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Netzwerk 2013 Preis 5.00 Euro Magazin • Lernen im Taijiquan • Schulterschluss der Berufsverbände bei Ausbildungsstandards • Neue Pläne für die Netzwerk-Akademie

Netzwerk...wissen. Was ist er oder sie für ein Mensch, was bewegt ihn, wie fühlt, wie denkt er oder sie? Ich will ihn verstehen, ihm näher kommen. Dann erarbeite ich den Text nach

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Magazin

• Lernen im Taijiquan

• Schulterschluss der Berufsverbände bei Ausbildungsstandards

• Neue Pläne für die Netzwerk-Akademie

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Inhalt

Netzwerkmagazin · 20132

Magazin des Taijiquan und QigongNetzwerkes Deutschland e.V.

Chefredakteurin:Sonja Blank

Redaktionelle Mitarbeit:Dr. Claudia Friedel, Annette Maul

Gestaltung:Martina Schughart, Düsseldorf

Druck:Das Druckhaus, Beineke DickmannsGmbH Print & Neue MedienIm Hasseldamm 6, 41352 Korschenbroich

Umschlag gedruckt auf Satimat Green, hergestelltaus 60 prozentigen Anteil an Recyclingfasern und40 Prozent FSC®-zertifizierten Fasern. Innenseitenauf Cyklus Print, 100% Recycling Papier. Ein Produktvon Arjowigginsgraphic.

Herausgeber:Taijiquan und Qigong NetzwerkDeutschland e.V.Oberkleener Straße 23, D-35510 ButzbachFon: 0700-888 666 55Fax: 0700-888 555 66Mail: [email protected]: www.taijiquan-qigong.deEinzelpreis: 5,00 Euro

Vorstand:Annette Deinzer [email protected] Dreyer [email protected] Bauer [email protected]

Ehrenmitglieder:Wilhelm Mertens, Martin Ritter

Redaktionelle Beiträge an:Sonja BlankOberkleener Straße 23, 35510 ButzbachFon: 06 447-88 59 37Mail: [email protected]

Titelfoto: Niklas und Roland Müller

Die einzelnen Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktionwieder.

Bildnachweis: Titel Loni Liebermann,Nordstraße 71, 52134 Herzogenrath, Fon 02407-17409

Fotolia, Peter Frank, Thomas Huber, IngoJarosch, Loni Liebermann, Annette Maul,Christian Rose, Martina Schughart,Netzwerk-Archiv, Archive der Autoren.

© Copyright by Taijiquan und QigongNetzwerk Deutschland e.V.

ImpressumEditorial ..................................................................................................................................... 3

Fachliches

Ist Taijiquan eine Kunst? · Heinrich Will ........................................................................... 4

Lernen im Taijiquan · Epi van de Pol .................................................................................. 7

Qualität in Ausbildungen ................................................................................................... 13

Der Leitfaden Prävention –was die Krankenkassen erstatten · Dr. Marie Sichtermann....................................... 16

Schulterschluss der Berufsverbände bei Ausbildungsstandards · Dr. Claudia Friedel............................................................ 20

Alltägliche Gesundheitspflege im Reich der Mitte · Andreas Gran ........................ 23

„The empty ego is traveling through the universe“–ein Qigong Kongress in Wien · Ulla Fels......................................................................... 26

Die Entwicklung des Taijiquan und Qigong in Europa · Sonja Blank...................... 29

Neues vom Steuer- und Sozialrecht · Brigitte Siegel .................................................. 34

Vereinsinternes

Neue Pläne für die Netzwerk-Akademie · Gudrun Geibig ........................................ 38

Taijiquan und Qigong – zwei Seiten einer Medaille · Dietmar Jarosch................. 40

Neues vom DDQT · Sebastian Bauer und Axel Dreyer ............................................... 43

Freie Gesundheitsberufe – Zukunfsvisionen und wie sie Wirklichkeit werden können · Sonja Blank..................................................... 44

Aktuelle Mitgliederliste ..................................................................................................... 46

Netzwerker in Aktion

Taiji und andere Kampfkünste beim Kampfkunst-Benefiz-Seminar · Annette Maul ............................................................ 48

Die Konzentration auf das Wesentliche · Michael Bouda ...........................................51

Taijiquan-Wettkämpfe als Prüfung inneren Wachstums · Björn Hammerling ...................................................................... 54

Qigong, Taijiquan und Meditation –Arbeitskreis und Weiterbildung · Klemens Speer ........................................................ 57

Taiji in der Presse.................................................................................................................. 58

Netzwerkmagazin

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Editorial

3Netzwerkmagazin · 2013

Liebe Leserinnen und Leser,

im diesjährigen Magazin steht das ThemaQualität im Mittelpunkt. Ende letzten Jahresfragte der Vorstand per Mitgliederumfragenach den Erfahrungen mit Ausbildungen.Die Antworten von 50 Beteiligten ergebenein vielfältiges und aussagekräftiges Bildüber Vorzüge und Mängel der in Deutschlandangebotenen Taijiquan- und Qigong- Aus -bildungen. Was aus der Umfrage nicht hervor-geht, ist der Zeitrahmen, auf den sich die Erfahrungender Antwortenden beziehen. Immerhin wurden vor gut zehnJahren die Allgemeinen Ausbildungsleitlinien entwickelt, diesich mehr und mehr als Standard etablieren konnten. Heutefühlen sich alle im Deutschen Dachverband für Qigong und Tai-jiquan (DDQT) organisierten Mitgliedsorganisationen diesenLeitlinien verpflichtet. Viele Ausbildungseinrichtungen habeninzwischen ihre Curricula an diese Standards angepasst.

Gerade deshalb haben die verschärften Bedingungen der DAK-Prüfungskommission für Qigong viel Ärger hervorgerufen.Dankenswerterweise haben die KollegInnen vom Taijiquan &Qigong Journal darüber eine breite Diskussion angestoßen undAnfang März zu einer Podiumsdiskussion eingeladen, zu der Dr.Johann Bölts, die berufsständischen Vereine wie der DDQT, dieDeutsche Qigong Gesellschaft, unser Netzwerk und der Dach-verband Freie Gesundheitsberufe, aber auch der Verband Tur-nen und Freizeit und der Verband der Volkshochschulen einge-laden waren. Claudia Friedel berichtet darüber. Ein weiteres Är-gernis ist der Leidfaden – pardon – der Leitfaden, in dem dieKrankenkassen die berufliche Grundqualifikation für Anbieter -Innen im Präventionsbereich und die Bedingungen für die Er-stattung von Kursgebühren festgelegt haben. Marie Sichter-mann von der Unternehmensberatung Geld & Rosen hat sichaktuell erkundigt. Gerade weil viele von uns den „falschen“Grundberuf haben und damit ihre Kurse nicht von den Kran-kenkassen bezuschusst werden, ist der von unserem Verein ein-geschlagene Weg in Richtung Qualitätsprozess richtig.

Qualität bedeutet immer wieder zu hinterfragen, tiefer auszu-loten und beweglich zu bleiben. Wir sind in diesem Heft eini-gen Fragen nachgegangen, wie etwa der Frage, ob Taijiquaneine Kunst ist. Darauf findet Heinrich Will Antworten. Er spannt

den Bogen von der Verankerung der Kampf-künste in der chinesischen Tradition bis hinzur zeitgenössischen Kunst und Kultur. DieFrage nach der Wissenschaftlichkeit von Qi-gong stellten die Veranstalter eines Kon-gress letztes Jahr in Wien. Ulla Fels hat denKongress besucht und schildert ihre Eindrü-

cke. Der Frage nach den Zusammenhängen vonTaijiquan und Qigong widmet sich Dietmar Ja-

rosch und er gibt die Anregung, diese beiden Bewe-gungskünste weniger getrennt als einander ergänzend zu be-trachten. Dem Ergänzenden unserer Bewegungskünste durchMeditation widmet sich eine von Klemens Speer ins Leben ge-rufene Weiterbildung mit integriertem Arbeitskreis. Auch hie-rüber berichten wir.

Uns interessierte weiterhin die Frage, welche besonderen Stär-ken und Merkmale das Taijiquan und Qigong in Europa auf-weist im Vergleich zu dem von unseren chinesischen Lehrernpraktizierten. Dazu haben wir sieben LehrerInnen in Europa be-fragt und wollten außerdem noch wissen, welche Entwicklungdiese Bewegungskünste in den nächsten zehn Jahren nehmenwerden.

Unabhängig davon, welchen Weg der Ausbildung jemandwählt, durchläuft das Lernen verschiedene Stufen. Epi van dePol unternimmt den Versuch einer Systematik anhand seineseigenen Lernweges. Dabei beschreibt er auch sehr anschaulicheinige Durststrecken, die es durchzustehen gilt und die Ihnen,vielleicht bekannt vorkommen werden.

Viel Vergnügen und Anregung beim Lesen!

Sonja Blank

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Fachliches

Traditionell zählt Taijiquan in China zuden Künsten, in gleicher Weise wie beiuns zum Beispiel die Malerei. In Deutsch-land hat ein Gericht befunden, „Der vomKläger erteilte Taiji-Unterricht sei eherdem Unterricht eines Fitness- und Gym-nastiklehrers zuzuordnen.“ 1 WestlicheTaijiquan-LehrerInnen sehen in Taijiquanin der Regel eine Bewegungs- und/oderKampfkunst (wushu; wu = 武 = kriege-risch, shu = 术 = Kunst). Zu Recht, oderübernehmen sie nur unreflektiert chine-

sische Vorgaben? Aber auch in China istdas Bild von Taijiquan nicht einheitlich,viele praktizieren es unter sportlichenoder heilgymnastischen Gesichtspunk-ten, für andere ist es Meditation in Be-wegung. Zwei zeitgenössische Taiji-Ex-perten aus Singapur äußern sich zu demThema folgendermaßen Kenneth Lau:„Zheng Manqing war bekannt als „Meis-ter der 5 Vortrefflichkeiten“, er war he-rausragend in chinesischer Dichtkunst,chinesischer Malerei, chinesischer Kalli-

grafie, chinesischer Medizin und auch inTaiji. Das eine ist nicht mehr wert als dasandere, so wie die 5 Finger einer Hand,obwohl sie unterschiedlich lang, dickund kräftig sind, spielen alle auf ihre Wei-se eine wichtige Rolle und sind so allegleich wichtig.“

Chi Pin Choong: „Gewöhnliche Taijiquan-Übende denken vielleicht, Taijiquan seieine (Kunst)Fertigkeit (englisch: skill),aber wenn wir tiefer gehen, erkennenwir, dass es mehr ist als das. Wir müssendie Bewegungen mit den inneren Antei-len unseres Seins üben. Taijiquan bein-haltet durchaus Kreativität, Phantasieund Imagination.“ 2

Jede Taijiquan-Praktizierende brauchtselbstverständlich ein gewisses Maß anKönnen und Fertigkeit, chinesisch gong-fu (功夫), so wie auch jeder Handwerkergongfu braucht. Man muss sein Metierbeherrschen. Die Stufe des Könnensmuss einen Grad erreicht haben, der dasKönnen immer wieder in überzeugenderWeise zum Ausdruck bringt und nicht alsZufallsprodukt erscheinen lässt. AberKunst geht über das handwerkliche Kön-nen hinaus, weil sie nicht nur auf Nutzenund Gebrauch ausgerichtet ist. Sie öffnetsich dem Neuen, Unbekannten und stelltsich der Frage nach dem existenziellenSinn.

In meinen ersten Taiji-Jahren besuchteich ein Seminar von Al Huang in derSchweiz. Er erinnerte immer wieder da-ran, dass der Taiji-Geist Anfänger-Geistbedeutet. Man ist bereit, jeden Tag Neu-es zu entdecken. Zheng Manqing be-zeichnete sich selbst als „Altes Kind, dasnie des Lernens müde wird“.3 Von ihmstammt auch der bekannte Ausdruck „Inden Verlust investieren“. 4 Er hat seineMethode beständig verfeinert und wei-terentwickelt. Er blieb neugierig, war be-reit, Gewohntes in Frage zu stellen undzu verwerfen, wenn es ihm nicht mehrangemessen schien. Diese Haltung ent-spricht ganz dem Geist des Daodejing, indem es heißt, „Wer dem Lernen ergebengewinnt täglich, wer dem Dao ergebenverliert täglich.“ 5

Netzwerkmagazin · 20134

Ist Taijiquan eine Kunst?Von Heinrich Will

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Fachliches

Möglicherweise ist die Vorgehensweisebei der künstlerischen Arbeit, ob in derbildenden oder darstellenden Kunst, garnicht so verschieden voneinander. Da ichin den vergangenen Jahrzehnten auchals Schauspieler und Rezitator tätig war,kann ich kurz skizzieren, wie ich ein Thea-terstück oder ein Rezitationsprogrammerarbeite und so auf Parallelen zum Taiji-quan hinweisen.

Zunächst will ich etwas über den Autorwissen. Was ist er oder sie für einMensch, was bewegt ihn, wie fühlt, wiedenkt er oder sie? Ich will ihn verstehen,ihm näher kommen. Dann erarbeite ichden Text nach inhaltlichen und formalenKriterien – Dynamik, Tempo, Stimmung,Tonhöhenbewegung usw. Ich frage mich,um was es hier, in diesem speziellen Fall,geht? Welche stilistischen Mittel setztder Autor ein, um auszudrücken, was ersagen will? Um was geht es mir? Nehmeich den Text nur als Vorlage für meineIdeen, oder sehe ich von mir ab und ver-suche mich leer zu machen, damit sichmehr vom Dichter selbst zeigen kann?Ich gehe davon aus, dass die wenigstenSchauspieler und Regisseure den Geniuseines Shakespeare haben und die wenig -sten Taiji-Praktizierenden besitzen dieGenialität eines Yang Chengfu und sodenke ich, ist es sehr gewagt, geniale Vorgaben nach eigenem Gutdünken zuverändern.

Natürlich bin ich immer Interpretieren-der, ich bin es, der Rilke spricht, ich übemich in der Form nach Huang Xingxian,es kann nicht mein Ziel sein, wie MeisterHuang zu werden. Bevor das Stückschließlich zur Aufführung kommt, habeich den Text hundertmal wiederholt unddurchgekaut. Zhuangzi, der chinesischeDichter und Philosoph (4. Jh. v. Chr.) be-

schreibt den künstlerischen Prozess aufähnliche Weise und drückt ihn sehr an-schaulich in seiner Geschichte „Der Holz-schnitzer“ aus. Der Holzschnitzer be-kommt den Auftrag, einen Glockenstän-der zu schnitzen. Er beginnt seine Arbeitdamit, dass er sich von der Außenweltganz zurückzieht. Nichts soll ihn ablen-ken und seine Konzentration oder Medi-tation stören.

Er entledigt sich aller Gedanken an dasfürstliche Honorar und an den zu erwar-tenden Ruhm. Der Auftraggeber und dieErwartungen seines Hofstaates werdenihm gleichgültig. Er verbindet sich mitseinem „Tiefen Geist“, seinem „Herzgeist“(Xin) oder wie auch immer man diesegeistige Verfassung in den verschiede-nen Kulturen bezeichnet hat. In diesemZustand geht er in den Wald, er sucht denpassenden Baum nicht, er findet ihn,ganz im Sinne des bekannten Spruchsvon Picasso „Ich suche nicht, ich finde.“Und dann sagt er den entscheidendenSatz: „Weil ich so meine Natur mit derNatur des Materials zusammenwirkenließ, deshalb halten die Leute es für eingöttliches Werk.“ 6

Es dürfte den Meisten schwer fallen, sichin eine solche Verfassung zu bringen,aber ein Ideal, das es wert ist, angestrebtzu werden, bleibt es dennoch. So ähnlichstelle ich mir den kreativen Prozess vor,ob man nun Dichter, Maler, Musiker, Tän-zer, Schauspieler oder Taiji’ler ist: Leer zuwerden, wenn man die Form übt, in einentiefen Übungszustand zu kommen, dersich vom alltäglichen Zustand klar unter-scheidet, sich der Form hingeben, für dasTaiji durchlässig werden und es zum Aus-druck bringen. Vergleichbares findet sichin der dem Taijiquan verwandten Metho-de Qigong. Die erste Übung der 8 Brokat-

übungen im Sitzen heißt „Sitzen in Stille“. Professor Jiao Guorui aus Beijing(1923-1997) schreibt zu dieser Übung: „In diesem Zustand gelingt es, zu ande-ren Schichten des Bewusstseins und Un-terbewusstseins vorzudringen, beson-ders unter dem Aspekt der geistigen Lebendigkeit, Kreativität und Inspiration(linggan – 灵感 , die Eingebung ).“ 7

Das Gericht legte im Fall des Taiji-Lehrers„bei der Frage was als Kunst zu bewertensei das KSVG (Künstlersozialversiche-rungsgesetz), die allgemeine Verkehrs-auffassung (soll heißen: Auslegung, In-terpretation, Sichtweise) und historischeGesichtspunkte zu Grunde. Danach seiKunst das, was Ergebnis eines kreativenProzesses sei und von der jeweiligen Ge-sellschaft als Kunst anerkannt werde.“ 8

Es argumentierte, in China sei Taiji eineArt Volkssport, mit positiven Auswirkun-gen auf Körper und Seele. Kunst zu defi-nieren ist äußerst schwierig wenn nichtgar unmöglich. Der Kunstbegriff ist flie-ßend und für den Laien nicht ohne wei-teres verständlich. In der Antike galtenMaler und Bildhauer als Handwerker, da-gegen zählten Grammatik, Geometrie,Rhetorik, Musik etc. zu den Künsten. ImHellenismus kamen Medizin und Archi-tektur hinzu. Das Theaterspiel war ein-gebunden in eine kultische Handlung.Die Katharsis in der griechischen Tragö-die hatte eine die Seele reinigende Wir-kung. In unseren Tagen wurde der Kunst-begriff durch die neuen Medien radikalerweitert. Es kam die Fotografie hinzu,man spricht von Installationen, von Vi-deo- und Computerkunst etc. Man kannviele Tätigkeiten als Kunst im weitestenSinn ausüben. „Ist das Kunst oder kanndas jetzt weg?“, fragt die Reinigungs-kraft, die in den Ausstellungshallen sau-ber macht, und es gibt durchaus Stim-men, die behaupten, alles, was derKünst ler zur Kunst erklärt ist Kunst. (Mi-chael J. Wewerka, Galerist in Berlin)

In der Zeitschrift „Die Welt“ war am25.02.12 zu lesen: „Flaschen, Zahnpasta-tuben, Turnschläppchen: Der chinesischeKünstler Song Dong zeigt in London über

5Netzwerkmagazin · 2013

„Die Kunst im Ganzen ist nicht ein zweckloses Schaffen der Dinge, die im Leeren zerfließen,

sondern eine Macht, die zweckvoll ist, und sie muss der Entwicklung und Verfeinerung

der menschlichen Seele dienen.“Aus Wassily Kandinsky: Über das Geistige in der Kunst. Originalausgabe von 1912.

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Fachliches

10 000 Gegenstände, die seine Muttergesammelt hat.“ Was als Kunst gilt, ist inhohem Maße subjektiv, aber mir scheint,es gibt Kriterien, die untrennbar mit demKunstbegriff verbunden sind, u.a.• existenzielle Betroffenheit• Phantasie und Inspiration• Offenheit• das Neue, Ungewohnte• eine Tiefendimension• das Ästhetische• Kunst erinnert den Menschen daran wer er ist, wenn er sein Potenzial ausschöpft.

Das Sozialgericht hat recht, Taijiquan istin China weit verbreitet und eine ArtVolkssport, aber es kann eben auch zu ei-

ner eindrucksvollen Kunst-Demonstrati-on werden, so wie bei uns viele tanzen,aber nur eine Minderheit Tanz zu einerKunstform erhebt. Das KSVG zählt auf,wer als Künstler gilt, doch dann sagtselbst die Künstlersozialkasse: „Es han-delt sich hierbei jedoch keinesfalls umeine abschließende Aufzählung; auch Tä-tigkeiten, die im Fragebogen nicht ge-nannt werden, können durchaus unterden Schutz des KSVG fallen und ggf. zurVersicherungspflicht führen.“ (aus denInformationsschriften der KSK)

Ich verknüpfe diesen Artikel mit derHoffnung, dass er unter Taijiquan- Netz-werkern den Gedankenaustausch an-regt. 2014, wenn das Netzwerk seinen

25-jährigen Geburtstag feiert, steht die-ses Jubiläum unter dem Motto „Taiji, Qi-gong und andere Künste“. Vielleicht gibtes bis dahin schon eine kleine Sammlungvon Beiträgen, die dazu führt, dass dasNetzwerk Taijiquan auch nach außen inüberzeugender Weise als eigenständigeKunst form darstellen kann.

Netzwerkmagazin · 20136

Heinrich Will studierte Erziehungswissen-schaft mit den Schwerpunkten Theologieund Kunsterziehung, war von 1975-1982Lehrer für ev. Religion und Bildende Kunst.Heute ist er als Lehrer und Ausbilder fürTaijiquan und als Lehrer tätig.

Der Autor

Der Autor

Quellenangaben

1 FAZ v. 27.03.2012

2 Archiv des Autors

3 Festschrift zum 50. Jubiläum der Taiji-Gesellschaft Singapur, Beitrag von P. Kelly, S. 58

4 T’ai Chi. Cheng Man-ch’ing und Robert W. Smith, S. 101, Charles E. Tuttle Co.,INC., Rutland, Vermont, 25. Auflage, 1983

5 Laudse. Daudedsching, Übers. Ernst Schwarz, dtv klassik, 1. Auflage 1980, Spruch 48

6 Dschuang Dsi. Das wahre Buch vom südlichen Blütenland, Diederichs Gelbe Reihe, 37.-39. Tausend Auflage, 1988, S.203

7 Jiao Guorui. Die 8 Brokatübungen, ML-Verlag Uelzen 1996, S. 190

8 FAZ v. 27.03.2012

Eine Qigong-CD im Zeitalter derDVDs zu produzieren erscheintauf den ersten Blick ein Anachro-nismus zu sein, ein Rückschritt indie „technische Steinzeit“. Abereigentlich sind CDs den DVDs inmancher Hinsicht überlegen. Die CD „Gelassen durch den Tag

– die 18 Bewegungen des Taiji Qigong“ ist eine gut gemachte Beglei-tung für AnfängerInnen und Fortgeschrittene dieser Übungsreihe,die ja weit verbreitet ist. Durch die weite Verbreitung gibt es natür-lich gewisse Unterschiede in der Bewegung, aber der Kern der Bewe-gungen sollte bei allen Übenden noch der gleiche sein. Und hier ist schon ein erster Vorteil einer CD gegenüber einer DVD.Eine CD lenkt nicht wie eine DVD dadurch ab, dass man andere Be-wegungen sieht, sondern man bleibt beim Üben ganz bei den eige-nen, vertrauten Bewegungen. Die Anleitungen von Ruth Arens aufdieser CD führen durch die Bewegungen und steigern die Motivati-on zum Üben.Das liegt auch daran, dass Ruths Stimme nicht so eine „butterweiche,sanfte“ ist, wie auf manch anderen CDs oder DVDs, sondern sie magsich beim ersten Hinhören fast etwas „schroff und hart“ anhören.Dieses Ungewohnte kann sicherlich erstmal etwas irritierend wirken,doch beim wiederholten Hören kommt die eigentliche Qualität

dieser Stimme zur Geltung. Sie hat einen angenehmen „antreiben-den“ Charakter, der mich durch durch die 18 Bewegungen führt ohnemich dabei unangenehm zu „pushen“.Ruth Arens, eine Netzwerkerin, entwickelte diese Anleitungen ausaus ihrer langjährigen Lehrerfahrung. Sie ist zertifizierte Qigong-Lehrerin, hat eine eigene Kampfkunstschule und leitet die Qigong-Ausbildung des "Verbandes für Turnen und Freizeit" in Hamburg, beider die 18 Bewegungen des Taiji Qigong auch unterrichtet werden. Unterstützend ist auch die Musik, die Büdi Siebert komponiert undeingespielt hat. Büdi Siebert ist ein preisgekrönter Komponist undMusiker, der seit mehr als 30 Jahren erfolgreich tätig ist unter ande-rem im Bereich der Meditations- und Weltmusik. Er hat auch eine ei-gene CD mit Musik für Qigong herausgebracht. Die Stimme und die Musik verbinden sich zu einer „dichten und har-monischen Atmosphäre“, die das Praktizieren auf eine ganz eigeneWeise unterstützt. Natürlich ist der Vorteil der CD, keine bewegtenBilder mit den Bewegungen zu haben, auch ein Nachteil. Denn mit-unter ist es auch interessant zu sehen, wie jemand anderes die Be-wegungen ausführt. Im beigefügten 20-seitigen Booklet führt RuthArens zwar die zentralen Stellungen der einzelnen Übungen vor, aberdas kann bewegte Bilder natürlich nicht ersetzen. Dennoch gibt es ei-nen guten Einblick in die Art und Weise, wie Ruth Arens die Bewe-gungen interpretiert.Dafür kann man sich die CD auch auf seinen MP3-Player überspielenund überall zum Üben hin mitnehmen, auch dorthin, wo es keinenDVD-Player gibt.

Jasper Gerd Menzel

RezensionRuth Arens:

Gelassen durch den Tag – die 18 Bewegungen des Taiji Qigong

TQJ-Verlag 2012, Audio-CD inkl. Booklet, Spielzeit 60 min, 18,- Euro

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Fachliches

Taijiquan lernen, ist ein langer Weg, derviel Zeit als körperlichen und geistigenEinsatz erfordert. Der Anfang ist nicht soschwer, soweit man die Choreografie be-halten kann. Wenn man auch noch eineIdee von Kampfkunst hat, dann sind dieFiguren sogar logisch erklärbar. Nachdem Lernen der Form bzw. eines Teilstü-ckes, kommt dann das Verstehen derPrinzipien, die durch jeden Lehrer andersdargestellt werden. Für mich sind diewichtigsten Prinzipien:

➜ Entspannung, aus der das Sinken entsteht und die daraus wiederum entstehende Leere,

➜ Struktur bewahren trotz oder dankder Entspannung und Schwerkraft,

➜ Drehen aus der Mitte bzw. Dantien,➜ Unterscheiden von Yin und Yang

in jeder Bewegung und jedem Körperteil.

Neben den Bewegungsprinzipien gibt esauch in der dynamischen Partnerarbeit

des Taijiquan, Pushing Hands oder Tui - shou genannt, Prinzipien, die es zu un-terscheiden gilt. Wiederum nenne ich diefür mich wichtigsten:➜ Yielding, das jederzeitige

Nachgeben der Kraft des Anderen➜ Following, das stetige Folgen der

Kraft des Anderen, wohl wissend, woder Andere im Verhältnis zu dir ist

➜ Sticking, immer im Kontakt sein➜ Joining, nicht nur das Nachgeben

und Folgen der Kraft des Anderen,sondern auch das Verstärken derKraft des Anderen

➜ Folding, beim Blockieren der eigenenBewegung fließt die Bewegung miteinem nicht blockierten Körperteil indie beabsichtigte Richtung weiter

Nach dem Lernen der Form oder einesTeilstückes beginnt das Einüben der Be-wegungen des Pushing Hands. Die Be-wegungen sind bekannt, nun müssensich aber alle Körperteile innerhalb der

7Netzwerkmagazin · 2013

Lernen im TaijiquanVon Epi van de Pol

Taijiquan ist eine innere Kampfkunst. Sie wird aber auch mit weicher Kampfkunstumschrieben. Peter Ralston, einer meiner beiden Lehrer, sagt, dass die äußerenKampfkünste einfach sind und „what you see is what you get, the more you learn theless there is to learn; in internal martial art the more learn the more doors open upand behind every door there are more doors“.

Wee Kee Jin Mei

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Fachliches

Bewegungsabfolge synchron „bewegen“,d.h. dass der Fuss gleichzeitig mit derHüfte eingedreht wird. Es handelt sichnoch im mer um zwei ungewohnte, abergleich zeitige Bewegungen. Der nächsteSchritt ist das Verbinden der Bewegung.Durch das Sinken in das Standbein wer-den sowohl die Hüfte als auch der Fußeingedreht, damit entsteht eine verbun-

dene Bewegung. Dieses Verbinden derBewegung benötigt die meiste Zeit undÜbung, dabei sprechen wir von Jahren.Ein geübter Ballettänzer kann die Taiji-quanform innerhalb eines Wochenendeslernen, dass sieht dann zwar nicht wieTaijiquan aus, aber die Choreografie hater schnell verinnerlicht. Das Synchronisie- ren der Bewegungen dauert dann noch

ca. eine Woche. Das Ganze sieht dannschon wie Taijiquan aus, mit Kampfkunsthat das jedoch noch nichts zu tun. Esdauert Jahre bis man im Pushing Handdurch das Verbinden der Bewegungendie innere Kraft erschließt. Es erfordertHingabe, damit auch das tägliche Lebendurch die Übung beeinflusst wird.

Das Lernen von Taijiquan ist ein langerProzess. Die Form, das was die meistsenMenschen unter Taijiquan verstehen, istlediglich der Beginn und kann im späte-ren Prozess vergessen werden. Men-schen, die wirklich Taijiquan lernen wol-len, geraten meistens bei ihrem erstenLehrer in eine Sackgasse und machensich dann auf die Suche nach einem Do-zenten, der ihnen mehr Informationenverschafft und besonders zusätzlicheFertigkeiten vermittelt. Der Artikel, derauf meinen Erfahrungen und Wahrneh-mung bei der eigenen Suche nach uner-reichter Meisterschaft basiert, ist für genau diese suchenden Menschen ge-schrieben. Die nachfolgenden Entwick-lungsstufen sind durch mich gewähltund dienen lediglich der Klarheit.

Stufe 1: „Lehrer dienen der Kontrolle der eigenen Fertigkeiten“Ein neuer Lehrer wird mit dem vorheri-gen Lehrer (oder Lehrern) und den eige-nen Fertigkeiten verglichen. Ein kleinerAustausch mithilfe von Pushing Handsist dabei sehr hilfreich bzw. unentbehr-lich, da man sich sonst zu Beginn schnellin den Fertigkeiten und wie jemand dieForm läuft täuschen kann. Ich erinneremich an Nigel Sutton in Recontres Janie-res, der das leere Bein nicht wirklich inder Luft schweben, sondern einfach mitGewicht darin fallen ließ. Aber sobald ichmit ihm Pushing Hands übte, fühlte ich,dass seine Fertigkeiten in Verbindungmit seinem Gewicht mich damals über-forderten. Viel später erst begriff ich,dass das Leeren des Beines auf meinealte Weise nichts mit Yin und Yang zu tun

Netzwerkmagazin · 20138

Patrick Kelly

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Fachliches

hatte, sondern vielmehr mit dem Kom-pensieren meines Körpergewichtes.

Mein erster Lehrer Kwee Swan Hoo be-tonte das Leeren des Beines als ein Prin-zip (double weightedness). Deshalb prüf-te ich auch jeden, ob er auf diese Weisedas leere Bein schweben ließ. Von PeterRalston lernte ich erst viele Jahre später,dass auch ein „volles“ Bein bewegt wer-den kann und dass das Stehen auf zweiBeinen nichts mit der Doppelgewich-tung zu tun hat. Wenn der Lehrer dichmit Leichtigkeit im Pushing Hands be-rühren kann und du akzeptierst dies alsSchüler, dann beginnt die nächste Stufedes Lernens.

Stufe 2: „Lernen und es doch besser wissen als der Lehrer“In vielen internationalen Zusammen-künften trifft man als „Taijier“ viele an-dere Kollegen, und man lernt durch dieInformationen und Begegnungen in die-sen Workshops immer durch den Ver-gleich mit den eigenen Fähigkeiten. Beieinem Lehrer in die Lehre zu gehen, be-deutet den Kopf zu leeren. Diese Tatsa-che erinnert an eine bekannte Zen-Ge-schichte, in der ein Besucher dermaßenan den Zen-Meister herantrat, dass die-ser sich genötigt sah, seinem Gastschweigend Tee in seine bereits volle Tasse zu gießen. Dieser rief aus, dass sei-ne Tasse bereits voll und es Sünde sei, denTee so über den Tisch auslaufen zu lassen.Worauf der Zen-Meister entgegnete,dass der Kopf seines Gastes ebenso vollsei wie diese Teetasse. Bei Patrick Kellyhabe ich dies am stärksten erfahren.

Dieser Mann war im Fixed Step PushingHands deutlich viel besser als ich. Nichts-destotrotz dachte ich, dass ich einige Tei-le der Übungen besser verstand als er.Deshalb brachte ich es fertig, bei Part-nerübungen meine Gedanken mit ande-ren Kursteilnehmern zu teilen, und zu-rückschauend vermied ich dadurch tiefe-

res Verstehen. Patrick hatte mich einigeMale auf mein Verhalten hingewiesen.Selbst in der Gruppe auf mein Verhaltenangesprochen, veränderte ich mein Ver-halten nicht angemessen. Dies hatte denEffekt, dass ich mein Verhalten eher ver-barg als es veränderte. Als ich Patrick bat,mein Sabbatjahr bei ihm verbringen zudürfen, lehnte er natürlich ab. Ich ver-stand es damals nicht, aber muss ihmheute zustimmen, weil mein Kopf nichtleer war. Was will man auch mit einemSchüler, der meint alles besser zu wissen.

Stufe 3: „Der Kopf ist zwar leer, aber das Eingeschänkte ist unbekannt oderwird nicht festgehalten“In meinem Taijiquan ist es regelmäßigvorgekommen, dass ich dachte, ich hätteetwas Bestimmtes verstanden, jedocheinige Jahre später hat sich das Verste-hen derart vertieft, dass es einen völliganderen Inhalt bekam als anfänglich. EinLehrer wird immer versuchen dir etwaszu vermitteln, es kann aber passieren,dass seine Worte nicht in dich eindringenoder in dir ein völlig anderes Bild entste-hen lassen. Das kann schlimme Formenannehmen, die eigenlich jeder kennt. Jemand im Kurs ruft plötzlich „Warumsagst du das erst jetzt?“ Während für jeden im Kurs klar ist, dass diese Infor-mationen bereits seit der ersten Unter-richtsstunde vermittelt wurden. Es istein typisches Phänomen, Menschen wol-len lernen, aber die Informationen wer-den nicht gehört oder nicht so verarbei-tet, dass sie fürs eigene Training verin-nerlicht werden.

Stufe 4: „Der Zweifel“Taijiquan lernen heißt, dass Dinge in Körper und Geist verarbeitet werdenmüssen, die neu sind und nicht zu den eigenen Fähigkeiten gehören. Ich höreWee Kee Jin dazu sagen: „Weiter zurückim hinteren Bein sitzen.“ Okay, ich machedas und dann setzt mich Jin noch weiterin das hintere Bein, so dass ich umfalle

und protestiere, dass das doch wohlnicht richtig sein kann, und dies umfas-send begründe. Jin lächelt dann meis-tens und zeigt dann, dass es doch gehtund so seine Vorteile hat. Anschließendversuchte ich es nach meinem Verständ-nis von meinem hinteren Bein nachzu-machen und Jin korrigiert meine Hüftpo-sition von „auf meinem hinteren Bein zumeinem hinteren Bein“ mit den Worten„wenn du selbst nicht im dem leerenBein sitzen kannst, dann kann du auchandere nicht dahin führen“. Interessan-ter Gedanke, aber Grund genug mit demLehrer darüber zu diskutieren? Diese Dis-kussion verläuft positiver und fruchtba-rer als die Zurückweisung aus Stufe 2.Aber man glaubt dem Lehrer nicht voll-ständig, weil man es im eigenen Körpernicht versteht, obwohl der Lehrer es be-herrscht und im freien Pushing Handsebenfalls praktizieren kann.

Stufe 5: „Unbewusstes Körperbewusstsein“Ich will möglichst wie eine leere Teetasselernen, bin mir aber der Fehler, auf diemich der Lehrer immer wieder hinweist,

9Netzwerkmagazin · 2013

Peter Ralston

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Fachliches

nicht bewusst. Dieses Phänomen habeich am stärksten ausgeprägt bei einemMitschüler beobachtet, der ein Jahr langbei dem Lehrer wohnte und bei dersoundsovielten selben Korrektur wütendund verzweifelt ausrief: „Aber ich tu dochgenau das, was Sie mir sagen!“ An dieserStelle kann der Lehrer dann nicht weiter,weil er den Schüler sonst zurückweist.Ich kenne diesen Prozeß im geringerenMaße, aber darum nicht weniger deut-lich. Nach der zigsten Wiederholung sag-te ich „Hey, ich dachte ich mache das,aber scheinbar nicht.“ Hier gibt es dannkeine Zurückweisung aber ein Unbe-wusstsein über das eigene Handeln. Icherinnere mich noch an die 70er Jahre, alsich mich auf einem Video Karate übensah. Ich hatte mich selbst unter den bes-ten drei der Klasse eingeschätzt. Aber alsich mich selbst bewegen sah, war icheher die Nummer 10 von 13 Karatekas imRaum. Natürlich ist es befremdlich, sichselbst auf einem Video zu sehen und vorallem sich selbst reden zu hören. Ichspreche jetzt über die Qualität von Be-wegung, und die ist objektiv gesehen ge-ringer als man sie subjektiv fühlt. Jeder,der selbst Lehrer ist und gleichzeitig Un-terricht nimmt, kennt das gesprocheneoder gefühlte Phänomen bei Korrektu-ren: „Das sag ich meinen Schülern auchimmer“. Offenbar ist das Bewustseinnoch nicht bis zur objektiven Wahrneh-mung durchgedrungen.

Ich weiß noch sehr gut, wie mein ersterLehrer mich aufrichtete und ich dabeidas Gefühl hatte, dass ich vornüber ge-neigt stand. Meine Mitschüler sagten,dass ich viel aufrechter stand, aber ichkonnte es nicht glauben, weil mein Kör-pergefühl mir ständig die Botschaft ver-mittelte, dass ich vornüber lehne. MeinLehrer entfernte dann die Gardine vordem Spiegel und ich sah zu meiner Ver-wunderung, dass ich aufrecht stand. DasKörpergefühl ist subjektiv. Das hat seineVorteile, aber für das Lernen von Taiji-

quan ist es ziemlich lästig und man be-nötigt einen Lehrer oder Mitschüler oderein Video, um ein objektives Bild von sichselbst zu bekommen.

Stufe 6: „Zeitweises Körperbewusstsein“Ein weiteres sehr seltsames Phänomen,das jeder Übende kennt, ist, dass man inder Gruppe mit einem Wohlgefühl Taiji-quan übt. Du siehst den Lehrer auf dichzukommen und korrigierst im selben Au-genblick das, warum er auf dich zukam.Mitunter reicht ein Blick des Lehrers voll-kommen. Das Eigentümliche ist, dass dugenau weißt, was du üben sollst und duwillst es eigentlich auch. Aber auf die eineoder andere Weise ist dein Körperbe-wußtsein mit etwas anderem beschäf tigtund der Körper verfällt in alte Gewohn -heiten. Diese Erscheinung kann lange Zeitandauern, bevor einige ungewünschteGewohnheiten verschwinden. Ich habedies selbst sehr intensiv erfahren und esgeschieht immer noch z.B. mit dem nachvorn wandernden (geneigten) Kopf.

Natürlich ist der Kopf nach vorne ge-neigt, aber mein Gefühl wehrt sich da-gegen, dass das Gewicht des Kopfes überder Wirbelsäule in den Füssen ruhen soll-te, anstatt am Hals zu hängen. Der Nach-teil des vorgeneigten Kopfes ist, dass dasKinn oder die Stirn die Bewegung leitetanstatt das Dantien. Wee Kee Jin sagtebei Partnerübungen in solchen Mome-ten: „Küss mich nicht“. Er bekam in sol-chen Situationen von seinem Lehrer Hu-ang Sheng Shyan eine zweisprachigeOhrfeige, wenn sein Kopf nach vornekam mit der Anmerkung: „Warum gibstdu mir deinen Kopf zum Schlagen“?

Eine andere damit zusammenhängendeGewohnheit von mir ist das mit dem hin-teren Bein nach hinten Gehen, ohne da-bei in die vordere Leistenbeuge gesun-ken zu sein, jedoch mit einem leicht vor-geneigten Oberkörper inkl. Kopf, um dasGewicht des hinteren Beines zu kompen-

sieren. Das ist beim Boxen ziemlichdumm. Es kommt ein Schlag in Richtungmeines Kopfes und ich mache mit mei-nem hinteren Bein einen Ausweich-schritt nach hinten. Gleichzeitig darf ichmich natürlich nicht mit meinem Kopf inRichtung des entgegenkommenden Box- handschuhs nach vorne bewegen.

Eine meiner alten Gewohnheiten, die mirdabei einen Streich gespielt hat, ist dasvöllige Leermachen des bewegendenBeines nach dem Motto, „doppelte Ge-wichtung“ geht nicht ohne Gewichts-kompensation. Auch im „Stepping RollBack“ ist dies ein wichtiges Prinzip, der-zeit gleichzeitig aus der Basis der Kraftdes Anderen ohne Gewichtskompensati-on nach vorne zu folgen. Peter Ralstonhat mich darin sehr häufig von seinemStuhl aus mit schüttelndem Kopf korri-giert. Ein anderer Nachteil des nach vor-ne hängenden Kopfes ist, dass ich imPushing Hands mein Gewicht gebrau-che, anstatt zu sinken. Ich weiß das undich bemühe mich, das zu verbessern.

Netzwerkmagazin · 201310

Huang + Jin

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Fachliches

Aber sobald ich abgelenkt bin, verfalleich in alte Gewohnheiten, die ich halb-wegs im Laufe des Prozesses korrigierenkann „Oh ja, nicht tun“.

Stufe 7: Das Großhirn (Neocortex) gegen den Hirnstamm (Reptilienhirn)Diese Stufe ist am schwierigsten zu kor-rigieren. Der Neocortex ist der größte Teilunseres Gehirns, dem Sitz unseres Be-wusstseins. Der Hirnstamm ist evolutio-när gesehen der älteste Teil des Gehirns.Hier befinden sich alle unbewussten Kör-perfunktionen wie der Atem, das Stehen,Laufen und Schlucken usw. Wir sprechenalso über die Art und Weise, wie wir alsBabys und Kleinkinder laufen und uns zubewegen gelernt haben. Diese angebo-renen und angelernten Bewegungsmus-ter haben ihren Sitz in den tieferen Re-gionen des Gehirns (Reptilienhirn), undes erscheint logisch, dass diese Bewe-gungsmuster schwierig zu verändernsind, da sie auch mit der Persönlichkeitverbunden sind.

Ein Beipiel erlebte ich mit Patrick Kelly ir-gendwann in den 90er Jahren, als er mitseiner Hand gegen meine Brust drückteund ich mit einer Rückwärtsbewegungseinen Druck in mein hinteres Bein auf-nahm. Ich ging bewusst nach hinten undKelly sagte: „Du kommst nach vorne“.Worauf ich sagte „Aber ich gehe dochnach hinten“. Er: „Nein, du kommst nachvorn“. Daraufhin nahm er Druck von mei-ner Brust und ich schoss nach vorne. Of-fenbar fühlte er meine tiefer liegendeBewegung besser als ich selbst. Erst spä-ter habe ich verstanden, wie das Ganzefunktionierte. Ich musste Kelly etwas be-weisen und leistete Widerstand. Obwohldie bewusste Bewegung nach hintenverlief, ging die unbewusste Widerstands- bewegung gegen den Druck von Kelly,der im freien Push Hands davon häufigGebrauch machte.

Druck ist nun einmal ein Zeichen für Wi-derstand bzw. Härte. Es ist sehr schwie-rig, sich dieser „unbewussten“ Wider-

standsbewegung, die ich immer für Auf-nehmen und Entspannen hielt und wo-rauf ich stolz war, bewusst zu werdenund sie zu verändern. Wee Kee Jin riet,erst den Geist in die entsprechende Rich-tung „wandern“ zu lassen. Ralston undKelly machen eigentlich alles mit demGeist nach dem Motto: „Train the mindtrash the body“. Entspannung ist eineGegebenheit, die im Widerspruch zumHirnstamm steht. Über Entspannungkann man diskutieren, da dessen Bedeu-tung im Taijiquan nicht im Sinne derwestlichen Wissenschaft definiert ist.Bei einem entspannten Arm im Taijiquanlässt man den Bizeps wie auch seinenGegenspieler (Antagonisten), den Trizep,unbewegt/in Ruhe, d. h. es werden keineArmmuskeln aktiv verkürzt oder verlän-gert, es erfolgt somit keine Stabilisie-rung des Armes oder aktive Beugung desEllenbogens. Das Einzige, was man be-nutzt, ist die Haltung oder Position, dieRalston als intrinsische Kraft des Armesbeschreibt. Es fühlt sich wie die vollkom-

11Netzwerkmagazin · 2013

Nigel Sutton

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Fachliches

mene Entspannung an, entspricht abernicht der westlichen Definition, sondernkönnte mehr als passive Dehnung be-schrieben werden. Bevor der Hirnstammdas „versteht“, durchläuft man vielefrustrierende Übungsstunden. Da derKörper dem Geist grundsätzlich ge-horcht, gibt Ralston den Rat, das Kom-mando, jemanden zu stoßen zu verän-dern. Sobald man dem Nervensystemden Auftrag gibt, jemanden umzusto-ßen, verfällt der Körper wieder in das alsKind gelernte alte Verhaltensmuster.Durch das Verändern des Kommandos„Stoßen“ z.B. in „den Anderen in meinenFuß lassen“ besteht die Möglichkeit fürdas Nervensystem, etwas ganz Neues imKörper entstehen zu lassen.

Stufe 8: „Einschleifen“Die Taiji-Form dient dazu, sich eine ande-re Art von Bewegung anzueignen. Wennman das tägliche Taijiquan meisternmöchte, bedeutet das viele Stundenüben, in der Hoffnung, dass das Übenauch in das tägliche Leben übertragenwerden kann. So kann das Treppenstei-gen in einem bestimmten Moment zurÜbung werden, genau wie das Hund aus-führen, Radfahren, Essen usw ...

Peter Ralston sagt: „Selbst wenn dusechs Stunden täglich übst und die rest-lichen 18 Stunden des Tages das Übenvergisst, was meinst du, welches Bewe-gungsmuster dein Körper im Ernstfallwie einem Kampf wählen wird?“

Wee Kee Jin formuliert es so: „ Erst lernstdu die Bewegung, anschließend lernstdu, wie man die verschiedenen Bewe-gungen in der Bewegung synchronisiert.Abschließend übst du solange, bis derverbindende Moment zur Gewohnheitgeworden ist.“

Viele Taiji-Übende wollen einfach für einen Abend entspannt in einer Gruppeund vielleicht ein Paar Minuten jeden

Tag für sich allein üben. Andere beschäf-tigen sich intensiver damit, indem sie Se-minare des eigenen Lehrers und andereVeranstaltungen besuchen, Bücher lesenund ihr Umfeld mit Geschichten überTaiji langweilen. Ich vermute, dass jederÜbende die eine oder andere vorstehen-de Situation erkennt und hoffe, dass sieihr Taijiquan durch diese Erkenntnis ver-tiefen können. Als ich 1975 mit Taijiquanbegann, befand ich mich auf einem Feldmit vielen schönen und verschiedenenBlumen, die alle der Mühe wert waren,um angeschaut zu werden. Man fand michauf jeder Veranstaltung. Als Vorstand-mitglied der STN und später als dessenVorsitzender hatte ich die Möglichkeit,interessante Taiji-Lehrer in die Nieder-lande zu holen. Aus all diesen Informa-tionen formte ich mein Taijiquan, beson-ders in den 80er Jahren, weil hier meinerster Lehrer uns wegen seines Aku punk-tur- und Medizinstudiums verließ.

Danach gab es nur noch meine alte Trai-ningsgruppe u.a. mit Rob und Erich Völ-ke, in der wir versuchten, alle Informatio-nen aus den Seminaren zur ergründen.Im Jahre 2000 habe ich nach meinerScheidung die Chance ergriffen, in einemSabbatjahr (das dann fünf Jahre gedau-ert hat) ausschließlich meine Taiji-Fähig-keiten zu vertiefen. Ich hatte seit einigerZeit das Gefühl, dass nicht mehr viel pas-sierte und dass ich auf alten Erkenntnis-sen trieb. Ich entschied mich für das Sys-tem von Huang Sheng Shyan, einemSchüler von Zheng Manqing, weil es mirneben dem Cheng Hsin von Peter Ralstondie meisten inneren Informationen ver-schaffte.

Wie gesagt, akzeptierte mich Patrick Kel-ly nicht als mit ihm mitreisender Schüler,wohl aber Wee Kee Jin. Bei Jin in Neusee-land musste ich bei Null anfangen zuüben und langsam erhielt ich mehr undmehr Informationen und konnte begin-nen meine alten Sachen zu vergessen.

Wirklich glücklich war ich darüber, dassich in den ersten drei Monaten in seinempersönlichen Training um 5.00 Uhr mor-gens für 2 Stunden mitüben durfte. Indieser Zeit sprachen wir nicht miteinan-der und er korrigierte mich auch nicht. Ermachte seine Übungen und ich meine.Das morgendliche Üben konnte ich – zu-rückgekehrt nach Holland – dank meinesHundes beibehalten. Ich wohne dicht amWald und um 7 Uhr führe ich den Hundaus und übe dort eine Stunde.

Anstatt in einem Blumenfeld befinde ichmich nun auf Eisenbahnschienen undkann die nächste Station erkennen, zuder mich mein Üben führt. Die über-nächste Station ist auch erkennbar, aberdeutlich verschwommener. Mein Übenhat mehr Richtung bekommen, mehrFreude und Erfüllung.

Ich wünsche dir viel Erfolg bei deinemÜben.

Netzwerkmagazin · 201312

Epi van de Pol ist Naturheilkundler undHomöopath. Er begann sein Kampfkunst-studium 1973 als 21-Jähriger mit Judo, Karate, Jiujitsu, Kendo, Aikido, Kenjitsu und Fechten. Seit 1979 unterrichtet er Taijiquan-Prinzipien und Push Hands in mehreren europäischen Ländern. Er istGründer von Stichting Taijiquan Neder-land und Mitbegründer der TCFE (Taiji-quan and Qigong Federation of Europe)

Der Autor

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Fachliches

Anfang März diskutierten wir auf Einla-dung des Taijiquan & Qigong Journalsüber Ausbildungsstandards. Das Netz-werk und sein Dachverband, der DDQThaben bekannterweise Qualitätsstan-dards entwickelt. Diese Standards sindder Rahmen für ein Prozess orientiertesQualitätsmanagement in unserem Ver-ein. Gleichwohl sind die Standards auchin Entwicklung. Gerade im letzten Jahr istdie Zahl der Anträge auf Zertifizierung

stark angestiegen. Den damit befasstenArbeitsgremien liegen immer mal wiederUnterlagen vor, bei denen Fragen entste-hen, wie diese zu bewerten seien. Darausentwickeln sich Vorschläge zur Anpas-sung unserer Qualitätsstandards an dieBandbreite der nachgewiesenen Ausbil-dungen zum einen und zum anderen fürgenauere Formulierungen. Dies wird mitder gesamten Mitgliedschaft diskutiert.Anhand der Ausbildungsunterlagen er-

13Netzwerkmagazin · 2013

Qualität in Ausbildungen

Von Sonja Blank

Das Thema Krankenkassenanerkennung wird von Lehrenden viel diskutiert. Zusam-menfassend lässt sich dazu sagen, dass die betroffenen Lehrer und Lehrerinnen em-pört sind über die Regeln, die von den Krankenkassen aufgestellt wurden und geradeim letzten Jahr weiter verschärft wurden. Sie wünschen sich die Abschaffung des imLeitfaden zur Umsetzung des Präventionsparagrafen geforderten Primär berufes. Dievon der DAK-Prüfungskommission im Bereich Qigong geforderte Erhöhung des Theo-rieanteils in den Ausbildungen findet keine Zustimmung. Viele Ausbilder und Leh-rende betonen, dass Theorievermittlung in Unterricht und Ausbildung praxisnah ver-mittelt wird.

kennen wir auch, wie wichtig die Frageder Ausbildungsinhalte ist. Es ist eine Tat-sache, dass es keine standardisiertenAusbildungen gibt. Trotz chinesischer Be-strebungen, dies zu ändern und auch inEuropa standardisierte Formen durchzu-setzen, wird es weiter um die Pflege dermehr oder weniger traditionell überlie-ferten Lehrinhalte gehen. Das macht dieganze Landschaft unübersichtlich. Gera-de deshalb müssen sowohl Ausbildun-gen als auch die Ausbilder sich nach denAusbildungsleitlinien richten, wenn ihreAuszubildenden ein Zertifikat unseresVereins bekommen sollen und die gesell-schaftliche Anerkennung unserer Berufesich weiter entwickeln soll. Im November2012 starteten wir innerhalb unseresNetzwerkes eine Umfrage zur Qualitätvon Ausbildungen. Wir wollten wissen,was euch bei euren Ausbildungen wich-tig war und was es gilt zu bewahren. Weiter interessierte uns auch, was euchbei euren Ausbildungen nicht gefiel undauf was ihr lieber verzichten würdet. Von440 Befragten erhielten wir von immer-hin 50 Mitgliedern Antwort. Wir haben dieoft wortreichen Antworten im Folgendenstichpunktartig zusammengefasst. ➜

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Fachliches

Netzwerkmagazin · 201314

Als wertvoll in ihren Ausbildungen fanden die Teilnehmer der Umfrage:

Qigong ......................................

• Vielfalt der Angebote• Gute Vermittlung in Praxis und Theorie• Handout• Pausen, Fragen zu stellen, Notizen zu machen• Aus- und Fortbildung ortsnah• Kosten für Ausbildung nicht zu hoch• Didaktik, Prüfungen und Lehrproben• Med. Grundwissen• Verletzungsfreier Sport, Lebenslange Beweglichkeit• Liebe Teilnehmer, alle Altersklassen• Erstes Unterrichten schon während der Ausbildung• Korrektur durch Mitschüler, schöne Lerngemeinschaft, gutes Klima

• Austausch, gemeinsames Üben und Forschen, Intervision mit Menschen auf ähnlichem Niveau, Zielen

• Freude, Erfahrung, Humor, Gleichgewicht von Konzentration und Weite

• TCM und Lehre der fünf Wandlungsphasen, Meridianverläufe, Akupunkturpunkte, Selbstmassage, Polarität von Ying und Yang

• Die Formung von Bewegungs- und Denkgewohnheiten• Profunde Erforschung des Geistes, seiner Wirkungsweisen und Dynamiken

• Anwendbarkeit im Alltag• Themen wie: Gesundheit, Partnerschaft, Berufsalltag, Kommunikation, Begegnung, Liebe zu mir und zum Leben

• Unterschiedliche Qigong Formen: Traditionelles Qigong, medizinisches Qigong, neues Qigong

• Bewegungsqualität, Atemtraining, Konzentration, Innere Arbeit, Wahrnehmung, Methodik, Didaktik

• Laufende Weiterbildung bei einem Meister• Offene, erfahrungsorientierte, daoistische Geisteshaltung

• Übungen sorgfältig gezeigt und ggf. korrigiert• Tolle Dozenten• Praxisorientierung: Form und Anwendung im Vordergrund

• Praktische Meditation im Stile des Zen• Vermittlung der Ursprünge im Daoismus

Taijiquan...................................

• Wiederholung der Prinzipien• Wiederholung des Gelernten• Gerne mit Musik• Verletzungsfreier Sport, lebenslange Beweglichkeit• Didaktische Einweisungen, Prüfungen und Lehrproben• Laufende Weiterbildung bei einem Meister• Traditionelle Unterrichtsweise mit Vorführen und Nachmachen

• Zugang über Taiji sollte über den Körper erfolgen• Wert der Gruppe – Teilnehmer als Teil des Ganzen• Vollständiges Übungssystem mit Waffenform und TuiShou

• Offene, erfahrungsorientierte, daoistische Geisteshaltung

• Profunde Erforschung des Geistes, seiner Wirkungsweisen und Dynamiken

• Vielfalt in der Ausbildung zum Taiji-Lehrer• Andere Sichtweisen und Tipps von Lehrern• Vielfältige methodische Zugänge bei der Vermittlung• Spirituelle Herkunft des Taijiquan• Zusammenhang von Kampfkunst, Meditation, Heilgymnastik und TCM

• Der daoistische Lebensweg• Kompetenter Lehrer, der alle Aspekte des Taijiquan vereint

• Kampfkunst und Gesundheit• Sinn des Taiji ist, es zu praktizieren• Eigene praktische Fachkompetenz• Weiterentwicklung, Vernetzung und Förderung der Arbeitsplatzsicherheit

• Praktische Meditation im Stile des Zen• TCM: Akupunktur, 5 Wandlungsphasen, Meridiane

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Fachliches

15Netzwerkmagazin · 2013

Was hat Dir in Deiner Ausbildung gefehlt und ist Dir wichtig, dass es zukünftig dazu kommt?

Was hat Dir nicht gefallen?

Qigong ......................................

• Originaltexte der alten Meister• Ein regelmäßiger Teekreis• Die Ausführungen von Johannes Bölts im TQJ• Medizinische Aspekte und Wirkungsweisen der Übungen• TCM und westliche Medizin – Medizinische Hintergrün-de, speziell: Bewegungsapparat, Ernährungslehre, 5 Ele-mente, Zungen- und Handdiagnose (TCM), Ohrdiagnostikund Behandlung (TCM), Handzonentherapie

• Vernetzung von westlichem und östlichem Hintergrund-wissen, z. B. Verbindungen von Muskeln und Meridianen, Reflexpunkten, Organen, Affirmationen – Grundlegende anatomische und physiologische Theorie – angewandt auf Qigong oder Taiji

• Transfer zwischen westlicher Schulmedizin und TCM• Pädagogik, Methodik des Unterrichtens• Informationen zur Gruppendynamik• Umgang mit Problemen• Gezielte Didaktik/Methodik/Alternativen für bestimmte Zielgruppen, wie Behinderte, alte Menschen, Kinder

• Pädagogisches Hintergrundwissen: Bewegungslehre, Systematik des Übens, Sportwissenschaft

• Theoriewissen in Verbindung mit der jeweiligen Form• Transfer aus der Ausbildung zu den Anfängerkursen• Übungen so aufbereiten, dass die TN die Schönheit und Wirksamkeit der Übungen begreifen und etwas davonfür sich mitnehmen können

• Grundlegende sachliche Information über Philosophie und Kulturtransfer

• Verbindung westliche Medizin/westliche Pädagogik• Angemessene Kommunikation und Körpersprache zur Korrektur oder Unterstützung

• Zu wenig Skripte, Abbildungen, Handouts

Taijiquan .................................

• Originaltexte der alten Meister• Transfer aus der Ausbildung zu den Anfängerkursen• Übungen so aufbereiten, dass die TN die Schönheit und Wirksamkeit der Übungen begreifen und etwas davon für sich mitnehmen können

• Zielgruppenorientierte Didaktik• Grundlegende sachliche Information über Philosophie und Kulturtransfer/Integration des Daoismus in den europäischen Lebensentwurf

• Anwendungen und Push Hands• Waffenformen, Sparring, Partnerübungen

• Chinesischer Meister: Sprachproblematik, wenig Theorie• Der daoistische/konfuzianische Hintergrund sollte vermittelt werden

• Mehr Bezug zu allgemeinmedizinischen Grundlagen –Medizinische Hintergründe, speziell: Bewegungsapparat

• TCM Grundlagen – TCM und westliche Medizin –Transfer zwischen westlicher Schulmedizin und TCM

• Pädagogik, Methodik des Unterrichtens, zielgruppenorientierte Didaktik

• Unterrichtsgestaltung und Gruppendynamik –Umgang mit Problemen

• Zu wenig Skripte, Abbildungen, Handout• Offenheit für andere Ansätze• Vertiefungsangebot über das Formenlernen hinaus• Sinn und Unsinn der Formen• Unterscheidung von Taiji und Taijiquan• Theoretische Fachkompetenz –Theoriewissen in Verbindung mit der jeweiligen Form

• Fundierte, langfristige Grundlagenarbeit: Basis, Basis, Basis• Pädagogisches Hintergrundwissen: Bewegungslehre, Systematik des Übens, Sportwissenschaft

• Zuviel Wellness Schnickschnack• Ständig neue Übungen• Zu wenig Abgrenzung von Taijiquan und Qigong• Frontal-Unterricht

Mehr zur Umfrage auf unserer Homepage: http://www.taiji-quan-qigong.de ➜ Aktivitäten ➜ Veröffentlichungen

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Fachliches

Obwohl es umfangreiche Richtliniengibt, die zu einer Vereinheitlichung derPraxis der Krankenkassen beitragen, soist doch Gerechtigkeit etwas anderes,und zudem weiß man nie so genau, wiedie eine oder andere Krankenkasse vorOrt entscheiden wird. Fangen wir vornean – das heißt, bei der Rechtslage:

Es gibt eine gesetzliche Vorgabe im Sozi-algesetzbuch V für die Beteiligung derKrankenkassen an den Kosten von Prä-vention, Selbsthilfe und betrieblicherGesundheitsförderung, das sind die die§§ 20 und 20 a SGB V. Für diejenigen vonIhnen, die sich nicht scheuen, ein Gesetzzu lesen, hier jeweils der 1. Absatz dieserbeiden §§:

§ 20 SGB V § 20 Prävention und SelbsthilfeDie Krankenkasse soll in der SatzungLeistungen zur primären Prävention vor-sehen, die die in den Sätzen 2 und 3 ge-nannten Anforderungen erfüllen. Leis-tungen zur Primärprävention sollen denallgemeinen Gesundheitszustand ver-bessern und insbesondere einen Beitragzur Verminderung sozial bedingter Un-gleichheit von Gesundheitschancen er-bringen. Der Spitzenverband Bund derKrankenkassen beschließt gemeinsamund einheitlich unter Einbeziehung un-abhängigen Sachverstandes prioritäreHandlungsfelder und Kriterien für Leis-tungen nach Satz 1, insbesondere hin-sichtlich Bedarf, Zielgruppen, Zugangs-wegen, Inhalten und Methodik.

§ 20a Betriebliche Gesundheitsförderung(1) Die Krankenkassen erbringen Leistun-gen zur Gesundheitsförderung in Betrie-ben (betriebliche Gesundheitsförde-rung), um unter Beteiligung der Versi-cherten und der Verantwortlichen fürden Betrieb die gesundheitliche Situati-on einschließlich ihrer Risiken und Po-tenziale zu erheben und Vorschläge zurVerbesserung der gesundheitlichen Si-tuation sowie zur Stärkung der gesund-heitlichen Ressourcen und Fähigkeitenzu entwickeln und deren Umsetzung zuunterstützen. § 20 Abs. 1 Satz 3 gilt ent-sprechend.

Zunächst halten wir fest: Die Kranken-kassen „sollen“ Leistungen vorsehen –sie müssen nicht! Im Moment ist Geldvorhanden und die Kassen tun so eini-ges, aber das muss nicht so bleiben. ZurAusführung der gesetzlichen Vorgabehaben die Spitzenverbände der Kranken-kassen den „Leitfaden Prävention“ erar-beitet, zuletzt in der Fassung vom 27. Au-gust 2010, (korrigiert im November2010). Sie können sich dieses 92 Seitestarke Werk unter diesem Namen im In-ternet herunterladen. Sie sollten dasauch tun, es ist eine nützliche Grundlagefür Ihre Tätigkeit als Taijiquan- / Qigong-LehrerIn, und ich kann an dieser Stellenur kleine Ausschnitte benennen. DerLeitfaden trennt wie das Gesetz zwi-schen Primärprävention einerseits undBetrieblicher Gesundheitsförderung

andererseits. Vielleicht kommen Sieauf neue Ideen, wenn Sie sich die

„Handlungsfelder“ und Präven-tionsprinzipien anschauen.

ies ist ein wunder Punkt für alle, die gesundheitsfördernde Kurse geben:einige von Ihnen können ihren SchülerInnen eine teilweise Erstattungder Teilnahmegebühren durch die Gesetzliche Krankenversicherung(GKV) in Aussicht stellen. Andere können es nicht. Je nachdem, welche

Gruppe von Menschen in Ihre Kurse kommt, kann diese finanzielle Hilfe durch dieKrankenkassen (KK) den Ausschlag geben für die Entscheidung, bei Ihnen einen Kurszu belegen oder bei einer anderen Taijiquan- oder Qigongschule.

Von Dr. Marie Sichtermann

Der Leitfaden Prävention Was die Krankenkassen erstatten

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16 Netzwerkmagazin · 2013

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Fachliches

1. Prävention und Selbsthilfe

Im allgemeinen arbeiten Sie als Taiji-quan-/Qigong-LehrerInnen mit ihrenKursen im Bereich der Primärprävention.Zur Primärprävention gehören die Hand-lungsfelder: ➜ Bewegungsgewohnheiten➜ Ernährung➜ Stressbewältigung, Entspannung,

Stressmanagement➜ Suchtmittelkonsum

Taijiquan- QigonglehrerInnen finden dieRichtlinien zu ihren Angeboten unterdem Punkt 5.2.4. Stressmanagement (S. 51 ff.), Unterpunkt „Förderung von Ent-spannung“ beginnend auf S. 54. Zu-nächst zum Inhalt, ich gebe hier einenTeil wörtlich wieder, die Hervorhebun-gen sind von mir:

Inhalt:Als Maßnahmen zur Förderung der Ent-spannung kommen in Betracht:➜ Progressive Relaxation (PR)

nach Edmund Jacobson➜ Autogenes Training (AT) – Grundstufe

– nach Johannes-Heinrich Schultz➜ Hatha Yoga, Tai Chi, Qigong

Methodik: Verhaltensorientierte Gruppenberatungmit Erläuterung der psychophysischenWirkzusammenhänge von Stress undEntspannung, Einübung des Entspan-nungsverfahrens sowie Anleitung fürÜbungen außerhalb der Trainingssitzun-gen, um einen Transfer in den Alltag zugewährleisten.

Das Problem liegt für Sie im allgemeinenbei der erforderlichen Qualifikation, diesich sowohl auf die Ausbildung zur Taiji-quan- / Qigong-LehrerIn, als auch auf dasVorliegen eines bestimmten Grundberu-fes beziehen muss. Ich finde es nützlich,wenn Sie nicht nur auf Auskünfte derKrankenversicherungen angewiesen sind,sondern die Rechtsgrundlage lesen kön-nen, auf die die Krankenkassen sich be-rufen. Ich habe daher die Qualifikations-anforderungen im folgenden genanntund die Grundberufe in drei Gruppen 1, 2

und 3 eingeteilt. Im folgenden sind dieHervorhebungen im Text von mir.

Anbieterqualifikation:Zur Durchführung der Entspannungs-trainings PR und AT kommen zusätzlichzu den für multimodale Stressbewälti-gungstrainings geeigneten Anbietern (s. Präventionsprinzip Förderung vonStress bewältigungskompetenzen)

Gruppe 1Fachkräfte aus dem Bereich der psycho-sozialen Gesundheit in Betracht, die übereinen staatlich anerkannten Berufs- oderStudienabschluss verfügen, insbesonde-re als➜ Psychologen (Abschlüsse: Diplom,

Magister, Master, Bachelor)➜ Pädagogen (Abschlüsse: Diplom,

Magister, Master, Bachelor, Lehrer mit1. u. 2. Staatsexamen)

➜ Sozialpädagogen/Sozialarbeiter (Abschlüsse: Diplom, Magister, Master, Bachelor)

➜ Sozialwissenschaftler (Abschlüsse:Diplom, Magister, Master, Bachelor)

➜ Gesundheitswissenschaftler (Abschlüsse: Diplom, Magister, Master, Bachelor)

➜ Ärzte mit Zusatzqualifikation im Bereich Stressmanagement (Einwei-sung in das durchzuführende Stress-bewältigungsprogramm) auch Fach-kräfte mit insbesondere den nachste-henden Qualifikationen in Betracht:

Gruppe 2➜ Sportwissenschaftler

(Abschlüsse: Diplom, Staatsexamen,Magister, Master, Bachelor)

➜ Sport- und Gymnastiklehrer➜ Physiotherapeuten/

Krankengymnasten➜ Ergotherapeuten➜ Erzieher➜ Gesundheitspädagogen (Abschlüsse:

Diplom, Magister, Master, Bachelor)➜ Heilpädagogen mit Zusatzqualifika-

tion im Bereich Entspannung Nach-weis einer entsprechenden Trainings-leiterqualifikation im jeweiligen Ver-fahren im Umfang von mindestens32 Unterrichtseinheiten à 45 Minuten

in Präsenzunterricht).Für die fernöstlichen Verfahren HathaYoga, Tai Chi, Qigong kommen weiter ...

Gruppe 3... Fachkräfte mit einer staatlich aner-kannten Ausbildung in einem Gesund-heits- oder Sozialberuf in Betracht, denendurch die jeweiligen Fachorganisationenfür Hatha Yoga, Tai Chi und Qigong nachden dort gültigen Ausbildungsstandardseine entsprechende Zusatzqualifikationbescheinigt wird. Aus dieser muss die Be-fähigung zu einer Tätigkeit als Trainings-leiter hervorgehen. Die Ausbildung mussbei Yoga mindestens 500 Unterrichtsein-heiten à 45 Minuten und bei Qigong oderTai Chi mindestens 300 Unterrichtseinhei-ten à 45 Minuten in Präsenzunterrichtumfassen. Die nachzuweisende Mindest- dauer der Ausbildung in einer der ge-nannten fernöstlichen Maßnahmen be-trägt mindestens zwei Jahre.

Also: Ihre Methode – Qi Gong oder Taijiquan -ist fernöstlich, und falls Sie irgendwelcheAbwandlungen davon unterrichten, istes besser, Sie bleiben bei den genanntenNamen. Sie müssen es gelernt haben: Er-wartet wird der Nachweis einer Ausbil-dung mit einer Mindeststundenzahl von300 Unterrichtseinheiten. Das ist sicherdas kleinere Problem.

Das heikelste und wichtigste ist die „Anbieterqualifikation“, die in jeder Neu-fassung des Leitfadens pingeliger be-schrieben wird. Haben Sie einen Grund-beruf aus der Gruppe 1 oder 2, etwa Sozi-alpädagogin oder Physiotherapeut? Dannsind Sie dabei, die Teilnahme an IhrenKursen wird gefördert. Sind Sie ausgebil-det als Flugbegleiterin oder Architekt?Dann wird es nicht gehen. Erschließt sichIhnen, warum gerade Sozialwissen-schaftler geeignet sein sollen, Entspan-nungsverfahren zu unterrichten? Sind Sie HeilpraktikerIn? Das reicht denKrankenkassen nicht, obgleich in derGruppe 3 von einem „Gesundheitsberuf“die Rede ist. Die KK meinen unisono, dasses diesem Beruf keine „staatlich aner-kannte Ausbildung“ zugrunde liege –

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Fachliches

was ja genau genommen auch stimmt.Was käme wohl als Gesundheitsberufzuzüglich zu den aufgezählten Berufenin Betracht, vielleicht die Hebamme, dieAltenpflegerin und die Krankenschwes-ter? Fragen Sie nach!

Was blüht Ihnen, wenn Sie alle Kriterienerfüllen? Ihre SchülerInnen erhalten biszu zweimal im Jahr einen Zuschuss zuder Teilnahme an Taijiquan- und/oder Qigongkursen oder Seminaren in Höhevon 80% der Kurskosten, 90 % für die, dievon der Zuzahlung befreit sind, Kinderund Jugendliche bis 18 Jahren erhalteneine Erstattung von 100%. Nehmen dieVersicherten an von den KK selbst ange-botenen Kursen teil, ist der Eigenanteilgenauso hoch. Einige KK zahlen den Zu-schuss nur alle zwei Jahre.

Wenn Sie keinen dieser Grundberufe er-lernt haben, so kann es dennoch gesche-

hen, dass Sie vor Ort einen Menschen beieiner der großen KK überzeugen, abereine solche Charmeoffensive wird im-mer schwieriger. Bei den KK ist allesmehr und mehr formalisiert und zentra-lisiert. Die Angestellten vor Ort habenwenig eigenen Spielraum, und dieseswenige nutzen sie selten. Wenn es Ihnendennoch gelingen sollte, eine Anerken-nung zu ergattern, bekommt das Kas-senmitglied in Ihrem Kurs die Förderung.Sie weisen dies nunmehr den anderenKK im Kreisgebiet nach und oft gehendann die anderen Kassen mit. Daskommt vor, das ist ein Glücksfall, aufGlück hat niemand einen Anspruch.

Auch heute noch zeigen die Krankenkas-sen sich eher dann großzügig, wenn eswenig Angebote in ihrem Gebiet gibt –was kaum vorkommt – und Sie zudem einen guten Ruf haben. Dies ist jedochkein Abonnement für immer. Wenn Sie

eigentlich keinen leitfadenkonformenGrundberuf haben, kann es sein, dass ei-nigen Ihrer SchülerInnen nach jahrelan-gem Genuss der Förderung diese entzo-gen wird, eben weil Sie nicht Pädagoginoder Ergotherapeut sind, sondern Be-triebswirtschaft oder Programmierengelernt haben. Wenn eine Krankenkassedamit anfängt, halten Sie schön still, da-mit die anderen nicht davon hören. Diegesetzlichen Versicherungen sind malmehr, mal weniger vernetzt. Was könn-ten Sie in diesem Falle tun? Hingehen, re-den, Ihre heitere Gelassenheit wirkenund Ihre guten Beziehungen spielen las-sen – versuchen Sie es immerhin!

Wir hören dann und wann, dass die KK,die selber Präventionskurse im BereichEntspannung anbieten, nicht die Teil-nahme an anderen Kursen vor Ort för-dern wollen, auch wenn alle Bedingun-gen erfüllt sind. Das sollten sich wederIhre SchülerInnen noch Sie sich gefallenlassen. Den Versicherten steht es zu, sichden Kurs selbst auszuwählen. Aber waskönnen Sie tun? Sie können sich mit an-deren AnbieterInnen zusammentun, sichbeschweren, die anderen KK vor Ort fürsich gewinnen, einen Presseartikel lan-cieren und was Ihnen noch einfällt. Dasalles ist lästig, wenn man eigentlich nurguten Taijiquan-/Qigong-Unterricht ma-chen möchte. Seit es so viele Entspan-nungs- und Wellnessangebote gibt, sinddie Leute bei den Krankenkassen seltengroßzügig, im allgemeinen wird der Leitfaden strikt angewendet und wört-lich genommen, obwohl er Ausnahmenzulässt.

Wenn Sie wollen, dass Ihre Kundschaft inden Genuss der Förderung kommt, be-werben Sie sich am besten bei den Kran-kenkassen vorab um eine Anerkennung.Wenn Sie das nicht tun, lässt sich dasnachholen mit dem Ausfüllen des For-mulars, das Ihre Teilnehmerinnen vonder KK bekommen haben und Ihnen vor-legen werden. Dieses Formular ist eineZumutung in Ton und Aufmachung. KeinAbsender, kein Logo der Krankenkasse,dafür aber jede Menge Kontrollanma-ßungen! Wir sind in unserem Beratungs-

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Fachliches

alltag oft mit Fragen des Inhalts kon-frontiert, ob man das wirklich ausfüllenmüsse und was geschehe, wenn nicht.Wir raten in einem solchen Fall zu einerdirekten Nachfrage bei der jeweiligenKK. Ich habe als Vorbereitung für diesenArtikel das Formular und entsprechendeAuskünfte letztlich von der TK bekom-men mit Hinweis auf meine Mitglied-schaft. Die Telefoniererei mit verschiede-nen KK war langwierig, frustrierend undziemlich unergiebig. Ich hatte mir einechtes Gespräch mit einem Menschen,der auch Bescheid weiß, erhofft, dashabe ich leider nicht erreicht. Vor weni-gen Jahren war das ohne weiteres mög-lich, und das ist ein Verlust.

Diejenigen unter Ihnen, die wegen IhresGrundberufs keine Chance haben, vonden KK für würdig befunden zu werden,sollten dies Ihren Schülerinnen mög-lichst selbstbewusst vermitteln und sichauf eine Zielgruppe ausrichten, die auchohne Zuschuss zu Ihnen kommt. Genie-ßen Sie Ihre Unabhängigkeit! Dennoch,es ist ein Nachteil, das wollen wir hiernicht beschönigen.

2. Betriebliche Gesundheitsför-derung nach dem LeitfadenPrävention

Die Betriebliche Gesundheitsförderungkennt die Handlungsfelder: ➜ Arbeitsbedingte körperliche

Belastungen➜ Betriebsverpflegung➜ Psychosoziale Belastungen (Stress)➜ Suchtmittelkonsum

Wenn Sie sich auf betriebliche Gesund-heitsförderung werfen wollen, dannkönnen Sie sich erst mal genüsslich dieSeiten 61 bis 87 des Leitfadens reinzie-hen. Und danach machen Sie sich einenPlan, wen Sie ansprechen wollen. Es istam einfachsten für Sie, wenn es Ihnengelingt, direkt mit einer oder mehrerengroßen KK zu kooperieren und von die-sen den Unternehmen als Kooperations-partnerIn angeboten zu werden. Wiekommt man dazu? Wie immer: Bezie-hungen und Glück, vielleicht müssen

Mond und Jupiter günstig stehen. WennSie eher Zugang zu Unternehmen haben,die daran interessiert sind, Sie direkt fürbetriebliche Gesundheitsförderung zuengagieren, sollten Sie am besten die Be-teiligung der unterschiedlichen Kran-kenkassen der Belegschaft vorab klären,oder Sie machen aus, dass die entspre-chende Abteilung des Unternehmensdas tut, was natürlich für Sie einfacherist. Bezüglich der „Anbieterqualifikati-on“ gilt im Bereich „Entspannungsmaß-nahmen“ (6.2.3. S. 73) durch eine Verwei-sung auf 5.2.4. zum Glück dasselbe wiebei der außerbetrieblichen Förderung.

Nun sind Sie auf sich gestellt gegenübereinem undurchsichtigen System, in demaber doch Menschen sitzen, die vielleicht

Interesse an Taijiquan und Qigong habenund Ihnen wohlgesonnen sein können.Auf unseren Webseiten finden Sie unse-ren neue bundesweiten Veranstaltungs-kalender 2013: www.geld-und-rosen.de.

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Dr. Marie Sichtermann ist Juristin, Berufsfeministin, Buchautorin und Heilpraktikerin. Seit 1983 ist sie in der Bildungsarbeit mit Frauen tätig und seit1989 in der Unternehmensberatung. Sie ist Gesellschafterin bei Geld & Rosen,einer Unternehmensberatung für Frauenund soziale Einrichtungen. Schwerpunkt Ihrer Arbeit sind Gründungund Aufbau von selbständiger Tätigkeit inGesundheitsberufen, Freiberuflerinnen,Vereinsberatung.

Die Autorin

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Fachliches

Claudia Friedel (C): Sonja, du warst An-fang März in Hamburg bei dieser Podi-umsdiskussion. Wer war denn noch gela-den und was ist dabei rausgekommen?

Sonja Blank (S): Es gab ja da im Vorfeldschon vom Journal das Interview mit Dr.Bölts, in dem es um die Kriterien der Prü-fungskommission ging. Diese existiertschon seit 2002 und tritt seit Herbst letz-ten Jahres mit härteren Forderungenauf. Infolge dessen ist einigen Kolle gIn-nen die Anerkennung durch die Kran ken- kassen aberkannt worden. Ärger licher-weise auch denen, die seit Jahren aner-kannt waren.

C: Ja, davon habe ich auch gehört. Ich kannnachvollziehen, dass man sich seitens derKrankenkassen absichern will, was dieQualifikation von Kursanbietern angeht.Nur scheint mir diese Prü fungs kommissi-on, bestehend aus Dr. Johann Bölts, Dr. Gi-sela Hildenbrandt – beide übrigens selbstals Ausbilder tätig – und Herrn Kremervon der DAK nicht gerade geeignet, dieVielfalt der Qigong-Aus bildungen inDeutschland beurteilen zu können.

S: Genau das wurde bei der Podiums dis-kussion angesprochen. Man hatte nebenVertretern der Berufs- und Dachverbändewie den DDQT, die Freien Gesundheitsbe-

rufen, die Deutschen Qi gong Gesellschaftund unser Netzwerk auch Vertreter derVolkshochschulen und des DOSB geladen.Mit Anette Borkel war sowohl die VHSHamburg als auch der BundesarbeitskreisGesundheit im Deutschen Volkshoch- schulverband vertreten. Ruth Arens brach-te die Erfahrungen des Verbandes Turnenund Freizeit Hamburg in die Runde. DieserVerband bietet schon seit über 15 JahrenQigong-Ausbildungen an.

Zunächst ging es im Podium darum, wel-che Ausbildungsstandards für die jeweili-ge Institution bzw. den Verband gelten.Hier wurde deutlich, dass die Aus bil- dungsleitlinien für alle der kleinste ge-meinsame Nenner sind. Anette Borkel hobhervor, dass sie bei der Auswahl von Qi-gong-Kursleitern diejenigen mit einempädagogischen Abschluss bevorzugenwürde. Ungeachtet dessen war man sichim Podium einig, dass fachliche Erfah rungein wichtiges Kriterium ist.

Netzwerkmagazin · 201320

Schulterschluss der Berufsverbändebei Ausbildungsstandards

Gespräch Claudia Friedel und Sonja Blank

Das Taijiquan & Qigong Journal (TQJ) hatte in seinen letzten Ausgaben die DAK- Prü-fungskommission Qigong und Herrn Dr. Bölts als Mitglied dieser Kommission mit ih-ren neuen Anforderungen an Ausbildungen zu Wort kommen lassen. Dies führte zuheftigen Reaktionen hauptsächlich unter den Qigong-Lehrern und Ausbildern. DieRedaktion des TQJ lud Anfang März zu einer Podiumsdiskussion zum Thema Ausbil-dungsstandards ein. Claudia Friedel sprach mit Sonja Blank, die im Podium das Taiji-quan & Qigong Netzwerk und den Dachverband Freie Gesundheitsberufe vertrat.

Podiumsdiskussion am 1. März 2013 in Hamburg, v.l.n.r. Ruth Arens, Birgit Halberstadt, Peter Wolfrum, Dietlind Zimmermann, Helmut Oberlack,Anette Borkel, Sonja Blank, Johann Bölts.

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C: Wie wurde denn über die Forderungder Prüfungskommission nach einemVerhältnis von Theorie und Praxis in denAusbildungen von 50 zu 50 Prozent dis-kutiert?

S:Herr Bölts erläuterte, dass es zwei wich-tige Grundlagen für den Forderungskata-log seiner Kommission gäbe. Zum einenhält man die Anpassung an den Bologna-Prozess für wichtig, d.h. dass man Studi-engänge mit Bachelor- und Masterab-schluss mit europaweiter Anerkennungim Blick haben sollte. Zum anderen wieser wiederholt auf die Notwendigkeit einesNormativs hin. Es brauche harte Kriterien,an denen Ausbildungen zu messen seien.Zu diesen Kriterien gehört offenbar auch,dass Lehrinhalte wie Pädagogik von aus-gebildeten Pädagogen, die Philosophievon Sinologen und die Traditionelle Chi-nesische Medizin von ausgebildeten Spe-zialisten zu unterrichten seien.

C: Das halte ich aber für sehr fragwürdig.Diese Spezialisten haben ja in den sel-tensten Fällen Erfahrungen mit Qigong.

S: Ja, interessant ist auch, dass es für denBereich Yoga, der ja bei den Krankenkas-sen auch als Präventionsmethode gilt, kei-ne extra Prüfungskommission gibt. DieVertreterInnen der Berufsverbände grif-fen diesen Punkt in der Diskussion auf. Bir-git Halberstadt von der Deutschen Qi-gong Gesellschaft betonte, dass in derenmodularen Ausbildungen pädagogische,medizinische und philosophische Inhalteimmer Praxis bezogen vermittelt würden.So handhaben das in der Regel auch diezertifizierten Ausbilder des Netzwerkes. Esgibt noch eine kleine Köstlichkeit in derForderung, dass Sinologen chinesischePhilosophie unterrichten sollen.

Den Begriff Philosophie kennt man in Chi-na nicht. Sinologen sind in erster LinieSprachkundler. Spezielle Kenntnisse etwaim Daoismus gehören nicht zu den Inhal-ten des Studiums. Überhaupt wurde inHamburg auch das Für und Wider vonakademischen Ausbildungen diskutiert.Aus dem Dachverband Freie Gesundheits-berufe kenne ich diese Diskussion seit Jah-

ren. In der Kunsttherapie ist es so, dassauch an Universitäten ausgebildet wird.In den Kliniken werden jedoch Absolven-ten von privaten Ausbildungsinstitutenbevorzugt, weil diese Praxis orientiertausgebildet sind und supervisierte Arbeitmit Klienten vorweisen können.

C: Das ist interessant. Gleichwohl wirdderzeit gerade ein neu etabliertes Kon-taktstudium mit Gesundheitsqigongaus China an der Hochschule Neubran-denburg als seriöse, wissenschaftlichfundierte und preiswerte Ausbildungbeworben. Vermutlich werden andereHochschulen nachziehen. Und seitensder Krankenkassen beobachten wir seitJahren eine starke Orientierung an aka-demischen Ausbildungen. Dennoch soll-ten weiterhin verschiedene Ausbil-dungswege offen stehen. Welche Ideenwurden da entwickelt bei eurer Podi-umsdiskussion?

S: Es gibt ja auch noch einen weiteren An-satz von Wissenschaftlichkeit jenseits derharten Fakten. „Qualitas“ meint in seinerursprünglichen Bedeutung die eigen-

schaft liche Beschreibung von Zuständen.Interessant dabei ist, dass Qualität per sewertfrei ist; Qualität ist weder gut nochschlecht. Qualität beschreibt WIE etwasist. Erst bezogen auf ein WOZU erhaltenwir Information darüber, ob die wahrge-nommenen Eigenschaften dem entspre-chen, das wir erreichen wollen. So fungiertdie qualitative Beschreibung von Zustän-den als ein sensibler Wahrneh mungs para-meter; er gibt uns Orientierung über Stim-migkeiten und Unstimmigkeiten zwi-schen Ist-Zustand und Zielvorstellungen,zwischen unserem Denken, Fühlen, Han-deln und vielem mehr.

Diese phänomenologische Perspektive erfordert eine vorurteilsfreie Wahrneh-mung, sowie ein kritisches und interakti-ves Überprüfen von Gewohnheiten, Über-zeugungen und Werten. Ein solches phä-no menologisches Qualitätsinstrumentkann unabhängig von der jeweiligen Me-thode angewandt werden. Für uns als An-bieter könnte dieses Instrument zurselbstkritischen Prüfung dessen dienen,ob das, was wir tun, förderlich für das An-liegen der Kursteilnehmer ist. Im Taijiquan

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Dietlind Zimmermann und Helmut Oberlack von der Redaktion des Taijiquan & Qigong Journals

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Fachliches

& Qigong Netzwerk haben wir damit be-gonnen, im Dialog miteinander unsereWahrnehmungen intersubjektiv zu prü-fen. Das geschieht auf Netzwerktreffenund innerhalb unserer Akademie. DiesenWeg weiter beschreitend können wir un-sere Motivationen klären, Bedürfnisseund Ziele, ebenso wie unser Handeln mit-einander und aufeinander abstimmen.Somit kann ein höherer Grad an Stimmig-keit und Verbundenheit in unserer Arbeiterreicht werden.

C: Dieser Qualitätsprozess und der phä-nomenologische Ansatz, wie du ihn be-schreibst, scheinen mir gut zu unseremBeruf zu passen. Könntest du das an ei-nem Beispiel noch etwas deutlicher ma-chen, wie man sich das vorstellen kann.

S: Ja, ich erfinde mal eins. Jemand unter-richtet Pipapo-Qigong. Um das Eigen-schaftliche erfassen zu können, würdenwir Fragen stellen wie etwa: Was erfahrenMenschen, wenn sie Pipapo-Qigong üben?Die Antwort wäre vielleicht, dass sie einGefühl von Einheit erfahren. Dann würdeman weiter fragen, woran man erkennenkann, dass der Übende in der Einheit istetc. Die Antworten werden nicht bewer-tet. Man erhält durch die Beschreibungenein Bild von der Methode. Dann würdeman schauen, wie interveniert wird, dassdie definierten Ziele und Wirkungen derMethode erreicht werden.

Es wird also danach gefragt, welche Ei-genschaften und Wirkungen Handlungenhaben und welcher subjektive Wert ihnenbeigemessen wird. Auf diese Weise könn-te jede Methode beschrieben werden. Fürdie Auszubildenden müssen die Inhaltetransparent sein und wichtig wäre mirauch ein Hinterfragen des ethischen Kon-textes einer Methode. Der DachverbandFreie Gesundheitsberufe hat dazu ethi-sche Richtlinien aufgestellt, denen unserNetzwerk sich auch verpflichtet fühlt. Un-sere zertifizierten LehrerInnen machenper Unterschrift deutlich, dass sie diesenRichtlinien folgen.

C: Gleichwohl sehe ich Probleme bei derKommunikation mit den Krankenkassen,

die sich ja – wie schon erwähnt – sehrstark an akademischen Ausbildungenorientieren. Diesen Punkt möchte ichgern noch einmal aufgreifen.

S: Zunächst scheint mir wichtig, darüberzu sprechen, was unsere Ziele sind, wennwir Qigong unterrichten. Das Gesund-heitsverständnis der Krankenkassen decktsich nicht unbedingt mit dem der Qigong-Lehrenden. Wir machen in unserem Un-terricht ja nicht die Unterteilung in Ge-sunde, die Präventionsmaßnahmen be-kommen und Kranke, die therapeutisch zuunterstützen sind. Eher sehen wir da einKontinuum zwischen gesund und krank,in dem sich jeder von uns bewegt. Ent-scheidend ist ja, welche Lebensqualität ichentwickeln kann. Für uns ist der Menschein komplexes Wesen mit körperlichen,seelischen, sozialen und spirituellen Be-dürfnissen. Wir vermitteln Fähigkeiten,die zum lebenslangen Lernen anregen.

Aber zurück zu deiner Frage: Es wurdendiesbezüglich noch keine Ideen entwi-ckelt. Das könnten nächste Schritte sein.Deutlich wurde der Schulterschluss, dasswir als Netzwerk ein praktikables Quali-tätsmanagement entwickelt haben unddass grundsätzlich die Berufsverbändekompetent in Sachen beruflicher Qualifi-kation sind. Das zeigt sich ja beispielswei-se auch darin, dass einige Krankenkassenin unserer Geschäftsstelle nachfragen,wenn es um die Beurteilung von Kurslei-terqualifikationen geht.

C: Was fragen die denn da?

S:Ob wir dieses oder jenes Ausbildungsin-stitut anerkennen. Wir machen danndeutlich, dass wir nur über unsere zertifi-zierten Mitglieder etwas sagen könnenund schicken ihnen regelmäßig unsereAusbilderlisten. Infolge dessen haben wirauch schon neue Mitglieder bekommen.

C: Sind die Nachfragen auch im BereichQigong?

S: Ja, auch da. Das zeigt, dass die Prü-fungskommission der DAK bislang nichtfür alle Kassen ausschlaggebend war.

C: Was wären denn jetzt aus deiner Sichtdie nächsten Schritte? Hat das Netzwerkda bereits Pläne?

S: Wichtig scheint mir ein gemeinsamesAuftreten der Berufsverbände nach au-ßen. Das bedeutet auch mehr Selbstbe-wusstsein und Wertschätzung der ge-wachsenen Kompetenz. Natürlich kannda noch vieles optimiert werden. Ich wün-sche mir , dass es Folgetreffen der Podi-umsteilnehmerInnen gibt, bei denenSchritte zur Kooperation abgestimmtwerden. Die Vorstände des Netzwerkesund der Deutschen Qigong Gesellschaftwollen sich demnächst in Berlin gemein-sam austauschen.

C. Sollte da auf der Agenda nicht aucheine Strategie zur Abschaffung der Prü-fungskommission stehen?

S: In Hamburg hat Herr Bölts mehrmalsanklingen lassen, dass sich die Arbeit derKommission angesichts der gut aufge-stellten Berufsverbände erübrigen könnte.

C: Dann dürfen wir gespannt sein aufden weiteren Dialog. Danke für das Ge-spräch.

Netzwerkmagazin · 201322

Dr. Claudia Friedel ist Pädagogin und promovierte Musikwissenschaftlerin. Sie leitet als Ausbilderin und Lehrerin ihre eigene Taiji-Schule in Berlin und istMitarbeiterin in der Redaktion des Netz-werk-Magazins.

Sonja Blank ist Lehrerin für Taijiquan und Qigong. Sie leitet ihre eigene Schuleund veranstaltet bundesweite Fortbil-dungsveranstaltungen auf diesem Gebiet.Sie als Geschäftsführerin für das Taijiquan& Qigong Netzwerk Deutschland e.V. und ist geschäftsführender Vorstand desDachverbandes Freie Gesundheitsberufee.V. Sie ist seit 2002 Chefredakteurin desNetzwerk-Magazins.

Vita

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Fachliches

23Netzwerkmagazin · 2013

China besitzt eine der ältesten Kulturender Welt und ist über die Landesgrenzenhinaus bekannt für ein Denken, das – so-wohl innerhalb der chinesischen Medizinals auch im Alltag – geprägt ist von Ge-danken der Krankheitsvorsorge, Gesund-erhaltung und Gesundheitsförderung.Schon im Klassiker des gelben Kaisers (黄帝内经 Huángdì Nèijīng) lesen wir, dasses zu spät sei, einen Brunnen zu graben,

wenn man bereits Durst hätte, oder dieWaffen zu schmieden, wenn die Schlachtlängst begonnen hat. In China sieht mantagtäglich und allerorten, wie sich bereitsmit ganz profanen Mitteln etwas für dieeigene Gesundheit tun lässt. Viele der ge-fundenen Vorstellungen und Praktikensind kulturell tief verwurzelt und ganzselbstverständlicher Bestandteil des All-tags vieler Menschen.

Differenziertes Gesundheitsverständnis

Gesundheit wird im Denken vieler Chi-nesen nicht an der Abwesenheit vonKrankheit, sondern an Vitalität und Ener-giegeladenheit 精神(jīngshén) festge-macht. Schwankungen der Befindlich-keit oder kleinere gesundheitliche Pro-bleme gelten dabei durchaus als (ganz)normal. Gesundheit wird hier stärker mitBegriffen wie Balance (gewissermaßenals ‚Fließgleichgewicht‘) und Harmonieassoziiert. Körperlich, geistig und ‚funk-tionell‘. Dies hängt eng zusammen mitder Sichtweise der chinesischen Medizin,dem Konzept des Qi und der Lehre derfünf Wandlungsphasen. Dass auf diepsychisch-emotionale Dimension eben-so viel wie oder sogar mehr Wert als aufdie körperliche gelegt wird, bestätigennicht nur die danach Gefragten („VomKörper… aber auch geistig und vom Herz,das ist ganz wichtig.“) – nicht selten hörtman in diesem Zusammenhang auchden Ausdruck 身 心 健 康 (Shēnxīn ji-

ànkāng) – ‚Körper-Herz-Gesundheit‘.Diese Prinzipien finden sich auch imYangsheng wieder: 养身 (yǎng shēn –ein gesunder Körper), 养心 ( yǎng xīn –das 'Herz', unser emotionales Wohlbefin-den) und 养神 (yǎngshén – den Geistkultivieren). Besonders wichtig ist ihneninnere Gelassenheit, eine ‚ruhige ausge-glichene Stimmung‘ und ‚innerlich imGleichgewicht‘ zu sein.

Die Harmonie aller Dinge (和谐 héxié)scheint ein zentrales und allumfassen-des Konzept im chinesischen Denkendarzustellen. Harmonie müsse sowohlzwischen Körper und Geist bestehen(„Wenn ich Gesundheit als europäischenBegriff für Standard nehme... Gesundheitheißt nur, der Körper – dann Harmonie istim Sinne der Chinesen... der Körper und dieSeele haben eine Harmonie.“) – aber auch

Alltägliche Gesundheitspflege im Reich der Mitte

Von Andreas Gran

Wie ,ticken‘ Chinesen, in Bezug auf Gesundheit bzw. welche kulturell oft tief ver-wurzelten Ansichten & Überzeugungen liegen ihrem oft so ,selbstverständlichen‘Handeln zugrunde? Dieser Frage ist Andreas Gran bereits 2011 in seiner Abschlussar-beit/Magisterarbeit über die „Subjektiven Gesundheitstheorien chinesischer Mi-grantInnen“ nachgegangen. Dazu hat er im Ausland lebende ChinesInnen befragt.Die Ergebnisse sollen neue Anregungen für den Ansatz der individuellen Gesund-heitsförderung im Westen liefern.

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zwischen Individuum und Gesellschaft –eine typisch konfuzianistische Idee –oder dem Menschen (als Mikrokosmos)und der Natur (als Makrokosmos). Ge-danklich in engem Zusammenhang da-mit steht das Gleichgewicht 平衡 píng-

héng bzw. das je (individuell) richtigeVerhältnis von Yin & Yang. Besonders dieVermeidung eines Ungleichgewichts zu-gunsten von Yang wurde von allen Teil-nehmern in der ein oder anderen Weisebetont. Ein relativer oder absoluter Über-fluss von Yang würde früher oder späterimmer zu 上火 shànghuǒ – körperli-chem und psychisch-emotionalem Un-wohlsein führen. Wer etwa zu wenigtrinkt, zu viel Scharfes und Frittiertes isstoder zu wenig Schlaf abbekommt, wirdautomatisch ‚shanghuo‘.

Das rechte Maß bei Allem soll es sein –was auch immer man tut („... beim Sportund Gedanken nicht zu intensiv“). Diesimpliziert ebenso das Vermeiden vonUnterforderung, denn auch dies ist aufDauer ein Extrem („... immer die rechteZahl finden“). Regelmäßig körperlicheund geistige Aktivität wird von vielen derBefragten als Grundvoraussetzung fürGesundheit betrachtet – besonders imAlter.

Ernährung

Gute Ernährung und die richtigen Ernäh-rungsgewohnheiten sind oft das erste,woran Chinesen denken, um ihre Ge-sundheit zu verbessern. „Ernährung istwichtig wie das Wasser für die Pflanzenoder Benzin für das Auto. Das mussman!“ Dabei geht es aber nicht vorran-gig um Kohlenhydrate, Eiweiße, Fetteund Nährstoffe – vielmehr wird ge-schaut, welche speziellen Nahrungsmit-tel mit ‚regulierender‘ oder besondersgesundheitsförderlicher Wirkung für dieeigene Konstitution und Situation pas-send sind. So werden z.B. getrocknete Lit-schi, Berberitze, verschiedene kleine Pil-ze, Ingwer, Ginseng und weitere Dingeverwendet. Über solche grundlegenden

Dinge würde fast jeder Erwachsene Be-scheid wissen, so die Aussagen meinerInterviewpartner. Auch als Gastge-schenk würden sich einige davon guteignen. Während die ‚kleinen Kaiser‘1 in-zwischen auch in China mit Süßkram,Chips und Co. erfreut werden, erhaltendie Älteren statt dessen verschiedeneKräuterpulver, Tinkturen und gelegent-lich auch Exotisches wie Schlangen-,Ameisen- oder Ginsengschnaps. DerKlassiker ist natürlich nach wie vor einguter – und oft teurer – grüner Tee.Gleichzeitig jedoch findet man an jederEcke kleine Läden, die manchmal nichtsanderes verkaufen als Alkohol (meist 白酒 báijiǔ) und Zigaretten. Ebenfalls einStandardgastgeschenk unter der älterenGeneration. Um nicht Shànghuǒ zu wer-den, wird angeraten, Speisen mit zu vielYang zu vermeiden oder nur mäßig zuverzehren. Besonders rotes Fleisch, allesScharfe wie Knoblauch, Ingwer und be-sonders Chili, aber auch jegliche Form

von frittierten Spießen zählen hierzu. ImWinter hingegen könne es doch durch-aus auch einmal etwas mehr Lamm-fleisch – dies ist besonders ‚yang‘ – sein.Das hilft der Winterkälte zu widerstehen.Und so sieht man bereits im Herbst dieMenschen allerorten in den Straßenres-taurants um einen ‚Feuertopf‘ (火锅 ’)sitzen und ihr Lammfleisch in dem wür-zigen Sud schwenken...

Sehr häufig wird auch davon gespro-chen, dass die Speisen möglichst ‚natür-lich‘ und unbearbeitet sein sollten. Zu-sätzlich solle man viel Tee und Wassertrinken – alles im Idealfall immer warm.In jedem Unternehmen, in jedem Res-taurant und in jeder Straßenklitsche, inden Universitäten und überall sonst istsicher gestellt, dass die Arbeiter, Kundenoder Gäste mit warmem Wasser versorgtsind. Sei es nun einer der modernen Was-serspender mit Heizdraht oder eine deraltmodischeren riesigen 5 Liter-Ther-moskannen mit Korkstöpsel. ‚Mehr hei-ßes Wasser trinken‘ ist ein oft gegebenerRatschlag. Warm, möglichst naturbelas-

Fachliches

Netzwerkmagazin · 201324

1 Gemeint ist die Generation von Kindern, die aus der chinesischen Einkind-Politik hervorgegangen ist undsich aufgrund fehlender Geschwister ungeteilter Aufmerksamkeit seitens der ganzen Familie erfreut.

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25Netzwerkmagazin · 2013

2 Singvögel werden traditionell in kleinen Käfigen gehalten aber von den älteren Leuten oft täglich mit inden Park genommen, um sich dort mit anderen Interessierten zu treffen, die Käfige an den Baum zu hän-gen derweilen anderen Beschäftigungen wie Kartenspielen oder Majang nachzugehen.

Andreas Gran ist mehrsprachigerGesundheitscoach, Gesundheitsberaterund Personaltrainer. Weiterhin arbeitet eralsLehrer für traditionelle chinesischeKampfkünste, Taijiquan und Qigong. Zur Zeit lebt er abwechselnd in Beijing,Chenjiagou und Wudang.Mehr Informationen unter: www.wujian-leipzig.de

Der Autor

sen und leicht verdaulich ist auch daschinesische Frühstück. Lang sind dieSchlangen kurz vor Unterrichtsbeginn anzwei der Tresen in der Mensa der Beijin-ger Sport-Universität. An der ‚Wasser-Bar‘水吧 werden die gedämpften Bāozi undgekochten Jiǎozi im Akkord in kleinePlastiktütchen zum Mitnehmen gefülltund am benachbarten Dòujiāngfáng 豆浆房 (Bohnen-Brei-Häuschen) laufen dievier großen Mixer heiß, um aus roten 红豆 und schwarzen Bohnen黑豆, gelbenSojabohnen黄豆, grünen Erbsen 绿豆,Mais 玉米 oder Erdnüssen 花生 (alles na-türlich vorgekocht), heißem Wasser undetwas Zucker das Getränk der Wahl zubereiten...

So wie mit Allem anderen sollte man esauch beim Essen mengenmäßig nichtübertreiben. 吃八分饱 (chī bā fēn bāo)– nur 80% solle man sich satt essen. ImAlter rank und schlank zu sein, dass sei sowertvoll, das man es selbst mit einerganzen Menge Gold nicht kaufen könne:千金难买老来瘦 (qiānjīn nán mǎi lǎo lái

shòu). Wo manche Chinesen dann ihreriesigen Suppenschüsseln voller Nudelnhin essen, die in Deutschland wohl füreine ganze Familie gereicht hätten, weißich allerdings bis heute nicht.

Lebensweise und Lebensgewohnheiten

Mit der Natur und seiner Umwelt im Ein-klang zu leben und die Naturgesetzlich-keiten zu beachten – das ist ein tief ver-wurzelter daoistischer (Grund)Gedanke,der zu einer starken Betonung vom Re-gelmäßigkeit in allen Dingen des tägli-chen Lebens führt. Ein routinierter Ta-gesablauf und der ‚richtige‘ Rhythmusbei allen Dingen – Arbeiten, Essen undbesonders Schlafen. Regelmäßig und zei-tig schlafen zu gehen ist in China min-destens ebenso wichtig wie das Mittags-schläfchen (午休 Wǔxiū) oder doch zu-mindest ein kleines Nickerchen. Und sosieht man zur Mittagsstunde überall die

schweren Köpfe auf die verschränktenArme sinken –manch einer bringt seinenKlappstuhl in Position oder verkrümeltsich ins Auto und stellt die Lehne zurück.Ruhig und ausgeglichen soll das eigeneLeben sein („心平气和“ xīnpíng qìhé) –nicht zu viel Stress, keine extremen Hö-hen und Tiefen haben. Wer den Lernall-tag chinesischer Schüler und Studentenkennt, fragt sich allerdings manchmal,wo und wann dieses Prinzip auf der Stre-cke geblieben ist. Lernen bis der Arztkommt, lautet die Devise. Der Druck imchin. Bildungssystem ist enorm.

Auch körperliche und geistige Aktivitätseien extrem wichtig für die eigene Ge-sundheit. „生命意味着运“ (Shēngmìng

yìwèizhe yùndòng). Leben – das bedeu-tet Bewegung. Aber auch geistig sollman ein Leben lang dabei bleiben. 活到老,学到老 (Huó dào lǎo, xué dào lǎo) –„Leben bis alt, lernen bis alt.“ Entspre-chend oft wird besonders für ältere Men-schen empfohlen, einem Hobby nachzu-gehen, z.B. Pflanzen zu ziehen, Vögel2 zuhalten oder eben Taiji zu üben. Auch Sin-gen, Karten- oder Majiangspielen sindbeliebte Freizeitbeschäftigungen undgarantieren nicht nur Bewegung und fri-sche Luft, sondern auch soziale Kontakte.

Oft sieht man schon am frühen Morgenhunderte ältere Chinesen in einem dervielen kleinen Parks. Und so kann der ver-wunderte Beobachter kann dabei zu-schauen, wie Senioren weit über die 60ihre morgendliche Tanzstunde im Parkabsolvieren, zusammen ein Ständchenträllern, Jianzi spielen oder sich in klei-nen und großen Gruppen der Klopfmas-sage widmen. Auch trifft man immerwieder auf Senioren, deren Beweglich-keit an die eines Kindes erinnert. Sie deh-nen sich tagtäglich für jeweils einige Mi-nuten, denn 筋长一吋 ,寿延十年” jīnzhǎng yī cùn, shòuyán shí nián: Wer dieMuskeln und Sehnen um 1 cun dehnt,verlängert sein Leben um 10 Jahre – sozumindest der Glaube.

Ein „zu viel des Guten“ solle man abervermeiden. Statt im Fitnessstudio zuschwitzen, reicht für viele Chinesen oftschon ein zügiger Spaziergang an der fri-schen Luft aus. Auch sieht man immerwieder ältere Leute, die einfach rück-wärts laufen, denn wer sonst schon im-mer in der Zeit nach vorne strebt, derkönne mit dieser Praktik – Regelmäßig-keit vorausgesetzt – die eigene Lebens-uhr ein wenig zurück drehen. Aber na-türlich findet man in den Parks auch al-lerorten Menschen, die sich mit Taijiquanfit halten oder verschiedene andereÜbungen betreiben. In der Schule ist eshingegen absolute Normalität, dass derKlassenlehrer während der Pausen dieSchüler zu verschiedenen Augenübun-gen anleitet, um einer Überforderungvorzubeugen.

Gesundheitssouveränität – zumindest inBezug auf kleinere Krankheiten und Un-wohlsein – scheint in China viel selbst-verständlicher als in Europa. „In Chinageht man ganz wenig zum Arzt.“ Aufmedizinische Sonderbehandlungen und‚IGEL-Leistungen‘ scheinen die Chinesenim Alltag gern zu verzichten.

Abschließen möchte ich mit dem Zitateines der in Deutschland lebenden Be-fragten, das sinnbildlich steht für eineEinstellung, die auf die Zielperspektiveindividuellen, kompetenten und selbst-gesteuerten gesundheitsbezogenenHandelns hinweist: „Gesundheit ist wieKommunismus. Kann man wahrschein-lich nie ganz erreichen – aber man solldanach streben.“ Die ungekürzte Fas-sung des Artikels sowie ergänzende Ein-drücke (Bilder & Videos) sind auf derWebseite des Autors zu finden.

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Fachliches

Am Taxistand vor dem Flughafen treffeich Sebastian Bauer vom TQN-Vorstand.Wir fahren zur Sigmund-Freud-Universi-tät /SFU, einer 2005 gegründeten Privat-Uni, die neben dem Studium der Psycho-logie weltweit zum ersten Mal ein Voll-studium der Psychotherapiewissen schaftanbietet.

Heute findet hier ein vom Zhineng-Qi-gong-Forum Österreich organisierterKongress zu „Qigong – Science of Life:Theory and Practice“ (Qigong – Wissen-schaft des Lebens: Theorie und Praxis)statt. Die Wahl des Ortes und die „Abs-

tracts“ lassen vermuten, dass sich diemeisten Vortragenden mit wissenschaft- licher Forschung zu physischen wie psy-chischen Wirkungen des Qigong ausei-nander setzen und ihre daraus gewon-nenen Kenntnisse in ihre therapeutischeoder lehrende Tätigkeit einfließen las-sen. Wir kommen zu spät. Sonja Blankwinkt uns durch den großen, halb gefüll-ten Saal zu sich in die Reihe, und Sebasti-an und ich hören gerade noch die zweiletzten Sätze von Árpád Romándys „Ein-führung in die Tradition des Qigong“.„Schade für Euch, das war interessant“,flüstert Sonja uns zu.

Árpád Romándy ist Sinologe und Qi-gonglehrer, sitzt in einigen hochkaräti-gen Qigong-Gremien, war Übersetzervon Prof. Cong Yongchun, dem Chef derQigong Abteilung der Fuzhou Universi-tät für TCM, und Schüler von Prof. LinZhongpeng, einem führenden Expertenklassischer Theorie und Praxis des Qi-gong und Direktor des Qigong College ofAdvanced Studies in Peking. Hier stattmeiner eigenen Eindrücke eine Kurzfas-sung von Árpád Romándys Abstracts ausdem Kongressflyer: ➜ Qi ist Grundlage der Realität, die

alles durchdringende Kraft derSchöpfung und Transformation.

➜ Lebensprozesse entstehen aus sich selbst heraus als komplexe, miteinander verbundene, funktionale Muster von Qi.

➜ Qigong erlaubt es dem Praktizie- renden sich mit dem natürlichen Verhalten von Qi zu verbinden und es zu unterstützen.

Dabei postuliert Qigong zwei verschie-dene Arten von Bewusstsein: 1. Shishen, die bewussten Prozesse des unterscheidenden Geistes, und

2. Yuanshen, die in tieferen Realitäts-ebenen wurzelnden Prozesse des ur-sprünglichen Geistes, aus dem die na-türliche Ordnung des Qi hervorgeht.

Die therapeutischen Möglichkeiten desQigong liegen in den Effekten, die sichaus der Wiederherstellung der ord-nungsgemäßen Funktion des Yuanshendurch die Qigongpraxis ergeben, undwerden auch als „Rückkehr zur Ur-sprünglichkeit“ bezeichnet. Alle Vorträ-ge werden in englischer Sprache gehal-ten, da die Sigmund Freud Universität

Netzwerkmagazin · 201326

arte Federwolken ziehen über den blauen Himmel. Tief unter mir im Talliegt Wien in der Morgensonne, ausgebreitet vor den weißen Gipfeln derAlpen - so friedlich, dass ich wieder einmal gerührt bin von der Schönheitder Welt. Vergessen ist die Stunde davor, in der ich mich in einer un-

durchsichtigen, grauen Wolkenschicht gefangen fühlte. Während des Anflugs aufWien fällt mir der Psychotherapeut und Qigonglehrer Michael Singer ein, der einzigeMensch, den ich in dieser Stadt kenne, und ich erinnere mich an seinen wunderbarenHumor und seine unnachahmliche Weise, uns ‚die Viecher’, „Das Spiel der 5 Tiere“nach Jiao Guorui zu vermitteln.

Von Ulla Fels

„The empty ego is traveling through the universe1“

Ein Qigong Kongress in Wien

Z

1) Zitat aus der Beschreibung des „Huigong“ (Weisheitsübung aus dem Chanmi Qigong)

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Fachliches

auch einen internationalen, englisch-sprachigen Studiengang anbietet. Ichschaue mich um und sehe viele jungeMenschen im Saal sitzen. Neben undhinter mir wird Englisch gesprochen.

Der zweite Vortrag von Prof. Shuren Liführt in die moderne, medizinische For-schung zu Qigong ein. Prof. Shuren Li istSpezialist für Innere- und Nuklearmedi-zin an der Uni Wien. Leider kann ich seinEnglisch kaum verstehen, und die Power-point Folien werden so schnell weiterge-klickt, dass ich dem Vortrag nur begrenztdurch Mitlesen folgen kann. Insgesamtschienen mir jedoch keine neuen, mir un-bekannten Ergebnisse vorzuliegen.

Zusammenfassend kann gesagt werden,dass die wissenschaftliche Forschung

bisher folgende positive, physiologischeund psychologische Wirkungen des Qi-gong nachweisen konnte: auf das Atem-system; das Herz-Kreislaufsystem; dieVerbesserung der Mikrozirkulation, u. a.bei Herzinfarkt und Schlaganfallpatien-ten; auf das Nervensystem, d.h. verbes-serte Endomorphin- und Serotonin-aus schüttung; Entspannung des para-sympathischen Nervensystems. Die psy-chologischen Effekte durch die meditati-ve Konzentration zeigen sich in verbes-serter Wahrnehmung, in Harmonisierungvon Denken und Fühlen und mehr Freu-de und Entspannung.

Im Publikum entwickelt sich eine Diskus-sion darüber, wie Qigong-Therapeuten„burn-out“ durch Qi-Abgabe vermeidenkönnen: ‚... sich mit der externen Quelle,

dem kosmischen Qi verbinden, es auf-nehmen, dann an Patienten abgebenund so als Medium wirken, ohne sichselbst zu erschöpfen’, erklärt uns der Zhi-neng Experte Ooi Kean Hin aus Malaysia.

In der folgenden kurzen Pause entdeckeich Michael Singer in der zweiten Reihe.Wir begrüßen uns, und ich frage ihn nach‚den Viechern’. ‚Ich habe die Viecher freigelassen’, antwortet er. ‚Ich bin pensio-niert, habe nur noch ein paar Patientenund übe selbst Qigong bei Árpád Ro-mándy, das ist super!’

Es folgen zwei Vorträge zu den erfreuli-chen Resultaten von Qigong in der The-rapie von Drogenabhängigen. Dr. med. QiWang spricht über eine Studie zu Zhi-neng-Qigong in der Behandlung vonDrogenabhängigen in einem PekingerGefängnis. Drogenabhängige entziehenin China meist unfreiwillig und ohne Me-dikamente. Die Übungen des ZhinengQigong bewirkten bei diesem sogenann-ten „cold turkey“ einen leichteren Entzugmit geringeren Schmerzen und wenigerUnruhezuständen und Panikattacken.Hinzu kam die positive Wirkung des ausindividuellem und kosmischem Qi auf-gebauten Qi-Feldes zwischen Patientenund Therapeut. Nach jahrelanger eige-ner Qigongpraxis arbeitet Frau Wang in-zwischen seit fünfzehn Jahren als Qi-gongtherapeutin und seit zwei Jahrenals physiotherapeutische Assistentin inder Psychiatrie der Uniklinik Zürich. IhrVortrag gibt weiterführende Einblicke indie Suchtentstehung (getrübtes Shenund Qi-Mangel) und Therapie aus Sichtder TCM. Er kann wie alle anderen Vor-träge des Kongresses voraussichtlich abFebruar 2013 auf der Website des Kon-gresses abgerufen werden:http://www.qigongforum.at/vortrags-reihe-8-november-sigmund-freud-uni-versitat/

‚Therapie ist nur möglich in einer Situati-on in der sich der Patient wohlfühlt undauf der Grundlage einer vertrauensvol-len Beziehung zum Therapeuten’, sagtKerry Mc Bride, eine TCM Ärztin aus Ir-land. In ihrem Vortrag: „Medizinisches

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Fachliches

Qigong in den Anfangsstadien des Ent-zugs und der Entgiftung bei Drogen- undAlkoholabhängigkeit“.

Während einer elf Monate dauerndenFeldforschung in einer irischen Entzugs-klinik entwickelte sie spezielle, medizini-sche Qigong Techniken mit dem Ziel, ei-nen Qigong Zustand in den drogenab-hängigen Patienten zu etablieren, densie selbständig reproduzieren können,um ihre Entzugssymptome zu lindern.Psychopharmaka werden auch an dieserKlinik nicht verabreicht. Ihre Strategie istes, mit medizinischem Qigong das ent-gleiste Herzfeuer des Patienten zu beru-higen und damit diesen Funktionskreisals Sitz des Geistes zu harmonisieren. Diepositiven Resultate zeugen von denMöglichkeiten, mit Qigong beim Patien-ten eine Haltungsänderung zu bewirken,sodass destruktives psychisches Ver hal-ten aufgelöst wird und physiologischeSchäden heilen können.

Dr. Christine Korischek, Mitglied der Ab-teilung für transkulturelle und histori-sche, psychotherapeutische Forschungan der SFU, berichtet über „Psychoanaly-tische Reflektionen in der Praxis vonChan Mi Qigong“. Als erstes leitet sieeine Übung zum Inneren Lächeln an.Dann berichtet sie über ihre Erfahrungenim psychoanalytischen Setting, ihre Kör-

perempfindungen und bildhaften Erin-nerungen, die denen während des Qi-gong Übens ähneln, und setzt verschie-dene Stadien der Analyse in Beziehungzu denen im Qigong. Psychoanalyse undQigong können beide als Prozesse vonganzheitlichem, persönlichem Wachs-tum und Selbstkultivierung gesehenwerden, die sowohl den Körper wie denGeist betreffen. Von Christine Korischekzitiert: „Ganz ehrlich mit sich sein, isteine gute Übung!“ (Sigmund Freud in ei-nem Brief an Wilhelm Fliess, 15.10.1897)

Zum Mittagessen gibt es leckeres Finger-food. Die vegetarischen Teigtaschen sindsofort weg, und zeugen von vielen klima-

und ernährungsbewussten Teilnehmern.Sonja zeigt mir ein Plakat über dem Buf-fet, auf dem ein gut aussehender MarioAdorf Typ für psychologische Beratungwirbt.

Eine junge mongolische oder chinesi-sche Studentin der Sigmund Freud Uniantwortet auf meine Frage, ob sie oderihre Kommilitonen Qigong praktizieren:„Nein, wir üben kein Qigong. Wir sindjung und sehr rational! Es gibt eine Qi-gonggruppe hier am Institut, aber nurganz wenige Studenten gehen hin.“ Ausdem der Pause folgenden Film „Lookingfor Qi“ von Maria Geyrhalter Aramovskyhabe ich mir ein Zitat von Dr. Pang Ming,Gründer des Zhineng Qigong notiert:„Qigong is a liberation of life from bodyto mind.“

Und dann tritt der sympathische Star desTages auf: Reinier Bosch, ein junger Hol-länder, beschreibt mit Hilfe einer exzel-lent zusammengestellten PowerpointFotoreihe seine Familien- und Krank-heitsgeschichte. Aufgewachsen in einerstreng calvinistisch orientierten Familie,erkrankte Reinier Bosch mit siebenund-zwanzig an einem fußballgroßen, bösar-tigen Tumor im Bauchraum mit schlech-ter Prognose. Nach der Operation ent-schloss er sich, intensiv Zhineng-Qigongzu üben. Heute ist er zweiunddreißig, ge-heilt und leitet eine ProduktdesignAgentur, in der er selbst einmal in derWoche Qigong unterrichtet.

Der Tag endet mit Oi Kean Hin, einemPharmazeuten und Zhineng-Lehrer ausMalaysia. Sein Vortragstitel lautet „HowQigong works and the three levels theo-ry of matter as proposed by Dr. PangMing“. Doch ich sitze dann schon wiederim Flugzeug zurück nach Hamburg undreflektiere diesen interessanten Tag.

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Ulla Fels arbeitet als Lehrerin und Ausbilderin von Qigong und Taijiquan in Hamburg. Sie ist außerdem Tanzpäda-gogin, Ethnologin (MA), Filmemacherinund Heilpraktikerin.

Die Autorin

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Fachliches

Was sind die besonderen Stärkenund Merkmale des in Europa prak-tizierten und unterrichteten Taiji-quan und Qigong – im Unterschiedzum Taijiquan und Qigong, wie esdurch unsere chinesischen Lehrerunterrichtet wurde und wird?

Axel Dreyer (D): Die Denkstrukturen, dieWerte und Normen, mit denen Chinesenaufwachsen und die sich natürlich in derArt und Weise ihres Unterrichts nieder-schlagen, sind Europäern oft fremd. Die

Einflussnahme des chinesischen Staatesauf die Entwicklung von Taijiquan hat zueiner Nivellierung und Veräußerlichunggeführt. Außerhalb des Einflussbereichsder Volksrepublik China wurde das über-lieferte Wissen weiter gepflegt. Europä-er fühlen sich vom daoistischen Gedan-kengut angezogen und üben Taiji-quan/Qigong hauptsächlich um ihrerGesundheit willen. Chinesischen LehrernFragen zu stellen ist schwieriger. Europä-er neigen eher dazu, bereits nach relativkurzer Zeit zu unterrichten. Europäer ha-

ben öfter Mühe, einem erfahrenen Leh-rer über einen langen Zeitraum zu fol-gen. Sie gehen nach einiger Zeit ihren ei-genen Weg, in dem Glauben, Taiji ver-standen zu haben.

Chaitanya Pölzl (A): Der größte Unter-schied liegt meiner Meinung nach in derQualität und Quantität der Erklärungen.

Cornelia Grob (D): Die Übungen werdenin einem nachvollziehbaren Zusammen-hang mit den dahinterstehenden theo-retischen Konzepten gelehrt. Es wird kor-rigiert, sodass sich nicht so leicht grund-sätzliche Fehlhaltungen entwickelnkönnen. Es wird auf Pädagogik einge-

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Die Entwicklung des Taijiquan und Qigong in Europa

Von Sonja Blank

Drei Fragen stellten wir verschiedenen Lehrern in Europa, die fast alle mit uns im Eu-ropäischen Dachverband (TCFE) sind. Von 40 Befragten antworteten sieben. Die voll-ständigen Antworten veröffentlichen wir auf unserer Webseite.

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Fachliches

gangen und – im Idealfall – auch daraufeingegangen, wie man als Kursleiter/Lehrer Gruppenprozesse etc. erkennenund handhaben kann.

Epi van de Pol (NL): Traditionell orientier-te chinesische Lehrer/innen haben eineTendenz dazu, oberflächlich zu unter-richten, bis man sich – nach Jahren derHingabe – ihr Vertrauen erworben hat.Nicht traditionell orientierte chinesischeLehrer/innen unterrichten von Anfangan die wichtigen Dinge. Im traditionellenchinesischen Unterricht wird meist eineFigur unterrichtet und die Lehrer/innenwollen sehen, dass man diese Figur übt.Erst dann unterrichten sie die nächsteBewegung. Das wird nicht als oberfläch-lich betrachtet, es ist einfach die alte Artzu unterrichten. Die Lehrer/innen sagenvon Anfang an, was wichtig ist, aber siesagen nur das, was ein Anfänger odereine Anfängerin entsprechend seinemLevel verstehen kann.

Es gibt chinesische Lehrer/innen, dieohne Grund berühmt werden: sie bewe-gen sich mit großer Anmut, aber sie ver-stehen den kämpferischen Aspekt derKunst nicht. Sie zeichnen sich dadurchaus, dass sie Formen unterrichten unddie „Geheimnisse“ nicht preisgeben. Sieversprechen, dass Pushing Hands zu ei-nem späteren Zeitpunkt unterrichtet

wird, aber das geschieht nie. ManchenLehrer/innen (und das gilt ganz allge-mein) geht es um Macht oder Geld oderbeides. Sie werden nie zulassen, dass ihreSchüler/innen besser werden als sieselbst. Europäische Lehrer/innen denkenhäufig zu früh, dass sie die Kunst schonverstanden haben, und unterrichten das,was sie für die Kunst halten. Dabeikommt es häufig vor, dass sie ein ober-flächliches Verständnis haben und sieihre Ergebnisse durch Anstrengung undnicht durch Entspannung erzielen. Euro-päische Lehrer/innen gehen oft sehr insDetail und geben mehr Information preisals dem Niveau ihrer Schüler/innen ent-spricht…

Ronnie Robinson (GB): Meiner Meinungnach ist der größte Unterschied in derwestlichen Herangehensweise die Mög-lichkeit für die Schüler/innen, offen zuhinterfragen, was gelehrt wird, und au-ßerdem haben sie die Möglichkeit, dieArbeit sehr genau auf verschiedenen Le-vels zu prüfen.

Roberto Benetti (I): Das Europäische Un-terrichten des Tai Ji Quan konzentriert

sich mehr auf die Prinzipen des TJQ unddarauf die Figuren (Formen) zu „erklä-ren“. Chinesisches Unterrichten beruhtmehr auf Erfahrung: man bekommtmehr sinnträchtige Bilder, auf denen daseigene Üben basiert. Darüber hinausmuss man im chinesischen UnterrichtBewegungen immer und immer wiederwiederholen. Nach „1000“ Wiederholun-gen fühlt/versteht man das Prinzip. Dieeuropäische Praxis ist strukturierter, ra-tionaler und logischer; die chinesischePraxis beruht mehr auf Analogie und aufGefühlen.

Chinesische Meister/innen orientierensich mehr am Kampfkunstaspekt (Tuis-hou und Sanshou) als europäische Leh-rer/innen. Aber ich kenne mehr als eineneuropäischen Meister, der chinesischerist als chinesische Meister und umge-kehrt! Es ist also schwierig, Unterschiedeund charakteristische Merkmale einesjeden herauszufinden, da Unterricht undPraxis von der persönlichen kampfkünst-lerischen oder energetischen Erfahrungabhängig sind. In der Realität gibt es ei-nige trendige kulturelle Aspekte, die an-dere überwiegen und die die Unterschie-

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Fachliches

de zwischen der chinesischen und euro-päischen Art des Unterrichtens undÜbens erzeugen.

Sam Masich (D): Bei den europäischenLehrer/innen beobachte ich mehr Flexi-bilität in der Interpretation der Kunst –eine Bereitschaft Taijiquan und andereverwandte Disziplinen, die nicht not-wendigerweise chinesischen Ursprungssein müssen, sich gegenseitig befruch-ten zu lassen.

Das kann nützlich sein für Personen, de-ren Interesse sich weniger auf das Taiji-quan als solches fokussiert, wie zum Bei-spiel für Personen, die eine gesunde Frei-zeitbeschäftigung suchen. Lehrer/innenmit chinesischen Wurzeln haben in derRegel ein tieferes Bedürfnis zu beweisen,dass sie der Kunst ihrer Ahnen würdigsind und sie möchten für die Kunst alseine kulturelle Aktivität werben.

Und obwohl sich in- und außerhalbEuropas viele nicht-chinesische Prakti-zierende der Kunst mit großer Hingabewidmen, scheint die Mehrzahl die Kunstin einem größeren Zusammenhang zusehen. Für mich ist das völlig normal,weil ein Chinese in dieselbe Kultur undGeschichte geboren wurde, aus der Taiji-quan hervorging, wohingegen die Kunstnach Europa importiert wurde.

Was sind spezielle, wichtige Aspekte (Theorien, Philosophien,Techniken), die du persönlich indeinen Unterricht einbringst?

Axel Dreyer: Das Trainingssystem, nachdem ich unterrichte, stammt von MeisterHuang Xingxian und Patrick Kelly. Es be-inhaltet u. a. folgende Aspekte:➜ die Anteile unseres Geistes, mit

denen wir gewöhnlich unseren alltäglichen Aufgaben nachkommen,zu reduzieren und die tieferen Anteile zu aktivieren

➜ Konzentration auf die 5 inneren Sinne – die sich durch die Gelenk-,Muskel-, Druck-, Wärme- undSchmerzsensoren mitteilen

➜ sanfte, stetige Bewegung des Körperzentrums (Becken)

➜ den Einsatz des Geistes und seiner 3 Aspekte: Intention – Achtsamkeit –Intelligenz

➜ das Timing von Intention und Achtsamkeit im Verhältnis zum Körperprozess

Chaitanya Pölzl: Mir geht es im Taiji-Un-terricht vor allem um Entspannung, Auf-richtung, Elastizität und geistige Tiefe(Meditative Wahrnehmung). Taijiquanist ein spiritueller Weg der Selbster-kenntnis über den Körper zu den Emotio-

nen und weiter zum Geist. Mir geht esbesonders darum, es erfahrbar zu ma-chen, dass wir normalerweise von ober-flächlichen Intentionen gesteuert wer-den (wir wollen) und dass es möglich ist,aus tieferen Geistesebenen zu agierenund dies im Push Hands zu nutzen. Dabeisind: die Wahrnehmung der inneren Sen-soren (Schmerz-, Temperatur-, Druck-,und Sensoren für die Lage der Gelenkesowie für den Zustand der Muskulatur),das große Dantian (Energiekörper) undElastizität und elastischer Push – das isteiner, wo auch der/die „Gepushte“ lä-chelt – wichtige Aspekte.

Cornelia Grob: ➜ Daoistische Betrachtungsweise

des Alltags, ohne sie immer als solche zu benennen

➜ Spüren lernen und Lebenspflege alsEigenverantwortung des Übenden

Epi van de Pol: Alle Aspekte sind wichtig.Die meisten findet man schon in denklassischen Texten. Für mich sind dasEntspannung, Sinken, Leere, Yin undYang zu unterscheiden, sich aus der Mit-te heraus bewegen und Struktur. Im Pus-hing Hands: Folgen, verbinden, weichen,neutralisieren, absorbieren, kleben undanhängen (adhering).

Roberto Benetti: Ich glaube, dass - unab-hängig davon ob man Chinese oder Eu-ropäer ist – beim Unterrichtenden dieserKunst ihre Prinzipien und ihre Geschich-te respektiert werden sollten. Das Prakti-zieren und das Unterrichten von Taiji-quan (TJQ) muss mit diesen Prinzipieneinhergehen, aber die Tatsache, dass TQJein Teil der chinesischen Kultur ist, be-deutet nicht, dass wir hier in Europa un-sere kulturelle Identität aufgeben müs-sen. Deshalb erkläre ich als Erstes, dassTQJ eine Kampfkunst chinesischen Ur-sprungs ist und das wir das nie vergessendürfen. Wenn ich dann TQJ unterrichte,erkläre ich die TQJ-Prinzipien wissen-schaftlich. Das bedeutet, Beweisbarkeitund Reproduzierbarkeit all dessen, wasich in all meinen Kursen lehre und ma-che. In meinen Kursen erkläre ich die ana- tomischen und biomechanischen Aspek-

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Fachliches

te des TQJ auf eine westliche Art undWeise, lasse meine Teilnehmer/innenaber gleichzeitig die Bewegungen in Stil-le immer und immer wiederholen, wobeisie durch die körperliche Bewegung unddas persönliche Gefühl üben, Erfahrun-gen zu machen. Dann mache ich ihnenbewusst, was sie erfahren/erlebt haben,wobei ich Analogien und Verbindungenzum chinesischen Weg des Beschreibensvon Prinzipien und Bildern finde. Schließ-lich lasse ich sie das Praktizierte im Part-nertraining testen (Tuishou, kämpferi-sche Anwendungen). Die westliche Kul-tur und die chinesischen Kultur müssensich mit Respekt gegenüber der jeweili-gen Identität und Geschichte treffen undverbinden.

Ronnie Robinson: An mir habe ich beob-achtet, dass ich zunehmend weniger Fo-cus auf technisches Üben lege und mehrauf ein ruhiges fortlaufendes Üben. Ichversuche in den Schülern die Qualitätdes „Hörens“ zu erzeugen, um es ihnenmöglich zu machen Werkzeuge zu ent-wickeln, mit denen sie den besten Wegfinden können, um Dinge für sich selbstzu tun – und sie nicht ständig zu korri-gieren. Wenn sie diese Werkzeuge entwi-ckeln können, haben sie viel mehr, womitsie arbeiten können.

Sam Masich: Ich interessiere mich für dastiefe Taijiquan – das bedeutet, die Artund Weise, wie mir die Kunst durch ihrekämpferischen, meditativen, energeti-schen und gesundheitlichen Facettenbei meiner persönlichen Transformationhelfen kann. Für mich geht es im Taiji-quan mehr um die Individuen, die espraktizieren, als um die Kunst um derKunst willen. Die traditionellen Metho-den und Lehrpläne können als starkeKraft wirken beim Entwickeln einer bes-seren Selbstwahrnehmung und der Fä-higkeit, uns mit der Umgebung, in derwir uns befinden, bedeutungsvoll zu ver-binden. Meiner Ansicht nach nähertman sich den theoretischen und philoso-phischen Aspekten der Kunst am bestendurch eine graduelle Verkörperung vonQualitäten, die aus gut befolgten Proze-duren entstehen. Zum Beispiel: Traditio-

nelle Bewegungen, die auf Taijiquan-als-Kampfkunst basieren und die tatsächli-che Struktur des Körpers respektieren, so-wie Partnerübun gen, die auf direktemFeedback basieren, bringen mir und mei-nen Schüler/innen einen größeren Nut-zen als Annäherungen, die auf Sehenund Nachahmen basieren.

Was wird im Europäischen Taiji-quan/Qigong im Jahre 2025 un-terschiedlich sein im Vergleich zuheute? Was betrachtest du als diehauptsächlichen Entwicklungen?

Axel Dreyer: Es könnte sein, dass Verbän-de, Institutionen und Organisationenmehr und mehr Einfluss auf die Entwick-lung von Taijiquan bekommen und dieReglementierung dadurch zunimmt. Jezahlreicher die Organisationen sind, diedie Entwicklung von Taijiquan/Qigongbeeinflussen wollen, desto mehr Kom-promisse müssen geschlossen werden,desto mehr ist man genötigt, sich aufden kleinsten gemeinsamen Nenner zueinigen. Vielleicht stellt sich heraus, dassman Taijiquan und Qigong dadurch ei-nen Bärendienst erweist.

Chaitanya Pölzl: Vielleicht wird der Un-terschied zwischen den Übenden, die

sich mehr um das Kämpferische im Taiji-quan bemühen, und denen, die sich umdie weichen und spirituellen Aspekte be-mühen, noch größer werden.

Cornelia Grob: Ich fürchte ein bisschen,dass Qigong auch in die Lifestylepraxiseinbezogen wird, so in dem Sinne von„Blitzentspannung“, oder dass zuneh-mend die „reine Lehre“ in den Hinter-grund tritt zugunsten von „Kombipa-ckungen“ wie Qigongdancing etc.

Wünschen würde ich mir – und versuche,im Kleinen einen Beitrag dazu zu leisten– dass mehr Menschen die Übungen inihren Alltag integrieren und sie als wun-derbares Mittel zur Lebenspflege schät-zen, ohne immer gleich „Satori“ zu er-warten ...

Epi van de Pol: Keine Ahnung. Im Allge-meinen ist es so, dass, wenn eine östlicheKunst westlich geprägt wird, es dazuführt, dass sie mehr praktiziert und bes-ser verstanden wird. Sobald die Kunst je-doch eine offizielle Wettkampfsportartwird, wie z.B. Judo, gehen die inneren As-pekte verloren, weil Kraft einzusetzeneinfacher und schneller zu lernen ist, alszu lernen zu entspannen und die Kunstzu verstehen.

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Roberto Benetti: Vielleicht wird es mehrMenschen geben, die Taijiquan praktizie-ren, und mehr Menschen, die es über ei-nen langen Zeitraum praktizieren, undmehr Meister. Das könnte implizieren,dass wir mehr Lehrer/innen und Meisterbrauchen, die professionell ausgebildetsind. Zurzeit fehlen Regeln und Vor-schriften für das Unterrichten von Taiji-quan in Europa. Es gibt viele unvorberei-tete und nicht ausreichend ausgebildeteTaijiquan-Lehrer/innen, die konfus un-terrichten und die Übenden in die Irreführen. Es ist also möglich, dass es in Zu-kunft mehr Regeln und Vorschriften fürdas Unterrichten des Taijiquan gebenwird (zumindest von einem ethischenStandpunkt aus).

Es könnte passieren, dass das Taijiquanseine Verbindungen mit der wissen-schaftlichen und medizinischen Ge-meinschaft in Europa verstärkt. In die-sem Fall könnte es in Zukunft mehr Mög-lichkeiten für das Unterrichten undPraktizieren in verschiedenen Bereichengeben, speziell im medizinischen Bereich

(Alzheimer, Parkinson, Rehabilitation undso weiter); hier könnten Taijiquan-Lehrerals Fachkräfte neu erkannt und aner-kannt werden. Schließlich könnten auchdie kämpferischen Aspekte durch einpräziseres, weiter entwickeltes und wis-senschaftlicheres „Testsystem“ verbes-sert werden. Aber ich glaube, dass zuerstdie Taijiquan-Gemeinschaft klar stellenmuss, was das Praktizieren einer Kampf-kunst im 21. Jahrhundert bedeutet.

Ronnie Robinson: Eine gute Frage ...? Fürdas Taijiquan sehe ich eine größere Ent-wicklung der sportlichen Aspekte, ganzbesonders wenn wir anfangen, den Ein-fluss junger Lehrer, die aus China kom-men, zu sehen, ähnlich dem, was mit denAkupunkteuren etc. passierte. Qigongwird (hoffentlich) als praktisches Werk-zeug anerkannt und breit eingesetzt, umMenschen zu beruhigen, zu zentrieren,zu entspannen, zu verjüngen und um ihrWohlbefinden zu verbessern.

Sam Masich: Ich vermute, dass das tradi-tionelle Taijiquan gleichzeitig stärker

und schwächer wird. Qigong wird aufdem gegenwärtigen Trend bleiben, aufdem „Wir-machen-Dinge-während-wir-gehen“-Weg und wird das Taijiquan damit beeinflussen. Technologisch ge-sprochen, wird der größere Zugang zu In-formationen weiterhin zu mehr Gele-genheit zur Forschung führen und in derKonsequenz dazu solide, traditionelle Ar-beit leisten. Gleichzeitig wird die Infor-mationsschwemme die Grundlageschaffen für eine weitere Epidemie me-diokerer Ableger, gelegentlich aufgewo-gen durch wirklich fortschrittliche neueArbeit. Taijiquan und Qigong, als Werk-zeuge der Selbstentwicklung, werden alsMikrokosmos die sich schnell entwi-ckelnden wirklichen Belange unserermenschlichen Familie, wie sie in einer zu-nehmend komplexer werdenden Weltum ihren Fortbestand kämpft, wider-spiegeln – und sind dabei selbst denmenschlichen Grenzen ausgeliefert.

Mehr zu dem Thema auf unserer Home-page: http://www.taijiquan-qigong.deVeröffentlichungen

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Axel Dreyer: Taiji seit 1978; seit 1994 Schüler von Patrick Kelly. Der Schwerpunkt meines Interesses beim Taiji liegt auf dem Aspektder inneren Entwicklung. Push Hands übe ich ausgiebig und sehr gerne. Durch das Üben der Form entwickle ich innere Kraft, durchPush Hands Sensibilität. Ich leite eine Taiji-Schule in Freiburg (Breis-gau). Qigong seit 1988, Ausbildung bei der Medizinischen Gesellschaftfür Qigong Yangsheng unter der Leitung von Prof. Jiao Guorui ; Weiterbildung bei Dr. med. Gisela Hildenbrand

Chaitanya Pölzl wurde in Taijiquan bei Gerhard Vasicek und PatrickKelly ausgebildet und in chinesischem Tanz bei Nirtam Lim. Er hateine langjährige Zen-Praxis und Ausbildung in Energiearbeit. Er istVorstand der IQTÖ der Interessenvertretung Qigong, Taijiquan und Yiquan-Lehrenden Österreichs.

Cornelia Grob ist Dipl. Sozialpädagogin,Qualitätsmanagerin im Gesundheitswesen, Qigonglehrerin und Akupunkteurin. Sie gibt Qigongkurse im Rahmen der innerbetrieblichen Gesundheitspräventi-on und arbeitet mit psychisch kranken Straftätern.

Epi van de Pol begann sein Kampfkunststudium 1973 als 21-jährigermit Judo, Karate, Jiujitsu, Kendo, Aikido, Kenjitsu sowie Fechten. Er unterrichtet seit 1979 Taijiquan in ganz Europa. Die wichtigstenEinflüsse auf sein Taijiquan kommen von William Chen, Wang YenNien, Serge Dreyer, Chu King Hung und in den letzten Jahren ganz besonders von Peter Ralston und Wee Kee Jin. Er ist Naturheilkundlerund Lehrer für Homöopathie und Traditionelle Chinesische Medizinund Gründer von Stichting Taijiquan Nederland und Mitbegründerder TCFE (Taijjiquan und Qigong Federation of Europa).

Roberto Benetti ist hauptberuflicher Lehrer für Taijiquan, Taiji-Schwert, Liuhe Xinyiquan, Qigong, Tuishou und Tuina in Italien. Er beschäftigt sich insbesondere mit Lehrmethodologien und mit der Beziehung zwischen Wissenschaft und Holistischen Disziplinenund unterrichtet darüber hinaus Mathematik und Statistik. Er prakti-ziert Taijiquan seit mehr als 25 Jahren und unterrichtet seit 15 Jahrenin Italien und im Ausland. Er unterrichtet „Didaktik and Techniken des Taijiquan“ im Master-Kurs an der Medizinischen Fakultät der Uni-versität Padua. Seit 2006 unterrichtet er Menschen, die an Parkinsonerkrankt sind. Er ist Autor von Essays, Artikeln und Didaktik-Videos.

Ronnie Robinson ist hauptberuflicher Lehrer in Glasgow. Seine Studien in Taijiquan begannen 1981. Seit 1992 gibt er das britischeTaijiquan-Magazin heraus. Er ist Mitbegründer von Tai Chi Caledoniaim Jahr 1997 und hat aktiv bei den meisten europäischen Events mitgewirkt. Er arbeitet als Sekretär für die TCFE und ist Mitbetreiberdes Internet-Portals Taiji Europa.

Sam Masich ist einer der bestausgebildeten Fachleute der mittleren Generation in chinesischer Kampfkunst weltweit. Er hat mit verschiedenen Großmeistern in Nordamerika und China trainiert u.a.bei Liang Shouyu, Dr. Yang Jwing Ming, Jou Tsung Hwa, Yang Zhenduoand Chen Xiaowang. Er unterrichtet auf der ganzen Welt und ist Darsteller in zwei international ausgestrahlten Dokumentationen. Er hat selbst an die 20 Filme über Taijiquan, Neijia und angrenzendeGebiete gedreht.

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Fachliches

Zum Thema Umsatzsteuer gab es einigeVerwirrung am Jahresanfang, weil es Ge-rüchte gab, dass die Umsatzsteuer fürLehrtätigkeit entfallen wäre. Geänderthat sich zum Jahreswechsel nichts, weildas Jahressteuergesetz 2013 (117 Seiten)nicht verabschiedet wurde. Dieses Ge-setz ist nun im Februar teilweise verab-schiedet worden. Änderungen, auf diewir und Sie gehofft hatten, sind auf derStrecke geblieben. Ungewiss ist es, ob indiesem Jahr noch weitere Änderungenkommen, bekanntlich werden in Wahl-jahren nur wenige Gesetze geändert. Zu-dem sind die Mehrheitsverhältnisse inBundestag und Bundesrat unterschied-lich, so dass nur Gesetze durchkommen,die absolut kompromissfähig sind.

Beginnen wir mit dem Steuerrecht

ELStAM (Elektronische Lohnsteuer Ab-zugsmerkmale) ist nun zum 01.01.2013eingeführt worden. Angekündigt war esseit 2010. Diese Datenbank ersetzt die al-ten Lohnsteuerkarten, von denen Sie dieletzte in 2010 erhalten haben. Wenn SieArbeitgeberIn sind, müssen Sie die not-wendigen Lohnsteuerdaten nun überdas ElsterOnline-Portal abrufen. Es gibtaber eine Kulanzfrist bis zum 31.12. 2013.Unser Tipp: Nutzen Sie die Kulanzfrist, er-fahrungsgemäß laufen die elektronischenNeuerungen der öffentlichen Hand län-gere Zeit nicht wirklich gut, denken Sienur an ELENA, die es schon wieder nichtmehr gibt.Hier finden Sie mehr, die In-formationen sind bundesweit gültig:http://www.ihk-koeln.de/ELStAM.AxCMS

FahrtenbuchFür Selbständige, die ihren PKW mehr als50% betrieblich nutzen, besteht die Ver-pflichtung, das Kfz als Betriebsvermö-gen zu behandeln. Steuerrechtlich gibtes nun zwei Möglichkeiten, den „Privat-verbrauch“ zu ermitteln. Die eine Mög-lichkeit besteht darin, ein lückenlosesFahrtenbuch zu führen und damit dieprivate Nutzung nachzuweisen oder diePauschalregelung anzuwenden, die so-genannte 1% Methode. Wenn Sie diese„Methode“ wählen, müssen Sie 1% desNeuwertes Ihres Kfz monatlich als Ei-genverbrauch (Einnahme) buchen. Daserhöht Ihren Umsatz und wenn dieser soum die 17.500 Euro im Jahr ist, befördernSie sich in die Umsatzsteuer.Die zweite Möglichkeit ist die Fahrten-buchmethode. Sie ist zwar etwas auf-wendiger, dafür erhöht sich der Umsatzaber nur um die tatsächlichen Kostenprivat gefahrener Kilometer. Mit dieserMethode werden die Privatfahrten, dieFahrten zur eigenen Betriebsstätte unddie dienstlich gefahrenen Kilometer inProzenten zu den gesamt gefahrenen Ki-lometer ermittelt. Neu ist: Das Fahrten-buch muss handschriftlich geführt wer-den und die Adressen, die beruflich ange- fahren wurden, müssen benannt werden.

Das Formular EÜR zur Einkommensteuererklärung

Dieses Steuerformular müssen Sie nurausfüllen, wenn Ihr Jahresumsatz (Ein-nahmen) über 17.500 Euro lag. Ansons-ten reicht die Einnahmen- Ausgabenauf-tellung, die Sie dem Steuerformular S

beilegen. Einkommensteuererklärungenkönnen immer noch auf Papierformula-ren abgegeben werden. Sie können aberauch das kostenlose Programm ELSTERnutzen, das Sie aus dem Netz herunter-laden können. www.elster.de. Zudemgibt es noch eine Reihe von käuflicherSoftware, um die Einkommensteuerer-klärung selbst zu machen. Diese Pro-grammekönnen in der Regel keine Buch-führung, sie sind Programme um Steuer- erklärungen zu erstellen.

„Ehegattenveranlagung“ in der Einkommensteuer

Die Einkommensteuer ist eine Privat-steuer. Wenn Sie keinen besonderenEhevertag haben, werden Sie normaler-weise mit Ihrem „Ehegatten“ gemein-sam veranlagt. Der Fachbegriff lautet Zu-sammenveranlagung. Es gab bisher aufAntrag mehrere Veranlagungsmöglich-keiten. Nun wurden diese nicht mehr zudurchschauenden Veranlagungsmög-lichkeiten reduziert. Sie haben nur nochzwei Möglichkeiten: Zusammenveranla-gung oder Einzelveranlagung. Partner-schaften gleichgeschlechtlicher Paarewerden im Einkommensteuerrecht wei-terhin wie Singles behandelt.

Nicht geändert wurde im Hinblick aufIhre selbständige Tätigkeit:➜ das Umsatzsteuergesetz➜ das Reisekostenrecht➜ die Aufbewahrungsfrist für Belege

(weiterhin 10 Jahre)

Die Übungsleiterpauschale

Wenn Sie Ihre selbständige Tätigkeit nurin geringem Umfang und nur für öffent-liche und gemeinnützige Veranstalteranbieten, dann haben wir eine guteNachricht für Sie. Die Übungsleiterpau-schale (§ 3 Nr. 26 EStG), das gilt z.B. wennSie ein Honorar von der VHS bekommen,hat sich zum 01.01.2013 erhöht. Sie kön-nen nun 2.400 Euro im Jahr verdienen,ohne dafür Einkommensteuer bezahlenzu müssen. Angeben muss man diesenVerdienst aber in der Steuererklärung(Anlage N, Zeile 26).

Netzwerkmagazin · 201334

Neues vom Steuer- und Sozialrecht

Von Brigitte Siegel

Das Wichtigste für selbständige Taijiquan und Qigong PraktikerInnen in Sachen Steu-er und Sozialversicherung und was wir sonst noch fanden. Wie in jedem Jahr so auchin diesem, bescherte uns die Politik zum Jahreswechsel Gesetzesänderungen, vor al-lem im Steuer- und Sozialrecht. Wir haben wieder für Sie die wichtigsten Änderun-gen, in einer hoffentlich verständlichen Sprache zusammengefasst.

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Fachliches

Änderungen im Sozialrecht

Zum Sozialrecht gehören die Kranken-versicherung, die Pflegeversicherung,die gesetzliche Rentenversicherung, dieBerufsgenossenschaft und die Arbeitslo-senversicherung für Selbständige.

Minijob und Midijob

Sie haben geringfügige Angestellte oderAngestellte in der Gleitzone? Oder Siesind als in diesen Beschäftigungsverhält-nissen angestellt? Die Minijobregelungwurde verändert. Sie können jetzt bis zu450 Euro monatlich bezahlen und müs-sen entsprechend Abgaben an die Knapp- schaft abführen. http://www.minijob-zentrale.de Die Sozialversicherungspflicht beginntseit 01.01.2013 bei 450,01 Euro Monats-lohn. Der sogenannte „Midijob“ endetbei 850 Euro Bruttomonatslohn. Altver-träge haben einen Bestandsschutz. Fürbeide Beschäftigungsformen sind neue

Arbeitsverträge notwendig. WichtigerHinweis: Wenn Sie eine/n sozialversi-cherungspflichtige/n Angestellte/n ha-ben, können Sie sich von der gesetzli-chen Rentenversicherungspflicht be-freien lassen.

Rentenversicherungspflicht

Als Taijiquan- und Qigong-PraktikerIn-nen sind Sie rentenversicherungspflich-tig in der gesetzlichen Rentenversiche-rung. (§ 2 SGB VI) Der Rentenversiche-rungsbeitrag beträgt ab 01.01.2013, 18,9%Ihres Gewinns aus der selbständigen Tä-tigkeit. Der Mindestbeitrag beträgt 88,20Euro monatlich. Sie sind verpflichtet, sichbinnen drei Monate nach Aufnahme derselbständigen Tätigkeit bei der DRV zumelden. Wenn Ihr Gewinn im Jahres-durchschnitt unter 450 Euro im Monatliegt, sind Sie nicht rentenversicherungs-pflichtig. Kostenloses Infotelefon: 0800-1000 4800 DRV, www. deutsche-renten-versicherung.de

Krankenversicherung für Selbständige

➜ Hauptberuflich Selbständige, die ein Monatseinkommen (Gewinn und sonstige Einkommen) von über385 Euro haben, können nicht mehrfamilienversichert sein. Sie müssensich selbst krankenversichern.

➜ Wenn Sie unter 385 Euro Einkommenhaben und verheiratet oder verpart-nert sind mit einer Person, die gesetz-lich versichert ist, und Ihre Tätigkeitweniger als 18 Std. umfasst, könnenSie beitragsfrei in der Familienversi-cherung krankenversichert sein.

➜ Für Single, die hauptberuflich selbständig sind, beträgt der Min-destbeitrag für die GKV 301,17 Europro Monat. Hinzu kommt noch diePflegeversicherung.

➜ Wenn Sie mehr als 2.021,25 Euro zuversteuerndes Einkommen pro Mo-nat haben, beträgt der GKV-Beitragmindestens. 313,29 (15,5%) Euro im

35Netzwerkmagazin · 2013

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Fachliches

Monat, zuzüglich Pflegeversicherung.➜ Wer älter als 55 Jahre ist, kann nicht

mehr in die gesetzliche Krankenversi-cherung zurück.

➜ Privat Versicherte, die in die GKV zu-rück wollen und noch nicht 55 Jahrealt sind, müssen vor der Aufnahme in die GKV in 5 Jahren mindestens 24 Monate gesetzlich krankenversi-chert gewesen oder die letzten 12Monate sozialversichert angestelltgewesen sein.

➜ Es gibt Sondertarife für Selbständigemit Gründungszuschuss.

➜ Wenn Sie weniger als 18 Std. selbständig sind und weniger als898,33 Euro Einkommen haben, zahlen Sie ca. 153 Euro GKV-Beitragmonatlich.

➜ Wenn Sie überwiegend angestelltsind (20 Std.) und Ihr Einkommen aus der Angestelltentätigkeit dasEinkommen aus der selbständigenTätigkeit überwiegt, müssen Sie keine GKV-Beiträge für Ihre selbstän-dige Tätigkeit als Taijiquan- und Qigong-PraktikerInnen bezahlen.

Wenn Sie sich als Taijiquan- und Qigong-PraktikerInnen selbständig machen wol-len, sollten Sie sich unbedingt von IhrerGKV beraten lassen.

Freiwillige Arbeitslosenversiche-rung für Selbständige

Ein gutes Netz für alle GründerInnen, dieeinen Anspruch auf ALG I haben oder ei-nen Gründungszuschuss der Agentur fürArbeit bewilligt bekommen haben. Siemüssen binnen drei Monate nach derGründung bei der Agentur für Arbeit ei-nen Aufnahmeantrag für die freiwilligeArbeitslosenversicherung stellen. Die Bei-träge sind zum 01.01.2013 gestiegen. Sie betragen jetzt: 80,85 Euro monatlich inWestdeutschland und 68,25 Euro in Ost-deutschland. Sollte die Gründung nichtgelingen, erwerben Sie sich mit mind. 12Monaten Beitragszahlung einen Arbeits-losengeldanspruch, der sich an Ihrem Bil-dungsabschluss orientiert. http://www.arbeitsagentur.de/zentraler-Content/A07-Geldleistung/A071-Arbeits-

losigkeit/Publikation/pdf/Hinweise-frei-willigen-Weiterversicherung.pdf Im Gründungsjahr und im ersten Wirt-schaftsjahr ist nur der Beitrag zu zahlen.Alle die länger als 3 Monate selbständigsind oder keinen Leistungsanspruch ausdem SGB III haben, können nicht in dieseVersicherung.

Zuverdienst bei vorzeitiger Altersrente bzw.

Erwerbsminderungsrente

Ab 01.01. beträgt die Zuverdienstgrenze450 Euro im Monat. Diejenigen die die Re-gelaltersgrenze der Rentenversicherungerreicht haben, können hinzuverdienen,so viel sie wollen, ohne Rentenversiche-rungsbeiträge zahlen zu müssen. Kran-ken- und Pflegeversicherung sowie Steu-ern sind weiterhin zu zahlen. Was wirsonst noch fanden:

Unterhaltsrecht

Wenn die Wechselfälle des Lebens eintre-ten und Sie nach einer Trennung Unter-halt zahlen müssen oder bekommen,dann sollten Sie wissen, dass die „Düssel-dorfer Tabelle“ die rechtliche Grundlagebildet. Weitere Infos: http://duesseldor-fer-tabelle-online.de. Achtung, auf denSeiten wird für Anwälte und Versicherun-gen geworben. Bitte nicht einfangen lassen.

Private Altersvorsorge – Rürup-Rentenvertrag

Jegliche Art von privater Vorsorge für dasRentenalter ist z.Zt. sehr fraglich, da dieZinsen niedrig sind und es jetzt schon klarist, dass Sie die Rentenauszahlung, die Ih-nen bei Vertragsabschluss versprochenwurde, wahrscheinlich nicht erhalten. Fürselbständige Taijiquan- und Qigong-Prak-tikerInnen gibt es neben den ganz norma-len Spar- und Versicherungsverträgen nurdie durch Steuerboni geförderten Rürup-Rentenverträge. Ihr Vorteil und Gewinnliegt bei diesen Verträgen im Steuerspa-ren. Sie können jährlich bis zu 20.000 Euroeinzahlen und 74% davon mindern Ihrsteuerpflichtiges Einkommen. Die Jahres-einzahlungen können flexibel gestaltet

werden, das ist sicher für Selbständige mitihrem schwankenden Einkommen vonVorteil. Unser Tipp: Fragen Sie sich, ob Siejetzt leben wollen oder erst mit 70 Jahren.Und wenn Sie gut verdienen und Geldzum Sparen übrig haben, gibt es ja auchnoch andere Ideen, als Versicherungen ab-zuschließen.

Private Krankenversicherung

Die privaten Krankenversicherungen(PKV) erhöhen zum 01.04. bzw. 01.05.2013ihre Beiträge. Bei Tariferhöhungen habendie Versicherten immer die Möglichkeit,den Versicherungstarif zu wechseln.Wenn der Beitrag für Sie zu hoch ist, soll-ten Sie versuchen, in einen älteren „ge-schlossenen Tarif“ zu wechseln. Diese Ta-rife sind in der Regel günstiger ohne dassSie automatisch Leistungen verlieren. DieBeiträge der PKV steigen mit Lebensalteran. Unabhängige Beratung (kostenpflich-tig) können Sie bei den Verbraucherzen-tralen erhalten.

Elektronisches Zertifikat für Umsatzsteuervoranmeldungen

Das sollte zum 01.01.2013 Pflicht sein, istaber nicht so, die Umstellung klappt nichtso schnell. Die Umsatzsteuervoranmel-dungen können wie bisher über die ELS-TER übermittelt werden. Die Änderungenwerden nun zum September erwartet.

Kosten für Steuerberatung steigen

Seit 01.01.2013 gibt es eine neue Steuerbe-ratergebührenordnung (sie ist nicht ver-bindlich). Die Kosten steigen im Schnittbis zu 18%. Alle Beratungen sind kosten-pflichtig. Die angefangene Std. kostetzwischen 30 Euro und 70 Euro. Kaufen Sienicht die Katze im Sack, fragen Sie nachden Preisen und überlegen Sie, was Sie zu-künftig selbst erledigen.

Wir versenden 4-6 mal im Jahr einenNews letter. Aus ihm erfahren Sie gesetzli-che Änderungen. Sie können ihn bestellenüber unsere Webseiten: www.geld-und-rosen.de

Netzwerkmagazin · 201336

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37Netzwerkmagazin · 2013

Anzeige

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Vereinsinternes

➜ Die Akademie wird in Zukunft von einem Team regionaler Mitarbeiterbetreut. Die Organisationsfäden lau-fen weiterhin bei Gudrun Geibig zu-sammen. Die Geschäftsstelle ist fürdie praktische Umsetzung zuständig.

➜ Eine Imagebroschüre soll über dieZiele der Akademie und die Möglich-keiten der Fortbildung informierenund die Akademie auch fachübergrei-fend und bei Institutionen bekanntmachen

➜ Eine überregionale Veranstaltung pro Jahr – das Netzwerk-Forum –wird sehr kostengünstig für die Mit-glieder des Taijiquan & Qigong-Netz-werkes angeboten. Nichtmigliederkönnen teilnehmen, zahlen aber dennormalen Preis.

➜ Die Akademie ist Bestandteil des prozessorientierten Qualitätsmana-gements des Taijiquan und QigongNetzwerkes. Eine Veranstaltung innerhalb dreier Jahre ist für die

Verlängerung eines Netzwerkzertifi-kates in Zukunft obligatorisch.

➜ Ausbilder können allgemeine Inhalte(nicht schul- oder stilspezifisch) alsein Angebot für andere Ausbildungs-Schulen in die Akademie verlagernbzw. solche Angebote von anderenReferenten in ihre Ausbildungen vorOrt einbinden.

➜ Die Akademie hat einen Pool vonThemen mit Fachreferenten und Seminar-Bausteinen zu zielgruppen-orientierten Themen aus dem Be-reich Didaktik, Gruppendynamik, Unterrichtsgestaltung, Philosophieund Medizinisches Grundlagenwis-sen. Diese Module können von Orga-nisatoren vor Ort gebucht werden.

Netzwerkmagazin · 201338

Neue Pläne für die Netzwerk-Akademie

Von Gudrun Geibig

In einem sehr konstruktiven Gespräch mit dem neuen Vorstand wurde beschlossen,dass die Qilin-Akademie mit einem neuen Profil ab 2014 wieder mit einem Angebotaktiv wird. Der Vorstand hat zusammen mit der Leiterin der Geschäftsstelle SonjaBlank und der Leiterin der Qilin-Akademie Gudrun Geibig in diesem Gespräch einigeEckdaten für die künftige Arbeit festgelegt.

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Vereinsinternes

Solche Angebote können auch fürfachübergreifenden Austausch vonInteresse sein und z.B. von Kampf-kunstschulen, Yoga-Schulen oderähnlichen Anbietern von Bewegungs- kursen gebucht werden.

➜ Regionalarbeit mit Treffen zu kollegialem Austausch wird durchdie Akademie unterstützt. SolcheTreffen sollen auch das Taijiquan undQigong und die konkrete Arbeit derNetzwerkmitglieder in ihrer Regionbesser bekannt machen.

➜ Die Vernetzung und der kollegialeAustausch der zertifizierten Ausbil-der soll gefördert werden.

➜ Die Schiedsrichter-Aus- und Fortbil-dung für die German Taiji Open wirdüber die Qilin-Akademie organisiert.

➜ Die Akademie führt hin zu Zusatz-qualifikationen für Lehrer die in Spezialgebieten wie z.B. Kindern, Senioren oder Prävention arbeitenmöchten. Diese Zusatzqualifikationwird mit einem Zertifikat bestätigtwenn ein Taijiquan- oder Qigong-Lehrer mit einer zertifizierten Grund-ausbildung an mindestens 100 Stun-den Unterricht zu dem Spezialthemateilgenommen hat.

Die ersten konkreten SchritteEinige Netzwerker haben sich am 21.März in Frankfurt getroffen, um über diekünftige Entwicklung der Netzwerk-Aka-demie zu beraten. Dabei waren:➜ Sonja Blank, Gießen➜ Stefan Frey, Frankfurt➜ Gudrun Geibig, Aschaffenburg➜ Dieter Meyer, Landsberg

➜ Ralf Rousseau, Saarbrücken➜ Rudolf Schulze, Bremen

Alle waren sich einig, dass eine eigeneWeiterbildungsakademie für das Netz-werk sehr förderlich sein und dem Netz-werkgedanken noch konkretere Formgeben kann. Die Mitglieder dieser Rundewünschen sich, dass die Akademie zu ei-nem konkreten Miteinander führt. BeiAkademie-Veranstaltungen können sichMenschen begegnen, ihr Wissen undihre Erfahrungen vertiefen und ihreKompetenzen vernetzen. Forschung undLehre hätten dort eine enge Verbindung.Ein Austausch von Kompetenz und Wis-sen geht einher mit authentischer Be-gegnung und gemeinsamem Üben. (Un-sere Facebook-Freunde gibt es auch imwirklichen Leben).

Die Akademie kann wichtige Impulse fürdie Entwicklung von Qualitätsstandardsgeben und Seminarangebote machen,die eine Grundausbildung nach den Min-deststandards der Ausbildungsleitlinienergänzt. Sie kann Lehrer und Lehrerin-nen, die in einem speziellen Umfeld ar-beiten mit dem zusätzlich benötigtenKnow How ausstatten. Nicht alle müs-sen alles lernen. Wer in einer medizini-schen Einrichtung oder in der Präventionfür eine Krankenkasse arbeiten möchte,braucht mehr medizinisches Grundla-genwissen als jemand der im Freizeitbe-reich arbeitet. Wer mit Kindern übenmöchte, braucht eine andere Didaktik alsjemand der mit Senioren üben möchte.Über die Akademie können solche zu-sätzlichen Lernfelder angeboten werden.Die Akademie kann deutlich machen,

dass wir die AL und die Entwicklung voneigenen Qualitätsstandards ernst neh-men. Institutionen und Verbände kön-nen sich an diesen Standards und dendamit verbundenen Zertifikaten orien-tieren. Über die Akademie können wirunsere eigene Sicht von Qualität undProfessionalität zeigen.

Das Team will als nächstes ein Bezugs-system erstellen in dem sich die Vielfaltder Künste spiegelt und das gleichzeitigOrientierung gibt in den vielen Möglich-keiten der Lern-Wege. Dieses Bezugssys-tem soll dabei helfen, die eigenen Zielezu definieren und zu überprüfen, wonoch Unterstützung gebraucht wird, die-se zu erreichen.

Ich würde mich freuen, wenn viele Netz-werker diese Vision teilen. Wenn Duwillst, schreibe mir, was Du darüberdenkst, was Du Dir von unserer Akade-mie wünschst und gern auch, wie DuDeine Kompetenz und Dein Wissen dorteinbringen möchtest.

39Netzwerkmagazin · 2013

Gudrun Geibig ist Heilpraktikerin und Taijiquan- und Qigong-Lehrerin. Sie leitetin Aschaffenburg das Kurszentrum Taiji-Raum und begleitet Schüler und Schüler-innen in Gruppen und in Einzelarbeit auf ihrem persönlichen Weg zu einem gutenLeben. Seit 2006 leitet sie im Auftrag des Netwzerkes die Qilin-Akademie. [email protected]

Die Autorin

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Vereinsinternes

Die ganzheitlichen chinesischen Bewe-gungsmethoden Taijiquan und Qigongwerden offenbar von vielen als zwei völ-lig getrennte chinesische Bewegungs-systeme angesehen. So wird Qigong aufder einen Seite als der innere daoistischeUmgang mit den vielfältigen Erschei-nungen des Qi angesehen, während Tai-jiquan besonders – im Umgang der ein-wirkenden Kräfte durch einen Partner –auf die daoistischen Prinzipien zwischenHimmel und Erde achtet.

Zu Beginn meiner Entwicklung standenfür mich im Taijiquan zunächst die ent-spannte Beweglichkeit und die Bewe-gungsausdrücke im Vordergrund, diesich wie ein schablonenhaftes Einstudie-ren von Taiji-typischen Bewegungsmus-tern anfühlten. Auch das biomechani-sche Verständnis der einwirkendenKraftbegegnung oder Kraftaussendung

gehörten dazu, genauso wie die Schu-lung des Gleichgewichts und die erhöh-te feinfühlige Koordinationsfähigkeit.Mit der Zeit jedoch rückten die geistigenFührungsaspekte sowie das daoistischeVerständnis in den Vordergrund. Immermehr wurde mein Augenmerk auf dieenergetische Präsenz in den einzelnenTaiji-Bildern und Taiji- Techniken entwi-ckelt und verfeinert. Die Taiji-Aktionenhaben für mich bestimmte Qi-Qualitä-ten, die letztlich die Führung überneh-men und den Taiji-Stellungen Lebendig-keit verleihen. Die Körper- und Armposi-tionen legen nur den Rahmen oderAnkerpunkt des energetischen Hand-lungsraumes fest. Der Effekt ist, das manbeispielsweise hohe einwirkende Kräftemit geringster muskulärer Anstrengungfern halten oder diese bestens neutrali-sieren kann. Es durchdringt einen das ei-gene Qi und es gehorcht dem Geist, zu-

gleich verbindet es sich mit dem Qi derErde und des Himmels, bis man durchdiese energetische Verbundenheit fürandere fast unüberwindbar erscheint.

Im Yangstil gilt die Regel, je weniger dudich bewegen musst, um den anderen zubewegen, desto mehr arbeitest du mitinnerer Kraft, also mit gelenktem Qi (in-nerem Gongfu). Erreiche lieber viel mitwenig Bewegung, anstatt dich viel be-wegen zu müssen, aber wenig zu errei-chen. Das zeichnet die Entwicklung iminneren Stil einer Selbstverteidigungs-methode aus. Es wäre daher in den hö-heren Taiji-Leveln ungeschickt, wenn in-zwischen nicht das Qi die Taiji-Fähigkei-ten mitbestimmt, sondern man immernoch mit der Körperhaltung, den Arm-stellungen und Techniken zu tun hat.Oder es immer wieder zu muskulärenAnspannungsmustern kommt, welchedie nötige Verbundenheit vereiteln. Dieäußeren Kräfte können ungefiltert ein-dringen und einen zumindest zum Teilbeherrschen. Erst über die vermehrte in-nere Arbeit verstärkt sich die Durchläs-sigkeit und Qi-Fülle und durch die geisti-

Netzwerkmagazin · 201340

Taijiquan und Qigong –zwei Seiten einer Medaille

Von Dietmar Jarosch

Als selbstständiger Taijiquan-Ausbilder im Netzwerk reiche ich meine Fortbildungs-nachweise alle drei Jahre beim Netzwerk ein. Doch diesmal machte ich eine mir bisdahin unbekannte und auch unverständliche Erfahrung. Die zuständigen Netzwerkerbeanstandeten meine Fortbildungen, weil sie dieses Mal größtenteils aus dem Qigong-Bereich kamen.

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Vereinsinternes

ge Vorstellungskraft entwickelt sich diegezielte Qi-Lenkung. Das Qi wird mit derZeit immer besser aktiviert und sinnvol-ler gebahnt, so dass die Taiji-Stellungenenergetische Lebendigkeit zeigen. Dassetzt aber voraus, dass man im Taiji aufder körperlichen und geistigen Ebeneseine Hausaufgaben macht, damit manfrei wird, sich den inneren energetischenBewegungsqualitäten zu widmen.

Bereits schon in der Taijiquan-Form er-fährt man eigentlich einen ständigenWechsel von unterschiedlichen Qi-Quali-täten. Die 13 Grundstellungen des Taiji(Shi San Shi) weisen darauf hin, dass mansich in Form und Technik in acht ver-schiedenen Qi-Qualitäten ausdrückt. Derangemessene Qi-Einsatz im Taiji ent-spricht für mich damit auch der „harten“Arbeit und dem geschickten Umgangmit dem Qi, also der Qigong-Methode!Man könnte auch sagen, dass letztlichdie Vervollkommnung im Taiji dem wehr-haften Qigong-Zustand entspricht. Wa-rum daher viele immer noch die strikteTrennung von Taiji und Qigong hochhal-ten, ist mir schwer verständlich, da es fürmich zwei sich ergänzende chinesischeSysteme sind. Vielleicht ist das Verständ-

nis und die Praxis von Qi-gong zu innerlich unddas Einbeziehen des Au-ßens wird eher als be-drohlich oder ablenkendempfunden. Im Taiji-quan ist man vielleichtzu äußerlich ausgerich-tet, nämlich auf dieWahrnehmung und Be-wältigung der einwir-kenden äußeren Kräfteund Dynamiken oderman ist zu sehr mit demäußeren ästhetischenFormausdruck der jewei-ligen Taiji-Bilder be-schäftigt und verliert da-durch den Blick auf sei-nen eigenen Qi-Zustand.Die daoistischen dreiSchätze des Menschenverdeutlichen, dass manseinen Geist und seinVerständnis (Shen) ent-wickeln soll, seine körperliche Essenz(Jing) zu pflegen hat und seine Lebens-energien (Qi) wahrnehmen, vermehrenund lenken sollte. Das, was ich wahrneh-me, kann ich auch trainieren. Die Ent-

wicklung dieser drei Schätze wird durchdie Qigong- und die Taiji-Methode glei-chermaßen gefördert. Es gibt letztlichalso mehr Gemeinsamkeiten beider Me-thoden, als Wesensunterschiede. Taiji-quan ist ohne die eigene Qi-Arbeit eherGymnastik; Qigong ist ohne die Einbil-dung eines Außen losgelöst von der sinn-vollen Verbindung zwischen Himmelund Erde. Es macht also keinen Sinn imQigong durch die Selbstbetrachtung mit„Scheuklappen“ durch die Welt zu wan-deln oder im Taijiquan wie ein Tiger allesum sich herum wahrzunehmen, abersich selbst und sein Inneres zu vernach-lässigen.

Walter Gutheinz und ich hatten vor eini-gen Jahren einen Wochenendworkshopveranstaltet. Das Thema war: Taiji meetsQigong und Qigong meets Taiji. Beim ru-higen und entspannten Üben der Qi-gong-Bewegungen war es für die Taiji-Schüler sehr herausfordernd, alles voll-kommen leicht und durchlässig zu haltenund keine inneren Blockaden entstehenzu lassen. Außerdem war der stabile undverwurzelte Stand nicht mehr im Vorder-grund, ganz im Gegenteil!

41Netzwerkmagazin · 2013

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Vereinsinternes

Die Qigong-Schüler hingegen warenrecht verunsichert, wenn ein Partner ineiner entspannten Standposition leichteeinwirkende Druck- oder Zugkräfte aus-übte, sofort meinten einige Qigong-Schüler, dass sie ihren integren Qi-Zu-stand verlören und durch die durchdrin-gende äußere Druck- oder Zugenergie ininnere Stressmuster verfielen. Eine an-dere Übung der Qi-Projektion durch ei-nen zwei Meter langen Stock in den ge-genüberstehenden Partner verunsicher-te ebenfalls. Diese Übung wurde voneinigen Qigong-Teilnehmern als un-heimlich und sogar „schwarzmagisch“beschrieben. Ich hingegen halte dies für

eine Fertigkeit, mit deren Hilfe man sichdie verbündeten Kräfte des Himmelsund der Erde nutzbar macht und Qi pro-jiziert. Beide Methoden als zwei Teile eines Ganzen anzusehen, scheint mirsinnvoll und geboten zu sein. Man er-höht seine selbstbezogene Sensibilitätund pflegt die eigenen Qi-Kanäle. Aufder anderen Seite wird man vielleicht ge-lassener und geschickter im Kontakt mitden dynamischen Interaktionen der all-täglichen Außenwelt.

Nun schreibt die Regelung des Netzwer-kes bei Fortbildungsanerkennungen vor,dass man als Taijiquan-Lehrer mindes-

tens zwei Drittel der Fortbildungen aus-schließlich im Taijiquan-Bereich zu absol-vieren hat. Wenn ich mich als Taijiquan-Lehrer zwei oder drei Jahre lang in Fortbil-dungen mehr der inneren Qi-Arbeit(Qigong) widme, um meine Qi-Zuständeim Taijiquan über Qigong zu schulen undzu verfeinern, werden mir diese Fortbil-dungen nur zu einem Drittel anerkannt.Das gilt übrigens auch für einen Qigong-Lehrer, der sich über Taijiquan einige Jahreverstärkt der Haltungs- und Geschicklich-keitsschulung widmet.

Die Regelung des Netzwerkes mag beinoch unerfahrenen Kursleitern, die ersteinmal ihre jeweilige Methode intensi-vieren müssen, sinnvoll sein. Bei Lehrernmüsste man schauen. Aber bei einemTaijiquan- oder Qigong-Ausbilder mitwesentlich mehr Entwicklung und Erfah-rung in seinem jeweiligen Bereich er-scheint es mir sinnvoll, auch mal überden Tellerrand zu schauen und Gemein-samkeiten mit anderen Methoden he-rauszustellen.

Zu der Trennung von Taijiquan und Qi-gong in der Regelung des Netzwerkesliegt ein Vergleich nahe: Das wäre so, alsob ein sehr erfahrener Gitarren-Lehrersich immer noch hauptsächlich in der Be-herrschung seines Instruments weiter-bilden bilden muss; wenn er weiterhinGitarreninstrumente unterrichten will.Sollte er sich aber für gewisse Zeit mehrin der Rhythmusschulung durch Perkus-sion weiterbilden, dann wird ihm dieseFortbildung nur zu einem Drittel aner-kannt. Der erfahrene Musiker würde sichsicherlich darüber amüsieren, wenn ihmjemand die Trennung von Rhythmik undHarmonie als zwei ungleiche Paar Schu-he vorschreiben würde.

Netzwerkmagazin · 201342

Dietmar Jarosch ist staatlich geprüfterKrankengymnast, qualifizierter Rücken-schullehrer und zertifizierter Taiji-Lehrerund -Ausbilder im Tai Chi Forum Berlin. Zossener Str. 3110961 BerlinTelefon/Fax: (030) 69816257E-Mail: [email protected]

Der Autor

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Vereinsinternes

Der Freitag, 22.02., war als Gestaltungs-tag angedacht. Es gab ausreichend Zeit ineinen persönlichen Austausch in großerRunde zu kommen. So konnten Informa-tionen und Entwicklungen des DDQT analle weitergegeben werden. Zu Beginngab Ramona Heister einen kleinen Ein-blick in die Struktur des DDQT und wie erals Dachverband agiert und funktioniert.Dabei betonte sie vor allem, wo die ein-zelnen Akteure, wie Vorstand, Arbeits-gruppen, MGOs, Geschäftsstelle ihre Po-sition im DDQT haben und wie sie mitei-nander kommunizieren. Das Fundamentdes DDQT bilden die Ethikrichtlinien, dasLeitbild, die Allgemeinen Ausbildungs-leitlinien (AALL) und die Satzung.

Danach war aus aktuellem Anlass (s. In-terview mit J. Bölts im Taijiquan & Qi-gong Journal). die Diskussion um dasPrüfungs- und Anerkennungsverfahrenvon Krankenkassen ein zentrales Thema.Dieses Thema wurde auch in die drei Ar-beitsgruppen mit aufgenommen. Zu den

folgenden drei Themen konnten die Ver-treter vor Ort eine Arbeitsgruppe wäh-len, „Kontakt zu den Krankenkassen“, „Qualität in den Ausbildungen“ „Vertre-tung der Ausbildungsqualität nach drau-ßen“.

Nils Klug von der Medien-AG wies auf einen Anbieter hin, der versucht, im Inter- net omnipräsent zu sein, dessen Darstel-lungen aber „aussageschwach und z.T.unseriös“ sind und die dem Ansehen vonQigong und Taiji daher schaden. Um inZukunft Interessierten an Taijiquan undQigong einen besseren Überblick zu ver-schaffen, sind Internetseiten mit „seriösenInformationen“ wichtig. Daher will er sichzusammen mit Angela Menzel um dieNeugestaltung der DDQT Website küm-mern. In dem Zusammenhang forderteer dazu auf, Aufsätze, Artikel, Berichteauf Hyperlink „http://www.taiji-europa.de“ www.taiji-europa.de zu ver-öffentlichen oder sich in die Lehrerda-tenbank einzutragen.

Am Samstag, 23.02.wurde das Mitglie-dertreffen fortgesetzt und die JHV wid-mete sich dem formalen Teil, wie Berichtdes Vorstands, Bericht des Kassenprü-fers, Bericht der Ausschüsse. Wichtig fürdas Netzwerk und für seine Mitgliederist das neue verabschiedete Beitragsmo-dell. Im Vorfeld haben sich die beidenVorstände des TQN abgesprochen, die-sem Modell nur zuzustimmen, wenn esfür das TQN, als eine der großen MGOsdes DDQT, Sonderregelungen gibt. Die-ser Einwand wurde von Seiten des DDQT-Vorstandes gehört und mit ins Protokollaufgenommen.

Das neue Beitragsmodell setzt sich wie folgt zusammen:Der Grundbeitrag beträgt für eine MGO240 Euro (bisher 150 Euro). Einen redu-zierter Beitrag bei Doppelmitglied-schaften (Mitgliedschaft in zwei odermehr DDQT-Mitgliedorganisationen)ist möglich und beträgt 160 Euro (bisher75 Euro).

Der Erwerb des DDQT-Gütesiegel be-trägt 120 Euro (bisher 90 Euro) und ist für3 Jahre gültig. Hierbei gibt es eine Um-stellung der Laufzeiten, die am01.01.2014 beginnt. Der variable Jahres-beitrag, den die einzelnen MGOs für ihreweiteren Gütesiegelträger aufbringenmüssen, erhöht sich von 10 auf 15 Euro.Begründet wird die Erhöhung des Bei-tragsmodell mit der schwierigen finan-ziellen Lage des DDQT und die dadurchbedingten Schwierigkeiten, seine ei-gentliche Arbeit (Lobbyarbeit) umzuset-zen. Eine Nachzahlung der Umsatzsteu-er für die letzten Jahre ist einer der Aus-löser für die momentane prekärefinanzielle Lage. Zu diesem Thema wür-de man sich über Ideen, die den DDQT fi-nanziell stärken, sehr freuen. Möglich-keiten des Sponsorings für einzelne Ak-tionen sind denkbar.

Zum Schluss der Veranstaltung gab esnoch einmal die Möglichkeit, sich per-sönlich auszutauschen und der Vor-stand des DDQT sprach seinen Dank fürdie diesjährige produktive und lebhafteJHV aus.

43Netzwerkmagazin · 2013

Bericht von der Jahreshauptversamm-

lung des DDQTVon Sebastian Bauer und Axel Dreyer

Bei der diesjährigen Jahreshauptversammlung am 22./23.2.2013 des DDQT in Göttingenwaren Sebastian Bauer und Axel Dreyer vom TQN-Vorstand vertreten. Angela Menzelund Sonja Schillo hatten für diesen Anlass die Räume ihrer Taiji-Schule zur Verfügunggestellt. Von den 56 MGOs (Mitgliederorganisationen) waren 23 Vertreter vor Ort.

Bildquelle: Archiv des DDQT

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Vereinsinternes

Die Teilnehmenden wurden mit einemKlangteppich empfangen, der von PatrickMartin vom Europäischen Fachverbandfür Klangschalentherapie zur Einstim-mung dargeboten wurde. Nach einer ge-meinsamen Qigongübung erläuterte dieModeratorin Frau Susanne Leithoff denAblauf und lud ein zu einer DyadenarbeitMit den Fragen „Was sind die Freien Ge-sundheitsberufe in ihrem Kern? Wo wä-ren die Freien Gesundheitsberufe, wennsie ganzes Potential entfesseln?“

Mit weiteren Methoden aus der Teamar-beit wurden in Vierergruppen Ziele for-

muliert, die die Freien Gesundheitsberu-fe verfolgen sollten. Diese wurden demPodium vorgestellt, nachdem sie inner-halb der Gruppe mehrfach kommuni-ziert worden waren. Aus den so heraus-gefilterten Themen wurden gemeinsamper Punktvergabe vier Hauptthemen he-rausgearbeitet, denen sich die Teilneh-menden in den nächsten 18 Monatenauch mit einem persönlichen Commit-ment widmen wollen. Diese Themen sind:

Selbstverständnis Hier geht es darum die Vision der freienGesundheitsberufe so zu formulieren,

dass sie gut nach außen zu kommunizie-ren ist. Wichtige Mittel dazu sind dasschon vorhandene Leitbild, der ethischeHandlungsrahmen. Dieser ist in die be-stehende Berufsordnung zu integrieren.

Interdisziplinärer Austausch Die einzelnen Verbände wollen sich nochbesser miteinander vernetzen und dazuinterdisziplinäre Regionalgruppen bil-den. Ziel ist es, mehr von den Methodender anderen Verbände zu erfahren.

OrganisationsstrukturFür die formulierten Ziele braucht es ge-eignete Organisationsstrukturen. Vor al-lem fehlen derzeit finanzielle Mittel. In-teressanterweise war das die kleinste Ar-beitsgruppe, obwohl ja bekanntermaßensich auch die besten Ziele nicht ohne dienötigen Strukturen verwirklichen lassen.Als Vision wurde auch formuliert, dassder Dachverband eine Geschäftsstelle inBerlin hat, um auch Ansprechpartner fürdie Politik sein zu können.

Netzwerkmagazin · 201344

n Frankfurt trafen sich die 13 Mitgliedsverbände zu einer Zukunftswerkstatt.Der Dachverband hatte außer den Delegierten auch Gäste eingeladen, vondenen er sich neue Impulse erhoffte, wie etwa die Vorsitzende von ANME(Association for Natural Medicine in Europe e.V.), Frau Laubstein oder den He-

rausgeber des Leitfadens für freie unterrichtende, beratende und therapeutische Be-rufe, Herrn Bannenberg. Seit dem Kongress im Herbst 2011 gibt es eine Aufbruch-stimmung. Noch ist der Dachverband weit entfernt davon, in der Gesundheitspolitikwahrgenommen zu werden. Das soll sich ändern. Darüber waren sich die 30 Teilneh-mer einig.

Von Sonja Blank

Freie GesundheitsberufeZukunftsvisionen und wie sie Wirklichkeit werden können

I

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Vereinsinternes

ÖffentlichkeitsarbeitSchwerpunkt dieser Arbeitsgruppe wirdes sein, eine Verteilerplattform und einNewsletterkonzept zu erarbeiten.

Nach fünf Stunden intensiver Arbeit wardie Stimmung immer noch gut und dieTeilnehmer saßen noch in langen Ge-sprächen beieinander. Einer der Teilneh-mer, der an diesem Tag trotz seines Ge-burtstages gekommen war, meldetespäter zurück, dass es sein schönstes Ge-burtstagsgeschenk gewesen sei, Men-schen so tief beteiligt in gegenseitigerAchtsamkeit zu erleben.

Die Freien Gesundheitsberufe werdensich in diesem Jahr erstmals auf der welt-größten Messe für Arbeitsschutz und Arbeitssicherheit A+A in Düsseldorf miteinem Stand präsentieren. Aus den ge-wonnenen Erfahrungen wird die verant- wortliche Arbeitsgruppe ein Konzept fürMesseauftritte entwickeln. Die Arbeits-gruppe Integrierte Versorgung will zu-nächst in Gießen ein Pilotprojekt auf denWeg bringen. Ziel ist es, auf der Basis des

§ 140 des STGB V Therapie begleitendeine integrierte Versorgung für Patien-ten mit Methoden der Freien Gesund-heitsberufe anzubieten. In der Arbeits-gruppe sind derzeit eine Ärztin und An-bieterInnen der Methoden Yoga, Shiatsu,Trager, Taijiquan, Qigong und Atemthe-rapie. Nächste Schritte sind Gesprächemit den Krankenkassen und mit Multi-

plikatoren, um Netzwerke aufzubauenbzw. mit bestehenden Netzwerken zukooperieren.

Dieses Projekt, das einen großen Fort-schritt in der Gesundheitspolitik Deutsch- lands bedeutet, muss sicher noch vieleKlippen überwinden. Es braucht einenlangen Atem.

45Netzwerkmagazin · 2013

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Vereinsinternes/Mitgliederliste

Netzwerkmagazin · 201346

Deutschland, Postleitzahl: 0....

Semlin Rainer 01099 DresdenTaekwondo Dojang Bautzen e.V. 02615 BautzenPreßler Anke 04105 LeipzigGran Andreas 04107 LeipzigBecker Karla 04157 LeipzigBolle Michael 04157 LeipzigKolb Patricia 04229 LeipzigBach Katja 04315 LeipzigReichel Elke 04316 LeipzigAngerer Ulf 04779 WermsdorfAngerer Christian 04779 WermsdorfEiternick Gabriele 06116 HalleHoffmann Ulrike 06120 HalleCheng Lijun 06484 QuedlinburgPflieger Sven 07586 KraftsdorfMeister Steffi 07745 JenaKirchner Thomas 07751 Jena-PrießnitzSonnefeld Claudia 07751 Jena (Cospeda)Weitnauer Kerstin 07751 RothensteinOettler Gabi 08134 LangenweissbachKrauß Beatrice 09112 Chemnitz

Deutschland, Postleitzahl: 1....

Torke Manfred 10249 BerlinRanné Nabil 10435 BerlinFrank Peter 10551 BerlinZarn Klaus 10557 BerlinFranzen Gabriele M. 10623 BerlinTian Gong Institut 10719 BerlinJarosch Dietmar 10829 BerlinBaude Véronique 10999 BerlinSchwarz Isolde 10999 BerlinFriedel Dr. Claudia 12159 BerlinBitsch Pia 12161 BerlinStrampfer Ute 12161 BerlinNeumann Martin 12435 BerlinRosbander Giles 12435 BerlinGlogowsky-Preuß Marion 12489 BerlinWeiß Lutz-Michael 12587 BerlinMa Ling 12627 BerlinDanek Sabine 14199 BerlinSchulze Brigitte 15374 MuenchebergNotthoff Wolf 15741 BestenseeJuhnke-Falk Jutta 15827 BlankenfeldeRädisch Sabine 16341 PanketalVoigt Heidrun 17094 Burg StargardForgbert Henry 18109 RostockUrbach Bernhard 18439 StralsundRoth Hans-Jürgen 18513 NehringenGriem Heike 19055 Schwerin

Deutschland, Postleitzahl: 2....

Jürgens Regina 20099 HamburgWildner Christina 20144 HamburgWüpper Beate 20249 HamburgHennicke Werner 20251 HamburgWandke Martina 20251 HamburgPlötz Michael 20253 HamburgStamp-Cieslik Ingrid 20253 HamburgPolizzi Roberta 20255 HamburgZimmermann Andrea 20255 HamburgFels Ulla 20259 HamburgGrolle Daniel 20259 HamburgHuguenin Francois 20357 HamburgNatorp Iris 20357 HamburgSilberstorff Jan 20359 HamburgMüller Claudia 20926 AhrensburgLafrentz Detlef 21029 HamburgMöller Dieter 21029 HamburgKänner Sylke 21075 HamburgAhrens Peter 21077 HamburgBesser-Lahtz Jutta 21256 Handeloh-WörmeRiecke Ulla 21376 SalzhausenSchürger Elke 21379 LüdersburgSchreiber Klaus 21423 Drage-FahrenholzSchumacher Volker 21444 VierhöfenAnspach Annette 21465 ReinbekPeters Brigitte 21465 Reinbek

Dohnke Carsten 22049 HamburgBörnchen Thomas 22083 HamburgSpruner von Mertz, Christian 22083 HamburgZimmermann Dietlind 22087 HamburgLepthien Gunda 22143 HamburgSchmidt Marion 22145 HamburgWahle Stefan 22147 HamburgGrammerstorf Christa 22159 HamburgSchüler Lars 22179 HamburgAlbermann Claus 22299 HamburgMertens Wilhelm 22299 HamburgCordes-Hurte Angela 22301 HamburgHiesener-Sprick Ute 22305 HamburgKilian Gabriele 22305 HamburgKöpke Annette 22393 HamburgSander Silke 22395 HamburgBecker-Henckell Uwe 22397 HamburgPlotz Wolfgang 22399 HamburgOelmann Doris 22415 HamburgOhltmann Jürgen 22415 HamburgRuge Christine 22459 HamburgJoosten Dagmar 22523 HamburgDecker Jan 22529 HamburgDomnick Philipp 22529 HamburgEwald Katrin 22559 Hamburg-RissenSedelies Ulla-Britta 22589 HamburgKrone Ramona 22605 HamburgLeminsky Jan 22605 HamburgMartin-Sommerfeldt Divyam 22605 HamburgSiemssen Birgit 22609 HamburgBetthausen Stefan 22763 HamburgHagen Andreas 22763 HamburgHorsch Eugenie 22763 HamburgGolletz Renate 22765 HamburgMorinaga Ken 22765 HamburgPeters Klaus-Heinrich 22765 HamburgArens Ruth 22767 HamburgRose Christian 22767 HamburgSchaumburg Tanja 22767 HamburgMeyer-Kerwath Hildegard 22941 BargteheideDauer Walter 22952 LütjenseeHerczeg Christine 23566 LübeckBruse Sylvia 23966 WismarWeckert André 23966 WismarMittelmann Claude 24106 KielMaurer Stefan 24217 KrokauKröger Norbert 24340 EckernfördeOldekamp Andreas 24568 KaltenkirchenKaiser Ulrich 24582 BordesholmVollbrecht Karlo 24790 Schacht-AudorfPeterson Frauke 24800 ElsdorfAschendorf Peter 24875 HavethoftloitKuschke Renate 24943 FlensburgOberlack Helmut 24977 WesterholzAngele Christine 25335 ElmshornSchielein Arno 25335 ElmshornFolkers Manfred 26121 OldenburgWojtke Ingrid 26209 HattenHildebrand Gisela 26571 JuistSchlüterbusch Christa J. 27232 SulingenKrafft Brigitte 27321 ThedinghausenTai Chi Chuan Bremen e.V. 27321 ThedinghausenVollmann Birgit 27367 HassendorfStrohm Susanne 27751 DelmenhorstFischer Emmy 27804 BerneSchulze Rudolf 28203 BremenAdam Elisa-Margret 28205 BremenStrickland Leslie 28209 BremenDöring Axel 28219 BremenMüller-Koelbl Jutta 28219 BremenStempelmann Ronald 28239 BremenCappelmann Jürgen 28790 SchwanewedeReinken Katja 28832 AchimStackmann Bettina 28832 AchimEilers Thekla 28857 SykeLehning Werner 28870 OttersbergOtto Ingrid 29336 NienhagenSchattenberg Jutta 29410 SalzwedelOldenburg Sylvia 29456 HitzackerEichhorst Asta 29591 RömstedtDrews Hans-Joachim 29640 Schneverdingen

OT Langeloh

Deutschland, Postleitzahl: 3....

Krauss Barbara 30169 HannoverKeller Jürgen 30451 HannoverKlug Nils 30451 HannoverKnobloch Detlef 30451 HannoverCardenas Hugo 30519 HannoverTremmel Birgit 30559 HannoverWedemärker Budo-Club e.V. 30900 WedemarkGuddas-Klapp Daniela 30974 WennigsenLubatschowski Heide 30989 GehrdenGiesselmann Knut 31061 AlfeldVoß Gerold 31061 AlfeldPatzke Uwe 31157 SarstedtRohde Daniela 31224 PeineHildebrandt Bernd 31515 WunstorfBrodziak-Mudra Ute 31655 StadthagenWöllecke Bernd 31737 RintelnBringewat Doris 32429 MindenFecke Anja 33098 PaderbornKoch Udo 33100 PaderbornMersch Mechthild 33102 PaderbornRiedl-Schulte Brigitte 33102 PaderbornRosen Ulrich 33330 GüterslohSpringer Olaf 33334 GüterslohIsemann Birgit 33515 BielefeldJecmeniza-Liu Ling 33647 BielefeldBellzett e.V. Karin 33661 BielefeldHeß Jürgen 33824 WertherBeutnagel Ulrike 34119 KasselSchönig Andrea 34125 KasselRache Achim 34128 KasselFrank Norbert 34130 KasselWinkler Marlies 34130 KasselBurghard-Martin Vera 34393 GrebensteinJöbges Knut 34454 ArolsenMangelsdorf Heike 35037 MarburgMeggers Celia 35037 MarburgWagner Markus Maria 35041 MarburgLühr Karin 35096 OberweimarGoth Anita 35288 WohratalKern Martin 35394 GießenMerz Dorothea 35423 LichBlank Sonja 35510 EbersgönsLuther-Mosebach Thomas 35510 Butzbach-

EbersgönsPassarge Ulla 35641 SchöffengrundKasakow Sergej 36100 PetersbergDornberg-Helm Ursula 36179 BebraWenzel-Stelzer Theresia 36266 HeringenHeinrich Norbert 37073 GöttingenHoffmann Arno 37077 GöttingenAuerbach Christian 37120 BovendenHaberlach Andreas 37120 BovendenRepke Birgitt 37124 RosdorfSolf Christine 37181 Hardegsen-

EspolFioravanti Stefania 37269 EschwegeFreiherr von Stosch-Diebitsch

Caspar 37574 EinbeckBurmester Imke 38104 BraunschweigHammerling Björn 38173 DettumDusch Julia-Judith 38304 WolfenbüttelNikolaus Robert 39104 MagdeburgWibben Dieter 39122 Magdeburg

Deutschland, Postleitzahl: 4....

Klossow Dagmar 40233 DüsseldorfFlaig Corinna 40547 DüsseldorfStumpe Christoph 40699 ErkrathBuchta Manfred 40721 HildenResch Thomas 40764 LangenfeldMelzer Marianne 40789 MonheimWagner Nina 40885 RatingenBagsik Christian 42111 WuppertalRosenkranz Axel 42119 WuppertalSpiecker Jutta 42283 WuppertalJost Arnd 42287 WuppertalNickel Claudia 42489 WülfrathWrede-Kapolke Mudita 42499 HückeswagenOhlenschläger Meik 44789 BochumMittag Birgit 44795 Bochum

Aktuelle Mitgliederliste des TQN 2013

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Vereinsinternes/Mitgliederliste

47Netzwerkmagazin · 2013

Heßling-Block Gabi 44799 BochumHiekel Volker Heinz 45468 MülheimStockem Ulrich 45964 GladbeckKießwetter Dieter 46119 OberhausenGlagau Manfred 46240 BottropBonde Birte 46485 WeselHilgert Andrea 47057 DuisburgKietz Nicola 47441 MoersJanßen Bernd 47506 Neukirchen-VluynIngenwepelt Gisela 47624 KevelaerHorstmann Karin 48149 MünsterEuropäische Taijidao Gesellschaft (ETG) 48163 MünsterSpeer Klemens J. P. 49074 OsnabrückEbel Hella 49076 OsnabrückRitter Martin 49076 OsnabrückMeyer zu Farwig Martin 49082 OsnabrückEilers Annette 49163 BohmteGoer Cornelia 49170 Hagen a. TWKramer Ruth 49492 Westerkappeln

Deutschland, Postleitzahl: 5....

Düren Helmi 50129 BergheimDel Greco Anni 50189 ElsdorfBarthenheier Renate 50668 KölnSchulz Dagmar 50670 KölnMilz Monika 50678 KölnThalheim Klaus 50678 KölnBaumann Heiko 50935 KölnSchmidt-Maurer Erika 50999 KölnWolfrum Peter 51381 LeverkusenHaller Walter 51643 GummersbachLambrecht Hans-Ulrich 51647 GummersbachDavid Holger Michael 52070 AachenLaumanns Waltraud 52074 AachenSchulte Brigitta 53179 BonnHeide Sabine 53578 WindhagenHerzog Marianne 53721 Bonn SiegburgKrysztofiak Sascha 53757 St. AugustinEggert Margret 53804 MuchLi Renu 53913 SwistthalTurianski Andrea 54576 HillesheimStein Rafaela 55118 MainzBerg Karina 55481 RödernGröning Harry 56075 KoblenzIsola Martina 56332 WolkenWilhelm-Both Marita 57578 ElkenrothSchlüter Michael 58636 IserlohnHerder Elke 59602 Rüthen

Deutschland, Postleitzahl: 6....

Rausch Haike 60385 FrankfurtKeil Bettina 60388 FrankfurtKlein Gerhard 60388 Frankfurt am MainJaspert Katrin Anne 60431 FrankfurtAnders Frieder 60435 FrankfurtMatern Michael 60437 HarheimOrtlinghaus Dirk 60438 Frankfurt am MainFrey Stefan 60594 FrankfurtRau Hanja 60594 Frankfurt/M.Nadler Christian 61197 FlorstadtHainbach Susanne 61250 UsingenGilb Wilma 61273 WehrheimDietrich Karin 61350 Bad HomburgFeil Annette 61440 OberurselHeinz Marcel 61449 SteinbachFlachowsky Axel 63303 DreieichRöll Stephan 63450 HanauFehr Peter 63477 MaintalWillwoldt Christine 63599 BiebergemündSeipel Sebastian 63607 WächtersbachGeibig Gudrun 63741 AschaffenburgHeppe Kerstin 63741 AschaffenburgWolf Eva 63743 AschaffenburgDaig Susanne 63808 HaibachEymann Anette 63864 GlattbachFecher Renate 63877 SailaufYu Shui Dao Kung Fu School Darmstadt 64319 PfungstadtHeun Ulrike 64347 GriesheimBips Udo 64625 BensheimRitz Susanne 64625 Bensheim

Meudt Stephan 65185 WiesbadenTai Chi Verein TaunussteinGudrun Lück-Haberland 65187 WiesbadenKöhler Jochen 65191 WiesbadenTyson Doris 65232 TaunussteinStroh André 65346 EltvilleSchader Matthias 65366 GeisenheimSieberock Gabriele 65375 Oestrich-WinkelDiede Christoph A. 65388 SchlangenbadTimmsen Birte 65399 KiedrichFleck Jutta 65527 NiedernhausenVorpahl Klaus 65719 HofheimMehler Christel 65931 FrankfurtGreif Peter 66111 SaarbrückenRousseau Ralf 66111 SaarbrückenHuth Susanne 66119 SaarbrückenHaberkorn Robert 66125 SaarbrückenHach Pascal 66333 VölklingenOstermann Edda 66701 BeckingenBittermann Frank 67098 Bad DürkheimHammann Fredy 67256 Weissenheim

am SandSteurer Gabriele 67304 EisenbergHaber Bernd 67433 Neustadt/

WeinstraßeScheurer Wolfgang 68309 MannheimIttensohn Brigitte 68789 St. Leon-RotLaux Peter 69115 HeidelbergPostneek Frauke Heinke 69115 HeidelbergBeier Friederike 69121 HeidelbergSauer Otmar 69221 DossenheimKölzow Stephan 69242 MühlhausenRimbach Ursula 69245 BammentalKiefer Reinhard 69502 Hemsbach

Deutschland, Postleitzahl: 7....

Chen-Stil Taijiquan Netzwerk Deutschland (CTND) 70190 StuttgartTsausidis Jannis 70437 StuttgartLee Wei-chia 70499 StuttgartNiethammer Dr. Anette 71159 MötzingenScharenberg Simone 71263 Weil der StadtPhilipzik Sören 72762 ReutlingenMilwich Stefan 73098 RechberghausenEckstein Sandra 74078 HeilbronnPolkowski Gisela 74081 HeilbronnNied Gisela 74211 LeingartenHofmann Petra 74549 WolpertshausenOettinger Monika 74632 NeuensteinHomeier Glen 76133 KarlsruhePatzer Georg 76133 KarlsruheHeindirk Ingo 76476 BischweilerSimmet Martin 76532 Baden-BadenWoll Sabina 76669 Bad SchönbornHomey Johanna 76829 LandauHasenöhrl Harald 76835 HainfeldHauser Hartmut Reiner 78052 Villingen-

SchwenningenSzeglat Christian 78183 HüfingenWetzel Rolf 78351 Ludwigshafen/

BodenseeSperber-Trunz Karin 78576 Emmingen-

LiptingenNock Theresia 79106 FreiburgBernhardt Elisabeth 79111 FreiburgDreyer Axel 79111 FreiburgSchröder Gertrud 79114 FreiburgMotsch Gudula 79115 FreiburgBackes Martina 79117 FreiburgKlugmann Axel 79117 FreiburgKonarkowski Michael 79183 WaldkirchCramer Hinrich 79286 GlottertalTannenberg Sandra 79348 FreiamtMergheim Katja 79429 Malsburg-MarzellKapferer Gudrun 79539 LörrachSchlüter Wolfgang 79725 Laufenburg

Deutschland, Postleitzahl: 8....

Schluck Reiner 80634 MünchenSvenka Irmhild 80686 MünchenFriedrich Andreas 80689 MünchenFenk Pha Le 80804 München

Bastl Dominik 81679 MünchenKrieg Alois 82223 EichenauSeifert Veronika 82418 MurnauWegener Marianne 83253 RimstingWünnenberg Ulrike 84048 MainburgRiefenstahl Ingrid 84347 PfarrkirchenParten Regine 84405 DorfenSedlmeier Karin 85283 WolnzachTaiji & Qigong Schule Freising 85354 FreisingSchlossar Matthias 85567 GrafenS̆ebkova-Thaller Zuzana 86150 AugsburgHuber Adi 86391 StadtbergenHirschvogl Silke 86415 MeringBubel Igor 87439 KemptenErbes Ursula 87459 PfrontenHauser Heide 87466 Oy-MittelbergZint Thomas 87527 OfterschwangRagg Lucia 88529 ZwiefaltenEWTC –Wu Taichi 88690 Uhldingen-Zentrum Bodensee MühlhofenAbel Karl 89275 Elchingen

Deutschland, Postleitzahl: 9....

Frey Alexander 90411 NürnbergMaul Annette 90429 NürnbergZimmermann Bernhard 90469 NürnbergVaydmann Grygoriy 90491 NürnbergDharma Katharina 90518 AltdorfGropengießer Sabine 90522 OberasbachSafr Jan 91058 ErlangenTeske Doris 91207 LaufDeinzer Annette 91217 HersbruckWolfrum Daniel 91257 PegnitzHarloff Wilfried 91578 LeutershausenHuber Thomas 92224 AmbergJanisch Ilse 92224 AmbergWagner Klaus J. 92224 AmbergNeubauer Holger 92353 Postbauer-HengKrämer Christian 92552 TeunzGronauer Gerd 92665 AltenstadtWellein Norbert 92708 MantelKistner Elke 93047 RegensburgWittmann Anke 93053 RegensburgHaller Peter Josef 93326 AbensbergHeilmann Thomas 94036 PassauMüller Monika 94315 StraubingVaydman Mikhaylo 94315 StraubingGubitz Angelika 95028 HofRendler-Franz Claudia 95466 WeidenbergStrunk Silke 96047 BambergCeicu Mihai 97070 WürzburgSchätzlein Christine 97070 WürzburgWerb Rainer 97074 WürzburgHäußler Walther 97256 WürzburgSauter Angela 97273 KürnachHeptner Christian 97276 MargetshöchheimWehner Dieter 97520 HeidenfeldMarx-Englert Nadja 97762 HammelburgJust Detlef 97769 Bad BrückenauReichwald Chris 99084 ErfurtWinter Kersten 99425 Weimar

Österreich

Patzig Claudia 6960 WolfurtEuropäischer Gesundheits- und Kampfkunstverband 5020 Salzburg

Schweiz

Haeberli Sylvie 6004 Luzern

Frankreich

Martin Jürgen 58370 Villapourcon

Thailand

Mantak Chia 50220 Chiang Mia

China

Tian Liyang Shiyan

Aktuelle Mitgliederliste des TQN 2013

Stan

d: 30

.03.

2013

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Netzwerker in Aktion

Walther Häußler, unser langjähriger Tai-ji-Lehrer aus Würzburg, leitete die bei-den Taiji-Workshops „Etwas unter derOberfläche der Form: Was geht demHandeln voraus? Wie lesbar ist unsere In-tension für einen Übungspartner?“ und„Einfache Übungsmuster aus dem Push-Hands“. Hier Walthers Eindrücke: „Wiejedes Jahr war meine Vorfreude auf das

Netzwerkmagazin · 201348

Taiji und andere Kampfkünste beim Kampfkunst Benefiz Seminar

Von Annette Maul

Unser Verein ZANCHIN Kampfkunst e.V. organisierte am 3. November 2012 sein fünf-tes Kampfkunst Benefiz Seminar. Über fünfzig Kampfkunstbegeisterte kamen undkämpften sich einen Tag lang durch unterschiedliche Kampfkunst Workshops mit ja-panischer, europäischer und chinesischer Schwertkunst. Aber auch Taiji, die wirbeln-de philippinische Stockkampfkunst Escrima und Hapkido, die koreanische Kunst derSelbstverteidigung standen auf dem Programm. Die Teilnahme am Seminar war wieimmer kostenlos – als Gegenleistung wurde gern gespendet. Die Spendenerlöse er-möglichen unserem Verein, gebührenfreies Taiji-Training für Menschen mit Handicapin Kooperation mit Nürnberger Behinderteneinrichtungen anzubieten.

Europäische, chinesische und japanische Schwertkunst

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Netzwerker in Aktion

Kampfkunst Benefiz Seminar beim ZAN-CHIN groß. Zugleich hatte ich auch, wiejedes Jahr, Herzklopfen, denn die Teilneh-merInnen der Taiji-Workshops kommenaus den verschiedensten Richtungen derKampfkünste und wagen den Blick überden Zaun. Mit Formenlehre kann ich danicht kommen, also muss ich auf diePrinzipien zurückgreifen. Loslassen, hinspüren, geschehen lassen, visualisieren,ganz bei sich sein, die kleinen Verände-rungen in der Struktur erfahrbar ma-chen, das ist hier die Aufgabe. Die Part-nerarbeit, in Taiji-Kreisen häufig eine un-gewohnte Arbeitsweise, wird hier gerneund interessiert angenommen.

Die TeilnehmerInnen übten intensiv anden vorgestellten Aufgaben, fragtennach, belehrten sich aber nicht selbst.Während der Übungsphasen gab es kei-ne philosophierenden Paare, die sichdurch ihre Kopflastigkeit von Tun abbrin-gen ließen. Selbst bei so gewagten The-men wie: „Was geht dem Handeln vo-

raus?“ erfreute mich die Gruppe durchdie große Bereitschaft, Erfahrungen zumachen. Gerne komme ich auch im Jahr2013 wieder, wenn ZANCHIN zum Bene-fiz Seminar ruft.“

Ich fand es dieses Mal spannend, wie esden SeminarteilnehmerInnen ergehenwürde, die sich darauf einließen, die Ele-ganz des Schwertes in drei unterschied-lichen Varianten – japanisch, europäischund chinesisch – kennen zu lernen: BjörnHommert, 3. Dan Iaido, aus Erlangen de-monstrierte im Workshop für japanischeSchwertkunst (Iaido) überzeugend, dassneben dem Erlernen und Beherrschender Waffentechnik auch die Etikette –also der achtsame Umgang mit demÜbungsgerät, dem Schwert, und das res-pektvolle Verhalten gegenüber den Mit-Übenden und dem Lehrer (Sensei) – beieiner traditionellen japanischen Kampf-kunst ein nicht zu unterschätzenderÜbungsbestandteil ist. In der Iaido-Be-wegungslehre spielt die Harmonie zwi-

schen Schritt und Schnitt (mit dem japa-nischen Schwert wird überwiegend „ge-schnitten“, manchmal auch gestoßen,jedoch nie geschlagen) die Hauptrolle.Bei den meisten Ständen bzw. Stellun-gen liegt der Schwerpunkt des Schwert-führenden in der Mitte. Das bedeutet:Das vordere und hintere Bein sind gleichgewichtet. Bei beiden Füßen ist die Ferseca. drei bis fünf Millimeter angehoben,das Gewicht liegt demnach auf Fußbal-len und Zehen. Durch das leichte Anhe-ben der beiden Fersen stehen die Beineunter Spannung. Dies ermöglicht jeder-zeit schnelles Vorwärts- oder – je nachKampfsituation – Rückwärtsbewegen.Nicht nur der vordere - auch der hintereFuß zeigt bei der Iaido-Grundposition inSchnittrichtung – also zum Gegner. Füreinen Taiji-Übenden sehr gewöhnungs-bedürftig, die Füße auch im Vorwärts-schritt zu „parallelisieren“. Diese Fußhal-tung bezweckt eine optimale Ausrich-tung der Hüfte in Schnittrichtung desSchwertes.

49Netzwerkmagazin · 2013

Walther Häußler

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Netzwerker in Aktion

Wie das japanische Schwert, dessen Klin-ge leicht gebogen und nur einseitigscharf ist (vergleichbar dem chinesi-schen Säbel), wird auch das gerade zwei-schneidige europäische Schwert, das Andreas Fuchs von der NürnbergerKampfkunstschule „Schwert und Bogen“erläuterte und unterrichtete, mit beidenHänden geführt. Anfänger lassen sichleider oft dazu hinreißen, zu angespanntund mit viel zu wuchtigen Bewegungenloszulegen. Bei dieser Kampfkunst gehtes nicht nur um die perfekte Handha-bung der Waffe mit den Händen – Kör-perhaltung und Gesamtbewegung sindselbstverständlich Voraussetzung fürdas meisterliche Führen des Schwertes.Viel ist den historischen Quellen über dieFußarbeit beim europäischen Schwert-fechten nicht zu finden. Gleitschritteund Zwischenschritte, so scheint es, wur-den früher nicht trainiert. Wenn der

Schwerthieb von der rechten Seite zurlinken geführt wird, schreitet der Kämp-fer mit dem rechten Fuß voran – wird dasSchwert von der linken Körperseite nachrechts geführt, so wird ein gleichzeitigerSchritt mit dem linken Bein ausgeführt.Ähnlich wie in der Partnerarbeit beimTaiji-Schwert, sucht der Kämpfer mög-lichst den Kontakt zwischen seinem unddem gegnerischen Schwert herzustellen,um die Aktionen des Gegners kontrollie-ren zu können.

Obwohl manche Seminarteilnehmer be-reits zwei „Schwertschulen“ absolvierthatten, kamen sie – etwas abgekämpft –noch zur chinesischen Schwertkunst. Dahier bekannter Weise das entspannte lo-ckere Schwertspiel angesagt ist, war essogar sehr hilfreich, dass die Power derÜbenden verpufft war. Ohne Rücksichtauf die bereits fortgeschrittene Seminar-

zeit verlangte ich den Übenden ab, eineSequenz von zehn Bewegungsbildernaus einer Yangstil-Schwertform und eineAbfolge von Partnerübungen zu erler-nen. Glücklicherweise sind unsere Taiji-Übungsschwerter relativ leicht – sokonnte man es noch gut bis zum Work-shop-Ende schaffen, ohne das einem dasSchwert aus der Hand fiel. Bei den freienPartner-Schwertspielen ließ ich dieÜbenden das Schwert nur linkshändigführen, so kam die Koordination nicht zukurz und der rechte Arm mit der dazuge-hörenden Schulter erhielten ihre ver-dienten Ruhepausen …

Wilfried Harloff, unsere fränkischeKampfkunstkoryphäe aus Ansbach, ließin seinem Escrima-Workshop nebenandie Rattan-Stöcke tanzen und wirbeln,was unser Schwerttraining rhythmischbegleitete. Da sich die mit den Stöckenerlernten Bewegungsprinzipien auch„nur“ mit Armen bzw. Händen anwen-den lassen, standen zudem waffenloseÜbungsformen auf Wilfrieds Programm.Beim Hapkido, der waffenlosen koreani-schen Selbstverteidigungskunst, zeigteWilfried Harloff, wie unterschiedlicheSchlag-, Tritt-, Wurf- und Hebeltechnikeneffizient zur Verteidigung eingesetztwerden können. Irgendwie schaute dasletztendlich wie schnelles Taiji aus. Klar –Wilfried ist schließlich ein alter sehr er-fahrener Taiji-Spieler.

In diesem Jahr treffen wir uns wieder –Ihr könnt gerne mitmachen – beimKampfkunst Benefiz Seminar am 9. No-vember 2013 in Nürnberg. Details/Pro-gramm ab Ende September unterwww.zanchin.de

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Annette Maul (Jahrgang 1955) übt seit 1978 asiatische Kampfkünste, Taiji seit 1985. Vorsitzende und Trainerin desZANCHIN Kampfkunst e.V. (Nürnberg), dessen Schwerpunkte Seniorensport und Kampfkunst für Menschen mit Handicap sind.

Die Autorin

Wilfried Harloff

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Netzwerker in Aktion

Während Wang Xiangzhai (1886 – 1963),der Begründer von Yiquan, Xingyiquanlehrte, bemerkte er, dass seine Schüler zusehr auf äußere Formen und festgelegteAbläufe fixiert waren. Diese allzu starkeFokussierung auf äußerliche Bewegun-gen hemmte aber ihren Fortschritt, dennsie ließen das Wesentliche, die innere Ar-beit, die für ihn die Quintessenz innererKampfkünste ausmachte, größtenteilsaußer Acht. Aus diesem Grund stellte erdie Übungen des Zhanzhuang („Stehen

wie ein Pfahl“) und Shili (Trainingsme-thoden zum Erfüllen der inneren Kraft) inden Mittelpunkt seines Trainings. Grund-legend geht es ja schließlich in allen in-neren Gesundheits- und Kampfkünstenum eine Harmonisierung von Körper,Geist und Seele, also um eine wechsel-seitige Interaktion und gegenseitige Be-einflussung unserer physischen Existenzund der geistigen Seinsebene. Taiji, des-sen Wurzeln in der Kampfkunst liegen,stellt zu Beginn des Trainings eine jewei-

lige Form ins Zentrum der Ausübung.Auch Yiquan baut auf einer Kampfkunstauf und gilt als äußerst effektiv in derAnwendung. Im Vordergrund des Trai-nings steht jedoch die Kultivierung desGeistes und die damit verbundene Stei-gerung der Konzentration. Im Vergleichzu anderen Systemen konzentriert sichder Übende von Anfang an auf die inne-re Arbeit und nicht auf eine äußerlicheAbfolge. Der Yiquan Praktizierende fo-kussiert sehr gezielt auf eine Bewegungim Geist, in der er sich beispielsweise vomWasser bewegen lässt oder eine in derVorstellung wahrgenommene Feder zu-sammendrückt und auseinander zieht.Körperlich geschieht dies beinahe bewe-gungslos. Dadurch wird einerseits die in-nere Arbeit geschult und andererseitsdie eigene Körperwahrnehmung grund-legend verbessert. Eine ähnliche innereArbeit gibt es natürlich auch im Taiji, je-

51Netzwerkmagazin · 2013

ie Beschäftigung mit unserem Geist und die damit einhergehende in-tensive innere Arbeit birgt ein enormes Potential, um Kraft für die un-terschiedlichsten alltäglichen Bereiche zu schöpfen. Der folgende Artikelversucht einen kurzen allgemeinen Überblick über den Nutzen der Trai-

ningsmethode Yiquan zu geben und behandelt in weiterer Folge das Anwendungs-potential für die Musik und den Tanz. Als Grundlage dient eine Befragung von Schü-lern, die im Alltag und auch beruflich beispielsweise als Lehrende am MozarteumSalzburg oder als Konzertmusiker vorwiegend in der klassischen Musik tätig sind. DieBefunde lassen sich jedoch auf viele andere alltägliche Situationen umlegen.

Von Jumin Cheng und Michael Bouda

Die Konzentration auf das Wesentliche

Vom Nutzen innerer Arbeit am Beispiel des Yiquan Trainings mit Musikern und Tänzern

D

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Netzwerker in Aktion

doch verbringen die Übenden den Groß-teil des Trainings – durch die Fokussie-rung auf die Form –mit dem Erlernen derhäufig komplizierten Bewegungsabläu-fe. Dies ist genau das Problem, welchesWang erkannte.

Der Mensch neigt nämlich stets dazu,das Richtige machen zu wollen, was fürdie meisten über das bestmöglichsteImitieren der Äußerlichkeit definiertwird. Deshalb hängen viele Praktizieren-de oftmals in der körperlichen Bewe-gung fest und hemmen dadurch ihrenFortschritt im Inneren. Wang Xiangzhaiversuchte, diese Herangehensweise zudurchbrechen, in dem er den Fokus vonder Form weg lenkte und die Arbeit mit

dem Geist in den Mittelpunkt stellte. Na-türlich kann man auch durch intensivesTaiji Training sehr gute und ähnliche Er-gebnisse erzielen. Der wesentliche Un-terschied ist jedoch, dass es viel mehrZeit und Ausdauer in Anspruch nimmt,bis man bei der essentiellen inneren Ar-beit angelangt ist. Gerade in der heuti-gen, hektischen und schnellen Welt inder dem Menschen nur wenig Zeit fürsich, also seinem Körper und Geist bleibt,ist es umso wichtiger ein System zu trai-nieren, das angepasst, ausgereift, relativeinfach zu erlernen und in seiner Wir-kung äußerst effektiv ist. Genau dieseMöglichkeit bietet Yiquan, denn es defi-niert die Richtigkeit nicht über „richtige“oder „falsche“ Bewegungsabläufe, son-

der vielmehr über die innere Arbeit. Diesist auch der Grund, weshalb es sich idealzur Ergänzung anderer innerer Systemeeignet und die einzelnen Übungen wun-derbar in den Alltag integriert werdenkönnen. Mit den Worten eines langjäh- rigen Schülers von Jumin Chen: „Das istgerade das Schönste daran, ich kann esüberall und täglich einsetzen … Undwenn ich sehe, dass mir mein Körper da-durch täglich viel Freude schenkt, istmein Bedürfnis nach Lebensqualität, Sicherheit, Gesundheit und Dankbarkeiterfüllt.“

Speziell von Berufsmusikern und -tän-zern wird ein hohes Maß an Konzentrati-onsfähigkeit erwartet. Um unter star-

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kem Druck Leistung abrufen zu können,ist es notwendig, den Fokus der Auf-merksamkeit auf das Ausüben der jewei-ligen Tätigkeit zu richten. Das Verweilenim Hier und Jetzt und das Ausblenden al-ler Einflüsse von außen verlangt eine in-nere Ruhe, tiefgehende Entspannung,ein hohes Maß an Konzentrationsfähig-keit und geistiger Beweglichkeit. Sobringt Yiquan einem befragten Musikermehr Konzentration in seiner künstleri-schen Arbeit bzw. verfügt er über mehrKonzentration für das, was gerade ge-schieht, was er gerade macht. „Je besserund ausgeprägter ich mich auf „das We-sentliche“ fokussieren kann, desto einfa-cher fällt es mir zu jedem beliebigen Zeit-punkt, beispielsweise bei einem Konzert,

ruhig, wach und aufmerksam zu blei-ben.“ Und eben dies ist von Beginn an einwichtiger Aspekt des Yiquan Trainings.Die Vorstellungskraft wird gestärkt undman lernt sich über einen längeren Zeit-raum voll und ganz auf eine Sache zu fo-kussieren und dabei gleichzeitig den Kör-per mit Hilfe der geistigen Arbeit so op-timal wie möglich zu bewegen.

Darüber hinaus erfordert beispielsweisedas Spielen eines Musikinstruments einelockere und entspannte Körperhaltung,speziell während lang andauernder undenormer Anstrengungen, wie dies bei ei-ner längeren Aufführung der Fall ist. Undauch beim Tanz geht es darum, jederzeitzwischen Entspannung und Anspan-nung umschalten zu können. Um unnö-tige Kraft- und Energieaufwändungenzu vermeiden, lernt der Übende trotz An-strengung entspannt zu bleiben und denMuskelapparat so effektiv wie möglicheinzusetzen. Ein Tänzer bestätigt dies:„Während des Tanzens bin ich fokussiert,die Bewegungen werden runder undentspannter und das sogar bei enormerphysischer und psychischer Belastung“.Eben diese Fähigkeiten werden inner-halb der Basisübungen des Yiquan in denunterschiedlichsten Positionen trainiertund perfektioniert. Aus diesem Grundliegt hier, neben der gesteigerten Kon-zentrationsfähigkeit, ein weiterer, vonden Befragten benannter, enormer Nut-zen für ihre künstlerische Tätigkeit.Durch das Training der inneren Kraft ver-bessert sich die Fähigkeit Vorgänge inKörper und Geist zu erkennen, wodurchsich die Selbstbeobachtung und die ei-gene Körpererfahrung ändern.

Abschließend sei erwähnt, dass dies einkleiner Einblick in die Welt der Yiquan-Trainierenden Musiker und Tänzer unse-rer Kurse ist. Bei jedem sind die Effekteund Möglichkeiten der Integration na-türlich etwas unterschiedlich und dochkönnen alle Befragten vieles aus demTraining mit der inneren Arbeit schöpfen.In einem sind sich alle jedoch einig: dassein ständiges Auseinandersetzen mitder Materie zu einem neuen Lebensge-fühl führt!

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Jumin Chen, geboren 1964 in Jilin/China,wurde bereits im Kindesalter von der Familie als auch von namhaften Lehrern in die Geheimnisse der verschiedenen Stiledes Qigong und der inneren Kampfkünsteeingeweiht. Er unterrichtet seit 1985 ander Hochschule in China und später auchin Europa. Er ist Kursleiter und Vortragen-der an diversen Institutionen in Asien undEuropa, und seit 2000 Ehrenpräsident desChina Yiquan Institut in Peking. Jumin Chen leitet zahlreiche Seminare und Ausbildungslehrgänge im gesamtendeutschsprachigen Raum.

Michael Bouda beschäftigt sich bereits seit seiner Jugend mit vielen unterschied-lichen Arten der Meditation und parallelinteressierte er sich für die verschiedens-ten Kampfkünste, wobei (für ihn) in denmeisten Fällen der Geist zu wenig Beach-tung fand. So entdeckte er über eine Reihevon Umwegen Yiquan und Taiji. Fasziniertvon dieser Kombination aus Bewegung,Meditation und Kampfkunst trainiert erseitdem umfassend und intensiv mit Jumin Chen. Er leitet wöchentliche Kurseund Seminare im Raum Salzburg.

Mehr Informationen rund um das ThemaYiquan, den Trainingsinhalten, Wirkungs-prinzipien usw. finden Sie auf unsererHomepage: www.institut-chen.eu

Die Autoren

Ausbildung von WertungsrichternDas Herz jeden Wettkampfes sind qualifizierte Wertungsrichter

➜ 20.07.2013 in Hamburg➜ 25.08.2013 in Frankfurt➜ 25.10.2013 in Hannover

Leitung: Jan LeminskyAnmeldungen: [email protected]

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Netzwerker in Aktion

Die Krönung meines Werdeganges stelltdie Ernennung zum Sifu (2. Generation)in direkter Linie von Sijo Lee Xiao Longdar. Heute betreibe ich die IMB, Interna-tional Martial Arts & Boxing Academy,eine Kampfkunstschule in Braunschweig.Wir unterrichten Jeet Kune Do, Taijiquanund Qigong, verbinden also auch hier dieYin und Yang Elemente der Kampfkünstedurch die Lehre des harten und weichenWeges. Im letzten Jahr nahm ich an derersten German Taiji Open in Hannoverals Schiedsrichter teil. Vor diesem Hinter-

grund habe ich mir und anderen die Fra-ge gestellt, was einen Taijiquan-Prakti-zierenden zur Teilnahme an einem Wett-kampf bewegt?

Gerade unter Taijiquan-Pratizierendenwird diese Frage bekanntermaßen rechtkontrovers diskutiert. (s. dazu auch unserMagazin 2012, Anmerkung der Redakti-on) Ich glaube dass die Beantwortungdieser Frage großen Aufschluss über denWert von Taijiquan-Wettkämpfen gibt.Aus eigener Erfahrung und durch den

Austausch mit Turnierteilnehmern derGerman Taiji Open im letzten Jahr kannman 3 Hauptbeweggründe zur Teilnah-me an einem Turnier benennen:a.) Sich selbst prüfen wollen –

Suche nach Bestätigungb.) Den Lehrer bzw. die Schule

ehren wollenc.) Kombination aus a.) und b.)

Doch was hat die Motivlage der Teilneh-mer mit der Wertigkeit von Taijiquan Tur-nieren zu tun? Mein Eindruck aus Sichteines Schiedsrichters ist, dass sich Teil-nehmer im Lafe von Turnieren entwi-ckeln. Sie starten nervös, grobstofflich,immer dem Wunsch nachhängend einenäußeren Bewegungsablauf fehlerfrei

Netzwerkmagazin · 201354

m es gleich vorweg zu nehmen, ich habe keine Berührungsängste mitWettkämpfen. Ich kenne sie seit meiner frühen Jugend, nahm u .a. anmehreren deutschen Meisterschaften und Europameisterschaften teilund schaffte es bis zum Europameister.

Von Björn Hammerling

Taijiquan-Wettkämpfe als Prüfung inneren Wachstums

Ein Erfahrungsbericht

U

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Netzwerker in Aktion

darzustellen. Sie machen Fehler, ärgernsich, geben auf oder machen weiter,überwinden ihre Angst und Nervositätoder verkrampfen und erliegen dieserNervosität.

Das alles ist auf Wettkämpfen zu beob-achten – und wie könnte man diese Pro-zesse anders bezeichnen als Wachstum?Jemand der sich auf einen Wettkampfanmeldet sucht Bestätigung seiner Leis-tung und findet Wachstum. Teilnehmerkommen in der Hoffnung ihr jahrelangesÜben würde letztlich durch eine Platzie-rung, einen Pokal, eine Medaille objektivbestätigt. Doch um dieses Ziel zu errei-chen, steht nicht der Vergleich mit denKonkurrenten im Vordergrund. Es ist derKampf mit sich selbst, der letztlich ent-scheidend ist und den Taijiquan Üben-den an sich selbst wachsen lässt.

Warum suchen Menschen das? Zum Streicheln des eigenen Egos oder alsBestätigung, dass sie auf einem guten

und richtigen Weg sind? Ich glaube zwei-tes! Nur wer permanent wachsen will,wird sich Herausforderungen auf diesemWeg stellen und überwinden. Wer esschafft, auf einem Taijiquan Turnier seineNervosität zu kontrollieren, den Blickvom Außen nach Innen zu richten,schafft es, sich vom Ablauf einer äußerenForm hin zu einer inneren Haltung zu be-wegen und diese in der Form durch sei-nen Qi-Fluss auszudrücken.

Ist Wettkampf gleichzusetzen mit äußerem Verlangen zu Gewinnen odergeht es um die innere Reifung des Teilnehmers? Ich bin der Überzeugung gleichwohl mitwelcher Einstellung ein Teilnehmer einTaijiquan-Turnier absolviert, er wird in je-dem Falle reifen. Ehrgeiz und der Willezum Sieg sind wichtige Eigenschaftenfür unsere Weiterentwicklung, aber Nie-derlage und der Wille zum Weiterma-chen sind die Meilensteine für unsere Er-folge. Ganz der Botschaft des Daodejing

folgend, erkennt der Berufene sich selbstund ist daher in der Lage sein Selbst vonseinem Ego und seiner Persönlichkeit zutrennen. Das Selbst hintenan zu stellen,bedeutet es von Ego und Eigenwillen zubefreien. „Er entäußert sich seines Selbst,und sein Selbst bleibt erhalten!“1

So suchen Taijiquan-Übende Bestäti-gung ihres Selbst durch die Teilnahme anWettkämpfen und finden im Prozess vonKampf, Niederlage, Aufgabe, Hingabe,Einsatz und Fürsorge die Herausforde-rung sich selbst hintenan zu stellen, umweiteren Wachstum entgegen zu gehen.Doch neben dem individuellen Wachs-tum des Teilnehmers ist auch der ge-meinschaftliche Geist von Taijiquan Tur-nieren von höchster Bedeutung. Ein ge-meinschaftlicher Geist, basierend aufder gemeinsamen Reise des TaijiquanPraktizierens, genährt durch Werte wieFreundlichkeit, Herzlichkeit, Toleranzund Offenheit. Dies sind die Grundsäu-len eines jeden Turnieres!

55Netzwerkmagazin · 2013

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Auf der German Taiji Open war es beein-druckend zu sehen, wie sich Taijiquan-Praktizierende aus der ganzen Weltfriedlich im Wettkampf verglichen undmiteinander und aneinander wuchsen. Ich würde mich freuen, wenn wir dieseWerte und diese Atmosphäre noch mehrin die Welt hinaustragen und somit die-sen Geist nicht nur mit den Taijiquan-

Netzwerkmagazin · 201356

Björn Hammerling, 26 jähriges Studiumder Kampfkünste in den sog. „harten Stilen“ wie Muay Thai, Jeet Kune Do, bereits im Alter von 15 Jahren Beschäfti-gung mit den Lehren des Daoismus undTraining des Qigong und Taijiquan (YangStil und später des Wudang Stil).

Kontakt:Björn Hammerling, Tel.: 0172/8882352Email: [email protected]: www.blackbelt-training.de

Der Autor

1 (Daodejing, Vers 7) Laotzi´s Daodejing, Laozi (Autor), Jan Silberstorff (Autor), Richard Wilhelm (Autor), Verlag: Lotus-Press, Auflage 2, November 2012

2 (Sijo Lee, Jun Fan) Tao of Jeet Kune Do, Bruce Lee(Autor), Verlag: BlackBelt Communications, (Oktober 1975)

Übenden der Welt, sondern auch mit un-seren Mitmenschen, Zuschauern und Fa-milienmitgliedern teilen könnten.

Spricht man mit Teilnehmern und fragtnach deren Eindrücken, bekommt manimmer wieder als erstes die besondereStimmung, die tolerante und warmher-zige Atmosphäre genannt. Diese Eindrü-

cke nehmen die Teilnehmer mit nachHause, wachsen in ihrem persönlichenTaiji und geben diese Eindrücke weiterals Botschafter des Taijiquan.

Können wir etwas schöneres erreichen,als einen authentisch lachenden Men-schen, der in warmherzigen Tönen vonseinen Erfahrungen spricht? Das sind dieBotschaften, die das weltweite Taijiquanwachsen lassen! Das ist unsere ureigens-te Aufgabe als Praktizierende einerKunst – der Kunst weltweit zur vollenBlüte verhelfen.

Egal ob Tui Shou oder Daolu, der Körperfolgt dem Geist. Wächst unser Geist, rei-fen auch unsere Bewegungen. Ein Schrittauf dem Weg des Wachstum ist sicherdie Teilnahme an Taijiquan-Wettkämp-fen, denn sie bringen die Teilnehmer ineine extreme Situation, in der sie unterNervosität und Druck lernen müssen,ihre Mitte zu bewahren und fest verwur-zelt in ihrem Wertesystem zu sein.

„Einfachheit ist das Ende einer Technik,es ist der Beginn der Natur.“2 Das ist dashöchste Prinzip des Taijiquan – Weich-heit durch Einfachheit, geboren aus derTechnik, vervollkommnet durch dasMeistern der Kunst und das Finden unse-rer eigener Natur.

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Netzwerker in Aktion

Dazu gehört nicht nur ein vertiefendesWissen und eine vertiefende Erfahrungüber Meditationspraxis, sondern ebensoein Überblick über die spirituellen Wegeder großen Weltreligionen einerseitsund der verschiedenen westlichen Fach-wissenschaften andererseits, die sich andiese Grenzgebiete heranwagen, bzw.schon deutlich bis zu ihrer Tiefe vorge-drungen sind.

Zu den Übungswegen, die in einer Reihevon sechs Modulen (Wochenenden) ver-teilt über drei Jahre, thematisiert wer-den, gehören neben dem SchwerpunktQigong, Taijiquan und Meditation: medi-tativer ekstatischer Tanz, die Yoga-Wege,der Zen- und Vipassana-Weg, der Wegder Kontemplation, der Drehtanz und die

Sufi-Sitzmeditation (Sikker) und derengeistigen Traditionen. Zudem ist das The-ma Übung und Alltag ein Dauerbrenner.Westliche Forschungsansätze, die be-handelt werden und sich dem ThemaMeditation annähern bzw. sich damit di-rekt auseinandersetzen sind: Medizini-sche und psychologische Forschung überNahtoderfahrungen, interreligiöse For-schung, Erkenntnisse der Transpersona-len Psychologie, der Integralen Bewusst-seinsforschung und Schattenarbeit, derneurowissenschaftlichen (Gehirn-) For-schung und die Erkenntnisse der Quan-tenphysik.

In sechs Hauptmodulen werden dabei inTheorie und Übungspraxis folgendeSchwerpunkte vermittelt:

1) Schamanismus, Daoismus, Konfuzia-nismus und Qigong/Taijiquan

2) Hinduismus – Buddhismus und Qiogong/Taijiquan

3) Kabbala, Christentum, Sufismus und Qigong/Taijiquan

4) Integrale Spiritualität und Qigong/Taijquan

5) Hirnforschung/Quantenphysik und Qigong/Taijiquan

6) Transpersonale Psychologie/Schattenarbeit und Qigong/Taijiquan

Zwei weitere Vertiefungs-Blöcken kön-nen zu praktische Erfahrungen wahlwei-se belegt werden (2 Wochenenden (WE)daraus sind für ein Zertifikat verpflich-tend):1) Energie- und Selbsterfahrung: Körper, Geist und Seele

2) Sitzende und bewegte Meditation:Zen – Qigong/Taijiquan

Die Weiterbildung kann mit einem Zerti-fikat abgeschlossen werden. Das Zertifi-kat soll mindestens 120 Unterrichtsstun-den in drei Jahren umfassen und wirdvom „Institut Ost-West-Spirit – Qigong,Taijiquan und Meditation“ ausgestellt. Zur Zeit werden Überlegungen ange-stellt, diese Weiterbildung in Kooperati-on mit der Qilin-Akademie des Netzwer-kes anzubieten und sie so weit zu öffnen,dass auch einzelne Wochenenden belegtwerden können. Die Weiterbildung sollsich im dreijährigen Rhythmus wieder-holen, so dass fehlende Module nachge-holt werden können.

57Netzwerkmagazin · 2013

Nähere Infos: www.ost-west-spirit.de –T’ai Chi – Arbeitskreis/Weiterbildungoder Klemens J.P. Speer, [email protected]

Nähere Infos

eit Februar diesen Jahres läuft eine Weiterbildung mit integriertem Ar-beitskreis für Qigong- und Taijiquan-Kursleiter/innen, -Lehrer/innen undfortgeschrittene Schüler/innen mit dem Ziel: Qigong und Taijiquan alsÜbungswege der Meditation zu vermitteln und diese Übungswege – im

Spannungsbogen zwischen Ost und West – als Errungenschaften des Ostens im west-lich aufgeklärten Denken zu verorten.

Von Klemens Speer

Qigong, Taijiquan und Meditation

Arbeitskreis und Weiterbildung

S

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Taiji in der Presse

BERLINER MORGENPOST:http://www.morgenpost.de/ratgeber/stiftung-warentest/ar-tikel/article113205145/Mode-aus-dem-Reich-der-Mitte.html

29.01.13Tai Chi 25. Januar 2013 | test 2/2013Mode aus dem Reich der Mitte

Die chinesische Bewegungslehre Tai Chi wird hierzulande immer beliebter.

Tai Chi liegt im Trend. Die jahrhundertealte chinesische Bewe-gungslehre wird mittlerweile in zahlreichen deutschen Sport-schulen angeboten: als schonendes Bewegungsprogramm fürÄltere und als spiritueller Ausgleich für die Jungen. Ein chinesi-sches Sprichwort besagt, dass es dem regelmäßig Übenden dieGeschmeidigkeit eines Kindes, die Gesundheit eines Holzfällersund die Gelassenheit eines Weisen verspricht. Eigenschaften,die auch viele Deutsche für erstrebenswert halten. Doch was istso besonders an den langsamen Bewegungen, die in China zumKulturgut gehören? Ist die momentane Begeisterung mehr alsein kurzlebiger Trend? Und kann Tai Chi wirklich die Gesundheitverbessern? Die deutsche Fachwelt ist darüber noch uneins.

Die Zeitschrift test informiert: Tai Chi hat eine lange Tradition undist aus einem Kampfsport entstanden. Viele Bewegungen erin-nern noch immer an Schläge, Stöße und Tritte zur Abwehr eines(imaginären) Gegners, weswegen der Sport auch als „Schatten-boxen“ bezeichnet wird. Inzwischen steht aber nicht mehr dieSelbstverteidigung, sondern die positive Wirkung auf Körper undGeist im Vordergrund. Das Besondere: Die Bewegungen werdenfast in Zeitlupentempo ausgeführt. Das Training findet in Grup-pen statt. Die Teilnehmer durchlaufen die Choreografie synchronmit dem Lehrer. Oft wird auch im Freien geübt.

Anhänger der Bewegungslehre sind überzeugt, dass sich durchregelmäßiges Training die körperliche und geistige Gesundheiterhalten und verbessern lässt. Einen Beweis für diese These imSinne der evidenzbasierten Medizin gibt es bislang noch nicht:Das liegt vor allem daran, dass zu wenige und zu wenig hoch-wertige wissenschaftliche Studien vorliegen. Es gibt aberdurchaus Untersuchungen, die einzelne positive Effekte bei be-stimmten Beschwerden nahelegen. Am ehesten als vielver-sprechend schätzt die Stiftung Warentest beispielsweise dieDaten ein, die sich auf eine verbesserte Herz-Kreislauf-Fitness,die Senkung des Blutdrucks und die Steigerung der Beweglich-keit beziehen. Durch die fließenden langsamen Bewegungensind Unfälle kaum denkbar – das Risiko, sich zu verletzen, ist re-lativ gering. Und das Training schont die Gelenke. Wie andereBewegungsformen auch kann Tai Chi zudem die Muskulaturstärken und die Bänder geschmeidig machen.

Weiteres Plus gerade für Ältere: Der Sport kann helfen, Stürzenvorzubeugen. Die Wahrnehmung des Körpers verbessert sich,

gleiches gilt für die Halte- und Bewegungskraft sowie denGleichgewichtssinn. Tai Chi soll außerdem positive Auswirkun-gen auf die Psyche haben. Eine Studie aus den USA hat zum Bei-spiel den Effekt von Tai Chi bei Depressionen von Senioren un-tersucht. Ergebnis: Die Patienten sprechen besser auf die The-rapie an, wenn sie regelmäßig Tai Chi machen.

Viele Krankenkassen beteiligen sich an den Kosten für Tai-Chi-Kurse, manche übernehmen sie sogar ganz. Voraussetzung ist,dass der Kurs bei einem zertifizierten Lehrer stattfindet und derVersicherte die Kursteilnahme belegt. Deshalb sollten sich Teil-nehmer stets eine Bescheinigung geben lassen.

STIFTUNG WARENTEST:http://www.test .de/Tai-Chi-Gesundheit-aus-Fernost-4494240-0/

24.01.2013Tai Chi: Gesundheit aus Fern ost

Millionen Chinesen können nicht irren: Seit Jahr tausendenwird im Reich der Mitte Tai Chi praktiziert. Der ehemaligeKampf sport verspricht dem regel mäßig Übenden die Ge-schmeidig keit eines Kindes, die Gesundheit eines Holz fällersund die Gelassenheit eines Weisen. Das besagt zumindest einaltes chinesisches Sprich wort. Einen Beweis für diese These imSinne der evidenzbasierten Medizin gibt es bislang nicht. Trotz-dem legen Studien nahe, dass Tai Chi Körper und Geist gut tunkann. Die sanften Bewegungen sollen den Blut druck senken,Ängste und Depressionen lindern und dabei helfen, Stürze imAlter zu vermeiden. test klärt auf und nennt Alternativen wieQigong und Yoga.

Netzwerkmagazin · 201358

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Taiji in der Presse

59Netzwerkmagazin · 2013

GESUNDE MEDIZIN: Taijiquan und Qigong – In Harmonie mit Körper und Geist Ausgabe März 2013, Auflage 150.000, erscheint monatlich

Sie rudern auf dem stillen See, helfen der Welle ins Meer undwehren Affen ab. Sie tun es gelassen und wo und wann immersie wollen. Die Rede ist von Menschen, die Qigong oder Taiji-quan als ihre Kraftquelle entdeckt haben. Denn in den Übun-gen mit Namen wie „fliegender Kranich“ steckt mehr, als dielangsamen Bewegungen vermuten lassen.

Es ist schwierig, Qigong (auch Qi Gong) und Tajiquan (auch TaiChi) zu beschreiben: Sind es Bewegungs- und Körpertrainings,Meditation oder sind es Atem-, Konzentrations- und Kampf-kunstübungen? Vielmehr sind sie eine Mix von allem. Am tref-fendsten ist der Begriff Bewegungskunst. Das hat seinen Ur-sprung in den zahlreichen Einflüssen, die beide Bewegungs-trainings im Laufe ihrer Geschichte erlebt haben.

Qigong ist eine alte chinesische Heilkunst und Bestandteil dertraditionellen chinesischen Medizin (TCM) und kann auf eineüber 4.000 Jahre alte Historie zurückblicken. Zahlreiche Kultu-ren und Philosophien haben unzählige Techniken und Varian-ten entstehen lassen. Allerdings waren die Übungen damalsnicht unter diesem Namen bekannt. Erst der chinesische ArztDr. Liu Guizhen führte vor rund 60 Jahren den Begriff Qigongein. Wörtlich übersetzt heißt er „Arbeit mit der Lebensenergie“.Qigong ist keine Kampfkunst, sondern dient ausschließlich derGesunderhaltung ...

Welt-Taiji-TagZum diesjährigen Welt-Taiji-Tag finden wieder zahlreiche Veranstaltungen statt. Wir haben Nachricht von Veranstaltungenin Aschaffenburg, Frankfurt, Freiburg und Halle/Saale. Wir freuenuns über kurze Berichte und Fotos von euern Events.

Blumenschau mit Taijiquan und QigongIn Hamburg findet vom 06.04.-13.10.2013 Internationalen Garten-schau statt. Unsere Hamburger KollegInnen werden dort jeden Montag Abend im Park Taijiquan und Qigong zum Mitmachen anbieten und damit unsere Bewegungskünste und unser Netzwerkbekannt machen.

Netzwerktreffen➜ 28. – 30. Juni in 63743 Aschaffenburg/Schweinheim

Kontakt: Gudrun Geibig, [email protected]

➜ 07. September in 76835 Hainfeld, Kontakt: Harald Hasenöhrl [email protected] und Ursula Rimbach, [email protected]

➜ 25. – 27.10.2013 im Stift Reichersberg in ÖsterreichKontakt: Michael Bouda, [email protected] und Thomas Huber [email protected]

Nachrichten

BLOGS:http://taiji-europa.blogspot.de/http://blog.taiji-raum.de/http://taijifortwo.blogspot.de/

Page 60: Netzwerk...wissen. Was ist er oder sie für ein Mensch, was bewegt ihn, wie fühlt, wie denkt er oder sie? Ich will ihn verstehen, ihm näher kommen. Dann erarbeite ich den Text nach

Taijiquan und Qigong Netzwerk Deutschland e.V.Oberkleener Straße 23

D-35510 Butzbach