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Prof. Dr. Alexander Thumfart Politische Theorie Universität Erfurt Niccolò Machiavelli Il Principe / Der Fürst (1513/14) Gemaltes Portrait von Santi di Titos Portrait

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Niccolò Machiavelli Il Principe / Der Fürst (1513/14)

Gemaltes Portrait von Santi di Titos Portrait

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… und wie ihn das frühe 19. Jahrhundert bilderte: als Zyniker der Macht.

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Niccolò Machiavelli 1469: geb. am 3. Mai in Florenz. Herkunft aus einer verarmten Patrizierfamilie 1494: Schüler des Gelehrten Marcello di Virgilio. Betreibt humanistisch-juristische Studien 1498- 1512: Diplomat und Staatssekretär der zweiten Kanzlei des Rats der Republik Florenz 1512: Verbannung auf ein kleines Landgut San Andrea in Percussina (San Casciano). 1513-1514: Vollendung des berühmten Werkes „ll Principe“ 1521: Rehabilitierung durch die Medici und Rückzug nach Florenz 1527: Tod am 22.06 im Alter von 58 Jahren Berühmte Werke: ll Principe, die Discorsi sopra il primo deca di Tito Livio, Die Kunst des Krieges, Geschichte von Florenz, Mandragola

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„Da es aber meine Absicht ist, etwas Nützliches für den zu schreiben, der es versteht, schien es mir angemessener, der Wirklichkeit der Dinge nachzugehen als den bloßen Vorstellungen über sie. Viele haben sich Republiken und Fürstentümer vorgestellt, die nie jemand gesehen oder tatsächlich gekannt hat; denn es liegt eine große Entfernung zwischen dem Leben, wie es ist, und dem Leben, wie es sein sollte, dass derjenige, welcher das, was geschieht, unbeachtet lässt zugunsten dessen, was geschehen sollte, dadurch eher seinen Untergang als seine Erhaltung betreibt; denn ein Mensch, der sich in jeder Hinsicht zum Guten bekennen will, muss zugrunde gehen inmitten von so viel anderen, die nicht gut sind. Daher muss ein Fürst, wenn er sich behaupten will (volendosi mantenere), die Fähigkeit lernen, nicht gut zu sein, und diese anwenden oder nicht anwenden, je nach dem Gebot der Notwendigkeit (necessità).“ (ll Principe, Kap. XV; Hervorh. von mir)

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„Denn man kann von den Menschen im allgemeinen sagen, dass sie undankbar (ingrati), wankelmütig (volubili), unaufrichtig (simulatori), heuchlerisch (dissimulatori), furchtsam (fuggitori) und habgierig (cupidi di guadagno) sind“. (ll Principe, Kap. XVII) „vor allem aber muss er (der Fürst, A.T.) das Eigentum anderer achten; denn die Menschen vergessen schneller den Tod ihres Vaters als den Verlust ihres Erbes.“ (ll Principe, Kap. XVII)

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„Prüft man weiter ihre Taten und ihr Leben (gemeint sind hervorragende Männer, A.T.), so sieht man, dass sie vom Glück nichts anderes erhalten haben als die Gelegenheit; diese bot ihnen den Stoff, in den sie die Form prägen konnten, die ihnen vorschwebte; ohne diese Gelegenheit wäre die Tüchtigkeit erlahmt, und ohne ihre Tüchtigkeit wäre die Gelegenheit vergebens eingetreten.“ (ll Principe, Kap. VI) Das italienische Original dieser Stelle: „Ed esaminando le azioni e vita loro, non si vede che quelli avessino altro dalla fortuna che la occasione; la quale dette loro materia a potere introdurvi dentro quella forma parse loro; e sanza quella occasione la virtú dello animo loro si sarebbe spenta, e sanza quella virtú la occasione sarebbe venuta invano.”

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Machiavellis Lesematrix

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Fortuna

Necessitá

Occasione

Virtú

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„Dennoch halte ich es – um unseren freien Willen nicht auszuschließen – für wahrscheinlich, dass Fortuna zwar zur Hälfte Herrin über unsere Taten ist, dass sie aber die andere Hälfte oder beinahe so viel unserer Entscheidung (azioni nostri) überlässt. Ich vergleiche sie mit einem jener reißenden Ströme, die, wenn sie im Zorn anschwellen, die Ebenen überfluten (…) Obwohl die Ströme eine so wilde Natur haben, bleibt doch den Menschen in ruhigen Zeiten die Möglichkeit, mit Deichen und Dämmen Vorkehrungen zu treffen, so dass die Ströme, wenn sie wieder anschwellen, entweder in ihrem Flussbett bleiben oder ihre Gewalt nicht so unbändig und verheerend ist.“ (ll Principe, Kap.XXV)

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„Für einen Fürsten ist es also nicht erforderlich, alle oben genannten Eigenschaften wirklich zu besitzen, wohl aber den Anschein zu erwecken, sie zu besitzen. Ich wage gar zu behaupten, dass sie schädlich sind, wenn man sie besitzt und ihnen stets treu bleibt; dass sie aber nützlich sind, wenn man sie nur zu besitzen scheint; so musst du milde, treu, menschlich, aufrichtig sowie fromm scheinen und es auch sein; aber die musst geistig darauf vorbereitet sein, dies alles, sobald man es nicht mehr sein darf, in sein Gegenteil verkehren zu können.“ (ll Principe, Kap. XVIII) „denn die Menschen werden sich dir (Fürst, A.T.) gegenüber immer als böse erweisen, wenn sie nicht gezwungen werden, gut zu sein (non sono fatti buoni).“ (ll Principe, Kap. XXIII) 6

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„Da also ein Fürst gezwungen ist, von der Natur der Tiere den rechten Gebrauch machen zu können, muss er sich unter ihnen den Fuchs und den Löwen wählen; denn der Löwe ist wehrlos gegen Schlingen und der Fuchs gegen Wölfe. Man muss also ein Fuchs sein, um die Schlingen zu erkennen, und ein Löwe, um die Wölfe zu schrecken (…) Wären alle Menschen gut, dann wäre diese Regel schlecht; da sie aber schlecht sind (sono tristi) und ihr Wort dir gegenüber nicht halten würden, brauchst du dein Wort ihnen gegenüber nicht zu halten.“ (ll Principe, Kap. XVIII)

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„Aber man muss eine solche Fuchsnatur zu verschleiern wissen und ein großer Lügner und Heuchler sein; die Menschen sind so einfältig und gehorchen so sehr den Bedürfnissen des Augenblicks, dass derjenige, welcher betrügt, stets jemanden findet, der sich betrügen lässt.“ (ll Principe, Kap. XVIII) „somit ist – wie bereits gesagt – ein Fürst, der seine Herrschaft behaupten will (mantenere lo stato), häufig gezwungen, nicht gut zu handeln“ (ll Principe, Kap. XIX)

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„Auch sollte kein Staat glauben, immer nur sicher Entschlüsse fassen zu können, vielmehr musst du bedenken, dass diese alle als zweifelhaft zu betrachten sind; denn es liegt in der Natur der Dinge, dass man keinem Übel entgehen kann, ohne in ein anderes zu geraten; die Klugheit (la prudenza) aber besteht darin, die Art der Übel ermitteln zu können und das kleinere Übel als etwas Gutes zu wählen.“ (ll Principe, Kap. XXI) „Und wovor sich ein Fürst am meisten zu hüten hat, ist, verächtlich und verhasst zu sein; die Freigiebigkeit (liberalitá) aber führt zu beidem. Daher liegt mehr Klugheit darin, sich mit dem Ruf der Knausrigkeit (nome del misero) abzufinden, der zwar Unehre, aber keinen Hass (odio) erzeugt, als den Ruf der Freigiebigkeit anzustreben, und danach genötigt zu sein, sich den der Raubgier (nome del rapace) einzuhandeln, der Unehre und Hass zugleich erzeugt.“ (ll Principe, Kap. XVII) 9

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„Daraus ergibt sich die Streitfrage, ob es besser ist, geliebt (amato) als gefürchtet (temuto) zu werden oder umgekehrt. Die Antwort ist, dass man das eine wie das andere sein sollte; da es aber schwerfällt, beides zu vereinigen, ist es viel sicherer (sicuro), gefürchtet als geliebt zu werden (temuto che amato).“ „Auch scheuen sich die Menschen weniger, einen zu verletzen, der sich beliebt macht, als einen, den sie fürchten; denn Liebe wird durch das Band der Dankbarkeit aufrechterhalten, das, weil die Menschen schlecht (tristi) sind, von ihnen bei jeder Gelegenheit (occasione) des eigenen Vorteils willen zerrissen wird; die Furcht aber wird durch die Angst vor Strafe aufrechterhalten, die dich niemals verläßt.“ (ll Principe, Kap. XVII)

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„Die hauptsächlichen Grundlagen, die alle Staaten brauchen – sowohl die neugegründeten als die altererbten oder die aus diesen gemischten – sind gute Gesetze (buone legge) und ein gutes Heer (buone arme).“ (ll Principe, Kap. XII) „Ein eigenes Heer aber ist ein solches, das aus Untertanen (sudditi) oder Bürgern (cittadini) oder deinen eigenen Gefolgsleuten besteht.“ (…) „Als sich David vor Saul erbot, mit Goliath (…) zu kämpfen, legte ihm Saul seine eigenen Waffen an (…). Sobald aber David damit gerüstet war, lehnte er sie ab mit den Worten, dass er mit ihnen seine Kräfte nicht voll entfalten könne, und daher wolle er dem Feind mit seiner Schleuder und seinem Messer entgegentreten.“ (ll Principe, Kap. XIII)

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„Kurz gesagt, fremde Rüstungen und Waffen fallen dir entweder vom Leib, oder aber sie erdrücken oder erdrosseln dich.“ (ll Principe, Kap. XIII)

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