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Józef Dobosz Herzogliche und adlige Stiftungstätigkeit im piastischen Polen des 12. Jahrhunderts Einleitung Die polnische Kirche des frühen Mittelalters formierte und entwickelte sich in einer Symbiose mit der Monarchie, der gegenüber sie eine nur wenig jüngere Institution darstellte. Die bisherigen Forschungen zu beiden Phänomen und ihren Strukturen haben zahlreiche, in ihrem Verhältnis zueinander verbundene Einzelfragen nach wie vor unbeantwortet gelassen. Zwar hat man versucht, ein Gesamtbild ihrer Formierung und Entwicklung zu entwerfen, doch ist dies jeweils nur für beide Strukturen getrennt geschehen. Immerhin hat die polnische Forschung seit dem 19. Jahrhundert gewisse Muster der historiographischen Darstellung der Geschichte des frühen Staates und der Kirche auf ihren verschiedenen Funktionsebenen entwickelt. Überblickt man die dabei bislang erzielten Ergebnisse, so fällt ein Mangel an Arbeiten auf, die sich in einer tiefergehenden Weise mit den Beziehungen zwischen der mittelalterlichen polnischen Monarchie und der Kirche befassen würden. Wenn wir von Roman Michałowski abse- hen, der die frühmittelalterlichen Herrscher als Stifter untersucht hat, dann haben jene Phänomene, die mit der seit der Taufe Mieszkos I. ausgebildeten fürstlichen (staatli- chen) Kirche sowie mit der seit der Wende vom 11. zum 12. Jahrhundert einsetzenden Stiftertätigkeit polnischer Großer verbunden waren, in der polnischen Historiographie noch immer nicht den ihnen gebührenden Platz gefunden. So ist die Diskussion über Begriffe wie Privatkirche, Eigenkirche und fürstliche (monarchische, staatliche) Kirche in der polnischen Forschung nur schwach entwickelt. Allerdings ist bereits bekannt, dass die Grundlagen solcher Fragenkomplexe in hohem Maße in den karolingischen und ottonischen Herrschaftsbildungen wurzelten. Von dort gelangten entsprechende Muster und Vorbilder an die Warthe und Weichsel, wo sie – zweifellos nach Anpassun- gen an die örtlichen Bedingungen und Bedürfnisse – angeeignet wurden. Die polnische Kirche entwickelte sich nicht isoliert, wenn auch gewiss in einem eigenen Tempo. Ähnlich wie mit der Erstarkung der frühmittelalterlichen Kirche innerhalb der Struktu- Brought to you by | New York University Elmer Holmes Bobst Library Authenticated Download Date | 10/9/14 3:17 PM

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Józef Dobosz

Herzogliche und adlige Stiftungstätigkeit impiastischen Polen des 12. Jahrhunderts

Einleitung

Die polnische Kirche des frühen Mittelalters formierte und entwickelte sich in einerSymbiose mit der Monarchie, der gegenüber sie eine nur wenig jüngere Institutiondarstellte. Die bisherigen Forschungen zu beiden Phänomen und ihren Strukturen habenzahlreiche, in ihrem Verhältnis zueinander verbundene Einzelfragen nach wie vorunbeantwortet gelassen. Zwar hat man versucht, ein Gesamtbild ihrer Formierung undEntwicklung zu entwerfen, doch ist dies jeweils nur für beide Strukturen getrenntgeschehen. Immerhin hat die polnische Forschung seit dem 19. Jahrhundert gewisseMuster der historiographischen Darstellung der Geschichte des frühen Staates und derKirche auf ihren verschiedenen Funktionsebenen entwickelt. Überblickt man die dabeibislang erzielten Ergebnisse, so fällt ein Mangel an Arbeiten auf, die sich in einertiefergehenden Weise mit den Beziehungen zwischen der mittelalterlichen polnischenMonarchie und der Kirche befassen würden. Wenn wir von Roman Michałowski abse-hen, der die frühmittelalterlichen Herrscher als Stifter untersucht hat, dann haben jenePhänomene, die mit der seit der Taufe Mieszkos I. ausgebildeten fürstlichen (staatli-chen) Kirche sowie mit der seit der Wende vom 11. zum 12. Jahrhundert einsetzendenStiftertätigkeit polnischer Großer verbunden waren, in der polnischen Historiographienoch immer nicht den ihnen gebührenden Platz gefunden. So ist die Diskussion überBegriffe wie Privatkirche, Eigenkirche und fürstliche (monarchische, staatliche) Kirchein der polnischen Forschung nur schwach entwickelt. Allerdings ist bereits bekannt,dass die Grundlagen solcher Fragenkomplexe in hohem Maße in den karolingischenund ottonischen Herrschaftsbildungen wurzelten. Von dort gelangten entsprechendeMuster und Vorbilder an die Warthe und Weichsel, wo sie – zweifellos nach Anpassun-gen an die örtlichen Bedingungen und Bedürfnisse – angeeignet wurden. Die polnischeKirche entwickelte sich nicht isoliert, wenn auch gewiss in einem eigenen Tempo.Ähnlich wie mit der Erstarkung der frühmittelalterlichen Kirche innerhalb der Struktu-

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ren der Monarchie verhält es sich mit der Stiftertätigkeit. Auch hier steht die polnischeForschung in größerem Maßstab erst am Anfang. Doch bedarf es hier keiner terminolo-gischen und historischrechtlichen Diskussionen, sondern nur einer Stärkung der Erfor-schung der monarchischen Stiftungen, ihrer Grundlagen und Folgen und zum zweiteneiner Befassung mit der analogen Tätigkeit der Großen und Ritter, die sich dabei amVorbild der Herrschenden orientierten. Diesem Forschungsbedarf suchen die nachfol-genden Ausführungen zu entsprechen, indem sie ausschnitthaft und exemplarischeinerseits die monarchische Stiftungstätigkeit am Beispiel von Herzog Bolesław III.Schiefmund, andererseits die Stiftungstätigkeit weltlicher Großer und ihrer Familien imVerlauf des 12. Jahrhunderts vorstellen. Dabei kann es nicht darum gehen, das Themafür die herangezogenen Beispiele auszuschöpfen, vielmehr sollen die nachstehendenAusführungen einen Anstoß zur Diskussion über die mittelalterliche Stiftungstätigkeitder polnischen Monarchen und Großen geben.

Der herzogliche Stifter Bolesław III. Schiefmund

Betrachtet man die Stiftungstätigkeit Herzog Bolesławs III. Schiefmund und seineVerbindungen zur Kirche, drängt sich zunächst die Frage nach dem Einfluss auf, dendie Verehrung des hl. Ägidius durch die herzogliche Familie ausgeübt hat. Nach demBericht des Gallus Anonymus soll Bolesław III. seine eigene Geburt diesem Heiligen zuverdanken gehabt haben.1 Der Kult des hl. Ägidius in Polen scheint von der Herrscher-elite lanciert worden und zunächst auch auf diese Gruppe beschränkt geblieben zu sein.Nach Teresa Dunin-Wąsowicz dürfte er aus Ungarn (Somogyvár) und damit mittelbar ausdem provenzalischen Saint-Gilles zu den Piasten gelangt sein.2 Ungewöhnlich nüchtern

1 Galli Anonymi cronicae et gesta ducum sive principum Polonorum. Ed. Karol Maleczyński, in:MPH NS, Bd. 2. Kraków 1952, 57–59.

2 Teresa Dunin-Wąsowicz, Saint Gilles a Polska we wczesnym średniowieczu [Saint-Gilles und Polen imFrühmittelalter], in: Archeologia Polski 16, 1971, 651–665; vgl. auch Jerzy Zathey, Z dziejów kultu św.Idziego w Polsce [Zur Geschichte der Verehrung des hl. Ägidius in Polen], in: Życie i Myśl 2, 1951,274–310. Zur Architekturgeschichte einzelner Ägidius-Objekte Klemens Bąkowski, Kościół św. Idziego iAndrzeja [Die Kirche St. Ägidius und Andreas]. Kraków 1927; Zygmunt Hendel / Feliks Kopera,Kościół świętego Idziego w Krakowie [Die St. Ägidius-Kirche in Krakau]. Kraków 1905, 1–32 und Wil-helm Heneberg, Kościół św. Idziego w Inowłodzu [Die St. Ägidius-Kirche in Inowłódz], in: Biul. Hist.Szt. 6, 1938, 1–10; Jan Morawiński, Kościół romański św. Idziego w Inowłódzu [Die romanischeSt. Ägidius-Kirche in Inowłódz]. Warszawa 1939; Andrzej Wędzki, Inowłódz, in: Władisław Kowalenko(Hrsg.), Słownik Starożytności Słowiańskich. Encyklopedyczny zarys kultury Słowian od czasównajdawniejszych do schyłku wieku XII, Bd. 2. Wrocław u. a. 1964, 265f.; Andrzej Grzybkowski, Kościółśw. Idziego w Inowłodzu [Die St.-Ägidius-Kirche in Inowłódz], in: Jerzy Augustyniak (Hrsg.), Problemybadawcze średniowiecznego Inowłodza. Łódź 1984, 31–40; Ders., Kościół św. Idziego w Inowłodzu[Die St. Ägidius-Kirche in Inowłódz], in: Kwart. Archit. Urb. 26, 1981, 193–219; Zygmunt Świechowski,Architektura romańska w Polsce [Die romanische Architektur in Polen]. Warszawa 2000, 76–78.

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hat seinerzeit Teodor Tyc die Bedeutung von Saint-Gilles für die Entwicklung der polni-schen Verehrung des hl. Ägidius beurteilt. Er verwies darauf, dass weder WładysławHerman noch sein Sohn Bolesław III. ein dem hl. Ägidius gewidmetes Kloster gegründethaben. Dagegen hat Karol Maleczyński aus den Quellen (vornehmlich des 14. und15. Jahrhunderts) nicht weniger als 19 dem hl. Ägidius gewidmete Kirchen und Kapellenermittelt. Von diesen schrieb er neun (Kłodawa, Giebułtów, Tarczek, Kcynia, Zborów,Pkanów, Czerlejno, Inowłódz, Krobia) Władysław Herman selbst und seiner Gattin Judithzu, während er die übrigen zehn (Kołodrąb, Bałdrzychów, Brzeźno, Wrzos, Trzyca,Kurów, Bobin, Polesie, Wierzbica, Moderz) als Stiftungen ansah, die mit hoher Wahr-scheinlichkeit auf Herzog Bolesław III. zurückgegangen seien.3 Die Chronica PoloniaeMaioris bezeichnet – wenn auch in einem späteren, von Sędziwój von Czechło verfasstenZusatz des 15. Jahrhunderts – einige der letzteren Kirchen auch als Stiftungen WładysławHermans: Iste Wladislaus in honore beati Egidii dotavit et fundavit Ecclesiam parochia-lem in Clodawa, Ecclesium collegiatam in honore beati Egidii in Cracovia. Aliamcollegialem in Lancicia, parochialem in Crobya et alias plures in honore beati Egidiiconfessoris ad cuius preces habuit filium (…).4 Die Stiftung der St. Ägidius-Kirche imKrakauer Stadtteil Okół durch Władysław Herman wird zuvor auch schon in der VitaSancti Stanislai des Vincentius von Kielcza bezeugt.5 Informationen über weitereStiftungen Władysławs bietet Jan Długosz, zu Tarszek videlicet, Pkanow, Clodawa,Kczina, Krobÿa, Czÿrnÿelow, Geboltow, [Zborow episcopali].6 Auch die Beschreibungdes Besitzstandes des Erzbistums Gnesen von Jan Łaski schrieb die dem hl. Ägidiusgeweihten Kirchen in Inowłódz und Kłodawa Władysław Herman zu.7 Bolesław III.schrieb Długosz die Stiftung von Ägidius-Kirchen in Trzyca, Kurów, Bobin, Polesie,Wierzbica zu,8 während Jan Łaski ihm solche für Kołodrąb, Bałdrzuchów, Brzeźno,Wrzos9 und der Liber beneficiorum der Diözese Posen aus dem Jahre 1510 ihm eineÄgidius-Kirche in Moderz gutschrieb.10 Freilich stellt sich die Frage, ob alle diese Kir-chenstiftungen tatsächlich Bolesław III. Schiefmund zugeschrieben werden können undob es sich bei ihnen um alle Ägidius-Kirchen des damaligen Polen gehandelt hat.Andrzej Grzybkowski hat ihre Liste bereits um Kamień und Kirchen im schlesischen

3 Karol Maleczyński, Bolesław III Krzywousty [Bolesław III. Schiefmund]. Wrocław 1975, 262f.4 Chronica Poloniae Maioris. Ed. Brygida Kürbis, in: MPH NS, Bd. 8. Warszawa 1970, 24.5 Vita sancti Stanislai episcopi Cracoviensis (Vita minor). Ed. Wojciech Kętrzyński, in: MPH, Bd.

4. Lwów 1884, 238–285, hier 284.6 Ioannis Dlugossii Annales seu Cronicae incliti regni Poloniae, lib. 3–4. Ed. Zofia Budkowa.

Warszawa 1969, 155f.7 Jan Łaski, Liber beneficiorum archidiecezji gnieźnieńskiej, Bd. 1. Ed. Jan Korytkowski / Jan

Łukowski. Gniezno 1881, 315; 341.8 Jan Długosz, Liber beneficiorum dioecesis Cracoviensis, Bd. 3. Ed. Aleksander Przezdziecki.

Kraków 1864, 35; 570; 146; 213; 516.9 Jan Łaski, Liber beneficiorum. Ed. Korytkowski / Łukowski (wie Anm. 7), 83; 371; 420; 638.

10 Liber beneficiorum dioecesis Posnaniensis anni 1510. Ed. Józef Nowacki. Poznań 1950, 99.

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Przewóz, Golanka, Chrobień und Chełmica erweitert11. Teresa Dunin-Wąsowicz wie-derum hat hinsichtlich der piastischen Ägidius-Kirchen zwei Stiftungsphasen unter-schieden: eine erste in den letzten Herrschaftsjahren Władysław Hermans und frühenHerrschaftsjahren seines jüngeren Sohnes (um die Wende vom 11. zum 12. Jahrhundert),eine zweite dagegen im 13. Jahrhundert, die mit den sozialen und wirtschaftlichen Verän-derungen des Landesausbaus in Verbindung gestanden habe.12 Sicher auf die Stiftungsini-tiative Władysławs gehen die Anfänge der Kirche in Inowłódz zurück; ihr Schirmherr warBolesław Schiefmund, der sie vollendete.13 Früh entstanden sind sicher auch die Kirchenim Krakauer Stadtteil Okół (wo das Ägidius-Patrozinium im 14. Jahrhundert in eines deshl. Andreas geändert wurde),14 Krobia,15 Płock,16 Bałdrzychów17 und Czerlejno. Viel-

11 Grzybkowski, Kościół (wie Anm. 2), 33.12 Dunin-Wąsowicz, Saint Gilles (wie Anm. 2), passim.13 Grzybkowski, Kościół (wie Anm. 2), 33f. ist der Meinung, dass die Kirche in Inowłódz das Werk

Bolesławs III. war und datiert sie auf das erste Viertel des 12. Jahrhunderts.14 Hendel / Kopera, Kościół św. Idziego (wie Anm. 2), 3–8 mit ausdrücklichem Bezug auf die Zeit

Władysław Hermans und Bolesław Schiefmunds; Bąkowski, Kościół św. Idziego (wie Anm. 2);Zygmunt Świechowski, Budownictwo romańskie w Polsce. Katalog zabytków [Romanische Bau-kunst in Polen. Katalog der Baudenkmäler]. Wrocław 1963, 125–129; Kasimierz Radwański, Kra-ków przedlokacyjny. Rozwój przestrzenny [Krakau vor der Lokation. Räumliche Entwicklung].Kraków 1975, 106–108; Zofia Kozłówska-Budkowa, Z dziejów kolegiaty św. Andrzeja w Krakowie[Zur Geschichte des Kollegiatstifts St. Andreas in Krakau], in: Stud. Hist. 10, 1967, 23–30. Heutewissen wir, dass die älteren Untersuchungen in eine falsche Richtung liefen und dass ursprünglichdie St. Andreas-Kirche das Patrozinium des hl. Ägidius trug.

15 Die St. Ägidius-Kirche in Krobia befindet sich in der einst als ‚Kościoł‘ (‚Kirche‘) oder‚Kościelisko‘ (‚Kirchgrund‘) bezeichneten Vorstadt, die zumeist auf die Mitte des 12. Jahrhundertsdatiert wird, Andrzej Wędzki, Krobia, in: Słownik Starożytności Słowiańskich, Bd. 2 (wie Anm. 2),520f.; Alicja Karłowska-Kamzowa, Zagadnienie fundacji murowanych jednonawowych kościołóww Wielkopolsce XII–XIII w. [Die Frage der Stiftung der gemauerten einschiffigen Kirchen in Groß-polen aus dem 12.–13. Jahrhundert], in: Biul. Hist. Szt. 27, 1965, 364–382, hier 365f.; Świechowski,Budownictwo romańskie (wie Anm. 14), 144–146 (Datierung auf das Ende des 11. Jahrhunderts);Ders., Architektura romańska (wie Anm. 2), 141f.; eine Zusammenfassung der Untersuchungen fin-det sich in Michał Walicki (Hrsg.), Sztuka polska przedromańska i romańska do schyłku XIII wieku[Die polnische vorromanische und romanische Kunst bis zum Ende des 13. Jahrhunderts], Teil 2:Katalog. Warszawa 1971, 723.

16 Die sicher auf eine herzogliche Stiftung zurückgehende St. Ägidius-Kirche entstand nördlich derBurgsiedlung, Kasimierz Pacuski /Włodzimierz Szafrański, Płock (2.), in: Gerard Labu-da / Zdzisław Stieber (Hrsg.), Słownik Starożytności Słowiańskich. Encyklopedyczny zarys kul-tury Słowian od czasów najdawniejszych do schyłku wieku XII, Bd. 4. Wrocław 1970, 152–156,hier 155; Czesław Deptuła, Kościół płocki w XII wieku [Die Płocker Kirche im 12. Jahrhundert],in: Jerzy Kłoczowski (Hrsg.), Studia płockie 3, 1975, 67–84, hier 79.

17 Die Kirche in Bałdrzychów existierte zweifellos schon im 12. Jahrhundert; um 1176/1177 war sieGegenstand einer Schenkung für das Zisterzienserkloster in Sulejów; Józef Dobosz, Działalnośćfundacyjna Kazimierza Sprawiedliwego [Die Stiftungstätigkeit Kasimirs des Gerechten]. Poznań1995, 70; 72, 105ff.; Józef Mitkowski, Początki klasztoru cystersów w Sulejowie. Studia nad do-kumentami, fundacją i rozwojem uposażenia do końca XIII wieku [Die Anfänge des Zisterzien-

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St. Ägidiuskirche in Inowłódz, Ende 11., Anfang 12. Jahrhundert

leicht können auch die Ägidius-Kirchen in Kamień, Pkanów und Kołódrąb, zu denenkeine genauen Datierungen vorliegen, auf die frühe Phase bezogen werden.18 Alleübrigen Ägidius-Kirchen müssen aber zweifellos auf das 13.–14. Jahrhundert datiertwerden und können daher nicht mit Stiftungsinititiativen Władysław Hermans oderseines Sohnes Bolesław in Verbindung gebracht werden. Dafür spricht nicht nur dasFehlen romanischer Architekturmerkmale, sondern auch die Art der schriftlichen Überlie-ferung. Długoszs Bemerkungen, bestimmte Kirchen seien bereits von Władysław Hermangestiftet worden, sind – ähnlich wie der Zusatz Sędziwojs in der Chronica PoloniaeMaioris – dessen spätere Ergänzungen.19 Die großpolnische Chronik des ausgehenden13. Jahrhunderts kannte weder eine Stiftungstätigkeit Władysław Hermans noch eineBolesławs III. Schiefmund. Das galt auch für die Chronik des Gallus Anonymus vom

serklosters in Sulejów. Studien zu Urkunden, Stiftung und Ausstattung bis zum Ende des13. Jahrhunderts]. Poznań 1949, 314f.

18 Grzybkowski, Kościół (wie Anm. 2), 33f.19 Zur Arbeitsmethode von Jan Długosz Aleksander Semkowicz, Krytyczny rozbiór Dziejów Polskich

Jana Długosza (do roku 1384) [Kritische Analyse der Polnischen Geschichte zur Zeit Jan Długosz’(bis zum Jahr 1384)]. Kraków 1887; Józef Matuszewski, „Annales seu cronicae“ Jana Długosza woczach Aleksandra Semkowicza [Jan Długoszs „Annales seu cronicae“ in den Augen von Aleksan-der Semkowicz]. Wrocław 1987; Stanisław Gawęda (Hrsg.), Dlugossiana. Studia historyczne wpięćsetlecie śmierci Jana Długosza [Dlugossiana. Historische Studien zum 500. Todestag von JanDługosz]. Kraków 1980. Auch Grzybkowski, Kościół (wie Anm. 2), 33f., hält das Fragment über dieStiftungen Hermans für eine Amplifikation.

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beginnenden und jene des Magister Vincentius vom Ende des 12. Jahrhunderts – wenn-gleich alle drei berichten, dass die Geburt Bolesławs der Fürsprache des hl. Ägidius zudanken gewesen sei. Mithin stammen die Informationen über die frühen Stiftungen dermeisten Ägidius-Kirchen und Kapellen von Autoren des 14.–15. Jahrhunderts.Auch wenn also nur eine geringe Zahl der Ägidius-Kirchen auf die Zeit Władysław

Hermans und Bolesław Schiefmunds bezogen werden können, reichten die Anfänge derpolnischen Verehrung des hl. Ägidius bis in die Wende des 11. / 12. Jahrhundertszurück; und sie waren mit dem Wirken der Piastendynastie verbunden. Die Verbindun-gen Herzog Bolesławs mit dem Kult des hl. Ägidius sind verhältnismäßig klar erkenn-bar – in seinen Schenkungen für St. Gilles und Somogyvár sowie in seiner Wallfahrt indas letztgenannte ungarische Kloster.20 Doch kann mit Bolesław – vielleicht mit Aus-nahme der Kirche in Inowłódz – mit Gewißheit keine Kirchenstiftung in Verbindunggebracht werden. Die Krakauer St. Ägidius-Kirche ist ein Werk der Familie Topór (s.Abb. auf S. 205 in diesem Band), und die Kirchen in Krobia, Czerlejno, Kamień, Pka-nów und Kołodrąb sind vielleicht ebenfalls Stiftungen von Großen, die wohl eher ausder Mitte des 12. Jahrhunderts stammen. Die Kirche in dem am Ner gelegenenBałdrzychów ging bereits im 12. Jahrhundert in die Hand der Zisterzienser von Sulejówüber; bis dahin gehörte sie dem nicht näher bekannten Bałdrzych, einem Vorfahren derFamilie Gąska.21 Unklar ist, ob und unter welchen Umständen Bałdrzych von BolesławSchiefmund ein Dorf erworben hatte, das dann nach seinem Namen benannt wurde, undob er es war, der dort die erste Kirche gründete. Das Auftreten Bałdrzychs in Polen,seine Verdienste für den Herzog bzw. das Piastengeschlecht bleiben unklar. Vielleichtwar er an Kriegszügen Herzog Bolesławs beteiligt und erhielt für seine treuen Diensteein Dorf in Zentralpolen (das spätere Bałdrzychów). Ob die dortige Kirche zu diesemZeitpunkt bereits existierte oder erst von Bałdrzych zu Ehren seines Wohltäters gestiftetund dem hl. Ägidius gewidmet wurde, lässt sich nicht feststellen. Ungeachtet dessenkann mit Teresa Dunin-Wąsowicz festgestellt werden, dass der Ägidius-Kult zweifellosein auf die Dynastie bezogener Kult war, dessen Ausbreitung mit dem herzoglichen Hofsowie den engsten Mitarbeitern des Monarchen in Verbindung gebracht werden muss.Bolesław Schiefmund selbst war an der Vollendung der Stiftung in Inowłódz beteiligtund unterstützte vielleicht auch die Entwicklung der Stiftung in Krakau. Auch diekleine Kirche in Bałdrzychów würde ich vorsichtig und eher indirekt mit dem Herzog inVerbindung bringen. Die übrigen Kirchen aus dem 12. Jahrhundert müssten dann wohlschon unter den Nachfolgern Herzog Bolesławs entstanden sein.Den Umfang der übrigen Kirchenstiftungen Bolesław Schiefmunds eindeutig einzu-

schätzen, ist schwierig. Die Quellen berichten nicht ausdrücklich, welche kirchlichen

20 Dunin-Wąsowicz, Saint Gilles (wie Anm. 2).21 Dobosz, Działalność (wie Anm. 17), 205.

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Herzogliche und adlige Stiftungen im 12. Jahrhundert 207

Leonhard-Krypta, Kathedraleauf dem Krakauer Wawel,

drittes Viertel 11. Jahrhundert

Institutionen dieser Herrscher ins Leben gerufen hat. Ausgehen müssen wir von Bo-lesławs Beteiligung am Bau und an der Ausstattung der Kathedralkirchen, d. h. derKathedralen in Płock und Krakau sowie in den beiden neuen Bistümern Lebus undKujawien. Aus den Quellen wissen wir, dass bereits Władysław Herman gegen Endeder 1080er Jahre mit dem Bau der Krakauer Kathedralkirche begonnen hatte und seinSohn dieses Werk weiterführen musste. Aber es gelang ihm nicht, es zu beenden, denndie Weihe des romanischen Gotteshauses erfolgte bekanntlich erst im Jahre 1142 durchBischof Robert.22 Die Einrichtung des neuen Krakauer Bischofssitzes dauerte alsoungefähr sechzig Jahre. Sie muss in beträchtlichem Maße das Werk von Herzog Bo-lesław III. gewesen sein, auch wenn die Krakauer Diözesanbischöfe jeweils an diesem

22 Rocznik Krakowski [Krakauer Annalen]. Ed. August Bielowski, in: MPH, Bd. 2. Lwów 1882,827–852, hier 833; Rocznik Traski [Die Annalen des Traska]. Ed. August Bielowski, in: ebd.,826–861, hier 833; Rocznik Krasińskich [Die Annalen der Familie Krasiński]. Ed. AugustBielowski, in: MPH, Bd. 3. Lwów 1878, 127–133, hier 131.

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Bau beteiligt waren und einer von ihnen – Maurus (gest. 1118) – sogar in derSt. Leonhard-Krypta beigesetzt wurde.23

Eine ähnliche Rolle wie beim Bau der neuen Krakauer Kathedrale spielte Bolesławauch in Płock. Die dortige Kathedralkirche war bei einem Überfall der Pomeranen oderPruzzen (sicher 1126/1127) zerstört worden.24 Magister Vincentius hat den Kampfgegen diese Feinde während der Amtszeit der Bischöfe Simon und Alexander in seinerChronik recht allgemein geschildert, wobei er vor allem die militärischen VerdiensteAlexanders hervorgehoben hat, aber auch Simon seine Ehrerbietung darbrachte.25 Infor-mationen über die Weihe des neuen Gotteshauses finden wir zum Jahr 1144 in den‚Płocker Aufzeichnungen‘ und den ‚Sochaczewer Aufzeichnungen‘.26 Der Bauherr derneuen, prächtigen Kirche war Alexander von Malonne, aber an diesem Bau muss auchder Herzog beteiligt gewesen sein. Sicher hat die gleichzeitige Inangriffnahme mehrererStiftungsaktivitäten (oder eher Stiftungs- und Bauaktivitäten) durch Bolesław III.Schiefmund dazu geführt, dass sich der Bau der Kathedrale in Krakau hinauszögerte.Man darf schließlich nicht vergessen, dass der Herzog in den 1120er Jahren auch dieMission in Pommern und die Organisation neuer Bistümer vorantrieb. Es scheint, dassBolesław in Płock stärker engagiert war als in Krakau oder in den Zentren der neuenBistümer Lebus und Kujawien. Das mag seinen Grund darin gehabt haben, dass ergerade dort, in Płock, seine letzte Ruhestätte vorbereitete und wahrscheinlich auch seineEltern dort beigesetzt waren.27 Zugegebenermaßen ist das Ausmaß der Unterstützung

23 Zur Architektur der neuen Krakauer Kathedrale Walicki, Sztuka (wie Anm. 15), 709–712; JerzyPietrusiński, Krakowska katedra romańska fundacji króla Bolesława II Szczodrego [Die von Kö-nig Bolesław II. dem Kühnen gestiftete romanische Kathedrale in Krakau], in: Joanna Da-ranowska-Łukaszewska / Kazimierz Kuczman (Hrsg.), Katedra krakowska w średniowieczu. Ma-teriały z sesji Oddziału Krakowskiego Stowarzyszenia Historyków Sztuki (Kraków kwiecień1994). Kraków 1996, 43–105; vgl. Elżbieta Dąbrowska, Średniowieczne pochówki biskupie wkatedrze krakowskiej. Stan badań [Mittelalterliche Bischofsgräber in der Krakauer Kathedrale.Stand der Forschungen], in: ebd., 107–125 sowie Wojciech Mischke, Relacje dziejów katedrywawelskiej i kultu św. Stanisława [Die Beziehungen zwischen der Geschichte der Wawelkathed-rale und dem Kult des hl. Stanislaus], in: ebd., 153–162.

24 Deptuła, Kościół (wie Anm. 16), 73–75.25 Magistri Vincentii dicti Kadłubek Chronica Polonorum. Ed. Marian Plezia, in: MPH NS, Bd. 11.

Kraków 1994, III, 8–9.26 Spominki płockie [Płocker Aufzeichnungen], in: Rocznik Świętokrzyski. Ed. Anna Rutkowska-

Płachcińska, in: MPH NS, Bd. 12. Kraków 1996, 127–129, hier 128: [I]tem anno Domini mille-simo centessimo quadragessimo quarto ecclesia kathedralis Plocensis consecratur sowieSpominki sochaczewskie [Sochaczewer Aufzeichnungen], in: ebd., 99–126, hier 131.

27 Zum Ort der Beisetzung Hermans, seiner Gattin Judith von Böhmen sowie Bolesław Schiefmundsselbst vgl. Kazimierz Jasiński, Rodowód pierwszych Piastów [Genealogie der ersten Piasten].Warszawa / Wrocław 1992, 162f.; vgl. aber auch die vorsichtig formulierte Hypothese, dass Bo-lesław III. möglicherweise in Kleinpolen (Krakau?) beigesetzt worden ist bei Antoni Gąsiorowski,Najstarsze polskie pochówki w świetle źródeł pisanych [Die ältesten Grabstätten polnischer Mo-narchen im Lichte der schriftlichen Quellen], in: Rocz. Hist. 55–56, 1989/1990, 92f.

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Herzog Bolesławs für die Kirchen in Krakau und in Płock nicht eindeutig zu beurteilen;das Phänomen selbst lässt sich aus den Quellen nicht vollständig erfassen. Die vorge-brachten Überlegungen können daher nur als Hypothesen angesehen werden, die davonausgehen, dass schließlich jemand die Schirmherrschaft über so große Bauinvestitionenübernommen haben muss und dass dies in der damaligen piastischen Monarchie nur derHerrscher selbst gewesen sein kann.

Bolesławs III. Bemühungen um eine Stärkung der polnischen Kirche und der mit ihrverbundenen Institutionen erschöpften sich nicht in der Förderung des Ägidius-Kultesund der Baubestrebungen der Bischöfe von Krakau und Płock. Die Quellen bietenverschiedene Hinweise auf weitere Schenkungs- und Stiftungsaktivitäten dieses Her-zogs. So berichtet etwa der Liber de constructione monasterii Zwivildensis des Mön-ches Berthold: Bolezlaus dux Boloniae cappam nigram albos boves habentem intextosmisit; in auro, argento, palliis et maxime in multiplicibus et diversis pretiosi vellerisrebus plus quam septuaginta marcas huic monasterio contulit.28 Im Weiteren zählteBerthold präzise alle Vergaben und Wohltaten auf, die Bolesławs Gattin Salomea vonBerg dem Kloster in Zwiefalten hatte zukommen lassen.29 Der Herzog bzw. das Herr-scherpaar waren also auch außerhalb der Landesgrenzen mit Schenkungen aktiv. Dabeihandelte es sich nicht um Stiftungen, denen eine bestimmte, an einen Heiligen gerich-tete Bitte zugrunde lag (wie zuvor im Fall von Saint-Gilles und der Geburt Bolesławs)oder die mit einer Bußfahrt verbunden waren (wie im Falle der Wallfahrt Bolesławs zumGrab des hl. Stephan sowie zum Kloster des hl. Ägidius nach Somogyvár). Der polnischeHerrscher tätigte seine Vergaben vielmehr als Gatte Salomeas, der Tochter des GrafenHeinrich II. von Berg, zugunsten der Familienstiftung der Grafen von Berg.30 Die Verga-be beweglicher Güter an das im fernen Schwaben gelegene Kloster stellte im Rahmen derAktivitäten Bolesławs zugunsten kirchlicher Institutionen zweifellos eine Ausnahme dar.Andere Quelleninformationen verweisen darauf, dass sich seine Schenkungen sonstimmer auf sein eigenes Herrschaftsgebiet konzentrierten, vielleicht mit Ausnahme desbenachbarten, schrittweise seiner Herrschaft unterworfenen Pommern.

Bolesławs III. Aufmerksamkeit weckten auch die großen benediktinischen Stiftungenseiner Vorgänger: Tyniec, Lubiń und Mogilno, aber auch Trzemeszno, dessen Anfängeunklar sind. Seine Beteiligung an der weiteren Entwicklung der Tyniecer Stiftung fandihren Ausdruck in dem bekannten Tyniecer Falsifikat. Bolesław hat als Herzog zwei-fellos dazu beigetragen, die Klostergüter registrieren und ordnen zu lassen. Höchst-

28 Bertholdi Liber de constructione monasterii Zwivildensis. Ed. August Bielowski, in: MPH, Bd. 2.Lwów 1872, 5–7, hier 6.

29 Bertholdi Liber. Ed. Bielowski (wie Anm. 28), 6f.30 Zur Ehe Salomeas mit Bolesław Schiefmund Jasiński, Rodowód (wie Anm. 27), 190f.; Antoni Gąsi-

orowski, Salomea, in: Gerard Labuda / Zdzisław Stieber (Hrgs.), Słownik Starożytności Słowiańskich.Encyklopedyczny zarys kultury Słowian od czasów najdawniejszych, Bd. 5. Wrocław u. a. 1975, 25;Maleczyński, Bolesław III Krzywousty (wie Anm. 3), 115; Jerzy Kozłowski, Salomea, in: Henryk Mar-kiewicz (Hrsg.), Polski Słownik Biograficzny, Bd. 34. Kraków / Wrocław 1993, 364f.

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wahrscheinlich war er es auch, der den päpstlichen Legaten Ägidius bat, die entspre-chenden Feststellungen auch durch die Autorität des Heiligen Stuhls bestätigen zulassen (sicher im Jahre 1124). Darauf deutet die Eingangsformel des Falsifikats hin, inder es heißt (…) ego Egidius Thusculanus episcopus, sancte Romane Ecclesie et dominiCalyxti pape per […] Poloniam legatus, sancte Thiniciensi ecclesie, consencientegloriosissimo Polonorum duce Boleslauo et filio (eius) Wladislauo et episcopo Cra-couiense Radosto (…). Das Tyniecer Falsifikat erwähnt Bolesław noch einmal direkt imZusammenhang mit Vergaben zugunsten der dortigen Benediktiner: Harum villarumdecimas et omnium, que religiosis viris collate sunt, rogatu ducis Bolezlai Radostusepiscopus eidem ecclesie contulit.31 Diese Erwähnungen bilden die einzigen unmittelba-ren Belege für die Beteiligung des Herzogs an der Erweiterung der Tyniecer Ausstat-tung. Marek Derwich sieht in dieser Aktion des Herzogs und seiner nächsten Umge-bung eine wesentliche Stärkung der Klosterökonomie und ein wichtiges Element deslangfristigen Emanzipationsprozesses der Abtei auf dem Wege zu ihrer vollen Selb-ständigkeit bzw. Befreiung aus der herzoglichen Herrschaft.32 Gerard Labuda hatüberdies darauf verwiesen, dass die Beteiligung Bolesławs zwei weitere Effekte hatte:die Auszahlung von 12 Pfund Silber aus der herzoglichen Schatzkammer sowie viel-leicht die jährliche Vergabe von drei Fohlen aus den Gestüten des Herrschers.33

Damit reichte die direkte Schenkung Bolesławs III. nicht an die Großzügigkeit seinerVorgänger heran, war aber dennoch wohl von nicht geringerer Bedeutung. Die margi-nale Rolle eventueller Vergaben in Silber und Fohlen sowie das Problem der Vergabeeiner Immunität (in welcher Form auch immer) kann dabei unberücksichtigt bleiben.Entscheidend ist die Bestätigung des gesamten Klosterbesitzes sowohl durch denHeiligen Stuhl als auch den polnischen Herzog, seinen Nachfolger (den späterenWładysław II.) sowie den Krakauer Bischof Radost, einen der wichtigsten Hierarchender polnischen Kirche. Anscheinend war die gut durchdachte Aktion des polnischenHerrschers für die Benediktiner in Tyniec, die um 1124 erfolgte, von ähnlicher Be-deutung wie die Stiftungen Bolesławs des Kühnen und der salischen Judith. Sichereröffnete sie den Weg zur Emanzipation des Klosters vom Einfluss der Dynastie (derStifter). Der Abschluss dieses Prozesses fiel erst in eine spätere Zeit, deren Eckdatendurch eine Bulle Gregors IX. vom 26. Mai 1229 für die Benediktiner und die Bestäti-

31 Album Palaeographicum. Ed. Stanisław Krzyżanowski. Tabularum I–XXXI textus. 4. AuflageKraków 1960, Nr. 18; in fast identischem Wortlaut ist dieses Fragment in dem 1275 von Bolesławdem Schamhaften ausgestellten originalen Transsumpt des Falsifikats enthalten; ebd. Nr. 19.

32 Marek Derwich, Monastycyzm benedyktyński w średniowiecznej Europie i Polsce. Wybraneproblemy [Der benediktinische Monastizismus im mittelalterlichen Europa und Polen. Ausge-wählte Probleme]. Wrocław 1998, 187.

33 Gerard Labuda, Szkice historyczne XI wieku. Początki klasztoru benedyktynów w Tyńcu[Historische Skizzen des 11. Jahrhunderts. Die Anfänge des Benediktiner-Klosters in Tyniec], in:StŹrodł 35, 1994, 23–64, hier 46.

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Herzogliche und adlige Stiftungen im 12. Jahrhundert 211

gung der Urkunde des Legaten Ägidius durch Bolesław den Schamhaften im Jahr1275 markiert werden.34

Das Lubińer Verbrüderungsbuch lenkt unsere Aufmerksamkeit auf die VerbindungenHerzog Bolesławs III. Schiefmund zum dortigen Benediktinerkloster zur AllerheiligstenJungfrau Maria. Die darüber informierende Notiz enthält eine Reihe von Namen derWohltäter dieser Abtei, die im Original rot unterstrichen sind. Dazu gehören: HerzogBolesław und seine Gattin, Herzog Władysław mit Gattin, Skarbimir, Jaszczołt, Skar-bimir, Predwój, Henryk, Szczedryk, Michał, Pakosław, Wojsław mit Gattin, Dzięgień,Jakub und Odolan.35 Die Chronologie der Notiz und die Identifizierung der in ihrerwähnten Herzogspaare sind umstritten, doch könnten sie unter Umständen auf eineBeteiligung Bolesławs an der Stiftung von Lubiń verweisen.36 Soweit bislang erkenn-bar, scheint es im 12. Jahrhundert zur Wiederherstellung der aus irgendwelchen Grün-den verarmten Lubińer Abtei gekommen zu sein. Die zitierte Notiz muss auf die zweitePhase der Stiftung von Lubiń bezogen werden.37 Tatsächlich wurde das heruntergekom-mene Kloster unter der Herrschaft Bolesław Schiefmunds von Vertretern der FamilieAwdaniec mit Unterstützung des Monarchen erneuert, wobei man die Hilfe von Mön-chen aus Polen und vielleicht auch von Benediktinern in Anspruch nahm, die von derMaas kamen (St. Jakobus in Lüttich).38 Die Erneuerung der Abtei in Lubiń wird zumeist

34 Kodeks dyplomatyczny klasztoru tynieckiego [Urkundenbuch des Klosters Tyniec], Bd. 1. Ed.Wojciech Kętrzyński / Stanisław Smolka. Lwów 1875, Nr. 11a; Album Paleographicum. Ed.Krzyżanowski (wie Anm. 31), Nr. 19.

35 Księga bracka Opactwa Panny Marii w Lubiniu [Das Verbrüderungsbuch der Abtei der JungfrauMaria in Lubiń]. Ed. Zbigniew Perzanowski, in: MPH NS, Bd. 9/2. Warszawa 1976, 1–14, hier 4f.Richtig identifiziert und vorgestellt hat die in dieser Notiz erwähnten Personen Janusz Bieniak,Polska elita polityczna XII wieku. Część II: Wróżda i zgoda [Die polnische politische Elite des12. Jahrhunderts. Teil 2: Fehde und Eintracht], in: Społeczeństwo Polski średniowiecznej 3, 1985,13–74, bes. 57–74.

36 Vgl. Bieniak, Polska elita polityczna, Teil 2 (wie Anm. 35), 57f.; Marek Derwich, Fundacjalubińska na tle rozwoju monastycyzmu benedyktyńskiego w Polsce (XI–XII wiek) [Die LubińerStiftung vor dem Hintergrund der Entwicklung des benediktinischen Monastizismus in Polen(11.–12. Jahrhundert)], in: Zofia Kurnatowska (Hrsg.), Opactwo Benedyktynów w Lubiniu. Pier-wsze wieki istnienia. Poznań 1996, 12–23, hier 16f.; Marek Cetwiński, Jeszcze o fundacji opact-wa benedyktynów w Lubiniu [Noch einmal zur Stiftung der Benediktinerabtei in Lubiń], in:Śląski Kwart. Hist. Sobótka 36, 1981, 455–463.

37 Dagegen war die ältere Forschung geneigt, sie auf das 11. Jahrhundert zu verlegen; vgl.Władysław Semkowicz, Ród Awdańców w wiekach średnich [Das Adelsgeschlecht der Awdańcenim Mittelalter]. Teil 1, in: Roczniki Towarzystwa Przyjaciół Nauk Poznańskiego 44, 1917, 155–292, hier 158–161; Zbigniew Perzanowski, Opactwo benedyktyńskie w Lubiniu. Studia nad fun-dacją i rozwojem uposażenia w średniowieczu [Die Benediktinerabtei in Lubiń. Studien zur Stif-tung und zur Entwicklung ihrer Ausstattung im Mittelalter]. Wrocław 1978, Kapitel 3 und 4.

38 Zur Herkunft des Konvents Derwich, Monastycyzm benedyktyński (wie Anm. 32), 193; Ders.,Fundacja lubińska (wie Anm. 36), 18.

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auf die Zeit um 112439 oder auch auf die letzten Jahre der Herrschaft Bolesławs III.Schiefmund datiert.40 Schwierigkeiten bereitet jedoch die ausdrückliche Definition derRolle, die der Monarch in der zweiten Phase der Lubińer Stiftung gespielt hat. Leiderverfügen wir über keine Urkunde, die auf den Umfang der Schenkungen des Herzogszugunsten der Benediktiner verweisen würde. Sollte die Hypothese von Janusz Bieniakzutreffen, dass der Wiederaufbau von Lubiń mit der Aktion Bolesław Schiefmunds unddes Bischofs Radost für das Kloster Tyniec im Jahr 1123/24 zusammenfiel,41 dannmüssten die Anfänge der erneuerten Lubińer Stiftung auf diese Zeit datiert werden.Archäologische und architektonische Untersuchungen belegen lediglich, dass im drittenoder vierten Jahrzehnt des 12. Jahrhunderts eine Konventualkirche errichtet wurde.42

Die Tatsache der Weihe dieser Kirche notierten die Lubińer Annalen zum Jahr 1145:MCXLV Dedicatum est altare in Lubin sancte Marie a Conrado episcopo.43 Dies löstaber nicht das Problem der Rolle Bolesławs III. in der neuen Stiftungsphase von Lubińund erst recht nicht die Frage der Entstehungszeit dieser Konventualkirche. Ganzallgemein können wir feststellen, dass die Awdańcen und Herzog Bolesław, sicher nachBeendigung der Kämpfe mit den Pomoranen, das Benediktinerkloster in Lubiń in einergemeinsamen Anstrengung wieder aufgebaut haben. Hinter dieser Aktion muss einegewisse ökonomische Stärkung dieser Niederlassung gestanden haben, aber es fälltschwer zu sagen welche.44

39 So Bieniak, Polska elita polityczna, Teil 2 (wie Anm. 35), 57f.; vgl. auch Henryk Łowmiański,Początki Polski. Z dziejów Słowian w I tysiącleciu, Tom 6: Polityczne i społeczne procesy ksz-tałtowania się narodu do początku wieku XIV [Die Anfänge Polens. Aus der Geschichte der Sla-wen im 1. Jahrtausend. Bd. 6: Politische und gesellschaftliche Prozesse der Nationsbildung biszum Anfang des 14. Jahrhunderts]. Warszawa 1985.

40 Diese Hypothese wurde aufgestellt von Cetwiński, Jeszcze o fundacji (wie Anm. 36), 458, undaufgegriffen von Derwich, Monastycyzm benedyktyński (wie Anm. 32), 193; Ders., Fundacjalubińska (wie Anm. 36), 16f.

41 Bieniak, Polska elita polityczna, Teil 2 (wie Anm. 35), 57f.; 69.42 Vgl. Magdalena Żurek, Kościół konwentualny Panny Marii w Lubiniu. Rekonstrukcja kolejnych

faz budowy i rozbudowy w XI–XIII wieku. [Die Konventualkirche zur Jungfrau Maria in Lubiń.Rekonstruktion der einzelnen Bau- und Ausbauphasen im 11.–13. Jahrhundert], in: Kurnatowska,Opactwo Benedyktynów w Lubiniu (wie Anm. 35), 35–57, hier 37–42; Zofia Hilczer-Kur-natowska, Lubiń, in: Władysław Kowalenko (Hrsg.), Słownik Starożytności Słowiańskich.Encyklopedyczny zarys kultury Słowian od czasów najdawniejszych do schyłku wieku XII, Bd.8. Wrocław 1996, 402–406.

43 Rocznik lubiński [Lubińer Annnalen]. Ed. Brygida Kürbis / Jerzy Luciński, in: MPH NS, Bd. 6.Warszawa 1962, 113–122, hier 113.

44 Die Ausstattung des Klosters analysiert Łowmiański, Początki Polski, Bd. 6/1 (wie Anm. 39),333ff., ohne deren Bestandteile aus der Zeit Bolesław Schiefmunds aufzuzeigen; vgl. auchPerzanowski, Opactwo benedyktyńskie (wie Anm. 37), 57ff.; Zofia Kurnatowska, Uposażenieklasztorów benedyktyńskich w Polsce na przykładzie Lubinia. Studium archeologiczno-histo-ryczne [Die Ausstattung der Benediktinerklöster in Polen am Beispiel Lubińs. Eine archäolo-gisch-historische Studie], in: Dies., (Hrsg.), Opactwo Benedyktynów w Lubiniu (wie Anm. 35),

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Herzogliche und adlige Stiftungen im 12. Jahrhundert 213

Eine andere benediktinische Stiftung, deren Anfänge, wie es scheint, mit BolesławSchiefmunds Onkel, Bolesław II., dem Kühnen, verbunden waren, war die Abtei inMogilno. Lassen sich irgendwelche Verbindungen Herzog Bolesławs III. zu den dorti-gen Mönchen aufspüren? In der bekannten Urkunde der Herzogin Salomea, die ge-wöhnlich in die Jahre 1138 bis 1144 datiert wird45 und in der sie den Benediktinern vonMogilno das Dorf Radziejów vermachte, finden wir folgende Notiz: (…) in pauperecultu lugubri michi astans per somnium, se digni obsequii nichil sancto Iohanni inMuglyn egisse conquerebatur, adiiciens sibi profuturum, si hoc a me in proximo com-pleretur (…).46 Der Gatte der Herzogin, der ihr im Traum erschien, sagte also selbst, erhabe für das Kloster in Mogilno nicht allzu viel oder auch nichts Bedeutendes getan.47

Eine aufmerksame Analyse des auf 1065 datierten Falsifikats von Mogilno erlaubthinsichtlich einer Beteiligung Bolesławs III. an der Ausstattung Mogilnos keine allzuweitreichenden Schlussfolgerungen. Auf seine Vergabe kann die recht allgemein for-mulierte Immunität mit fiskalischem Charakter zurückgehen,48 aber auch das ist nicht

27–34 sowie Krystyna Górska-Gołaska, Lubiń, in: Jerzy Wiśniewski (Hrsg.), Słownik histo-ryczno-geograficzny ziem polskich w średniowieczu. Bd. 8: Wielkopolska. WojewództwoPoznańskie. Zeszyt 4: Kuczyna – Lwówek. Wrocław / Poznań 1992, 630–633.

45 Zu Salomeas Urkunde Zofia Kozłowska-Budkowa, Repertorjum polskich dokumentów dobypiastowskiej. Zeszyt 1: Do końca XII wieku [Repertorium der polnischen Urkunden der Piasten-zeit. Heft 1: Bis zum Ende des 12. Jahrhunderts]. Kraków 1937, Nr. 38; Brygida Kürbis,Najstarsze dokumenty opactwa benedyktynów w Mogilnie [Die ältesten Urkunden der Benedikti-ner-Abtei in Mogilno], in: StŹrodł 13, 1968, 27–61, hier 50–52; vgl. die ausführliche Abhandlungvon Józef Płocha, Najdawniejsze dzieje opactwa benedyktynów w Mogilnie [Die älteste Ge-schichte der Benediktiner-Abtei in Mogilno]. Wrocław 1969, bes. 125–142.

46 Kodeks Dyplomatyczny Wielkopolski [Großpolnisches Urkundenbuch], Bd. 1. Ed. IgnacyZakrzewski. Poznań 1877, Nr. 9.

47 Auf die Tatsache, dass Salomea in der Urkunde von Radziejów schrieb, Bolesław Schiefmundhabe für die Benediktiner von Mogilno „nichts Bedeutendes“ getan, verwies bereits AntoniMałecki, W kwestii fałszerstwa dokumentów [Zur Frage der Urkundenfälschung], in: Kwart. Hist.18, 1904, 1–17; 411–480, hier 450. Dies unterstrich auch Płocha, Najdawniejsze dzieje (wieAnm. 45), 128ff., der hinzufügte, die Formulierung dignii obsequii nihil bedeute lediglich, dassBolesław zugunsten von Mogilno keine „gesonderte Anniversarstiftung“ getätigt hatte und dassseine Gattin daher bemüht war, diese „Benachteiligung“ des Klosters wiedergutzumachen. Vgl.auch Marek Derwich, Benedyktyński klasztor Św. Krzyża na Łysej Górze w średniowieczu [DasBenediktinerkloster Heiligkreuz auf der Łysa Góra im Mittelalter]. Warszawa / Wrocław 1992,288 sowie Ders., Monastycyzm benedyktyński (wie Anm. 32), 188.

48 Die im Falsifikat enthaltene Formel lautet folgendermaßen: Item homicidia tam inter duosascripticios quam inter duos liberos, vel ex una parte liberi ex altia ascripticii villarum supra-dicte domus, per totum eidem ecclesie cedant; Kodeks Dyplomatyczny Wielkopolski, Bd. 1. Ed.Zakrzewski. (wie Anm. 46), Nr. 3. Józef Matuszewski, Immunitet ekonomiczny w dobrachKościoła w Polsce do 1381 r. [Die wirtschaftliche Immunität auf den Kirchengütern in Polen bis1381]. Poznań 1936, 387 bezog gewisse Immunitätsbefreiungen für ein Kloster in Großpolen aufein anderes bekanntes Falsifikat mit dem Datum 1103, dass auf den Namen Mieszkos des Altengefälscht wurde (Kodeks Dyplomatyczny Wielkopolski, ebd., Nr. 33). Früher waren einige Histo-

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sicher, denn diese Schenkung kann auch sein Sohn Bolesław IV. Kraushaar getätigthaben.Obwohl eindeutige Quellenzeugnisse fehlen, wird Bolesław Schiefmund dennoch

zumeist mit den Benediktinern von Mogilno in Verbindung gebracht. Ungeachtet allerSpekulationen, dass Adalbert-Wojciech, der herzogliche Kaplan und Mitarbeiter Ottosvon Bamberg, aus dem Kloster Mogilno stammte,49 dürfte die Verbindung des herzogli-chen Hofes mit der sogenannten Hirsauer Reform der Abtei in Mogilno als zutreffendbezeichnet werden. Józef Płocha datierte ihre Einführung auf die letzten Herrschafts-jahre Bolesław Schiefmunds und brachte sie mit Bamberger und Mallersdorfer Kreisenin Verbindung.50 Dagegen datiert Marek Derwich die Einführung des Hirsauer Brau-ches in Mogilno auf die Jahre nach 1112 und vor 1124, wobei sich das erste Datum aufdie Reform der Abtei St. Michael in Bamberg, das zweite auf die Beendigung desPomoranen-Problems bzw. den Beginn der Christianisierung Pommerns bezieht.51

Dagegen mag die Gründung eines weiteren Benediktinerklosters durch eine AktionBolesławs III. initiiert worden sein, durch die die überwiegend aus Burgeinkünftenbestehende Ausstattung des Bistums Płock in eine Ausstatung mit Land umgewandelt

riker der Ansicht, die Benediktiner von Mogilno hätten ihre Exemption noch im 12. Jahrhunderterlangt, obwohl auch sie diese aus dem Falsifikat von 1103 kannten, z. B. Józef Widajewicz,Powołówe-poradlne. Danina ludności wiejskiej w dobie piastowskiej [Die Hornvieh- und Pflug-steuer. Abgaben der Dorfbevölkerung in der Piastenzeit]. Lwów 1913, 14; 16; 63. Ausführlicherzu dieser Urkunde auch Matuszewski, ebd., 385f., Anm. 5, der die Echtheit der in diesem Fabrikatenthaltenen Immunitätsformel bestreitet.

49 Vgl. Derwich, Monastycyzm benedyktyński (wie Anm. 32), 187 und ausführlicher Jerzy Str-zelczyk, Bamberg a Polska w średniowieczu [Bamberg und Polen im Mittelalter], in: Rocz. Hist.62, 1996, 73–88, hier 80f.; Władysław Dziewulski, Biskup pomorski Wojciech [Der pommerscheBischof Adalbert], in: Zap. Hist. 23, 1957, 7–42, hier 13.

50 Płocha, Najdawniejsze dzieje (wie Anm. 45), 23ff. Vgl. Szymon Wieczorek, Die SchenkungenBolesławs III. und Salomeas von Berg an die Benediktinerabtei Zwiefalten in den 1130–40er Jah-ren, in diesem Band, 130–170, hier 157f.

51 Derwich, Monastycyzm benedyktyński (wie Anm. 32), 187f. Derwichs Argumente sind nichtrestlos überzeugend, lassen sich die fraglichen Ereignisse mit Hilfe der Urkunde von Radziejówdoch nicht datieren. Die Gleichsetzung des Mogilnoer Abtes Mengoza mit einem MallersdorferMönch gleichen Namens muss, wie Strzelczyk, Bamberg (wie Anm. 49), 83 betont, keineswegsüber den Zeitpunkt der Hirsauer Reform in den Mogilnoer Benediktinerkreisen entscheiden. So-wohl der Vorschlag Płochas als auch jener von Derwich haben ihre Schwachstellen. Doch viel-leicht muss die Einführung des Hirsauer ‚Brauches‘ in Mogilno mit dem Abschluss der EroberungPommerns durch Bolesław Schiefmund und der Legation des Kardinals Ägidius nach Polen sowiemit dem Prozess der Schaffung neuer Bistümer in Verbindung gebracht werden. Darauf würde diebreit angelegte kirchliche Aktion des Herzogs verweisen, der als Schirmherr der ChristianisierungPommerns fungierte und die Organisation der heimischen Kirche ausbaute und bei dieser Gele-genheit auch die alten polnischen Benediktinerklöster stärkte und reformierte. All dies könnte aufdie Zeit um 1123/1124 sowie die darauffolgenen Jahre verweisen.

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Benediktinerabtei Moglino, Kirche des Evangelisten Johannes, Ende 11. Jh.

wurde.52 Doch da hierzu zweifelsfreie Quellen fehlen, lassen sich die Anfänge dieserPłocker Abtei nur schwer fassen. Das Mogilnoer Falsifikat von 1065 spricht von derVergabe der St. Laurentius-Kirche in Płock an die Abtei von Mogilno.53 Gallus Anony-mus betont den Kult dieses Heiligen mit folgenden Worten: In hiis ergo collaudemusDeum et Laurencium, / Die cuius sacrosancto factum est hoc prelium, / Inde sibit fiatibi dignum edificium.54 Im weiteren Verlauf seiner Chronik unterstrich Gallus nochmehrfach die Bedeutung des hl. Laurentius55 für die Kämpfe mit den Pomoranen.

Doch wer die Laurentiuskirche den Benediktinern von Mogilno wann geschenkt hat,bleibt eine ungelöste Frage. Kazimierz Pacuski hat diese Vergabe in die Zeit Bo-

52 Gerard Labuda, Początki klasztoru w świetle źródeł pisanych [Die Anfänge des Klosters im Lichtder schriftlichen Quellen], in: Materiały sprawozdawcze z badań zespołu pobenedyktyńskiego wMogilnie 1, 1978, 21–59, hier 35.

53 Kodeks Dyplomatyczny Wielkopolski, Bd. 1. Ed. Zakrzewski. (wie Anm. 46), Nr. 3. Zu dieserKirche Włodzimierz Szafrański, Płock we wczesnym średniowieczu [Płock im frühen Mittelalter].Wrocław 1983, 126f.; vgl. Kürbis, Najstarsze dokumenty (wie Anm. 45), 36–39.

54 Galli Anonymi cronicae et gesta. Ed. Maleczyński (wie Anm. 1), 125; der Herausgeber beziehtdieses Fragment auf die St. Laurentius-Kirche in Nakel; doch sowohl im Kontext der Überliefe-rung des Gallus selbst als auch jener des Magister Vincentius (wie Anm. 25), 100 scheint diesnicht richtig zu sein.

55 Galli Anonymi cronicae et gesta. Ed. Maleczyński (wie Anm. 1), 126–129.

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lesławs II. verlegt,56 während Gerard Labuda sie erst auf die Zeit Bolesław Schief-munds bezieht.57 Tatsächlich muss die Stiftung dieser Kirche, wie es scheint, eher mitder Tätigkeit Władysław Hermans in Verbindung gebracht werden. Doch können mitder Kirche kaum die Anfänge der regulären Benediktinerabtei St. Adalbert in Verbin-dung gebracht werden, allenfalls die Anfänge der Präpositur des Klosters von Mogil-no.58 Pacuski sieht die Anfänge des Płocker Klosters in der Wende des11. / 12. Jahrhunderts und als seine Stifter Władysław Herman oder dessen ältestenSohn Zbigniew.59 Zudem nimmt er einen Zusammenhang zwischen der neuen Benedik-tinergemeinschaft und der St. Benedikt-Kirche (-Kapelle) in Radziwie60 (einst ein Dorfbei Płock, heute ein Stadtteil) an. Dagegen hat Marek Derwich die Płocker Abtei un-längst mit dem bekannten Płocker Bischof Werner (gest. am 5. Februar 1170) in Ver-bindung gebracht.61 Ohne näher auf den Streit über den Ort der Ansiedlung der PłockerBenediktiner einzugehen, kann festgehalten werden, dass Bolesław Schiefmund wohlkaum mit der um die Mitte des 12. Jahrhunderts entstandenen Abtei St. Adalbert ver-bunden war. Zuvor waren die Benediktiner in Gestalt der Präpositur des MogilnoerKlosters in Płock und sicher auch als Bestandteil des Presbyteriums der ersten PłockerBischöfe präsent. Daher scheint Stanisław Trawkowskis Frage berechtigt, inwieweit dieneue Płocker Niederlassung von Grund auf neu entstanden ist oder ob sie nicht ehereine Fortsetzung (Verselbständigung) des älteren Benediktinerklosters darstellte.62

Diese Frage können wir nicht eindeutig beantworten, aber falls Bolesław Schiefmundauf irgendeine Weise mit den Płocker Benediktinern verbunden war, dann gewiss mitdenen aus dem Umfeld von Mogilno. Ob er etwas für sie getan hat, und wenn ja, was,

56 Kasimierz Pacuski, Początki benedyktyńskiego opactwa św. Wojciecha na grodzie płockim [DieAnfänge der Benediktinerabtei St. Adalbert in der Płocker Burgsiedlung], in: SpołeczeństwoPolski średniowiecznej 5, 1992, 135–152, hier 138f.

57 Labuda, Szkice (wie Anm. 33), 35.58 Derwich, Monastycyzm benedyktyński (wie Anm. 32), 195.59 Pacuski, Początki (wie Anm. 56), 135–138.60 Pacuski, Początki (wie Anm. 56), 139–152.61 Derwich, Monastycyzm benedyktyński (wie Anm. 32), 195f.; damit griff er ältere Forschungen auf

von Czesław Deptuła, Krąg kościelny płocki w połowie XII wieku [Das kirchliche Umfeld in Płockum die Mitte des 12. Jahrhunderts], in: Rocz. Hum. 8, 1959, 109–113; Ders., Kościół płocki (wieAnm. 16), 78f.; Ders., Płock kościelny u progu reform XIII w. Biskup Lupus i jego czasy [Daskirchliche Płock an der Schwelle der Reformen des 13. Jahrhunderts. Bischof Lupus und seine Zeit],in: Rocz. Hum. 21, 1973, 43–90, hier 79–82; vgl. auch Kürbis, Najstarsze dokumenty (wieAnm. 45), 37–39; eine frühe Genese der Abtei St. Adalbert gestützt auf die St. Laurentius-Kircheund der Mönche aus Trzemeszno oder Łęczyca befürwortet weiterhin Tadeusz Żebrowski, Kościół(X–XIII w.) [Die Kirche (10.–13. Jahrhundert], in: Aleksander Gieysztor / Henryk Samsonowicz(Hrsg.), Dzieje Mazowsza do 1526 roku. Praca zbiorowa. Warszawa 1994, 132–344, hier 155f.

62 Stanisław Trawkowski, Zur Sozialtopographie der Stadt Płock im XII. Jahrhundert, in: AleksanderGieysztor / Tadeusz Rosłanowski (Hrsg.), L’artisanat et la vie urbaine en Pologne médiévale,Warszawa 1962, 406–409, hier 406f.

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Herzogliche und adlige Stiftungen im 12. Jahrhundert 217

lässt sich aber infolge fehlender Quellen kaum noch feststellen.63 Angesichts derartdivergierender Standpunkte scheint die Forderung nach einer Revision der bisherigenForschungen berechtigt.64

Die Verbindungen Bolesław Schiefmunds mit den Benediktinern in den Abteien sei-nes Herrschaftsbereiches beschränkten sich nicht allein auf die Unterstützung, Stärkungund Reformierung älterer Stiftungen. So heißt es in der Chronica Poloniae Maiorisu. a.: Iste vero Boleslaus postmodum abbaciam in loco castri Calvimontis et eciam inSzeczechow per quem nobilem nomine Szeczechone aliquibus bonis cenobio Szeczecho-viensi adiunctis ordinis sancti Benedicti in honorem sancte Trinitatis et beate Virginisdevote fundavit.65 Brygida Kürbis stellte hierzu fest, dass Herzog Bolesław tatsächlichder Stifter der Abtei Łysiec bzw. auf der Łysa Góra gewesen sei.66 Auch Marek Der-wich erkannte Bolesław Schiefmund als Mitstifter dieses seines Erachtens in den Jahren1132 bis 1138 oder 1135/1136 bis 1138 gegründeten Benediktinerklosters an. Bei dieserStiftung sei der Herzog von Wojsław, dem ersten bekannten Vertreter des Adelsge-schlechts der Powała, unterstützt worden.67 Derwich stützte seine Schlussfolgerungenu. a. auf eine Notiz der Chronica Poloniae Maioris sowie eine wichtige, wenn auchspäte Quelle – eine nekrologische oder eher kommemorative Notiz aus einer Urkundedes Abtes Nikolaus Drozdek vom Jahr 1427. In ihr notierte der Abt: Pro animabusfidelium defunctorum et precipue incliti ducis Boleslai et comitis Woyslai fundatorumhuius loci (…).68 Der herzogliche Stifter schenkte den Benediktinern die Łysa Góraselbst mitsamt Liegenschaften, die Dörfer Słup (das heutige Stara Słupia) und Rataje

63 Das bereits erwähnte Mogilnoer Falsifikat verspricht wohl keine neuen Erkenntnisse in dieserFrage. In den Płocker Aufzeichnungen über Wunder aus dem Jahr 1148 wird ein Płocker monas-terium erwähnt, das wir jedoch nicht mit dem Kloster St. Adalbert in Verbindung bringen können;vgl. Zofia Kozłowska-Budkowa, Płockie zapiski o cudach z r. 1148 [Płocker Aufzeichnungen überWunder aus dem Jahre 1148], in: Kwart. Hist. 44, 1930, 341–348.

64 Einen Schritt in dieser Richtung bilden die Arbeiten von Andrzej Radzimiński, Duchowieństwokapituł katedralnych w Polsce XIV i XV wieku na tle porównawczym. Studium nad rekrutacją idrogami awansu [Der Klerus der Domkapitel in Polen im 14. und 15. Jahrhundert im Vergleich.Eine Studie über seine Rekrutierung und Aufstiegswege]. Toruń 1995 (ein umfangreiches Kapitelist den Anfängen der Domkapitel gewidmet, einschließlich der Rolle der frühen Benediktiner inihnen) sowie Ders., Związki klasztoru czerwińskiego i kanoników regularnych z instytucjamikościelnymi Płocka w średniowieczu [Die Verbindungen des Klosters Czerwińsk und der Regu-larkanoniker mit den kirchlichen Institutionen von Płock im Mittelalter], in: Rocz. Hum. 62,1996, 113–125, insbesondere zu den Beziehungen zwischen den Benediktinern und den bischöfli-chen Presbyterien und frühen Domkapiteln.

65 Chronica Poloniae Maioris. Ed. Kürbis (wie Anm. 4), 48 mit einer Randbemerkung Sędziwójs ausdem 15. Jahrhundert: Boleslaus abbaciam Caluimontis fundavit et monasterium in Syeczechow.

66 Ebd., 153, Anm. 252.67 Derwich, Benedyktyński klasztor (wie Anm. 47), 142–274, zur Datierung der Anfänge des

Klosters 268–274; Vgl. Ders., Monastycyzm benedyktyński (wie Anm. 32), 193f.68 Zbiór dokumentów małopolskich [Kleinpolnische Urkundensammlung], Bd. 2. Ed. Stanisław

Kuraś. Wrocław 1963, Nr. 390.

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(das heutige Milanowska Wółka) sowie Boleszyn, Ciepła, Głodno, Koniemłoty, einenTeil von Osiek, vielleicht einen Teil von Kraszków und sicherlich auch die St. Adalbert-Kirche bei Sandomir. Dazu kam noch unfreies herzogliches Volk, während die Vergabender Immunität und der Regalien erst von den Nachfolgern Bolesław Schiefmunds stamm-ten.69 Die zweite Nachricht der Chronica Poloniae Maioris, derzufolge Herzog Bo-lesław III. zusammen mit dem comes Sieciech [dem Jüngeren] das Benediktinerklosterin Sieciechów gegründet habe, findet in anderen Quellen keine Bestätigung. DieseVergabe wird denn auch in der Regel als eine Magnatenstiftung angesehen, wobei alsStifter zumeist Sieciech der Jüngere genannt wird.70 Offen bleibt die Frage, woher dergroßpolnische Chronist des ausgehenden 13. Jahrhunderts die Information über eineBeteiligung Bolesław Schiefmunds an der Stiftung des Klosters in Sieciechów hatte.Jan Długosz hat sie bezeichnender Weise nicht aufgegriffen. Somit kann wohl davonausgegangen werden, dass Bolesław Schiefmund kurz vor seinem Tode die Benedikti-nerabtei Łysiec gestiftet und ihr die Łysa Góra selbst sowie einige Dörfer und einigesunfreies Volk als Ausstattung vermacht hat. Eine Verbindung des Herzogs mit derStiftung der Topórs in ihrem Familiensitz in Sieciechów kann dagegen nicht belegtwerden.

Ein Überblick über die Stiftungen der Benediktiner in der Zeit Bolesław Schief-munds verweist auf eine direkte Beteiligung des Herzogs an der Stärkung der Benedik-tinerklöster in Tyniec, Lubiń und in beschränktem Maße auch in Mogilno. Unklar sinddie Verbindungen mit der im Entstehen begriffenen Benediktinergemeinschaft immasowischen Płock. Der Herzog erteilte seine Unterstützung also allen älteren benedik-tinischen Stiftungen, die aus der Zeit Kasimirs des Erneuerers und Bolesławs desKühnen stammten, und gründete darüber hinaus unter Beteiligung seines vertrautenMitarbeiters Wojsław eine neue – die Abtei auf der Łysa Góra. Diese Schlussfolgerun-gen widersprechen der seinerzeit von Karol Maleczyński geäußerten These, Bolesław

69 Ausführlicher zu diesem Thema Derwich, Benedyktyński klasztor (wie Anm. 47), 224ff., über dieAusstattung ebd., 318; über die Regalien und Immunitäten ebd., 411ff.; vgl. auch Ders., Materiałydo słownika historyczno-geograficznego dóbr i dochodów dziesięcinnych benedyktyńskiegoopactwa Św. Krzyża na Łysej Górze do 1819 roku [Materialien für ein historisch-geografischesWörterbuch der Güter und Zehnteneinkünfte der Benediktinerabtei Heiligkreuz auf der Łysa Górabis zum Jahre 1819]. Wrocław 2000.

70 Vgl. Eugeniusz Wiśniowski, Najstarszy dokument benedyktynów sieciechowskich (1252) [Dieälteste Urkunde der Benediktiner von Sieciechów (1252)], in: StŹrodł 4, 1959, 57–72, hier 57f.;Ders., Z dziejów opactwa benedyktyńskiego w Sieciechowie [Zur Geschichte der Benedikti-nerabtei in Sieciechów], in: Rocz. Hum. 7, 1960, 21–118, hier 23f.; Chronica Poloniae Maioris.Ed. Kürbis (wie Anm. 4), 153f., Anm. 253; vgl. Derwich, Monastycyzm benedyktyński (wieAnm. 32), 194f. Unlängst sprach sich Janusz Kurtyka für Sieciech den Älteren als den Stifter derAbtei in Sieciechów aus: Janusz Kurtyka, Sieciech palatyn [Sieciech der Pfalzgraf], in: HenrykMarkiewicz (Hrsg.), Polski Słownik Biograficzny, Bd. 36. Warszawa / Kraków 1996, 495–509;Ders., Sieciech cześnik Bolesława Krzywoustego [Sieciech, der Mundschenk Bolesław Schief-munds], in: ebd., 509–512.

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Herzogliche und adlige Stiftungen im 12. Jahrhundert 219

Schiefmund habe „den Benediktinern seine Gnade nicht entzogen, diese jedoch ver-mutlich auf bescheidene und von der Notwendigkeit geforderte Ausmaße beschränkt.Daher mussten die Benediktiner bei Vertretern der Rittergeschlechter um Schutz undUnterstützung nachsuchen.“71 Der Herzog war in Wirklichkeit nämlich ein Gönner derpolnischen Benediktiner, auch wenn er erst nach der Verwirklichung seiner grundle-genden politischen Ziele – der Eroberung Pommerns – mit ihnen in eine nähere Berüh-rung kam.

Bolesław Schiefmund war noch mit einer weiteren Ordensniederlassung verbunden –mit dem Kloster der Regularkanoniker in Trzemeszno. Im Lichte einer auf den 28. April1145 datierten gefälschten Trzemesznoer Urkunde kann vermutet werden, dass sich dortbereits zuvor eine Ordensgemeinschaft etabliert hatte – vielleicht eine benediktinische.Sollte dies zutreffen, dann ist davon auszugehen, dass Bolesław Schiefmund die dorti-gen Benediktiner gegen Regularkanoniker austauschte und das heruntergekommeneKloster erneuerte. Das Trzemesznoer Falsifikat schildert das so: nos Mesco gracia duxPolonie, patris nostrj Boleslauj illustris recordacionis, presertirim in eis, que ad hono-rem Dej et nostram salutem ac religionis augmentum facta esse cognoscimus, ymitato-res ydonei fieri ceupientes, monasterium Cheremensense regularium canonicorum abipso instauratum, in nostram curam oro ipsius ac nostra salute suscepimus protegen-dum atque meliorandum.72 Mieszko III. der Alte führte also das Werk seines Vaters, dasvon diesem gegründete oder erneuerte (instauratum) Kloster der Regularkanoniker inTrzemeszno, fort.73 Augenscheinlich waren die Regularkanoniker auf Initiative HerzogBolesławs nach Trzemeszno gekommen, der ihnen auch das Dorf Trzemeszno als Sitzund eine ansehnliche Ausstattung gegeben haben muss, die sich – aus Schenkungenanderer polnischer Herzöge stammend – bis dahin in den Händen einer unbekanntenkirchlichen Einrichtung befunden hatten.74 Nach dem Trzemesznoer Falsifikat schenkte

71 Maleczyński, Bolesław III Krzywousty (wie Anm. 3), 269–271.72 Zbiór dokumentów średniowiecznych do objaśniania prawa polskiego ziemskiego służących

[Sammlung mittelalterlicher Urkunden zur Erläuterung des polnischen Landrechts]. Ed. Francis-zek Piekosiński. Kraków 1897, Nr. 10.

73 Das lateinische instauratio, -inis bedeutet soviel wie Erneuerung, Wiederherstellung, aber auchWiederaufbau, Reparatur; Słownik łaciny średniowiecznej w Polsce / Lexikon mediae et infimaelatinitatis Polonorum, Bd. 5. Wrocław 1981, 750. Das Verb instauro, -avi, -atum ist jedoch mehr-deutiger, wobei zwei Bedeutungsgruppen im Vordergrund stehen: 1) um das polnische Verb ‚er-neuern‘, 2) um die polnischen Verben ‚stiften, bauen, gründen‘ (ebd., 750f.). Für die Autoren deshier zitierten Wörterbuches gehörte das Trzemesznoer instaurare zur zweiten Bedeutungsgruppe(ebd., 751). Aber unabhängig davon, wie wir diesen Terminus übersetzen, erwähnt das Falsifikatmit dem Datum 1145 Bestandteile der Ausstattung, die deutlich älter sind als solche aus der ZeitBolesław Schiefmunds.

74 Dies bezieht sich auf folgendes Fragment des Falsifikats von Trzemeszno: Cheremesno cumhominibus et omnibus suis utilitatibus […] Luben lacus totus cum villa Popelou; Uelatou lacustotum cum villa et tribus sortibus, videlicet Sedlicouo et Robacouo et Mislacouo, Camon lacustotus cum duabus uliis superiacetibus, Zbiór dokumentów (wie Anm. 72), Nr. 10. Vgl. die Inter-

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Bolesław Schiefmund den Regularkanonikern von Trzemeszno lediglich Inoulodzecclesia beati Egidij cum duabus uillis cum thabernis, cum theloneis per ipsum fluium,Predbor, in Sulugev, in ipso Inoulodz.75 Der Herzog übergab den Regularkanonikerndie St. Ägidius-Kirche in Inowłódz mithin mitsamt ihrer Ausstattung, was sicher einebeachtliche Ergänzung des Klosterbesitzes darstellte.

Das Kloster in Trzemeszno wurde zur Zeit Bolesław Schiefmunds und seiner unmit-telbaren Nachfolger von dem Präpositen Bernhard verwaltet, der in Quellen des12. Jahrhunderts und später bezeugt ist.76 Vielleicht war er der erste Klostervorsteher,der die Gruppe der Regularkanoniker dorthin geführt hatte und mit dem Bau der Kircheund anderer Gebäude begonnen hatte.77 Wann und unter welchen Umständen die Kano-niker zu Bernhard ins großpolnische Trzemeszno kamen, lässt sich nicht feststellen;vermutlich wohl erst nach der Eroberung Pommerns und im Zusammenhang mit demdanach einsetzenden Ausbau der polnischen kirchlichen Strukturen. Die Regu-

pretation dieser Urkunde bei Łowmiański, Początki Polski, Bd. 6/1 (wie Anm. 39), 324–329 sowievon Józef Dobosz, Dokument Mieszka III Starego dla kanoników regularnych w Trzemesznie (28Kwietnia 1145 roku) [Die Urkunde Mieszkos III. des Alten für die regulären Kanoniker in Trze-meszno (28. April 1145)], in: Zygmunt Boras (Hrsg.), Gniezno. Studia i materiały historyczne,Bd. 4. Gniezno 1995, 87–105, hier 97.

75 Zbiór dokumentów. Ed. Piekosiński. (wie Anm. 72), Nr. 19. Dem Text der Vergabe geht dieInformation voraus, wer sie getätigt hat: Donacio uero memorie patris nostri Boleslaui ducis.

76 Der Präposit Bernhard war zweifellos der Adressat der Protektionsbulle von 1147; KodeksDyplomatyczny Wielkopolski, Ed. Zakrzewski, Bd. 1 (wie Anm. 46), Nr. 15 sowie Zbiór doku-mentów. Ed. Piekosiński. (wie Anm. 72), Nr. 13. Erwähnt wird er auch in der Urkunde Humbaldsvon 1146, ebd., Nr. 12 sowie im Falsifikat vom 28. April 1145, ebd. Nr. 10. Vgl. auch die Ur-kunde der Salomea (die so genannte Urkunde von Radziejów). Die spätere Trzemesznoer Chroniksowie die so genannte Ältere Kompilation (aus dem 16. Jahrhundert) enthalten ein Verzeichnisder Trzemesznoer Präpositen, das bis in die Zeit Kasimirs des Erneuerers zurückreicht. Unter derHerrschaft dieses Herzogs war Gniewomir Präposit (gemäß der Chronik gest. 1063), dann folgtenJakub (gest. 1102) und Włodzimierz (gest. 1134), und fünfter Präposit war schließlich Bern-hard II. (gemäß der Chronik gest. am 30. September 1175); Compilatoris veteris Trzemeszensisfragmenta. Ed. Wojciech Kętrzyński, in: MPH, Bd. 5. Lwów 1888, 818–840, hier 824.

77 Über die ersten gemauerten Klostergebäude zuletzt Zygmunt Świechowski, Romańskie bazylikiWielkopolski północno-wschodniej w świetle najnowszych badań [Die romanischen Basiliken imnordöstlichen Großpolen im Lichte der neuesten Untersuchungen], in: Archaeol. hist. Pol. 2,1995, 75–132, hier 105–114. Die älteren Vorstellungen hinsichtlich der Datierung der Trzemes-znoer Relikte von Krystyna Józefowiczówna werden zu einem gewissen Grade unterstützt vonAleksander Holas, Dwie bazyliki romańskie w Trzemesznie [Die beiden romanischen Basiliken inTrzemeszno], in: Boras, Gniezno (wie Anm. 74), 107–128; vgl. auch Jadwiga Chudziakowa,Kościół opacki w Trzemesznie – próba rekonstrukcji faz rozwojowych [Die Abteikirche in Trze-meszno – Versuch einer Rekonstruktion der Entwicklungsphasen], in: Archaeologia historica Po-lona 2, 1995, 133–144 sowie Dies., Romański kościół Kanoników Regularnych w Trzemesznie[Die romanische Kirche der Regularkanoniker in Trzemeszno], in: Joanna Olanderek (Hrsg.), Arssine scientia nihil est. Księga ofiarowana Profesorowi Zygmuntowi Świechowskiemu. Warszawa1997, 55–60.

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larkanoniker haben demnach das verlassene Trzemeszno höchstwahrscheinlich in denJahren 1124 bis 1138 neu besiedelt. Eine rasche Erweiterung seiner Ausstattung ver-dankte die Gemeinschaft dann Bolesławs Nachfolgern – seiner Gattin Salomea, seinenjüngeren Söhnen sowie einer Gruppe von Großen. Der erworbene Besitz wurde demKloster schließlich in Urkunden des päpstlichen Legaten Humbald und Papst Eu-gens III. bestätigt.78

Das kirchliche Engagement Bolesław Schiefmunds blieb nicht auf die Unterstützungder Benediktiner und Regularkanoniker sowie die Förderung des Ägidius-Kultes be-schränkt. Er dürfte auch eine Reihe kleinerer, über sein gesamtes Herrschaftsgebietverstreuter kirchlicher Einrichtungen gestiftet haben. Einige von ihnen sind in schriftli-chen Quellen bezeugt, andere können nur indirekt, dank architekturhistorischer Unter-suchungen und Datierungen mit Bolesław III. in Zusammenhang gebracht werden.Gallus Anonymus nennt zwei Objekte, die vielleicht mit Bolesław Schiefmund inVerbindung gebracht werden können. Zum einen berichtet er von einer Kirche inSpicymierz: Igitur Martinus, archiepiscopus Gneznensis, senex fidelis, Spitimir inecclesia sua confessionem cum sacerdote missam auditurus faciebat.79 Es ist schwer zusagen, wer ihr Stifter war und wann sie errichtet wurde. Da Spicymierz ein Burgortälteren Ursprungs war, der sowohl im Mogilnoer Falsifikat80 als auch in der GnesenerBulle von 113681 erwähnt wird, kann als Stifter dieser sicher nur kleinen Kirche nureiner der drei piastischen Herzöge – Władysław Herman, Zbigniew oder Bolesław III. –in Frage kommen. Zbigniew regierte nur kurz und dürfte es wohl kaum geschafft haben,diese Stiftung zu realisieren, während Bolesław das fragliche Gebiet erst ab 1108beherrschte. Als Stifter der Kirche von Spicymierz dürfte daher mit hoher Wahrschein-lichkeit Władysław Herman anzusehen sein.

Anlässlich von Ausführungen über die Unvereinbarkeit von Kirchweihen und Hoch-zeiten erwähnt Gallus zwei weitere Kirchen, eine im Grenzgebiet und eine in Ruda imWieluner Land: Forte quidam nobilis in confinio terre ecclesiam construxit, ad cuiusconsecracionem Bolezlaum ducem, adhuc satis puerum cum suis iuvenibus invitatit.(…) Cuius rei manifestum indicium in consecracione Rudensis ecclesie Deus omnipo-tens revelavit, nam et homicidium ibi et unum de ministris ad insaniam redactam cons-

78 Zbiór dokumentów. Ed. Piekosiński (wie Anm. 72), Nr. 12: Urkunde Humbalds; Nr. 13: BulleEugens III.

79 Galli Anonymi cronicae et gesta. Ed. Maleczyński (wie Anm. 1), 113. Die mit dem Aufenthalt inSpicymierz verbundenen Ereignisse werden zumeist auf das Jahr 1108 bezogen, ebd., 112,Anm. 6 sowie Andrzej Wędzki, Spicymierz, in: Labuda / Stieber, Słownik Starożytności Sło-wiańskich, Bd. 5 (wie Anm. 30), 357f.; Stanisław Zajączkowski, Uwagi nad osadnictwemdawnych ziem łęczyckiej i sieradzkiej (do przełomu XI i XII wieku) [Bemerkungen zur Besiede-lung der früheren Länder Łęczyca und Sieradz], in: Rocznik Łódzki 12, 1964, 165–202, hier 176f.

80 Kodeks Dyplomatyczny Wielkopolski. Ed. Zakrzewski, Bd. 1 (wie Anm. 46), Nr. 3 – hierSbuczmir.

81 Ebd., Nr. 7.

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tat evenisse et ipsos etiam desponsatos infelici connubio, sicut notum est, convenisse,nec anniversarium desponsacionis implevisse. 82 Die nicht näher bestimmte Kirche inconfinio terre wurde sicher um 1106 geweiht.83 Höchstwahrscheinlich zur gleichen Zeiterfolgte auch die Weihe der Kirche in Ruda, die dem hl. Adalbert und der Allerheiligs-ten Jungfrau Maria gewidmet wurde.84 Als Stifter dieses Gotteshauses kann aufgrundihres Patroziniums und der Chronologie ihrer Entstehung Herzog Bolesław III. angese-hen werden, auch wenn die Initiative dazu wohl noch von seinem Vater ausgegangensein mag.

Schließlich bringt Gallus Anonymus noch eine weitere Kirche mit der HerrschaftBolesław Schiefmunds in Verbindung: Erat enim sancti Bartholomei apostoli diesfestus [24. August, hier 1109], quando cesar fluvium transiebat et tunc totus civitatispopulus divinum officium audiebat.85 Bei der genannten civitas handelte es sich umGlogau, so dass gefolgert werden kann, dass hier eine Kirche des Glogauer Suburbiumsgemeint war, vielleicht die später als Kollegiatstift bekannte Kirche der Jungfrau Ma-riae.86 Wer dieses Gotteshaus wann gestiftet hat und unter welchen Umständen es inden Rang eines Kollegiatstifts erhoben wurde, lässt sich nicht eindeutig sagen. Die bisins 15. Jahrhundert zurückreichende Tradition betrachtete den Breslauer Bischof Hay-

82 Galli Anonymi cronicae et gesta. Ed. Maleczyński (wie Anm. 1), 100; vgl. Paweł Sczaniecki,Sacramentum dedicationis. Obrzęd poświęcenia kościoła i jego znaczenie w dziedzinie religijnej,obyczajowej i kulturalnej na podstawie źródeł polskich z XII wieku [Sacramentum dedicationis.Der Ritus der Kirchweihe und seine Bedeutung auf religiösem, brauchtümlichem und kulturellemGebiet auf der Grundlage polnischer Quellen aus dem 12. Jahrhundert], in: Studia kościelnohisto-ryczne 3, 1979, 7–137.

83 So Karol Maleczyński in seinem editorischen Kommentar in Galli Anonymi cronicae et gesta. Ed.Maleczyński (wie Anm. 1), 100, Anm. 1.

84 Maleczyński, Bolesław III Krzywousty (wie Anm. 3), 261; zur Kirche Ryszard Rosin, Ziemiawieluńska w XII–XVI wieku. Studia z dziejów osadnictwa [Das Wieluner Land im 12.–16. Jahrhundert. Studien zur Siedlungsgeschichte]. Łódź 1961, 107–109; Andrzej Wędzki, Rudy,in: Labuda / Stieber, Słownik Starożytności Słowiańskich, Bd. 4 (wie Anm. 16), 562f.; AndrzejTomaszewski, Romańskie kościoły z emporami zachodnimi na obszarze Polski, Czech i Węgier[Romanische Kirchen mit Westemporen in Polen, Tschechien und Ungarn]. Wrocław 1974, 64–68, der Schiefmund als den Stifter und die Kirche selbst als ein einschiffiges Objekt mit Westem-pore ansieht (seiner Meinung nach haben wir es hier mit der ältesten Quellenerwähnung eines sol-chen Objekts in Polen zu tun); Świechowski, Architektura romańska (wie Anm. 2), 210f.

85 Galli Anonymi cronicae et gesta. Ed. Maleczyński (wie Anm. 1), 133.86 Vgl. Andrzej Wędzki, Głogów [Glogau], in: Władisław Kowalenko / Gerard Labuda / Tadeusz

Lehr-Spławiński (Hrsg.), Słownik Starożytności Słowiańskich, Bd. 8 (wie Anm. 42),154–156,hier 155; eine Zusammenstellung der älteren Literatur, die sich auf das Glogauer Kollegiatstiftbezieht und ihre Relikte auf die erste Hälfte des 13. Jahrhunderts datiert, findet sich in Walicki,Sztuka (wie Anm. 15), 687f. Vgl. auch Henryk Gerlic, Kapituła głogowska w dobie piastowskiej ijagiellońskiej (1120–1526) [Das Glogauer Kapitel in piastischer und jagiellonischer Zeit (1120–1526). Gliwice 1993, 14ff.

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mo und den Glogauer comes Wojsław als ihren Stifter.87 Jan Długosz dagegen meinte,dass Hic [d. h. Haymo, den er auch Imisław nennt] Glogoviae maioris Collegium primofundavit (…).88 Henryk Gerlic hat kürzlich versucht, den Stifter aufzuspüren und ihnvermeintlich in Wojsław II., einem „Magnaten aus dem masowischen Geschlecht derPowała“ gefunden.89 Begründeter erscheint allerdings der Standpunkt von MarekCetwiński90 und Marek Derwich,91 die auf den wichtigen Umstand verwiesen, dass wires in der Zeit Bolesławs III. nur mit einem Wojsław zu tun haben, dem Stammvater derPowała-Ogończyks, der um das Jahr 1140 starb.92 Wojsław, der im Auftrage HerzogBolesławs als Statthalter der Provinz Breslau fungierte (Cosmas zufolge um 1124),93

konnte auf herzoglichem Herrschaftsgebiet (in seiner Kastellaneiburg) anscheinendnicht selbständig eine kirchliche Institution gründen. Die erste Kirche entstand inGlogau infolge einer Stiftung des Herzogs und war vielleicht dem hl. Petrus geweiht;auf sie wird sich die lakonische Bemerkung des Gallus zum Jahr 1109 bezogen haben.Es ist schwer zu sagen, welcher Vertreter der Dynastie die Entscheidung zu ihrem Baugetroffen hat – Władysław Herman oder Bolesław Schiefmund. Während BolesławsHerrschaft, nach 1120, wurde das dortige Kanonikerkloster reformiert und dort sicher

87 In einer Randbemerkung von 1493 zu dem aus dem 14. Jahrhundert stammenden (so genanntenGlogauer) ‚Katalog der Breslauer Bischöfe‘ lesen wir, dass der Breslauer Bischof Hayman, Hay-mo oder Heymo fundavit collegium seu ecclesiam Glogoviae beatae virginis cum duce WoyslaoGlogoviensi; ähnliche Notizen finden wir in den auf das Jahr 1493 datierten Annales Glogovien-ses bis zum Jahr 1493 nebst urkundlichen Beilagen. Ed. Hermann Markgraf, in: Scriptores RerumSilesiacarum, Bd. 10. Breslau 1877, 3; 7 und 13; die erste Erwähnung ist mit der weiter oben zi-tierten identisch, die zweite lautet: A.d. 1120 dux Woyslaus cum episcopo Wratislawiensi dictoHeymo fundaverunt ecclesiam collegii Glogoviensem et dotaverunt eam, und die letzte vermitteltin einer etwas anderen Stilisierung dieselbe Information. Dagegen wird in der von Sigismund Ro-sicz (gest. 1471) verfassten Cronica et numerus Episcoporum Wratislaviensium (1051–1468). Ed.Wojciech Kętrzyński, in: MPH, Bd. 6. Lwów 1893, 572–584, hier 577 Bischof Haymo selbst alsStifter der Kirche genannt.

88 Jan Długosz, Catalogus episcoporum Wratislaviensium, in: Ders., Opera omnia, Bd. 1. Ed.Ignatius Polkowski / Żegota Pauli. Cracoviae 1887, 439–478, hier 453. Diese Information fehlt inIoannis Dlugossii Annales. Ed. Budkowa (wie Anm. 6), 292, wo die Person des Bischofs be-schrieben wird.

89 Gerlic, Kapituła głogowska (wie Anm. 86), 22.90 Marek Cetwiński, Rycerstwo śląskie do końca XIII wieku. Biogramy i rodowody [Die schlesische

Ritterschaft bis zum Ende des 13. Jahrhunderts. Biogramme und Stammbäume]. Wrocław 1982,20f.

91 Derwich, Benedyktyński klasztor (wie Anm. 47), 230–238; dort auch ein ausführliches Literatur-verzeichnis und eine Auflistung der Ansichten zur Identifizierung dieses Großen.

92 Anders sieht dies Bieniak, Polska elita polityczna, Teil 2 (wie Anm. 35), 18–25, der zwei Perso-nen mit dem Namen Wojsław unterscheidet – Wojsław Powała-Ogończyk und den Statthalter derGlogauer Burgsiedlung, vielleicht ein Verwandter des ersteren.

93 Cosmae Pragensis Chronica Bohemorum. Ed. Bertold Brechtholz, in: MGH SS rer. Germ. NS,Bd. 2. Berlin 1923, 231.

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224 Józef Dobosz

auch ein Kapitel errichtet. Daran beteiligt waren der Breslauer Bischof Haymo sowieein Vertreter des Herzogs, sein enger Mitarbeiter, der comesWojsław.Als herzogliche Stiftungen können wahrscheinlich auch einige in Urkunden erwähnte

Kirchen der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts angesehen werden. Im Falsifikat vonTrzemeszno werden zwei Sakralobjekte erwähnt, die die Regularkanoniker von Vertre-tern der herzoglichen Familie erhalten hatten. Die erste Erwähnung lautet: Mesco etBoleslaus et fratres nostri Henricus et Kasimirus duces, capella sancte Marie apudLanciciam in monte sitam, cum uilla ipsius montis et villa Lubnice cum hominibusZaclodnici et uilla Ostrou (…).94 Den Gegenstand dieser um 1145 getätigten Schen-kung bildete also die Kapelle in Góra Małgorzaty mitsamt ihrer Ausstattung,95 und wirkönnen davon ausgehen, dass die Stiftung dieses kleinen Kirchleins in der Gegend vonŁęczyca das Werk Bolesław Schiefmunds war. Die zweite Erwähnung im Falsifikatbezieht sich bereits auf eine Schenkung der Herzogin Salomea: Salome quoque ducissacontuit Wasnou forum cum thabernis et ecclesia ad supplementum salis ecclesie pre-dicte.96 Die Kirche in Waśniów (mitsamt ihrer Ausstattung) war eine Schenkung derGattin Bolesławs III., die schon nach dessen Tod (im Oktober 1138) erfolgte und vorihrem Tod im Juli 1144. Auch dieses Objekt konnte von Herzog Bolesław in einem derDynastie gehörenden Marktort gestiftet worden sein. Die angeführten Quellenstellenbieten keine Gewissheit darüber, ob ihr Stifter wirklich Bolesław Schiefmund war; doches scheint, dass eine solche Hypothese ohne größeres Risiko vertreten werden kann.Eine Bulle Papst Eugens III. für das Bistum Kujawien und Bischof Werner vom

4. April 1148 enthält drei Erwähnungen kleinpolnischer Kirchen, die der neuen Diözeseals zusätzliche Ausstattung übergeben wurden. Als erste wurde genannt: ecclesiamsancte Marie in Zauichozt cum castro Lagou et decima eius aliisque suis appendiciis.97

Dieses Objekt wurde jedoch nicht von Bolesław Schiefmund gestiftet, sondern voneinem seiner Vorgänger, weil es älteren Ursprungs ist.98 Mit den Gütern von Lagowwurde es sicher von Judith Maria ausgestattet, und Bolesław vermachte es mitsamt demganzen ‚Inventar‘ dem Bistum Kujawien. Die nächste Kirche – ecclesie sancte Marie deZondomir – ging vielleicht in die Zeit vor Bolesław III. zurück; sie war nach 1124Bestandteil der Ausstattung des neuen Bistums.99 Mit der Präpositur sancti Michaelis inCracauia cum omnibus ad eam pertinentibus100 war schließlich die KollegiatskircheSt. Michael auf dem Wawelberg gemeint, der Sitz des Krakauer Archidiakonats. Sie war

94 Zbiór dokumentów. Ed. Piekosiński (wie Anm. 72), Nr. 10.95 Vgl. Dobosz, Działalność (wie Anm. 17), 114ff.96 Zbiór dokumentów. Ed. Piekosiński (wie Anm. 72), Nr. 10.97 Ebd., Nr. 14.98 Vgl. Ewa Rzetelsko-Feleszko / Andrzej Wędzki, Zawichost, in: Gerard Labuda / Zdzisław Stieber

(Hrsg.), Słownik Starożytności Słowiańskich. Encyklopedyczny zarys kultury Słowian od cza-sów najdawniejszych do schyłku wieku XII, Bd. 7. Wrocław u. a. 1982, 94f.

99 Zbiór dokumentów. Ed. Piekosiński (wie Anm. 72), Nr. 14.100 Ebd.

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Herzogliche und adlige Stiftungen im 12. Jahrhundert 225

St. Nikolai-Rotunde inTeschen, Anfang

12. Jahrhundert

sicherlich eine herzogliche Stiftung – vielleicht noch von Władysław Herman?101 Somitscheint es, dass sich der Herzog in diesem Fall darauf beschränkte, das von ihm ge-gründete Bistum durch Kirchen (mitsamt Einkünften) zu stärken, wobei diese Kirchenselbst schon von seinen Vorgängern gestiftet worden waren.

Drei Kirchen erwähnt auch das Mogilnoer Falsifikat, das als Vergaben an die Bene-diktiner von Mogilno aufzählt: ecclesiam sancti Llaurenci in Plozch […] in Byelscoecclesiam sancti Iohannis Babtiste cum ipsa villa prenotata, foro, tabernis, targowe, etcum omni libertate. Ecclesiam sancti Iohannis in Wladislaw.102 Es ist anzunehmen, dassdiese Kirchen schon im 12. Jahrhundert existierten und den Benediktinern eher vonBolesław IV. Kraushaar übergeben wurden, damals Herzog in Masowien und Kuja-wien, der nach 1146 auch Princeps wurde. Zu bezweifeln ist, dass es sich um eineVergabe Bolesławs II. des Kühnen handelte, und im Lichte unserer Ausführungen zum

101 Vgl. Świechowski, Architektura romańska (wie Anm. 2), 140f. Der Stand der Forschungen zurArchitektur wird aufgelistet in Walicki (Hrsg.), Sztuka (wie Anm. 15), 716f.

102 Kodeks Dyplomatyczny Wielkopolski. Ed. Zakrzewski, Bd. 1 (wie Anm. 46), Nr. 3.

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226 Józef Dobosz

Kloster in Moglino kommt wohl auch Bolesław Schiefmund als ihr Stifter nicht inFrage. Wer die Kirchen St. Laurentius in Płock,103 St. Johannes der Täufer in Bielsko104

und St. Johannes in Włocławek105 gegründet hat und wann, ist heute kaum noch zuentscheiden. Als ihre Stifter kommen Władysław Herman oder dessen Söhne Bo-lesław III. und Zbigniew in Frage.

Die schriftlichen Quellen scheinen keine weiteren Erwähnungen von Kirchen zu ent-halten, die in der Zeit Bolesławs III. funktionierten und von ihm gestiftet worden seinkönnten. Von den bezeugten können nur wenige unmittelbar mit Herzog Bolesław III.in Verbindung gebracht werden (Ruda, Glogau, vielleicht Waśniów, Góra Małgorzaty,eventuell auch der Abschluss der Stiftung in Inowłódz). Die übrigen, durchaus zahlrei-chen Objekte können zwar chronologisch mit dem 12. Jahrhundert, ja sogar genauer mitder ersten Hälfte dieses Jahrhunderts verbunden werden. Doch ist völlig unklar, wemsie als Stifter zuzuschreiben sind. Daher sollen hier nur diejenigen aufgezählt werden,die mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit in die Herrschaftsjahre Bolesławs III. (1102–1138) datiert werden können.106

In erster Linie waren das die Kirchen St. Nikolai in Teschen,107 St. Andreas inKościelec Kolski,108 St. Adalbert in Krakau109 und St. Johannes der Täufer in Sewe-rien.110 Mit einer gewissen Vorsicht können noch folgende Kirchen genannt werden:

103 Pacuski / Szafrański, Płock (wie Anm. 16), 152–155; Deptuła, Kościół płocki (wie Anm. 16),77f.; Ders., Krąg kościelny płocki (wie Anm. 61), 15; 20–22.

104 Anna Borkiewicz-Celińska, Bielsk, in: Dies. (Hrsg.), Słownik historyczno-geograficznywojewództwa płockiego w średniowieczu [Historisch-geografisches Wörterbuch der Wojewod-schaft Płock im Mittelalter]. Wrocław 1980, 10–12.

105 Andrzej Wędzki, Włocławek, in: Labuda / Stieber, Słownik Starożytności Słowiańskich, Bd. 5(wie Anm. 30), 525–526; Świechowski, Architektura romańska (wie Anm. 2), 289f., der nur dieKathedralkirche erwähnt.

106 Eine Liste der Sakralobjekte aus der Zeit Herzog Bolesławs bereits bei Maleczyński, Bo-lesław III Krzywousty (wie Anm. 3), 263–272, der aber auch die mit Sicherheit von der polni-schen Ritterschaft gestifteten Niederlassungen (darunter auch Klöster) hinzuzählte.

107 Alina Kietlińska / Andrzej Wędzki, Cieszyn [Teschen], in: Władysław Kowalenko (Hrsg.),Słownik Starożytności Słowiańskich. Encyklopedyczny zarys kultury Słowian od czasównajdawniejszych, Bd. 1. Wrocław u. a. 1961, 269f.; Walicki, Sztuka (wie Anm. 15), 680f. (weit-gefächerte Datierung – zweite Hälfte des 11. bis erstes Drittel des 12. Jahrhunderts, in der Burg-siedlung gelegen); Tomaszewski, Romańskie kościoły (wie Anm. 84), 82–86 (Ende des 11. bisMitte des 12. Jahrhunderts); Świechowski, Architektura romańska (wie Anm. 2), 47f.

108 Karłowska-Kamzowa, Zagadnienie fundacji (wie Anm. 15), 365; Walicki, Sztuka (wieAnm. 15), 705; Tomaszewski, Romańskie kościoły (wie Anm. 84), 71–75.

109 Walicki, Sztuka (wie Anm. 15), 719f.; Radwański, Kraków przedlokacyjny (wie Anm. 14), 169–190; Świechowski, Architektura romańska (wie Anm. 2), 120f.

110 Franciszek Sławski / Andrzej Wędzki, Siewierz, in: Labuda / Stieber, Słownik StarożytnościSłowiańskich, Bd. 5 (wie Anm. 30), 174f.; Walicki, Sztuka (wie Anm. 15), 755; Tomaszewski,Romańskie kościoły (wie Anm. 84), 61f. (Kirche innerhalb der Burgsiedlung gelegen).

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Herzogliche und adlige Stiftungen im 12. Jahrhundert 227

St. Laurentius in Wojnicz,111 St. Svorad/Świerad (Andreas) in Tropie112 und St. Nikolaiin Wiślica,113 vielleicht auch noch drei Posener Kirchen: St. Martin, St. Adalbert undSt. Gotthard (die im 13. Jahrhundert Bestandteile der Lokationsstadt wurden),114 weiter-hin St. Adalbert in Oppeln115 und vielleicht auch noch einige Kirchen in Breslau(St. Michael, St. Adalbert?).116 Ein gesondertes Forschungsproblem bilden die Objektein Inowrocław117 und Ląd118 sowie die Kirchen, deren frühe Entstehung EugeniuszWiśniowski festgestellt hat (z. B. Chroberz, Gnojno, Opatowiec, Stopnica),119 deren

111 Józef Szymański, Czas powstania kościoła w Wojniczu i benedyktyni tynieccy [Die Entste-hungszeit der Kirche in Wojnicz und die Tyniecer Benediktiner], in: Rocz. Hum. 11, 1962, 125–145; Ders., Wojnicz, in: Gerard Labuda / Zdzisław Stieber (Hrsg.), Słownik Starożytności Sło-wiańskich. Encyklopedyczny zarys kultury Słowian od czasów najdawniejszych do schyłkuwieku XII, Bd. 6. Wrocław u. a. 1977, 552f.

112 Andrzej Wędzki, Tropie, in: Labuda / Stieber, Słownik Starożytności Słowiańskich, Bd. 6 (wieAnm. 111), 162f.; Walicki, Sztuka (wie Anm. 15), 767. Stanisław Pietrzak (Hrsg.), Święty Świerad ijego czasy. Materiały z sympozjum naukowego w Tropiu 10–11 lipca 1998 [Derhl. Svorad/Zoerardus und seine Zeit. Materialien des wissenschaftlichen Symposiums in Tropie vom10.–11. Juli 1998]. Nowy Sącz 2001 Świechowski, Architektura romańska (wie Anm. 2), 251f.

113 Walicki, Sztuka (wie Anm. 15), 775f.; Jan Leśny, Wiślica, in: Labuda / Stieber, SłownikStarożytności Słowiańskich, Bd. 6 (wie Anm. 111), 491–499.

114 Krystyna Józeficzówna / Maria Perzyńska-Holasowa / Andrzej Wędzki, Poznań, in: Labuda / Stieber,Słownik Starożytności Słowiańskich, Bd. 4 (wie Anm. 16), 271–278; Jerzy Topolski (Hrsg.), DziejePoznania. Tom 1: Dzieje Poznania do roku 1793 [Geschichte Posens. Bd. 1: Geschichte Posens biszum Jahr 1793]. Warszawa 1988, 141; Walicki, Sztuka (wie Anm. 15), 748.

115 Andrzej Wędzki, Opole, in: Władysław Kowalenko / Gerard Labuda / Tadeusz Lehr-Spławiński(Hrsg.), Słownik Starożytności Słowiańskich. Encyklopedyczny zarys kultury Słowian odczasów najdawniejszych do schyłku wieku XII, Bd. 3. Wrocław 1967, 489–491; Walicki, Sztuka(wie Anm. 15), 739f.

116 Walicki, Sztuka (wie Anm. 15), 783; 785; Marta Młynarska-Kaletynowa, Wrocław w XII–XIIIwieku. Przemiany społeczne i osadnicze [Breslau im 12.–13. Jahrhundert. Wandlungen in Sozi-alstruktur und Siedlungswesen]. Wrocław 1986, 44ff.; Świechowski, Architektura romańska(wie Anm. 2), 303–305.

117 Andrzej Wędzki, Inowrocław, in: Kowalenko / Labuda / Lehr-Spławiński, Słownik StarożytnościSłowiańskich, Bd. 2 (wie Anm. 2), 266–267; vgl. Walicki, Sztuka (wie Anm. 15), 617; Tomas-zewski, Romańskie kościoły (wie Anm. 84), 138–140; Świechowski, Architektura romańska (wieAnm. 2), 78–80.

118 Andrzej Wędzki, Ląd, in: Kowalenko / Labuda / Lehr-Spławiński, Słownik StarożytnościSłowiańskich, Bd. 3 (wie Anm. 115), 29f.; Ders., Ląd, in: Gąsiorowski, Słownik StarożytnościSłowiańskich, Bd. 8 (wie Anm. 42), 386–389; Świechowski, Architektura romańska (wieAnm. 2), 145f.

119 Eugeniusz Wiśniowski, Prepozytura wiślicka do schyłku XVIII w. Materiały do strukturyorganizacyjnyj, [Die Präpositur Wiślica bis zum Ende des 18. Jahrhunderts. Materialien zur Or-ganisationsstruktur]. Lublin 1976; Ders., Rozwój sieci parafialnej w prepozyturze wiślickiej wśredniowieczu. Studium geograficzno-historyczne [Die Entwicklung der Pfarreistruktur in derPräpositur Wiślica im Mittelalter. Eine geografisch-historische Untersuchung]. Warszawa 1965,60–70.

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228 Józef Dobosz

Datierung aber nicht einmal annähernd sicher ist. Diese Liste könnte gewiss nocherweitert werden, doch löst das das grundlegende Problem nicht – das Fehlen klarerVerbindungen zu Bolesław Schiefmund. Die Stiftungstätigkeit Herzog Bolesławsgestaltete sich also durchaus vielseitig. Ihr konkreter, fassbarer Effekt war die Grün-dung des Klosters der Regularkanoniker in Trzemeszno, vielleicht auf einer älterenGrundlage, das Zusammenwirken mit den Benediktinern sowie die Stärkung oderStiftung ihrer polnischen Niederlassungen (Tyniec, Lubiń, Łysiec, Mogilno), außerdemdie Stiftung einiger Kirchen (vielleicht ein gutes Dutzend) in den herzoglichen Burg-siedlungen und Ländereien. Einfluss auf die Tätigkeit des Herzogs hatte vielleicht seineGattin Salomea, mit der zusammen er die Familienabtei der Grafen von Berg in Zwie-falten großzügig ausstattete. Alle diese Aktivitäten führten zur Ausweitung und Stär-kung der kirchlichen Strukturen und verschafften diesen eine verbesserte wirtschaftlicheGrundlage. Hinzu kam die Stiftung neuer Bistümer sowie die Verbreitung des Kultesdes hl. Adalbert, auf die an dieser Stelle nicht näher eingangen werden kann.120

Die Großen als Stifter

Die Wiederherstellung und Neuausrichtung der piastischen Monarchie durch Kasimir I.den Erneuerer schufen die Grundlagen für eine neue soziale Kategorie – die Ritter-schaft.121 Die Bedeutung dieser Gruppe und insbesondere ihrer führenden Vertreterwuchs seit Bolesław II., dem Kühnen systematisch an.122 Die aktive Außenpolitik undmilitärischen Aktionen Herzog Bolesławs III. Schiefmund haben diesen Prozess deut-lich beschleunigt. Die Großen und Ritter bereicherten sich nun nicht mehr allein durchBeutemachen, hauptsächlich auf Kriegszügen gegen die Pomoranen, sondern erweiter-ten ihre materiellen Ressourcen auch vermehrt durch herzogliche Vergaben von Äm-tern, Ländereien und beweglichem Besitz. Die Stärkung ihrer wirtschaftlichen Positionebnete dieser Gruppe zweifellos den Weg dafür, bald auch die Kirche materiell zuunterstützen. Erste deutlichere Spuren einer adligen Stiftertätigkeit begegnen in denersten Jahrzehnten des 12. Jahrhunderts.

120 Józef Dobosz, Monarcha i możni wobec kościoła w Polsce do początku XIII wieku [Der Mo-narch und die Großen und die Kirche in Polen bis zum Beginn des 13. Jahrhunderts]. Poznań2002, 202–222.

121 Zur Genese der polnischen Ritterschaft vgl. Łowmiański, Początki Polski, Bd. 6/1 (wieAnm. 39), 585–614; Janusz Bieniak, Jeszcze w sprawie genezy rodów rycerskich w Polsce[Noch einmal zur Frage der Genese der Rittergeschlechter in Polen], in: Społeczeństwo Polskiśredniowiecznej 5, 1992, 45–55; Tomasz Jurek, Die Entstehung des polnischen Adels, in: Edu-ard Mühle (Hrsg.), Studien zum Adel im mittelalterlichen Polen. Wiesbaden 2012, 13–117.

122 Łowmiański, Początki Polski, Bd. 6/1 (wie Anm. 39), 247–288.

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Herzogliche und adlige Stiftungen im 12. Jahrhundert 229

Die Awdańcen und ihre ältesten Stiftungen

Die Familie Awdaniec wird zu den ältesten Adelsgeschlechtern des piastischen Reichesgezählt. Ihre Anfänge sollen bis in die Zeit Bolesławs I. des Tapferen zurückreichenund möglicherweise auf fremdländische, skandinavische Zuwanderung zurückgehen.123

Ein Teil der polnischen Historiographie hat die Awdańcen bereits mit der Gründung desBenediktinerklosters in Lubiń zur Zeit Bolesławs II. des Kühnen in Verbindung ge-bracht. Die Quellenbasis für diese Annahme ist freilich recht dürftig. Die älteste Nach-richt, die von einer Beteiligung der Awdańcen an der Gründung der Lubińer Benedikti-nerniederlassung spricht, stammt von Jan Długosz, der im 15. Jahrhundert den comesMichał Awdaniec als Gründer des Klosters benannte und die Gründung selbst auf dasJahr 1070 datierte.124 Długosz folgten anschließend Bartosz Paprocki, Marcin Kromerund Szymon Okolski.125 Gestützt auf diese spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichenHinweise sowie eine Analyse des Lubińer Verbrüderungsbuches und der Gütervertei-lung der Awdańcen um Krzywiń herum gelangte Władysław Semkowicz zu der Über-zeugung, dass der Aussage des Długosz Glauben geschenkt werden könne.126 AndereHistoriker haben die Anfänge des Lubińer Klosters mit einem anderen, jüngeren Ver-treter der Awdańcen, Skarbimir, in Verbindung gebracht.127 Im Lichte der neuerenForschung muss die Theorie einer Beteiligung der Awdańcen an der ersten Phase derStiftung des Klosters in Lubiń allerdings fallengelassen werden.128 Die Hiweise des JanDługosz und die von ihm abhängigen Nachrichten der frühneuzeitlichen Autoren kön-nen nicht als verlässlich angesehen werden und auch eine genauere Analyse des

123 Auf eine nordische Herkunft verwies bereits Semkowicz, Ród Awdańców 1 (wie Anm. 37); voneiner skandinavisch-rus’ischen Herkunft im Kontext von Bolesławs I. Kriegszügen gegen Kiewgeht Teresa Kiersnowska, Rus’isch-warägische Gefolgschaften und die Herkunft der Adelsge-schlechter Awdaniec und Łabędź, in: Mühle, Studien (wie Anm. 121), 385–407 aus.

124 Ioannis Dlugossii Annales. Ed. Budkowa (wie Anm. 6), 105; Semkowicz, Krytyczny rozbiór(wie Anm. 19), 156 unterstrich, dass die in Długoszs Werk enthaltenen Informationen höchst-wahrscheinlich der Klosternotiz entstammten.

125 Bartosz Paprocki, Herby rycerstwa polskiego [Die Wappen der polnischen Ritterschaft]. Ed.Kazimierz Józef Turowski. Kraków 1858, 217; Marcin Kromer, De origine et rebus gestis Polo-norum. Basileae 1555, 114; Szymon Okolski, Orbis Polonus, Bd. 1. Cracoviae 1641, 5.

126 Władysław Semkowicz, Ród Awdańców w wiekach średnich [Das Geschlecht der Awdańcen imMittelalter]. Poznań 1920, 16–22; ähnliche Ansichten auch bereits bei Wojciech Kętrzyński, Ein-führung zu: Liber mortuorum monasterii Lubinensis, in: MPH, Bd. 5. Lwów 1888, 596f.; Urs-mer Berliére, Une colonie moines liegeos en Pologne au XII siècle, in: Revue Benedictine 8,1891, 112–127.

127 So z. B. Franciszek Piekosiński, Rycerstwo polskie wieków średnich [Das polnische Rittertumim Mittelalter], Bd. 2. Kraków 1896, 227.

128 Vgl. Derwich, Monastycyzm benedyktyński (wie Anm. 32), 185f. Ein Befürworter der Thesevon der frühen Stiftung des Lubińer Klosters bleibt bis heute Janusz Bieniak, Skarbimir, in:Henryk Markiewicz (Hrsg.), Polski Słownik Biograficzny, Bd. 38. Warszawa / Kraków 1998,27–31, hier 28 sowie Ders., Polska elita polityczna XII w., Teil 2 (wie Anm. 35), 60f.

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230 Józef Dobosz

Lubińer Verbrüderungsbuches und Totenbuches lässt eine Beteiligung der Awdańcenerst für die zweite Phase der Stiftung erkennen, d. h. zu Beginn des 12. Jahrhunderts.129

Archäologische Untersuchungen haben gezeigt, dass die älteste Stiftung des Klostersin Lubiń nicht vollständig realisiert werden konnte und die Bauarbeiten gegen Ende des11. Jahrhunderts unterbrochen wurden.130 Das Scheitern dieser wichtigen herzoglichenStiftung wurde bisher mit dem Sturz König Bolesławs II. und seiner Flucht nach Un-garn erklärt,131 auch wenn unlängst die Ansicht geäußert wurde, dass es wohl eher miteinem zerstörerischen Überfall der Pomoranen in Verbindung gebracht werden müs-se.132 Das Argument, die Lubińer Stiftung sei als Ergebnis des Wirkens der Awdańcenzerstört worden, als sich diese mit Bolesław dem Kühnen ins Exil begaben,133 ist zwei-schneidig, denn die Situation kann ebensogut auch umgekehrt werden. Der König begabsich 1079 ins Exil und sein jüngstes, noch unfertiges Werk vermochte sich offenbarnicht zu behaupten.

Die Stiftungsinitiative von etwa 1076 blieb mithin erfolglos; erst in der zweiten Hälf-te der Regierungszeit Bolesławs III. kam es zu einer Erneuerung der Lubińer Abtei. Aufdessen wichtige Rolle bei dieser Erneuerung wurde bereits hingewiesen. WelchenAnteil an ihr hatte aber das Adelsgeschlecht der Awdaniec? Dessen Bedeutung wargewiss nicht gering, denn es tritt sowohl im Lubińer Verbrüderungs- wie Totenbuchaußergewöhnlich oft in Erscheinung; und Bolesławs Pfalzgraf Skarbimir und dessenSöhne werden im Verbrüderungsbuch gleich nach der herzoglichen Familie erwähnt.Charakteristisch scheint auch der Kommemorationseintrag im Nekrologium des Bam-berger Kapitels zu sein: Michael episcopus Poloniae obiit, de quo dantur IV unciae deLubendorf.134 Schon Tadeusz Wojciechowski hat diese Notiz mit dem Bischof MichałAwdaniec, dem früheren Kanzler Bolesław Schiefmunds, in Verbindung gebracht und

129 Es handelt sich hier um den in der Literatur oft erwähnten Eintrag Comemoracio Michaeliscomitis et anniversarius vom 31. Dezember, der sich auf Michael den Alten beziehen soll; Nek-rolog opactwa Panny Marii w Lubiniu [Nekrolog der Abtei zur Jungfrau Maria in Lubiń]. Ed.Zbigniew Perzanowski, in: MPH NS, Bd. 9/2. Warszawa 1976, 15–115, hier 115. Ein weiteresArgument der Anhänger der These von der frühen Beteiligung der Awdańcen an der Gründungvon Lubiń bildet die Erwähnung Skarbimirs und seiner Söhne im Lubińer Verbrüderungsbuch(ebd., 4) gleich nach den Herzögen. In diesem Falle muss es sich nicht um eine Vererbung derStifterrechte vom Vater, Michael dem Alten, auf Skarbimir gehandelt haben, wie Bieniak, Skar-bimir (wie Anm. 128), 28 meint, sondern damit konnte die Tatsache des Engagements derAwdańcen in der zweiten Phase der Stiftung der Abtei hervorgehoben worden sein.

130 Hilczer-Kurnatowska, Lubiń (wie Anm. 42), 405f.; Żurek, Kościół konwentualny (wie Anm. 42),passim.

131 Mit den inneren Kämpfen nach dem Fall Bolesławs des Kühnen verband die Zerstörung derLubińer Abtei Marek Derwich, Tyniecka zgoda i wyszogrodzka wróżda [Die Tyniecer Überein-kunft und die Wyszogroder Fehde], in: Kwart. Hist. 95, 1988, 3–24, hier 8.

132 So zuletzt Derwich, Monastycyzm benedyktyński (wie Anm. 32), 186.133 So Bieniak, Skarbimir (wie Anm. 128), 28.134 Nekrolog. Ed. Perzanowski (wie Anm. 129), 88 enthalten zwar Kommemorationsvermerke,

machen aber keine Angaben über die Vergabe selbst.

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Herzogliche und adlige Stiftungen im 12. Jahrhundert 231

Lubendorf mit Lubiń gleichgesetzt.135 Wenn diese Identifizierung richtig ist, dannmüssen die Arbeiten zur Erneuerung des Klosters noch vor dem Tod des Bischofsbegonnen haben (er starb um 1115), also noch vor dem Sturz Skarbimirs im Jahre 1118.Aber auch wenn diese Identifizierung sich als nicht haltbar erweisen sollte,136 lassen dieQuellen doch ein Wirken von Vertretern der Awdańcen zugunsten der Kirche erkennen.

Der Zeitpunkt der neuen Lubińer Stiftung ist unlängst eher für die dreißiger Jahre des12. Jahrhunderts (um 1137 / 1138) angenommen worden.137 Diese Datierung korrespon-diert mit der Chronologie jenes Eintrags im Lubińer Verbrüderungsbuch, der mit denWorten Hec sunt nomina fratrum beginnt. Doch scheint die Verlegung der Erneuerungdes Klosters in die 1130er Jahre, d. h. die letzten Herrschaftsjahre Bolesławs III. zu spätangesetzt zu sein. Die Initiative zur Wiederaufnahme der Tätigkeit der Abtei muss imUmkreis des Herzogs sicher noch vor dem Fall Skarbimirs herangereift sein; zu ihrervollen Realisierung dürfte es dann wohl zeitgleich mit den Tyniecer Schenkungen desJahres 1124 und dem Abschluss der Grundlegung der Kirchenorganisation in dengerade eroberten pommerschen Gebieten durch den Legaten Ägidius von Tusculumgekommen sein. Zu diesem Zeitpunkt beendete der Herzog – so konnte es damalszumindest den Anschein haben – sein kirchenpolitisches Werk im Norden und ver-söhnte sich gleichzeitig mit den Awdańcen (so genannte Lubińer Versöhnung).138 DieErneuerung Lubińs erfolgte mithin um 1124, vielleicht im Anschluss an irgendwelcheälteren Versuche. In den darauffolgenden Jahrzehnten errichteten dann die Awdańcengemeinsam mit dem Herzog das neue Gotteshaus, das 1145 vom Posener BischofKonrad geweiht wurde.139 Damit einhergegangen sein müssen gewisse Schenkungen,die aber in den Quellen nicht erwähnt werden.

Die Verbindungen der Awdańcen mit der Lubińer Abtei wurden von den nachfol-genden Generationen, wie die Kommemorationsverzeichnisse belegen, aufrechterhal-ten. Doch war dieses Adelsgeschlecht nicht nur mit dem Lubińer Benediktinerkloster

135 Tadeusz Wojciechowski, Szkice historyczne XI wieku [Historische Skizzen des 11. Jahrhunderts].Warszawa 1951, 257f.

136 So Bieniak, Polska elita polityczna, Teil 2 (wie Anm. 35), 66f., der den Bamberger Kommemo-rationseintrag auf den kujawischen Bischof Michael (13. Jahrhundert) bezieht und Lubendorf alseine Ortschaft in Deutschland identifiziert.

137 So schon Cetwiński, Jeszcze o fundacji (wie Anm. 36), 455–463 und zuletzt Derwich, Monasty-cyzm benedyktyński (wie Anm. 32), 193; Ders., Fundacja lubińska (wie Anm. 36), 14–16.

138 In der Urkunde von Tyniec wird Skarbimir gleich nach dem Herzog und dem Bischof erwähnt,was belegt, dass er dessen Wohlwollen wiedererlangt hatte; Album Paleographicum. Ed.Krzyżanowski (wie Anm. 31), Nr. 18; vgl. auch Bieniak, Polska elita polityczna, Teil 2 (wieAnm. 35), 57–74; Ders., Skarbimir (wie Anm. 128), 29f., dort eine Besprechung der Ereignissevon 1118–1124.

139 Zum Wiederaufbau der Abtei Hilczer-Kurnatowska, Lubiń (wie Anm. 42), 405; Żurek, Kościółkonwentualny (wie Anm. 42), passim; die Weihe des Altars der Lubińer Kirche bezeugen zumJahr 1145 die Lubińer Annalen; Rocznik lubiński (wie Anm. 43), 113: Dedicatum est altare inLubin sancte Marie a Conrado episcopo.

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232 Józef Dobosz

verbunden; seine Vertreter begegnen auch im Verzeichnis der Schatzkammer undBibliothek des Krakauer Kapitels aus dem Jahre 1110. Dieser Quelle zufolge erhielt dieKrakauer Kathedrale Geschenke von folgenden Awdańcen: Cadrich casulam I. Micha-hel sacerdotale uestimentum plenum.140 August Bielowski identifizierte den Zweitge-nannten – Michael – mit dem bei Gallus Anonymus erwähnten Michael dem Alten(Magnus Michael).141 Diese Gleichsetzung hat Janusz Bieniak bestätigt, der auch denim Verzeichnis erwähnten Szczedryk als einen Awdaniec aus derselben GenerationMichaels des Alten anerkannte.142 Beide Awdańcen, vielleicht Brüder, machten derKrakauer Kathedrale verhältnismäßig großzügige Geschenke – von Szczedryk erhieltsie ein Ornat und von Michael dem Alten Priestergewänder.

Man hat die Awdańcen, konkret den Pfalzgrafen Skarbimir, auch mit der Stiftung derKollegiatskirche in Skalbmierz in Verbindung gebracht. Hierzu liegen freilich keinerleiüberzeugende Quellenzeugnisse, sondern lediglich indirekte archäologische Belege vor:Innerhalb der aus dem 15. Jahrhundert stammenden Kollegiatskirche wurden romani-sche Mauerfragmente entdeckt, die ins beginnende 12. Jahrhundert datiert werden.143

Zusammen mit dem Namen des Ortes bieten diese Relikte die Grundlage für die Hypo-these, der Pfalzgraf Skarbimir habe die Kollegiatskirche und den dortigen Kanoniker-kreis gestiftet.144 Jan Długosz verzeichnete dagegen einen Krakauer Bischof als Stifter,kannte aber nicht seinen Namen.145 Daher mag Skalbmierz (Skarbimierz) ursprünglichvielleicht tatsächlich den Awdańcen gehört haben, die dort die Grundlage für daskünftige Kollegiatstift schufen, indem sie am Ort eine kleine einschiffige Kirche stifte-ten und eine kleine Gruppe von Kanonikern ansiedelten. Die Konsolidierung dieserGruppe vollzog sich sicher bereits unter den Augen der Krakauer Bischöfe, in deren

140 Spisy dawne skarbca i biblioteki kapitulnej krakowskiej (II) [Alte Verzeichnisse der Schatzkam-mer und der Bibliothek des Krakauer Kapitels (II)]. Ed. August Bielowski, in: MPH, Bd. 1.Lwów 1864, 376–378, hier 377.

141 Ebd., 377, Anm. 4; vgl. Galli Anonymi cronicae et gesta. Ed. Maleczyński (wie Anm. 1), 96.142 Bieniak, Polska elita polityczna, Teil 2 (wie Anm. 35), 26, Anm. 64; 68, Anm. 237.143 Andrzej Wędzki, Skalbmierz, in: Labuda / Stieber, Słownik Starożytności Słowiańskich, Bd. 5

(wie Anm. 30), 190f.; Świechowski, Budownictwo romańskie (wie Anm. 14), 243f.; Walicki,Sztuka (wie Anm. 15), 755f.

144 So Józef Szymański, Możnowładztwo małopolskie a kanonikat świecki w pierwszej połowie XIIwieku [Der kleinpolnische Magnatenadel und das weltliche Kanonikat in der ersten Hälfte des12. Jahrhunderts], in: Stud. Hist. 10, 1967, 31–53, hier 32–34; vgl. auch Andrzej Tomaszewski, Ar-chitektura romańska ziemi wiślickiej [Die romanische Architektur der Region Wiślica], in: V Kon-ferencja naukowa w Busku Zdroju i Wiślicy 20 maja 1966 roku. Warszawa 1968, 58–60. Unlängstunterstützte diese Hypothese Bieniak, Polska elita polityczna, Teil 2 (wie Anm. 35), 26, Anm. 65und etwas vorsichtiger Ders., Skarbimir (wie Anm. 128), 30 sowie Antoni Gąsiorowski, Skarbimir,in: Labuda / Stieber, Słownik Starożytności Słowiańskich, Bd. 5 (wie Anm. 30), 198. Eine gewisseSkepsis gegenüber diesem Standpunkt äußern lediglich Wędzki, Skalbmierz (wie Anm. 143), 190sowie Łowmiański, Początki Polski, Bd. 6/1 (wie Anm. 39), 254, Anm. 587.

145 Jan Długosz, Liber beneficiorum dioecesis Cracoviae, Bd. 1. Ed. Aleksander Przezdziecki.Cracoviae 1863, 515.

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Herzogliche und adlige Stiftungen im 12. Jahrhundert 233

Hände Skalbmierz zu einem unbekannten Zeitpunkt überging (vielleicht noch in derzweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts).146

Ähnlich unsicher ist die Quellenlage bezüglich der Gründung der Präpositur in Jeżów(Masowien) und ihre anschließende Übergabe an das Kloster in Lubiń. Im 12. Jahrhundertgab es in Jeżów eine dem hl. Apostel Andreas gewidmete Kirche, und am 13. Januar 1180fand dort unter der Leitung des päpstlichen Legaten Rainald eine Synode des polnischenKlerus statt.147 Die Anfänge dieser kleinen Niederlassung sind schwer zu fassen, auch wennsie zumeist mit der zweiten Phase der Lubińer Stiftung in Zusammenhang gebracht wer-den.148 Janusz Bieniak nimmt an, dass die benediktinische Präpositur durch die Awdańcen(höchstwahrscheinlich den Pfalzgraf Skarbimir) gestiftet worden ist und ihre Übergabe andie Lubińer Abtei im Zusammenhang mit der ‚Lubińer Versöhnung‘ erfolgte.149 Einengänzlich anderen Standpunkt vertritt Marek Derwich, der die Anfänge des Klosters in Jeżówauf die Herrschaftszeit von Bolesław IV. Kraushaar oder dessen Sohn Leszek bezieht unddiese auch als die Stifter ansieht. Nach Derwich soll Jeżów dann durch eine Vergabe Mies-kos III. des Alten, dessen Familie enge Verbindungen zu den dortigen Benediktinern pfleg-te, unter die Verwaltung der Abtei in Lubiń gekommen sein.150 Beide Deutungen könnenallerdings nur aus indirekten Prämissen abgeleitet werden. Gesichert ist nur, dass inJeżów die erwähnte Synode stattfand, mithin dass es dort auch eine Kirche sowieGebäude gab, die eine beträchtliche Gruppe von Geistlichen aufnehmen konnten.Bezeugt ist schließlich auch, dass ein Vertreter der Awdańcen, Pakosław Lasocic, am6. Dezember 1206 als Patron sowohl des Klosters in Lubiń als auch des Klosters inJeżów auftrat.151

Auch wenn sich die Erörterung der Stiftungs- und Schenkungstätigkeit der ersten Gene-rationen der Awdańcen weitgehend im Bereich von Hypothesen, ja Spekulationen bewegenmuss, lässt sich doch so viel sagen, dass sie auf bestimmte Weise sowohl mit dem Lubińer

146 Vgl. Józef Szymański, Kanonikat świecki w Małopolsce od końca XI do połowy XIII wieku [Dasweltliche Kanonikat in Kleinpolen vom Ende des 11. bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts]. Lublin1995, Skalbmierz gemäß dem Sachregister; Ders., Możnowładztwo małopolskie (wie Anm. 144),32–34 sowie Bieniak, Polska elita polityczna, Teil 2 (wie Anm. 35), 26.

147 Sicherlich wurde auf dieser Synode eine Urkunde ausgestellt; vgl. Kodeks dyplomatyczny katedrykrakowskiej św. Wacława. Tom 1: Obejmująca rzeczy od roku 1166 do roku 1366 [Urkundenbuch derKrakauer St. Wenzels-Kathedrale. Bd. 1: Umfasst die Stücke vom Jahr 1166 bis zum Jahr 1366]. Ed.Franciszek Piekosiński. Kraków 1883, Nr. 2; Zur fraglichen Urkunde vgl. auch Kozłowska-Budkowa,Repertorjum (wie Anm. 45), Nr. 107, die sie sehr breit auf eine Zeit zwischen 1168–1185 datiert.

148 So schon Semkowicz, Ród Awdańców, Teil 1 (wie Anm. 47), 207 und zuletzt Kiersnowska,Rus’isch-warägische Gefolgschaften (wie Anm. 123), 393f.

149 Bieniak, Skarbimir (wie Anm. 128), 30 unter Berufung auf den Standpunkt von Kiersnowska,Rus’isch-warägische Gefolgschaften (wie Anm. 123).

150 Derwich, Monastycyzm benedyktyński (wie Anm. 32), 196f.; Ders., Fundacja lubińska (wieAnm. 36), 18–20.

151 Dokumenty opactwa Benedyktynów w Lubiniu z XIII–XIV wieku / Diplomata abbatiae Lubi-nensis saec. XIII–XIV. Ed. Zbigniew Perzanowski. Warszawa / Poznań 1975, Nr. 2.

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Kloster, seiner Präpositur in Jeżów, als auch mit dem Kanonikerkreis in Skalbmierz und derKrakauer Kathedrale in Verbindung standen. Über die Person des Kanzlers (Bischofs?)Michael hatten sie offenbar auch Teil an der Entstehung der Chronik des Gallus Anonymus.All dies zeugt davon, dass die ökonomische Stärke dieser Adelsfamilie und ihrer Vertreterbereits zu Beginn des 12. Jahrhunderts ausreichte, um Stiftungsaktionen zu unternehmenund damit zu einer Überwindung des monarchischen Stiftungsmonopols beizutragen.

Die Topórs

Auch die Topórs gelten als eine der ältesten Adelsfamilien, deren Anfänge bis in dieMitte des 11. Jahrhunderts zurückgeführt werden. Der erste bekannte Vertreter diesesAdelsgeschlechts war Sieciech, der Pfalzgraf Władysław Hermans, der dieses Amt inden Jahren um 1090–1100 bekleidete.152 Seine bedeutende politische Rolle wie auchjene seiner Söhne Andrzej und Sułek153 hatten sicher Einfluss auf den frühen Beginnder Stiftungstätigkeit der Topórs. Traditionell wird eine Reihe von Kirchenstiftungenvon der Wende des 11. / 12. Jahrhunderts mit dem Pfalzgrafen Sieciech verknüpft.154 Ineiner Urkunde von 1252 für das Kloster in Sieciechów heißt es a comite magno Setheoipsius claustri fundatore, a quo et nomen accepit situs loci: hec ville sunt tradite: locusAbbacie cum foro Podozlaue Mosolicze, Brzescie Pszary Schyedlczie Ostrow maiusLypthowo Cobylany et quedam cuius est comitacio Ianokowo.155 In der Forschung istumstritten, welcher Sieciech sich hinter magnus Setheus verbirgt. Ein Teil der Gelehrtensprach sich für Hermans Pfalzgrafen Sieciech aus,156 andere dagegen für Sieciech den

152 Bieniak, Polska elita polityczna, Teil 2 (wie Anm. 35), 13–19; zur Person des Sieciech Kurtyka, Sieciechpalatyn (wie Anm. 70); vgl. auch Grażyna Klimecka, Ród potomków Sieciecha w wiekach XII–XIII[Das Geschlecht der Nachkommen Sieciechs im 12.–13. Jahrhundert], in: StŹrodł 28, 1983, 51–67.

153 Zur Genealogie der Topórs, insbesondere der direkten Nachkommen Sieciechs Klimecka, Ród potom-ków (wie Anm. 152), 55f.; Janusz Kurtyka, Zu den Anfängen des Adelsgeschlechts Topór und seinenfrühesten Besitzungen, in: Mühle, Studien (wie Anm. 121), 409–433 sowie Stammtafel in der Beilage.

154 Unlängst bezeichnete Kurtyka, Anfänge (wie Anm. 153), 411 Sieciech als den ersten polnischenGroßen, „mit dessen Person mehrere kirchliche Stiftungen in Verbindung gebracht werden kön-nen“; die Bezeichnung ‚der erste‘ sollte freilich eher in ‚einer der ersten‘ abgeändert werden, daunser quellenmäßig belegtes Wissen über die Anfänge der Stiftungstätigkeit polnischer Großerfür die zweite Hälfte des 11. bis erste Hälfte des 12. Jahrhunderts viel zu bescheiden ist, als dassdaraus so eindeutige Schlussfolgerungen gezogen werden könnten.

155 Kodeks dyplomatyczny katedry krakowskiej. Ed. Piekosiński, Bd. 1 (wie Anm. 147), Nr. 34.Diese Urkunde wurde interpoliert, wie vor 1367 (sicher noch im 13. Jahrhundert) festgestelltwurde; ihr Text gründet auf alte Klosternotizen; Wiśniowski, Najstarszy dokument (wieAnm. 70); Łowmiański, Początki Polski, Bd. 6/1 (wie Anm. 39), 256f.

156 Klimecka, Ród potomków (wie Anm. 152), 55; Bieniak, Polska elita polityczna, Teil 2 (wieAnm. 35), 14; Kurtyka, Anfänge (wie Anm. 153), 411.

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Herzogliche und adlige Stiftungen im 12. Jahrhundert 235

Jüngeren.157 Die erste Ansicht scheint besser begründet zu sein; für sie spricht dieIdentifikation des Ortsnamens mit dem Namen Sieciechs, dem der Beiname Magnus(der Alte) verliehen wurde. Definitiv verworfen werden muss die durch nichts begrün-dete Ansicht Pierre Davids, der die Gründung des Klosters in die Zeit zwischen 1150und 1166 datierte.158 Seltsam erscheint auch der Vorschlag von Henryk Łowmiański,demzufolge Sieciech als ‚Verwalter der Domäne‘, ‚Prokurator‘ des Donators, d. h. alsKastellan in Sieciechów fungiert habe. Daraus folgerte er, dass der eigentliche StifterKönig Bolesław II. gewesen sei.159 Als Argumente führte er an, dass bei Gallus Anony-mus überliefert werde, dass Sieciech nicht der Eigentümer der Burgsiedlung Sieciechówgewesen sei, sondern dort nur als herzoglicher Statthalter fungiert habe, und dass in derUrkunde von 1252 von ville sunt tradite die Rede ist, was Łowmiański zufolge bedeute,dass Sieciech nicht seine eigenen Rechte auf den Empfänger übertragen habe, dennsonst hätte er Wendungen wie do, dono, confero verwendet.160 Allerdings deuten dievon Gallus benutzten Formulierungen castrum itaque sui nominis Zetheo fugiente sowieZetheum fugientem ad castellum, quod fecerat161 eher darauf hin, dass Sieciech tatsäch-lich der Eigentümer der nach ihm benannten Burgsiedlung war. Das vieldeutige lateini-sche trado bezieht sich ganz einfach auf die Übergabe von Gütern.

Der Pfalzgraf Sieciech war also sowohl der Besitzer von Sieciechów selbst als auch desgeschlossenen Komplexes der Güter, die diese frühere herzogliche Burgsiedlung umgaben.Sicher hatte er sie für seine treuen Dienste von Władysław Herman erhalten, vielleichtgleich nach 1079. Angesichts der Gefahr der Vertreibung und der damit verbundenenKonfiszierungen bestimmte er diesen gesamten Besitz für die Stiftung und Ausstattungeiner neuen benediktinischen Gemeinschaft.162 Vielleicht fungierten die beiden aus denQuellen bekannten Söhne des Pfalzgrafen, Andrzej und Sułek,163 als Vollstrecker diesersicher gemeinsam gefällten Entscheidungen, und vielleicht waren an dieser Unternehmungauch sein Enkel Marcin164 sowie Sieciech der Jüngere165 beteiligt. Sie alle treten im Um-

157 Józef Gacki, Benedyktyński klasztor w Sieciechowie według pism i podań miejscowych [DasBenediktinerkloster in Sieciechów im Lichte der örtlichen Schriften und Sagen]. Radom 1872, 15–17; Karol Potkański, Studia osadnicze. Puszcza radomska [Studien zum Siedlungswesen. Das Ur-waldgebiet bei Radom], in: Ders., Pisma pośmiertne, Bd. 1. Kraków 1922, 140–143; Wiśniowski,Najstarszy dokument (wie Anm. 70), 66; vgl. Ders., Z dziejów opactwa (wie Anm. 70), 28ff.;Derwich, Monastycyzm benedyktyński (wie Anm. 32), 194f., der als Stifter Sięciech den Jünge-ren, Jaxa von Miechów und den Herzog Heinrich von Sandomir sieht.

158 Pierre David, Les Bénédictins et l´Ordre de Cluny dans la Pologne medieval. Paris 1939, 68.159 Łowmiański, Początki Polski, Bd. 6/1 (wie Anm. 39), 258.160 Ebd., 255–258.161 Galli Anonymi cronicae et gesta. Ed. Maleczyński (wie Anm. 1), 82f.162 Kurtyka, Anfänge (wie Anm. 153), 411f.; Klimecka, Ród potomków (wie Anm. 152), 55.163 Sie erscheinen auf der Zeugenliste der Urkunde des Kardinals Ägidius von 1124; Album Paleogra-

phicum. Ed. Krzyżanowski (wie Anm. 31), Nr. 18; vgl. auch Kurtyka, Anfänge (wie Anm. 153), 412f.164 Album Paleographicum. Ed. Krzyżanowski (wie Anm. 31), Nr. 18. Die übrigen Quellen, die sich

auf diese Person beziehen, erwähnt Kurtyka, Anfänge (wie Anm. 153), 412f.

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236 Józef Dobosz

kreis der Benediktiner in Erscheinung – Andrzej, Sułek und Marcin werden im LubińerVerbrüderungsbuch erwähnt und kommen auch im Falsifikat für Tyniec vor,166 währendSieciech der Jüngere als Mundschenk Bolesław Schiefmunds im Lubińer Verbrüderungs-buch und Totenbuch erwähnt wurde, außerdem noch von Petrus Guillaume, einem Mönchvon Saint-Gilles.167 Ihre Verbindungen mit den Benediktinern sind also deutlich erkennbarund gehen der Datierung der Stiftung von Sieciechów durch Marek Derwich zeitlich deut-lich voraus. Auch in einer schlesischen Urkunde aus der Mitte des 12. Jahrhunderts begeg-net ein Sułek (Sulisław) und in einer Urkunde Bolesławs IV. Kraushaar vom 22. März 1149finden wir folgende Notiz: Sulislauus Pulsnicam [donavit].168 In einer Bulle Papst Hadri-ans IV. vom 23. April 1155 heißt es: ex dono Sulizlaui duas villas: unam in montibus, quedicitur Sulizlauici, alteram Cochetov.169 Zuvor hatte eben jener Sulisław den Benediktinernvon St. Vinzenz auf dem Breslauer Elbing das Dorf Pełcznica170 und dem Breslauer Bistumdie Dörfer Sulisławice und Biskupin (heute sicher ein Stadtteil Breslaus) geschenkt171.Karol Maleczyński hat ihn gestützt auf Franciszek Piekosiński mit dem Sułek aus derUrkunde des Legaten Ägidius identifiziert.172 Der Name Sułek wird auch im Totenbuch vonSt. Vinzenz erwähnt, und zwar unter dem 13. Mai.173 Wir können also davon ausgehen,dass vor der Mitte des 12. Jahrhunderts mindestens vier Nachkommen des PfalzgrafenSieciech politisch aktiv waren: seine beiden Söhne Andrzej und Sułek und zwei Enkel,nämlich Marcin Sułkowic und Sieciech Andrzejowic.174 Sie alle unterhielten Beziehungenzu den polnischen Benediktinern (in Sieciechów, Tyniec, Lubiń und auf dem Breslauer

165 Vgl. Kurtyka, Sieciech cześnik (wie Anm. 70).166 Andrzej und Sułek erscheinen in dem die Jahre 1121–1145 betreffenden Teil des Lubińer

Verbrüderungsbuches; Księga bracka. Ed. Perzanowski (wie Anm. 35), 5f.167 Księga bracka. Ed. Perzanowski (wie Anm. 35), 6, 62; als Mundschenk Bolesławs III. nennen

Sieciech den Jüngeren die Miracula beati Egidii auctore Petro Guillelmo. Ed. Philippe Jaffé, in:MGH SS, Bd. 12. Hannover 1852, 316–323, hier 320f. Ioannis Dlugossii Annales. Ed. Budkowa(wie Anm. 6), 230 datieren die Ereignisse von etwa 1124 unter dem Jahr 1107.

168 Zbiór dokumentów. Ed. Piekosiński (wie Anm. 72), Nr. 16; ebd., 302 wird dieses ‚Pulsnica‘ alsPaleśnica im Kreis Nowy Targ identifiziert. Die korrekte Identifizierung in Kodeks Dyplomaty-czny Śląska. Zbiór dokumentów i listów dotyczących Śląska. Bd. 1: (971–1204) [SchlesischesUrkundenbuch. Eine Sammlung von Schlesien betreffenden Urkunden und Briefen], Bd. 1. Ed.Karol Maleczyński. Wrocław 1956, Nr. 25, Anm. 41.

169 Kodeks Dyplomatyczny Śląska, Bd. 1. Ed. Maleczyński (wie Anm. 168), Nr. 35 sowie Anm. 45und 46, dort die Identifizierung des Ortes.

170 Ebd., Nr. 25, Anm. 40.171 Ebd., Nr. 35, Anm. 45–46.172 Ebd., Nr. 35, Anm. 44; Piekosiński, Rycerstwo polskie, Bd. 2 (wie Anm. 145), 197; 227f.; 257;

vorsichtig folgen dieser Deutung auch Cetwiński, Rycerstwo śląskie (wie Anm. 90), 20, Bieniak,Polska elita polityczna, Teil 2 (wie Anm. 35), 15 und Kurtyka, Anfänge (wie Anm. 153), 413.

173 Nekrolog opactwa św. Wincentego we Wrocławiu [Nekrolog der Abtei des hl. Vincentius inBreslau]. Ed. Karol Maleczyński, in: MPH NS, Bd. 9/1, Warszawa 1971, 1–96, hier 46.

174 Zu diesen Identifizierungen Bieniak, Polska elita polityczna, Teil 2 (wie Anm. 35), 14f. und 53;vgl. Kurtyka, Anfänge (wie Anm. 153), 414.

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Die Quellen informieren nicht nur über die Verbindungen der ersten Generationen derTopórs mit den polnischen Benediktinern, sondern auch über ihre Verbindungen mit derKrakauer St. Andreas-Kirche und der St. Benedikt-Kapelle in Radziwie bei Płock. AlsStifter beider Kirchen wird heute allgemein der Pfalzgraf Sieciech angesehen.176 DieSt. Andreas-Kirche besaß den Status eines Kollegiatstifts, doch ist über die Umständedieser Stiftung nichts weiter bekannt. Die kleine St. Benedikt-Kapelle bildete im Jahre

175 Nekrolog (wie Anm. 129), 38. Der Herausgeber verwendet die Namensform Ściesz, währendBieniak, Polska elita polityczna, Teil 2 (wie Anm. 35), 15 von Siecieszek ausgeht; ähnlich Kur-tyka, Anfänge (wie Anm. 153), 413. Diese Information kannte auch Stanisław Szczygielski, Ti-necia seu historia Monasterii Tinecensis Ordinis S. Benedicti, Cracoviae 1668, 36–38, nach dem‚Scescus‘ seit 1083 der Nachfolger des Abtes Bernin gewesen und (anders als im Lubińer To-tenbuch angegeben) am 11. März 1095 gestorben sei.

176 Vgl. vor allem Kozłowska-Budkowa, Z dziejów kolegiaty (wie Anm. 14), passim sowie Kurtyka,Sieciech palatyn (wie Anm. 70), 503f. und Ders., Anfänge (wie Anm. 153), 412f.

Herzogliche und adlige Stiftungen im 12. Jahrhundert 237

Elbing) und dürften auch an der so genannten Lubińer Versöhnung beteiligt gewesen sein.Wenn wir noch den rätselhaften Tyniecer Abt mit Namen ‚Scescus‘ hinzunehmen, der imLubińer Totenbuch als am 2. März 1095 verstorben verzeichnet wird,175 dann kommenwir auf eine beträchtliche Anzahl früher Vertreter des Adelsgeschlechts der Topórs, diemit benediktinischen Gemeinschaften in Verbindung standen.

St. Andreaskirche, Krakau-Okół,Ende 11. – erstes Drittel 12. Jahrhundert

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238 Józef Dobosz

1187 das Objekt eines Streites zwischen den Topórs Krzywosąd und Sieciech auf dereinen und der Płocker Kathedrale auf der anderen Seite, den Kasimir der Gerechteletztlich zugunsten der Płocker Kirche entschied.177 Die beiden als Eigentümer derKirche auftretenden Topórs waren zweifellos Nachkommen des Pfalzgrafen Sieciech.Krzywosąd war vielleicht sein Enkel und Sieciech der Sohn des letzteren.178

Fragt man nach den Motiven der Stiftungen des Sieciech und seiner Nachkommen,so scheint im Falle des Klosters in Sieciechów ein wichtiges Movens in dem Bestrebenbestanden zu haben, Güter des Geschlechts vor Konfiszierungen zu schützen, die nachdem Sturz Sieciechs um das Jahr 1100 drohten. Die übrigen Stiftungen scheinen dannbereits mit Blick auf die konkreten Funktionen dominialer Eigenkirchen des Adelsge-schlechts hin erfolgt zu sein. Insgesamt dürfen die Schenkungen des Pfalzgrafen Sie-ciech, seiner Söhne und vielleicht auch seiner Enkel zugunsten der Kirche als rechtumfangreich bezeichnet werden. Ökonomisch wurden sie zweifellos durch die nach1079 erfolgten weitreichenden Vergaben Herzog Władysław Hermans ermöglicht, derauf diese Weise dem Pfalzgrafen Sieciech für dessen Unterstützung im Kampf um denHerzogsthron gedankt haben wird.

Die Gryfen

So wie der Pfalzgraf Sieciech im Falle der Stiftung der St. Andreas-Kirche und derSt. Benedikt-Kapelle in Radziwie investierten auch die Gryfen in ihrem FamiliensitzBrzeźnica im Gebiet Sandomir in eine Kirche, die vom Krakauer Bischof Maurusgeweiht wurde.179 Belegt ist sie allerdings nur in der Stiftungsurkunde von Jędrzejówaus dem Jahre 1153,180 in einer auf 1219 datierten, dem Krakauer Bischof Vincentius

177 Zbiór ogólny przywilejów i spominków mazowieckich. Bd. 1: Obejmujący materyał do zgonuKonrada I [Allgemeine Sammlung masowischer Privilegien und Erinnerungsstücke. Bd. 1: Um-fassend Material bis zum Tode Konrads I.]. Ed. Jan Korwin Kochanowski. Warszawa 1919, Nr.123. Ausführlicher zu dieser Urkunde Kozłowska-Budkowa, Repertorjum (wie Anm. 45), Nr. 114.

178 Zu dieser Identifizierung Bieniak, Polska elita polityczna, Teil 2 (wie Anm. 35), 14f. sowieKurtyka, Anfänge (wie Anm. 153), 421.

179 Die meistens Historiker halten Brzeźnica im Sandomirer Land für den Familiensitz der Gryfenim 12. Jahrhundert; in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts geriet dieser Ort in die Hände derZisterzienser und erhielt den Namen Jędrzejów; vgl. Jędrzejów, in: Słownik historyczno-geogra-ficzny województwa krakowskiego w średniowieczu / Słownik historyczno-geograficzny ziempolskich w średniowieczu, Bd. 5, Małopolska – województwo krakowskie. Wrocław 1989, 310–316; anders sieht dies nur Paweł Sczaniecki, Gryfici z linii brzeźnickiej i benedyktyni [Die Gry-fen der Brzeźnica-Linie und die Benediktiner], in: Stud. Hist. 30, 1987, 1–18.

180 Kodeks Dyplomatyczny Małopolski [Kleinpolnisches Urkundenbuch], Bd. 2. Ed. FranciszekPiekosiński. Kraków 1886, Nr. 372. Zur Identifizierung des Ortes Józef Dobosz, Proces fun-dacyjny i pierwotne uposażenie opactwa cystersów w Jędrzejowie [Der Stiftungsprozess und dieursprüngliche Ausstattung des Zisterzienserklosters in Jędrzejów], in: Daniel Olszewski (Hrsg.),

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Herzogliche und adlige Stiftungen im 12. Jahrhundert 239

zugeschriebenen Fälschung181 und bei Jan Długosz.182 In der Jędrzejower Stiftungsur-kunde formulierte der Stifter selbst und der Aussteller der Urkunde Erzbischof Jan:183

episcopus bone memorie Maurus, qui eandem ecclesiam consecrauit [d. h. die Kirche inBrzeźnica], et Radosth successor suus decimas super villas has additerunt sub anathe-mate: Osarowici, Preneslawe, Konare, Michowo, Bechlowo, Borowa, Prekopa, Linowoomnium bonorum largitori (…).184 Daraus folgt, dass zur Zeit des Maurus ein Vorfahredes Erzbischofs die Initiative ergriffen hatte, auf dem Gebiet seines Sitzes eine Kirchezu errichten. Długosz gab diese Information im Prinzip unverändert wieder,185 obwohler bei der Schilderung des Wirkens des Bischofs Maurus in seinem ‚Katalog der Kra-kauer Bischöfe‘ über die Weihe der Kirche in Jędrzejów (die er mit dem Kloster gleich-setzte) durch diesen Hierarchen und die aus diesem Anlass getätigten Schenkungenberichtete: decimas manipulares mense sue Cracouiensis in villis Marowicze,Przenÿeslawÿe, Conari, Michowo et Wielgowo.186 Im Liber beneficiorum der DiözeseKrakau teilte Długosz die Zehntdörfer zwischen Maurus und Radost auf: Fünf Dörferfür Maurus, drei Dörfer – Borowa, Prekopa und Linowo – für Radost.187 Ob dies dergenaue Anteil der beiden Bischöfe an der Ausstattung der Familienkirche der Gryfen inBrzeźnica war, lässt sich nicht feststellen, doch darf die Überlieferung des Długosz alswahrscheinlich gelten. Während des Pontifikats des Bischofs Maurus (1110–1118)vollendete ein Vorfahre von Erzbischof Jan den Bau der Kirche in Brzeźnica, dieletzterer dann weihte und zusätzlich mit Zehnten ausstattete. Die Größe dieses Gottes-hauses war, wie die innerhalb des heutigen Zisterzienserklosters aufgedeckten Über-

Cystersi w Polsce. W 850-lecie fundacji klasztoru opactwa jędrzejowskiego. Kielce 1990, 40–79, hier Tafel nach 65.

181 Kodeks Dyplomatyczny Małopolski, Bd. 2. Ed. Piekosiński (wie Anm. 180), Nr. 380. Ausführli-cher zu dieser Urkunde Karol Mieszkowski, Studia nad dokumentami katedry krakowskiej XIIIwieku. Początki kancelarii biskupiej [Studien über die Urkunden der Krakauer Kathedrale des13. Jahrhunderts. Die Anfänge der bischöflichen Kanzlei]. Wrocław 1974, 105f., Regest Nr. 6,und besonders Ders., Krytyka autentyczności dokumentów biskupów krakowskich XIII wieku[Kritik der Echtheit der Urkunden der Krakauer Bischöfe des 13. Jahrhunderts], in: Prz. Hist. 65,1974, 147–158, hier 147–151.

182 Ioannis Dlugossii Annales seu Cronicae incliti Regni Poloniae, lib. 5–6. Ed. Zofia Kozłowska-Budkowa u. a. Warszawa 1970, 53–54; Długosz, Liber beneficiorum, Bd. 3 (wie Anm. 8) 361f.;Katalogi biskupów krakowskich. Katalog Długosza [Katalog der Krakauer Bischöfe. Der Kata-log des Długosz]. Ed. Józef Szymański, in: MPH NS, Bd. 10/2. Warszawa 1974, 152.

183 Über seine Zugehörigkeit zum Geschlecht der Gryfen zuletzt Marek L. Wójcik, Ród Gryfitów dokońca XIII wieku. Pochodzenie – genealogia – rozsiedlenie [Das Geschlecht der Gryfen bis zumEnde des 13. Jahrhunderts. Herkunft – Genealogie – Ausbreitung]. Wrocław 1993, 25–28.

184 Kodeks Dyplomatyczny Małopolski, Bd. 2. Ed. Piekosiński (wie Anm. 180), Nr. 372; vgl. ebd., Nr.380.

185 Ioannis Dlugossii Annales, lib. 5–6. Ed. Kozłowska-Budkowa (wie Anm. 182), 53f.186 Katalogi biskupów krakowskich. Ed. Szymański (wie Anm. 182), 152.187 Jan Długosz, Liber beneficiorum, Bd. 3. Ed. Przezdziecki (wie Anm. 8), 361f.

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reste andeuten, eher bescheiden.188 Doch sollte das kleine, einschiffige Objekt in demMoment die Grundlage für eine neue Stiftungsinitiative bilden, als die Zisterziensernach Brzeźnica geholt wurden und dort eine der wichtigsten Abteien dieser Kongrega-tion auf polnischem Boden entstand. Zuvor aber diente die mit einer Westempore189

ausgestattete Kirche eine Generation lang den Gryfen von Brzeźnica als klassischeEigenkirche und der Bevölkerung der umliegenden, ihnen gehörenden Dörfer als Pfarr-kirche.

Die Nagodzicen

In einer Notiz des Krakauer Bischofs Maurus über die Weihe einer Kirche in Pacanówheißt es: Ego Maurus Cracouiensis episcopus licet indignus conferro Deo et b. Martinoin dedicacione eius ecclesie decimam de villa, in qua eius ecclesia sitta est et de Zab-che, et de Izgorsko et de Negoslauicha et de Gurouo et de Goracouo et de Scheglino etin Quassouo sortem Mangoldi. Semianus autem patronus confert tabernam de eademvilla, decimum piscem, decimum vitulum, decimum angellum, decimum porcellum,decimum caseum.190 Danach schenkte Bischof Maurus der Kirche St. Martin in

188 Vgl. Walicki, Sztuka (wie Anm. 15), 697 (Stichwort ‚Jędrzejów‘); Tomaszewski, Romańskiekościoły (wie Anm. 84), 124–128; Zbigniew Lechowicz, Wyniki badań archeologicznych w zes-pole klasztornym cystersów w Jędrzejowie w 1977 roku [Ergebnisse der archäologischen Unter-suchnungen von 1977 im Klosterkomplex der Zisterzienser in Jędrzejów], in: Spraw. Arch. 34,1983, 223–232; Jerzy Aleksander Splitt, Stan badań archeologiczno-architektonicznych nadmęskimi opactwami cysterskimi w Polsce [Der Stand der archäologisch-architektonischen For-schungen zu den männlichen Zisterzienserabteien in Polen], in: Jerzy Strzelczyk (Hrsg.), Histo-ria i kultura cystersów w dawnej Polsce i ich europejskie związki. Poznań 1987, 225–249, hier229–232; Zygmunt Świechowski, Pierwotny kształt i chronologia kościoła grodowego w Prand-ocinie [Die ursprüngliche Gestalt und Chronologie der Burgkirche in Prandocin], in: Kwart. Ar-chit. Urb. 33, 1988, 212–218, hier 212–215; Beata Kwiatkowska-Kopka / Waldemar Gliński,Najnowsze badania archeologiczne w obrębie opactwa Ojców Cystersów w Jędrzejowie [Dieneuesten archäologischen Untersuchungen auf dem Gebiet der Abtei der Zisterzienserpatres inJędrzejów], in: Marek Derwich / Anna Pobóg-Lenartowicz (Hrsg.), Klasztor w społeczeństwieśredniowiecznym i nowożytnim. Opole 1996, 539–549; Beata Kwiatkowska-Kopka, Rezultatybadań archeologiczno-architektonicznych nad klasztorem cysterskim w Jędrzejowie [Die Er-gebnisse der archäologisch-architektonischen Untersuchungen über das Zisterzienserkloster inJędrzejów], in: Andrzej Marek Wyrwa / Józef Dobosz (Hrsg.), Cystersi w społeczeństwie Eu-ropy Środkowej. Poznań 2000, 543–548; Józef Dobosz / Leszek Wetesko, Jędrzejów, in: AndrzejMarek Wyrwa / Jerzy Strzelczyk / Krzysztof Kaczmarek (Hrsg.), Monasticon Cisterciense Polo-niae, Bd. 2: Katalog męskich klasztorów cysterskich na ziemiach polskich i dawnej Rzeczypos-politej. Poznań 1999, 90–97, hier 94; Świechowski, Architektura romańska (wie Anm. 2), 81f.

189 Zur Westempore in der Kirche von Brzeźnica Tomaszewski, Romańskie kościoły (wieAnm. 84), 124ff. sowie Świechowski, Pierwotny kształt (wie Anm. 188), 212ff.

190 Zbiór dokumentów katedry i diecezji krakowskiej. Część 1: 1063–1415 [Urkundensammlungder Kathedrale und Diözese Krakau. Teil 1: 1063–1415]. Ed. Stanisław Kuraś. Lublin 1965, Nr.

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Herzogliche und adlige Stiftungen im 12. Jahrhundert 241

Pacanów im August zwischen 1110 und 1117 den Zehnten von sieben Dörfern sowiedas Los des Mangold, während der Stifter der Kirche, Siemian, ihr eine Schänke inPacanów sowie den Zehnten an Fischen, Kälbern, Lämmern, Ferkeln und Käse ver-machte. Siemian errichtete also auf seinen kleinpolnischen Gütern (Pacanów liegt in derNähe von Wiślica) eine Eigenkirche, deren Baubeginn auf die Wende vom 11. zum 12.oder den Anfang des 12. Jahrhunderts fiel, und stattete sie entsprechend aus.191 Mitwelchem Adelsgeschlecht aber kann dieser Große in Verbindung gebracht werden?

Auf der Grundlage einer Urkunde des Iwo Odrowąż von 1219, die den comesPakosław Lasocic aus dem Geschlecht Awdaniec als Patron der Pacanower Kirchenennt, folgerte Karol Potkański, dass Siemian mit eben dieser Adelsfamilie im Zusam-menhang gestanden haben muss.192 Władysław Semkowicz, der nicht nur die Notiz desBischofs Maurus analysierte, sondern auch die Verbreitung der Awdańcen untersuchthat, gelangte zu der Schlussfolgerung, dass Siemian einem anderen Adelsgeschlechtentstammte, nämlich den Nagodzic.193 Er wäre demnach als der erste bekannte Vertreterdieses Adelsgeschlechts anzusehen und hätte auf dem Territorium seiner Güter eineKirche gestiftet und diese mit Hilfe des Krakauer Bischofs Maurus ausgestattet.194

Potkański hat auf weitere frühe Vertreter dieses Geschlechts verwiesen, und zwar aufDźwigor und Siemian (Dziwiszowic).195 Ersterer wird im Tyniecer Falsifikat von1124196 und vielleicht auch in der Urkunde Bolesławs IV. Kraushaars von 1148 für dasKloster St. Vinzenz auf dem Breslauer Elbing erwähnt.197 Janusz Bieniak nimmt an,dass es sich bei ihm um einen Vorfahren der Familie Jelita (Nagodzic) gehandelt ha-be.198 Der zweite von Potkański identifizierte Vertreter der Familie Nagodzic wirdzusammen mit seiner Gattin und seinen Söhnen im Lubińer Verbrüderungsbuch er-

2; Karol Potkański, Ród Nagodziców [Das Geschlecht der Nagodzic], in: Ders., Pismapośmiertne, Bd. 2. Kraków 1924, 209–239, hier 212 kannte die Notiz aus einer Urkunde (einemTranssumpt) des Bischofs Iwo Odrowąż vom 15. August 1219, zunächst veröffentlicht vonWładysław Semkowicz, Przyczynki dyplomatyczne wieków średnich [Beiträge zur Diplomatikdes Mittelalters], in: Księga pamiątkowa Uniwersytetu Lwowskiego, Bd. 2. Lwów 1912, 4–26,hier 5–6, zuletzt in Zbiór dokumentów katedry i diecezji krakowskiej ebd., Nr. 4. Die Notiz überPacanów kannte und zitierte auch Jan Długosz, Liber beneficiorum diocesis Cracoviae, Bd. 2.Ed. Aleksander Przezdziecki. Kraków 1864, 422.

191 Zur St. Martin-Kirche in Pacanów vgl. Tomaszewski, Romańskie kościoły (wie Anm. 84), 110.192 Potkański, Ród Nagodziców (wie Anm. 190), 212f.193 Semkowicz, Ród Awdańców (wie Anm. 126), 15–22. Diesen Standpunkt hinsichtlich des

Eigentümers und seiner Familienzugehörigkeit teilte nicht Wiśniowski, Rozwój sieci parafialnej(wie Anm. 119), 66; 142.

194 Vgl. Łowmiański, Początki Polski, Bd. 6/1 (wie Anm. 39), 391, der Siemian ebenfalls für einenNagodzic hielt.

195 Potkański, Ród Nagodziców (wie Anm. 190), 212f.196 Album Paleographicum. Ed. Krzyżanowski (wie Anm. 31), Nr. 18 sowie Nr. 19.197 Zbiór dokumentów (wie Anm. 72), Nr. 16; vgl. Kodeks Dyplomatyczny Śląska, Bd. 1. Ed.

Maleczyński (wie Anm. 168), Nr. 25.198 Bieniak, Polska elita polityczna, Teil 2 (wie Anm. 35), 69f.

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wähnt, und zwar gleich nach den Söhnen Mieszkos III. des Alten.199 Während uns dieNotiz zu Siemian Dziwiszowic hier nicht weiter interessieren muss, da sie sicher erstganz am Ende des 12. Jahrhunderts entstanden ist, erscheint Dźwigor nicht nur als einim Tyniecer Falsifikat begegnender Zeuge wichtig. Seine Zeugenschaft deutet daraufhin, dass er bereits vor 1124 eine starke politische Position in Kleinpolen besessenhaben muss, und da er auch im Jahre 1149 als Donator des Dorfes Ujów für das Bene-diktinerkloster auf dem Breslauer Elbing in Erscheinung tritt,200 dürfte er für seineTätigkeit zugunsten der Kirche bekannt gewesen sein. Allerdings hat Marek CetwińskiZweifel an einer Gleichsetzung des Dźwigors aus dem Tyniecer Falsifikat und demWohltäter für das St. Vinzenzkloster auf dem Elbing geäußert (den er Dziwisznennt).201 Ungeachtet solcher Zweifel können der Dźwigor von 1124 und Siemian, derStifter der Kirche in Pacanów, tatsächlich wohl als Zeitgenossen angesehen werden.Und mit hoher Wahrscheinlichkeit können sie als die erste bekannte Generation derFamilie Nagodzic-Jelita angesprochen werden. Ihre hohe Position innerhalb der dama-ligen Großen wurde durch die Stiftung einer neuen kirchlichen Niederlassung auf ihrenGütern sowie durch ihre Zeugenschaft auf einer wichtigen Urkunde unterstrichen.

Im Umkreis des Piotr Włostowic

Die Łabędź sind eines der besterforschten frühen polnischen Adelsgeschlechter.202 Alseiner ihrer ersten Vertreter gilt der Pfalzgraf Piotr Włostowic, dessen Person seit lan-

199 Księga bracka. Ed. Perzanowski (wie Anm. 35), 9, dort die Notiz Diuisouic. Semianius cumuxore et filiis; ebd., 11, findet sich auch folgende Notiz: Wissezlaue cum duobus filiis Semianoet Miron ältere Ausgabe: Liber fraternitatis Lubinensis. Ed. Fryderyk Papée, in: MPH, Bd. 5.Lwów 1888, 562–584, hier 576 und 579.

200 Das von Dźwigor vergebene Dorf identifiziert Karol Maleczyński als Ujów bei Środa Śląska(Neumarkt in Schlesien); Kodeks Dyplomatyczny Śląska, Bd. 1. Ed. Maleczyński (wieAnm. 168), Nr. 25.

201 Cetwiński, Rycerstwo śląskie (wie Anm. 90), 9.202 Eine Monografie über dieses Adelsgeschlecht veröffentlichte noch in der Zwischenkriegszeit

Marian Friedberg, Ród Łabędziów w wiekach średnich [Die Familie Łabędź im Mittelalter], in:Rocznik Towarzystwa Heraldycznego we Lwowie 7, 1924/1925, 1–100; neuere genealogischeBefunde erbrachten Janusz Bieniak, Polska elita polityczna XII w., Część III.A: Arbitrzy książąt– krąg rodzinny Piotra Włostowica [Die polnische politische Elite des 12. Jahrhunderts. TeilIII.A: Arbiter der Fürsten – der Familienkreis des Piotr Włostowic], in: Społeczeństwo Polskiśredniowiecznej 6, 1990, 13–107; Ders., Ród Łabędziów [Die Familie Łabędź], in: Jacek Her-tel / Jan Wroniszewski (Hrsg.), Genealogia. Studia nad wspólnotami krewniaczymi i terytorial-nymi w Polsce średniowiecznej. Toruń 1987, 9–33. Kiersnowska, Rus’isch-warägische Gefolg-schaften (wie Anm. 123) 399–407 hat auf der Grundlage archäologischer Untersuchungen dieThese von einer rus’isch-varägischen Herkunft dieser Familie aufgestellt.

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Herzogliche und adlige Stiftungen im 12. Jahrhundert 243

gem die besondere Aufmerksamkeit der Historiker erregt.203 Im Lichte der neuestenForschungen ist davon auszugehen, dass zur ersten Generation der Włostowicen-Łabędź neben Piotr auch dessen Bruder Bogusław sowie sein Cousin (oder leiblicherBruder) Włost gezählt werden müssen. Aus den Quellen sind auch Cieszybór sowieMikora bekannt, Verwandte von Piotr, die mit ihm gemeinsam in Erscheinung traten.Piotrs Gattin war Maria, und seine Söhne hießen Wszebór, Świętosław und Idzi/ Ägi-dius (Konstantin).204 Fast alle Vertreter der Familie Łabędź zeigten ein aktives Engage-ment zugunsten der polnischen Kirche, zumindest die uns hier unmittelbar interessie-rende Generation des Piotr Włostowic. Bereits die mittelalterliche Tradition hob dieenorme Stiftungstätigkeit dieses Großen hervor und schrieb ihm über 70 Kirchen undKlöster zu. Mitte des 12. Jahrhunderts schrieb der Zwiefaltener Chronist Ortlieb, Bolo-niorum princeps nomine Patricius habe für seine Sünden auf Geheiß des Papstes odereines polnischen Bischofs 70 vel eo amplius decreverunt eum fabricare de propriissumptibus aecclesias, inter quas nonnula monachorum decernunt eum edificarecenobia.205 Die Chronica Poloniae Maioris, die Piotr in zwei getrennten Kapiteln (Notade Pyotrkone de Dacia und De Pyotrkone de Dacia) viel Aufmerksamkeit schenkte,duplizierte seine Person, indem sie in ihre Narration einen zweiten Piotr, einen PetrusWlostides de Kszansz, einführte.206 Es ist offensichtlich, dass dies ein und dieselbePerson war – Piotr Włostowic. Der Chronica Poloniae Maioris zufolge soll er siebenKlöster gestiftet haben: das der Regularkanoniker auf der Breslauer Sandinsel,St. Vinzenz auf dem Breslauer Elbing sowie die Abtei in Czerwińsk, das Nonnenklosterin Strzelno, die Präpositur St. Laurentius bei Kalisch, die Abtei in Sulejów und diePräpositur in Mstów sowie alias septuaginta ecclesias ex lapide dolato et coctis lateri-bus fertur construxisse.207 Die Chronica Polonorum (auch ‚Polnisch-Schlesische Chro-nik‘ genannt) wiederholt diese Angaben fast wörtlich, und auch hier soll Piotr zurVergeltung für seine Vergehen sieben Klöster gegründet haben, deren Namen die

203 Zur Person des Piotr Włostowic Stanisław Bieniek, Piotr Włostowic. Postać z dziejów średnio-wiecznego Śląska [Piotr Włostowic. Eine Persönlichkeit aus der Geschichte des mittelalterlichenSchlesien]. Wrocław 1965; Stanisław Trawkowski, Piotr Włostowic, in: Emanuel Rostworowski(Hrsg.), Polski Słownik Biograficzny, Bd. 26. Wrocław / Kraków 1981, 355–358; Cetwiński,Rycerstwo śląskie (wie Anm. 108), 15–17; Bieniak, Polska elita polityczna (wie Anm. 202), 13–48; Halina Manikowska, Princeps fundator im vorrechtsstädtischen Breslau. Von Piotr Włosto-wic zu Heinrich dem Bärtigen, in diesem Band 281–305; Jarosław Wenta, Tradycja o Piotrze.Na marginesie jednej z wielkich dyskusji [Die Tradition über Peter. Randbemerkungen zu einergroßen Diskussion], in: Danuta Zydorek (Hrsg.), Scriptura custos memoriae. Prace historyczne.Poznań 2001, 523–538; Eduard Mühle, Zu den Anfängen des mittelalterlichen Adels in Polen.Das Beispiel des Piotr Włostowic, in: Daniel Bagi / Gergely Kiss / Tamás Fedeles (Hrsg.),‚Köztes-Europa‘ vonzásában. Ünnepi tanulmányok Font Marta tiszteletére. Pécs 2012, 357–374.

204 Bieniak, Polska elita polityczna (wie Anm. 202), 49f.; Ders., Ród Łabędziów (wie Anm. 202).205 Zwifaltensis chronicon. Ed. August Bielowski, in: MPH, Bd. 2. Lwów 1878, 2–5, hier 3.206 Chronica Poloniae Maioris. Ed. Kürbis (wie Anm. 4), 38f. und 49f.207 Ebd., 50.

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Quelle nicht nennt, und 70 steinerne Kirchen erbaut haben.208 An anderer Stelle erinnertdie Chronica Polonorum nur ganz allgemein an die vielen Schenkungen und Kirchen-stiftungen, von denen namentlich nur das monasterium Sancti Vincencii iuxta castrumWratislaw genannt wird.209 In der ‚Gekürzten Schlesischen Chronik‘ ist von der Grün-dung zweier Klöster bei Breslau (auf der Sandinsel und auf dem Elbing) sowie von 70Kirchen die Rede. Als Motiv der Stiftungen nennt diese Quelle ebenfalls eine vomPapst auferlegte Buße.210 Etwas anders berichtet die ‚Chronik der polnischen Fürsten‘über die zahlreichen Stiftungen des Piotr Włostowic. Aus ihr erfahren wir, dass ihmaufgrund seiner Aktivitäten in der Rus’ auferlegt wurde, sieben Klöster zu errichten,womit er sich selbst aber nicht zufriedengegeben habe und statt sieben, septuagiuntaseptem pro peccatis suis construxit ecclesias.211 Eine spätere, wohl aus dem15. Jahrhundert stammende Kompilation mit dem Titel ‚Denkwürdige Geschehnisse‘notiert lediglich, Petrus habe 77 Kirchen gestiftet, und nennt in diesem Zusammenhangdas Kloster St. Vinzenz außerhalb der Stadtmauern von Breslau.212 Die aus dem16. Jahrhundert stammende Cronica Petri schreibt die Stiftung des Klosters auf derBreslauer Sandinsel schließlich der Gattin des Piotr, Maria, und jene des St. Vincenz-Klosters sowie des Klosters St. Laurentius bei Kalisch Piotr selbst zu. Daneben habe erseptuaginta duas […] lapideas eclesias, alii septuaginta et septem cenobia sive monas-teria errichtet.213 In diese Traditionslinie gehören auch die ‚Annalen des Sędziwój‘, diezum Jahr 1145 notieren, dass Piotr (Petrus) geblendet worden sei, qui claustra multa inPolonia construxit et dotavit. Hic apud santum Vincentium una cum uxore sua Wra-thislawie defunctus est. Qui et eandem abbaciam fundavit.214 Auch die verschiedenenHandschriften der ‚Kleinpolnischen Annalen‘ erwähnen unter verschiedenen Daten(1145, 1148 und 1147) die Blendung Piotrs und fügen hinzu, dass er in Breslau einKloster erbaut oder gestiftet habe (das in einer Handschrift der Annalen, im Codex vonSzamotuły namentlich als St. Vinzenz-Abtei bezeichnet wird).215

208 Chronica Polonorum. Ed. Ludwik Ćwikliński, in: MPH, Bd. 3. Lwów 1878, 578–656, hier 631.209 Ebd., 628f. Der Autor dieses Werkes unterstreicht, dass er seine Informationen der maiora

cronica Polonorum et in carmine Mauri verdanke.210 Kronika śląska skrócona [Gekürzte Schlesische Chronik]. Ed. Aleksander Semkowicz, in: MPH,

Bd. 3. Lwów 1878, 718–731, hier 723.211 Chronica Principum Polonorum. Ed. Zygmunt Węclewski, in: MPH, Bd. 3. Lwów 1878, 423–

578, hier 476f.212 Zdarzenia godne pamięci [Denkwürdige Geschehnisse]. Ed. Antoni Lorkiewicz, in: MPH, Bd. 3.

Lwów 1878, 296–313, hier 304.213 Cronica Petri comitis Poloniae. Ed. Marian Plezia, in: MPH NS, Bd. 3. Kraków 1951, 8; 17; 28;

auf 29 findet sich zudem die Information, dass Piotr im Kloster St. Vinzenz beigesetzt wurde.214 Rocznik Sędziwoja [Annalen des Sędziwój]. Ed. August Bielowski, in: MPH, Bd. 2. Lwów

1872, 871–880, hier 875.215 Rocznik małopolski 965–1415 [Kleinpolnische Annalen 965–1415]. Ed. August Bielowski, in:

MPH, Bd. 3. Lwów 1878., 135–202: Codex von Kuropatnicki, 154 (vor 1145), Codex von

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Herzogliche und adlige Stiftungen im 12. Jahrhundert 245

Als die wichtigste Quelle ist zweifellos die Überlieferung Ortliebs anzusehen, da sieaus der Zeit des Piotr Włostowic selbst stammt. Die übrigen angeführten Quellen,insbesondere jene schlesischer Provenienz, bringen im Prinzip nichts Neues, währenddie Chronica Poloniae Maioris nur recht verworrene Details über die von Piotr gegrün-deten Klöster hinzufügt. Alle diese Überlieferungen sind gleichwohl wertvoll, zeigensie doch, dass das ganze Mittelalter hindurch eine Erinnerung an das enorme Ausmaßder Stiftungstätigkeit des Pfalzgrafen Piotr lebendig war. Ihre Krönung fand diesemittelalterliche Erinnerung an die Stiftungen des Piotr Włostowic im Werk des JanDługosz, der die meisten der hier besprochenen Überlieferungen kannte. Długosznannte in seinen ‚Annalen‘ die Namen von 40 Stiftungen Piotrs216 und in seinem Liberbeneficiorum fügte er noch fünf weitere hinzu.217

Die mittelalterliche Tradition über die Stiftungstätigkeit des Pfalzgrafen Piotr erwiessich als so stark, dass ihr auch zeitgenössische Historiker erlagen, die Antworten auf dieFrage suchten, wieviele Kirchengebäude dieser Große denn nun wirklich errichtet hat.Bereits der Kunsthistoriker Władysław Łuszczkiewicz äußerte Zweifel an der Glaub-würdigkeit der Zahl von über 70, hielt aber eine Zahl von etwa 50 gestifteten Gottes-häusern für durchaus möglich.218 Vorsichtiger äußerte sich Janusz Frankenstein, der dieenorme Zahl der Piotr zugschriebenen Stiftungen für ein Werk von mindestens dreiGenerationen hielt, das die Familie Łabędź zwischen 1090 (dem vermutlichen Datumder Kirchenstiftung auf dem Zobtenberg) und 1190 (dem Zeitpunkt der Reform desKlosters auf der Sandinsel) realisiert habe.219 Marian Friedberg identifizierte achtzweifelsfreie Stiftungen des Pfalzgrafen und benannte darüber hinaus noch einigemögliche weitere Stiftungen.220 Marian Plezia hielt die überlieferte Zahl der Kirchen-gründungen deshalb für durchaus wahrscheinlich, weil auch die über die zahlreichenGüter der Familie Łabędź verstreuten „kleinen Holzkirchen oder sogar Kapellen“ mitberücksichtigt werden müssten. Er unterstrich zudem, dass Piotr als ein bedeutender

Lubiń, 154 (vor 1145), Codex von Szamotuły, 155 (vor 1148), Codex von Königsberg, 155 (vor1147).

216 Ioannis Dlugossii Annales, lib. 5–6. Ed. Kozłowska-Budkowa (wie Anm. 182), 25.217 Jan Długosz, Liber beneficiorum, Bd. 3. Ed. Przezdziecki (wie Anm. 8), 163; 183.218 Władysław Łuszczkiewicz, Kościoły i rzeźby Duninowskie w Strzelnie na Kujawach oraz ruina

kościoła P. Marii w Inowrocławiu. Przyczynek do dziejów sztuki XII wieku w Polsce [Die aufDunin zurückgehenden Kirchen und Skulpturen in Strzelno in Kujawien und die Ruine der Ma-rienkirche in Inowrocław. Ein Beitrag zur Kunstgeschichte des 12. Jahrhunderts in Polen], in:Pamiętnik Akademii Umiejętności w Krakowie. Wydział Filologiczny i Historyczno-Filozo-ficzny 3, 1876, 89–116, hier 92.

219 Janusz Frankenstein, Działalność budowlana rodu Łabędziów na Śląsku i na Kujawach w XIIwieku [Die Bautätigkeit der Familie Łabędź in Schlesien und in Kujawien im 12. Jahrhundert],in: Biul. Hist. Szt. i Kultury 3, 1934/1935, 346–361.

220 Friedberg, Ród Łabędziów (wie Anm. 202), 86–94.

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246 Józef Dobosz

Mitgestalter der frühmittelalterlichen polnischen Kultur zu gelten habe.221 Ähnlich sahauch Stanisław Bieniek Piotr als einen Förderer von Kunst und Kultur, dessen Kirchen-gründungen der symbolischen Zahl von 77 wohl tatsächlich nahegekommen sei.222

Tomasz H. Orłowski hat die Ansichten Plezias und Bienieks zu Recht in Frage gestelltund betont, dass eine einzelne Person wohl kaum in der Lage gewesen sein kann,innerhalb von nur ungefähr 30 Jahren eine so beträchtliche Zahl von Stiftungen zurealisieren. In Wirklichkeit mögen es, so Orłowski, vielleicht höchstens 20 Objektegewesen sein. Zudem könnte Piotr als ‚Bankier‘ für andere Große fungiert haben,indem er ihnen (im Gegenzug für Landgüter) mit seinen Bargeldvorräten aushalf, undauf diese Weise indirekt an Stiftungen anderer Großer mitgewirkt haben.223 Auf eineMindestzahl von etwa 20 Stiftungen kam nach eingehender Analyse der Quellen auchJanusz Bieniak,224 mit dem wiederum Leszek Kajzer polemisierte, der daran festhielt,dass die Zahl von 70 (bzw. 77) Stiftungen als realistisch anerkannt werden müsse, auchwenn eine buchstäbliche Identifizierung heute kaum noch möglich sei.225

Die referierte Diskussion führt letztlich zu keinem Ergebnis. Es mangelt an wirklichbelastbaren Schriftquellen, während die Kunsthistoriker und Archäologen die erhalte-nen Objekte bislang nicht präzise datieren können; zudem ist der Stand der Feldfor-schung unzureichend. Unabhängig davon, ob die fraglichen Stiftungen als unmittelbareGründungen kirchlicher Institutionen von Grund auf oder als Ausdruck der Phänomene

221 Marian Plezia, Palatyn Piotr Włostowic. Sylwetka z dziejów Śląska w XII wieku [Der PfalzgrafPiotr Włostowic. Ein Lebensbild aus der Geschichte Schlesiens im 12. Jahrhundert]. Warszawa1947, 39–61, das Zitat 44.

222 Bieniek, Piotr Włostowic (wie Anm. 203), 79–102; Ders., Uwagi nad powstaniem klasztoru wStrzelnie i fundacjami Piotra Włostowica z około połowy XII wieku [Bemerkungen zur Entste-hung des Klosters in Strzelno und zu den Stiftungen des Piotr Włostowic um die Mitte des12. Jahrhunderts], in: Prace Komisji Historycznej Bydgoskiego Towarzystwa Naukowego 2,1964, 33–54.

223 Tomasz Hubert Orłowski, Czy Piotr Włostowic zbudował 70 kościołów? Z początków mecenatuartystycznego w dwunastowiecznej Polsce [Hat Piotr Włostowic 70 Kirchen errichtet? Über dieAnfänge des künstlerischen Mäzenats in Polen im 12. Jahrhundert], in: Elżbieta Kar-wowska / Anna Marczak-Krupa (Hrsg.), Mecenas – Kolekcjoner – Odbiorca. Materiały sesjiStowarzyszenia Historyków Sztuki. Katowice, listopad 1981. Warszawa 1984, 39–54; TadeuszLalik, Uwagi o finansowaniu budownictwa murowanego w Polsce do początku XIII wieku[Bemerkungen zur Finanzierung des Steinbauwesens in Polen bis zum Beginn des13. Jahrhunderts], in: Kwart. Hist. Kult. Mater. 36, 1988, 55–74, hier 59f.

224 Bieniak, Polska elita polityczna (wie Anm. 202), 36–48.225 Leszek Kajzer, Jeszcze o 70 kościołach fundacji Piotra Włostowica (uwagi na marginesie

studium Janusza Bieniaka) [Noch einmal zu den 70 Kirchen der Stiftung des Piotr Włostowic(Randbemerkungen zur Studie von Janusz Bieniak)], in:Kwart. Hist. Kult. Mater. 39, 1991,177–185. Es scheint, dass die Thesen dieses Artikels wenigstens zum Teil auf gewisse Missver-ständnisse zurückgehen, so etwa zum Wesen und zur Entwicklung der Pfarreiorganisation oderzur Frage des Kanonikats.

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Herzogliche und adlige Stiftungen im 12. Jahrhundert 247

fundatio und dotatio anzusehen sind,226 scheinen Orłowski und Bieniak der Antwort aufdie Frage nach dem Ausmaß der Stiftungsaktivitäten des Piotr Włostowic wohl amnächsten zu kommen. Die Zahl 70 oder 77 muss in der Sprache der damaligen Quellenals Synonym des heutigen Ausdrucks ‚viele‘ oder ‚zahlreiche‘ verstanden werden sowieals eine Art Symbol.227 Welche Kirchen und Klöster waren also wirklich das Werkdieses herausragenden Großen, dessen Wirken zugunsten der Kirche, wie es scheint,erst nach dem Kriegszug gegen die Rus’ und der Entführung des Herzogs von PrzemyslWolodar begann, also nach 1123?228

Eine der ersten und wichtigsten Stiftungen des Piotr Włostowic war zweifellos dasBenediktinerkloster St. Vinzenz auf dem Breslauer Elbing. Als dessen Gründer nenntihn eine Urkunde Herzog Bolesławs IV. Kraushaar vom 22. Juni 1149, in der es heißt:Comes Petrus fundator ecclesie Virbeno, Odram, Crescenicam dedit et Olauam.229

Unklar ist, wann Piotr diese Stiftung durchgeführt und die aufgeführten Dörfer verge-ben hat. Im Lichte einer Urkunde des Breslauer Bischofs Robert I. aus dem Jahre 1139muss das Kloster aber bereits vor 1139 gestiftet worden sein, da der Bischof demdamals noch der Allerheiligsten Jungfrau Maria gewidmeten Kloster eine Kapellebestätigte quod tunc Petrus edificabat in honore sancti Michaelis constructam cumomnibus, que ad eam pertinent.230 Sowohl das Datum der Urkunde als auch der Namedes Stifters der St. Michael-Kirche verweisen auf Piotr Włostowic.231 Die Errichtungdes St. Vinzenz-Klosters durch Piotr wird auch – wenngleich ohne genaues Datum – beiOrtlieb erwähnt.232 In der Historiografie wird zumeist angenommen, dass die Abtei aufdem Breslauer Elbing um das Jahr 1126 gegründet wurde233 und der Konvent vielleicht

226 Vgl. Dobosz, Działalność (wie Anm. 17), 15.227 So schon Friedberg, Ród Łabędziów (wie Anm. 202), 87; auch Bieniek, Piotr Włostowic (wie

Anm. 203), 85; Katarzyna Hewner, Piotr Włostowic czy Piotr Wszeborowicz? O fundacji i fun-datorze klasztoru norbertanek w Strzelnie [Piotr Włostowic oder Peter Wszeborowicz? Über dieStiftung und den Stifter des Prämonstratenserinnen-Klosters in Strzelno], in: Nasza Przeszł. 94,2000, 47–84, hier 81–83. Vgl. Bieniak, Polska elita polityczna (wie Anm. 202), 37; 39, dermeint, dass die 70 aus dem Bericht Ortliebs keine symbolische Zahl gewesen sei.

228 Bieniak, Polska elita polityczna (wie Anm. 202), 17f.; Kajzer, Jeszcze o 70 kościołach (wieAnm. 225), passim.

229 Kodeks Dyplomatyczny Śląska, Bd. 1. Ed. Maleczyński. (wie Anm. 168), Nr. 25.230 Ebd., Nr. 16.231 Ebd., Nr. 16, Anm. 11 des Herausgebers, der hier auch Jaxa als Gründer ins Spiel bringt. Die

Hypothese gründete sicher auf einer von der Cronica Petri. Ed. Plezia (wie Anm. 213), 30 über-lieferten Inschrift dieser Kirche, in der von Jaxa die Rede war; vgl. Cetwiński, Rycerstwo śląskie(wie Anm. 90), 11f.; zur Lokalisierung der Michaels-Kirche bei Breslau Kodeks Dyplomaty-czny Śląska, Bd. 1 ebd., Nr. 16, Anm. 11.

232 Zwifaltensis chronicon. Ed. Bielowski (wie Anm. 205), 3, ohne Nennung des Patroziniumsdieses Klosters.

233 Zur Abtei Unserer Lieben Frau und St. Vinzenz auf dem Breslauer Elbing liegt bislang keineMonografie vor; neben den bereits zitierten Arbeiten von Leszek Kajzer, Marian Friedberg,Tomasz Hubert Orłowski, Marian Plezia und Stanisław Bieniek vgl. auch Heinrich Grüger,Schlesisches Klosterbuch. Breslau, St. Vinzenz, Benediktiner-, dann Praemonstratenserabtei, in:

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248 Józef Dobosz

aus dem nahe Krakau gelegenen Tyniec stammte.234 Ein wichtiges Ereignis für diedortigen Benediktiner bildete zweifellos die Überführung der Reliquien des hl. Vinzenzaus Magdeburg im Jahre 1144/45.235

Die zweite große Stiftung Piotrs war das der Allerheiligsten Jungfrau Maria gewid-mete Kloster der Regularkanoniker auf der Breslauer Sandinsel. Seine Geschicke warenkomplizierter und seine Anfänge sind etwas schwieriger zu erhellen. Gemäß der späte-ren Klostertradition und der Chronica Petri comitis ex Dacia des Benedikt von Posenwurde das Kloster vom Pfalzgrafen Włost zunächst in Górka am Zobtenberg gegründetund am 9. Januar 1110 vom Breslauer Bischof Petrus geweiht.236 Demgegenüber be-zeichnet die Cronica Petri comitis Poloniae Maria Włostowicowa als Stifterin, verweistaber zugleich auch darauf, dass es in alten Schriften eine Notiz gebe, der zufolge dasKloster im Jahre 1090 von Petro comite Korek errichtet worden sei.237 Dagegen bezeugteine am 19. Oktober 1148 in Pisa ausgestellte Bulle Papst Eugens III. lediglich, dass dasKloster Unserer Lieben Frau de Monte Silencji als Orden der Regularkanoniker unterder Verwaltung des Abtes Arnulf funktioniert, zählt dessen Ausstattung (montemvidelicet cum appendenciis suis, forum sub monte, ecclesiam beati Adalberti in Wrati-cilau) auf, erwähnt aber nicht den Stifter.238 Nach der Urkunde des Breslauer BischofsWalter von 1149 verlieh dieser auf Bitten des comes Piotr, seiner Gattin Maria und ihresSohnes Świętosław den Kirchen in Wratislavia iuxta pontem scilicet et in monte Silencji

Jb. Schl. Univ. Bresl. 24, 1983, 67–96; Marek Derwich, Zarys dziejów benedyktynów i bene-dyktynek na Śląsku [Abriss der Geschichte der Benediktiner und Benediktinerinnen in Schle-sien], in: Śląski Kwart. Hist. Sobótka 53, 1998, 435–456, hier 439f. und 445f.; Ders., Monan-stycyzm benedyktyński (wie Anm. 32), 194.

234 So vermuten Derwich, Monastycyzm benedyktyński (wie Anm. 32), 194 und KazimierzJasiński, Kalendarz opactwa św. Wincentego we Wrocławiu [Kalender der Abtei St. Vinzenz inBreslau], in: Kazimierz Bobowski (Hrsg.), Kultura średniowieczna Śląska. Pierwiastki rodzime iobce. Wrocław 1993, 45–58, hier 58.

235 Die Begegnung zwischen Piotr Włostowic und dem deutschen König Konrad III. zu Weihnach-ten 1144, als er die Reliquien des hl. Vinzenz erhielt, notieren die Annales Magdeburgenses. Ed.Georg Heinrich Pertz, in: MGH SS, Bd. 16. Hannover 1859, 105–196, hier 187. Im Juni 1145ließ Piotr die Reliquien in seine Stiftung auf dem Elbing überführen und es erfolgte eine ent-sprechende Änderung des Kloster-Patroziniums; vgl. Janusz Bieniak, Polska elita polityczna XIIw. Część III.B: Arbitrzy książąt – trudne początki [Die polnische politische Elite des12. Jahrhunderts. Teil III.B: Arbiter der Fürsten – die schwierigen Anfänge], in: SpołeczeństwoPolski średniowiecznej 7, 1996, 11–44, hier 12f., 19; Derwich, Zarys dziejów (wie Anm. 233),445.

236 Das Tages- und Jahresdatum findet sich in der Klosterchronik: Chronica abbatum Beatae MariaeVirginis in Arena. Ed. Gustav Adolf Stenzel, in: Scriptores rerum Silesiacarum, Bd. 2. Breslau1839, 156–286, hier 162.

237 Cronica Petri. Ed. Plezia (wie Anm. 213). Der gleiche Text ist enthalten in: Spominkiwrocławskie 1090–1450 [Breslauer Aufzeichnungen]. Ed. Aleksander Semkowicz, in: MPH, Bd.3. Lwów 1878, 732–734, hier 732.

238 Kodeks Dyplomatyczny Śląska, Bd. 1. Ed. Maleczyński (wie Anm. 168), Nr. 22.

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Herzogliche und adlige Stiftungen im 12. Jahrhundert 249

den Zehnten.239 Den comes Piotr erwähnen auch Klosteraufzeichnungen von etwa 1193sowie eine Bulle Coelestins III. vom 9. April 1193.240 Der Klostertradition entsprechendgründete Piotr zuerst die Niederlassung der Regularkanoniker auf dem Zobtenberg, die dannauf die Breslauer Sandinsel verlegt wurde.241 In der Historiografie wurden unterschiedlicheVermutungen über die Anfänge der Abtei Unserer Lieben Frau angestellt;242 heute geht manzumeist davon aus, dass Piotr Włostowic sie vor 1138 auf dem Zobtenberg gegründet hatund dass die ältesten Klostergebäude nicht erhalten geblieben sind. Danach wurde dasKloster auf die Sandinsel in der Nähe der Breslauer Burgsiedlung verlegt, vielleicht nochvor 1148.243 Gelegentlich wird auch die Ansicht vertreten, dass Piotrs Vater Włost dasursprüngliche Kloster am Zobtenberg (in Górka?) gegründet habe.244

239 Ebd., Nr. 26, dort Anm. 5–6 die Identifizierung beider Kirchen; vgl. auch Spominkiwrocławskie. Ed. Semkowicz (wie Anm. 237), 732 mit einer allgemeinen Notiz über die Vergabedes Bischofs Walter.

240 Kodeks Dyplomatyczny Śląska, Bd. 1. Ed. Maleczyński (wie Anm. 168), Nr. 68 und Nr. 71.241 Chronica abbatum Beatae Mariae. Ed. Stenzel (wie Anm. 236), 162–165; vgl. Spominki

wrocławskie. Ed. Semkowicz (wie Anm. 237), 733f.242 Diese Untersuchungen wurden unlängst zusammengestellt von Anna Pobóg-Lenartowicz, Stan

badań nad klasztorem Kanoników Regularnych NMP na Piasku we Wrocławiu [Forschungs-stand zum Kloster der Regularkanoniker Unserer Lieben Frau auf der Sandinsel in Breslau], in:Wacław Korta (Hrsg.), Studia średniowieczne. Wrocław 1992, 85–98, über die Anfänge desKlosters 86–92; vgl. auch Dies., Uposażenie i działalność gospodarcza klasztoru KanonikówRegularnych NMP na Piasku we Wrocławiu do początku XVI wieku [Zur Ausstattung undWirtschaftstätigkeit des Klosters der Regularkanoniker Unserer Lieben Frau auf der Sandinsel inBreslau bis zum Anfang des 16. Jahrhunderts]. Opole 1994. Die Untersuchungen über die An-fänge der Abtei zusammengefasst auch bei Wojciech Mrozowicz, Kanonicy regularni św. Au-gustyna (augustianie) na Śląsku [Die Regularkanoniker vom hl. Augustinus (Augustiner) inSchlesien], in: Śląski Kwart. Hist. Sobótka 53, 1998, 401–413, hier 402f., Anm. 7–13.

243 Zur ursprünglichen Bebauung auf dem Zobtenberg und im Kloster auf der Sandinsel WładysławSemkowicz, Zabytki romańskie na górze Sobótce [Romanische Baudenkmäler auf dem Zobtenberg],in: Przegląd Historii Sztuki 1, 1929, 29–36; Frankenstein, Działalność budowlana (wie Anm. 219),345–351; Świechowski, Budownictwo romańskie (wie Anm. 14), 275–277 (Zobtenberg) und 334–336 (Sandinsel), vgl. Ders., Architektura romańska (wie Anm. 2), 297f. und 222f.; Walicki, Sztuka(wie Anm. 15), 781f. (Sandinsel) und 756f. (Zobten am Berge); Zygmunt Świechowski, Fundacje Pi-otra Włostowica [Die Stiftungen des Piotr Włostowic], in: Jerzy Rozpędowski (Hrsg.), ArchitekturaWrocławia, Bd. 3: Świątynie [Gotteshäuser]. Wrocław 1997, 9–20. Zu den Anfängen des KlostersWacław Korta, Tajemnice góry Ślęży [Die Geheimnisse des Zobtenberges]. Katowice 1988, 234–315; Marek Cetwiński, „Chronica abbatum beatae Mariae Virginis in Arena“ o początkach klasztoru[Die „Chronica abbatum beatae Mariae Virginis in Arena“ über die Anfänge des Klosters], in: Kazi-mierz Bobowski (Hrsg.), Źródłoznawstwo i studia historyczne. Wrocław 1989, 211–218; Pobóg-Lenartowicz, Stan badań (wie Anm. 242), 86ff.; Mrozowicz, Kanonicy regularni (wie Anm. 242),403; Ludo Milis, Les origines des abbayes de Ślęża et du Piasek á Wrocław, in: Rocz. Hum. 19, 1971,5–27, Czesław Deptuła, Przyczynek do dziejów Ślęży i jej opactwa [Ein Beitrag zur Geschichte desZobten und seiner Abtei], in: Rocz. Hum. 15, 1967, 17–35.

244 Vgl. zum Beispiel Deptuła, Przyczynek do dziejów (wie Anm. 243), 17ff.; so wohl auch Bieniak,Polska elita polityczna (wie Anm. 202), 21. Die Ansicht, dass Herzog Bolesław Schiefmund der

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250 Józef Dobosz

Eine weitere Stiftung, die als Werk von Piotr selbst oder seines Umkreises aufgefasstwerden kann, ist die Breslauer St. Adalbert-Kirche, die bereits in der Bulle Eugens III.von 1148 als Eigentum des Klosters auf der Sandinsel erwähnt wird (ohne aber dass derStifter genannt würde).245 Die Klosteraufzeichnungen vom Ende des 12. Jahrhundertsäußern sich eindeutiger: Ecclesiam sancti Adalberti dedit Bogulaus frater comitis Petri,und zwar zusammen mit dem Dorf Muchobór und Leibeigenen.246 Die Klosterchroniksah Piotr Włostowic selbst als den Stifter dieser Kirche an.247 Marian Friedberg gingdavon aus, dass dieses Gotteshaus sicher vor dem Jahr 1148 im Umkreis des Pfalzgra-fen Piotr entstanden ist.248 Im 13. Jahrhundert verzichtete das Kloster auf diese Kircheund übergab sie dem Breslauer Bischof Laurentius, der sie den Dominikanern schenk-te.249

Jan Długosz verwies unter dem Jahr 1133 noch auf eine weitere Kirche, die Piotr er-baut haben soll; er beschrieb dieses Ereignis als fundatio monasterii ordinis Praemon-stratensis in Strzelno. Erbaut wurde die dem Heiligen Kreuz und Unserer Lieben Fraugewidmete Kirche von Petrus Dacus comes de Skrzin und geweiht wurde sie in Anwe-senheit der Bischöfe Bernhard von Lebus und Swidger von Kruschwitz.250 Die Suchenach den Anfängen des Prämonstratenserinnenklosters in Strzelno und seines Stiftershat in der polnischen Historiographie eine mehr als hundertjährige Tradition.251 Die alte

Stifter des Klosters gewesen sei, hat zu begründen versucht Łowmiański, Początki Polski, Bd. 6/1(wie Anm. 39), 279f.; dieser Versuch muss jedoch als gescheitert betrachtet werden. Zur Frage derAnfänge der Abtei und ihres Stifters auch Wilhelm Marschall / Heinrich Grüger, Breslau, Sand-stift, Abtei der Regulierten Augustiner-Chorherren-Abtei, dann Propstei (Schlesisches Kloster-buch, Teil 34), in: Jb. Schl. Univ. Bresl. 34, 1993, 1–32, hier 1–2; Wilhelm Marschall, Gorkau,Augustiner-Chorherren-Abtei, dann Propstei (Schlesisches Klosterbuch, Teil 12), in: Jb. Schl.Univ. Bresl. 26, 1985, 3–7, hier 3f.

245 Kodeks Dyplomatyczny Śląska, Bd. 1. Ed. Maleczyński (wie Anm. 168), Nr. 22 und Anm. 6.246 Ebd., Nr. 69.247 Chronica abbatum Beatae Mariae. Ed. Stenzel (wie Anm. 236), 161.248 Friedberg, Ród Łabędziów (wie Anm. 202), 90.249 Schlesisches Urkundenbuch, Bd. 1: 971–1230. Ed. Heinrich Appelt. Köln / Wien 1971, Nr. 263,

266; Walicki, Sztuka polska przedromańska (wie Anm. 15), 784f.; Świechowski, Architekturaromańska (wie Anm. 2), 303–305.

250 Ioannis Dlugossii Annales, lib. 3–4. Ed. Budkowa (wie Anm. 6), 319.251 Vgl. Brygida Kürbis, Najstarsza tradycja klasztoru Panien Norbertanek w Strzelnie [Die älteste

Tradition des Klosters der Prämonstratenserinnen in Strzelno], in: Rocz. Hist. 40, 1974, 39–53;Dariusz Karczewski, Najwcześniejsze dzieje Strzelna w świetle „Roczników“ Jana Długosza[Die früheste Geschichte von Strzelno im Lichte der „Annalen“ des Jan Długosz], in: Robert L.Andrzejewski (Hrsg.), Z dziejów Strzelna. 800 lat bulli konfirmacyjnej papieża Celestyna II i100 lecie śmierci ks. dra A. Kanteckiego. Gniezno 1994, 9–27; Ders., Czy istniało Strzelnoprzednorbertańskie? [Gab es ein vorprämonstratensisches Strzelno?], in: Archaeol. hist. Pol. 2,1995, 181–191; Czesław Sikorski, O fundacji klasztoru norbertanek w Strzelnie [Zur Stiftungdes Prämonstratenserinnenklosters in Strzelno], in: ebd., 193–209; Gerard Labuda, Jeszcze jed-na próba datowania fundacji klasztoru premonstratensek w Strzelnie [Ein weiterer Versuch, dieStiftung des Prämonstratenserinnenklosters in Strzelno zu datieren], in: Jerzy Strzelczyk / Józef

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Herzogliche und adlige Stiftungen im 12. Jahrhundert 251

Annahme, dass das Kloster bereits in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts errichtetworden ist, wurde im Ergebnis archäologisch-architektonischer Untersuchungen fallen-gelassen. Heute geht man davon aus, dass die beiden noch heute exitierenden StrzelnoerKirchen, die Rotunde St. Prokop und die Klosterkirche zur Heiligen Dreifaltigkeit,ungefähr gleichzeitig im letzten Viertel des 12. Jahrhunderts entstanden sind, und zwarauf einem früher unbesiedelten Gebiet.252 Das Strzelnoer Kloster soll Długosz zufolgedas Patrozinium des Heiligen Kreuzes und Unserer Lieben Frau getragen haben, wäh-rend die uns heute bekannten dort befindlichen Kirchen dem hl. Prokop und der Heili-gen Dreifaltigkeit gewidmet sind.253 Dies führte letztlich zu dem Schluss, dass dasPrämonstratenserinnenkloster erst von einem Enkel des Piotr Włostowic, Piotr demAlten Wszeborowic, gegen Ende des 12. Jahrhunderts gestiftet worden sei.254 DieHeiligkreuzkirche, die Długosz zufolge 1133 geweiht wurde, muss daher ein anderesGotteshaus gewesen sein, dessen Stifter höchstwahrscheinlich Piotr Włostowic war.255

Dobosz (Hrsg.), Nihil superfluum esse. Prace z dziejów średniowiecza ofiarowane Profesor Ja-dwidze Krzyżaniakowej. Poznań 2000, 175–185; Dariusz Karczewski, Dzieje klasztoru norber-tanek w Strzelnie do początku XVI wieku [Die Geschichte des Klosters der Prä-monstratenserinnen in Strzelno bis zum Beginn des 16. Jahrhunderts]. Inowrocław 2001 sprichtsich eindeutig für die Stiftung des Klosters im letzten Viertel des 12. Jahrhunderts durch PiotrWszeborowic den Alten aus.

252 Vgl. Jadwiga Chudziakowa, Zespół architektury romańskiej w Strzelnie w świetle najnowszychbadań [Das romanische Architekturensemble in Strzelno im Lichte der neuesten Forschungen],in: Acta UNC, Archeologia 13, 1990, 5–27; Bożena Zimnowoda-Krajewska / Jan Salm, Proble-matyka badań architektonicznych ponorbertańskiego kościoła p.w. św. Trójcy w Strzelnie [ZurProblematik archäologischer Untersuchungen der ehemals prämonstratensischen Dreifaltig-keitskirche in Strzelno], in: Acta UNC, Archaeologia 20, 1992, 21–48; Czesław Sikorski, Histo-ria budowlana strzeleńskich kościołów [Zur Baugeschichte der Strzelnoer Kirchen], in: Andrze-jewski, Z dziejów Strzelna (wie Anm. 251), 29–46; Świechowski, Romańskie bazylikiWielkopolski (wie Anm. 91), 85–95; Ders., Strzelno romańskie [Das romanische Strzelno].Poznań 1998, passim. Eine Zusammenstellung der älteren Literatur findet sich in Walicki,Sztuka (wie Anm. 15), 759–761; vgl. auch Świechowski, Architektura romańska (wie Anm. 2),233–239; Ders., Razem czy osobno – o wspołpracy w badaniach nad wczesną architekturą [Zu-sammen oder allein – über die Zusammenarbeit bei Forschungsarbeiten zur früheren Architek-tur], in: Zydorek, Scriptura (wie Anm. 203), 323–338, hier 326f.

253 Zu den Patrozinien dieser Kirchen Ryszard Kabaciński, O patrocinium św. Prokopa w Strzelnie[Über das Patrozinium St. Prokop in Strzelno], in: Acta UNC, Archeologia 13, 1990, 29–40 so-wie Karczewski, Dzieje klasztoru norbertanek (wie Anm. 251), 105–114.

254 So Bieniak, Polska elita polityczna (wie Anm. 202), 38; vgl. die älteren Arbeiten von AntoniMałecki, Klasztory w obrębie wieków średnich [Die Klöster im Bereich des Mittelalters], in:Ders., Z dziejów i literatury. Pisma pomniejsze. Lwów / Petersburg 1896, 276–370, hier 314–317, Friedberg, Ród Łabędziów (wie Anm. 202), 91–94 und Tomaszewski, Romańskie kościoły(wie Anm. 84), 128–137.

255 Vgl. Karczewski, Najwcześniejsze dzieje (wie Anm. 251), 26; Ders., Verwandtschaftsbeziehun-gen und adliger Stiftergemeinschaften im Polen des 12. Jahrhunderts, in diesem Band 261–280,hier 240f.; Ders., Dzieje klasztoru norbertanek (wie Anm. 251), 53ff.

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252 Józef Dobosz

St. Prokopkirche in Strzelno,zweite Hälfte12. Jahrhundert

Eine Lokalisierung dieser Kirche ist bislang nicht möglich gewesen; doch kann mithoher Wahrscheinlichkeit davon ausgegangen werden, dass sie sich eher in jenemGebiet befunden haben wird, das die Bulle von 1193 mit villam Strelno cum tabernabezeichnete256 als in dem zum Kloster gehörenden Teil des Dorfes. Marian Friedbergwar der Meinung, Piotr Włostowic habe neben den angeführten, quellenmäßig sicherbezeugten Klöstern und Kirchen auch noch die Kirchen in Oława, Kościan, Tristenicsowie in Mstów und vielleicht auch in Skrzyńsko gestiftet.257 Janusz Bieniak fügte dem

256 Kodeks Dyplomatyczny Wielkopolski, Bd. 1. Ed. Zakrzewski. (wie Anm. 46), Nr. 32; vgl.Bieniak, Polska elita polityczna (wie Anm. 202), 3. Zuletzt meinte Hewner, Piotr Włóstowic(wie Anm. 227), 71ff., wenn auch wohl ohne Begründung, dass das Kloster in zwei Phasen ent-standen sei.

257 Friedberg, Ród Łabędziów (wie Anm. 238), 91; die Schlussfolgerung stützte sich auf die Bulle

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Herzogliche und adlige Stiftungen im 12. Jahrhundert 253

noch Kirchen in Kościół (Kościelna Wieś), Piotrków, Skrzynno sowie die Präpositur inJeżów hinzu.258 Infolge der unzureichenden Quellengrundlage sowie fehlender archäo-logischer Untersuchungen ist eine Verifizierung in diesen Fällen unmöglich. Zweifel-haft ist eine Verbindung Piotrs zu dem Prämonstratenserkloster in Kościelna Wieś beiKalisch, auch wenn die These, dass es auf seine Initiative zurückgehe, unlängst vonGerard Kucharski erneut aufgegriffen worden ist.259 Dariusz Karczewski zufolge mussdieses Kloster zwar mit der Familie Łabędź in Verbindung gebracht werden, doch wohlerst mit Piotrs Enkel, dem bereits erwähnten Piotr Wszeborowic dem Alten.260 Mög-licherweise hat es Verbindungen Piotrs zum Benediktinerkloster in Lubiń gegeben, daer sowohl im dortigen Verbrüderungsbuch als auch im Lubińer Totenbuch erwähntwird.261 Ob dem, wie Janusz Bieniak meint, die Vergabe der Präpositur von Jeżów

Papst Innozenz’ III. vom 12. August 1201, in der die Kirchen aufgezählt werden, die zu PiotrsStiftung, d. h. zum Kloster St. Vinzenz gehörten: Specialiter autem sancti Martinj in Vratizlau,sancti Laurentij in Legniz, sancti Godardi in Costomlot, sancte Marie in Lossina, sanctorumBlasij et Sperati in Oleua, sancti Petri in Tosses, sancti Jacobi in Sucou, sancte Maragarite inBitom, sancte Marie Magdalene in Tristenice et sancti Michaelis ecclesias; Kodeks Dyplomaty-czny Śląska, Bd. 1. Ed. Maleczyński (wie Anm. 168), Nr. 87.

258 Bieniak, Polska elita polityczna (wie Anm. 202), 42–48. Bei Kościół (Kościelna Wieś) handeltes sich um ein Dorf in Kujawien; Walicki, Sztuka (wie Anm. 15), 706 (Kościelec Kujawski,Kirche St. Margarethen aus der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts) sowie Tomaszewski, Ro-mańskie kościoły (wie Anm. 84), 164–168, der das Objekt eher auf die Wende des12./13. Jahrhunderts datiert; vgl. Andrzej Wędzki, Kościelec Kujawski, in: Kowalenko, SłownikStarożytności Słowiańskich, Bd. 2 (wie Anm. 2), 489f. Die Präpositur in Jeżów wurde Derwich,Monastycyzm benedyktyński (wie Anm. 32), 196f. zufolge von Bolesław IV. Kraushaar oderdessen Sohn Leszek gestiftet (in den Jahren 1166–1185?).

259 Gerard Kucharski, Od premonstratensów do benedyktynów. Klasztor św. Wawrzyńca wKościelnej Wsi pod Kaliszem do połowy XIII wieku [Von den Prämonstratensern bis hin zu denBenediktinern. Das Kloster St. Laurentius in Kościelna Wieś bei Kalisch bis zur Mitte des13. Jahrhunderts], in: Nasza Przeszł. 93, 2000, 341–362.

260 Karczewski, Verwandtschaftsbeziehungen (wie Anm. 255), 238–240; Karczewski, Dziejeklasztoru norbertanek (wie Anm. 251), 83–86 neigt dazu, Mieszko den Alten als den Stifter die-ses Objekts anzusehen; vgl. Hewner, Piotr Włostowic (wie Anm. 227), 66; Walicki, Sztuka (wieAnm. 15), 706; Świechowski, Architektura romańska (wie Anm. 5), 113f.; Andrzej Wędzki,Kościelna Wieś, in: Władysław Kowalenko / Gerard Labuda / Tadeusz Lehr-Spławiński (Hrsg.),Słownik Starożytności Słowiańskich, Encyklopedyczny zarys kultury Słowian od czasównajdawniejszych do schyłku wieku XII, Bd. 2. Wrocław 1964, 491f. Mit dem Umkreis von PiotrWłostowic verbindet dieses in der Nähe von Kalisch gelegene Kloster vorsichtig auch JerzyRajman, Norbertanie polscy w XII wieku. Możni wobec ordinis novi [Die polnischen Prämon-stratenser im 12. Jahrhundert. Die Großen und der Ordo Novus], in: Społeczeństwo Polski śred-niowiecznej 7, 1996, 71–105, hier 74–80.

261 Nekrolog. Ed. Perzanowski (wie Anm. 129), 56; unter dem 17. April: Petri comitisWrat[islauiensis]. Notizen über Piotrs Tod enthielten auch die mit seinen Stiftungen oder mitseinem Adelsgeschlecht verbundenen Nekrologien: Nekrolog opactwa św. Wincentego (wieAnm. 173), 37 (16. April); Liber mortuorum monasterii Strzelnensis ordinis Praemonstratensis.Ed. Wojciech Kętrzyński, in: MPH, Bd. 5, Lwów 1888, 719–767, hier 734, Eintrag unter dem

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254 Józef Dobosz

zugrunde lag,262 lässt sich allerdings kaum eindeutig feststellen. Vielleicht waren auchgar nicht konkrete Immobilienvergaben, sondern nur Schenkungen von beweglichemBesitz im Spiel oder es handelte sich lediglich um eine Gebetsbruderschaft zwischenden beiden Benediktinerabteien von Lubiń und jener auf dem Breslauer Elbing.

Unser Überblick über die tatsächlichen, quellenmäßig fassbaren Stiftungen des PiotrWłostowic hat die ältere Beobachtung bestätigt, dass die Legende von den 70 von ihmerbauten Klöstern und Kirchen weit von der Wirklichkeit entfernt ist. Dessen ungeach-tet muss festgestellt werden, dass die Stiftungstätigkeit dieses Pfalzgrafen in Umfangund Form vergleichbarer Aktivitäten anderer zeitgenössischer Großer ganz entschiedenübertroffen hat und in ihren Ausmaßen derjenigen des damaligen polnischen Monar-chen durchaus nahekam. Hinzukommt das stifterische Engagement seiner nächstenFamilienangehörigen – seiner Gattin, seiner Söhne, seines Bruders Bogusław, vonWłost und Mikora sowie seines Schwiegersohnes Jaxa. Angesichts des Elans seinerStiftungstätigkeit sowie des monumentalen Charakters mancher Bauvorhaben drängtsich die Frage auf, warum Piotr diese Aufgaben auf sich genommen hat. Wer oder washat ihn dazu veranlasst? Eine eindeutige Antwort darauf ist letztlich kaum möglich,doch scheint sich ein Hauptmotiv klar abzuzeichnen. Stiftungen konnten als die höchsteForm der Almosengabe die Funktion der Buße für gewisse Vergehen annehmen. ImFall des Piotr Włostowic lag in dem Treubruch gegenüber dem rus’ischen FürstenWolodar ein aus Sicht der Kirche schweres Vergehen vor. Denn Piotr hatte sich dasVertrauen des Fürsten unter Vorspiegelung falscher Tatsachen erschlichen und es dannmissbraucht, um den Fürsten nach Polen zu entführen und ihn erst gegen ein hohesLösegeld wieder freizulassen.263 Es ist durchaus naheliegend, dass Piotr von kirchlichenStellen – eher von einem Bischof als vom Papst selbst, vielleicht auch der Legat Ägi-dius – angesichts dieses Frevels zur Leistung einer Buße verpflichtet wurde. Dabei istdem Pfalzgrafen sicher nicht auferlegt worden, eine bestimmte Zahl kirchlicher Ein-richtungen zu gründen; vielmehr mag ihm eine Bußwallfahrt anempfohlen worden sein,deren Effekt durch den Bau einer Kirche (eines Klosters) noch zusätzlich verstärktworden sein mag. So mag er vielleicht zunächst eine Wallfahrt in das provenzalische

17. April: Magnificus dominus Petrus Donin fundator noster; Księga bracka. Ed. Perzanowski(wie Anm. 35), 5: Petric.

262 Bieniak, Polska elita polityczna (wie Anm. 202), 42f.; Perzanowski, Opactwo benedyktyńskie(wie Anm. 37), 59–61 meinte, der Stifter der Präpositur in Jeżów sei Bolesław Schiefmund ge-wesen; vgl. auch Ders., Honorarium autorskie Galla Anonima [Das Autorenhonorar des GallusAnonymus], in: Nasza Przeszł. 9, 1959, 19–37, hier 30f. Dagegen hält Derwich, Monastycyzmbenedyktyński (wie Anm. 32), 196f. eher Bolesław IV. Kraushaar oder dessen Sohn Leszek fürden Stifter der Präpositur in Jeżów.

263 Bieniak, Polska elita polityczna (wie Anm. 202), 36; 40; 41 und 48; Bieniek, Piotr Włostowic(wie Anm. 203), 53ff.; ähnlich Trawkowski, Piotr Włostowic (wie Anm. 203), 356. Die Quellenwerden zusammengestellt bei Friedberg, Ród Łabędziów (wie Anm. 202), 23 und 86.

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Herzogliche und adlige Stiftungen im 12. Jahrhundert 255

Kloster Saint-Gilles unternommen264 und anschließend auf dem Elbing unweit derBreslauer Burgsiedlung ein Benediktinerkloster gestiftet haben. Seine übrigen Kirchen-und Klosterstiftungen stellten dann schon eine weit über die ihm auferlegte Buße hin-ausgehendes Werk dar, das zweifellos auch dem Wunsch entsprang, sein Prestige zumehren und seine engen Kontakte zum herzoglichen Hof zu stärken. Ermöglicht wurdediese Stiftungstätigkeit in hohem Maße durch das mit Hilfe der ‚Wolodar-Entführung‘erpresste Kapital.

Die Odrowąże

Als der erste in den Quellen fassbare Vertreter des Geschlechts der Odrowąż gilt Prand-ota der Alte, der bereits in der Urkunde des Kardinallegaten Ägidius begegnet.265 Ihmwird die Stiftung der Kirche St. Johannes der Täufer in Prandocin, eines bis heute mitzahlreichen romanischen Elementen erhaltengebliebenen Baus, zugeschrieben. Aller-dings ist die Chronologie dieses Baus nicht eindeutig geklärt, so dass ein Teil derHistoriker seine Anfänge nicht in die erste Hälfte des 12. Jahrhunderts datieren undnicht Prandota den Alten als Stifter sehen,266 sondern eine spätere Genese der Kirche

264 Dazu Pierre David, La Pologne dans l´obituaire de St. Gilles en Languedoc au XIIe siècle, in:Revue des Études Slaves 19, 1939, 217–226, hier 223f., sowie Bieniek, Piotr Włostowic (wieAnm. 203), 54, der vermutet, Kardinal Ägidius habe diese Buße festgelegt. Die Wallfahrt sollnach Entfernung Piotrs von den politischen Funktionen stattgefunden haben – etwa um 1123.Vgl. auch Elżbieta Kowalczyk, Pielgrzymki pokutne we wczesnym średniowieczu: BolesławKrzywousty i Piotr Włostowic. Komunikat [Bußwallfahrten im frühen Mittelalter: BolesławSchiefmund und Peter Wlast. Eine Mitteilung], in: Halina Manikowska / Hanna Zaremska(Hrsg.), Peregrinationes. Pielgrzymki w kulturze dawnej Europy. Warszawa 1995, 157–159,hier 157.

265 Album Paleographicum. Ed. Krzyżanowski (wie Anm. 31), Nr. 18 (Brondota) und Nr. 19; KarolGórski, Ród Odrowążów w wiekach średnich [Die Familie Odrowąż im Mittelalter], in: RocznikPolskiego Towarzystwa Heraldycznego we Lwowie 8, 1926/1927, 1–106, hier 12.

266 Schon Władysław Łuszczkiewicz, Kościół romański we wsi Prandocinie pod Słomnikami [Dieromanische Kirche im Dorf Prandocin bei Słomniki], in: Sprawozdania Komisji Historii SztukiAkademii Umiejętności 4, 1891, 15–22, hier 15ff. datierte die Kirche in Prandocin auf den Be-ginn des 12. Jahrhunderts und hielt Prandota den Alten für ihren Stifter. Ähnlich auch TadeuszSzydłowski, Pomniki architektury epoki piastowskiej w województwach krakowskim i kieleckim[Architekturdenkmäler der piastischen Zeit in den Wojewodschaften Krakau und Kielce].Kraków 1928, 21ff. Auf die erste Hälfte des 12. Jahrhunderts datiert die Kirche auch ZygmuntŚwiechowski, Znaczenie kościoła w Prandocinie [Die Bedeutung der Kirche in Prandocin], in:Kwart. Archit. Urb. 1, 1956, 13–26. Vgl. Ders., Budownictwo romańskie (wie Anm. 14), 215–218 sowie Ders., Architektura romańska (wie Anm. 2), 201–203; Ders., Pierwotny kształt (wieAnm. 188). Vgl. auch Walicki, Sztuka (wie Anm. 15), 750f., dort wird sie als eine StiftungPrandotas des Alten angesehen und auf das zweite Viertel des 12. Jahrhunderts datiert; Lecho-wicz, Wyniki badań (wie Anm. 188), 223ff., sowie Andrzej Grzybkowski, Prandocin po stu la-tach [Prandocin nach hundert Jahren], in: Olenderek, Ars (wie Anm. 77), 94–100.

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256 Józef Dobosz

und als deren Stifter einen Nachkommen Prandotas des Alten (Prandota den Jüngeren?)annehmen.267 An dieser Stelle kann auf die bautechnischen Befunde nicht näher einge-gangen werden. Doch dürfte der ursprüngliche Kirchenbau eher in der ersten Hälfte des12. Jahrhunderts entstanden sein, dem auch die späteren Erwähnungen in den schriftli-chen Quellen (1222) nicht widersprechen.268 Die Kirche scheint das Ergebnis derStiftungstätigkeit der Familie Odrowąż auf dem Territorium ihrer eigenen Güter gewe-sen zu sein und erinnerte architektonisch an die Kirche im nahegelegenen Jędrzejów.Auch in chronologischer Hinsicht standen sich beide Objekte gewiss sehr nahe, so dassals Stifter der einschiffigen Kirche mit Westempore in Prandocin ohne größeres RisikoPrandota der Alte angenommen werden kann. Glauben schenken dürfen wir wohl auchjenen Rekonstruktionen, die diese Kirche als einen Bau mit Doppelapsis und Westturmdarstellen sowie der Annahme, dass an ihr eine kleine Kanonikergruppe angesiedeltwurde.269

Die Powałas

Die Familie Powała wird zu den ältesten und quellenmäßig am besten fassbaren polni-schen Rittergeschlechtern gezählt. Auf die Tatsache, dass ihre Vertreter vom TruchsessBolesławs III., Wojsław, abstammen, hat schon Władysław Semkowicz verwiesen.270

Diese Ansicht hat Janusz Bieniak bekräftigt, der die Genealogie dieses Geschlechts biszum Beginn des 13. Jahrhunderts im Detail rekonstruiert hat.271 Mit dem Umfang der

267 So zum Beispiel Tomaszewski, Romańskie kościoły (wie Anm. 84), 119–124; Ders., Wstępnebadania romańskiego kościoła św. Jana Chrzciciela w Prandocinie [Erste Forschungen zur ro-manischen Kirche St. Johannes der Täufer in Prandocin], in: Sprawozdania z posiedzeń PolskiejAkademii Nauk. Oddział Kraków, styczeń-czerwiec 1967, der sie auf der Grundlage einer ar-chitektonischen Detailanalyse auf die Mitte des 12. Jahrhunderts datiert. Auf den Beginn des13. Jahrunderts verlegt ihre Entstehung Andrzej Kadłuczka, O kościele w Prandocinie raz jes-zcze [Noch einmal zum Thema der Kirche in Prandocin], in: Teka Komisji Architektury i Urba-nistyki Polskiej Akademii Nauk 16, 1982, 247–252, hier 247ff.

268 Zbiór dyplomatów klasztoru mogilskiego przy Krakowie / Diplomata monasterii Clarae Tumbaeprope Cracoviam. Ed. Eugeniusz Janota. Kraków 1865, Nr. 2.

269 Zu älteren Untersuchungen Walicki, Sztuka polska przedromańska (wie Anm. 15), 750f.; alseinschiffiges Emporengebäude mit zwei Apsiden im Landsitz des Großen deutet die KircheSt. Johannes der Täufer Andrzej Tomaszewski, Prandocin, in: Labuda / Stieber, SłownikStarożytności Słowiańskich, Bd. 4 (wie Anm. 16), 299–301. Die Pfarrfunktion dieser Kirchestellt ein gesondertes Problem dar, denn wie es scheint, begann sie diese erst im13. Jahrhunderts zu erfüllen, während sie davor eine typische Eigenkirche war.

270 Wladyslaw Semkowicz, Ród Powałów [Das Geschlecht Powała], in: Sprawozdania AkademiiUmiejętności 19, 1914, 19f.

271 Bieniak, Polska elita polityczna, Teil 2 (wie Anm. 35), 13–74 verweist zu Recht darauf, dass dievon Władysław Semkowicz als verschiedene Geschlechter angesehenen Familien Powała und

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Herzogliche und adlige Stiftungen im 12. Jahrhundert 257

Stiftungen und Schenkungen Wojsławs und seiner Nachkommen im 12. Jahrhundert hatsich kürzlich Emilia Jamroziak beschäftigt.272 Eine grundlegende Schwierigkeit derErörterung der Stiftungen des Wojsław besteht in der eindeutigen Identifizierung diesesGroßen, treten im ersten Viertel des 12. Jahrhunderts im herzoglichen Umfeld dochmindestens zwei Personen mit diesem Namen in Erscheinung.273 Marek Derwich hältden Glogauer comes Wojsław und den bei Gallus Anonymus begegnenden Manngleichen Namens für ein und dieselbe Person.274 Und auch wir neigen dazu, auch wennes letztlich schwer fällt, auf einer so schwachen Quellengrundlage definitiv zu entschei-den, von einem Großen namens Wojsław auszugehen – dem ersten bekannten Vertreterder Familie Powała-Ogończyk.

Die Anfänge der Karriere Wojsławs an der Seite Schiefmunds reichen wahrschein-lich bis in die Jahre 1097 bis 1099 zurück; sein Tod trat mit Sicherheit nach 1124,vielleicht um 1140 ein.275 Bis dahin entfaltete er eine recht vielseitige Tätigkeit zugun-sten der polnischen Kirche. Den Ausgangspunkt mochte die Schenkung zweier kom-pletter Priestergewänder und eines Mantels für die Krakauer Kathedrale gebildet haben,die im Jahre 1110 oder etwas später stattfand.276 Danach trat Wojsław als Zeuge in einerTyniecer Urkunde von 1124 und (wahrscheinlich zum gleichen Zeitpunkt) im LubińerVerbrüderungsbuch in Erscheinung.277 Letzteres mag von Vergaben an die dortigenBenediktiner zeugen. Wenn wir davon ausgehen, dass Wojsław in den 1120er Jahrenals comes von Glogau fungierte, dann dürfte er zusammen mit Bischof Heymon auchdie dortige herzogliche Stiftung – die Kollegiatskirche – vollzogen haben, aber das war

Ogończyk in Wirklichkeit eine Struktur gebildet haben; vgl. auch Antoni Małecki, Studia heral-dyczne [Heraldische Studien]. 2 Bde. Lwów 1890, hier Bd. 1, 277–285 und Bd. 2, 46–59.

272 Emilia Jamroziak, Działalność fundacyjna rodu Powałów w XII wieku [Die Stiftungstätigkeitder Familie Powała im 12. Jahrhundert], in: Nasze Historie 3, 1998, 71–75.

273 So Bieniak, Polska elita polityczna, Teil 2 (wie Anm. 35), 22.274 Derwich, Benedyktyński klasztor (wie Anm. 47), 230ff.; vgl. auch Cetwiński, Rycerstwo śląskie

(wie Anm. 90), 20f.; Ders., Jeszcze o fundacji (wie Anm. 36), 460; Ders., Pochodzenie etnicznei więzy krwi rycerstwa śląskiego [Die ethnische Abstammung und die Blutsbande der schlesi-schen Ritterschaft], in: Społeczeństwo Polski średniowiecznej 1, 1981, 40–85, hier 75f.

275 Galli Anonymi cronicae et gesta. Ed. Maleczyński (wie Anm. 1), 78f.; 82 erwähnen ihn alsTruchsess und Erzieher Bolesławs III. Schiefmund und als Verwandten des damaligen Pfalzgra-fen Sieciech. Als Todestag Wojsławs geben die verschollenen Nekrologaufzeichnungen desKloster von Sieciechów den 1. Oktober an, so jedenfalls Józef Gacki, Benedyktyński klasztorŚwiętego Krzyża na Łysiej Górze [Das Benediktinerkloster Heilig Kreuz auf der Łysa Góra].Warszawa 1873, 34–37. Wohl falsch ist die Annahme des Herausgebers des Lubińer Nekrologi-ums; Nekrolog. Ed. Perzanowski (wie Anm. 129), 102, dass sich Wojsławs Kommemorations-notiz unter dem 18. Oktober findet. Das Todesjahr bestimmte Derwich, Benedyktyński klasztorŚw. Krzyża (wie Anm. 47), 234f.

276 Spisy dawne skarbca i biblioteki kapitulnej krakowskiej (II). Ed. Bielowski (wie Anm. 140),377.

277 Album Paleographicum. Ed. Krzyżanowski (wie Anm. 31), Nr. 18 und Nr. 19; Księga bracka.Ed. Perzanowski (wie Anm. 35), 4f., dort Eintrag gemeinsam mit seiner Gattin.

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258 Józef Dobosz

nicht seine private Unternehmung.278 Die Zeit für eine breitere StiftungstätigkeitWojsławs scheint erst gegen Ende seiner politischen Karriere gekommen zu sein.Damals unterstützte er die Stiftungsabsichten Bolesław Schiefmunds, infolge derer dasBenediktinerkloster auf der Łysa Góra entstand. Leider wird Wojsławs Teilnahme ander dortigen Stiftung erst in Quellen des 15. Jahrhunderts bezeugt. Eine Urkunde desAbtes des späteren Heiligkreuzklosters, Mikołaj Drozdek, aus dem Jahre 1427 bietetfolgende nekrologische Notiz: pro animabus fidelium defunctorum et percipue inclitiducis Boleslai et comitis Woyslai fundatorum huius loci.279 Ähnliche Informationenfinden wir in der Heiligkreuz- und der dominikanischen Redaktion der ‚Kataloge derKrakauer Bischöfe‘ aus der Zeit des Jan Długosz. Beide Überlieferungen verlegen dieStiftung des Klosters bis in die Zeit Bolesławs des Tapferen zurück, und beide enthaltenauch die Nachricht, dass Wojsław der Gründer der Abtei gewesen sei.280 Jan Długoszselbst bezog die Stiftung des Klosters ebenfalls auf die Zeit Bolesławs des Tapferen,nahm als dessen Gründer aber einen Wisław aus dem Geschlecht der Zabawa an, wasJanusz Bieniak jedoch für eine Kontamination von ‚Wojsław‘ ansieht.281 Die ChronicaPoloniae Maioris dagegen bezeichnet Bolesław III. Schiefmund als Stifter der Heilig-kreuz-Abtei.282 Marek Derwich ist nach Sichtung des gesamten Quellenmaterials undder neuzeitlichen Klostertradition schließlich zu dem Schluss gelangt, dass Wojsław inden 1130er Jahren Mitgründer des Klosters, der Hauptorganisator dieser Stiftung aberHerzog Bolesław III. gewesen sei.283 Leider ist es unmöglich, Wojsławs Anteil andieser wichtigen Unternehmung genauer festzustellen.284

Ein Werk dieses Großen war gewiss auch die Vergabe einiger Dörfer vor 1155 andas Bistum Breslau.285 In einer Bulle Papst Hadrians IV. heißt es: Ex dono comitis

278 Wojsławs Mitbeteiligung an der Stiftung der Glogauer Kollegiatskirche wird angenommen vonCetwiński, Rycerstwo śląskie (wie Anm. 90), 21 sowie mit gewissen Vorbehalten auch vonDerwich, Benedyktyński klasztor (wie Anm. 47), 233f. Dagegen sieht Bieniak, Polska elita po-lityczna, Teil 2 (wie Anm. 35), 22 den Glogauer comes als einen Verwandten von Wojsław Po-wała und als Mitstifter der Kollegiatskirche an.

279 Zbiór dokumentów małopolskich, Teil 2. Ed. Kuraś. (wie Anm. 68), 69.280 Catalogi episcoporum Cracoviensium. Ed. Józef Szymański, in: MPH NS, Bd. 10. Warszawa

1974, 54 (Heiligkreuz-Redaktion) und 82 (dominikanische Redaktion).281 Jan Długosz, Liber beneficiorum, Bd. 3. Ed. Przezdziecki (wie Anm. 8), 229; Ioannis Dlugossii

Annales seu cronicae incliti Regni Poloniae, lib. 1–2. Ed. Jan Dąbrowski. Warszawa 1961,286f.; Bieniak, Polska elita polityczna, Teil 2 (wie Anm. 35), 21, Anm. 41.

282 Chronica Poloniae Maioris. Ed. Kürbis (wie Anm. 4), 48.283 Derwich, Benedyktyński klasztor (wie Anm. 47), 199–238.284 So schon Bieniak, Polska elita polityczna, Teil 2 (wie Anm. 35), 21; vgl. auch Derwich, Bene-

dyktyński klasztor (wie Anm. 47), 199–238 sowie 276.285 Zweifel äußerte Bieniak, Polska elita polityczna, Teil 2 (wie Anm. 35), 22; keine solchen

Vorbehalte hat Cetwiński, Rycerstwo śląskie (wie Anm. 90), 20f., während Wacław Korta, Ro-zwój wielkiej własności feudalnej na Śląsku do połowy XIII wieku [Die Entwicklung des gro-ßen Feudalbesitzes in Schlesien bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts]. Wrocław 1964, 27f. keine

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Herzogliche und adlige Stiftungen im 12. Jahrhundert 259

Woizlai villam super vadum Zunigrod, cum villis adiacentibus Charbci et Wseuilci.286

Die hier bezeugten Vergaben der Dörfer Żmigród an der Barycza, Grabców und Will-kowa (Wszewilki) wurden wohl eher von Wojsław selbst als von seinem EnkelWojsław Trojanowic getätigt, der dem Kloster der Ritter vom Heiligen Grab inMiechów Landgüter in Schlesien schenkte287, denn dies muss vor 1155 geschehen sein,so dass der Wohltäter eher der Generation des Piotr Włostowic als jener von BischofGedko und dessen Bruder angehörte. Wojsław hat in seinem Engagement für die polni-sche Kirche eng mit Herzog Bolesław III. Schiefmund zusammengearbeitet. Das Aus-maß seiner Schenkungen war nicht so groß wie im Falle des Piotr Włostowic, aber seinAnteil an der Gründung des Klosters auf der Łysa Góra, des späteren Heiligkreuz-Klosters, an der Vergabe von Dörfern und beweglichen Gütern für das Breslauer Bi-stum und vielleicht auch seine Beteiligung an der ihm vom Herzog übertragenen Auf-gabe des Baus der Kirche in Glogau waren alles in allem doch imponierend. Seinezweite Ehefrau sowie seine Söhne und Enkel sollten seine Stiftungstätigkeit späterfortsetzen.

Vertreter anderer Adelsgeschlechter

In den erhaltenen Urkunden werden weitere Schenkungen von Großen an die polnischeKirche bezeugt, wobei Stiftungen von Kirchen an erster Stelle stehen. Zu den wichtig-sten Zeugnissen dieser Art gehören zweifellos das Falsifikat von Mogilno und die BulleHadrians IV. für das Bistum Breslau aus dem Jahre 1155. Im Falsifikat von Mogilnobeziehen sich bestimmte Elemente auf die frühen Jahre der Herrschaft Bolesławs IV.Kraushaar.288 Ein ganzer Abschnitt behandelt die Vergaben polnischer Großer an dasBenediktinerkloster in Mogilno, von denen sich die erste auf eine Kirche bezieht: (…)ecclesiam sancti Iacobi in Mogilna quam fundavit Sbyluth miles, addens eidem ecclesiehereditarem Bogussino cum consensu amicorum suorum (…).289 Der auch als Stifterdes Zisterzienserklosters in Łekno bekannte Zbylut schenkte der Benediktinerniederlas-sung in Mogilno also die Kirche St. Jacobi in Mogilno selbst sowie das Dorf Bogus-zyno.290 Wann die Kirche St. Jacobi erbaut wurde, wissen wir nicht, aber da sie um

Entscheidung darüber trifft, um welchen Wojsław es sich handelt, den Großvater oder den En-kel.

286 Kodeks Dyplomatyczny Śląska, Bd. 1. Ed. Maleczyński (wie Anm. 168), Nr. 35; vgl. auchKorta, Rozwój wielkiej własności (wie Anm. 285), 27.

287 Kodeks Dyplomatyczny Małopolski, Bd. 2. Ed. Piekosiński (wie Anm. 180), Nr. 375 und Nr.376.

288 Kozłowska-Budkowa, Repertorjum (wie Anm. 45), Nr. 8, die die Urkunde auf die Jahre zwi-schen 1139 und 1147 datiert.

289 Kodeks Dyplomatyczny Wielkopolski, Bd. 1. Ed. Zakrzewski (wie Anm. 46), Nr. 3.290 Zu Zbylut Józef Dobosz, Dokument fundacyjny klasztoru Cystersów w Łeknie [Die Stiftungsur-

kunde des Zisterzienserklosters in Łekno], in: Andrzej Marek Wyrwa (Hrsg.), Studia i materiały

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260 Józef Dobosz

1146 mit Zustimmung der Verwandten Zbyluts den Benediktinern übergeben wurde,muss sie damals bereits fertig gewesen sein.291 Die Stiftung wurde von Zbylut höchst-wahrscheinlich noch vor dem Ableben Bolesławs III. durchgeführt; das als Ausstattunghinzugefügte Dorf wird heute als Baba identifiziert.292 Anscheinend entstand auf denGütern Zbyluts, eines Vertreters des Geschlechts der Pałuken,293 eine typische einschif-fige Eigenkirche, die vor allem dem Eigentümer und seiner Umgebung diente. EtwaMitte der 1140er Jahre ging sie dann zusammen mit einer bescheidenen Ausstattung inden Besitz der Benediktiner über. Vielleicht war es in Łekno ähnlich, wo Zbylut Zister-zienser ansiedelte und ihnen eine kleine, vor der Mitte des 12. Jahrhunderts erbauteKirche als Sitz übergab.

Das Falsifikat von Mogilno berichtet zudem über eine weitere Stiftung eines Großenfür die Benediktiner, die sicherlich parallel zu Zbyluts Schenkung getätigt wurde. Itemaliam ecclesiam in honore sancti Clementis miles magnus Dobrogostius, addens eidemecclesie hereditatem Padnyewo cum consensu amicorum suorum, edificavit.294 Der hierbegegnende Wohltäter Dobrogost der Alte gilt als erster bekannter Vertreter des Ge-schlechts Nałęcz.295 Dem Inhalt des Falsifikats gemäß soll sich die Kirche St. Clemensebenfalls in Mogilno befunden haben und die Schenkung durch das Dorf Padniewoverstärkt worden sein.296 Sowohl die Chronologie, der Stiftungszweck und die Um-

do dziejów Pałuk, Bd. 1: Osadnictwo i architektura w rejonie Łekna we wczesnym średnio-wieczu. Poznań 1989, 53–83, hier 70f. sowie zuletzt Andrzej Marek Wyrwa, Procedury fun-dacyjne wielkopolskich klasztorów cysterskich linii altenberskiej: Łekno – Ląd – Obra [DieStiftungsprozeduren der großpolnischen Zisterzienserklöster der Altenberger Linie Łekno – Ląd– Obra]. Poznań 1995, 60–64.

291 Zur genauen Bestimmung der Chronologie der Entstehung der Kirche St. Jacobi in Mogilnofehlen nicht nur schriftliche Quellen, sondern auch das Objekt selbst, das heute nur noch aus derErwähnung im Falsifikat von Mogilno bekannt ist. Zbyluts Vergabe war in der Historiografieseit langem bekannt; festgestellt wurde sie schon von Karol Potkański, O założeniu i uposażeniuklasztoru w Mogilnie [Zur Gründung und Ausstattung des Klosters zu Mogilno], in: Pismapośmiertne, Bd. 2. Kraków 1924, 166–208, hier 179.

292 Zu dieser Identifizierung Brygida Kürbis, Pogranicze Wielkopolski i Kujaw w X–XII wieku [DasGrenzgebiet von Großpolen und Kujawien im 10.–12. Jahrhundert], in: Czesław Łuczak (Hrsg.), Stu-dia z dziejów ziemi mogileńskiej. Praca zbiorowa, Bd. 1. Poznań 1978, 65–111, hier 77.

293 Zur Geschlechtszugehörigkeit Zbyluts Władysław Semkowicz, Ród Pałuków [Das Adelsge-schlecht der Pałuken]. Kraków 1907, 58f.; auf die Tatsache, dass vor der Mitte des 12. Jahrhun-derts ein Teil von Mogilno in Zbyluts Besitz gewesen sein muss, verwies Potkański, Ozałożeniu (wie Anm. 291), 179.

294 Kodeks Dyplomatyczny Wielkopolski, Bd. 1. Ed. Zakrzewski (wie Anm. 46), 4 Nr. 3.295 Auf die Zugehörigkeit Dobrogosts des Alten zum Geschlecht Nałęcz verwies bereits Potkański,

O założeniu (wie Anm. 291), 180; zuletzt Jan Pakulski, Nałęcze wielkopolscy w średniowieczu.Genealogia, uposażenie i rola polityczna w XII–XIV wieku [Die großpolnischen Nałęczs imMittelalter. Ihre Genealogie, Ausstattung und politische Rolle im 12.– 14. Jahrhundert]. Wars-zawa / Poznań / Toruń 1982, 21.

296 So auch Kürbis, Pogranicze (wie Anm. 292), 77; vgl. auch zuvor Potkański, O założeniu (wieAnm. 291), 180, der annahm, dass Padniewo in unmittelbarer Nähe von Mogilno lag; außerdem

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Herzogliche und adlige Stiftungen im 12. Jahrhundert 261

stände des Baus und der Übergabe der Kirche St. Clemens waren die gleichen wie imFall der Vergaben Zbyluts. Und auch über dieses Objekt ist nichts Näheres bekannt. ImAnschluss an die Notiz über die Vergaben von Kirchen erwähnt das Falsifikat Schen-kungen von Paweł und Czema (Zemwa), die die beiden Dörfer Łysiec und Rypnikgaben, sowie von Odolan (Sokołowo bei Brześć in Kujawien) und von Andrzej (Go-canowo am Gopłosee).297 Insgesamt wurde das Kloster in Mogilno demnach durch dieSchenkungen von zwei Kirchen und sechs Dörfern (oder Dorfteilen) gestärkt, die vonpolnischen Großen aus der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts stammten.

Die Bulle Hadrians IV. erwähnt ebenfalls eine Reihe von Vergaben, deren chronolo-gische Bestimmung allerdings schwieriger ist. Ein Teil von ihnen könnte sogar älter als1138 sein, doch da sich unter ihnen auch Vergaben befinden, die in den 1140er bis1150er Jahren erfolgten, können wir uns nur summarisch auf sie beziehen. Die Bullebezeugt Schenkungen eines Pomian, Sibin, Sulisław, Lucisław (Ludzisław), Tedlew,Włost, Wojsław und Sławomir an das Bistum Breslau.298 Von den Schenkungen Su-lisławs und Wojsławs war bereits weiter oben die Rede. Gemäß der Überlieferung von1155 hat Pomian299 dem Breslauer Bistum vier seiner Erbdörfer vermacht: das erste in

meinte er, Dobrogost habe nur einen Teil des Dorfes vergeben, da in den darauffolgenden Jahr-hunderten in einem Teil von Padniewo die Padniewskis vom Wappen Nałęcz als Erbherren fun-gierten. Pakulski, Nałęcze wielkopolscy (wie Anm. 295), 94 nimmt dagegen an, ganz Padniewohabe sich infolge der Schenkung Dobrogosts in der Hand des Klosters befunden.

297 Kodeks Dyplomatyczny Wielkopolski, Bd. 1. Ed. Zakrzewski (wie Anm. 46), Nr. 3. Zur Identi-fizierung der Vergaben Kürbis, Pogranicze (wie Anm. 292), 77. Von den vier Wohltätern desDorfes für das Kloster in Mogilno ist Odolan am besten bekannt, den wir mit dem im LubińerVerbrüderungsbuch eingetragenen Hodolanus und dem Zeugen der Urkunde für Trzemesznoaus den Jahren 1145 und 1146 identifizieren können; Księga bracka. Ed. Perzanowski (wieAnm. 35), 5; Dobosz, Dokument Mieszka III Starego (wie Anm. 74), 103 sowie Janusz Bieniak,Odolan, in: Emanuel Rostworowski (Hrsg.), Polski Słownik Biograficzny, Bd. 22. Wrocławu. a. 1977, 537f.; Ders., Polska elita polityczna XII w., Teil 2 (wie Anm. 35), 70. Die übrigensind weniger bekannt und wären nur auf der Grundlage ihrer Namen schwer zu identifizieren,wobei Andrzej dem im Lubińer Verbrüderungsbuch eingetragenen Andreas und Paweł demebenfalls dort (6) notierten Paulus entsprechen würde. Die vom letzten Herausgeber des LubińerVerbrüderungsbuches vollzogene Identifizierung der darin erwähnten Personen wurde mit Rechtverworfen von Bieniak, Polska elita polityczna, Teil 2 (wie Anm. 35), bes. 69f. Diese Personenwaren Karol Potkański unbekannt; Potkański, O założeniu (wie Anm. 291), 180.

298 Kodeks Dyplomatyczny Śląska, Bd. 1. Ed. Maleczyński (wie Anm. 168), Nr. 35; eine Beschrei-bung der Vergaben bei Korta, Rozwój wielkiej własności (wie Anm. 285), 58ff.

299 Zu Pomian Cetwiński, Rycerstwo śląskie (wie Anm. 90), 19; vgl. Piekosiński, Rycerstwopolskie, Bd. 2 (wie Anm. 127), 275; 351. In den polnischen Nekrologaufzeichnungen tritt dieserName zweimal in Erscheinung – im Nekrolog opactwa św. Wincentego (wie Anm. 202), 32 undAnm. 269 (unter dem 1. April) sowie im Nekrolog (wie Anm. 129), 45 und Anm. 79 (unter dem20. März); dabei handelte es sich jedoch wohl um zwei verschiedene Personen, und wer vonihnen der in der Bulle Hadrians IV. erwähnte Pomian war, ist schwerlich feststellbar. In territo-rialer Hinsicht würde der ‚Elbinger‘ Pomian besser passen, aber chronologisch naheliegender istwohl der ‚Lubińer‘ Pomian. Aufgrund der in der Bulle enthaltenen Suggestion, er habe die

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262 Józef Dobosz

montibus (schwer zu identifizieren, vielleicht am Zobtenberg), das zweite Lau (amFluss Lohe), das dritte bei Borek Strzeliński (Radoszkowice?), das vierte am FlussOhlau (Osiek, Niwnik). Dem fügte er noch das Dorf Grodzieszkowice hinzu (mitZehntenzahlern von Giecz) sowie seinen Hof in Breslau (oder bei Breslau) zusammenmit Unfreien.300 Und Sibin bedachte das Bistum mit zwei Dörfern – Hvzouici (unterge-gangen, obwohl auch als Złotniki bei Breslau identifiziert) sowie ein Dorf am FlussWeide (vielleicht Biskupice Widawskie).301 Weitere Wohltäter waren der comes Luci-sław (Ludzisław), der ein Dorf in der Nähe des Berges ‚Rozaua‘ schenkte, sowie derebenfalls unbekannte comes Tedlew mit einem Dorf bei Kalisch.302 Drei Dörfer bildetendas Ergebnis der Freigiebigkeit des Bruders (des Vetters) von Piotr Włostowic – Włost,der Jelenin bei Borek, ein Dorf bei Turów sowie Stryjowo bei Pajęczno (sicher StryjePiaskowe oder Ksieże) vergab.303 Der letzte der genannten Wohltäter war Sławomir, derdem Breslauer Bistum das Dorf Sławno bei Radom schenkte.304 Insgesamt haben dieGroßen der Breslauer Kathedrale – Wojsław und Sulisław mitgerechnet – 19 Dörfervermacht, hauptsächlich auf dem Gebiet Schlesiens (mit Ausnahme zweier Dörfer – inGroßpolen und in Kleinpolen), was eine wesentliche wirtschaftliche Stärkung bedeute-te, vor allem da die Gesamtheit der in der Schutzbulle Papst Hadrians erwähnten

Schenkung des Breslauer Herrenhauses auf dem Totenbett getätigt, muss seine Identifizierungmit Pomian, dem Bezeuger der Urkunde von 1161 (Kodeks Dyplomatyczny Małopolski Bd. 2.Ed. Piekosiński [wie Anm. 168], Nr. 373), ausgeschlossen werden, auch wenn dies behauptetwird von Karol Maleczyński, vgl. Kodeks Dyplomatyczny Śląska, Bd. 1. Ed. Maleczyński (wieAnm. 168), Nr. 41 sowie Nekrolog opactwa św. Wincentego (wie Anm. 202), 32, Anm. 269.

300 Zur Identifizierung dieser Ortschaften Kodeks Dyplomatyczny Śląska, Bd. 1. Ed. Maleczyński(wie Anm. 193), Nr. 35, Anm. 31–36; 38; 40; Korta, Rozwój (wie Anm. 285), 27 und 58, sowieCetwiński, Rycerstwo (wie Anm. 90), 19.

301 Kodeks Dyplomatyczny Śląska, Bd. 1. Ed. Maleczyński (wie Anm. 168), Nr. 35, Anm. 42–43;vgl. auch Korta, Rozwój (wie Anm. 285), 27 und 58 sowie Cetwiński, Rycerstwo (wieAnm. 90), 19.

302 Kodeks Dyplomatyczny Śląska, Bd. 1. Ed. Maleczyński (wie Anm. 168), Nr. 35, Anm. 49–50,wo sowohl die Person Tedlews als auch seine Vergabe als unbekannt bezeichnet wurden; ähn-lich bei Cetwiński, Rycerstwo (wie Anm. 90), 20. Dagegen identifizierte Korta, Rozwój (wieAnm. 285), 58f. diese Vergabe als Biskupice bei Kalisch. Im Lubińer Verbrüderungsbuch –Księga bracka. Ed. Perzanowski (wie Anm. 35), 8 – tritt ein Dethleb in Erscheinung, der vomHerausgeber als zu Beginn des 13. Jahrhunderts eingetragen identifiziert wird; vielleicht bestehtzwischen diesen beiden Großen ein Zusammenhang (beide waren mit Großpolen verbunden).

303 Kodeks Dyplomatyczny Śląska, Bd. 1. Ed. Maleczyński (wie Anm. 168), Nr. 35, Anm. 51; derHerausgeber identifiziert ‚Wlaza‘ als Piotr Włostowic, ähnlich wie Korta, Rozwój wielkiej własności(wie Anm. 285), 22 und 58. Als Włost, den Wohltäter für Trzemeszno und Gatten der ‚Vlostonissa‘,identifiziert ihn zu Recht Cetwiński, Rycerstwo (wie Anm. 90), 20; gemäß dem Standpunkt von Bie-niak, Polska elita polityczna (wie Anm. 202), 44 und 48 war er der Vetter oder der leibliche Brudervon Piotr Włostowic. Zur Identifizierung der Ortschaften vgl. Kodeks Dyplomatyczny Śląska, Bd. 1(wie Anm. 168), Nr. 35, Anm. 52–56; Korta, ebd., 58 sowie Cetwiński, ebd., 20.

304 Kodeks Dyplomatyczny Śląska, Bd. 1. Ed. Maleczyński (wie Anm. 168), Nr. 35 und Anm. 61–63; Cetwiński, Rycerstwo (wie Anm. 90), 19.

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Herzogliche und adlige Stiftungen im 12. Jahrhundert 263

Vergaben 48 Dörfer, die Kapelle St. Martin, zwei Kastellaneien sowie die weiter obenbesprochenen Einkünfte aus den Burgsiedlungen umfasste.305

Muster, Vorbilder und Motive adliger Sakralstiftungen

Der voranstehende Überblick über die in den Quellen hervortretende Stiftungstätigkeitder Großen kann das tatsächliche Ausmaß des kirchlichen Engagements dieser sozialenGruppe, die ihre ökonomische und politische Position insbesondere zur Zeit Bo-lesławs III. zweifellos stärken konnte, sicher nicht vollständig abbilden. Ihre zuneh-mende wirtschaftliche Bedeutung, die vor allem in der Zahl der in ihrem Besitz befind-lichen und entsprechend bewirtschafteten Dörfer zum Ausdruck kam, trug wesentlichdazu bei, dass sich die Ritterschaft für die Entwicklung und Versorgung kirchlicherInstitutionen engagierte. Damit begann das monarchische Monopol auf kirchlicheStiftungen an der Wende vom 11. zum 12. Jahrhundert zu bröckeln. Die ersten ein-schlägigen Aktivitäten betrafen bescheidene, kleine Kirchen oder Kapellen auf denGütern einzelner Großer (z. B. in Krakau, Pacanów, Jędrzejów, Radziwie). Mit demBau solcher Objekte haben sich die meisten Vertreter der damaligen weltlichen Elitebefasst, aber nur wenige von ihnen gingen weiter. Der Große Piotr Włostowic stelltezweifellos eine Ausnahme dar. Seine Stiftungsaktivitäten nahmen fast monarchischeAusmaße an. Insgesamt stifteten polnische Große auf ihren eigenen Gütern bis zumEnde 1130er Jahre mehrere Dutzend Kirchen oder Kapellen. Ein Teil dieser Objektewurde später zur Ausstattung anderer, größerer kirchlicher Institutionen (Klöster,Bistümer) verwendet.306 Außerdem entstanden auf Initiative einzelner Großer minde-stens drei Klöster (Sieciechów, St. Vinzenz auf dem Breslauer Elbing sowie das Klosterzur Allerheiligsten Jungfrau Maria auf der Breslauer Sandinsel), und an zwei weiterenStiftungen waren sie mitbeteiligt (den Benediktinerklöstern in Lubiń und Ły-siec/Heiligkreuz). Die Benediktiner erfreuten sich mithin besonderer Popularität, wäh-rend nur eine adlige Stiftung den Regularkanonikern gewidmet war. Zusätzlich erhiel-ten verschiedene kirchliche Einrichtungen von Großen und Rittern verhältnismäßiggroßzügige Ausstattungen in Gestalt von Ländereien und beweglichen Gütern. Aufdiese Weise erhielten etwa das Bistum Breslau neunzehn und das Benediktinerkloster inMogilno sechs Dörfer.

305 Kodeks Dyplomatyczny Śląska, Bd. 1. Ed. Maleczyński (wie Anm. 168), Nr. 35. Die Aufzäh-lung der Domänen stammt von Korta, Rozwój (wie Anm. 285), 58f.

306 Das Problem der Kirche als Bestandteil der Ausstattung ist eine interessante Forschungsfrage,auch wenn es auf polnischem Boden bisher nicht ausführlicher behandelt wurde; Ansätze beiJózef Dobosz, Kościół jako element uposażenia klasztorów cysterskich w Polsce w XII ipoczątkach XIII wieku [Die Kirche als Bestandteil der Ausstattung der Zisterzienserklöster inPolen im 12. und zu Beginn des 13. Jahrhunderts], in: Strzelczyk / Dobosz, Nihil superfluum es-se (wie Anm. 251), 187–193.

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264 Józef Dobosz

Die Großen haben sich relativ rasch und auch effektiv für die Entwicklung der kirch-lichen Strukturen engagiert; sie wurden daher schnell auch zu einem wichtigen Faktorauf dem Gebiet der sakralen Stiftungen. Die These Henryk Łowmiańskis, dass Bo-lesław III. Schiefmund den Übergang von Rittergütern in kirchliche Hände beschränkthabe und Landschenkungen der Ritterschaft erst nach 1138 begonnen hätten, scheintletztlich nicht überzeugend.307 Andererseits fällt es schwer, jenen Glauben zu schenken,die – zumeist ohne jegliche Quellengrundlage – das Funktionieren von Eigenkirchen inverschiedenen Dörfern bereits für das 12. Jahrhundert annehmen.308 Vielleicht werdenkünftige archäologische Untersuchungen solche Vermutungen verifizieren können.Soweit dies anhand bereits untersuchter Objekte erkennbar ist, handelte es sich bei denvon Großen auf ihren Domänen errichteten Kirchen ausnahmslos um kleine Emporen-kirchen, die in erster Linie ihren Eigentümern und der mit ihnen verbundenen Bevölke-rung dienten. Meistens wurden an ihnen nur einige wenige Weltpriester installiert(höchstens drei oder vier).309 Diese kleinen Kirchen bildeten das Privateigentum derStifter, auch wenn, wie die uns aus Pacanów oder Jędrzejów bekannte Praxis zeigt, inder letzten Phase ihrer Entstehung die Bischöfe eine gewisse Rolle spielten, indem sieden Akt der Kirchweihe vollzogen und oft schon damals auch den Zehnten vergaben.

Manchmal wurden diese Kirchen auch mit einem etwas zahlreicheren Kollegium vonPriestern besetzt, aus dem danach ein Kollegiatstift mit Kapitel erwuchs.310

307 Łowmiański, Początki Polski, Bd. 6/1 (wie Anm. 39), 394f., der darauf hinweist, dass dieVeräußerung der Rittergüter nicht der herzoglichen Kontrolle unterlag.

308 Vgl. zum Beispiel Wiśniowski, Rozwój sieci parafialnej (wie Anm. 119), 56–75 sowie 118–155;Ders., Prepozytura wiślicka (wie Anm. 119), passim; Elżbieta Dąbrowska, Studia nad osadnictwemwczesnośredniowiecznym ziemi wiślickiej [Studien zur mittelalterlichen Besiedlung des WiślicerLandes]. Wrocław 1965; Dies., Osadnictwo wczesnośredniowieczne na terenie powiatu kra-kowskiego [Das frühmittelalterliche Siedlungswesen auf dem Territorium des Kreises Krakau].Kraków 1962.

309 Zur Funktion dieser Kirchen vor allem Tomaszewski, Romańskie kościoły (wie Anm. 84), 154–173 sowie 7–38; Władysław Abraham, Organizacja Kościoła w Polsce do połowy XII w. [DieOrganisation der Kirche in Polen bis zur Mitte des 12. Jahrhunderts]. Poznań 31962 [1893],210–236, der sich bereits über die Bedeutung des Eigenkirchenrechts bewusst war. Zur LiturgieSczaniecki, Sacramentum (wie Anm. 82), passim.

310 Zuletzt am Beispiel Kleinpolens Szymański, Kanonikat (wie Anm. 146), passim; vgl. auchStanisław Zachorowski, Rozwój i ustrój kapituł polskich w wiekach średnich [Die Entwicklungund Ausstattung der polnischen Kapitel im Mittelalter]. Kraków 1912; Tadeusz Silnicki, Organi-zacja archidiakonatu w Polsce [Die Organisation des Archidiakonats in Polen]. Lwów 1927.

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Herzogliche und adlige Stiftungen im 12. Jahrhundert 265

Westempore der St. Nikolaikirche in Żarnów,12. Jahrhundert

Es wird angenommen, dass in diesen ländlichen Bauwerken die Emporen im Westteilder Objekte eine besondere Rolle gespielt haben. Auf ihnen nahmen während desGottesdienstes die Stifter und ihre Nachkommen Platz, so dass sie eine typisch feudaleAussagekraft besaßen. Oft waren die Kirchen im Westteil auch mit Türmen oder einemzweitürmigen Massiv ausgestattet, und der gesamte Korpus machte den Eindruck einerVerteidigungsanlage. Nicht selten war ein solcher Ort dann auch noch zusätzlich befe-stigt.311 Als Vorbild für die Stifter müssen die von den Monarchen errichteten früherenSakralobjekte gedient haben.

Die Stiftungstätigkeit der Großen hat die Entwicklung der kirchlichen Institutionenganz wesentlich gestärkt. Ihre Investitionen in Kirchen und Kapellen auf den eigenenGütern haben mit der Zeit (um die Wende vom 12. zum 13. Jahrhundert) dann auch ineinem wesentlichen Maße zur Schaffung zweier weiterer kirchlicher Verwaltungsebe-nen beigetragen, nämlich des Archidiakonats- bzw. Präpositurnetzes sowie des Pfarr-netzes. Die Motive, die Große zu ihren Stiftungen veranlasst haben, können, da entspre-

311 Zur Funktion der Empore und der kleinen Eigenkirchen von Großen Tomaszewski, Romańskiekościoły (wie Anm. 84), 7–38 und 154ff.

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266 Józef Dobosz

chende Selbstaussagen fehlen, nur indirekt erschlossen werden. Hinter den Stiftungender ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts werden verhältnismäßig komplexe Motive er-kennbar. Ihre Vorbilder und Inspirationen stammten in beträchtlichem Maße vomherzoglichen Hof (oder mehreren teilfürstlichen Höfen). Als enge Mitarbeiter desMonarchen, sei es als Hofbeamte oder Amtsträger in den Provinzen und Burgbezirken,aber auch als Teilnehmer an Kriegen und Feldzügen außerhalb der Landesgrenzenerwiesen sich die polnischen Großen und Ritter als scharfsinnige Beobachter. Geradedort, am herzoglichen Hof oder während der Kriegszüge, beobachteten sie, wie dieVertreter der herrschenden Dynastie, die Elite der Eliten, handelten. An den Höfenfehlte es auch nicht an Ausländern, schon infolge der weit verzweigten Heiratsbezie-hungen der Piasten. Die Rolle, die die Kirche im Umkreis der piastischen Dynastiespielte, war selbst für weniger geübte Beobachter leicht erkennbar, so dass die Großenschon bald, sobald ihnen die ökonomischen Möglichkeiten dies erlaubten, damit began-nen, die Herzöge nachzuahmen. Und sicher erfolgte dies nicht ohne deren Ermutigungund jene der mit den höfischen Kreisen verbundenen Geistlichen, hauptsächlich derBischöfe. Im Zuge der Verchristlichung blieb die Aufmerksamkeit der Ritterschaft nichtmehr auf bloß irdische Dinge beschränkt, sondern richtete sich auch auf das Seelenheil.Eine Stiftung war schließlich die höchste Form der Almosengabe, sie bedeutete dieAufnahme des potentiellen Stifters in den Kreis des Sacrum und garantierte ihm seinSeelenheil.312

Aber sicher waren es nicht nur Inspirationen durch die monarchischen Höfe undkirchlichen Kreise, die ganze Gruppen von Großen und Rittern zu ihren kostspieligenBauunternehmungen bewegten, für die sie enorme Anstrengungen unternahmen.Höchstwahrscheinlich waren ihre Stiftungen auch nicht selten der Versuch, eine demStifter aus unterschiedlichen Gründen drohende Konfiszierung seiner Güter zu vermei-den. Schon vor Jahren äußerte Kazimierz Kolańczyk die Ansicht, dass eine Stiftungeben auch ganz einfach eine Investition in die eigenen Güter darstellte. Klöster undKirchen waren schließlich in gewisser Weise auch wirtschaftliche Zentren, die alsKreditgeber und Motoren des Landesausbaus fungierten. Im Verteidigungsfall konntensie auch als Schutzbastionen dienen.313 Manchmal war der Grund für eine Stiftung aucheine dem Stifter für bestimmte Vergehen auferlegte Buße (wie dies sicherlich bei PiotrWłostowic der Fall war).314 Möglicherweise standen die frommen Stiftungen einzelner

312 Vgl. Dobosz, Działalność (wie Anm. 17), 129ff.313 Kazimierz Kolańczyk, Studia nad reliktami wspólnej własności ziemi w najdawniejszej Polsce.

Rozporządzanie własnością ziemską do końca XIV w. [Studien zu den Relikten gemeinsamenLandeigentums im ältesten Polen. Die Verfügung über den Landbesitz bis zum Ende des14. Jahrhunderts]. Poznań 1950, 211–223 und 230–232; Andrzej M. Wyrwa, Voraussetzungenund Motive der Ansiedlung von Zisterziensern in Großpolen, in: Ulrich Knefelkamp (Hrsg.),Zisterzienser. Norm, Kultur, Reform – 900 Jahre Zisterzienser. Berlin 2001, 91–125, hier 118.

314 Vgl. Stanisław Bieniek, Z dziejów pokuty publicznej w Polsce [Zur Geschichte der öffentlichenBuße in Polen], in: Czasopismo Prawno-Historyczne 18, 1966, 9–28; zur Frage der Bußwall-

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Herzogliche und adlige Stiftungen im 12. Jahrhundert 267

Großer auch mit deren Ehekontakten im Zusammenhang, doch bedarf dieses Problemnoch eingehenderer Forschung. Aus der Ehe des Piotr Włostowic mit einer Rurikiden-tochter lassen sich wohl keine weitergehenden Schlussfolgerungen ziehen. Dagegenspielten Prestigegründe vor dem Hintergrund der politischen Rivalitäten zwischen denführenden Großen und den sich gerade herausbildenden Adelsgeschlechterstrukturensicher eine nicht geringe Rolle.

fahrt auch Kowalczyk, Pielgrzymki pokutne (wie Anm. 264), 157–159, die sie mit Piotrs Ehe-schließung in Verbindung bringt.

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