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>>>>> SPEKTRUM Stuttgarter uni kurier Nr. 109 1/2012 4 Technik vom Feinsten in schickem Design kennzeichnen den superschnellen Rechner „Hermit“ am Höchstleistungsrechenzentrum. Zur Einweihung kamen Bundesforschungsministerin Annette Schavan, der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann, der Stuttgarter Oberbür- germeister Wolfgang Schuster und viele andere prominente Gäste aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft. (Foto: Eppler) Er bringt die Leistung von 20.000 PCs und ist mit einer Spit- zenleistung von 1,045 Petaflop/s (1,045 Billiarden Recheno- perationen pro Sekunde) derzeit der schnellste Supercom- puter Deutschlands: Hermit – mit bürgerlichem Namen ein Rechner vom Typ Cray XE 6 – steht am Höchstleistungsre- chenzentrum (HLRS) der Universität Stuttgart. Am 24. Februar wurde er im Beisein von Bundesforschungsmini- sterin Annette Schavan und dem baden-württembergi- schen Ministerpräsident Winfried Kretschmann offiziell zur Nutzung freigegeben. „Wahrlich ein schöner Erfolg“, freute sich der Rektor der Universität Stuttgart, Prof. Wolfram Ressel. Hermit findet sich nämlich in der TOP500-Liste der schnellsten Rechner der Welt auf Rang 12, im Ranking der Supercomputer, die auch der Industrie zur Verfügung stehen, liegt er gar welt- weit auf Platz eins, und in Europa ist er der schnellste zivil genutzte Wissenschaftssupercomputer. In Kombination mit dem im Bau befindlichen Erweiterungsgebäude am HLRS werden von Hermit unter anderem etwa der Exzellenzclu- ster Simulation Technology und das Zentrum für System- biologie der Universität Stuttgart profitieren sowie außeru- niversitäre Forschungs- und Industriepartner. „Die Univer- sität Stuttgart wird so zu einem führenden Wissenschafts- zentrum für Simulationstechnologie in Deutschland und auch europaweit“, betonte Wolfram Ressel. Ob Ingenieurwissenschaften, Medizin, Mobilität oder Umwelt – Hermits Einsatzbereiche sind breit. Den Entwurf lei- stungsfähigerer Turbinen für Wasserkraftwerke kann er eben- so beschleunigen helfen wie neue Technologien für Elektro- fahrzeuge oder etwa personalisierte medizinische Behand- lungsmethoden zum Beispiel bei künstlichen Hüftgelenken. Prof. Michael Resch, der Direktor des HLRS, erklärte: „Bei der Konfiguration von Hermit hatten wir stets im Fokus, dass sei- ne enorme Rechenleistung auch tatsächlich für die Wissen- schaft und Wirtschaft nutzbar gemacht werden kann.“ Die Simulationstechnologie sei „faszinierend und viel- versprechend“ und die Universität Stuttgart ein „wissen- schaftlicher Leuchtturm mit großer Strahlkraft“, sagte Mini- sterpräsident Winfried Kretschmann und erklärte, bei den Hochleistungsrechnern werde man auch in Zukunft einen Schwerpunkt setzen. Gerade bei Umweltthemen stelle die Visualisierung einen Königsweg dar, und es sei Herausfor- derung und Chance zugleich, so der Ministerpräsident, sich mit ressourcenschonenden Technologien im internationalen Wettbewerb zu positionieren. Bundesforschungsministerin Annette Schavan nannte die Hochschulen das „Herzstück des Wissenschaftssystems“ und das Netzwerken „einen Megatrend“. „In Stuttgart werden stabile Brücken zwischen Wirtschaft und Wissenschaft gebaut“, erklärte Schavan. Hermit mache Deutschland zu einem starken Partner in Sachen Supercomputing in Europa – „ohne Computersimu- lationen geht in vielen Forschungsbereichen nichts mehr.“ Auf Prototypen werde man nicht verzichten, betonte Chri- stoph Gümbel, Leiter der Abteilung für virtuelle Fahrzeug- entwicklung bei der Porsche AG, mittels der Simulation las- se sich jedoch der Entwicklungsprozess besser beherrschen und – „ja, man muss alles simulieren.“ Für Porsche gelte: „Super Computer für super Sportwagen.“ An Hermit wurde über zwei Jahre geplant und gebaut, gekostet hat er 22,5 Millionen Euro. In einem für das Jahr 2013 geplanten Ausbauschritt soll seine Leistung um weite- re vier bis fünf Petaflop/s anwachsen. Peter Ungaro, Präsi- dent der Herstellerfirma Cray, schwärmte von Hermit als „beautiful“ und sprach von einem großen Ereignis, bei der Inbetriebnahme des ersten Cray Supercomputer dieser Größenordnung außerhalb der USA mit dabei zu sein. Finanziert wird Hermit im Rahmen des Projekt „PetaGCS“ mit Unterstützung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung und des Ministeriums für Wissenschaft und Kunst Baden-Württemberg. Die Rechenzentren in Jülich und Garching sowie das HLRS sind zum Gauss Centre für Super- NEUER SUPERCOMPUTER AM HLRS EINGEWEIHT >>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>> Hermit, das Rechengenie

NEUER SUPERCOMPUTER AM HLRS EINGEWEIHT · der Welt auf Rang 12, im Ranking der Supercomputer, die auch der Industrie zur Verfügung stehen, liegt er gar welt-weit auf Platz eins,

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> > > > >S P E K T R U M Stuttgarter unikurier Nr. 109 1/2012

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Technik vom Feinsten in schickem Design kennzeichnen den superschnellen Rechner „Hermit“ am Höchstleistungsrechenzentrum. Zur Einweihungkamen Bundesforschungsministerin Annette Schavan, der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann, der Stuttgarter Oberbür-germeister Wolfgang Schuster und viele andere prominente Gäste aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft. (Foto: Eppler)

Er bringt die Leistung von 20.000 PCs und ist mit einer Spit-zenleistung von 1,045 Petaflop/s (1,045 Billiarden Recheno-perationen pro Sekunde) derzeit der schnellste Supercom-puter Deutschlands: Hermit – mit bürgerlichem Namen einRechner vom Typ Cray XE 6 – steht am Höchstleistungsre-chenzentrum (HLRS) der Universität Stuttgart. Am 24.Februar wurde er im Beisein von Bundesforschungsmini-sterin Annette Schavan und dem baden-württembergi-schen Ministerpräsident Winfried Kretschmann offiziell zurNutzung freigegeben.

„Wahrlich ein schöner Erfolg“, freute sich der Rektor derUniversität Stuttgart, Prof. Wolfram Ressel. Hermit findetsich nämlich in der TOP500-Liste der schnellsten Rechnerder Welt auf Rang 12, im Ranking der Supercomputer, dieauch der Industrie zur Verfügung stehen, liegt er gar welt-weit auf Platz eins, und in Europa ist er der schnellste zivilgenutzte Wissenschaftssupercomputer. In Kombination mitdem im Bau befindlichen Erweiterungsgebäude am HLRSwerden von Hermit unter anderem etwa der Exzellenzclu-ster Simulation Technology und das Zentrum für System-biologie der Universität Stuttgart profitieren sowie außeru-niversitäre Forschungs- und Industriepartner. „Die Univer-sität Stuttgart wird so zu einem führenden Wissenschafts-zentrum für Simulationstechnologie in Deutschland undauch europaweit“, betonte Wolfram Ressel.

Ob Ingenieurwissenschaften, Medizin, Mobilität oderUmwelt – Hermits Einsatzbereiche sind breit. Den Entwurf lei-stungsfähigerer Turbinen für Wasserkraftwerke kann er eben-so beschleunigen helfen wie neue Technologien für Elektro-fahrzeuge oder etwa personalisierte medizinische Behand-lungsmethoden zum Beispiel bei künstlichen Hüftgelenken.Prof. Michael Resch, der Direktor des HLRS, erklärte: „Bei derKonfiguration von Hermit hatten wir stets im Fokus, dass sei-ne enorme Rechenleistung auch tatsächlich für die Wissen-schaft und Wirtschaft nutzbar gemacht werden kann.“

Die Simulationstechnologie sei „faszinierend und viel-versprechend“ und die Universität Stuttgart ein „wissen-schaftlicher Leuchtturm mit großer Strahlkraft“, sagte Mini-sterpräsident Winfried Kretschmann und erklärte, bei denHochleistungsrechnern werde man auch in Zukunft einenSchwerpunkt setzen. Gerade bei Umweltthemen stelle dieVisualisierung einen Königsweg dar, und es sei Herausfor-derung und Chance zugleich, so der Ministerpräsident, sichmit ressourcenschonenden Technologien im internationalenWettbewerb zu positionieren. BundesforschungsministerinAnnette Schavan nannte die Hochschulen das „Herzstückdes Wissenschaftssystems“ und das Netzwerken „einenMegatrend“. „In Stuttgart werden stabile Brücken zwischenWirtschaft und Wissenschaft gebaut“, erklärte Schavan.Hermit mache Deutschland zu einem starken Partner inSachen Supercomputing in Europa – „ohne Computersimu-lationen geht in vielen Forschungsbereichen nichts mehr.“Auf Prototypen werde man nicht verzichten, betonte Chri-stoph Gümbel, Leiter der Abteilung für virtuelle Fahrzeug-entwicklung bei der Porsche AG, mittels der Simulation las-se sich jedoch der Entwicklungsprozess besser beherrschenund – „ja, man muss alles simulieren.“ Für Porsche gelte:„Super Computer für super Sportwagen.“

An Hermit wurde über zwei Jahre geplant und gebaut,gekostet hat er 22,5 Millionen Euro. In einem für das Jahr2013 geplanten Ausbauschritt soll seine Leistung um weite-re vier bis fünf Petaflop/s anwachsen. Peter Ungaro, Präsi-dent der Herstellerfirma Cray, schwärmte von Hermit als„beautiful“ und sprach von einem großen Ereignis, bei derInbetriebnahme des ersten Cray Supercomputer dieserGrößenordnung außerhalb der USA mit dabei zu sein.

Finanziert wird Hermit im Rahmen des Projekt „PetaGCS“mit Unterstützung des Bundesministeriums für Bildung undForschung und des Ministeriums für Wissenschaft undKunst Baden-Württemberg. Die Rechenzentren in Jülich undGarching sowie das HLRS sind zum Gauss Centre für Super-

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Hermit, das Rechengenie

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computing (GCS) zusammengeschlossen – sie alle sollen inden kommenden sechs Jahren mit Petascale-Systemen aus-gestattet werden. Gemeinsam stellen sie die mit Abstandgrößte und leistungsfähigste Plattform für computergestütz-te Wissenschaften und Industrieforschung in Europa.

Bereits im Dezember 2011 wurde am HLRS das Richtfestfür einen Erweiterungsbau gefeiert, durch den das größteZentrum dieser Art in Deutschland künftig an einem Ortzusammengefasst werden kann. Die Maßnahme mit einemInvestitionsvolumen von 5,46 Millionen Euro schafft nichtnur Platz für Hermit, sondern für eine weltweit einmaligeVisualisierungsumgebung, die es Forschern ermöglicht,unmittelbar mit dem Höchstleistungsrechner zu interagie-ren. Kernstück des zweigeschossigen, vom Universitätsbau-amt entworfenen Baukörpers mit einer Nutzfläche von ins-gesamt 1.330 Quadratmetern ist eine über drei Geschosse

verbundene Cave. Die Cave ist ein Raum, dessen fünf Sei-ten aus Glas und Acrylglas bestehen, wobei die fünfte Seitemobil ist und zum Betreten geöffnet werden kann. Über diesimultane Projektion auf den Wänden entsteht im Innerenein umfassendes, sehr realistisches Raumerlebnis. Vorallem im Bereich der technischen Simulation ist das vonbesonderer Bedeutung. Benutzer erhalten so eine bessereDarstellung ihrer Arbeiten. Sie können ihre Modelle durch-wandern oder von allen Seiten interaktiv betrachten.

Julia Alber/amgKONTAKT

Prof. Michael Resch Höchstleistungsrechenzentrum Universität Stuttgart Tel. 0711/685-87269 e-mail: [email protected]

R E K T O R P R O F . W O L F R A M R E S S E L I M A M T B E S T Ä T I G T > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > >

10-Punkte- Programm für die ZukunftProf. Wolfram Ressel bleibt Rektor der Universität Stutt-gart. Der Universitätsrat wählte am 6. Juni 2012 im Ein-vernehmen mit dem Senat den bereits seit sechs Jahrenamtierenden Rektor und Direktor des Instituts für Stra-ßen- und Verkehrswesen erneut an die Spitze der Univer-sität. Die zweite Amtszeit von Wolfram Ressel beginnt am1. Oktober dieses Jahreså und beträgt weitere sechs Jahre.

Man hätte hören können, wie dieberühmte Stecknadel auf denBoden fällt, als der Vorsitzende desUniversitätsrats, Dr. Siegfried Dais,das Ergebnis der Rektorwahl ver-kündete: Mit acht von zehn Stim-men optierte dieses Gremium füreine weitere Amtszeit des bisheri-gen Rektors. „Professor Ressel hatin seiner ersten Amtszeit als Rektorerfolgreich das Profil der For-schungsuniversität mit hoher inter-nationaler Reputation konturiert

und ausgebaut. Dabei ist es ihm gelungen, den Dialog vonWissenschaft, Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur zu intensi-vieren und so die Universität am Standort nachhaltig zu ver-netzen. Die Wiederwahl ermöglicht Herrn Prof. Ressel, dasim letzten Jahr erarbeitete Führungsmodell in der Univer-sität zu verankern und zum Erfolg zu führen. Ich freue michauf die Fortsetzung der konstruktiven Zusammenarbeit“,betonte Dais.

Knapper fiel die Bestätigung durch den Senat aus: 17Mitglieder votierten für Ressel, 13 Ja-Stimmen wären unterBerücksichtigung der Enthaltungen erforderlich gewesen.„Ich freue mich, nun in den kommenden sechs Jahren mei-ner zweiten Amtszeit den Änderungsprozess an der Univer-sität weiterhin moderieren und führen zu dürfen undgemeinsam mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ziel-führende Lösungen zu suchen und kreativ umzusetzen“,betonte der Rektor und bedankte sich bei allen, die ihm inden vergangenen Jahren mit Rat, Tat und auch mit kon-struktiver Kritik zur Seite standen.

Für die kommenden sechs Jahre legte Ressel ein 10-Punkte-Programm vor, das zusammengefasst die folgendenMaßnahmen umfasst.*)

1. Stärkung der Identität Universität StuttgartFür die künftigen Entwicklungsbereiche in Forschung und Lehre istein Prozess der Stärkung und Sichtbarmachung der institutionellenIdentität einer Gesamtuniversität notwendig. Diesen Identifikations-prozess wird das Rektorat in den kommenden Jahren so anstoßenund vorantreiben, dass für alle Mitglieder der Universität nachvoll-ziehbar wird, dass eine strategisch übergreifende Perspektive füralle Einheiten erfolgreich ist.

2. Weiterentwicklung der Führungsstruktur, klare Leitungsstruktu-ren, Verantwortlichkeiten und TransparenzAls Brückenfunktion zwischen dem Rektorat und den Fakultäten wirdein Erweitertes Rektorat eingerichtet, bestehend aus den (stimmbe-rechtigten) Rektoratsmitgliedern und den (beratenden) zehn Deka-nen. Klare Verantwortlichkeiten in den Leitungsstrukturen, definierteund effiziente Prozesse, Transparenz und Kommunikation werdenaufgezeigt und eingeführt. Die Rolle der Dekane und Fakultätsvor-stände wird damit gestärkt. Das Rektoratsbüro wird künftig dieZusammenarbeit zwischen Hochschulleitung und den Fakultätensowie Fachdisziplinen intensivieren mit dem Ziel, übergreifendeStrategien der Gesamtuniversität noch effizienter zu verfolgen.

3. Integration der Ingenieur-, Natur-, Geistes-, Sozial- und Wirt-schaftswissenschaften zu einem umfassenden UniversitätsprofilIm Zentrum der Universität Stuttgart stehen die Ingenieur- undNaturwissenschaften mit erfolgreichen Forschungstraditionen undeiner international renommierten Lehre. Um für die Zukunft nochweitere Leistungs- und Entwicklungspotenziale zu entfalten, mussgerade aus dieser Tradition der Universität heraus die Zusammen-arbeit zwischen Ingenieur-, Natur-, Wirtschafts-, Sozial- und Geistes-wissenschaften intensiviert werden. Das Rektorat wird strukturelleMaßnahmen vorantreiben, die integrierend wirken und der Univer-sität Stuttgart zu einem umfassenden Universitätsprofil verhelfen.

4. Weiterentwicklung und Stärkung des ForschungsprofilsAuf der Grundlage der horizontalen Forschungsstruktur werdenweitere fakultätsübergreifende Forschungs- und Transferzentrenintegriert, die in alle Wissenskulturen hineinstrahlen. Die aus die-sem Ansatz resultierende Forschungsdynamik befähigt die Univer-sität auch dazu, bestehende bilaterale Kooperationen mit externenPartnern aus Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft in eine stra-tegische Gesamtperspektive zu überführen.

5. Ausbau der Aktivitäten zur Einwerbung und Umsetzung von For-schungsvorhabenDie Universität möchte attraktive Forschungsvorhaben noch erfolg-reicher einwerben und für die Wissenschaftler motivierende und

Wolfram Ressel

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SimTech und GSaME erfolgreichIn der zweiten Phase der Exzellenzinitiative des Bundesund der Länder sind am 15. Juni die Entscheidungen gefal-len: Die Universität Stuttgart wird nach dem Votum desBewilligungsausschusses – bestehend aus der Gemeinsa-men Kommission der Deutschen Forschungsgemeinschaft(DFG) und des Wissenschaftsrates sowie Forschungs- undWissenschaftspolitikern aus Bund und Ländern – künftigFördermittel für den Exzellenzcluster Simulation Technolo-gy (SimTech) sowie für die Gradutiertenschule GraduateSchool of Excellence advanced Manufacturing Engineering(GSaME) erhalten. Insgesamt wurden 143 Anträge von 46Universitäten beraten.

„Wir freuen uns sehr über diesen großen Erfolg der exzellen-ten Forschung an unserer Universität. Mit den bewilligten Mit-teln sind wir nunmehr in der Lage, das Profil der Forschungs-universität Stuttgart mit hoher internationaler Reputation wei-ter zu konturieren und auszubauen“, freute sich Uni-RektorProf. Wolfram Ressel. So sei der erneut geförderte Exzellenz-

cluster Simulation Technology ein Musterbeispiel für die For-schungsdynamik an der Universität Stuttgart. Der zentraleSchwerpunkt liegt darin, die Modellierungs- und Simulations-technik von isolierten Ansätzen aus verschiedenen Disziplinen

und Theorien zu einer ganzheitlichen Systemwissenschaft zuverbinden. „Wir werden zukunftsweisende Forschungsthe-men zur Lösung globaler Fragestellungen wie beispielsweisein der Produktion oder Klimaforschung vordenken undgemeinsam bearbeiten“, so Ressel.

International beispiellos sei auch die GraduiertenschuleGSaME. „Jetzt können wir dieses Erfolgsmodell der Promo-tionsförderung fortzusetzen und Nachwuchskräfte aus denIngenieurwissenschaften, der Informatik und der Betriebs-wirtschaft auf dem Gebiet fortgeschrittener Produktions-technologien für die Fabrik der Zukunft zu qualifizieren.“

Dem Exzellenzcluster SimTech ist es in der ersten För-derperiode gelungen, die unterschiedlichsten an der Univer-sität Stuttgart vorhandenen Kompetenzen auf dem Gebietder Simulationsforschung erfolgreich zusammenzuführen.So konnte der Forschungsverbund ein hervorragendes,interdisziplinäres Fundament aufbauen, von dem der Clus-ter in den kommenden Jahren profitieren wird.

Gerade die Arbeit auf den von SimTech definiertenvisionären Anwendungsfeldern soll intensiviert werden.Hierzu zählen etwa das simulationsbasierte Design neuerWerkstoffe mit maßgeschneiderten Hightech-Eigenschaften,die vollständig virtualisierte Entwicklung von Prototypenund die Simulation komplexer und umfassender Methodenin der Umwelttechnik. Außerdem sollen die Forschungsar-beiten in den Bereichen Biomechanik und Systembiologiestärker miteinander verzahnt werden, um der Vision einesganzheitlichen Menschmodells näher zu kommen.

Schließlich rückt auch das Thema „High PerfomanceComputing“ stärker in den Fokus. So soll etwa die Zusam-menarbeit mit dem Höchstleistungsrechenzentrum der Uni-versität Stuttgart (HLRS) weiter ausgebaut werden. Nebender Forschung an neuen Strategien in der Simulationstech-nik konzentriert sich der Exzellenzcluster auch künftig aufdie Förderung junger Wissenschaftler. So soll der erfolgrei-che Elitestudiengang „Simulation Technology“ genauso

fördernde Rahmenbedingungen ausgestalten. Hierzu sollen For-schungsverbünde und Verbundprojekte intensiviert und die Einrich-tung von Forschungs- und Transferzentren unterstützt werden. DasRektorat wird dafür den bewährten Forschungsfonds weiterent-wickeln und finanziell stärken.

6. Exzellente LehreUm ihre hohen Ansprüche an die exzellente Lehre zu erfüllen, wirddie Universität nicht nur innovative Bildungsangebote entwickeln,sondern auch Maßnahmen implementieren, die auf die immerunterschiedlicher werdenden Voraussetzungen und Bedürfnisse derStudierenden eingehen. Eine zentrale Grundlage für die exzellenteLehre an der Universität Stuttgart ist eine modellhafte Qualitätsent-wicklung und -sicherung.

7. Kultur der Vielfalt Der Leitgedanke einer Kultur der Vielfalt (Diversity) impliziert nichtnur Unterstützungsprogramme für spezifische Zielgruppen, sondernauch die durchgängige aktive Nutzung des Potenzials, das aus allenPersonen und Perspektiven an der Universität resultiert und zu einerausgezeichneten Forschung und Lehre beiträgt.

8. Gewinnen, Fördern und Halten hochqualifizierter Wissenschaft-lerinnen und WissenschaftlerDen Berufungsverfahren und einem qualitativ hochwertigen Beru-fungsmanagement wird eine sehr hohe Bedeutung beigemessen.

Neben dem Angebot eines fachlich attraktiven Umfelds wirbt dieUniversität verstärkt mit einem Klima, das auf die Work-Life-Balanceabhebt. Für den wissenschaftlichen Nachwuchs werden klare undtransparente Strukturen für Karrierewege mit definierten Anforder-ungen, Angeboten und Perspektiven geschaffen.

9. Ausbau der Grundfinanzierung und Gewinnung neuer Finanz-quellenIm Rahmen des Solidarpaktes III muss die seit 15 Jahren währendefinanzielle Deckelung und Einsparung in der Grundfinanzierung derUniversität aufgebrochen und in einen angemessenen und kontinu-ierlichen Aufwuchs überführt werden. Darüber und über die erfolg-reiche Einwerbung von Drittmitteln hinaus wird die Universität eige-ninitiativ auch neue Finanzquellen erschließen und beabsichtigt denAufbau eines zentralen Fundraisings.

10. Übernahme der BauherreneigenschaftUm Forschungs- und Lehrgebäuden bedarfs- und zeitgerecht, fle-xibel, ressourcen- und umweltschonend erstellen zu können,strebt die Universität Stuttgart an, die Bauherreneigenschaft zuerlangen. hhg/amg

*) Das vollständige 10-Punkte Programm finden Sie unter > > > www.uni-stuttgart.de/hkom/presseservice/pressemitteilun-gen/pdf/36_10_Punkte_programm_LF.pdf

Strömungssimulation am Beispiel eines Flügelprofils. (Abbildung: SimTech)

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Professionell managen, strategisch denkenEin Rektoratsbüro, das die Universitätsleitung bei strategi-schen Fragen unterstützt und sich kontinuierlich mit derOrganisationsentwicklung der Gesamtuniversität befasst,ist seit einiger Zeit das Bestreben der Hochschulleitung undwar eine der Forderungen bei der Evaluation der ZentralenVerwaltung. Inzwischen ist es soweit: Das neunköpfigeTeam unter der Leitung von Dr. Michael Waldbauer wirdkünftig das Rektorat bei seinen Aufgaben und Planungenunterstützen und Entscheidungsprozesse vorbereiten. Zielist es, die Wettbewerbsfähigkeit der Universität zu erhöhenund die notwendigen Reformprozesse vorantreiben.

Rektoratsbüros, andernorts Präsidialabteilungen genannt,sind inzwischen an vielen Hochschulen Standard und einzentrales Element zur Professionalisierung des Manage-ments. In Stuttgart stehen dabei drei Schwerpunkte im Zen-trum: Die Weiterentwicklung zu einer international aner-kannten Forschungsuniversität, eine exzellente Lehre sowiedie Integration der Ingenieur-, Natur-, Geistes-, Sozial- undWirtschaftswissenschaften zu einem umfassenden Univer-sitätsprofil. Eine wichtige Rolle im Rektoratsbüro nimmt dasStrategieteam ein: Es greift einerseits Themen und Aufga-ben aus dem Rektorat auf und begleitet den Weg derUmsetzung. Andererseits trägt es Informationen, Ideen undHandlungsbedarfe in das Rektorat hinein. Das Rektorats-büro ist also eine wichtige Schnittstelle der Universitätslei-tung zu den Fakultäten und ihren Instituten, zur ZentralenVerwaltung und zu anderen universitären Einheiten. In die-ser Konzeption soll das Büro auch wichtige Kontakte derUniversität zu außeruniversitären Partnern aus Wissen-schaft, Wirtschaft und Gesellschaft pflegen.

Derzeit arbeitet das Strategieteam an unterschiedlichenInitiativen: am Kooperativen Forschungscampus Stuttgart,an der Umsetzung der Empfehlungen der externen Struktur-

kommission („Stutt-garter Perspektiven“)und an einem Projektzur engeren Zusam-menführung von Inge-nieurwissenschaften,Naturwissenschaftenund Geistes- undSozialwissenschaftenan der UniversitätStuttgart. Weiterhingehört die Ausarbei-tung, Konzeption undKoordinierung univer-sitätsweiter Projekteund Vorhaben mitbesonderer Bedeutungfür die Zukunftspla-nung zu den Aufgabendes Rektoratsbüros. Zunennen sind hier ins-besondere der geplan-te ForschungscampusARENA2036 und der durch das Bundesministerium für Bil-dung und Forschung geförderte Qualitätspakt Lehre (ProjektQuaLIKiSS). uk

KONTAKT

Dr. Michael WaldbauerLeiter RektoratsbüroTel. 0711/685-81000e-mail: [email protected]> > > www.uni-stuttgart.de/rektoratsbuero

(v.l.) Vordere Reihe: Ayfer Günkizil (SekretariatRektor), Dr. Michael Waldbauer (Leitung, Ingenieur-wissenschaften), Ora Bukoshi (Geistes- und Sozial-wissenschaften), Karin Kollischon (Projekt Quali-kiss). Hinten: Dr. Ursula Meiser (Ombudsfrau Leh-re), Sabrina Eberhardt-Wager (Sekretariat Rektor),Dr. Gabriele Hardtmann (Naturwissenschaften),Stephanie Kovács (Projektunterstützung), SusanneRiedl (Persönliche Referentin des Rektors).

(Foto: Eppler)

fortgeführt werden wie die Graduiertenschule SimTech, inder derzeit etwa 100 Doktoranden an ihrer Promotion arbei-ten. Außerdem plant SimTech, in den kommenden Jahreneine eigene „Junior Academy“ aufzubauen.

Ein neuer Typ von Nachwuchswissenschaftlern undManagern für Fabriken der Zukunft, hervorragende For-schungsergebnisse auf dem volkswirtschaftlich bedeut-samen Gebiet fortgeschrittener Produktionstechnologiensowie deren Umsetzung in der Industrie sind wichtige Ziele der Graduiertenschule GSaME. Alternativ zu beste-henden Promotionswegen wurde ein innovatives Kon-zept der Promotionsförderung umgesetzt, um Nachwuchs-kräfte aus den Ingenieurwissenschaften, der Informatikund der Betriebswirtschaft für die Anforderungen eineswettbewerbsintensiven, globalen Arbeits- und Marktum-feldes zu qualifizieren und dabei eng mit der Wirtschaft zukooperieren. Zudem sollte die Promotionszeit verkürztwerden. Die GSaME hat dazu das bewährte duale Prinzipaufgegriffen und für die Promotionsphase spezifisch wei-terentwickelt.

Den Erfolg dieses Ansatzes zeigen heute unter anderemKooperationen mit mehr als 20 namhaften Firmen des

Maschinenbaus, der Elektrotechnik oder des Automobilsek-tors sowie mit weiteren Forschungspartnern. Mehr als 60 Pro-movierende forschen derzeit in der GSaME, etwa 20 Nach-wuchswissenschaftler werden ihre Promotion - teilweise mitrenommierten Auszeichnungen - bis zum Ende des Jahresabgeschlossen haben und sind in der Wirtschaft bereits jetzthoch begehrt.

Die künftige Strategie der GSaME ist darauf gerichtet, diePotenziale ihres Kooperationsmodells „duales wissenschaftli-ches System“ durch ein weiterentwickeltes interdisziplinäresForschungs- und Ausbildungsprogramm, durch Maßnahmenzur Erhöhung der Attraktivität für weibliche und internationaleAbsolventen und einen internationalen „Rollout“ weiter zuerschließen.

Die GSaME wird dazu beitragen, die führende Position derbaden-württembergischen Industrie auf dem Weltmarkt zuerhalten und die Trends zukünftiger Produktionen zu gestal-ten. Mit innovativen, strukturellen Maßnahmen entsprechendder Trends zu neuen Formen der Zusammenarbeit zwischenWirtschaft und Wissenschaft soll eine langfristig und nachhal-tig erfolgreiche Entwicklung der GSaME in einem künftigenPublic Private Partnership-Modell gesichert werden. uk

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Fehlstellen als MeilensteineLeidenschaft, Neugier, Ausdauer, Risikobereitschaft und eineForschungsleistung mit „stimulierender Wirkung auf dieWissenschaft insgesamt“– das sind die Qualitäten, die esbraucht, um die begehrten Gottfried Wilhelm-Leibniz-Preiseder Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) zu ergattern.Einer, dem das in diesem Jahr gelang, ist Prof. JörgWrachtrup vom 3. Physikalischen Institut der Uni. Wrachtruperhielt den mit 2,5 Millionen Euro dotierten „deutschenNobelpreis“, da er ein völlig neuartiges und sehr erfolgrei-ches Forschungsgebiet an der Schnittstelle zwischen Fest-körperphysik und Quantenoptik erschlossen hat. Die Preis-verleihung fand am 27. Februar im Beisein von rund 250Gästen aus Wissenschaft, Medien und Politik in Berlin statt.

Prof. Wrachtrup und seine Mitarbeiter am 3. PhysikalischenInstitut der Universität Stuttgart sind für ihre Arbeiten zurManipulation einzelner Atome in Diamant weltweit bekanntund erreichten damit zahlreiche Publikationen insbesondere

in den Fachzeitschriften Nature, Nature Physics und Scien-ce. Als Meilenstein gilt vor allem die Detektion einzelnerparamagnetischer Stickstoff-Fehlstellen in Diamant, den

sogenannten NV-Zentren, die sich durch eine außerge-wöhnliche Fotostabilität auszeichnen. Wrachtrup erkannteals erster Wissenschaftler die Bedeutung von NV-Zentrenfür die Quanteninformationstechnologie und die Messtech-nik. Das damit von ihm wesentlich begründete Forschungs-feld strahlt jedoch weit über die Festkörperphysik und dieQuantenoptik hinaus bis in die Material- und Lebenswissen-schaften hinein. So lassen sich Defekte in Nanodiamantenauch in der Medizin zum Beispiel als Tumormarker nutzen.Solche neuartigen, aufgrund ihrer Quanteneigenschafteneinmaligen Biosensoren entwickeln Wrachtrup und seinTeam gemeinsam mit Biologen und Medizinern.

Bereits im Dezember 2011 wurde Wrachtrup mit einemERC Advanced Investigator Grant des europäischen For-schungsrats ausgezeichnet. „Dass Prof. Wrachtrup nun bin-nen eines Jahres gleich zwei der weltweit renommiertestenForschungspreise für sich verbuchen konnte, freut unssehr“, so der Rektor der Universität Stuttgart, Prof. WolframRessel. „Die Entscheidung der Deutschen Forschungsge-meinschaft unterstreicht zudem einmal mehr das außer-ordentlich hohe Niveau der Stuttgarter Quantenphysik.“

Der Leibniz-Preis wird seit 1986 jährlich von der DFG ver-geben und gilt auch weltweit als einer der wichtigsten Wis-senschaftspreise; sechs der bisherigen Träger erhielten spä-ter auch den Nobel-Preis. An der Universität Stuttgart wurdedie Auszeichnung in der jüngeren Vergangenheit auch Prof.Frank Allgöwer vom Institut für Systemtheorie und Rege-lungstechnik (2004) sowie Prof. Dr. Hans-Joachim Wernervom Institut für Theoretische Chemie (2000) zuerkannt. amg

KONTAKT

Prof. Jörg Wrachtrup 3. Physikalisches Institut Tel. 0711/685-65277e-mail [email protected]

DFG-Präsident Prof. Matthias Kleiner (rechts) bei der Urkundenübergabean Prof. Wrachtrup. (Foto: DFG, David Ausserhofer)

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Computerlinguistik im Aufwind„Knallhart, aber mit Charme“ titelte die Stuttgarter Zeitungüber den Neubau des Forschungszentrums Informatik, deram 25. Mai eingeweiht wurde. Denn wie sein Zwilling, dasForschungszentrum SimTech, ist der Entwurf des Stuttgar-ter Büros Hartwig Schneider Architekten in reduzierterSichtbeton-Bauweise erstellt. In seinem Inneren freilicheröffnet sich ein flexibles Raumkonzept, das der internatio-nal erfolgreichen und expandierenden Informatik der Uni-versität Stuttgart neue Chancen eröffnet und die Kommu-nikation zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Gesell-schaft beflügeln soll.

Das Gebäude beherbergt auf dem Großteil der rund 1.700Quadratmeter umfassenden Gesamtfläche künftig die drei

Lehrstühle Grundlagen der Computerlinguistik (Prof. JonasKuhn), Experimentelle Phonetik (Prof. Grzegorz Dogil) undTheoretische Computerlinguistik (Prof. Hinrich Schütze), dieim Institut für Maschinelle Sprachverarbeitung (IMS)zusammengefasst sind. Ferner ist die Abteilung EmbeddedSystems Engineering (Prof. Martin Radetzki) des Instituts fürtechnische Informatik (ITI) im Neubau untergebracht. Darü-ber hinaus steht ein Raumpool für Informatikforschung zurVerfügung, der dem erfolgreichen Drittmittelaufkommender Informatik Rechnung trägt.

Uni-Rektor Prof. Wolfram Ressel unterstrich in seinemGrußwort die stetig wachsende Bedeutung der Informa-tikforschung als eine für Wissenschaft und Wirtschaft wich-tigen Querschnittstechnologie: „Unser Institut für Maschi-

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nelle Sprachverarbeitung ist eines der weltweit angesehen-sten Forschungsinstitute für Computerlinguistik. Wir freuenuns daher sehr, dass wir auch mit diesem Neubau dafürSorge tragen können, angemessene Rahmenbedingungenfür künftige Erfolge dieses Instituts zu schaf-fen.“

Prof. Erhard Plödereder, Institut für Soft-waretechnologie der Universität Stuttgart,betonte, dass Maschinen erstaunlicherweiseimmer besser darin würden, Teile dermenschlichen Kommunikation nachzuah-men: „Zunehmend werden Sprache und Textin unserer arbeitsteiligen Informationsgesell-schaft von Rechnern automatisch verarbeitetund immer besser auch verstanden. Geradein diesem Bereich zwischen Informatik undSprachwissenschaft sind die interdiszi-plinären Studiengänge angesiedelt, die amInstitut für Maschinelle Sprachverarbeitung(IMS) angeboten werden.“

Für den Forschungsneubau Informatikwurden 5,5 Millionen Euro investiert. Das Projekt entstandim Rahmen des Zukunftsinvestitionsprogramms. Die Univer-sität und der Förderverein Informatikforum Stuttgart (infos)

haben sich mit insgesamt 500.000 Euro an den Baukostenbeteiligt, davon stammen 250.000 Euro von infos. Mit demneuen Gebäude rückt das bisher in der Stadtmitte unterge-brachte Institut für Maschinelle Sprachverarbeitung in die

räumlicheNähe zumInformatikge-bäude in Vai-hingen. Diesbringt nebenkurzen Wegenauch organisa-torische Vortei-le, wovon nichtnur die Studie-renden deskleinen, aberhoch angese-henen Studien-gangs Compu-terlinguistik

profitieren, sondern die mehr als 1.000 Studierenden derInformatik insgesamt, denen sich mit der Computerlinguistikein weiteres Vertiefungsgebiet ihres Studiums eröffnet. uk

Redner bei der Einweihungsfeier (v.l.): Prof. Erhard Plödereder, Ministeri-aldirektor Wolfgang Leidig (Ministerium für Finanzen und Wirtschaft),Rektor Prof. Wolfram Ressel, Sybille Müller (Uni-Bauamt). (Foto: Eppler)

E R S T E S A D A P T I V E S T R A G W E R K I M G R O ß E N M A ß S T A B > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > >

Wackeln macht stabilHoch, runter, seitwärts, drehen – es sieht fast tänzerischaus, wenn sich das hölzerne Kuppeldach vor dem Institutfür Leichtbau Entwerfen und Konstruieren (ILEK) der Uni inBewegung setzt. Doch hinter der Eleganz steckt Technikvom Feinsten: die erste adaptive Tragwerkkonstruktion derWelt. Sie soll dazu beitragen, dass beim Bauen künftig dra-stisch Material gespart werden kann. Entwickelt undgebaut wurde die „Stuttgart SmartShell“ im Rahmen derDFG-geförderten Forschergruppe „Hybride IntelligenteKonstruktionselemente“ von Wissenschaftlern des ILEKsowie des Instituts für Systemdynamik (ISYS) der Uni inZusammenarbeit mit der Firma Bosch Rexroth.

Die Schale überspannt eine Fläche von mehr als 100 Qua-dratmetern und ist dabei nur vier Zentimeter dick. Legt mandie heute gültigen statischen Regeln zu Grunde, müssten es mindestens zehn Zentimeter sein. Denn bisher werdenBauwerke stets auf eine bestimmte maximale Belastungausgerichtet, zum Beispiel durch ein Erdbeben, Schnee oder

einen Sturm. Diese tritt jedoch nur sehr selten ein undwenn, dann nur für kurze Zeit. Eine beachtliche Menge dereingesetzten Baumaterialien wird also letztendlich kaumgenutzt – eine Reserve, die wirtschaftlich und ökologischihren Preis hat. Ziel des an der Universität Stuttgart ent-wickelten Ultraleichtbaus ist es deshalb, das Tragwerk aktivso zu manipulieren, dass es auf die wechselnden Belastun-gen dynamisch reagiert, so dass weniger massiv gebautwerden kann. Im Fall der Stuttgarter Holzschale wird diesdurch hydraulische Antriebe erreicht: Diese Antriebe sitzenan den Auflagerpunkten der Schale und erzeugen Bewegun-gen, die die durch Wind, Schnee und andere Lasten hervor-gerufenen Verformungen und Materialbeanspruchungengezielt kompensieren.

Die Schale aus Holz ist auf vier Punkten gelagert. Dreider Auflagepunkte können durch Hydraulikzylinder indivi-duell bewegt und frei im Raum positioniert werden. Senso-ren erfassen den Belastungszustand an zahlreichen Punktendes Tragwerks. Gezielte Bewegungen der Auflagerpunkte

wirken veränderlichen Lasten entgegenund reduzieren damit Verformungen undMaterialspannungen. Gleichzeitig kön-nen mittels der Hydraulik auftretendeSchwingungen in der Struktur aktivgedämpft werden. Dies reduziert im Ver-gleich zur konventionellen, passivenBauweise den Materialeinsatz für dieSchalenkonstruktion erheblich. Der Be-lastungsausgleich erfolgt über eineRexroth-Steuerung, die speziell fürhydraulische Antriebe entwickelt wurde.Die Kernaufgabe der Steuerung ist es,

Zart wie ein Schmetterling, aber extrem belastbar: die Stuttgarter SmartShell. In der Box in derBildmitte ist die Steuerungszentrale untergebracht. (Fotos: Bosch Rexroth)

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die komplexen hydraulischen Regelungsaufgaben desSchalentragwerkes durchzuführen. Das Tragwerk kann so

innerhalb von Bruchteilen einer Sekunde auf eine Änderungim Belastungszustand reagieren. Das Prinzip ist in vielenBereichen des Bauwesens anwendbar, zum Beispiel bei Sta-diendächern, bei Hochhäusern, bei weitspannenden Fassa-denkonstruktionen oder bei Brücken. Möglich wird dabeieine völlig neue Bauweise, die nicht nur Ressourcen schont,sondern die gleichzeitig auch die Leistungsfähigkeit tragen-

der Konstruktionen deutlich erhöht und Materialermüdun-gen beziehungsweise Schäden an der Struktur entgegen-wirkt.

Um Lasten und Schwingungen aktiv kompensieren zukönnen, müssen diese Einflussfaktoren zunächst präziseerfasst beziehungsweise prognostiziert werden; in einemzweiten Schritt müssen die notwendigen Gegenbewegun-gen in Echtzeit berechnet (und ebenso zeitnah umgesetzt)werden. Hierfür haben die Forscher der Universität StuttgartSimulationsmodelle entwickelt, die eine exakte Vorhersagedes Verhaltens der Struktur ermöglichen. Hierbei wird dieMaterialbeanspruchung ebenso wie das Schwingungsver-halten unter statischen und dynamischen Einwirkungenberücksichtigt. Diese Simulationsmodelle dienen als Grund-lage für die Entwicklung von Regelungskonzepten, welchedie erforderlichen Gegenbewegungen zur Last- und Schwin-gungskompensation in Abhängigkeit der erfassten Mes-sgrößen berechnen. Diese Bewegungen werden dann durchdie Hydraulik präzise umgesetzt. uk/amg

KONTAKT

Stefan Neuhäuser, Martin WeickgenanntSmartShell ISYS/ILEKTel. 0711/685-63705/66960e-mail: [email protected]

Detailansicht der Hydraulikzylinder.

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Abkehr vom Strom aus der SteckdoseDie Erde als Zukunftsprojekt steht im Fokus des vom Bun-desministerium für Bildung und Forschung in Kooperationmit der Initiative Wissenschaft im Dialog ausgerufenenWissenschaftsjahres 2012. Welche Beiträge die UniversitätStuttgart zu den globalen Herausforderungen „Nachhaltig-keit und Energiewende“ leisten kann, erörterte am 21. Aprileine hochkarätig besetzte Runde. Im voll besetzten Hörsaalauf dem Campus Stuttgart-Stadtmitte diskutierten Wissen-schaftler der Universität Stuttgart mit Vertretern aus Politikund Wirtschaft unter Moderation von Dr. Barbara Malburg-Graf und Ute Kinn die Frage: „Wie können wir unsere Erdefür die kommenden Generationen bewahren und unsereLebensgrundlagen schützen?“

Nachhaltigkeitsfragen, konstatierte der Rektor der Univer-sität Stuttgart, Prof. Wolfram Ressel, eingangs, seien so altwie die Ackerbau und Viehzucht betreibende Menschheit.Im Unterschied zu damals aber könne der Mensch des 21.Jahrhunderts nicht mehr weiterziehen, wenn der Bodenausgeschöpft ist. Seine Art zu arbeiten und zu leben stelltihn vor die Wahl, entweder die fossilen Energieträger wei-terhin rücksichtslos auszubeuten, oder sich verstärkt derNutzung regenerativer Energien anzunehmen.

Vor diesem Hintergrund beleuchtete Prof. Ortwin Rennvom Institut für Sozialwissenschaften vier Inhalte der Ener-giewende, die auf das Engste verbunden ist mit dem Aus-stieg aus der Kernenergie und der drastischen Senkung desAnteils fossiler Energieträger von 80 auf 20 Prozent. Dieswiederum sei ohne die Steigerung der Energieeffizienz um40 Prozent nicht realisierbar. Immerhin, so der Befund der

Runde: Das Potential energieeffizienteren Wirtschaftens istgroß. Prof. Nejila Parspours vom Institut für ElektrischeEnergieumwandlung wies auf den noch zu niedrigen Wir-kungsgrad von Antrieben in der Industrieautomation hin.Auch der Verbrennungsmotor von Kraftfahrzeugen habe, soder stellvertretende Vorsitzender der Geschäftsführung derRobert Bosch GmbH, Dr. Siegfried Dais, ein Energiespar-Potential von 20 bis 50 Prozent.

Künftig weit stärker als bislang im Blickpunkt stehenwird das Verhalten des Bürgers. „Wir dürfen die Rechnungnicht ohne den Wirt machen – und Wirt sind wir alle“, soRenn. Jeder Einzelne habe seinen Lebenswandel zu über-denken. „Der Stromverbrauch ist in 20 Jahren um 50 Pro-zent gestiegen, obwohl die Energieeffizienz der Elektro-geräte zugenommen hat“. Denn: „In der Küche steht einenergieeffizienter Kühlschrank, aber im Keller leistet deralte noch immer seine Dienste.“ Der tradierten Haltung„mein Strom kommt aus der Steckdose“ erteilte Renn eineklare Absage. Der Konsument, der ein Solarpanel seineigen nennt, ist künftig nicht mehr nur Konsument, son-dern auch Produzent. Direkt betroffen von der Energiewen-de sind die Bürger zudem dann, wenn der Netzausbau ihrGrundstück tangiert und Windräder gleichsam vor ihrerHaustüre errichtet werden. Damit aus ihnen keine „Wutbür-ger“ werden, sind, so Renn, die Menschen vor Ort mit ein-zubinden. „Aus einem hässlichem Windrad wird ein weni-ger hässliches, wenn es mir gehört“. Verhalten und Han-deln müssten sich lohnen, wies Prof. Hans-Dieter Görtzvom Biologischen Institut zudem auf die Bedeutung vonMotivation hin.

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„Große Potentiale“ bescheinigte Dais der drahtlosenEnergie aus Wind und Sonne. „Die Sonne deckt das 5000-fache des Weltenergiebedarfs“. Die Herausforderungbestünde darin, sie effizient zu nutzen, doch das Problemsei, dass die Bundespolitik die Vergütungen deckele, gingDais mit der Bundesregierung ins Gericht. Aus Sicht der

Landespolitik wies Wissenschaftsministerin Theresia Bauerdarauf hin, dass Nachhaltigkeit durchaus im Fokus desRegierungshandelns stünde und handlungsleitend sei.Ohne Mobilität aber sei die Energiewende nicht zu vollzie-hen. „Das Land muss die nachhaltige Mobilität voranbrin-gen, um nicht abgehängt zu werden, und die Regierungmuss dafür Mittel in die Hand nehmen“. Weltweit wird, pro-gnostizierte Prof. Michael Bargende vom Institut für Ver-brennungsmotoren und Kraftfahrwesen, die Produktion vonPkw weiter steigen; „schon heute werden weltweit 100 Mil-lionen Pkw produziert.“. Das Auto der Zukunft wird, so Bar-gende, der Hybrid sein, dessen Motor regenerative Kraft-stoffe verbrennt und unterstützt wird durch einen Elektro-

motor. „20 bis 30 Jahre universitäre Forschung“ sieht Bar-gende vor sich. „Der Bedarf ist gigantisch.“

Ein solches Auto, gab Parspour zu bedenken, sei nurdann sinnvoll, wenn auch der Strom aus regenerativenEnergien erzeugt würde. Außerdem halte es zwar die Luftlokal sauber, „aber was nutzt das, wenn woanders Luftver-schmutzer unterwegs sind?“ Weltweit steige, wies auchRenn auf das globale Spannungsfeld hin, der Energiebe-darf. In China gehe jede Woche ein schmutziges Kohlekraft-werk in Betrieb, während in Deutschland mit sehr viel Geldlediglich Mini-Einsparungen erzielt würden. „Wir haben nureine Atmosphäre“, brachte Djifa Frick vom StudiengangUmweltschutztechnik die Problematik auf den Punkt. „Wennhier effizient gehandelt wird, woanders aber nicht, ist unserEngagement für die Katz'“.

Vielfältige Veranstaltungen zum NachhaltigkeitsjahrBereits am Vortag der Veranstaltung zeigten Wissenschaft-ler der Uni im Rahmen der Nachhaltigkeitstage Baden-Würt-temberg in Kurzvorträgen verschiedene Aspekte der Ener-gieversorgung auf. Die Themen reichen von den Energieü-bertragungsnetzen der Zukunft (Prof. Stefan Tenbohlen,Institut für Energieübertragung und Hochspannungstechnik)über die Herausforderungen der Elektromobilität (Prof. Neji-la Parspour, Institut für Elektrische Energiewandlung) bis zuden Perspektiven und Technologien der Photovoltaik (Prof.Jürgen Werner und Mitarbeiter, Institut für Photovoltaik).Holz, der nachhaltigste Baustoff des Planeten als Ingenieur-baustoff der Zukunft, war das Thema einer Veranstaltungder Materialprüfungsanstalt.

Und das Internationalen Zentrums für Kultur- und Tech-nikforschung (IZKT) widmete sich in Kooperation mit derStadtbibliothek Stuttgart dem Thema „Zukunftstechnologi-en im Fokus der Nachhaltigkeit“. Die Themenpalette reichtevon der Simulationsforschung und der Quantenmechaniküber Beiträge der Bauphysik und der Wasserwirtschaft bishin zur Automatisierungstechnik und den Herausforderun-gen der Energiewende. Sabine Dettling/amg

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Energiewende – effizient und sozialverträglich„Zukünftige Infrastrukturen der Energieversorgung – Aufdem Weg zur Nachhaltigkeit und Sozialverträglichkeit“nennt sich eine neue Helmholtz-Allianz, die erste an derUniversität Stuttgart. Acht Partner sind an der bis 2016laufenden Forschungsinitiative, die über ein Projektvolu-men von 16,5 Millionen Euro verfügt, beteiligt. Zur Auft-aktveranstaltung am 20. Januar kamen über 250 Wissen-schaftler, Energieversorger, Energiepolitiker sowie interes-sierte Bürger nach Leinfelden-Echterdingen in die Filder-halle. Stuttgarter Sprecher der Allianz ist Prof. OrtwinRenn vom Institut für Sozialwissenschaften, der mit einemSymposium im Anschluss an den Festakt seinen 60.Geburtstag beging.

Die Bundesregierung hat 2011 die Energiewende beschlos-sen. Doch wenn die Bevölkerung die Negativfolgen wieneue Windparks, Pumpspeicherkraftwerke oder Stromtras-sen nicht akzeptiert, wird sie schwer umzusetzen sein.

Denn neben den technischen Entwicklungen und Versor-gungsstrukturen sind auch die sozialen Rahmenbedingun-gen wichtig. Vor diesem Hintergrund will die Helmholtz-Allianz an der Schnittstelle von Energietechnik, Planungs-verfahren und Verbraucherverhalten forschen. „Technik nurmit Schokoladenseiten gibt es nicht, die Bürger aufklärenist wichtig“, betonte Prof. Sabine Laschat, die Prorektorinfür Forschung und Technologie der Uni Stuttgart.

Im Zuge der Partnerschaft bei der Helmholtz-Allianzwird an der Universität Stuttgart ein universitätsweitesZentrum für Interdisziplinäre Risiko- und Innovationsfor-schung gegründet (siehe Kasten). „Diese zukunftsweisendeForschungsallianz passt nirgendwo besser hin als nachStuttgart“, erklärte Bundesforschungsministerin Prof.Annette Schavan. Die Energiewende sei eine Gestaltungs-aufgabe für viele, die auch große Chancen mit sich bringe.Prof. Eberhard Umbach, der Präsident des Karlsruher Insti-tuts für Technologie (KIT), das die Allianz koordiniert, erin-

Nachhaltige Debatte (v.l.): Prof. Ortwin Renn, Prof. Nejila Parspour, Dr. Sieg-fried Dais (Bosch), Wissenschaftsministerin Theresia Bauer, Student DjifaFrick, Prof. Hans-Dieter Görtz und Prof. Michael Bargende. (Foto: Dettling)

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Stuttgart Research Centre für Interdisziplinäre Risiko- und InnovationsforschungDas Stuttgart Research Centre für Interdisziplinäre Risiko- und Innovationsforschung, dessen Satzung der Senat inseiner Sitzung im Februar beschlossen hat, umfasst drei Schwerpunkte:1.Risikoforschung im Umfeld von Globalisierung und Vernetzung: In diesem Bereich sollen vor allem Forschungsar-beiten zu den Themen Risikoanalyse, Risikomanagement und Risikokommunikation durchgeführt werden. BesondereSchwerpunkte sind Umwelt-, Klima- und Gesundheitsrisiken. Der bisherige Forschungsschwerpunkt ZIRN (Interdiszi-plinäre Risikoforschung und nachhaltige Technikentwicklung) wird in das neue Zentrum eingegliedert.

2.Innovationsforschung: Hier werden die sozioökonomischen und institutionellen Bedingungen von (technischen)Innovationsprozessen sowie soziale (ökonomische, politische, gesellschaftliche) Voraussetzungen und Möglichkeitensoziotechnischer Transformationsprozesse untersucht.

3.Nachhaltige Energieversorgung: In diesem Themenbereich soll der Zusammenhang von ökologischen, wirtschaftli-chen, sozialen und kulturellen Formen der künftigen Energieversorgung erforscht und kommunikativ umgesetzt wer-den. Hier sind auch die Forschungsarbeiten der Helmholtz Allianz „Future Infrastructures for Meeting EnergyDemands“, angesiedelt. /uk

nerte daran, dass etliche heute selbstverständliche Dingeeinst vehement bekämpft wurden, und erklärte: „Wir brau-chen Innovationen.“ Energie stelle einen unschätzbarenStandortvorteil dar, sagte er. Die Nutzung erneuerbarerEnergien werfe Fragen auf hinsichtlich Speichertechno-logien, dem Ausbau der Netze und nehme Einfluss aufdie Gesellschaft: „Der Verbraucher wird nun auch zumHändler.“

In der Diskussionsrunde betonte Dr. Wolfgang Weimer-Jehle vom interdisziplinären Forschungsschwerpunkt Risikound Nachhaltige Technikentwicklung (ZIRN): „Die techni-sche Analyse ist wichtig, für ein umfassendes Systemver-ständnis aber nicht ausreichend.“ An die Zusammenarbeitaller Forschungsbereiche, insbesondere auch der Geistes-wissenschaften, knüpfen er und Michael Nast vom Deut-schen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) die Hoffnung,dass sich ablehnendes Verhalten mittels richtiger Dialog-maßnahmen vermeiden lässt. Zudem, so Nast, sei, nichtnur das technisch Machbare zu beachten, sondern der Nut-zen für alle.

„Die Energiewende findet unter einem hohen Zeitdruckstatt und ist mit vielen Unsicherheiten belastet“, sagte Dr.Dörte Ohlhorst vom Zentrum Technik und Gesellschaft derTU Berlin – in diesem „Spannungsfeld“ müsse die Politiküber Dinge entscheiden, die lange Bestand haben. Wiekann man messen, dass man sich in Richtung Nachhaltig-keit bewegt, und welche Nachhaltigkeitsindikatoren esgibt, sind Fragen, mit denen man sich beschäftigen müs-se, erklärte Dr. Christine Rösch vom Institut für Technikfol-genabschätzung und Systemanalyse (ITAS) Karlsruhe. FürProf. Andreas Löschel vom Zentrum für Europäische Wirt-schaftsforschung GmbH (ZEW) in Mannheim ist es wich-tig, das Flexibilisierungspotenzial bei Märkten und Unter-nehmen zu hinterfragen sowie die vorhandenen Instru-mente zur Realisierung der Energiewende und deren even-tuelle Konkurrenz.

Am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung Leipzigliegt der Forschungsfokus auf der mit der Energiewendeverbundenen Landänderungsnutzung, berichtete Prof.Wolfgang Köck. Hier geht es zum Beispiel um die Frage,wie beim Bau von Windenergieanlagen Umweltschutzund Anrainer eingebunden werden können. Dr. GerhardFuchs vom Institut für Sozialwissenschaften der Uni Stutt-gart betonte, wie wichtig Innovationen für die Energie-

wende sind, und daher auch die Frage, unter welchenVoraussetzungen innovatives Handeln überhaupt zustan-de kommt.

„Transformationswissen schaffen, Wissen zum Han-deln entwickeln, das ist das Ziel“, erklärten die Sprecherder neuen Allianz, Prof. Ortwin Renn von der UniversitätStuttgart und Prof. Armin Grunwald vom KIT. Nur so sei esmöglich, einer breiten Öffentlichkeit ein besseres Ver-

ständnis der komplexen Zusammenhänge im Energiebe-reich zu ermöglichen. „Wir haben als Forscher die Aufga-be, die Wissensgrundlage für das Systemwissen wie auchdas Orientierungswissen zu schaffen“, sagte Renn. Manwerde die Entwicklung kritisch begleiten und sich aktiv ingesellschaftliche Debatten, Diskussionen der beteiligtenEinrichtungen und in die Politikberatung einbringen.

Julia AlberKONTAKT

Prof. Ortwin Renn Institut für Sozialwissenschaften V, Tel. 0711/685-83970,e-mail: [email protected].> > > www.helmholtz.de/energieinfrastrukturen

Forschungsministerin Prof. Annette Schavan und der Stuttgarter Spre-cher der Helmholtz-Allianz, Prof. Ortwin Renn. (Foto: Eppler)

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Ökostrom mit WasserkraftMit der „Samstags-Uni“ startete zum Sommersemester2012 eine neue wissenschaftliche Reihe im Stuttgarter Rat-haus. Die Kooperation der Stadt mit der Volkshochschuleund den Stuttgarter Hochschulen möchte den Bürgern dieWissenschaft näher bringen. Erste „Wochenend-Dozentin“von der Uni Stuttgart war am 28. April Prof. Silke Wieprechtvom Institut für Wasser- und Umweltsystemmodellierung.

Ein Samstag im Stuttgarter Rathaus: Während draußen bun-tes Markttreiben herrschte, wurde im Sitzungssaal fleißig„studiert“. „Wasserkraft – Potenziale und Konflikte“ standenauf dem „Vorlesungsplan“ und zahlreiche Zuhörer hattensich trotz strahlendem Sonnenschein zum Vortrag von Prof.Wieprecht eingefunden: Sie nutzten das Angebot, sich beifreiem Eintritt über ein aktuelles wissenschaftliches Thema zuinformieren.

Unter den erneuerbaren Energien steht die Wasserkraftmeist etwas hinten an, hat es nicht wie die Wind- und Son-nenenergie in die erste Diskussions-Reihe geschafft. Welt-weit gesehen liege in der Wasserkraft ein wirkliches Poten-zial, betonte Wieprecht, würden doch derzeit gerade mal 20Prozent des Stroms aus Wasserkraft gewonnen. In Deutsch-land entfallen momentan rund vier Prozent der Strompro-duktion auf die Wasserkraft, bei unserem Nachbarn Frank-reich seien es immerhin elf Prozent, in China rund 17 und inNorwegen fast 100 Prozent. Die aktuell installierte Leistungder Wasserkraftanlagen in Deutschland liegt bei rund 4.000Megawatt, das entspräche vier bis fünf Atomkraftwerken.Um rund 800 Megawatt wäre diese Leistung schätzungswei-se noch ausbaubar.

Fische nehmen die TreppeBei Wasserkraftanlagen, die über ein Megawatt produzieren– das sind in Deutschland rund 15 Prozent – gebe es relativwenig Verbesserungspotenzial, erklärte Wieprecht. Das seieher bei den Kleinanlagen zu sehen, sowohl hinsichtlich derTechnik als auch deren ökologischen Auswirkungen. Dieeuropäische Wasserrahmenrichtlinie, nach der bis 2015 alleGewässer in einem guten ökologischen Zustand sein sollen,könnte für Deutschland zum Problem werden, mahnte Wie-

precht. Die vielen Querbauwerke anden Gewässern nehmen nämlichgroßen Einfluss auf deren „Durch-gängigkeit“. Nicht nur für Fische stel-len sie eine unüberwindbare Hürdedar, auch das im Flussbett mitgeführ-te Sediment wird abgefangen. In derFolge büßen die Gewässer ihreStrukturvielfalt ein, die wichtig fürdas Leben und die Artenvielfalt inihnen ist. Gefragt sind daherFischtreppen, eine ausgeklügelteTechnik, damit die Sedimente nicht„auf der Strecke“ bleiben undschließlich auch eine so weit voraus-schauende Nutzung des Wassers,dass etwa bei Pumpspeicherkraftwer-ken das Flussbett bei deren Einsatznie komplett trocken fällt. Wie Sanie-rung, Verbesserung der Leistung undUmweltverträglichkeit Hand in Hand gehen können, zeigteSilke Wieprecht am Rheinkraftwerk in Rheinfelden – einemBeispiel für eine sehr ökologische Nutzung der Wasserkraft.Auch der Einsatz erneuerbarer Energien hat Vor- und Nach-teile. Bei der Wasserkraft gilt es unter anderem abzuwägenzwischen: keinem CO2-Ausstoß beim Betrieb, der Lieferungvon Energie unabhängig von Wetter und Tageszeit, Wirt-schaftswachstum, einem Beitrag zum Hochwasserschutz undder Umsiedlung von Menschen, dem Verlust historischerStätten oder dem Einsatz von Düngemitteln aufgrund derfehlenden „düngenden“ Überschwemmung. Das Thema lie-fert reichhaltigen Stoff zur Diskussion – so auch für jene zumAbschluss dieser Samstags-Uni. Julia Alber

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Prof. Silke WieprechtInstitut für Wasser- und UmweltsystemmodellierungTel. 0711/685-64461e-mail: [email protected]

Prof. Silke Wieprecht sprach im Rat-haus über die Chancen der Wasser-kraft für die Energiegewinnung.

(Foto: Martin Stollberg)

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Gelehrsamkeit und MachtanspruchDie ersten wissenschaftlichen Akademien entstanden in den

Metropolen London und Paris. Eine enge Symbiose vonPolitik, Gesellschaft und Wissenschaft nahm ihren

Anfang und markierte den Beginn eines neuen Kapitels der europäischen Kultur und Wissen-schaft. Berlin schien, im Gegensatz dazu, weder die politischen noch die kulturellen Voraussetzun-

gen für eine Akademiegründung zu bieten. Dennochentstand dort im Jahr 1700 die Akademie der Wissen-

schaften. Eine im Rahmen der Stuttgarter Historischen For-schungen herausgegebene Studie blickt hinter den Gründungs-vorgang und schildert die ersten Jahre der neuen Akademie zwi-

schen Erfolg und drohendem Scheitern. Sie beleuchtet diebesondere Gemengelage aus gelehrten Ideen, konkreten dyna-stischen und städtischen Interessen. Dabei zeichnet die Autorinein faszinierendes Gesamtbild brandenburg-preußischer Macht-politik, gesellschaftlicher Wirklichkeit und wissenschaftlicherPraxis an der Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert.

Katrin Joos: Gelehrsamkeit und Machtanspruch um 1700, Stutt-garter Historische Forschungen, Herausgegeben von JoachimBahlcke, Wolfram Pyta, Franz Quarthal, Folker Reichert, KlausHentschel und Peter Scholz, Böhlau Verlag 2012, ISBN 978-3-412-20714-4, Euro 46,90.

Buch

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Sparsam, leise, schadstoffarmDie Proteste gegen die dritte Landebahn am FrankfurterFlughafen haben den Lärmpegel von Flugzeugen einmalmehr in den Blickpunkt der Öffentlichkeit gerückt. Zudemsollen die Flieger möglichst wenig Kerosin verbrauchenund möglichst wenige Schadstoffe in die Luft pusten. Umall dies zu erreichen, steckt in der so genannten Betriebsfe-stigkeit der Triebwerke, also deren Auslegung auf eine lan-ge Lebensdauer und geringe Fehleranfälligkeit, enormesPotential. Doch gerade in diesem Bereich sind IngenieureMangelware. Grund genug für den führenden Triebwerk-hersteller in Deutschland, die MTU Aero Engines, am Insti-tut für Luftfahrtantriebe (ILA) der Uni eine Stiftungsprofes-sur „Strukturmechanik der Flugzeugtriebwerke“ zu för-dern. Für einen Zeitraum von maximal 20 Jahren (das dop-pelte der üblichen Förderdauer) werden bis zu 2.885.000Euro bereitgestellt.

„Die im Bereich der Triebwerkturbinenforschung bundes-weit einzigartige Professur ist ein erneuter Beweis, dassIndustrie und Universität in engem Schulterschluss gemein-sam Zukunftstechnologien entwickeln“, würdigte Uni-Rek-tor Prof. Wolfram Ressel bei der Vertragunterzeichnung am20. Dezember 2011 das Engagement der MTU. „Dass dieWahl auf Stuttgart fiel, freut uns sehr, bestätigt dies dochdie führende Stellung unserer Universität im Bereich derLuft- und Raumfahrt.“ Dr. Rainer Martens, Vorstand Technikbei der MTU, erklärte: „Die neu gegründete Stiftungsprofes-sur wird fundierte Antworten auf die aktuellen mechani-schen und werkstofftechnischen Fragestellungen für zukünf-tige Luftfahrtantriebe erarbeiten. Dabei wird sie Studierendeund Nachwuchswissenschaftler in die herausforderndenThemenstellungen zur Mechanik der Antriebe einführenund optimal auf spätere berufliche Herausforderungen vor-

bereiten.“ Mit ihrem interdisziplinären Ansatz verfüge dieStiftungsprofessur sowohl in der Forschung, als auch in derLehre über ein Alleinstellungsmerkmal, ergänzte der Leiterdes ILA, Prof. Stephan Staudacher. „Darüber hinaus wirddas bereits im Jahr 2006 gemeinsam mit der MTU einge-richtete Kompetenzzentrum ‚Turbinen für Flugtriebwerke’weiter gestärkt.“

Flugzeugantriebe sind extremen Belastungen durchSchwingungen, hohe Temperaturen und Kräfte ausgesetzt.Daher kommen spezielle Werkstoffe aus teuren Superlegie-rungen zum Einsatz. Schon aus wirtschaftlichen und ökolo-

gischen Gründenliegt der Kernbe-reich der neuenProfessur daher inder Auslegung vonFlugtriebwerkenmit dem Ziel einerhohen Betriebsfe-stigkeit. Dabei sol-len unter anderemFragen der Ermü-dung, des sogenannten Krie-chens (einer zeitab-hängigen, bleiben-den Verformung),der Wechselwir-kungen zwischenKriechen undErmüdung sowiedes Schwingungs-verschleißes (fret-ting) untersuchtwerden. Darauf aufbauend lassen sich moderne und praxis-nahe Konzepte für die Wartung und Instandhaltung ent-wickeln. Insbesondere ist der Fokus auf moderne Werkstof-fe wie Titan- und Nickellegierungen oder Einkristalle gerich-tet. Zudem werden auf wahrscheinlichkeitstheoretischenMethoden basierende Verfahren für die Vorhersage derZuverlässigkeit erarbeitet.

Ein weiteres Forschungsthema sind spezielle triebwerks-relevante Versagensmechanismen, was geeignete Simulati-onsverfahren für diese Vorgänge erfordert. Über alle diese

Themenbereiche erstrecken sich Fragender Werkstoffmodellierung sowie derWärmetechnik. Darüber hinaus bildet dieSchwingungsmechanik von Rotoren undSchaufeln (Rotordynamik und Schau-feldynamik) einen Schwerpunkt. In die-sem Bereich ist insbesondere auch dieaeromechanische Kopplung und somitdie starke Anbindung zur Disziplin derAerodynamik von Interesse.

In der Lehre wird das derzeitige Stu-dienprogramm am ILA um ein inDeutschland einzigartiges Lehrkonzeptfür das Fachgebiet Flugtriebwerke berei-

chert und ergänzt. Damit wird eine fundierte Ausbildung inAuslegung, Konstruktion, Lebensdauerberechnung, Sicher-heit und Zuverlässigkeit und Zulassung von Flugzeugtrieb-werken möglich. amg

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Prof. Stephan Staudacher Institut für LuftfahrtantriebeTel. 0711/685-63597 e-mail: [email protected]

Schnelllaufende Niederdruckturbine von MTU,eine weltweit einzigartige Schlüsselkompo-nente. (Foto: MTU)

(v.l.) Dr. Jörg-Michael Henne (MTU), Rektor Prof. Wolfram Ressel, MTU-Vorstand Dr. Rainer Martensund Prof. Stephan Staudacher (ILA) bei der Vertragsunterzeichnung. (Foto: Eppler)

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Uni und Lufthansa kooperierenEin Forschungs- und ein Flugplan haben durchaus Gemein-samkeiten. Ein Grund für die Uni Stuttgart und LufthansaTechnik, bei der technischen Beratung und Unterstützungdes Deutschen SOFIA Instituts (DSI) zusammenzuarbeiten.Einen entsprechenden Rahmenvertrag unterschrieben diePartner im April 2012 in Hamburg. Die erste Aktivität imRahmen der Vereinbarung wird die Vorbereitung einesumfassenden technischen Checks der fliegenden Sternwar-te SOFIA sein, der voraussichtlich im Jahr 2014 durchge-führt werden soll.

Seit 2008 hält Lufthansa Technik bereits den Rahmen-vertrag für die Instandhaltung und Modifikation an demDLR-Forschungsflugzeug vom Typ Airbus A320. Die hier

gemachten Erfahrungen im Umgang mit den besonderenAnforderungen an ein Forschungsflugzeug, sind nach Ein-schätzung der Uni Stuttgart die besten Voraussetzungen fürdie Unterstützung des SOFIA Projekts. Das DSI ist insbeson-dere für den Betrieb des 17 Tonnen schweren Teleskopszuständig, das sich an Bord einer stark modifizierten Boeing747SP – eine um etwa 14 Meter verkürzte Version der 747 –befindet. Die Ingenieure und Experten der Lufthansa Tech-nik in Hamburg haben umfangreiche Erfahrung mit modifi-zierten und für Privat- und Regierungskunden umgebautengroßen Verkehrsflugzeugen. „Eine 747SP mit einer solchanspruchsvollen technischen Ausstattung ist auch für unsetwas Besonderes und wir freuen uns auf die Zusammenar-beit mit den Technikern und Ingenieuren des DSI“, sagt Dr.Hans Schmitz, Leiter VIP & Executive Jet Solutions bei Luft-hansa Technik. uk

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Dr. Thomas KeiligDeutsches SOFIA Institut Tel. 0711/685-69579e-mail: [email protected]

Bei der Vertragsunterzeichnung (v.l.): Peter Isendahl, Claus-Peter Tödten,Walter Heerdt, und Thomas Decher (Lufthansa Technik), Uni-KanzlerinDr. Bettina Buhlmann und Prof. Alfred Krabbe (DSI).

(Foto: Sonja Brüggemann)

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Zehn Uni-Professoren in DFG-Fachkollegien gewählt606 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben imMärz ihre Arbeit in den 48 Fachkollegien der Deutschen For-schungsgemeinschaft aufgenommen. Zehn davon sind Pro-fessoren der Uni Stuttgart. Ins Rennen gegangen sind beiden DFG-Fachkollegienwahlen im vergangenen Herbst 21Kandidaten der Uni. 47,7 Prozent davon wurden gewählt –ein im bundesweiten Vergleich überdurchschnittlich guterWert. Insgesamt standen 1.385 Kandidaten zur Wahl, diedurch die Mitgliedsinstitutionen der DFG, Fachgesellschaf-ten, Fakultätentage, die rund 300 Leibniz-Preisträger sowieden Stifterverband der Deutschen Wissenschaft vorgeschla-gen wurden.

Zur Wahl aufgerufen waren 110.000 Wissenschaftlerin-nen und Wissenschaftler, 38,2 Prozent machten von ihremStimmrecht Gebrauch. An der Uni Stuttgart lag die Wahlbe-teiligung weitaus höher und erreichte 51 Prozent gegenüber46,8 Prozent bei der Wahl im Jahr 2007.

Die Mitglieder der DFG-Fachkollegien haben die Aufga-be, Förderanträge an die DFG wissenschaftlich zu bewertenund leiten daraus Empfehlungen für die Entscheidungsgre-mien ab. Zudem beraten sie die DFG in strategischen Fra-gen der Forschungsförderung, repräsentieren die wissen-schaftlichen Disziplinen und regen Innovationen im Förder-system an. amg

Professoren der Uni Stuttgart in den DFG-FachkollegienFachkollegium Name310-01 Statistische Physik, Weiche Materie, Clemens Bechinger

Biologische Physik, Nichtlineare Dynamik401-05 Produktionsautomatisierung, Fabrikbetrieb, Dieter Spath

Betriebswissenschaften Alexander Verl402-01 Konstruktion, Maschinenelemente Bernd Bertsche402-02 Mechanik Lothar Gaul403-02 Technische Chemie Elias Klemm403-04 Bioverfahrenstechnik Thomas Hirth407-01 Automatisierungstechnik, Oliver Sawodny

Regelungssysteme, Robotik, Mechatronik409-04 Künstliche Intelligenz, Bild- und Sprachverarbeitung Thomas Ertl410-01 Architektur, Bau- und Konstruktionsgeschichte, Jan Knippers

Bauforschung, Ressourcenökonomie im Bauwesen,Bauliche Subsysteme und ihre Gestaltung

R A N K I N G - E R G E B N I S S E > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > >

Vielfältige ExzellenzBei der Sonderauswertung „Vielfältige Exzellenz 2011“des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE) konntesich der Maschinenbau der Universität Stuttgart erneut inder Spitzengruppe der forschungsstärksten Hochschulenplatzieren. In der neuen Dimension Internationalitäterreichte der Fachbereich gemeinsam mit der RWTHAachen, der TU Berlin sowie dem KIT Karlsruhe drei vonvier Spitzenbewertungen – mehr schaffte keine andereUniversität in Deutschland. In den Unterkategorien Dritt-mittel lag der Stuttgarter Maschinenbau mit 33,6 Millio-nen Euro bundesweit auf Platz drei, bei den Promotionenauf Platz zwei sowie bei der Zahl der Erfindungen und derGesamtreputation auf Platz vier. Damit knüpft der Stutt-garter Maschinenbau an das erfolgreiche Abschneidenbei den CHE-Forschungsrankings der Jahre 2007 und 2004sowie bei zahlreichen anderen Studien an.

Der ebenfalls gerankte Fachbereich Elektrotechnik und Informationstechnik schaffte es bei der Beurteilungder Studienorientierung in die Spitzengruppe. Pluspunkteaus Sicht der Studierenden gab es insbesondere für dasLehrangebot und die Studierbarkeit der Bachelorstudi-engänge.

Beim aktuellen CHE-Hochschulranking, das im ZEITStudienführer 2012/13 veröffentlicht wurde, erhielt dieUniversität Stuttgart im Fach Physik gute Bewertungen:Sehr zufrieden sind die Studierenden mit der Ausstattungder Praktikumslabore. Die Studiensituation insgesamt unddie Betreuung werden als durchschnittlich bewertet.

Im Förderatlas der Deutschen Forschungsgemein-schaft (DFG), der das bisherige DFG-Förderranking zumDrittmittel-Wettbewerb platzierte sich die Universität inder Gesamtwertung auf Rang 23. Nach Fachbereichenschafften es die Ingenieurwissenschaften auf Platz fünf,die Naturwissenschaften auf Platz 18 und die Geisteswis-senschaften auf Platz 32. Besonders hervorgehoben beider personalrelativierten Betrachtung werden die Einwe-beerfolge der Stuttgarter Sprachwissenschaften.

Unter die TOP 10 unter 105 IT-Hochschulen in Deutsch-land, schaffte es die Universität Stuttgart beim Hoch-schulranking der Wirtschaftswoche. Befragt wurden mehrals 500 Personalverantwortliche, aus welchen Universitä-ten und Hochschulen sie ihren Fachkräftenachwuchs vor-zugsweise rekrutieren. Und auch die Hochschulkommuni-kation konnte punkten: unter den 262 deutschen Hoch-

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W E T T B E W E R B Z U M L A N D E S J U B I L Ä U M > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > >

Übermorgenmacher an der UniProf. Nejila Parspour, die Leiterin des Instituts für Elektri-sche Energiewandlung (IEW) ist eine der ersten drei Über-morgenmacher beim gleichnamigen Wettbewerb zum 60-jährigen Bestehen des Landes Baden-Württemberg. Diesentschieden Hörer von SWR 1 und SWR 4 Baden-Württem-berg sowie die Zuschauer der Landesschau Baden-Würt-temberg im Internet. Weitere Übermorgenmacher an derUni Stuttgart sind der Leiter des Höchstleistungsrechen-zentrums, Prof. Michael Resch, Prof. Rudolf Voit-Nitsch-mann und sein Team rund um das Elektroflugzeug e-Geni-us sowie Ferdinand Ludwig mit seinem Projekt „Baubota-nik – Bauweise mit lebenden Pflanzen“.

Prof. Nejila Parspour beschäftigt sich mit der Frage, wieman Elektrofahrzeuge flächendeckend auf DeutschlandsStraßen einsetzen kann. Hierzu hat sie mit ihrem Team amIEW eine induktive Ladestation entwickelt. An dieser „Tank-stelle“ wird der Akku des Elektroautos kabellos aufgeladen,

sobald sich das Auto über einer im Boden versenkten undmit Strom durchflossenen Spule befindet. Mit dem imFebruar 2012 in Betrieb genommenen Prototypen kann eineLeistung von drei Kilowatt kontaktlos übertragen werden.Somit kann ein 12-Kilowattstunden-Batteriespeicher, dereinen Kleinwagen für 100 Kilometer mit Energie speist, invier Stunden wieder aufgeladen werden. Das neue Systemtoleriert es zudem, wenn das Elektroauto nicht präzise überder Spule platziert ist: Die Toleranz beträgt ± 25 Zentimeter.

Ferner ermöglicht das neue System das automatischeLaden der Fahrzeuge an jedem Parkplatz, jeder Ampel oderjedem Straßenabschnitt, wodurch sich die zur Verfügungstehende Reichweite nochmals erhöht.

Ferdinand Ludwig vom Institut Grundlagen ModernerArchitektur und Entwerfen hat die Jury mit seinen einzigar-tigen lebenden Bauobjekten überzeugt. Dabei nutzt derStuttgarter Architekt die Fähigkeit von Holzpflanzen aus, mitweiteren Einzelpflanzen zu einem einzigen Organismus zuverwachsen. Die entstandenen Bauten können sich optimalihrem jeweiligen Standort anpassen und erzeugen in ihremInnern auf natürliche Weise ein angenehm kühles Mikrokli-ma. Zu bestaunen sind die im Jahreszeitenwechsel sichwandelnden Bauten beispielsweise auf dem Gelände „NeueKunst am Ried“ in Wald-Ruhestetten. Dort können die Besu-cher einen baubotanischen Steg und einen Turm aus leben-den Bäumen bestaunen, der im Rahmen des Wettbewerbs„365 Orte im Land der Ideen“ als „Ausgewählter Ort 2010“ausgezeichnet worden ist. Für die Landesgartenschau 2012in Nagold entstand ein zehn Meter hoher Platanenkubus.

Von Rekord zu Rekord2011 war das Jahr des e-Genius: erfolgreicher Erstflug,Streckenrekord über 341 Kilometer in zwei Stunden, derzweite Platz beim höchstdotierten Flugwettbewerb GreenFlight Challenge in den USA und der Lindbergh Preis fürdas leiseste Flugzeug. Diese Erfolgsserie setzt sich mit derÜbermorgenmacher-Auszeichnung in diesem Jahr fort. Die„Väter“ des e-Genius und Übermorgenmacher, ProjektleiterProf. Rudolf Voit-Nitschmann und sein Team vom Institutfür Flugzeugbau, haben nach weniger als zwei Jahren Bau-zeit ein mit 336 Kilogramm extrem leichtes und energieeffi-zientes Elektroflugzeug realisiert, das es locker mit konven-tionellen Flugzeugen aufnehmen kann. Das eigens für e-Genius entwickelte Antriebssystem verfügt über eine Lei-stung von 60 Kilowatt und eine Gesamtkapazität der Akkusvon 56 Kilowattstunden.

Prof. Michael Resch tüftelt an den großen Forscherfra-gen unserer Zeit wie dem Klimawandel, der Energieerzeu-gung, der Mobilität oder der Entwicklung neuer Produkte.Sein neuestes Werkzeug ist der mit über einer BilliardeRechenoperationen pro Sekunde, insgesamt mehr als 3.500Rechenknoten und 110.000 Cores schnellste zivile Super-computer Europas und der 12.-schnellste der Welt, „Her-mit“. *) uk

Mehr zu Hermit lesen Sie auf Seite 4.

Prof. Nejila Parspour mit Moderator Michael Antwerpes bei der Live-Sendung des SWR am 27. April. (Foto: SWR/A.Kluge)

schulen, die nach einer Untersuchung der Internetplatt-form Plurapraph ein Social-Media-Profil betreiben,erreichte der Facebook-Auftritt der Universität Platz 15.Berücksichtigt wurden Fans und Follower sowie insbeson-dere die Tatsache, dass die Universität zu den nur 22Facebook-Redaktionen gehört, die täglich posten. Insge-

samt sind rund 60 Prozent der 439 Hochschulen inDeutschland im Bereich Social Media aktiv. uk

> > > www.che-ranking.de> > > www.dfg.de/foerderatlas

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Stuttgarter unikurier Nr. 109 1/2012 S P E K T R U M2 1

I D E E N W E T T B E W E R B B I O T E C H N O L O G I E U N D M E D I Z I N T E C H N I K > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > >

Chance für originelle IdeenZwei Teams der Universität konnten sich mit ihren Projekti-deen auch in der zweiten Phase des Ideenwettbewerbs Bio-technologie und Medizintechnik durchsetzen. Sie gehörenzu den zehn Gewinnerteams, deren Projekte das LandBaden-Württemberg in den nächsten drei Jahren mit insge-samt vier Millionen Euro weiter fördert. Ausgezeichnetwurde das Projekt „Nichtinvasive Messung und Analysedes Glukosespiegels von Diabetespatienten mittels Meta-materialien“ unter Leitung von Prof. Harald Gießen undProf. Cristina Tarín sowie ein gemeinsames Projekt mit derUniversität Tübingen, „Biomimetischer Prozesssensor“,des Stuttgarter Forschers Dr. Günter Tovar.

Den Ideenwettbewerb Biotechnologie und Medizintechnikhat das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und KunstBaden-Württemberg 2010 ausgeschrieben, um originelleIdeen mit hohem Entwicklungsrisiko in den Bereichen Medi-zintechnik, Bioverfahrenstechnik, Synthetische Biologie undMolekulare Bionik zu fördern. Gefragt waren Forschungs-ansätze aus Baden-Württemberg, die zwischen Grundlagen-forschung und marktnaher Forschung und Entwicklung lie-gen. In der ersten Wettbewerbsphase förderte das Land mitinsgesamt 2,1 Millionen Euro Mach-barkeitsstudien für die 42 bestenThemen aus 120 eingereichten Pro-jektskizzen. Die geförderten Projekt-gruppen evaluierten in den Studieninnerhalb von neun Monaten Chan-cen und Risiken der von ihnen skiz-zierten Forschungsprojekte. Vom 16.bis 18. Januar präsentierten die 42Forscherteams im Haus der Wirt-schaft ihre Ergebnisse. Die zehnüberzeugendsten und erfolgverspre-chendsten Projekte werden in dernun beginnenden zweiten Phaseweiter gefördert.

Glukosemessung bei Diabetikernohne PiekserIn dem Projekt „Nichtinvasive Mes-sung und Analyse des Glukosespie-gels von Diabetespatienten mittelsMetamaterialien“ soll ein neuartigesmedizinisches Gerät entwickelt wer-den: eine Kontaktlinse, die bei dem Patienten den Glukose-gehalt der Tränenflüssigkeit misst. Auf der Kontaktlinse sindPrägungen von extrem kleinen Strukturen eines Metamate-rials aufgebracht, das aus Metall-Nanostrukturen in derGrößenordnung von 100 Nanometern besteht. Die Messungfunktioniert so, dass ein infraroter Laserstrahl auf das Meta-material trifft und von diesem reflektiert wird. Abhängigvom Glukosegehalt in der Tränenflüssigkeit, die direkt mit

der Blutzucker-Konzentration verbunden ist, ändert sich dieReflexion des Laserstrahls. Die Veränderung des optischenBrechungsindex wird von einer Photodiode detektiert. DerVorteil gegenüber herkömmlichen Verfahren ist, dass keinschmerzhafter Stich in die Fingerkuppe mehr nötig ist, umdie Glukosekonzentration zu messen.

Das Projekt wird unter Leitung von Prof. Harald Giessen,4. Physikalisches Institut, und Prof. Cristina Tarín, Institut fürSystemdynamik, durchgeführt. Das Team aus der Physikentwickelt die Nanotechnologie und die Laseroptik,während das Team aus dem Maschinenbau die Auslesee-lektronik entwirft und die Informationsextraktion durchgeeignete Signalverarbeitungsalgorithmen zur Verfügungstellt. Das Projekt ist im Interuniversitären Zentrum fürmedizinische Technologien Stuttgart - Tübingen (IZST) inte-griert.

Biomimetischer ProzesssensorEin Projektteam aus Forschern der Universität Tübingenunter der Koordination von Professor Dr. Günter Gauglitzund des Institutes für Grenzflächenverfahrenstechnik (IGVT)unter der Leitung von Privatdozent Dr. Günter Tovar war mit

dem Projekt„Biomimeti-scher Prozess-sensor“ erfolg-reich. Für denneuartigenbiomimeti-schen Sensorwird das inte-runiversitäreTeam Kunst-stoffkügel-chen, diedurch eine Prä-gung spezielleMoleküle wieAntibiotikaspezifischerkennen kön-nen, mit eineroptischenMesstechnikkombinieren.

Dabei ahmt das technische System die molekulare Erken-nung aus der Natur nach. Der anvisierte Sensor soll sehrschnell und hochselektiv auf die Moleküle ansprechen –gleichzeitig soll er extrem robust sein. Erste Grundlagenfor-schungen zur molekularen Erkennung waren bereits erfolg-reich. Daraus ergeben sich nun wirtschaftlich und technischinteressante Anwendungsfelder, zum Beispiel für die konti-nuierliche Prozessüberwachung der Biotechnologie und derklinischen Diagnostik. uk

Neuartiger Sensor zur Glukosemessung: Ein infraroter Laserstrahl misst die Glu-kosekonzentration in der Tränenflüssigkeit auf einer Metamaterial-Kontaktlinse.

(Foto: 4. Physikalisches Institut)

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F E S T V E R A N S T A L T U N G Z U R V E R G A B E D E R D E U T S C H L A N D S T I P E N D I E N > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > >

Get-Together der EngagiertenEine Festveranstaltung hat am 10. Februar Förderer undStipendiaten des Deutschlandstipendiums an der Uni Stutt-gart zusammengebracht. 0,45 Prozent aller Studierendeneiner Uni sollen in der ersten Runde im Rahmen des vonder Bundesregierung ins Leben gerufenen Deutschlandsti-pendiums gefördert werden. An der Uni Stuttgart ent-spricht dies 87 Studierenden. Dank des großen Interessesvonseiten der Förderer war diese Vorgabe schnell erfüllt.Für 2012 hat der Bund die maximale Förderquote auf einProzent erhöht – in Zukunft können somit noch mehr Stu-dierende gefördert werden.

„Das Engagement der Förderer kann gar nicht genuggewürdigt werden“, betonte Uni-Rektor Prof. Wolfram Res-sel: „Kluge, engagierte Köpfe von morgen müssen unter-stützt werden, unsere Förderer haben das erkannt undunsere Studierenden haben es verdient.“ Hinter der Innova-tionskraft eines Landes stehen Menschen, Hochschulen,Universitäten, Studierende. Für den „PatentweltmeisterIBM“ sei es daher nur konsequent, sich beim Deutschland-stipendium zu engagieren, erklärt Prof. Matthias Landmes-ser von IBM Deutschland. Auch bei der Robert Bosch GmbHwar schnell klar, dass man mitmachen wird. „Besondersgefallen hat uns, dass als Auswahlkriterien nicht nur dieguten Noten, sondern auch die Social Skills herangezogenwurden“, sagt Renate Neuffer.

Ausgewählt wurden die Stipendiaten anhand ihrer Lei-stungen, aber außerfachliches Engagement, zum Beispiel

im sozialen Bereich, oder besondere familiäre Umständekamen zum Tragen. Die Förderung in Höhe von 300 Euromonatlich über mindesten zwei Semester teilen sich privateFörderer, zu denen weltweit bekannte Unternehmen zählen,und der Bund. Wichtig ist es Uni-Rektor Ressel, dass beimDeutschlandstudium auch die weniger techniknahen Studi-engänge, insbesondere die Geisteswissenschaften, berück-sichtigt werden. Möglich macht dies die Vorgabe, zwei Drit-tel der Fördersumme zweckgebunden für Studierende einesbestimmten Studiengangs einzuwerben, ein Drittel nichtzweckgebunden. So hatten zwar Studierende der Bereiche

Maschinenbau (13 Stipendiaten) sowie Luft- und Raumfahrt(10) bei der Vergabe die Nase vorne, gefolgt von Kommilito-nen aus der Elektro- und Informationstechnik (7) und derTechnischenKybernetik (6).Aber auch Studie-rende aus denFachbereichenKunstgeschichte,Sport- und Sozial-wissenschaftensowie begabteLehramtskandida-ten kamen zumZuge.

Sie wollenbeim Studium wei-terhin 100 Prozentgeben, der Studentder Verfahrens-technik, SebastianEgger, und SabrinaPaulus, die Archi-tektur und Stadt-planung studiert.Beide Stipendiatenfreuen sich über diese Anerkennung ihrer Leistung sowieihres ehrenamtlichen Engagements und sehen sich als„ganze Person erfasst“.

Positive Stimmen auf beiden Seiten„Ich bin stolz auf mich“, sagt Katja Legat strahlend. Zusam-men mit anderen Studierenden der Luft- und Raumfahrt-technik steht sie bei ihrem Förderer, der Siemens AG. Gera-de richtig zur Prüfungsvorbereitung kommt für ChristoffKirchmaier die Unterstützung, der erstaunt erfahren hat,dass Siemens Turbinen produziert und großes Interesse anIngenieuren der Luft- und Raumfahrttechnik hat. Tilmannauf dem Kampe, Teamleiter bei Siemens AG Energy Sector,sieht im Deutschlandstipendium eine gute Möglichkeit, umin Zeiten des Nachwuchskräftemangels die natur- und inge-nieurwissenschaftlichen Studiengänge attraktiver zu gestal-ten und zugleich auch die Studierenden anderer Fächer zuunterstützen. „Das Geld ist das eine, unser Ziel ist es, mitden Stipendiaten in Kontakt zu bleiben“, sagt auf dem Kam-pe. Kollege Anton Kierig gefällt es, dass beim Deutschland-stipendium nicht nur auf die Noten geschaut wird.

Dieter Deichsel von PLAN FORWARD ist sehr gespanntauf das Treffen mit den Stipendiaten, an die man dengesammelten Erfahrungsschatz des Unternehmens weiter-geben wolle. In die Freude mischt sich freilich auch Eigen-nutz: „Wir können näher an der Uni und an der Fakultät fürArchitektur und Stadtplanung dran sein.“ Etwas Sinnvol-les wollte der Gewinner des Deutschen Zukunftspreises2010, Andrzej Grzesiak, mit seinem Gewinn machen. Nununterstützt er unter anderem die Studierenden der UniStuttgart und freut sich: „Hier habe ich selber einmal stu-diert.“

Thomas Jäger und Julia Gampfer (ZF-Lenksysteme) mit den Studieren-den Markus Maul (mit Schal, Maschinenbau) und Michael Just (Fahr-zeugtechnik). (Fotos: Regenscheit)

Ein Papier, das stolz macht…

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Das Trio Corporate Social Responsibility, Nachwuchs-kräftegewinnung und die Verbindung zur Uni Stuttgart,zeichnet das Deutschlandstipendium aus, findet ThomasJäger, Leiter Zentrale Personalentwicklung bei ZF-Lenk-systeme. „Eine super Entlastung“, freut sich Michael Just,nun kann der Student der Fahrzeugtechnik mehr Zeit fürsLernen investieren. Zusammen mit Markus Maul, derMaschinenbau studiert, will er nun seinen Förderer näherkennenlernen. „Frühzeitig junge, vielversprechende Talentefördern, ist wichtig – für beide Seiten“, erklärt Dr. MartinMähler, Leiter University Relation bei IBM Deutschland.Hannah Hoffelder fühlt sich als Deutschlandstipendiatin„unheimlich geehrt“. Gerade hat die Studentin der tech-nisch orientierten BWL erfahren, dass Absolventen ihresFachs bei IBM durchaus gefragt sind.

Für so manchen Stipendiaten ging das Feiern mit die-sem Abend nicht zu Ende: So organisierte zum BeispielBosch Anfang Mai eine eigene Auftaktveranstaltung am Fir-mensitz in Schwieberdingen und hat schon sehr früh zuge-sagt, im Wintersemester 2012/13 weitere Stipendien bereit-zustellen. Von IBM, Sony und anderen Förderern sind ähnli-che Aktivitäten bekannt. Julia Alber/amg

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Andrea BiallasDezernat Studium und PromotionTel. 0711/685-82228e-mail: [email protected]> > > www.uni-stuttgart.de/deutschlandstipendium

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Vom Ironman zum UnialltagErstmals auf dem Campus Stadtmitte fand am 10. Mai derGesundheitstag der Universität Stuttgart statt. Den ganzenTag über konnten die Besucher in und um das Kollegienge-bäude KII die verschiedensten Sportangebote testen, ihreFitness auf den Prüfstand stellen, spannenden Vorträgenfolgen und sich zu Fragen rund um die Themen Gesund-heit, Vorsorge und Ernährung beraten lassen. Bei schönemWetter nutzten rund 1.000 Besucher, darunter auch vieleStudierende, die Aktionen.

Ein Highlight, an dem keiner vorbei kam, war ein von innenbegehbares Darmmodell, das dazu beitragen sollte, dieDarmkrebsvorsorge aus der Tabuzone zu holen. Der Weg

durch den rund 20 Meter langen, rosafarbenen Schlauch,dessen Innenwände plastisch die verschiedenen Gesund-heitsstadien einer Darmschleimhaut zeigten, war für somanchen Besucher eine Herausforderung. Doch die Mehr-zahl folgte sehr beeindruckt, wie sich das längste Organ des

Menschen vom gesunden Zustand über gutartige Polypenbis hin zu Krebsgeschwüren oder chronischen Erkrankun-gen verändert.

Mit rund 150 Zuhörern sehr gut besucht war auch derVortrag des zweifachen Ironman-Europameisters TimoBracht mit dem Titel „Motivation fällt nicht vom Himmel“.Der Profi-Triathlet, der im vergangenen Jahr seine bisherbeste Platzierung als Fünfter bei der Ironman-Weltmeister-schaft in Kona/Hawaii erreichte, zeigte auf, wie er sich zuHöchstleistungen motiviert und wie sich die PsychischeWiderstandfähigkeit stärken lässt. Eine durchschnittlicheTrainingswoche nach seinem Geschmack beinhaltet etwa 20Kilometer Schwimmen, 600 Kilometer auf dem Rad und 100

Kilometer Laufen. „Einige davon sindVergnügen, die meisten jedoch harteArbeit“, erzählte Timo Bracht und erläu-terte auch, warum seine Motivati-onstricks auf die Arbeit an der Uni Stutt-gart übertragbar sind.

Im Rückenmobil, einer Mess- undTrainingsstation, konnte man die ein-schlägige Muskulatur kräftigen oder miteinem Street-Stepper aufrecht undgelenkschonend über das Campus-Gelände flitzen. Ein Orientierungslaufdurch den Stadtpark, der je nach Spür-sinn und Tempo in etwa zehn Minuten zubewältigen war, brachte Bewegung inden Tag und half gleichzeitig, das Wis-sen zum Thema Gesundheit zu verbes-sern. Auf einer eigens angefertigten Kar-te mussten die eingetragenen Punkte aufdem Campus gefunden werden. Dortgab es eine Schätzfrage zum ThemaGesundheit, zum Beispiel, wie vieleSchritte die Weltgesundheitsorganisati-

on pro Tag empfiehlt: 10.000 nämlich, je nach Schrittlängesind das so um die 6,5 Kilometer und ergo deutlich mehr alsder Weg vom Bürostuhl zum Kopierer.

Außerdem erfuhren die Besucher, wie das Ess- undTrinkverhalten die Gehirnleistung beeinflusst. Passend dazu

Als beklemmend und informativ zugleich erwies sich der Weg durch Europas größtes Darmmodell.(Fotos: Eppler)

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bot das Studentenwerkin den Mensen eine„Gesunde Woche“ an,die schon in den Tagenvor dem Gesundheits-tag großen Anklang undsehr viel positives Feed-back erfuhr.

Anregungen mitnehmen … Der Gesundheitstag derUniversität Stuttgartwurde zum dritten Maldurchgeführt und istinzwischen festerBestandteil des Gesund-heitsmanagements derUniversität. „Ich wün-sche Ihnen, dass SieAnregungen mitneh-men, um Ihr ganz per-sönliches Wohlbefindenzu erhalten und zu stär-

ken“, sagte Kanzlerin Dr. Bettina Buhlmann in ihremGrußwort.

Unmittelbar vor der Veranstaltung tagte an der Univer-sität Stuttgart der Arbeitskreis GesundheitsfördernderHochschulen Südwest im Senatssaal des Rektoratsgebäu-des. 35 Vertreter von Hochschulen des Landes stellten aus-gewählte Best-Practise-Beispiele vor. So präsentierten dasKarlsruher Institut für Technologie ein Suchtpräventions-programm für Auszubildende, die Uni Heidelberg derenGesundheitsworkshops für Abteilungen und die Pädago-gische Hochschule Schwäbisch Gmünd eine Möglichkeit,die Gerichte in der Mensa gesundheitlich zu verbessern.„Wir müssen in punkto Gesundheitsförderung das Radnicht neu erfinden. Wege, die anderorts erfolgreich be-schritten werden, gilt es zu prüfen. Daher ist das Netzwerkfür uns alle von großer Bedeutung“, betonte der Gesund-heitsmanager der Uni Stuttgart, Christoph Weiss. „Gleich-zeitig konnten wir feststellen, dass die Universität Stuttgartin Sachen Gesundheitsmanagement strukturell hervorra-gend aufgestellt ist.“ Simon Schnaidt/amg

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Christoph WeissGesundheitsmanagementTel. 0711/685-82218e-mail: [email protected]

Street-Stepper setzen auf die Kombination ausaufrechter Haltung und stoßfreier Tretbewe-gung. Das macht sie zu einem ebenso flottenwie gelenkschonenden Fortbewegungsmittel.

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Ein Thema für AlleDer Senatssaal in der Keplerstraße platze bereits aus allenNähten, „aber wir sind noch viel mehr“, konstatierte Edel-traud Walla, Beauftragte für Chancengleichheit an der Uni-versität Stuttgart, die am 29. März 2012 zur ersten Frauen-versammlung für den nichtwissenschaftlichen Bereich gela-den hatte. Im Fokus standen neben der Vorstellung ihresAufgabenbereichs und dem Chancengleichheitsgesetz auchInfos zum „audit familiengerechte Hochschule“ und zurGesundheitsvorsorge.

In den einführenden Worten wies die Uni-Kanzlerin Dr. Betti-na Buhlmann gleich auf einen bedeutenden Grundsatz derVeranstaltung hin: „Es gehthier um die Lage der Frau ander Universität Stuttgart. Washier definitiv nicht im Vorder-grund stehen soll, ist ein‚Lagerdenken’, bei dem esdarum geht, Männern etwasmit gleicher Münze zurück zuzahlen.“ Dieser Feststellungfolgte auch Edeltraud Walla:Als Beauftragte für Chancen-gleichheit engagiert sie sichseit April 2010 – gewählt aufvier Jahre – schwerpunkt-mäßig für Themen rund umdie Vereinbarkeit von Familieund Beruf und um Fragen derGleichstellung im nicht-wis-

senschaftlichen Bereich. Die gelernte Schreinermeisterin istdie Hälfte ihrer Arbeitszeit Leiterin der Werkstatt für Architek-turmodellbau in der Fakultät 1, darüber hinaus widmet siesich der Umsetzung des Chancengleichheitsplans. Zur Ver-deutlichung des status quo präsentierte sie den Zuhörerin-nen einige Daten: Demnach zeigt sich im nicht-wissenschaft-lichen Bereich der Universität Stuttgart ein leichter Über-schuss an weiblichen Beschäftigten. „Damit wäre mein Jobeigentlich erledigt“, lacht Walla, „wäre da nicht die Tatsache,dass im technischen Dienst nur rund 26 Prozent Frauen tätigsind. Besonders am Herzen liegt mir daher, mehr Frauen intechnische Ausbildungsberufe zu bringen sowie darüber zu

Die erste Frauenversammlung im Senatssaal war so gut besucht, dass Edeltraud Walla (ganz rechts) die Veran-staltung künftig einmal jährlich stattfinden lassen möchte. (Foto: Regenscheit)

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Beauftragte für ChancengleichheitEdeltraud Walla wurde im April 2010 zur Beauftragte für Chancengleichheit gewählt und istdamit Ansprechpartnerin für alle Beschäftigten der Universität Stuttgart, die im nichtwissen-schaftlichen Dienst beschäftigt sind. Seit 1994 arbeitet Walla an der Uni, damals begann sieals Leiterin der Modellwerkstatt für Architekturmodellbau an der Fakultät 1. Dort ist diegelernte technische Zeichnerin und Schreinerin immer noch tätig, allerdings nur noch miteiner 50 Prozent-Stelle. Die restliche Zeit widmet sie sich als Beauftragte für Chancengleich-heit der Umsetzung des vom Land Baden-Württemberg 2005 formulierten Chancengleich-heitsgesetzes und sitzt im Personalrat der Uni. Ihre Aufgaben bestehen im wesentlichen ausder beruflichen Förderung von Frauen, der Beseitigung bestehender Benachteiligungen fürFrauen und der Förderung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf für Frauen und Männer.Als Stellvertreterin steht ihr Edith Demuth zur Seite.

wachen, dass bei Stellenbesetzungen im Unterrepräsentanz-bereichen die Bewerberinnen die Chance erhalten sich vor-zustellen, so sie denn die notwendige Qualifikation für dieStelle haben.“

Doch Walla stellte noch einige weitere Zukunfts-Ideenaus dem Bereich Gleichstellung vor: Neben einem Mitarbei-terkinder-Tag an der Uni möchte sie auch ein Generationen-Netzwerk einrichten. „Hier könnten sich nach dem Prinzip‚Suche-Biete’ die Uni-Mitarbeiter stärker untereinander aus-tauschen und Möglichkeiten zur direkten gegenseitigenBetreuungshilfe geben“, erklärte sie. Darüber hinaus denktdie Chancengleichheitsbeauftragte über ein Begrüßungspa-ket für Uni-Mitarbeiter, die gerade Eltern geworden sind,nach und möchte sich für die Teilzeitausbildung alleinerzie-hender Frauen stark machen. „Es gibt auf jeden Fall nochviel zu tun“, resümierte Walla.

Kräftezehrender SpagatEine familienbewußtere Hochschulkultur ist auch dasAnliegen von Dr. Bettina Schmidt, Projektleiterin „auditfamiliengerechte Hochschule“. Sie stellte auf der erstenFrauenversammlung den Auditierungsprozess vor, in demsich die Uni Stuttgart derzeit befindet, um sich als famili-engerechte Universität zertifizieren zu lassen.*) „Wir sindauf einem guten Weg dieses Qualitätssiegel zu bekommenund ich halte das für unerlässlich als Signal an unsere Mit-arbeiter. Schließlich würden sie ja auch niemals in einFlugzeug steigen, das kein Prüfsiegel hat“, so Schmidt.Am Ende machte auch sie noch mal deutlich: „Es ist einThema für alle – für Frauen und Männer – denn Familiebetrifft nun mal beide.“ Anschließend hatten die Teilneh-merinnen der Frauenversammlung Gelegenheit, über ihreeigenen Erfahrungen in der Vereinbarkeit von Beruf undFamilie zu berichten. Einhellig bestätigten die Mitarbeite-rinnen den großen und kräftezehrenden Spagat zwischenberufliche Pflichten und häusliche Aufgaben. Gefordert

wurde eine „stärkere Kultur der Wertschätzung“ gegenü-ber Arbeitnehmern mit Kindern. Eine Versammlungsteil-nehmerin schlug vor ein „zentrales Haus“ einzurichten,von dem aus der spontane Bedarf an Betreuungspersonalvon Familien gedeckt werden könnte. Auch der stärkereAusbau von Kinderbetreuungsplätzen für den nicht-wis-senschaftlichen Bereich war eine der angesprochenen For-derungen. Positiv bewertet wurde die an der Uni Stuttgartdurchaus geförderte und vorhandene Möglichkeit zur Tele-arbeit.

Bewegung im ArbeitsalltagZum Abschluss der Veranstaltung stellte der Gesundheitsm-anager der Uni, Christoph Weiß, seinen Arbeitsbereich vor,der „kein reines Bewegungsförderungsprogramm“ seinsoll, sondern sich vorwiegend um den Themenkomplex„Belastungen reduzieren“ und gleichzeitig „Ressourcen auf-bauen“ dreht. Zu einem der jüngsten Projekte gehört dabeidie so genannte „Kraftpause!“: Das Paket, das demnächstalle Uni-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erhalten sollen,besteht aus einem Thera-Band, einem Poster mit einer Aus-wahl an Bewegungen, die leicht in den Arbeitstag integriertwerden können und einer Infobroschüre mit vielen weiterenTrainingstipps. Zum Einstieg präsentierte Weiß den Teilneh-merinnen gleich ein paar praktische Übungen. cfi

*) Mehr zum audit familiengerechte Hochschule finden Sie auf Seite 28.

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Edeltraud WallaBeauftragte für ChancengleichheitTel. 0711/685-84036e-mail: [email protected]> > > www.uni-stuttgart.de/chancengleichheit-zv/

(Foto: Regenscheit)

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U N I L Ä S S T S I C H Z U R F A M I L I E N G E R E C H T E N H O C H S C H U L E Z E R T I F I Z I E R E N > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > >

Familienfreundlichkeit als GrundhaltungWie bringt man Uni und Familie unter einen Hut? Diese Fra-ge betrifft Studierende ebenso wie Beschäftigte, jungeEltern ebenso wie fortgeschrittene Jahrgänge mit pflege-bedürftigen Angehörigen. Die Universität Stuttgart möchtedie Vereinbarkeit von Beruf, Studium und Familie fördernund strebt die Zertifizierung durch den audit familienge-rechte hochschule (fgh) an. Das von der Hertie-Stiftung ini-tiierte Gütesiegel der berufundfamilie gGmbH bietet einadäquates Managementinstrument, um eine familienge-rechte Gestaltung der Studien- und Arbeitsbedingungen ander Universität zu etablieren. Aufbauend auf die bisherigenUnterstützungsmaßnahmen in diesem Bereich zielt dieAuditierung auf eine familienbewusstere Hochschulkultur,die Vielfalt und Chancengleichheit fördert.

Den Startschuss auf diesem Weg markierte im Februar einStrategieworkshop mit Repräsentanten der Leitungsebeneaus den verschiedensten Bereichen der Universität, darun-ter Rektor Prof. Wolfram Ressel und Kanzlerin Dr. BettinaBuhlmann, den Vertreterinnen für Gleichstellung und Chan-cengleichheit, dem Personalrat und Studierenden. Aufgabedes Gremiums unter der Leitung des Auditors Dr. GeorgBarzel war es, die übergeordneten Zielsetzungen und dasweitere Vorgehen festzulegen. So will die Universität diebestehenden Maßnahmen strukturieren und sichtbar

machen. Zudem geht sie auf dem Wege einer Zielvereinba-rung die Selbstverpflichtung ein, diese weiter auszubauenund zu optimieren. Durch systematische Ansätze sollen füralle Statusgruppen der Universität konkrete Angebote wei-terentwickelt und optimiert werden, mit denen die Verein-barkeit von Beruf, Studium und Familie unterstützt wird.Dabei geht es nicht nur um die Instrumente, sondern vorallem um die Haltung dem Thema gegenüber: „Alle Betei-ligten – Betroffene, deren Vorgesetzte und deren Kollegin-nen und Kollegen – müssen gemeinsam Lösungen suchen“,so die Projektleiterin Dr. Bettina Schmidt vom Service„Uni&Familie“. Dabei gehe es um ein Geben und Nehmen,

„denn die Universität kann nur einen Rahmen bieten, derdurch Initiative und Eigenverantwortlichkeit genutzt werdenwird.“

Schließlich profitieren auch alle Beteiligten: Studierendeund Beschäftigte, weil sie durch flexible Studien- undArbeitsregelungen zum Beispiel nach der Geburt eines Kin-des schneller wieder an ihren Studien- beziehungsweiseArbeitsplatz zurückkehren können und die Gleichstellunggefördert wird. Und die Universität, weil die Zufriedenheitgefördert wird, was sich wiederum positiv auf das Betriebs-klima auswirkt, weil Fehlzeiten und Fluktuation reduziert unddie Attraktivität als Studienort beziehungsweise Arbeitgebererhöht werden können. Ganz bewusst wurde denn auch derBegriff Familie weit gefasst als ein Ort, wo langfristige per-sönliche Verantwortung für Andere wahrgenommen wird.Das schließt Kinder und Eltern ebenso ein wie Lebenspart-ner, Geschwister oder andere nahestehende Personen, ins-besondere hilfs- oder pflegebedürftige Angehörige.

Weitergeführt wurde die Diskussion im April in dreiseparaten Auditierungsworkshops für wissenschaftlichBeschäftigte, Studierende und Beschäftigte in Verwaltungund Technik. Hier ging es unter anderem darum, wie in denverschiedenen Statusgruppen eine Willkommenskulturgeschaffen werden kann, um Beruf, Karriere und Kind bes-ser mit einander zu vereinbaren, wie Universitätsangehöri-ge, die plötzlich mit einem krankheits- oder Pflegefall kon-frontiert sind, künftig besser unterstützt werden und wieFührungskräfte für die Problematik besser sensibilisiert wer-den können.

„Egal aus welchem Bereich man kommt, für jede undjeden stellt sich die gleiche Frage: Welche Maßnahmenkönnten in meinem Aufgabengebiet, meinem Institut odermeiner Abteilung umgesetzt werden, um die Vereinbarkeitvon Beruf und Studium mit Familie zu verbessern?“, betontSchmidt. Die Antworten erstrecken sich auf insgesamt achtHandlungsfelder. So soll unter anderem der Flexibilitätsrah-men bei der Gestaltung der Arbeitszeit weiterentwickelt undbefristete Arbeitsverhältnisse ausgewogen gestaltet wer-den. Wenn die regelmäßige Präsenz an der Uni aus fami-liären Gründen schwer fällt, der soll besser unterstützt wer-den, zum Beispiel durch Telearbeit. Arbeits- und Studienor-ganisation sollen so gestaltet werden, dass sie den fami-liären Verhältnissen Rechnung tragen und die konkretenBeratungs- und Unterstützungsangebote ausgebaut wer-den. Bis Ende Juni sollen die Überlegungen in konkreteZielvereinbarungen gegossen und an die Organisation„berufundfamilie“ übergeben werden. Wenn alles klappt,wird die Universität das Zertifikat Ende August 2002 in denHänden halten. Mit der Unterzeichnung geht die Universitäteine Selbstverpflichtung ein, die Maßnahmen in den kom-menden drei Jahren umzusetzen. uk

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Dr. Bettina SchmidtService Uni & FamilieTel. 0711/685-84037 e-mail: [email protected]

Bei der Auftaktveranstaltung diskutierten Uniangehörige verschieden-ster Couleur. (v.l.) Marion Echle (Dezernat Internationales), Irina Schäfer,Kristina Ulm (Studierende) – Prof. Hans-Joachim Werner (Dekan FakultätChemie), Prof. José Luis Moro (Instituts für Entwerfen und Konstruieren).

(Foto: Eppler)

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Mit System auf Nummer SicherSeit die Universität Stuttgart im Jahr 2007 ihr Rechnungs-wesen auf die kaufmännische Buchführung umgestellt hat,gelten für sie die gleichen Vorschriften der Rechnungsle-gung wie für eine Kapitalgesellschaft. Hierzu gehört auchdie möglichst vollständige Darstellung aller eventuellenRisiken, die der Uni in Zukunft drohen könnten. Doch wel-che Gefahren lauern in einem so großen und komplexenSystem, wie sind sie zu bewerten und wie kann man ihnengegebenenfalls entgegenwirken? Um dies grundlegend zuerfassen, baut die Universität ein Risikomanagement-System auf. Das Projekt wird im Rahmen des Innovations-und Qualitätsfonds des Landes Baden-Württemberg mit233.000 Euro gefördert und soll auch für andere Univer-sitäten wegweisend sein.

Zunächst einmal heißt es Inventur machen. „Angefangenbeim Rektorat über alle Dezernate und Stabsstellen hin-weg bis hin zu einigen Zentralen Einrichtungen erfassenund bewerten wir erstmals alle Risiken“, erklärt Projektlei-ter Dr. Klaus Kleinmann. Ausgespart bleiben in der aktuel-len Runde die Fakultäten, die nach Abwägung des Nutzensund der Kosten im weiteren Projektverlauf möglicherweiseebenfalls einbezogen werden. Orientierung gibt ein Bei-spielkatalog, der drei eng bedruckte DinA4-Seiten umfasst.Änderungen der politischen Rahmenbedingungen oder dieGefahren einer Wirtschaftskrise sind dort ebenso gelistetwie Schwächen in der Forschungsleistung, hohe Abbre-cherquoten und überlange Studienzeiten, organisatorischeMängel, Misswirtschaft, Imageprobleme durch eine Nega-tivberichterstattung in den Medien und vieles andere mehr.Die größten Risiken allerdings drohen nach einer Studie derETH Zürich aus dem Bereich der Beschäftigten – Stichwort„braindrain“: „Wenn ein wichtiger oder herausragender Mit-arbeiter die Universität verlässt und sein Know-how mit-nimmt, kann es schwierig werden“, so Kleinmann. Ebensokönnen Probleme im Beschaffungsbereich wie Fehlinvesti-tionen oder der Konkurs eines Lieferanten sehr teuer werdenund auch Ausfälle auf der Finanzierungsseite wie etwa einRückgang der Gelder vom Land oder der Drittmittel gehörenzu den „Top-Risiken“. Nicht zuletzt würde ein Ausfall der IT-Systeme in der Zentralen Verwaltung die Funktions- und Lei-

stungsfähigkeit der Universität empfindlich treffen. DieSicherheit der Hard- und Software inklusive der EDV-Netzein diesem Bereich wird daher in einem Teilprojekt gesondertauf den Prüfstand gestellt.

Zum Glück wird nicht alles, was passieren könnte,tatsächlich Realität. Daher werden in einem zweiten Schrittdie möglichen Risiken mit Hilfe einer speziellen Softwarenach ihrer Eintrittswahrscheinlichkeit und der vermutetenSchadenshöhe bewertet. Sind auf diesem Wege die Kernri-siken detektiert, gilt es, „Risikoverantwortliche“ zu benen-nen und – soweit dies möglich ist - Gegenmaßnahmen auf-zuzeigen. Am Ende des Projekts soll erstmalig ein umfas-

sender Risikobericht stehen, der die Universitätsleitung beiihren strategischen Entscheidungen unterstützt. Dieser wirdregelmäßig fortgeschrieben. Über die Jahre hinweg wird soauch sichtbar, wie die Umsetzung der Maßnahmen voran-kommt. amg

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Dr. Klaus KleinmannStabsstelle Leistungsbezogene Mittelverteilung, SEPUSTel. 0711/685-82300e-mail: [email protected]

Bewertungsportfolio für die Einstufung von Risiken. (Grafik: Fachbereich)

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Von Großbrand bis AmoklaufUm schwerwiegende Störfalle zu bewältigen, Menschenle-ben zu schützen und Schäden abzuwenden beziehungswei-se zu begrenzen, intensiviert die Uni ihre Aktivitäten imBereich des Krisenmanagements. Das Schutzkonzeptumfasst bauliche, organisatorische, personenbezogene undtechnische Maßnahmen. Unterstützt wird das Projekt seitFebruar durch einen ehemaligen Polizisten.

Roman Herzog, damals noch baden-württembergischerInnenminister, Heinz Eyrich, Frieder Birzele, Thomas

Schäuble… Die Liste der Landespolitiker, für deren Sicher-heit Polizeihauptkommissar Klaus Plutke gesorgt hat, istlang und prominent. Aber auch die Sicherheit von Konsula-ten, Ministerien und sonstiger gefährdeter Gebäude standin der Verantwortung des 62-Jährigen, der von 1993 bis zuseiner Pensionierung im Jahr 2010 als stellvertretender Lei-ter für den Personen- und Objektschutz beim Polizeipräsidi-um Stuttgart verantwortlich war. „Die damaligen Konzepte,aber auch meine Kenntnisse der Strukturen, Arbeitsweisenund Infowege innerhalb der Polizei kommen mir bei der

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künftigen Aufgabe sehr zugute“, sagt Plutke. Eins zu einslassen sich die Erfahrungen dennoch nicht auf die Uni mitihrer komplexen Infrastruktur und zahlreichen Forschungs-einrichtungen übertragen. „Alleine der Campus Vaihingenhat die Größe eines Stadtteils, und man weiß nie genau, wosich gerade wie viele Menschen aufhalten“, gibt Plutke zubedenken. Auch das Spektrum möglicher Gefahren istgrößer. Terroranschläge, Amokläufe und andere kriminelleHandlungen sind ebenso zu berücksichtigen wie technischeStörungen oder Unfälle durch menschliches Versagen, Feu-

er in Hörsälen oder Laboren und vieles andere mehr. Szenarien und Sicherheitspläne für solche Krisenfälle

gab es auch schon bisher, und gerade in den letzten zweiJahren wurden sie bei mehreren runden Tischen mit derPolizei abgestimmt und vertieft. „Neu ist nun, dass wir dieEinzelmaßnahmen zu einem systematischen Gesamtkon-zept unter einem Dach zusammenführen“, erklärt der Leiterdes Dezernats Technik und Bauten der Uni, Kai Bäuerlein.Ausgangspunkt ist dabei eine genaue Inspektion des

Unigeländes, das in Bereiche mit niedriger, mittlerer undhoher Gefährdungslage kategorisiert wird. BesonderesAugenmerk liegt auf den Zonen mit hohem Publikumsver-kehr und Bereichen, in denen gefährliche und hochgiftigeSubstanzen gelagert werden – so wie die Naturwissen-schaftlichen Zentren I und II, die als Pilotprojekte fungieren.Für sie werden detaillierte Pläne der jeweiligen Örtlichkeitenmit ihren Zugängen, Verkehrswegen, Gefahrenbereichenund Eingriffsmöglichkeiten erarbeitet. Diese sollen im Leit-rechner der Polizei abrufbar sein, so dass sich die Rettungs-kräfte auf dem unübersichtlichen Unigelände im Ernstfallschnell und sicher orientieren können.

Ebenso wichtig ist es, dass die betroffenen Menschenwissen, was sie bei einer Störung zu tun haben. Daher sol-len Verhaltensempfehlungen wie Alarmpläne, Aushängeoder Flyer er- beziehungsweise überarbeitet werden. Teil-weise muss zudem baulich nachgebessert werden. Weiter-hin kommen die technischen Möglichkeiten zur Informationund Alarmierung der Betroffenen auf den Prüfstand.

Die Koordination im Ernstfall hat das Einsatzzentrum derPolizei, der als Ansprechpartner ein Krisenteam der Univer-sität zur Seite gestellt wird. Die organisatorischen Vorberei-tungen für ein solches Team, die Bereitstellung der erfor-derlichen Unterlagen sowie die Schaffung der baulichenund technischen Voraussetzungen für seine Arbeit gehörenebenfalls zu Plutkes Aufgaben. Von heute auf morgen zubewältigen ist das nicht. „Bis alles steht, schreiben wir2013“, so die Vermutung. Was für die naturwissenschaftli-chen Zentren erarbeitet wurde, kann dann mit deutlichgeringerem Aufwand auf andere gefährdete Uni-Gebäudeübertragen werden. Und auch andere Universitäten inDeutschland schauen interessiert auf das Stuttgarter Kri-senmanagement. amg

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Kai BäuerleinDezernat VI - Technik und BautenTel. 0711/685-82260e-mail: [email protected]

Gänzlich ausschließen lassen sich Störfälle nicht. Umso wichtiger ist es, dassRettungskräfte und Universität im Krisenfall reibungslos zusammenarbeiten.

(Foto: s.media/pixelio)

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Ganzheitliche Laserforschung„Von der Strahlquelle zum Prozess und zurück“ lautet seit25 Jahren das Prinzip der Laserforschung am Institut fürStrahlwerkzeuge (IFSW). Gegründet wurde das Institutdurch Prof. Helmut Hügel, der am 14. November 2011 sei-nen 75. Geburtstag feierte. Anlässlich des Doppeljubiläumsfand wenige Tage später ein hochkarätig besetztes Kollo-quium mit über 200 geladenen Gästen statt. Den Festvor-trag hielt der stellvertretende Vorsitzende der Geschäfts-führung und Vorsitzende des Geschäftsbereichs Lasertech-nik/Elektronik der Firma Trumpf, Dr. Peter Leibinger,gefolgt von wissenschaftlichen Beiträgen.

Das IFSW wurde am 12. Mai 1986 mit damals 13 Mitarbei-tern gegründet, um das sich bereits abzeichnende großefertigungstechnische Potenzial des Lasers auch in Deutsch-land zu erschließen. Damals stellten gleichstromangeregte

CO2-Strömungslaser die einzigen Hochleistungsstrahlquel-len dar. Eine deutliche Verbesserung ließ sich mit Hochfre-quenzentladungen erzielen, einem Anregungskonzept, dasim Vorfeld der Institutsgründung von einer Arbeitsgruppemit Prof. Hügel am Deutschen Zentrum für Luft- und Raum-fahrt untersucht und im IFSW weiterentwickelt wurde.Laser mit dieser Anregungstechnik finden in der Industriefür Schneid- und Schweißaufgaben heute breite Anwen-dung. Anfang der neunziger Jahre wandte sich das IFSWdiodengepumpten Festkörperlasern zu. Von den hierfürattraktivsten Konfigurationen des laseraktiven Materials,der Scheibe und der Faser, konzentrierte sich das IFSWzunächst auf erstere. Heute werden Scheibenlaser, die auf den Konzepten, Patenten und Lizenzen des IFSW basieren, von namhaften Firmen in Deutschland gebautund vertrieben.

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Inzwischen hat sich das Institut auch neuartigen opti-schen Fasern zugewandt, die den Leistungsdichten derzukünftigen Laser standhalten und robuste Strahlführungs-eigenschaften gewährleisten. Schwerpunkt sind Wellenlei-terkonzepte, welche die Übertragung von beugungsbe-grenzten Strahlen auch im Kilowatt-Leistungsbereich oderbei kurzen und ultrakurzen Pulsen zulassen. Bei den laserba-sierten Fertigungsverfahren hat das IFSW wesentlich zumGrundlagenverständnis in der Materialbearbeitung beige-tragen und damit die Entwicklung robuster Verfahren beimSchneiden, Schweißen, Bohren und Strukturieren vorange-trieben. Nachhaltige Impulse kamen insbesondere zum

Schweißen von Aluminiumwerkstoffen und zum Erzeugenhochpräziser Bohrungen mit Kurzpulslasern. Zudem widmetsich das IFSW auch der Sensorik für die Prozessüberwa-chung und entsprechenden systemtechnischen Entwicklun-gen bis hin zur Regelung. Durch Grundlagen und die Ent-wicklung geeigneter Strategien arbeitet das Institut heuteauch an der Erweiterung laserbasierter Bearbeitungsver-fahren auf neue Materialien wie

beispielsweise Faserverbundwerk-stoffe.

Der ganzheitliche Forschungs-und Entwicklungsansatz hat sich fürdas IFSW stets als erfolgreicherwiesen. Heute gehören dem Insti-tut rund 45 Mitarbeiter an, und mitDrittmitteleinnahmen von 3,6 Millio-nen Euro im Jahr 2010 gehört esauch wirtschaftlich zu den stärkstenInstituten der Universität.

Vielfach ausgezeichneter WissenschaftlerProf. Helmut Hügel wurde 1936 in Rumänien geboren undkam nach dem Studium in Österreich und London nachStuttgart an das DLR. Nach Promotion in München undHabilitation 1980 an der Uni Stuttgart las er zunächst an derFakultät für Luft- und Raumfahrt, bevor er 1985 zum Ordina-rius und Direktor des neuen Instituts für Strahlwerkzeugeberufen wurde. Hügel war Mitbegründer und Vorstandsmit-glied des Zentrums für Fertigungstechnik, Dekan der Fakul-tät für Konstruktions- und Fertigungstechnik, Sprecher einesDFG-Sonderforschungsbereichs, Sprecher der Wissen-schaftlichen Gesellschaft Lasertechnik und hat in vielen wei-teren Gremien federführend mitgewirkt. Er erhielt unteranderem den Berthold- Leibinger-Innovationspreis (2002,gemeinsam mit der Forschergruppe „Scheibenlaser“ desIFSW), den Arthur L. Schawlow Award (2004) und die Stau-fer-Medaille des baden-württembergischen Ministerpräsi-denten. amg

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Prof. Thomas GrafInstitut für StrahlwerkzeugeTel. 0711/685-66840e-mail: ifsw.uni-stuttgart.de

Schweißen von Kupfer durch Kombination eines grünen und eines infra-roten (im Bild unsichtbaren) Laserstrahles. (Fotos: Institut)

Prof. Helmut Hügel.

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Novum im NachkriegsdeutschlandAltbundespräsidenten Theodor Heuss persönlich gab sichdie Ehre, als das Finanzministerium Baden-Württembergam 27. November 1961 den Neubau der Universitätsbiblio-thek Stuttgart (UBS) im Stadtgarten an die Universität unddie Öffentlichkeit übergab. Mit dem klar gegliedertenKubus nach Plänen von Hans Volkart war im nachkriegszer-störten Stuttgart nicht nur ein Haus für Bücher entstanden,das die moderne Bibliotheksarchitektur prägen sollte, son-dern auch ein universitäres Zentrum für Studierende undForscher der kommenden Generationen. Zur Jubiläumsfei-er fast auf den Tag genau 50 Jahre später kamen 150 Gästeaus dem In- und Ausland, darunter auch Zeitgenossen, diedie Entstehung des Baus mitgestaltet oder miterlebt hat-ten.

Vor 50 Jahren trafen Hochschulleitung und Land eine rich-tungsweisende Entscheidung: Im Herzen des Campus Stadt-mitte wurde - ermöglicht durch die finanzielle Unterstüt-zung der Max-Kade-Foundation - ein Neubau für die Biblio-

thek errichtet. Die Bedeutung, die man der Institution Biblio-thek und dem Bau damals zumaß, zeigt sich daran, dass das

Fachgespräche am Rande der Jubiläumsfeier (v.l.): BibliotheksdirektorWerner Stephan, Amtskollege Prof. Aleksandr Plemnek von der Partner-Universität TU Sankt Petersburg und Uni-Rektor Prof. Wolfram Ressel.

(Foto: Wiatrowski/UBS)

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Gebäude mit seinen zentralen universitären Dienstleistun-gen auch an zentraler Stelle auf dem Hochschulgelände zwi-

schen KI, KII, Men-sa und Studenten-wohnheim gebautwurde. ArchitektProf. Hans Volkartschuf in Zusam-menarbeit mit sei-nem AssistentenDr. Klaus-JürgenZabel und demdamaligen Biblio-theksdirektor Dr.Manfred Koschligeinen Bau, dersowohl neuestebibliotheksorgani-satorische Diskus-sionen berücksich-tigte, als auchinnovative Archi-tekturideenumsetzte.

Am Festabenderinnerte Uni-Rektor Prof. Wolfram Ressel an die Entste-hungsgeschichte der Bibliothek. Gegründet wurde siezusammen mit der damaligen Kunst- und Gewerbeschulevor über 180 Jahren. Nach der fast vollständigen Zer-störung im 2. Weltkrieg waren die Bestände zunächstbehelfsmäßig an verschiedenen Orten im Stadtgebiet unter-gebracht, bevor sie 1962 in dem Neubau ihren Platz fanden.Doch der war bald schon wieder zu klein, und so erfolgtemit der Schaffung des Universitätsbereichs Vaihingen dieAusdehnung in den Pfaffenwald.

Besonderes Augenmerk richtete Ressel auf die Neuaus-richtung der Bibliothek im Rahmen des „Informationszen-trums der Universität Stuttgart“, dem Rechenzentrum,Höchstleistungsrechenzentrum und Universitätsbibliothekangehören. Letztere habe hierbei die für die Universitätbedeutende Aufgabe, „eine optimale benutzerorientierteLiteratur- und Informationsversorgung der Universität für

Forschung, Lehre und Studium zu sichern“. Aber auch dieBibliothek selbst müsse weiterentwickelt werden, so derRektor: „Nach 50 Jahren ‚Dienst’ ist das Bibliotheksgebäudein der Stadtmitte dringend grundsanierungsbedürftig.“

Vom Lernort zum Informations-SupermarktDr. Klaus-Ulrich Werner (FU Berlin) zeigte in seinem Fest-vortrag „Ein Upgrade für die Bibliothek – Bauen imBestand“ auf, welche Ansprüche die Benutzer wissenschaft-licher Bibliotheken heute an die Gestaltung von Bibliotheks-räumen stellen und wie diese Vorstellungen gelungen reali-siert werden können. So wünschen sich die Studierendenden „Lernort Bibliothek“ als eine Art Informations-Super-markt, dessen Räumlichkeiten sowohl die sozialen Bedürf-nisse als auch Lernerwartungen, digitale Angebote wieauch physische Aspekte abdecken und miteinander ver-knüpfen. Dazu gehören Cyber Cafes, Internetsurfen, Treff-punkte drinnen und draußen, Arbeitsräume und -tische ver-schiedener Größen und Zuschnitte, Multimedia-Labore.Ebenfalls gefragt sind zentralisierte Bibliotheksservice-Angebote sowie Angebote zur Informationstechnologie bishin zu der Möglichkeit, digitale Ausrüstung für Videos oderPodcasts auszuleihen.

Abschließend eröffnete der Leitende BibliotheksdirektorWerner Stephan eine Jubiläumsausstellung zur Architektur-und Bibliotheksgeschichte. Die Exponate machten deutlich,dass die Universitätsbibliothek Stadtmitte zu ihrer Entste-hungszeit aufgrund der intensiv geführten Auseinanderset-zung mit der amerikanischen Moderne ein Novum in derGeschichte des Bibliotheksbaus der bundesdeutschenNachkriegszeit darstellte. Dies gilt sowohl für die Baufor-men und Funktionsdispositionen, als auch für die Nutzungs-strategien. Ottmar Pertschi/amg

Das spannende Kapitel Architektur-, Bibliotheksgeschichteund auch Stadtgeschichte wurde in einem Festband wis-senschaftlich aufbereitet, der bei der Universitätsbibliothekerhältlich ist:

Werner Stephan (Hrsg.), Christiane Rambach, OttmarPertschi: 50 Jahre Neubau Universitätsbibliothek Stuttgart,Stuttgart 2011, 275 Seiten, zahlreiche graphische Darstellun-gen, ISBN 978-3-926269-33-1 , 25 Euro.

Publikumsbereich für die Benutzung der Kar-teikästen im Jahr 1962. (Foto Walter Faigle)

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Stromfresser sichtbar gemachtMit Energiefragen kennt man sich am Institut für Energie-wirtschaft und Rationelle Energieanwendung (IER) eigent-lich qua Amtes aus. Über den institutseigenen Energiebe-darf dagegen war bis dato wenig bekannt. Doch im Rahmendes 20-jährigen Institutsjubiläums vor zwei Jahrenbeschlossen die Institutsmitarbeiter, zusätzlich zu den exter-nen Studienobjekten auch mal den eigenen Strom- undGasverbrauch zu messen. Seit Februar 2012 macht nun einBildschirm im Flur die Messwerte sichtbar. Die bunten Kur-ven und Balken lösten durchaus Erstaunen aus: „Wir ver-brauchen hier an zwei Tagen so viel Strom wie ich in mei-ner Wohnung im gesamten Jahr“, stellte Institutsmitarbei-ter Rüdiger Barth konsterniert fest. Auch über die Rechner-betriebsgruppe hinaus hat der Energie-Monitor hitzige Dis-kussionen angestoßen. So haben sich zum Beispiel die

bestehenden Klimaanlagen und Server als ausgesprocheneStromfresser erwiesen. Für einen neuen Serverraum, dernach bisherigen Planungen konventionell gekühlt werdensoll, fordern einige Mitarbeiter jetzt intelligentere Lösungen.Ihr Ziel, den institutseigenen Verbrauch kritisch zu betrach-ten und in der Folge über Verbesserungsmaßnahmen nach-zudenken, haben die IER-Mitarbeiter also bereits erreicht.

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Ralph SchelleInstitut für Energiewirtschaft und Rationelle Energieanwen-dungTel. 0711/685-87834e-mail: [email protected]

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Page 30: NEUER SUPERCOMPUTER AM HLRS EINGEWEIHT · der Welt auf Rang 12, im Ranking der Supercomputer, die auch der Industrie zur Verfügung stehen, liegt er gar welt-weit auf Platz eins,

Stuttgarter unikurier Nr. 109 1/2012 S P E K T R U M3 3

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Jenseits von StuttgartDie Auslandsstudienberatung des Dezernats Internationaleshat bei Studierende, die sich im Auslandstudium befinden,Fotos von ihrem derzeitigen Studienort angefragt. Von allenKontinenten kamen ganz verschiedene Bilder. Die Impres-sionen vermitteln einen kleinen Ausschnitt des großenErlebnisses, das ein Auslandsstudium für Studierendebedeutet.

Die Ausstellung war zunächst im KI in der Keplerstraße 11zu sehen und wandert nun an verschiedene Institute und Ein-

richtungen der Universität. Wer sie buchen möchte, kann sichan Sabine Michel vom Dezernat Internationales wenden. ve

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Sabine MichelDezernat InternationalesTel. 0711/685-68561e-Mail: [email protected]

Black Beach – Glacier Lagoon, Island. Christian Roth, Student der Umweltschutztechnik.

Canadian Mountain – Tobermory, Kanada. Vera-Maria Wieder, Studentin der Umweltschutztechnik.

On the road to nowhere – Flinders Ranges, Australien. Katrin Pross, Wirtschaftsinformatikstudentin.

BCN – Barcelona, Spanien. Elena Kaifel, Studentin der technisch orientierten Betriebswirtschaftslehre.

Outback Australia – Flinders Ranges, Australien. Fabian Loske, Student der Umweltschutztechnik.

Entspannung am See – Houghton, USA. Kristoffer Kantschar, Student der Fahrzeug- und Motorentechnik.

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