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Jg. 39, ]:[eft 9 i . WEICKEI~ et &l.: Neue Gesiehtspunkte in der Betrachtung der Proteinurie beim Plasmocytom. I 471 1. Mai 1961 Tabelle. Einflu[3 der Thyroxinvorbehandlung au/ die Dauer der Repolarisationsphase Die gepolarisationszeit ist in msee angegeben. Die Streu- ungsangabe hinter den Warren ist der mittlere Fabler des Mittehvertes (s~); in der Kontrollgruppe ist n=100 yon 10 Tieren, in der Versuchsgruppe ist n = 6 0 yon 6 Tieren. Die letzte Spalte gibt die Abnahme der Dauer der I~epolari- sationszeit in % nach Thyroxinvorbehandhng an. I Repolarisationszeit Grad -- - - der t~epolarisation ~ I Thyroxin- | Kontrollgrupl0e I vorbehandelte Abnahme % I ] Gruppe % 20 109 ~ 1,4 71 4-1,1 35 50 i47 4-1,2 97 4-1,0 28 90 I 202 :J=2,1 174±2,5 14 die Thyroxinvorbehandlung die l~epolarisationsphase deutlieh: Die Zeit bis zur 20%igen Repolarisation nimmt um 35%, bis zur 50%igen um 28% und die Zeit bis zur 90%igen Repolarisation um 14% ab. Alle Untersehiede sind statistiseh signifikant. Wahrend einer Thyroxinverg~tung ist die Repolari- sationsphase und damit die ge~aktarperiode der Vor- hofmuskulatur /requenzunabhiingig verkiirzt. Da alle bisher untersuchten Stoffweehselhemmstoffe zu einer Verkiirzung der igepolarisationsphase der Herzmuskel- aktionspotentiale fiihren, wurde die Arbeitshypothese aufgestellt (Li~LLMA~N), dab die Herzmuskulatur zur Aufreehterhaltung einer normal langen lgefraktar- periode Energie aufwenden mull Es besteht die MSg- lichkeit, f/it den besehriebenen Thyroxineffekt einen ahnliehen Wirkungsmeehanismus anzunehmen, da Thyroxin den Zellstoffweehsel tiefgreifend beeinfluBt. Es steigert den Sauerstoffverbraueh, hemmt die Phos- phorylierungsvorgange,vermindert den Glykogen gehalt und ffihrt zur Verarmung der Zelle an energiereiehen Phosphaten (zusammenfassende Darstellung yon LAs-G U. ~IEBEI~T, STAlgY, JUNKMANN, HOLLAND U. KLEIN und MATTHES). Diese Stoffweehselsituation wird dureh die in vivo angestiegene Schlagfrequenz weiter ver- sehlechtert, so dab als Ursaehe fiir die Verkfirzung der Refraktarperiode des thyreotoxisehen Herzens ein Mangel an energiereichen Verbindungen angenommen warden kann. Zusammen/assung. Mit inbracellularen Mikroelek- troden warden Aktionspotentiale yon Meerschwein- ehenvorhSfen in vitro abgeleitet. Naeh Vorbehandlung der Tiere mit Thyroxin (5 Tage lang 1 mg dl-Thyroxin je Kilogramm) ist die l~epolarisationsphase und damit die Refraktarperiode im Vergleich zu Kontrolltieren bei gleieher Schlagfrequenz verkiirzt. Literatur. HOLLA~D, W. C., and g. L. KLm~: Chemistry of heart failure. Springfield, Ill.: Ch.C. Thomas 1960. -- JUNKMA~'N, K.: In B. FLASCIIENTI~XGER U. E. LEKNAIgTZ, Physiologische Chemie, Bd. II/2b, S. 425. Berlin-GSttingen- Heidelberg: Springer 1956. -- KUSCHINSKY,G., u. tt. LffLL- ~AN~: Pfliigers Arch. ges. Physiol. 267, 392 (I958). -- LANG, K., u. G. SIEBEI~T: In B. ]~LASCHENTIgXGEI~U. ]~. L]gII- ~A~TZ, Physiologische Chemie, Bd. II/lb, S. 10~6. Berlin- G6ttingen-Heidelberg: Springer: 1954. - - Li2nL~A~, H. : Naunyn-Sehmiedeberg's Arch. exp. Path. Pharmak. 237, 447 (1959). -- M~TTHES, K.: Handbuch der inneren Medizin, Bd. IX/4, S. 317. Berlin-GSttingen-Heidelberg: Springer 1960. - - MVSeBOLL, E.: Pfliigers Arch. ges. Physiol. 264, 467 (1957). - - STAGY,Z. : In B. FLASCttENTR2~GEI~ U. E. LEH- ~WAnTZ,Physiologische Chemie, Bd. II/2a, S. 8. Berlin-GSt- tingen-Heidelberg: Springer 1956. - - T~AVTW~, W., u. J. DUD~: Pflfigers Arch. ges. Physiol. 261), 24 (1954). Neue Gesichtspunkte in der Betrachtung der Proteinurie beim Plasmocytom* I. Mitteilung Von H. W]~[CKEn.und K. HUH~STOCK Aus der Medizinischen Universit4tspoliklinik Heidelberg (Oirektor: Prof. Dr. mad. tt. PL~dGGE) Einleitung Naeh Hitzefallung des Benee Jonessehen EiweiB- kSrpers (BJE) bei 65 o konnten wir im Benee Jones- freien I~est-Urin (PRU) einen in hoher Konzentration gelSs~cn kohlenhydrat- und lipidhaltigen Protein- komplex naehweisen. Dieser Befund veranlaBte uns zu einer vergleiehenden Untersuehung dieses Protein- komplexes und des BJE bei 2 Fallen yon eytologiseh gesieherten Plasmoeytomen. Bei beiden Patienten lagen im Serum keine wesentliehen EiweiBverande- rungen vor. Elektrophoretisehe Urinuntersuehnngen im eingeengten Urin yon Plasmoeytomen haben ge- zeigt, dab der BJE weir haufiger ist, als man auf Grund der Ergebnisse der Benee-Jonessehen Koeh- wobe allein annehmen konnte 1, 2, 5. Augerdem Iiegt der Prozentsagz der BJE-Ausseheidung bei Plasmo- eytomen ohne Serumver/inderungen h6her als bei den Fallen mit ParaproteinamieS, ~3. Die yon B~cE- JoN~s 1.849 besehriebene Thermoreversibilitat trifft naeh dem Ergebnis neuerer Untersuchungen nur par~iell zu4-% Trotz zahlreieher Untersuehungen fiber die AminosaurezusammensetzungT-10, 2s, das Mole- kulargewieht~, 5, 12-14, die elektrophoretisehe Wande- * Mit Unterstiitzmlg der Deutsehen Forsehungsgemein- schaft. rung und die Lipoidkomponente des BJE 5, 12, Sl, s~, der seit Jahren besondere Beachtung in der medi- zinisehen Forsehung fand, wurde bis jetzt dem Protein- komplex aus dam l~est-Urin nach Ausfallung des BJE noch keine Beachtung geschenkt. Wir nntersuchten daher vergleichend mit Elektrophorese, Adsorptions- und Verteilungs-Chromatographie sowie chemisehen Methoden den BJE, den Proteinkomplex des PRU und das Misehprotein des nicht erhitzten Gesamt- Urins (PGU). ~)ber die vorliegenden Ergebnisse wird im folgenden beriehtet. Methodik 1. Au/arbeitung der Proteinkomplexe BJE, PRU und PGU. 200 cm a Urin wurden naeh 15 rain Zentrifugieren 48 Std gegen fliel3endes Wasser dialysiert. Bei einem p~I yon 6,2 wurde der Urin im Wasserbad yon 650 ira Zentrifugenglas erhitzt. Naeh Auftreten einer dieken, milehigen Triibung wurde 5 rain mit 3000 U/rain zentrifugiert. Der Uriniiberstand, der den Pt{U enthielt, wurde sofort durch ein engporiges Filter filtriert, nach Abkiihlen des Filtrates auf Zimmertemperatur wurde erneut filtriert. Der Bodensatz nach Zentrifugieren der milchigen Triibung wurde mit Aqua dest. zweimal gewaschen und zentrifugier~. Der gewaschene Bodensatz entspraeh dem BJE. Bodensatz und filtrierter Uberstand wurden naeh Gefrier- und Exsiccatortrocknung fiber CaCI 2im Hochvakuum zur vollkommenen Trocknung gebraeht. 200 cm ~ Urin wurden zentrifugiert und 48 Std dialysiert. Diese Urinmenge wurde 36*

Neue Gesichtspunkte in der Betrachtung der Proteinurie beim Plasmocytom

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Jg. 39, ]:[eft 9 i . WEICKEI~ et &l. : Neue Gesiehtspunkte in der Betrachtung der Proteinurie beim Plasmocytom. I 471 1. Mai 1961

Tabelle. Einflu[3 der Thyroxinvorbehandlung au/ die Dauer der Repolarisationsphase

Die gepolarisationszeit ist in msee angegeben. Die Streu- ungsangabe hinter den Warren ist der mittlere Fabler des Mittehvertes (s~); in der Kontrollgruppe ist n=100 yon 10 Tieren, in der Versuchsgruppe ist n=60 yon 6 Tieren. Die letzte Spalte gibt die Abnahme der Dauer der I~epolari- sationszeit in % nach Thyroxinvorbehandhng an.

I Repolarisationszeit Grad -- - -

der t~epolarisation ~ I Thyroxin- | Kontrollgrupl0e I vorbehandelte Abnahme

% I ] Gruppe %

20 109 ~ 1,4 71 4-1,1 35 50 i47 4-1,2 97 4-1,0 28 90 I 202 :J=2,1 174±2,5 14

die Thyroxinvorbehandlung die l~epolarisationsphase deutlieh: Die Zeit bis zur 20%igen Repolarisation nimmt um 35%, bis zur 50%igen um 28% und die Zeit bis zur 90%igen Repolarisation um 14% ab. Alle Untersehiede sind statistiseh signifikant.

Wahrend einer Thyroxinverg~tung ist die Repolari- sationsphase und damit die ge~aktarperiode der Vor- hofmuskulatur /requenzunabhiingig verkiirzt. Da alle bisher untersuchten Stoffweehselhemmstoffe zu einer Verkiirzung der igepolarisationsphase der Herzmuskel- aktionspotentiale fiihren, wurde die Arbeitshypothese aufgestellt (Li~LLMA~N), dab die Herzmuskulatur zur Aufreehterhaltung einer normal langen lgefraktar- periode Energie aufwenden mul l Es besteht die MSg- lichkeit, f/it den besehriebenen Thyroxineffekt e i n e n ahnliehen Wirkungsmeehanismus anzunehmen, da Thyroxin den Zellstoffweehsel tiefgreifend beeinfluBt.

Es steigert den Sauerstoffverbraueh, hemmt die Phos- phorylierungsvorgange,vermindert den Glykogen gehalt und ffihrt zur Verarmung der Zelle an energiereiehen Phosphaten (zusammenfassende Darstellung yon LAs-G U. ~IEBEI~T, STAlgY, JUNKMANN, HOLLAND U. K L E I N und MATTHES). Diese Stoffweehselsituation wird dureh die in vivo angestiegene Schlagfrequenz weiter ver- sehlechtert, so dab als Ursaehe fiir die Verkfirzung der Refraktarperiode des thyreotoxisehen Herzens ein Mangel an energiereichen Verbindungen angenommen warden kann.

Zusammen/assung. Mit inbracellularen Mikroelek- troden warden Aktionspotentiale yon Meerschwein- ehenvorhSfen in vitro abgeleitet. Naeh Vorbehandlung der Tiere mit Thyroxin (5 Tage lang 1 mg dl-Thyroxin je Kilogramm) ist die l~epolarisationsphase und damit die Refraktarperiode im Vergleich zu Kontrolltieren bei gleieher Schlagfrequenz verkiirzt.

Literatur. HOLLA~D, W. C., and g. L. KLm~: Chemistry of heart failure. Springfield, Ill.: Ch.C. Thomas 1960. - - JUNKMA~'N, K.: In B. FLASCIIENTI~XGER U. E. LEKNAIgTZ, Physiologische Chemie, Bd. II/2b, S. 425. Berlin-GSttingen- Heidelberg: Springer 1956. - - KUSCHINSKY, G., u. tt. LffLL- ~AN~: Pfliigers Arch. ges. Physiol. 267, 392 (I958). - - LANG, K . , u. G. SIEBEI~T: In B. ]~LASCHENTIgXGEI~ U. ]~. L]gII- ~A~TZ, Physiologische Chemie, Bd. II/lb, S. 10~6. Berlin- G6ttingen-Heidelberg: Springer: 1954. - - Li2nL~A~, H. : Naunyn-Sehmiedeberg's Arch. exp. Path. Pharmak. 237, 447 (1959). - - M~TTHES, K.: Handbuch der inneren Medizin, Bd. IX/4, S. 317. Berlin-GSttingen-Heidelberg: Springer 1960. - - MVSeBOLL, E.: Pfliigers Arch. ges. Physiol. 264, 467 (1957). - - STAGY, Z. : In B. FLASCttENTR2~GEI~ U. E. LEH- ~WAnTZ, Physiologische Chemie, Bd. II/2a, S. 8. Berlin-GSt- tingen-Heidelberg: Springer 1956. - - T~AVTW~, W., u. J. DUD~: Pflfigers Arch. ges. Physiol. 261), 24 (1954).

Neue Gesichtspunkte in der Betrachtung der Proteinurie beim Plasmocytom* I. Mitteilung

Von

H. W]~[CKEn. und K. HUH~STOCK

Aus der Medizinischen Universit4tspoliklinik Heidelberg (Oirektor: Prof. Dr. mad. tt. PL~dGGE)

Einleitung Naeh Hitzefallung des Benee Jonessehen EiweiB-

kSrpers (BJE) bei 65 o konnten wir im Benee Jones- freien I~est-Urin (PRU) einen in hoher Konzentration gelSs~cn kohlenhydrat- und lipidhaltigen Protein- komplex naehweisen. Dieser Befund veranlaBte uns zu einer vergleiehenden Untersuehung dieses Protein- komplexes und des B J E bei 2 Fallen yon eytologiseh gesieherten Plasmoeytomen. Bei beiden Patienten lagen im Serum keine wesentliehen EiweiBverande- rungen vor. Elektrophoretisehe Urinuntersuehnngen im eingeengten Urin yon Plasmoeytomen haben ge- zeigt, dab der B J E weir haufiger ist, als man auf Grund der Ergebnisse der Benee-Jonessehen Koeh- wobe allein annehmen konnte 1, 2, 5. Augerdem Iiegt der Prozentsagz der BJE-Ausseheidung bei Plasmo- eytomen ohne Serumver/inderungen h6her als bei den Fallen mit ParaproteinamieS, ~3. Die yon B ~ c E - JoN~s 1.849 besehriebene Thermoreversibilitat trifft naeh dem Ergebnis neuerer Untersuchungen nur par~iell zu4-% Trotz zahlreieher Untersuehungen fiber die AminosaurezusammensetzungT-10, 2s, das Mole- kulargewieht~, 5, 12-14, die elektrophoretisehe Wande-

* Mit Unterstiitzmlg der Deutsehen Forsehungsgemein- schaft.

rung und die Lipoidkomponente des B J E 5, 12, Sl, s~, der seit Jahren besondere Beachtung in der medi- zinisehen Forsehung fand, wurde bis jetzt dem Protein- komplex aus dam l~est-Urin nach Ausfallung des B J E noch keine Beachtung geschenkt. Wir nntersuchten daher vergleichend mit Elektrophorese, Adsorptions- und Verteilungs-Chromatographie sowie chemisehen Methoden den BJE, den Proteinkomplex des PRU und das Misehprotein des nicht erhitzten Gesamt- Urins (PGU). ~)ber die vorliegenden Ergebnisse wird im folgenden beriehtet.

Methodik

1. Au/arbeitung der Proteinkomplexe BJE, PRU und PGU. 200 cm a Urin wurden naeh 15 rain Zentrifugieren 48 Std gegen fliel3endes Wasser dialysiert. Bei einem p~I yon 6,2 wurde der Urin im Wasserbad yon 650 ira Zentrifugenglas erhitzt. Naeh Auftreten einer dieken, milehigen Triibung wurde 5 rain mit 3000 U/rain zentrifugiert. Der Uriniiberstand, der den Pt{U enthielt, wurde sofort durch ein engporiges Filter filtriert, nach Abkiihlen des Filtrates auf Zimmertemperatur wurde erneut filtriert. Der Bodensatz nach Zentrifugieren der milchigen Triibung wurde mit Aqua dest. zweimal gewaschen und zentrifugier~. Der gewaschene Bodensatz entspraeh dem BJE. Bodensatz und filtrierter Uberstand wurden naeh Gefrier- und Exsiccatortrocknung fiber CaCI 2 im Hochvakuum zur vollkommenen Trocknung gebraeht. 200 cm ~ Urin wurden zentrifugiert und 48 Std dialysiert. Diese Urinmenge wurde

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472 t t . WE~CKE~ et ~I. : Neue Gesichtspunkte in der Betraehtung der Proteinurie beim Plasmocytom. I Klinische Wochensehrift

ohne Erhitzen in der gleichen Weise getrocknet und enthielt das Misehprotein PGU.

2. Ele~trophoreseuntersuchungen. Eine 1000 rag- % w~.i~rige LOsung der drei vakuumtroeknen Substanzen wurde hergestellt. P R U und PGU lSsten sieh spontan bei Zimmertemperatur in Aqua dest.; der B J E ging erst nach Zusatz yon einigen Tropfen Na.OH bei einem pg yon 9 in wi~rige LSsang. Die zur LSsung des B J E erforderliche l~Ienge NaOH wurde der LSsung dos PGU und PI~U gleielffalls zugesetzt. Die Papier- elektrophorese wurde auf Whatman-Papier 1Wr. 1 bei einem Puffer-pH yon 8,6, Ionenst~rke 0,1, Spgnnung 200Vott, Stromst~rke 1,5 mA je Streifen, mit einer Auitragsmenge yon 0,045 cm s zur Eiweitdarstellung und 0,2 em~ fiir Kohlenhydrat- and Lipiddarstellung naeh einer bereits ausffdhrlich beschrie- benen Methode durchgefiihrti% Die Laufzeit betrug 6 Std, die Eiwei~anfgrbung erfolgte mit Amidoschwarz i~, die Lipid- darstellung mit Sudansehwarz ~s und die Kohlenhydrat~nf~r- bung naeh KI~EDEL 19 und HI~SCH ~°. Die Di~grammdar- stellung wurde mit dem Direktsehreiber (Zeiss) vorgenommen.

3. Chromatographie. Die Papier-Chromatographie zur Trennung der Aminosguren und Ges~mtkohlenhydrate wurde auf Wh~tman-Papier Nr. 1 in zweiphasigem Arbeitsgang ab- steigend ausgeffihrt. Folgende Hydrolysen wnrden aus- gefiihrt: Wasserhydrolyse 1 Std bei 100 °, 2 n HCI 4 Std bei 100 °, 4 n HC1 6 Std bei 100 ° und 6 n HC1 8 Std bei 1000 . Die Salzs~ure wurde unter Verwendung eines FShns voll- kommen vertrieben. Als Solvent wurde Pyridin: Butanol: Wasser = 1 : 3 : 1,5 V/V/V. verwandt. Die fiberstehende Phase im Seheidetriehter wurde mit 1 Tell Pyridin versetzt. 5T~eh 24stiindiger Laufzeit wurde das Chromatogramm an der Luft getroeknet und in der gleichen Trennkammer uuter Verwen- dung desselben LSsungsmittels erneut 18 Std chromato- graphiert. Die Aminos~uren wurden mit einem 2% ~in- hydrin-Butanol-Spray und bei 110 ° 10 rain entwickelt. Die Zucker und Aminozucker wurden nach derselben Chromato- graphieteehnik getrennt. Die Entwieklung effolgte durch Siehtbarmaehen der reduzierenden Gruppen mit l°/00 Silber-

o nitrat-AeetonlSsung. Danaeh wurde das Papier in 2/so NaOH- Isopropano.l-Xthanol-LSsung gebadet. Das Verhiltnis Iso- propanol:Athanol betr~gt 2: 3. Absehlie~end wurde in 25 % Thiosulf~tlSsung fixiert s~.

Adsorptionschromatographie au/ Kieselgelplatten. Die Teeh- nik wurde an anderer Stelle ~usfiihrl~ch publiziert ~s. Zur Darstellung der Lipide wurde bei anfsteigender Chromato- gr~phieteehnik ~]s LSsungsmittel Chloroform: Benzol ~ 3:2 V/V verw~ndt. Ste~ghShe 20cm. Chromatographiedauer 30 rain. Zur Trennang der Zueker, Aminozueker und Lipide wurde das LSsungsmitteI Propanol:Ammoniak:Wasser 6:2:1 V/V/V mit einer SteighShe yon 6era angewandt. In der 2. Phase wurde nach Lufttrocknung der Plutten mit Chlorofoiwa: Benzol 3: 2, SteighShe 20 cm chromatographiert. AuBerdem wurde vergleiehend das Solvent Propanol:Am- monigk:Wasser = 4 :3 :2 V/V/V verwandt. Die Siehtbur- machung der getrennten Substanzen erfolgte mit 20% Anti- montrichlorid-ChloroformlSsung es.

4. Chsmische Methoden. Gesamteiwei[3. Der Stiekstoff wurde naeh der Methode yon KJELDAHL bestimmt. Aus den ermittelten Stickstoffwerten wurde der Gesgmteiwei[tgehalt erl~chnet. AuBerdem wurde das Gesamteiweil~ mit der Biuret- me~hode ermittelt. Hierzu wurden 5 rag Substanz in 1 ems Wasser gelSst mit 8 em ~ 3% N~OH und 0,3 cm ~ 20% Kapfer- sulfat versetzt, gut durehgeschiittelt und naeh 5 rain 15 rain lang zentrifugiert. Die Biuretreaktion wurde in dem Beck- mann-Photometer DU bei Wellenl~nge 546 m# gegen Wasser- N~OH-Kupfersulfat als Leerwert abgelesen. Als Standard wurde sowohl eine 0,01% Albumin- als aueh eine 0,01% ?-GlobulinlSsung verwandt.

Die ttexosen und Fucosen wurden mit der Anthron- und Orcinreaktion ~ ermittett. 5 mg Subst~nz wurden mit einer LSsung aus 0,2 g Anthron in 100 cm a konz. Sehwefels~ure 10 rain bei 1000 erhitzt. Naeh Abkfihlen wurde im Beekm~nn- Photometer DU bei Wellenl~nge 620 m# abgelesen. Als Stun- dard wurde eine 10rag-% Fucose-, Galaktose-, l~annose-, Glucose-LSsung verwandt.

Die Orcinreaktion wurde nach der yon SO,mE,BERGEn, KELLNER, SUEDHOFF und HAUI'T ~4 angegebenen Modifikation ausgeffihrt. 5 mg der Substanz wurden hi 1 cm ~ Wasser gelSst, ansehliel~end wurden 2 em~ frisch angesetztes Orcinre~gens (1,5% Orein in 30% Sehwefelsi~urel5sung) and 15 cm ~ 60% Sehwefelsiure zugegeben. Naeh griindlichem Durehmisehen wurde bei 800 20 min lang erhitzt. !Xaeh Abkiihlen wurde sofort im Beckmann-Photometer DU bei Wellenl~nge 546 m#

gegen einen Leerwert yon 1 em a Wasser, 2 ems Oreinreagens and 15cm s 60% Schwefelsi~ure abgelesen. Als Standard wurde eine 20, 40 and 100 rag-% Galaktose-Ma.nnoselSsung verwandt.

Die Neur~minsiure wurde nach der )iethode yon S w ~ - S~R~OLM ~s durchgefiihrt. 5 mg Subs~anz werden in 1 cm 3 Wasser mit 1 cm s Resoreinolreagens versetzt (10era 3 2% wi~rig gelSstes Resorcinol, 80 cm a konz. Salzs-~nre, 0,5 ems 0,1 mot Kupfersulfat, Aqua dest. ad 100 cm s) nach 15 rain Kochen wurde das Gemisch gekiihlt, das dabei entstgndeue Chromogen wurde mi~ 4 ems Butanol-Butylacetat 15: 85 a.us- geschiittelt und ira Beckmann-Pho~ometer DU' bei Wellen- lgnge 640 und 720 m/z gegen Butanol-Bntylacetat abgelesen. Der Differenzbetrag der Extinktionen entsprach der Neuramin- s~ure. Als Standard wnrde eine 5 rag-% N-Acetylneuramin- siure gelSst in Wasser verwandt.

Hexosaminbestimmung. 5 mg Substanz wurden mit 0,5 cm a 6 n HC1 8 Std lang hydrolysiert. Die S~lzsgure win'de mit einem FShn vertrieben, der Riiekstand wurde n~ch voll- kommener Troeknung in 0,5 cm s einer 0,3 n-HC1-LSsung auf- genommen. Hierzu wurde 1 em ~ Acetylaceton-LSsung hinzu- gefiigt. 1,5 cm ~ reines Acetylaceton wurden uuf 50 cm a mit 1,25 n ~Natriumcarbonat ~ufgefiillt. Diese GebrauehslSsung ist bei Zimmertemperatur hSchstens 3 Std haltbar. Die RShr- chen wurden intensiv geschfittelt, luftdicht verschlossen und im Wasserbad bei 960 1 Std erhitzt. Als StandurdlSsung wurde Glucos~minhydroehlorid gelSst in 0,3 n HC1 verwandt. 0,5 cm s sollen zwischen 25 und 100 ~-Glueosamin enthalten. Au~erdem werden 2 Leerwerte, bestehend sus 0,5 cm ~ 0,3 n HC1 mit 1 em a AcetylacetonlSsung beschickt und in der gleiehen Weise behandelt. Nach Abkfihlen gibt man zu jeder Probe zunichst 10 cm ~ 96 % Alkohol, dann 1 cm s Ehrlichs Re~gens und miseht die LSsung durch Einblasen yon Luft intensiv durch. Die Ablesung effolgt naeh 1 Std im Beckmann-Photometer DU bei 535 m# ss.

Die Lipidextraktion erfolgte aus 100 mg Subst~nz durch zweitagige Methanol-Extraktion und anschlie~end einti~gige Extraktion mit Chloroform: Methanol = 2:1. Die Substanzen wurden in Pappkapseln, inert gegen organische LSsungsmittel (Schleieher & Sehi~ll), gebraeht und mit Riickflu~kfihler in einem Langhalsrundkolben extrahiert. Hierdurch erfolgte jeweils Extraktion mit lipidfreiem L5sungsmittel. Die Gesamt- lipide wurden gravimetrisch bestimmt.

Das Gesamt- und freie Cholesterin wurde nach der Methode von SCHOEI~ttEIIVIER and SPERRY ermittelt es.

Die Phosph~tide wurden naeh der Methode yon SUBBAnOW und FISKE bestimmt ~:.

0,1 mg Gesamtlipid wurde zu adsorptionschrom~togr~- phisehen Unte~uehungen auf Kieselgelpla.tten arts der Ge- sam~lipidmenge ~bgezweigt.

Die quuntitativen chemisehen Untersuehungen warden jeweils im Doppelversueh ~usgefiihrt.

Kasuis t i k Patient E .H . , 58 J~hre. - - FA: unauffiltig. - - EA:

Wegen chroDischer t~hinitis-Sinusitis Stii~- und Kieferh6hlen- 0p. 1950. Sonst nie ernsthaft kra.nk gewesen. Februar 1955 Schmerzen in der Lendengegend bds., wegen erheblieher Albuminurie Krankenhaus~a/nahme. Elektrophorese und Blutbild seinerzeit unau~f~llig. Sterna lpunktat: P]asmoeytom Diagnose: Myelom. - - R6.-Kontrollen yon Thorax und Skelet o. B. L~ngere Zeit Behandlung mit Pent~midin und Uret~n. - - Seit 1957 in unserer st~ndigen Kontrolle. Subjektiv stets Klagen iiber schnetle und leichte Ermiidbarkeit und gelegent- liche leichte Schmerzen des Skeletsystems, wobei eine genaue Lokalisierung nicht m6glich war.

Klinischer Be/and. Gu~er Allgemeinzustand, mii~ige Adi- positas, I-Iaut und Schleimh~ute gut darchblutet, keine Cyanose, keine Dyspnoe. - - Kop/: N~rbe n~ch Stirnh6hlen- Op., sonst o .B . Augen, Nase, Ohren and Mundh6hle unauf- fgllig. - - Pulmo: Auskult. und perkut, unauff~llig. Herz und Kreislaufverh~ltnisse ausgegliehen, R R 140/90 mm Hg, P u l s 66/rain. - - Abdomen: Keine pathologisehe Resistenz, keine Drucksehmerzha~tigkeit. Leber und Milz palp. nieht vergr6IBert. Keine LymphknotenvergrSl~erungen. - - WS: ohne Druck-, Klopf- oder St~uehungssehmerz. Altersgem~i~e Beweglichkeit. - - Extremitdgten: unauff~llig. - - ZNS: ohne organpathologische Besonderheiten. - - R6.-Thorax: alters- gem~lBer Befund. Wiederholte R6.-Kontrollen des Skelet- systems stets ohne pathologische Ver~nderungen, insbesondere keine Plasmocytomherde. - - EKG: altersgem~JL - - Letzte

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Jg.'39, Heft 9 H. W~,~CK~g et al. : Neue Gesiehtspunkte in der Betraehtung der Proteinurie beim Ptasmo%~om. I 473 1, Mai 1961

Blu~bildkon$rolle (yore 24. I0.60): Hb 15,1 g-%, Er~hro 4,85 Mill., Leuko 3700, 1% Eosino, 51% Segm, 47% Lympho, 1% Mono. BKS 4--8 (aueh bei vorangegangenen Kontrollen stets normale BKS), BZ 88 mg- %, Wa.R. und Nebenreaktionen negativ, Takata fiber 100 rag-%, Thymol 1, Alk.-Res. 30 mmol. Na 148 m~q/1, Kalium 4,8 m~q/1, Chlor 107 m~q/1, Rest-N 27mg-%. - - Sternr&punktat: Vermehrung tells atypiseher Plasmazellen. - - Serumeiweifl.Elektrophorese (1959): Serum- eiweiB 6,9 g- %, Alb. 4,0 g- %, ~-Globulin 0,3 g- %, ~- 0,5 g- %, fl 0,7 g-%, y 1,4 g-%, (vom 24. 10. 60): Serumeiweifl 7,1 g-%, Alb. 4,3g-%, cq-Globulin 0,3g-%, ~0 ,8g-%, f i l ,0g-%, 0,3 g-%, y 0,5 g-%. - - Urin-EIektrophorese: Deutliche spitz- gipflige Zaeke mit Wanderungsgesehwindigkeit der fl-Globu- line. - - Urin: Albuminurie mit Esbaeh-Werten um 30/00, stets positiver Bence-Jonesscher Eiweigk6rper (bei Erhitzung auf

Befund. - - RS.-WS: m~Bige Osteoporose, keine Plasmoeytom- herde. - - Blutbild (yore 22.12.60): t tb 13,0g-%, Erythro 4,06 Mill., Leuko 4000, 4% Eosino, 53% Segm, 43% Lympho, Anisoeytose, Poikiloeytose. Takata 100rag-%, alkalisehe Phosphatase 16,2HE, saure Phosphatase unter 4,5HE, Chlor 104 m~q/l, Rest-N 44mg-%, HarnsEure 6,6 rag-%, Na 144 m~qtl, K 4,6 m~.qfl, Serumeisenspiegel 75 y-%, Ge- samt-Cholesterin 102mg-%, ffeies Cholesterin 32mg-%, Gesamtlipide 570mg-%, Phosphatide l l0mg-%. Lipoid- Elektrophorese: unauff~.lliges Lipidogramm. - - Serumeiweifl- Elektrophorese (yore 19.9. 60) : SerumeiweiBspiegel 6,2 g- %, Alb. 4,3g-%, u~-Globu]in 0,2g-%, cq0,7g-%, f10,Tg-%,

M Full //.

H

f¢ll /d.

fall/(. A

l Fall t~ czL I~.

Abb. L Elektrophoresediagramme tier Uroproteine PGU, PRU, BJE BJE ÷ FRU bei Fall H, and K. Auftragmenge: 0,045 enP einer 1000 rag-% w~firigen L6sung. Puffer: Natriumveronal PH 8,6, Ionen- stiirke 0,1, Laufzeit 6 Std, Anf~rbungAmidoschw~rz. Diagrammzeichnung:

Direktschreiber der Firraa Zeiss

100 ° keine vollkommene Kl~rung des Urins). - - Seit 1956 keine medikamentSse Behandlung. - - Diagnose: Cy~oIogisch gesichertes Plasmoeytom, positiver Bence-Jonesscher EiweiB- kSrper, keine Parapro~inEmie.

Patientin E.K. , 47 gahre. - - FA: unauff~llig. - - EA : Vom 3.--7. Lebensjahr Kinderl~hmung. 1945 und wiederholt in der :Folgezeit wurde immer wieder eine An~mie festgestellt. 1951 Strumektomie, Radiusfrak~ur, 1954 Abri$ der unteren Lendenwirbelforts~tze als Unfal]:folge. Seit 1957 Menopause. Seit dem Unfall stEndig Kreuzsehmerzen. Seit Januar 1960 in unserer taufenden Kontrolle. Seinerzeit Klagen fiber etwa 24Pfund Gewiehtabnahme in 3Mon&ten, Mfidigkeit und Schwindelgeffihl.

Klinische Untersuchung : Reduzierter Allgemeinzustand, ausreichender Ern~hrungszustand, sehlechte Durchblutung yon Haut und Schleimh~uten mit auffallender Bl~sse, kein Ikterus, keine 0deme, keine Cyanose. - - Kop/: Kein Druck- und Klopfschmerz, :NAP leicht druckempfindlieh, Augen, Nase, Ohren, Mundh6hle o. B. - - Hals : Reizlose Kragenschnitt- narbe naeh Strumektomie. - - Pulmo: Auskult. und perkut. ohne organpathologisehen Befund. Herz und Xreislaufver- haltnisse ausgegliehen, RR l15/65mmItg, Pulsfrequenz 72/rain. - - Abdomen: welch, keine pathologisehe Resistenz, keine Druckschmerzhaftigkeit, h~ierenlager bds. klopfempfind- lieh. Leber und Milz palp. nieht vergrSBert. Vereinzelt erbs- bis bohnengroBe Lymphknoten li. axitl~r und inguinal. - - WS: Bewegungseinsehr~nkung und Klopfsehmerz im Bereieh der LWS. - - ZNS: ohne organpathologischen Befund..-- R6..Thorax: altersgem~Ber Befund. - - EKG: altersgem~Ber

Klin. Wschr., 89. J-ahrg.

Abb. 2. Elektrophoresepherogramme der Uroproteine BJE, PRU und BJE + FRU bei Fall ~L darunter bei Fall K. Eiweii3anf~rbung

mit Amidosehwarz. Versuchsbedingungen siehe Abb. 1

y 0,4 g-%. - - Urin-Elektrophorese: schmalbasig steilgipflige Zacke mit Wanderungsgeschwindigkeit der y-Globuline. --- Sternalpunktat: mittlerer Zellgehalt, starke Vermehrung typi- scher Plasmazellen. - - Urin: deutliehe Albuminurie (Esbach- ~¢Verte zwischen 2--t2°/00). Bence-Jonesscher EiweiBk6rper mehrfach positiv (keine vollkommene Klgrung des Urins naeh Erhitzen auf 100°). - - Behandlung: ]¥egen der zunehmenden An'~mie e:t:[olgten in letzter Zeit wiederholt BIuttransfusionen, anschlieBend ffir einige Wochen meist subjektive Beschwerde- freiheit. --- Diagnose: Cytologiseh gesichertes Plasmoeytom, posi~iver Benee-Jonesseher EiweiBk6rper ohne Paraprotein- a m l e .

Ergebnisse und Diskussion

Mit der in der Methodik beschriebenen Technik zur Aufarbe i tung der Uroproteine PGU, P R U und B J E erhielten wir aus 200 em 3 Ur in eine V~kuum- ~rockenmenge fiir B J E bei Fal l H. yon 1,4 g und 1,7 g bei Fal l K. Aus dem Urinrf ieks tand wurden 1 ,4g P R U bei Fal l H. u n d 1,2 g Pt~U bei Fal l K. gewonnen. Aus dem nieht erhi tz ten dialysier~en Ur in

36a

Page 4: Neue Gesichtspunkte in der Betrachtung der Proteinurie beim Plasmocytom

474 H. WEICK:~R et al.: Neue Gesichtspunkte in der Betrachtm~g der Proteinurie beim Plasmocytom. I Klinische Wochenschrift

gewannen wir 3,0 g PGU bei Fall H. und 2,9 g PGU bei Fall K. PRU und PGU waren bei Zimmertempe- ratur nnabh&ngig yon dem pH wasserl6slieh. Der B J E 15ste sieh erst naeh Zusatz yon einigen Tropfen 3 %iger NaOH bei einem p~ yon 9 in Wasser.

Etektrophoretische Untersuchungen

Die anodische Wanderung des B J E war bei einem Puffer-pH von 8,6 in der papierelektrophoretisehen Untersuehung grSl]er als dis Wanderungsgesehwindig- keit des PGU und des PRU. In dem Gesamt-Urin, der im Verh~ltnis 1 : 9 eingeengt war, zeigte das PGU eine homogene elektrophoretisehe Fraktion. Dis zu gleiehen Teilen auf demselben Elektrophorese-Papier- strei~en aufgetragenen w/i~rig gelSsten PRU- und BJE-Komponenten zeigten diese Homogenit~t nicht mehr. Dies kommt besonders deutlieh in dem zwei- gipfiigen Diagramm des PRU ~ - B J E bei Fall It. zum Ausdruck. Die Lipid- und Kohlenhydratfi~rbung naeh elektrophoretiseher Wanderung war in allen Proben sehwach positiv. Die mit Sudansehwarz an- gef~rbten Fraktionen bestanden vorwiegend aus aeetonunlSslichen Lipoiden, was gut mit den gefun- denen Phosphatidwerten iibereinstimmt: Eine geringe Intensit~tszunahme der Kohlenhydratf~rbung war bei dem PGU und dem PRU festzustellen (Abb. 1 und 2).

Chemische Untersuchungen

Die Unterschiede z~dsehen dem B J E und dem PI%U in WasserlSsiiehkeit und elektrophoretischer Wanderungsgeschwindigkeit werden dutch die in

ersehen. Aus den dargestellten EiweiB-Kohlenhydrat- Relationen lassen sich die Thermobeeinfiussung bei der Kochprobe, die elektrophoretischen Wanderungs- differenzen und ihre vom pH abh~ngige Wasserl6slieh- keit erkl&ren. In dem PRU liegt der Gesamthexose- antefl in einer Konzentration vor, wie er bei der Paraproteinfral~ion des Myeloms nnd der Makro- gl0bulinamie WaldenstrSm im Serum besehrieben wurde 2s, ~,. Der B J E zeigt jedoeh erheblieh niedrigere Gesamthexose-Werte. Hingegen ist sein Stickstoff- gehalt entsprechend der Gr66e der Eiweil3konzen- tration eindeutig h6her als der Stickstoffgehalt des PRU und PGU. Der aus dem Stickstoffgehalt be- rechnete Gesamteiweil~gehalt der drei Komponenten liegt wahrscheinIich etwas h6her als es der Amino- si~nrekonzentration entspricht, da der Stickstoff der Hexosamine und der Neuramins~ure, auch dann, wenn sie nnr in geringen Konzentrationen vorliegen, das Ergebnis beeinfluBt. Auffallend ist jedoch die Diskre- panz zwischen den GesamteiweiBwerten, berechnet aus dem N-Gehalt und der Biuret-Reaktion. Diese Differenz dfirfte nicht nur dutch die Einbeziehung des Nieht-EiweiBstickstoffes zustande kommen, sondern auch yon der Anzahl der vorliegenden Biuret-Bin- dungen abhi~ngig sein, die bei diesen Uroproteinen niedriger liegen m/il3ten als bei physiologisehen Serumeiwefl~kSrpern.

Chromatographische Untersuchungen Die quantitativ ermittelten Werte des EiweiiL

gehaltes, der Gesamthexosen und der Gesamtlipide

Tabelle 1. Prozentuale Verteilung von Stick,toil, Gesamteiwei~, Hexosen, Neuramins~iure, Hexosamin, Gesamtlipide und Phospha- tide in den Uroproteinen PRU und BJE, Fall H. und K.

Material

Fall H., PRU Fall H., BJE Fall K., PRU FMI K., BJE

]~Ienge

1,4 g1200 cm 3 Urin 1,4 g/200 cm 3 Urin 1,2 g/200 cm 8 Urin 1,7 g/200 cm a Urin

GesamteiweiB *

N K B

13,5 85 76,8 15,0 I 94 73,9 13,1 82 76,0 15,0 94 84,8

Kohlen- hydrate

Anthron- reaktion Orcin-

reaktion

2,6 3,6 1,6 I 1,7 4,1 3,4 1,6 1,4

Neur- amin - s~ure

Hexos- amin

%

1,7 0,5

Gesamt- Kohlen- hydrate

6,5 (5,8) 2,4 (2,2)

Gesamt- Lipid

%

7,2 4,0 9,1 3,0

* N: Eiweifistickstoff ; K: Eiweil~menge berechnet aus N;

Phos- phatide

%

]3: E i w e i B m e n g e b e r e c h n e t n a c h BIVl~ET.

Ges.- %

98,7 (97,7) 100,6 (100,1) 97,6 (96,9) 99,4 (99,2)

Tabelle 1 dargestellten Werte des GesamteiweiB- gehaltes, erreehnet auf Grund des N-Gehaltes und der Biuret-Gruppen, sowie der Konzentration der Neur- amins/ture, des Hexosamins, der Itexosen und der Gesamtlipide noeh nigher charakterisiert. Der PRU enthielt dreimal so viet Gesamthexosen wie der BJE . AuBerdem lagen die Lipide in dem PRU meBbar h6her. Das Verh~l~nis des Eiwei6anteiles zu Gesamt- hexosen und zu Gesamtlipiden ist aus Tabelle 2 zu

T a b e l l e 2. VerMiltnisse Eiweifi - - Gesamt-Kohlenhydrate und Eiweifi - - Gesamtkohlenhydrate ~- Gesamt-Lipid in B J E

und PR U

Gesamt- I E" e "~ Gesamt- Material Eiweil3 : [ : Kohlenhydrat,e

Kohlenhydrate lw ID ÷ Gesamt-Lipid I

FalltL, PRU 16 : t 7 : 1 FallH.,BJEI 80 : 1 [ 15 : 1 FallK.,PRU 13 : 1 I 5 : 1 FallK.,BJE 80 : 1 18 : 1

wurden durch die Resultate der Papier- und Kiesel- gelptattenehromatographie noch ha, her interpretiert. In Ubereinstimmung mit den Untersuehungen yon DEnT u. Mitarb/, SCHREIER s und PL~CKTHV~ s, 9 konnten wir ebenfalls papierchromatographisch nur Spuren yon Methionin in dem BJE , PRU, PGU naeh- weisen. In dem Papierchromatogramm des B J E war mit Ninhydrin sin Aminos£urespot bei mehrfachen Kontrollen zu erkennen, der in dem PRU vollkommen fehlte und in dem PGU nur angedeutet war ent- sprechend der BJE-Konzentrat ion in dem Auftrag des PGU (Abb. 3). Dem RF-Wert nach handelt es sich bei diesem Spot mit gr6Bter Wahrscheinlichkeit um Asparaginsiiure. Weiterhin ist mit dem Ninhydrin- Spray und der Darstellung reduzierender Gruppen zu erkennen, dal3 das Galaktosamin den Hauptanteil der Hexosamine ansmaeht, die in PGU und PRU erheb- lieh hSher konzentriert sind als in dem BJE. Bei den Hexosen dfirften die Glueosen fiberwiegen: Fucose

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Jg. 39, Heft 9 H. W~CKE~ et al. : Neue Gesichtspunkte in der Betrachtung der Pro~einurie beim Plasmocytom 475 1. Mai 1961

war in Spnren naehweisbar. Die Kohlenhydra~spots sind entspreehend den quan~itativen Ergebnissen in P R U und PGU intensiver (Abb. 4). Eine Abspaltung yon Hexosaminen oder Itexosen a,us dem Prot, ein- komplex konnten ,~dr bei einfacher Wasserhydrolyse

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Abb. 3. P a p i e r e h r o m a t o g r a m m tier Igroproteine P G U , P l t U , B J E bei Fal l I L und X . Aminos~uredars te l lung. Solvent : Pyr id in -Butano l -Wasse r abs te igend zweiphasig, tgntwiekler : 2% Ninhydr inbu tano l lSsung 10ra in 110 o. R F - S u b s t a n z e n : 1. : Serin, ~Iethionin, Alanin, Leuein, 2. : Glueosamin (GIA), Galak to samin (GaA), Anschliei3end A u f t r a g : 20 3' P G U , PI~U,

B J E . F a B H . nnd K. naeh 4 S td Hydro lyse m i t 6 n HC1 100% As = Asparaginsi~ure

nieht beobaehten. Der Aminosgureanteil wird naeh 4stiindiger Hydrolyse mit 2 n HC1 bereits abgetrennt. Der Kohlenhydratl ipidkomplex wird erst naeh vier- s~findiger Hydrolyse mit 6 n HC1 vollkommen hydro-

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Abb. 4. P a p i e r c h r o m a t o g r a m m der Uroprote ine P G U , P R U , B J E bei Fal l H. a n d K. Kohlenhydra tdars te l lung . Solvent : Pyr id in -Butano l -Wasse r abs te igend zweiphasig, En twick le r : Si lberni t ra t . R F - S u b s t a n z e n 1, : Fucose (Fu), Mannose (Ma), Glucose (Gl), Galaktose (Ga), 2.: Glueosamin (G1A), Galak tosamin (GaA), N-Ace ty lg lucosamin (NGlA). AnschlieBend A n l t r a g : 5 0 y FGIg . P R U , B J E yon F a l l t t . und K. nach Hydro lyse 4 Std m i t

6 n l:iC1 100% I n B J E Ful l t t . und K . keine reduzier ten Spots

lysiert. Die Ergebnisse der Papierchromatographie f/it Zucker und Aminozucker konn~en aueh adsorp- ~ionschromatographisch a.uf Kieselgelpla~isen belegt werden. Es war zu erkennen, dab erst nach stark- sa, urer ttydrolyse die Lipidsubstanzen yon den Amino- zuckern getrenn~ werden (Abb. 5 und 6). Dan Ad- sorp~ionschromatogramm der mi~ Methanol und Chloroform-Me~hanol extrahierten Lipide 1/t]~ iiber- wiegend Phosphatide, die in zwei Spots wandern,

erkennen (Abb. 7). Cholesterin ist in geringer Kon- zentrat, ion vorhanden and nur chromatographisch

Abb. 5. Adso rp t i onseh roma tog ramm der Uroprote ine PGIg, PI~U, B J E von Fa l l H. a n d K . Solvent : Propanol : A m m o n i a k : Wasse r -- 6: 2 :1 V/V/V. Ers te Phase anfs te igend 6 em. Zweite t ' hase Chloroform:Benzo l = 3 : 2 V/¥ 20 cm. RF-Subs t anzen : 1. : Ganglioside. 2. : Cholesterin: Leci th in 200 rag- % L6sung. 3. : Glueo-, Galakto-Cerebrosid-Gemisch 100 m g - % i g e L6snng. AnschlieBend Auf t r ag : 20 y P G U , PI%U, B J E yon Fa l l K. und X. nash Wasserh~dre lyse i S t4 100% Entwick le r 20 % Antimontr ichlor id-Chloro-

form-L0sung. Keine Hydrolyse , daher nega t ives Chroma tog ramm.

Abb. 6. Adsorp t ionschromatogramm der Uroproteine P G U , P R U , B J E yon Fal l H. a n d K. Solvent : Propanol : A m m o n i a k :Wasse r -- 4: 3 : 2 V/V/V, aufs te igend 20 cm. RE-Subs tanzen 1, : Fueose, Glucose, ~iannose, Galaktose, 2.: Glucosamin, Galaktosamin, N-Acetylglucosamin, Ansehlieflend Auftra~

20 y P G U , P l t U , B J E nach Hydro lyse 4 Std m i t 4 n-HC1 bei 100% Entwickler 20% Antimontr ichlorid-ChloroformlOsmlg

Abb. 7. Adsorp t ionsch romatogramm der Uroproteine P G U , P R U , B J E yon Fal l H. a n d K. Solvent : Propanol : A m m o n i a k : W a s s e r = 6: 2 :1 V/V/V, aufs te igend ers te Phase 6 cm, zweite Phase Ch lo ro fo rm:Benzo l = 3 : 2 V/V 20 cm. RF-Subs t anzen 1.: Fucose, Glucose, ~fannose, GMak~ose, 2.: Galaktosarnin, Glucosamin, N-Acetylglueosamin, AnschIieBend Auf t r ag 20 y der ex txahier ten Lipide yon P G U , PRIg , B J E nach E x t r a k t i o n rnit Me- thanol 2 Tage und Chloroform:Methanol 2 : 1 ein Tag . 9. A u f t r a g : Chole-

s te r in-Leci th in-LSsung 200 rag- %. Entwick le r 20 %ige Antimontr iehlorid=Ohloroform-L6sung

faBbar (Abb. 7). Die Phosphatide konnten hingegen nach der Me,bode yon SV~BA~OW-FISXn quan~itativ bestimm~ werden. Die Werte sind aus Tabelle 1 zu

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476 tt. Wv4eXE~ et ~1. : Neue Gesiehtspunkte in der Betrachtung der Proteinurie beim Plasmoey~om Klinische Wochenschrift

ersehen. Drei nicht identifizierte Spots, bei denen es sich um Fe~sauren handeln kSnnte, liegen auflerdem in dem Lipiddiagramm vor. Die gravimetrisehe Be- s~immung der Gesamtlipide lieg~ ftir den PGU und den PRU hSher sls f/ir den BJE. WasserlSsliche Lipopolysaecharide waren nicht zu ermit~teln. Die prozen~uale Gesamtbereehnung aus EiweiB, Kohlen- hydra~ und Lipoidkomponenten maeh~ es wahrschein- lich, dub alle wesentlichen Subsfanzen des BJE, des P R U und des PGU ermi~t, elt wurden (Tabelle 1).

Aus den hier mifgeteilten Ergebnissen is~ zu er- sehen, dab neben dem BJE, ausgefallt mit der klassi- schen Koehprobe, noeh eine erhebliche Pro~einurie bei dem Plasmoey~om besfehen kann, die mit der Koehprobe nicht erfaBt wird. Auch die mi~ Ammon- sulfa~halbsat~igung vorgenommene BJE-Ausfallung, wie sie yon SCJ~s,~v,R, P~C~THUN, SCHI~ADE U. Mit- arb. vorgenommen wurde, eri'al~t den PRU nicht, wie wir in unseren Naehun~ersuchungen fesfsfellen konn- ~en. Der Untersehied zwisehen dem B J E und dem PRU isf dureh den hSheren Eiwei[~gehal~, die nied- rigeren Itexosamin-, Kohlenhydra~. und Neuramin- saure Werfe des B J E quanti~a~iv eharakferisier~. Das Hexosamin des PRU und PGU is~ ehroma$ographisch als Galaktosamin zu identifizieren. In dem Papier- ehroma~ogramm is~ bei dem B J E eine Aminos/~ure mit dem RF-Wer~ der Asparagins~ure zu erkennen, die in dem P R U nieht vorhanden isf. Die elek~ro- phore~isehe ~Vanderungsgesshwindigkei~ des B J E is~ im alkalischen Milieu grSl~er ats diejenige des lipid- und kohlenhydra~reieheren PRU.

Die sehr geringe Methioninkonzenbra~ion ist beiden Frak~ionen eigen. Der hShere Gesamtkohlenhydraf- gehal~ des PRU dfirffe ftir die gute WasserlSsliehkei~ verantwortlich sein, da dieser Eiwefl~komplex bei der Koehprobe weniger beeinflu~t wird als der vorwiegend aus ProSeinen bestehende BJE. Die Glykolipoidkon- zen~ra~ion maehf es wahrseheinlich, da~ es sieh bei dem PRU aueh um ein Parauroprotein handel,. Das Vorkommen des PRU in der besehriebenen Konzen- fration laB~ sin physiologisshes Musopro~ein ~us- sehlieBen, das aueh deshalb unwahrseheinlich is~, da diese EiweiBkomplexe naeh Erhi~zen bei Filtration mi~ engporigem Filter in der Regel fast vollkommen im Fil~errfieks~and bleiben, was bei dem yon uns besehriebenen Pro~einkomplex nish~ der Fall war s°. Da in der sgurenchromatographischen Untersushung yon Pl~smocytomeiweiB des Serums, das elektro- phore~iseh homogen war, eine kohlenhydra~reiche und eine koMenhydra~arme Eiweil~komponenfe yon HEss und ~¥An¢~R ss beobash~e~ wurde, ergib~ sieh die Frage, ob es sieh bei den bier gegen/iberges~ellten Uroproteinen, dem B J E und PRU, nich$ um/~hnliche, im Urin ausgeschiedene EiweiBfrak~ionen handelt. Die Trennung der beiden Profeinkomplexe mfiS~e dureh die Koehprobe ausgel5st worden sein. Die Aufklarung dieser Frage ist unter Umsf~nden durch die zur Zei~ laufenden immunserologisehen Unfersuehungen mSg- lieh. Besonders erwahnenswerf isf, dab die beiden yon uns self langem beobaehtefen Pa~ien~en, bei denen das Plasmocyfom eyfologiseh gesieherf war und die BJE-Ausscheidung seit Jahren bestand, keinerlei paraproSeinamisehe Serumveranderungen ha~en. Es mu~ somi~ diskufierb werden, ob in den Fallen BJE- posi~iver Plasmoey~ome ohne Serumeiweil~verande- rungen das gesamfe a~ypische Eiwei{] fiber die Niere

ausgesshieden wird. Die Ergebnisse anderer Au~oren weisen ebenfalls darauf hin, daf3 bei Plasmosytomen ohne Serumeiweil3ver£nderungen die BJE-Ausschei- dung h~ufiger und in ausgepr~gterem Mal3e beobach~et wird als bei Pl~smosy~omen mi~ Paraprotein~mie 5, 34 Die vergleiehende Un~srsuchung des B J E und des P R U bei Plasmocytomen mif Parapro~ein~mie kSnnte h_ierbei aufsehluBreich sein. Die bis jetz~ ermit~elten Resulta~e erseheinen uns jedosh in der Betraehtung eines in der medizinissheu Forsehung so in~eressanten EiweiBkSrpers, wie es der B J E darstellt, aueh je~z~ schon mitfeilenswer~, da der Nashweis eines zweiten Pro~einkomplexes in der Befraehtung der Paraprofein- urie bei Plasmocytomen wesentlich ist und noch nicht beschrieben wurde.

Zusammen]assung. In den Urinsn yon 2 Pafien~en mi~ eytologisch gesiehertem Plasmosytom ohne para- pro~ein~misehe Serumver~nderungen konnfen wir neben dem BJE, ~usgefall~ dureh Erhitzen des Urins auf 65 e, ein bis je~zt noch nicht besehriebenes Uro- protein nachweisen, das in hoher Konzentra~ion ge- 15s~ in dem Res~urin vorliegf. Dieser Proteinkomplex liegf efwa in derselben Konzentra~ion vor wie der BJE. Er ist im Gegensatz zu dem B J E voltkommen wasssrlSslieh und zeigt als homogene Fraktion in der elek~rophoretisshen Un~ersushung bei einem PH Yon 8,6 eine geringere anodisehe Wanderungsgeschwindig- kei~ als der BJE. Er ent, h£l~ e~wa 3mal soviel Kohlen- hydra.re, Hexosamin und Neuramins~ure wie der BJE. Der Gesam$1ipidgehalt liegt etwas hSher als bei dem BJE. Der Haupt.an~eil der Lipoide bestehf~ aus Phospha- $iden. Der prozenfuale Eiwsil3gehal$ is$ geringer als bei dem BJE. In dem Aminosgure-Chromafogramm fehl$ die Asparagins~ure, die in dem B J E naehweisbar is~. Als Aminozueker isf Galakfosamin und Neuramin- saure in meBbarer Konzentra~ion nachweisbar. Die Zuckerkomponen~en sind shromatographissh als Glu- cose und Fueose zu idenfifizieren. Es is~ anzunehmen, dab dieses bis jefzt nosh nieh~ beschriebene Uroprofein bei dem Plasmoeyfom ebenfalls Parapro~eincharak~er hat und in der Befraeh~ung der Pro~einurie des Plasmoey~oms neben dem B J E bedeutungsvoll isf.

Wir danken Fraulein R. VOLKSR fiir wertvolle Mifarbeit.

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Page 7: Neue Gesichtspunkte in der Betrachtung der Proteinurie beim Plasmocytom

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Das Properdin und Komplement im Lungenstoffwechsel V o n

G. ScI~Ai~I~SXI und J. WILDE Aus dem Hygiene-Institut der Friedrich-Schiller-Universit/~t Jena (Direktor: Prof. Dr. H. U~BACR) und der Chirurgischea Universit/~tsklhlik Jena

(Direktor: Prof. Dr. H. KII~TZ~iN)

Zwei Systeme werden allgemein als wirksam an- erkannL um in den KSrper eingedrungene KrankheRs- keime abzufangen. Das sind einmal neben den spezi- fisehen ImmunkSrpern die humoralen Krafte der Bae- terieidie, die als Alexine, Lysine, Opsonine, Leueine, Komplement usw., gleichgfiltig welehe Bezeiehnung die jewefligen Entdecker dieser Faktoren ~ n e n gege- ben haben, ffir die unspezifisehe Abwehr verantwort- heh gemaeht werden. Sie entfalten im strSmenden Blut ihre Wirkung. Auf der anderen SeRe dieser k6r- pereigenen Abwehrsysteme steht die Vielfalt der M6g, hehkeiten der eellul/~ren Kr/ffte, insbesondere der ver- sehiedenen Tefle des gES . Humorales und cellul/~res System sind in vivo gleiehgeriehtet wirksam. Ihre Koppelung ist jedoch nieht nur dutch die gMehe Auf- gabenstellung, n/~mlieh tier Verniehtung eingedrunge- her kSrperfremder Zellen, Bakterien, Viren oder deren Stoffweehselprodukte und ~hnhehen seh/~dliehen Sub- stanzen bedingt. Eine Reihe yon gemeinsamen Wir- kungen bfldet aueh die Grundlage ffir eine enge Ver- fleehtung der Baeterieidie mit der Phagoeytose. Wenn bei der Aufz/~hlung der Faktoren der unspezifischen Abwehr Phagoeytose und Bacterieidie meist getrennt genannt werden, so sollte man sich dabei bewuBt bleiben, dal~ diese Zweiteilung mehr aus methodischen und didaktisehen Gesiehtspunkten als aus sachtichen Erwggungen heraus erfolgte. Die Starke dieser beiden Erseheinungsformen der unspezifisehen Immunit~t ist sowohl in vivo als aueh in vitro yon versehiedenen Faktoren abMngig:

I. Vegetatives Nervensystem (BELAK, GOlCECZK¥ U. L U D A N Y , H O F F ) .

2. Hormonale Faktoren (CusHING, ZIMMm~MAN~). 3. Komplementgifte (BOslNG, FIClTZSCH~ U. MAI~-

TIN U. a . ) .

4. g6ntgenbestrahlungen (Ross, LINDER U. a.). 5. Bloekierung bzw. teilweise Aussehaltung des

g E S (JANSCO, SNELL u. a.). 6. Erniihrung (BIV, nIN¢, SChNeIDER, S~V~T U. a.). 7. Darmflora (ScHABINSKI U. GEI~A~D). Dieser allgemein zusammenfassende Uberblick der

bisherigen Erkenntnisse auf diesem Gebiet sol1 zeigen, dab die sog. unspezifisehe Abwehr einen sehr kom- plexen Vorgang darstellk In den letzten 5 Jahren hat sich nun eine Substanz in den Bliekwinkel des all- gemeinen Interesses gestellt, der eine gewisse Schlfissel- stellung der kSrpereigeneu Abwehr zugesehrieben wird.

1954 verSffenfliehte PILLEMEI~ seine Entdeekung eines Resistenzfaktors des Serums, der keinerlei Spezi- fitgt aufwies nnd erstmalig die MSglichkeit der Iso- lierung und ehemischen Charakterisierung er6ffnete. Seit den Untersuehungen yon v. DUNGERN war be-

kannt, daf~ bei Einwirkung eines unlSslichen Hefepoly- saccharids (Zymosan) auf mensehliches Serum bei 37 ° C die C~-Komponente verloren geht. PILLEMEI~ beobachtete, daI3 die Inaktivierung des Komplementes bei 15--17 o C ausblieb. Das Serum verlor aber seine antimikrobielle F/ihigkeit durch den EinfluB yon Zymo- san sowohl bei 370 C als auch bei 17 o C. Ffir diesen Verlust hat PILLEME~ den Entzug des yon ibm als Properdin bezeiehneten Serumfaktors verantwortlich gemacht, der eine selektive Affinit£t gegenfiber Zymo- san und anderen Polysacchariden aufweist. In weite- ren Versuehsreihen wurde sehlieBlich die Bedeutung dieses wiehtigen Faktors ffir Baetericidie, Virueidie und Cytolyse naehgewiesen.

Durch Dialyse und wiederholte Umf~.llungen bei seinem isoelektrischen Punkt, der zwischen p~r 5 lind 6 liegt, gelang eine Am'eieherung des Properdins um mehr als das 2500fache seiner Ausgangskonzentration. Naeh PILIm~EI~ wandert das Properdin im elektrischen Feld tells mit den y-Globulinen (Scm~IFFAI~TH, ISLI- Km~), tells mit den /5-Globulinen.

Seit der Entdeekung dieses Serumfaktors der all- gemeinen Resistenz wurden vielf~L]tige Untersuchungen durehgefiihrt, die uns einen Einbliek in die physiologi- schen Eigenschaften des Properdinsystems vermitteln.

Einzelne Erkenntnisse, unter speziellen Versuehs- bedingungen gewonnen, dfirfen jedoeh nieht dazu ver- leiten, prinzipielle VerMlgemeinerungen daraus abzu- leiten. Ebenso wie die einzelnen den Properdinstoff- weehsel beeinflussenden Faktoren verschiedene An- griffspunkte haben k6nnen, sind die anatomisehen Substrate, die Organe bzw. Gewebe unterschiedlich an der unspezifisehen kSrpereigenen Abwehr beteiligt. Das Sehwergewieht der spezifisehen, aber aueh der unspezifischen Immunit/~ liegt in dem reticulo-endo- thelialen System mR seinen Haupt, organen, der Milz, der Leber und den L3nnphknoten, die dutch das vege- tative Nervensystem, dureh die verschiedenen Hor- mone, aber auch dureh andere Einflfisse gesteuert werden k6nnen.

Im gahmen dieser spezifisehen Funktion spielt die Lunge eine bisher nur wenig beaehtete Rolle. Neben de r bekannten respiratorisehen Funktion dieses Organs, der Sauerstoffaufnahme und der C02-Abgabe, ist in den letzten Jahren fiber weitere Stoffwechselaufgaben der Lunge in den einzelnen Arbeiten disku~iert worden.

Nieht unbedeutend erscheint in diesem Zusammen- hang die Feststellung yon HAYEK, dab das retieulo- endothehale Gewebsvolumen der Lunge grSBer ist als das der Milz. Welche Bedeutung diesen Gewebs- anteilen der Lunge zukommt, seheinen die Experi- mente CO~DO~ELHs deutlieh zu machen, der prenatal