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Inhalt 2 : news 3 : fanzines 5 : comics 7: deutscher sf-film 12: district 9 13: film-musa 14: rezensionen 20 : conkalender & impressum Nr. 244 – Oktober 2009 Der Herbst ist da... ... und das bedeutet, daß nicht nur die Blätter fallen, sondern auch die Buchmesse in Frankfurt am Main vor der Tür steht. In Folge präsentiert sich diese Ausgabe sehr bibliophil. Wir wünschen viel Spaß! Liebe Grüße, Florian Breitsameter Breitsameter/FO244/editorial Material für Ausgabe 245 an: Olaf Funke, Naupliastraße 7, 81547 München Email: [email protected] Redaktionsschluß für die Aus- gabe 245 ist der 15. Oktober 2009! www.fandomobserver.de

Nr. 2244 –– OOktober 22009 Breitsameter/FO244/editorial · René Moreau, Schillingstraße 259, 52355 Düren () ... Die Beiträge von Doc Hector kenne ich persönlich schon, aber

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Inhalt2 : news 3 : fanzines5 : comics 7: deutscher sf-film12: district 9 13: film-musa14: rezensionen20 : conkalender & impressum

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Der Herbst ist da...

... und das bedeutet, daß nicht nur dieBlätter fallen, sondern auch die Buchmessein Frankfurt am Main vor der Tür steht.

In Folge präsentiert sich diese Ausgabesehr bibliophil. Wir wünschen viel Spaß!

Liebe Grüße,Florian Breitsameter

Breitsameter/FO244/editorial

Material für Ausgabe 245 an:

Olaf Funke, Naupliastraße 7,81547 MünchenEmail: [email protected]

Redaktionsschluß für die Aus-gabe 245 ist der 15. Oktober2009!

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2 FO 244 · 10/2009

Breitsametär/FO244/news

Und übrigens nochwas… Die »Per Anhalter durch die Galaxis«-Reihegeht weiter: Am 22. Oktober 2009erscheint »Und übrigens noch was...« vonEoin Colfer.

Douglas Adams, Autor der Kultserie »PerAnhalter durch die Galaxis«, hatte immervor, einen weiteren Band seiner legendären»Trilogie in fünf Teilen« zu schreiben. Einer-seits, weil der fünfte Band etwas unver-söhnlich endet, andererseits auch schlicht,»weil sechs eine bessere Zahl ist als fünf«.Auf ausdrücklichen Wunsch der Adams-Erben hat sich nun der irische Bestsellerau-tor Eoin Colfer diese Aufgabe angenommen:»Es ist eine echte Herausforderung, sichschreibend in einem fremden Universum zubewegen. Aber ich genieße es.« Am 22.Oktober 2009 erscheint »Und übrigens nochwas...« - nach dem weltweit großen Erfolgseiner Jugendbuchreihe »Artemis Fowl« daserste Buch für erwachsene Leser von EoinColfer.

Vogonen, depressive Androiden und einschizophrener Präsident: Mit der Bücherse-rie »Per Anhalter durch die Galaxis« schriebDouglas Adams Science-Fiction-Geschichte.Alle fünf Bücher sind ohne Unterbrechunglieferbar, weltweit wurden bislang über 20Millionen Exemplare verkauft. DouglasAdams wurde in Cambridge geboren, mitseiner Frau und Tochter lebte er in Islingtonbei London, bevor er ins kalifornische SantaBarbara übersiedelte, wo er 2001 überra-schend starb. 2005 kam die lang erwarteteKinoversion von »Per Anhalter durch dieGalaxis« auf die große Leinwand.

In »Und übrigens noch was...« (Originalti-tel »And Another Thing...«) bekommen wir esunter anderem mit arbeitslosen Göttern zutun, abtrünnigen galaktischen Präsidenten,verliebten grünen Aliens, lästigen Compu-tern und einer ziemlich großen ScheibeKäse.

»Und übrigens noch was...« (Originaltitel»And Another Thing...«)Aus dem Englischen von Gunnar KwisinskiGebundenes Buch mit Schutzumschlag, 416Seiten, 19,95

Im Herbst 2009 wird Eoin Colfer zusammenmit seinem Freund, dem Schauspieler PeterLohmeyer, auf Lesereise gehen: 10. Novem-ber Bonn, 11. November Hamburg. 12.November Berlin, 13. November Wien.

Quelle: Heyne

SZ: Junge Biblio-thek FantasyMit seiner neuen Fantasy-Reihe präsentiertdie »Süddeutsche Zeitung Junge Bibliothek«10 phantastische Lese-Abenteuer für jungeLeser. Autoren wie Wolfgang Hohlbein, NinaBlazon oder Antonia Michaelis erzählenvom Kampf gegen den ewigen Winter inMidgard, vom Wettlauf mit der Zeit und dengefährlichen Fluchträgern und von einerReise mit einem winzigen Seefahrervolk aufder Suche nach dem geheimnisvollen 12.Kontinent.

Die Titel wurden von der Kinder- undJugendbuchredaktion der SüddeutschenZeitung ausgewählt und erscheinen liebe-voll ausgestattet im Hardcover mit Lese-bändchen. Für Jungen und Mädchen von 10bis 12 Jahren.

»Midgard« von Wolfgang Hohlbein & HeikeHohlbein»Das Geheimnis des 12. Kontinents« vonAntonia Michaelis»Im Bann des Fluchträgers« von Nina Blazon»Der Sohn des Zauberers« von StephenElboz»Im Kreis des Feuers« von Marianne Curley»Der Kampf um die Nachtkristalle« von BentJakobsen»Der schwarze Mond« von Gabriele Beyer-lein»Das magische Licht« von Gabrielle Alioth»Im Schattenwald« von Matt Haig»Die Meute der Morrigan« von Pat O'Shea

Quelle: SF-Fan.de

Anathem bei Man-hattan

Im Januar 2010 erscheint Neil Stephen-sons für den HUGO nominierter Roman»Anathem« bei Manhattan als gebundeneAusgabe mit einem Umfang von über1000 Seiten (ISBN: 978-3-442-54660-2).

Der Planet Arbre im Jahr 3689. Seit sei-nem achten Lebensjahr lebt Erasmas,genannt Raz, im Konzent Saunt Edhar, einerklosterähnlichen Gemeinschaft von Wissen-schaftlern, Philosophen und Mathematikern.Die Aufgabe dieser Gemeinschaft ist es, hin-ter den jahrtausendealten Mauern Wissenzu bewahren und es vor den schädlichenEinflüssen der säkularen Welt zu beschüt-zen. Denn während das Leben im Konzentnach strengen Ritualen und uralten Traditio-nen verläuft, so ist die Geschichte jenseitsdieser abgeschlossenen Welt durch Chaosund Veränderung geprägt: Auf Blütezeitenfolgten Zusammenbrüche, auf finsteres Mit-telalter Erneuerung; Kriege und Klimawan-del zerstörten die bestehende Ordnung.

Als Raz mit 18 seine erste Apert bevor-steht – eine Woche, in der beide Welten inKontakt treten und Austausch pflegen –bereitet er sich mit seinen Mitschwesternund -brüdern darauf vor, den Konzent zuverlassen und sich in die säkulare Welt vor-zuwagen. Aber dort muss er entdecken,dass außerarbrische Kräfte den Planetenbedrohen. Und mit einem Mal lastet einehohe Verantwortung auf Raz’ Schultern,denn er wird für die schwierige Aufgabeauserwählt, die Zerstörung des Planeten zuverhindern …

WeltraumkriegerIm November 2009 erscheint die bereitsseit einiger Zeit angekündigte erste deut-sche Military-SF-Anthologie »Weltraum-krieger« im Atlantis-Verlag.

Die Herausgeber Dirk van den Boom undOliver Naujoks haben neun Kurzgeschichtenausgewählt, ergänzt wird der Band, für denOliver Naujoks das Vorwort schrieb, durcheine überarbeitete Fassung von Dirk vanden Booms Artikel »Aliens in Schützengrä-ben: Einordnung und Bewertung von Mili-tary SF«.Enthaltene Geschichten:"Erstkontakt" von Wolfgang Hohlbein"Entscheidung schwarz" von Armin Rößler"Grünes Feuer" von Sylke Brandt"Reelle Chance" von Sharon Lee & SteveMiller"Die Gänse des Kapitols" von Frank W. Hau-bold"Grenzpatrouille" von Achim Hiltrop"Der längste Weg der Welt" von Thomas R. P.Mielke"Ashkar Vier, Schlamm" von Uwe Post"Eine Frage der Ehre" von Michael McCollum

Quelle: DvdB

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EXODUS 25René Moreau, Schillingstraße 259, 52355Düren (www.exodusmagazin.de)100 Seiten - A4 - teilweise farbigCover: Crossvalley SmithPreis inkl. Versandkosten: 9,90 +2er-Abo: 19,- +

Das Jubiläum ist geschafft. Obwohl erst alsseparater Sonderband gedacht, erscheintder Themenband „Die neuen Menschen“nun als Jubi-Exodus Nummer 25.

Qualität herauszugeben bedeutet Arbeitund finanzielles Risiko, letzteres leiderbesonders auf dem Gebiet der SF-Kurzge-schichte, ist es doch für etliche Leser einwohl nicht zu überwindendes geistiges Hin-dernis, sich nach einigen Seiten auf eineneue Handlung einzustellen. Da wühlt mansich lieber durch einen Wälzer, der ca. eineWoche lang nicht zu sehr die Hirnzellenbeansprucht. Kostendeckung ist zwar gera-de so zu erreichen, aber die nunmehr dreiHerausgeber machen jedenfalls lobenswer-terweise und unverzagt weiter. Allerdingswird der Erscheinungsmodus geändert. Ein-bis zweimal jährlich jeweils nach Fertigstel-lung.

Lohnenswert ist die Anschaffung jeden-falls mal wieder. Der Freund gut gemachterStorys findet allerlei Schmanckerl. Und auchdie Grafik kommt nicht zu kurz. Neben denIllus zusätzlich - statt des diesmal leider feh-lenden Künstlerportraits in der Heftmitte -

mit vier Farbseiten zum Thema. Nicht sogelungen ist allerdings die Auswahl des vomFarbumfangs her sehr dunklen Coverbildes.Da versinkt im Druck zu viel im Schwarz.

Für Exodus 26 ist ein künstlerischer The-menschwerpunkt geplant. Die Autoren sindaufgerufen, sich von den Werken HelmutWenskes inspirieren zu lassen. Das wird mitSicherheit interessant werden. Die Planungsoll bereits weit gediehen sein.

Zugreifen!Oder besser noch: Gleich ein Abo absch-

ließen.

SCIENCE FICTION OKULAR 265Offizielle Vereinszeitschrift des SF-ClubNRW (www.sfokular.de)Kontakt: SF-Club NRW c/o Irma Leu, Berli-ner Str. 206, 45144 EssenRedaktion: Sandra Vockenberg ([email protected]),Irma [email protected] Seiten – A4 –1,5 + (incl. Porto)

Nach einigen Mona-ten Pause mal wiederein Lebenszeichender Stammtischler.Der Schwung scheintdie Runde etwas ver-lassen zu haben.

Die noch aktivenTeilnehmer machtenderweil einen Ausflugzum Gasometer inOberhausen, in demzurzeit die interes-sante Ausstellung„Sternstunden –Wunder des Sonnen-systems“ gebotenwird. Für demnächstist ein Abstecher zu„Monster & Mythen“im Neandertal-Muse-um in Mettmanngeplant. Terminab-sprache per eMail.(Wer also noch mitmöchte ;-) Einfachmal nachfragen . . .)

Bei den Treffen

plauderte man über „40 Jahre Mondlan-dung“ und über den 2. Teil der Trilogie „Dergoldene Kompass“. Damit ist das Okularauch schon fast gefüllt. Leider bekommendie beiden Redakteurinnen immer wenigerBeiträge, da die Mitglieder auch immer trä-ger werden.

Nun gut, dass Okular ist ohnehin mehrfür die Teilnehmer der Stammische gedacht,da ist es nicht ganz so tragisch, wenn esunregelmäßig erscheint.

Für September wird Natascha Schlütermit dem Thema „Reality-Check – über SF-Filme und deren Verwirklichung“ angekün-digt.

3FO 244 · 10/2009

Breitsameter/FO244/fanzines/smiley

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INTRAVENÖS 186Redaktion: Ernestine Gohr, Diltheystr. 7,65203 Wiesbaden(www.atlan-club-deutschland.de)Cover: Gurney48 Seiten – A5

Elvira sorgt mal wieder dafür, dass der alteArkonide den gebührenden Platz im Zineerhält. Nicht nur mit ihrem Loc, sondernauch mit einem provokanten Artikel, der derFrage nachgeht, ob es gar ein „Atlan-Syn-drom“ gibt. Gibt es! Soll aber völlig unge-fährlich für die Betroffenen sein.

In den Locs erfährt man mal wieder, wasdie Klubmitglieder so umtreibt, wenn sienicht gerade dem Atlan-Kult frönen.

Rüdiger auf Betriebsausflug im Kanu aufder wilden Wupper. Olafs Erst-kontakt mit dem Grauen in derParallelwelt der Privat-TV-Sender.Ernestine weiß immer nochnicht, ob ihre beiden PapageienKastor und Pollux auch wirklichMännlein sind.

Neben den bewährtenBeiträgen zu Wissen, das manbraucht oder auch nicht, erfährtder Atlan-Fan auch etwas überVeröffentlichungen aus demNicht-SF-Bereich. Die Redakteu-rin las „Jesus liebt mich“ (einhumoristischer Roman ;-)) vonDavid Safier und „Die Nachtgän-ger“ von Ivo Stourton.

Bilder vom diesjährigen ACD-Con kann man sich hieranschauen:http://picasaweb.google.de/Dar-klordchen/ACDCon2009Bericht

EXTERRA 25 - SFC-Universumwww.sfcu.deRedakteur/Bezugsadresse: Wolfgang Höfs,Eichhaldestraße 3, 72574 Bad UrachMail: versand(at)sfcu(dot)de60 Seiten – A4 – 2,- + (zzgl. Porto 0,85 +)

Dem Vorwort des Redakteurs zu entneh-men, ist es seit dem letzten Exterra schoneine Weile her. Materialmangel halt.

Wie beim im PR-Bereich (Jahrbuch, Zeit-raffer . . .) sehr aktiven Klub zu erwarten,dreht sich fast alles um Perry: Warum PR-Action eingestellt wurde, der Garching-Con,Jubiläumsband 2500 . . .

Die Beiträge von Doc Hector kenne ichpersönlich schon, aber da ja nicht jederauch noch in die SFCD-Publikationen rein-schauen dürfte, macht das nichts.

"Erinnerungen an die 80er Jahre" vonFelix Schröder dürfte ruhig etwas ausführli-cher sein. Ich mag solche Rückblicke. Undauch sein Artikel "Dampf, Strom, Öl - undwie geht es zu den Sternen?", der sich mitder Frage beschäftigt, woher und wieeigentlich der Energiebedarf gedeckt werdenkönnte, der für eine erschwingliche Fahrt zuden Sternen nötig ist, ist interessant. DieMystery-Story „Die Stimme aus dem Jen-seits“ von Jürgen Kohlschmidt fängt gut an,auf den zweiten Teil muss man dann aberbis irgendwann mal warten, wenn es mitdem nächsten Exterra auch wieder etwaslänger dauert. Für den Autor jetzt nicht sooptimal.

Bis nächsten Monat.Smiley

4 FO 244 · 10/2009

Breitsameter/FO244/zines/breitsameter

SF-StammtischeAschaffenburg SF-Stammtisch jd. letzten Freitag i. M., 20Uhr; "Zur Löwengrube", Schneebergstraße9 Karl E. Aulbach, (0 60 92) 77 36;[email protected]

Bad Homburg SF-Stammtisch jd. 1. Samstag i.M. ab 19Uhr, Ristorante "Al Capone", HomburgerStrasse 17, Bad Homburg/Ober Erlenbach.Info: Mathias Kubens, (0 60 36) 98 02 [email protected]

BerlinSF-Stammtisch (SFCB) jd. 4. Freitag i. M.,19 Uhr, "Zum Igel", Sieglindestraße 10,Berlin Friedenau (Nähe U- und S-BahnhofBundes- platz), Markus Luther, (0 30) 792 27 55

BerlinSFC Andymon jd. 2. Donnerstag im M., 18Uhr 30, Kulturbund e.V., Ernststraße 14-16, 12437 Berlin-Treptow Ralf Neukirchen,Tel. (030) 2 75 27 21

Braunschweig, SF-Stammtisch jd. 1. Montag i.M., 20 Uhr,"Biergarten Tiger Pub", Wilhelm-Bode-Str.33; www.perrys-video-club.de

DarmstadtSF-Treff Darmstadt jeden 1. Samstag i.M.ab 18 Uhr im Clubraum der Gaststätte"Stadt Budapest", Heimstättenweg 140,64295 Darmstadt -(Heimstättensiedlung).Info: Roger Murmann (0 60 71) 38 71 8,[email protected]

DortmundSF-Stammtisch jeden 2. Freitag i.M. ab 18Uhr im Clubraum der Gaststätte "Am Rich-terbusch", Nortkirchenstraße 10, 44263Dortmund-Hörde Info:[email protected]

Dresden PR-Stammtisch alle 14 Tage, Haus derVolkssolidarität (nahe Dreikönigskircheneben der Pizzeria), 18 Uhr. Uwe Schill-bach [email protected]

DüsseldorfSF-Treff jeden 3. Samstag i.M. ab 16 Uhrin der Gaststätte "Beim Franz" Gerreshei-mer Str. 19, 40211 Düsseldorfwww.sfokular.de

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Comics im September 2009

Der Schimpansenkomplex, 3 Bände

Text und Storyboard: Richard MarazanoZeichnungen: Jean-Michel PonzioÜbersetzung: Tanja KrämlingVerlag: Splitter

Im Jahr 2035 stürzt eine Weltraumkapsel inden Indischen Ozean. Bei der Bergung stelltsich heraus, daß es sich um die vor 65 Jah-ren gestartete Kapsel der Apollo-XI-Missionhandelt, und an Bord befinden sich die bei-den Astronauten Neil Armstrong und BuzzAldrin. Obwohl, wie allgemein bekannt,diese beiden zusammen mit Michael Collinsvon ihrer erfolgreichen Mondmission zurErde zurückgekehrt sind. Um dieses Rätselaufzuklären, wird die NASA-AstronautinHelen Freeman vom Militär als Expertin hin-zugezogen.

Das sind die Voraussetzungen, ausdenen die beiden Autoren Richard Maraza-no und Jean-Michel Ponzio ihre SF-Geschichte gestrickt haben. Um dasGeheimnis dieser beiden Rückkehrer aufzu-klären wird eine Mission zum Mond aus-gerüstet, bei der Helen Freeman als Kom-mandantin mitfliegen soll und das, obwohlsie ihrer Tochter Sofia versprochen hatte, niewieder ins All zu fliegen. Dieser Konflikt istneben den Geschehnissen auf dem Mondund später auf dem Mars die zweite wichti-ge Handlungsebene dieser Geschichte, inder Sofia sich von ihrer Mutter immer wiederim Stich gelassen fühlt, da dieser ihre Karrie-re in der NASA und ihre Missionen wichtigersind als ihre Tochter. Als Prellbock zwischen

5FO 244 · 10/2009

Breitsameter/FO244/comics/funke

Com

ics

Spartenredaktion Comics:

Olaf FunkeNaupliastraße 781547 MünchenEmail: [email protected]

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den beiden muss ein ranghoher NASA-Funk-tionär fungieren, der versucht, sich währendHelens Abwesenheit um Sofia zu kümmern.

Während der Lektüre dieser drei Bändefühlt man sich sehr stark an Filme wie "2001– Odyssee im Weltraum" erinnert, denn inbeiden ist die Auflösung der Geschichteunwichtiger als der Weg dorthin und wirdmehr oder weniger der Interpretation desLesers bzw. Zuschauers überlassen. So auchin diesem Comic, denn zwar wird im Laufeder Geschichte ein Lösungsansatz angebo-ten, der auf der Heisenbergschen Unschärfe-relation basiert, die besagt, daß man dieexakte Position eines Elementarteilchens zueinem bestimmten Zeitpunkt nicht exaktfestlegen kann, aber das war es dann auchschon als Erklärung. Bis zum Ende wird nichtwirklich geklärt, wie es sein kann, daß diebeiden Astronauten, aber nicht nur sie, min-destens zweimal existieren. Auf der Streckebleibt leider dabei die Geschlossenheit derGeschichte. Man kann den Autoren sichermit einiger Berechtigung vorwerfen, sich voreiner konkreten Lösung ihrer Geschichtegedrückt zu haben. Aber das war wohl niedie Absicht der beiden Autoren. Viel wichti-ger war es ihnen, durch ihre Geschichte dasRätselhafte und Mysteriöse des Weltraumszu betonen und einen Sinn dafür im Leserzu erwecken. Eine konkrete Lösung hättedieses Wunder zerstört und reine Naturwis-senschaft hinterlassen.

Größere Probleme als die Geschichtehaben mir die Bilder des Comics bereitet.Die Autoren haben für ihren Comic eineMischung aus 3D-Modellen, übertuschtenFotos und reinen Tuschezeichnungen ver-wendet, deren Ergebnis ziemlich gemischtist. Während die Raumschiffmodelle sehr gutaussehen, sind die Gesichter der Personenteilweise sehr übertrieben geraten, beson-ders, wenn starke Emotionen gezeigt wer-den. Die Gesichter wirken durch aufgerisse-ne Augen oder offene Münder der fotogra-fierten Vorlagen so extrem, daß es beimLesen mehr irritiert, als daß es dem Leserdie Gefühle der Person in diesem Momentvermittelt. Teilweise sieht man den Tusche-zeichnungen zu sehr an, daß Fotos als Vor-lagen gedient haben, und man hat eher dasGefühl, einen Foto-Roman zu lesen alseinen Comic. Es gibt sicher Comicleser, diediesen realistischen Stil klasse finden, ichpersönlich ziehe da einen mehr "zeichneri-schen" Stil vor.

Trotz dieser Schwächen bleibt unter demStrich ein interessanter Comic, der demLeser, der keine sich selbst erklärendeGeschichte erwartet, viel Vergnügen bereitenkann.

Sandman präsentiert: Thessaly, dieHexe lässt das Morden nicht

Autor: Bill WillinghamZeichner: Shawn McManusÜbersetzung: Gerlinde AlthoffVerlag: Vertigo, Panini

Bei "Sandman" tauchte die letzte der thes-salischen Hexen das erste Mal in "Sandman5: Über die See zum Himmel" auf, leidererfuhr man dort nicht allzu viel über dieseDame, die trotz ihres Alters von mehrerentausend Jahren bemerkenswert gut aus-sieht, am liebsten Kräutertee trinkt und beiihren Ritualen Häschenpuschen trägt. BillWillingham, den man vor allem durch seineReihe "Fables" kennt, erzählt in acht Heftennun mehr aus dem Leben von Thessaly, dieersten vier wurden in diesem jetzt vorliegen-dem Band zusammengefasst.

Ein geisterhafter Killer ist hinter der Hexeher, logisch, daß diese etwas dagegen hatund den Spieß herumdreht. Ab jetzt sind dieAuftraggeber des Killers die Verfolgten undhaben dementsprechend ziemlich wenig zulachen, da die gute Hexe nicht so lange

überlebt hat, weil sie ihre Feinde am Lebengelassen hat. Um eines vorweg zu nehmen,wer nach der ersten Bekanntschaft mitThessaly beim Sandman nun erwartet, hiereiniges aus ihrer Vergangenheit mit demHerrn der Träume zu erfahren, wird ent-täuscht werden. Willingham erzählt vielmehrzusammen mit Shawn McManus, derbereits zusammen mit Neil Gaiman am"Sandman" gearbeitet hat, eine eigenständi-ge Geschichte, der man auch problemlosfolgen kann, ohne die Sandman-Erzählun-gen zu kennen. Dabei ist den beiden einesehr unterhaltsame Geschichte mit der nöti-gen Portion schwarzen Humors gelungen,die in vielen Belangen an Willinghamsgroßen Erfolg "Fables" erinnert.

Und das ist der große Schwachpunkt die-ses Comics. Zu keinem Zeitpunkt hat manhier das Gefühl, einen Sandman-Comic zulesen, denn auch wenn diese Geschichtevon 2002 stammt, also vor "Fables" enstan-den ist, erinnert fast alles vom Erzählstilüber die Anleihen aus allen möglichenSagen und Märchen bis zu den Zeichnun-gen an diese Serie. Wer "Fables" mag, wirdsich sicher nicht daran stören und dieseGeschichte mit sehr viel Spaß lesen, weraber mehr eine am "Sandman" orientierteGeschichte erwartet hat, wird wohl ziemlichenttäuscht sein, denn viel erinnert in diesemComic nicht an Gaimans wichtigste Comicfi-gur.

Das ändert aber nichts daran, daß Wil-lingham hier eine extrem unterhaltsameGeschichte abgeliefert hat, die man durch-aus als Fingerübung für "Fables" ansehenkann. Und den zweiten Band mit denabschließenden vier Heften kann man sichguten Gewissens schon mal vormerken.

6 FO 244 · 10/2009

Breitsameter/FO244/comics/funke

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Dies ist der letzte Teil meiner kleinen Artikel-reihe, die in FO 241 mit "Science Fiction imdeutschen Stummfilm" begann. Am Anfangstand die Feststellung, dass es ein Genre"deutscher SF-Film" eigentlich gar nicht gibt.Es wurde nach Ursachen gesucht (z.B.Abbruch von Traditionen durch die Nazi-Zeit), und es wurden viele einzelne deut-sche Filme aufgesucht, die dennoch demGenre SF zugerechnet werden können. Undes wurde nach Gemeinsamkeiten gesucht:Führt z.B. eine Traditionslinie von WUNDERDER SCHÖPFUNG über FRAU IM MOND undWELTRAUMSCHIFF I STARTET zu den Welt-raumfilmen der DEFA in der DDR und derWeltraumserie RAUMPATROUILLE in der Bun-desrepublik?

Wenn man von Science Fiction im Filmder Bundesrepublik spricht, dann kommtman nicht umhin festzustellen, dass dererfolgreichste dieser Filme Michael "Bully"Herbigs Klamaukfilm (T)RAUMSCHIFF SUR-PRISE – PERIODE 1 (2003/04) war, der zueiner Zeit entstand, als das Genre ScienceFiction längst im internationalen Blockbu-ster-Kino angekommen war. Aber genaudieser Film zeigt deutlich das Problem desGenres SF in Deutschland: Schon in seinemTitel wird deutlich, dass hier amerikanischeVorbilder parodiert werden, nämlich STARTREK und STAR WARS, nicht etwa deutschewie RAUMPATROUILLE oder – das wäre klas-se gewesen! – DIE MÄDCHEN AUS DEMWELTRAUM. Das haben Oliver Kakofe & Co.besser gemacht mit ihrem erfolgreichenRückgriff auf die deutsche Edgar-Wallace-Kri-mireihe in ihren WIXXER-Filmen.

Die Kult-Filme: RAUMPATROUILLE & Co.

Wenn wir alles zusammenzählen, finden wirjede Menge SF im Film der Bundesrepublik.Eine komplette Liste etwa von Fernsehspie-len, die dem Genre zugeordnet werden kön-nen, würde sicherlich einige Rechercheerfordern und den Rahmen dieses Artikelssprengen. All das ist jedoch disparat, nichtzusammengehörig. Aber eine Antwort wirdman sicherlich häufig hören, wenn mannach deutschen SF-Filmen fragt: Da gab'sdoch mal die RAUMPATROUILLE - und soforthaben wir die schmissige Titelmusik vonPeter Thomas im Ohr!

Die Fernsehserie RAUMPATROUILLE(1966), obwohl sie nur sieben Teile hatte,hat immer noch viele Fans, gilt als Synonymfür deutschen SF-Film schlechthin und wirdoft wieder aufgeführt. Sie hat eine bemer-kenswerte Rezeptionsgeschichte: Bei derErstaufführung in den Sechzigern noch alsernsthafte, handfeste SF bejubelt, sah manüber manche peinliche Entscheidung derInnenrequisiteure und den militaristischenKommandoton der Hauptfiguren gnädig hin-weg. Ich glaube, es war Ronald M. Hahn, dereinmal schrieb, man müsse nicht erklären,dass die Serie nicht reaktionär wäre, son-dern warum sie trotzdem knorke sei.

In den Achtzigern dann wurde die RAUM-PATROUILLE von den Programmkinos ent-deckt und auf der großen Leinwand wiederaufgeführt. Nun konnten wir sie nicht mehrübersehen: die berühmten Badezimmerar-maturen und Bügeleisen, die die Dekorateu-re ins Raumschiff Orion eingebaut hatten,weil sie angeblich futuristisch aussahen.Aber statt die Macher auszulachen, freutenwir uns darüber und erklärten die RAUMPA-TROUILLE zum Kult! Ein Zeichen für den Kult-

status des Werks ist auch, dass Peter Tho-mas' Soundtrack nun neu auf CD herauskamund mit großem Erfolg verkauft wurde: DieMusik aus der RAUMPATROUILLE war in denAchtzigern auch in Diskotheken zu hören!

Im Jubel um die RAUMPATROUILLE gingbeinahe unter, dass es in den Siebziger Jah-ren noch eine andere Fernsehserie mit Kult-potenzial gegeben hatte: die deutsch-briti-sche Co-Produktion DIE MÄDCHEN AUS DEMWELTRAUM (STAR MAIDENS, 1976), in derPierre Brice und Gareth Thomas von einemPlaneten fliehen, der von Frauen beherrschtwird (siehe Günther Freuneks Beitrag in FO242). Was der RAUMPATROUILLE ihr Bügelei-sen sind den MÄDCHEN die Eierkartons, dieman deutlich in der futuristischen Dekorati-on erkennen kann – Kultpotential (= "zwarirgendwie doof, aber trotzdem knorke") waralso vorhanden. Als die Serie, in den Siebzi-gern im Regional-Vorabendprogramm gelau-fen, 1999 von der verdienstvollen "late loun-

7FO 244 · 10/2009

Breitsameter/FO244/Breitsameter/FO244/deutscher-ssf-ffilm/brill

deutscher sf-film - letzter Teil

Science Fiction im Film der Bundesrepublik

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ge" des Hessischen Rundfunks wiederent-deckt und im dritten Fernsehprogramm neuausgestrahlt wurde, kam auch zu denMÄDCHEN ein Easy-Listening-Soundtrack aufCD heraus. Inzwischen ist die Serie auch aufDVD erhältlich.

Ein weiteres Beispiel für deutschen SF-Film mit Kultpotenzial ist der berühmt-berüchtigte deutsch-italienische Perry-Rho-dan-Film SOS AUS DEM WELTALL (1966/67),der wie die RAUMPATROUILLE mehrereRezeptionsphasen durchmachte: 1. Einstu-fung als ernsthafte SF (hier praktisch nur imVorfeld, siehe die hervorragende Dokumen-tation in Kurt Koblers drittem K.-H.-Scheer-Buch "Spätkontrolle aufschlussreich", 2008),2. Ablehnung wegen Verfehlens des Zielsaus 1, und 3. Wiederentdeckung als Kult. Sohat heute kein Perry-Rhodan-Fan mehr einProblem damit, dass zu diesem vielgeschmähten Film 2005 eine witzige Easy-Listening-CD mit dem groovigen Soundtrackherauskam, die man sich wirklich gutanhören kann. Der Film ist auf VHS undLaserdisc erschienen, leider steht eine DVD-Veröffentlichung noch aus.

Der Genre-Filmer: Rainer Erler

Man kann nicht über deutschen SF-Filmreden, ohne das Werk Rainer Erlers zubeachten. Er ist vielleicht der einzige deut-sche Drehbuchautor, Regisseur und Produ-zent, den man als echten Genre-Filmer demGenre SF zuschreiben kann. Erler, der imletzten Jahr 75 wurde, begann als Regie-Assistent bei Rudolf Jugert (ILLUSION INMOLL, 1952) und arbeitete dann fürs Fernse-hen, wo er unter anderem so wunderbareSpielfilme inszenierte wie die Wirtschafts-wunder-Gaunerkomödie ORDEN FÜR DIEWUNDERKINDER (1963), in der Carl-HeinzSchroth eitlen Bundesbürgern Verdienstor-den verlieh und ihnen dabei das Geld ausder Tasche zog.

Immer wieder wandte Erler sich demphantastischen Genre zu. 2005 sagte erdazu: "Man kann darüber streiten, ob meineFilme zum Science-Fiction-Genre gehörenoder ›futuristisch‹, ›phantastisch‹ oder ›uto-pisch‹ sind. Ich wehre mich gegen das SF-Etikett schon lange nicht mehr." 1970 ent-stand als "utopische Reportage" sein Fern-sehfilm DIE DELEGATION, in dem ein Repor-ter Außerirdischen auf der Erde nachspürt,1977/78 PLUTONIUM über den Diebstahlvon Nuklearmaterial, 1983 DAS SCHÖNEENDE DIESER WELT über radikale Methodender Chemieindustrie, 1985/86 NEWS -BERICHT ÜBER EINE REISE IN EINE STRAH-LENDE ZUKUNFT über einen Atommüll-Skan-dal und 1989 ZUCKER - EINE WIRKLICHSÜSSE KATASTROPHE, in dem genetischmanipulierte Mikroben Papier in Zucker ver-wandeln.

Erlers bekanntester Film ist der Organ-raub-Thriller FLEISCH (1978/79) mit JuttaSpeidel, ein "Straßenfeger", der bei seinerErstausstrahlung eine Einschaltquote von 20Millionen Zuschauern hatte, ein Drittel derdamaligen Bevölkerung der Bundesrepublik(2007 entstand ein überflüssiges Remakeunter der Regie von Oliver Schmitz). UndErlers Film, der am deutlichsten dem GenreSF zuzuordnen ist, ist der 1976/77 miteinem TATORT-Budget gedrehte OPERATIONGANYMED mit Horst Frank, Dieter Laser, Jür-gen Prochnow, Uwe Friedrichsen und ClausTheo Gärtner als Astronauten, die von einergescheiterten Mission vom JupitermondGanymed zur Erde zurückkehren. Dort hatman den Kontakt mit der Raumkapsel verlo-ren und rechnet schon lange nicht mehr miteiner Rückkehr der Astro-nauten. Tatsächlich keh-ren die fünf Männer nachanderthalb MilliardenKilometern Wegstreckeund viereinhalb JahrenFlugzeit, der längstenReise, die Menschenjemals unternommenhaben, zur Erde zurück.Sie müssen an der West-küste Mexikos notlan-den, sich durch die Wüsteschlagen und um ihrÜberleben kämpfen.Zurück auf der Erde, nurwenige hundert Kilome-ter vor den VereinigtenStaaten, finden sie aufder Suche nach der Zivili-sation nur die Ruinen dermenschlichen Kultur:Wüste, Skelette, Ruinen

und Wracks. Da zerbricht auch der letztezivilisatorische Zusammenhalt. Sieht esetwa überall auf der Erde so aus? Habensich Amerikaner und Russen in einem Atom-krieg gegenseitig zerstört?

Wie in den Genre-Klassikern 2001: ODYS-SEE IM WELTRAUM (USA 1968) und SOLARIS(UdSSR 1972) ist die Reise in die Tiefen desWeltraums in Wirklichkeit eine Reise insInnere der Seele. Und wie in den pessimi-stischen Zukunfts-Thrillern Anfang der Sieb-ziger Jahre ist der Blick auf die Menschheitder auf eine Kultur am Rande der Katastro-phe: So ähnelt Horst Franks Astronaut inOPERATION GANYMED dem zynischenRaumschiffskommandanten CharltonHestons in PLANET DER AFFEN (1968, ähnli-che Rollen 1971 in DER OMEGA-MANN und

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»Das blaue Palais«, BRD, 1974-76Gedreht wurde im und um das Schloss Weyhern im Landkreis Dachau, Bayern.

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1973 in SOYLENT GREEN). 1977, im Jahr alsOPERATION GANYMED herauskam, erschienauch ein ganz anderer Genre-Klassiker, derfür den noch heute anhaltenden Science-Fiction-Boom sorgte, das Genre aber auchfür immer veränderte: KRIEG DER STERNE(STAR WARS), der anstelle von philosophi-schen Gedankenspielen technische Tricksund märchenhafte Handlungsmuster setzte.Rainer Erlers Sache war das nicht: "Michinteressiert nicht, was im Jahre 2300 passie-ren wird, sondern mich interessiert, wasmorgen passiert."

Erler lebt heute in Australien. Einige sei-ner Filme sind bei Euro Video in einer "Kult-filme"-Box auf DVD erschienen, darunter DIEDELEGATION, OPERATION GANYMED, PLUTO-NIUM und FLEISCH (z. T. auch einzeln erhält-lich). Noch nicht auf DVD erschienen (früherauf Video, inzwischen vergriffen) ist Erlers 5-teilige Fernsehserie DAS BLAUE PALAIS(1974-76) über ein interdisziplinäres wissen-schaftliches Institut, für die er den Begriff"Science Thriller" prägte. Eine Wiederveröf-fentlichung dieser tollen Serie (oder eineAusstrahlung im Fernsehen) wäre für SF-Fans sicher ein Leckerbissen.

Ein Genre-Außenseiter:Wolfgang Menge

Wolfgang Menge, wie Erler einer der großenAutoren des deutschen Fernsehens, kannman wahrlich nicht als genuinen SF-Autorbezeichnen. Er ist bekannt für politischunkorrekten Fernseh-Kult, den er etwa mitder Familienserie EIN HERZ UND EINE SEELEmit "Ekel Alfred" oder demunkonventionellen Zoll-fahnder Kressin innerhalbder TATORT-Serie geschaf-fen hat. Außerdem ent-wickelte er gemeinsam mitRegisseur Jürgen Rolandnach amerikanischem Vor-bild den Krimi-KlassikerSTAHLNETZ und schriebauch die Drehbücher fürRolands Edgar-Wallace-Kinofilme.

Kein SF-Autor also, aberMenge griff in seinen Dreh-büchern immer wiederZeitthemen auf, die demGenre SF zugeschlagenwerden können: So spielteer 1969 in dem satirischenFernsehspiel DIE DUBROW-KRISE schon einmal Proble-me der deutschen Wieder-vereinigung durch: Durcheinen Vermessungsfehlerbei der Erneuerung derGrenzanlagen gehört einkleines Dorf an der inner-deutschen Grenze plötzlich

nicht mehr zur DDR, sondern zur Bundesre-publik. Was bedeutet das für die Menschen,und wie verhalten sich die Regierungen?

Im Jahr darauf, 1970 entstand die Reality-TV-Satire DAS MILLIONENSPIEL nach einerVorlage von Robert Sheckley unter der Regievon Tom Toelle. In einer Fernsehshow derZukunft wird zur Volksbelustigung eine Men-schenjagd veranstaltet: Wer es schafft, sie-ben Tage lang den Killern zu entkommen,bekommt den Hauptgewinn von einer Milli-

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Stammtische IIIGiessenSF-Stammtisch jeden 1. Samstag imMonat ab 18.00 Uhr, "Stadthaus", Kon-gresshalle Giessen am Berliner Platz 2,35390 Giessen. Info: Harald Latus, (06 41)47 65 3 (Far Beyond e.V.)., studwww.uni-marburg.de/~Kapmeyeh/TDMR/TD-GI/TD-GIStart.htm

GrazPR Stammtisch jd. 2. Freitag i.M., 19 Uhr,"Schwarzer Adler", Leonhardstr. 27, GerryHaynaly, [email protected]; www.prsg.de.vu

HalleASFC-Stammtisch Jeden 2. Freitag imMonat, 18.00 Uhr in der Gartengaststätte"Zur Sonne", Halle (Südstadt); Kontakt:Thomas Hofmann, 0345 77 640 72www.phantastische-ansichten.de

HannoverTreffen der SFGH jeden 3. Samstag i. M.von 16-19 Uhr, Freizeitheim Ricklingen,Ricklinger Stadtweg 1, Fred Körper, Tel:0511/665777 [email protected]

Hofheim/Taunus jeden 3. Freitag i.M. ab 19 Uhr, Gaststätte"Ländscheshalle", Am Rheingauerweg(Stadtteil Wallau). Info: Hans-GüntherDahlke, (06 11) 94 65 77 7 [email protected]

KielSF Dinner, Jeden 3. Freitag i. M., Restau-rant "Storchnest", Gutenbergstraße 66,24118 Kiel, Dinnerblog: scifi-dinner-kiel.blogspot.com www.science-fiction-dinner-kiel.de

Dieter Hallervorden in »Das Millionenspiel« als bezahlter Killer

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on Mark – sozusagen eine tödliche Variantevon "Schlag den Raab". Jörg Pleva spielteden Gejagten, in Nebenrollen sind unteranderem zu sehen Dieter Thomas Heck alszynischer Moderator, der die Menschenjagdwie ein Sportereignis kommentiert, und Die-ter Hallervorden, gegen sein "Didi"-Rollenkli-schee als Chef der Killer besetzt. DAS MIL-LIONENSPIEL war "Straßenfeger" und Fern-sehskandal: Der Westdeutsche Rundfunkbekam Briefe von Zuschauern, die das tödli-che Spiel für real hielten - und sich gleich alsJäger und Gejagte bewarben. Der Stoff, 1965schon Grundlage des französisch-italieni-schen Films DAS ZEHNTE OPFER, wurde auch1987 in dem Schwarzenegger-Film RUN-NING MAN wieder aufgegriffen.

Auch das nach dem Buch von Menge1972/73 entstandene Nahzukunfts-SzenarioSMOG über die katastrophalen Folgen einerInversionswetterlage im Ruhrgebiet erkann-ten viele Zuschauer nicht als Spielfilm. Regieführte Wolfgang Petersen, in der Hauptrolle"Mutter Beimer" Marie-Luise Marjan. DASMILLIONENSPIEL und SMOG sind im Aprildieses Jahres zusammen mit allerlei Extrasauf einer Dreifach-DVD erschienen.

Neuer Deutscher Film:Science Fiction von Alexander Kluge & Co.

In den Sechzigern forderten junge deut-sche Filmemacher die Abkehr von "PapasKino" und begründeten die Welle, die erstals "junger", später "neuer deutscher Film"bekannt wurde: Neben Gesellschaftskritikmachten sie aber, genauso wie ihre Vorbil-der von der französischen "Nouvelle Vague",auch oft Genrekino, darunter sogar ScienceFiction: So verfilmte Rainer Werner Fassbin-der 1973 fürs Fernsehen WELT AM DRAHTnach dem Roman von Daniel F. Galouye undspielte 1981/82 die Hauptrolle in WolfGremms KAMIKAZE 1989; Peter Fleischmanndrehte in internationalen Co-Produktionenden Katastrophenfilm DIE HAMBURGERKRANKHEIT (1978/79) und vor allem, nacheiner Vorlage der russischen Gebrüder Stru-

gatzki, den epischen SF-Film ES IST NICHTLEICHT EIN GOTT ZU SEIN (1987-89); und inWim Wenders' 1990/91 gedrehtem BIS ANSENDE DER WELT bedroht ein außer Kontrollegeratener Atomsatellit zur Jahrtausendwen-de die Erde.

Der Oberintellektuelle des Neuen Deut-schen Films war Alexander Kluge, im Sep-tember 2009 frischgebackener Adorno-Preisträger, der auch heute noch einen uner-messlichen Ausstoß an Filmmaterial fürs Pri-vatfernsehen produziert (10 VOR 11/ TEN TOELEVEN). Zwischen 1969 und 1971, alsobevor er vierzig war, stellte Kluge zweischräge Science-Fiction-Filme her, dieeigentlich Reflexionen über Kapitalismusund Krieg waren: Sie hießen DER GROSSEVERHAU und WILLI TOBLER UND DER UNTER-GANG DER 6. FLOTTE und sind inzwischen inder "Editon filmmuseum" auf einer Doppel-DVD erschienen. Diese Filme sind im Hinter-hof gedrehte Grotesken, in denen giganti-sche Raumflotten mit einfachen Mitteln inSzene gesetzt und Weltraumpiraten vonbayrischen Senioren gespielt werden.Ursprünglich wollte Kluge einen "durchauskonventionellen" Zukunftsfilm drehen, aber:"Wenn man die Weltraumheroen mit all denUnzulänglichkeiten historischer Heerführerdarstellt, verzerren sich die Science-Fiction-Klischees, und die Utopie verwandelt sich ineine Groteske... Ein Film soll die Phantasieanregen; er entsteht erst im Kopf desZuschauers." (Zitate: Der Spiegel, der KlugesFilme immerhin mit Kubricks DR. SELTSAMvergleicht.)

Kluges SF-Filme sind kreative Kunstwer-ke, aber sicherlich nicht jedermanns Sache:ein weiterer Außenseiter-Blick auf das GenreScience Fiction, mit dem Kluge sich aller-dings auch noch weiterhin befasste: 1973brachte er eine Sammlung mit Science-Fic-tion-Geschichten heraus ("Lernprozesse mittödlichem Ausgang"), und 1977 einen kom-pletten Neuschnitt von WILLI TOBLER unterdem schönen Titel ZU BÖSER SCHLACHTSCHLEICH ICH HEUT NACHT SO BANG. Derspätere Regisseur und Film-Professor HarkBohm ist in diesen Filmen als Militär-Kom-mandant im Hippie-Look zu sehen.

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Stammtische IIIKölnSF Stammtisch Jeden Freitag ab 17 Uhr:"Phönix", Kyffhäuser Straße 4 / Ecke Bar-barossaplatz

Köln IIPhantastik-Stammtisch, Jeden 2. Samstagim Monat ab 16.00 Uhr: "Refugium", Hert-hastraße 12 (Ecke Vorgebirgsstr.)

LeipzigSF-Stammtisch jd. 3. Mittwoch i.M., 19.30Uhr im Haus des Buches, Gerichtsweg 28Manfred Orlowski, Ernestistr. 6, 04277 Lei-pzig

LeipzigPR-Stammtisch jd. 1. Freitag i. M., 18 Uhr,Cafe "Eco", Bruderstr. (Nähe BayerischerPlatz) Andreas Ortwein,[email protected]

LübeckSF-Stammtisch des SFCL, jeden 2. Sams-tag i.M., 15:00 Uhr, "Im Alten Zolln",Mühlenstr. 93, Lübeck, sfcl.overblog.de

MainzSF-Stammtisch jeden 1. Freitag i.M.jeweils ab 18.30 Uhr im Restaurant "Wein-keller", Frauenlobstrasse, Mainz-City. Info:Jens Griesheimer, (0 67 32) 91 82 80,[email protected]; www.tdmz.de.vu

München PR-Stammtisch Ernst Ellert meist 1. Don-nerstag im Monat, Gaststätte "St. BennoEinkehr", Stadelheimerstraße 71, 81549Mü?nchen; Erich Herbst, Tel. (089) 8 00 5524 www.prsm.clark-darlton.de e-Mail:[email protected]

MünchenSF-Gruppe München Jeweils am 3. Mon-tag i. M., 19 Uhr, im Restaurant "Nuova Ita-lia", Belgradstraße 9, 80796 Mü?nchen,(089) 304067 Kontakt: Gerhard Müller Tel.(089) 3007290

MünsterPR-Stammtisch jd. 1. Samstag i. M., 19.30Uhr "Feldschlößchen", Sentruper Straße163 Markus Kachel, Tel. (02 51) 8 99 8712; [email protected]

NauheimSF-Stammtisch jeden 3. Samstag i.M. ab18 Uhr, Gaststätte "Rosengarten", Unterder Muschel 24 (a.d. Pfarrkirche). Info:Robert Vogel, (0 61 42) 32 84 [email protected]

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Ein Kuriosum am Rande: Harks Bruder,der Schauspieler Marquard Bohm, einer derStars des Neuen Deutschen Films, spielt ineinem seiner Kurzfilme einen Science-Fic-tion-Schriftsteller. Romanausschnitte, die imFilm präsentiert werden, stammen aus"Perry Rhodan".

Internationales Format?

Es scheint so als ob Deutsche mit SF-Filmeneher im Ausland erfolgreich sein können, soHollywood-Auswanderer wie SMOG-Regis-seur Wolfgang Petersen und vor allemRoland Emmerich, der sein Studium an derMünchner Hochschule für Film und Fernse-hen 1984 mit dem Science-Fiction-Film DASARCHE NOAH PRINZIP abgeschlossen hatte(ist auf DVD erschienen) und seine Karrieredann in Hollywood mit zahlreichen SF-Blockbustern fortsetzte.

Dann gibt es die internationalen Co-Pro-duktionen, an denen auch deutsche Produ-zenten, Autoren, Schauspieler und andereKreative beteiligt sind und die auch teilwei-se in Deutschland gedreht wurden wie etwafürs Fernsehen LEXX - THE DARK ZONE(1997-2002) und fürs Kino die RESIDENT-EVIL-Reihe (seit 2002).

Eine rein deutsche Fernseh-Produktion,die erfolglos versuchte auf internationalemNiveau mitzuhalten, war die 1999 für Sat.1produzierte Miniserie AEON – COUNTDOWNIM ALL, eine Art "Da Vinci Code" mit SpaceShuttles: Im Mittelpunkt steht der AstronautChris Sanders, der zehn Jahre zuvor miterle-

ben musste, wie seinVater, ebenfalls Astronaut,beim Start einer Welt-raumrakete ums Lebenkam. Sanders folgt Hin-weisen, dass die Fernseh-aufzeichnung von derExplosion beim Startmanipuliert war, die Rake-te in Wirklichkeit weiterge-flogen und sein Vaternoch am Leben ist. DieSerie war recht abenteu-erlich, ein Ver-schwörungsthriller mitAusflügen in den Welt-raum und Gottessucheinklusive, aber letztlich zugravitätisch, mit hölzernenDialogen und bei weitemnicht so "knorke" wienoch die gute alte RAUM-PATROUILLE. WennZuschauer internationalgeprägte SF sehen woll-ten, griffen sie lieber zuamerikanischen Produk-ten wie STAR TREK, STAR-GATE, FARSCAPE odertatsächlich ja vielen ande-

ren Serien, die es inzwischen gab. Was hierfehlte, war eine genuin deutsche Identität,die wir unseren Filmen vielleicht hättengeben können, wenn wir, wie etwa die USAoder auch England, eine eigenständige SF-Tradition entwickelt hätten.

Was fehlt?

Wenn ich so meine Notizen zu dieser klei-nen Artikelreihe durchsehe, dann finde ichda noch Vieles, was ich nicht erwähnt odernur am Rande gestreift habe: der öster-reichische Film 1. APRIL 2000 (1952), einBeitrag zur Debatte um den österreichischenStaatsvertrag, hätte noch erwähnt werdenkönnen, Adolf Winkelmanns EndzeitfilmSUPER (1983/84) mit Udo Lindenberg undRenan Demirkan, Hans-Christop Blumen-bergs Low-Budget-MediensatirePLANET DER KANNIBALEN (2001)oder Tom Tykwers Klon-Geschich-te BLUEPRINT (2002/03) mit Fran-ka Potente.

In die Trash-Ecke gehören nochGeorg Tresslers im Zuge derSexwelle in den Siebzigern ent-standener STOSSTRUPP VENUSBLÄST ZUM ANGRIFF (1974) undHansjürgen Pohlands starbesetz-ter Quatsch WARUM DIE UFOSUNSEREN SALAT KLAUEN(1979/80), unter anderem mitCurd Jürgens und Hildegard Knef.

Tatsächlich finde ich in meinenNotizen noch Vieles, was einfach

nirgends so richtig hinein passte. Die Leitfra-ge war ja auch: Wo ist die deutsche SF-Tra-dition? Und die Antwort: Wir finden eigent-lich nur viele verstreute Einzelwerke. Wasfehlt also noch? Was habe ich vergessen?Was müsste unbedingt noch erwähnt wer-den? Wer dazu noch Anmerkungen oderIdeen hat, kann mir gerne schreiben([email protected]). Vielleicht entstehtso ja einmal eine "Enzyklopädie des deut-schen SF-Films".

Olaf Brill

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DVD-Daten

Raumpatrouille Orion Kult-KollektionEuro Video3 DVDs, ca. 507 Min.erschienen Dezember 2005

Die Mädchen aus dem WeltraumUniversum Film2 DVDs, ca. 325 Min.erschienen August 2008

Rainer Erler Kultfilme (Box)Enthält die Filme: Operation Ganymed -Die Delegation - Das schöne Ende dieserWelt - Plutonium - Fleisch - Der Spot -Die letzten Ferien (z. T. auch einzelnerschienen)Euro Video6 DVDs, ca. 683 Min. erschienen Dezember 2005

Das Millionenspiel & SmogARD Video3 DVDs, ca. 181 Min.erschienen April 2009

Der große Verhau &Willi Tobler und der Untergang der 6.FlotteEdition filmmuseum2 DVDs, ca. 168 Min.erschienen März 2007

»1. April 2000« (1952)

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Von den Dimensionen US-amerikanischerFan-Treffen können hiesige Fans nur träu-men. Dies könnten durchaus auch Alpträu-me sein, sollen sich zum diesjährigen"Comic-Con" genannten viertägigen Treffender Comics-, Science Fiction- und Fantasy-Fans in San Diego doch fast 140.000 Men-schen getroffen haben. Die Filmindustriebenutzt das nerdige Volk längst als kompe-tentes Testpublikum für ihre aktuellen Pro-jekte, wobei zuletzt weder Tim Burton (ALICEIM WUNDERLAND) noch James Cameron(AVATAR) den Vogel abschossen, sondern einverhältnismäßig kleiner, "für sparsame 30Mio. Dollar gedrehter südafrikanischer Film"(Franz Everschor in film-dienst 19/2009)ohne bekannten Regisseur oder große Stars,lediglich der Name eines der Produzentensollte einschlägig bekannt sein: PeterJackson.

DISTRICT 9 kommt als Mockumentarydaher, also als gefakete Dokumentation mitviel wackeliger Handkamera. Neil Blom-kamp, ein 29-jähriger in Kanada lebenderSüdafrikaner, stellt in seinem Film die gängi-gen Muster von Erstkontaktgeschichten aufden Kopf. Ihn interessiert nicht, was wir vonden Aliens zu erwarten haben, sondern dieFrage: "Was werden wir, die Menschen,ihnen antun?" (Ebenda)

In DISTRICT 9 sind die in den 1980er-Jah-ren in Südafrika hilflose, Krustentierenähnelnde Aliens mit einer kulinarischen Vor-liebe für Katzenfutter gelandet. Von ihrenmenschlichen Gastgebern in ein abgeschot-tetes Ghetto am Rande von Johannisburggepfercht, ziehen sie mit ihren unverständli-chen Sitten bald Aggressionen auf sich. DieRegierung beauftragt schließlich einenmächtigen privatwirtschaftlichen Konzern,die Fremden in ein neues Lager abseits dermenschlichen Wohngebiete umzusiedeln.

Mit der Leitung der Aktion wird Wikusvan der Merwe betraut, ein etwas weltfrem-der Verwaltungsangestellter, der zufälligauch der Schwiegersohn eines der Konzern-oberen ist. Von den Kameras eines "Doku-mantationstrupps" begleitet macht sich derMann daran, bei den Aliens Einwilligungser-klärungen für ihre geplante Umsiedlung ein-zusammeln. Im Zuge dieser Aktion kommtunser Mann mit einer fremden Flüssigkeit inKontakt, woraufhin bei ihm die körperlicheUmwandlung in einen Alien einsetzt.

Zu van der Merwes Entsetzen interessie-ren sich sein Schwiegervater und der durch

ihn repräsentierte Konzernviel weniger für seinWohlergehen, als fürseine neuen Fähigkeiten,als Mensch-Alien-Hybridedie potenten Waffen derAliens zu kontrollieren. AufGeheiß der Machthaberim Hintergrund verleumn-det und gejagt, wendetsich van der Merwe andas einzige Lebewesen,das ihm helfen kann:einen Alien, der seit lan-gem seine Flucht von derErde vorbereitet...

DISTRICT 9 ist einäußerst unterhaltsamer,ausgesprochen böser undpessimistischer Film, dergerade deshalb so vor-züglich funktioniert, weiler punktgenau bei dengerne verdrängten finste-ren Aspekten des (mittler-weile globalisierten) Kapi-talismus andockt: derunbedingten Bereitschaft,für die Aussicht auf "ange-messenen" Profit über Lei-chen zu gehen.

Angesichts zahlreicher,bei Filmende offen bleibender Fragen (abernatürlich auch in Anbetracht eines bemer-kenswerten Erfolgen an den US-amerikani-schen Kinokassen) dürfte ein baldigesSequel niemand überraschen.

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District 9Südafrika, Neuseeland 2009, 112 Minuten. Regie: Neil Blomkamp. Buch: Neil Blomkamp, Terri Tatchell. Produktion: Peter Jackson, Carolynne Cunningham, Philippa Boyens. Kamera:Trent Opaloch. Schnitt: Julian Clarke. Musik: Clinton Shorter. Produktionsgesellschaft: Key Creatives, QED International, WigNut Films. Verleih: Sony. Bundesstart: 10.9.09. Besetzung: Sharto Copley (Wikus), David James (Koobus), Jason Cope (Christopher Johnson), Vanessa Haywood (Tania), Nathalie Boltt (SarahLivingstone), William Allan Young (Dirk Michaels) u.a.

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Defying Gravity

Science Fiction bietet in ihrer Vielfalt mitun-ter interstellare Raumfahrt, Galaxien umfas-sende Sternenreiche und das Gefühl desRezipienten mit der "Schulter des Orion" unddem "Tannhäuser Tor" seit langem vertrautzu sein. Andererseits konfrontiert sie unsauch mit der gnadenlos kalten Weite unse-res ureigensten Sonnensystems. Das Kreu-zen durch prachtvolle Gas-Nebel oder dasausweglose Havarieren im Orbit des Mars.Auf die irdischen Verhältnisse heruntergebrochen vielleicht vergleichbar mit derKaribik-Tour und dem ersten Einbaum an derrauhen Küste. Die Filme über die entbeh-rungsreiche Erkundung (Eroberung) desSolaren Systems könnte man de facto alseigenes Genre betrachten, unterteilbar nochin streng wissenschaftliche und solche, diees mit der Fiction etwas gewissenhafternehmen. Interessanterweise werden die"ernsten" Streifen über die Expeditionenzum Mars (et altera) hauptsächlich für dasFernsehen, die phantastischeren (Stichwort"Nachbarn") für die große Leinwand gedreht.

Ohne großen PR-Aufwand startete in denStaaten vor kurzem die Serie "Defying Gra-vity" der Macher Michael Edelstein undJames Parriott. Anno 2052 bricht die "Anta-res" zu einer groß angelegten Forschungsrei-se durch die Weiten unseres Planetensy-stems auf. An Bord sind acht Crew-Mitglie-der (pari/pari), die vermutlich zu denKoryphäen ihrer jeweiligen Fachgebietezählen. Abgesehen von äußeren Einflüßen(irgendein Aggregat versagt immer!), dembedrückenden Gefühl, richtig weit, weit wegvon Zuhause zu sein, machen den Raum-fahrern auch explizite Wahnvorstellungenimmer mehr zu schaffen. Je länger die Reiseandauert, umso heftiger fallen diese Halluzi-nationen aus. Ein mitgeführtes Artefakt(möglicherweise der Auslöser für die Missi-on?!) könnte durchaus dafür verantwortlichsein. Die Männer und Frauen der "Antares"sind in Gefahr.

Die Andeutungen sind vage genug, aberdie erste Assoziation, die einem bei der Lek-türe der Meldung in den Sinn kommt, istzwangsläufig Paul Andersons Shocker ‚EventHorizon'; gepaart vielleicht mit einem Schuß‚2010'. Nicht genaueres weiß der Schreiberallerdings auch noch nicht zu berichten. Mitdabei ist neben Laura Harris und FlorentineLahme auch der gut beschäftigte Ron Living-ston (zuletzt als Cop in "Standoff"). Ein defi-nitiver Pluspunkt für die Serie, fällt er mirdoch seit dem legendären Weltkrieg-II-Klas-siker "Band Of Brothers" in unterschiedlich-sten Rollen immer wieder auf. Ähnlich übri-gens wie sein Band-Kumpel Damien Lewis(zuletzt in "Life" erneut in gebührenderWeise überzeugend).

Nordisch

Ein schwedischer Vampirfilm ist zur Zeit beiden angelsächsischen Kritikern hoch imAnsehen. ‚Let The Right One In' von TomasAlfredson, wird in den Feuilletons mit puremBlattgold aufgewogen und die einschlägigeFachpresse stimmt unisono ihre Jubelei an.Die Adaption des 2008 publizierten Romansvon John Ajvide Lindqvist handelt von einemJungen, der sich tagtäglichen kleinen wiegroßen Schikanen ausgesetzt sieht. Dieanderen drangsalieren ihn, allein weil sichdie Möglichkeit dazu ergibt. In sich gekehrtversucht Oskar (Kare Hedebrant) in gewalt-tätigen Rachephantasien einen Ausweg zufinden. Das Leben ändert sich, als Eli (LinaLeanderson) in seiner Nachbarschaft ein-zieht. Oskar erkennt in dem recht seltsamenMädchen (Mädchen?!) ein Wesen, das ihmmehr als nur nahe ist. Eli ist aber auch eineVampirin. Ein Umstand, der beide Außensei-ter auf eine noch besonderere Art aneinan-der bindet. Als Oskar, auf ihr anraten hinbeginnt sich gegen die Schulschläger zurWehr zu setzen, nehmen die EreignisseFahrt auf. Die Kritiken heben die Vielschich-tigkeit der ausgeprägt ruhigen Bilder hervor,die dem Film – neben zwei wohl außerge-wöhnlich begabten Jungmimen – eine über-aus spezielle Atmosphäre verleihen. Einmalabgesehen davon, dass skandinavischeFilme in der Regel gerne mit "ruhigen Bil-dern" arbeiten, scheint Alfredson mit seinemWerk einigen Eindruck gemacht zu haben.

Eindruck genug, um für das zwangsläufi-ge US-Remake Sorge zu tragen. Den derzeitgehypten Vampirismus-Aspekt nicht zu ver-gessen. Regisseur Matt Reeves (‚Clover-field'!) soll sich für die Verwandlung desschwedischen Originals in einen Staaten-Film entsprechend ins Zeug legen dürfen.Autor Lindqvist, der auch das Drehbuchschrieb, gab bekannt, dass er durchweg Ver-trauen in dessen Fähigkeiten habe. Dass einRemake für den nordamerikanischen Markt

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Stammtische IIVNürnberg "Perry Rhodan"-Stammtisch An jedem 3.Mittwoch im Monat: Gaststätte Zum Stadi-on, Herzogstr. 22. Info: Detlef Döres,Haydn-Str. 1, 91320 Ebermannstadt;09194 / 797119, [email protected]

Offenbach SF-Stammtisch 2. Freitag i.M. ab 19 Uhr inder Pizzeria "Da Luciano", Hugenotten-platz 13 (Rückseite Saturn). Info: ViktorLorenc, (0 69) 94 59 21 01

Saarlouis SF-Stammtisch jd. 1. Montag i. M., 18 Uhr"Café Wichtig", Lisdorfer Straße

SchwerinSF-Stammtisch SN-SFC 92 jd. 3. Sonntag i.M., gegen 15 Uhr, bei Jörg Lippmann,Stern Buchholz 11

Wetzlar SF-Stammtisch jeden 3. Samstag i.M. ab19 Uhr im Gasthaus "Langgass", Langgas-se in Wetzlar. Info: Thorsten Walch (01 77)27 95 54 3

Wien PR/SF-Stammtisch jd. 1. Freitag i.M., 20Uhr "Ebbe und Flut", Kaiserstr. 94 MichaelM. Thurner [email protected]

Wien IISFGW-Stammtisch (seit 1956) jd. letztenFreitag i. M., 18.30 Uhr, Gasthaus "Möslin-ger", Stuwerstrasse 14 (nahe Prater), 1020Wien; Kontakt: Alfred Vejchar, eMail:[email protected]; www.sfgw.at.tt

Wiesbaden SF-Stammtisch 2. Samstag i.M. ab 19 Uhrin der Gaststätte "Königlich BayerischesAmstgericht", Gerichtsstr.5. Info: MarcusMollnar, (06 11) 81 20 87 [email protected]

Würzburg SF-Stammtisch jd. 1. Donnerstag i. M., 20Uhr, "St. Bruno", Brettreicher Straße 4

Zweibrücken SF-Stammtisch, jd. 3. Samstag i. M., 20Uhr, "Zum Löwen", Zweibrücken-IxheimAndreas Schweitzer, Etzelweg 185, 66482Zweibrücken, [email protected]

Änderungen und Ergänzungen bitte andie Redaktion schicken! Vielen Dank!Schweitzer, Etzelweg 185,66482 Zweibrü[email protected]

Kurz & belichtet

Ron Linvingston in »Defing Gravity«

Page 14: Nr. 2244 –– OOktober 22009 Breitsameter/FO244/editorial · René Moreau, Schillingstraße 259, 52355 Düren () ... Die Beiträge von Doc Hector kenne ich persönlich schon, aber

nicht per se schlecht sein muss, unter-streicht Christopher Nolans ‚Insomnia' (von2002). Das europäische Original ist da umLängen öder bis explizit leblos geraten.

MelangeZu dem allerersten Positivum – Kenneth

Branagh, für die Regie – gesellte sich inzwi-schen ein zweites, nicht zu verachtendes;an der Seite des Titelhelden – gespielt vonChris Hemsworth – wird keine andere alsNatalie Portman den Part der medizinischausgebildeten Herzensdame geben. ‚Thor'(s. FO #235) hat damit bereits einigenBoden gut machen können, um im Endef-fekt meine Aufmerksamkeit zu erlangen. ImZusammenhang mit einem Comic-Muffel(wie mir) kein schlechtes Ergebnis. MissPortmans Talent, Ausstrahlung und Sinnlich-keit konnte zwar einst nicht gegen dieUntiefen einer entseelten SW-Trilogie beste-hen; aber Lucas ist auch kein Kenneth Bra-nagh. Die vielseitig begnadete Schauspiele-rin dürfte also wieder die Bühne (!) erhalten,um das Publikum faszinieren zu können.

Lange bevor die Spielekonsolen Teilmoderner Innenausstattung wurden, stan-den die Urahnen der Daddel-Maschinen inden Vorhallen der einschlägigen Konsum-tempel. Hohe, eher schmale Kästen, die mitJoystick und Feuerknopf an die Bildschirmelockten. Als Jugendlicher konnte man seineeifrig angesammelten Münzen in mehr bisminder spannende Action-Zeit umsetzen.Als U-Boot-Kommandant, Fliegerass oderHerr der Erdverteidigung. "Asteroids" wareines der wenigen Spiele, das sich idealer-weise zu zweit bestreiten ließ. Der Pilotsteuerte das simple Dreieck (meist im Kreisrotierend) und hatte einen Finger immer aufdem Hyperdrive, während der Kumpel imStakkato auf den Feuerknopf eindrosch, umdie Weltraumfelsen zu pulverisieren. Nostal-giker mögen sich noch daran erinnern. VonUniversal erging nun der Auftrag an Mat-thew Lopez, ein Drehbuch zu eben jenem"Asteroids" zu schreiben. Als Resultatschwebt den Verantwortlichen ein Film zumThema vor. Da ein jedes Skript aber auchüber so etwas wie minimale Inhalte verfü-gen sollte, steht die Frage im Raum, wieso

nicht kurzerhand direkt ein Streifen überGesteinsjäger im All gedreht wird. Ohne (!!)die gewollte Verbindung mit einem veralte-ten Computerspiel. Erfährt man/frau aller-dings, dass ‚Transformers'-Produzent Loren-zo di Bonaventura ebenso in das Projektinvolviert ist, drängt sich einem so mancherVergleich mit anderem antiken Spielzeugauf.

Es war zu befürchten, dass sich IndianaJones nach seinem wahnsinnigen Flug imKühlschrank noch ein weiteres Mal auf derLeinwand anmelden würde. ‚Indy 5' istsomit offiziel angedroht!

Es gibt wohl weniger Aufregendes - abernicht wirklich viel.

Finally......sah ich mich im letzten Jahr gezwungen,meinen "besten Film" auf DVD zu entdecken(Terry Gilliams unter die Haut gehender2005er ‚Tideland'), so konnte ich ihn diesesJahr tatsächlich in einem Kinosaal sehen.Unter dezentem Vorbehalt (der Herbst liegtnoch vor uns) – aber Neill Blomkamps Alien-Drama ‚District 9' hat mich wesentlich (!)gefesselt, mitgerissen und aufgewühlt. EineStory, die John Brunner geschrieben habenkönnte.

"Das schneiden wir...ja!?!"

robert musa

Cherith Baldry

Der VenezianischeRing

Piper Fantasy; Taschenbuch; GB: 2003;BRD: Juni 2005, Originaltitel: The ReliquaryRing; Übersetzung: Irene Bornhorst

Dieses Taschenbuch schlummerte schonseit ein paar Jahren in meinen Bücherrega-len. Bei der Durchsicht der selbigen nachinteressant erscheinenden Lesestoff nahmich den Roman von der mir bis dato völligunbekannten Autorin in die Hand und lasihm nach der Lektüre des Backcovers dannendlich einmal.

Vorher suchte ich im Internet nach weite-ren Informationen über die Autorin und wasvon dieser bisher in deutschsprachiger Über-setzung herausgegeben wurde. Bisherwaren es ausschließlich Jugendbücher, dieihren Weg zu uns fanden, so dass es nichtverwunderlich war, wenn die Autorin denPhantastikleser fast durchweg unbekanntsein dürfte.

Zumal "Der Venezianische Ring" alsMystery-Thriller von Verlag eingeordnetwurde und sie im Bereich der Fantasy bzw.All-Age-Literatur anscheinend für denerwachsenen Leser noch nichts verfasst hat.

Die Romanhandlung spielt in einer fikti-ven Stadt, die bedroht ist von den Meeres-fluten. Teilbereiche von ihr sind bereits seitlangem überflutet und bilden kleine, vorge-lagerte Inseln (so ist dann wohl auch derdeutschsprachige Titel zustande gekom-men). Die Stadt erinnert einem wirklich andas vorindustrielle Venedig, in denen adeli-ge Familien mit einem langen Stammbaumherrschen. Die Boten der Neuzeit habenallerdings bereits Einzug gehalten in Gestaltvon Genices (künstlich erschaffenen, men-schenähnlichen Wesen) und allerlei techni-schen Errungenschaften, die von vielenmisstrauisch beäugt, wenn nicht gar vehe-ment abgelehnt werden.

Die Genices genießen keinerlei Rechteund werden durchweg als Dinge betrachtet,wobei viele von ihnen über den gleichenIntellekt wie ihre menschlichen Herren verfü-gen. Das Schicksal eines Genices kümmertaber so gut wie niemanden, obwohlgefühlsmäßige Bindungen zwischen Herrenund Sklaven durchaus vorkommen.

Im Mittelpunkt des Romans steht eineReliquie in Gestalt eines Haares. Dies sollden göttlich verehrten "Cristos" gehörthaben (na, an welche Religion muss manda sogleich denken?). Als die Reliquie wie-derentdeckt wird, versucht die Kirche in denBesitz dieser zu gelangen, aber statt ihrergelangt sie in die Hände des aufstrebendenGrafen Dracones, eines neureichen Wider-lings. Dieser nutzt die Künste der Erschafferder Genices, um aus dem Haar einen Klon

14 FO 244 · 10/2009

Breitsameter/FO244/film/musa buch/nordiek

Lina Leandersson als Eli

Natalie Portman

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heranreifen zu lassen. Mit Hilfe dieseskünstlich geschaffenen Wesen versucht ersich die Macht über die Meeresstadt zu ver-schaffen.

Seine Gegenspieler sind einige Men-schen und Genecis, deren Schicksale aufunterschiedliche Art und Weise miteinanderverknüpft sind. Ihr Anrennen gegen diePläne des verschlagenen und mit dunklenHelfern ausgestatteten Grafen scheint vonvornherein zum Scheitern verurteilt. Zu sehrsind sie in ihren Schwächen gefangen, dieein zielstrebiges Handeln immer wiederunmöglich erscheinen lassen.

Cherith Baldrys Roman als Mystery-Thril-ler zu bezeichnen passt genauso wenig wieder Verweis auf Dan Brown und John F. Caseauf dem Backcover. Beide Lesergruppendürften aufgrund dieser Ankündigung vondem Roman enttäuscht werden. Vielmehrhandelt es sich um ein stringent erzähltesWerk, in dem die Grenzen zwischen Gut undBöse ziemlich klar definiert sind. Die einzel-nen Charaktere stehen eindeutig auf dereinen oder auf der anderen Seite des Kon-fliktes und allein deshalb fehlt es ihnendoch an Tiefe, die man bei den Größen desphantastischen Genres vorfindet. Hinzukommen die fehlenden Wendungen in derHandlung. Diese ist einfach zu geradlinigverfasst und deshalb zu vorhersehbar.

Wenn man weiß, dass es sich um denersten "Erwachsenenroman" einer Autorinhandelt, die bisher lediglich Jugendbücherverfasst hat, verwundert einem dies allesnicht. "Der Venezianische Ring" ist noch zusehr bei dieser Lesergruppe verhaftet, alsdass er belesene Phantastikfans in seinemBann ziehen kann. So ist es nicht verwun-derlich, wenn der vorliegende Roman so gutwie gar kein Echo in der Phantastikszenehinterlassen hat.

Greg Bear

QuanticoHeyne; Taschenbuchausgabe; Originaltitel:Quantico; Übersetzung: Usch Kiausch;USA: 2005; BRD: 2006; 542 Seiten

Die Werke des amerikanischen Autors GregBear werden regelmäßig innerhalb der SF-Reihe des Heyne-Verlags veröffentlicht. Vieleseiner Werke sind diesem Genre auch zuzu-rechnen, das vorliegende zählt eindeutignicht dazu. Ein Hinweis darauf findet mangleich auf dem Cover, auf dem von "Thriller"die Rede ist, was zutrifft.

Obwohl die Handlung in einernicht allzu fernen Zukunft spielt,ist der Science-Anteil doch ehergering, als das man von einemreinen SF-Roman sprechen kann.Insoweit dürften viele SF-Leservon dieser Einordnung des Verlagseher verwirrt worden sein, wennsie denn nicht die doch sehr aus-führlichen Infos auf dem Backco-ver und der Innenseite desBuches gelesen haben.

Greg Bear stellt ein Amerikadar, welches von andauerndenterroristischen Anschlägen im Kernzermürbt wird. Der Krieg gegenden Terrorismus und der Schutzder eigenen Bevölkerung ver-schlingt Unsummen und höhlt dieWirtschaft immer mehr aus. DasLand und seine Werte zerfallenlangsam und die Bedrohungen imeigenen Land werden immer kon-kreter und gefährlicher. Vor die-sem Hintergrund sprießen Ge-heimorganisationen nur so ausdem Boden und verursachen einundurchschaubares Wirrwarr,wenn es darum geht, vermeintli-che und tatsächliche Bedrohungen ausfindigzu machen. Zudem arbeiten sie häufig nichtmit, sondern eher gegeneinander.

In die Schusslinie geraten ist das FBI,welches durch diverse Skandale und öffent-lich gemachte Inkompetenzen kurz vor sei-ner Abschaffung steht. Verschiedene politi-sche Akteure betreiben aktiv oder verstecktdie Auflösung dieser Organisation, wohinge-gen andere versuchen, dem entgegenzu-steuern.

In dieser Situation wird der junge PolizistWilliam Griffin zum Agenten ausgebildet undfindet sich vor seiner ersten Verwendunggleich mitten in einer Bedrohung wieder, dieso gar nicht einzuschätzen ist. Sein Vaterwurde bei einem Einsatz lebensgefährlichverletzt. Er war einer Bedrohung durch Bio-waffen auf der Spur, von denen allerdingskeinerlei Spuren zu finden sind. Der Fallscheint abgeschlossen, bevor er erst richtighoch kochen konnte. Wenn da nicht einige

FBI-Agenten wären, die eindeutig mehr hin-ter den bisher vorliegenden Spuren vermu-ten und mehr oder weniger unautorisiertweiterermitteln.

Parallel dazu verfolgt der Leser die Wegedes eigentlichen Täters, der zusammen miteinem biochemischen Genie eine ganzneue biologische Waffe entwickelt hat.Diese führt nicht mehr unmittelbar zumTode, sondern greift das Gedächtnis an. Nor-male Bürger verwandeln sich innerhalb kür-zester Zeit zu Demenzerkrankten (jedenfallssind die Symptome sich sehr ähnlich).

Natürlich versucht das FBI alles, umeinen großen terroristischen Angriff zu stop-

pen, der sicherlich die Welt in einen globa-len Krieg stürzen würde. Mitten drin ist derjunge William Griffin.

Spannend ist der Roman gerade zuBeginn, wo der Leser noch nicht in der Lageist, die einzelnen Informationen zu einemstimmigen Ganzen zusammenzusetzenbzw. auf falsche Fährten geführt wird. Dieeigentliche "Lösung" ist bei weitem nicht sovertrackt und kompliziert, wie man dies ver-mutet. Vielmehr geht die Gefahr von einemEinzeltäter aus, der über die Geflogenheiteninnerhalb des FBI und des weiteren Sicher-heitsapparates genau Bescheid weiß. Abdem Zeitpunkt, wo man dies erkennt, läuftdie Handlung schnurgerade ihrem vorher-sehbaren Ende entgegen.

"Quantico" ist routiniert verfasst, keineFrage, aber auch nicht mehr. Die einzelnenCharaktere hätten durchaus etwas ausgefeil-ter sein können, zumal sie nicht geradeemotional geschildert werden, was man

15FO 244 · 10/2009

Breitsameter/FO244/buch/nordiek

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übrigens vom gesamten Roman sagenkann. Aus der Vielzahl von Thrillern, diejeden Monat in die bundesdeutschen Buch-läden gespült werden, ragt Greg Bears Werknicht heraus. Die Leser seiner phantasti-schen Titel dürften sowohl inhaltlich alsauch erzählerisch ein wenig enttäuscht seinund zu seinen neueren Werken greifen.

Rex Miller

Im BlutrauschPhantasia Paperback Crime 4003; Paperb-ack; Originaltitel: Frenzy; USA: 1988; Über-setzung: Joachim Körber; 317 Seiten

Der amerikanische Autor Rex Miller verstarbvor fünf Jahren und erlebt damit den aktuel-len Erfolg seiner Krimis hierzulande nichtmehr mit. Sein Debütwerk, welches bei derEdition Phantasia unter dem Titel "Fettsack"erschien, verkaufte sich überraschend gut.Jedenfalls waren die beiden Herren Körberund Kohnle sehr zufrieden mit den Verkäu-fen und mussten sehr schnell eine zweiteAuflage in Auftrag geben. Von dem nun vor-liegenden zweiten Band der Chaingang-Reihe, dem noch weitere Folgen werden(insgesamt zählen nun sechs Romane zudieser Reihe), dürfte man ähnliche Verkaufs-zahlen erwarten.

Gleich auf den ersten Seiten zeigt RexMiller, warum seine Romane zurecht ausdem Krimi-Einerlei herausragen. Da begeg-nen sich Jack Eichord, der erfolgreiche Jägervon Serienmörden, und Frank Spain, ein Auf-tragskiller der Mafia, auf dem Flughafen vonLos Angeles. Beide spüren, dass ihr gegenü-ber etwas besonderes ist, ein regelrechterGegenpol zum anderen. Sie beobachtensich, ohne etwas voneinander preis zugeben. Der Blickkontakt ist nur kurz, aberintensiv. Keiner von beiden ahnt, dass siesich schon kurz darauf wieder begegnenwerden.

Frank Spains gesittetes Leben zerfließtihm zwischen den Fingern. Seine Frau treibtes mit einem Bekannten der Familie undverlässt Frank kurz darauf. Sie kann mit sei-ner Emotionslosigkeit nicht mehr umgehen.Selbst wenn er mal zu Hause ist, ist er dochnicht da, sondern abwesend. Seine puber-tierende Tochter, die natürlich ihre Grenzenaustestet und auf Konfrontation zu ihremVater geht, versteht er nicht. Seine Erzie-hungsmethoden sind Druck und Verbote, sodass es nur eine Frage der Zeit ist, bis siemit einem älteren Mitschüler durchbrennt.Tiff gerät auf die schiefe Bahn, wird drogen-abhängig, muss sich prostituieren und lan-det letztlich als Opfer in einem Snuff-Film.

Frank, der das Verschwinden seiner Toch-ter zuerst völlig regungslos hinnimmt undder Polizei die Suche überlässt, engagiertdann einen der besten Detektive. Geld spielt

für ihn keine Rolle, denn seine Aufträge wur-den immer gut entlohnt. Das Ergebnis lässtnicht lange auf sich warten und Frankerfährt alle Einzelheiten über den Abstiegseiner Tochter und alle Namen, die darinverwickelt waren. Seine geistige Gesundheitwird komplett zerstört, als er erfährt, wieseine Tochter sterben musste und dass aus-gerechnet die Familie, die Mafia letztlich hin-ter der Produktionsfirma des Snuff-Filmessteckt.

Dank seines Insiderwissens und seinerlangjährigen Erfahrung als Profikiller, machter sich auf die Suche nach jedem einzelnen,der mit seiner Tochter seit ihrem Verschwin-den in Berührung gekommen ist, und tötetdiesen auf teilweise bestialische Weise.Krankhaft arbeitet er sich der Führung derMafia hoch, zettelt einen Bandenkrieg anund sorgt für eine Menge Leichen.

Jack Eichord wird von seinen Kollegenangefordert, als die mit ihrem Wissen nichtweiterkommen. Scheint ein neuer Serien-mörder sein Unwesen zu treiben und wennja, wieso bieten seine Verbrechen kein ein-heitliches Bild? Bis Eichord darauf kommt,dass die Person, auf die alle Jagd machen,geistig total aus der Spur ist, müssen weite-re Verbrecher ihr Leben lassen.

Im Mittelpunkt des Romans steht weni-ger Jack Eichord, sondern vielmehr FrankSpain. Ausführlich schildert Rex Miller, wieseine Hauptfigur in den Wahnsinn abgleitet.Spain ist sich bewusst, dass sein Verhaltenkrankhafte Züge annimmt und dass er sichimmer weniger unter Kontrolle hat. Präziseplant er seinen Rachefeldzug und schütztsich selbst so gut es geht. Auf der anderenSeite mordet er völlig willkürlich, kann sei-

nen Wahnsinn manches mal nicht unter-drücken und geht dennoch kein Risiko ein.Frank mutiert zu einem Raubtier, welchesschnellsten erledigt werden muss, bevor ervöllig außer Kontrolle gerät.

Jack versucht die einzelnen Morde in Ver-bindung miteinander zu bringen, herauszu-finden, was für eine Person dahinterstecktund welche Motive sie antreiben. Da keiner-lei Spuren zu finden sind, tappen die Ermitt-ler sprichwörtlich im dunklen und sind ihremGegner immer einige Schritte hinterher.Solange bis der Druck auf die Familie zugroß wird, die ersten ihr Schweigen brechenund die Identität des Mörders preis geben.Daraufhin entwickelt sich ein Wettlauf gegendie Uhr, denn Frank mordet immer weiter.

Die Intensität der Figurenzeichnungmacht diesen Roman so lesenswert. Beideerleben intensive emotionale Höhen undTiefen, die sie verändern und Auswirkungenauf ihr Tun haben. Die Brutalität des Mördersist nichts besonderes mehr innerhalb desThrillergenres, höchsten noch die Schlagzahlseiner Morde. Sicherlich ist die Geschwin-digkeit, in der die Handlung vorangetriebenwird, mit dafür verantwortlich, dass mansich als Leser diesem Roman nur sehrschwer entziehen kann. Innerhalb kürzesterZeit hatte ich "Im Blutrausch" durchgelesen,war quasi gefesselt von den beiden Figuren.Mein Ausflug ins Thrillergenre hat sich ein-mal mehr gelohnt.

16 FO 244 · 10/2009

Breitsameter/FO244/buch/nordiek

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Robert Charles Wilson

Julian ComstockHeyne; Taschenbuchausgabe; Originaltitel:Julian Comstock - a story of 22nd CenturyAmerica; USA: 2009; BRD: 09/09; Über-setzung: Hendrik R. und MarianneLinckens; 670 Seiten

Robert Charles Wilson zählt zu den wenigenAutoren, von denen ich bisher all ihre aufDeutsch erschienenen Werke gelesen habeund sie durchweg empfehlen kann. Warenseine letzten Werke zumeist in unserer sehrnahen Zukunft angesiedelt und hatten alsAusgangspunkt unsere jetzige Gegenwart,findet sich der Leser im vorliegenden Romanin einer total veränderten Welt wieder, dieihm nichts desto trotz sehr bekannt vor-kommt. Die amerikanischen Leser dürftenzudem sehr stark an ihre eigene Vergangen-heit erinnert werden und eine Vielzahl vonParallelen vorfinden.

Die Handlung setzt ein zur Weihnachts-zeit des Jahres 2172. Hauptfiguren sind derjunge Julian Comstock, Neffe des aktuellenPräsidenten der Vereinigten Staaten, undsein bester Freund Adam Hazzard, dessenEltern nicht zum Adel zählen. Inmitten vonWäldern und Feldern wachsen die beidenJungen zu jungen Männern heran undgenießen die Unbeschwertheit der Jugend.Bis eines Tages Julians Herkunft ihn einzu-holen droht. Er, dessen Vater ein angesehe-ner General war und dessen eigenen Bruderihn als Hochverräter titulierte und hingerich-tet wurde, muss den Häschern seinesOnkels entfliehen, will er nicht als "Freiwilli-ger" in die Infanterie gesteckt und an vor-derster Front geschickt werden. Da einunnachgiebiger Krieg zwischen Europa undden Vereinigten Staaten um das nördlicheKanada tobt, wäre dies Julians sicherer Tod.

Zusammen mit Julians Ersatzvater Samversuchen sie der Einberufung in die Armeezu entkommen, nur um sehr schnell unver-sehens genau dorthin zu gelangen. Es fol-gen ausführliche Beschreibungen der Kriegs-ereignisse, in denen sich Julian durch Glückund Geschick als geborener Soldat entpupptund schnell zu Ruhm und Ehre gelangt.Unter falschen Namen steigt er schnell dieBeförderungsleiter hinauf und gelangt amEnde seiner Dienstzeit nach New York, wo erunvermittelt seiner Mutter begegnet.

Sein Onkel, der eher mit Julians Ablebengerechnet hat, sieht sich nun einem gefeier-ten Kriegsveteranen gegenüber, den er nichtso einfach aus dem Weg schaffen kann.Durch eine List gelingt es ihm Julian wiederan die Front zu schicken, wo er nun als Ver-antwortlicher für den Feldzug gegen dieeuropäischen Truppen agieren muss. EinePosition, die Julian völlig zu wider ist, der ersich aber notgedrungen stellt. Viel lieberwürde dieser sich mit Künstlern, Philoso-

phen und anderen Geisteskünstlern umge-ben.

Als der Krieg, der sehr blutig beschriebenwird, sich nicht zum guten für Julians Trup-pen wendet, woran sein Onkeleine nicht unerhebliche Schuldmit trägt, wird dieser entmachtetund man trägt Julian das Amt desPräsidenten an. Dieser Verantwor-tung kann er sich nicht entziehenund so tritt er seine Regentschaftan. Immer an seiner Seite sindAdam und Sam.

Julian, der nun seinen aufge-klärten Gedanken völlig freienLauf lassen kann, wühlt nicht nurwie Besessen in den Hinterlas-senschaften der Zeit vor demgroßen Zusammenbruch, sondernlegt sich u.a. mit dem "Dominionof Jesus Christ on Earth" an, einerkonservativen Kirche, die großenEinfluss innerhalb der amerikani-schen Gesellschaft hat und ihreStellung eifersüchtig bewacht. Mitaller ihm zur Verfügung stehendenMacht versucht Julian die herr-schenden konservativen Adeligenund Kirchenanhänger aus staatli-chen Belangen zurückzudrängen.Ein Unterfangen, was scheiternmuss, da er mit seiner rigorosenVorgehensweise all seine Unter-stützer verprellt und letztlich alleindasteht.

Der Roman endet für Juliannicht mit einem Happy-End undseine beiden Gefährten wendensich mitsamt ihren Familien vonAmerika ab.

Robert Charles Wilson verfassteeinen SF-Roman, der mich unge-mein an die Zeit vor dem KriegNord- gegen Südstaaten erinnerte.Sowohl von dem industriellen wietechnologischen Entwicklungs-stand her als auch von der gesell-schaftlichen Ausrichtung sind dieParallelen zur amerikanischen Ver-gangenheit nicht zu übersehen.Fast scheint es so, als wiederholesich die Geschichte in weiten Tei-len. Wobei der kirchlich verbrämteKonservatismus an aktuellegesellschaftliche Strömungen derUSA erinnert und diese in einenachindustrielle Zeit hineinextra-poliert. Den amerikanischenLesern wird dies noch viel deutli-cher geworden sein und für siekönnte der Roman durchaus als eine Dysto-pie wahrgenommen werden.

Wirklich lesenswert ist der Roman dort,wo er sich mit der Vergangenheit, mit demUntergang unserer industriellen Gesellschaftbeschäftigt. Leider nimmt diese Zeit nur sehr

wenig Raum ein und als Leser kann mannur erahnen, wie der Übergang gewesensein muss, als die herrschenden Industrie-nationen zusammenbrachen und mit ihr die

gesamte Weltwirtschaft. Gelernt haben die Menschen daraus

jedenfalls nichts. Obwohl sie sich geradewieder ein wenig berappeln, führen siebereits Krieg gegeneinander. Die Spiralebeginnt sich wieder von neuem zu drehen.

17FO 244 · 10/2009

Breitsameter/FO244/buch/nordiek

Robert Charles Wilson (geb. 1953)

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Erste Anzeichen für einen erneuten Zusam-menbruch auch dieser Gesellschaft sindbereits auszumachen.

Vergleiche mit Romanen wie "Ausge-brannt" von Andreas Eschbach, die ebenfallsdas Ende des Öls beschrieben und sichGedanken darüber machten, wie es danachweitergehen könnte, fallen einem bei derLektüre sogleich ein. Insoweit reiht sich "Juli-an Comstock" in eine lange Reihe vonRomanen ein, die den Untergang unsererjetzigen Gesellschaft und was danach kom-men kann, zum Thema haben. Robert Char-les Wilson hat aus einer sehr amerikani-schen Sichtweise heraus die Zeit danachbeschrieben, was sicherlich hierzulandenicht jedermanns Sache sein dürfte. Inso-weit haben mir auch seine vorangegange-nen SF-Romane besser gefallen.

Sergej Lukianenko

Sternenschatten"Zvezdnaya Ten", 1998, deutsche Erstaus-gabe, aus dem Russischen von ChristianePöhlmann, Heyne TB 52553, ISBN 978-3-453-52553-5, 2009, 605 Seiten, 15,00EUR.Coverzeichnung: Dirk Schulz.

Mit STERNENSCHATTEN liegt die Fortsetzungvon STERNENSPIEL (Heyne TB 52411) vor. InSTERNENSPIEL nahm der Shuttlepilot PjotrChrumow an der Verschwörung gegen die"Konklave" teil, um die Menschheit undandere Spezies aus der Abhängigkeit der"Starken Rassen" zu befreien. Die Krieger-Rasse der Konklave, die Alari, waren auf einRaumschiff der Geometer gestoßen, die denMenschen gleichen und aufgrund ihrer tech-nischen Überlegenheit ein Gegengewichtzur Konklave bilden könnten. Pjotr Chrumowstößt mit einer falschen Identität zum Hei-matplaneten der Geometer vor. Er lernt dortnicht nur ihre Gesellschaft kennen, diegewisse totalitäre Züge trägt, sondern mussauch feststellen, dass die Geometer voreiner noch stärkeren Macht geflohen sind:dem Schatten.

In STERNENSCHATTEN kehrt Pjotr zu demAlari-Geschwader und später zur Erdezurück. Er bringt das Raumschiff der Geome-ter, mit dem er von ihrer Heimatwelt geflo-hen ist, wieder in seine Gewalt und brichtmit diversen Begleitern zu dem einzigen Pla-neten des Schattens auf, der den Geome-tern bekannt ist. Nach einer Odyssee übermehrere Welten vermag Pjotr Chrumow dasGeheimnis des Schattens zu lüften. Wieseine Begleiter sieht Pjotr die Rettung derErde vor der drohenden Vernichtung durchdie Konklave nur in ihrem Eintritt in denSchatten, entschließt sich jedoch, den denHeimatplaneten der Geometer aufzusuchen.

STERNENSPIEL war, abgesehen von derGrundidee, der Rolle der Menschheit alsgalaktische Fuhrleute innerhalb der Konkla-ve (aufgrund der einzigartigen Antriebstech-nik ihrer Raumschiffe, aber nur bezüglich derÜberlichtgeschwindigkeit), ein konventionel-ler Roman. Wer in der Maske eines Geome-ters ihren Heimatplaneten aufsuchte, war fürerfahrene Leser schnell erkennbar, undwegen eines Symbioten war Pjotr Chrumowdort nicht in Gefahr. In STERNENSCHATTENgelingt dem Autor jedoch eine überraschen-de Wendung: Der Schatten ist keine organi-sierte Struktur, sondern geradezu anarchi-stisch und stellt damit einen Alptraum fürdie Geometer dar. Und für die Menscheneine Fluchtmöglichkeit vor der Konklave. DerAutor greift dafür auf ein Sujet zurück, dasser auch in zahlreichen anderen SF- und (ver-meintlichen oder tatsächlichen) Fantasyro-manen verwendete, auf Toren zwischen denWelten.

In SPEKTRUM (Heyne TB 52233) suchtder Privatdetektiv Martin Dugin auf diversenWelten, die sich durch Transfertore erreichenlassen, nach einer verschwundenen Frau; inWELTENGÄNGER (Heyne TB 52349) undWELTENTRÄUMER (Heyne TB 52460) wirdKirill Maximow zu einem "Funktional"gemacht, das zwischen den Welten desMultiversums wechseln kann. Der Autor vari-iert das Weltentore-Prinzip also lediglich; inSPEKTRUM war es noch am reizvollsten, dader Protagonist vor jedem Transfer denBewachern der Stationen, den Schließern,eine Geschichte erzählen musste, bevor ersie passieren durfte.

Spätestens nach dem Erscheinen vonSTERNENSPIEL und STERNENSCHATTEN ist

festzustellen, dass das RepertoireSergej Lukianenkos jenseits seinerWÄCHTER-Romane (WÄCHTER DERNACHT [Heyne TB 53080], WÄCH-TER DES TAGES [Heyne TB 53200],WÄCHTER DES ZWIELICHTS [HeyneTB 53198] und WÄCHTER DEREWIGKEIT [Heyne TB 52255])offensichtlich sehr eingeschränktist. In konventioneller Taschen-buchform wären diese u. a. Roma-ne vielleicht noch zu akzeptieren,aber als voluminöse, teure Paper-backs, wie Heyne sie publiziert?!Ab STERNENSPIEL und STERNEN-SCHATTEN nicht mehr!

Armin Möhle

Jack McDevitt

Das Auge des Teu-fels"The Devil's Eye", 2008, deutsche Erstaus-gabe, aus dem Amerikanischen von Frau-ke Meier, Bastei-Lübbe-SFTB 24386,2009, 557 Seiten, 8,95 EUR.Coverzeichnung: Arndt Drechsler.

DAS AUGE DES TEUFELS ist der neue, mittler-weile vierte Band einer der beiden FutureHistories des US-amerikanischen Autors.Während die Romane um die Pilotin undspätere Direktorin der RaumfahrtakademiePriscilla Hutchins relativ gegenwartsnahangesiedelt sind und von der Erde ausge-hen, spielen DIE LEGENDE VON CHRISTOPHERSIMS (zusammen mit ERSTKONTAKT inBastei-Lübbe-SFTB 24274), POLARIS (Bastei-Lübbe-SFTB 24239) und DIE SUCHE (Bastei-Lübbe SFTB 24362) mehrere tausend Jahrein der Zukunft und mitten in der Galaxis,auch wenn die Erde nicht in Vergessenheitgeraten ist.

Ihre Protagonisten sind der Händler AlexBenedict und (überwiegend) seine PilotinChase Kolpath; sie betreiben ihr Geschäftmit der Beschaffung und dem Verkauf vonarchäologischen Artefakten. Während einesAufenthaltes auf der Erde erhalten sie einenHilferuf der Horrorautorin (sic!) Vicki Greene.Nachdem Alex und Chase nach Rimwayzurückgekehrt sind, müssen sie feststellen,dass Vicki Greene ihre Persönlichkeit hatlöschen lassen, nicht ohne Alex Benedictzuvor einen hohen Betrag zu überweisen.

18 FO 244 · 10/2009

Breitsameter/FO244/buch/möhle

Page 19: Nr. 2244 –– OOktober 22009 Breitsameter/FO244/editorial · René Moreau, Schillingstraße 259, 52355 Düren () ... Die Beiträge von Doc Hector kenne ich persönlich schon, aber

Alex und Chase verfolgen die Spur Vicki Gre-enes, die sie zu dem entlegenen PlanetenSalud Afar führt, auf dem sie eine Ver-schwörung aufdecken.

Viele der Romane Jack McDevitts schil-dern, mehr oder minder reizvoll, die Auflö-sung kosmischer Rätsel, die Lösung derGeheimnisse Jahrtausende alter archäologi-scher Artefakte oder die Aufdeckung desHintergrundes kosmischer Phänomene. Dasgilt vor allem für die Romane um PriscillaHutchins (GOTTES MASCHINEN [Bastei-Lübbe-SFTB 24208], DIE SANDUHR GOTTES[Bastei-Lübbe-SFTB 24231], CHINDI [Bastei-Lübbe-SFTB 24328], OMEGA [Bastei-Lübbe-SFTB 24341], ODYSSEE [Bastei-Lübbe-SFTB24369] und HEXENKESSEL [Bastei-Lübbe-SFTB 24377]); in den Büchern, in den denenAlex Benedict und Chase Kolpath im Mittel-punkt stehen, kommt regelmäßig ein krimi-nalistischer Einschlag hinzu, der seinenHöhepunkt diesmal nicht in einem odermehreren Attentaten, sondern in der Ent-führung der Protagonisten findet.

Das kosmische Phänomen, das Chaseund Alex in DAS AUGE DES TEUFELS ent-decken und das vor der Bevölkerung SaludAfars bislang verborgen wurde, ist für anAstronomie Interessierte und für erfahreneSF-Leser wenig spektakulär. Das ist wahr-scheinlich auch die Einschätzung desAutors, denn er setzt die Handlung danachkonsequent mit der Evakuierung Salud Afarsfort (die wegen der geringen Kapazitätenauf dem Planeten im speziellen und in derGalaxis im allgemeinen hoffnungslos anmu-tet). Das genügt ihm aber noch nicht, sodass er Chase Kolpath zu einer Friedensmis-sion zu den Ashiyyurs aufbrechen lässt, den

sogenannten "Stummen", einetelepathisch begabten Spezies,mit denen die Menschen gele-gentlich in Scharmützel aufeinan-dertreffen. Aber auch dann erwar-tet den Leser keine Überraschung.

DAS AUGE DES TEUFELS ist deruninteressanteste Roman um dengalaktischen Händler Alex Bene-dict und seine Pilotin Chase Kol-path, nicht nur bedingt durch denPlot, sondern auch weitschweifigbeschriebene, in vielen Teilen ver-zichtbare Handlungsteile. (Sicher,ein Phänomen, dass nicht nur dieRomane McDevitts betrifft, son-dern große Teile der zeitgenössi-schen SF.) Leser, denen DIELEGENDE VON CHRISTOPHER SIMS,POLARIS und DIE SUCHE bereitsbekannt sind und die an den Bän-den Gefallen gefunden haben,werden trotzdem auch DAS AUGEDES TEUFELS vermutlich nicht alsuninteressant einschätzen.. AlsEinstieg in diese Future Historyoder gar in das Werk McDevitts ist

der Roman jedoch ungeeignet.Armin Möhle

19FO 244 · 10/2009

Breitsameter/FO244/möhle

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Page 20: Nr. 2244 –– OOktober 22009 Breitsameter/FO244/editorial · René Moreau, Schillingstraße 259, 52355 Düren () ... Die Beiträge von Doc Hector kenne ich persönlich schon, aber

20 FO 244 · 10/2009

Breitsameter/FO244/cons

ImpressumFandom Observer 244 • Oktober 2009

Verlag: Editorship S&MHerausgeber: Martin Kempf, Märkerstr. 27, 63755 AlzenauTel 06023-3474 Fax 06023-970833

Chefredakteur: Florian Breitsameter,Treitschkestr. 7, 80992 MünchenE-mail: breitsameter @ sf-fan.de

Spartenredakteure:Comic: Olaf Funke, Naupliastr. 7, 81547München, [email protected]: Klaus G. Schimanski, Postfach600123, 44841 Bochum, E-Mail:observer @ sam-smiley.netFilm: N.N.Horror: Andreas Nordiek, Friedenstraße11, 49413 Dinklage, E-Mail: [email protected] Hörspiel: Mark Engler, August-Peukert-Platz 4, 63457 Hanau,E-Mail: [email protected]

Mitarbeiter dieser Ausgabe:Olaf Brill, Olaf Funke, Peter Herfurth-Jesse,Armin Möhle, Robert Musa, Andreas Nor-diek

Für den Inhalt namentlich gekennzeich-neter Beiträge übernimmt die Redaktionkeine Verantwortung.

Fotos: Archiv, Heyne, Florian Breitsame-ter, WWW...

Satz & Gestaltung: SF-FAN.de

Anzeigenverwaltung:: Martin Kempf; esgilt die Anzeigenpreisliste 2/94Druck: Stefan Schaper, Peine

Bezugspreis: 2,00 Euro (inkl. Porto),Abonnement (12 Ausgaben) 24,00 EuroAuslandspreis bitte anfragen.

Abobestellungen: Konto 240 639 385,Sparkasse Alzenau, BLZ 795 500 00 ltdauf Martin Kempf

Einzelbestellung/Aboverwaltung: MartinKempf; Einzelexemplare müssen vorErscheinen bestellt werden.

Für unverlangt eingesandte Manuskriptebesteht kein Anspruch auf Belegexemp-lare. Die Redaktion behält sich vor, Leser-briefe gekürzt abzudrucken.

Redaktionsschluß:jeweils der 15. des Vormonats

Und jetzt mache ich erst einmal einNickerchen...

Ergänzungen und Korrekturen für die Conliste bitte an [email protected]

schicken!

Conkalender

17. Oktober 2009 BuchmesseCon 24Tagungsort: Bürgerhaus Dreieich-Sprendlin-gen Info: www.buchmessecon.info

29. Oktober bis 3. November 2009 HanseCon25im Haus des CVJMGr. PetersgrubeLübeckhttp://sf-heinz.de/hc25

8.-10. Januar 2010AugustaCon 22Conort: Hoppelmühle bei NördlingenInfo: augustacon.de

2. - 5. April 2010Odyssey 2010The 2010 Eastercon Heathrow, London, UKGäste: Alastair Reynolds, Iain M. Banks, LizWilliams, Mike Carey Info: www.odyssey2010.org

5. - 6. Juni 2010ColoniaCon 19Jugendpark Köln Mülheim, Sachsenbergs-traßeInfo: www.coloniacon.eu

6. - 8. August 2010ACD-JahresCon 2010Naturfreundehaus HildesheimInfo: www.acd-con.de

2. - 6. September 201068th World Science Fiction Conven-tion "Aussiecon 4" Melbourne, VIC, AU Guests of Honour: Kim Stanley Robinson,Robin Johnson, Shaun Tan Info: www.aussiecon4.org.au

17.-19. September 2010ElsterCon 2010Haus des Buches, Leipzigwww.elstercon.de

12. -13. März 2011Dort.Con 2011Info: www.dortcon.de

30. September – 2. Oktober 2011 PERRY RHODAN-WeltCon Tagungsort: MannheimInfo: www.perry-rhodan.net