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Neue Zürcher Zeitung St. Galler und Appenzeller Fleiß JBimttae. 1». «ugnü »41 «lütt 5 SJUtlagmiSgofie Rt. 1291 Die ersten mechanischen Spinnereien, Webereien und Stickereien '». Tie Lrsahrungen der St. Galler ..Fabrilan» ten' mit dcm englischen Maschinenaarn waren schon am Ansang der !7Nacr Jahre so günstig, daß sie bald ein heiße» Verlangen nach Spinnmaschine» verspür, len und gerne in die Tireltoriallassa grissen. als des Vanzahlers Vi ! I w il l e i o Sohn I7!»5 meldete. daß sl m,l dem Zimmergesell Ioh. lfuß .eine Baum!vo«lp!»nma'chi»c f wri, gebracht, daß man daraus Panel spionrn lönne. 5och sehle il,m zur 5,'rilrndung de? Wert» die nötige Balsams!.' Man subvention leite da? .Werk', da» jedoch »ich! einmal mit Geld brauchbar gemacht werden lonnte. Im April I7!>;!» osserierle sodann der in Bordeaur an» gestellte junge öl. Galler Ialob Ehrenzeller, eine englische Spinnmaschine: doch die Kriegowirre» verhinderten ein näheres Ei»tre>;e!>; aus da» inter» rsfantc Angebot ebenso, wie da» eingehen auf den gleichzeitigen Antrag de? Johan» Georg » r ö !, I i n '.'lugsburg. eine ..Spinnmaschine aus englnchem ^h', die er einem Altherr in Trogen geliefert ^sbllue»' <;ici° eilten mes/xzniis^t'n §/>;i'»n<;'5c! <;/c»- ^c/üDci: in 5i. <;?«//<;'« hatte, aber nicht bezahlt bekam, zu Selbstkosten ab» zugeben. Die von Johann ftonrao E»tz in Herida» bereits um 1790 aufgestellten acht Sondercggerschen Stühle haben sich gar nicht bewährt und tamen sür eine Allion nicht in Betracht. Inzwischen reute jedoch in Bei» ein Plan z'ir Verwiiklia)u»g Heia». Ter gleiche »französische Sach» veistaridige', dcjicn Maschine Ehrenzeller nach St. GaNcn offeriert halte, stellte dein helvetische» Tirellorium den Antrag, .dnrä, zivei der Sachen s>;anz kundige Engelländer in Helvetien Spinnmaschi» !',en ci»z:ir,chtcn, welche in alle? Mitficht dasjenige kisten wurden, was die vollloinnieüstcn, nach den neuesten Verbesserungen eingerichteten englischen Maschinen zu leisten »ustande sind", und dieser An» trog, der die Aufstellung vc» 40 Milles 204 Spin» teln und allen »öligen Nelvn!u,is>;!n»e» im Noflen» betrage von 252 NW Livres vorgescho» balle, wurde «^genommen. Ter Kanton Sentis sollte al» Ze»» trum der helvetisch?» Bainuwollüidüstrie. die Halste der handgetriebenen 3Iilhle (20 Äull'^) übernehme!!, und diese waren tatsächlich im Handumdrehen vor» g?bcn. 3a« kaufmännische Tir^loriüm sul'slribierlc «uf 5 Mules sür eine in St, ballen zu errichtende Veisuck)». und Lehrwerk ätte, die anderen I,i sollten nir Privatsirmcn arbeiten, und zivar sünf Mulos in 2t. Gallen sür ein lu'n Wägeli»' geleitetet' Konsortium dielen firmen!, si'ms Milles fill .Zellweger ll: Lo." in Trinen, drei Mule? sür Bernet jr.' und je ein Mille !ür weniger il: Zollikofer' und . ^hrislia» Näf' in ^-t. Gallen. lZuletzt fand man aber, daß günstiger wäre, alle Maschine» beieinander zu lassen und ge» meinsam in Betrieb zu setze»: am !!. februar 1^01 vereinigten sich daher die 3;n!nn»aj!hi>;,e»'3»I'skr!ben» !?n zu der ersten Aktiengesellschaft in 3!. Gallen, d?r »Gen era l »3 oe i c t", deren Kapital in 50 Allicn zu 1650 Gulden geteilt wurde,) Ursprünglich wollte man die Maschinen im Zucht, war und zur Ueberwmt'm, Haus von 3t. Leonhard ausstellen, wo man standige wesentlich beigetragen hat. Aussicht und billige Arbeiter gehab! hatte, als aber -»..Galler Prod»llwn»gebie! der Maschinenlieferant, der Waadtkmder Mare Anton Pellis, mit seinen beiden ».'»grindern Hohn Hey wood und James Longworth August 1800 in 3t. Gallen erschien, sanden diese das vor» gesehene Lokal ungeeignet und klein, und so kam man auf den Gedanken, die ssabrik im Moster einzu» richten. Tie bekam die nötigen Naume sür sieben Jahre unentgeltlich zur Venühnng, und c3 wurde ihr eine siebenjährige Tteuersreiheit nebst einem cxclulivum" deioilligt, eng» lische Ma!chinen sieben Jahre lang allein herzustellen. l(»in Palent, da» zu einem Prozrh mit der Vroh» spinnerei in Wülflingen führte, wo Winterthurer Unternehmer ebenfalls englischem Fuß' zu ssin» neu ansingen.) Temgrgenüber war die Gesellschaft verpflichtet, eine Anzahl helvetische Lehrlinge auezu» bilden, den Verlaus der .'Illien an jedermann zu ge>; statten und da» Garn öffentlich, in Mengen von malimal zwanzig Zentnern, zu ««ersteigern. Mit grofien Erwartungen ging man antz Werl, aber sie haben sich nicht erfüll!. Tie Vlafchinen rer» brauchten da» kapital und ee fehlten die Netriebö» millel, lrol'dem man .Altien zweiter Klasse' an den Mann zu bringen suchte. Tozu lam noch, daß da» .-iislrm' der beiden Engländer sehr unvollkommen war und teuer arbeitete. Tie Gesellschaft, deren Fabrik lK05 in da-: .Tuchhau»' und da? .Plahtoi' verlegt lourde, büßte mit ihren Vcrfuchen »ich! nur ihr kapital ein, sondern auch den größten Teil der Tarlehen (MONO Gulden), die sie oom Direktorium sukzessive empfangen hatte. ?lu» diesem Grund e wurde die ssabril 1««? gegen einen Iahre»zin? von 5NN Louiidor an Taniel Pernet zum .grünen Hos' vermietet, dem aber leine Lorbeeren blühten. 15!<; muhte der Mietzins herabgesetzt werden und INI 8 war auch Pernet sertig. Tie englische Konkurrenz erdrückte ihn. der mit veralteten, schlechten Maschinen arbeiten mußte. Tie GefeUscha!t liauidierte, Aktionäre und Gläubiger kamen zu großem schaden. Und doch war dieser erste Veriuch nicht ohne sichtbaren ?!utzen. Man lernte auo seinen Erfahrungen, und bald ent>; standen neue spinnereien, die mit besserem ssrsolg arbeiteten, so die Zellwegcrschc in Trogen ll5N4), die de« Phristian Naf in Rapperswil <;l^N,i), der Gebrüder TsäMdi in Goldach <;1siN7). de« Johannes ^ihwener in stbnat «um l^lN». die lkll von Ioh, lUlich Gras von silgg an der Lindengasie zu 3t, Gallen in ^»leresiengememschasl mit I. I. 3!>;eter von Win» telOmr errichlelr bedeutende ?Inla,,r. dir lk12 in der Pav!>;r!U!>;l!le ^ona eingerichtete spinnerei der Ge>; briidei Brändlin von 3<;aia uüd eine Reihe lleinerer spinnereien in Ct. Gallen (Weniger, sulzberger, ^'erxel. l^berteiiscr »lw,). Alle diese ünlcrnrlv.nuiigen blülilen während der ,Nm>;<;ine»taIIperre aui und iiichlen sich dur6) rasche unt>; opferwillige Aneignung der unablässigen englischen Verbesserungen auch techmlch aus der Höhe zu halten, ßine Aui-nahme bildete die l^iN gegründete .?lktienspinnelsi 3t. Geor» gen': sie war dieler stürmischen Entwicklung nicht gewacht», al» Al<;iengesellsä)a!t aus rasche Navital» amortisation noch nicht eingerichtet und schwerfällig. Ter 3!urz Napoleons hob auch die Kontinental» sperre auf, und die 3t.»Gallcr Baumwollinduftrie stand wieder einmal vor einer großen Entscheidung. Nel'en den englifchen Mafchinengarncn. die jetzt die 3chweiz überfliiteten und die Preife surchtbar drück» tln, vermochte sich lein Han>;aefpins! mehr zu halten, Nun hieß e?. me6)a!>;ifchc Großbetriebe zu schassen, ,^u 3t. Gallen verstand man diesen Nuf der Zeit lange nicht, im Gegensatz zu Zürich, wo I. <;5. Escher zur Neumühle der Maschinenspiünen'i im grrßen mit genialem Blick die Wege ebnete, E; waren daher bezeichnenderweise Zürcher Industriel!!', die .an<;<;5 im- ilai'ton Et. Gallen die ersten Gri'h» Il'iiü'sleiei! nicht bloß errichteten, sondern a»ch :in! strsolg betrieben' (Wartmann). 3n I. I, Nieter (winterthur) die 3piünereien und George»', Ioh. Hürlimann von Richterswil die 3>;'i>;n!erei in !1üipper>;w!l. Gebrüder Vrändlin von 3!>;>;!a eine sol6>;e in Jona und »3taub, Honegaer W,i!ti' die in 3oreiita! bei hauptwil, Tie er!i>;, 3!'iünerei in Lichlenst?ig errichtete I«!«', ein 3ch>;M,zer, Aloi? Martti. Tnrch d'e!e technisch durch. N'eg hoehltehrndcn Niugründungen ist erst die Bahn zu einem neuen Ausstieg gebrechen worden. Gleichzeitig mit der Errichtung der ersten 3vi,m. maschinen in 3>;, Gallen erstellte ein aeivisser T egen von Hrien? bei Linern !ür den 3t, Galler Hausmann E n z eine kleine e ! ch w i u d b l e i ch e'. die rasche ^rrbreitüüg sai'd, weil sie zu jeder Jahreszeit scholie weiße Mare lieferte, sie nicht beschädigte, die V'r» l'eiinüchnng der Tessin» erweichte und den Um» latz beschleuingte, Ta» Versaliren er!uhr sodann bii 18!,"! eii'e weseiitlich? VirvoNlommnung, so daß sie bei de:, leichten Geweben bald allgemein angewendet wurde. In der weberei sck'us 3t. Gallen in diesen Jahren einen eigenen techi'üch?» fortschritt, den 3 ch n e l I s ch ü tz e n. dcr die Möglichkeit bot . Gewebe von beinahe jeder beliebigen Breite erstellen, und der die Arbeit de» Vel-er» ivesentlich erleichterte und beschleunigte. 3ein Vründer, der .Aetti de? !>;lättä»ä'. >;var Johann ,«onra^ E g I i von sNawil. dessen feuerung von ties einschneidender Wirkung war und zur Ileberwinpung der Krise »ach l^l-» Tagegen vollzog da>; gebiet nur zögernd die An» l'ajnmgen, die das Auskomme,, dcr mechanischen Weberei gebiclerisch forderte. Toggenburg stellte sich in den letter Ilihren lieber aus die Iaerardweberei (Buntweberei) um. nnd erst in den 5Ne r Jahren begegnen >;vir darin den ersten mechanischen Web» stühlen mit Wechsel. In Appenzell stellte de» ersten Iacauardstuhl Johann Tchläpser zu Hl'fegss.Heli»au im Jahre !>;^U au!. Eugster «: 3!eiger die erste Webmaschine in Trogen, Tie spezifisch st,.gaslisch. appenzellische Weißweberei wurde durch die techni» schen fortschritte noch mehr bedrängt. Ihr Netter wurde eigentlich der um >;'2'>; er» suudene P l a l t st i ch » st u h' I des Ioh. Konrad .>;l Itherr Teuseu. der sie nebst den von I. Mevrr» Girtanner. Herisau, um I84N aus Nlieinpreußen ,'ingelührten 3pickplatten eine Zeitlang noch belebte. !?ie Hauptförderer »varen wertli in Teufen und Bin» nafsa l<; <;5o 3t, Gallen,) In den 1850er Jahren sing sie jedoch an. uuaushallbar ^usammeüzuschruinpsen. Es wurde erst jetzt damit be>; gönnen, die mechanische fabrikation auch aus die Mousseline» und sogar aus die leichten Jacanardge» webe zu übertragen, Te» Ansang machte der 3chne!l» schützenerfinder Egli in flawil, der Glarner Georg Wild, der in Neuhaus bei Eschenbach im See» bezirk eine mechanisch« Weberei errichtete, und die Gebrüder Neher, die in Rapepr5w,I eine weberei' gründeten. Celbsl auf diesem Wege war jedoch die leichle Weißweberei de» Appenzellerland?« vor einem Marasmus nicht mehr zu bewahren. Erst die Verbesserungsvorschläge de» Jakob 3<;eigel>;Meyer gaben ihr später einen neuen Austrieb. Tie Stickerei erfuhr gleichfall» tiefgreifende Umwandlungen. Tie Verarmung Franlrelchl be>; raubte sie ihre» hauptsächlichsten Abfahmarllrs. Nur mit großer Mühe tonnte in Italien und in der Levante elwelchei Erfatz gefunden werden. In den 1k2Ner Jahren aber lam plötzlich die amerikanische Nachsrage nach ordinärer Ware ,n Massen, und diese große Konjunktur schied für immer voneinander die Globstickerei in Kettenstich und die feinstickerei in '1'lattstich «Mode» und Kc>;nsel<;i0!i»ar»ilel>;. Tie Grob» stickerei wurde gerade damals durch die Plattstich» weberei ernstlich gefährdet und die Handstickerei muhte in der Tüll» und Vorhangstickerei Ersatz suchen. Tie Lösung dir>;es Problems, um das sich 3 P e i ch e r uno Heiden, serner der 3t. »Galler Christian hol» deregger am meisten bemühten, bedeutete die Erhaltung eines wesentlichen Einlommenanteils vieler lautend Vauern in Appenzell, im Rheintal, in Vor» arlberg und nördlich vom Bodensee. Tie fein» stickerei lieserte Modewaren nach frankreich. Eng» land und Amerika: von !K40 bi? 155? blühte dieser Industriezweig wie noch nie. Tann jedoch stürbe sein stolzes Gebäude zusammen: die amerikanische Krise von 1557 schlug ihn in Trummer. Aber gerade jetzt erreichte eine Ersindung. die Maschinen» stickerei in Plattstich, denjenigen Grad der Vollkommenheit, der .sie zur aNaemeinen Einführung de» mechanischen und fabrikmäßigen Betriebes be» fähiate und damit eine rasche Umwandlung und einen neuen, aanz großartigen Aufschwung der Fein» stickerei einleitete' (Wartmann!. Ter Preis war wieder: die Einschränkung der Handarbeit. Um 15W erwarb der 3t, -Galler Kaufmann fran^ Mange zwei von Josua Heilmann in Vlühl» hausen erfundene 3tickma!chinen. die er sofort in 2'ltrieb fetzte. Ta sie unbelriedia'nd arbeiteten, nahm sich ihrer die mechanische Werkstatt der firma Weniger K Eo. in 3t. Georgen an und suchte sie zu verbessern bezw, forlzilentwickeln, Tie neuen Tnpen lieferte fodann 3t. Georgen bis nach London. Peters» buia. Wien und Barcelona, doch nirgend» leisteten sie schöne Arbeit: man schabte sie daher wieder ab. Im Jahre Isi^n begann sodann I, I. Zu st in speicher mit verschiedenen T>;ip?n Verluche machen, doch auch diefe blieben erfolglos. Mehr Glück hatte Mange« Enlel F. E. N i tt m el, e r, dem es mit Hilfe eines bayrischen Mechaniker«, F. A. Voglers aus Neitnau. !ß4N gelungen ist, die hermannsche Maschine soweit zu verbessern, daß sie eine wirklich gleichmäßige und sichere Arbeit leistete und ihr Produkt sich kaum mehr von der Handstickerei unterschied. Mittmener richtete nun an der Wassergasse mit zwölf Maschinen eigener Konstruktion die erste Lackfabrik dcr Schweiz ein. und nach und nach wuchs sie, wiewohl die herbeigesehnten Massenartikel sich nicht sinden lassen wollten. Es konnte daher die Produllion nur langsam gestriger! werden. Tie Handstickerei konkurrierte mit der Maschine einst» weilen noch mit Ersolq. Tennoch weckte salbst das allmähliche Wachsen der Rittmev,er<;chen Stickerei die Ausmerlsamleit und die Eisersucht der fachgenossen, und als 3t. Georgen plötzlich verbesserte Maschinen zu operieren begann, entstanden in kurzer Ze,t mehrere Versuchistickereien (in 3>;, Gallen: I, I. Züst. 3ennhau«er Co.. I. L. Nillwiller. in Kirchberg Wiget. Häne 5.- Huber, in Tegcrsheim Gebrüder Giger!, die in eine unerwartete Konjunktur gelangten und sich zu bedeutenden Unternehmen entwickelten. Tle Konjunktur ha! eine interessante Vorgeschichte. Im Jahre 1853 lam ein Hamburger Agent, 3amuel Hamel, nach 3t. Gallen, »m sllr ein New ?joller Haus ein^ilauien. AI» er hier die Maick'inenstickerei sah. faßte er den Mut. sie unter dem Namen .b a m b u r g h s' au! den amerikanischen Markt zu bringen tTer Name 'ollte den Urinrung verschleiern.) Hamels Idee ha! sich bewährt, und nun lam legeres Leben in die Maschinenstickerei. Tie Anlagen wurden verglichen. Niltineticr errichtete in Bruggen feine /»weile Stickerei, in welcher hunder! Maschinen arbeiteten, und bald fchossen die stickereien wie Pilze aus dem Boden. Kapital und Arbeiter drängten sich der hohe Gewinde und hohe Löhne spendenden und noch mehr verheißenden veuen Indii» stlie zu. Tie verwandte Weberei vor allem be» richtet Hermann Wartmann in deiner schönen geschicht» lichen TarsteNung .Industrie und Handel des Kan» tons 3t. Gallen aus Ende 1526' , dann aber auch die verschiedensten Handwerke und die Landarbeit wurde» mit dem 3ticks!uhl vertäust und Maschine» und Sticker zählten bald nach Taulenden. Tie Maschinenstickerei stand weitaus an der Spitze der st. »gallischen weißen Baumwollindustrie, ehe man sich nur ordentlich Nechenscha'! von der durch sie herbei» acführten durchgreifenden Veränderung nicht allein in fabrikation und Handel, sondern ebenso sehr in den sozialen Verhältnissen und bis zu einem gewisse» Grade sogar in dcr äußeren Physiognomie des Landei gegeben hat. Eisengewinnun g bei Sargans -t. Weit ins Altertum reicht der Eisenabbau hoch oben am Gonzen zurück. Seit dem II. Jahr» hundert läßt er sich auch urkundlich nachweisen. Tas Bergwerk bildete damals Rcichsgut, das auch den 3tiften Ehur und Pfäfers diente. 3säter war es im Besitz der Grafen von Werdenberg und Sargan? , die es nicht fclbft betrieben, fondcrn Unternehmern ver» pachteten. Tie Erze wurden nach Mels ge!cha!st und dort geschmolzen, Tie ersten bekannten Unter» nehmer de5 Meiser 3chmelzosens waren die von Grissensee, Sie arbeiteten dort von 1315 an bis 1493 und haben es zu hohem Wohlstand gebracht. ?!eben dem Schmelzofen besaßen sie in der Gegend auch mehrere Schmieden, die ste zum Teil weiter» verliehen. Eine solche Schmiede oer Gritsensee in fiumi betrieb 1410 l-,15 der Zürcher Eisenhändler üiudols Kilchmattrr. der daneben auch einen neuen Schmelzofen errichten ließ. Nach dem Tode Kilch» watters haben die Güllensee auch diesen flumser Betrieb an sich gezogen. Eine andere Schmiede in Plrns am 3eez gelangle um die gleiche Zeit in die Hände der Graten von Tierstein, Auch diese erbau» tcn einen Sclunel;r>;sen, den die Grisscnsce auskausten, um leine Konkurrenz zu haben. Haüptabsatzplatz des gewonnenen Eisens war lange Zeit Jülich, daneben ging es aber auch nach andern eidgenössischen Olten, ja, sogar ins Aus» land. Zur 3ichels>;ell,»ig dei Betriebes wurde den von Grissensee das Recht eingeräumt, in den Waldein des Grasen beliebig Holz zu schlagen. Im Notsall dursten sie sogar jede» dritten Baum au« den Baumgarten der Bauern nehme». Tas Holz wurde auf der 3chlagstelle verkohlt und die Kohle fchasste man in 3äcken aus 3auinpierden zur 3chmelze. Tisse ausgedehnten Hol^nutzimgirrchte führten na» «illich oil zu Mihbläuchen. aber auch zu eigen» »villigen Widerstanden, weichen langwierige 3lrei» ! »gleiten und Prozesse entsprangen, besonders a!5 d'15 Holz ein begehrtes Handelsobjekt mit stetig steigendem Preüe zu werden ansing. Trotzdem wäre der Betrieb weiter gediehe«,, hätten zunehmende Ge» s!eh»ng»li's!en die Produktion nichl konstant ver» teuer!. Nachdem die nahe gelegene» Wälder au5ge>; beutet waren, ohne da ß j»r ihre Wiederverjüngung gesorgt worden wäre, mußte die Nohle aus immer weiler gelegenen, fchwer zugänglichen Wäldern her» beigeschleppt »verde» und die damit verbundene» er» höhte» Transportkosten verteuerten die Produktion und erheischten so beträchtliche Kapitalien, daß die Pächter nacheinander ^ugrimsesiingen. Seit 1453. seit dem Jahre, in welchem die Gralschast Sargans in eidgenössische» Besitz gelangte, bis zum Jahre 1s>;,'>;>;. scheiterten an diese», Bergwerk zehn Unter» nehmer, nur die Hochkonjunktur de» Treißigjährigen Kriege: brachte große Gewinne, gleich nachher trat aber wieder eine sehr flaue Zeit ein. Vorher wurden die Bergleute sogar von den feiertagen befreit, damit sie »»unterbrochen arbeiten konnten. Im Jahre 1054 verliehen die Eidgenossen ihren Eüenbelrieb an, Gonzen dem Landammann Johan» ne« Good von Mels. der in Murg und Flums neue Sch!»el;:!»!te» errichtete und die Produktion wesentlich steigern verstand. Tie nächste» achtzig Jahre standen im Zeiche» einer schwunghaften Good'sche» Eisengewinnung, dann begann wieder ei»e Vel!aN»pel!ode. Im Iah« 176? mußte das H>;erl veräußert werde». Es wurde um 40N0N Gul» den von Leonhard Vernold. vorher Land» amina»», von Glarus, und vom Zürcher Bankier Hans Heinrich 3 ch » I t I, e ß erworben. Tie neuen Unter» nehmer gaben sich alle Mühe den Betrieb hoch zu bringen, ließen alle Gebäude neu erstellen, stießen jedoch als .Ausländer', besonders bei der Benützung der Wäldei und bei der ülegelung des Erz» und Kohlentransportes, aus unüberwindliche Schwierig» leiten, so daß Schulthcß !???>; nach Ausuferung eines ansehnlichen Kapitals, aus der Firma Ichied. Bernold experimentierte weiter und suchte da? Werk zu verlausen, doch er sand keinen .Liebhaber' und die Anlagen verfielen. In einem verwahrlosten Zu» stande fand es 1823 dennoch einen Käufer. Im Jahre 1NIN laufte Johann Georg Neher von Mosbach (Württemberg) das Eifenwerl Lause» bei Neuhaufen am Nhein, dessen Hammerwerk mit dei Zeil mehl Roheisen benotigte, als Nehei aus dem Klettgau beschaffen konnte. Er erwarb daher Erzschlittcr am Gonten 1,^3 das Eisenwerk Gonzen, um auf dem billigen Wasserweg des Nheins Masseleneii nach 3cha!shau» sen sühren zu können, Tas Werk würde wieder in» standgestellt. Plons erhielt eine neue Hütte und bald gab der Aetlicb 50 familien Viot. fünfuiidvier» ;ig Jahre hindurch war das Gonzcncifen ein be>; gehtles Prodult, da»» aber 1868 wurde der Hocholen in Plons ausgeblasen. Hohe Kohlen» und niedrige Eüenvrcise habe» das Wert unrentabel ge» macht. Tie Eisenbahn brachte billigeres englische;, schwedisches, belgisches und deutsche; Ei'en ins L,ind. Tiefer Konkurrenz war Gonzen nicht gewachsen. Tie Neher beklagten sich bitter, daß a»:-ländi''ches Eisen zollirei eingeführt werde» dursle, wodurch .die einheimische Eisener^gewinnung nicht mehr mit ?!utzen arbeiten kann', eine Wandlung führte erst die nach den, Teutsch französischen Krieg 1571/72 eilige» trelene Gründerlonjunktur mit ihre» gewaltig ge» jtiegeneii Eiseiivreisen herbei. Im Jahre 1873 wurde der Hochofen neucrrichiet. eine Kießelei, ein Hammerwerk und Walzwerk sollten solgen. Toch schon 1576 begänne» die Prei'e wieder zu sinken und bald lauste man in der Schwei, um 12 franlen gutes belgische? Spiegelciscn. wählend in Plons die Herstellungskosten 21 Franken pro 100 Kilo bell» gen. Tei Betrieb wurde eingestellt und in Plo»3 eine Stärkefabrik eingerichtet. Eist am Ende des 19. Iahlhunders saßte' Ing, Oskar Neher den Ent» schluß. die El;gewi»nung am Gonzen wieder auszu» nehmen und setzte feine Idee mit seltener, zäher Energie durch. Als der Weltkrieg 1014 '18 die Nutz, barmachung der einheimischen Erzlagerstätte nahe» legte, da waren in Gonzen bereits alle Vorbedingun» gen geschaffen, alle Vorarbeiten geleistet und hurtig konnte man an die Eröffnung eines Betriebes schrei, tcn. dcm heute bereits hohe Bedeutung zukommt. Neue Zürcher Zeitung vom 19.08.1941

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Neue Zürcher Zeitung St. Galler und Appenzeller FleißJBimttae. 1». «ugnü »41 «lütt 5

SJUtlagmiSgofie Rt. 1291

Die ersten mechanischen Spinnereien, Webereienund Stickereien

'». Tie Lrsahrungen der St. Galler ..Fabrilan»ten' mit dcm englischen Maschinenaarn waren schonam Ansang der !7Nacr Jahre so

günstig,daß sie bald

ein heiße» Verlangennach Spinnmaschine» verspür,

len und gerne in die Tireltoriallassa grissen. alsdes Vanzahlers V i ! I w i l l e i o Sohn I7!»5 meldete.daß sl m,l dem Zimmergesell Ioh. lfuß .eineBaum!vo«lp!»nma'chi»c f wri, gebracht, daß mandaraus Panel spionrn lönne. 5och sehle il,m zur5,'rilrndung de? Wert» die nötige Balsams!.' Mansubvention leite da? .Werk', da» jedoch »ich! einmalmit Geld brauchbar gemacht werden lonnte. ImApril I7!>;!» osserierle sodann der in Bordeaur an»gestellte junge öl. Galler Ialob Ehrenzeller,eine englische Spinnmaschine:

doch die Kriegowirre»verhinderten ein näheres Ei»tre>;e!>; aus da» inter»rsfantc Angebot ebenso, wie da» eingehen auf dengleichzeitigen Antrag de? Johan» Georg

» r ö !, I i n'.'lugsburg. eine ..Spinnmaschine aus englnchem

^h', die er einem Altherr in Trogen geliefert

^sbllue»' <;ici° eilten mes/xzniis^t'n §/>;i'»n<;'5c! <;/c»-

^c/üDci: in 5i. <;?«//<;'«

hatte, aber nicht bezahlt bekam, zu Selbstkosten ab»zugeben. Die von Johann ftonrao E»tz in Herida»bereits um 1790 aufgestellten acht

Sondercggerschen

Stühle haben sich gar nicht bewährt und tamen süreine Allion nicht in Betracht.

Inzwischen reute jedoch in Bei» ein Plan z'irVerwiiklia)u»gHeia». Ter gleiche »französische Sach»veistaridige', dcjicn Maschine Ehrenzeller nach

St. GaNcn offeriert halte, stellte dein helvetische»Tirellorium den Antrag, .dnrä, zivei der Sachens>;anz kundige Engelländer in Helvetien Spinnmaschi»!',en ci»z:ir,chtcn, welche in alle? Mitficht dasjenige

kisten wurden, was die vollloinnieüstcn, nach denneuesten Verbesserungen eingerichteten englischen

Maschinen zu leisten »ustande sind", und dieser An»trog, der die Aufstellung vc» 40 Milles z» 204 Spin»

teln und allen »öligen Nelvn!u,is>;!n»e» im Noflen»betrage von 252 NW Livres vorgescho» balle, wurde«^genommen. Ter Kanton Sentis sollte al» Ze»»trum der helvetisch?» Bainuwollüidüstrie. die Halsteder handgetriebenen 3Iilhle (20 Äull'^) übernehme!!,und diese waren tatsächlich im Handumdrehen vor»g?bcn. 3a« kaufmännische Tir^loriüm sul'slribierlc«uf 5 Mules sür eine in St, ballen zu errichtendeVeisuck)». und Lehrwerk ätte, die anderen I,i solltennir Privatsirmcn arbeiten, und zivar sünf Mulosin 2t. Gallen sür ein lu'n Wägeli»'geleitetet' Konsortium dielen firmen!, si'ms Millesfill .Zellweger ll: Lo." in Trinen, drei Mule? sür

Bernet jr.' und je ein Mille !ürweniger il: Zollikofer' und . ^hrislia» Näf' in^-t. Gallen. lZuletzt fand man aber, daß e» günstigerwäre, alle Maschine» beieinander zu lassen und ge»

meinsam in Betrieb zu setze»: am !!. februar 1^01vereinigten

sich daher die 3;n!nn»aj!hi>;,e»'3»I'skr!ben»

!?n zu der erstenAktiengesellschaft in 3!. Gallen, z»

d?r »Gen era l »3 oe i c tä t", deren Kapital in50 Allicn zu 1650 Gulden geteilt wurde,)

Ursprünglich wollte man die Maschinen im Zucht, war und zur Ueberwmt'm,

Haus von 3t. Leonhard ausstellen, wo man standige wesentlich beigetragen hat.

Aussicht und billige Arbeiter gehab! hatte, als aber -»..Galler Prod»llwn»gebie!

der Maschinenlieferant, der Waadtkmder Mare AntonPellis, mit seinen beiden ».'»grindern HohnHey wood und JamesLongworth August

1800 in 3t. Gallen erschien, sanden diese das vor»gesehene Lokal ungeeignet und klein, und so kamman auf den Gedanken, die ssabrik im Moster einzu»richten. Tie bekam die nötigen

Naume sür sieben Jahre unentgeltlich zur Venühnng,

und c3 wurde ihr eine siebenjährige Tteuersreiheitnebst einem cxclulivum" deioilligt, eng»

lische Ma!chinen sieben Jahre lang allein herzustellen.l(»in Palent, da» zu einem Prozrh mit der Vroh»spinnerei in Wülflingen führte, wo WinterthurerUnternehmer ebenfalls englischem Fuß' zu ssin»neu ansingen.) Temgrgenüber war die Gesellschaftverpflichtet, eine Anzahl helvetische Lehrlinge

auezu»bilden, den Verlaus der .'Illien an jedermann

zu ge>;

statten und da» Garn öffentlich, in Mengen vonmalimal zwanzig Zentnern, zu

««ersteigern.

Mit grofien Erwartungen ging man antz Werl,aber sie haben sich nicht erfüll!. Tie Vlafchinen rer»brauchten da» kapital und ee fehlten die Netriebö»millel, lrol'dem man .Altien zweiter Klasse' an denMann zu

bringensuchte. Tozu lam noch, daß da»

.-iislrm' der beiden Engländersehr unvollkommen

war und teuer arbeitete. Tie Gesellschaft, derenFabrik lK05 in da-: .Tuchhau»' und da? .Plahtoi'verlegt lourde, büßte mit ihren Vcrfuchen »ich! nurihr kapital ein, sondern auch den größten Teil derTarlehen (MONO Gulden), die sie oom Direktoriumsukzessive

empfangen hatte. ?lu» diesem G r u n de wurdedie ssabril 1««? gegen einen Iahre»zin? von 5NNLouiidor an Taniel Pernet zum .grünen Hos'vermietet, dem aber leine Lorbeeren blühten. 15!<;

muhte der Mietzins herabgesetzt werden und INI 8war auch Pernet sertig. Tie englische Konkurrenzerdrückte ihn. der mit veralteten, schlechten Maschinenarbeiten mußte. Tie GefeUscha!t liauidierte, Aktionäreund Gläubiger kamen zu

großem schaden. Und dochwar dieser erste Veriuch nicht ohne sichtbaren ?!utzen.Man lernte auo seinen Erfahrungen, und bald ent>;

standen neue spinnereien, die mit besseremssrsolg

arbeiteten, so die Zellwegcrschc in Trogen ll5N4),die de« Phristian Naf in Rapperswil <;l^N,i), derGebrüder TsäMdi in Goldach <;1siN7). de« Johannes^ihwener in stbnat «um l^lN». die lkll von Ioh,lUlich Gras von silgg an der Lindengasie

zu 3t, Gallenin ^»leresiengememschasl mit I. I. 3!>;eter von Win»telOmr errichlelr bedeutende ?Inla,,r. dir lk12 in derPav!>;r!U!>;l!le ^ona eingerichtete spinnerei der Ge>;

briidei Brändlin von 3<;aia uüd eine Reihe lleinererspinnereien in Ct. Gallen (Weniger, sulzberger,^'erxel. l^berteiiscr »lw,). Alle diese ünlcrnrlv.nuiigenblülilen während der ,Nm>;<;ine»taIIperre aui undiiichlen sich

dur6) rasche unt>; opferwillige Aneignungder unablässigen englischen Verbesserungen

auchtechmlch aus der Höhe zu halten, ßine Aui-nahmebildete die l^iN gegründete .?lktienspinnelsi 3t. Geor»gen':

sie war dieler stürmischen Entwicklung nichtgewacht», al» Al<;iengesellsä)a!taus rasche Navital»

amortisation noch nicht eingerichtet und schwerfällig.

Ter 3!urz Napoleons hob auch die Kontinental»sperre auf, und die 3t.»Gallcr Baumwollinduftriestand wieder einmal vor einer großen Entscheidung.

Nel'en den englifchen Mafchinengarncn. die jetzt die3chweiz überfliiteten und die Preife surchtbar drück»tln, vermochte sich lein Han>;aefpins! mehr zu halten,Nun hieß e?. me6)a!>;ifchc Großbetriebe zuschassen, ,^u 3t. Gallen verstand man diesen Nufder Zeit lange nicht, im Gegensatz zu Zürich, woI. <;5. Escher zur Neumühle der Maschinenspiünen'i

im grrßen mit genialem Blick die Wege ebnete, E;waren daher bezeichnenderweise Zürcher Industriel!!',die .an<;<;5 im- ilai'ton Et. Gallen die ersten Gri'h»Il'iiü'sleiei! nicht bloß errichteten, sondern a»ch :in!strsolg betrieben' (Wartmann). 3n I. I, Nieter(winterthur) die 3piünereien und

George»', Ioh. Hürlimann von Richterswil die3>;'i>;n!erei in !1üipper>;w!l. Gebrüder Vrändlin von3!>;>;!a eine sol6>;e in Jona und »3taub, Honegaer

W,i!ti' die in 3oreiita! bei hauptwil, Tie er!i>;,

3!'iünerei in Lichlenst?ig errichtete I«!«', ein3ch>;M,zer, Aloi? Martti. Tnrch d'e!e technisch durch.N'eg hoehltehrndcn Niugründungen ist erst die Bahnzu einem neuen Ausstieg gebrechen worden.

Gleichzeitig mit der Errichtung der ersten 3vi,m.maschinen in 3>;, Gallen erstellte ein aeivisser T egenvon Hrien? bei Linern !ür den 3t, Galler HausmannE n z eine kleine e ! ch w i u d b l e i ch e'. die rasche^rrbreitüüg sai'd, weil sie zu jeder Jahreszeit scholieweiße Mare lieferte, sie nicht beschädigte, die V'r»l'eiinüchnng der Tessin» erweichte und den Um»

latzbeschleuingte, Ta» Versaliren er!uhr

sodann bii 18!,"! eii'e weseiitlich? VirvoNlommnung,

so daß sie bei de:, leichten Geweben bald allgemeinangewendet wurde.

In der weberei sck'us 3t. Gallen in diesen

Jahren einen eigenen techi'üch?» fortschritt, den3 ch n e l I s ch ü tz e n. dcr die Möglichkeit bo t. Gewebevon beinahe jeder beliebigen Breite i» erstellen, undder die Arbeit de» Vel-er» ivesentlich erleichterte undbeschleunigte. 3ein Vründer, der .Aetti de?!>;lättä»ä'. >;var Johann ,«onra^ E g I i von sNawil.dessen

feuerung von ties einschneidenderWirkung

war und zur Ileberwinpung der Krise »ach l^l-»Tagegen vollzog da>;

gebiet nur zögernd die An»l'ajnmgen, die das Auskomme,, dcr mechanischenWeberei gebiclerisch forderte. Toggenburg stellte sichin den letter Ilihren lieber aus die Iaerardweberei(Buntweberei) um. nnd erst in den 5 N er Jahrenbegegnen >;vir darin den ersten mechanischen Web»

stühlen mit Wechsel. In Appenzell stellte de» ersten

Iacauardstuhl Johann Tchläpser zuHl'fegss.Heli»au

im Jahre !>;^U au!. Eugster «:3!eiger die erste

Webmaschine in Trogen, Tie spezifisch st,.gaslisch.appenzellische Weißweberei wurde durch die techni»

schen fortschritte noch mehrbedrängt. Ihr Netter wurdeeigentlich der um >;'2'>; er»

suudene P l a l t st i ch »

st u h' I des Ioh. Konrad.>;l Itherr i» Teuseu. dersie nebst den von I. Mevrr»Girtanner. Herisau, umI84N aus Nlieinpreußen,'ingelührten 3pickplatten

eine Zeitlang noch belebte.!?ie Hauptförderer »varenwertli in Teufen und Bin»nafsa l<; <;5o 3t, Gallen,)

In den 1850er Jahren sing

siejedoch an. uuaushallbar

^usammeüzuschruinpsen. Eswurde erst

jetzt damit be>;

gönnen, die mechanischefabrikation auch aus die

Mousseline» und sogar ausdie leichten

Jacanardge»

webe zuübertragen, Te»

Ansang machte der 3chne!l»schützenerfinder

Egli inflawil, der Glarner GeorgWild, der in Neuhausbei Eschenbach im See»

bezirk eine mechanisch« Weberei errichtete, und dieGebrüder Neher, die in Rapepr5w,I eineweberei' gründeten. Celbsl auf diesem Wege warjedoch die leichle Weißweberei de» Appenzellerland?«vor einem Marasmus nicht mehr zu bewahren. Erstdie Verbesserungsvorschläge de» Jakob 3<;eigel>;Meyergaben ihr später einen neuen Austrieb.

Tie Stickerei erfuhr gleichfall» tiefgreifendeUmwandlungen. Tie Verarmung Franlrelchl be>;

raubte sie ihre» hauptsächlichsten Abfahmarllrs. Nurmit großer Mühe tonnte in Italien und in derLevante elwelchei Erfatz gefunden werden. In den1k2Ner Jahren aber lam plötzlich die amerikanischeNachsrage

nach ordinärer Ware ,n Massen, und diesegroße Konjunktur

schied für immer voneinander dieGlobstickerei in Kettenstich und die feinstickerei in'1'lattstich «Mode» und Kc>;nsel<;i0!i»ar»ilel>;. Tie Grob»stickerei wurde gerade damals durch die Plattstich»weberei ernstlich gefährdet und die Handstickereimuhte in der Tüll» und Vorhangstickerei

Ersatz suchen.Tie Lösung dir>;es Problems, um das sich 3 P e i ch e runo Heiden, serner der 3t.»Galler Christian hol»deregger am meisten bemühten, bedeutete dieErhaltung eines wesentlichen Einlommenanteils vielerlautend Vauern in Appenzell, im Rheintal, in Vor»arlberg und nördlich vom Bodensee. Tie fein»stickerei lieserte Modewaren nach frankreich. Eng»

land und Amerika: von !K40 bi? 155? blühte dieserIndustriezweig wie noch nie. Tann jedoch stürbesein stolzes Gebäude zusammen: die amerikanischeKrise von 1557 schlug ihn in Trummer. Aber geradejetzt

erreichte eine Ersindung. die Maschinen»stickerei in Plattstich, denjenigen Grad derVollkommenheit, der .sie zur aNaemeinen Einführungde» mechanischen und fabrikmäßigen Betriebes be»

fähiate und damit eine rasche Umwandlung undeinen neuen, aanz großartigen Aufschwung der Fein»stickerei einleitete' (Wartmann!. Ter Preis warwieder: die Einschränkung der Handarbeit.

Um 15W erwarb der 3t, -Galler Kaufmann fran^Mangezwei von Josua Heilmann in Vlühl»

hausen erfundene 3tickma!chinen. die er sofort in2'ltrieb fetzte. Ta sie unbelriedia'nd arbeiteten, nahmsich ihrer die mechanische Werkstatt der firmaWeniger K Eo. in 3t. Georgen an und suchte siezu verbessern bezw, forlzilentwickeln, Tie neuen Tnpenlieferte fodann 3t. Georgen bis nach London. Peters»buia. Wien und Barcelona, doch

nirgend» leistetensie schöne Arbeit: man schabte sie daher wieder ab.Im Jahre Isi^n begann sodann I, I. Zu st inspeicher mit verschiedenen T>;ip?n

Verluche machen,doch auch diefe blieben erfolglos. Mehr Glück hatte

Mange« Enlel F. E. N i t t m el, e r, dem es mit Hilfeeines bayrischen Mechaniker«, F. A. Voglers ausNeitnau. !ß4N gelungen ist, die hermannsche Maschinesoweit zu verbessern, daß sie eine wirklich gleichmäßige

und sichere Arbeit leistete und ihr Produkt sich kaummehr von der Handstickerei unterschied.

Mittmener richtete nun an der Wassergasse mitzwölf Maschinen eigener Konstruktion die ersteLackfabrik dcr Schweiz ein. und nach und nachwuchs sie, wiewohl die herbeigesehnten Massenartikelsich nicht sinden lassen wollten. Es konnte daher dieProdullion nur langsam gestriger! werden. TieHandstickerei konkurrierte mit der Maschine einst»weilen noch mit Ersolq. Tennoch weckte salbst dasallmähliche Wachsen der Rittmev,er<;chen Stickerei dieAusmerlsamleit und die Eisersucht der fachgenossen,

und als 3t. Georgen plötzlich verbesserte Maschinenzu

operieren begann, entstanden in kurzer Ze,tmehrere Versuchistickereien

(in 3>;, Gallen: I, I. Züst.3ennhau«er Co.. I. L. Nillwiller. in KirchbergWiget. Häne 5.- Huber, in Tegcrsheim GebrüderGiger!, die in eine unerwartete Konjunktur gelangten

und sich zu bedeutenden Unternehmen entwickelten.Tle Konjunktur ha! eine interessante Vorgeschichte.

Im Jahre 1853 lam ein Hamburger Agent,

3amuel Hamel, nach 3t. Gallen, »m sllr einNew ?joller Haus ein^ilauien. AI» er hier dieMaick'inenstickerei sah. faßte er den Mut. sie unterdem Namen .b a m b u r g h s' au! den amerikanischenMarkt zu

bringen tTer Name 'ollte den Urinrungverschleiern.) Hamels Idee ha! sich bewährt, und nunlam legeres Leben in die Maschinenstickerei. TieAnlagen wurden verglichen. Niltineticr errichtete inBruggen feine /»weile Stickerei, in welcher hunder!Maschinen arbeiteten, und bald fchossen die stickereienwie Pilze aus dem Boden. Kapital und Arbeiterdrängten

sich der hohe Gewinde und hohe Löhnespendenden und noch mehr verheißenden veuen Indii»stlie zu. Tie verwandte Weberei vor allem be»

richtet Hermann Wartmann in deiner schönen geschicht»

lichen TarsteNung .Industrie und Handel des Kan»tons 3t. Gallen aus Ende 1526' , dann aber auchdie verschiedensten Handwerke und die Landarbeitwurde» mit dem 3ticks!uhl vertäust und Maschine»und Sticker zählten bald nach Taulenden. TieMaschinenstickerei stand weitaus an der Spitze derst.

»gallischen weißen Baumwollindustrie, ehe man sichnur ordentlich Nechenscha'! von der durch sie herbei»acführten durchgreifenden Veränderung nicht alleinin fabrikation und Handel, sondern ebenso sehr inden sozialen Verhältnissen und bis zu einem gewisse»

Grade sogar in dcr äußeren Physiognomie des Landeigegeben hat.

Eisengewinnung bei Sargans-t. Weit ins Altertum reicht der Eisenabbau hoch

oben am Gonzen zurück. Seit dem II. Jahr»hundert läßt er sich auch urkundlich nachweisen. TasBergwerk bildete damals Rcichsgut, das auch den3tiften Ehur und Pfäfers diente. 3säter war es imBesitz der Grafen von Werdenberg und Sargan?, diees nicht fclbft betrieben, fondcrn Unternehmern ver»pachteten. Tie Erze wurden nach Mels ge!cha!st

und dort geschmolzen, Tie ersten bekannten Unter»nehmer de5 Meiser 3chmelzosens waren die vonGrissensee, Sie arbeiteten dort von 1315 anbis 1493 und haben es zu hohem Wohlstand gebracht.

?!eben dem Schmelzofen besaßen sie in der Gegend

auch mehrere Schmieden, die ste zum Teil weiter»verliehen. Eine solche Schmiede oer Gritsensee infiumi betrieb 1410 l-,15 der Zürcher Eisenhändlerüiudols Kilchmattrr. der daneben auch einen neuenSchmelzofen errichten ließ. Nach dem Tode Kilch»watters haben die Güllensee auch diesen flumserBetrieb an sich gezogen. Eine andere Schmiede inPlrns am 3eez gelangle um die gleiche Zeit in dieHände der Graten von Tierstein, Auch diese erbau»tcn einen Sclunel;r>;sen, den die Grisscnsce auskausten,

um leine Konkurrenz zu haben.Haüptabsatzplatz des gewonnenen Eisens war

lange Zeit Jülich, daneben ging es aber auchnach andern eidgenössischen Olten, ja, sogar ins Aus»land.

Zur 3ichels>;ell,»ig dei Betriebes wurde den vonGrissensee das Recht

eingeräumt, in den Waldeindes Grasen beliebig Holz zu

schlagen. Im Notsalldursten sie sogar jede» dritten Baum au« denBaumgarten der Bauern nehme». Tas Holz wurdeauf der 3chlagstelle verkohlt und die Kohle fchassteman in 3äcken aus

3auinpierden zur 3chmelze.Tisse ausgedehnten Hol^nutzimgirrchte führten na»

«illich oil zu Mihbläuchen. aber auch zueigen»

»villigen Widerstanden, weichen langwierige 3lrei»!»gleiten und Prozesse

entsprangen, besonders a!5d'15 Holz ein begehrtes Handelsobjekt mit stetigsteigendem Preüe zu werden ansing. Trotzdem wäreder Betrieb weiter gediehe«,, hätten zunehmende Ge»s!eh»ng»li's!en die Produktion nichl konstant ver»

teuer!. Nachdem die nahe gelegene» Wälder au5ge>;

beutet waren, ohne d aßj»r ihre Wiederverjüngung

gesorgt worden wäre, mußte die Nohle aus immerweiler gelegenen, fchwer

zugänglichen Wäldern her»beigeschleppt »verde» und die damit verbundene» er»

höhte» Transportkosten verteuerten die Produktionund erheischten so beträchtliche

Kapitalien, daß die

Pächter nacheinander^ugrimsesiingen. Seit 1453.

seit dem Jahre, in welchem die GralschastSargans

in eidgenössische» Besitzgelangte, bis zum Jahre

1s>;,'>;>;. scheiterten an diese», Bergwerkzehn Unter»

nehmer, nur die Hochkonjunktur de» TreißigjährigenKriege: brachte

große Gewinne, gleich nachher trataber wieder eine sehr flaue Zeit ein. Vorher wurdendie Bergleute sogar von den feiertagen befreit, damit

sie »»unterbrochen arbeiten konnten.

Im Jahre 1054 verliehen die Eidgenossen ihrenEüenbelrieb an, Gonzen dem Landammann Johan»ne« Good von Mels. der in Murg und Flumsneue Sch!»el;:!»!te» errichtete und die Produktionwesentlich z»

steigern verstand. Tie nächste»achtzig

Jahre standen im Zeiche» einer schwunghaften

Good'sche»Eisengewinnung, dann begann wieder

ei»e Vel!aN»pel!ode. Im Iah« 176? mußte dasH>;erl veräußert werde». Es wurde um 40N0N Gul»

den von Leonhard Vernold. vorher Land»amina»», von Glarus, und vom Zürcher Bankier Hans

Heinrich 3 ch » I t I, e ß erworben. Tie neuen Unter»

nehmer gabensich alle Mühe den Betrieb hoch zu

bringen, ließen alle Gebäude neu erstellen, stießenjedoch als .Ausländer', besonders bei der Benützung

der Wäldei und bei der ülegelung des Erz» undKohlentransportes, aus unüberwindliche

Schwierig»

leiten, so daß Schulthcß !???>; nachAusuferung

eines ansehnlichenKapitals, aus der Firma Ichied.

Bernold experimentierte weiter und suchte da? Werkzu verlausen, doch er sand keinen .Liebhaber' unddie Anlagen verfielen. In einem verwahrlosten Zu»stande fand es 1823 dennoch einen Käufer.

Im Jahre 1NIN laufte Johann Georg Nehervon Mosbach

(Württemberg) das Eifenwerl Lause»bei Neuhaufen am Nhein, dessen Hammerwerk mitdei Zeil mehl Roheisen benotigte, als Nehei ausdem Klettgau

beschaffen konnte. Er erwarb daher

Erzschlittcr am Gonten

1,^3 das Eisenwerk Gonzen, um auf dem billigenWasserweg des Nheins Masseleneii nach 3cha!shau»sen sühren zu können, Tas Werk würde wieder in»standgestellt. Plons erhielt eine neue Hütte und baldgab der Aetlicb 50 familien Viot. fünfuiidvier»;ig Jahre hindurch war das Gonzcncifen ein be>;

gehtles Prodult, da»» aber 1868 wurde derHocholen in Plons ausgeblasen. Hohe Kohlen» undniedrige Eüenvrcise habe» das Wert unrentabel ge»

macht. Tie Eisenbahn brachtebilligeres englische;,

schwedisches, belgisches und deutsche; Ei'en ins L,ind.

Tiefer Konkurrenz war Gonzen nichtgewachsen.

Tie Neher beklagtensich bitter, daß a»:-ländi''ches

Eisen zollirei eingeführt werde» dursle, wodurch .dieeinheimische

Eisener^gewinnung nicht mehr mit?!utzen arbeiten kann', eine Wandlung führte erst die

nach den, Teutsch französischenKrieg 1571/72 eilige»

trelene Gründerlonjunktur mit ihre» gewaltig ge»

jtiegeneii Eiseiivreisen herbei. Im Jahre 1873

wurde der Hochofen neucrrichiet. eine Kießelei, einHammerwerk und Walzwerk sollten solgen. Tochschon 1576 begänne» die Prei'e wieder zu sinkenund bald lauste man in der Schwei, um 12 franlengutes belgische? Spiegelciscn. wählend in Plons dieHerstellungskosten 21 Franken pro 100 Kilo bell»gen. Tei Betrieb wurde eingestellt und in Plo»3eine Stärkefabrik eingerichtet. Eist am Ende des

19. Iahlhunders saßte'Ing, Oskar Neher den Ent»

schluß. die El;gewi»nung am Gonzen wieder auszu»

nehmen und setzte feine Idee mit seltener, zäherEnergie durch. Als der Weltkrieg 1014 '18 die Nutz,barmachung der einheimischen

Erzlagerstättenahe»

legte, da waren in Gonzen bereits alle Vorbedingun»gen geschaffen, alle Vorarbeiten geleistet und hurtig

konnte man an die Eröffnung eines Betriebes schrei,

tcn. dcm heute bereits hoheBedeutung

zukommt.

Neue Zürcher Zeitung vom 19.08.1941