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Offizielles Organ für die Schiedsrichter im Deutschen Fußball-Bund 2/2013 März/April Titelthema Schiedsrichter- Fluktuation: Das erste Jahr ist das schwerste Lehrwesen Was es rund um ein Fußballspiel zu planen und zu organisieren gibt Porträt Oreste Steiner: Was der Darsteller aus „Spielverderber“ heute macht Report Top-Schiedsrichter trafen sich zur Halbzeit-Tagung in Mainz Oft hört die Hälfte der Schiedsrichter-Neulinge innerhalb der ersten Jahre wieder auf.

März/April - DFB · zu einem Trainer, der die Entscheidungen eines Schiedsrichters nicht versteht. In der Winterpause haben wir den Dialog mit unseren Trainern gesucht. Wenn ein

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Offizielles Organ für die Schiedsrichter im Deutschen Fußball-Bund

2/2013März/April

Titelthema

Schiedsrichter-Fluktuation:Das erste Jahr ist das schwerste

Lehrwesen

Was es rund umein Fußballspielzu planen und zu organisieren gibt

Porträt

Oreste Steiner: Was der Darsteller aus „Spielverderber“heute macht

Report

Top-Schiedsrichtertrafen sich zurHalbzeit-Tagungin Mainz

Oft hört die Hälfte der Schiedsrichter-Neulinge innerhalb der ersten Jahre wieder auf.

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3S C H I E D S R I C H T E R - Z E I T U N G 2 / 2 0 1 3Dieser Ausgabe ist ein Prospekt der Firma Allzweck-Sportartikel beigeheftet. Wir empfehlen, zur Durchsicht diesen Teil herauszunehmen.

Editorial Inhalt

Liebe Leserinnen und Leser,

kurz war die Pause für die Schiedsrichter derProfiligen. Kurz war auch die Zeit der Spielruhe,um diese gewinnbringend zu nutzen und neueKraft für die bevorstehenden Aufgaben zu tan-ken. Die Halbzeit-Tagung der Elite-Schiedsrich-ter im Januar in Mainz war bereits der Start-schuss für eine Rückrunde, in der die Unpartei -ischen mit ihren Entscheidungen weiterhin imFokus der Medien stehen werden, ob sie dieswollen oder nicht.

Ziel der regelmäßigen Zusammenkünfte ist einimmer wiederkehrendes Training an einer ein-heitlichen Regelauslegung. So wie ein Trainerhunderte Flanken in den Strafraum schlagenlässt mit dem Ziel, dass seine Angreifer mög-lichst alle Bälle im Netz unterbringen, so arbei-tet die DFB-Schiedsrichter-Führung ein umsandere Mal an diesem Ziel der Einheitlichkeit.

Auch wenn Spiel- und Zweikampf-Situationennie ganz identisch sind, muss eine Linie erkenn-bar sein. Wer den Gegenspieler mit dem Armoder dem Ellenbogen schlägt, muss vom Platz.Aber sehr schnell beginnt in der Betrachtungvon Einzel-Situationen ein Grau- und Ermes-sens-Bereich, in dem längst nicht mehr sofortklar ist, ob es ein Schlag ist oder nicht.

Bereits der rücksichtslose Einsatz des Armsoder des Ellenbogens reicht für einen Platzver-weis aus. Gerne und häufig zu Recht verweisenSpieler und Trainer auf den notwendigen undnatürlichen Einsatz der Arme beim Luftkampf.Hier eine klare und akzeptierte Linie zu finden,gehört mit zu den schwierigsten Momenten füreinen Schiedsrichter.

Dass es möglich ist, die Spielweise der Akteurezum Positiven zu verändern, ist längst klar. Soverschwand die rücksichtslose Grätsche vonhinten in den Gegenspieler fast völlig aus demFußball, weil die Schiedsrichter konsequent zurRoten Karte griffen. Und auch die sogenannte„Offene Sohle“ dürfte bald der Vergangenheitangehören, wenn unsere Elite-Schiedsrichterweiterhin so konsequent und unnachgiebig vor-gehen wie in der Vorrunde.

Härte und Konsequenz machen einen gutenSchiedsrichter ebenso aus wie die Fähigkeit zurKommunikation. Sie ist es, die einen Lösungs-weg in festgefahrenen Situationen zeigen kann.Sie ist die Brücke zu einem Spieler, der eine

Respekt stehtim Mittelpunkt

Herbert Fandel, Vorsitzender der DFB-Schiedsrichter-Kommission.

Spielleitung nicht akzeptieren will, und ebensozu einem Trainer, der die Entscheidungen einesSchiedsrichters nicht versteht.

In der Winterpause haben wir den Dialog mitunseren Trainern gesucht. Wenn ein Trainer aufden Vierten Offiziellen wild gestikulierendzuläuft und diesen anschreit, dann muss er den Innenraum verlassen. Gerade im „Schau-fenster“ Bundesliga müssen Verhaltensgrenzengezogen werden. Grenzen auf beiden Seiten.

Denn auch die Schiedsrichter sind im Umgangmit Spielern und Trainern dazu verpflichtet,sehr genau auf ihr Auftreten und ihre Außen-wirkung zu achten. Im Mittelpunkt des Umgangsmit allen am Spiel Beteiligten muss immer derRespekt stehen.

Der Südwestdeutsche Fußballverband hat dasJahr 2013 zum „Jahr des Schiedsrichters“erklärt. Ein bemerkenswerter und positiver Ent-schluss, der das Ziel verfolgt, Schiedsrichtermit Vereinsvertretern, Trainern und Spielern insGespräch zu bringen.

Dieses positive Signal soll dabei sicherlich aucheinem bedauerlichen Trend entgegenwirken.8.000 neue Schiedsrichter reichten 2012 nichtaus, um die Zahl der Unparteiischen zu kom-pensieren, die ihre Tätigkeit in diesem Zeitraumbeendeten. Die Schiedsrichter-Zahlen sind rück -läufig.

Die Gründe sind sicherlich vielschichtig. Dieverbale und körperliche Gewalt gegen Schieds-richter ist dabei auch ein Zeichen unserer Zeit,ein Spiegel unserer Gesellschaft. Werte wieRespekt und Anstand werden allzu häufig mitFüßen getreten.

Ich wünsche Ihnen allen die notwendige Ruheund Übersicht bei Ihrer schwierigen Aufgabe inder Rückrunde.

Ihr Herbert Fandel

TitelthemaDie ersten Jahre sind die schwerstenWarum viele Jung-Schiedsrichter nach kurzer Zeit aufhören 4

Panorama 8

ProjektRegeln einfach formuliertSpezielle Broschüre für Menschen mit Lese-Schwäche 11

ReportEine gemeinsame Linie finden Lehrgang der Spitzen-Schiedsrichter in Mainz 12

LehrwesenDer Schiedsrichter als Organisator Welche Aufgaben es rund um die Spielleitung gibt 14

Regel-TestDas Spiel mit der Hand 17

PorträtOreste Steiner bleibt am BallWas der Darsteller aus „Spielverderber“ heute macht 19

Blick in die Presse 21

AnalyseDie „Notbremse“ fotografierenLehrreiche Szenen aus der Bundesliga 22

Analyse – Der besondere FallEs ging um Zentimeter 26

AktionFußball-Deutschland sagt „Danke, Schiri“Was Fußballer über Schiedsrichter denken 28

ReportAus dem Senegal in den deutschen WinterZwei Schiedsrichterinnen aus Afrika pfeifen in Mainz 30

Aus den Verbänden 32

Vorschau 3/2013 34

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Titelthema

Viele junge Schiedsrichter werfen nach kurzer Zeit wieder das Handtuch und beenden ihre Laufbahnbegibt sich auf Spurensuche.

Die ersten Jahre sind Ende November vergangenen

Jahres bietet Köln das typischeBild, das man von einer deutschenGroßstadt an einem Sonntagmor-gen erwartet: Kalt und windig istes, die Straßen menschenleer, undPfützen an den Bordsteinkantendienen als Zeugnis der verregne-ten vorigen Tage.

Doch auch die Fußballplätze sindleergefegt. Totensonntag, ein stil-ler Feiertag, kein Spielbetriebheute. So liegt auch der Platz desVereins SuS Nippes 12 im KölnerNorden ruhig, fast schon friedlichda. Kreisliga C wird hier sonstgespielt, und man kann sich gutvorstellen, dass es auf der rotenAsche an anderen Sonntagen auchschon mal zur Sache geht. Heuteaber sind keine Anfeuerungsrufe,keine Anweisungen des Trainers,keine Diskussionen und auch keinePfiffe des Schiedsrichters zu ver-nehmen. Nur im Vereinsheim: Stim-mengewirr.

Marco Feith bittet um Ruhe. Der 31-Jährige ist der Jungschiedsrich-ter-Beauftragte des FußballkreisesKöln. Eine imposante Gestalt, großund schwer. Ein Mann, dem manzuhört, wenn er spricht. 46 Köpfedrehen sich sofort in seine Rich-tung. Kein Wunder, die Teilnehmerdes Anwärter-Lehrgangs sind ner-vös. Schließlich wird es nicht mehrlange dauern, bis sie sich der Prü-fung stellen werden, die darüberentscheidet, ob sie nach dreiTagen Ausbildung zum Schieds-richter werden.

Die Allermeisten im Raum werdenMarco Feith nach ihrer Prüfung alsAnsprechpartner haben. Denn:Viele der Interessierten, die auchheute wieder nach Nippes gekom-men sind, um sich ausbilden zulassen, sind jung, einige sogar sehr

jung. Ein Problem? „Natürlich freuenwir uns, so viele junge Leute fürunser gemeinsames Hobby gewin-

nen zu können“, meint Feith. „Prob -lematisch wird es nur bei derAnsetzung: Viele spielen selber

noch und stehen deswegen seltenzur Verfügung. In den ersten Jah-ren können wir diesen sehr jungenKameraden daher auch nur Spielein der E-Jugend geben.“

Außerdem ist bei den jüngerenSchiedsrichtern die Fluktuationsehr groß. Viele hören schnell wie-der auf. Feith zeigt sich realistisch:„Obwohl wir in Köln pro Jahr ziem-lich viele neue Schiedsrichter aus-bilden, können wir wegen der vie-len Aufhörer unsere Zahlen seltensteigern. Das stellt uns natürlichvor enorme Probleme.“ Konkret: Es ist vor allem im Jugendbereichzu wenig Personal vorhanden.Miho Katic, der Vorsitzende desKölner Kreis-Schiedsrichter-Aus-

Miho Katic, der Vorsitzende des Kreis-Schiedsrichter-Ausschusses Köln, bei der „praktischenSchulung“ seiner Anwärter.

Franz-Willi Schmitz betreut die Prüflinge.

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noch bevor sie richtig angefangen hat. Warum ist das so? Tobias Altehenger

die schwerstenschusses, nennt die Zahlen: „Vorzehn Jahren waren wir im Fußball-kreis Köln 1.000 Schiedsrichter,heute sind wir nur noch rund 600.“

Deshalb ist es für den FußballkreisKöln überlebenswichtig, perma-nent neue Schiedsrichter auszubil-den. Der Lehrgang am Totensonn-tag ist bereits der dritte des Jah-res, alle besetzt mit etwa 40Anwärtern. Eigentlich eine sehrgute Zahl, findet Miho Katic. Alslangjähriger Schiedsrichter derMittelrheinliga weiß Katic abernatürlich auch um die Anforderun-gen, die der Fußball an seine Spiel-leiter stellt. „Man ist – gerade ineinem Gebiet wie Köln, und geradeauch in den untersten Klassen –extremen Herausforderungen aus-gesetzt. Ich kann da jeden jungenKollegen verstehen, der nach einergewissen Zeit merkt, dass das ein-fach nichts für ihn ist. Für uns alsEhrenamtler ist das aber natürlichimmer sehr schade, diese jungenLeute so schnell wieder zu verlie-ren.“

In Nippes ist davon natürlich nochkeine Rede. Die Teilnehmer sindmotiviert und fiebern der Prüfungentgegen. So auch der 15-jährigeJulian Knobelspies. Viele sind hier

in seinem Alter, und viele habeneine ähnliche Geschichte zu er -zählen. Zehn Jahre hat er selberFußball gespielt, dann aufgehörtund nach einer Möglichkeitgesucht, die Verbindung zum Fuß-ball aufrechtzuerhalten. VonSchulfreunden, die ihren Anwär-ter-Lehrgang schon absolvierthatten, bekam er den Tipp undwar sofort Feuer und Flamme.„Irgendwer muss es schließlichmachen – warum nicht ich?“, sagtesich der Schüler und meldete sichbeim Schiedsrichter-Ausschuss inKöln. Dass viele junge Schiedsrich-ter schnell wieder aufhören, kanner nachvollziehen. „Für viele istder Druck vielleicht einfach zuhoch, vor allem in kritischen Spie-len.“ Julian will sich dieser Druck -situation aber stellen. An einschnelles Ende seiner Schiedsrich-ter-Tätigkeit glaubt er nicht.

Auch Artur Warketin freut sichschon auf seine ersten Einsätze.Der 24-Jährige ist gleich in mehr-facher Hinsicht ein Exot beimAnwärter-Lehrgang in Nippes. Für die Schiedsrichter-Prüfung ist er extra aus dem oberbergi-schen Wiehl angereist. Aus die-sem Grund wird er später auchgar keine Spiele in Köln, sondernim Fußballkreis Berg leiten. Dochda wäre der nächste Lehrgangerst in ein paar Monaten gewesen –und so lange wollte Artur einfachnicht warten. Selber im Vereingespielt hat er nie, auch das istungewöhnlich für einen Anwärter.Und schließlich ist da noch dasAlter: Mit 24 Jahren gehört Arturzu den Ältesten bei dem Lehr-gang. Schlechte Voraussetzungenalso? „Ach was“, schmunzeltArtur, „für die große Karriere wirdes vermutlich nicht mehr reichen,aber ich hatte einfach Lust aufsPfeifen.“

Obmann Katic kann ihm da nur bei-pflichten. „Vor allem in dieserAltersklasse fehlt den Fußballkrei-sen der Nachwuchs, da viele, fürdie es zur großen Karriere nichtreicht, sich umorientieren und einneues Hobby suchen. Auch der Ein-stieg ins Berufsleben spielt danatürlich eine Rolle.“ So findet esKatic fast ein wenig schade, dassArtur Warketin später nicht imKreis Köln aktiv sein wird. SeineAusbildung bekommt er hier abertrotzdem. „Gerade bei einem heik -len Thema wie Schiedsrichter-Fluktuation müssen sich die Kreiseuntereinander helfen“, glaubtKatic. „Das fängt schon bei derAusbildung an.“

Die einzige weibliche Teilnehmerinbeim Kölner Anwärter-Lehrgang istBinnur Sönmez, gerade mal 13 Jahre,aber beileibe nicht schüchtern.Schließlich hat sie ein großes Vor-bild: Der Vater, Metin, ist selbst seit mehr als 20 Jahren Schieds-richter und sitzt zudem in derKreisspruchkammer. In der Kölner

Gründe zum Aufhörensind vielfältig

Rund 7.000 Unparteiische beenden pro Jahr ihre aktive Tätigkeit. Im Jahr 2011 wurden die Aufhörer nach dem Grund gefragt, warum sie der Schiedsrichterei den Rücken kehren. Dabei gaben sie folgende Antworten:

Beruf 17,0%

Aufgabe befriedigt nicht 12,7%

Streichung/Ausschluss 11,2%

Familiäre Situation 9,7 %

Alter 9,2 %

Gesundheit 5,4 %

Überforderung 4,1 %

Fehlende Perspektive 3,3 %

Kursversäumnisse 3,2 %

Vorfälle bei Spielleitungen 2,2 %

Andere Sportart gewählt 2,2 %

Auslandsaufenthalt 1,8 %

Sonstiger oder 18 %unbekannter Grund

Befragung unter ehemaligen Schiedsrichtern

Die Schiedsrichter-Anwärter müssen bei der Theorieprüfungsowohl Multiple-Choice- als auch „normale“ Regelfragenbeantworten.

Die Anwärter-Prüfung istinzwischen bundesweit ein-heitlich.

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Kreisliga gehört er zu den bekann-testen Unparteiischen, wird geach-tet und respektiert.

Seine Tochter hatte ihn oft zuSpielen begleitet; als sie sich dannaber wünschte, selber die Prüfungabzulegen, hatte der Vater Beden-ken. „Schiedsrichter zu sein istnicht ohne, vor allem in Kölnnicht“, weiß Metin Sönmez auseigener Erfahrung: „Ich habe niedarauf gedrängt, dass meine Toch-ter ebenfalls dieses Hobby ausübt,und ich werde sie auch nach demLehrgang auf keinen Fall in irgend-einer Art und Weise unter Drucksetzen.“ Seine Tochter findet dasgut. Was die Erwartungen an dasSchiedsrichter-Dasein angeht, istsie optimistisch: „Ich glaubeschon, dass es mir gefallen wird.Der Lehrgang hat richtig Spaßgemacht, und ich kann es gar nichterwarten, die ersten Spiele zu lei-ten.“

Dass ihr Vater zunächst Einwändehatte, kann sie verstehen. „MeinVater wollte wissen, ob ich es wirk-lich ernst meine. Aber jetzt ver-traut er mir und unterstützt mich,wo er kann.“ Und auch Vater Metin

ist zufrieden: „Natürlich bin ichstolz auf meine Tochter. Sie wirdsich schon durchsetzen können –das liegt ja in der Familie.“

Während also auf dem Anwärter-Lehrgang in Nippes große Vorfreudeund Optimismus die Oberhandhaben, kennen die Funktionäre imFußballkreis Köln auch die andereSeite: hoffnungsvolle Talente, dienach kurzer Zeit aufgehört haben.

Pascal Kaspar ist so ein Fall. Eineganze Weile ist es schon her, dassder heute 22-Jährige sein letztesSpiel geleitet hat. Ende Januar2012 war das, schon mehr als einJahr ist sein Schiedsrichter-Daseindamit wieder Geschichte. Auf dieFrage, warum er nach so kurzerZeit wieder aufgehört hat, mussder Student kurz überlegen: „Allesin allem war es wohl die Tatsache,dass man es nie allen rechtmachen konnte. Egal, wie man ent-schieden hat – irgendwer hatimmer gemeckert, und sei es nur,um sein Kind nicht dumm daste-hen zu lassen.“

Mit dem Pfeifen angefangen hattePascal nach seinem Lehrgang imNovember 2010: E-Jugend, D-Jugend,C-Jugend – was man eben als Neu-ling so bekommt. Am Anfang wardie Euphorie noch groß. Pascalerzählt: „Freunde, die auchSchiedsrichter waren und es heutenoch sind, haben meine Neugierdeauf dieses Hobby geweckt. Ichhabe angefangen, mich intensiverfür Fußball zu interessieren undwollte außerdem meine Persön-lichkeit weiterentwi ckeln – daschien das Schiedsrichter-Daseinperfekt geeignet.“

Schon in den ersten Spielen aberzeigte sich, dass das nicht so ein-fach werden sollte: „Mit den Spie-lern auf dem Platz gab es eigent-lich selten Probleme – aber wasvon draußen da reingetragenwurde, war manchmal schon jen-seits der Schmerzgrenze.“ Pascalerinnert sich an Trainer, die ihreSpieler zur brutalen Spielweiseangestachelt und ihn dann nachdem Verweis aus dem Innenraumnoch massiv bedroht haben. „AmEnde packt man die Tasche schon

mit einem flauen Gefühl. Klar, mankann die Leute in den Spielberichteintragen, aber wieviel dann imAnschluss wirklich passiert,bekommt man auch nicht unbe-dingt mit.“

Natürlich gab es auch Spiele, indenen alles gut lief. Pascal erzähltvon Situationen, in denen sichEltern nach dem Spiel dafürbedankt haben, wenn man ihr Kindmit Fouls und Beleidigungen nichteinfach davonkommen ließ. „Sol-che Spiele verschwimmen aberetwas unter dem Eindruck, den dieüberwiegende Aggressivität vonTrainern und Eltern hinterlassenhat.“ Nach etwas mehr als einemJahr zog Pascal dann die Konse-quenzen und hörte auf. Eine inter-essante Erfahrung war es aufjeden Fall. Sein Fazit fällt dennoch

ernüchternd aus: „Ich bin jemand,der bei Konflikten gerne einenKompromiss finden will, mit demalle Beteiligten gut zurechtkom-men. Beim Schiedsrichtern hat dasleider nicht so geklappt.“

Marco Feith und Miho Katic ausdem Kölner Schiedsrichter-Aus-schuss kennen solche Fälle nurallzu gut. Die Patentlösung habensie zwar auch nicht parat, trotz-dem versuchen sie natürlich alles,um die neuen Schiedsrichterintensiv zu betreuen. Marco Feithberichtet: „Gute Erfahrungenhaben wir mit unserem Paten-System gemacht, bei dem erfahreneSchiedsrichter unsere neuenKameraden in ihren ersten Spie-len coachen und sie auch vorAnfeindungen durch Vereinsoffi-zielle oder Zuschauer schützen.

Tochter Binnur hat sich ent-schlossen, den gleichen Wegwie ihr Vater Metin Sönmezzu gehen und Schiedsrichte-rin zu werden.

Die Zahl der Schiedsrichterinnen hat sich in den vergangenen 34Jahren mehr als vervierfacht. Insbesondere seit Anfang der 90er-Jahre stieg die Zahl weiblicher Unparteiischer stark an und erreichte2011 – im Jahr der Frauen-Weltmeisterschaft in Deutschland – ihr bis-heriges Maximum von 2.790 Schiedsrichterinnen. Im vergangenenJahr waren 2.728 Schiedsrichterinnen aktiv.

Nachdem die Zahl aktiver Schiedsrichter seit 1979 relativ stetiganstieg, erreichte sie im Jahr 2006 ihren maximalen Wert: 79.341Schiedsrichter waren damals bundesweit verzeichnet. Seitdem fälltder Graph wieder langsam. Im Jahr 2012 waren es 73.291 Schiedsrich-ter – ein Minus von mehr als 9 Prozent innerhalb von sechs Jahren.Klar, dass dies Ansetzer oftmals vor Probleme stellt.

Titelthema

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Schiedsrichter in den Verbänden befragt

Den Ursachen des Schiedsrichter-Rückgangs auf den Grund zu gehen –das ist das Ziel einer Umfrage, die sich an alle Schiedsrichter im Bayerischen Fußball-Verband (BFV) richtet. In einem von BFV-PräsidentDr. Rainer Koch und Schiedsrichter-Obmann Rudolf Stark verschick -ten Schreiben zum Jahreswechsel werden die Unparteiischen unteranderem gefragt: „Habt ihr noch Spaß an der Schiedsrichter-Tätig-keit? Worin liegen aktuell die größten Probleme für die Schiedsrich-ter? Habt ihr Sorgen oder Ängste? Was sollte sich ändern?“ Zudemwerden die Schiedsrichter bei der Umfrage um Vorschläge gebeten,wie man das Amt des Schiedsrichters attraktiver machen könnte.

Im Fußball-Verband Mittelrhein ist man bereits einen Schritt weiter:Dort hat im Jahr 2012 eine Befragung stattgefunden, an der 1.059aktive Schiedsrichter teilnahmen. Ziel der Untersuchung war es her-auszufinden, wie man die Schiedsrichter langfristig an ihr Hobby bin-den kann. Der Ergebnisbericht zu dieser Befragung ist im November2012 erschienen. Am Ende zeigt dieser vier Handlungsfelder auf. Eswerden Anregungen gegeben, die zur langfristigen Motivation vonSchiedsrichtern hilfreich sein können:

■ Positive Erfahrungen teilen: Den befragten Schiedsrichtern gefälltviel am Schiedsrichter-Wesen. Die vielen positiven Erfahrungen soll-ten in der Debatte noch stärker beleuchtet und konkret in die Lehrar-beit einbezogen werden.

■ Aufstiegschancen transparent gestalten: Die eigene Leistungunter Beweis zu stellen, ist für viele Schiedsrichter von Bedeutung.Diese wollen sie auch anerkannt bekommen. Daher sollten Aufstiegs -chancen realistisch dargelegt werden, Kriterien für Klasseneinteilun-gen vor allem offen kommuniziert werden. Auch älteren Schiedsrich-tern sollte die Chance gegeben werden, bei entsprechender Leistungweiterzukommen, und keine Gruppen sollten beim Aufstieg katego-risch ausgeschlossen werden.

■ Wertschätzung fördern: Die fehlende Wertschätzung wird von denmeisten Befragten als Störfaktor wahrgenommen. Da sich das Ver-halten von Spielern und Zuschauern aber nur schwer ändern lässt,sollten Schiedsrichter zumindest aus den eigenen Reihen mehr Wert-schätzung erfahren. Als Maßnahme wird in dem Bericht zum Beispieldas Feedback für Schiedsrichter in unteren Klassen genannt (zumBeispiel durch Beobachtung), aber auch die Einführung von Vereins-Schiedsrichter-Betreuern in unteren Ligen wird angeregt.

■ Betreuung sicherstellen: Insbesondere neue Schiedsrichter müs-sen betreut und die dafür notwendigen finanziellen Ressourcen zurVerfügung gestellt werden. Daneben könnten Formate wie zum Bei-spiel Reflexionsveranstaltungen, bei denen neue Schiedsrichter ihreErfahrungen bewerten und mit anderen Schiedsrichtern besprechen,im Rahmen von regulären Weiterbildungen integriert werden.

Untersuchungen in Bayern und am Mittelrhein

Da haben sie dann das Gefühl: Ichbin nicht allein!“

Feith weiß aber auch: „Bei imSchnitt 40 neuen Schiedsrichternpro Lehrgang werden wir nie alleNeulinge mit Paten versorgenkönnen.“ Der Jungschiedsrichter-Beauftragte sieht aus diesemGrund auch die Vereine in derPflicht. Von ihnen wünscht er sichmanchmal mehr Verständnis fürAnfänger: „Es kann doch keinererwarten, dass ein Schiedsrichter,der gerade ein paar Wochen oderauch ein paar Monate seinenSchein hat, eine perfekte Partie

abliefert.“ Einige Vereinsvertreterschienen aber gerade das zu tun.Pascal Kaspar wurde das irgend-wann zu viel. „Es ist und bleibt ja ein Hobby, und eigentlich sollteman sich auf seine Einsätze freuen.Das war am Ende dann aber nichtmehr der Fall.“

Fest steht: Ein Schiedsrichterbraucht ein dickes Fell, und ob erdas wirklich besitzt, zeigt sichmeist erst nach dem Lehrgang. InKöln-Nippes ist der Anwärter-Lehrgang inzwischen vorbei. Vonden 46 Teilnehmern haben 43 diePrüfung geschafft und gehenglücklich und als frischgebackeneSchiedsrichter nach Hause. Wieviele davon auch in einem Jahrnoch dabei sind – Marco Feith willsich nicht festlegen, hat aberimmerhin ein gutes Gefühl: „Inden vergangenen Jahren machenwir immer mehr die Erfahrung,dass sich die Schiedsrichteruntereinander helfen. Wer übereinen Freund neu zu dem Hobbydazugekommen ist, hat damitauch immer direkt einenAnsprechpartner, wenn Problemeauftauchen. Das hilft natürlichschon gewaltig.“ Es gibt alsoeinen Lichtblick.

Pascal Kaspar hat ein Jahrnach der Prüfung die Pfeifewieder beiseitegelegt – undist damit kein Einzelfall.

Artur Warketin (links) und Julian Knobelspies arbeiten anihrer „Ermahnung“ - für ihre Einsätze kann das später nurnützlich sein.

Auf dem roten Aschenplatz vordem Vereinsheim von Nippes 12wird nächste Woche jedenfalls wie-der Fußball gespielt, wie überall inKöln. Dann heißt es auch für Julian,

Artur und Binnur: Raus auf denPlatz, sich dem Druck stellen undEntscheidungen treffen. Schieds-richter sein, eben.

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Pano

ram

aViele junge Menschen kamen zu der Trauerfeier.

Ein Idealist im Klappstuhl

Grundsätzlich gehört ja schoneine Menge Begeisterung dazu,sich an einem kalten und regne-rischen Tag auf einen ganz nor-malen Fußballplatz zu begeben.Kein brauchbarer Sitzplatz weitund breit, schon gar keine Tribüne,die vor Wind, Regen und Kälteschützt. Von VIP-Logen und„Business-Seats“ gar nicht zureden.

Der nach hinten abgesacktenHolzbank auf unserem Foto istwohl auch nicht zu trauen, undso hat Schiedsrichter-Beobach-ter Hartmut Heinen den eigensmitgebrachten Klappstuhl amSpielfeldrand aufgestellt. Darinsitzt der ehemalige Zweitliga-Schiedsrichter dick eingepacktund mit einem Regencapegeschützt irgendwo im Nirgend-wo und verfolgt ein Spiel derFrauen-Regionalliga.

Heinen ist einer der wenigenMenschen, die sich an diesem

Tag auf den Sportplatz im nieder-sächsischen Hude – genauergesagt auf die Sportanlage der SF Wüsting-Altmoorhausen – „verirrt“ haben. Wetter hin oderher – der 66-Jährige ist gekom-men, um einer jungen Unpartei -ischen zur Seite zu stehen und ihrmit einem akribisch ausgefülltenBeobachtungsbogen zu helfen,eine noch bessere Schiedsrichterinzu werden. Auch als Vorsitzenderdes Fußball-Kreises Oldenburg-Land/Delmenhorst lässt sich Hart-

mut Heinen von dieser Basis-arbeit nicht abhalten.

Bei aller Aufmerksamkeit für dieProfi-Ligen und unsere Top-Schiedsrichter – ohne Idealistenwie ihn und die Tausenden vonanderen ehrenamtlichen Helfern,die Wochenende für Wochenendeim Einsatz sind, wäre derZustand unseres Fußballs unddes Schiedsrichter-Wesenssicher genauso trostlos wie dasWetter an diesem Tag in Hude.

30 Deutsche auf der FIFA-Liste

Die Schiedsrichter-Kommission desFußball-Weltverbandes (FIFA) hatbei der Festlegung der internatio-nalen Schiedsrichter-Listen 2013den 30 Vorschlägen des DFB fürdie deutschen Unparteiischenzugestimmt.

Neu zum Kreis der deutschen FIFA-Schiedsrichter gehören ChristianDingert (Lebecksmühle) und TobiasWelz (Wiesbaden), die für die frei-willig zurückgetretenen Knut Kir-cher und Michael Weiner nachrück -ten. Als weitere DFB-Unparteiischegehören wie bisher folgendeSchiedsrichter der internationalen

Niederlande gedachtenRichard Nieuwenhuizen

Entsetzen, Fassungslosigkeit undtiefe Trauer herrschten nach demTod des niederländischen Linien-richters Richard Nieuwenhuizen inunserem Nachbarland. Der 41-Jährigewurde nach einem Jugendspiel aufdem Fußballplatz Opfer einer töd-lichen Prügel-Attacke.

Eine knappe Woche nach demgewaltsamen Tod des Linienrich-ters nahmen in Almere mehr als12.000 Menschen am Schweige-marsch zum Gedenken an RichardNieuwenhuizen teil. Viele Teilneh-mer des Marsches trugen weiß-blaue Trikots, die Farben seinesHeimatvereins SC Buitenboys,sowie Fackeln, Lampen und Later-nen. 4.200 rote Rosen wurden amOrt des Angriffs niedergelegt. Inden niederländischen Spitzenligenwurden Schweigeminuten einge-legt, die Profis trugen Trauerflor.

In sämtlichen Amateurklassenruhte der Ball.

Unter der Fußball-Prominenz derNiederlande hatte die Attacke fürBestürzung und viele Diskussionengesorgt – nachhaltiges und ent-schlossenes Handeln durch Politikund Verbände wurde gefordert.Nach der tödlichen Attacke sollennun auch die Verhaltensregeln imniederländischen Profifußball ver-schärft werden. „Wenn dortSchiedsrichter von den Starsbeschimpft werden, ist es keine

Überraschung, wenn Jugendlichedieses Verhalten nachahmen“,sagte Sportministerin Edith Schip-pers. Dies war auch der Tenor nacheinem Treffen der Vereinigungenvon Spielern, Trainern, Schiedsrich-tern und Vertretern der Profiligen.

Der Niederländische Fußball-Ver-band KNVB hat nach dem Tod desAmateur-Linienrichters die Kam-pagne „Ohne Respekt kein Fußball“gestartet. Bis März 2013 soll einAktionsplan für Respekt und gegenGewalt erarbeitet werden. „Der

heutige Verhaltenskodex für Spie-ler und Offizielle muss strengerbefolgt werden“, sagte Gijs deJong, der als KNVB-Manager fürdie Profiligen zuständig ist.

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Die internationalen Spiele der Deutschen im November und Dezember 2012

FIFA-Schiedsrichter unterwegsName Wettbewerb Heim Gast Assistenten/Vierter Offizieller/Torrichter

Deniz AYTEKIN Champions League FC Malaga RSC Anderlecht Kleve, Häcker, Salver, Fritz, HartmannFelix BRYCH Champions League SC Braga Manchester United Borsch, Lupp, Pickel, Zwayer, WinkmannFelix BRYCH A-Länderspiel Türkei Dänemark Borsch, Lupp, FritzFelix BRYCH Champions League Celtic Glasgow Spartak Moskau Borsch, Lupp, Pickel, Zwayer, WelzFlorian MEYER Champions League Benfica Lissabon Spartak Moskau Henschel, Bornhorst, Salver, Fritz, DingertFlorian MEYER Europa League Club Brügge Girondins Bordeaux Henschel, Bornhorst, Lupp, Dingert, HartmannWolfgang STARK Champions League Dynamo Kiew Paris Saint-Germain Salver, Pickel, Borsch, Zwayer, WelzWolfgang STARK Qatar Stars League Lekhwiya Al Sadd Salver, PickelMichael WEINER Saudi Professional League Al Hilal Club Al Ahli Club Häcker, GrudzinskiFelix ZWAYER U 21-Länderspiel Italien Spanien Häcker, Henschel

Manfred Amerell mit 65 Jahren verstorben

Zum Tod von Manfred Amerell veröffentlichte der Deutsche Fuß-ball-Bund in seinen Offiziellen Mitteilungen einen von DFB-Präsi-dent Wolfgang Niersbach und DFB-Generalsekretär Helmut Sand-rock unterzeichneten Nachruf:

„Der Deutsche Fußball-Bund trauert um Manfred Amerell (Mün-chen), der im Alter von 65 Jahren verstorben ist.

Seine Funktionärs-Karriere begann Manfred Amerell auf demGeschäftsführer-Posten beim TSV 1860 München (1970 bis 1975).Diese Position bekleidete er auch beim FC Augsburg (1975 bis 1979)und beim Karlsruher SC (1979 bis 1984). Anschließend wechselte erins Lager der deutschen Spitzen-Schiedsrichter, gab in der Saison1984/85 sein Debüt in der 2. Liga und leitete 1986 erstmals eineBegegnung in der Bundesliga. Abschluss seiner aktiven Schieds-richter-Laufbahn war 1994 nach 66 Erstliga-Spielen die Leitung desDFB-Pokal-Endspiels zwischen Werder Bremen und Rot-WeissEssen.

Als Vorsitzender des süddeutschen Schiedsrichter-Ausschussesgehörte Manfred Amerell von 1995 bis 2010 dem Schiedsrichter-Ausschuss des Deutschen Fußball-Bundes an. In dieser Zeit war erauch als Schiedsrichter-Beobachter für den DFB und die UEFAtätig.

Die Nachricht vom Tod Manfred Amerells hinterlässt Betroffenheitund Anteilnahme. Seine Leistungen als aktiver Schiedsrichter undsein großes fachliches Engagement im Schiedsrichter-Ausschusswerden beim Deutschen Fußball-Bund in Erinnerung bleiben.“

Liste an: Deniz Aytekin, Felix Brych,Marco Fritz, Manuel Gräfe, ThorstenKinhöfer, Florian Meyer, WolfgangStark und Felix Zwayer.

FIFA-Schiedsrichter-Assistenten:Christoph Bornhorst, Mark Borsch,Markus Häcker, Holger Henschel,Guido Kleve, Stefan Lupp, Mike Pickel, Jan-Hendrik Salver, DetlefScheppe und Thorsten Schiffner.

Für die im vergangenen Jahr aus-geschiedene Anja Kunick wurde

Marija Kurtes (Düsseldorf) neuberufen.

FIFA-Schiedsrichterinnen:Christine Baitinger, Riem Hussein,Marija Kurtes und Bibiana Stein-haus.

FIFA-Schiedsrichter-Assistentinnen:Christina Biehl, Inka Müller-Schmäh,Katrin Rafalski und Marina Wozniak.

FIFA-Futsal-Schiedsrichter: SwenEichler und Stephan Kammerer.

100 Spiele – Jubiläumfür Markus Schmidt

Ob jeder Schiedsrichter-Neulingdavon träumt, einmal ein Bundes-ligaspiel zu leiten? Mag sein, aberjeder kann sich natürlich auchausrechnen, wie groß – oder eherwie klein – die Chance ist, das zuschaffen. Wer es packt, hat einenlangen Weg hinter sich und wirk-lich Großes im Fußball erreicht.

Noch beeindruckender wird dieseLeistung, wenn man sich dannüber viele Jahre in diesem Elite-Bereich behaupten kann. MarkusSchmidt hat auch das geschafft.Er stieg 2003 in die Bundesligaauf und leitete nun am erstenSpieltag der Rückrunde mit Bay-ern München gegen die SpVggGreuther Fürth (2:0) sein 100.Spiel in der höchsten deutschenSpielklasse. Der Schwabe vom SV Sillenbuch, im Südosten Stutt-

garts gelegen, pfiff am 16. August2003 sein erstes Bundesligaspiel:Hertha BSC Berlin gegen den Frei-burger SC (0:0). Dass damalsgenau wie beim Jubiläumsspielam 19. Januar 2013 einer seinerAssistenten Wolfgang Walz war,

Bibiana Steinhaus und ihre Assistentinnen Katrin Rafalski(links) und Marina Wozniak hoffen auf eine Nominierung fürdie Frauen-EM 2013.

spricht für die Kontinuität in derKarriere von Markus Schmidt –und dafür, dass man es mit ihmaushalten kann.

Natürlich lud er – Schwabe hin oderher – sein Team (neben Wolfgang

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Panorama

Hohe Akzeptanzbei allen Spielern

Als Heinz Aldinger 1968 sein erstesBundesligaspiel zwischen Hanno-ver 96 und dem MSV Duisburg (2:2)leitete, verloren sich im weitenRund des Niedersachsen-Stadionsgerade einmal 4.500 Zuschauer.Die Bundesliga war noch langenicht der große Magnet wie heute.Als er am 13. Juni 1981 sein 137. –und damit letztes – Spiel in derdeutschen Eliteliga abpfiff, hattenimmerhin 54.000 Menschen das0:3 von Borussia Dortmund gegenBorussia Mönchengladbach gese-hen.

Dazwischen lagen 13 Jahre einergroßen Schiedsrichter-Karriere.Bereits 1972 wurde Heinz Aldingerfür das DFB-Pokalfinale angesetzt:Schalke 04 schlug den 1. FC Kaisers-lautern in Hannover mit 5:0.

Als 1975 zum ersten Mal der„Schiedsrichter des Jahres“ vomDFB gekürt wurde, nahm Aldingerdie „Goldene Pfeife“, die extradafür geschaffen worden war, ausden Händen des damaligenSchiedsrichter-Obmanns WernerTreichel entgegen. BundestrainerHelmut Schön gratulierte ihm mitdem ultimativen Lob: „Sie sind einMeister Ihres Fachs!“

Das bewies Heinz Aldinger auch inden folgenden Jahren. Und so

wurde er ein zweites Mal mit derLeitung eines DFB-Pokalfinalesbetraut: 1980 besiegte FortunaDüsseldorf den 1. FC Köln im Gel-senkirchener Parkstadion mit 2:1.Die Ehre, zwei Mal das Pokalfinaleleiten zu dürfen – und das ist imdeutschen Fußball wirklich eineEhre –, ließ danach 26 Jahre aufsich warten: Sie wurde dem heuti-gen DFB-Schiedsrichter-Chef Her-bert Fandel zuteil (nach 2004 auch2006).

Heinz Aldinger war von 1972 bis1980 als FIFA-Schiedsrichter auchinternational im Einsatz. Bei derWM in Deutschland 1974 war er alsLinienrichter dabei – damals gabes noch keine festen Teams mitspezialisierten Assistenten. Neben

rund 20 Länderspielen leitete erauch das Endspiel im Europapokalder Pokalsieger zwischen dem RSCAnderlecht und Austria Wien (5:0)1978 in Paris. Ein weiterer Höhe-punkt war die Teilnahme an derEuropameisterschaft 1980 in Ita-lien, wo er mit den LinienrichternJan Redelfs und Volker Roth dasSpiel England – Belgien leitete.Weitere Einsätze bei dieser EM ver-hinderten das kleine Teilnehmer-feld (acht Teams), die große Zahlder Schiedsrichter (12 für 14 Spiele)und der Erfolg der deutschenMannschaft, die den Titel gewann.

Die hohe Akzeptanz, die derSchwabe bei den Spielern genoss,drückte sich auch darin aus, dasser in den zehn Spielen seiner letz-

ten Bundesliga-Saison 1980/1981lediglich sechs Mal „Gelb“ zeigenmusste, von Feldverweisen ganz zuschweigen. Mit 48 Jahren hängteer die Pfeife an den Nagel.

Am 7. Januar feierte Heinz Aldin-ger, der in Waiblingen geborenwurde und dort nach wie vorwohnt, seinen 80. Geburtstag.Auch heute besucht er noch gernseine Schiedsrichter-Gruppe inWaiblingen. Obmann Markus Seidl:„Wir freuen uns sehr, wenn er beiuns ist, denn er lässt uns immerspüren, dass er sich bei uns wohl-fühlt.“ Der erste „DFB-Schiedsrich-ter des Jahres“ hat die Basis nieaus den Augen verloren.

Glückwünsche für Heinz Aldinger gab es natürlich auch vonObmann Markus Seidl (links) und FIFA-Schiedsrichter MarcoFritz, Aushängeschild der Schiedsrichter-Gruppe Waiblingen.

Heinz Aldinger im August1970 mit Günter Netzer(Borussia Mönchengladbach).

Heinz Aldinger feierte seinen 80. Geburtstag

Walz noch Kai Voss und TobiasChrist als Vierter Offizieller) nachdem Spiel in München zum Essenein. Dass es sich dabei um etwasganz Besonderes handelte, zeigtschon das Foto des Desserts. Eswar die Überraschung des Restau-rantchefs für Markus Schmidt, alser erfuhr, welch besonderes Spielder Schiedsrichter an diesem Taggeleitet hatte.

Am 31. August wird MarkusSchmidt 40 Jahre alt. Ob er biszur Altersgrenze (47) noch mal100 Spiele schafft? Es wäre ihm zugönnen. ■

Vor dem Jubiläumsspiel:Markus Schmidt mit Kai Voss(links) und Wolfgang Walz.Hinterher gab’s für denSchiedsrichter ein speziellesDessert.

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Einen Ball spielen ist einfach.Doch was ist Abseits? Wann

bekommt ein Spieler die RoteKarte? Das „Büro für Leichte Spra-che“ der Lebenshilfe Bremen unddie Initiative „Werder bewegt –lebenslang“ des Bremer Bundesli-gisten haben die Fußballregeln desDeutschen Fußball-Bundes nun ineinfaches Deutsch übersetzt undmit verständlichen Grafiken illus -triert. Eine solche Übersetzung,unterstützt von der Sepp-Herber-ger-Stiftung und der „Bundesar-beitsgemeinschaft Werkstätten fürbehinderte Menschen“, ist bundes-weit bisher einmalig.

„Es gibt in Deutschland rund 7,5Millionen funktionale Analphabe-ten. Diese Menschen sind gehin-dert, am Alltagsleben teilzuneh-men“, macht Eugen Gehlenborg,Vertreter des DFB und der Sepp-Herberger-Stiftung, deutlich. „Unsist es ein großes Anliegen, Fußballals Volkssport Nummer 1 allenMenschen zugänglich zu machen.“

Für die Mitarbeiter der Lebenshilfewar dies eine reizvolle Aufgabe.„Sehr viele Menschen spielen Fuß-ball. Aber kaum jemand kann kor-rekt erklären, wie zum BeispielAbseits definiert ist. Von den ver-

einfachten Regeln profitieren nichtnur Menschen mit Handicap“, gibtder Geschäftsführer der Lebens -hilfe Bremen, Andreas Hoops, zubedenken. Die größte Herausforde-rung in der Umsetzung des Pro-jekts seien die fehlenden Grafikenund Fotos gewesen. So wurden diewichtigsten Szenen auf dem Fuß-ballplatz nachgestellt, erläutertHoops.

Getestet wurden die umformulier-ten Fußballregeln erstmals vor ein-einhalb Jahren während des „Spe-cial Youth Camps“, einem Fußball-Trainingslager für geistig und kör-perlich behinderte Kinder undJugendliche. „Das Feedback derTeilnehmer war durchweg positiv.Daher haben wir beim DFB ange-fragt, ob er das übersetzte Regel-werk anerkennt und unterstützt“,erinnert sich Projektleiter TimJuraschek.

„Schön, dass wir so Menschen miteiner geistigen Beeinträchtigung

Wer die Fußball-Leitlinien nicht kennt, kann sie zwar nachlesen, doch Menschen mit Lese -schwierigkeiten stellen die Formulierungen des Regelwerks vor große Probleme. Für diese Gruppe ist jetzt eine spezielle Broschüre erschienen.

Regeln einfach formuliert

In einer ersten Auflage wurden 10.000 Exemplare der einfachformulierten Fußballregeln gedruckt.

Die Fußballregelnsind mit kurzenWörtern in einfa-chen Sätzen for-muliert und aufsWesentliche redu-ziert.

das Regelwerk näherbringen kön-nen“, betont Karl Rothmund, derals DFB-Vizepräsident die BereicheNachhaltigkeit sowie Schiedsrich-ter verantwortet. Rothmund istauch Vorsitzender der Sepp-Her-berger-Stiftung.

Auch von der Seite der Schieds-richter erntet das Regelheft inleichter Sprache Lob. Bundesliga-Spielleiter Peter Gagelmannbekräftigt: „Es ist gut gelungen,die wesentlichen Regeln aufzugrei-fen. Der Text ist leicht lesbar unddie vielen Bilder besonders posi-tiv.“

■ Wer das Heft „Fußball. Die wich-tigsten Regeln in Leichter Sprache“bestellen möchte, kann eine E-Mailan [email protected] Angabe der Liefer adresse undder gewünschten Stückzahl schi -cken. Mit dem Heft erhält mandann lediglich eine Rechnung fürPorto und Verpackung.

Projekt

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Report

Eine gemeinsame Linie findenBei der Halbzeit-Tagung in Mainz arbeitete die DFB-Schiedsrichter-Kommission zusammen mit denUnparteiischen der Bundesliga und 2. Bundesliga die Geschehnisse aus der Hinrunde auf. DavidBittner berichtet über die Erkenntnisse.

Als eine „heftige Angelegenheit“bezeichnete Herbert Fandel die

Vorrunde, die medial auch malWellen geschlagen hatte. „Wennwir aber fachlich ins Detail gehen,waren die Leistungen der Schieds-richter insgesamt in Ordnung“,

stellte der Vorsitzende der DFB-Schiedsrichter-Kommission fest.

Fandel betonte zugleich: „Auchwenn einzelne Fehler passiert sind,gibt es keinen Grund, sich verrücktzu machen. Denn die richtigen Ent-

scheidungen, auch in sehr schwie-rigen Situationen, überwiegen beiWeitem.“ Zudem hätten die Verant-wortlichen im deutschen Schieds-richter-Wesen beobachten können,„wie die Unparteiischen sichweiterentwickeln und Dinge, dieauf den Lehrgängen besprochenwerden, auf den Plätzen in die Pra-xis umsetzen“.

So war das übergeordnete Ziel derdreitägigen Zusammenkunft inMainz die weitere Arbeit an einer„einheitlichen Regelauslegung“. Zudiesem Zweck studierten dieUnparteiischen eine Vielzahl vonVideo-Szenen, zum Beispiel ausden Bereichen Disziplinar-Kontrolleund Strafraum-Situationen.

Gerade in solchen Situationenstand auch die Teamarbeit imFokus. „Es gibt klare Sachverhalte,die einen Strafstoß nach sich zie-hen – und bei diesen muss von den

Assistenten und den Vierten Offi-ziellen eine Unterstützung inForm einer eindeutigen Kommuni-kation kommen“, sagte HellmutKrug, der Schiedsrichter-Experteder Deutschen Fußball Liga (DFL).

Viele der Video-Szenen hattenzudem den Armeinsatz bei Lauf-und Luftduellen zum Inhalt. DFB-Abteilungsleiter Lutz MichaelFröhlich machte klar, dass es fürabsichtliche Schläge zukünftigkonsequent Platzverweise gebensoll. „Welche Auswirkung hat eineAktion auf den Gegenspieler?“müsse man sich als Schiedsrich-ter fragen, sagte Fröhlich.

Bei der Video-Analyse zeigte sichaber auch, dass es bei jeder nochso klaren Vorgabe auch weiterhinAktionen geben wird, die in einemErmessens-Bereich liegen: Sowaren in manchen Szenen – jenach Sichtweise – sowohl „Gelb“

Die Spitzen-Schiedsrichter analysierten und bewerteten auf einem eigens dafür entwickeltenFormular Spielszenen aus der Hinrunde. Das Ziel: eine einheitliche Regelauslegung.

Hellmut Krug erwartet bei Strafraum-Szenen von den Assisten-ten und Vierten Offiziellen eine aktive Mitarbeit.

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als auch „Rot“ als PersönlicheStrafe zu vertreten. „Natürlich hatein Schiedsrichter bei der Diszipli-nar-Kontrolle Freiräume – aber esgibt auch Grenzen. Und genaudiese Grenzen müssen wirgemeinsam besprechen“, betonteFröhlich.

Herbert Fandel verlangt von denVierten Offiziellen in der Rückrundeeinen „sachlichen, moderaten undprofessionellen Umgang“ mit denTrainern. Da „ganz Fußball-Deutsch-land“ die Bundesliga-Spiele verfol-ge, müssten dort klare Verhal-tens-Grenzen eingehalten werden:„Ein Trainer hat nicht das Recht,sich vor einen Unparteiischen zustellen und diesen anzuschreien –nicht mal bei einer Fehlentschei-dung des Schiedsrichters.“

Ein Kriterium, um die Absichteines Handspiels zu erkennen, seidie Bewertung, ob bei dem jeweili-gen Spieler Spannung im Armerkennbar sei. „Wenn die Handflä-che des Spielers nach oben geöff-net ist, kann dies ein Indiz dafürsein, dass bei dem Handspiel eineAbsicht vorliegt“, sagte Fandel.

Für den Umgang mit den Spielerngab der Schiedsrichter-Chef sei-nen Unparteiischen auf den Weg,sich während des Spiels „nicht

emotionalisieren zu lassen“. Spie-ler-Ansprachen müssten ruhig,aber trotzdem mit entsprechen-der Körperspannung erfolgen.Zudem müsse man seine Gestenbei einer Ermahnung variieren, dadiese sich „sonst abnutzen undkeine Wirkung mehr haben“.

***

Als Gastredner hatte die Schieds-richter-Kommission Dr. WernerKrutsch eingeladen. Er arbeitetam medizinischen Zentrum derFIFA in Regensburg und sprachüber die Verletzungs-Präventionbei Fußball-Schiedsrichtern. EinThema mit aktuellem Bezug: „Oban der Achillessehne oder denKreuzbändern – so viele Verlet-zungen wie im vergangenen Jahrgab es unter den Schiedsrichternselten“, sagte Fandel.

„Grundlage für eine effektive Prä-vention sind Kenntnisse über Ver-letzungen und Risiken“, betonteKrutsch. Eine Studie mit 923Schiedsrichtern, von der Spitze biszur Basis, habe ergeben, dass rundzwei Drittel aller Unparteiischenim Laufe einer Saison körperlicheBeschwerden hätten. Diese fokus-sieren sich vor allem auf Knie(30 %), Rücken (20 %), Fuß (18 %)und Kopf (15 %).

Krutsch ging auf die unterschied-lichen Verletzungs-Zeitpunkte beiSpitzen-Schiedsrichtern (meistwährend der Vorbereitungsphase)und Schiedsrichtern an der Basis(meist während der zweiten Sai-sonhälfte) ein und stellte das Auf-wärmprogramm „11+“ vor, das zurVerletzungsprävention eine Kombi-nation von Übungen bietet, mitdenen man sich vor typischen Fuß-ball-Verletzungen schützen kann.„Es ist wissenschaftlich bewiesen,dass bei regelmäßiger Anwendungdie Zahl der Verletzungen mehr alshalbiert werden kann“, sagte derExperte.

Bei Schiedsrichtern seien insbe-sondere abrupte Richtungswech-sel, schnelles Umdrehen sowieplötzliches Abbremsen Spiel-Situati onen, die Verletzungen her-vorrufen könnten. „Da davon meistSprunggelenk und Knie betroffensind, sollten verstärkt Balancie-rungs-Übungen ins Aufwärm-Pro-gramm eines Schiedsrichters ein-gebaut werden“, rät Krutsch.Damit könne die Propriozeption imGelenk – das ist das eigene Empfin-

den für die Gelenkstellung – ver-bessert werden, sodass man selte-ner „umknicke“.

Die Studie habe aber auch gezeigt,dass für die allermeisten Schieds-richter ein gründliches Aufwärm-Programm für Spiel und Trainingselbstverständlich sei. Darüberhinaus seien Wille und Offenheitfür neue Präventions-Konzeptevorhanden. Gute Voraussetzungenalso, damit die Bundesliga-Schiedsrichter nicht nur regeltech-nisch, sondern auch körperlich fitdie zweite Hälfte dieser Saisonbestreiten können. ■

Dr. Werner Krutsch vom medi-zinischen Zentrum der FIFA inRegensburg.

Bei einer Abendveran-staltung in offiziellemRahmen überreichteHerbert Fandel dieMedaillen an die inter-nationalen Schiedsrich-ter für ihre geleitetenLänderspiele. TobiasWelz (links) und Chris -tian Dingert nahmenerstmals das FIFA-Emblem ent gegen.

Mit einem ausgeklügelten Aufwärm-Programm lässt sich dieZahl der Verletzungen reduzieren. Im Bild: Thorsten Kinhöfer(rechts) und Sascha Stegemann.

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Lehrwesen

Als Isabel De Marco die Mann-schaftskabine betritt, sind bis

zum offiziellen Spielbeginn nochzehn Minuten Zeit. Die 19-jährigeSchiedsrichterin leitet an diesemTag das C-Junioren-Spiel zwischendem SSV Reutlingen II und der TSG Balingen. Doch bevor das Spielanfangen kann, steht erst einmaldie Passkontrolle bevor.

„Den Moment in der Kabine nutzeich, um mich den Spielern vorzu-stellen. Ich weise sie darauf hin,dass sie Schmuck ablegen müssen,kontrolliere ihre Ausrüstung undvergleiche die Rückennummern mitdenen im Spielbericht“, erzählt dieUnparteiische. Das alles könneschon mal ein paar Minuten dau-ern. „Aber soviel Zeit muss sein. Imschlimmsten Fall beginnt das Spieleben etwas später“, sagt Isabel DeMarco, die schon seit einer Stundeam Spielort ist.

In dieser Zeit hat die Schiedsrichte-rin bereits die Trikotfarben beiderTeams abgeglichen, den Platzaufbaukontrolliert, ihre Spielnotizkartebeschriftet und sich warmgelaufen –eine Fülle von Aufgaben, für die vorallem junge Schiedsrichter erst ein-mal eine Routine entwickeln müs-

sen. Lüder Menke, Obmann im KreisCuxhaven, berichtet: „Der eigentli-che Anwärter-Lehrgang fokussiertsich fast ausschließlich auf dasRegelwerk. Deshalb bieten wir imRahmen der Ausbildung einenbesonderen Termin an, bei dem nur

über die ‘Rahmenbedingungen zurLeitung von Fußballspielen’ infor-miert wird.“ Darüber hinaus verteileman eine spezielle Broschüre mitallen für einen neuen Schiedsrich-ter relevanten Informationen.

Auch im Hessischen Fußball-Ver-band (HFV) finden im Anschluss andie Prüfung zusätzliche Schulun-gen für Jung-Schiedsrichter statt,bei denen administrative Aufgabenbesprochen werden. Schließlichwissen auch die Schiedsrichter-Funktionäre um Lehrwart AndreasSchröter, dass es neben der Regel-kenntnis eine große Zahl weitererPflichten für jeden Unparteiischengibt. Der erst seit kurzer Zeit tätigeVerbands-Lehrwart erklärt: „An solchen Informationsabenden gehtes um die Themen rund um einenSpielauftrag. Zugleich erhaltenunsere Neuen einige Tipps zum

Umgang mit Spielern und Vereins-funktionären.“

Auf die Bedeutung der Erstbetreu-ung junger Schiedsrichter weistauch Lutz Wagner hin. Der Verant-wortliche für die Schiedsrichter-Lehrarbeit im DFB stellt klar, dassdabei unbedingt auf die organisa-torischen Fragen eingegangen wer-den müsse. Dabei gehe es außer-dem auch um Themen wie das Auf-treten eines Schiedsrichters,Abläufe bei Pokal- und Entschei-dungsspielen sowie das taktischeVerhalten bei der Spielleitung.

Thomas Pust, der Lehrwart desBerliner Fußball-Verbandes (BFV),weist darauf hin, dass es in Sachen„Formalitäten“ häufig zu Proble-men komme, zum Beispiel beimkorrekten Ausfüllen der Spielbe-richte: „Nicht nur bei den Anwär-

Schiedsrichter sein bedeutet mehr, als während der 90 Minuten ein Spiel zu leiten. Vor dem Anstoß undder Unparteiische viele organisatorische Aufgaben bewältigen. Diese sind Inhalt des aktuellen DFB-LehThielking stellt ihn vor.

Der Schiedsrichter als Orga

Die Passkontrolle gehört zu den Pflichten jedes Schiedsrichters – das weiß auch die 19-jährige Isabel De Marco, die für den VfB Stuttgart Spiele leitet.

Die Größe der Eckfahne und erkennbare Spielfeld-Markierungensind zwei Punkte, die zur Kontrolle des Platzaufbaus gehören.

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tern, auch bei den älteren Schieds-richtern steht dieses Thema des-halb bei uns immer mal wieder aufder Agenda.“

Abwechslungsreiche Arbeitshilfenzu diesen „Rahmenbedingungenrund um ein Fußballspiel“ gibt derLehrbrief 47. An konkreten Beispie-len, die zum Teil an die unter-

schiedlichen Bestimmungen in deneinzelnen Verbänden angepasstwerden müssen, wird den Lehrwar-ten eine Vielzahl von Ideen, Inhal-ten und Arbeitsblättern an dieHand gegeben.

In ihren methodisch-didaktischenHinweisen stellen die Verfasser klar,dass wohl die meisten neu ausgebil-deten Anwärter in ihren ersten Spie-len erleben werden, wie die forma-len Vorgaben den Schiedsrichterndas Leben oft schwer machen.Selbst für erfahrene Unparteiischeist es wichtig, dass ihre Kenntnisse

regelmäßig aufgefrischt und damitvertieft werden – kann dies dochihre Arbeit als Schiedsrichter deut-lich erleichtern.

Dabei fehlt die Bestätigung einesSpielauftrags ebenso wenig wiedie Abfrage nach dem Spielort, dasKlären der Trikotfrage, die recht-zeitige Anreise und die Platzab-nahme. Letztlich wird auch auf dasrichtige Verhalten in Gefahren-Situationen hingewiesen, denn lei-der zeigt das aktuelle Geschehen,dass jeder Schiedsrichter gegenAngriffe auf seine Person gewapp-net sein sollte. So gehört es zurFürsorgepflicht der Schiedsrichter-Ausschüsse, ihre Unparteiischenauf mögliche Maßnahmen vorzube-reiten.

Eine besondere Bedeutung wirddem Auftreten des Schiedsrich-ters und seiner Assistenten imUmgang mit den Spielern und Ver-eins-Offiziellen beigemessen.Sieht die Spielordnung zum Bei-spiel nach dem Schlusspfiff dieVerabschiedung der Mannschaf-ten auf dem Spielfeld vor, so gibtder Unparteiische das Ergebnisbekannt und verlässt danachzügig das Spielfeld. Auf keinenFall sollte er jetzt, und auch nichtspäter in der Kabine, seine Ent-scheidungen mit den Mannschaf-ten diskutieren.

nach dem Schlusspfiff mussrbriefs Nummer 47. Günther

nisator

Die organisatorischen Aufgaben für den Unparteiischen sindvielfältig.

Auch während des Spiels achtet der Schiedsrichter darauf, wasaußerhalb passiert – zum Beispiel, dass die Auswechselspielerdeutlich von den Feldspielern zu unterscheiden sind.

Stellen der Schiedsrichter oder sein Assistent ein Loch im Tor-netz fest, dann muss es umgehend repariert werden.

Bei der Vielzahl der aufgelistetenHinweise, die in diesem Lehrbriefzusammengestellt sind, wirderkennbar, dass die Ausbilder bei

dieser Lehreinheit unterschiedli-che Schwerpunkte setzen sollten.Alternativ dazu können die nach-stehend angeführten Themen mit

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Lehrwesen

den Schiedsrichtern an verschie-denen Lehrabenden ausführlichbearbeitet werden:

■ Der Schiedsrichter als Organi-sator einer guten Spielleitung

■ Hinweise zum Auftreten (Kommunikationsformen) desSchiedsrichters

■ Das taktische Verhalten imUmgang mit den Offiziellen undSpielern

■ Sonstige Bestimmungen bezüg-lich des Regelwerks (zum Bei-spiel Spielerwechsel in Jugend-spielen, Elfmeterschießen)

■ Die Zusammenarbeit mit denAssistenten als Basis für einegelungene Spielleitung

Als Einstieg in den Lehrabend bie-ten die Verfasser eine Power-Point-Präsentation an, in der diewichtigsten Eckpunkte aufgeführtsind. Anschließend kann auf dieRahmenbedingungen im zeitlichenAblauf – also vor, während undnach einem Fußballspiel – einge-gangen werden. Das heißt: Es wer-den die Bereiche vom Annehmendes Spielauftrags bis zur Abreiseund dem Abfassen des Spielbe-richts abgedeckt.

Deutlich wird bei dieser Arbeit,

Für einen Schiedsrichter beginntdie Vorbereitung auf einen Einsatzbereits zu Hause, wenn er seineTasche packt. Doch woran muss erdenken? Welche Utensilien sindsinnvoll und notwendig? Bundesli-ga-Schiedsrichter Tobias Welz hatfür die Schiedsrichter-Zeitungseine Sport-Tasche geöffnet underklärt, was aus seiner Sicht zumGepäck eines Unparteiischen dazu-gehört.

■ Schuhe: Zwei Paar Schuhe hatTobias Welz immer dabei: ein PaarAdidas „Mundial Team“ (sogenannteTausendfüßler), die er im Normal-fall bei seinen Spielen trägt, undein Paar Stollenschuhe für den Fall,dass der Platz einmal tief und rut-schig ist. „Bei mir ist es Tradition,dass ich meine Fußballschuheimmer direkt nach dem Spiel in derKabine putze“, erzählt der Bundes-liga-Schiedsrichter. Dass einSchiedsrichter in jedem Spiel –egal in welcher Liga – mit saube-ren Schuhen aufläuft, ist für ihneine Selbstverständlichkeit: „Dasgehört dazu, um einen gutenersten Eindruck zu hinterlassen.“

■ Trikots: Die jeweils aktuelle Tri-kotserie hat Tobias Welz immer inallen Farben dabei, also in schwarz,gelb, blau und grau. „Da ich am

liebsten die Kurzarm-Trikots trage,nehme ich die Langarm-Trikotserst mit, wenn es wirklich kalt ist.Aber so lange das Thermometernoch im Plusbereich ist, trage ichkurz und am liebsten schwarz, dadies die traditionelle Farbe vonuns Schiedsrichtern ist“, findet er.Unter dem Trikot trägt der Unpar-teiische zudem ein Funktions-Shirt.

■ Stutzenhalter: Sie gehören fürTobias Welz zur Grundausstattung:„Wenn sich ein Schiedsrichterständig die Stutzen hochziehenmuss, dann ist das zunächst stö-rend für einen selbst, es sieht aberauch nach außen nicht gut aus.“

■ Schiedsrichter-Mappe: „Ichhabe tatsächlich noch mein aller -erstes Schiri-Mäppchen dabei. Undsollte es nicht irgendwann malverloren gehen, werde ich damitauch meine Laufbahn beenden“,sagt Tobias Welz. Darüber hinaus

hat er Gelbe und Rote Ersatzkartenin ausreichender Menge in seinerTasche. Die verschenkt derBundesliga-Schiedsrichter schonmal, wenn ihn im Stadion jemandfreundlich danach fragt. Für dieSpielleitung verwendet Tobias Welzzwei Pfeifen, die mit einem Ringverbunden sind – beide natürlichauch in schwarz.

■ Funkfahnen/Headset: Diese bei-den Dinge sind erst im Laufe derJahre zum Gepäck hinzugekom-men. „Ich habe noch mit den gutenalten Kork-Fahnen begonnen undsie bis zur Oberliga dabeigehabt“,erzählt Tobias Welz. „Auch wennder Blickkontakt zu den Assisten-ten weiterhin sehr wichtig ist, hatdieses moderne Zubehör die Kom-munikation innerhalb des Teamseinfacher gemacht und ist bei

Ein Bundesliga-Schiedsrichter packt aus

Ein oder mehrere Ersatzbälle müssen während der gesamtenSpieldauer bereitliegen.

dass zu einer sehr guten Schieds-richter-Leistung mehr gehört alsnur die Kenntnis der Spielregelnund deren Umsetzung. Organisato-rische Hinweise, administrativeVorgaben und kommunikative, wieauch taktisch kluge Verhaltensfor-

men müssen regelmäßig in dieLehrarbeit einfließen, damit dieUnparteiischen verhaltenssichervorgehen können. Nur dann blei-ben genügend Handlungsräumefür eine sichere Spielleitung aufdem grünen Rasen. ■

Was gehört alles in die Sport-Tasche? schwierigen Situatio-nen eine wertvolleHilfe.“

■ Schriftliche Unterla-gen: Für den Fall, dassam Spielort mal wichtigeInformationen gesuchtwerden, gehören fürTobias Welz sowohl allewichtigen Adresslistenals auch das aktuelleRegelheft in die Sport-Tasche.

■ Duschsachen: Für die Bade -schlappen und das Duschzeug istjeder Schiedsrichter selbst verant-wortlich. Allerdings genießen dieUnparteiischen ab der 3. Ligaeinen kleinen Luxus: Dort werdendie Handtücher in der Regel vonden Vereinen gestellt.

■ Pulsband und -uhr kommen beiTobias Welz bis jetzt noch nichtzum Einsatz. „Ich werde aber dem-nächst mal testen, ob ich michdamit auch im Spiel anfreundenkann.“

Und wenn man einmal etwas zuHause vergisst? Dann heißt eseben improvisieren. So wie es Tobias Welz einmal tun musste, alsihm die Stutzenhalter fehlten. „Dakonnte ich mir dann mit zwei Strei-fen Tapeband schnell helfen.“

Bundesliga-Schiedsrichter Tobias Welzgibt Tipps, was ein Unparteiischer beiseinem Einsatz dabei haben sollte.

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Regel-Test Fragen

Das Spiel mit der HandDrei der Situationen, die Lutz Wagner in dieser Ausgabe zusammen -gestellt hat, beschäftigen sich mit der Bewertung von Handspiel und der entsprechenden Persönlichen Strafe. Denn: Nicht jedes Handspiel ist strafbar. Und auch nicht jedes strafbare Handspiel zieht eine Persön-liche Strafe nach sich.

Situation 1Ist es regeltechnisch möglich, dasssich ein Spielführer bei der Platz -wahl statt für eine Spielhälfte fürden Ball entscheidet?

Situation 2In einem Spiel auf sehr rutschigemBoden kann der aus seinem Torherausgelaufene Torwart den Ballkurz vor der Strafraumgrenzeunter Kontrolle bringen. Er rutschtbei dieser Aktion aber mit dem Ballüber die Strafraumlinie, liegt nunetwa zwei Meter vor seinem Straf -raum und hält dabei den Ball inseinen Händen. Ein Gegenspielerist nicht in der Nähe. Entscheidungdes Schiedsrichters?

Situation 3Der Torwart führt einen indirektenFreistoß im eigenen Strafraum aus.Er spielt den Ball seinem außer-halb des Strafraums stehendenMitspieler zu. Dieser passt nichtauf, berührt den Ball nicht, und einGegenspieler läuft stattdessenzum Ball. Um zu verhindern, dassdieser Angreifer an den Ballkommt, läuft der Torwart dem Ball

hinterher und spielt ihn mit demFuß ins Seitenaus, bevor derAngreifer den Ball erreichen kann.Wie reagiert der Schiedsrichter?

Situation 4Während des laufenden Spielsprallt der Ball gegen einen nichtneutralen Vereins-Linienrichter,der genau auf der Seitenliniesteht. Von dort gelangt der Ball zu einem Angreifer, der dadurcheinen Angriff starten kann. Wiemuss der Schiedsrichter entschei-den?

Situation 5Nach einem Zusammenprall einesStürmers mit dem Torwart müssenbeide Spieler auf dem Spielfeldbehandelt werden. Der Schieds-richter fordert den Stürmer auf,das Spielfeld nach der Behandlungzu verlassen. Handelt er richtig?

Situation 6Der Assistent zeigt eine Tätlichkeiteines Angreifers außerhalb desBlickfelds des Schiedsrichters mitder Fahne an. Bevor der Schieds-richter das Fahnenzeichen erkennt,

unterbricht er wegen einesunsportlichen Handspiels des Ver-teidigers das Spiel. Wie hat derSchiedsrichter zu entscheiden,wenn er das Fahnenzeichen nachdem geahndeten Handspiel sieht?

Situation 7Ein Abwehrspieler versucht, mitausgestrecktem Arm einen hohenFlankenball wegzufausten, sodassder hinter ihm postierte Angreiferden Ball nicht aufs Tor köpfenkann. Er berührt den Ball jedochnicht. Allerdings irritiert er durchseinen Versuch, den Ball mit derHand zu spielen, seinen Gegen-spieler so sehr, dass auch dieserden Ball verfehlt.

Situation 8Während des laufenden Spielsläuft ein Trainer auf das Spielfeld.Von einem Spieler der gegneri-schen Mannschaft wird er dabeiauf dem Spielfeld heftig zu Bodengestoßen. Nun unterbricht derSchiedsrichter das Spiel. Wie mussentschieden werden?

Situation 9Nachdem das Spiel durch denSchiedsrichter beendet wurde,werden beide Kapitäne gegenein-ander tätlich, indem sie sich mehr-fach heftig gegen die Brust stoßen.Der Schiedsrichter befindet sichbereits außerhalb des Spielfeldsauf dem Weg in die Kabine. Er wirdvon umstehenden Personen daraufaufmerksam gemacht. Beide Kapi-täne geben unumwunden zu, dasssie sich auf dem Spielfeld geschla-gen haben. Wie verhält sich derSchiedsrichter?

Situation 10Von einem Abstoß gelangt der Ballzu einem Spieler, der weit in der

gegnerischen Hälfte, aber nicht im Abseits steht. Dieser Angreiferfälscht den Ball nun minimal ab. So gelangt er letztendlich zueinem im Abseits stehenden Spie-ler. Dieser nimmt den Ball an underzielt ein Tor.

Situation 11Nach einer Tätlichkeit wurde einSpieler des Feldes verwiesen unddas Spiel fortgesetzt. Als sich derdes Feldes verwiesene Spieler inRichtung Kabine begibt, läuft er ander Seitenlinie entlang. Ein Gegen-spieler im Spielfeld, der gerade anihm vorbeiläuft, wird jetzt von ihmvon der Aschenbahn aus ange-spuckt. Der Schiedsrichter unter-bricht das Spiel.

Situation 12Ein Torwart führt einen Abstoß ausund trifft dabei den außerhalb desStrafraums stehenden Schiedsrich-ter. Der Ball prallt zurück, der Tor-wart will ihn aufhalten und berührtihn auch mit der Hand. Dennochgeht der Ball ins Tor.

Situation 13Ein Abwehrspieler und ein Angrei-fer geraten nach einem regelge-rechten Zweikampf außerhalb desSpielfelds aneinander und kom-men dort zu Fall. Der Verteidigerläuft sofort wieder ins Spiel, derAngreifer bleibt zunächst nochdraußen. Nun erfolgt ein Tor-schuss. Der Angreifer erkennt diesund wartet außerhalb des Spiel-felds. Der Ball wird vom Torwart inRichtung des Angreifers gespielt,der nun das Spielfeld betritt undversucht, den Ball zu spielen.

Situation 14Der Angreifer sieht, dass er einenhohen Flankenball mit dem Kopfnicht mehr erreichen kann. Ernimmt deshalb die Hand zur Hilfeund boxt den Ball ins Tor. DerSchiedsrichter hat den Vorganggenau gesehen. Entscheidungen?

Situation 15Beim Strafstoß läuft ein Mitspielerdes Schützen außerhalb des Straf-raums, noch bevor der Ballgespielt ist, näher als elf Meter andie Torlinie heran. Der Ball wirdvom Torwart zur Ecke abgewehrt.

Berührt ein Spieler den Ball mit der Hand, bewertet derSchiedsrichter zunächst, ob dabei eine Absicht vorliegt.

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Situation 1 Nein. Der Spielführer, der die Wahlgewonnen hat, muss sich für eineSpielfeldhälfte entscheiden. DenBall – also den Anstoß – zu neh-men, ist nicht möglich.

Situation 2Direkter Freistoß. Es ist keine Per-sönliche Strafe auszusprechen, da

Geht der Spieler (wie hier) mit dem über Schulterhöhe ausge-streckten Arm an den Ball, dann liegt ein absichtliches Hand-spiel vor.

Regel-Test Antworten

weder die Verhinderung einer kla-ren Torchance noch eine unsport-liche Absicht beim Handspiel vor-liegen.

Situation 3Indirekter Freistoß gegen den Tor-wart wegen zweimaligen Spielensdes Balles. Hier wird nicht voneiner Vereitelung einer klaren Tor-

Das Spiel mit der HandSo werden die auf Seite 17 beschriebenen Situationen richtig gelöst.

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chance gesprochen, da es sich umeine technische Regelverletzunghandelt, wie zum Beispiel auch,wenn der Ball bei einem absichtlichmit dem Fuß erfolgten Zuspiel vomTorwart aufgenommen wird. Auchhier wäre ja ansonsten die Verhin-derung einer glasklaren Torchancegegeben. In solchen Fällen wird nurder indirekte Freistoß wegen zwei-maligen Spielens des Balles verhängt.

Situation 4Der Vereins-Linienrichter hat eineoffizielle Funktion und ist deshalbgenauso zu behandeln wie derneutrale Schiedsrichter-Assistent.Der Schiedsrichter und seineAssis tenten sind bekanntlich„Luft“. Weiterspielen ist deshalbdie richtige Entscheidung.

Situation 5Nein. Wenn sich Spieler von bei-den Mannschaften in einem Zwei-kampf verletzen und darunter einTorhüter ist, muss auch der andereSpieler das Spielfeld nach derBehandlung nicht verlassen.

Situation 6Direkter Freistoß. Das erste Verge-hen ist zu bestrafen. Der Spielerist des Feldes zu verweisen. Fürdas unsportliche Handspiel kannes zwar keine Spielstrafe, jedocheine Persönliche Strafe, also eineVerwarnung, geben.

Situation 7Weiterspielen. Versuchtes Hand-spiel ist nicht strafbar. Dass durchden Versuch, den Ball mit derHand zu spielen, der Gegner irri-tiert oder getäuscht wird, ist nichtals Unsportlichkeit zu werten.Somit gibt es auch keinen indirek-ten Freistoß und keine Verwar-nung. Die einzig richtige Möglich-keit lautet Weiterspielen.

Situation 8Das Spiel ist mit einem Schieds-richter-Ball fortzusetzen, da

zuerst der Einfluss von außenerfolgte, nämlich das Betreten desSpielfelds durch den Trainer.Danach kommt es zu dem Umsto-ßen des Trainers. Hierfür erhältder Spieler die Rote Karte. DerTrainer ist aus dem Innenraum zuverweisen.

Situation 9Da der Schiedsrichter selbst nichtmehr auf dem Spielfeld war unddas Verhalten beziehungsweisedie Vergehen auch nicht wahrge-nommen hat, kann über den ihmmitgeteilten Vorgang nur eineMeldung erfolgen.

Situation 10 Indirekter Freistoß wegen Abseits.Zwar ist beim Abstoß das Abseitsaufgehoben, allerdings ist durchdie Berührung eines Angreifers –und sei es auch nur durch einleichtes Abfälschen des Balles –eine neue Abseitsbewertungerforderlich.

Situation 11Schiedsrichter-Ball und Meldungdes Vorfalls. Mehr kann derSchiedsrichter in diesem Fall nichtunternehmen, da der Spieler jabereits die Rote Karte gesehenhat.

Situation 12Tor, Anstoß. Natürlich liegt einzweimaliges Spielen des Balles vor,jedoch ist mit der Torerzielung dergrößtmögliche Vorteil für die geg-nerische Mannschaft eingetreten.

Situation 13 Indirekter Freistoß und Verwar-nung. Hier wird keine Abseitsposi-tion, sondern das unerlaubteSpielfeldbetreten bestraft.

Situation 14Direkter Freistoß, Verwarnung. Dader Spieler den Schiedsrichter aufunsportliche Weise zu täuschenversucht und die Hand zur Hilfenimmt, um ein Tor zu erzielen,muss er verwarnt werden.

Situation 15 Indirekter Freistoß wegen einesAusführungsfehlers. Alle Spielermüssen sich hinter dem Ball befin-den.

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Porträt

Oreste Steiner bleibt am BallSchiedsrichter und Personenkult – das schließt sich natürlich aus. Auch und gerade bei OresteSteiner. Dennoch wollen wir noch einmal über den inzwischen 77-Jährigen aus Essen berichten –vier Jahre nach seinem beeindruckenden Auftritt in einem Dokumentarfilm, der in DeutschlandsKinos lief. SRZ-Mitarbeiter Bernd Peters traf ihn in seinem Alltag, bei einem Spiel der Kreisliga C.

Ende vergangenen Jahres inEssen, Helmut-Rahn-Sportan -

lage an der Raumerstraße. Es gibt keinen passenderen Ort, um„den Schweizer“ zu treffen. Wen?Oreste Steiner heißt „der Schwei-zer“ mit bürgerlichem Namen,und es gibt außerordentlich vieleSchiedsrichter in Deutschland, diediesen Kollegen kennen: OresteSteiner war einer der drei Prota-gonisten in dem Fußball-Doku-mentarfilm „Spielverderber“, derim Frühjahr 2009 in die Kinos kam.

Heute ist Kreisliga C, Gruppe 1, für den Schiedsrichter angesagt,Spielbeginn 12.45 Uhr. Auf einemabgespielten Kunstrasen trifft derSC Phönix Essen II auf die Ball-freunde Bergeborbeck II. In der 41. Minute spielen die müden Kicker auf beiden Seiten unglaub-liche neun Fehlpässe am Stück,ohne einmal die Kugel an deneigenen Mann zu bringen – den-noch setzt Oreste Steiner zumbeherzten Sprint an. Er ist schnel-ler auf Ballhöhe als der Phönix-Angreifer, der auf Linksaußen steilgeschickt wird.

Dabei sieht der Spieler aus wieMitte 20. Und Oreste Steiner, derkompakte Mann im grauen Trikot,ist sagenhafte 77. Und weiter wegvom Ball war er auch noch. Fürjeden Unwissenden ein Phänomen –für Fußball-Obmann Carsten Paw-lovski keine Überraschung mehr.„Der Schweizer ist hier oft der Fit-teste auf dem Platz“, lacht er.„Und dazu ist seine Routine Goldwert. Wir freuen uns immer, wenner kommt. Weil wir dann wissen,dass in dem Spiel nichts schief-geht.“

Wenn Oreste Steiner solcheLobeshymnen hört, senkt er den

Kopf ein kleines bisschen. DasLeben lehrte den pensioniertenGrafik-Designer aus dem Ski-Gebiet St. Moritz (nicht zu überhö-ren am sympathischen SchweizerAkzent), der Anfang der 60er-Jahre

ins Ruhrgebiet kam, Bescheiden-heit. Ihn freuen andere Dinge.„Wir haben vor kurzem das 100-jährige Bestehen der EssenerSchiedsrichter-Vereinigunggefeiert. Beim großen Fest in derGrugahalle war ich auch invol-viert. Ich war einer von vier ‚altenSäcken’, die von früher erzähl-ten“, berichtet er. „Alter Sack“,mit diesem Ausdruck tituliert sich

Oreste Steiner gern selbst, wohlwissend, dass er genau das ebennicht ist. „Und wir hatten tolleGäste. Herbert Fandel kam auch.Er hatte sich diesen Termin extrafreigehalten.“

Immer noch auf Essens Fußballplätzen im Einsatz: OresteSteiner heute und 2009 auf dem Titel der DFB-Schieds-richter-Zeitung.

Der heutige Chef der DFB-Schieds-richter-Kommission spielte gemein -sam mit Steiner und dem KölnerJung-Schiedsrichter Kevin Prös-dorf die Hauptrolle in besagtemFilm, der sich mit den unter-schiedlichen „Laufbahnen“ derdrei Unparteiischen befasste. Her-bert Fandel war zu der Zeit nochFIFA-Referee. Der Kontakt zwi-schen den beiden besteht immer

noch. „Seitdem begrüßt der Her-bert mich immer mit ,Hallo, alterSack‘ und hat mir auch eines sei-ner Schiedsrichter-Trikotsgeschenkt“, lacht Oreste. Jetztsenkt er den Kopf nicht, er ist

stolz. Und er ist der einzige ausdem Kino-Trio, der immer nochaktiv ist. Kevin hängte die Pfeifeinzwischen leider an den Nagel,Herbert Fandel wechselte vomSpielfeld auf den Chefsessel derdeutschen Schiedsrichter.

Oreste Steiner steht weiter aufdem Platz. Was heißt „steht“? Erläuft weiter über den Platz, muss

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Porträt

Im Laufschritt über den Platz, fit am Bauchmuskel-Trainer undkundig am Laptop – Oreste Steiners Jungbrunnen sind zweibis drei Spielleitungen pro Woche.

Oreste Steiner, Kevin Prösdorf und Herbert Fandel (von links) –die Hauptdarsteller des Dokumentarfilms „Spielverderber“.Das 89 Minuten lange Werk der Regisseure Georg Nonnen -macher und Henning Drechsler ist als DVD erhältlich.

es heißen. Auf dem Weg zu seinerKabine kommen wir an einemÜbungsgerät für die Bauchmusku-latur vorbei. Spontan zeigt er dar-auf, wie fit er noch ist. „Ich gehedreimal die Woche joggen, immernoch. Mein Orthopäde wollte mirschon vor 20 Jahren was ver-schreiben. Aber ich helfe mirselbst. Ich fühle mich jünger alsich bin. Das verdanke ich nur derSchiedsrichterei.“ Da ist sie wie-der, die Bescheidenheit. „Weil ichpfeife, lebe ich länger. Das sagtauch meine Frau immer.“ Weil erpfeift, geht er auch mit der Zeit.„Das Internet habe ich mir selbstbeigebracht.“ Spielberichte in Zei-ten des DFBnets – für diesenSenior eine leichte Übung.

Im Essener Fußball ist er seit Jahr-zehnten bekannt wie ein bunterHund – seit dem Kinofilm wird er

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sogar von Nicht-Fußballern daraufangesprochen. „In der Bahn, wennich zu meinen Spielen überall inEssen fahre, ist das heute noch einThema. Das freut mich.“

Er pfeift Woche für Woche zwei bisdrei Spiele. „Am Samstag Alte Her-ren, am Sonntag Herren. Und meis -tens in der Woche noch eins dazuoder auch gern ein Jugendspiel.“Auf 4.600 Einsätze hat es OresteSteiner inzwischen gebracht – gutmöglich, dass nicht viele Aktive inDeutschland so viele Spiele gepfif-fen haben wie er. Die Ansetzer sindihm dankbar: „Oft sind die ja froh,dass diese kleinen Spiele über-haupt einer pfeift.“

Noch dazu einer, der einst diegroßen Spiele pfiff. Bis in dieOberliga West schaffte es Oreste.Seinen größten Auftritt hatte er

1963, als er die Partie zwischenPreußen Münster und BorussiaDortmund leitete. Damals ging esin der Oberliga West vor 42.000Zuschauern um die Qualifikationfür die neu gegründete Bundes -liga. Wenn ihm damals jemandgesagt hätte, dass er rund 50Jahre später immer noch Spiele

leiten würde – er hätte es sichernicht geglaubt.

Und nun? Denkt er schon ans Auf-hören? Keine Option. Oreste Stei-ner lacht und verrät uns zumSchluss ein Geheimnis: „Ich habeeinen Vertrag beim DFB, bis ich104 bin...“ ■

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Blick in die Presse

Olaf Paare berichtet über eineAktion des Südwestdeutschen Fuß-ballverbandes.

Das Jahr 2013 erklärt der Südwest-deutsche Fußballverband (SWFV)zum „Jahr des Schiedsrichters“.Mit Veranstaltungen, Aktionen undMaßnahmen möchten PräsidentDr. Hans-Dieter Drewitz (Haßloch),Verbands-Schiedsrichter-ObmannErhard Blaesy aus Niederhausenund viele Mitstreiter die Unpartei -ischen in den Fokus rücken. Dre-witz betonte in Edenkoben bei derVorstellung des Konzepts, „dasswir nicht auf die aktuelle Gewalt-Diskussion reagiert haben“. DieVorfälle der vergangenen Wochenwürden aber zeigen, wie wichtig essei, die Öffentlichkeit für die Auf-gabe der Schiedsrichter zu sensi-bilisieren.

Über rund 1.600 Schiedsrichterverfügt der SWFV derzeit – viel zuwenige, um die 2.300 Spiele amWochenende zu besetzen. In eini-

gen Klassen (Jugend, Frauen, Män-ner-Kreisklassen) müssen die Fuß-baller deshalb bereits ohne Unpar-teiischen auskommen. Viele jungeund ältere Referees prägen dieVereinigungen. „Der Mittelbaufehlt“, sagt Drewitz und will ver-stärkt um die 30 bis 40 Jahre altenFußballer werben, die ihre Schuhean den Nagel hängen. Die Bundes-liga dient da nicht mehr als Per-spektive, aber immerhin dieBezirksliga. „Es ist doch etwasSpannendes, ein Spiel in derBezirksliga zu leiten“, macht Dre-witz Appetit.

Zweiter Adressat der Aktionen sinddie Vereine, und dort speziell dieTrainer und Spieler. „Viele Vereinemeinen ja, der Schiedsrichter istein Abgesandter des Verbandesund damit zum Abschuss freigege-ben. Dem ist nicht so. Da wünscheich mir ein Umdenken“, sagt Dre-witz.

Bei den Vereinen setzt der Süd-westdeutsche Fußballverband des-halb konkrete Maßnahmen an, diemit Beginn der Rückrunde greifen:

1. Die Spieler sollen sich und denSchiedsrichter vor dem Spielmit Handschlag begrüßen - ana -log zum Vorgehen in der Cham-pions League. Drewitz: „Wersich die Hand gegeben hat, demfällt es schwerer, sich zehnMinuten später zu verhauen.“

2. Die Vereine müssen bei jedemSpiel einen Schiedsrichter-Ver-antwortlichen abstellen, derden Unparteiischen von derAnkunft am Sportplatz bis zurAbreise begleitet. Der Name derPerson soll in den Spielberichtaufgenommen werden. Derjenigekann somit in die Verantwor-tung genommen werden.

Zudem möchte der SWFV den Dia-log zwischen den Vereinen undden Schiedsrichtern intensivierenund mit zehn Veranstaltungenüber das Jahr verteilt Impulse set-zen. In jedem Kreis sollen Unpar-teiische und Vereinsvertreter soins Gespräch kommen. Drewitzwünscht sich möglichst viele Aktive,vor allem Trainer und Spieler, bei

den Abendterminen. Für die lizen-zierten Übungsleiter wird die Teil-nahme an den Treffen sogar alsFortbildungs-Veranstaltung ange-rechnet, um sie anzulocken.

Bei diesen Veranstaltungen sollauch der Schulterschluss zwischenSpitzen- und Basis-Schiedsrichterngeübt werden. Die Bundesliga-Referees werden zu Gast sein,wenn über die Probleme und Nötegesprochen wird. Als FIFA-Schieds-richter ist Christian Dingert dieNummer eins im Südwesten. Ihmliegt aus eigener Erfahrung amHerzen, dass die meist jungen Neu-linge in der Anfangszeit von„erfahrenen Hasen“ begleitet wer-den. Deshalb soll im „Jahr desSchiedsrichters“ das Paten-Systemintensiviert werden. Im Kreis Alzeywurden damit gute Erfahrungengemacht. Kreis-Obmann KarlfriedAppelmann berichtete, dass in denvergangenen vier Jahren 600Begleitungen organisiert wurdenund die Absprungquote verhältnis-mäßig gering sei. „Das erste Jahrist das schwierigste“, weiß Dingert.

Neue Referees gewinnen, dem bis-herigen Schiedsrichter-Stamm denRücken stärken und das Verhältniszwischen Unparteiischen und Ver-einen verbessern – der Südwest-deutsche Fußballverband hat sichzweifelsohne viel vorgenommenfür sein „Jahr des Schiedsrich-ters“.

Klaus Hoeltzenbein machte sichnach dem TV-Urteil gegen Benja-min Lauth (vier Spiele Sperre)Gedanken über Bewegungsmuster.

Seit zwei, drei Jahren erfolgt zumStart der Bundesliga aus der Zunftder Schiedsrichter stets eine ähnli-che Ansage: Vorrangiges Ziel seies, die Ellenbogenschläge aus demSpiel zu pfeifen. Schließlich seiman immer noch beim Fußball,nicht bei Ultimate Fighting, einerKampfsportart, bei der nach untengerichtete Schläge mit der Spitzedes Ellenbogens allerdings auchals Foul gewertet werden. Dasseine Ahndung durch die Schieds-richter pädagogische Effekte erzie-len kann, hat sich gezeigt bei derÄchtung der Grätsche von hinten,volkstümlich als „Blutgrätsche“bekannt. Zumindest im professio-nellen Fernseh-Fußball ist sie zueiner Rarität geworden, die nie-mand vermisst.

Was beweist, dass Profis sich wiedas Chamäleon anpassen könnenan die Regeln, die die Umweltsetzt. Und so wundert es, dasstrotz all’ der guten Vorsätze derSchiedsrichter der spitze Ellenbo-gen weiterhin in Mode zu seinscheint. Mit der Folge, dass Sebas -tian Kehl, der Dortmunder Kapi-tän, jüngst mit Maske spielte, seinKollege Sven Bender, der im Jahr2012 ohnehin fast nur aus Beulenbestand, trotz Nasenbeinbruchsnicht pausierte, und BastianSchweinsteiger nach einemGesichtstreffer im Bayern-Derbymit dem 1. FC Nürnberg meinte, derGegner habe „nur auf den Körpergespielt“.

Insofern kommt dem Urteil gegeneinen sonst eher besser beleu-mundeten Spieler wie BenjaminLauth demonstrativer Charakterzu. Jeder Profi muss dazu angehal-ten werden, sich Bewegungsmus -ter anzutrainieren, die nicht akutgesundheitsgefährdend sind. Vor-satz oder nicht, das ist nicht die

Frage. Denn jeder halbwegs gutgeschulte Profi weiß ziemlichgenau - und das bestätigen vieleauch im Hintergrundgespräch -, wogerade der Kopf des Kollegen ist.Der Fußball hat durch die Ächtungder Grätsche nichts an Rasanz ver-loren, im Gegenteil. Und dass einsolider Kopfball auch ohne ultima-tives Einschüchterungsverhaltenmöglich ist, haben Experten wieUwe Seeler, Horst Hrubesch, DieterHoeneß oder Karlheinz Riedle einstin hoher Luft bewiesen.

Trägt die Bundesliga plötzlich rosaSchuhe, trägt auch die Kreisklasserosa Schuhe. Treten die da obenbeim Jubeln die Eckfahnen um,treten auch die da unten Eckfah-nen um. Insofern ist da die Hoff-nung, dass es hinab in die Kreis-klasse positiv abstrahlt, wenn dieda oben sich aus der Ellenbogen-Gesellschaft lösen.

Schiedsrichternden Rücken stärken

Grenzen fürChamäleons

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Analyse

Gleich bei der ersten von acht kniffligen Szenen aus dem Profifußball gehen Lutz Wagner und LutzLüttig noch einmal auf die Thematik ein, mit der sie ihre Betrachtungen in der vorherigen Ausgabebeendet haben: Wie findet man zur richtigen Persönlichen Strafe, wenn ein Angreifer in aussichts-reicher Position gefoult wird?

Die „Notbremse“ fotografieren

Eine im Regelwerk oft benutzteFormulierung lautet „nach Ansicht

des Schiedsrichters“. Sie hat elemen-tare Bedeutung für unser Spiel, dennsie ist der Schlüssel, mit dem sichfür den Unparteiischen der Ermes-sensspielraum öffnet. Ohne dieseMöglichkeit, bei der Anwendung derRegeln zum Beispiel auf den Spiel-charakter (ruppig? fair?) einzuge-hen, kann man kein Spiel leiten.

Zudem ist diese Formulierung Aus-druck einer unumgänglichen Abma-chung, die alle am Spiel Beteiligtenmiteinander treffen: „Jedes Spielwird von einem Schiedsrichter gelei-tet, der die unbeschränkte Befugnishat, den Fußballregeln … Geltung zuverschaffen.“ So heißt es im erstenSatz der Regel 5. Es zählt also wäh-rend des Spiels nicht die Ansichteines Spielers oder Trainers voneiner Situation (zumal sie natürlichnicht neutral sind). Und schon garnicht die des TV-Kommentators, diesich zudem – je nach Zeitlupen-Ein-stellung – öfter mal ändern kann.

Auch die Assistenten des Schieds-richters haben – so deutlich machtes dieser Satz im Regelwerk – kei-nerlei Befugnis, Entscheidungen zutreffen. Denn sie sind ja nicht gleich-berechtigte Schiedsrichter, sondernHelfer bei der Entscheidungsfin-dung. Selbst das Heben der Fahnebei einer Abseitsstellung ist ebenkeine Entscheidung, sondern einHinweis an den Schiedsrichter, dener im Normalfall mit einem Pfiff erstin eine Entscheidung verwandelt.Aber er kann es auch lassen.

Natürlich hat auch diese Medailleeine andere Seite: Die gesamte Ver-antwortung für die Entscheidungen,die in einem Spiel gefällt werden,liegt beim Schiedsrichter. Damitallen Beteiligten gegenüber ange-messen umgehen zu können, ist viel-

leicht der schwierigste Lernprozess,den er im Laufe der Jahre absolvie-ren muss.

Auch in dieser Ausgabe stellen wirwieder einige Fälle vor, die zeigensollen, wie schmal der Entschei-dungsgrat ist, auf dem sich derSchiedsrichter bewegt. Dass mandabei häufig mehr daraus lernenkann, wenn sich die Ansicht desUnparteiischen auf dem Platz in dernachträglichen Analyse als zweifel-haft oder gar falsch herausstellt,liegt auf der Hand. „Aus Fehlern wirdman klug“, lautet schließlich zu

Recht ein deutsches Sprichwort.Dass die vielen Tausend absolut rich-tigen Entscheidungen, die unsereTop-Schiedsrichter auch in der Hin-runde der Saison 2012/2013 gefällthaben, als selbstverständlich ange-sehen werden und deshalb in derÖffentlichkeit kaum Erwähnung fin-den, ist genauso ungerecht wielebensnah.

12. SPIELTAG■ Eintracht Frankfurt – FC AugsburgGanz sicher eine der schwierigstenEntscheidungen, die ein Schiedsrich-

ter treffen muss, ist die Abwägungzwischen „Gelb“ und „Rot“ –besonders in sogenannten „Not-bremsen-Situationen“. Ein Abschlagvom Frankfurter Tor wird kurz hinterdem Mittelkreis mit dem Kopf verlän-gert und fliegt so fast ideal in denLaufweg des Angreifers Matmour.Sein Gegenspieler Klavan springtunter dem Ball hindurch und hältdann den davon sprintenden Mat-mour mit einem Griff an die Schulterrund 25 Meter vor dem Tor in zen-traler Position fest (Foto 1a).

Der Schiedsrichter entscheidet zuRecht auf direkten Freistoß und zeigtKlavan die Gelbe Karte. Dabei machter mit einer Geste klar, dass nachseiner Ansicht Matmour noch vonanderen Gegenspielern hättegestört werden können und damitkeine eindeutige Torchance vorgele-gen hätte. Das kann man nachvoll-ziehen, wenn man für seine Ent-scheidung die Situation zugrundelegt, wie sie sich in Foto 1b zeigt.

Das aber ist der falsche Moment. DerSchiedsrichter hätte für seineBewertung, ob hier eine klare Tor-

Dies ist der Moment, an dem der Schiedsrichter die Persönliche Strafe ausrichten muss.

Nach dieser Konstellation die Entscheidung zwischen „Rot“und „Gelb“ zu fällen, ist zu spät.

Foto 1a

Foto 1b

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chance zunichtegemacht wurdeoder nicht, die Anordnung der Spie-ler bei Beginn der Regelwidrigkeit(hier also des Festhaltens) „fotogra-fieren“ müssen. Wenn er mit diesem„Foto“ im Kopf einen Moment abwar-tet, ob sich der Angreifer durchset-zen kann oder nicht, kann er auchdie richtige Persönliche Strafe wäh-len – nämlich „Rot“.

Denn zu dem Zeitpunkt, als das Foulbeginnt und den das Foto 1a festhält,hat Matmour den Weg zum Tor freivor sich, und keiner der beidenrechts und links laufenden Verteidi-ger könnte noch eingreifen. Erstdadurch, dass wegen des verbote-nen Haltens sein Lauf verlangsamtwird, der Spieler ins Strauchelngerät und letztendlich zu Bodengeht, entsteht der Eindruck, als obzumindest der linke Abwehrspielernoch hätte eingreifen können.

Zugegeben: Das ist eine komplexeAnforderung an den Schiedsrichter,aber sie entspricht dem Sinn undGeist des Regelwerks, nämlich dasOffensivspiel zu fördern und den„Sünder“ nicht mit einer zu geringenStrafe davonkommen zu lassen.

■ Werder Bremen –Fortuna DüsseldorfBeim Stand von 0:1 spielt der BremerArnautovic in der Nähe des Düssel-dorfer Strafraums einen Kurzpass zueinem Mannschaftskollegen und bie-tet sich sofort zum Doppelpass an.Andreas Lambertz läuft dazwischenund schlägt den Ball mit links weg,der Bremer kommt mit seinem lin-ken Fuß zu spät.

Statt diesen verlorenen Zweikampfzu akzeptieren, zieht Arnautovic mitdem rechten Bein durch und trittLambertz von hinten wuchtig gegendie rechte Wade (Foto 2). Der Düs-seldorfer stürzt zu Boden. Obwohlder Ball schon fast an der Mittellinieist, registriert der Schiedsrichterden Vorfall, unterbricht das Spielund verhängt einen direkten Frei-stoß für Düsseldorf. Die PersönlicheStrafe aber unterbleibt, es gibt ledig-lich eine ernsthafte Ermahnung fürArnautovic.

Dabei wäre für dieses grobe Foul-spiel „Rot“ die richtige Konsequenz

gewesen. Möglicherweise hat derSchiedsrichter beim Verfolgen desBalles die Szene nur noch aus demAugenwinkel gesehen und war sichzwar klar, dass hier ein Foul vorlag,konnte aber die Heftigkeit nicht rich-tig einschätzen.

Offensichtlich hat sein Assistent, dereigentlich eine gute Sicht auf dieSzene gehabt hätte, ihm auch nichthelfen können, weil er ebenfalls denFlug des Balles verfolgt hat. Das istallerdings verschenkte Zeit, denn einBall in der Luft kann keinen Schadenanrichten. Wichtiger ist es, imAnschluss an konfliktträchtige Zwei-kämpfe mit den Augen noch einenAugenblick „draufzubleiben“.

In welchen Situationen und bei wel-chen Spielern das besonders ange-bracht ist, ist nicht nur eine Frageder Absprache zwischen demSchiedsrichter und seinen Assisten-ten vor dem Spiel und in der Halb-zeitpause. Es hat auch etwas damitzu tun, ob man als Mitglied desSchiedsrichter-Teams ein Spiel„lesen“ kann. Wenn nichts läuft imHeimspiel des klaren Favoritengegen den Aufsteiger, der dann auchnoch dank eines leichtfertig ver-schuldeten Strafstoßes 1:0 in Füh-rung geht; und wenn der eigentlichfußballerisch begnadete Stürmerschon wieder mal sauer ist, weil erseiner Meinung nach zu spät ange-spielt wird und deshalb mehrfach imAbseits steht – dann muss man die-sen „Kandidaten“ besonders im Blickhaben. Auch wenn oder gerade weilerst eine Viertelstunde gespielt ist.

■ 1. FC Nürnberg – FC Bayern München76. Minute: Einen hoch aus demNürnberger Strafraum geschlagenenBall erwartet Bastian Schweinsteigerin der Nähe des Mittelkreises. Erschaut nach oben, während sich ihmvon rechts der Nürnberger Gebhartnähert. Auch der blickt nach oben,schlägt dann aber mit dem leichtangewinkelten linken Arm dem Bay-ern-Spieler ins Gesicht (Foto 3).

Schiedsrichter Manuel Gräfe machtdas einzig Richtige – er stellt Geb-hart vom Platz. Allerdings tut er das „nur“ mit „Gelb/Rot“, denn derNürnberger war bereits verwarnt.

Der Ball ist schon weg, als Marko Arnautovic dem Düsseldor-fer Lambertz in die Beine tritt.

Der Nürnberger Timo Gebhart trifft mit einem Schlag desangewinkelten Arms Bastian Schweinsteiger.

Mit dem ausgestreckten Arm verursacht der FreiburgerAbwehrspieler ein absichtliches Handspiel.

Nach Ansicht des Schiedsrichters istdie Tat Gebharts wohl mehr ein hef-tiges Schieben als ein Schlagen,zumal er auch frontal auf dasGeschehen schaut und in diesemMoment nicht die Seiteneinsicht hat,die unser Foto zeigt.

Zudem hat der Schiedsrichter jaauch nur eine einzige Chance, sichein Bild zu machen, während wir mitmehreren Blicken auf die Szene fest-stellen können, dass glatt „Rot“angebracht war. Denn nachdem Geb-hart zunächst nach oben zum Ballschaut, misst er mit einem kurzenBlick auf Schweinsteiger sozusagenden Abstand. Dann blickt er wiedernach oben und trifft mit einer seit-lichen, auf den Gegner gerichtetenSchlagbewegung dennoch „punktge-

nau“ die rechte Wange des Bayern-Spielers. Da er dabei nicht hoch-springt, dient das Anwinkeln desArmes nicht zur Stabilisierung, son-dern zur Attacke.

Gebhart ist zwar aus diesem Spielausgeschlossen und wegen derGelb/Roten Karte für das nächstePunktspiel gesperrt worden, aber diefalsch gewählte Persönliche Strafeersparte ihm eine längere Sperre.

■ Hannover 96 – SC FreiburgDie Bewertung von Handspiel warnicht nur während der EM 2012, son-dern auch in der Hinrunde deraktuellen Saison ein immer wiederheiß diskutiertes Thema. In ersterLinie ging es dabei um die unnatürli-che Armhaltung zur Verbreiterung

Foto 3

Foto 4

Foto 2

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der Körperfläche. Wird der Balldadurch aufgehalten, handelt es sichum ein strafbares Handspiel. Die FIFAhat dies in einigen Videobeispielenzur Schulung ihrer internationalenTop-Schiedsrichter aufbereitet undin Umlauf gebracht.

Entscheiden muss der Schiedsrich-ter, ob die Arm- beziehungsweiseHandhaltung zur Lauf- oder Sprung-bewegung des Spielers („natürlicherBewegungsablauf“) gehört oderdazu dient, den Ball aufzuhalten.Denn dann steckt dahinter eineAbsicht – und die ist eben strafbar.Inzwischen geht es bei 80 Prozentaller Handspiele um diese Frage. Undnoch eine Anmerkung, bevor wirwieder ganz konkret werden: Nachwie vor Gültigkeit hat, dass der Ballund der Arm sich auf jeden Fallberühren müssen. Denn ein versuch-tes Handspiel ist in keinem Fall zuahnden.

Kommen wir also zu Foto 4 (vorigeSeite): Bei einem Schuss von LarsStindl im Strafraum des SC Freiburgspringt ihm der Freiburger Caligiurientgegen. Dabei dreht er ihm – sichselbst schützend – den Rücken zu.Allerdings spreizt Caligiuri dabeiauch den linken Arm waagerecht ab.Er sieht zwar den Ball nicht mehr,hat aber seine Körperfläche absicht-lich so vergrößert, dass der Schussvon Stindl nicht sein Ziel findenkann. Natürlich wäre es dem Freibur-ger lieber gewesen, der Ball hätteseinen Rücken getroffen, aber mitseiner unnatürlichen Körperhaltungnimmt er in Kauf, dass er am Armgetroffen wird und riskiert damiteinen Strafstoß. Den hat Schiedsrich-ter Deniz Aytekin in diesem Fall dannauch zu Recht verhängt.

15. SPIELTAG■ FSV Mainz 05 – Hannover 96Dass Fußball auch ein Spiel der Feh-ler ist, haben wir ja schon oft betont.Und wenn man nicht gerade Fan derbetroffenen Mannschaft ist, kannman sich manchmal ein Schmunzelnnicht verkneifen, wenn man sieht,was auch Bundesliga-Profis passie-ren kann.

Der Mainzer Svensson ist rund 20Meter vor dem eigenen Tor deutlichvor seinem Gegenspieler am Ball

und köpft ihn kraftvoll dorthin, wo erseinen Torwart Wetklo vermutet. Derist ihm allerdings weit entgegen-geeilt und hat sogar den Strafraumschon verlassen. Der Ball wäre überden Torwart hinweg in den freienRaum geflogen, wo es dem Hannove-raner Schlaudraff keine Mühe berei-tet hätte, ihn zur 2:1-Führung im Torunterzubringen. In seiner Not reißtWetklo den Arm hoch und schlägtden Ball mit der Hand zur Seite (Foto 5).

Mit diesem Handspiel außerhalb desStrafraums nimmt der Torwart demAngreifer die freie Einschussmöglich-keit und macht so eine klare Torchancezunichte. Die Rote Karte von Schieds-richter Günter Perl ist nicht nurberechtigt, sondern auch zwingend.

Anzumerken bleibt, dass nicht jedesHandspiel des Torwarts außerhalbdes Strafraums „Rot“ zur Folgehaben muss. Das kann man auch imRegel-Test dieser Ausgabe („Situa-tion 2“) nachlesen.

16. SPIELTAG■ FC Augsburg – FC Bayern MünchenIn diesem Derby gab es eine Mengewichtiger Entscheidungen, die derSchiedsrichter eigentlich richtig traf.In der Durchführung ließ er aller-dings Optimierungspotenzial erken-nen. Ein Beispiel: Lahm spielt den Ballflach in den Augsburger Strafraum,Mitspieler Kroos versucht, ihn anSankoh vorbeizuschlenzen. Der hältdie Kugel mit dem linken Arm auf(Foto 6a). Kein Zweifel, ein klarerStrafstoß, der vom gut postiertenSchiedsrichter auch erkannt wird. Erführt die Pfeife zum Mund, zögertdann aber doch mit dem Pfiff. Denner rechnet mit einer Vorteil-Situationfür die Bayern.

Der Ball kommt zum Bayern-StürmerMüller. Der nimmt ihn zunächst mitrechts an, kommt dabei zwar einwenig aus dem Gleichgewicht, kannden Ball aber doch vor seinen linkenFuß bugsieren. Als er schießt, tritt erallerdings in den Boden, sodass nurein Roller zustande kommt. In die-sem Moment befindet sich im Sicht-feld des Torhüters ein Angreifer imAbseits (Foto 6b), der hochspringt,um nicht getroffen zu werden – eine

Kein Zweifel möglich: Der Augsburger Sankoh spielt den Ballmit dem Arm.

Nach dem Handspiel versucht Thomas Müller (Bildmitte), denVorteil mit einem Torschuss zu nutzen.

Spezielle Regelanwendung: Franck Ribéry führt den Schieds-richter-Ball selbst aus.

Außerhalb des Strafraums schlägt Torwart Wetklo den Ballmit der Hand zur Seite.

Foto 6a

Foto 6b

Foto 7

Foto 5

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Keine Wahl: Schiedsrichter Gagelmann muss Josue für diesenTritt vom Platz stellen.

Die Situation, als de Bruyne (Zweiter Bremer von links) aufdas Nürnberger Tor schießt.

Wäre dies der Moment der Ballabgabe und nicht der Ballan-nahme, läge wirklich eine deutliche Abseitsstellung vor.

eindeutig strafbare Abseitsstellung.Jetzt – annähernd fünf Sekundennach dem Handspiel – kommt aller-dings kein Abseits-, sondern derStrafstoß-Pfiff.

Zu diesem Zeitpunkt ist in dieserSzene – so wie sie abgelaufen ist –aber die Möglichkeit des verzöger-ten Pfiffs mehr als ausgereizt. Dersoll ja nur eingesetzt werden, wennzunächst unklar ist, ob die Mann-schaft, gegen die ein Vergehenbegangen wurde, am Ball bleibt odernicht. In der vorliegenden Szene hatder Schiedsrichter dem Angreiferden Vorteil bereits eingeräumt. DassMüller ihn nicht zu einem Treffer, janoch nicht mal zu einem gefähr-lichen Torschuss nutzen konnte, darfder Schiedsrichter nicht dadurchwettmachen, dass er nun doch dasVergehen pfeift.

Grundsätzlich ist es immer äußerstfraglich, im Strafraum auf Vorteilstatt auf Strafstoß zu entscheiden.Nur wenn praktisch zweifelsfrei zuerkennen ist, dass im nächstenMoment ein Tor erzielt wird, kannder Pfiff unterbleiben. Ansonsten istder Strafstoß immer der größere„Vorteil“.

Und noch eine Randszene aus die-sem Spiel: Weil ein Ball Luft verlorenhat, gibt es als Spielfortsetzungeinen Schiedsrichter-Ball an der Sei-tenlinie. Der Schiedsrichter sprichtnoch mit einem Spieler der Bayern,was Franck Ribéry wohl zu langedauert. Er nimmt dem Unparteii-schen den Ball aus der Hand undmacht sich selbst an die Ausführungdes Schiedsrichter-Balls (Foto 7).Wie es im Regelbuch steht, bringtder Münchner den Ball ins Spiel,indem er ihn aus Brusthöhe fallenlässt und erst spielt, nachdem er denBoden berührt hat – der Schiedsrich-ter lässt ihn gewähren. Vielleicht,weil Ribéry unmittelbar den Ball zuden Augsburgern spielt, die vorherim Ballbesitz gewesen sind.

Das hätte aber zurückgepfiffen wer-den müssen, auch wenn Ribérys Ein-griff sicher originell aussah. EinSchiedsrichter-Ball darf, wie dieBezeichnung es schon verrät, nurvom Schiedsrichter ausgeführt wer-den. Wenn aus dieser Situation eine

spielentscheidende Szene entstan-den wäre, hätte wegen dieses Regel-verstoßes ein Protest gegen die Spiel-wertung erfolgreich sein können.

17. SPIELTAG■ VfL Wolfsburg – Eintracht FrankfurtIn der 16. Minute tritt der Wolfsbur-ger Josue beim Spielstand von 0:1seinem Gegenspieler Occean mitgestrecktem Bein in den Unterleib.Schiedsrichter Peter Gagelmann hatfreie Sicht auf die Szene (Foto 8)und stellt den Wolfsburger umge-hend und zu Recht vom Platz. Nie-mand wird Josue unterstellen, dasser nicht den Ball spielen wollte,andererseits ist die Behauptung, erhabe seinen Gegenspieler nichtgesehen, wenig stichhaltig, wennman sich die TV-Bilder genauanschaut.

Aber selbst wenn: Geht ein Spielermit einem so hohen Risiko und einerderart gesundheitsgefährdendenSpielweise zu Werke, kann er nichterwarten, dass der Schiedsrichtersozusagen das Risiko für diese Spiel-weise übernimmt und nach Ent-schuldigungen für den Spieler sucht.Hier kann es nur eine PersönlicheStrafe geben – nämlich „Rot“.

■ Werder Bremen –1. FC NürnbergEs steht 1:0 für die Gäste, als in der88. Minute der Bremer de Bruyneaus rund 20 Metern und zentralerPosition aufs Tor schießt. In Höhedes Elfmeterpunkts steht sein KollegeNils Petersen, bedrängt von einemNürnberger Abwehrspieler (Foto 9a).

Der Ball prallt von Petersens Fußzum 1:1-Ausgleich ins Tor. Aber stander bei de Bruynes Schuss nicht imAbseits? Die Fahne von AssistentMarkus Häcker bleibt jedenfallsunten. Wenn man von der virtuellenLinie ausgeht, kann man meinen,dass Petersen mit einem Fuß undeinem Teil des Oberkörpers imAbseits ist. Allerdings sieht man dieFüße des Nürnberger Spielers nichtgenau, sodass schon Zweifel beste-hen. Man hätte sich zwar über einenAbseitspfiff nicht beschweren kön-nen, legt man aber die Maßgabe „imZweifelsfall für den Angreifer“

zugrunde, so lässt sich die Entschei-dung von Markus Häcker durchausnachvollziehen.

Warum aber haben sich einige derBeteiligten unmittelbar in der Situa-tion und auch direkt danach, als dasSpiel zu Ende war, so vehement auf-geregt, wo die Situation doch soknapp war, wie gerade beschrieben?Werfen wir dazu einen Blick auf dasFoto 9b. Die „Protestierer“ hattennoch keine Zeitlupe und kein Stand-bild gesehen, sondern in etwa diesesBild im Kopf. Denn es ist nun einmalso, dass man seine „persönliche“Abseits-Entscheidung – vor allem inunübersichtlichen Situationen –immer erst trifft, wenn es zu spät ist;also nicht wie ein Schiedsrichter-

Assistent im Moment der Ballabgabe,sondern erst, wenn der Ball den(vermeintlich) im Abseits stehendenSpieler erreicht, so wie es das Fotozeigt.

Ohne jemandem zu nahe treten zuwollen, darf man hier vielleicht vonder „Schrecksekunde der Laien“sprechen. Die Fachleute, nämlich dieSchiedsrichter-Assistenten, habeneine entsprechende Ausbildung undschauen deshalb anders hin. Dasmacht sie nicht völlig fehlerfrei.Aber sie haben – auch aufgrundihrer insgesamt hervorragendenLeis tungen in der Hinrunde – dasVertrauen und den Respekt vonSpielern, Trainern und Vereinsfunk-tionären verdient.

Foto 9a

Foto 9b

Foto 8

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Analyse –Der besondere Fall

Natürlich schauen sich auch dieBundesliga-Schiedsrichter lie-

ber Szenen an, in denen sie undihre Assistenten richtig entschie-den haben. Aber zur Analyse einesSpiels gehört es eben auch, dieFehler zu untersuchen und darausStrategien abzuleiten, sie zu ver-meiden. Dazu ist selbstverständ-lich als erster Schritt nötig, dasFehlverhalten einzusehen und,wenn nötig, auch öffentlich einzu-räumen.

Das hat Wolfgang Stark, Schieds-richter des Spiels Borussia Dort-mund gegen den VfL Wolfsburg(2:3), in vorbildlicher Weise getan.Nachdem er ein Handspiel desDortmunders Marcel Schmelzer

auf der Torlinie wahrgenommenhatte, entschied er auf Strafstoßund verwies den Spieler wegenunsportlicher Verhinderung einerklaren Torchance des Feldes. Nach-dem er in der Kabine die TV-Bildergesehen hatte, gab er kurz nachdem Spiel zu, dass er auf demPlatz einem Irrtum unterlegen und seine Entscheidung eindeutigfalsch gewesen war. Schmelzerwurde deshalb wegen dieses„offensichtlichen Irrtums“ desSchiedsrichters nach § 13, Absatz 2der Rechts- und Verfahrensord-nung des DFB nicht gesperrt.

Damit war zumindest der dritteTeil der sogenannten „Dreifachbe-strafung“ (Feldverweis, Strafstoß,

Sperre) vom Tisch. Wobei der füreine Sperre notwendige Feldver-weis auch nicht nötig gewesenwäre, wenn der International Foot-ball Association Board (IFAB), dashöchste Regel-Gremium im Welt-fußball, inzwischen dem Antragdes DFB stattgegeben hätte, dieseDreifachbestrafung abzuschaffen.Dann hätte sich wohl auch die Auf-regung der Beteiligten in engerenGrenzen gehalten.

So aber musste Borussia Dortmundin der 36. Minute wegen der fal-schen Wahrnehmung des Schieds-richters nicht nur den Ausgleichdurch den Strafstoß hinnehmen,sondern auch für die restlicheSpielzeit von rund 55 Minuten mitneun Feldspielern auskommen.

Jeder Unparteiische muss sachli-che Kritik ertragen können – dasist ja selbstverständlich. Aber einBundesliga-Schiedsrichter muss(leider) auch damit leben, dass inder Öffentlichkeit häufig so getanwird, als ob der Fehler ganz leichtzu vermeiden gewesen wäre, wenner „nur richtig hingeschaut“ hätte.Diesen Vorwurf hat er vor allemdem Eindruck zu verdanken, denFernsehbilder beim Zuschauer aus-lösen. Dort steht nicht die Erkennt-nis im Vordergrund, dass in Nor-mal-Geschwindigkeit abgespielteBilder sehr wohl den Eindruckeines Handspiels vermitteln kön-nen, sondern nur das im Nachhin-ein gewonnene Urteil, das auf Zeit-lupen, Superzeitlupen und Stand-bildern beruht.

Aber auch mit dieser Ungleichheitder Bedingungen (zwei Augen imWettbewerb mit 20 Kameras) mussder Schiedsrichter leben, wenn erim Profibereich amtiert. Unange-nehm und auch nicht zu akzeptie-ren ist allerdings, wenn Vereinsver-treter solche Situationen zu unsach-lichen Attacken nutzen und damit

die Anhänger der eigenen Mann-schaft zu unangemessenem Ver-halten animieren.

Aber kommen wir zurück zu derangesprochenen Szene. Selbstver-ständlich hat der Schiedsrichtersie im Nachhinein in Ruhe analy-siert um herauszubekommen, ober etwas hätte anders machenkönnen oder ob es ein unvermeid-licher Fehler war. Wir wollen es ihmnachtun, denn es ging hier nichtnur um ein vermeintliches Hand-spiel, sondern um eine komplexeSzene, die für den Schiedsrichterund seinen Assistenten mehrereunmittelbar aufeinanderfolgendeHerausforderungen bereithielt.

Foto 1: Wolfsburgs Regisseur Diegolupft den Ball über die Abwehr derDortmunder in Richtung Torausli-nie. Sein Mitspieler Schäfer läuft indiesem Moment aus einer Abseits-stellung heraus Richtung Straf-raumgrenze, ohne dabei ins Spieleinzugreifen (Herausforderung 1für den Schiedsrichter-Assistenten:richtig bewertet). Allerdings ver-deckt Schäfer dabei dem Assisten-ten die Sicht auf Vierinha, derdahinter aus einer knappenAbseitsstellung zum Ball läuft(Herausforderung 2 für denSchiedsrichter-Assistenten: falschbewertet). Eine Sache von Zenti-metern.

Der Schiedsrichter rückt nun ausseiner Position außerhalb desStrafraums in den Strafraum hin-ein und orientiert sich zur Spielsi-tuation (Herausforderung 1 für denSchiedsrichter: richtig verhalten).

Foto 2: Vierinha läuft mit dem Ballam Fuß seitlich am Torraum demDortmunder Torwart entgegen. EinZweikampf bahnt sich an, dement-sprechend muss der Schiedsrich-ter auf eine Bewertung diesesDuells vorbereitet sein (Herausfor-derung 2). Aber eine Zweikampf-Einschätzung ist nicht nötig, dennder Wolfsburger kann den Ballzurück in die Mitte spielen. Vondort schießt ihn Angreifer Bas Dostaus zehn Metern direkt auf das Tor.

Foto 3: Am Torraum wirft sichDortmunds Abwehrspieler Hum-

Es ging um ZentimeterDie falsche Bewertung einer Szene am 16. Spieltag rief in der Öffentlich-keit heftige Kritik hervor.

Bevor es zum Zweikampf mit dem Torhüter kommt, spielt Vierinha den Ball zur Mitte.

Eine sehr knappe und schwierig zu erkennende Abseitsposi-tion des Spielers neben der Strafraumlinie.

Foto 1

Foto 2

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mels in den Schuss – mit demrechten Fuß voran und erhobenemrechten Arm (Herausforderung 3:Der Schiedsrichter muss auf eineHandspielbewertung vorbereitetsein. Er hat freien Blick auf Hum-mels und kann dann erkennen,dass der Spieler den Ball nichtberührt).

Foto 4: Hinter Hummels läuft Mar-cel Schmelzer rund einen Metervor der Torlinie in die Schussliniedes Balls und versucht diesenabzuwehren. Dabei wird das rechteBein etwas abgewinkelt hochgezo-gen und der rechte Arm parallelzum Oberschenkel gehalten. Allesdeutet auf eine Bewegung zum Ballhin, mit dem Ziel diesen aufzuhal-ten (Herausforderung 4: DerSchiedsrichter muss Sekunden-bruchteile nach der ersten aufeine zweite Handspielbewertungvorbereitet sein).

Foto 5: Allerdings ist seine Posi-tion jetzt nicht mehr optimal, denner bewegt sich so in die Situationhinein, dass ihm Dortmunds Nr. 26(Lukas Piszczek) in dem Moment,als der Kontakt von Schmelzer mitdem Ball erfolgt, die Sicht nimmt.Vom Schiedsrichter ist auf demFoto unten am Bildrand lediglichder Kopf zu erkennen. Unmittelbarvor dieser Sichtstörung sieht erwohl noch für einen kurzenMoment Schmelzers seitlich vomKörper weggehaltenen Arm.

Foto 6: Danach kann der Schieds-richter – wie beschrieben – nichtmehr frei und ohne Störung dieSituation einsehen, als der Ballgegen Schmelzers Oberschenkelprallt – lediglich einige Zentimetervon der rechten Hand entfernt,was die Beurteilung noch weitererschwert. (Nur mal angenommen,der Ball wäre wirklich gegen dieHand geflogen: Mancher Kommen-tator hätte Lobeshymnen auf die„Adleraugen“ des Schiedsrichtersgesungen.)

Unmittelbar nach dem Kontakt rei-ßen drei Wolfsburger Spieler, diesich alle im Blickfeld des Schieds-richters befinden, gleichzeitig dieArme hoch und reklamieren Hand-spiel. Dieser vehemente Protest

darf natürlich kein Bewertungskri-terium sein, denn der Versuch, sichirgendwie einen Vorteil zu ver-schaffen, ist heute ja nichts Unge-wöhnliches mehr.

Liest man nun nur diese Beschrei-bung der Szene bis hierher einmalhalblaut vor sich hin, braucht mandafür etwa 100 Sekunden. In derWirklichkeit des Spiels vergehenvon Diegos Lupfer bis zu Schmel-zers Ballberührung lediglich 3,1Sekunden. Eine minimale Zeitspan-ne, in der sich der Schiedsrichtermindestens vier Herausforderun-gen gegenübersieht, die alle„bearbeitet“ werden müssen.

Was kann man nun aus dieserSzene, die für so viel Furore sorg-te, für Erkenntnisse gewinnen?

1. Behutsam und höchst flexibelmit der eigenen Positionierungzu den Spielvorgängen im Straf -raum umgehen (immer die freieSicht suchen).

2. Natürlich ist es wichtig, dieBewegungsabläufe genau zubeobachten, denn sie helfenauch, Situationen insgesamteinzuschätzen. Aber am Endemuss dann dazu auch eine klarwahrgenommene „Tat“ (Hand-spiel oder Foulspiel) kommen.Erst das ist die zuverlässigeGrundlage für eine Entschei-dung.

3. Wenn aus Indizien in den Gedan-ken zu schnell eine Realität kons -truiert wird, kann rasch einWahrnehmungsfehler entstehen.Das ist zwar durchaus mensch-lich, führt aber möglicherweisezu gravierenden Eingriffen insSpiel, die dann auch falsch seinkönnen. Das muss vermiedenwerden.

4. So wie dem Torwart eventuellder Ball durch die Beine rut-schen kann und dann zu seinerErleichterung doch nur gegenden Pfosten trudelt, brauchtauch der Schiedsrichter mal dasGlück des Tüchtigen. An diesemTag hatte Wolfgang Stark es lei-der nicht.

Als Dost schießt, hat der Schiedsrichter eine gute Sicht aufden springenden Hummels.

Gut erkennbar ist hier, dass Marcel Schmelzer mit dem rech-ten Arm seinen Körper „verbreitert“.

Unmittelbar neben der rechten Hand prallt der Ball gegen denOberschenkel.

Foto 3

Foto 4

Foto 5

Foto 6

Im entscheidenden Moment hat Wolfgang Stark (Kopf untenam Bildrand) keine störungsfreie Sicht auf den Ball.

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Aktion

Fußball-Deutschland saIm Rahmen einer „Themenwoche Schiedsrichter“ hat sich die Online-Redaktion des DFB mit dem 23.Fußball-Persönlichkeiten zusammengetragen. Ihre Dankesworte leiten wir gern über die Schiedsrichter

Herbert Fandel, Vorsitzender derDFB-Schiedsrichter-Kommission

Lothar Matthäus,Rekord-Nationalspieler

Franz Beckenbauer,als Spieler Weltmeister 1974, als Trainer Weltmeister 1990

Silvia Neid, BundestrainerinWolfgang Niersbach,DFB-Präsident

Joachim Löw, Bundestrainer

Als Vorsitzender der DFB-Schiedsrichter-Kommission

bedanke ich mich sehr herzlich beiallen deutschen Schiedsrichtern.

Es ist großartig, was die Schiedsrichter in Deutsch-

land für den Fußball leisten. Nichtnur in den Profiligen, sondern vorallem auch im Amateurbereich aufden Plätzen der Region, wo jungeMänner und Frauen, die wie wirden Fußball lieben, bei Wind undWetter ehrenamtlich Spiele leiten.Ich weiß aus eigener Erfahrung,dass man aus der Emotion herausoder im ersten Moment nichtimmer mit den Entscheidungender Schiedsrichter einverstandenist. Aber: Ohne Schiedsrichter gäbees keine Spiele. Wir alle könntenohne sie den Fußball nicht genie-ßen. Jeder Einzelne hat unserenRespekt verdient. Für ihren Einsatzsollten wir alle danke sagen.“

Ich habe großen Respekt vor der Leistung der Schiedsrich-

terinnen und Schiedsrichter. Es istnicht einfach, innerhalb vonSekundenbruchteilen eine Ent-scheidung zu treffen, die mögli-cherweise einen großen Einflussauf das Spiel haben kann. Auchwenn es zwischen Trainern undSchiedsrichtern zuweilen unter-schiedliche Meinungen gibt – es ist wichtig, sich gegenseitig zurespektieren!“

Allen, die den Fußball lieben, muss wieder stärker bewusst

werden, dass der SchiedsrichterTeil unseres Spiels ist. Er ist derwichtigste Mann überhaupt, denn

Wegen der permanenten Kon-trolle durch das Fernsehen

und die Journalisten sind dieUnparteiischen immer mehr unterDruck geraten. Mit ihren andauern-den Beschwerden und dem Gesti-kulieren während des Spielsmachen es die Spieler und Trainerden Schieds- und Linienrichternzudem nicht leichter. Das merkennatürlich auch die Fans. Generellsollten wir uns in Deutschland mitmehr Respekt und Wertschätzungbegegnen. Das gilt ganz besondersauch für den Schiedsrichter.“

Die Schiedsrichter und Schiedsrichterinnen brau-

chen unsere besondere Unterstüt-zung und unseren Schutz. Ohne siewären die rund 1,6 Millionen Fuß-ballspiele im Jahr gar nicht erstmöglich. Ohne sie gäbe es denflächen deckend geregelten Wett-bewerb nicht. Das Engagement dervielen Schiedsrichter und Schieds-richterinnen in Deutschland ver-dient höchste Anerkennung. Undwir sollten nicht nur Respekt vorihrer Leistung haben, sondernauch vor dem jeweiligen Menschendahinter.“

Ganz besonders bei den vielen Kol-leginnen und Kollegen, die Wochen -ende für Wochenende dafür sor-gen, dass auf den AmateurplätzenFußball gespielt werden kann.Auch das Schiedsrichter-Wesenlebt von der Qualität in der Breite.Ich weiß, mit welchem persön-lichen Einsatz die Schiedsrichteran der Basis agieren. Ich selberhabe meine Anfänge nicht verges-sen und bin stolz auf die Leistun-gen, die unsere 80.000 Schieds-richter Woche für Woche zeigen.“

ohne ihn kann kein Spiel stattfin-den. Dem Schiedsrichter und sei-nem schweren Job muss einfachmit mehr Respekt begegnet wer-den. Vor allem am Spielfeldrandmuss endlich Schluss sein mit demständigen Reklamieren. Damit wirdauch das Publikum aufgewiegelt.Und Attacken oder gar Gewaltgegen Schiedsrichter, das kann garnicht sein. So was darf es nichtgeben.“

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gt „Danke, Schiri“Mann auf dem Platz beschäftigt. Steffen Lüdeke hat die Meinungen bekannter-Zeitung an alle Unparteiischen in Deutschland weiter.

Robert Wulnikowski,Kickers Offenbach, Rekordspieler der 3. Liga

Knut Reinhardt,Champions-League-Sieger mitDortmund, heute Jugend-Trainerbeim Hombrucher SV

Karl-Heinz Körbel,Eintracht Frankfurt,Rekordspieler der Bundesliga

Die meisten Schiedsrichter, die ich während meiner 20

Bundesliga-Jahre erlebt habe,sagen mir heute, was das früher

Ganz klar, Spieler und Schiedsrichter sollten sich

immer mit Respekt begegnen -auch wenn es mitten im Gesche-hen mit Puls 180 manchmal schwersein kann. Schiedsrichter müssenin kürzester Zeit wichtige Ent-scheidungen treffen. Ich schätzean Schiedsrichtern, wenn sie Ruheins Spiel bringen, sodass sich dieGemüter nicht erhitzen. Als Spielerhilft man dem Schiedsrichter ambesten, indem man dessen Ent-scheidungen akzeptiert.“

Ohne Schiedsrichter kann kein richtiges Fußballspiel

stattfinden! Wer schon mal einSpiel geleitet hat, und sei es imJugendbereich, der weiß, wieschwierig dies sein kann. Schieds-richter müssen im Eifer des Spielsihre Emotionen im Griff behaltenund dem vorgegebenen Regelwerkfolgen, sich auf unterschiedlichsteCharaktere von Fußballspielerneinlassen und einwirken, um somiteinen reibungslosen Spielablauf zugewährleisten. Diese facettenrei-che Höchstleistung kann gar nichthoch genug gewürdigt werden!“

Berti Vogts, mit DeutschlandEuropameister 1996, heute Trainer von Aserbaidschan

Vor einem halben Jahr hat ein Spieler unserer National-

mannschaft einen Schiedsrichterhier in Aserbaidschan bespuckt.Ich habe ihn seitdem nicht mehrnominiert und vorläufig aus demNationalteam ausgeschlossen. Manmuss den Schiedsrichtern unbe-dingt Respekt entgegenbringen.Sie haben einen unheimlich schwe-ren Job und machen dabei ineinem Spiel weitaus weniger Feh-ler als die Spieler und wir Trainer.Wenn dieser Respekt von uns aufdem Spielfeld rüberkommt auf dieTribünen, dann bringen auch dieFans und die Öffentlichkeit denSchiedsrichtern mehr Achtung ent-gegen.“

Willi Landgraf, Rekordspieler der 2. Bundesliga

Als jemand, der als aktiver Spieler häufig auf dem Platz

angeeckt ist, möchte ich michbesonders herzlich bei denSchiedsrichtern bedanken. OhneSchiris würde es keinen fairenSport geben! Sie haben einen sehrschwierigen Job, stehen enormunter Druck, und auf den Rängensitzen jedes Wochenende Tausendevon Leuten, die glauben, alles bes-ser zu wissen. Doch eines darf mannie vergessen: Entscheidend istdas Zwischenmenschliche. Mansollte sich gegenseitig respektie-ren – auf und neben dem Platz.“

Philipp Lahm,Kapitän der Nationalmannschaft

Ich habe großen Respekt vor der Leistung der Schieds-

und Linienrichter – und zwar vonder Bundesliga bis in die untersteKreisklasse. Sie müssen immerblitzschnell entscheiden, ob Fouloder nicht, ob Tor oder nicht. Dasist keine leichte Aufgabe. DieSchiedsrichter stehen genauso wiewir Spieler für 90 Minuten immerim Fokus. Und deshalb geht es nurzusammen.“

für schöne und ruhige Zeiten aufden Spielfeldern waren. Sie habenrecht. Der Job ist wirklich unglaub-lich schwierig geworden wegender permanenten Kontrolle undder totalen Fernseh- und Video-Überwachung. Vor allem aber: Derbisweilen fehlende Respekt an derSpitze ist ein schlechtes Vorbildfür die Basis. Ich merke das alsJugendtrainer immer wieder. Dochwenn bei mir die Jungs denSchiedsrichter anmachen, dannmuss der größte Meckerer dasnächste Trainingsspiel leiten. Dannist der auf einmal ganz klein – undwird sogar einsichtig.“

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Report

Schon öfter haben wir in der Schiedsrichter-Zeitung deutsche Unparteiische vorgestellt, die währendBianca Riedl erzählt die Geschichte von zwei Senegalesinnen, die 14 Monate lang in Deutschland sind –

Aus dem Senegal in d

Schrill hallt der Pfiff über denPlatz. Die Spieler der SG Drais-

Lerchenberg und des VfR Unden-heim bringen sich in Position. Ein weiterer Pfiff, und der Ball istzurück im Spiel. Es ist kalt. Die D-Jugend-Spieler haben sich dickeingepackt, einige tragen Mützenund Handschuhe. Ihr Atem zeich-net sich als weißer Hauch in derkalten Luft ab.

Auch die wenigen Zuschauer amSpielfeldrand wippen in ihren dicken Winterjacken und Schalsauf und ab, um sich warmzuhal-ten. Umso mehr fällt da dieSchiedsrichterin ins Auge: In ihrerkurzen Kleidung sticht sie deutlichaus der jahreszeitlich vertrautenSzene heraus. Die Kälte scheint ihrnichts auszumachen. Konzentriertist ihr Blick auf das Geschehen

gerichtet, Arme und Beine sindschutzlos der Kälte ausgeliefert.

Die Schiedsrichterin heißt AdamaDjitte und kommt von weit her:Ihre Heimat ist Dakar, die Haupt-stadt Senegals. Das liegt am West-zipfel Afrikas, direkt am Atlanti-schen Ozean. Zusammen mit ihrerSchwester besucht Adama derzeitdie Auslands-Trainerschule desDeutschen Leichtathletik-Verban-des (DLV) in Mainz. 14 Monate langwerden sie und andere Stipendia-ten aus Entwicklungsländern füreine Lehr- und Trainerfunktion imBereich der Leichtathletik ausge-bildet. Mit diesem Projekt will derDLV die Leichtathletik in Entwick -lungsländern fördern. Die beidenSenegalesinnen gehören zum 35. Studienkurs 2012/2013, und dieHeimatländer ihrer zwölf Kommili-

tonen könnten genauso gut Zieleeiner ausgefallenen Weltreise sein:Neben Ägypten, Brasilien, Algerien,

Malaysia, Kambodscha und Argen-tinien gehören auch Burkina Faso,Tschad, Bangladesch und Gambiazu den Herkunftsländern.

Dass Adama neben dem Studiumjetzt auch als Schiedsrichterin inDeutschland im Einsatz ist, ver-dankt sie einem Zufall: Bei einerLeistungsprüfung der Bundesliga-Schiedsrichter in der Mainzer Uni-Sporthalle im Herbst trainiertendie Leichtathleten gleich nebenan.Adama und ihre Schwester spra-chen Eugen Strigel an, der ver-mittelte die beiden über den Main-zer Bundesliga-SchiedsrichterJochen Drees gleich an dieSchiedsrichter-Vereinigung Mainz-Bingen. Dort nimmt sich Kreis-Schiedsrichter-Obmann GerhardOtt der Beiden an, regelt die for-malen Dinge und wird sie währendihres Deutschland-Aufenthaltsansetzen.

An diesem Novemberabend ist esso weit, Adama pfeift ihr erstesSpiel in Deutschland. Während dieSpieler um den Ball kämpfen,beginnt es zu schneien. Adama

Premiere für Adama Djitte: Die Senegalesin leitete Ende November ihr erstes Spiel in Deutschland.

Die Passkontrolle vor dem Spiel gehört natürlich auch dazu.

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eines Auslands-Aufenthalts Fußballspiele in anderen Ländern leiten. Es geht aber auch andersherum:und jetzt auch auf den hiesigen Fußballplätzen pfeifen.

en deutschen Winter

wird später erzählen, dass es daserste Mal in ihrem Leben ist, dasssie echten Schnee auf der Hautgespürt hat. Trotzdem lässt siesich auf dem Platz nichts anmer-ken, sondern pfeift das Spiel pro-fessionell zu Ende.

Erst nach Abpfiff hält sie ihreHände in die Luft und betrachtetdie schmelzenden Schneeflocken.„Es ist so kalt!“, meint sie erstauntund reibt ihre Hände aneinander.Lachend erzählt sie, dass sie ihrekurzen Klamotten von nun an inden Schrank verbannt. Ab sofortwerde sie sich ebenfalls warmanziehen und Handschuhe tragen.Adama berichtet schmunzelnd,dass einige der zuschauendenMütter ihren Kindern gar heißenTee in Thermoskannen bereitge-stellt hätten. So etwas habe sienoch nie gesehen.

Ihre ältere Schwester Mariamastößt zu uns und erklärt, im Sene-gal gebe es nur zwei Jahreszeiten:den Sommer und die Regenzeit.

Letztere dauere nur um die dreiMonate. Und kalt werde es trotzdes Regens nicht. Im Sommer seies in ihrer Heimat dann zwischen30 und 40 Grad warm. Amüsierterzählen sie vom Skypen mit ihrerFamilie, bei der der Klimaunter-schied regelmäßig Thema sei. IhreEltern könnten es dann kaum glau-ben, dass sie in warmer Kleidungvor dem Computer sitzen.

Adama und ihre Schwester spre-chen gebrochenes Deutsch, wassie aber nicht davon abhält, viel zureden und noch mehr zu lachen.Ein viermonatiger Sprachkurs istTeil ihrer Ausbildung in Deutsch-land, doch die beiden jungen Frauen würden gern intensiver die deutsche Sprache lernen. „Die Deutschen reden so wenig“,bedauert Adama. Im Senegal spre-che jeder mit jedem, aber hierwürden viele Menschen für sichbleiben. Das sei vor allem für sieungewohnt, da sie selbst gerneviel rede, lacht Adama. Ein vielsa-gender Blick der älteren Schwester

bestätigt diese Selbsteinschät-zung. Mit Kindern lerne sie diedeutsche Sprache leichter, erzähltAdama. Stolz nennt sie Begriffe,die sie auf dem Fußballplatzbereits verwendet: „So, weiter“,„zurück“, „komm bitte“, „lang-sam“.

Auf dem Platz spiele der Sprach-unterschied keine Rolle, erklärendie beiden. Schließlich sei es nichtanders, in Deutschland zu pfeifen.Die Regeln seien international unddie Verständigung meist auch.Vielleicht seien die Kinder inDeutschland etwas braver als imSenegal, fügt Mariama augenzwin-kernd hinzu. Zumindest habe eskeine nennenswerten Vorkomm-nisse während des Spiels gegeben.

Die beiden afrikanischen Schieds-richter-Schwestern sprechen ausErfahrung: In ihrer Heimat pfeifensie gewöhnlich drei Spiele proWoche. Adama macht das seit sie-ben Jahren, Mariama erst seit drei.„Der Spielbetrieb im Senegal istähnlich aufgebaut wie in Deutsch-land“, erklärt Adama. Jeder

Ortsteil habe seine eigene Mann-schaft, daher gäbe es viele Mann-schaften in ihrer Heimat. Genauwie in Deutschland spielen dieTeams um einen Platz in den Ligen.Um in der höchsten Liga pfeifen zudürfen, fehle ihr nur noch eine ein-zige Prüfung, erzählt die 31-Jährige.Auf die Zulassung zu dieser Prü-fung warte sie gerade. Ihr Traumsei es, später einmal wichtigeinternationale Spiele zu pfeifen.

Jetzt müsse sie aber los, denSpielbericht verfassen, meintAdama. Das bereitet ihr noch diemeisten Schwierigkeiten, denndafür brauche sie die deutscheSprache. Aber zum Glück gebe esja die vorgefertigten Formulare.

Und dann wolle sie mit ihrerSchwester auch noch ein Fotomachen, für das sie sich in denSchnee legen. Wieder lachen beide:Dass sie sich anschließend mitwarmen Decken ins Bett begebenund die Heizung aufdrehen, müs-sen die Freunde in der Heimat janicht unbedingt erfahren.

Bei den Spielleitungen wollen die Afrikanerinnen ihr Deutschverbessern.

Adama (links) verbringt die 14 Monate in Deutschland gemein-sam mit ihrer Schwester Mariama.

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Aus den Verbänden

Schiedsrichter-Senioren geehrt

Die Fußball-Schiedsrichter haltenimmer noch fest zusammen. Fürsie gehört das jährliche Senioren-treffen der Hildesheimer Schieds-richter-Vereinigung zum festenRitual. Das brachte auch DetlefWinter bei seinen Grußworten zumAusdruck: „Wenn wir nichtzusammenhalten, wer sonst?“

brachte es der Kreisvorsitzendeauf den Punkt und versicherte, dieKameradschaft der Unparteiischenauch weiterhin zu unterstützen.

Mehr als 50 Schiedsrichter-Seniorentrafen sich kürzlich im Vereins-heim der DJK Blau-Weiß Hildes-heim. Ob aus der HildesheimerRegion oder aus dem AltkreisAlfeld – alle Teilnehmer hatten vielSpaß miteinander, und natürlichwurde über das Hauptgesprächs-thema „König Fußball“ ausgiebigdiskutiert.

Die Hildesheimer Schiedsrichter-Vereinigung mit Walter Klußmannan der Spitze hatte das Treffenwieder reibungslos organisiert. Esgab ein Wiedersehen mit dem frü-heren FIFA-Referee Wolf-Günter

Niedersachsen

Nordost

Sachsen

Ehrungen bei der Hildesheimer Schiedsrichter-Vereinigung. Von links:Vorsitzender Walter Klußmann, Horst Germer, Willi Witczak und EdmundGrefe.

Praktische Abseits-Schulung

„Wir haben ein anspruchsvollesund umfangreiches Programmabsolviert, das allen Teilnehmerneiniges abverlangt hat“, zog derVorsitzende des Schiedsrichter-Ausschusses des Nordostdeut-schen Fußballverbandes (NOFV),Siegfried Kirschen, ein Resümeeder Halbzeit-Tagung von rund 100Schiedsrichtern und Schiedsrich-terinnen der Regional-, Ober- undFrauen-Regionalliga im Sport- undBildungszentrum Lindow.

Im Mittelpunkt der dreitägigenVeranstaltung stand die prakti-sche Abseits-Schulung, über dieMatthias Eiles von der Schieds-richter-Abteilung in der DFB-Zen-tralverwaltung referierte. Kompe-tente Unterstützung erhielt ervon Inka Müller-Schmäh, Jan Seidel und Harald Sather. Unter-mauert wurde das Thema„Abseits“ durch Vorträge vonMarkus Häcker. Etliche Video-Beispiele aus der Praxis wurdendiskutiert und schärften den Blickfür oft nicht einfach zu bewertendeAbseits-Situationen.

Weitere Themen des Lehrgangsbildeten die Zusammenarbeit imSchiedsrichter-Team (Stefan Lupp,Markus Scheibel), die Regelausle-gung bei der sogenannten „Not-bremse“ (Udo Penßler-Beyer), dieSchulung mit Übungsbeispielen,die die Unparteiischen befähigen,zu Beginn der Saison eine Regel-schulung in den Vereinen durch-zuführen (Siegfried Kirschen)sowie die Auswertung von Video-Material von Spielen der Regional-und Oberliga (Bodo Brandt-Cholle,Sebastian Schmickartz).

Vor einem ausgewählten Kreisvon Schiedsrichtern (Förderkader

Auszeichnung fürlangjährige Schiedsrichter

Die Schiedsrichter-VereinigungRhein-Mittelhaardt im Südwest-deutschen Fußballverband (SWFV)hat zwei langjährige, verdienteUnparteiische zu Ehren-Schieds-richtern ernannt. Aus den Händenvon Verbands-Schiedsrichter-Lehr-wart Thorsten Braun erhieltenArmin Kummermehr (ASV Mörsch)und Roland Möltner (TuRa Otter-stadt) die entsprechenden Ernen-nungsurkunden.

Einblicke in einegroßartige Karriere

Mit Wolfgang Stark hatte dieSchiedsrichter-Gruppe des Stadt-verbandes Fußball in Dresdeneinen der renommiertesten deut-schen Spitzen-Schiedsrichter zuihrer Jahreshauptversammlung imLichthof des Rathauses in Dresdeneingeladen.

Im Vorfeld der Veranstaltungstand der langjährige FIFA-Schiedsrichter den Kader-Schieds-richtern Rede und Antwort. Dabeiging er auf Themen wie seinen Fitnessplan, technische Hilfsmit-tel, von ihm geleitete große undbrisante Spiele und die Kommuni-kation mit ausländischen Spielernein.

Zu Beginn der Versammlung nahmHeiko Petzold einige Ehrungen vorund referierte über aktuelle The-men.

Wolfgang Stark gab anschließendeinen Einblick in seine großartigeKarriere mit Berichten über seineBundesligaspiele sowie die Teil-nahme am olympischen Fußball-turnier 2008 in Peking, die Welt-meisterschaft 2010 in Südafrikaund die Europameisterschaft 2012in Polen und der Ukraine. Des Wei-teren ging er auf aktuelle Entwick -lungen wie „Rudelbildungen“ unddie Zusammenarbeit mit denAssis tenten ein.

Jürg Ehrt

Wiesel und dem früheren Bundes -liga-Linienrichter Paul Nolte, dertrotz der winterlichen Straßenver-hältnisse aus Heilbronn angereistwar. Darüber freute sich besondersGeorg Gern aus Alfeld, der Nolteoft als Linienrichter assistierthatte.

Nach der Kaffeetafel standenEhrungen im Mittelpunkt des Nach-mittags. Für 50-jährige Mitglied-schaft in der Schiedsrichter-Verei-nigung wurde Edmund Grefe undfür 60-jährige Zugehörigkeit WilliWitczak ausgezeichnet. Unter gro-ßem Beifall wurde Horst Germerzum neuen Ehrenmitglied derSchiedsrichter-Vereinigungernannt.

Burghard Neumann

Armin Kummermehr, der in den70er-Jahren langjähriger Spitzen-Schiedsrichter in der VerbandsligaSüdwest gewesen ist und alsSchiedsrichter-Assistent in der 2. Bundesliga eingesetzt wurde, istseit 49 Jahren Schiedsrichter. 43Jahre lang war Kummermehr inverschiedenen Funktionen inner-halb des Kreises, des Bezirks undim Verband tätig. Einige Zeitbeklei dete er auch das Amt desSchiedsrichter-Obmanns im Süd-westdeutschen Fußballverband.

Seit nunmehr 47 Jahren ist RolandMöltner Schiedsrichter und leitetebisher mehr als 3.000 Spiele. Noch

heute wird der 72-Jährige inBegegnungen der Jugend und inder Kreisklasse bei den Herren ein-gesetzt.

Frank Roß

Südwest

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„Hilfe für Heinz und andere“

Im Allgemeinen heißt es „Freundein der Not gehen 100 auf ein Lot“und beschreibt die Tatsache, dassman sich in der Not nur auf Wenigeverlassen kann. Dass dies nichtzwangsläufig sein muss, bewie-sen die Schiedsrichter des Fuß-ball-Kreises Westerwald/Sieg.

Das Schicksal von Heinz Schlicht,selbst aktiver Schiedsrichter in

Rheinland

Württemberg

Kreis-Schiedsrichter-Obmann Detlef Schütz (Zweiter von links) undSchiedsrichter-Ansetzer Gerd Müller überreichten den Scheck an IrisStriedter (links) und David Wollweber (rechts).

Aufmerksam verfolgten die rund 100 Teilnehmer die einzelnen Referatebei der Halbzeit-Tagung im Sport- und Bildungszentrum Lindow.

der Vereinigung, hatte vielegerührt. Er ist an Leukämieerkrankt und benötigt dringendeine lebensnotwendige Stamm-zellen-Spende. In einer großangelegten Typisierungs-Aktionkonnten mehr als 1.400 Personenbewegt werden, sich zu einerTypisierung zur Verfügung zustellen. Eine solche Typisierungs-Aktion ist sehr kostenintensivund muss über Spenden finan-ziert werden. Die Schiedsrichter-Vereinigung Westerwald/Sieg ent-schloss sich bei einer Schieds-richter-Belehrung spontan mitzu-helfen.

und Jung-Schiedsrichter) referierteabschließend Lutz Wagner von derDFB-Schiedsrichter-Kommissionund sorgte dafür, dass jeder Teil-nehmer mit einer gehörigen Por-

60 Jahre Schiedsrichter

Beim traditionellen Familienabendder Schiedsrichter-Gruppe Schorn-dorf konnte Obmann Gerd Flaig,der seit 1999 im Amt ist, seinemVorgänger Heinz Strohbeck einebesondere Auszeichnung zukom-men lassen.

Heinz Strohbeck ist seit 1952, alsoseit mehr als 60 Jahren, demSchiedsrichter-Wesen treu verbun-den. Er war mehr als 35 JahreObmann der SRG Schorndorf undsomit einer der dienstältestenObleute im WürttembergischenFußballverband (wfv). Seit 1999 istHeinz Strohbeck, der heute nochso gut wie keinen Lehrabend ver-säumt, Ehren-Obmann der Schorn-dorfer Schiedsrichter.

Gerd Flaig

tion an Wissenszuwachs nachHause fahren konnte.

Heinz Rothe

An einem Spieltag sollten mög-lichst alle Schiedsrichter auf ihreSpesen oder zumindest einen Teildavon verzichten. 1.200 Euroerbrachte die Aktion der Schieds-richter. Mit einem Spendenscheckmachten sich Kreis-Schiedsrich-ter-Obmann Detlef Schütz, seinAnsetzer Gerd Müller sowieSchiedsrichter-Lehrwart MatthiasEschenauer auf den Weg nachSeck, dem Heimatort von HeinzSchlicht, um dort die Spende andas Initiativ-Team „Hilfe für Heinzund andere“ zu überreichen.Hocherfreut nahmen Iris Stried-ter und David Wollweber die groß-zügige Spende entgegen, umdiese an die Deutsche Knochen-mark-Spenderdatei gGmbH (DKMS)weiterzuleiten. Striedter undWollweber dankten der Schieds-richter-Vereinigung im Namender Initiativ-Gruppe und auch vonHeinz Schlicht persönlich.

Willi Simon

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SpielplanImpressum

Vorschau 3/2013

Was man unter dem Begriff „Vorteil“ ver-steht, weiß wohl jeder Schiedsrichter. Wo -rauf es aber bei der Anwendung von „Vor-teil“ konkret ankommt, das erklärt GüntherThielking. Er stellt den Inhalt des aktuellenDFB-Lehrbriefs Nr. 48 vor. Darüber hinausgibt FIFA-Schiedsrichter Felix Zwayer zudieser Thematik wertvolle Tipps für diePraxis.

In der Justizvollzugsanstalt Wittlichhaben 13 Häftlinge erfolgreich aneiner Schiedsrichter-Ausbildung teil-genommen. Dadurch soll ihnen nachihrer Haftentlassung die Integration indie Gesellschaft erleichtert werden.Herbert Fandel ist Pate dieses Pro-jekts, über das David Bittner berichtet.

Wenn die vorliegende Ausgabe der Schiedsrichter-Zeitung erscheint, ist die Rückrunde derBundesliga bereits in vollem Gang. Lutz Wagner und Lutz Lüttig analysieren in bewährter Weisedie ersten Spieltage im Jahr 2013 und erklären, was man aus den falschen aber auch richtigenEntscheidungen im Profifußball für eigene Spielleitungen lernen kann.

Projekt

Vom Täter zum(Schieds-)Richter

Die Ausgabe erscheint am 15. April 2013.

Analyse

Richtige oder falscheEntscheidung?

bequem per E-Mail:[email protected]

ABO

Lehrarbeit

Vorteil und verzögerter Pfiff

Herausgeber:Deutscher Fußball-Bund e.V. Frankfurt/Main

Verantwortlich für den Inhalt:Ralf Köttker

Koordination:David Bittner, Thomas Dohren

Mitarbeiter dieser Ausgabe:Tobias Altehenger, David Hennig, ManfredKobstaedt, Klaus Löw, Steffen Lüdeke, BerndPeters, Bianca Riedl, Günther Thielking, LutzWagner

Lektorat:Klaus Koltzenburg

Konzeptionelle Beratung:Lutz Lüttig

Bildnachweis:D. Bittner, U. Gottschalk, imago, B. Peters, T. Vu Minh

Gestaltung, Satz und Druck:MEDIENHAUS KUPER GmbH, (PEFC/04-31-1514)Eduard-Mörike-Straße 36, 52249 Eschweiler, Telefon 0 24 03 / 94 99 - 0, Fax 0 24 03 / 949 949, E-Mail: [email protected]

Anzeigenleitung: MEDIENHAUS KUPER GmbH, Franz SchönenZurzeit ist die Anzeigenpreisliste vom 1. 1. 2002 gültig.

Erscheinungsweise:Zweimonatlich. Jahresabonnementspreis 15,– Euro. Lieferung ins Ausland oder per Streifband aufAnfrage. Abonnements-Kündigungen sindsechs Wochen vor Ablauf des berechnetenZeitraums dem Abonnements-Vertriebbekannt zu geben.

Zuschriften, soweit sie die Redaktion betref-fen, sind an den Deutschen Fußball-Bund e.V.,Otto-Fleck-Schneise 6, 60528 Frankfurt/Main,[email protected], zu richten.

Vertrieb:MEDIENHAUS KUPER GmbH, Eduard-Mörike-Straße 36, 52249 Eschweiler, Telefon 0 24 03 / 94 99 - 0, Fax 0 24 03 / 949 949, E-Mail: [email protected]

Nachdruck oder anderweitige Verwendungder Texte und Bilder – auch auszugsweise undin elektronischen Systemen – nur mit schrift-licher Genehmigung und Urhebervermerk.

Die DFB-Schiedsrichter-Zeitung wird auf PEFC-zertifiziertem Papier gedruckt.

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DEKRA bringt mit Stadionprüfungen Sicherheit ins Spiel.

Und auch abseits des Rasens bringen wir alles in den grünen Bereich: Weltweit sorgen unsere 28.000 DEKRA Experten aus den Bereichen Automotive, Industrial und Personnel mit neutralem Sachverstand für Sicherheit. Ob Hauptuntersuchung bei Fahrzeugen, Prüfungen, Anlagen- und Gerätesicherheit, Aus- und Weiterbildung oder Umwelt-, Arbeits- und Gesundheitsschutz – so wie die DFB-Schiedsrichter im Stadion, geben auch wir alles für Fairplay.

www.dekra.de Automotive Industrial Personnel

Schutzengel für Hexenkessel.

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