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H. Wcrner. 5[yofimktionelle Therapie mit dent Elastik-Ftmktionator 97 Myofunktionelle Therapie mit dem Elastik-Funktionator Yon H. Werner, Zwickau 3[it 14 Abbildungen Mit der Einftihrung des Aktivators schutbn Andresen und H~iupl die Grund- ]agen unserer heutigen fmlktionellen Therapie. Ihre Lehre ton den Funktionen. denen das Kausystem ~anterliegt, fibertrugen sie attf die Therapie und definierten : ..In der Funktionskieferorthop'Xdie finden lose sitzende, also nieht an den Z/~hnen befestigte Apparate Verwendung. die nieht mittels ihnen innewohnender Kr/ifte wirken." Diese Erkenntnisse befruehteten in den folgenden Jahrzehnten unsere therapeutisehen ~[al3nahmen grundlegend. Abet die Behandlung mit dem AH- Get/it ging sehleppend vor sieh. Dutch seine Gesehlossenheit war die Zunge ihrer normalen Funktion beraubt. Die Notwendigkeit.. das AH-Ger/tt den Funktionen des Kausystems sehneller dienstbar zu maehen, ermutigte die Reformer zur Auf- 15sung des starren 5[onobloeks, um der Zunge den gr6gtm6gliehen Funktions- raum zu siehern. So entwiekelten sieh die zungenoffenen Ger/ite, die beide Kiefer gleiehzeitig beeinflussen und dureh die verst/irkte Anwendung des Zungendrueks eine wesentlieh sehnellere dreidimensionale Wirkung hervorrufen. Unter diesen Voraussetzungen sehuf Balters den Bionator und Klammt den offenen Akti- vator. [n seiner Definition fiber den Funktionsablauf des orofazialen Systems vertritt Balters den Standpunkt, dab die Zungenfunktion der wesentliehste Fak- tot ffir eine normale GebiBentwieklung sei. Naeh seiner Ansieht sehafft ein kr/if- tiger Funktionsbereieh der Zunge gut ausgebildete Zahnreihen, w~hrend eine Unterftmktion Waehstumsst6rungen bedingt, deren Result.at auffatlende Kom- pressionen sind. Daraus folgt, dal3 die erworbenen Kompressionsanomalien mit sagittatem Engstand Unterent.wiektungen sind, die auf eine Inaktivit/tt des Kau- organismus sehlieBen lassen, deren Ursaehe haupts/tehlieh die mfihelose Ern/ih- rungsweise des heutigen l~Iensehen ist. Diese Tatsaehe veranlagt uns, das Spiel der Krfifte wieder in Gang zu bringen. Es ist unsere Aufgabe, normale physiolo- gisehe Verh~ltnisse im Kausystem anzustreben, n/imlieh dureh krgftigere Be- tiitigung der Zunge den Funktionsraum zmn V£aehstum anzuregen. Das Resuttat nnserer Bemfihungen wgre dann die f2Tbereinstimnmng zwisehen Kiefergr6Be und Zahnreihen. Erworbene Seh/tden mfissen demzufolge dureh eine gesteigerte Zungen- funktion behoben werden. Der nieht ausgelasteten Zunge ist eine zus/ttzliehe Auf- gabe zu stellen, die sie zu verst/irkter T/ttigkeit anregt. Um diesen Funktionsreiz auszulSsen, kann hierffir nur ein bimaxill/~r wirkendes, elastisehes Get/it Ver- wendnng finden, das ohne ]ede Verankerung und Klemmwirkung im Cavum otis proprium zwisehen Zunge und Kauapparat untergebraeht ist. Es muB /iuBerst grazil konstruiert seim um die Funktion der Zunge nieht zu bloekieren, sondern zu steigern, und soll eine Mittlerrolle aller Kraftiibertragungen zwisehen Zunge und Kauapparat einnehmen. Jede Bewegung der Zunge ist dutch das Tragen des elastisehen Ger~i.tes mit vermehrter Kraftanstrengung verbunden. Sie 16st ge- steigerte Impulse aus. die dureh ungehinderte Bewegliehkeit des Ger/ites auf den 7 Fortschritie der Kieferorthopiidie Bd. 31 H. 1

Myofunktionelle Therapie mit dem Elastik-Funktionator

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H. Wcrner . 5 [yof imkt ione l le T h e r a p i e m i t dent E l a s t i k - F t m k t i o n a t o r 97

Myofunktionelle Therapie mit dem Elastik-Funktionator

Yon H. Werner, Zwickau

3[it 14 A b b i l d u n g e n

Mit der Einftihrung des Aktivators schutbn A n d r e s e n und H~iupl die Grund- ]agen unserer heutigen fmlktionellen Therapie. Ihre Lehre t o n den Funktionen. denen das Kausystem ~anterliegt, fibertrugen sie attf die Therapie und definierten : ..In der Funktionskieferorthop'Xdie finden lose sitzende, also nieht an den Z/~hnen befestigte Apparate Verwendung. die nieht mittels ihnen innewohnender Kr/ifte wirken." Diese Erkenntnisse befruehteten in den folgenden Jahrzehnten unsere therapeutisehen ~[al3nahmen grundlegend. Abet die Behandlung mit dem AH- Get/it ging sehleppend vor sieh. Dutch seine Gesehlossenheit war die Zunge ihrer normalen Funktion beraubt. Die Notwendigkeit.. das AH-Ger/tt den Funktionen des Kausystems sehneller dienstbar zu maehen, ermutigte die Reformer zur Auf- 15sung des starren 5[onobloeks, um der Zunge den gr6gtm6gliehen Funktions- raum zu siehern. So entwiekelten sieh die zungenoffenen Ger/ite, die beide Kiefer gleiehzeitig beeinflussen und dureh die verst/irkte Anwendung des Zungendrueks eine wesentlieh sehnellere dreidimensionale Wirkung hervorrufen. Unter diesen Voraussetzungen sehuf B a l t e r s den Bionator und K l a m m t den offenen Akti- vator. [n seiner Definition fiber den Funktionsablauf des orofazialen Systems vertri t t B a l t e r s den Standpunkt, dab die Zungenfunktion der wesentliehste Fak- tot ffir eine normale GebiBentwieklung sei. Naeh seiner Ansieht sehafft ein kr/if- tiger Funktionsbereieh der Zunge gut ausgebildete Zahnreihen, w~hrend eine Unterftmktion Waehstumsst6rungen bedingt, deren Result.at auffatlende Kom- pressionen sind. Daraus folgt, dal3 die erworbenen Kompressionsanomalien mit sagittatem Engstand Unterent.wiektungen sind, die auf eine Inaktivit/tt des Kau- organismus sehlieBen lassen, deren Ursaehe haupts/tehlieh die mfihelose Ern/ih- rungsweise des heutigen l~Iensehen ist. Diese Tatsaehe veranlagt uns, das Spiel der Krfifte wieder in Gang zu bringen. Es ist unsere Aufgabe, normale physiolo- gisehe Verh~ltnisse im Kausystem anzustreben, n/imlieh dureh krgftigere Be- tiitigung der Zunge den Funktionsraum zmn V£aehstum anzuregen. Das Resuttat nnserer Bemfihungen wgre dann die f2Tbereinstimnmng zwisehen Kiefergr6Be und Zahnreihen. Erworbene Seh/tden mfissen demzufolge dureh eine gesteigerte Zungen- funktion behoben werden. Der nieht ausgelasteten Zunge ist eine zus/ttzliehe Auf- gabe zu stellen, die sie zu verst/irkter T/ttigkeit anregt. Um diesen Funktionsreiz auszulSsen, kann hierffir nur ein bimaxill/~r wirkendes, elastisehes Get/it Ver- wendnng finden, das ohne ]ede Verankerung und Klemmwirkung im Cavum otis proprium zwisehen Zunge und Kauapparat untergebraeht ist. Es muB /iuBerst grazil konstruiert seim um die Funktion der Zunge nieht zu bloekieren, sondern zu steigern, und soll eine Mittlerrolle aller Kraftiibertragungen zwisehen Zunge und Kauapparat einnehmen. Jede Bewegung der Zunge ist dutch das Tragen des elastisehen Ger~i.tes mit vermehrter Kraftanstrengung verbunden. Sie 16st ge- steigerte Impulse aus. die dureh ungehinderte Bewegliehkeit des Ger/ites auf den 7 Fortschritie der Kieferorthopiidie Bd. 31 H. 1

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K a u a p p a r a t ~be r t r agen werden und d a m i t das Kieferwa.chst lml im gleichen Be- hand lungsgang naeh al len drei D imens ionen anregen, Die Ubung, die den h6eh- s ten Nutzef fekt auslSst , i s t das Spreehen mi t dem Gera t .

Der E l a s t i k - F u n k t i o n a t o r ~alrde diesen F o r d e r u n g e n en t sp reehend kons t ru ie r t . E r en twieke l te sich aus dem offenen A k t i v a t o r naeh K l a m m t zum dynamisch-

Abb. 1. Standardger~t (verankerungslos im ~Iunde sitzend, beim 0ffnen sieh yon den Zahnrei- hen 16send). Diinne, glatte vom Kauapparat besonders dorsal abstehende Kunststoffteile. Oval geformter Zungenbtigel mit langen freitiegenden Sehenketn (1,1 ram), Streekfedern und OK- Eekzahnschlaufen (0,9 mm). Labialb6gen mit langen U-Schlaufen (1 mm). Anwendungs- gebiet: Kompressionsanomalien mit~ Frontzahnengstand bei Neutral- und Distalokklusion.

(Link~ Riickseite des Apparates im Spiegel siehtbar)

Abb. 2. Links : Frontzahnengstand, Elastik- Funktionator in situ, abstehende Labial- b6gen, Eekzahns:,hlaufen I I I + I I I yon

mesial

Abb. 2. Rechts: Frontzahngebiet na~,h AbsehluB der Behandlung

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t{. Werner, Myohmktionelle Therapie mit dem Elastik-Funktlonator 99

funktionellen Ger/it. Seine diinnen und glatten, mit dem Kauapparat nieht in Kontakt stehenden Kunststoffteile sind als Restbest/inde des Aktivators zu betraehten. Sie dienen der (~bertragung der Zungenbewegungen und sind mit einem Zungenb/igel (Bal te rs ) verbunden. Er steht vom Gaumendaeh 3 bis 5 mm ab. Aufgabe des o~-alen Teiles ist es, die Zunge zu gesteigerter T/Rigkeit zu reizen. Seine freiliegenden langen Schenkel haben eine doppelte Fnnktion: Sic sorgen

Abb. 3. Sch[ J,, Alter 10 Jahre : Sehmalkiefer mit enger Front bei Neutralokklusion. Lficken- einengung fiir 2+2. Ger~it in situ. Elastik-Funktionator mit Eckzahnschlaufen yon mesial,

2 2 die als Abstiitzung dienen und fiir Liicken6ffnung der kleinen Schneidez~ihne gedacht, sind. Apparat: Dfinne Plattenteile, Zungenbiigel, zwei Labialb6gen, UK-Streckfedern, Eckzahn-

sehlaufen yon mesiat, groBer Funktionsraum fiir die Zunge

fiir ungehinderte Elastizit~t des Ger/ites und regen je naeh Lage ihrer Veranke- rung das Breitenwachstum des Kiefers an. Die dfinnen Kunststoffteile sowie der Zungenb/igel sichern der Zunge den gr61Rm6glichen Funktionsraum. Zwei La- bialbSgen liegen im Abstand yon 2 mm vor den Frontz~hnen. Sie sind in tI6he der Okklusionsebene im Kunststoffteil verankert. Als U-Schlaufen verlaufen sie yon ihrem [Tbergang bis zm: mesialen Kante der Eekza/thne. Sie entlasten den Lippendruck und kompensieren die Sch~dngungen des Zungenb/igels. Den Zahn- reihen liegen sie nicht an, um das Frontzahngebiet in seiner Entfaltung nicht zu behindern. (Abb. 1 bis 5). Halteetemente st/itzen das lose sitzende Ger~t ab und erh6hen seine Wirksamkeit. Bei Frontzahnengstand trod lutschoffenem BiB regen sie die Kieti~r zur transversalen Entfaltung an. Als Eekzahnsehlaufen im OK yon mesial, im UK yon distal finden sie bei der Einstellung des UK aus dem Distal- in den Neutralbig Verwendlmg.

Versehiedene Federelemente k6nnen angebraeht werden. Als einfaehe oder r/ieklaufende Streekfedern liegen sie invertierten Front.z/thnen an. Bei lfiekiger Protrusion fehten sie ganz. Als Zungengitter finden sie bei bimaxill~rer Protrusion Verwendung. Zur Sehlieftung eines Diastemas umgeben sie die Sehneidez~hne yon distal und sind fiberkreuzt in den Kunststoffteilen verankert. Nonokklusionen k6nnen dureh Federn yon bukkal behoben werden (Abb. 6).

7*

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100 Fortsehritte der Kieferorthop~idie Bd. 31 (1970) Heft 1

Abb. 4. T. H., Alter 8 Jahre: Beginn der Behandlung 4/63. Ende der Behandhmg 12/67: Sehmalkiefer mit enger Front, flaehem Gaumendaeh bei Neutralokktusion, Lfickeneinengung 24-2 und sagittalem Engstand im OK und UK. Anzahl der Gerate: 2 Elastik-Funktionatorer, 2--2 t:l.esultat: gute transversale und sagittale Entwieklung, Entfaltung der apikalen Basis im

J?rontzahnbereieh. Eingliederung 24-2 BiBsenkung 2--2

Abb. 5. Fi. KI., Alter 10 Jahre: Schmalkiefer mit enger Spitzfront, invertierter UK-Front bei Distalokklusion um eine ganze PB. 1. Geriit : Elastikfunktionator mit grol3em Funktions- raum ffir die Zunge, Sehlaufen mesial 44-4, Eekzahnsehlaufen distal 3--3. 2. GerM: Eek- zahn sehlaufen mesial 3-+-3, die inzwisehen durehgebroehen sind, und distal 3 3. Im OK behin- dern keine Federn die Retrusion der Front, im UK protrudieren einfaehe Streekfedern die in vertierten Frontzi~hne. Beginn der Behandlung 8/63, Ende der Behandlung 2/67; Um- formung in allen drei Dimensionen, l:legelbitleinstellung. BiBhebung in einem Behandhmgs-

gang

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H. \Vetoer , 3 Iyofunk t ione l l e T h e r a p i e mit, d e m E l a s t i k - F u n k t i o n a t o r l O i

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102 Fortschritte der Kieferorthop~die Bd. 31 (1970} Heft 1

Die Beseitigung des sagittalen Engstandes ist allein funktionell kaum zu er- reiehen. Es ist in erster Linie an die L/ieken6ffnung retinierter bzw. eingekeilter Prgmolaren oder im Hochstand befindlieher Eekzghne zu denken, die man nieht dureh eine Extraktionstherapie in die Zahnbbgen eingliedern kann. In solehen Fallen dttrchtrennt man die Kunststoffteile im Gebiet der 2. Pritmolaren und vet- binder sie mit Sehrauben. Klammerelemente (genannt 5{itnehmer) mngeben die ersten Prgmolaren oder Eekz/ihne yon distal und die NIolaren yon mesiat. Dutch das 0ffnen der Sehraube gewinnt man den Ramn ffir die Prfimolaren. Zur Be- seitigung des Eekzahnhoehstandes (das gleiehe gilt fiir den Eekzahnau[3enstand im Unterkiefer) fiihrt ein im distalen Plattensegment verankerter .~Iitnehmer palatinal und lingual entlang bis zum ersten Priimolaren und mngibt ihn yon mesial und bukkal. Die yon ihm eingesehlossenen Seitenz/ihne werden dm'eh das 0ffnen der Sehraube nach distal bewegt. Die Eekz/ihne gliedern sieh automa- tiseh ein.

Abb. 6. Links: Schliegen eines Diastemas mit tiberkreuzten Federn. Abstehender La- bialbiigel mit l~bergang in den oralen tlaum

zwischen 54-}-45

Abb. 6. Rechts: Feder Yon bukl~al bei -L4. Feder yon palatinal bei 5-- zur Eingliede-

rung in den Zahnbogen

Die im gleiehen Behandlungsgang stattfindende Umformung des gesamten Kauapparates riehtet die vorgekippte Front auf, - - ein Vorgang, der auf die Ent- faltung der apikalen Basis zuriiekzufiihren ist, I)as dynamiseh-funktionell wir- kende Gergt biigt dureh den Einbau yon Sehrauben seine Aufgabenstellung nieht ein: denn es liegt vSllig lose im 5Iund. Sehrauben als aueh Drahtelemente dienen wohl der Ltieken6ffnung im Seitenzahngebiet, wirken aber intermittierend. So- bald das Kind den ~Iund 6finer. lbst sieh das Gerfi~t yon den Ziihnen. Es ist ge- zwungen, den Mund sofort wieder zu sehlieBen. Die herausgesehnappten Draht- elemente tegen sieh den naeh mesial und distal zu bewegenden Seitenzahnpartien an und erteilen ihnen ungez/~hlte Impulse, sieh in die Riehtung zu bewegen, die dutch das 0ffnen der Schraube vorgesehrieben wird (Abb. 7 his 10).

Das Progenieger/it ist wesentlieh kompakter konstruiert. Im OK liegen die Kunststoffteile den Z/thnen an. AuBerdem wird es yon Pfeilklammern oder Krallen festgehaltem um ibm Widerstand bei der Einsteltung des UK in den Regelbit3 zu rerleihen. Die Kunststoffteite sind im Gebiet der zweiten Pr/imolaren durehtrennt und mit Sehrauben verbunden. Vom distalen Segment verl~uft ein an den UK-Seitenz/ihnen lingual entlang f/ihrender Progeniebiigel im hohlgelegten UK-Absehnitg bis zur mesialen Kante der Eekfihne. Er verlagt

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II. Werner. Myofunktionelle Therapie mit dem Elast ik-Funktienator 10,3

zwischen 32--23 den oralen R a u m und versenkt sich in das Ves t ibu lum oris. Def t d ient er als Verankerung eines bre i ten Lippensehildes u n d / ibe rn immt dutch das 0f fnen der Sehrauben die Umste l lung des U K aus dem Mesial- in den NeutralbiB. I m Bedarfsfall k6nnen die e ingebauten Schrauben im gleiehen Be-

Abb. 7. F..E., Alter 9 Jehre: Beginn der Behandlung 2/66, Ende der Behandlung 4/68; Sehmalkiefer mit tiefem BiB, retrudierter OK- und UK-Front bei Neutralokklusion, Liieken- einengung fiir 3+3 Dehnung, Distalsehub 654+456, Ein~liederung 3+3, Beseitigung des Front-

3---3 6 - - 6 3--3 zahnengstandes und des tiefen Bisses

Abb. 8. Elastik.Funktionator mit durchtrennten Kunststoffteilen im Gebiet der 2. Priimo- laren dureh Sehrauben miteinander verbunden. Aus dem distalen Segment kommende Mit- nehmer umfassen das Seitenzahngebiet bis 4+4 mesiM. Dureh da.s 0ffnen der Sehrauben werden beide Zahngruppen naeh distal bewegt und den Eekzi~hnen die Eingliederung er- m6glieht. Mesial 6--6 angelegte Mitnehmer unterliegen der gleiehen Sehraubenwirkung und siehern den Raum fiir 654--456. Distal 4-- liegt eine Drahtsehlaufe, um die Liieke ffir 5-- often zu hMten. Ein groBer Funktionsraum li~gt die Zunge stiirkste Kri~fte entfalten. Die retrudierten Frontzi~hne werden aufgeriehtet und der BiB wesentlieh gehoben. Die Form der

Streekfedern dosiert dabei die Stogkraft der Zungenspitze

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1{)4 Fortsehri t te der Kieferorthopiidie ]3d. 31 (1970) Heft 1

Abb. 9. Links: Ltieken6ffnung ffir 3 + , 3[it- nehmer um 654+, Sehraube im Kunststoff-

teil bei 5 + 5

Abb. 9. Reehts: L/ieken6ffnung fiir 5-- . Im Kunststoffteil verankerte Sehraube, Mit- nehmer um 4-- yon distal, um 6-- yon mesial

Abb. 10. Ma., Schmalkiefer mit enger Spitzfront bei Distalokklusion, Eckzahnhochstand und tiefem BiB, zerst6rte 6+6 . Therapie: Extrakt ion 6+6 , Dehnung beider Kiefer. Distalsehub

6- -6 6- -6 54-~ 45~ Eingliederung 3+3 , Einstellung in den Regelbil3, Bil3hebung. Apparat in situ, flaeher $ehneidekanteniiberbiB. Reehte Seite: yon palatinal kommender Mitnehmer um 4 + sowie U- Sehlaufen beider Labialb6gen gut siehtbar. Elastik-Funktionator auBerhalb des Mundes: In Kunststoffteile eingebaute Sehrauben mit Sehnittfiihrung. Verankerung der Mitnehmer im distalen Segment. Rfieklaufende Streekfedern fiir 21--12, yon distal angelegte Sehlaufen bei 3--3. Die im OK fehlenden Streekfedern vergr6Bern den Funktionsraum der Zunge er-

heblieh

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if. Werner, Myofunktionelle Therapie mit dem Elastik-~'unktionator 105

handlungsgang bei der Distalbewegung yon OK-Seitenz/thnen Verwendung finden. Man besehr~tnkt sieh auf einen kleinen UK-Segmentsehnitt im Gebiet der 6--6, wenn eine Regelbil3einstellung als alleinige BehandlungsmaBnahme vor- gesehen ist. Bei lbiefem progenen Uberbig ist es notwendig, das Ger/tt mit Bif3- .-perren zll versehen, die naeh l~berstellung sofor~ entfernt werden. Das Ger/it gew/ihrleistet der Zunge den gleiehgrogen Funktionsraum. Progenieb6gel und Lippensehild behindern die Zunge nieht.

Abb. 11. Das Progenieger~it

Abb. 12. Gr. St., Alter 12 Jahre: Beginn der Behandlung 12/67, Ende der Behandlung 11/68. Progenie bei Mesialokklusion. Naeh einem 5Ionat war der progene Zwangsbig beseitigt. Eine noeh zuriiekgebliebene Xonokklusion im Molarenbereieh wurde innerhalb eines 5ahres aus-

gegliehen

Um das ]3reitenwaehstum des unterentwiekelten OK anzuregen, sind die freiliegenden elastisehen Sehenkel des Zungenbfigels k/irzer gehalten und in H6he der Okkhtsionsebene in den Kunststoffteilen verankert (Abb. 11 bis 13).

Bei Extraktionsf/tllen begiinstigt die Form des Elastik-Funktionators be- sonders im Seitenzahngebiet die SehlieBung der Extraktionsl/ieken; denn er liegt

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106 Fortsehrit te der Kieferorthop~idie ]3d, 31 (1970) [[eft 1

Abb. 13. Sch. K.. Mter 8 Jahre 9 Monate : Beginn der Behandlung 2/65, Ende der Behandlung 2/68 ; Progenie bei 3[esialokklusion Progenieger/it, in situ. Der BiB is~ gesperrt. Streckfedern protrudieren die Frontzghne ; ihre Entwicklung wird vom weitabstehenden Labialbogen nicht behindert. Der Progeniebiigel mit Lippenschild ist zu einem Drittel den Je~rontz~ihnen. zu

zwei Drittel dem UK-Alveolarfortsatz vorgelagert

Abb. 14, Links: Nach Extrakt ion 4 ~ 4 Ein- Abb. 14. ]~echts: Nach Extraktion 5--5 gliederung 3d-3. Die Liicken werden mesial keine Behinderung der Mesialwanderung

5d-5 yon den Federn often gehalten 76--67 durch den Apparat

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It. Werner, Myofunktionelle Therapie mit dem Elastik-Funktionator ]07

verankerungslos im Mund. Wenn erforderlieh, kSnnen Liieken dureh angebraehte Drahtelemente offengehalten werden. Die Eingliederung hoehlabial durehge- brochener Eekzfihne lfil3t sieh naeh Extraktion der ersten Pr~imolaren dutch An- bringung yon Federn leieht durchfiihren (Abb. 14).

Wiehtig ist fiir das verankerungslose Ger~it der KonstruktionsbiB. Die Sehneide- z/ihne werden auf Kopfbigstellung gebraeht. Naeh Einsetzen des Ger~ites be- steht geringer Sehneidekantenfiberbig. Die Seitenzghne haben keinen Kontakt. Der KauapI)arat befindet sieh in einer k/instlieh erzeugten Neutralokktusion. Der verankerungslose Zustand und die damit verbundene Bewegliehkeit des ela- stisehen Ger/ites 1/iBt eine sehnelle Bignivellierung eintreten.

Das Einsetzen des Elastik-Funktionators bereitet dem Kind keine Sehwierig- keiten. Eltern und Kind werden aufgeklgrt, dab es einen ,,Spreehapparat" erh~ilt. der v611ig lose im Mund tiegt und sieh beim Offnen yon den Zahnreihen 16st. Er muB Tag und Naeht getragen werden. Beim Sport kann er und w~thrend des Essens mug er entfernt werden. Um sieh sehnell art die neue Spreehweise zu gew6hnen. wird das Kind aufgefordert, t/iglieh zwei Seiten aus einem Sehulbueh laut vor- zulesen. Dadureh steht es laufend unter elterlieher Kontrolle und mul3 mit der ver/inderten Zungenlago fertig werden, bis sieh die Zunge an ihren neuen Funktions- raum gew6hnt ha~:. Das Spreehen mit dem Gergt erfordert mehr Zungenenergie. Es werden also krgftigere Zungenst6Be fiber alas zierliehe Ger'~t. auf den Kau- apparat fibertragen. Sehon naeh wenigen Woehen zeiehnen sieh Ver/tnderungen im Frontzahnbereieh ab. Die sehmale apikale Basis verbreitert sieh auffallend. Das flaehe Gaumendaeh nimmt an Breite unf Tiefe zu. Engstehende Frontz/ihne gliedern sieh oft yon selbst in den erweiterten Zahnbogen ein. Wenn die Wirkung des Gergtes naehl/tgt, kSnnen die Drahtelemente geringftigig vergndert werden.

Besondere Aufmerksamkeit verdient die Tatsaehe, dat3 man mit dem gleiehen Gergt die versehiedensten Zustandsbilder erworbener Anomalien erfolgreieh be- handeln kann. Es kommt nieht, allein darauf an, mit Hiltb yon Drahtelementen und grazilen Plattenteilen Sehmalkiefer mit Frontzahnengstand oder enger Spitz- front bei DistalbiB anzugehen, sondern vielmehr die Zungenenergie effektiv aus- zunutzen, die wit der ver/tnderten Zungenlage zu verdanken haben. Da das Ger/it vom Kauapparat. absteht, ist die naeh allen Riehtungen bewegliehe Zunge in der Lage, ihre krgftigeren Impulse auf dem Wege fiber das elastisehe Ger/it de,n Kau- apparat weiterzugeben.

Nur so ist zu erkl/iren, dab man mit dynamiseh-funktionelI wirkenden Appara- ten eine dreidimensionale Entwieklung erzielt,

Sehrifttum

Andresen-HSiupl-Petrik, l?unktionskieferorthop~idie 5. Aufl. -- Asoher. F.. Fort- sehr. Kieferorthop. 2,~ (1964) 490. -- Bimler, H. P., Fortschr. Kieferorthop. ~;~ (1964) 121. -- Klammt, G., Fortsehr. Kieferorthop. ~1 (196t)) 124. -- Stoekfiseh, H.. Die neuzeitliehe kieferorthopfidisehe Praxis. 2. Aufl. Heidelberg 1959.

Anschrift d. Verf.: Dr. H. Werner, Faehzahnarzt fiir Kieferorthop~idie. 95 Zwiekau, Sehumannstrafle 7