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ol gasförmig in die Lösung transportiert und sorbiert und dadurch die Löslich- keit des NaCl herabgesetzt. Der Verteilungskoeffizient bei der Reinigungskristallisation hängt wesent- lich von der Wachstumsgeschwindigkeit G und diese wiederum von der Übersät- tigung ab [1]. Durch den experimentell einfach kontrollierbaren Ethanol-Partial- druck der Gasphase kann die Übersätti- gung des Systems in weiten Grenzen variiert werden. Es wurden mittels membrangestütz- ter Kristallisation ausgehend von einer Einspeise mit 7 % KCl sehr geringe Ver- unreinigungsgrade von 0,003 % bei kleiner Wachstumsgeschwindigkeit von G = 10 –9 m/s erzielt. Vergleichende Experimente mit schneller Antisolvent- dosierung führten zu höheren Verunrei- nigungsgraden von 0,010 % bei G = 10 –8 m/s und 0,012 % bei G = 10 –6 m/s. [1] J. A. Burton et al., J. Chem. Phys. 1953, 21 (11), 1987. P5.12 Thermisch induzierte Denaturierung von b-Lg: Kinetik der Auffaltung und Aggregation Dipl.-Ing. A. Tolkach 1) (E-Mail:[email protected]), Prof. Dr.-Ing. U. Kulozik 1) 1) Lehrstuhl für Lebensmittelverfahrenstechnik, TU-München, Weihenstephaner Berg 1, D-85354 Freising DOI: 10.1002/cite.200750412 Der Vortragsfokus liegt auf dem Mecha- nismus der thermischen Denaturierung des majoren Molkenproteins b-Lg. Es wurde eine neue Methode zur reaktions- kinetischen Beschreibung und Modellie- rung der reversiblen Auffaltung und irreversiblen Aggregation von Molken- proteinen entwickelt, die es erlaubte, beide Teilreaktionen unabhängig von- einander zu beurteilen und im Hinblick auf Milieueinflüsse zu charakterisieren. Daraus resultierten die Möglichkeit zur Vorhersage der Konzentration an nati- ven und irreversibel denaturierten Pro- teinen während der Erhitzung und auch die Möglichkeit zur Berechnung des An- teils an Proteinmolekülen, die sich im thermisch induzierten „molten globule state“ befinden. Die Konzentrationsberechnung parti- ell aufgefalteter Proteine erlaubte es, bekannte Phänomene der Molkenpro- teindenaturierung mathematisch zu er- klären: die Anwesenheit eines Knicks in der ARRHENIUS-Darstellung der formalen Denaturierungsgeschwindig- keitskonstante, die Verschiebung der Knick-Temperatur in Abhängigkeit von den Milieubedingungen, unterschied- liches thermisches Verhalten geneti- scher Varianten b-Lg A und B sowie eine Rückkopplung zwischen Aggregation und Auffaltung von Proteinen. Mit die- ser neu entwickelten kinetischen Be- schreibung gelang es außerdem, DSC- Messungen an a-La und b-Lg-Lösungen mit hoher Genauigkeit zu modellieren, wobei ausschließlich aus HPLC-Analy- sen berechnete thermodynamische Grö- ßen „eingespeist“ wurden. Dadurch konnte das allgemein bekannte Phäno- men der Verschiebung der Peak-Tempe- ratur im DSC-Thermogramm von b-Lg mit steigender Heizrate und Proteinkon- zentration kinetisch interpretiert und vorhergesagt werden und auch, weshalb dieses Phänomen bei den reinen a-La- Lösungen nicht auftreten kann. Molken- proteinmoleküle erlaubten es, die Bil- dung von Dimeren, Trimeren und Polymeren während der thermischen Behandlung zu berücksichtigen. Da- durch konnte eine Beziehung zwischen den Ergebnissen von HPLC, DSC und SDS-PAGE mathematisch begründet und durch Untersuchungen an b-Lg AA bestätigt werden. P5.13 Numerische Simulation der Prallbeanspruchung von Partikelkollektiven A. Weber 1) (E-Mail: [email protected]), Prof. Dr.-Ing. H. Nirschl 1) 1) Institut für Mechanische Verfahrenstechnik und Mechanik, Universität Karlsruhe (TH), D-76128 Karlsruhe DOI: 10.1002/cite.200750171 Die Diskrete Elemente Methode (DEM) wird zur Simulation der Verzögerung eines kompakten Partikelpfropfens an einer Prallplatte eingesetzt. Dieser Pro- zess ist eine innovative Art der Zerklei- nerung, bei der die Partikeln aufgrund einer Kombination von Prallbeanspru- Abbildung. Bruchwahrscheinlichkeit P B von Glaskugeln in Ab- hängigkeit des Abstandes d der Pfropfenschicht zur Prallplatte: Vergleich von Experiment und DEM-Simulation. Disperse Systeme 1409 Chemie Ingenieur Technik 2007, 79, No. 9 © 2007 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim www.cit-journal.de

Numerische Simulation der Prallbeanspruchung von Partikelkollektiven

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Page 1: Numerische Simulation der Prallbeanspruchung von Partikelkollektiven

ol gasförmig in die Lösung transportiertund sorbiert und dadurch die Löslich-keit des NaCl herabgesetzt.

Der Verteilungskoeffizient bei derReinigungskristallisation hängt wesent-lich von der WachstumsgeschwindigkeitG und diese wiederum von der Übersät-tigung ab [1]. Durch den experimentelleinfach kontrollierbaren Ethanol-Partial-

druck der Gasphase kann die Übersätti-gung des Systems in weiten Grenzenvariiert werden.

Es wurden mittels membrangestütz-ter Kristallisation ausgehend von einerEinspeise mit 7 % KCl sehr geringe Ver-unreinigungsgrade von 0,003 % beikleiner Wachstumsgeschwindigkeit vonG = 10–9 m/s erzielt. Vergleichende

Experimente mit schneller Antisolvent-dosierung führten zu höheren Verunrei-nigungsgraden von 0,010 % bei G =10–8 m/s und 0,012 % bei G = 10–6 m/s.

[1] J. A. Burton et al., J. Chem. Phys. 1953,21 (11), 1987.

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Thermisch induzierte Denaturierung von b-Lg:Kinetik der Auffaltung und AggregationDipl.-Ing. A. Tolkach1) (E-Mail: [email protected]), Prof. Dr.-Ing. U. Kulozik1)

1)Lehrstuhl für Lebensmittelverfahrenstechnik, TU-München, Weihenstephaner Berg 1, D-85354 Freising

DOI: 10.1002/cite.200750412

Der Vortragsfokus liegt auf dem Mecha-nismus der thermischen Denaturierungdes majoren Molkenproteins b-Lg. Eswurde eine neue Methode zur reaktions-kinetischen Beschreibung und Modellie-rung der reversiblen Auffaltung undirreversiblen Aggregation von Molken-proteinen entwickelt, die es erlaubte,beide Teilreaktionen unabhängig von-einander zu beurteilen und im Hinblickauf Milieueinflüsse zu charakterisieren.Daraus resultierten die Möglichkeit zurVorhersage der Konzentration an nati-ven und irreversibel denaturierten Pro-teinen während der Erhitzung und auchdie Möglichkeit zur Berechnung des An-teils an Proteinmolekülen, die sich imthermisch induzierten „molten globulestate“ befinden.

Die Konzentrationsberechnung parti-ell aufgefalteter Proteine erlaubte es,bekannte Phänomene der Molkenpro-teindenaturierung mathematisch zu er-klären: die Anwesenheit eines Knicksin der ARRHENIUS-Darstellung derformalen Denaturierungsgeschwindig-keitskonstante, die Verschiebung derKnick-Temperatur in Abhängigkeit vonden Milieubedingungen, unterschied-liches thermisches Verhalten geneti-scher Varianten b-Lg A und B sowie eineRückkopplung zwischen Aggregationund Auffaltung von Proteinen. Mit die-ser neu entwickelten kinetischen Be-schreibung gelang es außerdem, DSC-Messungen an a-La und b-Lg-Lösungenmit hoher Genauigkeit zu modellieren,wobei ausschließlich aus HPLC-Analy-

sen berechnete thermodynamische Grö-ßen „eingespeist“ wurden. Dadurchkonnte das allgemein bekannte Phäno-men der Verschiebung der Peak-Tempe-ratur im DSC-Thermogramm von b-Lgmit steigender Heizrate und Proteinkon-zentration kinetisch interpretiert undvorhergesagt werden und auch, weshalbdieses Phänomen bei den reinen a-La-Lösungen nicht auftreten kann. Molken-proteinmoleküle erlaubten es, die Bil-dung von Dimeren, Trimeren undPolymeren während der thermischenBehandlung zu berücksichtigen. Da-durch konnte eine Beziehung zwischenden Ergebnissen von HPLC, DSC undSDS-PAGE mathematisch begründetund durch Untersuchungen an b-Lg AAbestätigt werden.

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Numerische Simulation derPrallbeanspruchung vonPartikelkollektivenA. Weber1) (E-Mail: [email protected]),Prof. Dr.-Ing. H. Nirschl1)

1)Institut für Mechanische Verfahrenstechnik und Mechanik,Universität Karlsruhe (TH), D-76128 Karlsruhe

DOI: 10.1002/cite.200750171

Die Diskrete Elemente Methode (DEM)wird zur Simulation der Verzögerungeines kompakten Partikelpfropfens aneiner Prallplatte eingesetzt. Dieser Pro-zess ist eine innovative Art der Zerklei-nerung, bei der die Partikeln aufgrundeiner Kombination von Prallbeanspru-

Abbildung. Bruchwahrscheinlichkeit PB von Glaskugeln in Ab-hängigkeit des Abstandes d der Pfropfenschicht zur Prallplatte:Vergleich von Experiment und DEM-Simulation.

Disperse Systeme 1409Chemie Ingenieur Technik 2007, 79, No. 9

© 2007 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim www.cit-journal.de

Page 2: Numerische Simulation der Prallbeanspruchung von Partikelkollektiven

chung und interpartikulärer Beanspru-chung durch die abrupte Stauchung desPfropfens vor der Prallplatte zerstörtwerden.

Zerkleinerungsergebnisse aus Versu-chen mit Glaskugeln werden hier prä-sentiert. Die farbliche Markierung defi-nierter Bereiche des Partikelpfropfensermöglicht eine detaillierte, ortsaufge-löste Untersuchung der Zerkleinerungs-effizienz. Umlagerungen innerhalb desPfropfens während seiner pneumati-schen Beschleunigung in einem vertika-len Schussrohr werden durch geeignetekonstruktive Maßnahmen verhindert,

sodass der Aufbau des Pfropfens beimVerlassen des Schussrohrs seinemursprünglichen Aufbau vor der Be-schleunigung entspricht. Auf dieseWeise sind definierte Startbedingungenfür die DEM-Simulationen realisiert.Die Einflüsse verschiedener Betriebs-parameter wie Ausgangspartikelgröße,Aufprallgeschwindigkeit und Pfropfen-höhe auf das Zerkleinerungsergebniswerden diskutiert.

Einzelkorn-Prallexperimente dienenzur Bestimmung der Parameter einesvon Vogel [1] vorgestellten Zerkleine-rungsmodells. Anhand der Ergebnisse

der Einzelkornexperimente wird das ver-wendete DEM-Modell hinsichtlich dermaximal auftretenden Druckkräfte wäh-rend eines Kontakts kalibriert. Die Be-schreibung der Wechselwirkungen zwi-schen den Partikeln bzw. einem Partikelund der Prallplatte erfolgt mittels desKontaktmodells nach Hertz Mindlin.Zwischen den Ergebnissen aus DEM-Simulationen und Experimenten erge-ben sich gute Übereinstimmungen.

[1] L. Vogel, W. Peukert, Chem. Eng. Sci.2005, 60, 5164.

P5.14

Co-Kristallisation – Ein Verfahren zur Produktgestaltungenergetischer MaterialienU. Förter-Barth1), Dr. M. Herrmann1) (E-Mail: [email protected]), Dr. P. B. Kempa1), Prof. U. Teipel2)

1)Fraunhofer ICT, J.-v.-Fraunhofer-Straße 7, D-76327 Pfinztal2)Fachhochschule Nürnberg, Mechanische Verfahrenstechnik, Wassertortstraße 10, D-90489 Nürnberg

DOI: 10.1002/cite.200750325

Co-Kristalle repräsentieren neue Struk-turmodelle, die insbesondere in derPharmaindustrie großes Interesse er-fahren, da anstelle einer additivenKombination der Eigenschaften derKomponenten eine überproportionaleWirkungssteigerung im Co-Kristall er-zielt werden kann. Der Begriff Co-Kris-tall wird für ganz unterschiedlicheStrukturen verwendet. Im einfachstenFall werden Co-Kristalle als Produkteeiner Co-Kristallisation von zwei odermehreren Komponenten definiert. Kon-kreter sind strukturell orientierte Defini-tionsversuche, die die Wechselwirkungder Komponenten im Produkt beschrei-ben, z. B. nicht-kovalente Bindungen.

Co-Kristallisationsversuche wurdenmit den energetischen Materialien Tetra-methylentetranitramin (HMX) und Tri-methylentrinitramin (RDX) begonnen.Ein erster Versuch bestand darin, dieOberfläche je eines HMX- und einesRDX-Partikels anzulösen und die Parti-kel in Kontakt zu bringen. Nach Ver-dampfung des Lösemittels haften diebeiden Partikel fest aneinander. WeitereVersuche umfassten die Verdampfungs-kristallisation, die Fällung und dieKühlkristallisation von Lösungen undLösungsgemischen, auch unter Verwen-dung von Impfkristallen. Die Verfahrenlieferten ein breites Probenspektrum,

das von sehr feinen Pulvern bis zu grob-körnigen Partikeln reicht.

Zur Analyse der hergestellten Partikelwurden die Lichtmikroskopie, das Ras-terelektronenmikroskop und die Rönt-genpulverdiffraktometrie eingesetzt. Dieabbildenden Methoden liefern insbeson-dere bei den grob-körnigen PartikelnInformationen über Partikelaufbauund Habitus. Sie eignen sich zumNachweis grober Co-Kristalle, gebenjedoch kaum Informationen über denBindungsstatus. Eine Unterscheidungder Komponenten auf Basis der Kristall-struktur liefert die Röntgenpulverdif-fraktometrie.

P5.15

Ein neuartiger Magnetfilter zur selektiven BioseparationDipl.-Ing. C. Eichholz1) (E-Mail: [email protected]), Dipl.-Ing. M. Stolarski1), Dipl.-Ing. M. Silvestre2), PD Dr.-Ing. M. Franzreb2),Prof. Dr.-Ing. H. Nirschl1)

1)Institut für Mechanische Verfahrenstechnik und Mechanik, Universität Karlsruhe (TH), Straße am Forum 8, D-76131 Karlsruhe2)Institut für Technische Chemie, Forschungszentrum Karlsruhe, Hermann-von-Helmholtz-Platz 1 D-76344 Eggenstein-Leopoldshafen

DOI: 10.1002/cite.200750090

Die Biotechnologie wird als die Schlüs-seltechnologie für das 21. Jahrhundertbezeichnet. Allerdings bündelt die Auf-bereitung des Zielprodukts in der Bio-technologie im Downstream Processingheute teilweise bis zu 80 % der Betriebs-

und Investitionskosten. Im Sinn einerkostengünstigen und nachhaltigen Bio-technologie wird daher vermehrt dieAufmerksamkeit auf die Entwicklungund Anwendung neuer hybrider Trenn-techniken gelegt. Ein Beispiel hierfür ist

die selektive Bioseparation. Dabei wer-den spezielle Magnetbeads auf Polymer-basis mit eingebetteten magnetischenNanopartikeln und einer auf dasZielprodukt abgestimmten Oberflächen-funktionalisierung als Trägerpartikel

1410 Chemie Ingenieur Technik 2007, 79, No. 9Disperse Systeme

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