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ZEITSCHRIFT FUR N IT M I S M A T I K. HERAUSCTEGEBEN V O K DR. ALFKED von SALLET, MITGLIICD PES ARCIIAEOLOGISCItEX INSTITUTS, EiniEXMlTGUED DER NUMISMATISCIIEN G E S E L L S C I I A F T I N L O N D O N . KRSTER BAND. BERLIN. WEIDMANNSCHE BUCHHANDLUNG. 1874.

N IT M I S M A T I K.numismatics.org/zfn/38060000321570/82432.pdf · 2014. 4. 10. · karnass. Merkwlirdig sind die Personiiicationen von Landern, Aitolia und Bitbynia, amazonenbafte

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  • ZEITSCHRIFT

    F U R

    N IT M I S M A T I K.

    HERAUSCTEGEBEN

    V O K

    DR. ALFKED von SALLET,MITGLIICD PES ARCIIAEOLOGISCItEX INSTITUTS, EiniEXMlTGUED DER NUMISMATISCIIEN

    G E S E L L S C I I A F T I N L O N D O N .

    K R S T E R B A N D .

    B E R L I N .W E I D M A N N S C H E B U C H H A N D L U N G .

    1874.

  • Die Erwerbungen des K. Miinzkabinets im Jahre 1873.

    Das Jabr 1873 war flir das Miinzkabinet von entscheidenderBedeutung;, nocli iiiemals liat seine wicbtigste Abtlieiluug ciuenFortscbvitt gleicli dem diesjabrigen getbau; imsere grieehiscbenMUnzcn baben nun wabrscheinlicb die aller audercn Sammlungenmit Ausnabme der beiden zu Loudon imd zu Paris llberflltgelt.

    Drei bedeutendc Sammluugeu und viele einzelue wicbrigeMUnzcn vermehrten im Laufe dieses Jabres das ICabinct. Ira Be-ginn des Jalires die des Generalleutnants von Gausaiige; sie be-stand aus antikcn und niittclalterlicben MUnzen. AYcun sie aucbmanclie seltene, besonders unter den mittelalterlichen entbielt, solag doch ilir Hauptwertb in der durebgangigen Scbonbeit ibrerExeinplare; bierdurch wurde es moglicb, eine grosse Auzabl init-telmassigcr StUeke des Kabinets auszumerzen und durcb die hin-zutretenden sehonen zu ersetzen, und dies ist gcwiss die er-wtinscbteste Art von Bereicberung. Ausgezeicbnet waren die Mtinz-reiben aus der Zeit der Volkerwanderuug, ebenso die auslaudiscbenMittelaltermlinzen, die der Kreuzfabrer fttllten mancbe LUcke derKgl. Sammlung. Aueb ist dankbar zu erwlibneu, dass Frau Gene-ralin von Gansauge diese scbonen MUnzen fUr die Halfte des ab-gescbiitzten Werthes dem Staate tiberlassen, und die so erbalteneSumrac zu einem Universitiits-Stipendium verwendet bat.

    Eine noeb. weit wiclitigere Erwerbung, und obue Verglcicb.die betriicbtliebste welcbc das Miinzkabinet je gewonnen liat, ist

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    der Ankaiif der Sammlung des Generals Fox, eiues Grossneffendes berUlimten Staatsmaniies Fox. Dies ist woUl die bedeutendstePrivatsarnmlung' in Europa, nachdem unlangst die Dupre'sche inParis imd die Wigan'selie in London vereinzelt worden sind.General Fox batte seit fast 50 Jal i ren nicbt al lein bedei i tendeSummen auf diese Sammlung vcrwandt, er und seine Freundeund Gelitllfen besassen audi gute Kenntnisse und grosse Kenner-scbaft, so dass falsclie Miinzen ferngebalten blieben. So war esibm gelungen durcli Einzelkiiufe, Erwerbung kleiner Sammlungenund Ankaufe aus alien grossen Versteigerungen der letzten Jabr-zebiite die seltensten und seboiisten Sttlcke zu vereinigeu, einenw a b r e n S c b a t z .

    Der Hauptwertb dieser 11,500 griecbiscben Miinzen, unterdenen sicb 330 goldene und mebr als 4000 silberne befinden, liegtzuniicbst in der Seltenbeit vieler Stilcke', es finden sicb bier nicbtwenige Unica, und nocli mebrere von denen iiur nocli ein oderzwei Exemplare bekannt sind. Das MUnzkabinet gewinnt zablreicbeMUnzen von Stadten und Konigen, welche bislier nocb gar nicbtvertreten waren. Nicht minderer Wertb als in der Seltenbeit derzahlreiclien Keimelien liegt in dem Eeicbtbum der Keihen vonMiinzen grosser Stadte, Atben, Korintli, Syrakus, Tarent und an-derer. Die syrakusische Reibe besteht aus 15 goldenen und 150silbernen und bronzenen, die tarentinisclie aus 18 goldenen undmelireren hundert silbernen, die Halfte derselben mit dem Tarasund dem Reiter, alle versebiedeu von einander. Von Elis findensicb 16 Tetradrachmen ausser einer Anzabl kleiner Stlicke. Diesilberreicben tbi*akischen Stiidte sind vortrefFlicli vertreten durchAbdera und Ainos; 10 kyzikenische Goldstater, 100 Hektae vonGold und Elektrum, Uberreicbe Reiben der syrisclien und aegyp-tiscben Diadocben. Und immer sind aucb die seltensten StUcke,■vvelcbe anderen Sammlungen fcblen, zum Theil aucb der kUni-glichen, hier vorhanden. Als ein negatives Lob der Sammlungund des Sammlers sei erwahnt, dasa Fox auf die gewobnliclien,leicht zu erbaltenden Miinzen, z. B. auf die Varietilten der Miinzen

  • Die Erworbungen des K. Mflnzkabinets im Jahre 1873, 2 9 3

    Alexanders des Grossen, welche kein Lesonderes Interesse dar-bieteU; verziehtet liat.

    Und -was vor Allem den Werth der Sammlung erboht, istdass die Erhaltiing- der Miinzen fast durcligangig giit̂ oft vorzUglichund vollkommen ist.

    Eiue Aufzalilung audi nur der -wiclitigsten und seltenstenStlicke wiirc crnilidend^ auch liat die kurze Zeit, seit die Saramhmgangelangt ist, niclit ausgereicht sie schon zu ergriinden, Ein paarder merkwtirdigsten seien hier genanut. Nebcn dem Acheloos, inMenschengestalt und stierkopfig, stelit auf einer Munze von Meta-pont A^l^EAO^O AE0AOI^. Unter den sicilisclien Mttnzenragt durch Grosse, alterthlimliclien Stĵ l, hocliste Seltenlieit undSchonheit des Exemplars das Demaretion keiTor, das alteste Deka-drachmon von Syrakus.

    VorzUglich ist die Reihe der nralten aufschriftslosen Miinzen,welehe Atlien zugeschrieben, aber auch eft an den makedoni-scben Kiisten gefunden werden; sie haben bald ein Rad, baldGorgoneion und Lowenkoiif mit den Vordertatzen, bald AstragalusOder Triquetrum, oder das Hintertbeil eines Pferdes und anderewecbselnde Typen, welcbe scheinbar willkUrlicb gewalilt und zu-sammengestellt sind, so dass liier die festbestiminten Tjq̂ en; Pallas-kopf und Eule, so uralt aucb die frlibesten Miinzen sind auf denensie vorkommen, docli erst der zweiten Epoclie der Priigung anzu-gcbSren scbeinen. Ebenfalls dem Beginn der Priigung angeburigist eine MUnze von Metbymna mit einem Pallaskopf von fastaegyptiscber Bildung und der Inscbrift: MA®VMNAlOZ. Danndie in neuester Zcit mebrfaeb besprocliene Miinze von Gortys inICreta, ein Unicum, mit AOPTVNOM TO CAIMA. Dasletzte Wort ist (rmpa gelesen und erkUirt worden, wiibrcndsein erster Bucbstabe unmogiicb ein o* sein kann, da das ff indieser namlicben Aufscbrift die bekannte Form bat. Jetzt wirddieser Bucbstabe flir n genommen; also dies Wort jrcctfia gelesen,von Tralw abgeleitet und „Geprage" libersetzt. Ob das Wortsonst vorkommt, ob Ttalco priigen bedcutet, ist wobl noeh niclit

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    erfoi'scht. Ich babe frlilier clarauf {lufmerksam gemacbt; dass clerfraglichc Buebstabe bald wie C bald wie G gestaltct, auf uralten] \ l i i n z e n d e r e b e n f a l l s k r e t i s c b e i i S t a d t P b a i s t o s a l s I n i t i a l e d e sStadtnamens vorkommt, CAIMTIKON und GAIMT, beide Auf-scbriften rucklilufig. Danacb liat er den Wcrtli von (pj und manmlisste das Wort auf der MUnze von Gortys (pcttiicc lesen. Hataber dieser frag'licbe Buclistabe sicher den Worth von jt und nichtvon y, so muss Pbaistos zuerst Paistos gebeissen haben.

    Wenden wir uns von diesen Inscbriften zu den DarstcUungen,so ist ein Kopf Homers mit seinem Namen bezeicbnet auf einerSilbermtinze von los, seiner Grabstatte, hervorzubeben. Aucb dieseMiinze ist ein Unieum. Vielleicbt ist dies das fr l ibeste BildnissHomers welcbes wir baben, die Miinze gebort wobl in AlexandersZeiten. Ausserordentlieb sebdn ist ein Tetradracbmon von Klazo-

    menai, welcbes nur nocb in zwei Exemplaren, zu Paris mid zuLondon, bekannt ist; icb babe alle drei im Laufe weniger Tagegeseben, jene beiden steben dem unsrigen an ScbOnheit der Er-baltung weit nacb. Der Kopf Apoljls ist von vorn dargestelft,auf der Kebrseite sein Scbwau. Was dieser Miinze besonderen.Wertb giebtj ist, ausser der ernsten Scbonbeit des Kopfes, dieKUnstler-Aufscbrift: 0EOAOTOZ EHOEI (so). MerkwUrdigist ein den andern sonst gleicbcr Stater Philipps, wiederum einUnicum, auf welcbem der Apoll langes lockiges Haar und diegewobnten scblanken Formen des Ko ĵfes und Halses zeigt. Diescbone Darstellung des nackten Apoll, welcber nacb Erlegung desPytbon vor dcm Dreifuss tanzt und das Tympanon scbliigt, findetsicb bier auf drei verschiedenen Mtinzen von Kos. Als auf ApollbezUglich mogcn aucb kleine altertbUmliche, daber scbriftlose Silber-mtinzen erwabnt werden, welcbe erst klirzlicb zu Tage gekommensind' und Delphi zugetbeilt werden. Sic haben auf der einenSeite den Dreifuss, auf der andern den Omphalos als einen grossenPunkt inmitten eines Kreises, also gleich einem runden Theta.Bestiitigt wird diese Zutbeilung dadurch, dass dieser angeblicbeOmpbalos niebt allein mit dem Dreifuss, sondern audi mit einem

  • Die Krworbungcn des K. MimzknLinets im Jahrc 1873. 2 9 5

    Widdcrkopf verciuigt vorkommt, ̂ Yelcher aucb auf audcren Delphiziigetheilten Miiiizen erscbeint.

    An Darstellungen von Heroen fehlt es niclit, Eine lioclistseltene Mtinze der opiintischen Lokrer bat AIAS neben deinkampfenden Heklen; Diomedes, das gevaiibte Palladium in derHand vom Altare berabsteigend, ist auf einer bisber unbekaniitenargiviscben Mlhize; Pberalmon, nacb Diodor ein Sohn desAiolos nnd Konig in Sicilieii, auf einer von Messanaj Harmodiosund Aristogeitou, als JUnglinge mit geziickten Scbwerteru an-stUi-mend, bildeu das Bcizeicben eines atlienisclien Tetradrachmonder spateren Zeit. Aber aucb das Bildniss eines Pbilosopbenfinden wir, des Sokratikers Eukleides, auf einer Kupfermiiuzeseiner Vaterstadt Megara, ebenso "das des Hero dot in Hali-karnass. Merkwlirdig sind die Personiiicationen von Landern,Aitolia und Bitbynia, amazonenbafte Weiber auf Scbildensitzend. Eine ausserst seltene Mlinze von Men da zeigt den Silen,wUrdig und bekleidet, bequem auf den Kiicken seines stattlicbenEsels gelagert, den Kantbaros in der Hand; diese makedoniscbeStadt war durcb ihren Nektar bertibmt; eine iibnlicbe fast nocbscbouere Gruppe bat eine kleine Kupfermiinze vou Kakona inSicilien. Durcb Seltenbeit wie durcb ScbOnbeit ausgezeichnet sindGoldstater von Kios und von PergainoUj der letztere, tnit deniPalladion, nnr nocb in einem weniger sclionen Exeraplare be-kannt. Langst ersebnt kommt uns das tbasiscbe scbwere Di-dracbmon mit dcm Kopf des biirtigen Baccbus und dem knieendeubogenscbiessenden Herakles, von alterthiiralicbcm Styl, eines deiscbonsten Werke dor Stempelscbneidckunst, und bier iu ciuemvollkommenen Exemplar. Aucb findet sich, den spatesten robentbasiscben Mliuzen nacbgcabmt, ein Tetradracbmon, wclcbes OPA-KnN statt OAZIIIN bat, also von den Bewobncrn des der Inselgegenliber liegenden Festlandes gepriigt ist; aucb diese Miinzeerst vor kurzcm in einem Exemplar bekannt gemacbt. Er-wiibnung verdienen das Tetradracbmon von Metapont, die uralteOlyntb zugetbciltc mit dem fliegenden Adler; das ausserst seltene

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    Didracfamou von Hariartos mit clem kampfeiiclen Poseidon, Gold-stater von Atben, drei von Cyrene und cine lange und sclioue Reiliekleinerer Goldmtinzen dieses Landes.

    Yon besouderem historischen Interesse sind zwei Miinzen derPhokier aus dem lieiligen Kriege. Die Mlinzen der Pliokier tragenbekanntlieh nur den meist abgekiirzten Namen des Volks (tt)

  • Die Erwcrbiingen clos K. Munzkabincts im Jahvo 1873 2 9 7

    Diese Mtinzen sind iinzweifelbaft phokisclie, denn audre liabeubei gleiclien Vorderseiteu im Kranze der Kehrseite.

    Wir baben also die Namen you zweieu der vier auf einanderfolgendeu Heerftihrer der Pbokier im beiligen KriegCj und konnenmm die des Pbilomelos und Phayllos aucb zu fiudeii erwarten.Die bobe politiscbe Stellung welcbe diese Fiibrer eiimabmen, allevier derselben berrscbenden Familie angeborig ^Yie es scbemt,^Yird aucb aus diesen MUnzen klav, demi selteii ftillen die Kamengewobnlicber Beamten das Fold der Kebvseite, und bilden so wiebier gleicbsam den Typus, Konigsnamen stebeii zu v̂eilen in ver-wandter ausgezeicbneter Art auf den MUnzen. Auf diesen pboki-scben MUnzen ersetzen sogar die Namen der Heentibrer den foit-gelassenen Volksnamen. Bei der Spaiiicbkeit cbroiiologiscber An-baltspnnkte flir antonome griecbiscbe MUnzen ist jeder Beitiage r w U n s c b t .

    Fraglicb bleibt warum Onymarcbos und Phalaikos ibre Namenauf BronzemUnzen gesetzt baben und nicbt auf Edelmetall. Dennes ist bckanntlicb Uberliefert, dass die grossen Gold- und Silbei-scbatze des geplUnderten delpbiscben Heiligtbuins vermUnzt wuiden, xceẑxoipev slg vofitafia beisst es von Pbilomelos. Man mocbtedanacb stattlicbe Tetradracbmen und Goldstater erwarten, alleinalle SilbermUnzen der Pbokier sind klein, und das einzige Exemplay einer GoldmUnze, welclies Eckhel aus dem Wienei Kabinetpubliciert hat, war wobl Abzug einer SilbermUnze, aucb ist es inArnetbs Synopsis nicbt mebr aufgeflibrt, also wobl aws dei Sannnlung entferat. Diese kleinen SilbermUuzeu der Pbokier sind freilicb in so grosser Menge nocb vorbandeU; dass man mit Sicbeibeitauf eine betracbtlicbe Priigung scbliessen kann, allein aucb sobleibt es dunkel wie die delpbiscben Scbiltze vermUnzt woiden sind.

    Nacbdem icb die Erklarung dieser aufifallenden pbokiscbenMUnzen gefunden, erfubr ich, dass sie aucb in Warren essay onfederal greek eoins kurz ausgesprocben ist.

    Ueberreicb nnd von bocbstem Wertb dm-cb Vollstandigkeit,Seltenheit mancber StOcke, und ScbOnbeit ist die sjrische

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    Kouigsreilie. Audi das Tetraclraclimoii dcs Tiyphon fehltnicbt, cine der selteiisten MUnzen iiuter den seltcnen; iind dreides armenisclien Konigs Tigranes scliliessen diese Eeihe. Ilirschbnster Scbmuck sind ihre Goldmiinzen, darunter 4 von derGrosse des Tetradrachmon; die Konige von Syricn haben siewobl in Nacbabmuiig ibrer aegj ptiscben Naclibani gepriigt^ derenEeicbtbum sicb in ibren grossen GoldstUckeu zeigte. Uiiter denzablreicben iind scbonen Baktriscben Miinzen zeicbnet sicb einbei'i'licbes Tetradracbmon des Demetrios aiis, untcr den zablreicben scbonen iind grossen Ptolemiiern das ptoleraaiscbc Pen-tadracbnion Ptolemaus YII. imd die sebr seltene kleine Silber-inlinze dei Kleopatra des M. Antonius. Der Eeicbtbum an Kiinigs-miinzen ist ttberbaupt bier besonders gross: der Stater des Demetrios Poliorketes, eine Silbennlinze des Ktinigs Aristarcbos vonKolcbis, Miinzen der pontiscben Konige Pbarnakes I, Mitbradates IV,llitbiadates VI, aiicb zwei seiner Stater, das llberaus seltene Tetradracbmon dcs Oropbernes von Kappadocien, die niir in diesemExemplar bekannte kleinasiatiscb-persiscbe Silbermlinze mit demleljensvollen ICopf des Kiinigs, dem knieend scbiessendcn Kiinig,und dei Aufscbrift BAZIAEHZ. Zu den seltensten MUnzen ge-bbren zwei der grussten kartbagiscben Silberstlloke, das eine mitdem Pegasns, das andere mit dem Pferde.

    FUr die Kuiistgescbicbte sind die langen Mlinzreihen dergrossen Stiidte von besondercm Interesse. So baben wir biererne Folge syrakusiscber Miinzen durcb mebr als drei Jabr-bunderte. Hiev beginnt das Ulteste Stiick mit ̂ VRA90̂ 10N;und die lange Eeibe scbliesst mit der Eroberung durcb Marcellus.Die Miinzen des 4. Jabrbunderts vor Cbristus sind in den scbUnstenExemplaren vorbanden, silberne und goldene, namentlieb ist eineGoldmiinze von bobem aber vollig erbaltenen lielief ausgezeicbnet,welcbe EYA, den Xamen des Stempelsebneiders Euainetos, trligtEin Dekadracbmon bat den Namen des Verfertigers KIMXiN, ciuletradracbmon APIZTOZEw? stebt mit den kleinsteuBucbstal)en am Absciinitt des Raises anf cinev BlUnze von Meta^

  • Die Erwci'Lungon des K. Mfinzkabincts im Jaltrc 18/3. 299

    pont; aber auf einer aiidcrn an derselbcn Stelle hVPIEIA, alsBeiname der dargcstellten Gottin. Von wunderbarer Sclionlieit isteine kleine Mlinze voii Korintb: Belleropbon kampft you demaufgeregten Pegasos, desscn Zaiimzeug sorgsam aiisgefiihrt ist,abwarts gegen die anf der Kehrseite dargestellte Cbimaera. IbrZiegenhals, von eiiiem Speer durcbbobrt, seukt sicb sterbend, aberder erbobene Lowiiikopf der Cbimaera beisst in den Scbaft desSpeers, desscn unteres scbon abgebrocbenes Ende die Lowin nnteiner ibrer Vordcrtatzen am Boden festbiiltj so dass die DarsteUimgenbeider Seiteii znsanimen eine Eeilie von Handlungen bilden, undden Kampf in seinen verscbiedenen Momenten erkennen lassen.An Schonbeit dieser vergleicbbar sind MUnzen .von Elis: Adlei-kopfe, Adler welcbe mit Seblangen kiimpfen oder aui* erlegtenHasen stelien, die Kopfe des Zeus und der Hera, besonders ein nacbo b e n b l i c k e n d e r d e r G u t t i n .

    Die in der Kaiserzeit gepragten Bronzemiinzen, wclcbe wenigeials die antonomcn dureb Scbonbeit das Auge anzieben, sind nochnicbt gaiiz wie sie es verdienen durcbmnstert, aber sic werdensicb der antonomen wiirdig erweisen; .lucb die merkwtirdige Mtinzevon Apamea Kibotos: Noab nnd seine Gattin in der Arcbcj mitden beiden Tauben, ist in einem schbnen Exemplar vorhandenjauf welcbem deutlich zn lesen ist. Eine Mttnze von Sestoszcigt die Hero, vom Tburme dem scb̂ vimmenden Leandros dieLcuclite entgegenbaltendj nnd diesclbc Vorstellnng, grossci undscboner, auf einer Mtinze von Abydos, ist uns ans einer anderaQuelle ebenfalls zugekommen. Eine interessantc Mtinze ̂ on Scepsisin Troas mit dem Namen des Berges lAH unter Garacalla gepriigt ist aiis den Katalogen Ennery und Wiczay bekannt unddanacli von Mionnet S. V. 580 506 besclirieben aber fiir verdacbtig erklart. Sie findet sicb bier unzweifclbaft acbt, nnd walii-scbeinlicb ist es das idcntiscbe Exemplar, wclcbes nacb Zcrstreimngder Wiczay'scben Sammlung in den Handel und so in den Besitzdes Generals Fox kam. Gewiss bat die Scbwierigkeit den Tj'̂ iuszu erkljiren, wclcben Blionnet nicbt ricbtig bescbreibt; den Yerdacbt

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    veranlasst. Eine andere ebenfalls wobl nur in diesem einen Exemplarbekannte MUnze von Pergamon (Mionnet S. V, 451 1058) stelltzwei kampfende dar, deren einer ftir Jason gehalten wurde weilman im Felde lACO las, allein die Mitnze hat an dieser StelleNEOj und KOPIiN das Ende des Worts folgt im Absclinitt. Dasvon Millingen ancient coins S. 64 Tafel IV 22 publicierte Exemplar einer MUnze von Troizene unter Septimius Severus stellt denTheseus dar welchem seine Mutter Aithra das Schwert gUrtet, undnicht wie Millingen erklart, den Absebied dieser beiden. Miounetwelcber dasselbe Exemplar vor Millingen publicierte, bescbrieb esrichtig, allein ohne die Personen zu nennen.

    Die dritte der angekauften Sammlungen ist die aus 22 romi-schen Meddillons bestehende des Herrn J. Biedermann in Wien,welcbe bewunderungswUrdige Keihe der Graf Michael Tyskiewiczin Paris und Rom vereinigt batte; ibre Erwerbung ist umso wicbtiger als das Kabinet zwar sebon eine Anzabl werthvollerGold- und Silbermedaillons besass, aber die Zahl grosser undschoner Bronzemedaillons bisher nicht bedeutend war.

    Diese Sammlung entbalt 17 von Bronze, 2 von Silber, und 3von Gold, sammtlieh von der vollkommeusten Erbaltung, viele vongrOsster Seltenbeit, mebrere sogar Unica und noch nicht bekannt.Die letzteren — fUnf — sind in den Denkscbriften der K. Aka-demie fUr 1873 publiciert worden.

    Das grosseste der Bronze-StUcke, mit dem umgebenden Rande75 Millimeter im i Durchmesser, ist das von Coben abgebildeteExemplar des Medaillons des Antoninus Pius mit der Cybele aufdem von vier Lowen gezogenen Wagen. Ein andrer desselbenKaisers, 50 Mill, mit dem Rande, bat auf der Rf, eine Quadrigaim Schritt, vorn auf dem Triumphwagen tbront eine kleine Roma, ander Seitenwand ist die Lupa mit den Zwillingen dargestellt. EbensoschOn ist ein anderer der iilteren Faustina, von 65 Mill., mit derCeres welcbe die Flamme eines Altars entztindet, wahrend hinteribr Triptolemus im Drachenwagen auf einer Basis stebt. Vonglanzendster Erbaltung ist ein Medaillon des Commodus aus zwei

  • Die Erwerbungon de3 K. Munzkabinets im Jahre 1873. 3 0 1

    Mctallen, der Hercules Romanus pflugt mit zwei Stieren den Um-faug des von ibni ueugegrundeten Koms. Die andereu StUckesind: eiu zweiter des Commodiis, der Mamae'a, Gordianus des HI.mit einer figiireiireichen DarstelluDg der Adlocutio, des Philippusmit seiner Gemahlin und seinem Sohn, einer neuen Darstellungdes Circus maximus wie er bei den Saecularspielen der taiisend-jalirigen Grlindung Roms ausgeschmtickt war; von TrebonianusGallus, Carinas, zwei von Probus, zwei von Maximianus Herculeus,von Galerius mit einer neuen auf seine persischen Siege bezUg-liclien Ks., einige von deu Sohnen Constantins des Grossen.

    Der eine der Silber-Medaillons ist von Hadrian, vollkommenerhalteu und nur nocli in einem Exemplar der Kaiserl. Sammlungzu Wien bekannt. Dieser Kaiser ist auch einer der ersten welclierBronze-Medaillons gepriigt bat. Der andere Medallion, von Con-stans, hat Constantin deu Grossen zwiscben zweien seiner Sbbnet b r o n e n d .

    Die drei goldnen sind von der Fausta, Constantins Gemablin,und von seinen Sohnen Constantius und Constans. Der des Constantins, von 47 Millimeter Durcbmesser, stellt ibn in eiuem sechs-spiinnigen Triumpliwagen dar, der der Fausta sie selber tbronendund ihren Erstgebornen saugend, zwiscben Providentia und Feh-citas. Cohen hat darin die Jungfrau Maria erkenuen wollen, allemdiese konnte zu Constantins Zeiten unmoglich dargestellt werden.Selbst der Heiland erscheint erst Jahrhunderte spiiter auf Mlinzen,und noch sputer die Jungfrau Maria.

    Unter den im Laufe des Jahres einzeln augekauften MUnzensind auch viele von hohem Werthe; nur einige der besten kOnnenh i e r e r w a h n t w e r d e n .

    Goldmtinzen von Tarent mit den AlOSKOPOl, und von denBrettiern mit der vom Delphin getragenen Ampbitrite, zwei sici-liscbe Silbermlinzcn von grosser Seltenbeit, namlich em ausser-ordentlicb schones Tetradrachmon von Syrakus mit dem Kopfeder APE^otfa fast von vorn und dem Klinstlernamen KIM^INauf dem Haarbande, die Kehrseite hat das Viergespann, Nike

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    scbreitet auf den Kopfea der Pferde; das zweitc Tetrndracbmouebenfalls von Syrakus hat den Pallaskopf fast von vorn und anfdem Helm den KUnstlemamen EYKAEIAA; auch das gewohn-lich Panonnos zngetbeilte aber Kartbago gchorige grosse Silber-stuck mit dem Pegasus. In Tarent gepriigt sind zwei Goklmlinzendes Konigs Alexander von Epinis, eiii Stater von aiisserster Selten-beit mid ein kleines Goldmiinzcben mit dem Helioskopf von vorn,von bewundenings-^-iirdiger Sclibnbeit und Erbaltnng. Yon grosserSeltenheit sind auch eine Goldmiinze von Thasos und Tetradraeb-men von Ilion und von Alexandria Troas.

    Mebrere wertbvolle partbisebe Mlinzen verdienen ebenfallsErwiibnung, drei Tetradracbmen Mitbradats I. (Arsaces VI.) be-kanntlicb die altesten Grossstiicke dieser Reibe, z. Tb. mit derJabizabl TOP und einem Kopfe welcber dem genannten Konigewenig gleicbt. Unsre allmiiblig berangewacbsene Kcihe baktriscberMlinzen wurde durcb den Stater des Keichsgrlinders Diodotos undzwei vollkommcn erbaltene Tetradracbmen des Eukratides nndHeliokles bereicbert, deren Wertb urn so bober anziiscblagen istals selbst das iiberreicbe Kabinet des Britisehen Museums keines-wegs lauter gut erbaltene Exemplare der alteren Tetradracbmenentbalt. Die ptolemaiscbcn Reibenj scbon recbt reicb, wurdendurcb zwei der seltensten Jllinzen von Koniginnen vervollstiindigt,das Goklstlick dor Arsinoe des Pbilopator vom Gewicbt von 8attiscben Dracbmen, nnd den ebenso scbweren Silbermedaillonder Berenike des Euergetes.

    ^ on allgemeinem Interesse ist der Cistopbor rait dem Namendes Cicero, welclien er als Proconsul von Kleinasien im Jabre703/4 der St. zu Apamea priigcn liess, nocb obne den Imperator-Titel, welcben er am 13. October 703 d. St. annabm, so dassdiese Mitnze also vor diesem Tage gcpragt ist. Mtinzen vonStadten, welcbe nocli gar nicbt in der Samnilung vertreten waren,tfaten binzu: von Copai in Bootien, Aebillea in Pbrygien, Pioniain Mysien. Aiicb der Konig Aretas von Damaskos trat neu binzu.Unter den Kaisermiinzen zeicbnet sicb die scbon erwiibnte zu

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  • Die Erwerbungcn des K. Munzkabinets im Jabre 1873. 303

    Abydos unter Maximinus gepriigte aus, welclie den Lokalmjiiliiisdes Leander und der Hero gross uiid sclion darstellt.

    Die romischen Mliiizen stelien iu unsrer Sammluug dengriechischen an Zalil und Werth nacb. Urn so wichtiger war ausserder vorn erwUbntcn Sammluug von Medaillous ein bedeutenderAnkauf meist aus Grossbronzen bestebeud, welcbe sich sammtlicbdurcb die vollkommenste Erbaltung, und mancbe durcli Seltenbeitauszeicbnen. Darunter sind eine Grossbronze der Anuia Faustina,vielleicbt das schonste aller vorbandenen Exemplare dieser aussetstseltenen Mtinze, vollkommen scbone Grossbronzen der Plotina undMarciana, eine ̂ 11 der Tranquilliuâ ebenfalls stemiielfriscbj einMedaillon der beiden Pbilippus und der Otacilia mit deni Tempel,neben welcbem ex oraculo Apollinis stebt, und mebvere scboneContorniaten. Aber audi an einigen wicbtigen Miinzen andreiMetalle feblte es in dieser Auswabl nicbt: scbone Goldmiinzender Domitia nnd l̂ lotina, ein von Traian restituirter Denar derFamilie Lucretia, ein Silberinedaillon Constantins des Grossen.Aus anderen Quellen flossen: ein Goblniedaillon Constantins desGrossen, ein bei Platkow im Odcrbriicb gefiindencr Aureus desNumerian, bisber unl)ckannt und in dieser Zeitscbritt publicieitjendlicb ein Solidus Justinians mit der Aufscbrift ROMOB iniAbsebnitt, welcbe wie icb glaubc selten ist, so biiufig bei anderenKaisern RM im Felde stebt wiibrend der Abscbnitt CONOB bat.AQOB TESOB ANOB fiir Aquileia Tbessalonike Antiocbiasind alltaglicb, aucb CORMOB (wold COustautinopolitauiscbeWabrungj RoMa als Priigstiittej 72) koramt vor, aber ROMOBist ungewobnlich.

    Von mittelalterlieben und neueren Miinzen wurden, abgeseben von den etwa 3000 Stiicken der Gansauge scben undFox'scben Sammlungen (die letzteren sind unbedeiitend) duicb Ein-zelkiiufe etwa 200 StUeke gckauft Die wiulitigsten sind ein DenaiKarls des Grossen, aufwelcbem er REX FRANconuu ET LANgobai-dovum PATricius ROManus benaniit ist, und ein Denar des PapstesBenedict VI. Aucb einige scbone italieniscbe und besonders deutscbe

  • 3 0 4 J. Priedlaender.

    Medaillen des 16. Jahrhunderts traten den schon reicben Keihen hin-zu. Vor allem ein ausserordentlich scliones Kleinod mit dem BrustbildUHSies Kurflirsten Jobann &igisiDuiid, mit Email Diamauten uudEubinen gesehmlickt, an Kettchen hangend, ein wabres Pracbt-sttick, den beiden bereits vorhandenen libnlicben StUcken sicbanscbliessend. Aber selbst neiiere Goldmtlnzen, eine im Allge-meinen wenig anziehende Klasse, warden nicbt ausgescblossensobald sie bistoriscben "Wertb baben; so Tviu'de ein grosses Gold-sttick des Winterkbnigs gekauft, welcbes bisher nur aus falscbenStempeln gepragt vorbanden war; das falsche Stiick ist ausge-merzt und zum Feucrtode verurtbeilt worden,

    Zu giiter Letzt ist ein wertbvolles Gesebenk zu rlibmen,welcbes Herr Fabrikant Westermann zu Bielefeld dem Kabinetgemacbt bat, indem er gestattete, aus seiner Saiumlung vonAachener Mtiuzen alle dem Kabinet feblende auszuwiibleu; sowurde die Reibe der Mlinzen dieser wichtigen vaterlandiscbenStadt durcb 98 StUcke vervollstandigt; unter dencn sicb sogarem Karolingei von Aacben befindet, bekanntlicb eine ausserstseltene MUnze, dann mebrere der iiltesten Kaisermtinzen, beinabenica. Je seltenei in Deutschland ofFentlicbe Sammlungen durcb

    Gescbenke bereicbert werden, «m so bbber und dankbarer istdies Gesebenk des Herrn Westeimann zu rUbmen.

    Die Zabl der im Laufe des Jabres erworbenen Mlinzen allerArt beti-agt mebr als 18,400, darunter fast 800 goldne, mebr als8000 silbeme.

    Das Kabinet bestebt jetzt aus 44,000 Griecbiscben Mtinzen,(860 goldnen und nabe au 14,000 silbernen); aus 31,000 Eomiscben,(1670 goldnen und 14,500 silberaen), und aus etwa 85,000 mittel-alterlicben, neueren und orientaliscbeu Muuzen und Medaillen, alsoungerabr 160,000 StUcken.

    J. Frtedlaender.