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INTERNATIONALE WOCHENZEITUNG SEIT 1945 WWW.VERKEHR.CO.AT 22.03.2019 Nr. 12 / 75. Jahrgang THEMA DER WOCHE INTERNATIONAL: RUSSLAND 8 Wünsche an die Politik CHRISTIAN SPENDEL LERNEN IST „COOL“ 4-5 6 Österreichische Post AG, 17Z041224 W, Verlag Holzhausen GmbH, Leberstraße 122, 1110 Wien Das Nadelöhr im Hinterland INFRASTRUKTUR: Der slowenische Mittelmeerhafen Koper ist als Drehscheibe für den Warenverkehr zwischen Asien und Europa von besonderer Bedeutung. Im Hinterland stellt aber die nach wie vor einspurige Bahnverbindung ein Problem dar. UNSPLASH.COM / AUSTIN SMART Die Pläne für den Ausbau und die Modernisierung der Bahn- strecke zwischen dem Hafen Koper und dem nur 27 km entfernt liegenden Bahnkno- tenpunkt in der Ortschaft Divača reichen bis in die 1990er-Jahre zurück. Die bis- lang nur einspurig befahrbare Verbindung hat bereits seit langem ihre Kapazitätsgrenzen erreicht. Außerdem führt sie durch schwer bebaubares Gelände mit hohen Umwelt- schutzauflagen. Ihr Ausbau ist daher mit erheblichen Kosten verbunden. Eine grobe Schät- zung spricht von rund einer Milliarde Euro. Schließlich muss auf einer recht kurzen Distanz ein nicht unbeträcht- licher Höhenunterschied (zwi- schen dem Meeresniveau und dem bergigen Hinterland) überwunden werden. Damit stellt dieser Streckenabschnitt bereits seit Jahren ein bekann- tes Nadelöhr in einer strate- gisch wichtigen europäischen Bahnverbindung dar. Divača selbst ist ein unspektakulärer kleiner Ort zwischen Ljubljana und der Küste und liegt an der Ost-West-Autobahn A1. Dort treffen allerdings einerseits die lokale Bahnverbindung zwi- schen dem kroatischen Pula an der Südspitze von Istrien und der slowenischen Haupt- stadt und andererseits das europäische Bahnnetzwerk in Form des Mediterranen und des Baltisch-Adriatischen Transportkorridors aufein- ander. Das Ausbauprojekt im Detail Diese Anbindung des Hafen Koper an das europäische Schienensystem ist aktuell noch 44 km lang und wird durch den Bau von sieben Tunneln auf besagte 27 km verkürzt werden. Diese ver- kürzte Streckenführung soll nicht nur mit einer Verbrei- terung auf eine zweite Spur, sondern weiters mit einer Modernisierung der alten Linie auf EU-Standard einhergehen. So soll sich die Kapazität auf dieser Strecke von aktuell maximal 90 Zügen auf 220 Züge pro Tag mehr als verdop- peln. Während die Züge aktuell noch mit einer Durchschnitts- geschwindigkeit von knappen 70 km/h durch das Hinterland schleichen, sollen nach dem Streckenausbau schneidige 160 km/h möglich sein. VON ANJA KOSSIK FORTSETZUNG AUF SEITE 2 Fracht und Laderaum in % Werte vom 12.03.2019 bis 18.03.2019 % % 53 47 EU EU www.lkw-walter.com Tel.: +43 5 7777-0 Ihr Europa-Transporteur in EINER Hand Ihre LKW- Komplettladungen www.rolsped.com Operating ist Teamsport. Setzen Sie auf den Leader im Hinterlandverkehr. T: (+43 1) 728 37 43 offi[email protected] INTERVIEW: BEATE FÄRBER-VENZ 3

Nr. 12 / 75. Jahrgang Das Nadelöhr im Hinterland · Turnus bilden wir, in Kooperation mit dem Arbeitsmarktservice Nie-derösterreich (AMS NÖ), zehn junge Menschen aus. Diese Aus-bildung

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Page 1: Nr. 12 / 75. Jahrgang Das Nadelöhr im Hinterland · Turnus bilden wir, in Kooperation mit dem Arbeitsmarktservice Nie-derösterreich (AMS NÖ), zehn junge Menschen aus. Diese Aus-bildung

I N T E R N AT I O N A L E W O C H E N Z E I T U N G S E I T 1 9 4 5 WWW.VERKEHR.CO.AT22.03.2019

Nr. 12 / 75. Jahrgang

THEMA DER WOCHE

INTERNATIONAL: RUSSLAND 8

Wünsche an die PolitikCHRISTIAN SPENDELLERNEN IST

„COOL“4-56

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Das Nadelöhr im HinterlandINFRASTRUKTUR: Der slowenische Mittelmeerhafen Koper ist als Drehscheibe für den Warenverkehr zwischen Asien und Europa von besonderer Bedeutung. Im Hinterland stellt aber die nach wie vor einspurige Bahnverbindung ein Problem dar.

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Die Pläne für den Ausbau und die Modernisierung der Bahn-strecke zwischen dem Hafen Koper und dem nur 27 km entfernt liegenden Bahnkno-tenpunkt in der Ortschaft Divača reichen bis in die 1990er-Jahre zurück. Die bis-lang nur ein spurig befahrbare Verbindung hat bereits seit langem ihre Kapazitätsgrenzen erreicht. Außerdem führt sie durch schwer bebaubares Gelände mit hohen Umwelt-schutzauflagen. Ihr Ausbau ist daher mit erheblichen Kosten verbunden. Eine grobe Schät-

zung spricht von rund einer Milliarde Euro. Schließlich muss auf einer recht kurzen Distanz ein nicht unbeträcht-licher Höhenunterschied (zwi-schen dem Meeresniveau und dem bergigen Hinterland) überwunden werden. Damit stellt dieser Strecken abschnitt bereits seit Jahren ein bekann-tes Nadelöhr in einer strate-gisch wichtigen europäischen Bahnverbindung dar. Divača selbst ist ein unspektakulärer kleiner Ort zwischen Ljubljana und der Küste und liegt an der Ost-West- Autobahn A1. Dort treffen allerdings einerseits die lokale Bahnverbindung zwi-

schen dem kroatischen Pula an der Südspitze von Istrien und der slowenischen Haupt-stadt und andererseits das europäische Bahnnetzwerk in Form des Mediterranen und des Baltisch-Adriatischen Transportkorridors aufein-ander.

Das Ausbauprojekt im DetailDiese Anbindung des Hafen Koper an das europäische Schienensystem ist aktuell noch 44 km lang und wird durch den Bau von sieben Tunneln auf besagte 27 km verkürzt werden. Diese ver-

kürzte Streckenführung soll nicht nur mit einer Verbrei-terung auf eine zweite Spur, sondern weiters mit einer Modernisierung der alten Linie auf EU-Standard einhergehen. So soll sich die Kapazität auf dieser Strecke von aktuell maximal 90 Zügen auf 220 Züge pro Tag mehr als verdop-peln. Während die Züge aktuell noch mit einer Durchschnitts-geschwindigkeit von knappen 70 km/h durch das Hinterland schleichen, sollen nach dem Streckenausbau schneidige 160 km/h möglich sein.

VON ANJA KOSSIK

FORTSETZUNG AUF SEITE 2

Fracht und Laderaum in % Werte vom 12.03.2019 bis 18.03.2019

% %53 47

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INTERVIEW:BEATE FÄRBER-VENZ

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Fachkräftemangel geht immer mehr an die Substanz

von BERND WINTER

Nach einer aktuellen Studie von Ernst & Young – „Fach­kräftemangel im österreichi­schen Mittelstand“ – finden derzeit 83 Prozent der öster­reichischen Mittelstands­unternehmen keine geeig­neten Fachkräfte, 40 Prozent beklagen dadurch Umsatz­einbußen. Im Vergleich zum Vorjahr stieg der Anteil jener Unternehmen, die den Fach­kräftemangel als Gefahr für die Entwicklung des eigenen Betriebs sehen, von 59 auf 69 Prozent an. Was tun? Be­reits 19  Prozent der rot­weiß­roten mittelständi­schen Unternehmen be­schäftigen asylberechtigte Flüchtlinge, weitere 42 Pro­zent würden laut Studie Flüchtlinge beschäftigen. „Dementsprechend sagt auch eine große Mehrheit der Betriebe „ja“ zu Lehrstel­len für Asylwerber: 52 Pro­zent befürworten diese Maßnahme. 70 Prozent ste­hen einem Bleiberecht für Asylwerber mit Lehrstellen positiv gegenüber“, so Studienautor Erich Lehner. Ein weiterer Hebel zur Bekämpfung des Fachkräfte­mangels ist auch eine stär­kere Involvierung von Frauen in überwiegend männer­dominierten Branchen. Steigt der Frauenanteil in diesen Unternehmen, wirkt sich der Fachkräfteengpass vermindert aus, ist ergän­zend einer aktuellen Studie von KOFA zu entnehmen. Flexible Arbeitszeiten sind demnach eine der Voraus­setzungen für die Erwerbs­beteiligung vieler Frauen – aber kein Allheilmittel. Die geschlechterspezifische Be­rufswahl wird schon sehr früh in der Berufsorientie­rung der jungen Menschen angelegt. Proaktive Informa­tionen für diese potentiellen neuen Mitarbeiter über de­ren Karrierechancen von Seiten der Unternehmen sind hier gefragt. Möglich­keiten dafür bieten sich immer wieder, wie u. a. auf Berufsmessen. Auf der BeSt3, die vor kurzem in Wien statt­gefunden hat, waren (nur) drei Logis tiker vertreten ...

EDITORIAL

Dass die Umsetzung derartiger Projekte mit einer finanziellen Dimension in Milliardenhöhe politisch problematisch ist und üblicherweise nicht konfliktfrei über die Bühne geht, kennt man in ähnlicher Form auch aus vielen anderen Ländern. Und so hatte die slowenische Regierung ebenfalls ihre liebe Mühe, die staatlichen Investi-tionen in dieses Bauvorhaben gegen den politischen Wider-stand durchzusetzen – was wiederum zu dramatischen Verzögerungen im Zeitplan geführt hat. Zwei Referenden gegen das Projekt (eines im September 2017, dessen Ergeb-nis durch das slowenische Höchstgericht wieder aufge-hoben wurde und mit dem Rücktritt des Ministerpräsiden-ten sowie vorgezogenen Neu-wahlen endete, und ein weite-res im Mai 2018) konnten nicht die notwendige Beteiligung erreichen. Daher wurde im Sommer 2018 das entspre-chende Gesetz zur Finanzie-rung des Ausbaus verabschie-det, mit dem das Projekt nach vielen vergeb lichen Anläufen jetzt endlich umgesetzt werden soll.

Ungarn als InvestorMit dem Inkrafttreten dieses Gesetzes konnte sich die nun-mehr neugewählte slowe nische Mitte-Links-Regierung endlich im Detail mit den Finanzie-rungsfragen dieses Projekts beschäftigen. Die Vorgänger-regierung hatte neben den be-reits genehmigten Ausgaben aus dem Staatshaushalt in Höhe von rund 200 Millionen Euro, die in die für den Bau zu-ständige staatliche Projektge-sellschaft 2TDK fließen werden,

und den rund 250 Millionen Euro aus EU-Fördertöpfen, auch mit einer Beteiligung Ungarns an diesem Projekt in Höhe von 200 Millionen Euro gerechnet. Im November 2018 hat die jet-zige slowenische Infrastruktur-

ministerin Alenka Bratušek jedoch bekannt gegeben, dass sich Ungarn aus dem Bauvor-haben zurück ziehen wird. Un-garns Ministerpräsident Viktor Orbán hatte die Investitionen seines Landes wohl an die Be-dingung geknüpft, im Gegen-zug an der staatlichen sloweni-schen Betreibergesellschaft des Hafens Koper (Luka Koper d.o.o) beteiligt zu werden. Bratušek, die Ungarns Absichtserklärung von ihrem Vorgänger „geerbt“ hatte, scheint jedoch über diese Entwicklung nicht ganz un-glücklich zu sein: Schließlich haben Berechnungen aus ihrem Ministerium ergeben, dass der

Bahnausbau ohne ausländische Ko-Finanzierung deutlich güns-tiger zu bewerkstelligen wäre. 2TDK hat jedenfalls im Oktober 2018 offiziell die Projektleitung übernommen und bereits zwei Bau gesellschaften, die Kolektor

CPG und die bosnische Euro-asfalt, mit der Errichtung der Zufahrtsstraßen zu der zukünfti-gen Großbaustelle beauftragt.

Weitere InfrastrukturprojekteDoch Ministerin Bratušek wird es in ihrer Amtszeit auch noch mit zwei weiteren Großpro-jekten im Bereich der Verkehrs-infrastruktur zu tun bekommen. So steht beispielsweise der Aus-bau der zweiten Röhre des Karawankentunnels auf dem Tapet. Während auf österrei-chischer Seite bereits mit den Arbeiten begonnen wurde, musste die Vergabe an ein

türkisches Bauunternehmen durch die slowenische Auto-bahnbetreibergesellschaft DARS aufgrund von Dumpingvor-würfen annulliert und das Auswahlverfahren – laut einer Pressemitteilung, die im

Dezember 2018 ausgeschickt wurde – wiederholt werden. Die Zeitverzögerung für das Tunnelprojekt ist dadurch der-zeit nicht abschätzbar. Auch ein weiteres bereits seit langem in Planung befindliches Mega-projekt soll jetzt endgültig in die Umsetzungsphase kom-men: Mit dem Bau der ersten Abschnitte der sogenannten „Dritten Entwicklungsachse“, einer neuen Nord-Süd-Verbin-dung durch das gesamte Land von der österreichischen Gren- ze bei Bleiburg bis zur kroati-schen Grenze nördlich des Autobahnkreuzes Bosiljevo, soll bereits 2019 gestartet werden.

Das Nadelöhr im Hinterland FORTSETZUNG VON SEITE 1

„Ausschreibungen müssen transparent sein“VERANSTALTUNG: Bei der Top Speakers Lounge „Neue Seidenstraße – Belt & Road Initiative“ wurde über die Auswirkungen von Chinas Megaprojekt auf Österreich und die Schweiz diskutiert. Verhandlungen auf Augenhöhe sind wichtig, so der Tenor.

Am Erste Campus in Wien fand die Top Speakers Lounge, eine Veranstaltungsreihe der Handels-kammer Schweiz-Österreich-Liechtenstein, statt. Marie-Gabri-elle Ineichen-Fleisch, Staats-sekretärin SECO der Eidgenos-senschaft, betonte zu Beginn, dass die Belt & Road Initiative auch für die Schweiz eine große Bedeutung hat. Wichtig sei vor allem, dass dabei die internatio-nalen Standards eingehalten und die Ausschreibungsverfahren offen und transparent gestaltet werden müssen.

BreitspurverlängerungIm Anschluss strich Andreas Matthä (Vorstand Österreichische Bundesbahnen Holding) die Bedeutung der geplanten Breit-spurverlängerung bis in den Großraum Wien hervor: „Öster-reich kann hier von den wach-senden Güterströmen zwischen China und Europa und retour enorm profitieren. Wien könnte damit zum internationalen Logistikhub werden.“ Zum Ab-schluss diskutierte er noch mit Gao Xingle (Botschaftsrat für Wirtschaft und Handel der Volks-

republik China) sowie Martin Zehnder (COO der Palfinger AG) über die Chancen und Risken des größten Infrastrukturprojekts der Menschheitsgeschichte. Gao ließ aufhorchen, dass China in den kommenden zehn Jahren den Zugang von ausländischen Firmen zum chinesischen Markt vereinfachen will, denn schließ-lich – betonten alle Diskutanten – ist nur dann eine Win-Win- Situation für alle an der „Neuen Seidenstraße“ Beteiligten mög-lich, wenn auf Augenhöhe ver-handelt wird.

2 Verkehr | 22. März 2019 | Nr. 12WIRTSCHAFT & POLITIK

Slowenien möchte die Bahnverbindung zwischen dem Hafen Koper und dem slowenischen Hinterland ausbauen

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Andreas Matthä (Vorstand ÖBB Hol-ding) betonte, dass China für die hei-mische Wirtschaft immer wichtiger wird, da sich dort der Mittelstand in den letzten Jahren enorm entwickelt hat und europäische Produkte stark nachgefragt werden.

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3 Verkehr | 16. Mai 2014 | Nr. 20 LKW TRENDS IM KOMMUNALEN BEREICH THEMA DER WOCHEVerkehr | 22. März 2019 | Nr. 12 3TRANSPORT & LOGISTIK

Beate Färber-Venz ist Geschäfts-führerin der Venz GmbH und seit dem 15. Februar 2019 auch die neue Obfrau der Sparte Transport und Verkehr der Wirtschaftskam-mer Niederösterreich. Sie will die Vernetzung der Logistikbranche u. a. durch die Unterstützung der Dachmarke „Austrian Logistics“ und das Projekt „Logistik 2030+“ vorantreiben. Verkehr wollte wis-sen, was sie zudem noch vorhat.

Verkehr: Welche drei Themen haben Sie zu Beginn Ihrer Funk-tionsperiode als neue Spartenob-frau besonders im Fokus?Beate Färber-Venz: Die Digitali-sierung steht sicherlich ganz oben auf der Agenda. Unsere Ta-xiunternehmen sind mit deren Auswirkungen spätestens seit dem Markteintritt von Uber, dem US-amerikanischen Online-Ver-mittlungsdienst für die Personen-beförderung, schon hautnah kon-frontiert. Jammern und nur Ver-bote auszusprechen, wird lang-fristig nichts nützen – wir müssen Antworten auf die digi talen Frage-stellungen geben. Wir wollen die heimischen Unter nehmen fit ma-chen für die Digitalisierung. In diesem Zusammenhang planen wir auch, die Fahrschulausbildun-gen zu modernisieren. Es gibt jetzt schon Fahrschulen, die zur Ergänzung der Praxis auf der Straße Schulungen auf einem Fahrsimulator anbieten. Hier ist zu überlegen, inwieweit dies auch in der Lkw-Führerscheinausbildung anwendbar wäre. Wir wollen die Unternehmen über diese Mög-lichkeit informieren und bei Inter-esse miteinander für einen Erfah-rungsaustausch vernetzen. Ge-rade auch in Hinblick auf die Dis-kussion über den Einsatz von Ab-biegeassistenzsystemen für Lkw ist eine verstärkte Schulung über den toten Winkel auf einem Fahr-simulator sinnvoll. Generell erfor-dert die Digitalisierung und deren Folgen unsere vollste Aufmerk-samkeit. Was unseren Taxiunter-nehmen bereits passiert ist, kann in der Zukunft auch die Frächter oder andere Bereiche treffen.

Was ist Ihnen noch wichtig? Färber-Venz: Der Facharbeiter-mangel ist ein branchenübergrei-fendes Thema – bei uns betrifft dies vor allem die Lkw-Fahrer. Wir haben darauf reagiert, indem wir im Herbst 2018 eine Berufslenker-akademie gegründet haben. Wir bieten dort einen 18-monatigen Lehrgang an, in dessen Rahmen junge Menschen (18 bis 25 Jahre alt), die bereits den Pkw-Führer-schein haben, in einer verkürzten Ausbildungszeit eine vollwertige

Berufskraftfahrerausbildung absol-vieren können. Im derzeit ersten Turnus bilden wir, in Kooperation mit dem Arbeitsmarktservice Nie-derösterreich (AMS NÖ), zehn junge Menschen aus. Diese Aus-bildung wird in Niederösterreich auch auf den Werkverkehr und die Buslenker ausgeweitet. Der nächste Turnus der Berufslenker-akademie startet im Herbst 2019.

Mit welchen Kosten muss ein Unternehmen rechnen, wenn es einen Mitarbeiter an die Berufs-lenkerakademie entsendet?Färber-Venz: Für die Ausbildung sind monatlich 400 Euro zu be-zahlen – weitere Kosten entste-hen nicht. Der Lebensunterhalt für die Auszubildenden wird vom AMS NÖ beglichen. In der Fahrer-Ausbildung sind die Führer-scheinklassen C und E, inklusive C95 – Grundqualifikation und Weiterbildung, enthalten.

Ist die Berufslenkerakademie auf Niederösterreich beschränkt?Färber-Venz: Ja, aber wir wollen sie in weiterer Folge auch in all je-nen Bundesländern anbieten, die daran Interesse haben.

Wie sehen Sie die Dachmarke „Austrian Logistics“?Färber-Venz: Ich stehe absolut hinter dieser Dachmarke, denn nur gemeinsam sind wir stark. Wenn wir uns nicht vernetzen, dann werden wir den immer größer werdenden Marktteilneh-mern aus dem Handel gegen-überstehen. Auch als Wirtschafts-kammer Niederösterreich unter-stützen wir „Austrian Logistics“.

Wie sind Ihre Erfahrungen mit „Logistik 2030+“, dem Gemein-schaftsprojekt von Wien und Niederösterreich ?Färber-Venz: Die Vernetzung zwi-schen Wien und Niederösterreich ist sehr wichtig und gut angelau-fen. Die ersten Projekte sind be-reits am Start. Im Herbst werden die Ergebnisse auf dem Tisch lie-

gen, aber ich hoffe, dass die Ko-operation fortgesetzt wird, weil gerade diese beiden Regionen in Zukunft noch mehr zusammen-arbeiten werden müssen. Ich finde es extrem wichtig, dass sich die vier Projektpartner (die Stadt Wien, das Land Niederösterreich und die jeweiligen Wirtschafts-kammern) zusammensetzen und nach gemeinsamen Verkehrslö-sungen suchen bzw. diese entwi-ckeln. „Logistik 2030+“ war ein ganz wichtiger Startschuss für zu-künftige gemeinsame und abge-stimmte Verkehrskonzepte.

Letztes Jahr hat die Wirtschafts-kammer Niederösterreich, den Film „So kommt die Milch auf den Frühstückstisch“ in Volks-schulen abgespielt. In für Kinder angepasster Weise wird dabei die Bedeutung von Transport und Logistik veranschaulicht. Wie steht es um dieses Projekt?Färber-Venz: Dieses Projekt ver-läuft nach wie vor sehr erfolg-reich. Es wurde nun um den As-pekt Verkehrssicherheit erweitert und wird ab Herbst auf die Neuen Mittelschulen ausgedehnt. Auch das ist eine Antwort von uns auf die Diskussionen um den Lkw-Abbiegeassistenten. Es gilt hierbei aber, mehrere Komponenten zu berücksichtigen: Erstens muss bedacht werden, dass der Lkw-

Fahrer nur ein Teil des Verkehrs-systems ist, der für die speziellen Herausforderungen des toten Winkels sensibilisiert werden muss. Zweitens muss man Zebra-streifen an neuralgischen Kreu-zungen verlegen, damit der Lkw bereits geradeaus fährt, wenn er zu einem Fußgängerübergang gelangt. Drittens sind in unüber-sichtlichen Bereichen spezielle Spiegel zur besseren Einsicht für den Lkw-Fahrer zu montieren. Viertens (und das ist ganz we-sentlich) muss man alle anderen Verkehrsteilnehmer, vor allem Kinder, die wir in den Neuen Mit-telschulen verstärkt ansprechen werden, informieren und mit ih-nen trainieren. Auch den Lehrern ist teilweise die Gefahr des toten Winkels nicht bewusst.

Wie viele Schüler können Sie damit erreichen?Färber-Venz: In den vergangenen drei Jahren konnten wir im Volks-schulbereich über 2.000 Kinder erreichen – wir bleiben dran!

Was wünschen Sie sich von der heimischen Politik?Färber-Venz: Sehr wichtig wäre es mir, Transparenz bei den Transportkosten zu erreichen – d. h., dass beim Konsumenten ein Bewusstsein für den geringen An-teil an Transportkosten für weit-

gereiste Produkte geschaffen wird – am besten in Verbindung mit den dadurch entstandenen Emis-sionen, ähnlich wie auf den Ziga-rettenpackungen, nur etwas poin-tierter. Das würde hoffentlich das Bewusstsein für mehr Regionalität fördern und auch aufzeigen, dass, in Relation zu den Gesamtkosten, der Transportanteil zu nieder ist und deshalb viele Dienstnehmer (Lkw-Fahrer, Lagerfachkräfte etc.) Löhne für ihre Arbeit erhalten, die an der untersten Grenze liegen. Zusätzlich fehlen die Kontrollen von Kabotagen (das Erbringen von Transportdienstleistungen innerhalb eines Landes durch ein ausländisches Unternehmen, Anm. d. Red.). Es wird derzeit nur dann kontrolliert, wenn eine Straf-anzeige vorliegt. Neben den Kon-trollen fehlt es vor allem an Trans-parenz. Die neuesten Lkw-Tacho-graphen verfügen auch über eine GPS-Datenerfassung; diese Or-tungsdaten könnten wir schon lange über die Durchfahrten durch die Mautbalken ab rufen. Darauf wird derzeit aber nicht zu-gegriffen. Technisch muss hier eine Kontrolle möglich sein, vor die sich ein Unternehmen, dass sich an die Vorschriften hält, nicht fürchten muss. Darüber hinaus passiert bei der Förderung des Kombinierten Verkehrs noch zu wenig – wenn mehr Güter auf der Schiene transportiert werden sollen, braucht man auch finanzi-elle Anreize und Kapazitäten.

Ihre erste Amtszeit endet mit der Wirtschaftskammerwahl im Herbst 2020. Was soll sich bis da-hin durch Ihr Wirken verändert haben? Färber-Venz: Die Berufslenkeraka-demie soll sich inklusive Werkver-kehr etablieren, und es soll eine stärkere Vernetzung der Unter-nehmen gelingen. Das Image der in der Branche arbeitenden Men-schen soll sich zumindest ansatz-weise verbessern.

Vielen Dank für das Gespräch!

VON BERND WINTER

„Nur gemeinsam sind wir stark!“VERKEHRSPOLITIK: Mit Beate Färber-Venz kommt ein frischer Wind in die Wirtschaftskammer Niederösterreich. Sie will die Berufslenkerakademie ausbauen, fordert transparente Transportkosten und Kontrollen der Kabotagen.

Es muss ein Bewusstsein dafür geschaffen werden, wie niedrig die Transport-kosten in Relation zu den Gesamtkosten sind, so Färber-Venz

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In seiner bereits 15. Rede zur Lage der Nation vom Februar dieses Jahres setzte der russi-sche Präsident Wladimir Putin die Schwerpunkte bei der sozi-alen und wirtschaftlichen Ent-wicklung des Landes. Dabei wurde ganz speziell die Infra-strukturpolitik seiner Regierung angesprochen und bedeutende Investitionen für den Ausbau und die Modernisierung von Straßen und Autobahnen in Aussicht gestellt. Auch die Ver-besserung des Eisenbahn netzes und des Luftverkehrssystems wurden angekündigt. Ähnliche Pläne hat der russische Präsi-dent bereits unmittelbar nach seiner Wiederwahl 2018 anläss-lich der alljährlichen Mai- Dekrete vorgestellt, in denen er zur Umsetzung eines 13 Punkte umfassenden nationalen Kon-zepts Infrastrukturinvestitionen bis zum Jahr 2024 in Höhe von 390 Milliarden Euro bestätigt hat. Dabei soll mehr als die Hälfte dieser Summe direkt aus der Staatskasse aufgebracht werden, beispielsweise durch steuerliche Maßnahmen wie die Erhöhung der Mehrwertsteuer von 18 auf 20 Prozent. Im Zu-sammenhang mit der Infra-strukturpolitik sprach Putin in seiner aktuellen Rede vor allem von Verbesserungen für die annektierte Halbinsel Krim, de-ren Verkehrsinfrastruktur und Tourismussektor im Zeitraum

von 2019 bis 2022 von der Regierung in Moskau mit zu-sätzlichen Geldmitteln in Höhe von rund 4,1 Milliarden Euro bedacht werden sollen. Die Modernisierung der Wohn- und Transportinfrastruktur in Russ-land soll – so der Wunsch des Präsidenten – mit den Möglich-keiten von Big Data vorange-trieben werden, wobei Fort-schritte bei der Internetver-sorgung der Bevölkerung ein wichtiges Ziel des Präsidenten sind.

Ausbleibende Reformen setzen der Wirtschaft zuObwohl das Land theoretisch großes Potenzial für einen Auf-schwung hätte, betrug das Wirtschaftswachstum im ver-gangenen Jahr nur etwa 1,8 Prozent, für heuer werden gar nur 1,3 Prozent prognostiziert. Der schwache Rubelkurs würde eigentlich die Exporte stützen, die Staatsverschuldung wäre gering und es wurden sogar Haushaltsüberschüsse erwirt-schaftet; trotzdem spiegeln die Wirtschaftszahlen das nicht wider. Vor allem die steigende Unsicherheit aufgrund beste-hender bzw. angekündigter Sanktionen und der instabile Rubelkurs machen der russi-schen Wirtschaft zu schaffen. Die Europäische Union hat ihre Finanzsanktionen gegen 44 Un-ternehmen und 155 Personen bis 15. März 2019 verlängert. Die Krim-Sanktionen laufen auch

noch bis 23. Juni 2019. Russ-land hat im Gegenzug seine Strafmaßnahmen bis Ende 2019 verlängert und verstärkt seine Politik in Sachen Importsubs-titution und seinen Protektio-nismus. An diesen Schwach-stellen russischer Wirtschafts-politik hat sich auch nach Putins Wiederwahl und seinen vollmundigen Dekreten nicht viel geändert. Die vor allem von ausländischen Investoren er-hoffte Beschleunigung des Re-formtempos ist ausgeblieben.

Nicht staatliche Investoren notwendigUm das bereits erwähnte 13 na-tionale Projekte umfassende Mai-Dekret im vorgesehenen Maßstab umsetzen zu können, muss der Staat auf die Finanz-kraft privater Investoren zurück-greifen. Denn in Ermangelung ausländischer Direktinvestitio-nen ist der Kreml gezwungen, zur Geldbeschaffung andere Wege zu gehen: Die Firmen russischer Oligarchen aus dem Erdöl-, Bergbau-, Metall- und Chemiesektor sollen zur Kasse gebeten werden. War im ver-gangenen Jahr kurz über die Einführung neuer Steuern für derartige Konzerne nachge-dacht worden, zeichnet sich letztendlich eine weniger di-rekte Lösung ab, bei der den Unternehmen – teilweise von Putin persönlich – im Gegen-zug zu rechtlichen und steuer-lichen Erleichterungen die In-

vestition in große Infrastruktur-projekte „nahegelegt“ wurde.

Die nördliche SeerouteEines der 13 Projekte – um ein praktisches Beispiel für die ge-plante Finanzierungsform her-anzuziehen – ist der Plan Pu-tins, Russlands Vormachtstel-lung entlang der nördlichen Seeroute zu etablieren, bevor andere Nationen die Möglich-keiten der dank Klimaerwär-mung immer länger eisfreien Schifffahrtsroute für sich aus-nützen können. 80 Millionen t an Gütern sollen, so der Wunsch des Präsidenten, bis zum Jahr 2024 über diesen Seeweg verschifft werden. Denn in Russlands Norden lie-gen große, aber aufgrund der unwirtlichen Bedingungen schwer abzubauende Gas-, Kohle- und Mineralvorkommen. Sogar russische Infrastruktur-experten sind der Meinung, dass die für die rentable Erschließung dieser Region not-wendigen Verkehrswege auch bei optimal verlaufendem Pro-jektfortschritt weitere zehn Jahre nicht in ausreichendem Maß zur Verfügung stehen werden. So existieren entlang der nördlichen Seeroute sieben russische Häfen, von denen nur ein einziger, der Hafen in Dudinka, ein künstlich eisfrei gehaltener Hafen im Norden des Westsibirischen Tieflands, überhaupt über signifikante Kapazitäten verfügt. Der nord-

europäische Hafen in Mur-mansk ist die einzige Anlage, in die von Seiten der russischen Regierung in den vergangenen Jahren signifikante Investitio-nen getätigt wurden. Durch den Bau eines neuen Terminals wird der Hafen erweitert, um den zweistelligen Zuwachs raten der letzten Jahre Rechnung zu tra-gen. Der Hafen hat zwar große Bedeutung für den Kohleexport, ist aber streng genommen nicht Teil der nördlichen Seeroute. Die erste Bauphase des von ei-nem chine sischen Konsortium finanzierten neuen Hafens von Arkhangelsk, der auch an die geplante 1.160 km lange Belko-mur-Bahnlinie zur Verbindung des Hafens mit der Stadt Soli-kamsk im Ural angeschlossen werden soll, wird wahrschein-lich erst 2023 beendet. Mit der zweiten ist vor 2028 überhaupt nicht zu rechnen. Andere Hafenprojekte sind gerade ein-mal in der Planungsphase wie der mit vier Milliarden Euro Investitionssumme budgetierte Hafen an der ganzjährig eis-freien Mündung des Indiga, der für den Kohleexport aus dem sibirischen Kusnezker Becken große Bedeutung hat.

Bezimyannaya Bucht, Novaya ZemlyaÄhnliches gilt für den neuen Hafen auf der arktischen Insel Novaya Zemlya. Dieser soll aus-schließlich den Transporten aus der neu zu erschließenden

VON ANJA KOSSIK

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Putins VersprechenRUSSLAND: Um im nationalen und transkontinentalen Handel vorwärts zu kommen, will der russische Präsident bis 2024 Investitionen in die staatliche Infrastruktur tätigen. Schließlich soll der Binnenmarkt effizienter versorgt und die Position als weltweiter Rohstoffexporteur gefestigt werden.

4 Verkehr | 22. März 2019 | Nr. 12THEMA DER WOCHE

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Mine Pavlovskoye dienen. Die Mine wird das nördlichste Ab-baugebiet der Welt werden und soll über einen jährlichen Out-put von rund 2,5 Millionen t Zink, 50.000 t Blei und 16 t Sil-ber verfügen. Allein der neue Hafenkomplex, mit dessen Bau 2020 begonnen werden soll, kostet geschätzte 5,1 Milliarden Euro und übersteigt bei weitem die ersten Kostenabschätzun-gen. Noch ist unklar, welche der russischen Firmen für die Finanzierung dieses Projekts herhalten soll, dessen Nutznie-ßer die First Ore Mining Com-pany, eine Tochtergesellschaft des staatlichen Nuklearenergie-versorgers Rosatom, sein wird. In der vom Kreml gegründeten und vom mittlerweile berüch-tigten Wirtschaftsberater des Präsidenten, Andrei Remo-witsch Beloussow, geleiteten „Arbeitsgruppe“ zur Umsetzung der Putin’schen Mai-Dekrete sitzen auch Vertreter großer Unternehmen wie Nornickel, Rusal, Alrosa, Severstal, Mechel und Sibur.

Sabetta und sein HinterlandIn der Nähe von Sabetta am nordwestlichen Rand einer tie-fen Bucht an der Mündung des Ob-Flusses liegt die Yamal-LNG-Anlage des privaten rus-sischen Energiekonzerns No-watek. Das Unternehmen lastet die Kapazitäten des arktischen Hafens bereits mehr als aus. Mittlerweile hat die jährliche Produktion der Yamal LNG 17 Millionen t überschritten. Zu-sammen mit einer weiteren in Planung befindlichen Anlage auf der Gydan Halbinsel (Arctic LNG 2) sollen die beiden Pro-duktionsstätten mit 40 Millio-nen t an Fracht einen Anteil von 50 Prozent an dem von Pu-tin geforderten Gesamtaufkom-men auf der nördlichen See-route haben. Die Hafenkapazi-täten von Sabetta sollen nach Putins Vorstellungen von einem „universellen arktischen Hafen“ auf 70 Millionen t an Gütern er-weitert werden. Der Ausbau der Hafenkapazitäten geht unmit-telbar mit der Erschließung des sibirischen Hinterlands durch ein Netzwerk an Bahnlinien einher. Das größte diesbezügli-che Projekt ist der Bau einer durch die sibirischen Abbauge-biete verlaufenden Ost-West-Verbindung, des sogenannten Northern Latitudinal Railway („Severny Shirotny Khod”).

Northern Latitudinal RailwayDiese Bahnlinie im autonomen Bezirk der Jamal-Nenzen ist ein wesentlicher Bestandteil von Putins nationalen Projekten. Auf einer Gesamtlänge von über 700 km verbindet dieser Korridor die östlichen und westlichen Teile dieser extrem entlegenen, aber rohstoffrei-chen Provinz. Mit dem Bau

dieses neu zu errichtenden Abschnitts des Northern Latitu-dinal Railway, der die beiden aktuellen Endstationen Nadym und Labytnangi miteinander verbinden wird, geht auch die Errichtung einer Brücke über den Ob-Fluss einher. Der Spa-tenstich für dieses prestige-trächtige Bauwerk erfolgte vergangenen Mai unter großer politischer Beteiligung, der Baubeginn für die Bahnlinie war im Jänner dieses Jahres.

Die Konzession für diese Bahn-linie erging an das Konsortium SShKh, bestehend aus der staatlichen Bahngesellschaft RZD, dem Energiekonzern Gaz-prom und der autonomen Region der Jamal-Nenzen. Das Projekt umfasst auch Mo-dernisierungsarbeiten an den zuführenden Streckenabschnit-ten. Dabei ist RZD dazu ver-pflichtet, die Strecken bis zu den beiden aktuellen Endstatio-nen zu sanieren. Im Westen

wird damit eine Verbindung zur Nordeisenbahn hergestellt, einem traditionellen Schienen-system, das von Moskau bis nach Archangelsk reicht. Im Osten wird durch diesen Stre-ckenschluss der Northern Lati-tudinal Railway an die Strecke Nadym-Tjumen angebunden. Gazprom selbst wiederum be-treibt seit 2010 die nördlichste Bahnstrecke der Welt. Diese vollständig nördlich des Polar-kreises gelegene Bahnverbin-

dung Obskaja–Karskaja führt vom Northern Latitudinal Rail-way nordwärts zu den großen auf der Jamal-Halbinsel ge-legenen Erdöl- und Erdgasfel-dern. Das bei Streckenkilometer 525 gelegene Logistikzentrum Bowanenkowo soll laut Putins ehrgeizigen Ausbauplänen mit dem rund 120 km entfernten Hafen in Sabetta verbunden werden und so den Anschluss der nördlichen Seeroute an ihr Hinterland gewährleisten.

5Verkehr | 22. März 2019 | Nr. 12 THEMA DER WOCHE

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Verkehr | 22. März 2019 | Nr. 126 TRANSPORT & LOGISTIK

Anlaufschwierigkeiten beim Verkauf elektronischer Vignet-ten für das von der österreichi-schen Kapsch Travel Solution installierte Mautsystem in Bul-garien haben vier leitenden Mitarbeitern der staatlichen Agentur für Straßeninfrastruk-tur (API) ihren Job gekostet. Auch der Chef der Behörde Svetoslav Glosov musste zu-rücktreten. Seit Jahresbeginn benötigen Pkw für die Nutzung von Überlandstraßen Vignetten in elektronischer Form; Lastkraft-wagen über 3,5 t sollen künftig mittels Satellitenberwachung pro gefahrenem Kilometer taxiert werden. In den ersten Tagen des Jahres äußerten Kraftfahrer ihren Unmut darü-ber, dass an manchen Grenz-übergangsstellen des Balkan-landes die elektronischen Vig-netten gar nicht zu erwerben waren. Auch gab es Probleme bei der Konvertiertung von gedruckten zu elektronischen Vignetten.

Auf Kritik bulgarischer Medien reagierte Kapsch Travel Solu-tion mit folgender Presseerklä-rung: Man habe der bulgari-schen API am 14. Dezember 2018 ein fertiggestelltes, funk-tionsfähiges und getestetes Mautsystem entsprechend der vertraglichen Vereinbarung übergeben, hieß es darin. Kürzlich berichtete indes das bulgarische Wirtschaftsmaga-zin Kapital unter Berufung auf interne Quellen der API, dass der Ende 2017 zwischen API und Kapsch abgeschlossene Vertrag zur Entwicklung und Installierung des elektroni-schen Mautsystems seit Mitte September 2018 durch einen Annex ergänzt worden sei. Kapsch seien einige vertragli-che Verpflichtungen erlassen, andere wiederum seien modi-fiziert worden. Laut dem Wirt-schaftsmagazin soll Kapsch durch die kurzfristige Vertrags-veränderung rund 20 Millionen bulgarische Lew (ca. zehn Mil-lionen Euro) eingespart haben.

Bulgarien: Streit um das neue Mautsystem

Bei COOL, dem „Cooperativen und Offenen Lernen“, geht es um nicht mehr und nicht weni-ger als eine vollständige Verän-derung der Lernkultur. Dieses innovative pädagogische Kon-zept soll nicht nur Schülern und Lehrern andere Formen des Miteinander ermöglichen, es möchte auch in der Lehr-lingsausbildung neue Wege eröffnen. COOL geht auf eine von den beiden Lehrern Helga Wittwer und Georg Neuhauser bereits im Jahr 1996 gegrün-dete Initiative zurück, aus wel-cher dann ein Schulversuch „Differenziertes Lernen als Inte-grationsfaktor“ an der Bundes-handelsakademie und Bundes-handelsschule in Steyr ent-stand. Diese Initiative war eine Reaktion auf die zuneh-mende Heterogenität in den Klassen. Da dieses Konzept vor allem bei jungen Men-schen im Alter von 14 bis 19 und hier vor allem an be-rufsbildenden höheren Schulen zum Einsatz kommt, berücksichtigt es außerdem die wesentliche Forderung aus der Arbeits-welt nach einer stärkeren Betonung von „Soft Skills“ in der schulischen Ausbildung. Junge Menschen erlernen also all diejenigen Fähigkei-ten, mit denen sie am Ende ihrer Schul- oder Lehrzeit optimal für die Anforderun-gen von „Arbeit 4.0“ gerüstet sind.

COOLe PrinzipienCOOL ist ein pädagogischer Ansatz für mehr Selbständig-keit, Eigenverantwortung und Kooperation und umfasst kein Patentrezept, das überall gleich ist, sondern es wird an jeder Ausbildungsstätte für die dorti-gen Gegebenheiten adaptiert. Der theoretische Hintergrund des Konzepts basiert auf dem sogenannten Dalton Plan, des-sen Grundlage so einfach wie genial ist: Es gibt keinen Fron-talunterricht, sondern kurze Inputphasen, und die Schüler eignen sich ihren Lernstoff in einer vorbereiteten Lernum-gebung selbständig an. Der wichtigste Aspekt des Konzepts sind die angebotenen Wahlfrei-

heiten im Lernprozess, bei-spielsweise in Bezug auf Lern-ort, Sozialform, zeitliche Flexibi-lität oder Schwerpunktthemen.

Eine Win-win-SituationDas Unterrichtskonzept hat für beide Seiten Vorteile, für Schü-ler und für Lehrer. Die Schüler lernen, vernetzt zu denken und in Form eines Klassenrats mit demokratischen Strukturen umzugehen. Sie sammeln Erfahrung damit, konstruktives Feedback zu geben oder zu erhalten und kreative Lösungs-ansätze für bestehende Heraus-forderungen zu suchen. Sie er-lernen außerdem, Verant-wortung für ihr eigenes Lernen zu übernehmen. Die Lehrer wiederum verstehen sich als

Lerncoach und können indivi-duell auf die Bedürfnisse der Schüler eingehen. Unterricht wird nicht mehr einfach abge-halten, er wird gemeinsam gestaltet. Die Lernenden und ihre Lehrpersonen bleiben also in einem ständigen Dialog dar-über, wie Lernen am besten ge-lingen kann, und entwickeln sich dadurch gemeinsam wei-ter. Insgesamt ist es ein Kon-zept, das alle Beteiligten ein-lädt, sich einzubringen. So ent-stehen lernende Organisatio-nen und es verändert sich die Lernkultur.

BerufsausbildungLernen nach dem COOL-Kon-zept ist aber nicht nur für Schü-ler und Lehrer an einer HAK, HTL oder anderen berufsbil-

denden höheren Schulen geeignet. Auch in Unterneh-men, die über eigene Lehrlings-akademien verfügen, kann COOL helfen, den Charakter des Unterrichts grundlegend zu verändern. Denn Auszubil-dende werden nach dem COOL-Konzept dazu befähigt, während ihrer Berufsausbil-dung Kompetenzen zu erwer-ben, mit deren Hilfe sie sich dauerhaft erfolgreich in einer globalisierten Arbeitswelt be-wegen können. Die Ausbilden-den wiederum – und dazu zäh-len nicht nur Ausbilder in den Betrieben und überbetriebli-chen Berufsbildungszentren, sondern auch Lehrer in den Berufsschulen – sind ihrerseits dazu in der Lage, den jungen

Menschen den Erwerb der da-für erforderlichen Kompeten-zen zu ermöglichen. Sie bieten eine Begleitung und Beratung auf hohem fachlichen und päd-agogischen Niveau an. Dafür benötigen sie aber auch ein entsprechendes Training. „Wir beginnen gerade, unser Kon-zept auch in Unternehmen bekannt zu machen“, erzählt Christoph Maurer vom COOL-Impulszentrum in Steyr. „Ge-rade eine Branche, die so sehr von der Digitalisierung profitiert wie die Logistik, braucht in Zeiten des Wandels Mitarbeiter, für die es selbstverständlich ist, reflektiert im Team zu arbeiten, die bereit sind, Verantwortung zu übernehmen, und die eine hohe Problemlösungskom-petenz aufweisen“, so Maurer.

Lernen ist COOLAUSBILDUNG & JUNGE LOGISTIK: Neue Unterrichtskonzepte umfassen nicht nur Wissensinhalte, sondern trainieren ganz besonders die sozialen Fähigkeiten.

Der international tätige Logis-tiker Gebrüder Weiss bietet seine gefragte Dienstleistung Home Delivery ab sofort auch in Rumänien an. Unter dem Produktnamen „GW pro.line home“ werden online bestellte Waren direkt bis zur Haustür der Endverbraucher zugestellt sowie bei Bedarf das Retou-renmanagement übernom-men. Mit diesem Serviceange-bot möchte Gebrüder Weiss vor allem große Versandhänd-ler, Möbelhäuser, Bau- oder Elektronikmärkte ansprechen und diese bei der Belieferung der Endkunden professionell unterstützen. „Der Online-Handel in Rumänien boomt. Allein 2018 ist der Bereich E-Commerce gegenüber dem Vorjahr um 30 Prozent gestie-gen. Als Full-Service-Logis-tiker möchten wir diesen schnell wachsenden B2C-Markt bestmöglich bedienen. Die aktuelle Einführung von ‚GW pro.line home‘ ist ein ent-scheidender Schritt in diese

Richtung“, sagt Viorel Leca, Landesleiter Gebrüder Weiss Rumänien.

Marktführerschaft in ÖsterreichGebrüder Weiss ist im Bereich Home Delivery bereits in mehreren Ländern sehr er-folgreich unterwegs. In Öster-reich hält das Logistikunter-nehmen kontinuierlich die Marktführerschaft. 2018 wur-den dort rund 335.000 Bestel-lungen aus den Bereichen Möbel, Haushalt und Unter-haltungselektronik ausgelie-fert. Das entspricht einer Stei-gerung von rund 20 Prozent im Vorjahresvergleich. Auch in den Nachbarländern Tsche-chien, der Slowakei, Ungarn, Kroatien und Serbien erzielt Gebrüder Weiss mit „GW pro.-line home“ steigende Markt-anteile und kann bereits nam-hafte internationale Versand-händler und Einrichtungs-häuser zu seinem breiten Kundenstamm zählen.

Home Delivery nun auch in Rumänien

HERAUSGEBER Verlag Holzhausen GmbH GESCHÄFTSFÜHRUNG DDr.in Gabriele Ambros VERLEGER Verlag Holzhausen GmbH, A-1110 Wien, Leberstraße 122 CHEFREDAKTION Ing. Bernd Winter, MSc, bernd.winter@verlagholz hausen.at CHEF VOM DIENST Muhamed Beganovic, BA, [email protected] REDAKTION DIESER AUSGABE Anja Kossik; Josef Müller; Frank Stier LEKTORAT Inga Herrmann SALES & MARKETING- LEITUNG Birgit Edlinger ([email protected];

Tel. 740 95-552) INT. SALES MANAGERIN Sabine Mansel ([email protected]; Tel. 740 95 745) SALES & MARKETING Silvija Stevanovic ([email protected]; Tel. 740 95-562) ABOVERWALTUNG [email protected]; Tel. 740 95-466 LAYOUT & PRODUKTION Bohmann Repro-Media und Online GmbH HERSTELLER AV+Astoria Druckzentrum, Faradaygasse 6, 1030 Wien BRIEF ANSCHRIFT Wochenzeitung „Verkehr“, Postfach 167, A-1111 Wien TELEFON, TELEFAX 740 95-0, 740 95-430 ABONNE-MENT JÄHRLICH INLAND EUR 279,90 (40 Nummern, inkl. Porto und Versandspesen) EINZELEXEMPLARE INLAND EUR 7,70 ABONNEMENT JÄHRLICH AUSLAND EUR 334,90 (40 Nummern, inkl. Porto und Versandspesen) EINZELEXEMPLARE AUSLAND EUR 8,90 ZAHL-STELLEN UND BANKVERBINDUNGEN UniCredit Bank Austria AG 653 092 700, IBAN: AT451200000653092700, BIC/SWIFT: BKAUATWW, Österr. Postsparkasse 1732.755. Die Wochenzeitschrift Verkehr ist ein unabhängiges Medium für die gesamte Verkehrswirtschaft und Logistikbranche. FACHBEIRAT DI Andreas Bayer (REWE International Lager- u. TransportgesmbH), Prof. (FH) Dr. Andreas Breinbauer (FH des BFI Wien), DI Alfons Dachs-Wiesinger (Magna Steyr AG & Co KG), KommR. Josefine Deiser (WK OÖ), Ing. Martin Gleiss (SPAR Österreichi-sche Waren handels-AG), Mag. Evelinde Grassegger (BMVIT), Univ.-Prof. Dr. Sebastian Kummer (WU Wien), Mag. Niklas Nitsch (Siemens AG Österreich), Mag. Doris Pulker-Rohrhofer (Hafen Wien), Maximilian Schachinger (Schachinger Logistik Holding GmbH), DI Roman Stiftner (BVL Bundesvereinigung Logistik Österreich), Sylvia Völker, MSc MBA, (Sylvia Völker Consult), Mag. Oliver Wagner (Zentralverband Spedition & Logistik). Nachdruck nur mit ausdrücklicher Genehmigung. Alle Rechte, auch die Übernahme von Bei trägen nach § 44 Abs. 1 und 2 Ur-heberrechtsgesetz, sind vorbehalten. ANMERKUNG ZUR GENDER- FORMULIERUNG Bei allen Bezeich nungen und Formulierungen, die auf Personen bezogen sind, meint die gewählte Formulierung beide Geschlechter, auch wenn aus Gründen der leichteren Lesbarkeit die männ-liche Form verwendet wird. Offenlegung gemäß § 25 Medien gesetz: http://www.verkehr.co.at/impressum/

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Verkehr | 22. März 2019 | Nr. 12 7TRANSPORT & LOGISTIK

Stakeholder-ManagementKARRIERE: Wie bekommt man teilweise widersprüchliche Interessenlagen unter einen Hut?

Jedes Unternehmen trägt eine Verantwortung seinen wirtschaft-lichen Anteilseignern (Sharehol-dern) und auch den Interessen-eignern (Stakeholdern) gegen-über, wobei in diesem Zusam-menhang unter einem Stake-holder jeder Mensch, jede Gruppe oder Organisation zu verstehen ist, der oder die entweder ganz direkt, aber auch indirekt von den Handlungen eines Unternehmens betroffen ist. Dabei hat jedes Unternehmen sowohl interne als auch externe Stakeholder. Bei den externen Stakeholdern lässt sich zwischen marktlichen Anspruchs-eignern, also den Kunden, den Lieferanten, dem Mitbewerb oder den Kapitalgebern, und nicht marktlichen, zu denen beispiels-weise der Staat oder die Medien gerechnet werden, unterschei-den. Führt man sich also all diese verschiedenen Gruppen bildlich vor Augen, deren Interessen auch gern einmal in völlig entgegenge-setzte Richtungen gehen können, dann wird schnell klar, dass einem diese Vielzahl an unterschiedli-chen Ansprüchen das Leben schwer machen kann. Man braucht für die erfolgreiche Um-setzung eines Projekts von An-fang an einen konkreten Plan, um nicht aufgrund von negativer Ein-flussnahme zu scheitern: Die In-teressen und Ansprüche der Sta-keholder wollen „gemanagt“ wer-den.

Kenne deine StakeholderEs ist sinnvoll, sich bereits vorab im Detail mit den Zielen, Wün-schen, Befürchtungen und Argu-menten der beteiligten Interes-sengruppen auseinanderzuset-zen. So vermeidet man, mitten im Projektverlauf von seinem Umfeld auf dem falschen Fuß erwischt zu werden. Nationale und internatio-nale Marktsituationen, Kunden-wünsche, Mitarbeiterbefürchtun-gen, Eigeninteressen von Ma-nagementkollegen, gesetzliche Rahmenbedingungen und wirt-schaftliche Zielvorgaben von Ka-pitalgebern – all das und noch viel mehr will berücksichtigt wer-den. Wer ist also von diesem Vor-haben direkt oder indirekt betrof-fen oder sogar daran beteiligt? Wer davon ist für mich überhaupt relevant und hat tatsächlich wesentlichen Einfluss auf die Um-setzung? Und wie steht dieser relevante Stakeholder dem Vor-haben gegenüber? Wer sind die Befürworter, die Gegner und wer bleibt neutral? Natürlich ist eine derartige Analyse mit zeitlichem Aufwand und Arbeit verbunden. Der Prozess hilft jedoch dem Pro-jektteam, das relevante Projekt-umfeld so gut kennenzulernen, dass böse Überraschungen zu einem späteren Zeitpunkt vermie-den oder bereits im Vorfeld Hand-lungsoptionen entwickelt werden.

Integriere die StakeholderEs existieren unterschiedliche We- ge, um Interesseneigner mit ins Boot zu holen. Das wichtigste Tool dabei ist eine offene Kom-munikation und ein guter Infor-mationsfluss. Nichts vermeidet Unsicherheiten und Ängste effek-

tiver, als einfach über das Ziel und die Prozessschritte Bescheid zu wissen. Stakeholder, die einen wesentlichen Einfluss auf das Vor-haben ausüben können, müssen intensiver eingebunden werden. So kann es wichtig sein, sich bei strategischen Fragen ein Feed-

back einzuholen, bestimmte Gruppen zur Zusammenarbeit einzuladen oder eine strategische Partnerschaft einzugehen, um ei-nen gemeinsamen Weg zu entwi-ckeln. Tatsache ist: Stakeholder-Management ist auch eine Füh-rungsaufgabe. Denn egal ob es

sich um ein überschaubares Pro-jekt, ein neues strategisches Un-ternehmenskonzept, um einen Großkonzern oder ein KMU han-delt – für die erfolgreiche Umset-zung solcher Ziele ist es notwen-dig, unterschiedliche Ansprüche und Interessen auszubalancieren.

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Topspeakers AuswahlThomas Arnoldner, Telekom Austria • Brigitte Bierlein, Verfassungsgerichtshof Österreich • Holger Bingmann, BGA Deutschland • Marco Hennis, Königreich Niederlande • Anne Lange, Université Luxembourg • Christoph Matschke, REWE International • Karl May, BMW GROUP • Günther Ofner, Flughafen Wien

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AMERICAN AIRLINES CARGO IST KUNDE VON JETTAINER Jettainer begrüßt American Air-lines Cargo als Kunden für seinen Service „Cool Management“. Nach einem erfolgreichen Testlauf wird die gesamte Flotte Kühlcontainer von American Airlines Cargo von Jettainers Cool Center of Excel-lence in Abu Dhabi gesteuert. Der „Cool Management“-Service bein-haltet sowohl Einmietung, Steue-rung und Positionierung als auch das Monitoring. Der Service ver-ringert Kosten, die beispielsweise durch Positionierung oder Über-kapazitäten entstehen können.

DHL EXPRESS BEKOMMT EINEN NEUEN CEO DHL Express hat Alberto Nobis zum neuen CEO für Europa ernannt und damit den Weg für seine Rückkehr ins Global Management Board von DHL Express geebnet. Nobis war von 2009 bis 2012 bereits Global-CFO von DHL Express, bevor er 2013 zum Länderchef seines Heimat-landes Italien ernannt wurde. In seiner Rolle als CEO DHL Express Italien leistete er einen wichtigen Beitrag zur erfolgreichen Wachs-tumsstrategie der Division im italienischen Markt.

SEGRO VERMIETET 3.200 M2 AN DIE JÄGER GROUP Segro hat knapp 3.200 m2 Logistikflächen im CityPark Köln an die Jäger Group vermietet. Die Jäger Group war zuvor in Ravensburg ansässig und ist auf die Vermietung und den Verkauf von Veranstaltungstechnik spe-zialisiert. Sie wird die neuen Flächen beziehen, sobald die behördliche Nutzungsgenehmi-gung vorliegt. Die angemieteten Flächen setzen sich aus 2.750 m2 Hallen-, 350 m2 Büro- und 100 m2 Lagermezzanin-fläche zusammen.

Christian Spendel, GF Petschl Transporte:

Die Politik sollte ein klares Bekenntnis zum Verkehrs­träger Straße ablegen. Ganz Europa weiß, dass eine florie­rende Wirtschaft zum Groß­teil von der Leistungsfähigkeit und Flexibilität des Lkw ab­hängt. Jeder, der das Gegen­teil behauptet, lügt. In der Öffentlichkeit wird über uns aber überwiegend negativ berichtet; gleichzeitig werden die Bahn und die Wasser­wege als die Heilsbringer ge­huldigt. Warum versteckt sich die Politik hinter ihrer Schein­heiligkeit, wenn es um ein klares Bekenntnis zum Stra­ßengüterverkehr geht? Die Entbürokratisierung ist ein erklärtes Ziel unserer Bundes­regierung. Auf EU­Ebene geht es aber in die andere Rich­tung: noch mehr Beschrän­kungen und Spezialregelun­gen für Bereiche, die wir nicht als regelungsbedürftig ange­sehen haben.

wünsche an die politik

Wussten Sie, dass ...... die Zahl der zugelassenen Elektroautos in Österreich deutlich am Steigen ist?

Die Elektromobilität stellt die effiziente und nachhaltige Zukunft im Verkehr dar – denn sie bringt neben ökologischen auch ökonomische Vorteile. Und sie wird von der Bevöl-

kerung immer besser aufgenommen. 2017 waren 14.618 rein elek-trisch betriebene Pkw auf Österreichs Straßen unterwegs, bis Dezember 2018 bereits 20.831, mit Ende Jänner 2019 sind 507 Fahr-zeuge hinzugekommen – um 26,4 Prozent mehr als im Vergleichs-zeitraum 2018. Das geht aus den Zahlen des Bundesverbands Elektro mobilität Österreich (BEÖ), der sich wiederum auf Zahlen der Sta tistik Austria beruft, hervor. Mit der Steigerung der E-Mobilität verdichtet sich auch das öffentliche Ladenetz. Es umfasst derzeit rund 5.000 öffentliche Ladeanschlüsse zwischen Wien und Bregenz.

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DAXSEC.TRANSP.+LOG.TR............................................................................................................................ 0,40% äSTOXX Eastern Europe 300 Industrial Goods & Services, EUR (Net Return) .................................0,51% äSTOXX Europe 600, EUR (Price) ................................................................................................................. 0,68% äSTOXX Europe 600 Industrial Goods & Services, EUR (Gross Return) ............................................0,67% äSTOXX Europe Total Market Industrial Transportation, EUR (Net Return).................................... 0,93% äWBI.......................................................................................................................................................................0,12% ä

WBI(Wiener Börsen Index)

3-Monatsverlauf

© TeleTrader.com

Werte von 12.03. bis 18.03.2019

AKTUELLE BÖRSENINDIZES

Verkehr | 22. März 2019 | Nr. 128 PANOPTIKUM

Die Int. Wochenzeitung Verkehr ist offizieller

Multiplikator von:

Das Aussenwirtschaftscenter Istanbul der Wirtschafts-kammer Österreich lud ver-gangene Woche österreichi-sche Logistikunternehmen zu einem Austria-Showcase nach Istanbul ein, und sechs heimi-sche Unternehmen sowie die Int. Wochenzeitung Verkehr folgten dieser Einladung. Österreichische und türkische Logistikdienstleister zusam-menzuführen und Besuche bei mehreren türkischen Dienst-leistern waren die Intention dieser Veranstaltung. Im re-präsentativen österreichischen Generalkonsulat in Istanbul präsentierten sich die teil-nehmenden österreichischen Firmen vor 120 türkischen Verladern und Logistikern. Georg Krenn, der stellver-tretende österreichische Wirt-schaftsdelegierte in Istanbul, stellte in diesem Rahmen die Marke „Austrian Logistics“ vor, hinter der eine Branche mit

11.000 Unternehmen, 160.000 Mitarbeitern und einem Um-satz von 33,6 Milliarden Euro stehen. In der Türkei gibt es seit 1986 den Speditions- und Logistikverband UTIKAD, der die Interessen von 457 Firmen mit 82.000 Mitarbeitern reprä-sentiert und einen Umsatz von 5 Milliarden US-Dollar erzielt, wie UTIKAD-Präsident Emre Eldener erklärte. Die türkische Logistikwirtschaft mit einem Marktwert von 372 Milliarden Türkischen Lira trägt 12 Pro-zent zum türkischen BIP bei. Der Lkw dominiert den türki-schen Transportmarkt, was an der bulgarisch-türkischen Grenze sichtbar wird, wo Lkw in bis zu 12 km langen Schlan-gen oft mehrere Tage auf die Einreise nach EU-Europa war-ten müssen. Das hängt mit der starken Exporttätigkeit der Türkei zusammen, aber auch mit der akribischen Zollabfer-tigung der Bulgaren in die EU.

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TS Austria-Showcase in Istanbul mit

Fokus auf der Logistik in der Türkei

Beim Austria-Showcase in Istanbul betonte Georg Krenn die guten Wirtschaftsbeziehungen zwischen Österreich und der Türkei, die ohne professionelle Logistik im Hintergrund nicht so wären, wie sie heute sind.

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INE Bauma 2019

8. bis 14. April 2019 / München Veranstalter: Messe München

35. BVL Logistik Dialog 11. bis 12. April 2019 / Wien Veranstalter: BVL

TransRussia 2019 15. bis 17. April 2019 / Moskau Veranstalter: ITE Group

DACH-Kongress: Wachsende Verkehrsströme 25. bis 26. April 2019 / Bregenz Veranstalter: ÖVG

6. Europäische KEP-Tage – iKEP 17. bis 18. Mai 2019 / Frankfurt Veranstalter: KEP-together

Alle Termine: www.verkehr.co.at/termine

DER RED

AKTIO

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Ausgabe VK 13 (29.03.2019)„TOP-KEP-DIENSTLEISTER“

• Titel: Strenge Kontrollen der Ladungssicherung ab Mai!

• Wie geht es den KEP-Dienstleistern mit dem stei-genden Paketaufkommen?

• Interview: Dieter Zillmann,

Hermes Österreich

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