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das sind Wege durch Dortmund, die Stadt des 37. Deutschen Evangelischen Kirchentages. Wege zu Projekten und Initiativen, die genau das wollen: Nachhaltigkeit gestalten. Und das auf ganz verschiedene Weise. So verschieden, wie Dortmund ist. Wir nehmen Sie mit auf Routen, die Sie durch diese Stadt des Wandels führen. Vom Lernbauernhof Schulte-Tigges, einer solidarischen Landwirtschaft, über den Weltstand Hombruch bis zur Ökumenischen Wohnungslosen-Initiative Gast-Haus e.V. und der Velo- Kitchen. Nachhaltigkeit im Alltag erfahrbar machen – das ist möglich auf den Wegen zur Nachhaltigkeit. Klimaschutz – Umwelt- gerechtigkeit – Integration – Biodiversität – fairer Konsum – dieses sind die Themen. Sie werden hier in Dortmund anschaulich gemacht. Die Wegstationen zur Nachhaltigkeit können allein, als Gruppe, in Teams, zu Fuß, mit dem Rad oder mit dem ÖPNV besucht werden. Unter wegezurnachhaltigkeit.de finden Sie den Weg. Machen Sie sich auf – erleben Sie, wie phantasievoll Ideen zur Nachhaltigkeit umgesetzt werden können und wie bereichernd diese für das eigene Leben sein können. Während des Kirchentags 2019 werden im Zentrum „Stadt und Umwelt“ Themen zur Nachhaltig- keit präsentiert und mit Zivilgesellschaft, Wissenschaft und Politik diskutiert: Was muss passieren, damit Städte und Siedlungen inklusiv, sicher, widerstandsfähig und nachhaltig gestaltet werden? Darüberhinaus gibt es Führungen zu den Stationen auf den Wegen zur Nachhaltigkeit, verteilt über die ganze Stadt. Machen Sie sich mit uns auf den Weg. Wir freuen uns auf Sie! Klaus Breyer WEGE ZUR NACHHALTIGKEIT –

Nachhaltigkeit · 2019. 3. 22. · werkeln rund um das alte Fachwerkhaus Kinder aus Kinder-gärten und Schulen in Dortmund. Sie versorgen die Tiere, arbeiten in den Gemüsebeeten

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  • das sind Wege durch Dortmund, die Stadt des 37. Deutschen Evangelischen Kirchentages. Wege zu Projekten und Initiativen,

    die genau das wollen: Nachhaltigkeit gestalten. Und das auf ganz verschiedene Weise. So verschieden, wie Dortmund ist. Wir

    nehmen Sie mit auf Routen, die Sie durch diese Stadt des Wandels führen. Vom Lernbauernhof Schulte-Tigges, einer solidarischen

    Landwirtschaft, über den Weltstand Hombruch bis zur Ökumenischen Wohnungslosen-Initiative Gast-Haus e.V. und der Velo-

    Kitchen. Nachhaltigkeit im Alltag erfahrbar machen – das ist möglich auf den Wegen zur Nachhaltigkeit. Klimaschutz – Umwelt-

    gerechtigkeit – Integration – Biodiversität – fairer Konsum – dieses sind die Themen. Sie werden hier in Dortmund anschaulich

    gemacht. Die Wegstationen zur Nachhaltigkeit können allein, als Gruppe, in Teams, zu Fuß, mit dem Rad oder mit dem ÖPNV

    besucht werden. Unter wegezurnachhaltigkeit.de finden Sie den Weg. Machen Sie sich auf – erleben Sie, wie phantasievoll Ideen

    zur Nachhaltigkeit umgesetzt werden können und wie bereichernd diese für das eigene Leben sein können.

    Während des Kirchentags 2019 werden im Zentrum „Stadt und Umwelt“ Themen zur Nachhaltig-

    keit präsentiert und mit Zivilgesellschaft, Wissenschaft und Politik diskutiert: Was muss passieren,

    damit Städte und Siedlungen inklusiv, sicher, widerstandsfähig und nachhaltig gestaltet werden?

    Darüberhinaus gibt es Führungen zu den Stationen auf den Wegen zur Nachhaltigkeit, verteilt

    über die ganze Stadt.

    Machen Sie sich mit uns auf den Weg. Wir freuen uns auf Sie!

    Klaus Breyer

    Wege

    zur

    Nachhaltigkeit –

  • 02 03Wege zur Nachhaltigkeit Wege zur Nachhaltigkeit

    DortmuND macht Nachhaltigkeit zum erlebNisStationen im Stadtgebiet führen zu Orten eines verantwortlichen

    Umgangs mit der Schöpfung – Gunda von Fircks stellt die Wege

    zur Nachhaltigkeit vor.

    Der Kirchentag in Dortmund weist weit über sich hinaus: Auf

    „Wegen zur Nachhaltigkeit“ machen Dortmunder Initiativen

    Umweltschutz, soziale Gerechtigkeit und Transformation

    hautnah erlebbar. Beim Kirchentag selbst sind die Wege

    begehbar, und auch in der Folge führen sie zu Stationen eines

    verantwortlichen Umgangs mit der Schöpfung.

    Das Projekt „Wege zur Nachhaltigkeit“, gefördert von

    der Stiftung Umwelt und Entwicklung NRW, wird vom Institut

    für Kirche und Gesellschaft (IKG) organisiert. Ihm zur Seite

    stehen als Kooperationspartner der Deutsche Evangelische

    Kirchentag und das Amt für Mission, Ökumene und Weltver-

    antwortung (MÖWe). Die Schirmherrschaft hat Dortmunds

    Oberbürgermeister Ullrich Sierau übernommen.

    „Wie können wir leben und arbeiten, dass alle Men-

    schen – heutige und nachfolgende Generationen – menschen-

    würdig leben können und unsere natürlichen Lebensgrundla-

    gen dauerhaft geschützt sind? Auf diese Frage möchte unser

    Projekt eine Antwort geben“, erläutert Klaus Breyer, Leiter des

    Instituts für Kirche und Gesellschaft, die Intention.

    So entstehen in Dortmund drei Wege, einer im Süden,

    einer im Norden, der dritte verbindet Osten und Westen der

    Stadt miteinander. Auf diesen Wegen gibt es Stationen, an

    denen Nachhaltigkeit im Alltag auf ganz unterschiedliche Art

    und Weise erfahrbar gemacht wird. Hinter diesen Stationen

    stecken Initiativen, Vereine, Kirchengemeinden oder Projekte,

    die den Einsatz für die Nachhaltigkeit mit Leben erfüllen. Zum

    Thementableau gehören Energie- und Klimaschutz, Inter-

    kulturalität und Integration, Umweltgerechtigkeit oder auch

    biologische Vielfalt genauso wie nachhaltiger Konsum und

    Produktion.

    „Rund 40 lokale Akteure haben sich zusammen gefun-

    den, um mit uns auf den Wegen zu gehen. Die Bandbreite ihres

    Engagements ist beeindruckend groß“, berichtet Projektleiter

    Axel Rolfsmeier von dem überaus positiven Zuspruch, den das

    Projekt gefunden hat. Der Lernbauernhof Schulte-Tigges mit

    seiner solidarischen Landwirtschaft hoch im Norden ist eben-

    so dabei wie die VeloKitchen, eine Fahrrad-Selbsthilfe-Werk-

    statt. Die Verbraucherzentrale mit ihrer Umweltberatung,

    das Dienstleistungszentrum Energieeffizienz und Klima-

    schutz oder auch ein NaBu-Garten sind mit von der Partie.

    Um die verschiedensten Formen von Integration geht es bei

    der ökumenischen Wohnungslosen-Initiative Gast-Haus, bei

    „Willkommen Europa“, einer ersten Anlaufstelle für EU-Bürger-

    Innnen, die Orientierungshilfe benötigen, dem Mehrgenerati-

    onenhaus des Sozialdienst Katholischer Frauen oder auch der

    Sozialberatung der evangelischen Kirchengemeinde Hörde.

    „Total global“ und „Fairer Konsum“ – das sind die Stichworte,

    die zu den Weltläden in Aplerbeck und Brackel und auch dem

    Weltstand Hombruch passen.

    Fasziniert zeigen sich die Projektmitarbeiter Johanna

    Schäfer (MÖWe) und Christian Graf (IKG) von dem Zusam-

    menspiel der Initiativen: „Alle arbeiten gemeinsam an der

    Weiterentwicklung des Projekts, geben sich gegenseitig Tipps

    und denken füreinander mit. Dazu erfahren wir alle so viel

    voneinander, von den unterschiedlichen Inhalten des Engage-

    ments. Das ist eine wunderbare Form der Vernetzung.“

    Diese vielen Engagierten und ihre Arbeit für die

    Nachhaltigkeit können die Besucherinnen und Besucher

    auf dem Kirchentag näher kennenlernen. An den drei Tagen

    werden Führungen über die Wege angeboten. Die Themen

    der Nachhaltigkeit werden aber auch im Zentrum Stadt und

    Umwelt in Podiumsdiskussionen, Vorträgen, Workshops und

    Präsentationen bespielt.

    Die „Wege zur Nachhaltigkeit“ oder ihre einzelnen

    Stationen können während des Kirchentags und danach

    auch ganz individuell entdeckt werden. Dazu wird es Flyer

    und eine Smartphone-Anwendung über die Projekt-Website

    (www.wegezurnachhaltigkeit.de) geben. Zudem werden an

    den Stationen QR-Codes angebracht, über die die Gäste mehr

    vom dem Ort erfahren.

    Und wie geht es weiter? Ziel ist die Bildung eines NRW-

    weiten Netzwerkes. Die „Wege zur Nachhaltigkeit“ sollen über

    die Grenzen Dortmunds hinaus wirken und Vorbildcharakter

    für andere Regionen haben. Zu diesem Zweck wird es 2020

    einen Nachhaltigkeitskongress geben.

    auf DeN spureN voN beuysDer Borsigplatz ist in Dortmund so etwas wie eine Legende.

    Dieser pulsierende Kreisverkehr, der offiziell gar keiner ist.

    Hier, mitten im Multi-Kulti-Viertel liegt die Geburtsstätte des

    BVB zwischen Sportwetten-Anbietern und Döner-Kebab-

    Buden. Ein Platz mit einem Ruf, der nicht nur ein guter ist. Dort

    ist sie zuhause, die Machbarschaft Borsig11 e.V. – ein Verein,

    der es in wenigen Jahren geschafft hat, ganz andere Farben

    in dieses Viertel im Dortmunder Norden zu bringen: Mal- und

    Nähkurse, Backgammon-Workshops, die Nordstadt-Jam-

    Session. Der Verein organisiert die Food-Sharing-Station,

    eine eigene Chancen-Währung und ganz neu: das Projekt

    appARTment.ruhr, in dem zwei Wohnungen künstlerisch

    gestaltet wurden und ab Sommer gemietet werden können.

    „Wir bezeichnen unsere Arbeit als kreative Quartiers-

    entwicklung“, sagt Geschäftsführer Volker Pohlüke. „Wir sehen

    uns als Schnittstelle zwischen Kunst und Sozialarbeit.“ Ein Bei-

    spiel ist die Chancen-Währung. 100.000 € wurden in eine eige-

    ne Kunst-Währung umgewandelt und an die Bewohner*innen

    verteilt. Diese konnten dann über drei Jahre hinweg Investiti-

    onen in kreative Projekte, wie die Bemalung einer Mauer oder

    Theater- und Tanzprojekte tätigen.

    Den Anfang nahm alles im Kulturhauptstadt-Jahr 2010.

    Das Quartier um den Borsigplatz war Teil des Projektes

    „2-3 Straßen“, in dem verlassene Straßenzüge im Ruhrge-

    biet renoviert und Künstler*innen mietfrei zur Verfügung

    gestellt wurden. Den Straßen sollte so auch kulturell eine

    Renovierung ermöglicht werden. Einige blieben danach

    einfach da und gründeten im

    Juni 2011 die Machbarschaft.

    Im kulturell gemischten

    Quartier wurden sie zunächst

    kritisch beäugt, doch mit Be-

    gegnungen auf Augenhöhe und

    verschiedensten Mit-mach-Pro-

    jekten konnten die Berührungs-

    ängste nach und nach abgebaut

    werden. „Unser Vorbild? Ganz

    klar Joseph Beuys erweiterter

    Kunstbegriff einer sozialen Skulp-

    tur, die durch kreative Mitgestal-

    tung der Gesellschaft entsteht“,

    sagt Pohlüke.

    Als fester Treffpunkt für

    diese Mitgestaltung hat sich das

    Café 103 etabliert. Dabei ist

    es kein Café im eigentlichen Sinne, sondern vielmehr ein

    selbstverwalteter Nachbarschaftstreff. Dank einer Koope-

    ration mit der Dortmunder Tafel gibt es täglich eine kosten-

    lose Mahlzeit, die von den Bewohner*innen des Quartiers

    selbst zubereitet wird. Der Treffpunkt lädt dazu ein, eigene

    Ideen zu entwickeln, die dann mit Hilfe der Machbarschaft

    realisiert werden können.

    Ein weiteres wichtiges Standbein ist das Youngster-

    Projekt: Gemeinsam mit Jugendlichen aus dem Quartier

    werden kleine Filme über verschiedene Berufe gedreht.

    Dabei können die Jugendlichen nicht nur erste journalistische

    Erfahrungen sammeln, sondern gleichzeitig verschiedene

    Berufe kennenlernen und Kontakte zu Unternehmen knüpfen.

    Machbarschaft Borsig11 e.V.

    Borsigplatz 9

    44145 Dortmund

    Öffnungszeiten:

    Mo-Fr 11-16 Uhr

    www.borsig11.de/wordpress

  • 04 05Wege zur Nachhaltigkeit Wege zur Nachhaltigkeit

    bilDuNg auf Dem bauerNhof Wo Dortmund endet und die Felder beginnen, da steht

    der Bauernhof von Elmar Schulte-Tigges und seiner Frau

    Miriam.

    Hinter bunten Latten knabbern Ziegen und Schafe an Heu

    und Gras, zwei Kühe lugen über den Zaun und im offenen

    Schuppen hängen eine Menge kleiner Schaufeln.

    Der Bauernhof Schulte-Tigges ist kein normaler Bau-

    ernhof – er ist ein Lernbauernhof. Von Frühling bis Herbst,

    wenn Felder und Wiesen grün sind und das Gemüse wächst,

    werkeln rund um das alte Fachwerkhaus Kinder aus Kinder-

    gärten und Schulen in Dortmund. Sie versorgen die Tiere,

    arbeiten in den Gemüsebeeten und machen all die Dinge,

    die zu tun sind, damit „Bauernhof gelingt“. Sie kümmern sich,

    damit nichts verkümmert.

    Die meisten Gruppen kommen regelmäßig – meist

    einmal im Monat – auf den Hof. So sehen sie, wie sich die

    Pflanzen entwickeln, wie jede Jahreszeit andere Aufgaben

    bringt und erleben Natur und Umwelt ganz direkt. Dabei

    geht es weniger darum, etwas über die landwirtschaftliche

    Produktion zu lernen. Bei Schulte-Tigges wird mit den Tieren

    und dem Hof für das Leben gelernt. Denn wer Tiere und

    Beete versorgt, lernt nicht nur Lebensmittel wertzuschätzen,

    er lernt auch Empathie und Verantwortungsgefühl, Verläss-

    lichkeit und Vertrauen.

    Mehr als zehn Jahre stand die Landwirtschaft in Dortmund-

    Derne still, bis Elmar Schulte-Tigges seinem und dem Leben

    des Hofes eine neue Wendung gab. Statt sich als Geograf in

    Projekten der Forschung zu widmen, kehrte er zurück und

    übernahm den Hof seines Vaters. Mit der späten Nachfolge

    war klar, dass es kein normaler Bauernhof mehr werden würde.

    Es sollte ein Lernort für Bildung für nachhaltige Entwicklung

    (BNE) werden, ein ehrliches und authentisches Umfeld, in

    dem Kinder sich ausprobieren und Fähig- und Fertigkeiten

    entwickeln können. Genau das ist der Hof seit 2013.

    Ein Hof ohne Landwirtschaft ist aber kein richtiger

    Hof, deshalb nehmen die Schulte-Tigges Stück für Stück

    wieder Flächen in eigene Bewirtschaftung. Die Solidarische

    Landwirtschaft (SoLaWi) ist das passende Modell dafür –

    eine Gruppe Verbraucher trägt gemeinsam die Landwirt-

    schaft, teilt sich Risiko, Verantwortung, Kosten und Ernte.

    So können auch kleine Höfe nachhaltig wirtschaften und ihre

    Existenz sichern. Für Elmar und Miriam Schulte-Tigges ist

    das eine ideale Verbindung: Mit Lernbauernhof und SoLaWi

    bringen sie die Nachhaltigkeit in die Köpfe der Kinder und

    Erwachsenen und leisten so ihren Anteil, die Welt in der

    Zukunft besser zu machen.

    Lernbauernhof Schulte-Tigges | Elmar und Miriam Schulte-Tigges

    Kümper Heide 21, 44329 Dortmund | Telefon: 0178-7775063

    info(at)lernbauernhof-schultetigges.de

    Lernbauernhof und Solidarische Landwirtschaft

    Schnupper- und Jahreskurse für Kindergärten, Schulen und einzelne Kinder

    Freizeiten und Zeltcamps

    Versorgung von 180 Haushalten in und um Dortmund mit frischem, saisonalem,

    nach ökologischen Kriterien angebautem und regionalem Gemüse.

    veräNDerN – Nicht Nur iN äthiopieNDie Neven Subotic Stiftung

    Sauberes Wasser, Sanitäranlagen und Hygiene – kurz WASH genannt – sind die Grundvoraussetzungen für Gesundheit und

    ein selbstbestimmtes Leben, die Grundlage dafür, dass Kinder Zeit haben für Lernen und Leben. Dennoch: Weltweit haben 3

    von 10 Menschen keinen einfachen Zugang zu Wasser, 6 von 10 Menschen haben keinen Zugang zu einer Toilette und 7 von 10

    Menschen keinen Zugang zu einer einfachen Gelegenheit zum Händewaschen. Was für uns selbstverständlich ist, ist in vielen

    Ecken der Welt Mangelware.

    Kein tragbarer Zustand für Neven Subotic: „Kein Kind auf der Welt darf sterben oder erkranken, weil es verschmutztes

    Wasser trinken muss, keine Sanitäranlagen nutzen kann oder es keine Möglichkeit hat, die Hände zu waschen.“ Und weil Verände-

    rung nur durch Taten entsteht, hat er die Neven Subotic Stiftung ins Leben gerufen. Ihr Ziel und seine Herzensangelegenheit: ein

    menschenwürdiges Leben durch den Zugang zu Trinkwasser und Sanitäranlagen. Dafür werden in der Tigray-Region in Äthiopien

    Brunnen und Toiletten für Schulen und Gemeinden gebaut. Partner des Vertrauens vor Ort ist die Relief Society of Tigray-Region,

    die sich von der Planung bis zur Umsetzung Hand in Hand mit der Stiftung engagiert. Die Bilanz kann sich sehen lassen: 116 fertig-

    gestellte Projekte (laufen seit mehr als 2 Jahren erfolgreich), 121 Projekte in Bearbeitung und damit insgesamt 83.098 Menschen

    mit Zugang zu WASH.

    Und dann gibt es noch ein ganz anderes, ebenso wichtiges Projekt – die Wasser-Rallye im Dortmunder Westfalenpark.

    An vier Stationen können große und kleine Besucher*innen hautnah und selbst erleben, wie schwer Wassertragen sein kann, wie

    tief ein Brunnen gebohrt werden und mit welcher Kraft Wasser aus dem tiefen Loch geschöpft werden muss. Zudem lässt sich

    eine Menge über Ressourcenknappheit, Menschenrechte und globale Verantwortung lernen. Gruppen oder Schulklassen können

    in den Genuss einer begleiteten Führung kommen und eine Auszeichnung zum*zur Wasserbotschafter*in erwerben. Ganz sicher

    aber gilt: Wenn auch das stärkste Kind die Lust verliert, den schweren Kanister zu schleppen, und der Gruppe beim Bohren die

    Puste ausgeht, dann entsteht Verständnis für die Wünsche, Träume und Bedürfnisse der Gleichaltrigen in Äthiopien. Dann kann

    Veränderung entstehen, und so schlägt die Wasser-Rallye der Neven Subotic Stiftung die Brücke zwischen den Kindern im West-

    falenpark und denen in Äthiopien.

    Neven Subotic Stiftung

    Westenhellweg 17

    44137 Dortmund

    www.n2s.ngo

    [email protected]

    0231-330 16147

    Wasser-Rallye

    Westfalenpark zwischen Ruhrallee

    und Florianiturm

    4 interaktive Stationen

    Lehrmaterial zur Vor- und Nachbereitung

  • 06 07Wege zur Nachhaltigkeit Wege zur Nachhaltigkeit

    keiNeN meNscheN zWeiter klasseEs ist ein ehrgeiziges Ziel: Der Verein Gast-Haus hilft tagtäglich Wohnungs-

    losen in Dortmund. Mit Essen, medizinischer Versorgung, einer warmen

    Mahlzeit. Aber insbesondere mit Würde und einer Kultur der Augenhöhe,

    hat Autor Christian Egermann beobachtet.

    Schräg gegenüber das berühmte Symbol der Stadt, das

    Dortmunder U, daneben der moderne Komplex einer

    Versicherung. Bars, Kneipen, Plattenläden, Döner-Buden.

    Es ist nicht mehr ganz Bahnhofsviertel, aber doch noch so

    gelegen, dass täglich rund 500 Menschen das Gast-Haus

    aufsuchen. Das leuchtend rote Gebäude ist der Sitz des

    gleichnamigen ökumenischen Vereins, der seit mehr als 23

    Jahren wohnungslose Menschen verpflegt, berät und unter-

    stützt. Menschen, die an oder unter der Armutsgrenze leben

    müssen. Viele dieser Männer und Frauen sind obdachlos. Im

    Gast-Haus bekommen sie Essen, medizinische Versorgung,

    Waschmöglichkeiten, Kleider, Rechts- und Sozialberatung,

    Seelsorge und kulturelles Programm angeboten. Ungefähr

    240 Helfer*innen unterstützen die Initiative zurzeit eh-

    renamtlich, darunter auch viele Geflüchtete. Neben den

    humanitären Bedürfnissen bietet das Gast-Haus diverse

    Freizeitmöglichkeiten wie Filmabende, Spielerunden und

    Kaffeenachmittage, um den Obdachlosen die Chance zu

    geben, vom Alltag abschalten zu können. Einmal im Monat

    findet ein Kultur-Abend statt, bei dem Kulturschaffende der

    Stadt das Gast-Haus besuchen und Lesungen, Musik oder

    Theater für die Besucher*innen vortragen. „Wir haben allein

    im vergangenen Jahr 143.000 Essensausgaben und knapp

    19.000 Behandlungen gehabt“ sagt Ozan Kubat, stellvertre-

    tender Geschäftsführer und Einrichtungsleiter des mittler-

    weile viertgrößten Obdachlosenvereins in Deutschland.

    Nachhaltigkeit – das ist für Kubat eine zentrale Aufgabe.

    „Der Verein will auf das Thema Armut aufmerksam machen,

    denn wir merken zunehmend eine Steigerung der Armut.“

    Besonders wichtig für den 30-Jährigen: „Wir setzen uns

    dafür ein, dass Wohnungslose nicht mehr wie Menschen

    zweiter oder dritter Klasse behandelt werden“.

    Das Gast-Haus freut sich über eine Zusammenarbeit mit

    „Wege zur Nachhaltigkeit“, da auch während des Kirchentages

    Obdachlosigkeit und Armut nicht aus dem Bild der Stadt

    entweichen. „Wenn wir den Kirchentag nach Dortmund

    holen, dann muss man auch über dieses Thema sprechen“,

    so Kubat. „Sie sind mitten in unserer Gesellschaft, und mir

    ist wichtig, dass man – gerade mit dem christlichen Glauben –

    darauf aufmerksam macht, dass es Menschen gibt, die auf

    unsere Unterstützung angewiesen sind“. Und ganz besonders

    bedeute dies auch, diesen Menschen auf Augenhöge zu

    begegnen. „Ein würdevoller Umgang mit jedem Menschen ist

    ein wertvolles Gut.“

    Wer seiN fahrraD liebt, Der kocht.Können Küche und Fahrrad (velo= französisch für Fahrrad)

    zusammenpassen? Das hat sich unser Autor Jan Lurweg gefragt und die VeloKitchen in Dortmund besucht.

    Auf dem internationalen Fahrrad Film Festival in Herne

    sahen sie einen Film über die BikeKitchen in Wien.

    Danach war für die Gruppe Fahrradverrückter klar: „Das

    wollen wir auch!“

    Nach schwieriger Locationsuche öffnete die VeloKit-

    chen im April 2011 zum ersten Mal die rein vegane Küche

    mit Fahrradwerkstatt, denn genau das ist der Treffpunkt im

    Dortmunder Norden. Im Erdgeschoss eines Mehrfamilien-

    hauses liegt eine kleine, aber gemütliche Küche mit ange-

    schlossenem Lager/Wohnzimmer, indem ein Weihnachts-

    baum ähnliches Gebilde aus alten Laufrädern zu bewundern

    ist. Dazu kommen zwei Garagen im Hinterhof, die als Werk-

    statt genutzt werden.

    Eine buntgemischte Gruppe im Alter von 8 bis 88

    trifft sich jeden Montag ab 18 Uhr in der Bornstraße 138.

    Festzuhalten ist dabei: Die VeloKitchen ist kein Dienstleister.

    Wer sein Rad zur Reparatur abgeben und in der Wartezeit

    gut speisen möchte, ist hier falsch. Eigeninitiative ist gefor-

    dert. Im harten Kern der VeloKitchen, also den Personen, die

    fast jeden Montag dort anzutreffen sind, ist immer jemand

    dabei, der sich mit „schrauben“ auskennt und gerne bei einer

    Reparatur hilft. Auch professionelles Werkzeug und Material

    steht zur Verfügung. Aber es bleibt eine Fahrrad-Selbsthilfe-

    Werkstatt. In der Küche ist es das gleiche Spiel. Auch wenn

    ab und an ein Profi am Herd steht. Alle packen mit an und

    dürfen sich ausprobieren. Am Ende des Tages standen bisher

    immer ein paar reparierte Räder im Hof und ein leckeres

    veganes Essen auf dem Tisch.

    Die VeloKitchen ist kein Verein. Als Projekt des Wis-

    senschaftsladen Dortmund e.V. ist sie ein Treffpunkt. Speisen,

    Getränke und Fahrradteile gibt es für eine kleine Spende.

    Die Gruppe der Radbegeisterten ist auch über ihre Küche

    hinaus aktiv: Fast alle sind regelmäßig bei der Critical Mass

    dabei, einer Fahrraddemonstration für bessere Einbindung

    in den Stadtverkehr. Dazu kommt das Engagement in einer

    Fahrradwerkstatt für Geflüchtete oder auch die Organisation

    des Cargobike-Race beim E-Bike-Festival (5. bis 7. April) in

    Dortmund.

    VeloKitchen Dortmund

    Bornstraße 138

    44145 Dortmund

    Öffnungszeiten:

    jeden Montag ab 18 Uhr

    www.velo-kitchen-dortmund.de

  • „zukuNft ist gestaltbar!“

    Ein Erlebnisspielplatz mit ganz viel Köpfchen – das ist die DASA,

    die Deutsche Arbeitsschutzausstellung in Dortmund.

    Dabei immer im Fokus: Nachhaltigkeit! Stephan von Kolson

    Die „DASA“ – kurz und knackig statt lang und kompliziert für „Deutsche Arbeitsschutzausstellung“ ist ein Erlebnis für die Sinne.

    Zum Sehen, Hören und Mitmachen. „Nachhaltigkeit hat natürlich auch mit Zukunft zu tun. Die DASA möchte ihre Besucher mit

    der Zukunftsreise in die Arbeitswelt von morgen in erster Linie animieren, sie selbst in die Hand zu nehmen”, so DASA-Leiter

    Gregor Isenbort. „Denn sicher ist: Sie ist gestaltbar!“

    In der DASA warten auf einer Fläche von anderthalb Fußballfeldern zwölf Ausstellungseinheiten mit zahlreichen Expo-

    naten, Experimentierstationen und multimedialen Elementen zu Szenarien der Arbeitswelt auf ihre Erkundung: Flugsimulatoren,

    eine Carrera-Bahn, die ihre Energie aus Pedalkraft zieht, Videos, ein ganzer Farnwald, eine komplette historische Straßenbahn,

    eine Druckerei, echte Bagger zum Ausprobieren. Ein Spielplatz mit Köpfchen.

    Mit einer neuen Entdeckerkarte beteiligt sich die DASA am Projekt „Wege zur Nachhaltigkeit“. Die Karte führt die Besu-

    cher auf Spurensuche zu DASA-Stationen, an denen Nachhaltigkeit in der Arbeitswelt ein wichtiger Aspekt ist. Dabei geht es um

    die Textilproduktion, faire Arbeitsbedingungen, Kinderarbeit und Umweltverträglichkeit, die jede*r im Alltag umsetzen kann.

    So können Besucherinnen und Besucher beispielsweise in der Tunnelbaustelle hautnah erfahren, wie ohrenbetäubend

    Lärm ist, oder im Wirbelgang den eigenen Rücken auf den Prüfstand stellen. Ein Ausflug für alle, die eine Ausstellung mit hohem

    Freizeitwert entdecken möchten und obendrein die Frage beschäftigt, wie unsere Zukunft angesichts des Wandels der Arbeits-

    welt aussehen könnte. Die DASA rückt in den Fokus, welchen Belastungen sich der Mensch bei seiner täglichen Arbeit aussetzt,

    und stellt Lösungen für besseres Arbeiten vor. Dabei steht nicht die Technik im Vordergrund, sondern immer der Mensch.

    Impressum: Herausgegeben im Auftrag des Projektes Wege zur Nachhaltigkeit | Verantwortlich: Klaus Breyer | Redaktion: Stephan von Kolson Art-Direktion: Holger Schäfers, Kölledesign | Anschrift: Institut für Kirche und Gesellschaft (IKG), Iserlohner Str. 25, 58239 Schwerte www.kircheundgesellschaft.de | Projektleiter: Axel Rolfsmeier, Tel.: 0 23 04 – 75 53 48, [email protected]

    Die Führungen auf den Wegen zur Nachhaltigkeit auf dem Kirchentag finden Sie unter: www.wegezurnachhaltigkeit.de/kirchentag-2019/