Mykologie Kalender 2018

Grußwort Mykologie Kalender 2018Sehr geehrte interessierte Damen und Herren, liebe Kolleginnen und liebe Kollegen,

mit diesem Kalender haben wir aus dem praktizierenden Alltag ein buntes - gar künstlerisch ambitioniertes - „Potpourri“ der wichtigsten Mykosen unserer Breitengrade einer-seits und einige seltenere aber imposante Spezies andererseits zusammengestellt.

Die Jahreszeiten und ihre typischen Farben haben vorwiegend die Auswahl der jeweiligen Pilz-Stämme mit ihren korrespondierenden makroskopischen Kultur-Farben bestimmt; aber auch weniger bedeutsame Spezies aufgrund ihrer eindrucksvollen Formen und Strukturen.

Viel Spaß und Muße wünschen wir Ihnen beim Betrachten der Bilder ebenso wie Freude und Kurzweil bei der diagnostischen und therapeutischen Arbeit, die wir Ihnen mit den mikroskopischen Bildern und den komprimierten propädeutischen Textteil ebenfalls vorstellen.

Mit kollegialen Grüßen

Ihr

Dr. med. Michael Ardabili & Prof. Dr.med. Peter AltmeyerDermaCentroBochum Dermatologicum-Bochum

Quellen: Auf altmeyers-enzyklopaedie.de finden Sie unter den Stichworten der hier vorgestellten Pilze den vollständigen Quelltext, die zugehörigen wissenschaftlichen Zitate, und auch Bilder der Kulturen und Mikroskopien, die Herr Dr. med. M. Ardabili in der Hardcover Erstauflage der Enzyklopädie Dermatologie, Allergologie, Umwelt- medizin (erschienen im Springerverlag 2002) des Prof. Dr. med. P. Altmeyer (Editor-in Chief), als Co-Autor mit verfasst hat.

Januar 2018 Trichophyton interdigitale

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„Schneeweiß und eben wie der Winter die nordische Landschaft im Januar verzaubert.“

Anthropophile Variante von Trichophyton mentagro-phytes spp.; weltweit verbreitet - vorwiegend in der Nord-West-Hemisphäre. Klinik: Meist Befall der Interdigi-talräume der Füße oder der Genitocrural Region. Kultu-roberseite: Starkes Luftmyzel mit Wattebausch-artiger vorherrschend weißer aber auch weiß-grauer bis weiß-gel-ber Oberfläche. Kulturunterseite: Zentral gelbe, ansonsten weiß-gelbe bis hellbraune Farbe. Unscharfe Randbegren-zung mit feinem härchen-artigen Saum. Mikroskopie: Stark verzweigte Hyphen. Spiralhyphen sind typisch, insbes. in älteren Kulturen. Mikrokonidien: Rund (2-5 μm Ø) oder birnenförmig. Dickwandige Chlamydosporen.

Kulturoberseite

Mo, 1. Januar Neujahr

Kulturunterseite Mikroskopie der Kultur

Februar 2018 Trichosporon cutaneum„Kristalline Muster wie der Februar Eisblumen ans Fens-ter zelebriert diese Hefe.“

Sie zeigt sich in weltweiter Verbreitung. Klinik: Harmlose Erkrankung, typischerweise der Haarschäfte durch T.c. ist die sog. „weiße Piedra“; Augenbrauen, Wimpern , Nägel sind seltener befallen. Hier meist dermatophytische Mischinfek-tionen. Kulturoberseite: Feuchte weiß-gelbliche Kolonien mit gefältelter Oberflächenstruktur und „Sahnesprit-zer“-ähnlichen Formationen. Kulturunterseite: Hell-gelbe bis cremige Farbe; scharfe Begrenzung der Kolonien mit prägnantem Palisaden-artigen Randsaum. Mikroskopie: Myzel und Pseudomyzel. Meist kettenförmig angeordnete Blastosporen; können bei älteren Kulturen fehlen. Hyphen und Pseudohyphen: zahlreich, gut entwickelt, stark sep-tiert (meist tönnchen-förmige Poren im Septum).

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März 2018 Trichophyton tonsurans„Zentral gelb wie Osterglocken im März.“

Anthropophiler Dermatophyt; ubiquitär; besondere Affinität zum Haar. Klinik: Befall der Haare am Kopf ein-schließlich des Haarschaftes mit endothrichem Wachstum. Kulturoberseite: Kolonien mit weiß-grauer bis gelb-brau-ner, teils körniger Oberfläche. Im Zentrum cerebriformes Oberflächenrelief (im Bild) Schwefel-gelber Thallus. Kultu-runterseite: Mittel- bis dunkelbraunes, Mahagoni-farbenes Pigment; flaumig-strahlenförmige Randbegrenzung der Kolonie-Peripherie Mikroskopie: Makrokonidien: pleomorph glattwandig, 2-6 Kammern. Mikrokonidien: vielgestaltig; ins-bes. in der Randzone lokalisiert; typisch zahlreich Chlamy-dosporen bisweilen Rakett-/Keulen-förmige Hyphen.

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Fr, 30. März Karfreitag

April 2018 Trichophyton rubrum„Verbreitet wie das zarte rot im April mit Beginn der Tul-penblüte in Holland.“

Mit 70-80% der Fälle in Europa der „König“ der anthropo-philen Dermatophytosen“. Klinik: „Alles ist möglich“ - Tinea corporis, Tinea barbae, Tinea manuum et pedum, Tinea unguium – T. rubrum ist ein Universalist. Kulturoberseite: Gelb-rötliche Farbtöne. Pigment kann aber fehlen, dann Verwechslung mit T. interdigitale möglich. Kulturunterseite: Hell-gelbliche bis hin zu dunkelrot-braune Farbe. Mikrosko-pie: Typisch ist das „langweilige“ Bild; zahlreiche Hyphen; teils mit akladiumförmig ansetzenden Mikrokonidien; sehr selten sind Chlamydosporen und Makrokonidien; diese nur vereinzelt, wurst- bis zigarrenförmig, stark septiert.

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So, 1. April Ostersonntag, Mo, 2. April Ostermontag

Mai 2018 Arthroderma (Trichophyton) benhamiae (A.b.)„So imposant wie die Waldmeisterblüte im Mai – aber nicht für die bekannte Bowle geeignet.“

Zoophiler Dermatophyt der in Deutschland zunehmend häufiger (ortsbezogen > als Microsporum canis) anzutref-fen ist. Kulturoberseite: A.b. bildet flache, ausstrahlende Kolonien mit gelblich gefärbtem Luftmyzel und dichter, samtartiger Oberfläche aus. Die Unterseite der Kolonien ist kräftig gelb gefärbt. Das mikroskopische Bild ist viel-fältig, weniger spezifisch; zigaretten- und keulenförmige Makrokonidien und Spiralhyphen. Direktnachweis: Mittels PCR-ELISA (auch mit Real-time PCR) kann der Dermato-phyt im klinischen Material direkt nachgewiesen werden.

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Di, 1. Mai Tag der Arbeit, Do, 10. Mai Christi Himmelfahrt, So, 20. Mai Pfingstsonntag, Mo, 21. Mai Pfingstmontag

Juni 2018 Rhodotorula (rubra) mucilaginosa „Juni - Erdbeerzeit beginnt; genauso fruchtig und hellrot beeindruckt uns Rh. rubra.“

Weltweiter und ubiquitärer Hefepilz. Vorkommen in 3 von 4 Elementen: Erde, Wasser, Luft - sowie an Pflanzen u. Nah-rungsmitteln. Als Contaminant auch im Sputum, Urin, Stuhl und Blut nachweisbar. Klinik: Bei dauerhafter Immunsup-pression (z.B. Organtransplantation) drohen schwere systemische Infektionen, wie Meningitis, Ventrikulitis, Myo-karditis oder Peritonitis. Kulturoberseite: Korallen-rote bis orangene Kolonien, mit glatter, wachsartiger Oberfläche; scharf begrenzter Randsaum. Mikroskopie: Zahlreiche uni-zelluläre, ovaläre Blastokonidien (gelegentlich gekapselt). Keine Hyphen. Pseudohyphen fehlen meist oder sind nur rudimentär ausgeprägt.

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Juli 2018 Candida albicans„Juli - Hochsommer! Hitze und Schweiß macht unsere Feuchtgebiete weiß (albicans).“

Weltweit verbreiteter, potentiell humanpathogener Hefepilz (Sprosspilz), Kommensale des Menschen (Magen-Darm-Trakt; Vagina). Klink: Häufigster potentiell human-pathogener Hefepilz (90% aller Hefepilzerkrankungen werden durch C. albicans hervorgerufen); vielfältige Krank-heitsbilder der Hautoberfläche und der Schleimhäute. Bei schwerer Immunsuppression lebensgefährliche Candi-da-Sepsis möglich. Kulturoberseite: Weißliche oder cremige matt glänzende Kolonien mit porzellanartiger Oberfläche und typischem Hefegeruch. Mikroskopie: Pseudomyzel mit Pseudohyphen. Vorherrschend sind einzellige rundliche Blastokonidien, im Pseudomyzel entlang der Hyphen angeordnet.

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August 2018 Microsporum canis „August - Mähzeit! Stroh-gelb wie die selbigen Ballen zeigt sich dieser Dermatophyt in Kultur.“

Weltweit verbreiteter zoophiler Dermatophyt. Natürliches Reservoir sind befellte Säuger insb. Haustiere: Kaninchen, Katzen u. Meerschweine mehr als Hunde (canis). Klinik: Meist sind Kinder befallen die (Schmuse-/Streichel-) Kon-takt zu diesen Tieren hatten; Manifestations-Lokalisatio-nen: Arme, Gesicht u. Hals aber auch T. Capitis (ektotriches Wachstum). Kulturoberseite: Schnell wachsende Kolonien mit zentralem kugeligem Thalus; weiß-gelbliche Färbung mit feinstrahligen, länglichen radiären Ausläufern zur Kolonie-Peripherie.Kulturunterseite: Typisch Kanarienvo-gel-gelbe bis orange Färbung. Mikroskopie: Myzel zeigt feine lange wenige verzweigte Hyphen, kaum Mikrokoni-dien: akladiumförmig entlang der Hyphen. Makrokonidien: Zahlreich; Gondel-/Kahn-förmig; mehrfach septiert mit typischen Knötchen an der Außenwand.

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September 2018 Trichophyton terrestre„September – Erntezeit! Ein Kalk-farbener Pilz wie selbi-ger Streu auf der Acker-Erde.“

Geophiler (terrestre) - für den Menschen nahezu apatho-gener - saprophytärer Dermatophyt. Natürlich ist Tricho-phyton terrestre weltweit im Erdboden verbreitet. Klinik: T. terrestre - meist in Mischinfektion. Mit-Erreger der Tineapedis et unguium. Kulturoberseite: Schnell und großflächigwachsende weiße Kolonien mit Kalk-spritzartiger, puderigerbis körniger Oberfläche. Kulturunterseite: Weiß-hellgelber,manchmal auch ockerfarbener Kulturuntergrund; unregel-mäßiger aber scharf begrenzter Rand. Mikroskopie: Einzel-lige Mikrokonidien, lang gestreckte Form mit breiter Basis;septierte Hyphen. Spiralhyphen möglich. Makrokonidien:Sehr zahlreich; mehrfach septiert, glatt u. dünnwandig.

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Oktober 2018 Penicillium camemberti„Oktober – Herbststimmung vermittelt auch der bunte, Alt-Laub-farbene Aspekt der Kultur.“

Weltweit verbreiteter Schimmelpilz mit ausgeprägter Enzymtätigkeit beim Milcheiweißabbau (Verwendung Käseindustrie). Klinik: Penicillium camemberti ist als In-halations-Allergen bedeutsam. Kulturoberseite: Flaches, bunt-variierendes Farbspekturm mit weiße-hellgrauen oder auch creme-bis Milchkaffee-farbenen Kolonien mit wattiger, flockiger Oberfläche. Kulturunterseite: Gelblich-hellbraune bis gelb-graue Farbe. Mikroskopie: Septierte hyaline Hyphen, einfache oder verzweigte Konidiophoren, zahlreiche primäre u. sekundäre Metulae mit kolbenförmigen Philiaden.Pinsel-(penicillium)-förmige unverzweigte Ketten.

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Mi, 3. Oktober Tag der Deutschen Einheit

November 2018 Aspergillus fumigatus„So unbeliebt wie November-grau findet er sich auf Nah-rungsmitteln.“

Dieser Ubiquitär verbreitete Schimmelpilz macht 0,5-1% aller opportunistischen fungalen Infektionen weltweit aus. Klinik: Meist Befall von Nasennebenhöhlen, Gehörgang oder der Atemwege. Möglich ist eine systemische Ausbrei-tung der Infektion unter dem Bild der der disseminierten Aspergillose. Kulturoberseite: Schmutzig-grünliche bis blau-gräulich-Rauch-farbene (fumigatus) Kolonien mit flo-ckiger oder auch puderiger Oberfläche. Kulturunterseite: Oranger-brauner Aspekt der Kolonie. Mikroskopie: Glatt-wandige, septierte Hyphen mit „Pusteblumen-ähnliche“ Konidien-Köpfchen auf unseptierten, gestielten Konidio-phoren (Vergrößerung).

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Dezember 2018 Scopulariopsis brevicaulis„Zimt-farben seine Kulturen, wie Adventgebäck im De-zember aber nicht so bekömmlich.“

Weltweit auftretender Schimmelpilz mit geringer huma-ner Kontagiosität. Infektionen bei Immunsupprimierten möglich. Vorkommen in Milchprodukten, Früchten sowie Holz, Stroh, und im Erdreich. Klinik: Bild der Tinea unguium; mitunter isolierte Großzehnagelmykose. Kulturoberseite: Lockere, anfangs weiße, dann zunehmend zimt-farbene gekörnte Kolonien mit konzentrischer Ringstruktur, staubiger Oberfläche. Kulturunterseite: Hellbräunliche bis Milchkaffee-farbene Kulturen. Mikroskopie: Vorherrschend Konidiophoren (Annellophoren) in Perlenketten-förmiger Anordnung mit rauen, stacheligen Außenwänden („Mor-genstern“-artiger Aspekt).

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Di, 25. Dezember 1. Weihnachtstag, Mi, 26. Dezember 2. Weihnachtstag