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Der Bundesrat muss aufzeigen, welche Chancen sich für die Schweiz aus der Neuordnung des Welthandels ergeben. Der Nationalrat hat am Montag ei- nen Bericht dazu bestellt. Er hiess ein entsprechendes Postu- lat von Nationalrat Gerhard Pfister (CVP, ZG) mit 142 zu 49 Stimmen gut. Er verlangt eine Strategie, wenn das transatlanti- sche Abkommen zwischen der EU und den USA (TTIP) und das neue Abkommen über den Han- del mit Dienstleistungen (Tisa) zustande kommen. Es würde der Schweiz schaden, daran nicht in einer Weise teilzunehmen. Ak- tuell seien vor allem kritische Stimmen vernehmbar. Es sei aber wichtig, dass auch das Po- tenzial für die Schweizer Wirt- schaft aufgezeigt werde, sagte Pfister. sda/rab NACHRICHTEN 57,5 Rp./kg franko Rampe. Das ist aktuell der tiefste Milchpreis, den gemäss Branchenkennern eine grosse Schweizer Molkerei für das A-Segment bezahlt: der Milchpulverhersteller Hoch- dorf. Ein Grund für diesen tie- fen Preis sind die knappen Mit- tel für den Rohstoffpreisaus- gleich übers Schoggigesetz. Ei- gentlich bräuchte es mindestens 115 Mio. Franken, um das in verarbeiteten Lebensmitteln ex- portierte Schweizer Milchpul- ver zu 85% auf EU- und Welt- marktpreisniveau zu verbilli- gen. Das Parlament hat aber nur 95 Mio. Franken bewilligt. 57,5 Rp./kg bei Hochdorf Das exportorientierte Unter- nehmen Hochdorf zieht des- halb seinen Lieferanten 6 Rp./ kg ab, um die Schoggigesetz- lücke zu stopfen. Wer richtig ge- rechnet hat, merkt aber sofort, dass 57,5 plus 6 Rappen auch nur 63,5 Rappen ergibt. Die Differenz zum bis 31. März gül- tigen Richtpreis von 68 Rp./kg MILCHPREIS: Zu wenig Geld fürs Schoggigesetz ist ein Grund für tiefe A-Milch-Preise Die Branchenorganisation Milch (BOM) hat den Richtpreis für A-Milch franko Rampe um 3 von 68 auf 65 Rp./kg gekürzt. Doch bereits heute liegt der bezahlte A-Milch-Preis teilweise deutlich unter dem neuen Richtpreis. SAMUEL KRÄHENBÜHL beträgt demnach heute je nach Betrachtungsweise 4,5 bzw. so- gar 10,5 Rappen, wenn man den Schoggigesetzabzug noch weg- rechnet. Und auch gegenüber dem neuen Richtpreis von 65 Rp./kg ist Hochdorf bereits 1,5 Rp./kg im Rückstand. Noch weiter runter Auf die Frage, ob Hochdorf trotz einem bereits heute unter dem neuen A-Richtpreis liegen- den A-Milch-Preis diesen noch weiter senken wolle, meint Sprecher Christoph Hug: «Ja, Hochdorf wird die Milchpreise ausgehend vom heutigen Ni- veau anpassen müssen. Dies ist notwendig, damit wir keine Marktanteile verlieren. Mehr kann ich Ihnen dazu nicht mitteilen.» Die Freiburger Molkerei Cremo war im Gegensatz zu Hochdorf nicht einmal für eine Stellungnahme erreichbar. Aber auch hier ein ähnliches Bild. Cremo hat ein etwas anderes Preissystem, weil die Inhaltsstoffe nach Gewicht bezahlt werden. 62,93 Rp./kg bei Cremo Aktuell sind dies für Cremo- Direktlieferanten Fr. 10.008 je kg Fett und Fr. 6.940 je kg Eiweiss. Bei standardisierten Gehalten von 4,0% Fett und 3,3 % Eiweiss ergibt sich ein Preis von 62,93 Rappen je kg, franko geliefert für das A-Seg- ment. Die Differenz zum alten A- Richtpreis beträgt demnach heu- te 5,07 Rappen und zum neuen A-Richtpreis noch immer 2,07 Rp./kg. 65,7 Rp./kg bei Emmi Emmi und Nestlé halten im Gegensatz zu Hochdorf und Cremo zwar den A-Richtpreis ein. Dies aber auch nur, wenn man den auch hier gemachten Abzug für die Erstattungslücke beim Schoggigesetz nicht be- rücksichtigt. Emmi zieht vom bis Ende März noch gültigen A-Richtpreis von 68 Rp./kg 2,3 Rp./kg fürs Schoggigesetz ab, was einem ausbezahlten A-Milch-Preis von 65,7 Rp./kg gleich- kommt. «Emmi bezahlt den Richtpreis für A-Milch. Die Ab- züge fürs ‹Schoggigesetz› wer- den für die spezifischen De- ckungslücken eingesetzt. Daher ist diese Verrechnung mit der von der BOM beschlossenen Richtpreissenkung nicht kor- rekt», sagt Emmi-Sprecherin Sibylle Umiker dazu. Ob Emmi mit dem A-Milch-Preis noch weiter runtergeht, will sie nicht kommentieren. 64,5 Rp./kg bei Nestlé Bei Nestlé ist es noch etwas mehr. Momentan zieht der Weltkonzern 3,5 Rp./kg für den Schoggigesetzfonds ab, was ei- nem effektiv ausbezahlten Milchpreis von 64,5 Rp./kg ent- spricht. «Wir geben keine Aus- kunft über unsere effektiven Preise. Dies auch mit dem Hin- tergrund, dass wir zurzeit mit den Bauern in Verhandlung ste- hen», sagt auch hier Sprecherin Cassandra Buri. Elsa geht 3 Rp. runter Die Migros-Tochter Elsa hält gemäss Lukas Barth, Leiter Agrarpolitik- und Milchbe- schaffung, den bis am 31. März noch gültigen A-Richtpreis von 68 Rp./kg ein. Per 1. April wer- de die Elsa gemäss dem Ent- scheid der BOM um 3 Rp./kg senken. «Wie gewohnt, wer- den wir den Preisabschlag in vollem Umfang an unsere Kunden weitergeben», betont Barth. Die Politik trägt Mitverantwortung für die Nicht-Einhaltung des A-Richtpreises. Das Parlament ist nicht bereit, ausreichend Mittel fürs Schoggigesetz zur Verfügung zu stellen. (Bild: zvg) 4 •AGRARPOLITIK Samstag, 5. März 2016 Aus dem MPM-Newsletter geht hervor, dass die Standardseg- mentierung für die Emmi-Direkt- lieferanten im Monat März wie folgt lautet: 68% A-Milch, 12% B-Milch und 20% C-Milch. Für den Preis ab Hof ergibt sich so ein Mischpreis von 52,92 Rp./kg, wobei für die C-Milch dank er- warteter Aktivitäten von Lacto- fama ein Preis von 26 Rp./kg an- gegeben ist. Abzuziehen sind noch total 2,3 Rp./kg wegen der Schoggigesetzlücke und für die Käse-Import-Abwehr. Von den Emmi-Direktlieferanten geht al- so jedes fünfte Kilogramm Milch, das sie produzieren, ohne irgend- welchen Aufpreis auf den Welt- markt (ohne Lactofama zahlte Emmi im Januar dafür 14,1 Rp./ kg). Wer Ende 2015 die C-Milch nicht abgewählt hat (und dafür A-Menge verlor), muss jetzt in je- dem Fall C-Milch liefern. sal Der Haushund (Canis lupus fa- miliaris) stammt vom Wolf (Ca- nis lupus lupus) ab. Hund und Wolf können sich paaren und Nachkommen haben. Das sind unbestrittene Tatsachen. Aber was bedeutet dies für die Schwei- zer Wolfspopulation? National- rat Roberto Schmidt äussert in ei- ner Motion die Vermutung, dass viele Schweizer Wölfe ebensol- che Produkte einer Vermischung sein könnten. Er will deshalb durch unabhängige, internatio- nal anerkannte Experten anhand der Morphologie (Erscheinungs- bild) abklären lassen, ob es sich bei den Schweizer Wölfen um rei- ne Wölfe oder um Wolfsmischlin- ge (Hybriden) handelt. Schmidt zielt vor allem auch darauf ab, dass die gängigen DNA-Untersu- chungen ab einem bestimmten Einkreuzungsgrad nicht mehr ausreichen würden, um Misch- linge zu bestimmen. Wolfsmischlinge Georges Schnydrig, Co-Präsi- dent des Vereins Lebensraum Schweiz ohne Grossraubtiere (VRSoGRT), unterstützt die Mo- tion. Er verweist auf Aussagen von Experten, wonach viele Schweizer Wölfe eigentlich Wolfsmischlinge seien. Er leitet dies etwa auch vom häufig nicht wolfstypischen Verhalten der Schweizer Wölfe her. «Vonseiten GROSSRAUBTIERE: Bundesrat empfiehlt Motion gegen Wolfsmischlinge zur Ablehnung Der Wolf breitet sich in der Schweiz immer mehr aus. Doch sind es tatsäch- lich Wölfe? Nationalrat Roberto Schmidt (CSP, VS) vermutet, dass viele Wölfe Mischlinge sind. Er verlangt eine unabhängi- ge Untersuchung. SAMUEL KRÄHENBÜHL des Bundesamts für Umwelt (Bafu) hat es früher immer ge- heissen, der Wolf sei nicht sicht- bar. Heute kommen aber die Wölfe bis in die Siedlungen. War- um sollen plötzlich so scheue Tie- re, wie es der Wolf ist, ihr Verhal- ten in so kurzer Zeit total geän- dert haben?» Ein Blick ins Ar- chiv zeigt, dass sich etwa Rein- hard Schnidrig (nicht verwandt mit Georges Schnydrig), Leiter der Sektion Wildtiere beim Bafu, sich in früheren Interviews tat- sächlich so geäussert hat. «Der Wolf lebt für den Menschen fast unsichtbar», sagte Schnidrig et- wa am 12. März 2008 in einem Interview mit dem «Walliser Bo- ten». Viel Hundeblut Das wolfsuntypische Verhal- ten ist aber für Georges Schnyd- rig nur ein Hinweis darauf, dass die Schweizer Wölfe Hundeblut in ihren Adern haben könnten. Er verweist wiederum auf Exper- tenaussagen, wonach man dies auch an vielen körperlichen Merkmalen von aktuellen Fotos und erlegten Tieren in ganz West- europa sehen könne: «Merkmale wie Pfoten, Krallen, Schwanz, Körperhaltung oder Kopfform können dazu dienen, echte von ‹falschen› Wölfen zu unterschei- den.» Das würden etwa die Un- tersuchungen des finnischen For- schers Kaj Granlund bestätigen. Schnydrig verweist etwa auf ein Tier aus dem italienischen Trenti- no, das als Wolf ausgewiesen wer- de. «Dieser Kanide weist aber ge- mäss einer Studie des Schenken- berg-Institutes eindeutige Merk- male von Hybridisierung auf», fügt er an. Was ist aber, wenn sol- che Wolfsmischlinge als Basis für die genetische Bestimmung von Wölfen herangezogen werden? Denn wenn Wolfsmischlinge in der Datenbank als Wölfe dekla- riert seien, würden auch Wolfs- mischlinge, welche mit der Da- tenbank abgeglichen würden, als Wölfe ausgewiesen. Schnidrigs Verein habe die in der Schweiz zuständige Uni Lausanne gebe- ten, ihre Referenzdatenbank für die Wolfs-DNA bekannt zu geben. Eine Antwort lasse weiterhin auf sich warten. «Solange diese Ant- wort nicht vorliegt und diese, wie in der Motion Schmidt gefordert, nicht von unabhängiger Seite ge- prüft wird, bleibt in diesem Be- reich weiterhin viel Platz für Spe- kulationen», so Schnydrig. Doch der Bundesrat will nichts von Wolfshybriden in der Schweiz wissen und lehnt die Motion Schmidt deshalb ab. «In der Schweiz gibt es keine frei le- bende Hundepopulation. Des- halb dürfte sich auch in Zukunft kein Handlungsbedarf ergeben», heisst es in der Antwort. Für Schnydrig ist das über- haupt kein griffiges Argument: «Es kann stimmen, dass es in der Schweiz kaum wildernde Hunde gibt. Aber in Italien sehr wohl. Und genau von dort stammt un- sere Wolfs- beziehungsweise Wolfsmischlingspopulation.» Die Motion Schmidt ist zwar diese Session noch nicht auf dem Programm. Aber am nächsten Mittwoch beschäf- tigt sich der Ständerat mit zwei anderen Vorstössen zum Thema Wolf: 1. Den Wolf als jagdbare Tierart ein- stufen (Motion von Stände- rat René Imoberdorf, CVP, VS) sowie mit der Standes- initiative «Wolf. Fertig lus- tig!» des Kantons Wallis. sam ZWEIMAL WOLF «68 Rappen pro Kilo? Dass ich nicht lache. Warum schreibt ihr immer, dass der Milchpreis so hoch sei? Ich habe viel weni- ger.» Diese und ähnliche Aus- sagen höre ich des Öftern von Milchproduzenten. Ich erkläre dann jeweils, dass dieser Milch- preis nur für das A-Segment und auch da nur franko Rampe, also nicht ab Hof gelte. Trotzdem kann ich diese Milchbauern gut verstehen. Denn während der «Schweizer Bauer» noch diffe- renziert von A-Richtpreis fran- ko Rampe schreibt, wird es in den Tageszeitungen rasch zu DEM «Milchpreis». Tatsache ist: Sogar wenn die Molkereien den A-Richtpreis einhalten, bekommen die Bau- ern viel weniger. Denn das A- Segment ist bei einigen Molke- reien tief. Andere — wie etwa Hochdorf — haben zwar einen grossen Anteil A-Milch. Dafür halten sie den Richtpreis bei Weitem nicht ein. So gesehen besteht überhaupt kein Handlungsbedarf, die A-Milch-Preise zu senken. Denn sonst werden die real aus- bezahlten Milchpreise über alle Segmente im April bei vielen Milchproduzenten unter 50 Rp./kg und bei einigen vermut- lich gar unter 40 Rp./kg liegen. Samuel Krähenbühl KOMMENTAR Neupositionierung im Welthandel nötig Tiefster A-Milch-Preis schon heute nur 57,50 Rp./kg Emmi-Lieferanten haben 20 % C-Milch Sind die richtigen Wölfe ausgestorben? Kein Grund zur Preissenkung! Im Oktober 2014 wurde mitten in Eischoll VS ein Schaf gerissen. Für die Exponenten des VWL ist klar: So nahe an einer Siedlung schlägt kein richtiger Wolf zu. (Bild: zvg)

Neupositionierung Sind die richtigen Wölfe ausgestorben? · 2016. 3. 6. · Pfister. sda/rab N A C H R I C H T E N 57,5 Rp./kg franko Rampe. Das ist aktuell der tiefste Milchpreis,

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Page 1: Neupositionierung Sind die richtigen Wölfe ausgestorben? · 2016. 3. 6. · Pfister. sda/rab N A C H R I C H T E N 57,5 Rp./kg franko Rampe. Das ist aktuell der tiefste Milchpreis,

Der Bundesrat muss aufzeigen,welche Chancen sich für dieSchweiz aus der Neuordnungdes Welthandels ergeben. DerNationalrat hat am Montag ei-nen Bericht dazu bestellt. Erhiess ein entsprechendes Postu-lat von Nationalrat GerhardPfister (CVP, ZG) mit 142 zu 49Stimmen gut. Er verlangt eineStrategie, wenn das transatlanti-sche Abkommen zwischen derEU und den USA (TTIP) und dasneue Abkommen über den Han-del mit Dienstleistungen (Tisa)zustande kommen. Es würde derSchweiz schaden, daran nicht ineiner Weise teilzunehmen. Ak-tuell seien vor allem kritischeStimmen vernehmbar. Es seiaber wichtig, dass auch das Po-tenzial für die Schweizer Wirt-schaft aufgezeigt werde, sagtePfister. sda/rab

NACHRICHTEN

57,5 Rp./kg franko Rampe. Dasist aktuell der tiefste Milchpreis,den gemäss Branchenkennerneine grosse Schweizer Molkereifür das A-Segment bezahlt: derMilchpulverhersteller Hoch-dorf. Ein Grund für diesen tie-fen Preis sind die knappen Mit-tel für den Rohstoffpreisaus-gleich übers Schoggigesetz. Ei-gentlich bräuchte es mindestens115 Mio. Franken, um das inverarbeiteten Lebensmitteln ex-portierte Schweizer Milchpul-ver zu 85% auf EU- und Welt-marktpreisniveau zu verbilli-gen. Das Parlament hat aber nur95 Mio. Franken bewilligt.

57,5 Rp./kg bei HochdorfDas exportorientierte Unter-

nehmen Hochdorf zieht des-halb seinen Lieferanten 6 Rp./kg ab, um die Schoggigesetz-lücke zu stopfen. Wer richtig ge-rechnet hat, merkt aber sofort,dass 57,5 plus 6 Rappen auchnur 63,5 Rappen ergibt. DieDifferenz zum bis 31. März gül-tigen Richtpreis von 68 Rp./kg

MILCHPREIS: Zu wenig Geld fürs Schoggigesetz ist ein Grund für tiefe A-Milch-Preise

Die BranchenorganisationMilch (BOM) hat denRichtpreis für A-Milchfranko Rampe um 3 von68 auf 65 Rp./kg gekürzt.Doch bereits heute liegtder bezahlte A-Milch-Preisteilweise deutlich unterdem neuen Richtpreis.

SAMUEL KRÄHENBÜHL

beträgt demnach heute je nachBetrachtungsweise 4,5 bzw. so-gar 10,5 Rappen, wenn man denSchoggigesetzabzug noch weg-rechnet. Und auch gegenüberdem neuen Richtpreis von 65Rp./kg ist Hochdorf bereits 1,5Rp./kg im Rückstand.

Noch weiter runterAuf die Frage, ob Hochdorf

trotz einem bereits heute unterdem neuen A-Richtpreis liegen-den A-Milch-Preis diesen nochweiter senken wolle, meintSprecher Christoph Hug: «Ja,Hochdorf wird die Milchpreiseausgehend vom heutigen Ni-veau anpassen müssen. Dies istnotwendig, damit wir keineMarktanteile verlieren. Mehrkann ich Ihnen dazu nichtmitteilen.» Die FreiburgerMolkerei Cremo war im

Gegensatz zu Hochdorf nichteinmal für eine Stellungnahmeerreichbar. Aber auch hier einähnliches Bild. Cremo hat einetwas anderes Preissystem, weildie Inhaltsstoffe nach Gewichtbezahlt werden.

62,93 Rp./kg bei CremoAktuell sind dies für Cremo-

Direktlieferanten Fr. 10.008 je kgFett und Fr. 6.940 je kg Eiweiss.Bei standardisierten Gehaltenvon 4,0% Fett

und 3,3% Eiweiss ergibt sich einPreis von 62,93 Rappen je kg,franko geliefert für das A-Seg-ment. Die Differenz zum alten A-Richtpreis beträgt demnach heu-te 5,07 Rappen und zum neuenA-Richtpreis noch immer 2,07Rp./kg.

65,7 Rp./kg bei EmmiEmmi und Nestlé halten im

Gegensatz zu Hochdorf undCremo zwar den A-Richtpreisein. Dies aber auch nur, wennman den auch hier gemachtenAbzug für die Erstattungslückebeim Schoggigesetz nicht be-rücksichtigt. Emmi zieht vombis Ende März noch gültigenA-Richtpreis von 68 Rp./kg 2,3Rp./kg fürs Schoggigesetz ab,

was einem ausbezahltenA-Milch-Preis von

65,7 Rp./kg gleich-

kommt. «Emmi bezahlt denRichtpreis für A-Milch. Die Ab-züge fürs ‹Schoggigesetz› wer-den für die spezifischen De-ckungslücken eingesetzt. Daherist diese Verrechnung mit dervon der BOM beschlossenenRichtpreissenkung nicht kor-rekt», sagt Emmi-SprecherinSibylle Umiker dazu. Ob Emmimit dem A-Milch-Preis nochweiter runtergeht, will sie nichtkommentieren.

64,5 Rp./kg bei NestléBei Nestlé ist es noch etwas

mehr. Momentan zieht derWeltkonzern 3,5 Rp./kg für denSchoggigesetzfonds ab, was ei-nem effektiv ausbezahltenMilchpreis von 64,5 Rp./kg ent-spricht. «Wir geben keine Aus-kunft über unsere effektivenPreise. Dies auch mit dem Hin-tergrund, dass wir zurzeit mitden Bauern in Verhandlung ste-hen», sagt auch hier SprecherinCassandra Buri.

Elsa geht 3 Rp. runterDie Migros-Tochter Elsa hält

gemäss Lukas Barth, LeiterAgrarpolitik- und Milchbe-schaffung, den bis am 31. Märznoch gültigen A-Richtpreis von68 Rp./kg ein. Per 1. April wer-de die Elsa gemäss dem Ent-scheid der BOM um 3 Rp./kgsenken. «Wie gewohnt, wer-den wir den Preisabschlag invollem Umfang an unsere

Kunden weitergeben», betontBarth.

Die Politik trägt Mitverantwortung für die Nicht-Einhaltung des A-Richtpreises. Das Parlamentist nicht bereit, ausreichend Mittel fürs Schoggigesetz zur Verfügung zu stellen. (Bild: zvg)

4 • AGRARPOL IT IK Samstag, 5. März 2016

Aus dem MPM-Newsletter gehthervor, dass die Standardseg-mentierung für die Emmi-Direkt-lieferanten im Monat März wiefolgt lautet: 68% A-Milch, 12%B-Milch und 20% C-Milch. Fürden Preis ab Hof ergibt sich so einMischpreis von 52,92 Rp./kg,wobei für die C-Milch dank er-warteter Aktivitäten von Lacto-fama ein Preis von 26 Rp./kg an-gegeben ist. Abzuziehen sindnoch total 2,3 Rp./kg wegen derSchoggigesetzlücke und für dieKäse-Import-Abwehr. Von denEmmi-Direktlieferanten geht al-so jedes fünfte Kilogramm Milch,das sie produzieren, ohne irgend-welchen Aufpreis auf den Welt-markt (ohne Lactofama zahlteEmmi im Januar dafür 14,1 Rp./kg). Wer Ende 2015 die C-Milchnicht abgewählt hat (und dafürA-Menge verlor), muss jetzt in je-dem Fall C-Milch liefern. sal

Der Haushund (Canis lupus fa-miliaris) stammt vom Wolf (Ca-nis lupus lupus) ab. Hund undWolf können sich paaren undNachkommen haben. Das sindunbestrittene Tatsachen. Aberwas bedeutet dies für die Schwei-zer Wolfspopulation? National-rat Roberto Schmidt äussert in ei-ner Motion die Vermutung, dassviele Schweizer Wölfe ebensol-che Produkte einer Vermischungsein könnten. Er will deshalbdurch unabhängige, internatio-nal anerkannte Experten anhandder Morphologie (Erscheinungs-bild) abklären lassen, ob es sichbei den Schweizer Wölfen um rei-ne Wölfe oder um Wolfsmischlin-ge (Hybriden) handelt. Schmidtzielt vor allem auch darauf ab,dass die gängigen DNA-Untersu-chungen ab einem bestimmtenEinkreuzungsgrad nicht mehrausreichen würden, um Misch-linge zu bestimmen.

WolfsmischlingeGeorges Schnydrig, Co-Präsi-

dent des Vereins LebensraumSchweiz ohne Grossraubtiere(VRSoGRT), unterstützt die Mo-tion. Er verweist auf Aussagenvon Experten, wonach vieleSchweizer Wölfe eigentlichWolfsmischlinge seien. Er leitetdies etwa auch vom häufig nichtwolfstypischen Verhalten derSchweizer Wölfe her. «Vonseiten

GROSSRAUBTIERE: Bundesrat empfiehlt Motion gegen Wolfsmischlinge zur Ablehnung

Der Wolf breitet sich inder Schweiz immer mehraus. Doch sind es tatsäch-lich Wölfe? NationalratRoberto Schmidt (CSP,VS) vermutet, dass vieleWölfe Mischlinge sind. Erverlangt eine unabhängi-ge Untersuchung.

SAMUEL KRÄHENBÜHL

des Bundesamts für Umwelt(Bafu) hat es früher immer ge-heissen, der Wolf sei nicht sicht-bar. Heute kommen aber dieWölfe bis in die Siedlungen. War-um sollen plötzlich so scheue Tie-re, wie es der Wolf ist, ihr Verhal-ten in so kurzer Zeit total geän-dert haben?» Ein Blick ins Ar-chiv zeigt, dass sich etwa Rein-hard Schnidrig (nicht verwandtmit Georges Schnydrig), Leiterder Sektion Wildtiere beim Bafu,sich in früheren Interviews tat-sächlich so geäussert hat. «DerWolf lebt für den Menschen fastunsichtbar», sagte Schnidrig et-

wa am 12. März 2008 in einemInterview mit dem «Walliser Bo-ten».

Viel HundeblutDas wolfsuntypische Verhal-

ten ist aber für Georges Schnyd-rig nur ein Hinweis darauf, dassdie Schweizer Wölfe Hundeblutin ihren Adern haben könnten.Er verweist wiederum auf Exper-tenaussagen, wonach man diesauch an vielen körperlichenMerkmalen von aktuellen Fotosund erlegten Tieren in ganz West-europa sehen könne: «Merkmalewie Pfoten, Krallen, Schwanz,

Körperhaltung oder Kopfformkönnen dazu dienen, echte von‹falschen› Wölfen zu unterschei-den.» Das würden etwa die Un-tersuchungen des finnischen For-schers Kaj Granlund bestätigen.Schnydrig verweist etwa auf einTier aus dem italienischen Trenti-no, das als Wolf ausgewiesen wer-de. «Dieser Kanide weist aber ge-mäss einer Studie des Schenken-berg-Institutes eindeutige Merk-male von Hybridisierung auf»,fügt er an. Was ist aber, wenn sol-che Wolfsmischlinge als Basis fürdie genetische Bestimmung vonWölfen herangezogen werden?

Denn wenn Wolfsmischlinge inder Datenbank als Wölfe dekla-riert seien, würden auch Wolfs-mischlinge, welche mit der Da-tenbank abgeglichen würden, alsWölfe ausgewiesen. SchnidrigsVerein habe die in der Schweizzuständige Uni Lausanne gebe-ten, ihre Referenzdatenbank fürdieWolfs-DNAbekanntzugeben.Eine Antwort lasse weiterhin aufsich warten. «Solange diese Ant-wort nicht vorliegt und diese, wiein der Motion Schmidt gefordert,nicht von unabhängiger Seite ge-prüft wird, bleibt in diesem Be-reich weiterhin viel Platz für Spe-kulationen», so Schnydrig.

Doch der Bundesrat will nichtsvon Wolfshybriden in derSchweiz wissen und lehnt dieMotion Schmidt deshalb ab. «Inder Schweiz gibt es keine frei le-bende Hundepopulation. Des-halb dürfte sich auch in Zukunftkein Handlungsbedarf ergeben»,heisst es in der Antwort.

Für Schnydrig ist das über-haupt kein griffiges Argument:«Es kann stimmen, dass es in derSchweiz kaum wildernde Hundegibt. Aber in Italien sehr wohl.Und genau von dort stammt un-sere Wolfs- beziehungsweiseWolfsmischlingspopulation.»

Die Motion Schmidt ist zwardiese Session noch nicht aufdem Programm. Aber amnächsten Mittwoch beschäf-tigt sich der Ständerat mitzwei anderen Vorstössenzum Thema Wolf: 1. DenWolf als jagdbare Tierart ein-stufen (Motion von Stände-rat René Imoberdorf, CVP,VS) sowie mit der Standes-initiative «Wolf. Fertig lus-tig!» des Kantons Wallis. sam

ZWEIMAL WOLF

«68 Rappen proKilo? Dass ichnicht lache.Warum schreibtihr immer, dassder Milchpreisso hoch sei? Ichhabe viel weni-

ger.» Diese und ähnliche Aus-sagen höre ich des Öftern vonMilchproduzenten. Ich erkläredann jeweils, dass dieser Milch-preis nur für das A-Segment undauch da nur franko Rampe, alsonicht ab Hof gelte. Trotzdemkann ich diese Milchbauern gutverstehen. Denn während der«Schweizer Bauer» noch diffe-renziert von A-Richtpreis fran-ko Rampe schreibt, wird es inden Tageszeitungen rasch zuDEM «Milchpreis».

Tatsache ist: Sogar wenn dieMolkereien den A-Richtpreiseinhalten, bekommen die Bau-ern viel weniger. Denn das A-Segment ist bei einigen Molke-reien tief. Andere — wie etwaHochdorf — haben zwar einengrossen Anteil A-Milch. Dafürhalten sie den Richtpreis beiWeitem nicht ein.

So gesehen besteht überhauptkein Handlungsbedarf, dieA-Milch-Preise zu senken.Denn sonst werden die real aus-bezahlten Milchpreise über alleSegmente im April bei vielenMilchproduzenten unter 50Rp./kg und bei einigen vermut-lich gar unter 40 Rp./kg liegen.

Samuel Krähenbühl

KOMMENTAR

Neupositionierungim Welthandel nötig

Tiefster A-Milch-Preis schon heute nur 57,50 Rp./kg

Emmi-Lieferantenhaben 20% C-Milch

SinddierichtigenWölfeausgestorben?

Kein Grund zurPreissenkung!

Im Oktober 2014 wurde mitten in Eischoll VS ein Schaf gerissen. Für die Exponenten des VWList klar: So nahe an einer Siedlung schlägt kein richtiger Wolf zu. (Bild: zvg)