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Nimrod Rosa Parks – »Nein zur Rassen- diskriminierung« Aus dem Französischen von Dieter Schöneborn Anaconda

Nimrod Rosa Parks – »Nein zur Rassen- diskriminierung« · 1 Das ist einfach mein Tag gewesen, das muss ich zugeben. Ich könnte mich dafür verachten, aber das ist nutzlos: das

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Nimrod

Rosa Parks – »Nein zur Rassen-

diskriminierung«Aus dem Französischen von Dieter Schöneborn

Anaconda

Nein Parks:Inhalt 05.09.2014 16:36 Seite 3

Die französische Originalausgabe erschien 2008 unter demTitel Rosa Parks: »Non à la discrimination raciale« bei ActesSud in Arles. Lizenzausgabe mit freundlicher Genehmigung.Copyright © Actes Sud, France 2008, 2014

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diesePublikation in der Deutschen Nationalbibliografie;detaillierte bibliografische Daten sind im Internetunter http://dnb.d-nb.de abrufbar.

© dieser Ausgabe 2014 Anaconda Verlag GmbH, KölnAlle Rechte vorbehalten.Umschlagmotive: White and Colored segregation signs,Topeka, Kansas, USA, © gettyimages / The Image Bank /Walter Bibikow (oben). – Rosa Louise McCauley Parks(1913-2005), booking photo taken at the time of her arrestfor refusing to give up her seat on a bus to a white passen -ger on 1st December 1955, Universal History Archive /UIG / bridgemanimages.com (unten)Umschlaggestaltung: Druckfrei. Dagmar Herrmann, BonnSatz und Layout: Andreas Paqué, www.paque.dePrinted in Czech Republic 2014ISBN [email protected]

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Für die Fee ElianeFür den Engel Frieda

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Das ist einfach mein Tag gewesen, das muss ichzugeben. Ich könnte mich dafür verachten,aber das ist nutzlos: das würde nur den Weißennutzen. Sie unterdrücken uns seit so vielenJahren, dass ihnen ihre Unmenschlichkeit garnicht mehr auffällt. Sie ist normal geworden.Der alltägliche Umgang mit ihnen zeigt, dasssie sich niemals an Rosa, Lennie oder Chriswenden – wie es zum Beispiel Virginia, eineliebe Freundin, eine weiße, blonde Freundin,tun würde. Wenn sie mit Schwarzen reden,dann plappern die meisten Weißen dumm da-her: sie sondern im besten Fall unpassendePhrasen ab. Man speist uns mit gönnerhaftenGesten und Schlägen ab, wenn wir Milde er-warten. Mein Körper hat an jenem Abend ge-litten, an jenem Abend, der mich bei einemAkt des Ungehorsams erwischt hat; wenigstensein bisschen Schonung hätte ich mir ge-wünscht.

»Nein zur Rassendiskriminierung« 7

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Als mich, fernab der angespannten Atmo-sphäre im Bus, der Polizist F. B. Day gefragt hat:»Warum sind Sie nicht aufgestanden, als derBusfahrer Sie aufgefordert hat, Ihren Platz frei-zugeben?«, bin ich stumm geblieben. MeinHerz war voller Bitterkeit, meine Glieder vorMüdigkeit wie gelähmt, meine Seele hatte essatt, ständig wie in der Fremde zu leben. Zuge-geben, der Polizist F. B. Day hat sich wie einGentleman benommen. Er hat meinen Ein-kaufsbeutel genommen, während sein Kollege,der grimmige D. H. Mixon, meine Handtaschegetragen hat. Ich bin ihnen gefolgt, körperlichzugleich an- und abwesend. Von einem zumanderen Augenblick konnte das Schlimmstegeschehen. Das Jahr war voll gewesen von ras-sistischen Schikanen jeglicher Art; so mancheTragödie lastete auf meiner Seele. Der MonatDezember würde das alles ebenso wenig innichts auflösen wie das Geschmetter der Weih-nachtskapellen. Selbst wohlgesonnene Weißekönnen so etwas nicht verstehen. Ich bin ihnendankbar, dass sie mich ohne Grobheiten, ohneHandschellen, ohne verbale Gewalt, einmal ab-gesehen von zwei kurzen Ausbrüchen des

8 Rosa Parks

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