möglich. Es hat sich aber

aufgrund der Brennergeometrie und der Anlagenfahrweise ein Maximal-Anteil von

Oxyfuel 35 ergeben. Schon dort werden sehr hohe Temperaturen im

Brennernahbereich erreicht, was je nach Kohletyp zu erheblichen Verschlackungen

führen kann.

Aufgrund maximaler und minimaler Rezirkulationsmengen werden die Grenzen

zwischen Oxyfuel 17 und Oxyfuel 33 festgelegt. Das entspricht im Grunde ähnlichen

Luftbetriebszuständen (Oxyfuel 17 bis Oxyfuel 20) und Fahrweisen mit reduziertem

Brennkammerdurchsatz.

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4.2.3 Einordnung der Kennfeldversuche und Zielstellung

Kennfeldversuche bezeichnen die gezielte Variation von Betriebsparametern mit dem

Ziel der Darstellung von Betriebszuständen einer Anlage innerhalb der festgelegten

Grenzen. Wie bereits erklärt, liegen die Grenzen für die Versuche zwischen Oxyfuel 17

und Oxyfuel 33. Der Restsauerstoff am Brennkammerende wird von 2 bis 8 Prozent im

trockenen Abgas variiert.

Die Beschreibung eines Versuchspunktes setzt sich zusammen aus dem

Sauerstoffanteil am Brennkammereintritt (z.B. Oxyfuel 17 für 17 Vol.-% O2) und dem

Restsauerstoffgehalt am Brennkammerende (z.B. 4 Vol.-%trocken).

Abbildung 36: Kennfeldbildung durch Bilanzierung einzelner Zustandspunkte auf Basis des mathematischen Modells.

Mit den mathematisch modellierten Punkten und den dazu gehörigen Versuchen mit

Falschluft ergibt sich ein dreidimensionales „Kennfeld“.

Abbildung 37: Dreidimensionales Kennfeld der Bilanz und der Versuchspunkte (Schema).

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4.2.4 Kennfeldversuche ohne Falschluft

Für die Kennfeldversuche wurde mit Hilfe der bereits dargestellten Beziehungen

zwischen rezirkuliertem Abgas und zugeführtem Sauerstoff eine Bilanz der erwarteten

Betriebszustände erstellt.

Abbildung 38: Ausschnitt aus Bilanzierung der Kennfeldversuche.

Mit integrierter Verbrennungsrechnung lassen sich die verschiedenen

Abgaszusammensetzungen bestimmen.

Abbildung 39: Theoretische Kohlendioxid-Konzentration bei wechselnden Betriebsparametern im Kennfeldversuch (links). Abbildung 40: Theoretisch maximal erreichbare Schwefeldioxid-Konzentrationen im Abgas bei maximalem Schwefelumsatz (rechts).

Für die Kohlendioxid-Konzentration im trockenen Abgas gilt, dass die theoretisch

erreichbare Konzentration umso höher ist, je geringer der Restsauerstoff ist.

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Ähnlich dem Zusammenhang zwischen der Kohlendioxid-Konzentration und dem

Restsauerstoff ist es auch mit dem Schwefeldioxid und dem Restsauerstoff. Nimmt man

in der Bilanz an, dass sämtlicher Schwefel in SO2 umgesetzt wird, ist zu erwarten, dass

die maximal erreichbare Schwefeldioxid-Konzentration im Abgas umso höher ist, je

geringer der Restsauerstoff ist.

Abbildung 41: Darstellung der Kohlendioxid-Werte im Kennfeld (links). Abbildung 42: Darstellung der Schwefeldioxid-Werte im Kennfeld (rechts).

Die Abbildung 41 und Abbildung 42 zeigen, dass die Variation der Rezirkulation keinen

Einfluss auf die Zusammensetzung des Abgases am Brennkammerende hat.

Abbildung 43: Gerechnete adiabate Reaktionstemperaturen bei wechselnden Betriebszuständen im Kennfeld.

Für die Kennfeldversuche ist auch die gerechnete adiabate Reaktionstemperatur

wichtig. Wie eingangs erklärt, ist vor allem bei der Schadstoffbildung die Temperatur ein

entscheidender Faktor. In Abbildung 43 ist deutlich zu sehen, dass die zu erwartende

adiabate Reaktionstemperatur umso höher ist, je weniger Abgas rezirkuliert wird und je

geringer der Restsauerstoff ist.

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4.2.5 Kennfeldversuche mit Falschluft

Die Punkte der Falschluftversuche sind auch auf Basis einer Bilanzierung festgelegt.

Die Falschluft-Definition ist Bestandteil des ADECOS-Projektes [37]. Darin ist auf den

Brennkammerdurchsatz bezogen ein Falschluftanteil von 4 Prozent definiert.

Der dabei eingetragene Luft-Sauerstoff ist ein Gewinn und wird entsprechend weniger

zudosiert, damit ein konstanter Restsauerstoffgehalt am Brennkammerende eingestellt

werden kann.

Abbildung 44: Qualitative Darstellung der ADECOS-Falschluft-Definition.

Diese Falschluft-Definition hat den Nachteil, dass der extern zugeführte Sauerstoff nicht

konstant ist. Aufgrund des konstanten Restsauerstoffgehaltes am Brennkammerende

muss bei steigendem Falschluftanteil der Anteil des extern zugeführten Sauerstoffes

reduziert werden.

FLREZI2OBR

FLFL mmmm

m&&&&

&

+++=ξ (31)

Daraus folgt, dass der Sauerstoffmassestrom in direkter Abhängigkeit zur Menge des

rezirkulierten Abgases und des Falschluftmassestromes steht.

)m,m(fm FLREZI2O&&& =

Daraus ergibt sich bei konstantem Falschluftanteil und wechselnder

Rezirkulationsmenge ein variierender maximaler Kohlendioxidanteil im Abgas, da die

verdünnende Wirkung des Luftstickstoffes nicht konstant ist.

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Abbildung 45: Maximale Kohlendioxidkonzentration im trockenen Abgas bei Oxyfuel-Prozess mit 4% Falschluftanteil am Brennkammerdurchsatz.

In Abbildung 45 zeigt sich sowohl der Vorteil als auch der Nachteil der Falschluft-

Definition. Über die Variation der Rezirkulation bei konstantem Restsauerstoffgehalt

wird kein konstanter Kohlendioxid-Strom erreicht. Es ist aber zu sehen, wie stark sich

mit steigender Rezirkulation der maximal mögliche Kohlendioxid-Anteil verringert.

Abbildung 46: Schwefeldioxid-Konzentrationen im trockenen Abgas, bei vollständigem Umsatz des im Brennstoff enthaltenen Schwefels zu Schwefeldioxid (links). Abbildung 47: Adiabate Reaktionstemperaturen bei Oxyfuel-Falschluftversuchen (rechts).

Ähnlich den Versuchen ohne Falschluft ist bei den Schwefeldioxid-Werten auch keine

Abhängigkeit der Schwefeldioxid-Konzentration im Abgas zu erwarten. Da aber die

Menge an Falschluft variiert, ist bei einer großen Menge an rezirkuliertem Abgas

aufgrund der anteilig mehr zugeführten Falschluft eine höhere Verdünnung zu erwarten.

Da bei den Werten um Oxyfuel 27 bis Oxyfuel 33 nur sehr geringe Veränderungen der

Stoffströme notwendig sind, erfolgt eine Abflachung der Kurve der Konzentrationen.

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Bei den adiabaten Reaktionstemperaturen wird deutlich, dass beim idealen Oxyfuel-

Prozess ein Oxyfuel 17 mit 8 Prozent Restsauerstoff im Abgas kälter ist als der gleiche

Zustandspunkt mit Falschluft (siehe Abbildung 43). Ursache ist der Luftstickstoff aus der

Falschluft, der einen Teil des Kohlendioxids ersetzt, zu einer geringeren Kohlendioxid-

Konzentration im Abgas führt und gleichzeitig aufgrund der unterschiedlichen

Wärmekapazität auch eine Verschiebung der adiabaten Reaktionstemperatur zur Folge

hat.

Abbildung 48: Darstellung der maximal möglichen Kohlendioxid-Konzentrationen im Abgas bei 4 % Falschluft.

In Abbildung 48 ist die maximal mögliche Kohlendioxid-Konzentration im trockenen

Abgas dargestellt, wenn die Anlage 4 % Falschluft am Brennkammerdurchsatz hat.

Je größer der angestrebte Restsauerstoff am Brennkammerende und je mehr

rezirkuliert wird, desto geringer ist die maximal mögliche CO2-Konzentration.

Um die Kohlendioxid-Konzentration zu erhöhen, muss neben den klassischen

Abdichtmaßnahmen gegebenenfalls der Sauerstoffüberschuss am Brennkammerende

oder die Menge des rezirkulierten Abgases reduziert werden. Alle diese Mechanismen

führen aber zur Erhöhung der adiabaten Reaktionstemperatur, was einen Eingriff in die

wärmetechnische Auslegung der Brennkammer zur Folge haben kann.

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4.3 Umschaltverhalten von Luft- auf Oxyfuel-Betrieb bei kleinen

Anlagen

Großtechnische Verbrennungsanlagen für Sauerstoff sind als Dual-Anlagen zu planen.

Das bedeutet, dass der Brennstoff sowohl konventionell mit Luft als auch mit reinem

Sauerstoff verbrannt werden kann. Oxyfuel-Kraftwerke werden im Wesentlichen zur

Kohlendioxid-Abscheidung genutzt, aber wenn Oxyfuel-Komponenten ausfallen, kann

ein Weiterbetrieb als „Luft-Kraftwerk“ notwendig werden.

Beispielsweise kann die Situation eintreten, dass Abgasverdichtung,

Luftzerlegungsanlage oder Kohlendioxidverbringung nicht betriebsbereit sind. Dann

kann die Anlage als normales Kohlekraftwerk mit Luft als Oxidationsmittel betrieben

werden und weiterhin elektrische Energie erzeugen. Dazu müssen dann gegebenenfalls

CO2-Zertifikate gekauft und eingesetzt werden. Es wird zwar kein CO2 mehr abgetrennt,

aber es kommt auch zu keinen Versorgungsengpässen.

Außerdem ist eine Umstellung auf Luft-Betrieb vorteilhaft, damit der Dampferzeuger

nicht bei jedem Wartungsintervall der Peripherieaggregate auch außer Betrieb gesetzt

werden muss. Bei geplanten Wartungen an Luftzerlegung oder Verdichtung kann der

Kessel einfach mit Luft und Brennstoff befeuert werden.

Für den Anfahrprozess werden kleintechnische Anlagen aller Wahrscheinlichkeit nach

zuerst im Luft-Betrieb gestartet, und danach wird zur Oxyfuel-Betriebsweise

gewechselt. Näheres dazu findet sich in Kapitel 6.2 unter Betriebserfahrungen.

Zwei verschiedene Methoden der Umschaltung dienen dazu abzuschätzen, ob eine

Oxyfuel-Feuerung verfahrenstechnisch vereinfacht als Rührkessel betrachtet werden

kann. Diese vereinfachenden Bilanzen stellen Tendenzen der Umschaltung dar. Keine

Berücksichtigung finden dabei Totzeiten der Stellglieder.

4.3.1 „Sprunghafte“ Umschaltung als theoretische Grenzbetrachtung

Bei der Umschaltung wird das Oxidationsmittel von Luft auf reinen Sauerstoff

umgestellt. Bei der sprunghaften Umschaltung erfolgt dies in der Umschaltungszeit

TUS = 0s. Dies stellt einen theoretischen Grenzfall dar, da die Stellglieder immer eine

gewisse Regelzeit benötigen [38]. Auch die Bereitstellung der benötigten Abgasmenge

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durch den Rezirkulationsventilator erfordert eine bestimmte Zeit. Deshalb ist in einer

technischen Umsetzung die Umschaltzeit TUS immer größer als 0 Sekunden.

Für die zu erwartende Veränderung der Komponenten im Abgas wird die

Antwortfunktion eines PT1-Gliedes [39] genutzt.

−=

−1Tt

ea e1*x*kx (32)

Dabei wird als Störgröße die Zusammensetzung des Oxidationsmittels am

Brennkammereintritt sprungartig verändert.

Abbildung 49: Mechanismen bei der sprungartigen Umschaltung der Zusammensetzung des Oxidationsmittels.

Die Gesamtanlage wird als Rührkessel [40] betrachtet, in dem bei Beginn der

Umschaltung die Abgaszusammensetzung des Ausgangzustands herrscht. Der

Masseinhalt des Rührkessels entspricht der Abgasmasse in der gesamten Anlage. Dies

ist eine vereinfachte Darstellung, da natürlich im Bereich der Brennkammer neben

Abgas auch Brennstoff und Oxidationsmittel vorhanden sind.

Bei der Kohlenstoffverbrennung steigt schlagartig mit der Umschaltung die

Kohlendioxidkonzentration im Abgas auf den Endwert der reinen Oxyfuel-Verbrennung.

Nach dem Rührkessel schwingt sich auch sehr schnell die Funktion ein und erreicht die

jeweiligen Maximalwerte der Oxyfuel-Zusammensetzung.

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Abbildung 50: Einschwingverhalten der Abgaskomponenten beim sprungartigen Umschalten von konventioneller Luft-Betriebsweise auf Oxyfuel-Prozess-Fahrweise (Abgaswerte feucht).

Aus Abbildung 50 wird deutlich, dass beim Einschwingprozess das Kohlendioxid nach

265 Sekunden 90 Prozent der Endkonzentration erreicht hat – dieser Punkt wird als

T90-Zeit bezeichnet. Im gleichen Maße wie das Kohlendioxid zunimmt, wird der

Stickstoffanteil reduziert. Nach 6 Minuten ist bei schlagartigem sprunghaften

Umschalten der Umschaltvorgang zu 95 Prozent abgeschlossen.

Dies ist die Mindestzeit, die bei einem ideal angenommenen sprunghaften

Umschaltvorgang benötigt wird. Bei der kontinuierlichen Umschaltung mit einer

Übergangsfunktion sind längere Zeiten zu erwarten, da der Verzug durch die Rampe zu

berücksichtigen ist.

Versuche mit unterschiedlicher Rezirkulationsmenge nach der sprunghaften

Umschaltung können nachweisen, ob das Einschwingen wie dargestellt im

Wesentlichen von der Anlagengröße abhängt.

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4.3.2 Kontinuierliche Umschaltung mit Übergangsfunktion

Ähnlich wie bei der sprungartigen Umschaltung wird als Störgröße die

Zusammensetzung des Oxidationsmittels verändert. Dabei wird von Luft (ξO2,OM=0,23)

auf reinen Sauerstoff (ξO2,OM=1,00) kontinuierlich umgestellt.

Abbildung 51: Vereinfachter Zusammenhang der Zusammensetzung des Abgases bei rampenartiger Umschaltung der Zusammensetzung des Oxidationsmittels.

Das hier durchgerechnete Beispiel basiert auf einer „Übergangsrampe“ mit einer Dauer

von 11 Minuten. Dabei ändert sich der Wert der eingehenden Masseströme pro Minute

um etwa 9 Prozent des Gesamtunterschiedes.

Weiterhin wird angenommen, dass dabei sowohl der Restsauerstoff am

Brennkammerende als auch der Brennstoffmassestrom konstant bleiben. In Abbildung

52 werden keine Kohlendioxid-Konzentrationen um 95 % erreicht, da die Werte hier für

das feuchte Abgas angegeben sind und die Abgasfeuchte zu berücksichtigen ist. Auf

das Einschwingverhalten hat dies keinen Einfluss, da theoretisch alle Komponenten

gleich schnell einschwingen. Für die gemessenen trockenen Abgaswerte muss dann

nur der Wasseranteil abgezogen werden.

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Abbildung 52: Einschwingverhalten der Abgaskomponenten bei Umschaltung mittels einer Übergangsrampe (Abgaswerte feucht).

Auffällig ist, dass während der Umschaltphase nur eine geringe Aufkonzentration

erfolgt. Wie bereits erklärt, führen auch geringe Mengen an Luft im Oxyfuel-Prozess zu

einer starken Reduzierung der maximal erreichbaren Kohlendioxid-Konzentration.

Weiterhin wird deutlich, dass mit dem vollständigen Abschalten der Luft-Zufuhr (nach

660s) die Einschwinggeschwindigkeit stark zunimmt.

Mit dieser einfachen Modellrechnung wird gezeigt, dass die Umschaltung so schnell wie

möglich erfolgen muss, da die Geschwindigkeit der Aufkonzentration der

Abgaskomponenten von der Anlagengröße und der Menge des rezirkulierten

Abgasstromes abhängt.

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5 Staubfeuerungs-Versuchsanlage 50 kWtherm für konventionellen Luft- sowie Oxyfuel-Betrieb

An der TU Dresden existiert seit mehreren Jahren eine Staubfeuerungs-

Versuchsanlage. Diese Versuchsanlage ist stets an die aktuellen technischen

Herausforderungen angepasst worden.

Im Rahmen des ADECOS-Forschungsprogramms [41] wurde die Staubfeuerungs-

Versuchsanlage auf Oxyfuel-Anforderungen umgebaut.

Abbildung 53: Staubfeuerungs-Versuchsanlage 50 kWtherm für Luft- sowie Oxyfuel-Betrieb.

Mit dieser Anlage sind folgende Versuchsbedingungen möglich:

1. Selbsttragende Feuerung im Luft- und Oxyfuel-Betrieb

2. Rezirkulation von realem, feuchtem Abgas

3. Breite Variation der Stoffströme und hohe Gasdichtheit

4. Untersuchung von Flammen, Abgasnachbehandlung, etc.

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5.1 Aufbau der Versuchsanlage

5.1.1 Schaltung der Versuchsanlage

Die Schaltung der 50 kWtherm Staubfeuerungs-Versuchsanlage an der TU Dresden ist

der folgenden Abbildung zu entnehmen. Wesentliche Komponenten sind in Tabelle 18

dargestellt.

Abbildung 54: Verfahrensfließschema der 50 kWtherm Staubfeuerungs-Versuchsanlage.

Tabelle 18: Übersicht über die Komponenten der Staubfeuerungs-Versuchsanlage.

Nummer Komponente Info 1 Brennkammer 5 mit Luft gekühlte, betonierte Segmente 2 Prozessbrenner primäre und sekundäre Medienzuführung 3 Abgaskühler Kühlmedium: Wasser 4 Abgasfilter Rückspülung mit Luft oder CO2 5 Saugzug Einstellen des Brennkammerdrucks 6 Ventilator Förderung des rezirkulierten Abgases 7 Rezirkulation primär Konditionierung der Rezirkulation 8 Rezirkulation sekundär Konditionierung der Rezirkulation 9 Luftvorwärmer elektrische Heizmodule 10 Luftversorgung primär / sekundär 11 Sauerstoffversorgung primär / sekundär 12 Brennstoffversorgung Zellradschleuse als Explosionsschutz 13 Abgasabführung Anschlüsse für Abgasbehandlungsverfahren

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5.1.2 Technische Details: eine Auswahl

Umschaltsteuerung

Es ist wahrscheinlich, dass Oxyfuel-Kraftwerke auch im Luftbetrieb arbeiten müssen.

Dazu muss zwischen beiden Betriebszuständen die Möglichkeit einer Umschaltung

bestehen.

Abbildung 55: Schematische Darstellung eines möglichen Umschaltvorgangs.

Für den Übergang von der Luft- auf die Oxyfuel-Fahrweise wird ein selbst entwickelter

Vorschlag zur stufenlosen Umschaltung der Luft- und Sauerstoffdosierung umgesetzt.

Abbildung 56: Bildschirmausdruck der Ablaufsteuerung mit Siemens SPS zur automatischen stufenlosen Umschaltung von konventioneller zu Oxyfuel-Fahrweise.

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Rezirkulation

Für die Rezirkulation wird der Abgasstrom vollständig gefiltert. Versuche ohne Filterung

haben umfangreiche Probleme nach sich gezogen. Neben der erhöhten Staubbeladung

ist auch die Belastung für Rezirkulationsventilator und Messstrecke enorm. Obwohl die

Abgasdurchflussmessung mit Venturidüsen erfolgt, die gegen Verschmutzung nicht

sehr anfällig sind, verstopfen Druckmessstellen durch die hohe Staubbeladung, und

Regeleinheiten, wie Absperrkappen, können nicht mehr vollständig schließen. Eine

Rezirkulation ohne interne Filterung ist nach derzeitigem Kenntnisstand bei

Brennstoffen wie Braunkohle mit 5 Prozent Asche nicht möglich.

Sauerstoffzumischung

An der Staubfeuerungsversuchsanlage wurden 2 verschiedene Sicherheitsstufen

umgesetzt. Im ersten Schritt wurde in einem Strahlbrenner der Sauerstoff direkt am

Brennermund zugemischt.

Abbildung 57: Brennermund mit Sauerstoffdüsen und Vorverdrallung (links). Abbildung 58: Brenner mit Sauerstoffvormischkammer und zentraler Sauerstofflanze (rechts).

Die Abbildung 57 und Abbildung 58 zeigen einen Entwicklungsschritt: Nach

erfolgreichen Versuchen mit 6 Zumischdüsen (Abbildung 57) wurde ein weiterer

Brenner mit Vormischkammer entwickelt (Abbildung 58). In einer dem Brenner

vorgeschalteten Vormischkammer wird der Sauerstoff als Oxidationsmittel bei ca.

200 °C in den sekundären Rezirkulationsstrom eingemischt. Dabei sind im

Versuchsbetrieb Mischungsverhältnisse von 50 Masseprozent Sauerstoff in der

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77

5.2 Mess- und Analysentechnik

Für die Betriebsweise im Oxyfuel-Prozess können viele Erkenntnisse der

konventionellen Kraftwerkstechnik angewendet werden. Einige Details müssen aber

modifiziert werden.

5.2.1 Abgasmesstechnik

Für die Abgasmesstechnik sind neue Messbereiche bei der Analysentechnik notwendig.

Je nach Messposition müssen diese an die Messbereiche angepasst werden.

Tabelle 19: Anforderungen an Abgasmessbereiche im Oxyfuel-Prozess bei Braunkohle.

Bauteil Komponente Verbrennungsprozess Konventionelle Verbrennung

Oxyfuel-Prozess

Luftzerlegungsanlage O2 - 0 … 100 vol.-%

Mischkammer Sauerstoff + Abgas O2 - 0 … 100 vol.-%

Ende Brennkammer

O2 0 … 21 vol.-% 0 … 100 vol.-%

CO2 0 … 25 vol.-% O2 … 25 …100 vol.-

%

H2O, SO2, etc.

abhängig vom Brennstoff

3 Mal so hoch wie bei konventioneller Verbrennung

NOX konventioneller Messbereich ausreichend

Bei der konventionellen Verbrennung wird die Zusammensetzung des Oxidationsmittels

nicht gemessen, da Luft bis auf die Feuchtigkeit immer dieselbe Zusammensetzung hat.

Im Oxyfuel-Prozess muss nach der Luftzerlegungsanlage die Sauerstoffqualität

kontrolliert werden, weil – wie dargestellt – schon ein geringer Anteil nicht reagierender

Gase (N2, Ar, Ne, etc.) im Oxidationsmittel die maximal erreichbare Kohlendioxid-

Konzentration im Abgas maßgeblich senkt.

Je nach Sauerstoffzumischung in das rezirkulierte Abgas müssen die Sauerstoff-

Konzentrationen dringend überwacht werden. Mit steigender Mischtemperatur und

Kohlenmonoxidanteil steigt mit wachsendem Sauerstoffanteil die Wahrscheinlichkeit

einer unkontrollierten Reaktion. Wird eine maximal zulässige Sauerstoff-Konzentration

Page 78: Modellierung und experimentelle Untersuchungen zum Oxyfuel ... Promotion... · Doktor-Ingenieur an der Fakultät Maschinenwesen der Technischen Universität Dresden vorgelegt von

78

überschritten, weil beispielsweise die Rezirkulation aufgrund eines Schadens am

Rezirkulationsventilator stark abfällt, muss der Sauerstoff für den Brenner automatisch

reduziert werden. Je nach Grenzwert (z.B. 50 vol.-%) muss die Messtechnik dafür den

Messbereich abdecken.

Bisher erfolgt bei der konventionellen Verbrennung die Überwachung der

Abgaszusammensetzung des trockenen Abgases vor allem am Brennkammerende und

nach der Abgasbehandlung.

Für den Oxyfuel-Prozess sollte die Sauerstoff-Messung bis 100 Volumenprozent

ausgelegt werden, da theoretisch bei Fehlbetrieb der Anlage solche Konzentrationen in

der Brennkammer erreicht werden könnten. Ähnliches gilt für die Kohlendioxid-

Messung. Diese muss auch bis 100 Volumenprozent messen, da im Idealfall Werte von

90 bis 95 Volumenprozent im trockenen Abgas erwartet werden.

Aufgrund der fehlenden Verdünnung des Luftstickstoffes konzentrieren sich die

Schadstoffe (NOX, SOX, etc.) sowie Wasser stark auf. Einige Messbereiche müssen

gegenüber dem konventionellen Luftbetrieb um das Drei- bis Vierfache erweitert

werden.

Die Feuchtemessung wird dabei im Kraftwerksprozess in Zukunft eine größere Rolle

spielen. Etwa 35 Volumenprozent Wasseranteil werden bei der feuchten Rezirkulation

in die Brennkammer transportiert. Mit diesem Wert kann auch die Kohlefeuchte

bestimmt und eine vorgeschaltete Kohletrocknung optimiert werden.

Bisher sind zulässige Grenzwerte für die Abgaszusammensetzung nach

Entschwefelung, Entstickung und Entfeuchtung nicht bekannt. Sollten sich aber

Grenzwerte im ppm-Bereich durchsetzen, werden vor allem an die SO2- und O2-

Messung neue Forderungen an die Hersteller der Messgeräte ergeben. Geringe

Mengen an SO2 im Abgas (ppm-Bereich) sind derzeit nur mit größeren Unsicherheiten

zu bestimmen.

5.2.2 Durchflussmessung in der Rezirkulation

Für die Messung der Masseströme in der Rezirkulation wird jeweils eine Venturidüse

[42] verwendet. Die Abgasdichte (ρAG,REZI) stellt keinen Wert dar, der direkt gemessen

werden kann. Dieser Wert kann über zwei Verfahren ermittelt werden.

Page 79: Modellierung und experimentelle Untersuchungen zum Oxyfuel ... Promotion... · Doktor-Ingenieur an der Fakultät Maschinenwesen der Technischen Universität Dresden vorgelegt von

79

Mit einer vollständigen Gasanalyse kann über die Zusammensetzung des Abgases die

Dichte im Betrieb ermittelt werden. Dabei ist aber die zusätzliche Installation von

Gasanalysemesstechnik erforderlich.

Einfacher kann die Dichte über einen Bilanzansatz bestimmt werden. Dabei muss für

die Messstelle in der Automatisierung eine Kennlinie hinterlegt werden. Ausgehend von

den eingehenden Stoffströmen (Oxidationsmittel, Brennstoff, etc.) wird die Dichte des

Abgases über die Verbrennungsrechnung für den jeweiligen Brennstoff bestimmt und

numerisch hinterlegt.

Als Bezugsgröße kann unter anderem der Oxyfuel-Anteil genutzt werden. Dieser

beschreibt den Anteil des zugeführten Sauerstoffs am Gesamtoxidationsmittel.

g,2Og,Luft

g,2O

mmm

AnteilOxfuel&&

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+=−

Wird keine Luft zugeführt (Oxyfuel ideal), dann ist der Oxyfuel-Anteil gleich 100 Prozent.

Abbildung 60: Dichte des Abgases für die Rezirkulation (20°C; 1013 mbar).

Die Werte in Abbildung 60 sind auf Basis der Bilanz erstellt und bilden mit einer

Ausgleichsfunktion alle Punkte zwischen konventionellem Luft- und idealem Oxyfuel-

Betrieb ab. Je nach eingesetztem Brennstoff müssen individuelle Kurven ermittelt

werden.

Page 80: Modellierung und experimentelle Untersuchungen zum Oxyfuel ... Promotion... · Doktor-Ingenieur an der Fakultät Maschinenwesen der Technischen Universität Dresden vorgelegt von

80

5.3 Betriebs- und Sicherheitskonzept

Für die Staubfeuerungs-Versuchsanlage der TU Dresden existiert ein Betriebs- und

Sicherheitskonzept.

5.3.1 Anfahrverhalten einer Anlage für die Sauerstoff-Brennstoff-Verbrennung

Anlagen für die Verbrennung von Brennstoff mit Sauerstoff müssen ähnlich

konventionellen Verbrennungsanlagen schrittweise „hoch“gefahren werden.

Verschiedene Randbedingungen müssen dafür erfüllt werden.

Aufheizung der Brennkammer

Brennräume in der Kraftwerkstechnik erfordern einen spezifischen Verlauf der

Betriebstemperatur. Stütz- und Zündbrenner genügen meist nicht, um diese zu

erreichen. Deshalb wird der Hauptbrenner im Teillastbereich gezündet und

„hoch“gefahren. Je nach Brennraumgestaltung sind zulässige Temperaturgradienten

eine weitere Randbedingung der Aufheizgeschwindigkeit. Dabei sind vor allem die

keramischen Bauteile in der Brennkammer kritisch, da diese meist nur definiert

aufgeheizt werden dürfen.

Bereitstellung des Oxidationsmittels für den Basisprozess

Für die Sauerstoff-Feststoff-Verbrennung wird das Oxidationsmittel durch

Lufttrennprozesse erzeugt. Eine Möglichkeit dazu bieten Luft-Zerlegungsanlagen. Dafür

wird eine große Menge an Energie benötigt. Auch müssen Luft-Zerlegungsanlagen

langsam hochgefahren werden und benötigen mehrere Tage, um betriebsbereit zu sein.

Die notwendige Energie der Luft-Zerlegungsanlagen kann zum Beispiel aus dem Netz

zurückgeführt werden. Zum Erreichen eines hohen Gesamtwirkungsgrades wird die

Luftzerlegungsanlagen künftig aber elektrische Energie und Wärme aus dem

Kraftwerksprozess auskoppeln.

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81

Generell wird auch in Anlagen für die Verbrennung von Festbrennstoffen mit reinem

Sauerstoff im ersten Schritt mit Gas- bzw. Ölbrennern in der Brennkammer eine

„Grundwärme“ erzeugt. Dazu ist es notwendig, im Brennraum entsprechend der

Brennstoffkonfiguration eine Mindesttemperatur zu erreichen, die der Zündtemperatur

des Brennstoffes entspricht. Indem der feste Brennstoff in den Bereich der Gasflamme

geblasen bzw. bei Bettfeuerungen der Brenner auf den Brennstoff gerichtet wird, kann

örtlich die Zündtemperatur erreicht und überschritten werden so dass der Festbrennstoff

zündet.

Bei Kleinstanlagen kann die Brennkammer auch mittels elektrisch beheizten

Luftvorwärmern aufgeheizt werden. Dann kann bei ausreichender Vorwärmung auf

Zündbrenner verzichtet werden. Eine elektrische Zündung mittels Zündfunken ist nur

bei Gas- und Ölbrennern möglich und stellt keine sinnvolle Alternative für die Zündung

von festen Brennstoffen dar.

5.3.1.1 Anfahrweise mit Gas-Sauerstoffbetrieb und anschließende Umschaltung zur Feststoffverbrennung

Für den Betrieb der Staubfeuerungs-Versuchsanlage der TU Dresden wird der

Gasbrenner mit Erdgas betrieben. Dann wird der Brennstoff mit Luft in der

konventionellen Betriebsweise gezündet.

Es besteht die Option, den Brenner mit Luft zu starten und sofort Abgas zu rezirkulieren

und dem Gasbrenner zuzuführen. Dabei könnte dem Abgasstrom reiner Sauerstoff

zugeleitet werden. Die Luftzufuhr wird dabei geschlossen. Damit wird die Brennkammer

gespült und es entsteht ein angereicherter Abgasstrom aus Kohlendioxid und

Wasserdampf. Nachteilig ist der hohe Wasserdampfanteil im Abgas aus der

Erdgasverbrennung.

In dem Moment in dem fester Brennstoff zu dosiert wird, kann es im Abgasstrom bei

den hohen Wassergehalten und aufgrund der relativ niedrigen Temperatur in der

Anlage zu Agglomerationsbildungen des Brennstoffes kommen, was zu einem

schlechten Ausbrand führen kann.

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Diese Anfahrweise hat den Vorteil, dass der Umschaltvorgang von der konventionellen

Fahrweise mit Luft zum Oxyfuel-Prozess bei der Feuerung mit festem Brennstoff

entfällt.

5.3.1.2 Anfahrbetrieb Kohle-Luft-Gemisch

An der Staubfeuerungs-Versuchsanlage der TU Dresden erfolgt die Umschaltautomatik

als schrittweiser Übergang von der konventionellen Verbrennung zur Oxyfuel-

Fahrweise.

Die Aufheizung der Brennkammer auf die Kohlezündtemperatur in der Brennkammer

(ca. 400 … 450 °C) erfolgt mit elektrischen Luftvorwärmern und einem Erdgasbrenner.

Das Aufheizen bis Betriebstemperatur (ab 950 °C) erfolgt mit konventioneller Kohle-

Luft-Verbrennung. Danach wird auf Oxyfuel-Betrieb umgeschaltet und nur noch das 60

Minuten dauernde Einschwingen der Brennkammer abgewartet. Dann können erste

Messungen an der Brennkammer erfolgen.

Der gesamte Aufheizvorgang beträgt bei dieser Anlage etwa 5 Stunden.

5.3.1.3 Anfahrbetrieb mit gespeichertem Abgas und Sauerstoff

Ein Sonderfall im Anfahrbetrieb ist das Starten mit gespeicherten Betriebsstoffen. Dazu

wird der Brennstoff in der vorgeheizten Brennkammer mit gespeichertem Abgas in die

Brennkammer geblasen. Gespeicherter Sauerstoff und gespeichertes Abgas werden zu

einem Oxidationsmittel gemischt und das Brennstoff-Oxidationsmittel-Gemisch zündet.

Beim Hochfahren stehen ausreichend Wärme und elektrische Energie zur Verfügung,

um die peripheren Aggregate (z.B. Luftzerlegung, Brennstofftrocknung) zu starten. Da

eine Luftzerlegungsanlage mehrere Tage benötigt, um vollständig betriebsbereit zu sein

[42], müssen große Mengen an Sauerstoff am Standort gespeichert werden. Ein

geringer Vorrat an gespeichertem Abgas genügt, da sofort nach dem Zünden des

Brennstoffes die Rezirkulation des Abgases entsprechend erhöht werden kann und

dann genügend rezirkuliertes Abgas zur Verfügung steht.

Diese Form des Anfahrbetriebes kann an der Staubfeuerungs-Versuchsanlage der TU

Dresden nicht simuliert werden.

Deshalb erfolgt alternativ der Test als „Restart“. Dabei wird im Oxyfuel-Prozess bewusst

ein Flammenausfall provoziert. Für den Restart wird der Sauerstoff wieder zugeschaltet

Page 83: Modellierung und experimentelle Untersuchungen zum Oxyfuel ... Promotion... · Doktor-Ingenieur an der Fakultät Maschinenwesen der Technischen Universität Dresden vorgelegt von

83

und danach der Brennstoff mit vorhandenem Abgas eingeblasen. Während des

Flammenausfalles reduziert sich die Kohlendioxidkonzentration in der Brennkammer

nicht wesentlich. Das Spülen der Brenner kann mit rezirkuliertem Abgas erfolgen. Die

Zündwilligkeit der Flamme lässt sich erhöhen, wenn für den Zündvorgang etwas

weniger rezirkuliert wird.

Dabei wird beispielsweise anstelle eines Oxyfuel 20 im Startvorgang ein Oxyfuel 30

eingestellt. Nach dem Start kann die Rezirkulation wieder angehoben werden. Dieser

Vorteil der Sauerstoffanreicherung bietet vor allem im „kalten“ Zündvorgang eine gute

Möglichkeit, die Zündung schwieriger Brennstoffe zu erleichtern. Trotzdem sind dabei

die Grenzen der Sauerstoffanreicherung einzuhalten, damit es nicht zu einer Explosion

in der Brennkammer bzw. zur unkontrollierten Zündung des Brennstoffes im Brenner

kommen kann.

5.3.2 Sicherheit und Explosionsschutz

Für den sicheren Betrieb einer Staubfeuerungs-Versuchsanlage an Universitäten muss

ähnlich industriellen Anwendungen ein Explosionsschutzdokument erstellt werden,

welches eine Anleitung zum gefahrlosen Umgang von Brennstoffen mit Sauerstoff

enthält und die Basis für den Aufbau und Betrieb einer solchen Anlage darstellt.

Dabei wird nach §6 der Betriebssicherheitsverordnung [44] die Anlage in Bereiche (Ex-

Zonen) eingeteilt.

Das Explosionsschutzdokument ist durch den Betreiber zu erstellen. Es dient zur

Arbeitssicherheit. Danach müssen beispielsweise Sauerstoffleitungen fettfrei installiert

und gewartet werden. Ablagerungen von Brennstoffstaub auf heißen Flächen müssen

vermieden werden. Im Brennerbereich müssen für den Notfall Vorrichtungen für die

Druckentlastung dimensioniert und installiert sein. Eine Anreicherung des Sauerstoffs

bis 100 Prozent ist in der Brennkammer beim Oxyfuel-Prozess im Havariefall technisch

möglich. In einem solchen Fall kann es zu einem Versagen der Messtechnik kommen;

wenn dann Brennstoff in die Brennkammer geblasen wird, kann dies zu einer Explosion

führen. Dafür muss eine Druckentlastung (z.B. Berstscheibe) vorhanden sein, damit

eine Beschädigung der Brennkammer ausgeschlossen wird.

Das Explosionsschutzdokument regelt generell aber nicht die Zündgrenzen bei

variierendem Sauerstoffanteil für den eingesetzten Brennstoff. Diese Grenzen der

Zündfähigkeit müssen getrennt, beispielsweise in einem Zündofen, ermittelt werden.

Page 84: Modellierung und experimentelle Untersuchungen zum Oxyfuel ... Promotion... · Doktor-Ingenieur an der Fakultät Maschinenwesen der Technischen Universität Dresden vorgelegt von

84

6 Betrieb und Betriebsergebnisse einer Staubfeuerungs-Versuchsanlage für die Reaktion von Braunkohle mit Sauerstoff

6.1 Versuche und Versuchsergebnisse für die Bilanzierung

Für die Untersuchungen zum Oxyfuel-Prozess wurden aus 56 Einzelmessungen

Kennfelder generiert. Dazu wurden mit dem in Kapitel 4 entwickelten mathematischen

Modell zur Bilanzierung des Oxyfuel-Prozesses in einer Verbrennungsanlage die

entsprechenden Stoffströme bestimmt. Um die Übertragbarkeit1) des Modells auf

Technikumsanlagen zu testen, wurden an der Staubfeuerungs-Versuchsanlage, deren

Auslegung und Konzeption in Kapitel 5.1 beschrieben ist, verschiedene Versuchspunkte

angefahren und ausgewertet.

6.1.1 Versuchsplanung – Kennfeldversuche

In der nachfolgenden Tabelle sind die Stoffströme und Konzentrationen für die

verschiedenen Versuchspunkte dargestellt. Tabelle 20: Kennfeldversuche an der Staubfeuerungs-Versuchsanlage.

Oxyfuel-Prozess ohne Falschluft

Oxyfuel-Prozess mit Falschluft

Brennstoff Trockenbraunkohle [kg/h] 10 10 Vorwärmung [°C] 300 300

Zusammensetzung Oxidationsmittel O2 O2 + Falschluft

Oxidationsmittel [kg/h] 16,8 … 17,5 16,8 … 17,5 Falschluftanteil [%] 0 4

Restsauerstoff am Brennkammerende

ξO2,RG,l [vol.-%]

2 … 8 2 … 8

Sauerstoffüberschuss am Brennkammereintritt

ξO2,AG,l [vol.-%] 17 … 33 17 … 33

Anzahl der Versuchspunkte 28 28 Zusätzlich zu diesen Punkten wurden für Asche-, Flammen- und

Schlackeuntersuchungen weitere Betriebseinstellungen getestet. 1) Zu berücksichtigen ist bei dem Vergleich experimenteller und theoretischer Ergebnisse, dass bei der mathematischen

Modellierung ein vollständiger und vollkommener Ausbrand angenommen wird.

Page 85: Modellierung und experimentelle Untersuchungen zum Oxyfuel ... Promotion... · Doktor-Ingenieur an der Fakultät Maschinenwesen der Technischen Universität Dresden vorgelegt von

6.1.2

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86

In Abbildung 62 sind die Kohlendioxid-Konzentrationen im trockenen Abgas

aufgetragen. In Abbildung 63 ist der aus der Bilanzierung erwartete Verlauf der

Kennfeldfläche zu sehen. Es wird deutlich, dass die Rezirkulation (Oxyfuel-Punkt)

keinen wesentlichen Einfluss auf die CO2-Konzentration hat. Entscheidend ist der

Restsauerstoffgehalt am Brennkammerende.

Bei einem Restsauerstoffgehalt von 3-4 % im trockenen Abgas erreicht die

Staubfeuerungs-Versuchsanlage der TU Dresden einen Ausbrand der

Trockenbraunkohle von über 99 Prozent.

Abbildung 64 zeigt für die gleichen Versuchseinstellungen des Kennfelds die

Schwefeldioxid-Konzentrationen im Abgas am Brennkammerende. Wie zu erwarten, ist

die SO2-Fracht umso höher, je höher die berechneten Reaktionstemperaturen werden.

Das bedeutet, dass die zu erwartenden SO2-Frachten im Abgas umso geringer sind, je

mehr rezirkuliert wird und je höher der Restsauerstoff am Brennkammerende ist (z.B.

Oxyfuel 17 mit 8 % Restsauerstoff).

Abbildung 64: Bildung von Schwefeldioxid in Abhängigkeit des Restsauerstoffes und des rezirkulierten Abgases.

Page 87: Modellierung und experimentelle Untersuchungen zum Oxyfuel ... Promotion... · Doktor-Ingenieur an der Fakultät Maschinenwesen der Technischen Universität Dresden vorgelegt von

87

In Abbildung 65 ist der in der Flug- und Bettasche nachgewiesene elementare Schwefel

dargestellt. Die Interpolation der Messwerte zeigt, dass umso mehr Schwefel in der

Asche gebunden wird, je mehr Sauerstoffüberschuss am Brennkammerende im

Prozess eingestellt wird. Weiterhin hat auch die Rezirkulation einen Einfluss auf die

Einbindung des Schwefels in die Bett- bzw. Flugasche.

Es ist allerdings davon auszugehen, dass der restliche Anteil an Schwefel, der nicht in

der Asche nachgewiesen werden kann, nicht vollständig als SO2 emittiert wird. Hierzu

müssen SO3 sowie weitere Schwefelverbindungen in der Bilanzierung berücksichtigt

werden.

Abbildung 65: Elementarer Schwefel in der Flug- und Bettasche am Brennkammerende in Abhängigkeit des Restsauerstoffgehaltes (4 … 8 vol.-%) im Abgas.

Da bei den Messungen der Abgaskonzentration keine SO3-Analyse verfügbar war, ist

eine vollständige Bilanzierung hier nicht möglich. Es können lediglich folgende

Tendenzen abgleitet werden:

• Je größer der Restsauerstoffgehalt im trockenen Abgas ist, desto mehr Schwefel

wird in der Asche eingebunden

• Mit steigender Sauerstoffkonzentration am Brennkammereintritt wird weniger

Schwefel in die Asche eingebunden.

Page 88: Modellierung und experimentelle Untersuchungen zum Oxyfuel ... Promotion... · Doktor-Ingenieur an der Fakultät Maschinenwesen der Technischen Universität Dresden vorgelegt von

88

6.1.3 Ergebnisse – Kennfeldversuche mit Falschluft

Wie im Modell beschrieben, hat – entsprechend der Falschluftdefinition – die

Rezirkulation bei den Versuchen mit Falschluftanteil einen Einfluss auf die

Abgaszusammensetzung.

In Abbildung 66 sind die gemessenen Kohlendioxid-Konzentrationen im trockenen

Abgas aufgetragen. Der theoretische Verlauf der Kennfeldfläche ist in Abbildung 67

dargestellt. Es ist zu erkennen, dass bei hohem Rezirkulationsanteil (Oxyfuel 17) und

hohem Sauerstoffanteil am Brennkammerende nur ein geringer Kohlendioxid-Wert

erreicht werden kann.

Bei einem konstanten Falschluftanteil könnte der Kohlendioxid-Anteil durch die

Rezirkulation beeinflusst werden. Die Konstruktion der Anlage der TU Dresden sowie

der Druck in der Brennkammer – als größtes Bauteil – haben einen wesentlichen

Einfluss auf den Falschlufteintrag. Es ist wichtig, den Falschluftanteil zu reduzieren, da

sich sonst keine hohe Kohlendioxid-Aufkonzentration erreichen lässt.

Abbildung 66: Interpolierte Messwerte der Kohlendioxid-Konzentration im trockenen Abgas bei Versuchen mit Falschluft (links). Abbildung 67: Theoretische Kohlendioxid-Konzentration auf Basis der Modellierung unter Berücksichtigung von Falschluft (rechts).

Page 89: Modellierung und experimentelle Untersuchungen zum Oxyfuel ... Promotion... · Doktor-Ingenieur an der Fakultät Maschinenwesen der Technischen Universität Dresden vorgelegt von

89

Für die Schwefeldioxid-Konzentration im Abgas sind wieder ähnliche Tendenzen wie

bei den Versuchen ohne Falschluft zu sehen. Je niedriger die adiabate

Flammentemperatur ist, desto weniger Schwefeldioxid wird gebildet.

Abbildung 68: Bildung von Schwefeldioxid in Abhängigkeit des Restsauerstoffes und des rezirkulierten Abgases bei Versuchen mit Falschluft (links).

Kritisch sind generell die Analysenmethoden. Im Labor kann der elementare Schwefel

in der Asche sehr gut bestimmt werden. Problematischer sind die Abgasanalysen, bei

denen die Messung des Schwefeldioxid (SO2) zwar Stand der Technik ist, aber

erheblichen Messfehlern unterliegen kann. Weiterhin können Bestandteile wie

Schwefeltrioxid (SO3) mit klassischen Abgasanalyseverfahren nicht kontinuierlich

gemessen werden.

Page 90: Modellierung und experimentelle Untersuchungen zum Oxyfuel ... Promotion... · Doktor-Ingenieur an der Fakultät Maschinenwesen der Technischen Universität Dresden vorgelegt von

90

6.1.4 Belagssondenmessung im Abgasstrom

Für die Analyse der Zusammensetzung der Flugasche bei wechselnden

Betriebszuständen eignet sich ein Belagssondenmessverfahren [45]. Für vier

verschiedene Betriebszustände wurde an gleicher Position im Prozess eine

Flugstaubprobe im Abgasstrom entnommen.

1. Fall Luft mit 4% Restsauerstoff im Abgas 10 kg Kohle + Luft als Oxidationsmittel

2. Fall Oxyfuel 20 mit 4% Restsauerstoff im Abgas 10 kg Kohle + Sauerstoff als Oxidationsmittel

Fall mit hoher Rezirkulation

3. Fall Oxyfuel 25 mit 4% Restsauerstoff im Abgas 10 kg Kohle + Sauerstoff als Oxidationsmittel

Fall mit mittlerer Rezirkulation

4. Fall Oxyfuel 30 mit 4% Restsauerstoff im Abgas 10 kg Kohle + Sauerstoff als Oxidationsmittel

Fall mit geringer Rezirkulation

Die Reaktionstemperaturen in der Brennkammer sind bei Oxyfuel 20 ähnlich dem

konventionellen Luft-Fall. Bei Oxyfuel 25 und 30 wird erheblich weniger rezirkuliert –

dabei steigt die Temperatur in der Brennkammer.

Tabelle 21: Zusammensetzung des feuchten Abgases bei Belagssondenmessung.

Punkt O2 [vol.-%]

CO2 [vol.-%]

H20 [vol.-%]

Rest, N2 , etc.[vol.-%]

Luft 4 14 10 72 Oxyfuel 20 / 25 / 30 4 60 35 1

Die Probennahme erfolgte bei etwa 200°C nach dem Abgaskühler der Staubfeuerungs-

Versuchsanlage. In diesem Punkt ist die Reaktion der Kohle abgeschlossen und das

Wasser noch gasförmig.

Bei der Probennahme wurde in feine und grobe Partikel unterschieden. Weitere

Unterscheidungsmerkmale können die Kondensation des Abgases auf der

Probenoberfläche sowie Aufschmelzungen von Salzen sein. Auf diesem Gebiet ist für

Page 91: Modellierung und experimentelle Untersuchungen zum Oxyfuel ... Promotion... · Doktor-Ingenieur an der Fakultät Maschinenwesen der Technischen Universität Dresden vorgelegt von

91

Braunkohle bisher kaum Forschungsarbeit geleistet worden. Die im Rahmen dieser

Arbeit durchgeführten Messungen stellen Tendenzen im Oxyfuel-Prozess im Vergleich

zur konventionellen Verbrennung dar und bestätigen die Belagssondenmessung als ein

innovatives Messverfahren in der konventionellen Kraftwerkstechnik.

Es ist anzunehmen, dass durch die hohe Rezirkulation des Abgases und die

Aufkonzentration der Bestandteile im Abgas neue Fragen zur Korrosion an den Betrieb

eines Oxyfuel-Dampferzeugers gestellt werden müssen.

Page 92: Modellierung und experimentelle Untersuchungen zum Oxyfuel ... Promotion... · Doktor-Ingenieur an der Fakultät Maschinenwesen der Technischen Universität Dresden vorgelegt von

6.1.4.1

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6.1.4.2

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Page 95: Modellierung und experimentelle Untersuchungen zum Oxyfuel ... Promotion... · Doktor-Ingenieur an der Fakultät Maschinenwesen der Technischen Universität Dresden vorgelegt von

95

insgesamt höher. Es ist wahrscheinlicher, dass Teilchen mit einer hohen Konzentration

im Abgasstrom mitgerissen werden.

Die verwendete Rohkohle hat einen Chlorgehalt von 0,08 Masseprozent. Würde

sämtliches Chlor in der Asche verbleiben, würde das einen Masseanteil von 1,6

Masseprozent in der Asche bedeuten. Bei der DIN-konformen Normveraschung im

Labor wurden 0,11 Masseprozent Chlor gemessen.

Abbildung 77: Stoffströme von Chlor in der Bilanzierung.

In der folgenden Tabelle sind die einzelnen Werte dargestellt. Tabelle 22: Vergleich der Massebilanzen für Chlor.

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Page 96: Modellierung und experimentelle Untersuchungen zum Oxyfuel ... Promotion... · Doktor-Ingenieur an der Fakultät Maschinenwesen der Technischen Universität Dresden vorgelegt von

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Page 97: Modellierung und experimentelle Untersuchungen zum Oxyfuel ... Promotion... · Doktor-Ingenieur an der Fakultät Maschinenwesen der Technischen Universität Dresden vorgelegt von

97

6.1.5 Ascheansatz- bzw. Schlackebildung an ungekühlten Probehaltern

Für Ascheansatzuntersuchungen im Oxyfuel-Prozess sind in der Brennkammer der

Versuchsanlage der TU Dresden am Ausbrandende ungekühlte keramische

Probenhalter installiert. Tabelle 23: Zunahme der Verschlackung in derselben Brennkammerposition bei verschiedenen Prozess-Punkten.

konventionelle Verbrennung – 4 %

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Oxyfuel 20 – 4 % Restsauerstoff

‐ lockere Auflage ‐ keine Verschlackung

Schmelzpunkt der Asche: TS = 1074 °C

Oxyfuel 25 – 4 % Restsauerstoff

‐ lockere Auflage ‐ leichte punktuelle Verschlackung

Schmelzpunkt der Asche: TS = 1173 °C

Oxyfuel 30 – 4 % Restsauerstoff

‐ vollständige Verschlackung ‐ kein lockerer Anteil

Schmelzpunkt der Asche: TS = 1280 °C

Page 98: Modellierung und experimentelle Untersuchungen zum Oxyfuel ... Promotion... · Doktor-Ingenieur an der Fakultät Maschinenwesen der Technischen Universität Dresden vorgelegt von

98

Für alle Versuche wurden gleiche Restsauerstoffgehalte von 4 vol.-%feucht am

Brennkammerende eingestellt.

Um den Oxyfuel-Prozess mit der konventionellen Verbrennung zu vergleichen, wurden

die Prozessparameter zwischen einer hohen (Oxyfuel 20) und einer geringen

(Oxyfuel 30) Menge an rezirkuliertem Abgas variiert.

Die Versuche zeigen, dass die Verschlackungsneigung im Oxyfuel-Prozess mit

reduzierter Rezirkulation im Vergleich zur konventionellen Verbrennung steigt. Da bei

Oxyfuel 30 wenig rezirkuliert wird, steigen die Brennkammertemperaturen. Deshalb wird

ein Probenhalter, der an derselben Position installiert ist wie bei konventioneller

Betriebsweise, vollständig verschlackt. Obwohl die Ascheschmelztemperatur (TS) einer

zusätzlich analysierten Ascheprobe (Rostasche) von Oxyfuel 20 bis Oxyfuel 30 steigt,

erhöht sich im gleichen Maße die Austrittstemperatur aus der Brennkammer.

Für Oxyfuel 20, der der Fahrweise der konventionellen Verbrennung ähnlich ist, sind

aber keine wesentlichen Veränderungen zu erwarten. Der Ascheschmelzpunkt liegt auf

einem ähnlichen Niveau.

Für Oxyfuel-Punkte mit reduzierter Rezirkulationsmenge müssen konstruktive

Veränderungen im Brennraum berücksichtigt werden.

Page 99: Modellierung und experimentelle Untersuchungen zum Oxyfuel ... Promotion... · Doktor-Ingenieur an der Fakultät Maschinenwesen der Technischen Universität Dresden vorgelegt von

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Page 101: Modellierung und experimentelle Untersuchungen zum Oxyfuel ... Promotion... · Doktor-Ingenieur an der Fakultät Maschinenwesen der Technischen Universität Dresden vorgelegt von

101

6.2.2 Wechselbetrieb mittels einer Rampe als kontinuierlicher Umschaltprozess

Für die Versuche zur Umschaltung der Staubfeuerungs-Versuchsanlage von der

konventionellen Verbrennung zum Oxyfuel-Betrieb mittels einer Rampe waren eine

Anzahl von Vorrausetzungen zu beachten.

Im Fall der 50 kW Staubfeuerungs-Versuchsanlage ist der Brennkammerinnendruck mit

einem Saugzug geregelt. Der Brennkammerinnendruck bleibt während des

Umschaltprozesses konstant. Dazu muss bei wechselnden Masseströmen im

Umschaltprozess – der Abgasmassestrom wird um ca. 75 % reduziert – die

Abgasklappe geschlossen werden. Weiterhin wird die Drehzahl des Saugzugs

verringert, um einen optimalen Betriebspunkt zu erreichen. Deswegen wird eine

Rampenumstellzeit von 11 Minuten (660 Sekunden) realisiert. Dadurch ist das

Gesamtsystem zwar träge, aber stabil.

Abbildung 83: Darstellung der Masseströme (Sollwerte und realen Messwerte) für die Umschaltung der Staubfeuerungs-Versuchsanlage von konventionellen Luftbetrieb in den Oxyfuel-Zustand.

Die Luftzufuhr (Luft sekundär) wird dadurch beschränkt, dass die Klappe einen

Mindestmassestrom von 5 kg/h hat (Leckstrom). Dadurch wird der Sauerstoff etwas

überschwingend gefahren, das heißt, dass schon nach 600 Sekunden der Maximalwert

erreicht wird. Obwohl der Sollwert 0 kg/h erreicht hat, strömt der Leckgasstrom noch in

die Anlage. Erst mit dem Schließen der zusätzlich installierten Magnetventile ist die

Luftzuführung in die Brennkammer vollständig geschlossen. Dieses Überschwingen der

Luftzufuhr beeinflusst die Abgaszusammensetzung im Umschaltvorgang.

Page 102: Modellierung und experimentelle Untersuchungen zum Oxyfuel ... Promotion... · Doktor-Ingenieur an der Fakultät Maschinenwesen der Technischen Universität Dresden vorgelegt von

102

Die folgenden vier Darstellungen zeigen den Verlauf der Messung einzelner

Abgaskomponenten für den Umschaltvorgang aus Abbildung 83. Der Umschaltvorgang

mittels Rampe startet bei 0 und dauert 660 Sekunden.

Abbildung 84: Unterschied des Einschwingverhaltens von Kohlendioxid im Abgas zwischen dem vereinfachten Rührkesselmodell und der realen Messung.

In Abbildung 84 ist das schnelle Ansteigen der Kohlendioxid-Konzentration nach dem

Umschalten mittels Rampe zu sehen. Wird der Verbrennung keine Luft mehr zugeführt,

ist das Einschwingverhalten ähnlich dem der „sprunghaften“ Umschaltung.

Abbildung 85: Sauerstoff-Konzentration im trockenen Abgas beim Umschalten mittels Rampenfunktion.

Page 103: Modellierung und experimentelle Untersuchungen zum Oxyfuel ... Promotion... · Doktor-Ingenieur an der Fakultät Maschinenwesen der Technischen Universität Dresden vorgelegt von

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104

Bei Schwefeldioxid haben die Kennfeld-Untersuchungen deutlich gezeigt, dass je nach

Restsauerstoffkonzentration am Ende sowie der Menge an rezirkuliertem Abgas eine

stark unterschiedliche Menge an SO2 gebildet wird. Ursache ist unter anderem die

jeweils stark variierende adiabate Reaktionstemperatur. Aufgrund des fehlenden

Luftstickstoffs und der damit verbundenen Reduzierung der Abgasmenge um ca. 75 %

erfolgt eine Aufkonzentration des SO2 im Abgas. Der volumetrisch gemessene Wert

vervierfacht sich in etwa für diesen Fall – bei anderen Bedingungen in der

Brennkammer kann sich aber auch ein anderer Wert einstellen.

Die Stickstoffmonoxid-Bildung ist sehr komplex und unterliegt vielen Randbedingungen.

Abbildung 87 verdeutlicht, dass sich aufgrund des fehlenden Luftstickstoffs auch eine

andere NOX-Bildung ergibt.

Für Bestandteile wie Schwefeldioxid und Stickstoffmonoxid, die komplexen chemischen

und physikalischen Bildungsmechanismen unterliegen, ist das vereinfachende

Rührkesselmodell nicht geeignet.

Abbildung 88: Veränderung der Dichte im Abgas beim Umschaltungsvorgang.

Wie bereits dargestellt, bildet die Bilanzierung eine Basis zur optimierten Fahrweise von

Oxyfuel-Anlagen. Für den in diesem Kapitel beschriebenen Umschaltvorgang wurden

die aus den Masseströmen bilanzierten Abgasdichten im Abgasstrom in der

Anlagensteuerung der Staubfeuerungs-Versuchsanlage hinterlegt.

Page 105: Modellierung und experimentelle Untersuchungen zum Oxyfuel ... Promotion... · Doktor-Ingenieur an der Fakultät Maschinenwesen der Technischen Universität Dresden vorgelegt von

105

7 Vergleich zwischen Modell und Messung sowie Übertragung der Erkenntnisse

7.1 Grenzen der Bilanzierung

Die in der Staubfeuerungs-Versuchsanlage gemessenen Kohlendioxid-Konzentrationen

im Abgas stellen einen Indikator zur Validierung des Modells dar.

Die Differenz zwischen dem Messwert der Kohlendioxid-Konzentration (MW) und dem

dazugehörigen Rechenwert (RW) aus der Bilanzierung wird dabei als absolute

Abweichung (∆xCO2) bezeichnet.

RW,2CO2COMW,2CO x=x∆+x (33)

In Abbildung 89 sind die Abweichungen bei der Messung der Kohlendioxid-

Konzentration für die Kennfeldversuche ohne Falschluft dargestellt.

Dabei ist die absolute Abweichung ∆xCO2 über dem gemessenen Restsauerstoff im

trockenen Abgas aufgetragen. Er beträgt bis zu 3 Prozentpunkte. Diese Abweichung

hat mehrere Ursachen.

Abbildung 89: Absolute Abweichung der Kohlendioxid-Konzentrationen im trockenen Abgas für die Kennfeldversuche ohne Falschluft.

Einerseits geht die Bilanzierung von reinem Sauerstoff als Oxidationsmittel aus.

Tatsächlich führen schon kleinste Anteile an Restbestandteilen im verwendeten

Page 106: Modellierung und experimentelle Untersuchungen zum Oxyfuel ... Promotion... · Doktor-Ingenieur an der Fakultät Maschinenwesen der Technischen Universität Dresden vorgelegt von

106

Sauerstoff (Ar, Ne, etc.) zu einer Verringerung der maximal erreichbaren Kohlendioxid-

Konzentration im Abgas.

Weiterhin weißt auch die Kalibrierung der Kohledosierung einem Fehler auf.

Auch kann für die Versuche zum idealen Oxyfuel-Prozess (d.h. keine Falschluft) das

Eintreten kleinster Falschluftmengen nicht ausgeschlossen werden. Trotzdem wies ein

Teil der Versuche fast keinen Fehler im Kohlendioxid-Wert auf bzw. es wurde kein

erhöhter Kohlendioxidwert gemessen. Die derzeitig verfügbare Messtechnik zeigt zum

Beispiel 6 % Restsauerstoff und 95,5 % Kohlendioxid an, was einer Summe von

101,5 % entspricht. Solche Abweichungen sind trotz gewissenhafter Kalibrierung oft zu

beobachten. Ursache ist wahrscheinlich der hohe Feuchtegehalt im Abgas, der die

Messung der Geräte im Infarot-Bereich stark beeinflusst.

Abbildung 90: Absoluter Fehler der Kohlendioxid-Konzentration im trockenen Abgas für die Kennfeldversuche mit Falschluft.

Die Grenzen der Bilanzierung liegen in der Vielzahl an Reaktionen, die gleichzeitig

ablaufen. Die entwickelten Formeln berücksichtigen vom idealen Oxyfuel-Prozess

ausgehend nur den vollständigen Umsatz von Kohlenstoff, Schwefel und Wasserstoff.

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107

7.2 Übertragung von Betriebserfahrungen auf größere Anlagen

Falschluft

Die Messungen an der Staubfeuerungs-Versuchsanlage haben gezeigt, dass schon

geringe Anteile an Falschluft zur Verringerung der Kohlendioxid-Konzentration führen.

In der Arbeit vorgestellte konstruktive Maßnahmen, wie spezielle Öffnungen für die

Messstellen, eine Absperrung der Frischluftleitungen durch dicht schließende

Magnetventile sowie die Abdichtung der Rezirkulationsleitungen, haben einen von

Falschluft fast vollständig freien Oxyfuel-Betrieb (Oxyfuel ideal) ermöglicht. Wichtig ist

dabei auch, dass besonders die Brennkammer als größte Komponente der Anlage mit

geringer Druckdifferenz zur Umgebung betrieben wird. Bei der Staubfeuerungs-

Versuchsanlage ist 1 mbar Überdruck in der Brennkammer möglich, ohne dass es zu

Beeinträchtigungen für das Anlagenpersonal kam.

Für Großanlagen sind dazu unbedingt gut belüftete und überwachte Kesselhäuser zu

planen, da das Abgas als Kohlendioxid-Gemisch schwerer ist als Luft und sich somit am

Boden des Kesselhauses sammelt, wenn es im Bereich des Dampferzeugers zum

Austreten von Abgas käme.

Abgas-Dichte-Bestimmung über Bilanz

Oxyfuel-Anlagen, die auch für konventionelle Luft-Verbrennung eingesetzt werden

sollen, benötigen variable Parameter für die Anlagensteuerung.

Es wurde gezeigt, dass die Abgasdichte im System anhand der eingehenden

Stoffströme vor der Brennkammer mittels einer Bilanz bestimmt werden kann. Dies

kann auf weitere nur mit hohem Aufwand messbare Werte übertragen werden.

In der Praxis könnten vorhandene Anlagen mit einer solchen Bilanz ergänzt werden.

Dabei könnten Werte wie die Abgasdichte zeitnah online angezeigt werden.

Besonders im Hinblick auf eine Verschmutzung der Wärmeübertragerflächen im

Dampferzeuger, den Falschluftanteil im Gesamtprozess und die Feuchte im Abgas

könnte dieses System an vorhandene Leitsysteme appliziert werden und so sinnvolle

Zusatzinformationen für den Betreiber liefern.

Page 108: Modellierung und experimentelle Untersuchungen zum Oxyfuel ... Promotion... · Doktor-Ingenieur an der Fakultät Maschinenwesen der Technischen Universität Dresden vorgelegt von

108

Umschaltverhalten

Versuche zum Umschaltverhalten der Feuerung zwischen konventioneller Luft-

Betriebsweise und Oxyfuel-Prozess haben gezeigt, dass die Aufkonzentration der

Abgaskomponenten wesentlich von zwei Faktoren abhängig ist.

1. Je mehr Abgas rezirkuliert wird, desto langsamer erreicht das Abgas bei

sprunghafter Umschaltung die maximalen Konzentrationen. Würde kein Abgas

rezirkuliert werden, wäre die Endkonzentration sofort bei sprunghafter

Umschaltung erreicht – dies entspräche dem theoretischen Grenzfall.

2. Versuche mit einer Umschaltrampe als technischer Umsetzung haben gezeigt,

dass die Gesamtanlage sich umso schneller einschwingt und die

Abgaskomponenten die Endkonzentration erreichen, je schneller die Rampe

gefahren werden kann. Jede Anlage hat dabei eine spezifische

Umschaltgeschwindigkeit, die ermittelt werden muss.

Es hat sich auch gezeigt, dass der global zugeführte Sauerstoff bei der Umschaltung

reduziert werden kann. Ursache ist die Reduktion des Abgasmassestromes.

Restsauerstoff im Abgas

Die Verbrennungsversuche an der Staubfeuerungs-Versuchsanlage haben gezeigt,

dass die Verbrennung im Oxyfuel-Prozess bis 4 % Restsauerstoff im trockenen Abgas

gut funktioniert. Weiterhin wurde gezeigt, dass der Brenner zwischen 17 % und 33 %

Sauerstoff am Brennkammereintritt mit Trockenbraunkohle stabil brennt.

In der Sauerstoffvormischkammer des Brenners wurden teilweise bis zu 50 %

Sauerstoffkonzentration realisiert.

Oxyfuel-Anlagenbetrieb

An der Versuchsanlage wurden insgesamt etwa 600 h sicherer Oxyfuel-Betrieb

realisiert. Dabei wurde in der Sauerstoff-Vormischkammer keine Werkstoffveränderung

festgestellt.

Für die Überwachung der Kohleflamme wurde ein konventioneller Infarot-Wechsellicht

Sensor eingesetzt, der im Oxyfuel-Betrieb auch einwandfreie Signale lieferte.

Page 109: Modellierung und experimentelle Untersuchungen zum Oxyfuel ... Promotion... · Doktor-Ingenieur an der Fakultät Maschinenwesen der Technischen Universität Dresden vorgelegt von

109

7.3 Zusammenfassung

Mit der Herleitung einfacher Basisgleichungen ist es möglich, die Hauptstoffströme im

Oxyfuel-Prozess, wie Sauerstoffbedarf (18), Rezirkulationsmenge (20) und globaler

Abgasstrom, zu bestimmen. Die Gleichungen beziehen sich auf den jeweiligen

Brennstoff und entsprechende Sauerstoffkonzentrationen und können somit auch auf

andere Feuerungsarten übertragen werden.

Das Lambda als Stöchiometriezahl für den Oxyfuel-Prozess ist im üblichen Sinne wenig

geeignet.

Bei konventioneller Verbrennung mit Luft wird zwar die Stöchiometriezahl λ, nicht aber

die Sauerstoffkonzentration von 21 Prozent im Oxidationsmittel angegeben, da diese

allgemein bekannt ist. Die Abgasrückführung (Rezirkulation) im Verbrennungsprozess –

beispielsweise zur NOX-Minderung – geschieht bei konventioneller Verbrennung in

einem so kleinen Anteil, dass die Sauerstoff-Konzentration am Brennkammereintritt

durch die Mischung von rezirkuliertem Abgas und Luft nicht wesentlich verändert wird.

Bei einer konventionellen Kohleverbrennung mit 10 Prozent Abgasrückführung sinkt die

Sauerstoffkonzentration am Brennkammereintritt von 21 auf nur etwa 19

Volumenprozent.

Die Herleitung des Unterschieds zwischen globaler und lokaler Stöchiometriezahl für

den Oxyfuel-Prozess hat gezeigt, dass gleiche lokale Stöchiometriezahlen bei

variierendem Rezirkulationsanteil unterschiedliche globale Stöchiometriezahlen zur

Folge haben.

In dieser Arbeit wird vorgeschlagen, die Bezeichnung der Zustandspunkte im Oxyfuel-

Prozess mit den Sauerstoffkonzentrationen am Brennkammereintritt bzw. -austritt zu

verbinden. Für den Sauerstoffanteil am Brennkammereintritt (z.B. 30 vol.-%) und den

Restsauerstoff am Brennkammerende (z.B. 4 vol.-%) folgt zum Bespiel die

Bezeichnung Oxyfuel 30 mit 4 % Restsauerstoff. Diese Bezeichnung ist eindeutig und

kann das Lambda – als Beschreibung der Stöchiometrie im konventionellen Betrieb –

ablösen.

Page 110: Modellierung und experimentelle Untersuchungen zum Oxyfuel ... Promotion... · Doktor-Ingenieur an der Fakultät Maschinenwesen der Technischen Universität Dresden vorgelegt von

110

Es wurde gezeigt, dass für den Oxyfuel-Prozess eine breite Parametervariation der

Rezirkulation und der Sauerstoffverteilung möglich ist. Für eine Vielzahl an Punkten

sind Verbrennungsversuche mit Trockenbraunkohle und Sauerstoff durchgeführt

worden. Ein stabiler Betrieb der Versuchsanlage der TU Dresden wurde zwischen

Oxyfuel 17 und Oxyfuel 33 erreicht.

Die Untersuchungen haben nachgewiesen, dass die Rezirkulation des feuchten

Abgases für die Verbrennung unkritisch ist. Die Schwefeldioxid-Emissionen sind

abhängig von den variierenden Reaktionstemperaturen im Kennfeld, dem

Restsauerstoff am Brennkammerende und der Rezirkulation des Abgases. Werden

Kraftwerkskonzepte über die Fahrweise mit der jeweiligen Reaktionstemperatur

verknüpft, können damit die Schwefeldioxid-Emissionen im Abgas beeinflusst werden.

Mit der Belagssondenmessung von Aschepartikeln im Abgasstrom wurde gezeigt, dass

auch andere Komponenten (z.B. Chlor) im Oxyfuel-Prozess aufkonzentriert werden.

Diese erhöhten Konzentrationen werden zu neuen Anforderungen in der

Werkstoffauswahl führen.

Für das Einschwingverhalten der Abgaszusammensetzung beim Umschalten von

konventioneller Verbrennung zu Oxyfuel-Prozess-Fahrweise hat sich gezeigt, dass für

diese Staubfeuerungs-Versuchsanlage ein einfaches Rührkesselmodell geeignet ist.

Zu den im Verbrennungsprozess entstehenden Schadstoffen im Oxyfuel-Kennfeld

wurden Messungen durchgeführt. Zu den komplexen Entstehungsmechanismen im

Oxyfuel-Prozess sind noch weitere Arbeiten erforderlich.

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Abkürzungsverzeichnis & Indizes Indizes (tiefgestellt) A Asche AG Abgas AK Abgaskühler aus austretend BK Brennkammer BZ Bezug BR Brennstoff el elektrisch F Filter g, global global i Bestandteil KL Kühlluft KW Kühlwasser kv konventionell L Luft bzw. Luftbetrieb Luvo Luftvorwärmer l, lokal lokal m mittlerer Wert max maximal min Mindest- bzw. Minimaler … MW Messwert O2 Sauerstoff OM Oxidationsmittel OP Oxyfuel-Prozess R Bilanzkreis Rezirkulation REZI, RZ Rezirkulation RG Reaktionsgas RW Rechenwert u unterer Heizwert US Umschaltung V Verlust Vent Ventilator ph physikalisch stöch stöchiometrisch

Indizes (hochgestellt)

. Strom __ im Mittel / Mittelwert

Abkürzungen (griechische Buchstaben) λ Stöchiometriezahl, Luftüberschusszahl ξ Masseanteil ∆ Differenz

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Symbole / Abkürzungen Ar Argon ADECOS Advanced Development of the Coal-Fired Oxyfuel Process with CO2

Separation BKS Braunkohlestaub C Kohlenstoff Ca Kalzium CCS Carbon Capture Storage ch chemisch Cl Chlor d differenziell DIN Deutsche Industrienorm el elektrisch ESP Elektrofilter Fe Eisen G global (Kurzform) global globaler Bilanzkreis H Wasserstoff In eintretend LZA Luft-Zerlegungsanlage Mg Magnesium N Stickstoff Ne Neon Pb Blei O / O2 Sauerstoff ON ohne Nachweis S Schwefel SCR Entstickungsanlage Si Silizium TBK Trockenbraunkohle x Messwert

Formelzeichen c Wärmekapazität H& Enthalpiestrom m& Massestrom Q Wärme p Druck P Leistung t Zeit T Temperatur [K] ϑ Temperatur [°C]

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Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Darstellung der Arbeitsschritte zur kleintechnischen Umsetzung einer

Oxyfuel-Staubfeuerungsanlage mit Bilanzierung der Verfahrensschritte.

............................................................................................................... 7

Abbildung 2: Schematische Darstellung des IGCC-Prozesses als Kohlendioxid-

Abscheidung vor der Verbrennung. ...................................................... 10

Abbildung 3: Vereinfachte Schaltung einer Verbrennung mit nachgeschalteter MEA-

Wäsche als Beispiel eines Post-Combustion Capture Prozesses. ....... 11

Abbildung 4: Schematische Darstellung des Oxyfuel-Prozesses. ................................. 13

Abbildung 5: Schematische Darstellung des Oxycoal-Prozesses. ................................. 14

Abbildung 6: Idealvorstellung der Verdünnung der Verbrennung in der Brennkammer

durch nicht reagierende Bestandteile im Oxidationsmittel und

Restsauerstoff. ..................................................................................... 18

Abbildung 7: Darstellung der Oxyfuel-Punkt Definition .................................................. 20

Abbildung 8: Grundschaltung der Versuchsfeuerung NEDO / IHI Japan [17]. .............. 23

Abbildung 9: Schaltung der 3 MW-Argonne-Versuchsanlage . ...................................... 24

Abbildung 10: Temperaturverlauf in der Brennkammer – Luft, Oxyfuel-Prozess (links)

[20]. ...................................................................................................... 25

Abbildung 11: Ausbrandrate über Brennkammerlänge (rechts) [20]. ............................. 25

Abbildung 12: Schaltung der CANMET-Versuchsanlage [23]. ....................................... 26

Abbildung 13: Brenneraufbau für Kohlestaubfeuerung mit integriertem Erdgasbrenner

[23]. ...................................................................................................... 27

Abbildung 14: Oxyfuel-Reaktionsreaktor mit partieller Rezirkulation. ............................ 29

Abbildung 15: Unterschied der Konzentrationen in der Flamme über die

Brennkammerlänge zwischen Baseline (Luft) und Oxyfuel 27 [26]. ..... 30

Abbildung 16: Oxyfuel-Brennkammer an der TU Hamburg-Harburg [27]. ..................... 31

Abbildung 17: Vorgehensweise bei der Bilanzierung einer Staubfeuerungs-

Versuchsanlage für den Oxyfuel-Prozess. ........................................... 38

Abbildung 18: Verschaltung der Einzelbilanzen zur globalen Bilanz. ............................ 38

Abbildung 19: Interne Wärmeverschiebung für größere Anlagen. ................................. 39

Abbildung 20: Darstellung des Bilanzkreis-Moduls Verbrennung und Wandkühlung. ... 40

Abbildung 21: Bilanzkreis um den Abgaskühler. ............................................................ 41

Abbildung 22: Darstellung des Bilanzkreises Abgasfilterung und Teilung. .................... 42

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Abbildung 23: Darstellung des Bilanzkreises Rezirkulation. .......................................... 43

Abbildung 24: Zusammenfassung aller Teilbilanzen zur Globalbilanz für die

Staubfeuerungs-Versuchsanlage. ........................................................ 44

Abbildung 25: Vereinfachte Bilanzierung zur Darstellung der lokalen und globalen

Stöchiometriezahl. ................................................................................ 45

Abbildung 26: Vereinfachtes Bilanzschema für die Stöchimetriezahl bei konventioneller

Verbrennung. ....................................................................................... 49

Abbildung 27: Verhältnis der Stöchiometriezahlen zwischen konventioneller

Verbrennung mit Luft (ξOM,O2,g = 0,23) und Oxyfuel-Prozess (ξOM,O2,g =

1,00) bei variierendem Restsauerstoffgehalt. ....................................... 50

Abbildung 28: Verhältnis der Stöchiometriezahlen bei verschiedenen

Zusammensetzungen des Oxidationsmittels im Oxyfuel-Prozess. ....... 51

Abbildung 29: Rechenweg der Hauptgrößen beim Oxyfuel-Prozess. ............................ 52

Abbildung 30: Sauerstoff-Reaktionsgasverhältnis in Abhängigkeit der

Sauerstoffkonzentration am Ein- bzw. Austritt der Brennkammer (linke

Abbildung) ............................................................................................ 53

Abbildung 31: Brennstoff-Reaktionsgasverhältnis in Abhängigkeit der

Sauerstoffkonzentration am Ein- bzw. Austritt der Brennkammer (rechte

Abbildung) ............................................................................................ 53

Abbildung 32: Zündzeit der Kokspartikel in Abhängigkeit der Sauerstoffkonzentration

(links) .................................................................................................... 54

Abbildung 33: Abbrandzeit der Kokspartikel in bhängigkeit Sauerstoffkonzentration

(rechts) ................................................................................................. 54

Abbildung 34: SO2-SO3-Gleichgewicht und Einfluss von Katalysatoren [36]. ................ 57

Abbildung 35: Allgemeine Bilanz eines Brennstoffbestandteiles i. ................................. 58

Abbildung 36: Kennfeldbildung durch Bilanzierung einzelner Zustandspunkte auf Basis

des mathematischen Modells. .............................................................. 61

Abbildung 37: Dreidimensionales Kennfeld der Bilanz und der Versuchspunkte

(Schema). ............................................................................................. 61

Abbildung 38: Ausschnitt aus Bilanzierung der Kennfeldversuche. ............................... 62

Abbildung 39: Theoretische Kohlendioxid-Konzentration bei wechselnden

Betriebsparametern im Kennfeldversuch (links). .................................. 62

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Abbildung 40: Theoretisch maximal erreichbare Schwefeldioxid-Konzentrationen im

Abgas bei maximalem Schwefelumsatz (rechts). ................................ 62

Abbildung 41: Darstellung der Kohlendioxid-Werte im Kennfeld (links). ........................ 63

Abbildung 42: Darstellung der Schwefeldioxid-Werte im Kennfeld (rechts). .................. 63

Abbildung 43: Adiabate Reaktionstemperaturen bei wechselnden Betriebszuständen im

Kennfeld. .............................................................................................. 63

Abbildung 44: Qualitative Darstellung der ADECOS-Falschluft-Definition. .................... 64

Abbildung 45: Maximale Kohlendioxidkonzentration im trockenen Abgas bei Oxyfuel-

Prozess mit 4% Falschluftanteil am Brennkammerdurchsatz. .............. 65

Abbildung 46: Schwefeldioxid-Konzentrationen im trockenen Abgas, bei vollständigem

Umsatz des im Brennstoff enthaltenen Schwefels zu Schwefeldioxid

(links). ................................................................................................... 65

Abbildung 47: Adiabate Reaktionstemperaturen bei Oxyfuel-Falschluftversuchen

(rechts). ................................................................................................ 65

Abbildung 48: Darstellung der maximal möglichen Kohlendioxid-Konzentrationen im

Abgas bei 4 % Falschluft. ..................................................................... 66

Abbildung 49: Mechanismen bei der sprungartigen Umschaltung der Zusammensetzung

des Oxidationsmittels. .......................................................................... 68

Abbildung 50: Einschwingverhalten der Abgaskomponenten beim sprungartigen

Umschalten von konventioneller Luft-Betriebsweise auf Oxyfuel-

Prozess-Fahrweise (Abgaswerte feucht). ............................................. 69

Abbildung 51: Vereinfachter Zusammenhang der Zusammensetzung des Abgases bei

rampenartiger Umschaltung der Zusammensetzung des

Oxidationsmittels. ................................................................................. 70

Abbildung 52: Einschwingverhalten der Abgaskomponenten bei Umschaltung mittels

einer Übergangsrampe (Abgaswerte feucht). ....................................... 71

Abbildung 53: Staubfeuerungs-Versuchsanlage 50 kWtherm für Luft- sowie Oxyfuel-

Betrieb. ................................................................................................. 72

Abbildung 54: Verfahrensfließschema der 50 kWtherm Staubfeuerungs-Versuchsanlage.

............................................................................................................. 73

Abbildung 55: Schematische Darstellung eines möglichen Umschaltvorgangs. ............ 74

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Abbildung 56: Bildschirmausdruck der Ablaufsteuerung mit Siemens SPS zur

automatischen stufenlosen Umschaltung von konventioneller zu

Oxyfuel-Fahrweise. .............................................................................. 74

Abbildung 57: Brennermund mit Sauerstoffdüsen und Vorverdrallung (links)................ 75

Abbildung 58: Brenner mit Sauerstoffvormischkammer und zentraler Sauerstofflanze

(rechts). ................................................................................................ 75

Abbildung 59: Gasdichte Ausführung einer Messflanschverbindung an der

Brennkammer der 50 kW Staubfeuerungs-Versuchsanlage. ............... 76

Abbildung 60: Dichte des Abgases für die Rezirkulation (20°C; 1013 mbar). ................ 79

Abbildung 61: Darstellung der Messwerte für 2 exemplarische Messreihen. ................ 85

Abbildung 62: Interpolierte Messwerte der Kohlendioxid-Konzentration im trockenen

Abgas (links). ....................................................................................... 85

Abbildung 63: Theoretische Kohlendioxid-Konzentration auf Basis der Modellierung

(rechts). ................................................................................................ 85

Abbildung 64: Bildung von Schwefeldioxid in Abhängigkeit des Restsauerstoffes und

des rezirkulierten Abgases. .................................................................. 86

Abbildung 65: Elementarer Schwefel in der Flug- und Bettasche am Brennkammerende

in Abhängigkeit des Restsauerstoffgehaltes (4 … 8 vol.-%) im Abgas. 87

Abbildung 66: Interpolierte Messwerte der Kohlendioxid-Konzentration im trockenen

Abgas bei Versuchen mit Falschluft (links). .......................................... 88

Abbildung 67: Theoretische Kohlendioxid-Konzentration auf Basis der Modellierung

unter Berücksichtigung von Falschluft (rechts). .................................... 88

Abbildung 68: Bildung von Schwefeldioxid in Abhängigkeit des Restsauerstoffes und

des rezirkulierten Abgases bei Versuchen mit Falschluft (links). .......... 89

Abbildung 69: Schwefel-Anteil in den groben Flugstaub-Partikeln. ............................... 92

Abbildung 70: Blei-Anteil in den groben Flugstaub-Partikeln (rechts). ........................... 92

Abbildung 71: Chlor-Anteil in den groben Flugstaub-Partikeln. ..................................... 93

Abbildung 72: Kalzium-Anteil in den groben Flugstaub-Partikeln (links). ....................... 93

Abbildung 73: Kalium-Anteil in den groben Flugstaub-Partikeln (rechts). ...................... 93

Abbildung 74: Schwefel-Anteil in den feinen Flugstaub-Partikeln (links). ...................... 94

Abbildung 75: Blei-Anteil in den feinen Flugstaub-Partikeln (rechts). ............................ 94

Abbildung 76: Chlor-Anteil in den feinen Flugstaub-Partikeln. ....................................... 94

Abbildung 77: Stoffströme von Chlor in der Bilanzierung. ............................................. 95

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Abbildung 78: Kalzium-Anteil in den feinen Flugstaub-Partikeln (links). ........................ 96

Abbildung 79: Kalium-Anteil in den feinen Flugstaub-Partikeln (rechts). ....................... 96

Abbildung 80: Kohlendioxid-Konzentrationen im trockenen Abgas bei sprungartiger

Umschaltung der Versuchsanlage von konventioneller Verbrennung

zum Oxyfuel-Prozess. .......................................................................... 99

Abbildung 81: Schwefeldioxid-Konzentrationen im trockenen Abgas beim

Umschaltvorgang. .............................................................................. 100

Abbildung 82: Wasser-Konzentrationen im realen Abgas beim Umschaltvorgang. ..... 100

Abbildung 83: Darstellung der Masseströme (Sollwerte und realen Messwerte) für die

Umschaltung der Staubfeuerungs-Versuchsanlage von konventionellen

Luftbetrieb in den Oxyfuel-Zustand. ................................................... 101

Abbildung 84: Unterschied des Einschwingverhaltens von Kohlendioxid im Abgas

zwischen dem vereinfachten Rührkesselmodell und der realen

Messung. ............................................................................................ 102

Abbildung 85: Sauerstoff-Konzentration im trockenen Abgas beim Umschalten mittels

Rampenfunktion. ................................................................................ 102

Abbildung 86: Einschwingverhalten des Schwefeldioxids beim Umschalten von

konventioneller Verbrennung zum Oxyfuel-Prozess mittels

Umschaltautomatik. ............................................................................ 103

Abbildung 87: Stickstoffmonoxid-Emissionen beim Umschaltvorgang. ....................... 103

Abbildung 88: Veränderung der Dichte im Abgas beim Umschaltungsvorgang. .......... 104

Abbildung 89: Absolute Abweichung der Kohlendioxid-Konzentrationen im trockenen

Abgas für die Kennfeldversuche ohne Falschluft. .............................. 105

Abbildung 90: Absoluter Fehler der Kohlendioxid-Konzentration im trockenen Abgas für

die Kennfeldversuche mit Falschluft. .................................................. 106

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Tabellenverzeichnis Tabelle 1: Vergleich verschiedener Verfahren zur Kohlendioxid-Abtrennung aus dem

Kraftwerksprozess. ..................................................................................... 16

Tabelle 2: Vergleich von konventioneller Verbrennung mit realem und idealem Oxyfuel-

Prozess. ...................................................................................................... 19

Tabelle 3: Kriterien für eine Versuchsanlage zum Oxyfuel-Prozess. ............................. 22

Tabelle 4: Übersicht über existierende Versuchsstaubfeuerungen. ............................... 32

Tabelle 5: Beschreibung der chemischen und der physikalischen Enthalpie für

Brennstoffe. ................................................................................................ 35

Tabelle 6: Zusammensetzung von Vattenfall-Braunkohlestaub / analysenfeucht

(Lieferung 2006). ........................................................................................ 36

Tabelle 7: Chemische Zusammensetzung der Brennstoffasche Vattenfall BKS / DIN 51

729 [32]. ...................................................................................................... 36

Tabelle 8: Unterschiede im Heizwert (hu). ..................................................................... 37

Tabelle 9: Erläuterung der Teilbilanzen. ........................................................................ 39

Tabelle 10: Erläuterung der Teilströme. ........................................................................ 40

Tabelle 11: Erläuterung der Teilströme. ........................................................................ 41

Tabelle 12: Erklärung der Teilströme ............................................................................. 42

Tabelle 13: Erläuterung der Teilströme. ........................................................................ 43

Tabelle 14: Luftverhältniszahlen für verschiedene Feuerungsarten [30]. ...................... 48

Tabelle 15: Übertragung konventioneller Luftverhältniszahlen für verschiedene

Feuerungsarten [30] auf Oxyfuel-Prozess-Bedingungen. ........................... 51

Tabelle 16: Ausgewählte Bestandteile der Asche von Braunkohlen [30]. ...................... 55

Tabelle 17: Vergleich der Luft- und Oxyfuel-Zustände bei der Abgasmessung. ............ 59

Tabelle 18: Übersicht über die Komponenten der Staubfeuerungs-Versuchsanlage. ... 73

Tabelle 19: Anforderungen an Abgasmessbereiche im Oxyfuel-Prozess bei Braunkohle.

................................................................................................................... 77

Tabelle 20: Kennfeldversuche an der Staubfeuerungs-Versuchsanlage. ...................... 84

Tabelle 21: Zusammensetzung des feuchten Abgases bei Belagssondenmessung. .... 90

Tabelle 22: Vergleich der Massebilanzen für Chlor. ...................................................... 95

Tabelle 23: Zunahme der Verschlackung in derselben Brennkammerposition bei

verschiedenen Prozess-Punkten. ............................................................... 97

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