18
Ein Linker und ein Liberaler über Freundschaft zwischen politischen Gegnern Na, Klassenfeind? www.politik-kommunikation.de Helios Media GmbH | ISSN 1610-5060 | Ausgabe 03/13 | Mai/Juni 2013 | 7,20 Euro Wahl-Veteran Kampagnenmacher Frank Stauss über den „Höllenritt“ Wahlkampf KAMPAGNE 36 Frischer Elan Julia Verlinden, Nachwuchstalent der Grünen, im Porträt POLITIK 14

Na, Klassenfeind?

Embed Size (px)

DESCRIPTION

Ein Linker und ein Liberaler über Freundschaft zwischen politischen Gegnern

Citation preview

Page 1: Na, Klassenfeind?

Ein Linker und ein Liberaler über Freundschaft zwischen politischen Gegnern

Na, Klassenfeind?

www.politik-kommunikation.de Helios Media GmbH | ISSN 1610-5060 | Ausgabe 03/13 | Mai/Juni 2013 | 7,20 Euro

Wahl-VeteranKampagnenmacher Frank Stauss über den „Höllenritt“ Wahlkampf KAMPAGNE 36

Frischer ElanJulia Verlinden, Nachwuchstalent der Grünen, im Porträt POLITIK 14

Page 2: Na, Klassenfeind?

2

Inhalt

pol it ik&kommunikat ion | Ma i / Jun i 2013

Foto

s: C

hris

tine

Am

brus

; w

ww

.bau

man

nste

phan

.com

; Pr

ivat

; fl

ickr

.com

/ H

uber

t Bu

rda

Med

ia/B

raue

rPho

tos

(c)

Sabi

ne B

raue

r

�� ������ �������politik&kommunikation 3/13 – Mai/Juni 2013

14 Frischer ElanBefeuert von einer stringenten Quote sind unter den Nachwuchstalenten der Grünen viele Frauen. Julia Verlinden ist eine von ihnen. p&k porträtiert die 34-Jährige für unsere Serie über Bundestagskandidaten.

18 Guter KumpanIm Plenum bekämpfen sie sich, privat trinken sie ein Bier zusammen: Jürgen Koppelin (FDP) und Dietmar Bartsch (Die Linke) verstehen sich bestens. Ein Einzelphänomen? p&k ist dieser Frage nachgegangen.

36 Wahl-Veteran„Ich liebe es, ich hasse es“, sagt Kampagnenmacher Frank Stauss über Wahlkämpfe. Aus seinem aktuellen Buch „Höllenritt Wahlkampf“ druckt p&k exklusiv einen Auszug.

�/��

��������

30 Kompakt32 „Böse Blicke von Wehner“ Interview mit dem ehemaligen

SPD-Kampagnenmacher Harry Walter von Felix Fischaleck und Björn Müller

36 Einzigartiger Thrill Auszug aus dem Buch

„Höllenritt Wahlkampf“ von Frank Stauss 40 Liebe Alternative für Deutschland Satirischer Wettbewerb zu

Kampagnenmotiven für die AfD

�������������

42 Kompakt44 Emanzipierte Campañeros Politische Kommunikation in Lateinamerika von Peter-Alberto Behrens 46 Blair’s Babe Porträt über die aus Bayern stammende Labour-Politikerin Gisela Stuart von Aljoscha Kertesz

������

48 Rhetorik

������

50 Kompakt52 Wahlrauschen im Röhren-Radio p&k-Historie: Teil 18 von Marco Althaus

�������

8 Meldungen Media Consulta bleibt vorn, Junior-Bundestag

�������

12 Optionsmodell abschaffen? Pro und Kontra von Volker Beck

und Erika Steinbach14 Der Kumpel-Typ Porträt über Bundestagskandidatin

Julia Verlinden von Björn Müller18 „Manch Liberaler würde sich nie mit einem Linken zusammen- setzen“ Doppelinterview mit Jürgen Koppelin

und Dietmar Bartsch von Sandra Schmid und Nicole Alexander 22 Vereint gegen die Regierung Warum politische Gegner privat durchaus miteinander können von Nicole Alexander 24 „Man braucht ein dickes Fell“ Interview mit Buchautor Moritz

Küpper über Seiteneinsteiger von Nicole Tepasse

������ �������

26 Der Anti-Pirat Christian Sommer lobbyiert in Berlin für die Hollywood-Studios von Felix Fischaleck 28 Gesetz des Monats Das Trennbankengesetz

54 O-Ton zur Primetime Das Radio im Wahlkampf von Holger Ihle und Jörg Uwe Nieland56 Bücher und TV

�����

58 Karrierekurve Bernd Buchholz60 Auf nach Gelnhausen! Dagewesen von Nina Bezold61 Mein Lieblings... p&k befragt Bundestagsabgeordnete

nach dem, was ihnen lieb ist62 Ossis Welt Das Politikbilderbuch64 Gala Die wichtigsten Events68 Personen und Karriere Schulz folgt auf von Rudloff, Jäger geht nach Afghanistan 71 Ein erfahrener Kommunikator verlässt die Berliner Bühne Würdigung Wolf-Dieter Zumpforts 72 Politikkalender Die Top-Termine im Mai/Juni73 Porträt in Zahlen Livia Cotta

��������

3 Redaktionstagebuch5 Liebling des Monats6 Im Mehrfrontenkrieg Essay von p&k-Chefredakteurin

Nicole Alexander74 Letzte Seite

Page 3: Na, Klassenfeind?

Selbst Angie ließ über ihren Sprecher verkünden: „Viele Men-schen sind jetzt von Uli Hoeneß enttäuscht. Die Kanzlerin zählt auch zu diesen Menschen.“ Ent-täuscht – und zwar von der Kanz-lerin – dürfte Ende vergangenen Jahres auch der Bayern-Präsident gewesen sein: Ein einfaches Steuerabkommen mit der Schweiz scheiterte am Widerstand von SPD und Grünen. Schwache Leistung

von der Merkel. Jetzt hat er also den Schlamassel, der „Vater Tere-sa vom Tegernsee“, der „Nelson Mandela von der Säbener Straße“ und die „Mutter aller Manager“. Fragt sich nur, wie kam Hoeneß‘ Selbstanzeige ans Licht der Öf-fentlichkeit? Es gibt da einen bö-sen Verdacht, und der lautet: Die undichte Quelle stammt aus den eigenen Reihen. Der Mann, der sich verplappert haben soll, spielt

gerne mit dem Feuer und sitzt derzeit in der Justizvollzugsan-stalt München-Stadelheim: Breno Vinícius Rodrigues Borges, kurz Breno, einst ein hoffnungsvolles Verteidiger-Talent. Der für seine soziale Ader bekannte Hoeneß stattete, so berichten Insider, dem Brasilianer vor einigen Wochen einen Routinebesuch ab. Dabei seien die Worte „Steuerbetrug“, „Selbstanzeige“ und „vielleicht zu

spät“ gefallen. Der Bayern-Präsi-dent habe dem einsamen Breno schließlich in Aussicht gestellt, ab dem Sommer eine Gemeinschafts-zelle beziehen zu können. Selbst-verständlich in den Vereinsfarben Rot-Weiß, und mit gemeinsamen Fußballabenden. Außerdem war die Rede von Rostbratwürsteln bis zum Abwinken. Brenos Vorfreude war wohl zu groß. Sie wurde Hoe-neß zum Verhängnis.

Liebling des Monats: Uli Hoeneß

3pol it ik&kommunikat ion | Ma i / Jun i 2013

Page 4: Na, Klassenfeind?

4 pol it ik&kommunikat ion | Ma i / Jun i 2013

Im Mehrfrontenkrieg

Keine Frage, der Ton zwischen den Geschlechtern wird rauer. Selbst in der Daimler-Zentrale in Stuttgart, in der die (Männer-)Welt doch noch in Ordnung sein sollte. Nix

da! Wie die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszei-tung“ Mitte März berichtete, hatte eine weib-liche Nachwuchsführungskraft den Fehler begangen, sich in einem internen Blog für die Diversity-Strategie des Autoherstel-lers zu begeistern. Und damit schier unfassbare Reaktionen an Häme, Spott und Neid bei ihren männli-chen Kollegen ausgelöst, die ob des Frauenförderungsprogramms ihres Unternehmens offensichtlich um ihren beruflichen Aufstieg fürch-ten. „Eine Frau sollte lieb und nett sein, so wollen wir sie sehen“, war noch einer der harmloseren Kom-mentare.

Diese wahre Begebenheit macht im ersten Moment sprachlos und im zwei-ten nachdenklich. Berichten nicht Pädago-gen und Psychologen, dass die Jungen bereits im Kindergarten und später in der Schule immer öfter von den Mädchen abgehängt werden? Belegen nicht Statistiken, dass mehr Frauen als Männer studieren und promovieren? Sind also Männer die wahren Opfer?

Ist die ganze aktuelle Debatte um eine gesetzliche Frau-enquote Unsinn, weil Frauen ohnehin unau�altsam auf dem Marsch nach oben sind, während ihre männlichen Kollegen, von Politik und Wirtschaft eiskalt im Stich gelassen, auf halber Strecke am Wegesrand liegen bleiben?

Nein, nein und nochmals nein! Es ist ein Irrglaube, dass sich die Gleichberechtigung im Berufsleben schon von alleine ein-stellen werde.

Sicher, solange Frauen kinderlos sind, scheinen ihre Chan-cen auf den Aufstieg in die Führungsebene eines Unternehmens

Die Zeichen stehen auf Sturm: Immer mehr Männer revoltieren gegen FRAUENQUOTE

und Frauenförderprogramme. Zu Unrecht.

VON NICOLE ALEXANDER

heute denen von Männern kaum nachzustehen. Doch spätes-tens, wenn sie selbst Familie haben, sieht es ganz anders aus.

Denn dann sehen sie sich unvermittelt in einen Art Mehrfron-tenkrieg verwickelt: gegen die ehrgeizigen Kollegen im Büro, die im Unterschied zu jungen Müttern viel Zeit haben, um an ihrem beruflichen Aufstieg zu basteln; gegen massive gesellschaftli-che Vorbehalte gegenüber den „Rabenmüttern“, die angeblich ihre Karriere über das Wohl ihrer Kinder stellen; gegen eine gna-den- und gedankenlose Arbeitswelt, in der immer noch eine oft absurde Anwesenheitskultur herrscht; nicht zuletzt gegen das

eigene schlechte Gewissen den Kindern gegenüber und gegen ein Gefühl permanenter Erschöp-

fung angesichts der Vielzahl der Aufgaben, die sie täglich bewältigen müssen.

Daher sind Diversity-Strategien wie die von Daimler absolut gerechtfertigt. Und die Vertagung einer politischen Entscheidung über die Einführung einer Frauenquote für Aufsichts-räte in ferne Zukunft ein fatales politisches Signal. Denn was auch immer man von der Quote selbst hält: Letztlich hat nur die Andro-hung einer baldigen gesetzlichen

Regelung Unternehmen wie Daim-ler dazu gebracht, sich die Frauenför-

derung auf die Fahnen zu schreiben.Und geradezu wie Hohn wirkt es,

dass Merkel die nicht wenigen Befürworte-rinnen einer Frauenquote in den eigenen Rei-

hen gnadenlos ausbremst, um sich kurz darauf im Kanzleramt mit weiblichen Führungskräften zu treffen und sich in bewährter „Mutti“-Manier anzuhören, wo denn der Schuh drückt. Klar, die Kanzlerin im Kreise weiblicher Führungskräfte – das gibt schöne Bilder für den Wahlkampf. Ob sie den Frauen helfen werden, darf bezweifelt werden.

Beim nächsten Treffen sollen übrigens nach dem Wunsch der Kanzlerin auch Männer dabei sein. Allerdings, so Merkel laut „Süddeutscher Zeitung“, müsse man aufpassen, dass „die sich nicht von der Frauen-Community zum Verhör geladen füh-len“. Typisch: Fürs Wohlfühl-Programm sind mal wieder die Frauen verantwortlich. Die Daimler-Männer wird’s freuen.

Essay

Foto

: Si

gnor

ina

| Dre

amst

ime.

com

Page 5: Na, Klassenfeind?

DAS NULL-EMISSIONSAUTO. FÜR UNS DER NÄCHSTE SCHRITT.

EIN REVOLUTIONÄR, DER NICHTS ERREICHEN WILL.Mirco Schwarze ist einer von über 100.000 Mitarbeitern beim nachhaltigsten Automobilhersteller der Welt.* Und er hat ein Ziel: Das Null-Emissions-auto. Erfahren Sie wie Mirco Schwarze und sein Team mit dem BMW ActiveE eine Revolution auf den Weg brachten. Mit dem Start des BMW i3 in diesem Jahr ist das Ziel jetzt zum Greifen nah.www.bmwgroup.com/whatsnext

* Zu

m a

chte

n M

al in

Fol

ge B

ranc

henf

ühre

r im

Dow

Jone

s Sus

tain

abili

ty In

dex.

Jetzt Film ansehen.

Page 6: Na, Klassenfeind?

6

Pol i t ik

pol it ik&kommunikat ion | Ma i / Jun i 2013

Foto

s: C

hris

tina

Bau

erm

eist

er

Mittendrin - Julia Verlinden auf dem Parteitag der Grünen in Berlin

Page 7: Na, Klassenfeind?

7pol it ik&kommunikat ion | Ma i / Jun i 2013

Für eine Frau, die gerne plant, beginnt der Grünen-Parteitag in Berlin mit einer kleinen Irritation. Die Abge-

sandten aus Nienburg haben sich einen zusätzlichen Platz geschnappt, der ei-gentlich Verlindens Kreisverband Lüne-burg zusteht. Ihr Sitznachbar diskutiert mit den Parteifreunden, redet dann kurz mit ihr. Die Nienburger wollen den Platz nicht hergeben. „Blöd, aber wir wollen uns nicht streiten“, sagt die 34-Jährige di-plomatisch. „Dann rotieren wir eben und organisieren noch einen Stuhl.“ Sie packt eine Brötchentüte und einen Laptop auf ihren Tisch. Im Velodrom, wo sonst Rad-rennfahrer ihre Runden drehen, läuft ge-rade der Parteitag warm. 800 Delegierte suchen ihre Plätze, begrüßen sich. Auf einer Großleinwand gibt es einen Anti-Merkel-Film zu sehen. Gleich wird Jür-gen Trittin, Grünen-Fraktionschef im Bundestag, eine Rede halten. Zu seiner Truppe wird wohl bald die Frau mit den kupferfarbenen Locken gehören.

In die Rippen knuffen

Die 34-Jährige tritt im Wahlkreis 38 (Lüchow-Dannenberg, Lüneburg) für die Grünen zur Bundestagswahl an. Dass sie ihn direkt holt, glaubt niemand, auch sie selbst nicht. Die Grünen haben zwar mit Lüneburg eine Hochburg im Wahl-kreis, dominiert wird er aber vom ländli-chen Teil Lüchow-Dannenberg. Eckhard Pols, ein Glasermeister mit fünf Kindern,

JULIA VERLINDEN sitzt wohl bald für die Grünen im Bundestag. Sie verkörpert den au�ommenden Typ des Politik-Bearbeiters, den ihre Partei dringend braucht. Zweiter Teil der Serie über Bundestagskandidaten.

VON BJÖRN MÜLLER

Der Kumpel-Typ

siegte 2009 für die CDU. Er kandidiert er-neut, ebenso wie die damals zweitplat-zierte Hiltrud Lotze von der SPD. Julia Verlinden ist trotzdem so gut wie sicher im nächsten Bundestag: Sie ist die Num-mer Drei auf der Landesliste der Grünen in Niedersachsen.

Am Rednerpult hat Trittin inzwi-schen losgelegt und nimmt die Amigos der CSU unter Beschuss. Verlindens An-liegen ist weniger medienwirksam und trockener. Mit ein paar Mitstreitern will sie erreichen, dass ihr Kernthema Ener-gieeffizienz bei Gebäuden im Wahlpro-gramm prominenter platziert wird. Ver-linden hat Umweltwissenschaften stu-diert, über die EU-Energieeffizienzricht-linie ihre Doktorarbeit geschrieben. Seit Jahresbeginn leitet sie den Fachbereich Energieeffizienz beim Umweltbundes-amt in Dessau. Die Energiewende ist ihr politisches Sehnsuchtsthema, um sie vor-anzubringen, will sie in den Bundestag.

In den nächsten Stunden wandert Verlinden mit den Mitgliedern ihrer Ar-beitsgemeinschaft „Energie“ von Steh-tisch zu Stehtisch. Wer sie bei der Arbeit beobachtet, bekommt einen Eindruck

davon, wie sie tickt. Sie plauscht gerne und gibt jedem das Gefühl ungeteilter Aufmerksamkeit – eine Wohltat im ge-hetzten Politikbetrieb. Und sie hat den Charme eines Kumpel-Typs, der einem nach getaner Arbeit in die Rippen knufft und einem das Haben-wir-mal-wieder-gut-gemacht-Gefühl gibt: „Hey Andreas, da gehen wir noch ein Bier trinken, wenn das durch ist.“

Produkt des Wandels

Alles zu harmlos und zu nett für die Polit-Egoshow in Berlin? Fakt ist, bei ihren bis-herigen Stationen in der Politik, wie im Stadtrat und Kreistag von Lüneburg, hat sich Verlinden keine Feinde gemacht. Der Frau fehlt offensichtlich die für den Politikerberuf notorische Profilierungs-sucht. „Sie konnte darauf verzichten, sich zu äußern, wenn zu einem Thema alles gesagt war“, meint Regina Baumgarten, die CDU-Bürgermeisterin von Lüneburg, und fügt hinzu: „Wir hatten ein gutes Ar-beitsverhältnis.“ Ihr Parteikollege Ulrich Blanck beschreibt sie als Kopfmensch, „der über die Fachlichkeit kommt“.

Wer mit Verlinden durch die Kata-komben des Velodroms läuft, kann die Wandlung der Grünen von der Protest- zur Bürgerpartei anhand der dort aufge-bauten Lobby-Stände nachvollziehen. Neben den üblichen Verdächtigen wie „Bee Good – Bündnis zum Schutz der Bienen“ und den Sparkassen gibt es Pro-tagonisten, die dort früher keinen Stell-platz bekommen hätten; so den Bundes-

„ Blöd, aber wir wollen uns nicht streiten. Dann rotieren wir eben und organisieren noch einen Stuhl“

Pol i t ik

Foto

: Ch

rist

ine

Am

brus

Page 8: Na, Klassenfeind?

8

Pol i t ik

pol it ik&kommunikat ion | Ma i / Jun i 2013

verband der Energie- und Wasserwirt-schaft, bis zur Energiewende ein Lob-byschwert der Atomkonzerne. Auch der Stand von „Tank und Rast“, laut Eigen-werbung Deutschlands größter Betreiber von Autobahn-Raststätten, irritiert.

Die Politikerin Verlinden ist ein Pro-dukt dieses Wandels. Mit der Ener-giewende gehören die grünen Themen endgültig zur Alltagspolitik der Berliner Republik. Statt charismatischer Barrika-denkämpfer ist Fachkompetenz und Em-pathie nötig, um politisch erfolgreich zu bleiben. Je bürgerlicher die Partei wird, desto mehr Bearbeiter wie Verlinden braucht sie. Kämpfernaturen wie Chris-tian Ströbele sind auf dem Rückmarsch. Unterstützt durch eine stringente Quote – die ungeraden Plätze auf den Grünen-Landeslisten stehen Frauen zu – sind es gerade junge Politikerinnen, die sich den Weg nach oben bahnen. Ihr Merkmal: eine akademische Ausbildung, die meist maßgeschneidert ist für die Kärrnerarbeit an den Sachthemen der Grünen. Polit-Ta-lente diesen neuen Typs sind Luise Amts-berg, Annalena Baerbock, Katharina Fe-gebank und eben Julia Verlinden.

Deren Vita ist eine bürgerliche Exis-tenz im Zeichen der Sonnenblume. Ver-lindens Entscheidung, sich politisch für die Grünen zu engagieren, fiel 1999 bei

einer Demo gegen das Atomendlager Gorleben. Ein Jahr zuvor war sie zum Stu-dium ins nahe gelegene Lüneburg gezo-gen. Mit anderen jungen Leuten radelte sie eine Woche lang durch die Region. Das Gruppengefühl und das Debattieren mit den Anwohnern gefielen ihr. Ein Er-weckungserlebnis war die Demotour mit dem Rad aber nicht. Bei Verlinden kamen erst die Inhalte, dann die Partei – nicht umgekehrt wie bei anderen Politiktalen-ten.

Die älteste von fünf Schwestern wuchs in Bergisch-Gladbach bei Köln auf. Der Vater arbeitet im öffentlichen Dienst, die Mutter ist Erzieherin. Die Umweltpolitik hat bei den Verlindens einen hohen Stel-lenwert. Die Eltern nahmen ihre Töch-ter mit auf Tschernobyl-Demos. Die heu-tige Bundestagsabgeordnete in spe sam-melte als Kindergartenkind Wildkräuter für die „Bergischen Naturschutz-Löwen“. Später engagierte sie sich im Green Team von Greenpeace, dann in der BUND-Ju-gend und schließlich, während des Stu-

diums, bei den Grünen. Damals lernte sie auch ihren Mann kennen. Der ist eben-falls Parteimitglied, aber kein Politiker.

Der erste Tag des Parteitags endet mit einer kleinen Niederlage für Verlinden. Steffi Lemke, Bundesgeschäftsführerin der Grünen, will der Energieeffizienz bei Gebäuden nicht mehr Raum im Wahl-programm geben, um es nicht aufzublä-hen. Lemke setzt sich durch, der Ände-rungsantrag Verlindens und ihrer Mit-streiter wird niedergestimmt. „Immerhin haben wir es versucht“, ist ihre Reaktion.

Fragt man Verlinden nach ihrem Ver-ständnis von Macht in der Politik, dauert es lange, bis man eine Antwort bekommt. Das Wort „Macht“ gefällt ihr sichtlich nicht. Schließlich ringt sie sich den Be-griff „Gestaltungsmacht“ ab, schiebt aber schnell hinterher, dass sie sich in erster Linie als Vermittlerin sieht. Die Dinge vo-ranzubringen sei ihr wichtig, da werde sie auch mal ungeduldig und wolle, dass es „zacki zacki“ geht. Trittin kann sich freuen, hier kommt kein weiblicher Strö-bele, sondern ein Teamplayer.

Keine 30 Jahre Schützenfeste

Im Bundestag ist Verlindens Kernthema Energieeffizienz bei Gebäuden in der Grünen-Fraktion schon besetzt. Ge-schäftsführerin Daniela Wagner bea-ckert es im Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung. Die Neue hofft, sich stattdessen im Umweltausschuss als Fachpolitikerin im Bereich Energiepo-litik profilieren zu können. Angst, dass sich zu viele Parteikollegen auf das grüne Spitzenthema stürzen und sie ins Hin-tertreffen gerät, hat sie nicht: „Ich denke, die Partei respektiert mein Kompetenz-profil.“

Verlinden werde sicher keine Hinter-bänklerin, die 30 Jahre lang nur Schüt-zenfeste besucht, meint ein Parteikol-lege. Für Trittins neue Kollegin ist die Berliner Politik nicht die Erfüllung aller Träume. Sie hofft, im Bundestag Zeit für Fachpolitik zu haben. Wenn das nicht gehe, müsse sie nach anderen Optionen Ausschau halten, meint Verlinden. Jetzt aber geht erstmal der Wahlkampf los und damit eine Phase voller Stress. „Um run-terzukommen“, geht die Parlamentarierin in spe im Wald joggen. Lange Zeit hörte sie dabei gern Musik. Inzwischen ver-zichtet sie auf die Beschallung, um mal wirklich Ruhe zu haben.

Bürgerliche Vita im Zeichen der Sonnenblume

Kommt der Vorschlag bei Steffi Lemke durch? Verlinden und die Arbeitsgemeinschaft „Energie“.

Foto

: Ch

rist

ine

Am

brus

Page 9: Na, Klassenfeind?

Sparkassen. Gut für Deutschland.

Sparkassen-Finanzgruppe

Wann ist ein Geldinstitut gut für Deutschland?

Sparkassen fördern den Wachstumsmarkt Umwelt. Mit ihren Finanzierungs- und Beratungsangeboten unterstützen sie den Ausbau innovativer Klimaschutz-technologien. Gemeinsam mit ihren Kunden tragen sie so zu einer erfolgreichen Energiewende in Deutschland bei. Das ist gut für die Wirtschaft und gut für die Umwelt. www.gut-fuer-deutschland.de

�Wenn es Investitionen ermöglicht,die sich für die Umwelt rentieren.

DSGV_PolundKom_GfD3_Wirt.indd 1 21.08.12 14:30

Page 10: Na, Klassenfeind?

10

Pol i t ik

pol it ik&kommunikat ion | Ma i / Jun i 2013

p&k: Herr Küpper, wird Peer Stein-brück im Bundestagswahlkampf mit Designforscherin Gesche Joost noch mal richtig punkten können?Moritz Küpper: Die Absicht ist zumin-dest klar zu erkennen: ein junges, unver-brauchtes und vor allem modernes Ge-sicht im Schattenkabinett zu haben, das das Thema Internet abdecken soll, wo die SPD-Personalauswahl ja eher gering ist. Medial scheint es aufzugehen. Aber es wird sich zeigen, ob sich Steinbrück mit der Personalie nur schmücken will oder ob er Joost glaubhaft einbinden kann. Angela Merkel etwa ist das 2005 mit Paul Kirchhof nicht gelungen.Was genau ist beim ehemaligen Bun-desverfassungsrichter Kirchhof, der damals als Parteiloser dem Kompe-tenzteam von Angela Merkel ange-hörte, falsch gelaufen?Fatal war, dass es zwei Steuerkonzepte gab: eines von der CDU, eines von Kirch-hof. Das hat nicht nur die eigenen Leute, sondern auch die unentschlossenen Wähler verwirrt. Es ist ein schmaler Grat: Einerseits können Parteien mit Perso-nen von außen und erst recht mit Promi-nenten Stimmen dazugewinnen. Ande-rerseits muss die Person zur Partei und deren Positionen passen.Der Titel Ihres Buches „Politik kann man lernen“ ist ein Zitat des CDU-Ab-geordneten und früheren Leistungs-turners Eberhard Gienger. Was hat er richtig gemacht, warum hat es bei ihm mit dem Seiteneinstieg geklappt? Die CDU in Baden-Württemberg hat 2002 für den Wahlkreis Neckar-Zaber einen Direktkandidaten gesucht, der nicht mit einem Listenplatz abgesichert war, und hat Herrn Gienger gefragt, ob er sich vorstellen könne, für die CDU zu kandidieren. Er konnte – und war be-reit, ein sechsmonatiges Praktikum bei der CDU zu machen, Zeit in den Wahl-kampf zu investieren, ohne die Sicher-heit, auch tatsächlich in den Bundestag

Auf der Beliebtheitsskala rangieren Politiker weit unten. Für politische Seiteneinsteiger gilt das nicht. Warum? Darüber sprach p&k mit MORITZ KÜPPER, Journalist und Autor des Buches „Politik kann man lernen“.

INTERVIEW: NICOLE TEPASSE

„Man braucht ein dickes Fell“

einzuziehen. Natürlich hatte er den Vor-teil, finanziell abgesichert zu sein. Aber nicht nur das. Gienger war es gewohnt, in der Öffentlichkeit zu stehen, vor Leuten zu sprechen. All diese Dinge sind förder-lich, denn die mediale Aufmerksamkeit ist enorm. Eines müssen alle wissen, die

in die Politik gehen wollen: Man braucht ein dickes Fell.Wie würden Sie den typischen Seiten-einsteiger beschreiben?Meine Auswertung hat ergeben, dass er männlich, im Schnitt 48 Jahre alt und deutlich gebildeter ist als der klassische

„Deutschlandfunk“-Redakteur Moritz Küpper hat seine Doktorarbeit über politische Seiteneinsteiger geschrieben

Page 11: Na, Klassenfeind?

11pol it ik&kommunikat ion | Ma i / Jun i 2013

Politiker. Das ist auch nicht verwunder-lich, denn unter den Seiteneinsteigern waren ja viele Professoren, die gerade aufgrund ihres wissenschaftlichen Re-nommees für die Politik interessant wur-den – wie Paul Kirchhof, Rita Süssmuth oder Roman Herzog. Der typische Sei-teneinsteiger ist außerdem – gemessen an der Dauer seines Verbleibs in der Poli-tik – beinahe genauso erfolgreich wie an-dere Politiker. Welche Parteien bieten Seiteneinstei-gern die besten Chancen?Bei den Grünen sind die Chancen heute sehr viel schlechter als zu Beginn. Dage-gen gehört es bei der Partei Die Linke zur Strategie, Leute aus anderen Bereichen für die Politik zu gewinnen – wie den Schauspieler Peter Sodann oder die The-ologin Uta Ranke-Heinemann, die Toch-ter des dritten Bundespräsidenten Gus-tav Heinemann. Allerdings muss man klar sagen: Die beiden haben als Mario-netten fungiert. Bei der Wahl zum Bun-despräsidenten hatten sie keine Chance. Sie aufzustellen, sollte vielmehr die Sym-pathiewerte im Westen steigern, wo die

Partei ja teilweise an der Fünf-Prozent-Hürde geknapst hat.Schickt deshalb Oskar Lafontaine jetzt den Ex-Tennisprofi Claudia Kohde-Kilsch ins Rennen um ein Direktman-dat für Die Linke im Saarland?Ja, da lässt sich das klassische Muster er-kennen. Zumal Lafontaine selbst auch gesagt hat, dass er sich die Karriere von Eberhard Gienger angeschaut hat, über dessen Weg in die Politik wir ja eben ge-sprochen haben. Das geht sogar so weit, dass Lafontaine bereits meint, Claudia Kohde-Kilsch könnte Die Linke ideal im Bundestagssportausschuss vertreten. Mal sehen, ob sie es schafft.Wie sieht es mit Seiteneinsteigern bei den Volksparteien aus? Die SPD versucht seit Jahrzehnten, sich für Leute von außen zu öffnen. Allerdings ist es schwierig, den Leuten, die an der Basis arbeiten, Plakate kleben und am Samstag in der Fußgängerzone den Wahlkampf machen, zu erklären, dass die Top-Posi-tionen mit Seiteneinsteigern besetzt wer-Foto

s: w

ww

.bau

man

nste

phan

.com

; M

arco

Urb

an;

wik

imed

ia.o

rg/

Felix

Kön

ig;

Mar

co U

rban

„ Seiteneinsteiger haben in ihrem Leben meist schon viel erreicht.“

den. Das ist das Grundproblem bei allen Parteien. Bei der SPD war es aber unter Kanzler Schröder besonders stark ausge-prägt: Ein Bundestagsmandat haben die bekommen, die die Kärrnerarbeit geleis-tet haben, und die Seiteneinsteiger wur-den mit der Autorität des Kanzlers auf die Ministerposten gehoben.Eine der bekanntesten Seiteneinstei-gerinnen ist Ursula von der Leyen, die vor ihrer politischen Karriere als Ärz-tin gearbeitet hat. Inwiefern hat sie davon profitiert, dass ihr Vater Ernst Albrecht viele Jahre lang niedersäch-sischer Ministerpräsident war?Mit Sicherheit war das sehr hilfreich. Sie hat von klein auf mitbekommen, was es bedeutet, in der Öffentlichkeit zu stehen, wie die Mechanismen ablaufen. Und was nicht zu unterschätzen ist: Sie kannte na-türlich auch schon viele Leute in der Po-litik – Stichwort Netzwerk. Die Vorteile und Erfolgschancen, die sich vielen Poli-tikern nur mit der typischen Ochsentour bieten, hat sie qua Geburt. Expertise, Aufmerksamkeit – das sind die Gründe der Parteien, auf Perso-nen von außen zu setzen. Was treibt die Seiteneinsteiger selbst an?Natürlich ist es zum einen sehr schmei-chelhaft, wenn Parteien an einen heran-treten. Entscheidend ist aber etwas ande-res. In der Regel haben die Seiteneinstei-ger in ihrem Leben schon viel erreicht. Es reizt sie dann, sich noch einmal auf einem anderen Gebiet zu beweisen und nach der Kennedy-Maxime zu handeln: „Frage nicht, was dein Land für dich tun kann, sondern was du für dein Land tun kannst.“Sie haben mit vielen Seiteneinstei-gern gesprochen. Wie bewerten sie selbst ihren Ausflug in die Politik? Für den ehemaligen Wirtschaftsminister Werner Müller ist es eine Facette seines Lebens. Für Rita Süssmuth ist ihre poli-tische Karriere dagegen sicher bedeuten-der als ihre wissenschaftliche Lau�ahn. Paul Kirchhof verbucht seine Erfahrun-gen als unerfreuliche Episode. Er hat mir erzählt, dass er nach wie vor um Rat ge-fragt wird, wenn Menschen vor der Ent-scheidung stehen, in die Politik zu gehen. Und auch wenn es bei ihm, wie er es selbst sagt, „in die Hose gegangen ist“, ermutigt er jeden, es zu versuchen, weil Seiten-einsteiger seiner Meinung nach der Poli-tik gut tun. Und das ist das Resümee fast aller, mit denen ich gesprochen habe.

Nicht glaubwürdig integriert: Paul Kirchhof

Früher Kunstturner, jetzt MdB: Eberhard Gienger

Erfolgschancen qua Geburt: Ursual von der Leyen

Page 12: Na, Klassenfeind?

12

Kampagne

pol it ik&kommunikat ion | Ma i / Jun i 2013

Foto

: dp

a/Pr

esse

foto

ULM

ER/C

laus

Cre

mer

; dp

a

aller Anfang ist schwer: Während Ihr noch dabei seid, Landesverbände zu gründen und Unterschriften für die Zulassung zur Bundestagswahl zu sammeln, hat sich p&k schon mal

Gedanken über mögliche KAMPAGNENMOTIVE gemacht. Wir haben drei Werbeagenturen gebeten, sich mit Euren Forderungen auseinanderzusetzen. Die gute Nachricht: Die Botschaft „Raus aus dem

Euro“ ist durchaus kampagnentauglich. Die schlechte: Satiretauglich ist sie auch.

Liebe Alternative für Deutschland,

WE DO communicationDie Berliner Kommuni-kationsagentur „WE DO“ nimmt den prominenten Steuersünder Uli Hoeneß gleich mit aufs Korn. Dazu Geschäftsführer Gregor C. Blach: „‚Für alle, die Stress mit dem Euro haben‘ ist ein ein-dringliches Wahlplakat für die Partei Alternaive für Deutschland. Es zeigt einen von vielen betrof-fenen Europäern, denen der Euro nur geschadet hat. Es macht deutlich: Mit der D-Mark wäre das nie passiert!“

SATIRE

Page 13: Na, Klassenfeind?

13pol it ik&kommunikat ion | Ma i / Jun i 2013

dieckertschmidt Die Agentur „dieckert-schmidt“ lässt das deutsche Schlagerduo der siebziger Jahre, Cindy & Bert, für die AfD wieder aufleben. „Wer Europa nur monetär und nicht politisch begreift, kann keine Alternative für Deutschland sein. Probleme löst man durch visionäre Ideen. Nicht durch das Zurückholen überholter Gemütlich-keits-Konventionen“, kommentiert Geschäfts-führer Stefan Schmidt das Plakat.

upart Die österreichische Wer-beagentur „upart“ greift die D-Mark-Nostalgie auf. Dazu Geschäftsfüh-rer Daniel Frixeder: „Die zentrale Idee der AfD ist die Abschaffung des Euro und damit die Wieder-einführung der D-Mark. Unser Slogan bringt diese Botschaft auf den Punkt. Ein kleines Wort-spiel sorgt für werblich pointierte Überhöhung. Headline und Baseline lassen D-Mark-Nostalgie und Ironie durchblitzen.“

SATIRE

SATIRE

Page 14: Na, Klassenfeind?

14 pol it ik&kommunikat ion | Ma i / Jun i 2013

Internat ional

Foto

s: k

kf.o

rg.s

a/no

mor

eabu

se;

2013

Mom

s D

eman

d A

ctio

n fo

r G

un S

ense

In

Am

eric

a

SAUDI-ARABIEN

Unverhüllt

Am 1. Juli tritt Kroatien der EU bei, doch die Euphorie darüber ist in dem Land bis jetzt verhalten. Mitte April wählten die Kroaten erstmals Abgeord-nete in das EU-Parlament. Die Wahl-

beteiligung lag bei 20,8 Prozent. Mehr Lust auf die EU soll nun die Quiz-Show „EUnigma“ im Fernsehen bringen. Das Format entwickelte der öffentlich-rechtliche Fernsehsender HTV mit Hilfe der EU. Laut Medienberichten erhielten die Kroaten dafür 190.000 Euro an Fördergeld für die zehn Folgen der Quiz-Show. Deren Auftakt ist am 26. Juni zur besten Sendezeit um 20.15 Uhr. Bei EUnigma messen zwei Dreier-Teams ihr EU-Wissen. Doch nicht alle sind begeistert. Die Tageszeitung „No-vi List“ sieht EUnigma „auf dem Niveau eines schlechten Kinderprogramms aus den 1970er Jahren“. eunigma.hrt.hr/

KROATIEN

EU-Quiz für gute Stimmung

In kaum einem Land werden Frauen stärker diskriminiert als in Saudi-Arabien. Doch langsam bewegt sich etwas im Königreich. Vor Kurzem startete der Wüstenstaat zu-sammen mit der karikativen King-Kha-lid-Stiftung eine provokante Kampagne gegen häusliche Gewalt. Auf einem der Plakate blicken zwei große Augen durch den Hijab-Schlitz, eines davon mit einem Bluterguss. Der Slogan: „Manche Dinge kann man nicht verschleiern – gemein-sam gegen Misshandlung von Frauen“. „Das Phänomen von Frauenmisshandlung

ist in Saudi-Arabien größer, als es auf den ersten Blick scheint“, schreibt die Stiftung in einem Begleittext. „Jeder, der bei den Sicherheitskräften arbeitet, kennt dieses Phänomen. Wer in sozialen Organisatio-nen, Krankenhäusern und Schulen arbei-tet, kann einen Teil des Problems sehen, aber niemand kennt das genaue Ausmaß.“ Man wolle nun ein Forschungsprojekt starten, um zu ergründen, wie betroffenen Kindern und Frauen am besten geholfen werden könne. www.kkf.org.sa/ar/Pages/nomoreabuse.aspx

Ende April wurde die Kampagne „Frieden 2.0“ gestartet. Ihr Ziel ist die Eindämmung des Exports von deutscher Überwachungstechno-logie. Die Initiatoren sind Barbara Lochbihler, Mitglied des EU-Parla-ments, und Konstantin von Notz, Bundestagsabgeordneter, beide von den Grünen. Die Politiker stören sich daran, dass deutsche Unternehmen Software und Elektronik zur Über-wachung von Telefonnetzen oder Social-Media-Diensten ins Ausland liefern. Vor allem die autoritären Regime im Nahen Osten fragen die deutsche Technik nach. „Frieden 2.0“ besteht im Wesentlichen aus einem Internetauftritt. Dieser bietet Infor-mationen zum Thema mitsamt einer Karte, die das weltweite Engagement der deutschen Firmen aufzeigt. Kern der Kampagne ist eine Online-Petiti-on, die sich an die Bundesregierung richtet. www.frieden2punkt0.de/

Den privaten Waffenbesitz in den USA eindämmen – dieses Ziel verfolgt die Or-ganisation „Moms Demand Action – for Gun Sense in America“ mit der Kampa-gne „Choose One“. Deren Motive zeigen stets zwei Kinder. Eines davon posiert

mit einem frei verkäufli-chen Maschinengewehr. Das andere Kind hält einen Alltagsgegenstand, der in den USA angeblich verboten ist, beispielsweise ein Über- raschungsei. Darunter prangt die Textzeile: „Ein Kind hält etwas in Händen, was in Amerika zu seinem Schutz verboten ist – wäh-len Sie, welches.“ Die Orga-nisation wurde laut eigener

Aussage von Müttern gegründet, die das Newtown-Massaker aufrüttelte, etwas ge-gen den Waffenbesitz zu tun. Sie fordern, großkalibrige Waffen und das Horten von Munition zu verbieten.http://momsdemandaction.org

USA

Pumpgun statt Ü-Ei

Internat ional

EXPORTE

Keine Stasi 2.0

Page 15: Na, Klassenfeind?

Surfen, simsen, telefonieren, so viel Du willst und das Samsung Galaxy S4 inklusive.

Vodafone Red. Gut, dass alles drin ist.

Red ist starkes Smartphone inklusive.

* Bei Abschluss eines Red L-Tarifs mit Samsung Galaxy S4 (16 GB) für 1 € gilt: mtl. Paketpreis 99,99 €, 24 Mon. Mindestlaufzeit, einmalige Anschlusskosten 29,99 €. Flatrate für Standard-gespräche in alle dt. Mobilfunknetze u. ins dt. Festnetz (Konferenz-Verbindungen u. Anrufe zu Sondernummern ausgenommen). 3.000 SMS mtl. in alle dt. Netze inkl. (SMS und MMS zu Sondernummern und im Internet ausgenommen). Bis zu einem Datenvolumen von 4 GB/Mon. Anbindung mit größtmöglicher Bandbreite (max. 50 MBit/s), danach bis zu 32 KBit/s. Nicht verbrauchte Inklusiv-Leistungen nicht in den Folgemonat übertragbar. Alle Preise inkl. MwSt.

Vodafone GmbH, Ferdinand-Braun-Platz 1, 40549 Düsseldorfvodafone.de

Vodafone Red. Gut, dass alles drin ist.

1€*

mit Vodafone

Red L

Einmalig

1302516_voda_Samsung_S4_Promotion_Anz_210x280_RZ02.indd 1 14.05.13 12:02

Page 16: Na, Klassenfeind?

16

Szene

pol it ik&kommunikat ion | Ma i / Jun i 2013

OECD – Weltverkehrsforum

2006 in Dublin gegründet und bei der OECD angesiedelte Weltverkehrsfo-rum (International Transport Forum – ITF) ist eine bedeutende internationale Diskussionsplattform des Verkehrssektors. Unter dem Motto „Funding Transport – Verkehr finanzieren“ kommen dieses Jahr in Leipzig Teilnehmer aus den 54 Mitgliedstaaten zusammen. Die rotierende Präsidentschaft hat Norwegen inne. Neben Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer werden auch viele Redner aus dem Ausland vertreten sein. Messe Allee 1, Leipzig

��.–��. Mai

Talk-Republik – KonferenzDie Konferenz „Wahlkampf-Strategien 2013“ will die Wahl-kampfstrategien von CDU, SPD, den Grünen, FDP und den Piraten diskutieren. Mit dabei ist auch Steffi Lemke, Bundesgeschäfts-führerin der Grünen.

Schumannstra-ße 8, Berlin

���������������Die wichtigsten Termine im Mai und Juni

11./12.6. Konferenz

BDEW – KongressDer Bundes-verband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) lädt zum Branchentreffen über „Märkte und Systeme im Um-bruch“. Redner ist neben Kanzlerin Angela Merkel auch EU-Kom-misar Günther Oettinger.

Budapester Straße 2, Berlin

14./16.6. Parteitag

ZVEI –Kongress

Der Zentralver-band Elektro-technik- und Elektroindustrie (ZVEI) lädt zum Jahreskongress. Schwerpunktthe-ma ist die Ener-giewende. Als Redner ist unter anderem Um-weltminister Peter Altmaier geladen. Möckernstraße 10, Berlin

11./13.6. Kongress

Haupstadt-kongressGesundheitspo-litische Weichen für die neue Legislaturperiode will der „Haupt-stadtkongress Medizin und Gesundheit 2013“ in Berlin stellen. Eröffnen wird den Kon-gress Bundesge-sundheitsminister Daniel Bahr.

Messedamm 22, Berlin

5./7.6. Kongress

Verwaltungs-Kongress

„Digitale Gesell-schaft und Ver-waltung“ ist das Motto des Kon-gresses „Neue Verwaltung“ mit der Ausstellung eGovernment. Staatssekretärin Cornelia Rogall-Grothe wird ein Grußwort spre-chen. Messe-Allee 1, Leipzig

5./6.6. Kongress

Foto

s: M

arco

Urb

an;

Priv

at;

Mar

co U

rban

(4);

Pri

vat;

die

Lin

ke/

Ari

s; M

arco

Urb

an

Sicherheitspolitik – Forum

Die Bundesakademie für Sicherheitspolitik veranstaltet in Kooperation mit dem Auswärtigen Amt das „Deutsche Forum Sicherheitspolitik“ in Berlin. Kernthemen werden die amerikanische „Pivot to Asia“-Strategie, die Her-ausforderungen von Cyper-Kriminalität und die Entwicklungen des interna-tionalen Terrorismus und deren sicherheitspolitische Auswirkungen auf die Bundesrepublik sein. Die Eröffnungsrede hält Bundesverteidigungsminister Thomas de Maizière. Ossietzkystraße 44/45, Berlin

��.–��. Juni

Die Linke – ParteitagDie Partei Die Linke kommt zu einem Bundes-parteitag in Dres-den zusammen, um ihr Wahlpro-gramm für die Bundestagswahl zu beschließen. Mit dabei: die Parteivorsitzen-den Katja Kipping und Bernd Riex-inger.

Devrientstraße 10, Dresden

4./5.6. Kongress

Innenminister-konferenz

Die diesjährige Frühjahrskonfe-renz der Innenmi-nister und Innen-senatoren findet in Hannover statt. Niedersachsen und damit dessen Innenminister Boris Pistorius ha-ben seit Anfang des Jahres den Vorsitz inne. Expo Plaza 5, Hannover

27./28.5. Konferenz

Internationale Konferenz

Zwei Tage lang will die Bundes-regierung mit internationalen Experten über das Thema „Elektro-mobilität bewegt weltweit“ spre-chen. Rednerin ist unter anderem Bundeskanzlerin Angela Merkel.

Alexanderstra-ße 11, Berlin

22./24.5. Konferenz

Page 17: Na, Klassenfeind?

73pol it ik&kommunikat ion | Ma i / Jun i 2013

Szene

Porträtin Zahlen

Sie war Ärztin, Journalistin, Marketing- und Kommunikationsmanagerin und Medizinische

Direktorin. Seit April ist sie nun Geschäftsführerin. LIVIA COTTA ist die neue Chefi n der Grünen-nahen

Heinrich-Böll-Stiftung.

15.330Menschen gaben als Stammzellen-Spender in den dreieinhalb Jahren, in denen Cotta als Medizinische Direktorin bei der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) arbeitete, Patienten im In- und Ausland eine Chance auf Leben. Die DKMS ist die größte Stammzellenspenderdatei weltweit.

Kreuzberg ��wird der westlich gelegene Teil des Berliner Bezirks Kreuzberg genannt. Dort wohnt die 42-Jährige. Das Viertel ist bekannt für seine bunte Mischung aus bürgerlichen und Künstler-Existenzen.

�Jahre arbeitete Cotta als Chefredakteurin beim Georg-Thieme-Verlag in Stuttgart. Unter ihrer Führung entstand eine neue Fachzeitschrift für Physiotherapeuten. Die Verlagsgruppe gehört zu den marktführenden Anbietern im Bereich deutschsprachiger Medizinpublikationen.

���Seiten hat ihre Dissertation zum Thema „Psychophysiologische Reaktionen unter psychosomatischen Therapiebedingungen“, die sie für ihre Promotion an der Humboldt-Universität zu Berlin verfasste. Zuvor hatte sie Humanmedizin an der Freien Universität Berlin studiert. Nach ihrer Approbation als Ärztin an der Charité setzte sie noch einen Master of Business Administration an der Technischen Universität München drauf.

15Jahre ist es her, dass sie ihre Heimatstadt Berlin verlassen hat. Der Arbeit wegen zog es sie damals ins „Spätzle-Land“ Baden-Württemberg. Seit ihrer Rückkehr genießt sie die kulinarische Vielfalt Berlins sehr. Der Spätzle-Blues wird sie demnach nicht so schnell überkommen.

�,�ist die Abiturnote, mit der Cotta die Schule abschloss. Sie besuchte das Gymnasium zum Grauen Kloster, das das älteste Berlins ist. An dem humanistischen Gymnasium, an dem schon Otto von Bismarck Schüler war, lernte Cotta neben Englisch und Französisch auch Latein, Griechisch und Hebräisch. Das Graue Kloster, so Cotta, habe sie auch in ihrer Liebe zur klassischen Musik geprägt.

���Mails landen pro Tag in Cottas E-Mail-Postfach. Tendenz steigend, schließlich hat sie erst vor einigen Wochen ihre neue Stelle als Ge-schäftsführerin der Heinrich-Böll-Stiftung angetreten.

60.003Parteimitglieder meldete die Partei Bündnis 90/Die Grünen Anfang Februar 2013. Livia Cotta selbst ist nicht Mitglied, weder bei den Grünen noch bei einer anderen Partei, bezeichnet sich aber als politisch interessierte Bürgerin.

�Liter Kaffee trinkt Cotta täglich. Koffein ist ihr einziges Laster, das sie wider ihrer medizinischen Vernunft nicht ablegen will.

Foto

: Pr

ivat

44.600.000Euro hatte die Heinrich-Böll-Stiftung an öffentlichen Mitteln im Jahr 2011 zur Verfügung. Die gemeinnützige Organisation ist, anders als ihr Name vermuten lässt, gar keine Stiftung, sondern ihrer Rechtsform nach ein eingetragener Verein. Mit gemein-nützigen Organisationen kennt sich Cotta durch ihre Arbeit bei der DKMS ja bestens aus.

Page 18: Na, Klassenfeind?

Lust auf das ganze

Magazin?

Abo online bestellen »

�����������������������������������������

������

��������������������������������

��������������������������������������������������������������

�����������

���� ������������ ��������

� ��������������

� ����������� ������ ��

� ������ ������ ������ �����

� ������ ������ ������ �����

� ����� ������ ���

��

���������

���� ������������ ��������

�����������������

����������� ������ �����

������� ������ ������ �����

������� ������ ������ �����

������� �����

������������

���� ������������ ��������

� �����������

� ����������������

� ����� ������ ������ �����

� ����� ������ ������ �����

� ����� ������ ��

�����������

���� ������������ ��������

��������������

����������������� ��

������� ������ ������ �����

������� ������ ������ �����

������� ������ ������ ��

��������

���� ������������ ��������

���������������

��������������� �����

������� ������ ������ �����

������� ������ ������ �����

������� ������ �����

�������������

���� ������������ ��������

�������������

������������������

������� ������ ������ �����

������� ������ ������ �����

������� ������ ������ ��

���������

���� ������������ ��������

� �����������

������������������

������� ������ ������ �����

������� ������ ������ �����

������� ������ ������ �����

��������������

���� ������������ ��������

�����������

�����������������

��������� ������ ������ ��

������� ������ ������ �����

������� ������ ������ �����

������

���������

���� ������������ ��������

������������

�����������������

������� ������ ������ �����

������� ������ ������ �����

������� ������ ������ �����

�������������

���� ������������ ��������

�����������

�����������������

��������� ������ ������ ��

������� ������ ������ �����

������� ������ ������ ������

��� ����� ��

����������

���� ������������ ��������

�����������������

����������� ������ �����

������� ������ ������ �����

������� ������ ������ �����

������� ��

������������

���� ������������ ��������

����������������

������������� ������ ��

������� ������ ������ �����

������� ������ ������ �����

������� ������ ��

���������������������������

����������������

�����������������������������

������������������������������������������������������������������������������

����������Die wichtigsten Kampagnentrends des US-Wahlkampfes ����������������

�����������Steinbrücks Vertraute – auf wen der SPD-Kanzlerkandidat setzt ����������

�����������������Rising Stars 2012

� � �� � � �

politik&kommunikati

on

�����������������

�����

����

����������������������������

�����������������Rising Stars 2012

� � �� � � �

politik&kommunikati

on

�����������������������������������

Wann bringen Sie Angela Merkel

das Twittern bei, Herr Altmaier?

������������������

��� ������������� �

��� ����������

������������

�����������������������������

��������������������������������������������������������������������������������������������

���������WDR-Chefredakteur Jörg Schönenborn über 25 Jahre Presseclub ���������

�������������Obamas Wahlkampagne und was deutsche Politiker daraus lernen können ������������������

�����������������

�����

����

������������������������������������������

���������������������������������������������������������������

���������������������������������������������������������������

����������������������������������

Wann bringen Sie Angela Merkel

das Twittern bei, Herr Altmaier?

������������������

��� ������������� �

��� ����������

������������

����������������������������

��������������������������������������������������������������������������������������������

���������WDR-Chefredakteur Jörg Schönenborn über 25 Jahre Presseclub ������ ��

�������������Obamas Wahlkampagne und was deutsche Politiker daraus lernen können

�����������������Zu Besuch in Deutschlands Wahlkampfagenturen

����������������

���������������������

������������

����������

�����������������������������

������������������������������������������������������������������������������������

�����������Tipps für den Concours, das Auswahl verfahren für künftige EU-Beamte ����������������

������������Die Lobby-Akteure in der Bildungspolitik und ihre Ziele

������������������

�����������������

�����

����

����������������������������������

���������������������������������������������������������������

��������������������������������������������������������������� �����������������

Zu Besuch in Deutschlands Wahlkampfagenturen

�������������������������������

������������������������������������������������������������������������������������

� �� ��� ������ ��� �

������������ �

�����������������������������

���������������������������������������������������������������������������

���������Altmeister Dieter Hildebrandt über seine neue Polit-Satire im Internet ���������

�����������Studentenverbindungen und ihr zweifelhafter Ruf �����������

������������

�����

����

�������������������������

����������������������

���������������������������

��������������������������������������������������������������������������������� ���������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������

� � ���� ����� ���

��� �����

����������������������������

���������Altmeister Dieter Hildebrandt über seine neue Polit-Satire im Internet ���������

�����������Studentenverbindungen und ihr zweifelhafter Ruf ������� ��

Ein Linker und ein Liberaler über Freundschaft zwischen politischen Gegnern

�����������������

�����������������������������

������������������������������������������������������������������������������

������������Kampagnenmacher Frank Stauss über den „Höllenritt“ Wahlkampf �����������

�������������Julia Verlinden, Nachwuchstalent der Grünen, im Porträt

�����������

�������������������������������������������

�����

����

����������������������������

�������������������������������������������

��������������������������������������������������������

��������������������������������������

��������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������