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Newsletter LWL-Forschungsinstitut für Seelische Gesundheit Sehr geehrte MitarbeiterInnen im LWL-Psychiatrieverbund, mit unserem sechsten Newsletter im Frühling 2017 möchten wir Ihnen einen Rückblick auf den 9. Fortbildungstag am Do, 30.03.2017 des LWL-Forschungsinstitutes geben. Wir freuen uns über Rückmeldungen, Anregungen oder Projektideen und wünschen Ihnen viel Freude bei der Lektüre der sechsten Ausgabe. Ihr LWL-Forschungsinstitut für Seelische Gesundheit 6. Ausgabe Frühling 2017 1 Themen 1. Aktuelles Team des LWL-Forschungsinstitutes 2 2. Rückblick auf den 9. Fortbildungstag 2017 3 So erreichen Sie uns LWL-Forschungsinstitut für Seelische Gesundheit, Alexandrinenstr. 1-3, 44791 Bochum Telefon: 0234 / 5077 – 4416 Fax: 0234 / 5077 – 4439 E-Mail: [email protected] Besuchen Sie uns doch auch einmal im Internet unter www.lwl-uk-bochum.de.

Newsletter FiSG Frühling 2017 - psychiatrie.lwl-uk-bochum.de · Newsletter LWL-Forschungsinstitut für Seelische Gesundheit Sehr geehrte MitarbeiterInnen im LWL-Psychiatrieverbund,

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Newsletter LWL-Forschungsinstitut

für Seelische Gesundheit

Sehr geehrte MitarbeiterInnen

im LWL-Psychiatrieverbund,

mit unserem sechsten Newsletter im Frühling 2017

möchten wir Ihnen einen Rückblick

auf den 9. Fortbildungstag am Do, 30.03.2017

des LWL-Forschungsinstitutes geben.

Wir freuen uns über Rückmeldungen,

Anregungen oder Projektideen

und wünschen Ihnen viel Freude

bei der Lektüre der sechsten Ausgabe.

Ihr LWL-Forschungsinstitut für Seelische Gesundheit

6. Ausgabe

Frühling 20171

Themen

1. Aktuelles Team des LWL-Forschungsinstitutes 2

2. Rückblick auf den 9. Fortbildungstag 2017 3

So erreichen Sie uns

LWL-Forschungsinstitut für Seelische Gesundheit, Alexandrinenstr. 1-3, 44791 BochumTelefon: 0234 / 5077 – 4416 Fax: 0234 / 5077 – 4439 E-Mail: [email protected]

Besuchen Sie uns doch auch einmal im Internet unter www.lwl-uk-bochum.de.

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für Seelische Gesundheit

1. Aktuelles Team des LWL-Forschungsinstitutes

Vorsitzender Prof. Dr. med. Georg JuckelStellv. Vorsitzender Prof. Dr. med. Martin HoltmannKaufm. Leiter Heinz AugustinWiss. Koordinatoren Dr. med. Ida Sibylle Haußleiter

Dr. med. Knut Hoffmann

Wiss. Mitarbeiter/innen Simone Efkemann (M. Sc., Psychologin)Dr. rer. medic Barbara Emons (Dipl.-Biologin)Dr. med. Jakov Gather (Assistenzarzt)Janice Kalagi (M. Sc., Forensische Psychologin)Sandra Lorek (M. Sc., Psychologin)Milena Meyers (M. Sc., Psychologin, Doktorandin)Dr. rer. nat. Ute Münchberg (Dipl.-Chemikerin)Jasmin Obermanns (M. Sc., Biologin, Doktorandin)Dr. rer. nat. Bianca Ueberberg (Dipl.-Biologin)Katja Zelen (Dipl.-Statistikerin)

Wiss. Hilfskräfte Maria Janik (FaMI med. Dok.)Anita Pataki (B. Sc., Psychologiestudentin)Anna Werning (Dipl.-Molekularmedizinerin, Genesungsbegleiterin)

Stud. Hilfskräfte Alina Noveski (Psychologiestudentin)

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Stud. Hilfskräfte Alina Noveski (Psychologiestudentin)

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2. Rückblick auf den 9. Fortbildungstag 2017

Auch in diesem Jahr fand wieder der jährlicheFortbildungstag des LWL-Forschungsinstitutes fürinteressierte MitarbeiterInnen im LWL-PsychiatrieVerbundsatt, diesmal am Standort des LWL-Forschungsinstitutesselbst, im LWL-Universitätsklinikum Bochum. Im Unterschiedzu den vergangenen acht Fortbildungstagen stand dergesamte 9. Fortbildungstag unter dem Thema „Zwang in derPsychiatrie reduzieren – aktuelle Entwicklungen undAnsätze“, da derzeit mehrere Studienprojekte zu diesemThema im Forschungsinstitut durchgeführt werden. Anstelleder gewohnten Posterführung wurden erstmalig auchWorkshops zum Thema angeboten.

Nach der Begrüßung durch Herrn Prof. Juckel als ÄrztlicherDirektor des LWL-Universitätsklinikums Bochum und Leiterdes LWL-Forschungsinstitutes begrüßte Herr Prof. Dr.Noeker als LWL-Krankenhausdezernent die Teilnehmer. Erbetonte die Bedeutsamkeit des Tagungsthemas für den LWLund seine Vorreiterposition diesbezüglich und wies auf denentwickelten LWL-Standard FeM hin, der später im Rahmen

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entwickelten LWL-Standard FeM hin, der später im Rahmender Workshops als gebunden Broschüre an alle Teilnehmerdes Fortbildungstags verteilt wurde. Er dankte allen an derEntwicklung des LWL-Standard FeM Beteiligten und würdigteihre Arbeit und ihren Einsatz durch Vorlesen ihrer Namen.Danach gab Herr Prof. Juckel einen Überblick über diebisherigen und aktuellen Aktivitäten und Projekte des LWL-Forschungsinstitutes.

Anschließend referierte Frau Sauter (Münster) über dasThema „Was beeinflusst die Bereitschaft zurVerantwortungsübernahme psychiatrisch Pflegender - einequalitative Studie“, Herr Dr. Gather (Bochum) berichtete überdie „Erarbeitung des LWL-Standards zu freiheitsentziehendenMaßnahmen (FeM) im LWL-PsychiatrieVerbund“, FrauMeyers (Bochum) stellte die beiden derzeit imForschungsinstitut durchgeführten Studienprojekte „ZWARED- Zwang in der Psychiatrie reduzieren“ und „ZIPHER -Zwangsmaßnahmen im psychiatrischen Hilfesystem:Erfassung und Reduktion“ vor und Frau Kalagi (Bochum)erläuterte das „Konzept der „offenen Türen“ in derAkutpsychiatrie“ und stellte damit ein weiteres derzeit imForschungsinstitut durchgeführtes Studienprojekt vor.

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Danach verteilten sich die Teilnehmer auf drei Workshops, in denen durch Herr Prof. Dr. Noeker(Münster) und Herrn Dr. Gather (Bochum) mehr zum „LWL-Standard FeM im LWL-PV“, durch HerrnNienaber (Gütersloh) und Herrn Husemann (Gütersloh) mehr zu „Safewards: Ein neues Modell fürKonflikte und deren Eindämmung auf psychiatrischen Stationen“ und durch Herrn Janning (Münster)und Herrn Dr. Hoffmann (Bochum) mehr zu „Das Neue PsychKG NRW“ erläutert wurden.

Nachmittags referierten als externe Fachrefereneten Herr Dr. Richter (Bern) zum Thema„Aggressionsmanagement als Prävention von Zwangsmaßnahmen: Konzepte und empirischeDaten“ und Frau Dr. Mahler (Berlin) zum Thema „Ungezwungen: Die Individualisierung vonKrankheits- und Genesungskonzepten in der Akutpsychiatrie - Das Weddinger Model“.

Nach einem informativen Tag verabschiedete Herr Prof. Juckel alle Teilnehmer und bedankte sichfür das große Interesse am diesjährigen Fortbildungstag.

Wie jedes Jahr werden die Beiträge (Vortragsfolien) des Fortbildungstages auf der Intranetseite desLWL-Forschungsinstituts veröffentlicht. Nutzen Sie den Link https://intranet.itz.lwl.org/LWL/Anbieter/Psychiatrieverbund/Wohnangebote -Qualitaetsmanagement-IT/Forschungsinstitut.

Nähere Informationen zu den Projekten FeM, ZWARED und ZIPHER finden Sie auf unsererInternetseite unter www.lwl-uk-bochum.de und im vorherigen 5. Newsletter. In diesem Newsletterfinden Sie eine Zusammenfassung der Vorträge der externen Referenten Frau Sauter, Herr Dr.Richter und Frau Dr. Mahler.

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Richter und Frau Dr. Mahler.

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Was beeinflusst die Bereitschaft zur Verantwortungsübernahme psychiatrisch Pflegender -eine qualitative Studie

Zusammenfassung des Vortrages von Frau Dorothea Sauter, BA, RN, Krankenschwester,Projektebeauftragte LWL-Kliniken, wiss. Mitarbeiterin Fachhochschule der Diakonie Bielefeld,Studentin im Masterstudium Gesundheits- und Pflegewissenschaft an der MLU Halle-Wittenberg

HintergrundVerantwortung ist ein grundlegendes Konzept der Pflege und definierte Verantwortungsbereiche mitEntscheidungshoheit sind ein wesentliches Merkmal einer Profession. Eine professionelle undpatientenorientierte Pflege ist ohne die Fähigkeit und die Bereitschaft der Pflegenden zurVerantwortungsübernahme nicht möglich. Auch die Umsetzung von Veränderungen und

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Verantwortungsübernahme nicht möglich. Auch die Umsetzung von Veränderungen undProfessionalisierungsschritten scheitert, wenn Verantwortung nicht wahrgenommen wird.Damit in der Pflegepraxis die Verantwortungsübernahme stattfindet und gelingt, müssen etlicheVoraussetzungen erfüllt sein. Einige Befunde zeigen deutliche Mängel und weisen auf ungünstigeBedingungen hin.

Fragestellung und ZieleFür eine Entwicklung förderlicher Maßnahmen muss u.a. bekannt sein, welche Wünsche undMotive Pflegende bezüglich der Verantwortungsübernahme haben und was aus ihrer SichtHindernisse darstellt. Die Praxis der Verantwortungsübernahme wurde im Rahmen einesstudentischen Forschungsprojekts für die stationäre psychiatrische Pflege unter folgenderFragestellung untersucht: wie wird Verantwortung erlebt und was beeinflusst die Bereitschaft zuVerantwortungsübernahme?

Vorgehen und MethodikDas Erkenntnisinteresse zielte auf das Verstehen des Phänomens Pflegeverantwortung, wie es imhabituellen Handeln der Pflegenden eingebettet ist. Die Datenerhebung erfolgte im Rahmen vonGruppendiskussion mit stationär tätigen psychiatrisch Pflegenden. Hierbei sollen möglichstselbstläufige Erzählungen die kollektiven Orientierungen erfassbar machen. Als Erzählstimulusdiente eine Fallvignette mit offener, erzählgenerierender Frage. Die Auswertung erfolgte qualitativüber die dokumentarische Methode. Diese ist im Vergleich mit anderen qualitativenAnalysemethoden besonders geeignet, unbewusste konjunktive Erfahrungsräume zurekonstruieren.

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Ergebnisse und ErfahrungenZwei Gruppendiskussionen wurden durchgeführt und mehrere Gesprächspassagen zunächstformulierend, dann reflektierend interpretiert. 11 Diskutanten brachten zum Ausdruck, dass sie sichmit ihrem Beruf identifizieren und ihre Handlungsräume nutzen wollen, um den Bedürfnissen derPatienten gerecht zu werden. Es wurde geschildert, dass der Verantwortungsrahmen in den letztenJahren und Jahrzehnten gewachsen ist. Verantwortung wird von psychiatrisch Pflegenden gerneübernommen; hierfür förderliche Aspekte sind im Alltag teilweise realisiert. Jedoch erfährt dieVerantwortungsübernahme durch das Primat der Sicherheit und durch die hohe Arbeitsbelastungeine starke Begrenzung, Pflegeentscheidungen sind dann teilweise im Widerspruch zumPatientenbedürfnis und zum beruflichen Anspruch der Pflegeperson. Die Personalsituation spielthierbei eine zentrale Rolle. Pflegende erleben es als emotional belastend, wenn sie sichgezwungen sehen, Verantwortung abzuweisen oder gegen die Patientenbedürfnisse zu handeln.

DiskussionDie Studie unterliegt vielfältigen Limitationen, insbesondere können die Ergebnisse aufgrund desStudienumfangs nicht generalisiert werden. Doch es gibt deutliche Hinweise auf erheblicheEinschränkungen der Verantwortungsübernahme und auf fehlende Voraussetzungen. Dergewachsene Verantwortungsrahmen korreliert mit dem Befund generell steigender Anforderungenin allen Gesundheitsberufen. Wenig (bzw. zu wenig) Pflegepersonal auf der Station erhöht dieSicherheitsrisiken und führt zur Arbeitsverdichtung, die Pflegenden können dann nicht alleVerantwortungsanforderungen erfüllen. Nach Einschätzung der Diskutanten kann die personelleSituation der Station der ausschlaggebende Faktor für eine freiheitsentziehende Maßnahme oder

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Situation der Station der ausschlaggebende Faktor für eine freiheitsentziehende Maßnahme oderandere Handlungen gegen das Patientenwohl sein. Wenn die Voraussetzungen für Verantwortungnicht gegeben sind, ist professionelles und gleichzeitig auch patientenorientiertes Pflegehandelnnicht möglich.

SchlussfolgerungenDie Ergebnisse müssen genauer untersucht werden, damit die richtigen Handlungsschritte geplantwerden können. Dies dient nicht nur der Professionalisierung der Pflegepraxis, sondern hilft,Schaden von den Patienten abzuwenden. Aktuell werden mit dem Ziel generalisierbare Ergebnissezu gewinnen weitere Daten erhoben.

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Aggressionsmanagement als Prävention von Zwangsmaßnahmen:Konzepte und empirische Daten

Zusammenfassung des Vortrages von Herrn Dr. phil. habil. Dirk Richter, Dozent für AngewandteForschung und Entwicklung Pflege an der Berner Fachhochschule, Leiter der Abteilung fürForschung und Entwicklung der Universitären Psychiatrischen Dienste Bern, DirektionPsychiatrische Rehabilitation

Zwangsmaßnahmen (ZM) wie Fixierung, Isolierung oder Zwangsmedikation sind in derpsychiatrischen Versorgung weit verbreitet. Es gibt jedoch kaum wissenschaftliche Belege für derenpositive Wirkung (mit Ausnahme der Verringerung produktiver Symptome). Dem gegenüber steheneine ganze Reihe negativer Auswirkungen von Zwangsmaßnahmen, beispielsweise die Belastungfür die Patienten, die Gefahr einer (Re-)Traumatisierung oder auch die Verschlechterung derTherapeuten-Patienten-Beziehung. Nicht zuletzt aus diesen Gründen nehmen die Bestrebungen zurReduktion oder Vermeidung von Zwangsmaßnahmen zu.

Häufigster Grund für die Anwendung von Zwangsmaßnahmen ist Aggression beziehungsweiseGewalt. Studien haben gezeigt, dass in sozialen Berufen Gewalt von Seiten der Patienteninzwischen die größte Belastung im Berufsalltag ist, wobei verbale Aggressionen als deutlichbelastender wahrgenommen werden als körperliche Aggressionen. Daher istAggressionsmanagement ein wichtiges Werkzeug zur Prävention von Zwangsmaßnahmen.

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Im Vortrag wurden verschiedene Strategien zur Aggressionsvermeidung vorgestellt und imEinzelnen besprochen. Dazu gehörte als erster Schritt die Frage, was einer Aggressionssituationvorausgeht. Exemplarisch wurden mehrere Studien vorgestellt, die verschiedene Aspekteaggressiver Vorfälle beleuchten, beispielsweise die unterschiedliche Wahrnehmung der Ursachendurch die betroffenen Patienten und das Pflegepersonal. Da sich die meisten aggressivenPatienten/Klienten zu ihrem Verhalten provoziert fühlen, wurde im weiteren Verlauf aufverschiedene derartige potentielle Auslöser, sogenannte aversive Stimuli, näher eingegangen.

Der letzte Teil des Vortrags thematisierte Deeskalationsstrategien. Getreu dem Motto „Präventionstatt Reaktion“ wurde hier der Fokus darauf gelegt, (potentiell) bedrohliche Situationen rasch zuentschärfen, so dass es gar nicht erst zu aggressivem Verhalten kommt. Es wurde genauerbeleuchtet, welche Maßnahmen ergriffen werden können, um verschiedene aversive Stimuli zureduzieren oder ganz zu vermeiden. Dabei lässt sich an mehreren Stellen ansetzen, beispielsweiseauf organisatorischer Ebene (Türschließung auf Stationen, Zielvereinbarungen mit Patienten) oderdurch gezielte Mitarbeiterschulung (Deeskalationstraining). Anhand mehrerer wissenschaftlicherUntersuchungen wurden die Effekte einzelner Maßnahmen auf die Häufigkeit vonZwangsmaßnahmen vorgestellt und näher betrachtet.

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Ungezwungen: Die Individualisierung von Krankheits- und Genesungskonzepten in derAkutpsychiatrie: Das Weddinger Modell

Zusammenfassung des Vortrages von Frau Dr. med. Liselotte Mahler, Oberärztin in derPsychiatrischen Universitätsklinik der Berliner Charité im St.-Hedwig-Krankenhaus

Krisen im psychiatrischen Setting stellen sowohl eine mögliche Gefahr für Betroffene und Behandlerdar, als auch eine Chance im individuellen Krankheitsverlauf. Zur Nutzung dieser Chance bedarf eseines krisenfreundlichen Krankenhauses, das sich durch das Angebot einer bedürfnisorientierten,flexiblen und individuellen Therapie auszeichnet.

Das Weddinger Modell ist die Realisierung eines solchen Behandlungsansatzes. Das Konzeptentstammt einem, durch die Mitarbeiter der Abteilung angeregten, Prozess der Umstrukturierungdes Behandlungsangebotes. Entwickelt wurde das Konzept aus den Potentialen der Stationen undden Erfahrungen aus der bisherigen Arbeit, unter Einbezug aller Berufsgruppen.

Insgesamt basiert das Weddinger Modell auf drei Ansätzen. Zum einen erfolgt die Behandlung inmultiprofessionellen Teams, mit Bezugstherapeuten verschiedener Berufsgruppen. Konkret umfasstdieser Ansatz einen Abbau bisheriger Visitenstrukturen (sprechen mit dem Patienten, nur in dessenAnwesenheit) und den Abbau tradierter Stationshierarchien (Jeder Eindruck/Jede Meinung erhältGewicht, Prinzip des „reflektierenden Teams“). Der zweite Ansatz des Modells liegt in derPatientenzentrierung des Behandlungsangebotes. Dabei werden zu Beginn der Behandlung

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Patientenzentrierung des Behandlungsangebotes. Dabei werden zu Beginn der Behandlungkonkrete Therapieziele mit jedem Patienten vereinbart. Der Patient legt den Schwerpunkt dergewünschten Veränderungen, nach dem sich die Planung der Therapie über denBehandlungsverlauf anschließend richtet. Das Behandlungsziel kann eine Symptomreduktion oder-remission explizit oder implizit beinhalten, aber eine automatische Ausrichtung und Beurteilung derBehandlung an Symptomen wird abgelehnt. Dabei erfolgt die Therapieplanung aufnahmenah vorallem ressourcen- und bedürfnisorientiert. Bei der entlassungsnahen weiteren Therapieplanungliegt der Fokus auf dem Feedback zur Behandlung, der anschließenden ambulanten Versorgungund möglichen Nachbehandlungen. Dabei können Patienten, falls eine zeitnahe Weiterversorgungdurch ambulante Behandlung nicht sichergestellt werden kann, weiterhin durch die bekanntenBehandlungsteams erfolgen. Der dritte Ansatz umfasst die intensive Angehörigenarbeit, in Formaktiver trialogischer Bezugspersonenarbeit.

Die bisherigen Erfahrungen mit dem Weddinger Modell zeigen, dass eine auf Partizipation,Transparenz und Recovery ausgerichtete Psychiatrie es ermöglicht, das Vorkommen vonUnterbringungen und Zwangsmaßnahmen in Häufigkeit und Dauer auf ein absolutes Minimum zureduzieren, ohne sich dabei der Verantwortung für Menschen mit schweren psychischenErkrankungen zu entziehen und ohne ihnen die Verantwortung für sich selbst abzusprechen.