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Neue Zeitschriften Zlaty rez Zlaty rez, zu deutsch: Goldener Schnitt, ist eine neugegründete tschechische Zeitschrift für Kunst und Architektur. 1992 fand sich in Prag eine Gruppe engagierter Menschen zusam- men, die in Zukunft die tsche- chische, aber auch die ausländi- sche Öffentlichkeit über moder- ne tschechische Architektur, Kunst und Design im 20. Jahr- hundert informieren wollen. Einen Schwerpunkt bildet vor allem die Präsentation der tsche- chischen Avantgarde der 20er, aber auch der 30er Jahre, einer Zeit, in der in Deutschland mo- derne Architektur nicht mehr denkbar war. Da diese Architek- tur in Westeuropa nur vereinzelt und in der CSSR überhaupt nicht veröffentlicht wurde, können die Leser noch einige interessante Neuentdeckungen erwarten. Weiterhin beschäftigt sich die Zeitschrift mit dem umfassenden Thema der Prager Stadtplanung, dem Umgang mit historischen Gebäuden und mit den Proble- men und Chancen seit der "sanf- ten" Revolution 1989. Zlaty rez erscheint sechsmal im Jahr in tschechisch und eng- lisch mit einer vorläufigen Auf- lage von 3000. Auf 36 Seiten wird, im ungewöhnlichen For- mat von 260 x 420mm, auf hochglänzendem Papier und rein schwarz/weiß, auch ganz be- wußt die durch aufwendiges Lay-out verwöhnte westeuropäi- sche Kundschaft angesprochen. Die tschechischen Leser dürften darüber wohl weniger erfreut sein, da dieser graphische Stan- dard den Preis für ein Exemplar der Zeitschrift überdurchschnitt- lich hoch treibt. Deswegen er- scheinen parallel zur Zeitschrift auch kleine, schwarz/weiß bebil- derte Bücher, die nach und nach die tschechische Architektur des 20. Jahrhunderts umfassend be- leuchten und deren Verkauf die hohen Produktionskosten der Zeitschrift teilweise decken soll. Bisher sind bereits erschienen: "Prager Villen", "Prager Apart- ment-Häuser", "Moderne sakrale Architektur in Prag" und "Prager Theater". Im Frühjahr 1994 wird in drei verschiedenen Sprachen (tschechisch, englisch und deutsch) ein Führer zur moder- nen tschechischen Architektur von 1900 - 1985 erscheinen. Die Autoren sind Vladimir Slapeta und Zdenek Lukes. Die Zeitschrift Zlaty rez und die Publikationen der Buchreihe sind entweder im Bücherbogen, Berlin, Savignyplatz, oder direkt bei der Redaktion erhältlich. Die Adresse ist: Zlaty rez s.r.o. Nerudova 21 11800 Praha 1 Tel./Fax: 0042/2/537301 HRISZ Wired "Wir stellen uns gern vor, ein- mal die Stimme der digitalen Revolution zu werden," erklärt Louis Rossetto bescheiden. Er ist Herausgeber und Verleger von Wired, einer neuen Zeitschrift aus San Francisco, die nach nur sechs Ausgaben im vergangenen Jahr bereits 30 000 Abonennten zählt und mit einer Auflage von 175 000 Stück erscheint. Wired füllt eine Marktlücke der New- Media-Kultur: Anstatt wie un- zählige Zeitschriften hauptsäch- lich technische Daten von neuen Geräten zu referieren, setzt sich Wired mit den (sub)kulturellen, sozialen und wirtschaftlichen Aspekten elektronischer Medien auseinander. Das Ergebnis ist ei- ne Art Lifestyle-Zeitschrift; Wired stellt Neuronale Netze, Datenhandschuhe und Cyberspa- ce vor wie andere Zeitschriften Frisuren, Platten oder Frühjahrs- kollektionen. Flimmernde Moni- tore erscheinen als Objekte der Begierde in Wired, sie strahlen eine neue Art von 'Glamour' aus und sind Leuchtsterne einer selt- sam optimistischen und projekti- ven High-Tech-Generation. Ein 'hybrides' und buntes Layout mit Überblendungen, Verschie- bungen und Variationen der Ty- pographie nähert die graphische Erscheinung von Wired an die der Werbung oder des Video- clips an. Bei aller Betonung der ästhetischen Oberflächen wahrt Wired inhaltliches Niveau: An- gesehene Wissenschaftsjournali- sten wie James Gleick und Ste- ven Levy, aber auch Cyberpunk William Gibson gehören zu den ständigen Mitarbeitern. Im Im- pressum pflegt Wired sogar einen leicht akademischen Touch: Als Mitarbeiter im Res- sort 'Schutzheiliger" firmiert Marshall McLuhan, einer der Pioniere der Kommunikations- wissenschaften. Informationen: Wired, USA Ltd. 544 Second Street San Francisco CA 94107-1427 n RISZ - Zeitschrift für Architektur RISZ steht als Kürzel für Grund- riß, Aufriß oder Abriß und ist der Name einer Hochschulzeit- schrift, die seit November 1992 vierteljährlich an der Universität Dortmund herausgegeben wird. Eigentlich sollte RISZ ein Stu- dentenprojekt werden. Tatsäch- lich ist die Zeitschrift aber im wesentlichen in der Obhut des Lehrstuhls für Architekturtheo- rie, das heißt in den Händen von Thorsten Scheer, geblieben. Schuld daran ist das für ein im Hochschulrahmen sehr ambitio- niertes Konzept, das, verkürzt gesagt, lautet: Wir machen ein theoretisches Themenheft für eine breite Leserschaft über die Studenten an der Universität Dortmund hinaus. Wir greifen aktuelle Themen auf, haben einen geringen Preis und ein un- verwechselbares Layout. Dieses Konzept ist bisher aufgegangen. Die Ausgabe Oktober 93 trug den Titel 'Architektur und Krieg'. Sie wurde im gesamten deutsch- sprachigen Raum zum Preis von 3.- DM vertrieben. Das Format von RISZ ist unkonventionell: Es besteht aus nur einer Seite, ei- nem Plakat von 100x70 cm Größe (etwa DIN AI), das bis auf ein handliches Format mehrfach gefaltet ist und so etwas wie ei- nen erweiterten Leporello abgibt. Dahinter steht die Idee, klassi- sche Lesegewohnheiten aufzu- brechen und Querlesen zu er- möglichen. Unterstützt wird das durch ein raffiniertes Layout mit vielfältigen Überblendungen. Daß RISZ bei all dem kein stu- dentischer Selbstläufer gewor- den ist, ist natürlich schade. Vielleicht sprengt der Anspruch, eine halbwegs professionelle Zeitschrift zu machen, die regel- mäßig erscheint, aber grundsätz- lich den Rahmen eines Studen- tenprojekts. Informationen: Lehrstuhl für Baugeschichte Universität Dortmund August-Schmidt-Straße 8 44227 Dortmund Tel.: 0231/7554198 Fax: 0231/7554196 17

Neue Zeitschriften Wired Zlaty rez RISZ - Zeitschrift für

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Neue ZeitschriftenZlaty rez

Zlaty rez, zu deutsch: GoldenerSchnitt, ist eine neugegründetetschechische Zeitschrift fürKunst und Architektur. 1992fand sich in Prag eine Gruppeengagierter Menschen zusam-men, die in Zukunft die tsche-chische, aber auch die ausländi-sche Öffentlichkeit über moder-ne tschechische Architektur,Kunst und Design im 20. Jahr-hundert informieren wollen.Einen Schwerpunkt bildet vorallem die Präsentation der tsche-chischen Avantgarde der 20er,aber auch der 30er Jahre, einerZeit, in der in Deutschland mo-derne Architektur nicht mehrdenkbar war. Da diese Architek-tur in Westeuropa nur vereinzeltund in der CSSR überhaupt nichtveröffentlicht wurde, können dieLeser noch einige interessanteNeuentdeckungen erwarten.Weiterhin beschäftigt sich dieZeitschrift mit dem umfassendenThema der Prager Stadtplanung,dem Umgang mit historischenGebäuden und mit den Proble-men und Chancen seit der "sanf-ten" Revolution 1989.

Zlaty rez erscheint sechsmalim Jahr in tschechisch und eng-lisch mit einer vorläufigen Auf-lage von 3000. Auf 36 Seitenwird, im ungewöhnlichen For-mat von 260 x 420mm, aufhochglänzendem Papier und reinschwarz/weiß, auch ganz be-wußt die durch aufwendiges

Lay-out verwöhnte westeuropäi-sche Kundschaft angesprochen.Die tschechischen Leser dürftendarüber wohl weniger erfreutsein, da dieser graphische Stan-dard den Preis für ein Exemplarder Zeitschrift überdurchschnitt-lich hoch treibt. Deswegen er-scheinen parallel zur Zeitschriftauch kleine, schwarz/weiß bebil-derte Bücher, die nach und nachdie tschechische Architektur des20. Jahrhunderts umfassend be-leuchten und deren Verkauf diehohen Produktionskosten derZeitschrift teilweise decken soll.Bisher sind bereits erschienen:"Prager Villen", "Prager Apart-ment-Häuser", "Moderne sakraleArchitektur in Prag" und "PragerTheater". Im Frühjahr 1994 wirdin drei verschiedenen Sprachen(tschechisch, englisch unddeutsch) ein Führer zur moder-nen tschechischen Architekturvon 1900 - 1985 erscheinen. DieAutoren sind Vladimir Slapetaund Zdenek Lukes.

Die Zeitschrift Zlaty rez unddie Publikationen der Buchreihesind entweder im Bücherbogen,Berlin, Savignyplatz, oder direktbei der Redaktion erhältlich. DieAdresse ist:Zlaty rez s.r.o.Nerudova 2111800 Praha 1Tel./Fax: 0042/2/537301

HRISZ

Wired"Wir stellen uns gern vor, ein-mal die Stimme der digitalenRevolution zu werden," erklärtLouis Rossetto bescheiden. Er istHerausgeber und Verleger vonWired, einer neuen Zeitschriftaus San Francisco, die nach nursechs Ausgaben im vergangenenJahr bereits 30 000 Abonenntenzählt und mit einer Auflage von175 000 Stück erscheint. Wiredfüllt eine Marktlücke der New-Media-Kultur: Anstatt wie un-zählige Zeitschriften hauptsäch-lich technische Daten von neuenGeräten zu referieren, setzt sichWired mit den (sub)kulturellen,sozialen und wirtschaftlichenAspekten elektronischer Medienauseinander. Das Ergebnis ist ei-ne Art Lifestyle-Zeitschrift;Wired stellt Neuronale Netze,Datenhandschuhe und Cyberspa-ce vor wie andere ZeitschriftenFrisuren, Platten oder Frühjahrs-kollektionen. Flimmernde Moni-tore erscheinen als Objekte derBegierde in Wired, sie strahleneine neue Art von 'Glamour' ausund sind Leuchtsterne einer selt-sam optimistischen und projekti-ven High-Tech-Generation. Ein'hybrides' und buntes Layoutmit Überblendungen, Verschie-bungen und Variationen der Ty-pographie nähert die graphischeErscheinung von Wired an dieder Werbung oder des Video-clips an. Bei aller Betonung derästhetischen Oberflächen wahrtWired inhaltliches Niveau: An-gesehene Wissenschaftsjournali-sten wie James Gleick und Ste-ven Levy, aber auch CyberpunkWilliam Gibson gehören zu denständigen Mitarbeitern. Im Im-pressum pflegt Wired sogareinen leicht akademischenTouch: Als Mitarbeiter im Res-sort 'Schutzheiliger" firmiertMarshall McLuhan, einer derPioniere der Kommunikations-wissenschaften.

Informationen:Wired, USA Ltd.544 Second StreetSan FranciscoCA 94107-1427

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RISZ - Zeitschriftfür Architektur

RISZ steht als Kürzel für Grund-riß, Aufriß oder Abriß und istder Name einer Hochschulzeit-schrift, die seit November 1992vierteljährlich an der UniversitätDortmund herausgegeben wird.Eigentlich sollte RISZ ein Stu-dentenprojekt werden. Tatsäch-lich ist die Zeitschrift aber imwesentlichen in der Obhut desLehrstuhls für Architekturtheo-rie, das heißt in den Händen vonThorsten Scheer, geblieben.Schuld daran ist das für ein imHochschulrahmen sehr ambitio-niertes Konzept, das, verkürztgesagt, lautet: Wir machen eintheoretisches Themenheft füreine breite Leserschaft über dieStudenten an der UniversitätDortmund hinaus. Wir greifenaktuelle Themen auf, habeneinen geringen Preis und ein un-verwechselbares Layout. DiesesKonzept ist bisher aufgegangen.Die Ausgabe Oktober 93 trugden Titel 'Architektur und Krieg'.Sie wurde im gesamten deutsch-sprachigen Raum zum Preis von3.- DM vertrieben. Das Formatvon RISZ ist unkonventionell: Esbesteht aus nur einer Seite, ei-nem Plakat von 100x70 cmGröße (etwa DIN AI), das bis aufein handliches Format mehrfachgefaltet ist und so etwas wie ei-nen erweiterten Leporello abgibt.Dahinter steht die Idee, klassi-sche Lesegewohnheiten aufzu-brechen und Querlesen zu er-möglichen. Unterstützt wird dasdurch ein raffiniertes Layout mitvielfältigen Überblendungen.Daß RISZ bei all dem kein stu-dentischer Selbstläufer gewor-den ist, ist natürlich schade.Vielleicht sprengt der Anspruch,eine halbwegs professionelleZeitschrift zu machen, die regel-mäßig erscheint, aber grundsätz-lich den Rahmen eines Studen-tenprojekts.

Informationen:Lehrstuhl für BaugeschichteUniversität DortmundAugust-Schmidt-Straße 844227 DortmundTel.: 0231/7554198Fax: 0231/7554196

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Page 2: Neue Zeitschriften Wired Zlaty rez RISZ - Zeitschrift für

Formfindungs-programme

Seit den Anfangen des Großzelt-baus werden Modelle aus Sei-fenhäuten und Stoffen zur expe-rimentellen Bestimmung derForm von Zeltbauten verwendet.Um die Genauigkeit bei derFormfindung gegenüber reinenModellmessungen zu erhöhen,versuchte man vor etwa 30 Jah-ren, Algorithmen zur Beschrei-bung solcher Konstruktionen zufinden. Vorreiter dieser Entwick-lung war seinerzeit Frei Otto amInstitut für Leichte Flächentrag-werke (IL). Er arbeitete mit di-versen Instituten und Personenzusammen, die entscheidendenEinfluß auf die Entwicklung vonFlächentragwerken genommenhaben, unter anderem WalterBirdair. John Argyris, Ted Hap-pold, Mike Barnes und DavidWakefield. Besondere Bedeutungfür die Entwicklung von Compu-terprogrammen zur Modellie-rung leichter Flächentragwerkehatte der Entwurf des MünchnerOlympiadachs: Die Dimensionendes Olympiadachs erforderteneine Genauigkeit bei der Model-lierung, die mit herkömmlichenModellmessungen nicht mehr zuerreichen war. Für die komple-xen Berechnungen entwickelteman Computerprogramme, die

Formfindung einesZeltes von der Rand-generierung bis zurphotorealistischenDarstellung: Das Pro-gramm EASY läuft aufeinem 486er PC miteiner Benutzerober-fläche unter Windows

auf der in den fünfziger Jahrenentwickelten Methode der Fini-ten Elemente basierten. Die heu-te vorhandenen Programmsyste-me verwenden immer noch dieMethode der Finiten Elemente,sind aber um eine Reihe vonKomponenten erweitert worden.Dazu gehören vor allem dieAusgleichsrechnung und die Ge-odätische Geometrie: Dadurchwerden nicht nur die Formfin-dung und der Nachweis derTragsicherheit für Netz- undZeltstrukturen möglich, sondernauch die automatische Bestim-mung der Stoffstreifengeometrieund die Schnittdisposition. FürArchitekten sind im wesentli-chen die Möglichkeiten derrechnerischen Formfindungmaßgeblich. Dabei verwendetman zumeist das Verfahren derGleichgewichtsmodellierung,eine Kombination der Geodäti-schen Geometrie mit der Metho-de der Finiten Elemente: Zu-nächst werden der Grundriß derzu überdeckenden Fläche sowiedie räumliche Lage der Befesti-gungspunkte eines Zelts vorge-geben. Dann werden die Werteder verwendeten Materialieneingegeben und ein Elementnetzder Zeltfläche generiert. DieKnoten des Netzes werden imGegensatz zu den äußeren Rand-punkten in ihrer Lage nicht voll-ständig definiert, sondern ledig-lich als Näherungen betrachtet.Mit Hilfe von Finite-Elemente-Rechnungen wird dann die ex-

akte Lage der Knoten so be-stimmt, daß sich in den Knotenäußere Kräfte aus Belastungendc:> Zehs und Seiinetzkrafte imGleichgewicht befinden. Aufdiese An und Weise entsteht diedreidimensionale Form einesSeilnetzes oder Zelts. Bei imPrinzip gleichem Vorgehen sindhistorisch zwei verschiedeneVerfahren zu unterscheiden: dieMethode der Dynamischen Rela-xierung und die Kraftdichteme-thode. Bei der Methode der Dy-namischen Relaxierung, dieinsbesondere im angelsächsi-schen Raum verbreitet ist, wer-den Dreiecke als Elemente ver-wendet. Die Kraftdichtemethodebenutzt dagegen Balkenelemen-te. Entscheidend ist bei ihr derBegriff der Dichte: Er besagt,daß die auftretenden Kräfterechnerisch immer in Relationzur Länge der Elemente betrach-tet werden. In der praktischenAnwendung hat sich herausge-stellt, daß die Kraftdichtemetho-de Vorteile hat, da sie schnellerund genauer als die Methode derDynamischen Relaxierung arbei-tet. Nach Abschluß der Formfin-dung ermöglichen die heute be-nutzten Programme eine visuellePräsentation der Rechenergeb-nisse durch diverse Graphik-funktionen. Außerdem wird

durch den Einsatz von graphi-schen Benutzeroberflächen dieBedienungsfreundlichkeit immerweiter verbessen. So besitzt dasProgramm EASY von technetmittlerweile in weiten Bereicheneine Benutzeroberfläche unterMicrosoft Windows und bietetdaher den bei üblichen Büroan-wendungen gewohnten Bedie-nungskomfort. Allen Program-men ist jedoch gemeinsam, daßfür Eingabe und Kontrolle derErgebnisse noch erheblichesFachwissen erforderlich ist. UmArchitekten den Umgang mitZeltformen und ihren komple-xen Geometrien zu erleichtern,laufen daher Bestrebungen (dievon der EG-Kommission geför-den werden), ein vereinfachtes,extrem bedienungsfreundlichesFormfindungsprogramm zu ent-wickeln, das auch für den Ein-satz in Architekturbüros geeig-net ist. Dieses Programm mitdem Namen CADIS1 wird kom-patibel zu herkömmlicher CAD-Software sein, unter Windowsund wahrscheinlich auch aufdem Macintosh laufen. Das Er-scheinungsdatum steht leidernoch nicht fest.

Florian Böhm

Anbieter von Programmen sindu.a.:EASYtechnet gmbhGründig + PannerBriesingstraße 1 312 307 BerlinTel.: 030/7 44 7170Fax: 030/7 44 96 84

IPL - IngenieurplanungLeichtbau GmbHKapellenweg 2c78 315 RadolfzellTel.: 0 77 32/70 76Fax: 077 32/70 70

TENSYLTensys Ltd.D.S. Wakefield13, Milton AvenueGB-Bath BA2 4QZTel.: 00 44/225/44 56 00Fax: 00 44/225/46 9001

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Page 3: Neue Zeitschriften Wired Zlaty rez RISZ - Zeitschrift für

Buchtips

P. Buchanan (Hrsg.): RenzoPiano Building, Workshop,Volume 1. Phaidon, London 1993,240 Seiten, DM 145.-

H. Wilderotter (Hrsg.): WalterRathenau. Argon Verlag, Berlin1993T 455 Seiten, DM97.-

Auer und Weber: Positionen undProjekte. Callwey, München1993, 159 Seiten, DM 78.-

B. Huber (Hrsg.): Die Stadt desneuen Bauens, Projekte undTheorien von Hans Schmidt.B.G. Teubner Verlag, Stuttgart1993, 137 Seiten, DM 39.-

U. Suter (Hrsg.): Hans Schmidt1893-1972. gta, Zürichl993,413 Seiten, SF 90.-

H. Schmidt: Beiträge zur Archi-tektur, gta, Zürich 1993,200 Seiten, SF 40.-

W. Dreßen, D. Kunzelmann,E. Siepmann (Hrsg.): Nilpferddes höllischen Urwalds.Werkbund-Archiv, Berlin 1991,254 Seiten, DM 48.-

B. Franzen: Die Siedlung Dam-merstock in Karlsruhe 1929.Jonas Verlag, Marburg 1993,160 Seiten, DM 38.-

Ch. Fischer: Planung von ener-giesparenden Gebäuden. VerlagPeter Lang, Frankfurt a.M. 1992,296 Seiten, DM 89.-

M. Kloos: Berlage in AmsterdamZuid. ARCAM, Amsterdam 1992,176 Seiten, DM 45.-

M. Schwander, H. P. Wittwer(Hrsg.): Der Architekt ArnimMeili. Verlag Lars Müller, Baden1993, 88 Seiten, DM 43.-

I. Flagge und W. J. Stock (Hrsg.):Architektur und Demokratie.Verlag Gerd Hatje, Stuttgart1992, 256 Seiten, DM 98.-

Literatur zum Thema

1. Konzeptpapiere des SFB 230:Mineralabscheidungen in derNatur und im Experiment; März1986Pneu und KnochenII: April 1986Arbeits- und Ergebnisbericht desSFB 230,1984/85/861: April 1986Arbeits- und Ergebnisbericht desSFB 230,1984/85/8611; April 1986Zellmechanik; Juni 1986Selbstbau-ProzesseI; Juni 1986Selbstbau-Prozesse II (Teil 2);Juni 1986Atome - Sterne - Leicht; Juni1986Anfang; Juni 1986The tree habit in land plants; Fe-bruar 1989Arbeitsmaterialien zu D'Arcy W.Thompsons "On Growth andForm"; November 1990Die natürliche Konstruktiongewachsener Siedlungen; No-vember 1991Geschichte des Konstruierens V -Wölbkonstruktionen der Gotik 2;Februar 1992Modelle und Methoden -Beiträge zum Wissenschaftsver-ständnis; Mai 1992Gesamtbibliographie des SFB230. 1984-1993; Dezember 1993

2. Mitteilungsreihe des SFB 230:Heft 1: Aus den Teilprojekten.1988Heft 2: Beiträge zum I. Interna-tionalen Symposium des SFB230/Teill, 1988Heft 3: Beiträge zum I. Interna-tionalen Symposium des SFB230/Teil 2, 1989Heft 4: Verzweigungen, 1992Heft 5: Vom Holz zum Eisen,1991Heft 6: Natural Structures. Prin-ciples, Strategies, and Models inArchitecture and Nature, Part I,1991Heft 7: Natural Structures. Prin-ciples, Strategies, and Models inArchitecture and Nature, Part II,1992Heft 8: Natural Structures. Prin-ciples, Strategies, and Models inArchitecture and Nature, Part III,1992

3. Publikationsreihe des IL:IL 2 Stadt in der ArktisIL 6 Biologie und Bauen 3/Ste-reophotosIL 11 Leichtbau und Energie-technikIL 14 Anpassungsfähig BauenIL 15 LufthallenhandbuchIL 17 The Work of Frei Otto andhis Teams (1955-1976)IL 18 SeifenblasenIL 19 Wachsende und sich tei-lende PneusIL 22 Form-Kraft-Masse 2"Form"IL 23 Form-Kraft-Masse 3"Konstruktion"IL 25 Form-Kraft-Masse 5"Experimente"IL 26 Jugendwettbewerb"Natur und Bauen"IL 28 Diatomeen 1 -Schalen in Natur und TechnikIL 29 Die Zeltstädte des HadschIL 30 Vela, Toldos, SchattenzelteIL 31 Bambus - Bauen mitpflanzlichen StäbenIL 33 RADIOLARIA Schalen inNatur und Technik IIIL 34 Das ModellIL 36 Subjektive Standorte -20 Jahre ILIL 39 Ungeplante Siedlungen

Die obengenannten Publikatio-nen sind unter folgender Adres-se erhältlich:

Institut für LeichteFlächentragwerkePfaffenwaldring 1470569 Stuttgart

4. Weitere Literatur zum Thema:

Günther Bien, Thomas Gil,Joachim Wilke: "Natur" im Um-bruch. Zur Diskussion des Natur-begriffs in Philosophie, Natur-wissenschaft und Kunsttheorie,Stuttgart-Bad Cannstatt 1994

Hermann Haken, Arne Wunder-lin: Die Selbststrukturierung derMaterie, Braunschweig 1991

Ulrich Kuli: Grundriß der Allge-meinen Botanik, Stuttgart 1993

Städtebauliches Institut der Uni-versität Stuttgart (Hrsg.): DasPhänomen der Stadt. Berichteaus Forschung und Lehre (Ar-beitsbericht 46), Stuttgart 1992

Uwe Niedersen, Frank Schweit-zer (Hrsg.): Selbstorganisationund Ästhetik (Selbstorganisati-on. Jahrbuch für Komplexität inden Natur-, Sozial- und Geistes-wissenschaften, Band 4), Berlin1993

Werner Ebeling, Jan Freund,Horst Malchow, Andrea Scharn-horst, Frank Schweitzer, OleSteuernagel: Anwendungsmög-lichkeiten von Prinzipien derSelbstorganisation. Inst. f. Theo-retische Physik, Humboldt Uni-versität zu Berlin, Berlin 1993

Frei Otto et al.: Natürliche Kon-struktionen. Formen undKonstruktionen in Natur undTechnik und Prozesse ihrer Ent-stehung, Stuttgart 1982

Behnisch 8t Partner: Bauten1952-1992, Stuttgart 1993

Behnisch ft Partner: Ein Gangdurch eine Ausstellung,Stuttgart 1993

Behnisch Et Partner: Über dasFarbliche, Stuttgart 1993

Berthold Burkhardt (Hrsg.):Frei Otto: Schriften und Reden,Braunschweig/Wiesbaden 1984

Manfred Eigen/Ruthild Winkler:Das Spiel, München/Zürich 1985

Stuart A. Kauffman: The Originsof Order, Oxford/New York 1993

Roger Lewin: Die Komplexitäts-theorie, Hamburg 1993

M. Mitchell Waldrop: Inseln imChaos, Reinbek 1993

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Page 4: Neue Zeitschriften Wired Zlaty rez RISZ - Zeitschrift für

Junge Architekten (4)Christian Wendt,Klaus Gurk,Hansjörg Böhm

Daß Architekten -zumal junge-in Stuttgart keinen Städtebaubetreiben, sondern sich mit klei-nen, solitären Gebäuden in diePeripherie 'verziehen", und ihreleichte, transparente Architekturnachgerade anti-urban sei,gehört zu den gängigen Vorur-teilen, die man in Frankfurt,Köln, Hamburg und besondersin Berlin mit Blick auf die Süd-deutschen pflegt. Dabei meintman das Fehlen des formalentypologischen Repertoires dessogenannten klassischen eu-ropäischen Städtebaus, dessen

Wiederentdeckung und ausge-dünnte Anwendung mittlerweileals Beweis für Modernismuskri-tik genügt.

Auffallend ist deshalb die in-tegrierende und realistischestädtebauliche Arbeit des Stutt-garter Büros Christian Wendtund Klaus Gurk, in Arbeitsge-meinschaft mit Hansjörg Böhm,für die Stadt Stuttgart, die be-wußt die Verknüpfung zwischender City als größtem kulturellenAttraktionspunkt und den wirt-schaftlichen Kräften, die denStädtebau bestimmen, themati-siert. Dabei übernimmt der

Verkehr, in diesem Falle dieEisenbahn, die Rolle des Kataly-sators. Schon länger steht derunbefriedigende Kopfbahnhof,der Stuttgarts Rolle als Schnitt-stelle mehrerer Hochgeschwin-digkeitsstrecken fraglich machtoder zumindest einschränkt, zurDiskussion. Professor Heimerlvom Institut für Eisenbahnwesenan der Universität Stuttgart un-terbreitete der Stadt bereitseinen Vorschlag, der die StreckeStuttgart - Ulm - Augsburg alsreine Personenverkehrsstreckemit der Trasse der A8 bündeltund parallel zum Querbahnsteigdes heutigen Hauptbahnhofeseine neue, unterirdische Durch-gangsstation anlegt, die den

ICEs das kostspielige 'Kopfma-chen' erspart. Es handelt sich je-doch nur um eine "halbe Lö-sung', die die nachgeordnetenVerkehrsarten (Interregio undRegionalschnellbahn) im beste-henden Kopfbahnhof beläßt, ob-wohl sie den Löwenanteil amFemverkehr ausmachen. DasBüro Wendt, Gurk, Böhm strebtallerdings über rein eisenbahn-technische Fragen hinaus einestädtebauliche Lösung an undschlägt deshalb ein Phasenkon-zept vor, an dessen Ende einkompletter unterirdischer Durch-

Durch eine Verlegungdes Hauptbahnhofsunter die Erde könnteman in Stuttgart zweistrukturelle Problemelösen: die Erweiterung

des Kopfbahnhofszum Durchgangs-bahnhof und dieBodenkappheit imengen Talkessel derStuttgarter Innen-stadt

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Der Bebauungsvor-schlag im Modell:Die kompakte Bebau-ung staffelt sichnach Südwesten zumSchloßpark in die

Höhe und wird amRand von einer ReiheHochhäuser abge-schlossen

Page 5: Neue Zeitschriften Wired Zlaty rez RISZ - Zeitschrift für

gangsbahnhof steht und damitdas gesamte Eisenbahnsystemam Ende des Jahrhunderts neuordnet. Als Folge bleibt derStandort des Hauptbahnhofs inseiner jetzigen attraktiven Zen-trumsnähe erhalten und dasgesamte Rangier-Gleisgeländedahinter vom Arnulf-Klett-Platzbis zum Rosensteinpark, zusam-men mit angrenzendem Gewer-begebiet und Altanlagen derBahn, kann als innerstädtischesEntwicklungspotential genutztwerden, das dringend benötigtwird. Damit geht nicht nur einFinanzierungsmodell einher (dieBahn verkauft das Gelände anInvestoren und deckt so die Ko-sten für den Umbau des Bahn-hofs und der Gleise), sondern es

wäre auch die unerquicklicheDiskussion um die Nachverdich-tung der Innenstadt mit Hoch-häusern und die verheerendeSuche nach peripheren Entla-stungsstandorten vom Tisch.

Das vorgeschlagene Städte-baumodell zeigt die konkretenMöglichkeiten. Das neu gewon-nene Areal wird kompakt vonGewerbe und Dienstleistung ge-nutzt, das von der unmittelbarenNähe des Bahnhofs profitiert. ImNorden kann ein bestehendesWohnquartier erweitert werden.Nach Südwesten bildet eine sehrhohe Bebauung eine klare Kantezum Schloßgarten und Rosen-

steinpark, die zusätzlich Grün-flächen gewinnen und zusam-men mit dem Killesberg unddem Cannstatter Wasen einenneuen T-förmigen innerstädti-schen Grünzug ergeben. Dieeinzelnen Bereiche sind klarstrukturiert und machen keinestilistischen Vorgaben, könnenalso von verschiedenen Archi-tekturbüros entworfen werden,wobei besondere Aufmerksam-keit der Umgebung des Haupt-bahnhofs als neuem Brennpunktgilt. In diesem integrierten Kon-zept, das sich logisch aus dengestellten Programmen ent-wickelt, können Belange der Ei-senbahn - Verkehrsgeographie,des Städtebaus, der ökonomi-

sehen Verwertung und Verede-lung innerstädtischer Entwick-lungsflächen, der Grün- undLandschaftsplanung sowie derInfrastruktur für den Individual-verkehr zusammengeführt wer-den. Der zur kompletten Durch-gangsstation umgestalteteHauptbahnhof wird zur neuenMitte der größer gewordenenStuttgarter City.

Angelika Schnell

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Die weiträumigenGleis- und Rangier-flächen der Bahn rau-ben attraktive Flächeim Zentrum Stutt-garts: Durch einenVerkauf dieser Flächenan Investoren könnte

unter Umständen derBau eines Tunnelsfinanziert werden.Rechts der Vorschlagfür die Anbindungeines unterirdischenDurchgangsbahnhofs

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Page 6: Neue Zeitschriften Wired Zlaty rez RISZ - Zeitschrift für

Betr.: 118 ARCH+"Wo Lager war, sollStadt werden..."

Mit Erstaunen lese ich den Arti-kel von Dieter Hoffmann-Axt-helm über den Beitrag von PeterNeitzke in 117 ARCH+, S.15. Ichmöchte mich dazu äußern, weildurch das Wettbewerbsverfahrenwichtige Fragen berührt werden,die jenseits der persönlichen An-griffe von Dieter Hoffmann-Axt-helm auf mich liegen. In einemVerfahren, das die Urbanisierungdes ehemaligen SS-Kasernen-geländes am KZ Sachsenhausenzum Thema hat, stellt sich dieFrage der Verantwortung desArchitekten auf grundsätzlicheArt und Weise. Ich kann derAnalyse Dieter Hoffmann-Axt-helms zustimmen, die von derNotwendigkeit der Urbanisie-rung des jetzt völlig isoliertenGeländes ausgeht, um es mit al-len seinen Aspekten, seinemzukünftigen Potential und seinerGeschichte der Stadt zugänglichzu machen. Nach eingehendemStudium der unter der Leitungvon Hoffmann-Axthelm durchdie LEG sorgfältig ausgearbeite-ten Ausschreibungsunterlagenkomme ich jedoch zu einemgrundsätzlich anderen Schluß,wie dies vor sich gehen kann:Meiner Meinung nach ist auszu-schließen, daß das Gelände undseine Geschichte durch Wohnbe-bauung domestiziert und banali-siert werden. Anläßlich der Vor-stellung der eingereichtenArbeiten in Oranienburg erläu-terte ich die Gründe für meineÜberzeugung; es war mir be-wußt, daß mich mein Ansatz an-gesichts der engen Vorgaben derAusschreibung jeder Möglichkeitberauben würde, den Wettbe-werb zu gewinnen. Am Tag nachder Wettbewerbsentscheidung -ich erhielt einen Sonderpreis -und nachdem die Pressemittei-lung veröffentlicht war, wurdemir aus den Anfragen der Ver-treter der lokalen Presse deut-lich, daß die Pressemitteilungwesentliche Aspekte meines Ent-wurfes völlig außer acht ließ,wie z.B. die vorgesehene um-fangreiche Gewerbenutzung (al-lerdings im Rahmen einer demOrt angemessenen architektoni-schen Haltung). Völlig unver-ständlich bleibt mir, warummein Entwurf, vielleicht der ein-zige im Rahmen dieses Wettbe-

werbs, der sich aktiv mit derverhängnisvollen Geschichtedieses Ortes auseinandersetzt, zueiner, nach Meinung der Verfas-ser der Pressemitteilung "erneu-ten Traumatisierung der StadtOranienburg" führen würde. Dieörtliche Presse und mein Bürowaren perplex über diese Fehlin-terpretation, so daß ich selbst-verständlich die Gelegenheitwahrnahm, auf Anfrage unserenEntwurfsansatz in Gänze darzu-stellen. Die internationale Pres-se, die den Namen Sachsenhau-sen durch den Brandanschlagauf die jüdischen Baracken infrischer Erinnerung hatte, wurdedurch die lokale Berichterstat-tung ebenfalls aufmerksam undübernahm das Thema. (Ich legeWert auf die Feststellung, daßich allen Gesprächspartnern dieAdresse von Dieter Hoffmann-Axthelm gab, um ihm Gelegen-heit zu geben, seinen Stand-punkt darzustellen.) DieVoruntersuchungen zur mögli-chen Entwicklung des SS-Gelän-des waren nach meiner Ein-schätzung gründlich; ich findees jedoch bedenklich, daß Ver-treter der jüdischen Gemeindeund Organisationen der Überle-benden dieses prototypischenKonzentrationslagers im Vorfeldnicht angesprochen wurden. DerAusschreibungstext zum Wett-bewerb ist angefüllt mit offenenFragen, dennoch war DieterHoffmann-Axthelm zu keinerZeit bereit, die Möglichkeit einesanderen Weges, einer Alternati-ve zu dem von ihm favorisiertenNutzungskonzepi ernstlich zuerwägen. Als Architekt, der inDeutschland lebt und arbeitetund der sich verpflichtet fühlt,der Geschichte ins Auge zu se-hen, als Jude, dessen Familiedurch den Holocaust ausgelöschtwurde, als Person auf der Suchenach einer positiven, hoffnungs-vollen Erneuerung, habe ich diegeistige und intellektuelle Ver-pflichtung sowie das Recht, daszu entwerfen, was ich in dieserSituation für richtig erachte, freivon persönlichen Angriffen undUnterstellungen. Ich hätte es be-vorzugt, eine inhaltliche Debattezu dem erforderlichen Themen-komplex zu führen, anstatt mirvorwerfen zu lassen, ich hätteversucht, die Vertreter der StadtOranienburg einzuschüchtern.Die Rede vom 'Info-Feldzug"eines imaginierten "Stab(es)' inmeinem Büro, der im Sinneeiner "eben aufweite Streckenauch nur persönliche(n) Durch-setzungsstrategie" agiert, magexemplarisch verdeutlichen, daß

hier die persönliche Diffamie-rung die notwendige Debatte er-setzen sollte. Bei der Suche nachden Implikationen und demmöglichen Gehalt dieses Wettbe-werbes ist es legitim, diegrundsätzlichen Vorgaben einessolchen Verfahrens in Frage zustellen, insbesondere, wenn dieseoffensichtlich im Vorfeld nichtkritisch hinterfragt wurden. ("DerStadt gegenüber wurde gesagt:Wenn ihr dort unbedingt einWohnviertel haben wollt - gut,dann aber unter einer Bedin-gung...") Die Debatte über denangemessenen Weg zu einer ak-tiven, zukunftsweisenden Aus-einandersetzung der Stadt mitihrer Geschichte in Gestalt desSS-Geländes ist offen zu führen;die geforderte Wohnnutzungkann dies durch eine Überforde-rung der potentiellen Bewoh-ner - immer auf Sichtweite mitdem Konzentrationslager - ausmeiner Sicht nicht erreichen. Derimmanente Widerspruch zwi-schen Domestizierung und kriti-scher Auseinandersetzung mitder eigenen Geschichte war demVerfasser der Auslobung sehrwohl bewußt, ohne daß er aller-dings die nötigen Konsequenzendaraus gezogen hätte. "Das heu-tige Gelände ist, einschließlichder vierzig Jahre DDR-Nutzung,nach wie vor intensiv durch denSS-Charakter geprägt. Das liegtals Bann auf der gesamtenFläche - man kann sich gewißdaran gewöhnen, aber wie dieGewöhnung an Umweltbelastun-gen oder soziale Mißstände be-schädigt der Zustand unmerklichdiejenigen, die es aufgegebenhaben, den Zustand in seinerBedrückung zu empfinden.Wennhier normal gelebt werden soll -was denn so, in Steinwurfentfer-nung vom Lagerdreieck Norma-lität heißen soll - dann muß derSS-Charakter mit allen Mittelnzertrümmert werden." (Aus-schreibungstext, S. 64). Die mitder Urbanisierung des Geländesder SS am KZ Sachsenhausenberührten Fragen sind weder ge-eignet zur Austragung persönli-cher Empfindsamkeiten, nochsind sie von nur lokaler Bedeu-tung; ihre Beantwortung ist we-sentlich für das VerhältnisDeutschlands zu seiner eigenenGeschichte.

Daniel Libeskind

Ars Electronica '94

Das diesjährige Ars-Electronica-Festivai steht unter dem Motto'Intelligente Ambiente", einemThema, bei dem es zentral umArchitektur gehen wird: Nebenvielen anderen werden RemKoolhaas und Jean Nouvel Pro-jekte zeigen. Wolf Prix undMichael Sorkin werden sich aneinem Symposion über VirtualReality und Architektur beteili-gen. Diskutiert werden sollaußerdem über "ElektronischeRäume/Leben im Netz'. Eine Re-trospektive wird die letztenfünfzehn Jahre Ars Electronicadokumentieren. Begleitend wer-den wieder eine Vielzahl vonVeranstaltungen stattfinden:Konzerte, Videovorführungenund Performances, und - lastnot least - wird der Prix Ars El-ectronica verliehen.

Das Festival wird voraus-sichtlich vom 21. bis 25 Juni inLinz stattfinden.

Informationen:Ars ElectronicaBrucknerhaus LinzUntere Donaulände 7A-4010 LinzTel.: 0043/732/7612271Fax: 0043/732/7612350

A. Shchusev-Museumin Not

Der Erhalt einer der größten rus-sischen Sammlungen von Archi-tekturzeichnungen, Modellenund Grafiken aus der Zeit vom18. bis zum 20. Jahrhundert istbedroht: Dem Moskauer Archi-tekturmuseum A. Shchusevmangelt es an Geld- und Sach-mitteln für eine fachgerechteHaltung und Archivierung seinerBestände, denen Feuchte undunsachgemäße Lagerung schonstark zugesetzt haben. Das Mu-seum erhält zur Zeit weder aus-reichende Mittel für die Restau-ration und Konservierung seinerExponate noch für die Instand-setzung des eigenen baufälligenund durchfeuchteten Gebäudes.In einer ersten Hilfsaktion ver-sucht eine private Initiative vorallem mit Sachmitteln, d.h. Luft-entfeuchtern. Reproduktions-geräten und Archivierungssyste-men zu helfen. Wer sich daranbeteiligen möchte, kann sichwenden an:

Dr. Hans Erhard HaverkampfWallstraße 17-2210179 BerlinTel.: 030/27801360

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Page 7: Neue Zeitschriften Wired Zlaty rez RISZ - Zeitschrift für

Die EvolutionnatürlicherKonstruktionen

Der Sonderforschungsbereich230 'Natürliche Konstruktionen -Leichtbau in Architektur undNatur' der Universitäten Stutt-gart und Tübingen veranstaltetvom 4. bis 7. Oktober 1994 ander Universität Stuttgart sein3. internationales Symposium,das auf ein umfassendes Ver-ständnis von anthropogenenund biologischen Konstruktio-nen abzielt. 'Umfassend' bedeu-tet einerseits, daß konkrete Kon-struktionen unter verschiedenenAspekten, insbesondere be-züglich Form, Struktur, Funktionund Geschichte, analysiert wer-den. Andererseits sollen aberauch grundlegende Gemein-samkeiten (Analogien bzw."Funktions-Homologien") zwi-schen menschlichen undbiologischen Konstruktionenherausgearbeitet werden. Engdamit verknüpft sind Unter-suchungen zu Formflndung,Strukturoptimierung und derEntwurf von Leichtbau-konstruktionen und Siedlungs-strukturen.

Im Mittelpunkt des interdiszi-plinären Interesses sollen selbst-bildende und selbstorganisierteFormen und Strukturen in Naturund Architektur stehen. Beteiligtsind Wissenschaftler aus denFachbereichen Architektur,Bauingenieurwesen, Biologie,Geodäsie, Paläontologie, Philo-sophie und Physik. Die Themen-schwerpunkte der Konferenzwerden sein: Leichtbau in Archi-tektur und Natur, Siedlungs-strukturen und Transportsyste-me, Selbstorganisation undEvolution, Naturbegriffe undWissenschaftsverständnis.

Informationen:Sonderforschungsbereich 230GeschäftsstelleUniversität StuttgartPfaffenwaldring 770550 StuttgartTel.: 07 11/6 85 20 32

Santa Fe Institute

1984, bei der Gründung desSanta Fe Institutes (SFI) in NewMexico, USA, sagte der Physikerund Nobelpreisträger MurrayGell-Mann, einer der Haupt-initiatoren des SFI, über diewissenschaftliche Bestimmungdes Institutes: "Ein neues Themanimmt Gestalt an, das seineWurzeln in der Erkenntnistheo-rie, in der nichtlinearen System-dynamik und in vielen Zweigender Physik, Biologie und sogarder Verhaltenswissenschaftenhat. Einige nennen es Selbstor-ganisation, andere Theorie kom-plexer Systeme, noch andereSynergetik usw. Dieses Themaversucht, die interessante Frageaufzugreifen, wie Komplexitätaus der Verbindung einfacherElemente entsteht." Komplexitätund Interdisziplinarität - dassind die beiden Schlüsselwörter,die wohl am besten geeignetsind, um das Profil des SFI zucharakterisieren. Sie markierenzugleich eine Trendwende imSelbstverständnis der heutigenWissenschaft: weg von der re-duktionistischen Zergliederung,der isolierten Forschung - hin zueiner fachübergreifenden Sichtauf die Vielschichtigkeit der Sy-steme. Mit dem SFI sollte eineunkonventionelle Plattform ge-schaffen werden, um die grund-legenden Prinzipien bei der Evo-lution komplexer Systeme vonverschiedenen Seiten aus zu er-forschen. Der heutige Themen-katalog ist breit gefächert: vonneurobiologischen Strukturenund genetischen Codes überImmunsysteme bis hin zur Öko-nomie, zur Börse und zurmenschlichen Gesellschaft alskomplexem adaptiven System.Die Computerisierung spielt beidieser Forschung eine zentraleRolle: Sie erlaubt, Strukturen in-nerhalb von chaotischen Datenherauszufinden, was die Vorher-sagbarkeit von scheinbar zufälli-gen Ereignissen befördert. Sieermöglicht aber auch, künstlicheWelten zu entwerfen, in denen'Artificial Agents' nach be-stimmten Spielregeln agierenund auf diese Weise ihre Umge-bung neu strukturieren. Sehrwichtig in komplexen Systemenist der Prozeß der Informations-verarbeitung: Wie wird Infor-mation codiert und entschlüs-selt, selektiv wahrgenommen,kontextabhängig interpretiert,gespeichert, weitervererbt - in-wieweit kann ein System sichdurch Lernen adaptieren? DieseFragen können in vom Compu-ter generierten 'künstlichen Wel-ten" quasi-experimentell behan-delt werden. Bereits die Gründerdes SFI waren der Ansicht, daß

ihr interdisziplinäresForschungsprogramm auch eineneue Form von Forschungsinsti-tution erfordert, wie sie inner-halb der Universitäten nurschwer durchzusetzen ist. Eineflexible Struktur sollte entste-hen, geistig aufgeschlossen, freivon schwerfälliger Bürokratie,die einerseits die Ausbildungvon Doktoranden erlaubt, ande-rerseits eine netzwerkartige For-schung ermöglicht, die das SFImit Universitäten und Großfor-schungseinrichtungen verbindet.Um dies zu erreichen, wurde eininteressantes Konzept gefunden:Erstens existiert das SFI als eineprivate Institution, die sich alsunabhängige und gemeinnützigeEinrichtung vorwiegend durchSpenden, Forschungspreise undProjektgelder (darunter auchProjekte des US Governments)finanziert. Zweitens hat das SFI,wenn man von den 19 Personenfür die technisch-organisatori-schen Arbeiten absieht, keinefest angestellten wissenschaftli-chen Mitarbeiter. Statt dessengibt es etwa 35 externe Profes-soren, die an mehr als 20 wis-senschaftlichen Einrichtungennicht nur der USA beheimatetsind und jährlich eine gewisseZeit am SFI verbringen, um dortmit Gastwissenschaftlern oderDoktoranden zusammenzuarbei-ten. Für einen längerfristigen

Aufenthalt von Doktorandenoder Post-Doktoranden, die bis-her aus etwa 100 Universitätenkamen (darunter 80 aus denUSA), können in wenigen Fällenauch Stipendien vergeben wer-den. Die thematische Orientie-rung für die Zukunft des SFIliegt in den Händen eineswissenschaftlichen Aufsichtsra-tes von etwa 50 Personen, dar-unter vier Nobel-Preisträgern.Zusätzlich haben zentrale Pro-gramme, wie etwa das Ökonomi-sche Forschungsprogramm oderdas Programm zur adaptivenComputation, ihre eigenen bera-tenden Ausschüsse. Seinen An-spruch auf Kompetenz für Zu-kunftsvisionen dokumentiert das.SFI mit verschiedenen For-schungsprogrammen, die unterdem Titel 'Project 2050' zusam-mengefaßt sind. Neben derBereitstellung von Datenbankenüber die gegenwärtige Entwick-lung geht es auch um denEntwurf von Computer-Pro-grammen, die die Simulationzukünftiger Entwicklungen inÖkosystemen oder Gesellschaf-ten erlauben.

Frank Schweitzer

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