Musik und kosmische Harrmonie von Hazrat Inayat Khan - Leseprobe

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    Hazrat Inayat Khan

    MUSIK

    UND KOSMISCHE

    HARMONIEaus mystischer Sicht

    Postfach 2162, 71370 Weinstadt

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    Inhaltsverzeichnis

    Vorwort 7

    Das schweigende Leben 13

    Das Leben ist Schwingung 19

    Harmonie - die Quelle der Schpfung 28

    Das Mysterium des Namens 43

    Form, Gestalt und Ordnung 49

    Rhythmus - Merkmal allen Lebens 59

    Musik - eine universale Sprache 68

    Abstrakter Klang 85

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    Vorwort

    Die Grundlage der Schpfung ist Klang. Die Veden be-zeichnen den Laut - Nada Brahma, das erste Wort - als den

    Schpfer. Im Alten Testament heit es: Gott sprach: Es werde

    Licht! Und es ward Licht. Und im Neuen Testament: Im

    Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war

    das Wort.

    Die Schpfung ist die Musik Gottes, sagt HazratInayat Khan. Mit anderen Worten: Das Weltall ist aus der

    Musik Gottes hervorgegangen, die in der ganzen Natur erklingt

    und sich offenbart. Daher haben die Weisen aller Zeitalter die

    Musik als heilige Kunst betrachtet; sie ist ein Abglanz der

    kosmischen und metakosmischen Musik des Schpfers, durch

    die der Gottsucher seinen Weg findet und in Harmonie mit dem

    Unendlichen kommen kann.

    Der Sufimeister und Mystiker Pir-o-Murshid* Hazrat

    Inayat Khan brachte in den Jahren 1910-1926 die Botschaft

    von Liebe, Harmonie und Schnheit, die Lehre von der

    kosmischen Harmonie, in die westliche Welt. Zu seiner Zeit galt

    er als der bedeutendste Musiker Indiens und wurde als Tansen

    verehrt, konnte er doch mit seiner Musik Kranke heilen**. Schonals ganz junger Mensch war er ein gottbegnadeter Vinaspieler

    und Snger, ist es doch bei den Sufis alter Brauch, geistige

    Wahrheiten durch die Sprache der Musik zu vermitteln. Spter,

    als Botschafter des Sufismus in der Chishtitradition, berzeugte

    er nicht nur durch seine hohe Kunst, sondern auch durch seine

    gtige und starke Persnlichkeit als Mystiker. Vieles was er

    * Pir: hoher spiritueller Meister; Murshid: spiritueller Lehrer* * Siehe hierzu auch die Einleitung zu Hazrat Inayat Khan: Sufi-Weisheiten

    von R.F. v. Scholtz. Heilbronn 1982

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    ber Musik und Schwingungen gesagt hat, inspirierte eineGeneration junger Musiker, und dieses geistige Gut geht seitJahren bei uns im Westen nicht nur von Hand zu Hand, sondern

    auch von Herz zu Herz. Indien, so schreibt Hazrat Inayat Khan, hat das My-sterium von Laut, Klang und Ton, das von den Alten entdecktwurde, bewahrt, und seine Musik gibt Zeugnis davon. Sovermittelt er aus der Flle und Tiefe des Wissens und derErkenntnis Einblick in das in seiner Heimat nach wie vorlebendige Wissen von Klang und Harmonie, von Rhythmusund Ton, Name und Gestalt. Musik gilt, im Sinne klassischer berlieferung, alseine vollkommene und universelle Sprache, durch deren rechteAnwendung man Charakter und Persnlichkeit entwickeln,verfeinern und inspirieren kann. Wer auf dem Pfade derMusik stufenweise voranschreitet, wird am Ende die hchste

    Vollkommenheit erreichen. Die zunehmenden Zukunftssorgen in der westlichenWelt haben ihre Wurzeln unter anderem auch in der Ausrichtungan ein materialistisches Weltbild, dem sich auch idealistischeMenschen oft nicht ganz entziehen knnen. Hazrat InayatKhan sagt: Mit jedem Schritt aus dem inneren Wesen nach

    auen ist da ein augenscheinlicher Fortschritt, ... jedoch jederSchritt in die uere Erscheinungswelt bringt Begrenzung undAbhngigkeit mit sich. Es geht also darum, wieder zur Mittedes inneren Wesens zu finden, zur Quelle des Lebens. Und esist nicht zuletzt die Musik, durch die die geistigen Sinne wiederentwickelt werden knnen, um Geist und Seele aus den Fesseln

    zu befreien. Der Sufi nennt Musik Giza-i-Ruh

    , das heitNahrung der Seele und des Geistes. Die Faszination, die von den Schriften des SufimeistersPir-o-Murshid Hazrat Inayat Khan ausgeht, so als se man ihmeben jetzt gegenber, zutiefst geprgt vom Eindruck der Be-

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    gegnung, deutet darauf hin, dass wir im Westen wieder fhig

    werden, die Impulse aus den geistigen Welten aufzunehmen.

    Das Mysterium der Transzendenz wird heute mehr

    denn je erahnt, und man lauscht bereitwillig einer Stimme, dieaus der Sackgasse des weitgehend materialistischen Denkens

    hinauszufhren vermag.

    Allerdings ist vieles, was hier gesagt wird, nicht

    leicht nachvollziehbar fr den in seiner Vorstellungswelt

    befangenen Menschen. Dabei trgt Hazrat Inayat Khan, mit

    der Schlichtheit und Sicherheit des Meisters, die natrlichen,

    psychologischen und geistigen Grundgesetze von Harmonie

    und Schwingung vor, eben jene Gesetze, die uns westliche

    Menschen vor dissonanten Erfahrungen bewahren und von

    mancher Fehlentwicklung befreien knnen.

    Die groen Meister und Meisterinnen der Menschheit

    gingen davon aus, dass alles Sichtbare Manifestation des

    Einen Unsichtbaren, Unnennbaren ist. Und so sieht, erkenntund beschreibt Hazrat Inayat Khan die Welt, das Leben und

    das Dasein auf eine Art und Weise, die auch bei uns wieder

    entdeckt wird.

    Alles Erschaffene schwingt und klingt in unendlichen

    Kreisen ineinander und miteinander: der Tanz der Gestirne, der

    Tanz der Atome, der Tanz der Seele; alles singt das erhabeneLied der Schpfung.

    In allem ist Musik verborgen, wie die Seele

    im Krper. Auch die Seele des Menschen ist Musik und sehnt

    sich nach Musik, nach jener Musik, die sie auf den Weg zur

    Vollkommenheit und Beseelung fhren kann. Die Sprache ist

    meist nur ihr profaner Abglanz, und es geht nun darum, dieSeele wieder auf den ihr eigenen Ton zu stimmen, durch den sie

    das Unendliche erfahren kann.

    Welches aber ist die rechte Musik? Die hchste

    und idealste Komposition ist jene, die dem Leben Ausdruck

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    verleiht, dem Charakter, den Empfindungen und Gefhlen,denn hier geht es um die innere Welt, die nur vom innerenAuge geschaut, vom inneren Ohr gehrt werden kann, - es ist

    jene Musik, die den Menschen in seiner geistigen Entfaltunguntersttzt. Es geht darum, zu erkennen, worin Leben und immer-whrende Schpfung zum Ausdruck kommen kann undden eigenen Beitrag zu leisten. Aber nur wenn der Menschdankbar die Herrlichkeit der Schpfung sieht, ist er zu derihm anvertrauten und notwendigen Aufgabe fhig, so dassdie unheilvollen Dinge schwinden, indem die heilsamengeschehen. Musik, so sagt Hazrat Inayat Khan, ist die Kunstaller Knste und die Wissenschaft aller Wissenschaften; undsie enthlt die Quelle aller Erkenntnis.Musik wird eine Gttliche oder Himmlische Kunst genannt,

    nicht nur, weil sie in religisen Ritualen ihren Platz gefundenhat, sondern wegen ihrer Subtilitt im Vergleich zu allen an-deren Knsten und Wissenschaften.

    Die Kapitel des vorliegenden Buches Musik undkosmische Harmonie aus mystischer Sicht sind Vortrge, wie

    Hazrat Inayat Khan sie bis zu seiner Rckkehr nach Indien imJahre 1926 in ungezhlten Stdten gehalten hat. Sie wurdenvon seinen Schlerinnen und Schlern mitgeschrieben, undvieles wurde ins Deutsche bersetzt. Das Buch schliet den Kreis der Liebe zur Musik imletzten Kapitel. Hier geht es um den abstrakten Klang, der von

    den Groen Menschen im Geiste vernommen wird und sichin den Gottesnamen manifestiert. Das ehrfurchtsvolle AnrufenGottes mit diesen Namen, die von geistigen Lehrern anvertrautwerden, ist daher in allen Religionen jene groe, heilige bung,durch die die geistigen Sinne langsam erweckt werden und sich

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    bei entsprechender bung orga-nisch entfalten. Eben das ist es,was der Murshid (Lehrer) fr seine Mureeds (Schlerinnen undSchler) zu tun vermag, im Geist unwandelbarer Gesetze und

    klassischer, zeitloser berlieferung. Nach der metaphysischen Deutung einiger Gottes-namen - wobei der Hinweis auf das Hallelujah fr Christenhervorzuheben ist, schliet Hazrat Inayat Khan mit einemalten Sufiwort: Ich, im Lichte der Seele, erkenne, dass dieSchnheit der Himmel und die Erhabenheit der Erde das EchoDeiner Zauberflte ist. Eines Tages legte Hazrat Inayat Khan seine Vinafr immer beiseite. ber dieses ergreifende Opfer berichteter selbst: Ich gab meine Musik auf, weil ich von ihr allesempfangen hatte, was ich empfangen sollte. Wer Gott dienenwill, muss das opfern, was ihm am liebsten ist; und so opferteich meine Musik. Ich hatte Lieder komponiert, ich sang und

    spielte die Vina, und in Ausbung dieser Musik erreichte icheine Stufe, auf der ich die Musik der Sphren berhrte. Dawurde jede Seele fr mich eine Musiknote, und alles Lebenwurde Musik. Von ihr inspiriert, sprach ich zu den Menschen,und diejenigen, die sich durch meine Worte angezogenfhlten, lauschten jetzt meinen Worten statt meiner Musik.

    Und wenn ich nun etwas tue, dann ist es dies, dass ich stattder Instrumente die Seelen stimme, statt der Noten Menschenharmonisiere. Wenn irgend etwas in meiner Philosophie ist,dann das Gesetz der Harmonie, wonach man sich in Harmoniemit sich selbst und mit anderen bringen muss. Ich habe injedem Wort einen bestimmten musikalischen Gehalt gefunden,

    in jedem Gedanken eine Melodie, Harmonie in jedem Gefhl.Und ich habe versucht, eben dies jenen, die sonst meiner Musiklauschten, mit klaren und einfachen Worten darzulegen. Ichspielte die Vina, bis mein eigenes Herz zu diesem Instrumentwurde; dann brachte ich dieses Instrument dem Gttlichen

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    Musiker dar, dem einzigen Musiker, den es gibt. Seither wurde

    ich Seine Flte; und wenn Er will, spielt Er Seine Musik. Die

    Leute achten mich wegen meiner Musik, aber in Wahrheit

    gebhrt das nicht mir, sondern Dem Musiker, der auf demInstrument spielt, das Ihm zu Eigen ist.

    In tiefster Dankbarkeit und Verehrung fr Pir-o-

    Murshid Hazrat Inayat Khan, in dessen Tradition ich stehe,

    begleite ich dieses Buch mit allen guten Wnschen.

    R. F. von Scholtz-Wiesner

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    Das schweigende Leben

    Das absolute Leben, aus dem alles entstanden ist, wasgefhlt, gesehen und wahrgenommen wird, und in dem alles zuseiner Zeit aufgehen wird, ist schweigendes, bewegungslosesund ewiges Leben und wird von den SufisZat genannt. Jede Bewegung, die aus diesem schweigenden Lebenentspringt, ist eine Schwingung und erzeugt Schwingungen.

    Eine Schwingung erzeugt viele Schwingungen; ebenso wie Be-wegung Bewegung verursacht, wird das schweigende Lebengleichsam teilweise aktiv und erschafft in jedem Augenblickmehr und mehr Aktivitt, wodurch der Friede des ursprnglichschweigenden Lebens verloren geht. Durch den Grad der Aktivitt dieser Schwingungensind die verschiedenen Ebenen des Daseins bedingt. DieseEbenen stellt man sich als voneinander verschieden vor, inWirklichkeit aber knnen sie nicht gnzlich voneinander ab-gelst und getrennt werden. Die Aktivitt der Schwingungenvergrbert sie immer mehr, und so wird die Erde aus denHimmeln geboren. Das Mineral-, das Pflanzen, das Tier- und das Men-

    schenreich entsprechen den stufenweisen nderungen derSchwingungen, und die Schwingungen der einzelnen Ebenenunterscheiden sich voneinander durch Gewicht, Breite, Lnge,Farbe, Wirkung, Klang und Rhythmus. Der Mensch ist nicht nur aus Schwingungen gebildet,sondern er lebt und bewegt sich auch in Schwingungen; sie

    umgeben ihn wie das Wasser den Fisch umgibt, und sie sindin ihm enthalten wie eine Zisterne Wasser enthlt. Seineverschiedenen Stimmungen, Neigungen, Geschftigkeiten, Er-folge und Misserfolge und alle Lebensbedingungen hngen voneiner bestimmten Aktivitt der Schwingungen ab, mag es sich

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    dabei um Gedanken, Gemtsbewegungen oder Empfindungenhandeln. Die Richtung der Aktivitt der Schwingungen bedingtdie Mannigfaltigkeit der Dinge und Wesen. Diese pulsierende

    Aktivitt bildet die Grundlage der Sinneswahrnehmung unddie Quelle aller Freuden und Leiden; hrt diese Aktivittauf, so ist dies das Gegenteil der Sinneswahrnehmung. AlleSinneseindrcke werden also durch einen bestimmten Grad derSchwingungsaktivitt verursacht.

    Es gibt zwei Aspekte der Schwingungen: fein undgrob. Beide bestehen aus verschiedenen Stufen oder Graden;einige werden von der Seele wahrgenommen, einige durchdie Gemts- und Gedankenkrfte (mind) und einige durch dieAugen. Was die Seele wahrnimmt, sind die Schwingungender Gefhle; was Gemt und Verstand aufnehmen, sind Ge-dankenschwingungen; und was die Augen sehen, sind Schwin-

    gungen, die sich aus ihrem therischen Zustand verdichtetund zu Atomen gewandelt haben, die in der stofflichen Welterscheinen und die Elemente ther, Luft, Feuer, Wasser undErde bilden. Die feinsten Schwingungen knnen auch von derSeele nicht wahrgenommen werden. Die Seele selbst ist ausdiesen Schwingungen gebildet, durch deren Aktivitt sie sich

    ihrer selbst bewusst wird.

    Schpfung beginnt mit der Aktivitt des Bewusstseins,die man Schwingung nennen kann, und alle von der ursprng-lichen Quelle ausgehenden Schwingungen sind gleich, sieunterscheiden sich nur durch ihren Ton und Rhythmus,

    die durch einen greren oder geringeren Grad der dahinterstehenden Kraft verursacht werden. Auf der Ebene des Klangesbewirken die Schwingungen Verschiedenheit der Tne, undin der Welt der Atome Verschiedenheit der Farben. Durchihre Ansammlung werden die Schwingungen hrbar, und mit

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    Planet seinen ihm eigenen Grundton hat; deshalb verkrpert

    jede Note einen Planeten. Daher hat auch jedes Individuum

    einen ihm eigenen Ton, entsprechend seinem Geburtsplaneten,

    und gefllt ein bestimmter Ton einem bestimmten Menschen,entsprechend der Stufe seiner Entwicklung.

    Jedes Element hat einen ihm eigentmlichen Klang; in

    den feineren Elementen erweitert sich der Klangumfang und in

    den grberen verengt er sich. Daher ist er in den ersteren klar

    und deutlich und in den letzteren unklar.

    Die Erde hat sowohl mannigfaltige Aspekte der

    Schnheit als auch Mannigfaltigkeit in ihren Klngen. Ihre

    hchste Frequenz erscheint im Auen, ihre Form ist die des

    zunehmenden Mondes, ihre Farbe Gelb. Der Klang der Erde

    ist undeutlich und trbe und verursacht Erregung, Aktivitt

    und Bewegung im Krper. Alle Saiteninstrumente, sowohl

    die mit Draht- als auch die mit Darmsaiten, sowie die

    Schlaginstrumente, Trommeln, Zimbeln etc., stellen den Klangder Erde dar.

    Der Klang des Wassers ist tief, er ist wellenfrmig,

    seine Farbe Grn. Man hrt ihn am besten im Brausen des

    Meeres. Der Klang flieenden Wassers, des Bergbaches, das

    Pltschern und Prasseln des Regens, der Klang des Wassers,

    das aus einem irdenen Krug in ein Becken fliet, aus einerLeitung in eine Wanne, aus einer Flasche in ein Glas, sie alle

    haben eine sanfte und munter-lebendige Wirkung und regen

    die Phantasie an, rufen Einflle, Trume, Empfindungen und

    Gemtsbewegungen hervor.

    DasJalatarang genannte Instrument besteht aus einer

    Anordnung von Porzellanschalen oder Glsern, die der Grenach aufgestellt und entsprechend der gewnschten Tonart mit

    Wasser gefllt werden. Mehr Wasser macht den Ton tiefer,

    weniger macht in hher. Dieses Instrument hat eine bewegende

    Wirkung auf die Empfindungen des Herzens.

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    Der Klang des Feuers hat eine hohe Frequenz, dieForm ist lockig, gekruselt und die Farbe Rot. Man hrtdiesen Klang im Einschlag des Blitzes und in einem Vulkan-

    ausbruch, im Gerusch des lodernden Feuers, im Lrm derFeuerwerkskrper, der Knallfrsche, Gewehre, Flinten undKanonen. Sie alle haben die Tendenz Furcht zu erregen. Der Klang der Luft ist unstet, seine Form Zickzack undseine Farbe Blau. Seine Stimme wird in den Strmen gehrt,im Wehen des Windes und im Suseln der Morgenbrise. DieWirkung ist aufbrechend, fegend, durchdringend. Der Klangder Luft kommt in allen Blasinstrumenten aus Holz, Messingund Bambus zum Ausdruck; er neigt dazu, das Feuer desHerzens zu entznden, wie Rumi es in seinem Masnavi berdie Flte beschreibt. In der indischen Kunst wird Krishna stetsmit einer Flte dargestellt. Der Klang der Luft berwltigt alleanderen Klnge, denn sie lebt, und in jedem Aspekt bewirkt ihr

    Einfluss Begeisterung. Der Klang des thers ist in sich vollstndig und enthltalle Formen und Farben. Er ist die Grundlage aller Klnge undist der Grundton, der ununterbrochen weiterfhrt und bestndigist. Sein Instrument ist der menschliche Krper, weil er durch ihngehrt werden kann; obgleich durchdringend, wird er allerdings

    im Allgemeinen doch nicht gehrt. Er tut sich dem Menschenkund, soweit dieser seinen Kern von materiellen Eigenschaftenreinigt. Der Krper kann ein taugliches Instrument werden,wenn der Innenraum geffnet wird, wenn alle Kanle undGefe in ihm gereinigt sind. Dann wird der Klang, der auenim Raum vorhanden ist, auch innerlich manifest. Ekstase,

    Erleuchtung, Friedfertigkeit, Furchtlosigkeit, Versenkung,Freude und Offenbarung sind die Wirkungen dieses Klanges.Einigen tut er sich von selbst kund, anderen, wenn sie in einempassiven Zustand sind, durch Schwche des Krpers oder desGemtes. Aber weder fr diese noch fr jene ist es ein Vorteil

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    oder Segen, denn es fhrt dazu, dass der Mensch unnormalwird. Dieser Klang ist nur fr diejenigen erhebend, die sich ihmdurch die den Mystikern bekannten heiligen bungen ffnen.

    Der aus Erde und Wasser gemischte Klang hat Zartheitund Empfindsamkeit. Der Klang aus Erde und Feuer bringtHerbheit, Hrte. Der Klang aus Erde und Luft hat Kraft undMacht. Der Klang aus Wasser und Feuer hat eine heiter-frhliche und belebende Wirkung. Der Klang aus Wasserund ther hat eine besnftigende und trstliche Wirkung.Der Klang aus Feuer und Luft hat eine erschreckende undfurchterregende Wirkung. Der Klang aus Feuer und ther hateine durchbrechende und befreiende Wirkung. Der Klang ausLuft und ther erzeugt Ruhe und Frieden.

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