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Z. anorg. allg. Chem. 628 (2002) Professor Dr. Dr. h.c. Gerhard Fritz 14. Dezember 1919 2 9. Februar 2002 Die Herausgeber der Zeitschrift für anorganische und allgemeine Chemie, der Verlag Wiley-VCH, Freunde, Kollegen und Schüler trauern um Professor Gerhard Fritz, der am 9. Februar 2002 nach langer, schwerer und mit Würde und Geduld ertragener Krankheit verstorben ist. Unser aller Mitgefühl gilt seinen Angehörigen. Z. Anorg. Allg. Chem. 2002, 628, 7152716 WILEY-VCH Verlag GmbH, 69451 Weinheim, Germany, 2002 004422313/02/628/7152716 $ 20.001.50/0 715

Nachruf: Professor Dr. Dr. h.c. Gerhard Fritz

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Z. anorg. allg. Chem. 628 (2002)

Professor Dr. Dr. h.c. Gerhard Fritz

14. Dezember 1919 2 9. Februar 2002

Die Herausgeber der Zeitschrift für anorganische und allgemeine Chemie, derVerlag Wiley-VCH, Freunde, Kollegen und Schüler trauern um ProfessorGerhard Fritz, der am 9. Februar 2002 nach langer, schwerer und mit Würdeund Geduld ertragener Krankheit verstorben ist. Unser aller Mitgefühl giltseinen Angehörigen.

Z. Anorg. Allg. Chem. 2002, 628, 7152716 WILEY-VCH Verlag GmbH, 69451 Weinheim, Germany, 2002 004422313/02/628/7152716 $ 20.001.50/0 715

Z. anorg. allg. Chem. 628 (2002)

GERHARD FRITZ wurde 1919 als Sohn des Landwirtes Josef Fritz und seiner Frau Maria in Mittelhofen/Westerwald geboren. Seine gymnasiale Schulausbildung erhielt er im Konvikt in Hadamar. Nach Abiturund Wehrdienst entschloß er sich 1939 zum Chemiestudium an der Universität Halle/Saale, wo er beimSchlangestehen zur Immatrikulation seine spätere Frau Marianne kennenlernte. Man beschloß, die Laborge-räte gemeinsam anzuschaffen. Die Freude am Teilen bewahrten sie sich bis zu ihrem Lebensende. Im Dezem-ber 1944 fand die Hochzeit statt; der glücklichen Ehe entstammen die Kinder Uta, Yvonne und Henrik.Der zweite Weltkrieg verwehrte GERHARD FRITZ ein harmonisches Studium der Chemie. Im Frühjahr1940 konnte er das Chemiestudium an der Universität Marburg fortsetzen, doch schon im Sommer desselbenJahres wurde er zum Kriegsdienst einberufen, aus dem er 1942 nach einer Verwundung entlassen wurde.Dies ermöglichte ihm die Fortsetzung seines Studiums in Frankfurt/Main, wo 1944 nach einem Bombenan-griff die Unterlagen seiner Diplomarbeit verbrannten. Es verdroß ihn nicht, er schrieb eine neue. Die Disser-tation führte er bei H. Hartmann, einem der ersten deutschen Chemie-Theoretiker, aus, 1946 wurde er zumDr. rer. nat. promoviert. Zur Habilitation kehrte er nach Marburg zurück, wo er in H. Kautsky, dem Leiterdes neugegründeten Instituts für Siliciumchemie und Entdecker des Singulett-Sauerstoffs, einen generösenMentor fand, der bei dem jungen Dr. FRITZ die Liebe zur Siliciumchemie weckte, der er bis zu seinemLebensende treu bleiben sollte.Nach der Habilitation 1953 für das Fach Chemie trat er eine Stelle als Oberassistent an der UniversitätMünster an, wo er nach der Ablehnung eines Rufes an die Technische Hochschule in Graz 1959 zum außer-planmäßigen Professor ernannt wurde. Nach einer Lehrstuhlvertretung an der Universität Bonn 1961 folgteer 1962 einem Ruf als außerordentlicher Professor an die Universität Gießen, wo er zwei Jahre später zumpersönlichen Ordinarius für Anorganische Chemie ernannt wurde. Beständigkeit und die notwendige Mußeals Lehrer und Forscher fand G. FRITZ erst nach der Annahme des Rufes an die Universität Karlsruhe,wo er seit Mai 1965 bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1988 das Institut für Anorganische Chemie leiteteund zu einer hochangesehenen wissenschaftlichen Einrichtung führte. Er war kein Freund von voreiligenHochschulreformen, wohl aber ein Förderer von als rational erkanntem Fortschritt. So steuerte der Kapitändas hierarchisch strukturierte, aber mit Augenmaß und menschlicher Wärme kommandierte Schiff sicherdurch die unruhigen Gewässer der aufgeregten 70er Jahre.Seinen beiden Hauptarbeitsgebieten, der Chemie der Carbasilane und der silylierten Phosphane, hat er im-mer wieder kräftige Impulse gegeben und ihnen zu hohem internationalen Ansehen verholfen. Stets war esdie grundlegende Freude an Erkenntnis, die ihm Motiv seines Handelns war, und nicht das aufgeregteStreben nach schneller Anwendung und kommerziellem Gewinn. Dennoch muß es ihn gefreut haben zuerleben, wie technisch bedeutsam inzwischen Carbasilane als Vorläufersubstanzen für Keramiken gewordensind. Freude haben ihm auch seine Erfolge bei den silylierten Phosphanen bereitet, von denen die phosphor-reichen Spezies ihn sogar in den letzten Jahren seines Forscherlebens mit den bis dahin sorgsam gemiedenenÜbergangsmetallen als ungewöhnliche Liganden-Gruppen zum Aufbau von Clustern verführt haben. SeinSchriftenverzeichnis umfaßt 399 Titel, von denen die letzte Publikation im Februar 2002 erschienen ist.Seine Beiträge zur Grundlagenforschung fanden ihre Würdigung durch die Verleihung hoher Auszeichnun-gen: Die Kipping-Medaille der American Chemical Society, die Lavoisier-Medaille der Societe Chimique deFrance, der Alfred-Stock-Preis der Gesellschaft Deutscher Chemiker, die Wahl zum Mitglied der Heidelber-ger Akademie der Wissenschaften und der Leopoldina zu Halle, und schließlich verlieh ihm die Naturwissen-schaftliche Fakultät der Universität Gießen den Ehrendoktortitel.Wer das Glück hatte, GERHARD FRITZ zusammen mit seiner Frau im Kreis der Familie zu erleben, zuder inzwischen acht Enkel gehören, der ahnt, welche charismatische Kraft von seiner ruhigen, geduldigenund liebevollen Zuneigung ausging, die auch seinen zahlreichen Mitarbeitern zuteil wurde. Allen, die ihnkannten, wird er unvergessen bleiben.Die Zeitschrift für anorganische und allgemeine Chemie ist GERHARD FRITZ zu großem Dank verpflich-tet. Die meisten seiner Publikationen sind in ihr erschienen, und zusammen mit Werner Hanke, Berlin, undRudolf Hoppe, Gießen, hat er ihr von 1981 bis 1997 als Herausgeber gedient und dieser traditionsreichenZeitschrift, die als einzige Chemie-Zeitschrift ihren gesamtdeutschen Anspruch bewahren konnte, in schwe-rer Zeit die Existenz erhalten.Das Andenken an GERHARD FRITZ wird im Herzen aller derer, die ihn als akademischen Lehrer verehrenund ihm menschlich verbunden waren, unvergessen bleiben.

W. Bronger K. Dehnicke W. Hanke WILEY-VCH Verlag, Weinheim

Z. Anorg. Allg. Chem. 2002, 628, 7152716716